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„Freiheit, die ich meine“ – ja, welche Freiheit denn? „Freiheit“ ist auch gegenwärtig ein höchst vielschichtiger Begriff. Sein Bedeutungsgehalt umfasst ein wei- tes Spektrum und beeinflusst das menschliche Lebensgefühl maß- geblich. Zahlreiche Sprichworte, Redensarten, Gedichte und Lieder zeugen bis in die Gegenwart davon, auch die Werbung nutzt Bilder und den Begriff der Freiheit. „Freiheit“ betrifft fast alle Lebens- bezüge des Menschen, von der (neurobiologisch und theologisch als Willensfreiheit problematisier- ten) „inneren Freiheit“ im persona- len Sinn bis zur „äußeren Freiheit“ in politischer Perspektive, beispiels- weise der verfassungsrechtlich ga- rantierten „freiheitlich-demokra- tischen Grundordnung“ mit den unverrückbaren Grund- und Men- schenrechten, die nicht zuletzt in der französischen Revolution unter dem Dreiklang „liberté, egalité, fra- ternité“ erstritten wurden. „Freiheit“ ist eines der zentralen Motive, wenn nicht das zentrale Motiv, der reformatorischen Be- wegung, die insbesondere durch Martin Luthers Wirken angestoßen wurde. Sie steht in unmittelbarem Zusammenhang der reformatori- schen Sichtweise der Rechtferti- gung. Seine reformatorische Entde- ckung, dass der Mensch allein aus dem Geschenk der Gnade, einzig durch den Glauben und exklusiv durch Jesus Christus vor Gott (ge) recht wird und ausschließlich die Heilige Schrift, die Bibel, die maß- gebliche Norm des Glaubens ist, spiegelt sich in einer seiner drei re- formatorischen Hauptschriften wie- der, die dem Thema der „Freiheit“ gewidmet ist: „Von der Freiheit ei- nes Christenmenschen“ (lateinisch: De libertate christiana) aus dem Jahr 1520. „Freiheit ist nicht nur ein Wort“ – Grundlagen der Beschäftigung mit dem Thema Der folgende Vorschlag einer Be- fassung mit dem Thema „Freiheit“ greift unterschiedliche Vorstellun- gen der Schülerinnen und Schüler (oder anderer Zielgruppen) zum Thema „Freiheit“ auf, indem er dazu motiviert, sich eigener innerer Bildern von „Freiheit“ bewusst(er) zu werden, diese in konstruktiver Auseinan- dersetzung mit anderen Bildern von „Freiheit“ aus unterschiedli- chen Kontexten (z.B. Redewen- dungen, Literatur, Lieder) zu re- flektieren und dabei am Beispiel von Martin Luthers Freiheitsschrift bleiben- de Bedeutungsgehalte des refor- matorischen Freiheitsverständ- nisses zu erschließen. Ausgangspunkt der Beschäftigung mit dem Thema ist die These: dass jeder Mensch aufgrund sei- ner persönlichen Erfahrung im- mer schon ein mehr oder weni- ger bewusstes „inneres Bild“ von Freiheit hat, auf welches wie auf ein inneres Koordinatensystem des Verstehens andere Vorstel- lungen bezogen werden, dass dieses „innere Bild“ durch äußere und kleinschrit- tige Impulse bewusst(er) ge- macht werden und in moderat abweichenden „inneren Bildern“ anderer Person gespiegelt wer- den kann, dass eine solche Reflexion zu einer konstruktiven Auseinan- Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten Überlegungen einer auch fächerübergreifenden und projektmäßigen Beschäftigung mit der Freiheitsschrift Martin Luthers in leichter Sprache 1 von Stefan Hermann, ptz Stuttgart © www.pixabay.de

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Page 1: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten€¦ · Reformationsubiläum 2016: Freiheit aktuell Ein Thema mit vielen Facetten 5 Baustein 1: „Ich bin so frei – oder doch

„Freiheit, die ich meine“ – ja, welche Freiheit denn?

„Freiheit“ ist auch gegenwärtig ein höchst vielschichtiger Begriff. Sein Bedeutungsgehalt umfasst ein wei-tes Spektrum und beeinflusst das menschliche Lebensgefühl maß-geblich. Zahlreiche Sprichworte, Redensarten, Gedichte und Lieder zeugen bis in die Gegenwart davon, auch die Werbung nutzt Bilder und den Begriff der Freiheit.

„Freiheit“ betrifft fast alle Lebens-bezüge des Menschen, von der (neurobiologisch und theologisch als Willensfreiheit problematisier-ten) „inneren Freiheit“ im persona-len Sinn bis zur „äußeren Freiheit“ in politischer Perspektive, beispiels-weise der verfassungsrechtlich ga-rantierten „freiheitlich-demokra-tischen Grundordnung“ mit den unverrückbaren Grund- und Men-schenrechten, die nicht zuletzt in der französischen Revolution unter dem Dreiklang „liberté, egalité, fra-ternité“ erstritten wurden.

„Freiheit“ ist eines der zentralen Motive, wenn nicht das zentrale Motiv, der reformatorischen Be-

wegung, die insbesondere durch Martin Luthers Wirken angestoßen wurde. Sie steht in unmittelbarem Zusammenhang der reformatori-schen Sichtweise der Rechtferti-gung. Seine reformatorische Entde-ckung, dass der Mensch allein aus dem Geschenk der Gnade, einzig durch den Glauben und exklusiv durch Jesus Christus vor Gott (ge)recht wird und ausschließlich die Heilige Schrift, die Bibel, die maß-gebliche Norm des Glaubens ist, spiegelt sich in einer seiner drei re-formatorischen Hauptschriften wie-der, die dem Thema der „Freiheit“ gewidmet ist: „Von der Freiheit ei-nes Christenmenschen“ (lateinisch: De libertate christiana) aus dem Jahr 1520.

„Freiheit ist nicht nur ein Wort“ – Grundlagen der Beschäftigung mit dem Thema

Der folgende Vorschlag einer Be-fassung mit dem Thema „Freiheit“ greift unterschiedliche Vorstellun-gen der Schülerinnen und Schüler (oder anderer Zielgruppen) zum Thema „Freiheit“ auf, indem er dazu motiviert,

• sich eigener innerer Bildern von „Freiheit“ bewusst(er) zu werden, • diese in konstruktiver Auseinan-

dersetzung mit anderen Bildern von „Freiheit“ aus unterschiedli-chen Kontexten (z.B. Redewen-dungen, Literatur, Lieder) zu re-flektieren und

• dabei am Beispiel von MartinLuthers Freiheitsschrift bleiben-de Bedeutungsgehalte des refor-matorischen Freiheitsverständ-nisses zu erschließen.

