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Rathausplatz 2, 90403 Nümberg Telefon: 0911/231 -Telefax: 0911/231 -E-Mail: [email protected] www.csu-stadtratsfraktion.nuemberg.de
FRAKTION DER CHRISTLICH-SOZIALEN UNION
IM STADTRAT ZU NÜRNBERG
CSU-5tadtratsfraktion Rathausplatz 2 90403 Nürnberg Wolffscher Bau des Rathauses Zimmer 58
Herrn Oberbürgermeister 2907Dr. Ulrich Maly 4051
Rathausplatz 2
90403 Nürnberg
Analyse der Arbeitsmarktsituation in Nürnberg
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Nürnberg hat sich von einem klassischen Produktionsstandort zu einem High Tech-, Industrie- und modemen Dienstleistungsstandort gewandelt.
Dieser Strukturwandel, der noch nicht abgeschlossen ist, wurde bislang erfolgreich bewältigt - dank richtiger Wirtschaftspolitik, die auf Innovation setzt.
Während im Zuge des Strukturwandels viele Arbeitsplätze wegfielen, sind zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden. Infolge des Strukturwandels ist Nümberg heute hinsichtlich der Branchen und Betriebsgrößen breiter und vielfältiger aufgestellt als früher. Die Anzahl der wissensintensiven, qualifizierten Arbeitsplätze nimmt zu.
Dabei ist zu berücksichtigen:
Zwar hat Nürnberg mit derzeit ca. 7,6 % die höchste Arbeitslosenquote in Bayern (landesweit ca. 3,5 %). Zieht man jedoch einen bundesweiten Vergleich der Großstädte, ergibt sich ein anderes Bild: Von den 20 größten Städten in Deutschland hat Nürnberg die viertniedrigste Arbeitslosenquote (nach München, Stuttgart und Frankfurt a.M.).
Im Vergleich zu anderen Städten in Deutschland im Strukturwandel steht Nürnberg gut da. Der Nürnberger Arbeitsmarkt hat sich auch bei erheblichen Ereignissen, wie zuletzt der Quelle-Insolvenz im Jahre 2009, als viele Menschen gleichsam über Nacht ihren Arbeitsplatz verloren, als sehr robust erwiesen. Viele der ehemaligen QuelleBeschäftigten konnten zügjg neue Arbeitsplätze finden.
Auch wenn die sehr niedrige Arbeitslosigkeit in Bayern Ansporn für Nürnberg sein muss, so ist der Vergleich mit anderen Städten und Regionen Bayerns aufgrund unterschiedlicher struktureller Voraussetzungen nicht immer aussagekräftig.
In Teilen des ländlichen Raums in Bayern sind u.a. sinkende Bevölkerungszahlen infolge Abwanderung in die Ballungsräume, aber auch der demographische Wandel
211- A 13012101-Arbeitsmarkt.doc
mit ursächlich für sinkende Arbeitslosenzahlen. Bei den niedrigeren Arbeitslosenzahlen im Umland Nümbergs müssen auch die Pendlerzahlen berücksichtigt werden. Viele Menschen aus dem Umland pendeln zum Arbeiten nach Nümberg ein. Damit befinden sich zahlreiche Arbeitsplätze für Menschen aus dem Umland in Nümberg.
Die Arbeitslosigkeit ist auf dem niedrigsten Stand seit 18 Jahren. Auch die Beschäftigungssituation in Nümberg hat ein Hoch seit über 15 Jahren erreicht - derzeit sind über 270.000 Menschen in sozialversicherungspflichtjger Beschäftigung und dies bei steigender Bevölkerungszahl.
Geringfügige Beschäftigung (sog. Minijobs oder 400 € bzw. 450 €-Jobs), Teilzeit- und Leiharbeitsverhältnisse sind kein zwingendes Indiz für eine prekäre Situation der Betroffenen.
Sowohl Minijobs als auch Leiharbeit ermöglichen es vielen Arbeitslosen, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Zeitarbeitsmarkt ist auf einem hohen Schutzniveau geregelt. Gerade in Nümberg sind viele seriöse Personaldienstleister tätig. Minijobs, Teilzeit- und Leiharbeitsverhältnisse müssen daher vorurteilsfrei betrachtet werden.
Eine Herausforderung für Nümberg bleibt die Langzeitarbeitslosigkeit. Auch hier ist jedoch eine vergleichende Betrachtung mit anderen Großstädten in Deutschland erforderlich.
Um richtige und passgenaue Maßnahmen zur weiteren Senkung der Arbeitslosigkeit und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze zu treffen, ist eine sachgerechte Analyse der Situation und ihrer Ursachen erforderlich. Wichtig ist dabei insbesondere ein Vergleich der Arbeit des Jobcenters Nümberg mit den Jobcentem anderer Großstädte.
Daher stelle ich für die CSU-Stadtratsfraktion zur Behandlung im Stadtrat folgenden
Antrag:
In einer Expertenanhörung im Stadtrat mit Beteiligung der Bundesagentur für Arbeit, der Arbeitgeber- wie der Arbeitnehmerseite, der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer wird die Situation des Arbeitsmarktes beraten. Dabei werden u.a. berücksichtigt
die Arbeitslosigkeit Nümbergs im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten, auch unter Berücksichtigung des Strukturwandels und der Langzeitsarbeitslosigkeit.
Bedeutung und Anzahl der Minijobs und Leiharbeitsverhältnisse in Nümberg im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten.
ein Vergleich der Arbeit des Jobcenters Nümberg mit den Jobcentem anderer deutscher Großstädte unter Berücksichtigung von Zahlen, Maßnahmen (insbesondere zur Qualifizierung und Mobilisierung) und der Ergebnisse.
Mit fre"en Grüßen ? /
/:/. , I~ S~anBrehm Fraktionsvorsitzender
2/2- A 13012101-Arbeitsmarkt.doc
• SPD [email protected] U1, U11 Lorenzkirche Rathaus Tel 0911/231-2906 STADTRATSFRAKTION www.spd-stadlratsfraktion.nuemberg.de Bus 36, 46. 47 Rathaus 90403 Nümberg Fax0911/231-3895 NORNBERG
SPD Stadtratsfraktion I Rathaus I 90403 NDrnberg
An den Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Dr. Ulrich Maly Rathaus
90403 Nürnberg
Nürnberg, 8. November 2012
Nürnberger Arbeitsmarktsituation und ihre Folgen für die Stadt
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Arbeit bedeutet nicht nur Einkommen, sondern auch Teilhabe an unserer Gesellschaft. Arbeit gibt den Menschen ihre Identität und ihre Würde. Deshalb sind sichere Arbeitsplätze eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche und solidarische Stadtgesellschaft. Ein Arbeitsplatz muss sicher sein und den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auch die Möglichkeit geben, vom Arbeitseinkommen sich und ihre Familien ernähren zu können. Leih - und Zeitarbeit sollten nur zeitlich begrenzte Ausnahmen sein und dazu dienen, Auftragsspitzen abzudecken. Krankheit und Alter dürfen nicht bedeuten, dass Menschen auf das Abstellgleis des Arbeitsmarktes geraten. Das können und wollen wir nicht akzeptieren.
Nach Medienberichten liegt in Nürnberger der Anteil der Leiharbeitnehmer fast doppelt so hoch als im Bundesdurchschnitt. Auch ist die zahl der so genannten Mini-Jobs in Nürnberg deutlich höher als in anderen Regionen. Aufgrund dieser Situation verfügen viele der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer über kein auskömmliches Erwerbseinkommen und sind auf zusätzliche Leistungen nach dem SGB 11 angewiesen - in der Regel auf kommunale Mittel etwa für die "Kosten der Unterkunft" (KdU).
Anlass zur Sorge bereitet aktuell der deutliche Zuwachs bei den Arbeitslosen, der offensichtlich in einem engen Zusammenhang mit der speziellen Beschäftigungssituation in Nürnberg steht. So ist die Zahl der Arbeitslosen, die Leistungen nach dem SGB 11I erhalten, wie den Berichten der BA zu entnehmen ist, von Oktober 2011 bis Oktober 2012 um knapp ein Viertel (1.180 Personen, Steigerungsrate 24,1%) gestiegen und liegt dabei deutlich höher als in anderen Städten. Es muss mit aller Kraft verhindert werden, dass diese Arbeitslosen so lange keinen Arbeitsplatz finden, dass sie auf Sozialleistungen angewiesen sein werden.
Diese Entwicklung des Nürnberger Arbeitsmarktes muss detailliert analysiert und diskutiert werden, um gegebenenfalls rechtzeitig entsprechende Maßnahmen einzuleiten.
Eine intensive Auseinandersetzung mit den Besonderheiten des Nürnberger Arbeitsmarktes erfordert auch der immer noch stattfindende Strukturwandel der lokalen Wirtschaft, der sich mit der Insolvenz der Quelle und der Schließung des AEG-Werkes extrem hart offenbarte. Damals wurde versucht, mit speziellen Maßnahmen auf den Arbeitsplatzabbau zu reagieren. ..E
• SPD STADTRATSFRAKTION NORNBERG
- 2
Die SPD-Fraktion stellt daher zur Behandlung im Stadtrat folgenden
Antrag:
Es wird bei einer der nächsten Stadtratssitzungen eine Experten-Anhörung durchgeführt, bei der das Thema "die Nürnberger Arbeitsmarktsituation und ihre Folgen für die Stadt" beraten wird. Neben den zuständigen Arbeits- und Sozialbehörclen, sollen auch die Arbeitgeber - und die Gewerkschaftsseite in diese Anhörung eingebunden werden.
Mit freundlichen Grüßen
L~L91' Christian Vogel Fraktionsvorsitzender
TOP:
I. Anmeldung
Stadtrat
Sitzungsdatum 20.03.2013
öffentlich
Betreff: Analyse der Arbeitsmarktsituation in Nürnberg und ihrer Folgen für die Stadt hier: Antrag der SPD-Fraktion vom 08.11.2012 und Antrag der CSU-Fraktion vom 23.01.2013
Anlagen: Antrag der SPD-Fraktion vom 08.11.2012 und Antrag der CSU-Fraktion vom 23.01.2013 Sachverhalt
Bisherige Beratungsfolge:
Gremium Sitzungsdatum Bericht Abstimmungsergebnis
angenommen abgelehnt vertagt/verwiesen
Sozialausschuss 14.07.2011
Sachverhalt (kurz): Der Bericht beruht auf Anträgen der Stadtratsfraktionen von SPD und CSU zur Situation des Nürnberger Arbeitsmarktes vor dem Hintergrund des stattfindenden Strukturwandels. Differenziert analysiert werden die Beschäftigungssituation in Nürnberg und die verschiedenen Aspekte des Themas "Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit", v.a. die Situation in den Rechtskreisen SGB III und SGB III. Ein Fazit jeweils aus wirtschaftspolitischer sowie aus sozialpolitischer Sicht schließt den Sachstandsbericht ab. Auf Antrag beider Fraktionen wird zu diesem Thema im Stadtrat in der Sitzung am 20.03. eine Expertenanhörung durchgeführt. Herr Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit wird dabei auf die strukturellen Rahmenbedingungen des Nürnberger Arbeitsmarktes und die Beschäftigungssituation eingehen. Eingeladen wurden außerdem - mit der Bitte um kurze Einschätzung der Thematik aus ihrem Blickwinkel - hochrangige Vertreter/Vertreterinnen der IHK Nürnberg für Mittelfranken, der Handwerkskammer für Mittelfranken und des Deutschen Gewerkschaftsbundes Region Mittelfranken. Sozialreferent Reiner Prölß und Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas werden die Arbeitmarktsituation aus Sicht ihrer Geschäftsbereiche erläutern. Beschluss-/Gutachtenvorschlag: entfällt, da Bericht
1a. Finanzielle Auswirkungen:
Nein
Noch offen, weil
Ja
NürnbergNürnberg
Kosten:
noch nicht bezifferbar
Gesamtkosten € Folgekosten pro Jahr davon pro Jahr X
davon investiv € begrenzter Zeitraum Sachkosten €
davon konsumtiv € dauerhaft Personalkosten €
1b. Haushaltsmittel/Verpflichtungsermächtigungen sind bereitgestellt:
Nein Abstimmung mit Stk (siehe Punkt 4) erforderlich
Ja Betrag: € Profitcenter/Investitionsauftrag:
2a. Auswirkungen auf den Stellenplan:
Nein
Ja im Umfang von Vollkraftstellen (weiter bei 2b)
2b. Deckung vorhanden:
Nein Abstimmung mit OrgA (siehe Punkt 4) erforderlich
Ja Stellen-Nr.
3.a Prüfung der Genderrelevanz durchgeführt:
Nein
Ja
3.b Geschlechterrelevante Auswirkungen:
Nein
Ja siehe Anlagen
4. Abstimmung ist erfolgt mit:
Ref. I / OrgA
Deckungsvorschlag akzeptiert
keine Stellendeckung vorhanden
Einbringung in das Stellenschaffungsverfahren
Ref. II / Stk
Deckungsvorschlag akzeptiert
keine Haushaltsmittel vorhanden
Ein Finanzierungsvorschlag ist noch zu erarbeiten
RA (verpflichtend bei Satzungen und Verordnungen)
001 08.2010
II. Herrn OBM III. Ref. V / Ref. VII Nürnberg, 01.03.2013 Prölß Dr. Fraas (5500/5700)
Beilage
Analyse der Arbeitsmarktsituation in Nürnberg und ihrer Folgen für die Stadt
Gliederung
1. Einführung
1.1 Aus sozialpolitischer Sicht
1.2 Aus wirtschaftspolitischer Sicht
2. Beschäftigungssituation
2.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Beschäftigte nach Alters-
gruppen, Pendlerquote
2.2 Atypische Beschäftigung
2.2.1. Geringfügige Entlohnung
2.2.2. Zeitarbeit
2.3 Veränderungen in den einzelnen Wirtschaftszweigen
2.4 Qualifikationsstruktur
2.5 Entlohnung
2.6 Einschätzung der kommenden Beschäftigungsentwicklung unter Befra-
gung von IHK Nürnberg für Mittelfranken und HWK für Mittelfranken
3. Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit
3.1 Bereich ALG I im Städtevergleich
3.2 Bereich ALG II im Städtevergleich
3.3 Unterbeschäftigungsquote
3.4 SGB II-Quoten im Städtevergleich
3.5 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Städtevergleich
3.6 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II mit ergänzendem Er-
werbseinkommen
3.7 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II mit gleichzeitigem Leis-
tungsbezug nach dem SGB III
3.8 Leistungen für Unterkunft und Heizung im Städtevergleich
3.9 Empirische Daten zu Zielindikatoren des Jobcenters Nürnberg-Stadt und
strategische Ausrichtung
3.10 Entwicklung ALG I und II (Vergleich Dezember 2012 zu Dezember 2011)
4. Fazit und Ausblick
4.1 Aus Sicht des Wirtschaftsreferats
4.2 Aus Sicht des Referats für Jugend, Familie und Soziales
2
3
Sachverhaltsdarstellung
1. Einführung
Die Sachverhaltsdarstellung geht auf die Anträge der Fraktionen von SPD und CSU zum
Nürnberger Arbeitsmarkt vor dem Hintergrund des stattfindenden Strukturwandels ein und
soll einen umfangreichen Einblick in die aktuelle Situation bieten. Beide Fraktionen
beantragen eine Experten-Anhörung im Stadtrat, die sich neben der detaillierten Betrachtung
der Arbeitsmarktsituation allgemein und in den Rechtskreisen des SGB III und des SGB II
speziell mit den Themen Zeit- und Leiharbeit und Minijobs beschäftigen soll. Die CSU-
Fraktion beantragt darüber hinaus noch einen Vergleich der Arbeit des Jobcenters Nürnberg
mit den Jobcentern anderer deutscher Großstädte. Für die Sachverhaltsdarstellung wurden
auch Vergleiche mit der Lage in anderen Städten, im Freistaat Bayern und der Bundesrepub-
lik Deutschland gezogen.
Aufgrund der unterschiedlichen Verfügbarkeit der Daten wurden folgende Datenstände
berücksichtigt:
Verwendete Datenstände:
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte inkl. Pendlerdaten
zum Stichtag 30.6.2012; vorläufige Ergebnisse
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Arbeitslose Dezember 2012
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Informationen aus der regionalen Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut) der Hans Böckler Stiftung
Jahreswert 2011
Quelle: WSI
Qualifikation der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich
zum Stichtag 30.6.2011; vorläufige Ergebnisse
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Durchschnittslöhne 2010
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Für die Darstellungen im Bereich des SGB II wurde auf Daten des Statistik-Service der
Bundesagentur für Arbeit und auf Berechnungen des Jobcenters Nürnberg-Stadt zurückge-
griffen.
4
1.1 Aus sozialpolitischer Sicht
Sozialpolitik bezeichnet politische und verbandliche Aktivitäten sowie gesetzgeberische
Maßnahmen, die sich auf die Absicherung existenzieller Risiken, die Verbesserung der
Lebenssituation sozial Schwacher, Gefährdeter oder Schutzbedürftiger und die Regelung der
spannungsreichen Interessenunterschiede zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
beziehen1. Aus diesem Grund steht die Arbeitsmarktintegration von arbeits- bzw. erwerbslo-
sen Personen für das Referat für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg im
Zentrum kommunaler Sozialpolitik. Arbeitslosigkeit verschlechtert die soziale und wirtschaft-
liche Stellung der Betroffenen und führt in Form der Langzeitarbeitslosigkeit oftmals direkt in
Armut, in soziale und gesellschaftliche Benachteiligung und Isolation. „Arbeit bedeutet für
Menschen aber noch mehr als Existenzsicherung: Sie strukturiert den Tagesablauf, vermittelt
Kompetenzen und soziale Kontakte, stiftet Zufriedenheit und Sinn, ist gesellschaftliche
Teilhabe“2.
Die Handlungsfelder des Referates für Jugend, Familie und Soziales liegen dabei vor allem
• in der Entwicklung von Strategien der arbeitsmarktlichen Qualifizierung und sozialen
Integration,
• in der Initiierung und Förderung von Projekten und Maßnahmen, die Jugendliche und
junge Erwachsene ausbildungsreif machen und ihnen Ausbildung ermöglichen,
• in der Initiierung und Förderung von Projekten und Maßnahmen, die Personen im
Rechtskreis des SGB II bestmöglich qualifizieren und in Beschäftigung integrieren
• und in der Organisation eines öffentlich finanzierten und organisierten Arbeitsmark-
tes, da unbestritten viele von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffene aufgrund gesund-
heitlicher Einschränkungen, langjähriger Arbeitslosigkeit oder mangelnder Qualifikati-
on realistischerweise keine Chance mehr auf eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt be-
sitzen.
Diese Handlungsfelder werden mit einer Vielzahl an Maßnahmen und Projekten realisiert.
Dabei tritt das Referat für Jugend, Familie und Soziales entweder selbst als Projektträger
auf, beispielsweise bei dem bundesweit beachteten Modellprojekt „Perspektiven für Familien:
Beschäftigung und Jugendhilfe im Tandem“ oder kooperiert intensiv mit der städtischen
Beschäftigungsgesellschaft Noris-Arbeit (NOA) gGmbH, dem Jobcenter Nürnberg-Stadt und
freien Trägern im Stadtgebiet.
1 Schubert, Klaus/Klein, Martina: Das Politiklexikon, 5. Aktual. Auflage. Bonn: Dietz 2011. 2 Orientierungsrahmen für eine nachhaltige Jugend-, Familien-, Bildungs- und Sozialpolitik in Nürnberg, Referat für Jugend, Familie und Soziales, Leitlinie 5: Beschäftigung ermöglichen.
5
Neben den Strukturmerkmalen der Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung in den Rechts-
kreisen des SGB III und des SGB II sind Themenbereiche wie die Struktur der Beschäftigung
(prekäre Beschäftigung, Zeit- und Leiharbeit) bzw. die Entlohnungs- und Qualifikationsstruk-
tur der Beschäftigten in Nürnberg für eine Analyse der Nürnberger Arbeitsmarktsituation von
großer Bedeutung. Desgleichen auch die Frage der „Ergänzer“ und „Aufstocker“. “Ergänzer“
sind Personen, die in Beschäftigung sind und ergänzend Leistungen des Jobcenters
erhalten, da ihr Verdienst unter der Grundsicherungsgrenze liegt. „Aufstocker“ sind Personen
im Leistungsbezug des SGB III (Arbeitslosengeld I), die gleichzeitig ergänzende Leistungen
nach dem SGB II erhalten, da sie mit dem ALG I unter der Grundsicherungsgrenze liegen.
Diese Daten und ihre Aufbereitung sind Voraussetzung für zielgerichtete Strategien,
Maßnahmen und Projekte zur Verbesserung der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungssituation
in Nürnberg.
6
1.2 Aus wirtschaftspolitischer Sicht
Kommunale Wirtschaftspolitik hat die Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit des
Standortes zu steigern und hierdurch nachhaltig Wohlstand und Arbeitsplätze zu sichern und
zu mehren. Sie schafft die Rahmenbedingungen für Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft
und Nachhaltigkeit.
Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist die Situation des Nürnberger Arbeitsmarktes vor dem
Hintergrund des Strukturwandels von einem klassischen Produktionsstandort hin zu einem
High Tech-, Industrie- und modernen Dienstleistungsstandort differenziert zu betrachten.
Zum einen wirken noch immer einschneidende Ereignisse des Strukturwandels in der
jüngeren Vergangenheit nach. Die Schließung des AEG-Werkes im Jahr 2007 und die
Insolvenz der Primondo-Gruppe im Jahr 2009, zu der die Quelle GmbH gehörte, haben
mehrere tausend Menschen in die Arbeitslosigkeit geführt. Diese Ereignisse haben das
Tempo des Strukturwandels in Nürnberg erhöht.
