fräulein else

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Leseprobe aus dem avant-verlag

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Du willst wirklich nicht mehr weiter-spielen, Else?

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Nein, Paul, ich kann nicht

mehr. Adieu.

Auf Wieder-sehen, gnädige Frau.

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Aber, Else, sagen Sie doch zu mir:

Frau Cissy. - Oder lieber noch: Cissy,

ganz einfach.

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Auf Wieder-sehen, Frau

Cissy.

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Aber warum gehen Sie denn schon, Else? Es sind noch volle zwei

Stunden bis zum Diner.

Lassen Sie sie, gnädige Frau,

sie hat heut’ ihren ungnädigen Tag.

Und der rote Sweater

noch besser.

Steht dir übrigens

ausgezeichnet zu Gesicht, das Ungnädigsein,

Else.

Bei Blau wirst du hoffentlich

mehr Gnade f inden, Paul. Adieu.

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Brauchst keine Angst

zu haben, Tante Emma ...

Ich denke nicht mal im

Traum an Paul.

An niemanden denke ich.

Ich bin in niemanden verliebt.

Aber gut sieht er

aus.

Wenn er nur weniger affek-

tiert wäre.

Ein ganz guter Abgang.

Ich schwöre, dass sie was miteinander haben, Cousin Paul und Cissy Mohr. Hoffentlich glauben die Zwei nicht, dass ich eifersüchtig bin. Nichts auf der Welt ist mir gleichgültiger.

Eigentlich spiele ich besser als Cissy Mohr; und Paul ist auch nicht gerade ein Matador.

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Ich liege nackt auf dem

Marmor.

Ich bin für ein sorgenloses

Leben geboren.

Marmorstufen ins Meer.

Villa an der

Riviera.

Nach Italien würd’ ich ganz

gern heiraten, aber keinen Italiener.

Schade, dass der schöne Schwarze

mit dem Römerkopf schon wieder

fort ist.

“Er sieht aus wie ein Filou”, sagte Paul.

Ach Gott, ich hab’ nichts gegen Filous, im Gegenteil.

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Vom Tennis, Fräulein

Else?

Ach, warum muss man zurück in die Stadt?

Was für ein Scharfblick,

Herr von Dorsday.

Spotten Sie nicht, Else.

Wenn man mit dem Rakett so gut

ausschaut, darf man es gewissermassen auch als Schmuck

tragen.

Esel, darauf antworte ich gar nicht.

Ach, alt!

Ich war früher ein enragierter Tennisspieler.

Und jetzt nicht mehr?

Jetzt bin ich zu alt dazu.

In Marienlyst, da war ein fünfund-

sechzigjähriger Schwede, der spielte

jeden Abend.

Nun, fünfund-sechzig bin ich Gott sei Dank

noch nicht, Warum leider? Das hält er

wohl für einen Witz.

Küss’ die Hand, gnädige Frau.

Adieu, Herr von Dorsday.

Aber leider auch kein Schwede.

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Hochmütig und distanziert, besonders

heute.

Freilich, ich habe meine

Tage. Drum auch

das Ziehen in den Lenden.

Fräulein!

Diese Nacht werde ich Veronal nehmen.

Für mich?Bitte sehr, ein Brief.

Buona sera, Signorina.

Grundgütiger, mein Filou!

Er ist zurück.

Ein Expressbrief

von Mama.

Fräulein!

Hochmütig.

Wie sagte Paul?

War ich zu stolz? Ich bin’s

ja gar nicht.

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