Ausgangspunkt der Beschäftigung mit dem Thema ist die These:• dass jeder Mensch aufgrund sei-

ner persönlichen Erfahrung im-mer schon ein mehr oder weni-ger bewusstes „inneres Bild“ von Freiheit hat, auf welches wie auf ein inneres Koordinatensystem des Verstehens andere Vorstel-lungen bezogen werden,

• dass dieses „innere Bild“ durch äußere und kleinschrit- tige Impulse bewusst(er) ge- macht werden und in moderat abweichenden „inneren Bildern“ anderer Person gespiegelt wer- den kann,• dass eine solche Reflexion zu

einer konstruktiven Auseinan-

Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten

Überlegungen einer auch fächerübergreifenden und projektmäßigen

Beschäftigung mit der Freiheitsschrift Martin Luthers in leichter Sprache1

von Stefan Hermann, ptz Stuttgart

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten2

Die am Ende der Bausteine jeweils angefügten optional verwendba-ren Kontrasttexte zielen darauf ab, die reformatorischen Erkenntnisse bewusst im Licht religionskritischer Texte zu reflektieren. Sie können zu einer kritisch-kontrastierenden Bündelung der jeweiligen Ergeb-nisse der Bausteine verwendet wer-den, aber – wie andere Texte – auch Grundlage von Referaten sein, die die Themenaspekte nochmals unter besonderer Perspektive beleuchten.Am Ende der Einheit kann eine öf-fentliche Präsentation der jeweili-gen (Zwischen)Ergebnisse stehen, die beispielsweise in einer Demons-tration oder einem Marktstand für Freiheit gebündelt werden kann.

„In aller Freiheit“ – Zur Einordnung des Themas in den Bildungsprozess

Die Beschäftigung mit dem The-ma „Freiheit“ im Zusammenhang der Freiheitsschrift Martin Luthers bietet sich besonders in der Sekun-darstufe II (Kursstufe) sowie in der Erwachsenenbildung an. Einzelne Bausteine können jedoch auch in der Sekundarstufe I und ausgewähl-te Ideen im Zusammenhang der These 1 der Freiheitsschrift in Klasse 3/4 Primarstufe verwendet werden.

Das Thema „Freiheit“ berührt As-pekte aller im Bildungsplan 2004 für die Sekundarstufe II enthaltenen „Dimensionen“, insbesondere je-doch folgende Kompetenzen:• „können unterschiedliche Men- schenbilder darstellen, verglei- chen und beurteilen“ (Mensch)• „kennen ausgewählte Texte der Botschaft vom Reich Gottes und können daraus Konsequenzen für das Selbst- und Weltver- ständnis ableiten“ (Jesus Chris- tus)• können zeigen, wie sich der

Glaube an Gott auf menschliches Handeln auswirkt“ (Gott)• „können die grundlegende Bedeutung der Bibel und der Ge- schichte Jesu Christi für das Selbstverständnis und die Bot- schaft der christlichen Kirchen darlegen“ (Kirche und Kirchen)• „können religiöse und weltan- schauliche Standpunkte in ihrem historischen Kontext sachge- recht darstellen“ (Religionen und Weltanschauung)

Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Freiheit“ betrifft im Bil-dungsplan 2016 Evangelische Religi-on für die Kursstufe (Sekundarstufe II, zweistündiger Kurs) unter ande-rem folgende (auch fächerübergrei-fend relevante und ergänzbare) As-pekte:• „können das Verständnis von Freiheit und Verantwortung in christlicher Perspektive (Ge- schöpflichkeit, Rechtfertigung) zu einer anderen Sichtweise (…) vergleichen“ (Mensch)• „können sich mit lebensförder- lichen und destruktiven Wirkun- gen von Religion und nichtre- ligiösen Weltdeutungen ausein- andersetzen (zum Beispiel Frei- heit versus Abhängigkeit, Tole- ranz versus Absolutheitsan- spruch, Frieden versus Gewalt…) (Religionen und Weltanschau- ungen).

Anmerkung: 1 Textgrundlage: Von der Freiheit. Martin Luther lesen. Mit Auszügen in leichter Sprache, hg. v. Christiane Kohler-Weiss, Gütersloh 2016. Dort findet sich auch der Originaltext Martin Luthers.

dersetzung und damit einer Weiterentwicklung des eigenen „inneren Bildes“ von Freiheit führt und

• dass in diesem Zusammenhang auch die reformatorische Pers-pektive von Freiheit in aktueller Weise fruchtbar gemacht wer-den kann.

Grundlegend für einen gelingenden Bildungsprozess ist daher eine in-tensive Einstiegsphase, • die vorhandene eigene und/oder fremde Bilder von Freiheit ver- gegenwärtigen hilft,• die das weite Feld der Relevanz von Freiheitsvorstellungen deut- lich werden lässt,• die eine erste reflexive Beschäf- tigung mit dem Thema explizit werden lässt und• die entsprechende relevante Fragestellungen zum Thema for- muliert, die im Laufe des weite- ren Vorgehens leitend sind, wes- halb die einzelnen Bausteine entsprechend der formulierten Fragen in verschiedener Reihen- folge und auszugsweise genutzt werden sollten.

„Ich bin so frei“ – auch im Umgang mit den Vorschlägen

Die folgenden Bausteine können fä-cherübergreifend, in einer Projekt-woche oder im Rahmen des Religi-onsunterrichtes umgesetzt werden. Sie können additiv, alternativ, selek-ltiv und zum Teil arbeitsteilig (in Gruppenarbeit) verwendet wer-den und sind auch als fächerüber-greifendes Projekt verwendbar. Im Zentrum des Entwurfs steht die Be-schäftigung mit der Freiheitsschrift Martin Luthers in leichter Sprache, deren aktuelle Kontextualisie-rung und existentielle Bedeutung.

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Einstiegsmöglichkeiten: „Die Freiheit nehm ich mir …“

Folgende Perspektiven alternativ:• Wenn Sie ein Bild zum Stich-

wort „Freiheit“ malen oder ein Foto dazu machen sollten, wel-che Motive würden Sie wählen, um deutlich zu machen, was „Freiheit“ für Sie bedeutet?