Im Rahmen der Quelle-Insolvenz wurden seitens der Stadt Nürnberg Forderungen zu
strukturverändernden und strukturstärkenden Maßnahmen und Investitionen aufgestellt. Der
Freistaat Bayern hat daraufhin das Strukturprogramm für Nürnberg und Fürth mit einem
Volumen von 115 Mio. € aufgelegt. Diese Mittel werden teils zur Zukunftssicherung
verwendet. Beispielhaft ist die Schaffung des Energie Campus Nürnberg, der sukzessive auf
dem ehemaligen AEG-Gelände angesiedelt wird. In dieser Spitzenforschungseinrichtung
wird das Energiesystem in seiner Gesamtheit, d.h. Erzeugung/Wandlung, Netze, Speicher,
Infrastruktur, Energieeffizienz, erforscht – nebst wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftli-
cher Begleitforschung. Damit wurde frühzeitig und noch vor der Energiewende auf das
Zukunftsthema Energie gesetzt, für das der Standort Nürnberg dank seiner energietechnolo-
gischen Kompetenz sowohl im Bereich der Unternehmen als auch im Bereich der Wissen-
schaft prädestiniert ist. Ferner wurden aus dem Strukturprogramm arbeitsmarktpolitische
Projekte finanziert, wie das bei der Wirtschaftsförderung Nürnberg angesiedelte „Netzwerk
Zukunfts- und Beschäftigungssicherung in der Region Nürnberg“. In diesem Projekt werden
bis März 2013 die Quelle-Zulieferer und –Dienstleister in der Städteachse betreut. Es konnte
weitere Arbeitsplatzverluste verhindern. Ein anderes Beispiel ist das Modellprojekt „Perspek-
tiven für Familien. Beschäftigung und Jugendhilfe im Tandem“, das beim Referat für Jugend,
Familie und Soziales angesiedelt ist.
Die technologieorientierten Maßnahmen mit dem Ziel, eine breite Basis an Arbeitsplätzen in
zukunftssicheren Bereichen zu schaffen, wirken sich erst zeitlich versetzt auf den Arbeits-
markt aus.
7
Trotz des Strukturwandels spielen Unternehmen im produzierenden Sektor weiterhin eine
große Rolle bei der Bereitstellung von Arbeitsplätzen. Fest damit verbunden sind Arbeitsplät-
ze im tertiären Sektor. Insofern verwischt sukzessive die klassische Einteilung der Sektoren.
Laut einer Studie des Prognos-Instituts ist die Trennung in die Sektoren Landwirtschaft,
Industrie und Dienstleistungen aufgrund der hohen Verflechtung nicht mehr brauchbar. Denn
eine Differenzierung zwischen Industrie und Dienstleistungen wird zunehmend schwieriger.
Wertschöpfung entsteht zunehmend im Zusammenspiel. Daher sollte auch kein Gegensatz
zwischen Produktion und Dienstleistungen konstruiert, sondern aufgrund der Verflechtung
die Synergien betrachtet und gehoben werden. Der Ausbau moderner Industrien braucht
hochwertige Dienstleistungen (z.B. Forschung und Entwicklung, Logistik), ein großer Teil der
Dienstleistungswirtschaft wiederum ist ohne starke industrielle Produktion nicht denkbar.
Dies zeigt beispielsweise die digitale Wirtschaft, die heute die virtuelle Welt des Internet mit
der realen Welt der Produktion verbindet.
Daher verfolgt das Wirtschaftsreferat verfolgt die langfristige Strategie, neben Produktion und
den produktionsorientierten Dienstleistungen verstärkt den Bereich der innovativen
Dienstleistungen zu fördern. Nur mit einem Mix an Branchen und Tätigkeitsfeldern wird es
auch in Zukunft möglich sein, für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Qualifizierungs-
stufen einen adäquaten Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Die im Vergleich unterdurch-
schnittliche Quote an höher qualifizierten Personen soll langfristig mittels verschiedener
Maßnahmen erhöht werden.
Da die klassische Einteilung nach Wirtschaftssektoren verwischt und die wechselseitigen
Abhängigkeiten zunehmen (Beispiel: Die Digitale Wirtschaft u.a. verbindet die virtuelle Welt
des Internet mit der realen Welt der Produktion), ist die Vernetzung der handelnden Akteure
umso wichtiger. Die Handlungsspielräume sind dabei in einem Zusammenspiel von Akteuren
aus den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Sozialpolitik zur Steigerung der Lebensqualität
in der Stadtgesellschaft optimal zu nutzen.
8
268 810
264 593
257 074
254 599255 495
262 245264 202
263 654
256 174253.528 252 469
258 039
262 680
268 000
264 324 264 515
270 750
275 210
95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12
SV-Beschäftigtejeweils am 30.06.
2. Beschäftigungssituation
2.1 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Beschäftigte nach Altersgruppen,
Pendlerquote
Bei der Betrachtung der Beschäftigungsentwicklung seit 1995 fällt auf, dass in 2012 die Zahl
der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) am Arbeitsort Nürnberg auf den
höchsten Wert im Zeitraum, nämlich 275 210 Personen gestiegen ist.
Abb. 1: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Nürnberg
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Nürnberg
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Damit sind 2012 fast 23 000 Menschen mehr als im Jahr 2005 in einem sozialversicherungs-
pflichtigen Beschäftigungsverhältnis tätig. Verglichen mit dem Jahr 1995 beträgt die
Steigerung hingegen 6 400 Arbeitsplätze. Gleichzeitig sank jedoch die Anzahl der sozialver-
sicherungspflichtig Beschäftigten in Vollzeit von Juni 2002 mit 224 693 bis Juni 2011 mit
216 806 um 7 887 Arbeitsplätze (-3,5%). Die Verringerung vollzog sich vor allem im Zeitraum
2002 bis Mitte 20053. Die Anzahl der in Teilzeit Beschäftigten erhöhte sich im gleichen
Zeitraum (2002 bis 2011) von 38 911 auf 53 747 (Zunahme: 14 836 = 38,1%), die der
geringfügig entlohnten Beschäftigten4 von 28 484 auf 56 660 (Zunahme: 28 176 = 98,9%),
die der ausschließlich gering entlohnten Beschäftigten von 28 484 auf 33 301 (Zunahme:
3 Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit. 4 Die geringfügig entlohnten Beschäftigten sind nicht in der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten enthalten.
9
149 275; 54%
125 935; 46%
Männer
Frauen 53%47%
Männer
Frauen54%
46%
Männer
Frauen
4817 = 16,9%). Die Steigerungen bei den geringfügig Beschäftigten erfolgte vor allem im
Zeitraum zwischen 2002 und 2004. Das Verhältnis sozialversicherungspflichtig Beschäftigter
zu Einwohnern ist in Nürnberg günstig ausgeprägt, wenngleich der Verlust an Vollzeitstellen
dieses Bild trübt. Darüber hinaus zeigt die Einpendlerquote von 52,4%, dass die Stadt
Nürnberg für die umliegende Region eine enorm wichtige Rolle als Standort für Beschäfti-
gung ausübt (siehe auch Unterkapitel Pendlersaldo), was natürlich für die Beschäftigten und
Arbeitslosen mit Wohnort in Nürnberg zu einer erhöhten Konkurrenz um Arbeitsplätze
innerhalb des Stadtgebietes Nürnberg führt.
Struktur nach Geschlecht
Die Struktur nach Geschlecht zeigt zum 30.06.2012 eine Verteilung von 54% Männern zu
46% Frauen.
Abb. 2: Struktur nach Geschlecht
Stadt Nürnberg Durchschnitt der 20 größten dt. Städte
Deutschland
Struktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten jew. am Arbeitsort zum Stichtag 30.6.2012
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Damit ist Nürnberg ein Abbild des bundesdeutschen Durchschnittes. Im Vergleich mit den 20
größten Städten wird deutlich, dass andere Städte einen geringfügig höheren Anteil an
Frauen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen haben. Trotz aller
Anstrengungen besteht bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch Nachholbedarf.
10
242 235; 88%
32 854; 12%
Deutsche
Ausländer
90%
10%
Deutsche
Ausländer
92%
8%
Deutsche
Ausländer
Struktur nach Nationalität
Abb. 3: Struktur nach Nationalität
Stadt Nürnberg Durchschnitt der 20 größten dt. Städte
Deutschland
Struktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort zum Stichtag 30.6.2012
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Am Arbeitsort Nürnberg sind 88% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten deutscher
Nationalität, der Anteil der ausländischen SVB liegt bei 12%5. Im Vergleich der 20 größten
deutschen Städte ist die Quote in Nürnberg um ein Fünftel höher, im Vergleich mit dem
bundesdeutschen Durchschnitt sogar um die Hälfte höher.
Struktur nach Altersgruppen
In der Struktur nach Altersgruppen liegt der Anteil der unter 25-Jährigen bei 12%. Zwischen
25 bis unter 50 Jahre alt sind 62% aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, 26%
sind über 50 bis unter 65 Jahre alt. Im Vergleich mit den 20 größten deutschen Städten zeigt
sich, dass gerade bei den unter 25-Jährigen der Anteil in Nürnberg um ein Drittel höher liegt.
Dies drückt sich auch in einer sehr geringen Jugendarbeitslosigkeit aus (1,8% der unter 20-
Jährigen im Dezember 2012). Diese offizielle Quote der Jugendarbeitslosigkeit zeigt jedoch
nicht umfänglich das gesamte Ausmaß der ausbildungs- und arbeitslosen Jugendlichen und
Jungen Erwachsenen, da Personen in staatlich finanzierten Qualifizierungsmaßnahmen
zwischen Schule und Berufsausbildung, jährlich in Deutschland fast 300.000 Jugendliche,
nicht in dieser Arbeitslosenstatistik erfasst werden. Problematisch ist zudem, dass mehr als
die Hälfte dieser Jugendlichen bzw. Jungen Erwachsenen den Status von „Altbewerbern“
5 Erfasst sind hier jedoch nicht die Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit und Migrationshin-tergrund, die beispielsweise nach der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts die deutsche Staatsbür-gerschaft angenommen haben.
11
31 969; 12%
169 304; 62%
72 553; 26%
unter 25 Jahre
25 bis unter 50 Jahre
50 bis unter 65 Jahre
9%
64%
27%
unter 25 Jahre
25 bis unter 50 Jahre
50 bis unter 65 Jahre
11%
60%
28%
unter 25 Jahre
25 bis unter 50 Jahre
50 bis unter 65 Jahre
haben, deren Schulabgangsjahr ein Jahr und länger zurückliegt6. Ebenfalls nicht in der
Jugendarbeitslosigkeitsstatistik erfasst sind diejenigen Jugendlichen, die nur bei der Berufs-
beratung als Lehrstellen suchend erfasst sind, sich aber nicht gleichzeitig arbeitslos
gemeldet haben.
Abb. 4: Struktur nach Altersgruppen
Stadt Nürnberg Durchschnitt der 20 größten dt. Städte
Deutschland
Struktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten jew. am Arbeitsort zum Stichtag 30.6.2012
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Bei den über 50- bis unter 65-Jährigen liegt der Anteil in Nürnberg dagegen leicht unter dem
Durchschnitt.
6 Spiegel Online: „Schatten auf der Boom-Statistik“. 31. Mai 2012.
12
186 806
275 210
144 188
55 784
88 404
Beschäftigte am Wohnort
Beschäftigte am Arbeitsort
Einpendler/ Einpendlerinnen
Auspendler/ Auspendlerinnen
Pendlersaldo
Pendlersaldo
Der Pendlersaldo7 der Stadt Nürnberg weist einen hohen Einpendlerüberschuss aus, im Jahr
2012 betrug dieser 88 404 Personen. In Summe pendelten 144 188 Personen ein und
55 784 Personen aus. Damit sind 52,4% der am Arbeitsort Nürnberg Beschäftigten
Einpendlerinnen und Einpendler. Insgesamt sind 275 210 sozialversicherungspflichtig
beschäftigte Personen am Arbeitsort Nürnberg tätig, im Stadtgebiet wohnen 186 806
sozialversicherungspflichtig beschäftigte Personen.
Abb. 5 : Beschäftigte und deren Pendlerverhalten am Wohn- und Arbeitsort Nürnberg
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohn- und Arbeitsort Nürnberg zum Stichtag 30.6.2012
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Vergleicht man die Zahlen für Nürnberg mit denen der umliegenden Städte und Landkreise,
so fällt auf, dass Nürnberg eine zentrale Arbeitsplatzfunktion innehat.
7 Der Pendlersaldo einer Region (Stadt- bzw. Landkreis) gibt an, ob mehr Arbeitskräfte regelmäßig von ihrem Wohnort zum Arbeiten in die Region kommen, oder mehr in der Region Wohnende sie regelmäßig verlassen, da ihr Arbeitsplatz außerhalb der Region liegt.
Wenn mehr Pendler in die Region kommen, spricht man vom Einpendlerüberschuss, oft auch einfach nur vom Pendlerüberschuss; wenn sie mehr Personen zum Arbeiten verlassen als hineinkommen, spricht man vom Auspendlerüberschuss. Die entsprechenden Zahlenwerte tragen die Einheit „Personen“; oft werden sie der besseren Vergleichbarkeit wegen auch in Prozent der Arbeitsplätze der Region ausgewiesen.
Der Pendlerüberschuss steht in engem Zusammenhang mit der relativen Arbeitsplatzdichte und gilt als Indikator für die Wirtschaftskraft einer Region.
Orte mit hohem Auspendlerüberschuss werden als Trabanten- oder Schlafstädte bezeichnet. Quelle: Wikipedia
13
Tab. 1: Kreise der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN) und deren Pendlersalden sortiert nach der Arbeitslosenquote
Reihenfolge nach
Arbeitslosen-quote
Stadt- und Landkreise der EMN Ein- pendler und
Einpend-lerinnen (Juni 2012)
Aus- pendler und Aus-
pendler-innen
(Juni 2012)
Pendlersaldo absolut
(Juni 2012)
Pendlersaldo bezogen auf Arbeitsort-beschäftigte8
in %
Arbeitslose im Dez 2012 absolut
Arbeits-losenquote Dez 2012
1 Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsh. 6 616 16 510 -9 894 -34,5% 1 198 2,2%
2 Neumarkt i.d.OPf. 9 839 17 600 -7 761 -18,5% 1 612 2,3%
3 Erlangen-Höchstadt 23 418 34 085 -10 667 -25,1% 1 664 2,3%
4 Ansbach 13 051 30 096 -17 045 -31,5% 2 746 2,7%
5 Nürnberger Land 18 503 33 454 -14 951 -31,0% 2 477 2,8%
6 Roth 11 936 27 264 -15 328 -47,0% 1 878 2,8%
7 Amberg-Sulzbach 8 177 22 726 -14 549 -57,3% 1 701 2,9%
8 Bamberg 12 632 38 453 -25 821 -78,7% 2 461 2,9%
9 Forchheim 8 820 28 306 -19 486 -74,0% 2 001 3,1%
10 Weißenburg-Gunzenhausen 5 715 11 631 -5 916 -20,4% 1 563 3,1%
11 Fürth 11 158 33 613 -22 455 -102,8% 1 991 3,2%
12 Kitzingen 8 554 13 585 -5 031 -17,5% 1 548 3,2%
13 Haßberge 5 974 14 776 -8 802 -36,1% 1 653 3,4%
14 Bayreuth 8 806 26 872 -18 066 -78,9% 2 092 3,6%
15 Lichtenfels 9 466 9 013 453 1,7% 1 493 3,9%
16 Coburg 11 650 20 795 -9 145 -34,9% 1 967 4,0% 17 Kronach 6 265 8 620 -2 355 -9,5% 1 556 4,0% 18 Stadt Erlangen 59 703 14 805 44 898 51,5% 2 395 4,0% 19 Neustadt a.d.Waldnaab 9 222 18 796 -9 574 -36,1% 2 163 4,1% 20 Stadt Ansbach 15 777 5 979 9 798 39,5% 926 4,2% 21 Hof 13 100 14 525 -1 425 -4,2% 2 173 4,3% 22 Kulmbach 7 757 10 382 -2 625 -10,2% 1 794 4,4% 23 Stadt Schwabach 9 458 9 625 -167 -1,2% 919 4,4% 24 Tirschenreuth 5 915 11 225 -5 310 -24,4% 1 882 4,7% 25 Wunsiedel i.Fichtelgebirge 7 362 7 071 291 1,1% 1 906 5,0% 26 Stadt Bamberg 33 826 9 060 24 766 50,8% 1 890 5,1% 27 Stadt Amberg 15 212 6 106 9 106 37,8% 1 312 5,7% 28 Stadt Coburg 22 478 5 324 17 154 53,2% 1 229 5,7% 29 Stadt Bayreuth 26 074 6 762 19 312 45,1% 2 187 5,9% 30 Stadt Fürth 26 830 33 175 -6 345 -15,5% 4 325 6,5% 31 Stadt Hof 13 999 5 733 8 266 35,3% 1 544 6,8% 32 Stadt Weiden i.d.OPf. 16 566 5 363 11 203 43,5% 1 643 7,2% 33 Stadt Nürnberg 144 188 55 784 88 404 32,1% 20 586 7,6% Quelle: Bundesagentur für Arbeit. Anmerkung: Die Arbeitslosenquoten wurden in diese Tabelle aufgenommen, um auch tabellarisch und auf die Gebietskörperschaften bezogen den zumeist gegebenen Zusammenhang zwischen positiven/negativen Pendlersaldo und günstiger/ungünstiger Arbeitslosenquote aufzuzeigen (vgl. ebenfalls Kap. 3 Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit).
Die 15 Städte und Landkreise der EMN mit den günstigsten Arbeitslosenquoten haben, mit
Ausnahme des Landkreises Lichtenfels, durchweg einen negativen Pendlersaldo. Sie
entlasten ihre Arbeitsmärkte durch Auspendlerüberschüsse. Abgesehen vom Landkreis
8 Der Pendlersaldo bezogen auf Arbeitsortbeschäftigte in % bezeichnet Einpendler nach Nürnberg im Verhältnis zu allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Nürnberg.
14
38,8%
38,4%
31,5%
33,7%
33,8%
33,8%
34,0%
35,4%
36,6%
36,9%
37,0%
37,3%
38,5%
38,8%
39,0%
39,3%
39,7%
40,5%
40,9%
42,4%
42,4%
43,2%
0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0% 45,0% 50,0%
Deutschland
Bayern
Frankfurt
Stuttgart
München
Düsseldorf
Dresden
Hamburg
Mannheim
Duisburg
Berlin
Köln
Nürnberg
Bonn
Leipzig
Essen
Region Hannover
Bremen
Wuppertal
Bochum
Dortmund
Bielefeld
Lichtenfels, der Stadt Erlangen und der Stadt Ansbach haben alle die 24 Kreise der Region,
die zum Jahresende 2012 eine „2“, „3“ oder „4“ vor ihrer Arbeitslosenquote führten, mehr
Auspendler als Einpendler (Tabelle 1). Nürnberg hat einen Einpendlerüberschuss von
88.404 und trägt stark zur Entlastung der umliegenden Gemeinden bei. Gleichzeitig wird der
Arbeitsmarkt in Nürnberg als „aufnehmender“ Stadt durch die Einpendler belastet, da die
Beschäftigten mit Wohnort Nürnberg einer erhöhten Konkurrenz um die Arbeitsplätze
ausgesetzt sind und somit ein erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko aufweisen.
2.2 Atypische Beschäftigung
Das Statistische Bundesamt versteht unter einem Normalarbeitsverhältnis ein Beschäfti-
gungsverhältnis, das voll sozialversicherungspflichtig ist, mit mindestens der Hälfte der
üblichen vollen Wochenarbeitszeit und mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag ausgeübt wird
sowie durch die Identität von Arbeits- und Beschäftigungsverhältnis gekennzeichnet ist.
Eine atypische Beschäftigungsform liegt dann vor, wenn eines oder mehrere dieser Kriterien
nicht erfüllt sind. Daher zählen neben der Zeitarbeit, Teilzeitbeschäftigungen mit 20 oder
weniger Stunden Arbeit pro Woche, geringfügige Beschäftigungen sowie befristete
Beschäftigungen zu diesen Beschäftigungsformen. Befristete Arbeitsverhältnisse können
leider nicht ausgewertet werden und werden daher auch nicht von der Datenbank der Hans
Böckler Stiftung erfasst.
Abb. 6: Anteile der atypischen Beschäftigung im Vergleich
Anteil der atypischen Beschäftigung an allen Beschäftigungsverhältnissen am jeweiligen Arbeitsort im Vergleichsjahr 2011
Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung
15
23,5%
25,0%
16,5%
17,7%
18,5%
19,2%
20,1%
21,6%
22,6%
23,6%
23,8%
24,5%
24,7%
25,9%
26,5%
28,2%
29,9%
30,8%
31,3%
32,2%
35,0%
38,4%
0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0% 35,0% 40,0% 45,0%
Deutschland
Bayern
Wuppertal
Duisburg
Bremen
Bochum
Bielefeld
Region Hannover
Hamburg
München
Bonn
Mannheim
Stuttgart
Essen
Nürnberg
Dortmund
Düsseldorf
Berlin
Köln
Leipzig
Frankfurt
Dresden
Der Anteil der Atypischen Beschäftigungsverhältnisse an allen Beschäftigungsverhältnissen
in Nürnberg liegt im Jahr 2011 bei 38,5%. Damit liegt Nürnberg im Mittelfeld der 20 größten
deutschen Städte. Den geringsten Wert hat Frankfurt am Main mit 31,5%, den höchsten
Wert Bielefeld mit 43,2%.
Nürnberg liegt mit 38,4% um 0,1% über dem bayerischen Durchschnitt. Der bundesdeutsche
Durchschnitt dagegen ist mit 38,8% um 0,3% höher als in Nürnberg.
Die Entwicklung von 2005 bis 2011 beinhaltet eine Steigerung der atypischen Beschäfti-
gungsverhältnisse in Nürnberg von 26,5%. Auch hier liegt Nürnberg im Mittelfeld der 20
größten deutschen Städte. Die stärkste Zunahme verzeichnet Dresden mit 38,4%, die
geringste Zunahme Wuppertal mit 16,5%. In Bayern nahmen die atypischen Beschäftigungs-
verhältnisse im Vergleichszeitraum um 25% zu, in Deutschland um 23,5%.