• Sammeln Sie Assoziationen (und/oder Sprichworte) oder Bilder (beispielsweise aus dem Inter-net) zum Stichwort „Freiheit“ und nehmen Sie dazu Stellung. Welche Begriffe benennen aus Ihrer Sicht das Gegenteil von „Freiheit“?

• Recherchieren Sie Musiktitelzum Thema „Freiheit“ und fas-sen Sie zusammen, welches Ver-ständnis von „Freiheit“ in diesen Titeln deutlich wird.

Unverzichtbare Aufgabe: • Formulieren Sie fünf vorläufige

Sätze zum Thema: „Freiheit ist …“ und Fragen, die sich Ihnen zum Thema „Freiheit“ stellen.

Die vorläufigen Sätze und Fragen zum Thema „Freiheit“ werden prä-sentiert und gebündelt. Insbesonde-re die Fragen bilden das Grundge-rüst für die weitere Behandlung des Themas. Die Sätze und die Fragen werden am Ende der Unterrichts-einheit nochmals aufgegriffen: Hat sich an den Sätzen etwas verändert bzw. welche Aspekte müssen er-gänzt werden? Sind die Fragen hin-reichend beantwortet bzw. welche Fragen bleiben offen?

Alternative 1: Freiheit – ein „großer“ Begriff

Alternative 2: Freiheit – Bilder und Darstellungen

• Betrachten Sie ein Bild von der Freiheitsstatue von New York. Wie wird Freiheit darin ausgedrückt?

• Recherchieren Sie die Hinter- gründe, die zur Erstellung der Freiheitsstatue und deren Aus- drucksform von Freiheit geführt hat.

• Reflektieren und erörtern Sie inwiefern die Freiheitsstatue Ih- ren eigenen Vorstellungen von Freiheit entspricht und stellen Sie diese in einem eigenen Stand- bild dar.

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten4

Fortsetzung Einstiegsmöglichkeiten: „Die Freiheit nehm ich mir …“

Vertiefung: „Freiheit – mehr als ein Wort“

Die folgenden Zitate (M1) und Auf-gaben können auswahlweise in Ein-zel-, Partner- oder Gruppenarbeit verwendet werden:

• Benennen Sie die Schlüsselbegrif- fe des jeweiligen Zitats im Blick auf dessen Aussagen zum Thema „Freiheit“.

• Fassen Sie die konkrete Bedeu- tung des jeweiligen Zitates in ei- genen Worten zusammen.

• Stellen Sie die in dem jeweiligen Zitat zum Ausdruck gebrachte Haltung zum Thema „Freiheit“ dar (z.B. Standbild, Kurztext, Collage).

• Nehmen Sie anschließend Stel- lung zu den Zitaten und begrün- den Sie Ihre Position (z.B. Smi- lies, Kommentar, Diskussionsthe- se).

• Überlegen Sie anhand der Zi- tate Freiheitsthemen, für die eine politisch motivierte De- monstration organisierbar wäre, und entwerfen Sie entsprechen- de Plakate.

M1 Zitate

• Ordnen Sie die Zitate folgendem Zitat zu (zur Einführung vgl. die Erläuterungen zu Baustein 1) – welche Zitate passen eher dazu, welche weniger? Begründen Sie Ihre Zuordnungen.

„Ein Christ ist frei wie ein König. Er bestimmt alles, was er tut. Ein Christ ist zugleich gehorsam wie ein Die-ner. Andere bestimmen alles, was er tut“.

• Beschreiben Sie, wie sich die Aus- sagen „frei wie ein König … und zugleich gehorsam wie ein Diener“ zueinander verhalten. Könnte man die Reihenfolge der beiden Aussagen beliebig tauschen?

Möglicher Zusatz als Hinführung zur Freiheitsschrift

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Baustein 1: „Ich bin so frei – oder doch nicht?“– Das Freiheitsverständnis Martin Luthers

„Ein Christ ist frei wie ein König. Er bestimmt alles, was er tut.

Ein Christ ist zugleich gehorsam wie ein Diener. Andere bestimmen alles, was er tut“

Zur Einordnung des Zitats

Das Zitat stammt aus Martin Lu-thers Schrift: „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ (lateinisch: De libertate christiana) aus dem Jahr 1520. Sie gehört zu den wichtigsten Schriften der Reformationszeit und besteht aus 30 Thesen. Zuvor hatte Martin Luther beim Studium der Bi-bel die entscheidende Entdeckung gemacht: „Der Mensch wird Gott nicht dadurch recht, dass er sich mit guten Taten vor Gott beweist. Der Mensch ist Gott recht, weil Gott ihn recht sein lässt. Gott ist kein Gott, der Wiedergutmachung für Fehler fordert, sondern ein Gott, der selbst für den Menschen alles tut. Der Mensch kann Gott vertrauen und in diesem Vertrauen entdeckt er, dass Gott gut zu ihm ist“.

Diese Entdeckung widersprach für Martin Luther allem, was die Kir-che damals lehrte. Für ihn war die Möglichkeit, sich durch einen so-genannten Ablass von den Strafen der Kirche für alles Fehlverhalten loszukaufen, ein Skandal und dem biblischen Zeugnis völlig entgegen-gesetzt. Seine Entdeckung fasste Martin Luther 1517 in 95 Thesen zu-sammen, die gegen den Ablasshan-del gerichtet waren. Die Empörung der Verantwortlichen der Kirche war groß. In seiner Freiheitsschrift legt Martin Luther gegenüber Papst Leo X. nochmals seine Sicht der Din-ge dar, da ihn dieser aus der Kirche ausschließen wollte.

• Fassen Sie das in These 1 enthal- tene Verständnis von Freiheit in zwei bis drei Sätzen zusammen.

• Beschreiben Sie, wie die Freiheit eines Christen begründet wird und wie sich diese Freiheit aus- wirkt.

• Formulieren Sie Ihre Fragestel- lungen sowie Ihre persönliche Einstellung zu den Aussagen von These 1 (M2).

• Vergleichen Sie Ihr Verständnisvon These 1 sowie ihre Fragen dazu mit den Aussagen von The-se 30 (M3). Verändert sich durch These 30 Ihre Einschätzung? Und wie verhalten sich die Aussagen Luthers zu Ihrem Verständnis von Freiheit?