Abb. 7: Entwicklung der atypischen Beschäftigung von 2005 bis 2011 in Prozent
Entwicklung der atypischen Beschäftigungsverhältnisse an den jeweiligen Arbeitsorten von 2005 bis 2011
Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der der Hans Böckler Stiftung
Insgesamt ist dies eine Entwicklung, die die Flexibilität für Arbeitgeber erhöht und für die
betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Unsicherheiten sowie geringe Planbarkeit
mit sich bringt. Dennoch ist ein atypisches Beschäftigungsverhältnis für die Beschäftigten
nicht per se ungewollt. Beispielsweise ermöglichen Teilzeitarbeitsverhältnisse vielen
überhaupt erst die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
16
42 763
50 419 50 67153 846 54 981 55 967 55 887 56 390 56 660 56 971
28 682 27 436 28 48430 339
33 572 33 153 34 568 34 480 34 241 33 951 34 024 33 301 32 982
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
insgesamt ausschließlich (also kein zusätzlicher Nebenjob; erst ab 2003 erfasst)
2.2.1. Geringfügige Entlohnung (Personen in Minijobs)
Die Zahl der Personen mit geringfügig entlohntem Beschäftigungsverhältnis (Arbeitsverhält-
nisse mit einer Entlohnung von seit 01.01.2013 450 Euro, bis 31.12.2012: 400 Euro) ist im
Jahr 2003 aufgrund der umfangreichen Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen
stark angestiegen. Insgesamt arbeiten im Jahr 2012 in Nürnberg 56 971 Personen in nur
geringfügig entlohnten Beschäftigungsverhältnissen, für 32 982 davon war es das einzige
Beschäftigungsverhältnis (57,9%), 23 989 Personen übten mehrere geringfügige Beschäfti-
gungen nebeneinander aus.
Abb. 8: Entwicklung der geringfügig entlohnten Beschäftigung in Nürnberg
Arbeitsverhältnisse mit einer Entlohnung von maximal 400 €/Monat , jeweils am 30.6..
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Hier ist ein Bereich der atypischen Beschäftigung entstanden, in dem Menschen sich mit
mehreren Beschäftigungsverhältnissen ihren Lebensunterhalt sichern müssen. Zu kritisieren
ist hierbei die Umwandlung von klassischen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungs-
verhältnissen in Mini-Jobs.
17
20,7%
20,6%
13,0%
13,1%
15,8%
15,9%
16,4%
16,7%
16,8%
16,9%
17,3%
17,7%
18,9%
19,0%
19,2%
19,5%
20,1%
20,4%
21,6%
22,6%
22,7%
23,4%
0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0%
Deutschland
Bayern
Frankfurt
Dresden
Berlin
Stuttgart
Hamburg
München
Leipzig
Düsseldorf
Nürnberg
Mannheim
Bonn
Köln
Region Hannover
Bremen
Duisburg
Bielefeld
Essen
Wuppertal
Bochum
Dortmund
Abb. 9: Anteile der Mini – Jobs an der Gesamtbeschäftigung im Vergleich
Anteil der Arbeitsverhältnisse mit einer Entlohnung von maximal 400 €/Monat in Prozent an allen Beschäftigungsverhältnissen am jeweiligen Arbeitsort im Vergleichsjahr 2011
Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung
Der Anteil der Mini-Jobs an der Gesamtbeschäftigung ist in Nürnberg im Vergleich mit den
20 größten deutschen Städte mit 17,3% noch moderat (neunte Position). Frankfurt am Main
hat mit 13% hier den geringsten Wert, Dortmund mit 23,4% den höchsten Wert. Auch der
bayerische und bundesdeutsche Durchschnitt liegen mit 20,6% bzw. 20,7% deutlich über
dem Nürnberger Wert.
Auch bei der Veränderung zwischen 2005 und 2011 liegt Nürnberg mit einer Steigerung um
11,8% an fünfzehnter Stelle. Am geringsten war die Zunahme in Bremen mit 5,2%, am
stärksten in Frankfurt am Main mit 24,1%. Auch in Bayern war die Zunahme mit 16,5%
deutlich stärker, ebenso im Bundesdurchschnitt mit 13,8%.
Diese Werte zeigen, dass der Zuwachs bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-
gungsverhältnissen auch mit einem Zuwachs bei den Mini-Jobs einhergeht. Insgesamt nahm
die Zahl der Beschäftigten also deutlich zu.
18
13,8%
16,5%
5,2%
8,2%
8,6%
10,1%
10,7%
11,8%
12,1%
12,6%
14,1%
14,6%
15,0%
15,0%
16,0%
16,9%
17,5%
19,4%
20,2%
21,6%
22,7%
24,1%
0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0% 30,0%
Deutschland
Bayern
Bremen
Wuppertal
Duisburg
Leipzig
Region Hannover
Nürnberg
Hamburg
Bielefeld
Stuttgart
Bochum
Mannheim
Dresden
Düsseldorf
Essen
München
Bonn
Berlin
Dortmund
Köln
Frankfurt
13 760
15 125
12 040
13 961
15 53314 180
-
2 000
4 000
6 000
8 000
10 000
12 000
14 000
16 000
18 000
2007 2008 2009 2010 2011 2012
Abb. 10: Veränderung der Mini – Jobs von 2005 zu 2011
Veränderung der Arbeitsverhältnisse mit einer Entlohnung von maximal 400 € pro Monat in Prozent von 2005 zu 2011
Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung
2.2.2. Zeitarbeit
Die Zahl der Zeitarbeiter schwankt aufgrund der konjunkturellen Lage in einem Korridor
zwischen 12 000 und 16 000 Personen.
Abb. 11: Entwicklung der Zeit- bzw. Leiharbeitsbeschäftigung in Nürnberg
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte der Wirtschaftsabteilung 78 "Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften" am Arbeitsort Nürnberg jeweils am 30.6.; Branchenzuordnung nach WZ 2008
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
19
115,7%
111,8%
30,4%
56,9%
63,9%
64,1%
68,9%
74,2%
83,9%
87,2%
90,4%
91,3%
91,3%
93,3%
97,9%
105,3%
123,1%
131,5%
139,0%
139,1%
157,4%
178,5%
0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0% 120,0% 140,0% 160,0% 180,0% 200,0%
Deutschland
Bayern
Bochum
Bielefeld
Wuppertal
Mannheim
Bonn
Hamburg
Duisburg
Nürnberg
Essen
München
Köln
Stuttgart
Dresden
Berlin
Frankfurt
Region Hannover
Leipzig
Dortmund
Bremen
Düsseldorf
Im Zeitraum von 2005 bis 2011 nahm die Zahl der Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer
in Nürnberg um 87,2% zu, was allerdings im Vergleich mit den 20 größten deutschen
Städten eine eher moderate Zunahme darstellt. Im gleichen Zeitraum stieg im Freistaat
Bayern die Zeitarbeitsquote um 111,8%, in der Bundesrepublik Deutschland sogar um
115,7%.
Abb. 12: Veränderung der Zeit- bzw. Leiharbeitsbeschäftigung von 2005 bis 2011 im Vergleich
Veränderung der Zeit- bzw. Leiharbeitsverhältnisse von 2005 zu 2011 an den jeweiligen Arbeitsorten in Prozent
Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung
Nichtsdestotrotz liegt der Anteil der Zeitarbeit in Nürnberg an allen sozialversicherungs-
pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen mit 4,7% auf einem sehr hohen Niveau, nur Leipzig
hat mit 5,1% einen noch höheren Anteil zu verzeichnen. Den geringsten Anteilswert weist
Essen mit 2,0% auf. Der Bayerische Durchschnitt liegt hier bei 2,1%, der bundesdeutsche
bei 2,3%.
Die Ursache für diesen hohen Anteil der Zeitarbeit in Nürnberg ist eventuell der hohe Besatz
an Call-Centern und Produktionsbetrieben. Teilweise kommt hier der intendierte Ansatz der
Flexibilität zum Tragen, zum Teil werden die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aber
auch längerfristig in Zeitarbeitsverhältnissen eingesetzt.
Durch zunehmenden Fachkräftemangel könnten Unternehmen zukünftig verstärkt wieder
dazu übergehen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt einzustellen und so an ihr Unter-
nehmen zu binden.
20
2,3%
2,1%
2,0%
2,1%
2,1%
2,2%
2,3%
2,7%
2,7%
2,8%
2,8%
2,9%
2,9%
3,0%
3,0%
3,1%
3,4%
3,5%
3,6%
3,8%
4,7%
5,1%
0,0% 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0%
Deutschland
Bayern
Essen
Berlin
Bonn
München
Stuttgart
Frankfurt
Köln
Region Hannover
Duisburg
Hamburg
Bochum
Düsseldorf
Wuppertal
Dortmund
Bielefeld
Bremen
Mannheim
Dresden
Nürnberg
Leipzig
Abb. 13: Anteil der Zeit- bzw. Leiharbeitsbeschäftigung im Vergleich
Anteil der der Zeit- bzw. Leiharbeitsverhältnisse an allen Beschäftigungsverhältnissen am jeweiligen Arbeitsort im Vergleichsjahr 2011
Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung
21
2.3. Veränderungen in den einzelnen Wirtschaftszweigen
Tab. 2: Beschäftigte in Nürnberg nach Wirtschaftszweigen
Wirtschaftsabschnitte Anteile in %
Beschäftigte Veränderung 2011 zu 2012
Juni 12 Juni 11 absolut in %
Insgesamt 100 275 210 270 750 4 460 1,6
A, B Land- und Forstwirtschaft, Fischerei; Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden
0,4 1 017 932 85 9,1
C Verarbeitendes Gewerbe 18,1 49 881 48 461 1 420 2,9
D, E
Energie- und Wasserversorg.; Abwasser- u. Abfallentsorg. u. Beseit. von Umweltverschm.
1,5 4 073 4 067 6 0,1
F Baugewerbe 2,9 7 893 7 804 89 1,1
G Handel; Instandhaltg. und Reparatur v. Kfz 13,0 35 893 35 584 309 0,9
dav. Handel mit Kraftfahrzeugen; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (45)
1,6 4 467 4 295 172 4,0
Großhandel (ohne Handel mit Kfz.) (46) 5,0 13 750 13 619 131 1,0
Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz.) (47) 6,4 17 676 17 670 6 0,0
H Verkehr und Lagerei 7,2 19 908 19 409 499 2,6
I Gastgewerbe 2,9 8 045 7 764 281 3,6
J Information und Kommunikation 6,8 18 836 17 879 957 5,4
K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen
5,8 15 965 16 478 -513 -3,1
L Grundstücks- und Wohnungswesen 1,0 2 714 2 419 295 12,2
M Erbringung von freiberuflichen, wissenschaft- lichen und technischen Dienstleistungen
6,5 18 010 17 236 774 4,5
N Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
11,7 32 086 32 617 -531 -1,6
dar. Überlassung von Arbeitskräften (782, 783) 5,2 14 180 15 533 -1 353 -8,7
O, U
Öffentl. Verwaltung, Verteidigung; Sozialvers., Exterritoriale Organisationen u. Körperschaften
6,2 16 929 17 038 -109 -0,6
P Erziehung und Unterricht 1,9 5 297 5 214 83 1,6
Q Gesundheits- und Sozialwesen 9,2 25 426 24 812 614 2,5
R Kunst, Unterhaltung und Erholung 0,7 1 940 1 945 -5 -0,3
S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 3,8 10 499 10 852 -353 -3,3
T Priv. Haushalte mit Hauspersonal; Herst. v. Waren u. Erbringung v. Dienstl. durch priv. Haushalte
0,1 251 238 13 5,5
Keine Zuordnung möglich * * * * *
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Nürnberg jeweils am 30.6.; Klassifikation der Wirtschaftszweige nach WZ 2008
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Der Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Vergleich
Juni 2011 zu Juni 2012 um 4 460 Stellen ist im Wesentlichen auf Arbeitsplatzzuwächse im
Verarbeitenden Gewerbe (+1 420), im Handel (+ 309), Verkehr und Lagerei (+499),
Information und Kommunikation (+957), der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftli-
chen und technischen Dienstleistungen (+774) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen
22
13,5% 14,9% 12,1% 15,6%
18,4% 15,9% 22,9% 16,3%
57,3% 58,4% 49,5% 55,0%
10,8% 10,8% 16,1% 13,1%
Deutschland Bayern Durchschnitt der 20 größten dt. Städte
Stadt Nürnberg
Hochschul-abschluss
mit Berufs-ausbildung
Ausbildung unbekannt
ohne Berufs-ausbildung
(+614), zurückzuführen. Hingegen gab es Stellenabbau in den Bereichen Erbringung von
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (-513), Überlassung von Arbeitskräften (-1 353),
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen (-353) sowie der öffentlichen Verwaltung,
Verteidigung, Sozialversicherung, Exterritoriale Organisationen und Körperschaften (-109).
Den prozentual größten Zuwachs um +12,2% oder 295 Stellen konnte das Grundstücks- und
Wohnungswesen verzeichnen, hier hat die verstärkte Bautätigkeit gerade im Wohnungsbe-
reich positive Auswirkungen. In Zukunft werden – u.a. durch den demografischen Wandel -
Zuwächse auch im Bereich der Haushaltsnahen Dienstleistungen erwartet.
2.4. Qualifikationsstruktur
Abb. 14: Vergleich der Qualifikationsstruktur
Qualifikation der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten; Stand Juni 2011; Vergleichsdurchschnitt: Deutsche Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Die Daten zur Qualifikationsstruktur zeigen, dass 55% der in Nürnberg sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten eine Berufsausbildung besitzen. Im Vergleich mit den 20 größten
deutschen Städten (49,5%) ist dies ein deutlich höherer Wert. Hingegen liegt der Anteil der
Personen mit Hochschulabschluss bei 13,1%. Hier liegt der Durchschnitt der 20 größten
deutschen Städte höher (16,1%). Unbekannt ist die Ausbildung bei 16,3% aller sozialversi-
cherungspflichtigen Beschäftigten. Dieser Anteil liegt im Durchschnitt der 20 größten
deutschen Städte mit 22,5% deutlich höher, im bayerischen Durchschnitt ist er mit 15,9%
leicht geringer. Insgesamt haben in Nürnberg 68,1% aller sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten eine Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss. Auch dieser Wert liegt
über dem Durchschnitt der 20 größten deutschen Städte mit 65,6%.
23
13,5%
14,9%
7,9%
8,1%
10,4%
10,9%
11,7%
11,8%
11,9%
12,0%
12,1%
12,5%
12,7%
12,8%
13,4%
14,0%
14,7%
14,9%
15,6%
16,2%
16,4%
17,4%
0,0% 2,0% 4,0% 6,0% 8,0% 10,0% 12,0% 14,0% 16,0% 18,0% 20,0%
Deutschland
Bayern
Dresden
Leipzig
Berlin
Hamburg
Bremen
Düsseldorf
Frankfurt
Region Hannover
Dortmund
Essen
München
Bonn
Köln
Stuttgart
Bochum
Mannheim
Nürnberg
Duisburg
Bielefeld
Wuppertal
Betrachtet man den Anteil der Beschäftigten ohne Berufsausbildung, so liegt dieser in
Nürnberg bei 15,6%. Verglichen mit den 20 größten deutschen Städten ist dieser Wert der
vierthöchste. Nur Wuppertal (17,4%), Bielefeld (16,4%) und Duisburg (16,2%) verzeichnen
einen höheren Wert. Dagegen hat Dresden mit nur 7,9% Beschäftigten ohne Ausbildung
eine bei Weitem geringere Quote.
Der bayerische Durchschnitt liegt mit 14,9% hierbei ebenfalls hoch, der Bundesdurchschnitt
ist mit 13,5% etwas geringer.
Abb. 15: Anteil der Beschäftigten ohne Ausbildung im Vergleich
Anteile der sozialversicherungspfl. Beschäftigten ohne Ausbildung an den gesamten sozialversicherungspfl. Beschäftigten am jeweiligen Arbeitsort im Vergleichsjahr 2011
Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung
Im Zeitraum von 2005 bis 2011 nahm der Anteil der Beschäftigten ohne Ausbildung in
Nürnberg um 6,4% ab. Dieser Rückgang liegt ebenfalls im Mittelfeld der 20 größten
deutschen Städte aber unter dem bundesdeutschen Rückgang (-7,7%). Der Freistaat
Bayern weist insgesamt einen Rückgang um 5,9% auf.
24
-7,7%
-5,9%
-12,4%
-11,3%
-9,4%
-8,1%
-7,9%
-7,4%
-7,3%
-7,2%
-7,1%
-6,9%
-6,7%
-6,6%
-6,4%
-5,9%
-5,1%
-3,8%
-3,0%
-2,4%
-0,6%
0,2%
-14,0% -12,0% -10,0% -8,0% -6,0% -4,0% -2,0% 0,0% 2,0%
Deutschland
Bayern
Region Hannover
Dresden
München
Berlin
Bonn
Bremen
Wuppertal
Frankfurt
Mannheim
Köln
Leipzig
Stuttgart
Nürnberg
Bochum
Düsseldorf
Essen
Duisburg
Dortmund
Hamburg
Bielefeld
2005-2011Abb. 16: Veränderung der Beschäftigten ohne Ausbildung von 2005 bis 2011
Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne Ausbildung von 2005 bis 2011 am jeweiligen Arbeitsort in Prozent
Quelle: Regionale Datenbank "Atypische Beschäftigung" des WSI der Hans Böckler Stiftung
Menschen ohne Ausbildung sind auf dem Arbeitsmarkt ungleich höher von Arbeitslosigkeit
bedroht. Zudem bleiben für sie oft nur atypische Beschäftigungsverhältnisse übrig.
Das Ziel der Stadt Nürnberg, die Bildungsbeteiligung und –qualität, die Ausbildungsquote
sowie die Akademikerquote zu erhöhen, soll deshalb dazu beitragen, vermehrt krisenfeste
Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu erhalten.
25
2.5. Entlohnung
Tab. 3: Median der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte
Region Insgesamt (Arbeitsort)
davon: darunter: Insgesamt (Wohnort)
Männer Frauen Deutsche Ausländer
ohne Berufs-
ausbildung
mit Berufs-ausbildung (ohne
HS/FHS)
mit Fachhoch-/ Hochschul-abschluss
Deutschland
2 702 2 932 2 312 2 725 2 394 2 331 2 750 X 2 701
Westdeutschland
2 835 3 085 2 379 2 870 2 423 2 377 2 902 4 933 2 838
Bayern
2 823 3 088 2 357 2 860 2 391 2 335 2 836 5 175 2 836
Nürnberg, Stadt 2 971 3 272 2 531 3 059 2 139 2 257 3 009 5 011 2 795
Abweichung zu Deutschland
9,9% 11,6% 9,4% 12,3% -10,7% -3,2% 9,4% . 3,5%
Abweichung zu Westdeutschland
4,8% 6,0% 6,4% 6,6% -11,7% -5,0% 3,7% 1,6% -1,5%
Abweichung zu Bayern
5,2% 5,9% 7,4% 7,0% -10,6% -3,3% 6,1% -3,2% -1,5%
Median (= Mittelwert) der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) nach ausgewählten Merkmalen in Euro; Stichtag 31.12.2010
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Der Median9 der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte am Arbeitsort Nürnberg (sozialversiche-
rungspflichtig Vollzeitbeschäftigte) liegt über dem Mittelwert dessen, was in Deutschland
(+9,9%) und Bayern (+5,2%) verdient wird. Dies trifft sowohl auf Frauen als auch auf Männer
zu. Allerdings werden die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern sichtbar.
Frauen verdienen durchschnittlich 741 Euro weniger pro Monat als ihre männlichen
Pendants. Ursache ist vermutlich der höhere Teilzeitanteil bei Frauen, aber vermutlich auch
geringere Entlohnung für gleiche Leistung.
Der Unterschied zwischen Deutschen und Ausländern in Nürnberg zeigt, dass ausländische
Beschäftigte hier einen deutlich geringeren Mittelwert aufweisen als im Bundesdurchschnitt
bzw. im bayerischen Durchschnitt.
Starke Unterschiede zeigen sich beim Median der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte bei den
Qualifikationsgruppen der sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten. So weisen
Beschäftigte in Nürnberg mit einem Hochschul- oder Fachhochschulabschluss einen um
66% höheren Mittelwert der Bruttoarbeitsentgelte auf als Beschäftigte mit Berufsausbildung.
Ähnliche Unterschiede ergeben sich hier auch bei der Betrachtung der Mediane in Bayern
und Westdeutschland.
9 Der Median ist ein Mittelwert für Verteilungen in der Statistik. Der Median einer Anzahl von Werten ist die Zahl, welche an der mittleren Stelle steht, wenn man die Werte (monatliche Bruttoarbeitsentgelte am Arbeitsort oder Wohnort Nürnberg) nach Größe sortiert. Im Vergleich zum arithmetischen Mittel, oft Durchschnitt genannt, ist der Median robuster gegenüber extrem abweichenden Werten (Ausreißern). Quelle: Wikipedia
26
2 702 €2 823 €
2 291 €2 450 €2 555 €
2 806 €2 856 €2 883 €2 886 €2 889 €2 971 €2 989 €3 021 €3 048 €3 095 €3 152 €3 203 €3 320 €3 322 €3 504 €3 612 €3 631 €
DeutschlandBayern
LeipzigDresden
BerlinBielefeld
DortmundBochum
Region HannoverWuppertalNürnbergBremenEssen
DuisburgHamburg
KölnBonn
DüsseldorfMannheimMünchen
Frankfurt a. M.Stuttgart
Wie in allen anderen der 20 größten deutschen Städte, ist auch in Nürnberg der Medianlohn
am Wohnort niedriger als am Arbeitsort. In ländlichen „Auspendlerregionen“ ist das
Verhältnis umgekehrt. Das heißt, das Gehaltsniveau der Einpendlerinnen und Einpendler
nach Nürnberg ist höher als das der ortsansässigen Arbeitskräfte.
Abb. 17: Median der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversiche-rungspflichtig Vollzeitbeschäftigten im Vergleich
Median der monatlichen Bruttoarbeitsentgelte von sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten (ohne Auszubildende) in Euro am jeweiligen Arbeitsort; Stichtag 31.12.2010
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Obwohl der mittlere Verdienst in Nürnberg über den bayerischen und deutschen Medianlöh-
nen liegt, zeigt der Vergleich mit den großen deutschen Städten (Abb. 17), dass die
Nürnberger Arbeitsentgelte eher der unteren Hälfte zuzurechnen sind. Das mittlere
Bruttoarbeitsentgelt am Arbeitsort Nürnberg ist beispielsweise 660 Euro bzw. 18% niedriger
als in Stuttgart.
2.6. Einschätzung der Beschäftigungsentwicklung unter Befragung von IHK
Nürnberg für Mittelfranken und HWK für Mittelfranken
Die Beschäftigungsentwicklung im Handwerksbereich wird von der Handwerkskammer für
Mittelfranken als stabil prognostiziert. Derzeit arbeiten ca. 44.000 Menschen in 6.136
Handwerksbetrieben im Stadtgebiet Nürnberg. Für das lokale Handwerk war das Jahr 2012
ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Maßgebliche Treiber für die positive Entwicklung waren die
27
Bereiche der energetischen Gebäudesanierung und die Flucht in Sachwerte aufgrund der
Euro-Schuldenkrise. Auch für das erste Quartal 2013 wird von den Nürnberger Mitgliedsbe-
trieben der Handwerkskammer für Mittelfranken eine positive Entwicklung erwartet, so dass
bei den Beschäftigungszahlen von einem stabilen Verlauf mit leicht positivem Trend
ausgegangen werden kann. Zudem beschäftigt das Thema der zunehmend schwieriger
werdenden Fachkräftegewinnung auch die Handwerksbetriebe.10
Ähnlich bewertet die Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken die Lage am
lokalen Arbeitsmarkt. In der jüngsten Umfrage des IHK-Konjunkturklimaindex, der am
07.02.2013 erschienen ist, erwarten die Unternehmen, „… dass das Klima am Arbeitsmarkt
auch 2013 freundlich bleiben wird. Trotz der Wachstumsschwäche zum Jahreswechsel plant
jedes fünfte Unternehmen in Mittelfranken, mehr Personal einzustellen. Denn obwohl der
Arbeitsmarkt etwas schwächer tendiert, wollen sich die Betriebe angesichts des zunehmen-
den Wettbewerbs um Fachkräfte die dringend benötigten Mitarbeiter sichern.“11
3. Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit
Vergleicht man die Entwicklung der Arbeitslosigkeit über einen Zeitraum von 2001 bis 2012
(jeweils Dezember-Zahlen), so fällt auf, dass die Arbeitslosigkeit in Nürnberg zuerst von
24.743 Personen in 2001 auf 31.058 in 2005 gestiegen ist. Im Folgenden fielen die Zahlen
bis auf 19.695 Personen in 2008. Bis 2012 stiegen die Arbeitslosenzahlen wieder leicht an
und standen im Dezember bei 20.586 Personen. Der Rückgang über den Gesamtzeitraum
beträgt 16,8%.
Betrachtet man die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Geschlechtern getrennt, so zeigt
sich, dass die Anzahl der arbeitslosen Frauen in Vergleichszeitraum von 11.199 auf 9.874
zurück ging (-11,9%).
Bei den Männern sank die Personenzahl im Vergleichszeitraum von 13.544 auf 10.712
(-20,9%). Frauen konnten also nicht so deutlich an der positiven Entwicklung des Arbeits-
marktes partizipieren.
Im Bereich des ALG II-Bezuges zeigt sich seit der Einführung im Jahr 2005 ein Rückgang
von 20.357 Personen auf 14.263 Personen in 2012 (-29,9%). Seit 2008 schwankt diese Zahl
allerdings zwischen 14.000 und 15.000 Personen, so dass hier ein Sockel erreicht zu sein
10 Quelle: Handwerkskammer für Mittelfranken 11 Quelle: IHK-Konjunkturklimaindex vom 07.02.2013 („Mittelfränkische Wirtschaft startet mit vorsichtigem Optimismus in das Jahr“)
28
scheint. Bei den ausländischen Arbeitslosen konnte ebenfalls ein Rückgang beobachtet
werden. Die Zahlen bewegten sich im Zeitraum zwischen 2001 (8.878 Personen) bis 2004
(10.908 Personen) nach oben und fielen danach bis 2012 auf 7.097 Personen. Dies bedeutet
einen Rückgang über den Gesamtzeitraum um 20,0%.
Tab. 4: Struktur der Arbeitslosigkeit im Stadtgebiet Nürnberg 2001 bis 2012
Monat Unter-
beschäfti-gung
Arbeitslose in
Nürnberg
davon Männer
davon Frauen
davon Ausländer
davon Jugendliche unter 20 J.
davon 55 Jahre und älter
davon Langzeit-arbeitslose
davon SGB II
Arbeitslose
davon ohne
Ausbildung
Dez. 01*) 24 743 13 544 11 199 8 878 454 5 362 6 625 . .
Dez. 02*) 27 993 15 685 12 308 9 716 480 5 461 7 657 . .
Dez. 03*) 30 547 17 232 13 315 10 706 441 4 871 9 605 . .
Dez. 04*) 30 986 16 823 14 163 10 908 426 5 091 12 014 . .
Dez. 05*) 31 058 16 289 14 769 10 825 917 4 242 11 643 20 357 17 366
Dez. 06*) 27 143 13 753 13 390 9 775 666 3 478 10 080 18 548 .
Dez. 07*) 22 207 11 206 11 001 8 150 567 2 376 8 014 16 312 .
Dez. 08*) 19 695 10 089 9 606 7 016 432 2 762 6 292 14 184 .
Dez. 09*) 21 942 11 690 10 252 7 396 457 3 289 6 172 14 464 12 652
Dez. 10 31 280 21 266 11 152 10 114 7 035 481 3 660 6 916 15 380 12 544
Dez. 11 28 925 19 295 9 775 9 520 6 679 390 3 616 6 765 14 250 11 539
Dez. 12 28 755 20 586 10 712 9 874 7 097 387 3 834 7 193 14 263 11 759
Veränderung Dez 2011 zu Dez 2012
-0,6% 6,7% 9,6% 3,7% 6,3% -0,8% 6,0% 6,3% 0,1% 1,9%
Anteil in 2012 (Dez)
100,0% 52,0% 48,0% 34,5% 1,9% 18,7% 34,9% 73,9% 59,8%
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
*)2011 wurden die Arbeitslosenzahlen im Zuge der Einführung einer integrierten Arbeitslosenstatistik von der Bundesagentur für Arbeit geringfügig revidiert. Dies ist rückwirkend in dieser Tabelle bis Dez 2010 berücksichtigt. Die Werte für die Jahre 2001 bis 2009 sind nur ungefähr mit denen ab 2010 zu vergleichen.
Bei den arbeitslosen Jugendlichen unter 20 Jahren ist ein Rückgang von 454 Personen in
2001 auf 387 Personen in 2012 zu beobachten. Auffällig ist, dass diese Zahl im Jahr 2005
auf 917 Personen gestiegen war. Der Rückgang über den gesamten Zeitraum liegt bei
14,8%, die aktuelle Quote beträgt 1,9%. Allerdings wurde bereits im Unterkapitel 2.1.
dargestellt, dass die offizielle Jugendarbeitslosenquote nur eine eingeschränkte Aussage-
kraft besitzt.
Ebenfalls sank die Zahl der Arbeitslosen über 55-Jährigen von 5.362 im Jahr 2001 auf 3.834
im Jahr 2012. Der Rückgang fiel mit 28,5% deutlich aus. Hier müsste aber noch untersucht
werden, welchen Einfluss die bisher geltenden Altersteilzeitregelungen auf den Rückgang
bei den über 55jährigen ausübten.
29
7,6 %7,2 %
6,8 %6,5 %
6,3 %6,1 %
5,9 %5,9 %5,8 %5,7 %5,7 %
5,5 %5,4 %
5,1 %4,9 %
4,7 %4,6 %4,5 %4,5 %4,4 %4,3 %4,2 %
4,0 %3,6 %
3,3 %
NürnbergWeiden i.d.OPf.
HofFürth
SchweinfurtKaufbeuren
BayreuthAugsburg
AschaffenburgAmbergCoburgPassau
StraubingBambergMünchenLandshut
RosenheimWürzburg
Kempten (Allgäu)SchwabachRegensburg
AnsbachErlangen
MemmingenIngolstadt
Arbeitslosenquoten Dez 2012
Durchschnitt Bayern= 3,6%
Betrachtet man den Bereich der Langzeitarbeitslosen, also der Personen, die 6 Monate und
länger arbeitslos sind, so zeigt sich, dass hier seit 2001 ein Anstieg um 8,5% erfolgt ist.
Angemerkt werden muss in diesem Zusammenhang, dass der Höchststand der Langzeitar-
beitslosen in 2004 bei 12.014 Personen lag und sich seither wieder reduziert hat.
Abb. 18: Arbeitslosenquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der bayerischen Städte
Arbeitslosenquoten der kreisfreien bayerischen Städte vom Dezember 2012 bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Die Arbeitslosenquoten der bayerischen Städte im Dezember 2012 verweisen Nürnberg mit
7,6% Quote auf den letzten Platz. Den besten Wert weist Ingolstadt mit 3,3% auf, hier
herrscht fast Vollbeschäftigung. Auch München (4,9%), Augsburg (5,9%), Regensburg
(4,3%), Würzburg (4,5%) und Fürth (6,5%) liegen zum Teil deutlich vor Nürnberg. Allerdings
musste keine der genannten Städte einen ähnlich tiefgreifenden Strukturwandel durchlaufen.
Zudem fehlt in Bayern die Vergleichbarkeit mit einer Stadt gleicher Größe und derselben
Bedeutung als Arbeitsstandort mit enorm hohem Einpendlerüberschuss und dementspre-
chender Sogwirkung auch in die weiter entfernten Landkreise Unter-, Mittel- und Oberfran-
kens sowie der Oberpfalz.
30
6,7 %
3,6 %
12,6 %
12,3 %
12,3 %
11,9 %
11,6 %
10,8 %
10,2 %
9,6 %
9,0 %
9,0 %
8,8 %
8,4 %
8,0 %
7,6 %
7,2 %
7,1 %
6,7 %
5,9 %
5,9 %
4,9 %
Deutschland
Bayern
Dortmund
Duisburg
Essen
Wuppertal
Berlin
Leipzig
Bremen
Bochum
Köln
Bielefeld
Dresden
Düsseldorf
Region Hannover
Nürnberg
Frankfurt a. M.
Hamburg
Bonn
Stuttgart
Mannheim
München
Abb. 19: Arbeitslosenquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der großen deutschen Städte
Arbeitslosenquoten der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Beim Vergleich der Arbeitslosenquoten der 20 größten deutschen Städte liegt Nürnberg auf
Rang 7, die Quote im Dezember 2012 beläuft sich auf 7,6%. Den niedrigsten Wert weißt
München mit 4,9% auf. Direkt vor Nürnberg liegt Frankfurt am Main mit 7,2%, direkt dahinter
die Region Hannover mit 8,0%, hier muss allerdings auf den besonderen Gebietszuschnitt
hingewiesen werden, da auch das direkte Umland mit einbezogen ist.
Nürnberg nimmt zwar bayernweit den letzten Platz ein, ist im Vergleich mit ähnlich großen
Städten jedoch deutschlandweit relativ gut aufgestellt. Dies fällt insbesondere im Vergleich
mit solchen Städten auf, die ähnliche Herausforderungen des Strukturwandels bewältigen
mussten. Betrachtet man Städte im Ruhrgebiet wie Essen oder Dortmund, so ist die
Arbeitslosenquote dort fast doppelt so hoch. Insofern kann zum jetzigen Zeitpunkt von einer
erfolgreichen Bewältigung des Strukturwandels gesprochen werden.
31
18,4%15,5%15,4%
14,6%14,5%
13,9%13,0%
11,8%11,8%11,6%
9,5%9,4%
8,7%8,0%
7,3%6,9%6,8%6,7%
5,0%5,0%
3,6%2,8%
2,2%1,9%1,7%
ErlangenAmberg
KaufbeurenAschaffenburg
Kempten (Allgäu)LandshutBambergStraubing
Weiden i.d.OPf.Fürth
MemmingenSchweinfurt
HofRosenheimWürzburgNürnbergMünchenBayreuthIngolstadtAugsburgAnsbach
RegensburgCoburg
SchwabachPassau
Durchschnitt Bayern= 8,3 %
Abb. 20: Veränderung der Arbeitslosigkeit in den bayerischen Städten vom Dezember 2011 zu Dezember 2012 in Prozent
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; kreisfreie bayerische Städte
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit in den bayerischen Städten von Dezember 2011 bis 2012
zeichnet ein sehr differentes Bild. So beträgt die Zunahme in Passau nur 1,7%, während sie
in Erlangen bei 18,4% liegt. Nürnberg ist mit 6,9% Zunahme im oberen Mittelfeld vertreten
und liegt unter dem bayerischen Durchschnitt von 8,3%, aber über dem Bundesdurchschnitt
mit 2,3%. Die Zunahme belief sich von Dezember 2011 auf Dezember 2012 in Nürnberg auf
insgesamt 1 336 Personen, davon 1 325 Personen im SGB III und 11 Personen im SGB II.
Wie in Unterkapitel 2.2.2. dargestellt, verringerte sich die Zeitarbeit von 2011 auf 2012 um
insgesamt 1 353 Personen. Inwieweit diese in reguläre Beschäftigung oder in Arbeitslosigkeit
wechselten, konnte nicht eruiert werden.
Beim Vergleich der 20 größten deutschen Städte nimmt Nürnberg im gleichen Zeitraum
einen Mittelfeldplatz ein. In Leipzig ging die Arbeitslosigkeit um 4,9% zurück, in Stuttgart
stieg sie um 16,8%.
32
2,1 %
8,3 %
16,8 %
13,5 %
9,4 %
7,8 %
6,9 %
6,8 %
4,9 %
4,7 %
4,0 %
3,6 %
2,3 %
2,0 %
1,9 %
0,1 %
0,0 %
-0,3 %
-0,7 %
-1,1 %
-3,6 %-4,9 %
Deutschland
Bayern
Stuttgart
Wuppertal
Bonn
Köln
Nürnberg
München
Frankfurt a. M.
Essen
Dortmund
Bochum
Region Hannover
Düsseldorf
Bremen
Duisburg
Hamburg
Dresden
Bielefeld
Mannheim
Berlin
Leipzig
Abb: 21: Veränderung der Arbeitslosigkeit in den großen deutschen Städten von Dezember 2011 zu Dezember 2012 in Prozent
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Die Arbeitslosenquote gibt aber den Umfang der Arbeitslosigkeit bzw. Erwerbslosigkeit nicht
in Gänze wider, da beispielsweise arbeitslose Personen in Maßnahmen der aktiven
Arbeitsmarktpolitik nicht in der Arbeitslosenstatistik abgebildet werden (siehe Teilkapitel
„Unterbeschäftigungsquote“).
33
2,2 %1,9 %
2,6 %2,4 %2,4 %2,4 %
2,3 %2,3 %2,3 %
2,2 %2,2 %
2,1 %2,1 %2,1 %
2,0 %2,0 %2,0 %
1,9 %1,9 %1,9 %
1,8 %1,7 %
DeutschlandBayern
WuppertalDortmund
BerlinDresdenDuisburg
EssenNürnbergBochumLeipzig
Hamburg Köln
BielefeldBremen
MannheimMünchen
Region HannoverDüsseldorf
Frankfurt a. M.Bonn
Stuttgart
3.1 Bereich ALG I12 im Städtevergleich
Abb. 22: SGB III-Arbeitslosenquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der großen deutschen Städte
Arbeitslosenquoten der SGB III-Arbeitslosen der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Die SGB III-Arbeitslosenquoten der 20 größten deutschen Städte im Dezember 2012 weisen
eine sehr geringe Schwankungsbreite auf, die sich zwischen 1,7% (Stuttgart) und 2,6%
(Wuppertal) bewegt. Nürnberg liegt mit 2,3% im unteren Mittelfeld.
Der Prozentwert der SGB III-Arbeitslosen ist generell gering. In Bayern liegt die Quote bei
1,9%, in Deutschland bei 2,2%. Besorgniserregend ist jedoch die Entwicklung der Arbeitslo-
sigkeit im Rechtskreis des SGB III in den vergangenen Monaten ( vgl. Teilkapitel 3.10.:
Entwicklung ALG I und II (Vergleich Dezember 2012 zu Dezember 2011).
12 Anspruch auf Arbeitslosengeld I nach §137 SGB III, d.h. Bezug direkt nach Eintritt der Arbeitslosigkeit
34
67,4%
49,2%
58,9%
67,0%
69,3%
70,8%
71,4%
72,8%
73,3%
73,4%
76,4%
76,6%
76,7%
77,2%
77,2%
78,6%
79,1%
79,6%
80,1%
81,2%
81,4%
81,5%
Deutschland
Bayern
München
Mannheim
Nürnberg
Hamburg
Stuttgart
Dresden
Frankfurt a. M.
Bonn
Bielefeld
Region Hannover
Köln
Düsseldorf
Bochum
Wuppertal
Leipzig
Berlin
Bremen
Duisburg
Dortmund
Essen
3.2 Bereich ALG II13 im Städtevergleich
Abb. 23: Anteil der SGB II-Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen
Anteil der SGB II-Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen im Dezember 2012 im Vergleich der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Der Anteil der SGB II-Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen lag in Nürnberg im
Dezember 2012 bei 69,3%. Im Vergleich mit den größten deutschen Städten ist dies der
drittbeste Platz, nur Mannheim und München haben eine geringere Quote. Dennoch zeigt
sich, dass ein verfestigter, langfristiger Anteil an Arbeitslosigkeit vorhanden ist, der nur
schwer reduziert werden kann.
13 Anspruch auf Arbeitslosengeld II nach SGB II.
35
4,5 %1,8 %
10,3 %10,0 %10,0 %
9,4 %9,3 %
8,5 %8,1 %
7,5 %6,9 %6,9 %
6,5 %6,4 %6,1 %
5,3 %5,3 %5,0 %5,0 %
4,2 %4,0 %
2,9 %
DeutschlandBayern
DortmundDuisburg
EssenWuppertal
BerlinLeipzigBremenBochum
KölnBielefeld
DüsseldorfDresden
Region HannoverFrankfurt a. M.
NürnbergHamburg
BonnStuttgart
MannheimMünchen
Abb. 24: SGB II-Arbeitslosenquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der großen deutschen Städte
Arbeitslosenquoten der SGB II-Arbeitslosen der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Betrachtet man die SGB II-Arbeitslosenquote im Dezember 2012, so hat Nürnberg hier eine
Quote von 5,3% und liegt an sechster Stelle, direkt hinter Hamburg mit 5,0% und gleichauf
mit Frankfurt am Main. Auch hier zeigen sich in den altindustrialisierten Standorten im
Ruhrgebiet Werte, die fast doppelt so hoch wie in Nürnberg liegen. Die geringste Arbeitslo-
senquote weist wiederum München mit nur 2,9% auf.
36
36%
25%
31%
33%
35%
40%
38%
42%
41%
41%
41%
42%
42%
43%
43%
43%
45%
45%
44%
42%
44%
45%
31%
24%
28%
34%
34%
31%
33%
31%
32%
32%
36%
35%
35%
34%
34%
36%
34%
34%
36%
39%
38%
37%
67,4%
49,2%
58,9%
67,0%
69,3%
70,8%
71,4%
72,8%
73,3%
73,4%
76,4%
76,6%
76,7%
77,2%
77,2%
78,6%
79,1%
79,6%
80,1%
81,2%
81,4%
81,5%
Deutschland
Bayern
München
Mannheim
Nürnberg
Hamburg
Stuttgart
Dresden
Frankfurt a. M.
Bonn
Bielefeld
Region Hannover
Köln
Düsseldorf
Bochum
Wuppertal
Leipzig
Berlin
Bremen
Duisburg
Dortmund
Essen
Anteil der SGB II Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen
Anteil SGB II Männer
Anteil SGB II Frauen
Abb. 25: Anteil der SGB II-Arbeitslosen an den gesamten Arbeitslosen nach Geschlecht
Anteil der SGB II-Arbeitslosen –unterteilt nach Geschlechtern - an den gesamten Arbeitslosen im Dezember 2012 im Vergleich der deutschen Großstädte mit mehr als 300.000 Einwohnern
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Nürnberg weist einen fast identischen Anteil von Frauen und Männern im Bereich der SGB
II-Arbeitslosenquote auf. In den meisten anderen Großstädten ist das Verhältnis zwischen
männlichen und weiblichen Arbeitslosen im SGB II unausgewogener – in der Regel sind
mehr männliche als weibliche Arbeitslose registriert (Ausnahmen: Mannheim und München).
3.3 Unterbeschäftigungsquote
Die Unterbeschäftigungsquote umfasst neben den registrierten Arbeitslosen, die sich in der
Arbeitslosenquote widerspiegeln, die Personen, die „im weiteren Sinne arbeitslos sind“,
„Personen, die nah am Arbeitslosenstatus sind“ bzw. „Personen, die fern vom Arbeitslosen-
status sind, in Maßnahmen, die gesamtwirtschaftlich entlasten“ (vgl. nachfolgende Tabelle).
Der Arbeitslosigkeit werden konkret die Personen hinzuaddiert, die sich in Aktivierung und
beruflicher Eingliederung sowie vorruhestandsähnlichen Regelungen befinden (Arbeitslosig-
keit im weiteren Sinne). Hinzu werden auch Personen addiert, die nah am Arbeitslosenstatus
sind. Beinhaltet sind dabei berufliche Weiterbildungen, Arbeitsgelegenheiten, Fremdförde-
rung, die Beschäftigungsphase der Bürgerarbeit, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen,
Förderung von Arbeitsverhältnissen, Beschäftigungszuschuss, spezielle vorruhestandsähnli-
che Regelungen sowie kurzfristige Arbeitsunfähigkeit. Diese Summe an Personen bildet die
37
Unterbeschäftigung im engeren Sinne ab. Um die Unterbeschäftigungsdaten (ohne
Kurzarbeit) zu erhalten, werden Personen hinzuaddiert, die einen Gründungszuschuss
beziehen, Einstiegsgeld in der Variante Selbstständigkeit erhalten oder sich in Altersteilzeit
befinden.
Mit dem Konzept der Unterbeschäftigung wird zweierlei geleistet: (1) Es wird ein möglichst
umfassendes Bild vom Defizit an regulärer Beschäftigung in einer Volkswirtschaft gegeben.
(2) Realwirtschaftliche (insbesondere konjunkturell) bedingte Einflüsse auf den Arbeitsmarkt
können besser erkannt werden, weil der Einsatz entlastender Arbeitsmarktpolitik zwar die
Arbeitslosigkeit, nicht aber die Unterbeschäftigung verändert.