M2These 1

Zwei Worte gehören ganz sicher zusammen. Freiheit und Chris-tenmensch. Was ist ein Christenmensch, also ein Mensch, der an Christus glaubt? Und was ist seine Freiheit?In der Bibel steht: Unsere Freiheit kommt von Jesus Christus. Er hat sie in die Welt gebracht. Und er schenkt sie uns heute. Er schenkt sie allen Christenmenschen.

Ich fasse das in zwei Sätzen zusammen:Der erste Satz geht so: Ein Christ ist frei wie ein König. Er bestimmt alles, was er tut. Der zweite Satz geht so: Ein Christ ist gehorsam wie ein Diener. Andere bestimmen alles, was er tut.

So steht es auch in der Bibel, zum Beispiel bei Paulus. Er schreibt: Ich bin in allem frei. Aber ich diene allen. (1.Kor 9,16)

M3These 30

Und nun fasse ich alles zusammen:

Ein Christ glaubt an Jesus Christus. Er lebt mit Christus und für seine Mitmenschen. Er glaubt. So ist er ganz nah bei Christus. So nah, dass man sagen kann, er lebt in Christus.Er liebt. So ist er ganz nah bei anderen Menschen. So nah, dass man sagen kann, er lebt im anderen Menschen.Und immer ist er ganz nah bei Gott. So nah, dass man sagen kann, er lebt in Gott.Seht, so ist die christliche Freiheit. Sie schafft das Böse weg. Sie macht unser Herz frei von Geboten und Gesetzen. Sie ist größer als alle Freiheit auf der Welt. So wie der Himmel höher ist als die Erde.

Bitte, Gott! Hilf uns, das zu verstehen. Das wollen wir behalten. Amen.

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Schritt 2:• Vergleichen Sie Ihre Beobach- tungen und Ergebnisse mit den Ausführungen der Evangeli- schen Kirche in Deutschland zum Zusammenhang von „Rechtfer- tigung und Freiheit*“ – so der Titel der Veröffentlichung (M5) aus dem Jahr 2015.

* Rechtfertigung und Freiheit. 500 Jahre Reforma-tion 2017. Ein Grundlagentext des Rates der EKD, Gütersloh 2014, 28

Baustein 2: „Auf die Haltung kommt es an“ – Die neue Freiheit der Rechtfertigung

Schritt 1:Martin Luthers neues Verständnis von „Freiheit“ steht untrennbar in Zusammenhang mit einer grundle-genden Entdeckung, die seine refor-matorische Wende beschreibt.

• Gestalten Sie ein Plakat zum Thema: „Das ist ungerecht!“ und überlegen Sie eine Definition von „Gerechtigkeit“.

• Lesen Sie den Selbstbericht Mar- tin Luthers (M4), den er im Rück- blick im Jahr 1545 geschrieben hat.

• Formulieren Sie in eigenen Wor- ten, was seine entscheidende Entdeckung war.

• Überlegen Sie sich, wie sich diese Entdeckung in einer Körperhal- tung „vorher – nachher“ zum Ausdruck bringen lässt.

• Erläutern Sie den Zusammen- hang dieser Entdeckung mit sei- nem Verständnis von Freiheit.

• Begründen Sie, wie sich die Ent- deckung Martin Luthers zu dem Bibelvers aus Galater 5,1 verhält: „Zur Freiheit hin hat uns Chris- tus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auferlegen“.

M4Selbstbericht Martin Luthers

Ich aber, der ich, so untadelig ich auch als Mönch lebte, vor Gott mich als Sünder von unruhigstem Gewissen fühlte und mich nicht darauf verlassen konnte, dass ich durch meine Ge-nugtuung ver-söhnt sei, liebte nicht, nein, hasste den gerechten und den Sünder strafenden Gott und war im stillen, wenn nicht mit Lästerung, so doch allerdings mit ungeheurem Murren empört über Gott: Als ob es wahrhaftig damit nicht genug sei, dass die elenden und infolge der Erbsünde auf ewig verlorenen Sünder mit lauter Unheil zu Boden geworfen sind durch das Gesetz der zehn Gebote, vielmehr Gott durch das Evangelium zum Schmerz noch Schmerz hinzufüge und auch durch das Evangelium uns mit seiner Gerechtigkeit und seinem Zorn bedrohte…

Bis ich, dank Gottes Erbarmen, unablässig Tag und Nacht darüber nachdenkend, auf den Zu-sammenhang der Worte aufmerksam wur-de, nämlich: ‘Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart, wie geschrie-ben steht: Der Gerechte lebt aus Glauben‘.

Da begann ich die Gerechtigkeit Gottes zu verstehen als die, durch die durch Gottes Geschenk der Gerechte lebt, nämlich aus Glauben,

und dass dies der Sinn sei: Durch das Evangelium werde Gottes Gerechtigkeit offenbart, nämlich die passive, durch die uns der barm-herzige Gott gerecht macht durch den Glauben, wie geschrieben steht: ‘Der Gerechte lebt aus Glauben‘.Da hatte ich das Empfinden, ich sei geradezu von neuem geboren und durch geöffnete Türen in das Paradies selbst eingetreten. Da zeigte mir sofort die ganze Schrift ein anderes Gesicht…z.B. Werk Gottes, das heißt: was Gott in uns bewirkt;Kraft Gottes, durch die er uns kräftig macht,Weisheit Gottes, durch die er uns weise macht. Stärke Gottes, Heil Gottes, Herrlichkeit Gottes.

Wie sehr ich vorher die Vokabel ‘Gerechtigkeit Gottes‘ gehasst hatte, so pries ich sie nun mit entsprechend großer Liebe als das mir süßeste Wort…

…[und] es gefiel mir doch, dass dort als Gerechtigkeit Gottes die gelehrt wird, durch die wir gerechtfertigt werden.

Vorrede zum ersten Band der Wittenberger Anusgaben der lateinischen Schriften Luthers 1545, in: Martin Luthers Schriften, Aufbruch zur Reformati-on, Ausgewählze Schriften I, hg von Karin Bornkamm und Gerhard Ebelung,Frankfurt/Main 1990, 22-24.