Tab. 5: Komponenten der Unterbeschäftigung in Nürnberg1
Komponenten der Unterbeschäftigung1) Dez 2012
Veränderung zum
Vorjahresmonat2)
Dez 2011)
absolut in %
Arbeitslosigkeit 20 586 1 336 6,9
+ Personen, die im weiteren Sinne arbeitslos sind 2 373 382 19,2
Aktivierung und berufliche Eingliederung 736 121 19,7
Vorruhestandsähnliche Regelung (§ 53a SGB II) 1 637 261 19,0
= Arbeitslosigkeit im weiteren Sinne 22 959 1 718 8,1
+ Personen, die nah am Arbeitslosenstatus sind 4 045 -933 -18,7
Berufliche Weiterbildung inkl. Förd. behinderter Menschen 842 89 11,8
Arbeitsgelegenheiten 609 -402 -39,8
Fremdförderung 739 30 4,2
Beschäftigungsphase Bürgerarbeit 140 88 169,2
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen - - x
Förderung von Arbeitsverhältnissen 8 8 x
Beschäftigungszuschuss 14 -24 -63,2
Vorruhestandsähnliche Regelungen (§ 428 SGB III / § 65 Abs.4.SGB II / § 252 Abs. 8 SGB VI) 922 -666 -41,9
kurzfristige Arbeitsunfähigkeit 771 -56 -6,8
= Unterbeschäftigung im engeren Sinne 27 004 785 3,0
+ Personen, die fern vom Arbeitslosenstatuts sind, in Maßnahmen, die gesamtwirtschaftlich entlasten 1 753 -953 -35,2
Gründungszuschuss 201 -813 -80,2
Einstiegsgeld - Variante: Selbständigkeit 12 -11 -47,8
Altersteilzeit 1 540 -129 -7,7
= Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) 28 757 -168 -0,6
Unterbeschäftigungsquote 10,4 x 10,8
Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung 71,6 x 66,6 1) Für Dez 2012 vorläufige und hochgerechnete Werte. Aufgrund des Hochrechnungsverfahrens
sind rundungsbedingte Abweichungen zu anderen Auswertungen möglich.
2) Bei Quoten und Anteilen werden die entsprechenden Vorjahreswerte ausgewiesen.
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
In Nürnberg sind im Dezember 2012 28 757 Menschen der Unterbeschäftigung zugerechnet.
Dies ergibt eine Unterbeschäftigungsquote von 10,4%. Im Vorjahresmonat lag die Quote
38
8,8 %5,1 %
16,1 %15,7 %15,5 %
14,6 %14,2 %14,0 %
13,4 %12,3 %12,3 %12,2 %
11,6 %11,5 %
10,6 %10,4 %10,2 %10,2 %
9,3 %9,2 %
7,6 %6,8 %
DeutschlandBayern
DortmundBerlin
DuisburgLeipzig
WuppertalEssen
BremenKöln
BochumDresden
DüsseldorfBielefeld
Region HannoverNürnbergHamburg
Frankfurt a. M.Mannheim
BonnStuttgartMünchen
noch bei 10,8%. Erhöht hat sich der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung, er
steigt von Dezember 2011 bis Dezember 2012 von 66,6% auf 71,6%. Dies ist auf einen
Anstieg der Arbeitslosigkeit um 6,9% und Rückgänge bei den Teilnehmerzahlen an
Arbeitsmarktmaßnahmen zurückzuführen. Eine höhere Unterbeschäftigungsquote deutet auf
Anpassungen aufgrund des Strukturwandels hin. Tendenziell wird aufgrund des sich
verstärkenden Fachkräftemangels mit einem Rückgang der Unterbeschäftigungsquote
gerechnet, da beispielsweise die Angebote zur Frühverrentung deutlich weniger attraktiv sind
als noch vor einigen Jahren.
Abb. 26: Unterbeschäftigungsquoten vom Dezember 2012 im Vergleich der großen deutschen Städte
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; vorläufige Werte
Im Vergleich mit den 20 größten deutschen Städten liegt Nürnberg bei der Unterbeschäfti-
gungsquote an siebter Stelle, direkt hinter Hamburg (10,2%) und vor der Region Hannover
(10,6%). Die Landeshauptstadt München hat den niedrigsten Wert mit 6,8%, Schlusslicht ist
Dortmund mit 16,1%. Der bayerische Durchschnitt liegt bei nur 5,1%, der bundesdeutsche
Schnitt bei 8,8%.
39
-0,3-0,1
0,1-0,2-0,2
-0,3-0,3
-0,4-0,4
-0,5-0,6-0,6
-0,7-0,7-0,7
-0,9-0,9
-1,0-1,2
-1,4-1,5
-1,6
DeutschlandBayern
DortmundBonnBochumDuisburgFrankfurt a. M.Region HannoverNürnbergMünchenStuttgartMannheimHamburg BielefeldDresdenBremenDüsseldorfKölnWuppertalLeipzigBerlinEssen
Prozent-Punkten
Nürnberg schneidet in diesem Vergleich zwar besser ab als der bayerische Durchschnitt und
etwas besser als der bundesdeutsche Durchschnitt – im Vergleich der größten Großstädte
erweist sich eine Reduzierung der Unterbeschäftigungsquote vom Dezember 2012 zu
Dezember 2011 um 0,4 Prozent-Punkte jedoch als unterdurchschnittlich. Die höchsten
Prozentualen Rückgänge weisen hier Essen (-1,6 Prozent-Punkte), Berlin (-1,5 Prozent-
Punkte) und Leipzig (-1,4 Prozent-Punkte) auf.
Abb. 27: Veränderung der Unterbeschäftigungsquoten zum Vorjahr in Prozent-Punkten
Veränderung der Unterbeschäftigungsquote vom Dezember 2011 zum Dezember 2012 in Prozent-Punkten
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; vorläufige Werte
40
3.4. SGB II-Quoten im Städtevergleich14
Abb. 28:
Diese Darstellung der SGB II-Quote der deutschen Großstädte zeigt, dass Nürnberg
innerhalb der süddeutschen Großstädte einen hohen Anteil an SGB II-Leistungsbeziehern
aufweist, jedoch bei einer deutschlandweiten Betrachtung zu den „bessergestellten
Großstädten“ zählt (Platz 5 von 20). Dies bedeutet, dass im Beschäftigungsbereich die
süddeutschen Städte vor allem gegenüber vielen Städten in Nordrhein-Westfalen und den
neuen Bundesländern – einschließlich Berlin – einen strukturellen Vorteil aufweisen.
Eine Betrachtung der Entwicklung der SGB II-Quote im Vergleichscluster des Jobcenters
Nürnberg-Stadt zeigt, dass die SGB II-Quote in Nürnberg von 13,3% (Jahresdurchschnitts-
wert 2007) auf 11,8 (Jahresdurchschnittswert 2011) zurückging. München verzeichnete im
selben Zeitraum einen Rückgang um 0,1% auf dann 6,7% im Jahresdurchschnitt 2011.
Weitere Beispiele im gleichen Zeitraum: Hamburg: 14,3% auf 12,9%, Köln: 14,8% auf 13,9%,
Düsseldorf: 13,7% auf 13,5%, Frankfurt/Main: 13,2% auf 12,3% und Stuttgart: 8,7% auf
8,1%.
14 Die SGB II-Quote beschreibt den Anteil der SGB II-Leistungsberechtigten an der Bevölkerung im Alter von unter 65 Jahren.
6,4
7,5
9,8
10,5
11,1
12,0
12,4
12,5
12,6
13,1
13,1
13,5
13,8
16,8
17,1
17,4
17,4
17,5
18,4
20,1
4,1
9,4
München
Stuttgart
Bonn
Mannheim
Nürnberg
Frankfurt am Main
Hamburg
Dresden
Hannover
Bochum
Düsseldorf
Köln
Bielefeld
Bremen
Wuppertal
Dortmund
Duisburg
Leipzig
Essen
Berlin
Bayern
Deutschland Datenquelle: Statistik-Service der Bundesagentur für Arbeit
SGB II-Quoten(Bestand an Leistungsbeziehern SGB II bezogen auf die jew. Bevölkerung unter 65J.)
Sep 12
41
3.5. Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Städtevergleich15
Abb. 29:
Setzt man die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Rechtskreis des SGB II im Rahmen
eines Ranking in Relation zur Gesamtbevölkerung, zeigt sich, dass Nürnberg mit knapp über
32.000 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten zu den besser gestellten Großstädten zählt
(Platz 5 im Ranking mit 6,3%). Vor Nürnberg stehen die süddeutschen Großstädte München
(3,7%), Stuttgart (4,4%), Mannheim (6,1%) und der frühere Regierungssitz Bonn (5,4%).
Selbst Städte wie die Bankenmetropole Frankfurt am Main (6,9%), Hamburg (7,2%) oder
Köln (8,0%) weisen schlechtere Vergleichswerte auf. Das Schlusslicht bilden Leipzig
(10,3%), Essen (10,4%) und Berlin (11,9%).
Eine Betrachtung von Strukturmerkmalen der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten des
Jobcenters Nürnberg-Stadt im Vergleich mit anderen Jobcentern des Vergleichsclusters
zeigt beispielsweise beim Indikator „erwerbsfähige Leistungsberechtigte ohne Schulab-
schluss“, dass Nürnberg hier im Vergleichscluster mit 25,6% den höchsten Wert aufweist16.
Danach folgen Köln mit 25,2%, Mannheim mit 23,8% und Frankfurt/Main mit 22,9%. Den
besten Wert weist München mit 16,6% auf.
71,1% der Nürnberger erwerbsfähigen Leistungsberechtigten sind ohne Berufsausbildung.
Damit liegt Nürnberg im Mittelfeld des Vergleichsclusters. Den höchsten Wert verzeichnet
Frankfurt/Main mit 75,4%, den geringsten München mit 67,6%. 15 Erwerbsfähige Leistungsberechtigte sind nach §7 SGB II Personen, die das 15. Lebensjahr vollendet und die Regelaltersgrenze noch nicht erreicht haben, erwerbsfähig und hilfebedürftig sind und ihren gewöhnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland haben.
16 April 2012.
17.651
19.060
24.597
26.786
28.017
32.219
33.557
38.571
45.344
47.883
48.458
50.973
51.903
54.870
57.633
59.908
80.902
81.733
130.383
418.146
Bonn, Stadt
Mannheim, Universitätsstadt
Bielefeld, Stadt
Stuttgart, Landeshauptstadt
Bochum, Stadt
Nürnberg, Stadt
Wuppertal, Stadt
Dresden, Stadt
Düsseldorf, Stadt
Frankfurt am Main, Stadt
Duisburg, Stadt
München, Landeshauptstadt
Bremen, Stadt
Leipzig, Stadt
Dortmund, Stadt
Essen, Stadt
Köln, Stadt
Region Hannover
Hamburg, Freie und Hansestadt
Berlin, Stadt
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB IISep. 12
42
Ca. 40% der erwerbsfähigen Leistungsbezieher in Nürnberg haben nicht die deutsche
Staatsbürgerschaft. Hier verzeichnet das Jobcenter Nürnberg-Stadt in den vergangenen
Jahren große Erfolge. So konnten die erwerbsfähigen ausländischen Leistungsberechtigten
von 2006 bis zum 1. Quartal 2012 um 17,4% (von 16.705 auf 13.799 Personen) verringert
werden, der mit Abstand beste Wert im Vergleichscluster. Dem hingegen mussten beispiels-
weise Düsseldorf (+8,5%), Frankfurt/Main (+7,2%) und München (+6,3%) deutliche
Steigerungen hinnehmen.
Abb. 30:
Die Entwicklung der Anzahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLbs) von
September 2011 auf September 2012 bestätigt, dass Nürnberg im Großstadtvergleich eine
positive Entwicklung verzeichnet. So nahm die Anzahl der eLbs im Vergleichszeitraum um
3,4% ab (1.136 Personen). Dies stellt – gemeinsam mit München - das viertbeste Ergebnis
aller deutschen Großstädte dar. Innerhalb der süddeutschen Großstädte nimmt Nürnberg –
nach Stuttgart und gemeinsam mit München – den zweiten Platz im Ranking ein.
Die Großstädte Mannheim (+0,2%), Wuppertal (+1,1%) und vor allem Essen (+3,9%)
verzeichnen hingegen im Vergleichszeitraum Steigerungen bei der Anzahl der
erwerbsfähigen Leistungsberechtigten.
-3,0%
-4,6%
3,9%
1,1%
0,2%
-0,1%
-0,4%
-0,4%
-0,6%
-0,6%
-1,1%
-1,3%
-1,3%
-2,2%
-2,8%
-3,0%
-3,0%
-3,4%
-3,4%
-4,1%
-5,5%
-5,9%
Deutschland: -134.444
Bayern: -13.931
Essen, Stadt: +2.257
Wuppertal, Stadt: +368
Mannheim, Universitätsstadt: +30
Bremen, Stadt: -49
Bonn, Stadt: -65
Bochum, Stadt: -108
Dortmund, Stadt: -323
Duisburg, Stadt: -303
Frankfurt am Main, Stadt: -510
Bielefeld, Stadt: -317
Köln, Stadt: -1.105
Hamburg, Freie und Hansestadt: -2.912
Berlin, Stadt: -12.159
Düsseldorf, Stadt: -1.383
Region Hannover: -2.567
München, Landeshauptstadt: -1.784
Nürnberg, Stadt: -1.136
Dresden, Stadt: -1.652
Stuttgart, Landeshauptstadt: -1.546
Leipzig, Stadt: -3.428
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Entwicklung der Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II
im VorjahresvergleichSep. 12 / Sep 11
43
3.6. Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II mit ergänzendem Erwerbs-
einkommen
Abb. 31:
Leistungsberechtigte im SGB II mit ergänzendem Erwerbseinkommen („Ergänzer“) sind
Personen, die erwerbstätig sind und deren Einkommen unter der Grundsicherungsgrenze
liegt. Dies waren in Nürnberg im September 2012 9.381 Personen und damit 29,1% aller
erwerbsfähigen Leistungsberechtigten. Die anderen süddeutschen Großstädte weisen
folgende Quoten auf: Stuttgart: 28,8%, München: 28,3%, Frankfurt am Main: 28,3% und
Mannheim: 27,5%. Den höchsten Anteil verzeichnen Dresden mit 36,8% und Leipzig mit
33,3%, die geringsten Anteile: Essen und Duisburg mit 22%.
4.929
5.248
7.234
7.379
7.712
7.747
9.381
10.674
12.023
13.152
13.531
14.212
14.352
14.443
15.412
18.247
20.941
25.418
36.232
128.673
Bonn, Stadt
Mannheim, Universitätsstadt
Bielefeld, Stadt
Bochum, Stadt
Stuttgart, Landeshauptstadt
Wuppertal, Stadt
Nürnberg, Stadt
Duisburg, Stadt
Düsseldorf, Stadt
Essen, Stadt
Frankfurt am Main, Stadt
Dresden, Stadt
Dortmund, Stadt
München, Landeshauptstadt
Bremen, Stadt
Leipzig, Stadt
Köln, Stadt
Region Hannover
Hamburg, Freie und Hansestadt
Berlin, Stadt
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II mit
ergänzendem Erwerbseinkommen
(Ergänzer)Sep. 12
44
Abb. 32:
Nürnberg verzeichnet bei der Entwicklung der „Ergänzer“ im Vergleich September 2012 zu
September 2011 unter den deutschen Großstädten mit einem Rückgang um -4,9%
(479 Personen) eine sehr positive Entwicklung. Nur die Großstädte Leipzig (-8,5%) und
Stuttgart (-5,6%) weisen prozentual bessere Ergebnisse auf. Mehr als die Hälfte der
Großstädte verzeichnete im Vergleichszeitraum eine Zunahme der erwerbsfähigen
Leistungsberechtigten mit ergänzendem Erwerbseinkommen. Diese fiel am höchsten aus in
den Großstädten Mannheim (+3,3%) und Bonn (+3,6%).
-2,5%
-4,9%
3,6%
3,3%
1,5%
1,3%
1,2%
1,0%
0,9%
0,6%
0,5%
0,2%
0,1%
-0,3%
-0,7%
-1,8%
-2,0%
-2,8%
-3,4%
-4,9%
-5,6%
-8,5%
Deutschland: -34.598
Bayern: -4.537
Bonn, Stadt: +170
Mannheim, Universitätsstadt: +170
Dortmund, Stadt: +216
Bremen, Stadt: +194
Köln, Stadt: +241
Düsseldorf, Stadt: +124
Frankfurt am Main, Stadt: +120
Duisburg, Stadt: +63
Berlin, Stadt: +609
Bochum, Stadt: +15
Hamburg, Freie und Hansestadt: +19
Bielefeld, Stadt: -25
München, Landeshauptstadt: -97
Wuppertal, Stadt: -142
Region Hannover: -509
Essen, Stadt: -373
Dresden, Stadt: -496
Nürnberg, Stadt: -479
Stuttgart, Landeshauptstadt: -454
Leipzig, Stadt: -1.689
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Entwicklung der Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II mit
ergänzendem Erwerbseinkommen
im VorjahresvergleichSep. 12 / Sep 11
45
3.7. Erwerbsfähige Leistungsberechtigte im SGB II mit gleichzeitigem Leistungsbezug nach dem SGB III
Abb. 33:
Setzt man die Anzahl der „Aufstocker“, also der Personen mit Leistungsbezug nach dem
SGB III (Arbeitslosengeld I) die gleichzeitig ergänzende Leistungen nach dem SGB II
erhalten, da sie mit dem ALG I unter der Grundsicherungsgrenze liegen, ins Verhältnis zu
der Gesamtzahl der Arbeitslosen im SGB III-Leistungsbezug, liegt Nürnberg im September
2012 an 14. Stelle des Großstadtrankings. „Spitzenreiter“ ist Leipzig mit 23,7% vor Frankfurt
am Main mit 16,7% und Bremen mit 16,4%. Schlusslicht sind München mit 7,6% und Bonn
mit 8,3%. Die weiteren süddeutschen Großstädte weisen folgende Quoten auf: Stuttgart:
10,9% und Mannheim 9,8%.
245
286
401
500
517
528
644
645
723
791
858
909
938
1.042
1.117
1.171
1.449
1.486
2.824
6.750
Bonn, Stadt
Mannheim, Universitätsstadt
Bochum, Stadt
Wuppertal, Stadt
Bielefeld, Stadt
Stuttgart, Landeshauptstadt
Düsseldorf, Stadt
Nürnberg, Stadt
Duisburg, Stadt
Essen, Stadt
Dortmund, Stadt
Bremen, Stadt
Dresden, Stadt
Frankfurt am Main, Stadt
München, Landeshauptstadt
Köln, Stadt
Leipzig, Stadt
Region Hannover
Hamburg, Freie und Hansestadt
Berlin, Stadt
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II mit
gleichzeitigem Leistungsbezug nach SGB III
(Aufstocker)Sep. 12
46
Abb. 34:
Problematisch erweist sich für Nürnberg hingegen die Entwicklung der „Aufstocker“ im
Vergleich September 2012 zu September 2011. Hier verzeichnet Nürnberg die nach Leipzig
zweithöchsten Steigerungsraten (+22,2%). Diese Steigerung geht einher, wie nachfolgend in
Unterkapitel 3.10 dargestellt, mit einer starken Erhöhung der Arbeitslosenzahlen im SGB III-
Bereich (Steigerung von September 2011 zu September 2012 um 922 Personen bzw.
+18,2% auf 5 966 Personen).
Problematisch ist auch die Entwicklung in Frankfurt am Main mit einer Steigerung um 21,3%.
Dem hingegen weisen die anderen süddeutschen Großstädte München (3,3%), Mannheim
(4,8%) und Stuttgart (7,3%) nur geringe prozentuale Steigerungen auf. Selbst Berlin
verzeichnet hier nur einen Anstieg um 5,3%. Einzig Düsseldorf weist mit -0,2% eine
Verringerung der „Aufstocker“ auf.
13,8%
21,1%
-0,2%
3,3%
4,8%
5,3%
7,3%
8,1%
8,4%
9,3%
9,4%
10,0%
11,0%
12,3%
12,9%
12,9%
13,8%
14,2%
16,9%
21,3%
22,2%
25,8%
Deutschland: +10.241
Bayern: +1.075
Düsseldorf, Stadt: -01
München, Landeshauptstadt: +36
Mannheim, Universitätsstadt: +13
Berlin, Stadt: +337
Stuttgart, Landeshauptstadt: +36
Bochum, Stadt: +30
Köln, Stadt: +91
Dresden, Stadt: +80
Essen, Stadt: +68
Bielefeld, Stadt: +47
Bremen, Stadt: +90
Hamburg, Freie und Hansestadt: +310
Wuppertal, Stadt: +57
Bonn, Stadt: +28
Dortmund, Stadt: +104
Duisburg, Stadt: +90
Region Hannover: +215
Frankfurt am Main, Stadt: +183
Nürnberg, Stadt: +117
Leipzig, Stadt: +297
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Entwicklung der Anzahl erwerbsfähiger Leistungsberechtigter SGB II mit
gleichzeitigem Leistungsbezug nach SGB III (Aufstocker)
im VorjahresvergleichSep. 12 / Sep 11
47
3.8. Leistungen für Unterkunft und Heizung im Städtevergleich
Abb. 35:
Nürnberg wendete im September 2012 fast 9 Mio. Euro für Leistungen für Unterkunft und
Heizung auf.
Eine Betrachtung der Leistungen für Unterkunft und Heizung pro Bedarfsgemeinschaft zeigt,
dass Nürnberg zu den Großstädten mit den geringsten Ausgaben pro Bedarfsgemeinschaft
zählte (Platz 17 mit 363 Euro). Spitzenwerte weisen hier München (474 €), Frankfurt am
Main (429 €) und Bonn (426 €) auf. Die niedrigsten Ausgaben haben Duisburg (337 €),
Dresden (291 €) und Leipzig (285 €).