M5 – Rechtfertigung und Freiheit – EKD-Schrift 2015*

„Für Martin Luther war die entscheidende Erkenntnis, dass durch Jesus Christus diese Gnade allen, die an ihn glauben, zugänglich wird. Gerade, wenn der Mensch begreift, dass er selbst nicht in der Lage ist, ein vollkommenes Leben nach den Geboten Gottes zu führen, kann er ganz auf Jesus Christus vertrauen.Diese Erfahrung nennt Luther ‘Rechtfertigung allein aus Glauben‘.Das Evangelium besteht darin, dass der Mensch im Vertrauen auf Jesus Christus bereits gerechtfertigt ist …Und aus dieser Freiheit wird der Mensch nun frei zu tun, was er kann, um so zu leben, wie es Gottes Gebote vorgeben. Dabei weiß er wohl, dass er daran immer wieder scheitern wird.“

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Schritt 3:Der Theologe Winfried Härle hat die „Bedeutung der Rechtfertigungs-lehre in der gegenwärtigen Lebens-welt“ – so der Titel seiner Ausfüh-rungen (M6) – beschrieben.

• Tragen Sie zusammen, welche neuen Argumente sich aus dem Text im Zusammenhang von Rechtfertigung und Freiheit ergeben und welche theologi- schen Aspekte zum Thema Frei- heit genannt werden.

M6Winfried Härle

„Wer von der Rechtfertigung her lebt, kann und soll sich selbst unreduziert wahrnehmen und annehmen in seiner Lebensgeschich-te, seiner individuellen Prägung, seinem aktuellen Selbst-erleben, und zwar jeweils unter Einschluss der positiven wie der negativen Elemente …

Wer von der Rechtfertigung her lebt, kann und soll sich selbst wahr-nehmen in seiner Bestimmung. Diese Möglichkeit und Herausforde-rung ist erst dann hinreichend verstanden, wenn sie sich sowohl auf die allen Menschen gemeinsame Bestimmung zur Gottesebenbild-lichkeit als auch auf die je spezifische Bestimmung zu individuellem Selbstsein (mit seinen Möglichkeiten und Grenzen) bezieht.

Wer von der Rechtfertigung her lebt, kann und soll sich selbst wahr-nehmen und annehmen im Wissen um die fortdauernde Gefährdung seines Selbstverhältnisses,… [denn sein] Glaube ist seinerseits be-droht und angefochten von Zweifel, Irrtum, Schwachheit, Misstrauen etc …

Wo die Botschaft von der „Rechtfertigung“ Glauben findet, kommt von der Gottesbeziehung her zugleich die Beziehung des Menschen nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu seinen Mitmenschen (sowie zu den übrigen Mitgeschöpfen) zurecht. Dies ist so, weil alles, was für den „gerechtfertigten“ Menschen selbst gilt, eo ipso auch für jeden anderen Menschen gilt. In dieser Hinsicht gibt es eine fundamentale Gleichheit unter den Menschen, die sie – von Gott her – so miteinan-der verbindet, dass eine „Liebe zu Gott“ unter Ausschluss der Liebe zum Mitmenschen zum Widerspruch in sich selbst wird …

Aber auch die erfülltesten Formen zwischenmenschlicher Beziehun-gen werden überlastet und damit zumindest gefährdet, langfristig zerstört, wenn sie von der Ursprungsbeziehung [der Beziehung zu Gott] … nicht klar unterschieden, sondern unbewusst oder program-matisch mit ihr identifiziert werden. Es tut den zwischenmenschlichen Beziehungen nicht nur gut, sondern es ist für sie geradezu überle-bensnotwendig, von allen Heilserwartungen entlastet zu werden.

Aus der Rechtfertigungslehre folgt, dass Würde zukommt, die unantastbar ist. Diese Würde erwirbt der Mensch nicht erst durch bestimmte Fähigkeiten und Leistungen. Sie ist ihm auch nicht durch seine Mitmenschen oder die Gesellschaft verliehen – und gegebenenfalls vorenthalten und wieder entzogen –, sondern diese Würde ist dem Menschen von seinem Ursprung in Gott her als seine Bestimmung mitgegeben…

Aus der Rechtfertigungslehre folgt, dass jedem Menschen Frei-heit zukommt…, die als Möglichkeit und Notwendigkeit, zwischen Möglichkeiten zu wählen, ein konstitutives Element des menschlichen Daseins darstellt und deswegen Anerkennung, Schutz und Förderung seitens der Gesellschaft verdient. In ihrem innersten Kern ist diese Freiheit … das Recht, in den Fragen grundlegender Lebensorien-tierung nichts anderem als der eigenen Einsicht zu folgen und dafür auch öffentlich einzutreten …

Aus der Rechtfertigungslehre folgt, dass jedem Menschen das Recht auf Bildung zukommt… Es ist kein Zufall, dass der Begriff „Bildung“ sprachgeschichtlich in der mittelalterlichen Mystik seine Wurzeln in der Rede vom Menschen als (Eben)Bild Gottes hat…“.

Winfried Härle, Die Bedeutung der Rechtfertigungslehre in der gegenwärtigen Lebenswelt, in: ders., Menschsein in Beziehungen, Tübingen 2005, 98ff © Mohr Siebeck, Tübingen

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten8

Fortsetzung Baustein 2

Schritt 4:KONTRASTTEXT: Odo Marquard, Der angeklagte und der entlastete Mensch (1980) (M7)

Der Kontrasttext lädt dazu ein, die Aussagen Martin Luthers und die Er-läuterungen von Winfried Härle zu hinterfragen und damit deren Ge-halt angesichts gegenwärtiger Ent-wicklungen zu reflektieren.

• Markieren Sie die Hauptaussa- gen des Textes und spitzen Sie diese in einer zusammenfassen- den These zu.

• Arbeiten Sie heraus, welche Rol- le Gott und dem Menschen dem- nach zukommt und wir sich die Freiheit Gottes und die Freiheit des Menschen einander bedin- gen.

• Vergleichen Sie das Verständnis von Freiheit des Textes mit dem bei Martin Luther.

M7Odo Marquard

Gott muss – zugunsten seiner Güte- aus der Rolle des Schöpfers befreit, ihm muss – zugunsten seiner Güte – sein Nichtsein erlaubt oder gar nahegelegt werden. Diese Konsequenz – den Schluss von der Güte Gottes auf seine Nichtexistenz – zieht – nicht zufällig nach 1755 – die moderne Geschichtsphilosophie, indem sie – ich meine: zu dessen Entlastung – statt Gott den Menschen zum Schöpfer ausruft und die Wirklichkeit zu jener Schöpfung erklärte, die … der Mensch selber machen kann: die Geschichte…Durch den Freispruch Gottes wegen der erwiesensten jeder möglichen Unschuld, nämlich der Unschuld wegen Nichtexistenz … wird der Mensch der Erbe der Funktionen Gottes: nicht nur seiner Funktion als Schöpfer, sondern eben darum auch (und dies ist hier wichtig) seiner Funktionen als Angeklagter der Theodizee. Danach gilt durch die Ge-schichtsphilosophie folgendes: Die Philosophie bleibt ein Prozess, der Mensch bleibt der absolute Ankläger, aber mindestens eines hat sich geändert: statt Gott wird nunmehr – in der gleichen Sache: in Dingen Übel der Welt – zum absoluten Angeklagten der Mensch. Das ist – meine ich – die entscheidende Neubestimmung des Menschen, die die Radikalisierung der Theodizee zur Ge-schichtsphilosophie kurz nach 1750 mit sich bringt, auf die ich aufmerksam machen will: Der Mensch wird der absolute Angeklagte, und das ist – in nuce – der Befund, den ich als „Übertribunalisierung der menschlichen Lebenswirklichkeit bezeichnet habe: dass fortan der Mensch als wegen der Übel der Welt absolut Angeklagter – vor dessen Dauertribunal, dessen Ankläger und Richter der Mensch selber ist – unter absoluten Rechtfertigungsdruck, unter absoluten Legitimationszwang gerät.

Odo Marquard, Der angeklagte und der entlastete Mensch in der Philosophie des 18. Jahrhunderts; in: ders., Abschied vom Prinzipiellen, Stuttgart 1981,49© Reclam Verlag

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten 9

Baustein 3: „Totale Freiheit“ – Die Gebote als Garant der Freiheit?

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Schritt 1:Baustein 3 thematisiert den in Lu-thers Freiheitsschrift gegebenen Zu-sammenhang zwischen Gebot und Freiheit bzw. Gesetz und Evangeli-um sowie den Zusammenhang mit dem Doppelgebot der Liebe.

• Sammeln Sie Begriffe, die Sie mit dem Wort „Gebote“ verbinden und vergleichen Sie diese mit Ihren Formulierungen zum The- ma: „Freiheit ist…“ und Ihren bisherigen Überlegungen zum Thema „Freiheit“ – wie verhal- ten sich die Begriffe „Gebote“ und „Freiheit“ zueinander?

Schritt 2:Der Jakobusbrief bezeichnet das sogenannte Doppelgebot der Lie-be (5.Mose 6,5 und 3.Mose 19,18) als „das vollkommene Gesetz der Freiheit“ (Jakobus 1,25), das „könig-liche Gesetz“ (Jakobus 2,8) und „Ge-setz der Freiheit“ (Jakobus 2,12). Be-reits in den synoptischen Evangelien wurde das Doppelgebot der Liebe als das „höchste und größte Gebot“ bezeichnet (Matthäus 22,34ff; Mar-kus 12,28ff; vgl. Lukas 10,25ff).

• Erläutern Sie, inwiefern das Doppelgebot der Liebe unter dem Vorzeichen der Freiheit verstanden werden kann. Ver-gleichen Sie dazu auch die Zitate zum Thema „Freiheit“ am Be-ginn der Einheit.

• Ordnen Sie die Begriffe: „Gottesliebe“, „Nächstenliebe“ und „Liebe zu sich selbst“ mit Hilfe von Pfeilen einander zu. Ergibt sich aus der neutestamentlichen Zuordnung eine logische Reihen-folge?

• Erläutern Sie anhand des Dop-pelgebots der Liebe den Zusam-menhang von Liebe und Freiheit – lesen Sie dazu 1.Korinther 13 und setzen Sie dort für das Wort „Liebe“ das Wort „Jesus“ ein. Reflektieren Sie dann das Dop-pelgebot der Liebe an dem Be-kenntnis: „Lasst uns ihn lieben, den er hat uns zuerst geliebt“ (1.Johannes 4,19).

M8Das Doppelgebot der Liebe

„„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.“ (5.Mose 6,5)

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (3.Mose 19,18)

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten10

Fortsetzung Baustein 3

Schritt 3:Auch die Zehn Gebote, der so ge-nannte Dekalog (2.Mo 20,2ff; 5.Mose 5,6ff) stehen unter dem Vorzeichen der „Freiheit“. Die ein-leitende Überschrift zu den Zehn Geboten lautet:

„Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe.“ (2.Mose 20,2; 5.Mose 5,6)

• Erläutern Sie die Bedeutung die-ser Überschrift für die Zehn Ge-bote insgesamt: Sind die Zehn Gebote Verbote bzw. Befehle oder Hinweise darauf, wie der Mensch seine Freiheit erhalten kann?

• Formulieren Sie die Zehn Ge- bote als Freiheitsgebote. Beispiel zum Ersten Gebot: „Bewahre Deine Freiheit, indem Du Dich nicht von anderen Göt- tern abhängig oder Dich selbst zum Gott machst.“

Die Gebote Gottes sind Ratschlä-ge (hebräisch: Weisungen) für ein gelingendes Leben. Sie weisen den Weg nicht durch Verbote, sondern durch Hinweise darauf, wie sich die Freiheit bewahren lässt und mög-liche schlimme Folgen vermieden werden können.

• Nennen Sie Beispiele aus dem Alltag für Regeln bzw. Hinweise, die Freiheit bewahren bzw. ne- gative Folgen vermeiden wollen.

Schritt 4:In der Freiheitsschrift (M9) geht Martin Luther auf die Bedeutung der Gebote ein. Er unterscheidet dabei zwischen dem Evangelium, der frohen Botschaft von Jesus, dem Grund der Rechtfertigung, und den Geboten bzw. dem Gesetz.

• Erarbeiten Sie, wie Martin Luther die Bedeutung der Gebote bzw. des Gesetzes beschreibt.

• Stellen Sie in einer Tabelle ge- genüber, was das Evangelium und was die Gebote bewirken.

• Beschreiben Sie, wie Evangeli- um, Jesus Christus und Gesetz bzw. Gebote einander zuzuord- nen sind.