5.404.506
5.414.929
6.743.406
7.548.525
8.703.117
8.901.833
8.911.900
9.066.074
11.747.084
12.446.401
13.654.663
14.757.364
15.614.993
15.949.453
15.979.818
18.802.904
22.718.577
24.346.887
40.555.881
117.889.168
Mannheim, Universitätsstadt
Bonn, Stadt
Bielefeld, Stadt
Bochum, Stadt
Stuttgart, Landeshauptstadt
Nürnberg, Stadt
Wuppertal, Stadt
Dresden, Stadt
Duisburg, Stadt
Leipzig, Stadt
Düsseldorf, Stadt
Bremen, Stadt
Frankfurt am Main, Stadt
Dortmund, Stadt
Essen, Stadt
München, Landeshauptstadt
Region Hannover
Köln, Stadt
Hamburg, Freie und Hansestadt
Berlin, Stadt
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Leistungen für Unterkunft und Heizung in EUROSep. 12
48
Abb. 36:
Positive Ergebnisse weist Nürnberg ebenfalls bei den Veränderungen der Leistungen für
Unterkunft und Heizung im Rechtskreis des SGB II auf. Im Vergleich September 2012 zu
September 2011 verringerten sich die Aufwendungen um 3,1%. Damit liegt Nürnberg nach
Leipzig (-6,2%) und Stuttgart (-4,1%) an dritter Stelle des Großstadtrankings vor München
(-2,7%) und Berlin (-2,4%). Acht Großstädte verzeichnen im Vergleichszeitraum einen
prozentualen Anstieg der Leistungen für Unterkunft und Heizung. Die höchsten Anstiege
erfolgten in Bremen (+2,6%), Mannheim (+2,5%) und Bonn (+2,3%).
-1,3%
-2,3%
2,6%
2,5%
2,3%
1,4%
1,0%
0,6%
0,5%
0,1%
-0,1%
-0,4%
-0,9%
-0,9%
-1,3%
-2,0%
-2,3%
-2,4%
-2,7%
-3,1%
-4,1%
-6,2%
Deutschland
Bayern
Bremen, Stadt
Mannheim, Universitätsstadt
Bonn, Stadt
Bochum, Stadt
Duisburg, Stadt
Essen, Stadt
Dortmund, Stadt
Bielefeld, Stadt
Frankfurt am Main, Stadt
Köln, Stadt
Wuppertal, Stadt
Hamburg, Freie und Hansestadt
Dresden, Stadt
Düsseldorf, Stadt
Region Hannover
Berlin, Stadt
München, Landeshauptstadt
Nürnberg, Stadt
Stuttgart, Landeshauptstadt
Leipzig, Stadt
Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Veränderung der Leistungen für Unterkunft und Heizung in EURO
im VorjahresvergleichSep. 12 / Sep. 11
49
3.9. Empirische Daten zu Zielindikatoren des Jobcenters Nürnberg-Stadt und strategische Ausrichtung
Das Jobcenter Nürnberg-Stadt zählt seit längerem in einer vom Institut für Arbeitsmarkt und
Berufsforschung (IAB) definierten Vergleichsgruppe zu den erfolgreichsten Jobcentern. Zur
Vergleichsgruppe gehören neben Nürnberg die Städte München, Hamburg, Bonn, Mann-
heim, Düsseldorf, Köln, Frankfurt/Main, Mainz, Leverkusen, Stuttgart und Offenbach –
letztere beiden sind zugelassene kommunale Träger.
Im Fokus der Untersuchungen stehen die Zielindikatoren „Langzeitleistungsbezieher“,
„Integrationsquote“ und die „Leistungen zum Lebensunterhalt“.
Abb. 37:
Langzeitleistungsbezieher im SGB II, also Personen, die sich innerhalb der letzten 24
Monate mindestens 21 Monate im Leistungsbezug des SGB II befanden, sind eine der
wichtigsten Zielgruppen der Jobcenter. Jedoch sind diese, aufgrund ihres langjährigen
Leistungsbezugs, nur unter erschwerten Bedingungen ins Arbeitsleben zu integrieren. Das
Jobcenter Nürnberg-Stadt weist hier in seiner Vergleichsgruppe die größten Erfolge auf. So
konnte der Bestand der Langzeitleistungsbezieher im vergangenen Jahr 2012 um -4%
(903 Personen) verringert werden. Dies ist im Vergleichscluster, aber auch im Vergleich der
süddeutschen Städte München, Frankfurt am Main und Mannheim der beste Wert.
Zielindikator Langzeitleistungsbezieher (LZB) JDW
Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1 (ohne zkT: Stuttgart und Offenbach/Main)
Veränderung des Bestands LZB (JDW)
Jobcenter Nürnberg
Berichtsmonat Dezember 2012
-4,0
-3,3
-2,4
-2,0
-1,8
-1,5
-1,2
-0,5
-0,1
0,0
73514 JC Nürnberg, Stadt
12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt
41920 JC Frankfurt am Main, Stadt
64402 JC Mannheim, Universitätsstadt
35702 JC Köln, Stadt
32302 JC Bonn, Stadt
84308 JC München, Landeshauptstadt
33702 JC Düsseldorf, Stadt
52706 JC Mainz, Stadt
31502 JC Leverkusen, Stadt
50
Abb. 38:
Die erfolgreiche Integrationsarbeit des Jobcenters Nürnberg-Stadt gerade auch bei der
Verringerung der Langzeitleistungsbezieher spiegelt sich auch am Anteil der Langzeit-
leistungsbezieher am Bestand der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten wider. Hier liegt
Nürnberg mit 65,7% (21.421 Personen) im Benchmark seines Vergleichsclusters an dritter
Stelle hinter München (64,0%) und Offenbach (64,3%). Die höchsten Anteile an Langzeit-
leistungsbeziehern verzeichnen im Vergleichscluster Düsseldorf (72,4%), Köln (71,0%) und
Bonn (69,9%).
Zielindikator Langzeitleistungsbezieher (LZB)
Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1
Anteil am Bestand erwerbsfähiger Leistungsberechtigter (eLb)
Jobcenter Nürnberg
Berichtsmonat Dezember 2012
64,0
64,3
65,7
65,9
66,0
66,6
67,2
67,7
69,8
69,9
71,0
72,4
84308 JC München, Landeshauptstadt
45148 JC Offenbach am Main, Stadt
73514 JC Nürnberg, Stadt
52706 JC Mainz, Stadt
31502 JC Leverkusen, Stadt
41920 JC Frankfurt am Main, Stadt
64402 JC Mannheim, Universitätsstadt
67748 JC Stuttgart, Landeshauptstadt
12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt
32302 JC Bonn, Stadt
35702 JC Köln, Stadt
33702 JC Düsseldorf, Stadt
51
Abb. 39:
Analog der Verringerung der Langzeitleistungsbezieher nimmt Nürnberg – wie bereits in den
Jahren davor – auch im Jahr 2012 mit einer Integrationsquote von 26,5% (8.632
Integrationen17) wieder einen Spitzenplatz im Ranking ein – gemeinsam mit Mannheim und
München auf Platz 1. Die Schlusslichter bilden Bonn (18,4%), Düsseldorf (18,5%) und Köln
(22,1%).
Die Bundesagentur für Arbeit misst zusätzlich die Nachhaltigkeit der Integrationen. Diese ist
gegeben, wenn die betroffenen Personen zwölf Monate nach ihrer Integration in den
Arbeitsmarkt noch sozialversicherungspflichtig Beschäftigt sind. Messdaten zu den
nachhaltigen Integrationen im Bereich des Jobcenter-Nürnberg-Stadt stehen in Kürze zur
Verfügung. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind im Mittel ca. zwei von drei
Integrationen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nachhaltig.
17 Als Integrationen gelten im SGB II alle Aufnahmen von sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-gungen, voll qualiifizierende berufliche Ausbildungen oder selbständige Erwerbstätigkeit von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten – unabhängig davon, ob die Hilfebedürftigkeit durch die Erwerbstätigkeit beendet wird.
Integrationsquote (IQ)
Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1
IST - IQ 2012
Jobcenter Nürnberg
Berichtsmonat Dezember 2012
26,5
26,5
26,5
24,4
23,9
23,8
23,6
23,5
23,3
22,1
18,5
18,4
64402 JC Mannheim, Universitätsstadt
84308 JC München, Landeshauptstadt
73514 JC Nürnberg, Stadt
45148 JC Offenbach am Main, Stadt
31502 JC Leverkusen, Stadt
12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt
67748 JC Stuttgart, Landeshauptstadt
41920 JC Frankfurt am Main, Stadt
52706 JC Mainz, Stadt
35702 JC Köln, Stadt
33702 JC Düsseldorf, Stadt
32302 JC Bonn, Stadt
52
Abb. 40:
Hervorragende Werte verzeichnete das Jobcenter Nürnberg-Stadt im letzten Jahr auch bei
der Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (U 25) ins Erwerbsleben. Fast
jede dritte, jeder dritte Erwerbsfähige (1.710 Integrationen) konnte hier in Arbeit bzw.
Ausbildung vermittelt werden. Dies ist nach Stuttgart (39,7%) der zweitbeste Wert der
Vergleichsgruppe vor München (30,7%) und Offenbach (30,5%). Die schlechtesten Werte
weisen Bonn (20,2%), Düsseldorf (22,3%) und Köln (24,4%) auf.
Integrationsquote (IQ) U25
Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1
IST - IQ U25 2012
Jobcenter Nürnberg
Berichtsmonat Dezember 2012
39,7
30,9
30,7
30,5
29,2
29,0
26,1
24,6
24,6
24,4
22,3
20,2
67748 JC Stuttgart, Landeshauptstadt
73514 JC Nürnberg, Stadt
84308 JC München, Landeshauptstadt
45148 JC Offenbach am Main, Stadt
52706 JC Mainz, Stadt
12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt
64402 JC Mannheim, Universitätsstadt
31502 JC Leverkusen, Stadt
41920 JC Frankfurt am Main, Stadt
35702 JC Köln, Stadt
33702 JC Düsseldorf, Stadt
32302 JC Bonn, Stadt
53
Abb. 41:
Die Erfolge des Jobcenters Nürnberg-Stadt spiegeln sich 2012 ebenfalls im Bereich der
Leistungen zum Lebensunterhalt (Regelleistung ohne Leistungen für Unterkunft und
Heizung18) wider. Hier weist Nürnberg die mit Abstand höchsten prozentualen
Verringerungen (-2,8% = ca. 3,1 Mio. Euro) der Vergleichsgruppe auf, gefolgt von München
(-1,8%) und Hamburg (-0,9%). Dem gegenüber musste die Mehrzahl der Städte in der
Vergleichsgruppe Steigerungen hinnehmen, vor allem Leverkusen mit +2,5% und Mainz mit
+2,3%.
Strategische Ausrichtungen des Jobcenters Nürnberg-Stadt
Neben den bundesweit vereinheitlichten Zielsetzungen
o Reduzierung der Hilfebedürftigkeit
o Steigerung der Integrationsquote
o Reduzierung des Langzeitbezugs
o Verbesserung der Datenqualität
setzte sich das Jobcenter Nürnberg-Stadt für den Zeitraum 2012 bis 2015 zwei regionale,
langfristige Ziele: Einerseits einen Beitrag zur Arbeitskräftesicherung anlässlich einer
alternden und schrumpfenden Bevölkerung für die Metropolregion Nürnberg zu leisten19 und
18 Aktuell 382 Euro als Eckregelsatz, bei Partnern bzw. Kindern ist die Regelleistung vermindert. 19 Aktuell hat die Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) ca. 3,5 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner. Bis 2030 wird ein Bevölkerungsrückgang in der EMN um -5,4% (-186.000) prognostiziert.
Leistungen zum Lebensunterhalt (LLU) kum.
Benchmarkbetrachtung Cluster Typ 1 (ohne zkT´s)
Reduzierung LLU kum. zum Vorjahr
Jobcenter Nürnberg
Berichtsmonat Dezember 2012
-2,8
-1,8
-0,9
-0,2
0,4
0,6
0,7
0,8
2,3
2,5
73514 JC Nürnberg, Stadt
84308 JC München, Landeshauptstadt
12302 JC Hamburg, Freie und Hansestadt
33702 JC Düsseldorf, Stadt
32302 JC Bonn, Stadt
64402 JC Mannheim, Universitätsstadt
35702 JC Köln, Stadt
41920 JC Frankfurt am Main, Stadt
52706 JC Mainz, Stadt
31502 JC Leverkusen, Stadt
54
andererseits mitzuhelfen, die Integrationschancengleichheit für Frauen zu verbessern bzw.
herzustellen.
Die geschäftspolitischen Schwerpunktsetzungen für das Jahr 2013 sehen folgende Ziele vor:
o Jugendliche mit ungünstigen Startchancen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt integrieren.
o Die Erwerbsbeteiligung der Älteren erhöhen.
o Die Qualifikationspotenziale von Menschen mit Migrationshintergrund besser nutzen.
o Die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Behinderung verbessern.
o Das Qualifikationsniveau Geringqualifizierter erhöhen.
o Die Erwerbsbeteiligung der Frauen steigern und Beschäftigungschancen für Alleiner-ziehende erschließen.
o Potenziale von erwerbsfähigen SGB II-Leistungsbeziehern im Bereich Selbständig-keit erkennen und fördern.
o Die Aufwärtsmobilität insbesondere von geringfügig Beschäftigten fördern.
55
13,6 %
17,1 %
6,1 %
6,3 %
9,3 %
10,5 %
11,3 %
11,6 %
12,5 %
13,0 %
13,2 %
13,9 %
14,0 %
14,2 %
15,4 %15,9 %
16,8 %
21,1 %23,9 %
26,1 %26,4 %
26,5 %
Deutschland
Bayern
Duisburg
Region Hannover
Leipzig
Bielefeld
Bonn
Berlin
Dresden
München
Essen
Dortmund
Hamburg
Düsseldorf
Frankfurt a. M.
Bremen
Köln
Bochum
Mannheim
Stuttgart
Wuppertal
Nürnberg
3.10 Entwicklung ALG I und II (Vergleich Dezember 2012 zu Dezember 2011)
Der Anstieg der SGB III-Arbeitslosen im Vergleichszeitraum fällt in Nürnberg mit 26,5%
(Dezember 2011: 4 998 Arbeitslose im SGB III – Dezember 2012: 6.323 Arbeitslose im
SGB III) am stärksten unter den 20 größten deutschen Städten aus. Nach Nürnberg folgen
Wuppertal (+26,4%) und Stuttgart (+26,1%). Den geringsten Zuwachs verzeichnen Duisburg
(+6,1%), die Region Hannover (+6,3%) und Leipzig (+9,3%). Der Zuwachs in Nürnberg liegt
auch deutlich höher als in Bayern (17,1%) und Deutschland (13,6%).
Abb. 42: Veränderung der SGB III Arbeitslosenzahlen von Dezember 2011 zu Dezember 2012 in Prozent
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
56
2,1 %
8,3 %
13,4 %
10,4 %
8,7 %
5,3 %
2,9 %
2,9 %
2,0 %
1,6 %
1,1 %
0,1 %
-0,7 %
-1,0 %
-1,2 %
-1,2 %
-3,7 %
-4,3 %-4,8 %
-6,9 %-8,1 %
-10,0 %
Deutschland
Bayern
Stuttgart
Wuppertal
Bonn
Köln
Essen
München
Dortmund
Frankfurt a. M.
Region Hannover
Nürnberg
Bochum
Bremen
Düsseldorf
Duisburg
Bielefeld
Dresden
Hamburg
Berlin
Leipzig
Mannheim
Abb. 43: Veränderung der SGB II Arbeitslosenzahlen von Dezember 2011 zu Dezember 2012 in Prozent
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit
Im Bereich SGB II liegt die Quote im Dezember 2012 in Nürnberg bei 5,3%. Nürnberg liegt
damit im Vergleich der 20 größten deutschen Städte auf Rang sechs hinter Hamburg (5,0%)
und gleichauf mit Frankfurt am Main. Die Veränderung der SGB II Arbeitslosenzahlen im
Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt einen minimalen Anstieg um 0,1%.
Hier liegt Nürnberg im Mittelfeld der 20 größten Städte. Die größte Abnahme zeigte
Mannheim mit -10%, die größte Zunahme Stuttgart mit 13,4%. In Bayern steigt die Quote im
um 8,3%, in Deutschland um 2,1%.
Die SGB II-Arbeitslosenquote stieg in Nürnberg im Vergleichszeitraum um nur 0,1% (11
Personen) an. Die stärksten Zuwächse verzeichnet Stuttgart mit 13,4%, die größten
Abnahmen Mannheim mit -10%.
57
4. Fazit und Ausblick
4.1 Aus Sicht des Wirtschaftsreferats
Die oben beschriebene Datenlage ergibt folgendes Gesamtbild der aktuellen Arbeitsmarkt-
und Beschäftigungssituation am Wirtschaftsstandort Nürnberg:
1. Nürnberg hat seit über 17 Jahren keine so hohe Beschäftigung mehr gehabt wie zum
aktuell verfügbaren Datenstand der Beschäftigtenstatistik, dem Juni 2012 – trotz des
erheblichen Strukturwandels, der noch nicht abgeschlossen ist und trotz steigender
Einwohnerzahl. Das ist ein Zeichen für eine erfolgreiche Entwicklung am Wirtschafts-
standort Nürnberg und die hohe Attraktivität der Stadt als Arbeitsort. Gerade in inno-
vativen und zukunftssicheren Branchen entstehen neue Arbeitsplätze. (Abb.1 und
Tab. 2)
2. Mit einem Einpendlerüberschuss von 88.404 Menschen trägt Nürnberg stark zur
Arbeitsmarktentlastung der umliegenden Gemeinden bei. 52,4% der Personen, die in
Nürnberg arbeiten, wohnen nicht hier, sondern kommen aus den umliegenden Städ-
ten und Landkreisen eingependelt. Die Nürnberger Wirtschaft nimmt daher eine sehr
wichtige Arbeitsmarktfunktion weit über die Stadtgrenzen hinaus für einen großen Teil
Nordbayerns ein. Diese Zentralitätsfunktion des Arbeitsmarktes gilt es weiter – auch
seitens des Freistaats Bayern - zu stärken und zu unterstützen. (Abb. 5 und Tab.1)
3. Im Vergleich zu allen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen, die von
2005 bis 2011 um 7,2% in Nürnberg angewachsen sind (Abb. 1), sind die atypischen
Beschäftigungen deutlich stärker angewachsen. Sie nahmen im gleichen Zeitraum in
Nürnberg um 26,5% zu (Abb.7). Diese zunehmende Flexibilität des Arbeitsmarktes
birgt Vorteile – aber auch Nachteile und Unsicherheiten. Was aus Unternehmenssicht
Voraussetzung für eine flexible Arbeitsplanung in bestimmten Sektoren die Wettbe-
werbsfähigkeit sichert und dazu beiträgt, die Schwarzarbeit in Grenzen zu halten,
kann für die Beschäftigten und für die Sozialsysteme mit Nachteilen verbunden sein.
Erst in der Einzelfallbetrachtung zeigt sich, was davon überwiegt. Formen atypischer
Beschäftigung können von den Beschäftigten durchaus auch absichtlich gewählt sein,
weil sich beispielsweise im konkreten Fall dadurch berufliche und andere persönliche
Interessen besser kombinieren lassen. Die rein zahlenmäßige Betrachtung gibt kei-
nerlei Aufschluss über die individuellen Motive. Festgestellt wurde durch den Städte-
und Landes- und Bundesvergleich, dass die starke Zunahme an atypischer Beschäf-
tigung kein "Nürnberg-typisches-Problem" darstellt. Im Gegenteil: Sowohl der Anteil
als auch die Veränderungsraten an atypischer Beschäftigung in Nürnberg liegen im
Landes-, Bundes- und Städtedurchschnitt. (Abb. 6 und Abb.7).
58
4. Einen großen Teil der atypischen Beschäftigung bildet die geringfügige Beschäfti-
gung. Der Anteil dieser Mini-Jobs an allen Beschäftigungsverhältnissen (17,3%) und
deren Zuwachsraten (+11,8%) liegen in Nürnberg deutlich unter dem Durchschnitt
Deutschlands, Bayerns und der meisten der großen deutschen Städte. (Abb. 9 und
Abb. 10)
5. Einen weiteren, verhältnismäßig kleinen Teil der atypischen Beschäftigung bilden die
Leih- bzw. Zeitarbeitsverhältnisse. Deren Anteil an allen Beschäftigungsverhältnissen
liegt mit 4,7% in Nürnberg deutlich über dem Durchschnitt. Dies ist nicht unbedingt
negativ, sondern auch ein Zeichen für die in Nürnberg sehr erfolgreich arbeitenden
Personaldienstleister. Diese "versorgen" die nicht nur die Stadt, sondern auch die ge-
samte Region mit Personal (Abb. 13). Beschäftigte bei Zeitarbeitsunternehmen wer-
den in der Statistik jeweils dem Standort der Zeitarbeitsfirma zugeordnet und nicht
dem jeweiligen Einsatzort. Die Leih- bzw. Zeitarbeit hat seit 2005 in Nürnberg deutlich
geringer zugenommen als im Bund, dem Land oder den meisten anderen großen
deutschen Städten. (Abb. 12)
6. Nürnberg ist im bayernweiten Vergleich den Regionen mit höherer Arbeitslosigkeit
zuzurechnen, nimmt aber im bundesweiten Vergleich, insbesondere der 20 größten
deutschen Städte, eine relativ gute Position ein. Dies gilt um so mehr bei einem Ver-
gleich mit anderen Großstädten, die früher klassische Produktionsstandorte waren
und einen ähnlichen Strukturwandel wie Nürnberg durchgemacht haben. Sowohl für
Bayern als auch für Deutschland zeigt sich: Die Arbeitslosigkeit ist generell in den
Städten und Metropolen höher als im Landes- oder Bundesdurchschnitt (Abb. 18 und
Abb. 19). Daher sind innerbayerische Vergleiche zwischen Nürnberg und Gebieten im
ländlichen Raum, die teilweise zudem Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen ha-
ben, nur bedingt tauglich.
7. Wie in allen bayerischen kreisfreien Städten und den meisten der großen deutschen
Städte sind im Jahr 2012 auch in Nürnberg die Arbeitslosenzahlen leicht gestiegen.
Im bayernweiten Vergleich liegt der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Nürnberg unter
dem der meisten anderen Städte und dem Landesdurchschnitt. (Abb. 20 und
Abb. 21)
8. Differenziert nach Rechtskreisen zeigt die Analyse der Arbeitslosenzahlen, dass über
zwei Drittel (69,3%) der Nürnberger Arbeitslosen dem SGB II-Bereich zuzurechnen
sind (SGB-II-Arbeitslosenquote 5,3%). Dieser Anteil liegt erheblich über dem bayeri-
schen Durchschnitt (49,2%), ist aber gleichzeitig einer der drei niedrigsten Anteile im
Vergleich der 20 größten deutschen Städte (Abb. 23). Ein hoher Anteil SBG-II ar-
beitsloser Frauen und Männer ist demzufolge ein typisches Großstadtphänomen und
59
weniger ein individuelles Problem Nürnbergs. Gleichwohl gilt es besonders in diesem
verfestigten und häufig langfristigen Bereich der Arbeitslosigkeit Aktivierungen zu er-
reichen, um Menschen wieder Perspektiven im Erwerbsleben zu geben und die Leis-
tungsaufwendungen der Stadt zu reduzieren. Eine Verbesserung des Matchings wäre
wünschenswert, ebenso eine Erweiterung der Fortbildungs- bzw. Umschulungsmög-
lichkeiten.
9. Der weit geringere Teil der Arbeitslosen wird dem Rechtskreis SGB III zugerechnet.
Allerdings ist in diesem Bereich in Nürnberg ein überdurchschnittlicher Anstieg der
Arbeitslosenzahlen um 26,5% zum Vorjahr zu verzeichnen. Aufgrund des hohen In-
vestitionsgüteranteils der Nürnberger Industriestruktur machte sich die Konjunkturab-
schwächung im 2. Halbjahr 2012 in Nürnberg deutlich bemerkbar. Das zeigt, dass
infolge des Strukturwandels und dessen Auswirkungen auf den Nürnberger Arbeits-
markt weiterhin Handlungsbedarf für die kommunale Wirtschaftspolitik besteht.
(Abb. 42)
Der heutige Arbeitsmarkt ist generell durch Personalengpässe im höher qualifizierten
Bereich sowie Problemen bei der Vermittlung von Arbeitslosen gekennzeichnet (gespaltener
Arbeitsmarkt). Während auf der einen Seite Arbeitsplätze für gering Qualifizierte abnehmen,
weil diese in „Billiglohnländer“ abwandern, erhöht sich auf der anderen Seite, ausgelöst
durch den demografischen und technologischen Wandel, der Bedarf an entsprechend
qualifizierten Arbeitskräften. Dies zeigt der steigende Anteil an sog. wissensintensiven
Beschäftigungen.
Ziel der Wirtschaftspolitik ist hierbei, Maßnahmen zu unterstützen und zu initiieren, die dazu
beitragen, Arbeitslosigkeit zu vermeiden und gleichzeitig die humankapitalorientierten
Standortbedingungen zu verbessern.
Wirtschaftspolitische Handlungsfelder
Kommunale Wirtschaftspolitik hat die Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit des
Standortes zu steigern und hierdurch nachhaltig Wohlstand und Arbeitsplätze zu sichern und
zu mehren. Sie schafft die Rahmenbedingungen für Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft
und Nachhaltigkeit. Beschäftigungspolitik zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen ist
demnach Teil der Wirtschaftspolitik. Alle Maßnahmen der Wirtschaftspolitik zielen darauf ab,
die kommunalen und regionalen Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln so mit zu
gestalten, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen für die Menschen in einer Kommune
positiv beeinflusst werden.
60
Die kommunalen Einflussmöglichkeiten auf die Entscheidung der Unternehmen, ob sie
Normalarbeitsverhältnisse, atypische Beschäftigungen oder keine neuen Beschäftigungs-
möglichkeiten schaffen, sind beschränkt. Je stärker sich jedoch die Nachfrage der Wirtschaft
nach Arbeitskräften entwickelt, desto eher dürften die Unternehmen ein Interesse daran
haben, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft anzustellen und über Regelarbeits-
plätze an das eigene Unternehmen zu binden. Die Wirtschaftsförderung Nürnberg arbeitet
mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen daran, zum einen die Wirtschaft und damit
generell die Nachfrage nach Arbeitskräften zu stärken und zum anderen bestimmten
unterstützungsbedürftigen Gruppen am Arbeitsmarkt durch beschäftigungsfördernde
Maßnahmen den Einstieg oder Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Starken Arbeitsmarktbezug weisen die Handlungsfelder Innovationsförderung, Fachkräftesi-
cherung, Qualifizierung und Firmenansiedlung auf.
Durch Innovationsförderung neue Beschäftigungsfelder eröffnen
Für die kommunale Wirtschaftspolitik in Nürnberg kommt es darauf an, den weiter laufenden
Strukturwandel Nürnbergs von einem klassischen Produktionsstandort zu einem High Tech-,
Industrie- und modernen Dienstleistungsstandort weiter zu gestalten. Die in Nürnberg
praktizierte Strukturpolitik setzt daher auf die Stärken und Kernkompetenzen in der Stadt und
der Region. Diese sind Verkehr und Logistik, Automotive, Information und Kommunikation,
Energie und Umwelt, Neue Materialien sowie Automation und Produktionstechnik.
Im Cluster Verkehr und Logistik wird aktuell daran gearbeitet, die hiesige Industrie noch
stärker in Projekte einzubeziehen. Zu nennen ist die gemeinsame Projektinitiierung für
unternehmensübergreifende FuE-Projekte wie z.B. die Hochvolt-Leistungsverteiler der
Unternehmen LEONI und Conti Temic oder auch die Beteiligung und Unterstützung der
Industriepartner am Bundes-Schaufenster "Elektromobilität verbindet", das sich im Jahr 2012
weiter konkretisiert hat und dessen Nürnberger Projekte im Jahr 2013 starten.
Dem Logistiksektor kommt im Übrigen eine besondere arbeitsmarktpolitische Bedeutung zu.
In diesem innovativen Dienstleistungsbereich werden sowohl hochqualifizierte Arbeitsplätze
geschaffen als auch Arbeitsplätze für Menschen mit geringer Qualifikation, die die Chance
erhalten, sich weiterzuqualifizieren.
In Zeiten der Energiewende ist der umweltverträgliche Einsatz von Antrieben aktueller denn
je. Die Unterstützung von Projekten aus Industrie und Forschung aus diesem Themenfeld ist
ebenfalls Aufgabe des Clusters Verkehr und Logistik, insbesondere des in Nürnberg
verorteten Clusters „Bahntechnik in Bayern“. Mit dem Ende 2012 offiziell gestarteten Cluster-
61
Leuchtturmprojekt "Hybrid Rangierlokomotiven" wurde hier unter Mitwirken des Clusterma-
nagements und verschiedener Akteure (u.a. DB AG und ALSTOM) ein Meilenstein für die
Region gesetzt. Das Projekt ist zudem der Start zum Aufbau einer Modellregion für Hybrid
Rangierlokomotiven in Franken. Der Cluster Bahntechnik hat sich damit erneut als Innovati-
onsplattform für das Thema Mobilität erwiesen.
Im Bereich Automation und Produktionstechnik hat das Wirtschaftsreferat gemeinsam mit
dem E|Drive-Center erfolgreich Industrie und Forschung vernetzt. Beispielhaft dafür ist,
neben den in 2011 und 2012 gestarteten Innovationsprojekten (direkte Industrieprojekte),
fünf öffentlich geförderten Forschungsprojekten sowie drei erfolgreichen Forschungsanträ-
gen im Rahmen der Elektromobilitätsausschreibungen des Bundes, die Initiierung der
internationalen Kongressreihe "Electric Drives Production Conference" in Nürnberg, die im
September 2011 zum ersten Mal stattfand und im Oktober 2012 mit 500 Teilnehmern
erfolgreich fortgesetzt wurde.
Neben den technologiepolitischen Ansätzen zur Förderung der Industrie ist es auch Ziel des
Wirtschaftsreferates, die Rahmenbedingungen für industrienahe "Innovative Dienstleistun-
gen" so zu gestalten, dass die Dienstleistungsbranchen ihren Beitrag zur industriellen
Entwicklung ausbauen können.
In diesem Bereich wurde dafür explizit gemeinsam mit der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für
Supply Chain Services SCS, dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der Friedrich-
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der IHK Nürnberg für Mittelfranken und den
Unternehmen Insight Innovation und Work Play Experience eine Plattform zur Förderung der
Innovationen und industrienaher Dienstleistungen in Unternehmen initiiert. Die Auftaktveran-
staltung fand im Jahr 2012 statt, im Jahr 2013 werden die Netzwerkaktivitäten fortgesetzt.
Parallel dazu begann im Jahr 2012 die Konzeptionierung einer Service Manufaktur, die im
Jahr 2013 im Herzen Nürnbergs etabliert werden soll. Die Service Manufaktur ist als
Kompetenzzentrum für industrienahe Dienstleistungsinnovationen geplant und soll Bürgerin-
nen und Bürgern sowie Unternehmen die Möglichkeit bieten, gemeinsam Konzepte,
Produkte und Dienstleistungen der Zukunft zu gestalten und zu testen.
Auch im Kompetenzfeld Energie und Umwelt konnten in jüngster Zeit beim Ausbau der
industrienahen Forschung und Entwicklung große Erfolge erzielt werden. So wurde eine
Reihe von Forschungseinrichtungen und Projekten in hoher räumlicher Konzentration in
Nürnberg angesiedelt. Hervorzuheben ist der Energie Campus Nürnberg als bundesweit
einmalige Forschungseinrichtung zu Zukunftsfragen der Energieversorgung. Hier wird das
Energiesystem entlang der gesamten Wertschöpfungskette ganzheitlich erforscht, d. h.
62
Erzeugung/Wandlung, Übertragung, Speicherung, Effizienz, aber auch volkswirtschaftliche
und gesellschaftliche Fragen. Viele dieser Einrichtungen wurden in der Nürnberger
Weststadt angesiedelt und damit der Nukleus für einen dynamisch wachsenden Technologie
Campus gelegt.
Ein weiterer Zukunftssektor ist die digitale Wirtschaft. Fachleute sprechen von einer „vierten
industriellen Revolution“, im Rahmen derer die virtuelle Welt des Internets mit der realen
Welt der Produktion verknüpft wird. Hierunter fallen Themen wie „Internet der Dinge“,
„shared economy“, „big data“, smart grids, smart homes sowie Elektromobilitätssysteme.
Gerade im Hinblick auf diese kombinierte Fähigkeiten ist Nürnberg gut aufgestellt. Hierauf
gilt es, aufzubauen.
Fachkräfte sichern
Nach Berechnungen des Instituts zur Zukunft der Arbeit werden in Deutschland bis zum
Jahr 2020 rund 240 000 Ingenieurinnen und Ingenieure fehlen.
Die Wirtschaftsförderung kann lokal Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und –marketing
unterstützen, indem sie
• Arbeitgeber für betriebliche Maßnahmen gewinnt
• unterstützende Dienstleistungen anbietet und
• die Rahmenbedingungen schafft (Netzwerke, Modellprojekte).
Mit dem Ziel, die „stillen Reserven“ zu aktivieren (Ältere, Frauen, Migranten)
• Vereinbarkeit von Familie und Beruf
• Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
• Gesundheitsförderung
• Qualifizierung und Fortbildung
• Arbeitszeitmodelle
63
Konkret sind folgende Unterstützungsmöglichkeiten denkbar:
• Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen, die personalpolitische Maß-
nahmen häufig nicht alleine schultern können, in Form von Kooperationen
• Unterstützung bei Modellen von berufsbegleitender Qualifizierung
• Beratung, wie vorhandene Fähigkeiten um spezifische, noch fehlende Kenntnisse
ergänzt werden, wie es z.B. bei fachlich qualifizierten Migrantinnen und Migranten der
Fall ist
• Netzwerke aufsetzen, Modellprojekte initiieren, um die Rahmenbedingungen für die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Netzwerke dienen dazu, Unter-
nehmen und Kommunen zusammenzubringen oder auch nur zur Kommunikation der
Handlungsbedarfe
• Aufsetzen von Initiativen und Netzwerken, um mit anderen Akteuren u.a. aus Wirt-
schaft, Kammern und Verbänden sowie Landes- und Kommunalpolitik zusammenzu-
arbeiten
• Suche nach Fördermitteln.
Fachkräftemarketing
• Willkommenskultur schaffen und vermarkten (Hi Potential-Initiative des Wirtschaftsre-
ferats)
• Studierende in der Region halten; u.a. „Ausländische Studenten in der Region halten
- Projekt für die Integration ausländischer Studierender in den deutschen Arbeits-
markt“ durch Coaching und Beratung der Studenten
• Ausländische Studierende für Nürnberg interessieren (Hochschulkontaktbörsen, wie
z.B. Kontaktbörse zwischen Career-Services von Hochschulen mittel- und osteuropä-
ischer Staaten und Unternehmen der Region).
Qualifizierung im Strukturwandel vorantreiben
Um Arbeitslosigkeit zu vermeiden, gilt es, geeignete Maßnahmen des Krisenmanagements
zu entwickeln. Hierbei ist die Aufgabe der Wirtschaftsförderung die neutrale Moderation,
Koordination und Vermittlung bei Unternehmensgefährdungen und –insolvenz. Modelle der
Arbeitsvermittlung sind zu entwickeln. Der Aufbau von Netzwerken mit Arbeitsagentur,
Gewerkschaften, Kammern und Kreditinstituten sichert die schnelle Reaktion auf aktuelle
Arbeitsmarktprobleme.
Betriebsnahe Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte unterstützen Unternehmen bei der
Anpassung an den strukturellen Wandel und bei der Positionierung auf globalen Märkten.
64
Die rechtzeitige Auseinandersetzung mit technologischen Umbrüchen oder mit strategischen
Fragen zur Zukunftsfähigkeit ermöglichen ein frühzeitiges Gegensteuern bei Krisenanzei-
chen und eine Umsteuern hin zu zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern.
Raum schaffen für Ansiedlungen und Betriebserweiterungen
Unternehmen brauchen Gewerbestandorte, um am Standort Nürnberg wachsen und
investieren zu können. Daher forciert das Wirtschaftsreferat ein Gewerbeflächenentwick-
lungsprogramm, das der vorausschauenden Bereitstellung bedarfsgerechter und differen-
zierter Gewerbestandorte dienen, den ungesteuerten Abbau von Gewerbeflächen stoppen,
Entwicklungsperspektiven für neue Produktionsformen und Technologien aufzeigen und
geeignete Standorte für klassische Gewerbenutzungen und neue, zukunftsgerichtete
Nutzungen anhand von Nutzungskriterien benennen soll.
Hierbei ist Wert zu legen, dass auch die Voraussetzungen geschaffen werden, dass auch
Unternehmen, die auch gering Qualifizierten Beschäftigung ermöglichen, am Standort
Nürnberg wachsen können. Dazu zählen vor allem auch Logistikunternehmen.
65
4.2 Aus Sicht des Referats für Jugend, Familie und Soziales
Die vorliegende Sachverhaltsdarstellung zeigt deutlich die Komplexität des lokalen und
regionalen Arbeitsmarktes und seine vielfältigen Abhängigkeiten. Aus diesem Grunde
verbieten sich einfache Schlussfolgerungen von selbst. Stattdessen bedarf es einer
nüchternen und differenzierten Analyse, die auch gelegentlich unterschiedliche Interpretatio-
nen nach sich ziehen kann.
Das nachstehende Fazit, die Bewertungen der empirischen Daten und die daraus abgeleite-
ten Folgerungen und vorgeschlagenen Handlungsfelder spiegeln die sozialpolitische Sicht
wider. Es geht deshalb nicht in erster Linie um eine differenzierte wirtschafts- und strukturpo-
litische Bewertung der empirischen Analyseergebnisse, sondern um eine Darstellung der
sozialen Folgen für das Individuum und die Gesellschaft, die sich daraus ergeben. „Arbeit“
wird daher in einem umfassenden anthropologischen, soziologischen und demokratietheore-
tischen Sinne verstanden und nicht ausschließlich in seinem wirtschaftspolitischen Kontext
gesehen. Oberste Bewertungsmaßstäbe sind dabei Ziele, die konstitutiv für eine „Gesell-
schaft der sozialen Gerechtigkeit“ sind, nämlich „gute Arbeit für alle!“, „soziale Teilhabe und
Inklusion“ sowie „Verteilungsgerechtigkeit“. Sinnstiftende, gute Arbeit steht somit im Zentrum
von Sozialpolitik und die Frage lautet: Sind wir diesen grundlegenden Zielen in den letzten
Jahren näher gekommen? Dabei gibt es nicht die einfache und umfassende Antwort, denn
diese verändert sich mit dem jeweiligen definierten Referenzrahmen. Die Ergebnisse und
Bewertungen sind in der Regel davon abhängig, was miteinander verglichen wird. Werden
die regionalen bzw. lokalen empirischen Befunde verglichen mit denen anderer Staaten und
Gesellschaftssysteme, mit deutschlandweiten Daten oder Daten innerhalb des Bundeslan-
des Bayern? Weiterhin können die definierten Vergleichszeiträume maßgeblich die
Ergebnisse beeinflussen. Es ist wichtig, den politisch oder legitimatorisch begründeten
Erfolgsmeldungen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik oder ihrer fundamentalen Kritik eine
nüchterne und differenzierte empirische Analyse entgegen zu setzen. So ist beispielsweise
einerseits unumstritten, dass Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit in Deutschland
erkennbar zugenommen haben. Andererseits ist evident, dass Deutschland im Vergleich zu
anderen OECD-Staaten oder europäischen Staaten die Wirtschafts- und Finanzkrise der
letzten Jahre bisher gut bewältigt hat. Wichtig ist, dass man durch genaue Beobachtung
Entwicklungen frühzeitig erkennt, diese antizipiert und – bei Bedarf – steuernd eingreift.
So führte die gute konjunkturelle Situation der vergangenen Jahre mit einem kräftigen
Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in den Jahren 2010 (+4,2%) und 2011 (+3,0%) auch
im Stadtgebiet Nürnberg zu einer spürbaren Erhöhung der Zahl der sozialversicherungs-
pflichtigen Beschäftigten. Dieses konjunkturelle Wachstum schwächte sich jedoch bereits im
Jahr 2012 ab (+0,7%), im vierten Quartal kam es bereits zu einem Rückgang um 0,6%. Für
66
2013 wird mit einem moderaten Wachstum von 0,4% (Bundesregierung) gerechnet. Eine
weitere spürbare Verbesserung der Beschäftigungssituation in nächster Zeit ist nicht mehr zu
erwarten. Zwar ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse im
Zeitraum Juni 2005 bis Juni 2012 um 18.281 Beschäftigte auf 270.750 Beschäftigte
gestiegen (+7,2%), im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in Vollzeit lediglich um 2,4% auf 216.806. Betrachtet man den längeren
Zeitraum von Juni 2002 bis Juni 2011 so stieg die Anzahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten um 7.096 (+2,7%), die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in
Vollzeit sank dagegen um 7.887 Beschäftigte auf 216.806 (-3,5%). Allein die Ergebnisse
dieser unterschiedlichen Vergleichszeiträume machen deutlich, wie relativ Aussagen zur
Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsentwicklung sind und welche unterschiedlichen Bewertungen
vorgenommen werden können.
Erfolge der Arbeitsmarktpolitik stehen einerseits im Kontext zu den vorhandenen Möglichkei-
ten, wie Finanzausstattung, rechtlichen Rahmenbedingungen bzw. Handlungsmöglichkeiten
und arbeitsmarktnahen Förderinstrumenten. Andererseits stellt sich die Frage, wie „Erfolg“
definiert ist. Ist eine Vermittlung, egal ob in Zeit- und Leiharbeit, oder geringfügige Entloh-
nung per se eine erfolgreiche Vermittlung oder werden auch hier stärker qualitative
Maßstäbe angelegt, so dass der Fokus auf der Vermittlung in tarifbezahlte, nicht atypische
Beschäftigungsverhältnisse liegt? Erfolgsdefinitionen der ersten Art eröffnen zwar die
Möglichkeit des Vergleichs, gehen aber nicht auf die Frage ein, ob andere Wege nicht
vielleicht erfolgreicher für die nachhaltige Eingliederung der Betroffenen in die Gesellschaft
sein könnten. Wenn auch für Nürnberg die sehr erfolgreiche Arbeit des Jobcenters im
Clustervergleich (vgl. Kapitel 3 „Arbeitslosigkeit/Erwerbslosigkeit“) offensichtlich ist, sagt das
lediglich aus, besser zu sein als andere, aber nicht (zumindest im regulärem Auswertungs-
verfahren), ob es dadurch zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen von
bisher (Langzeit-)Arbeitslosen durch eine stabile und langfristig erfolgreiche Integration in
den ersten Arbeitsmarkt gekommen ist und in welche Art von sozialversicherungspflichtiger
Beschäftigung diese Personen vermittelt wurden.
Besonders kompliziert ist es, aus Prognosen für die zukünftige Entwicklung die richtigen
Schlüsse abzuleiten. So sind beispielsweise die starken Steigerungen der Arbeitslosenzah-
len im SGB III-Rechtskreis in Nürnberg vermutlich ein erstes Zeichen für eine “Abkühlung“ im
Beschäftigungsbereich, die wiederum von der Qualität des Arbeitsmarktes und seiner
Beschäftigungsverhältnisse geprägt wird. Für eine „gesunde und gute Beschäftigungsstruk-
tur“ in Nürnberg ist vor allem der Tatbestand problematisch, dass die Anfang des letzten
Jahrzehnts politisch forcierte Öffnung des Arbeitsmarktes zugunsten von geringfügig
entlohnter Beschäftigung – vor allem in Form von Minijobs – und des deutlichen Anstiegs der
Zeitarbeit – auch in Nürnberg - zu starken Unsicherheiten in Bezug auf eine nachhaltige
Berufsperspektive geführt haben. Analog dazu kam es, wie bereits dargestellt, vor allem in
67
der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts zu einem nennenswerten Rückgang der Vollzeitstel-
len. Nürnberg weist bei der Zeitarbeit einen bundesweit sehr hohen Anteil aus (4,7%). Aktuell
ist festzustellen, dass Beschäftigte in Zeit- und Leiharbeit generell diejenigen sind, die bei
einer Abschwächung der konjunkturellen Situation als erste ihren Arbeitsplatz verlieren – der
starke Anstieg der Arbeitslosigkeit im SGB III-Bereich könnte dafür in Nürnberg ein Indiz
sein. So verringerte sich die Beschäftigtenzahl in der Zeit- bzw. Leiharbeit von 2011 auf 2012
um knapp 1.400 Arbeitsplätze. Eine Änderung zum Positiven ist hier jedoch nur bundespoli-
tisch durch entsprechende rechtliche Beschränkungen bei den Anteilen von Zeit- und
Leiharbeit in den Unternehmen zu erreichen. Auffallend ist auch die hohe Einpendlerquote
nach Nürnberg. Diese zeigt einerseits die Wirtschaftskraft der Stadt als Oberzentrum, führt
aber andererseits zu einer erhöhten Konkurrenz um die hiesigen Arbeitsplätze und ist damit
problematisch für die Arbeitslosen in Nürnberg. Dieser Tatbestand ist jedoch politisch nicht
beeinflussbar.