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten 11

M9Thesen 5, 6, 7, 8, 9

These 5Die Seele lebt von Gottes Wort. Jesus hat es weitergesagt ...Wenn Christus redet, so wird die Seele frei ...Gott schenkt ihr mit seinem Wort alles: Sie wird satt. Sie findet Frieden. Es wird hell für sie. Sie hört auf Gott. Sie freut sich an der Kunst. Sie ist weise. Sie sagt die Wahrheit. Sie ist frei. Sie bekommt Gutes im Überfluss.Jesus Christus hat das Wort Gottes gepredigt. Deshalb ist er in die Welt gekommen. Auch heute schickt Gott Menschen. Sie sollen von ihm erzählen. Besonders Menschen, die in der Kirche arbeiten. Aber leider haben sie vergessen, wie es geht.

These 6Du fragst jetzt sicher: Was ist denn das für ein Wort? Was bekomme ich damit geschenkt? Was kann ich damit machen? Die Antwort ist: Das Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus, ist dieses Wort. Es ist die Predigt von Jesus Christus. Wenn du ihn hörst, hörst du Gott. Gott sagt: Dein Leben und dein Tun gehen am Ziel vorbei. Du machst Fehler. Du wirst schuldig. Du bist verloren. Es ist zum Verzweifeln. Aber du kannst aus dieser Not befreit werden. Du kannst deine Schuld loswerden. Gott sagt: Jesus Christus ist für dich da. Glaube an ihn. Ganz fest. Vertraue ihm frisch und froh. Dann vergibt er dir deine Schuld. Dann bist du frei. Ein neues Leben beginnt: Du wirst ein gerechter Mensch. Du kannst die Wahrheit sagen und in Frieden leben. Das nennt Paulus „gerechtfertigt sein“.

These 7Darum gibt es nur eine wirklich wichtige Aufgabe für Christen. Sie lassen Gottes Wort in sich wirken. Nur so wird ihr Glaube stark. Nur so werden und bleiben sie Christen. Jesus macht uns unglaublich reich. Wenn wir an ihn glauben, werden wir selig. Dann kommen wir zu Gott. Der Glaube hilft, das Richtige zu tun. Er allein macht gerecht und fromm.

These 8Aber wie geht das, dass allein der Glaube gerecht macht? Ist das wirklich genug? In der Bibel gibt es doch so viele Gebote und Geset-ze! So viele Regeln und Taten sind uns vorgeschrieben. Die müssen wir doch beachten! Es ist so: In der ganzen Bibel gibt es zwei verschiedene Arten von Sätzen: Das eine sind die Gesetze und Gebote von Gott. Gebote sind Sätze, die so anfangen: „Du sollst …“. Das andere sind Gottes Zusagen. Gott verspricht uns etwas damit.Die Gebote sagen uns, was wir tun sollen. Aber können sie uns auch beim Tun helfen? Nein. Sie sollen uns Menschen zeigen: Es ist sehr schwer, Gutes zu tun. Ein Gebot heißt zum Beispiel: Lass anderen Menschen, was sie besitzen. Aber wir sind immer wieder neidisch. Immer wieder merken wir, wie stark die Gier ist in uns. Gier heißt: möglichst viel haben wollen. Mehr haben wollen als andere. Vielleicht sogar: das Liebste von anderen haben wollen. So ist es auch mit den anderen Geboten. Sie machen uns klar: Wir Menschen sind alle Sünder. Das heißt: wir werden immer wieder schuldig. Wir machen vieles falsch. Wir sind mit dem Gesetz über-fordert.

These 9Menschen, die das verstanden und gespürt haben, sind anders. Sie sind ehrlich zu sich selbst. Sie wissen: Aus eigener Kraft das Gute tun, ist furchtbar schwer. Was könnte uns schon gerecht machen?Oft sind Menschen deshalb verzweifelt. Dann hören sie Gottes ande-res Wort. Sie hören: Gott verspricht uns etwas. Dieses Versprechen heißt: Du kannst das Böse in dir loswerden. Deine Angst vor den Geboten und vor Strafen soll verschwinden. Denn Jesus sagt: Schau zu mir. Schau zu Gott: Ich verzeihe dir. Ich bin bei dir. Du lebst in Frieden. Du bist ein freier Mensch.Glaubst du das, so hast du alles. Dann wird alles leicht. Dann fallen dir viele Dinge zu, die du vorher selbst schaffen wolltest. Gott schenkt dir, was die Gebote von dir verlangen. Seine Zusagen erfüllen die Gebote. All das tut Gott. Er allein macht die Gebote. Er allein erfüllt die Gebote. Das Neue Testament ist voll davon.

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten12

Fortsetzung Baustein 3

KONTRASTTEXT: Friedrich Nietzsche,Fröhliche Wissenschaft (1882)

Der Kontrasttext (M10) spiegelt die theologische Fundierung von Frei- heit bzw. eine einengende Interpre-tation der Gebote bzw. des Gesetzes Gottes an einer religionskritischen Position und kann damit zu einem vertieften Verständnis beitragen.

• Fassen Sie die wichtigsten Ge- danken des Textes von Friedrich Nietzsche zusammen.

• Reagieren Sie darauf mit Argu- menten, die Sie aus der Beschäf- tigung mit der Freiheitsschrift Martin Luthers kennen.

M10 – Friedrich Nietzsche

Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittag eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: „Ich suche Gott! Ich suche Gott!“ – Da dort gerade Viele von Denen zusammenstanden, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein großes Gelächter. Ist er denn verloren gegangen?, sagte der Eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind?, sagte der Andere. Oder hält er sich versteckt? Fürch-tet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? – so schrieen und lachten sie durcheinander. Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. „Wohin ist Gott, rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getödtet, – ihr und ich! Wir Alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir diess gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont auszu-wischen? Was thaten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegen sie sich nun? Wohin bewegen wir uns?...

Gott ist todt! Gott bleibt todt! Wie trösten wir uns, die Mörder al-ler Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besass, es ist unter unseren Messern verblutet – wer wischt diess Blut von uns ab?...

Man erzählt noch, dass der tolle Mensch des selbigen Tages in verschiedene Kirchen eingedrungen sei und darin sein Requiem aeternam deo angestimmt habe. Hinausgeführt und zur Rede gestellt, habe er immer nur dies entgegnet: „Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Grüfte und Grabmäler Gottes sind?“

Friedrich Nietzsche, Fröhliche Wissenschaft (1882), zitiert nach: Religionskritik in der Neuzeit. Philosophische, soziologische und psychologische Texte, hg. von Michael Weinrich, Gütersloh 1984, 131f.