Während Nürnberg bei einem Vergleich der Qualifikationsstrukturen gegenüber den anderen
Großstädten einen höheren Anteil von Beschäftigten mit Berufsausbildung aufweisen kann,
ist das Qualifikationsniveau, insbesondere der Anteil der Beschäftigten mit Hochschulab-
schluss, signifikant geringer. Desgleichen ist der Anteil der Beschäftigten ohne Berufsausbil-
dung signifikant höher als in den meisten anderen größten Großstädten, wenn gleich hier in
den vergangenen Jahren – analog dem bundesdeutschen Gesamttrend – eine Reduzierung
erfolgte. Dies bestätigt auch die städtische Politik, die versucht, durch den Ausbau der
Berufsfachschulen oder der Förderung von Schul- und Berufsabschlüssen von benachteilig-
ten Jugendlichen, z.B. durch das Quapo-Projekt der NOA, das Qualifikationsniveau in
diesem Bereich zu erhöhen. Während Nürnberg im Vergleich der bayerischen Städte die
höchste Arbeitslosenquote aufweist, ist sie bei einem Vergleich der großen deutschen Städte
gut aufgestellt. Besorgniserregend ist jedoch der – bereits angesprochene - prozentual hohe
Anstieg im SGB III-Bereich in den vergangenen Monaten und die damit einhergehende
starke Steigerung bei den „Aufstockern“, die zu ihren SGB III-Leistungen noch aufstockend
SGB II-Leistungen beziehen. Hier ist die Agentur für Arbeit gefordert, zeitnah ihre Vermitt-
lungsbemühungen zu forcieren, insbesondere mit ihrer Job-to-Job-Vermittlung, um die
Personen, die in absehbarer Zeit von Arbeitslosigkeit betroffen sein werden, übergangslos
wieder in gute Arbeit zu vermitteln. Die Vermittlung von Personen, die von Arbeitslosigkeit
bedroht sind, oder sich bereits im ALG I-Bezug befinden, soll verhindern, dass diese mit
einer Zeitverzögerung von in der Regel einem Jahr in das SGB II übergehen. Hier zeichnet
sich eine sozialpolitische Gefahr ab, die nur durch sofortiges und konsequentes Handeln der
Agentur verringert werden kann.
Während Nürnberg gegenüber den süddeutschen Großstädten eine höhere SGB II-
Arbeitslosenquote verzeichnet, nimmt sie im bundesweiten Vergleich der Großstädte einen
Platz im vorderen Mittelfeld ein. Dies gilt auch bei einer vergleichenden Betrachtung der SGB
68
II-Quoten (Platz 5 unter 20 Großstädten). Dass das Jobcenter Nürnberg-Stadt eine sehr gute
Arbeit leistet, zeigen auch die guten Ergebnisse der verschiedenen Zielindikatoren, wie
beispielsweise die Integrationsquote. Die durchschnittlich niedrige Qualifikation der
erwerbsfähigen Leistungsbezieherinnen und –bezieher – beispielsweise haben über 70%
keinen Berufsabschluss – lässt zumeist nur eine Vermittlung in niedrig qualifizierte Arbeits-
plätze zu. Die strategische Antwort der Stadt Nürnberg war deshalb, im Rahmen ihrer
finanziellen Möglichkeiten in Bildung, Betreuung und Erziehung zu investieren, um das
Qualifikationsniveau zu heben. Dem sind jedoch durch die grundgesetzliche Kompetenzver-
teilung in unserem Staat und den finanziellen Rahmenbedingungen Grenzen gesetzt. Eine
Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft von 2011 sieht bei „Einfachjobs“ noch
nicht erschlossene Beschäftigungspotenziale. Diese Potenziale sollten – neben der weiteren
Förderung und Erschließung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen – ebenfalls forciert und
systematisch erschlossen werden.
Standortpolitik ist dabei nicht nur Ansiedlungspolitik, sondern es geht um die Gestaltung des
Lebensraums Stadt als Wohlfühlraum. Mit den Flächen ist deshalb sorgsam umzugehen.
Gewerbeflächen müssen möglichst viele Arbeitsplätze bieten. Kommunale Flächenpolitik
bedarf einer verantwortungsvollen Balance zwischen Flächennutzungen im Bereich
Wirtschaft, Wohnen, Grün und öffentlicher Infrastruktur. Es sind gerade die sog. weichen
Standortfaktoren, die die Lebensqualität einer Stadt ausmachen, ihre Infrastruktur für
Bildung, Betreuung und Erziehung, Forschung und Wissenschaft, Kultur, Naherholungsmög-
lichkeiten und sozialen Frieden.
Mit Blick auf die Nürnberger Zahlen kann konstatiert werden: Nürnberg hat den Strukturwan-
del von einem traditionellen Industriestandort zu einem modernen Industrie- und Dienstleis-
tungsstandort gut gemeistert. Trotz zahlreicher Rückschläge – wie dem massiven Arbeits-
platzabbau bzw. Standortschließungen bei AEG, Grundig, Quelle oder ADtranz – ist dieser
Prozess ohne allzu große gesellschaftspolitischen Friktionen verlaufen. Aber: Es ist trotz
zahlreicher Anstrengungen nur unzureichend gelungen, minderqualifizierten Beschäftigten
und Langzeitarbeitslosen eine (nachhaltige) Perspektive zu eröffnen. Die kommunalen
Handlungsmöglichkeiten sind durch die Globalisierung der Wirtschaft, durch bundesrechtli-
che Vorgaben und landespolitische Akzentsetzungen eng begrenzt. So haben wir es heute –
trotz der guten Konjunkturlage der letzten Jahre - mit einer verfestigten Langzeitarbeitslosig-
keit von 65,9% der erwerbsfähigen Leistungsbezieherinnen und Leistungsbezieher im SGB II
(knapp über 21.600 Personen, Stand Juli 2012) und einer SGB II-Quote in Nürnberg i.H.v.
11,1% (= Bestand an Leistungsbezieher/Leistungsbezieherinnen auf die jeweilige Bevölke-
rung unter 65 Jahre) zu tun. Aufgrund der multiplen Vermittlungshemmnisse der betroffenen
Personen, inklusive zumeist erheblicher Qualifikationsdefizite, muss davon ausgegangen
werden, dass nur ein kleinerer Anteil dieser Personen – trotz aller Anstrengungen des
Jobcenters – in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden kann. Langzeitarbeitslose
69
erwerbsfähige Personen und deren Familien sind dadurch stark von gesellschaftlicher
Ausgrenzung und Armut betroffen. Nürnberg hat eine in der Tendenz gute Jobbilanz und
dennoch die höchste Arbeitslosenrate in Bayern.
Insgesamt waren im Jahr 2011 ca. 19% der Nürnbergerinnen und Nürnberger armutsgefähr-
det (Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth). Armutsgefährdet ist dabei,
so die EU in ihrer Definition, wer nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen nur über
ein laufendes Einkommen von weniger als 60% des mittleren Einkommens der Gesamtbe-
völkerung verfügt. Frauen sind dabei mit 19% häufiger betroffen als Männer mit 16%.
Alleinerziehende und Ausländer waren mit 36% bzw. 40% besonders armutsgefährdet.
Ebenfalls Personen ohne abgeschlossene Schulausbildung (48%), ohne Berufsausbildung
(38%) bzw. Arbeitslose (68%).
Nürnberg investiert in Bildung, Betreuung und Erziehung. Der erste Nürnberger Bildungsbe-
richt belegt die hohe Bildungsbeteiligung in den Kindertageseinrichtungen und den steten
Trend hin zu höheren Bildungsabschlüssen. Die vorgelegten Fakten umschreiben aber auch
unmissverständlich, dass es in Bayerns zweitgrößter Stadt viel nachzuholen gibt und es
noch großer (Aus-)Bildungsanstrengungen bedarf. In Nürnberg, so ein zentraler Befund des
Berichts, besteht ein eindeutiger Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungserfolg.
Der Schulerfolg von Nürnberger Kindern und Jugendlichen spiegelt die sozialräumlichen
Ungleichheiten in den jeweiligen Stadtteilen, die noch bestehenden strukturellen Defizite im
Wirtschaftsbereich und die Probleme des Arbeitsmarktes wider. Nürnberg weist außerdem
einen zu hohen Wert für Abgänger ohne Hauptschulabschluss auf. Bedenklich ist auch der
hohe Anteil an jungen Menschen, die nach dem Besuch einer beruflichen Schule ohne
Abschluss bleiben. „Es muss davon ausgegangen werden, dass diese jungen Menschen
kaum Chancen auf dem Ausbildungsmarkt haben, lange Zeit in diversen Angeboten des
Übergangssystems verbleiben und unter Umständen lebenslang auf Transferleistungen
angewiesen sind“ (1. Nürnberger Bildungsbericht 2011, S.166). Trotz beachtlicher Verbesse-
rungen in den letzten Jahren liegt Nürnberg bei den Übergängen auf weiterführende Schulen
nach wie vor am unteren Ende aller größeren kreisfreien Städte in Bayern. Der Übertritt ans
Gymnasium gelingt, so der Bildungsbericht, eher Kindern aus Stadtteilen mit vergleichsweise
hohen Einkommen, während sich Kinder aus benachteiligten Quartieren häufiger in der
Hauptschule wiederfinden. Bedenklich stimmt auch, dass Schülerinnen und Schüler aller
Nürnberger Schulformen im Landes- und Städtevergleich häufiger eine Klasse wiederholen.
Angesichts der besonderen Problemlagen in Nürnberg sind weitere gemeinsame Anstren-
gungen von Bund, Land und Stadt gefordert, zusätzliche Mittel für die frühkindliche und die
schulische Bildung in Nürnberg bereitzustellen. Sozialpolitik (und damit auch Arbeitsmarkt-
und Bildungspolitik) ist auf langfristige Effekte ausgerichtet. Eine nachhaltige Sozialpolitik
muss in Generationenfolgen gedacht und konzipiert sein. Das bedeutet, dass die Bemühun-
gen zur Verbesserung der Bildungssituation in Nürnberg fortgesetzt werden müssen. Es ist
70
ebenfalls darauf hinzuwirken, dass die Rahmenbedingungen, die von anderen politischen
Ebenen verantwortet werden, verändert werden.
Das Referat für Jugend, Familie und Soziales sieht aus sozialpolitischer Perspektive
folgende strategischen Handlungsfelder:
1. Wichtig ist, sich nochmals zu vergegenwärtigen, dass wir es in der Arbeitsmarktpolitik
mit zwei unterschiedlichen Systemen, mit einem zum überwiegenden Teil unterschied-
lichen Personenkreis zu tun haben. Einerseits mit dem SGB III, einem Sozialversiche-
rungssystem, und andererseits mit dem SGB II, einem „Fürsorgesystem“. Deshalb ist
es falsch, diese beiden Rechtskreise durch einheitliche Instrumente, Verfahren und
auch organisatorisch immer enger zu verzahnen. Die Arbeitsmarktinstrumente des
SGB III müssen darauf ausgerichtet sein, so schnell wie möglich die kurzzeitig arbeits-
los gewordenen Personen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Arbeitsmarkt-
instrumente des SGB II müssen hingegen stärker individuell ausgerichtet werden, d.h.
die Instrumente müssen längerfristig angelegt sein, um die unterschiedlichen Zielgrup-
pen besser in den Blick nehmen und die regionalen und lokalen Bedingungen und
Möglichkeiten besser berücksichtigen zu können. Erforderlich ist dies vor dem Hinter-
grund, dass die betroffenen Personen im SGB II zumeist schon lange oder sehr lange
arbeitslos sind, überwiegend schlechte Qualifikationsvoraussetzungen aufweisen und
eine Reihe persönlicher Hemmnisse mit sich bringen. Dies erfordert dann in der Regel
langwierige Integrationsbemühungen durch das Jobcenter.
2. Grundsätzlich sind Strategien zu entwickeln, die die unterschiedlichen Bedingungen und
Möglichkeiten der verschiedenen Personengruppen berücksichtigen. An erster Stelle muss
dabei die Frage stehen, ob eine Leistungsberechtigung nach dem SGB II überhaupt
gerechtfertigt ist oder ob Arbeitsbedingungen bzw. andere Sozialleistungssysteme nicht
die Existenz sichern müssten. An zweiter Stelle geht es darum, die Zugänge in das SGB II
zu verhindern. Dabei sind folgende Personengruppen zu unterscheiden:
a. „Nachwachsende“ Jugendliche aus teilweise langjährigen SGB II –
Bedarfsgemeinschaften.
b. Junge Menschen, die im Übergang Schule/Ausbildung/Arbeit scheitern.
c. Arbeitslose Menschen im SGB III, die dort innerhalb eines Jahres nicht
integriert werden konnten.
d. Menschen, die arbeitslos werden, deren SGB III-Ansprüche nicht
Auskömmlich sind und deshalb zusätzlich auf Grundsicherung angewiesen
sind (Aufstocker).
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e. Menschen, die aus dem SGB III heraus wieder in Arbeit vermittelt wurden,
deren Einkommen aber nicht auskömmlich für eine Existenzsicherung für sich
und ihre Familien ist und bei denen die vorgelagerten Systeme (Wohngeld,
Kinderzuschlag) nicht ausreichen.
Drittens geht es darum, zielgruppenspezifische Wege aus der Arbeitslosigkeit zu er-
möglichen. Dabei sind folgende Personengruppen zu unterscheiden:
f. Menschen, die erwerbsfähig sind und ganz oder teilweise einer Arbeit nach-
gehen (Mini-, Midijober, aber auch vollschichtig), deren Arbeitseinkommen
aber nicht auskömmlich zur Beendigung der Bedürftigkeit ist (sog. Ergänzer).
g. Sog. „marktnahe“ Arbeitslose, die noch nicht vermittelt werden konnten.
h. Menschen, die aufgrund ihrer Langzeitarbeitslosigkeit oder aus anderen
Gründen multiple Vermittlungshemmnisse haben (Gesundheit, Sprache, Bil-
dung, Persönlichkeit) und nur durch intensive, längerfristig angelegte Förde-
rung für den Arbeitsmarkt und ein selbstbestimmtes Leben „fit gemacht“ wer-
den können.
i. Menschen, die aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit, Qualifikation und Persönlich-
keit keine oder kaum eine Chance haben, in den regulären Arbeitsmarkt inte-
griert zu werden.
j. Bedarfsgemeinschaften mit Kindern.
k. Selbständige im Leistungsbezug des SGB II.
Ziel muss es sein, Zugänge in (Langzeit-)Arbeitslosigkeit zu schließen und spezifische
Integrationsstrategien für die verschiedenen Gruppen zu entwickeln und die dafür be-
nötigten Arbeitsmarktinstrumente bereit zu stellen.
3. Oberstes Ziel der Arbeitsmarktpolitik muss sein „Gute Arbeit für alle schaffen“. Es sollte
kein Arbeitnehmer, keine Arbeitsnehmerin mehr gezwungen sein, beim Jobcenter er-
gänzende Leistungen aufgrund zu geringer Lohnleistungen beantragen zu müssen
oder bei eintretender Arbeitslosigkeit beim Jobcenter „aufstockende Leistungen“ zu-
sätzlich zum Arbeitslosengeld I beantragen zu müssen. Dies bedeutet auf bundespoli-
tischer Ebene natürlich die Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindest-
lohns und eine Reform der vorgelagerten Systeme, denn niemand darf aufgrund der
Kinderzahl oder des örtlichen Wohnungsmarktes ins SGB II abgleiten oder aufgrund
seiner Stellung in der Bedarfsgemeinschaft benachteiligt werden. Dies bedeutet u.a.
• Individualprinzip statt Bedarfsgemeinschaften,
72
• Bündelung der kinderspezifischen Leistungen (Kinderregelsatz, Kinderzuschlag,
Kindergeld und Kinderfreibetrag) zu einer Kindergrundsicherung,
• Eine einheitliche Regelung für das Wohnen (Bündelung des Wohngeldes und der
• KdU zu einer gemeinsamen Leistung für Alle).
4. Für beide Rechtskreise muss oberste Priorität die Integration in „gute Arbeit“ besitzen.
Jeder und Jede muss durch Arbeit über ein auskömmliches Einkommen verfügen. „Gu-
te Arbeit“ heißt aber auch, vorrangige Vermittlung in - falls es die Lebensumstände
zulassen - Vollzeitjobs und nicht in atypische Beschäftigung wie Leih- und Zeitarbeit
oder in Arbeitsplätze mit geringfügiger Entlohnung. Dazu sind gesetzliche Begrenzun-
gen erforderlich.
5. Unter dem Aspekt der Bildungsgerechtigkeit und zur Sicherung des Fachkräftebedarfs
muss bundespolitisch das Recht auf Ausbildung gesetzlich verankert werden. Dieses
muss für die verschiedenen Formen der Ausbildung gelten, beispielsweise auch für die
modulare Ausbildung und auch die Altersgruppe der Über-25-jährigen umfassen.
6. Personen, die aufgrund multipler Vermittlungshindernisse, beispielweise langjährige
Arbeitslosigkeit, fehlender Berufsabschluss und schlechter Gesundheitszustand, auf
absehbare Zeit realistisch keine Chancen auf eine Integration in den ersten Arbeits-
markt haben, müssen über einen längeren Zeitraum hinweg die Möglichkeit erhalten,
im Rahmen eines öffentlich organisierten und finanzierten Arbeitsmarktes einer markt-
nahen Tätigkeit nachgehen zu können, um sich wieder in das Arbeitsleben einzuglie-
dern und andererseits die mit Arbeit verbundenen Selbstwertgefühle zu erleben. Die
Beschäftigungsmöglichkeiten sind konsensual mit den Akteuren (Kammern, Gewerk-
schaften etc.) festzulegen. Dies wird dann, so auch die Erfahrungen des Modellprojek-
tes „Perspektiven für Familien“, in der Regel positive Auswirkungen auf die gesamte
Familie haben. Die finanziellen und rechtlichen Voraussetzungen für einen öffentlich
finanzierten und organisierten Arbeitsmarkt müssen durch die Bundesregierung ge-
schaffen werden. Dazu ist es notwendig, einen Weg zu finden, die passiven Leistungen
zu aktivieren („Arbeit statt Alimentierung!“).
7. Um eine erfolgreiche Politik der Arbeitsmarktintegration zu gestalten, bedarf es
verlässlicher Rahmenbedingungen. An erster Stelle steht dabei eine auskömmliche
Finanzierung und eine mittelfristige Planungssicherheit. Beides ist derzeit nicht ge-
währleistet. Die massiven Kürzungen in den letzten Jahren, das haushaltsrechtliche
Jährlichkeitsprinzip und der stetige Wechsel der Vorgaben (Instrumente, Verfahren)
haben im SGB II die Chancen verringert, die durch eine verbesserte Konjunktur ent-
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standen sind. Die Bundesregierung ist gefordert, ihre Arbeitsmarkt- und Beschäfti-
gungspolitik in diesem Sinne umzuorientieren, um so eine nachhaltige Effizienz der
eingesetzten Mittel zu gewährleisten. Die bayerische Staatsregierung sollte in diesem
Sinne ihren Einfluss in der Bundesregierung geltend machen. Zusätzlich sollte die
Bayerische Staatsregierung sowohl im wirtschafts- als auch im sozialpolitischem Be-
reich weitere Programme zur Stärkung der regionalen Räume auflegen, beispielsweise
ein Programm zur Förderung von Maßnahmen zur verstärkten Schaffung von „Einfach-
jobs“ oder weiterer Maßnahmen – analog dem Modellprojekt „Perspektiven für Fami-
lien“ zur Unterstützung armutsgefährdeter und benachteiligter Familien.
Auf kommunaler Ebene gilt es, den eingeschlagenen Weg in Bildung, Betreuung und
Erziehung zu investieren, fortzusetzen. Im Fokus der kommunalen Aktivitäten stehen dabei
die jungen Menschen in ihrer gesamten biographischen Entwicklung. Diese Aktivitäten
sollen Familien in Fragen von Bildung und Erziehung unterstützen, frühkindliche Bildung in
den Kindertagesstätten fördern, Schülerinnen und Schüler in ihrer „Schullaufbahn“ unter-
stützen und ihnen spätestens im Übergangssystem durch entsprechende Maßnahmen und
Fördermöglichkeiten der Weg zu einer nachhaltigen Berufsperspektive mittels einer
Berufsausbildung eröffnen. Nur durch eine Hebung des Bildungs- und Qualifikationsniveaus
kann mittel- und langfristig Langzeitarbeitslosigkeit und Armut verhindert werden. Dabei
sind vor allem jene in den Blick zu nehmen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft und dem
Stadtteil, in dem sie leben, benachteiligt sind. Instrumente zu entwickeln, um diese gezielter
zu fördern bleibt eine vorrangige kommunalpolitische Aufgabe, zu deren Umsetzung Bund
und Land ebenfalls entsprechende finanzielle Mittel und Handlungsinstrumente bereitstel-
len müssen. Insgesamt benötigen wir stabile, effiziente und durchschaubare Rahmenbe-
dingungen für eine öffentliche Förderung der Familien.
Nur in Kooperation und Abstimmung der verschiedenen politischen Ebenen und Rechts-
kreise lassen sich die größtmöglichen Erfolge erzielen. Eine eigenständige kommunale
Beschäftigungspolitik nimmt dabei aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse
der Situation vor Ort eine wichtige Rolle im Umsetzungsprozess ein. Die Stadt Nürnberg ist
natürlich gerne bereit, ihre langjährigen Erfahrungen im Bereich der kommunalen Beschäf-
tigungspolitik auch auf Landes- und Bundesebene verstärkt einzubringen.