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten 13

Schritt 1 :„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist bes-ser“, sagt ein Sprichwort. Vertrauen ist ein anderes Wort für glauben. Glauben und Vertrauen ist eine Hal-tung „ich glaube/vertraue“ und be-trifft konkrete Sachverhalte, Inhalte oder Personen: „Ich vertraue/glaube jemand/etwas bzw. an jemand/et-was“, „Ich glaube/vertraue, dass…“.

• Nennen Sie Kriterien, die für Sie wichtig sind, um jemand bzw. an/auf etwas glauben/vertrauen zu können.

• Beschreiben Sie Alltagssituatio- nen, die Vertrauen voraussetzen.

• Überlegen Sie, inwiefern Glaube bzw. Vertrauen und Misstrauen das Handeln verändern.

• Vergleichen Sie Ihre Überlegun- gen zum Thema „Glauben/Ver- trauen“ mit dem Schlüsselsatz von Martin Luthers entscheiden- der Erkenntnis: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“.

Baustein 4: „Wer‘s glaubt, wird selig!“ – Gottvertrauen als treibende Kraft

Schritt 2: Martin Luthers machte seine refor-matorische Entdeckung an dem Bi-belvers in Römer 1,17 und dem dor-tigen Zitat aus Habakuk 2,4: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“. Dieser Satz hat vom Zusammenhang des Textes und von der Bedeutung des griechischen Wortes für „aus“ eine doppelte Bedeutung:

Wer Gott vertraut, lebt mit Gott und ist vor Gott (ge)recht. Er muss sich nicht selbst rechtfertigen und ist deshalb frei.

Wer Gott vertraut, erlebt die Kraft (Dynamik) des Vertrauens. Diese Kraft verändert und befreit sein Denken und Tun.

Dies entfaltet Martin Luther in sei-ner Freiheitsschrift, wenn er die Be-deutung des Glaubens beschreibt (M11 – siehe S. 14).

• Fassen Sie die für Sie wichtigsten Aussagen der Textabschnitte in drei Sätzen zusammen.

• Erläutern Sie, welche Aspekte des Glaubens besonders hervor- gehoben werden.

• Beschreiben Sie die Folgen des „wunderbaren Tauschs“ im Blick auf das Thema „Freiheit“ und die Bedeutung von Gesetz bzw. Geboten.

Schritt 3: KONTRASTTEXT: Albert Camus, Der Mythos von Sisyphos (1942)

Der Kontrasttext kontrastiert das Thema „Vertrauen“ bzw. „Glaube“ und dessen Geschenkcharakter mit der Vorstellung des Menschen, der sich selbst und seine Existenz pro-duzieren und beweisen muss sowie einem Verständnis, Gott müsste mit guten Werken besänftigt werden.

• Fassen Sie die wichtigsten Ge- danken des Textes von Albert Camus (M12 – siehe S.15) zusam- men.

• Reagieren Sie darauf mit Argu- menten, die Sie aus der Beschäf- tigung mit der Freiheitsschrift Martin Luthers kennen.

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten14

M11Thesen 10, 12, 15, 23, 25

These 10... Der Glaube ist genug für den Christen. Wer glaubt, wird selig. Selig werden ist ein Geschenk. Gott schenkt es den Glaubenden. Taten sind dann überflüssig. Der Glaube ist frei von Gesetzen und Geboten. Er macht den Christen selig.

These 12Der Glaube gibt uns sehr viel. Er verbindet uns mit Gott. Er verbindet unsere Seele mit Gottes Wort. So spüren wir: Gott liebt uns, Gott macht uns frei. Wir sind selig: Das heißt: Wir haben ewiges Leben in Gott. Aber es ist noch mehr, was der Glaube tut.Der Glaube vereinigt die Seele mit Christus. Paulus sagt einmal: Christus und die Seele kommen zusammen. Sie lieben einander. Wie Bräutigam und Braut. Sie haben alles zusammen: Glück und Unglück, Freude und Traurigkeit. Was Christus hat, bekommt die Seele auch. Was die Seele hat, bekommt Christus auch. Christus bringt alles Gute und die Seligkeit. Seligkeit ist das ewige Leben, das Leben mit Gott. Das alles bekommt die Seele von Christus.

Die Seele ist dagegen oft schwach. Sie wird schuldig an Gott, an sich und an anderen Menschen. Sie tut Böses.Wie kommen etwas, was schön ist, und etwas, was schwach und böse ist, zusammen? Normalerweise ist das sehr schwierig. Aber bei Gott geht es.Ich nenne das einen „fröhlichen Wechsel“. Das ist eine Art Tausch. Ein glücklicher Tausch für uns. Christus schenkt unserer Seele alle guten Dinge. Alles Schöne, das man sich vorstellen kann. Die Seele verschenkt auch etwas. Auch sie tauscht. Sie überlässt Christus ihre Schuld. Wie geht das?Es geht deshalb, weil Christus beides ist: Gott und Mensch. Böses ist ihm fremd. Er lebt ewig. Er kann alles tun. Er nimmt die Schuld von der glaubenden Seele weg. Er holt das Böse von ihr weg zu sich hin. Wie passiert das? Das geschieht durch den Glauben. Im Glauben passiert der fröhliche Wechsel. Das ist ein wunderbarer Tausch. ...

These 15Christus ist der erste und einzige Sohn von Gott. Das ist eine große Ehre. Christus teilt sie mit uns. So werden wir wie er: Könige und Priester. Petrus schreibt das in seinem ersten Brief (1 Petr 2,9). Ihr seid priesterliche Könige. Und ihr seid königliche Priester. Wie geht das? Ein Christ wird durch den Glauben hochgehoben. Er steht über allen Dingen. Er wird ein Herr, ein König. Aber ganz anders als die Könige, die wir kennen. Er ist ein geistlicher König. Ein geistlicher König ist ein Herr über alle Dinge in uns selbst. In unserem Innern.Paulus sagt im 8. Kapitel in seinem Brief an die Römer: Alle Dinge müssen den Menschen, die Gott liebt, zum Besten dienen. (V. 28) Alle Dinge: das ist Gutes und Böses, Helles und Dunkles. Das ganze Leben bringt Christen näher zu Gott. Ja, sogar der Tod treibt uns in Gottes Arme.

Wir müssen zwar viel aushalten. Wir müssen sogar eines Tages ster-ben. Das musste Christus ja auch. Das mussten auch viele heilige Menschen. Ja, es stimmt: Der Tod kommt am Ende auf uns alle zu. Aber mit Christus können wir den Tod beherrschen. Das heißt: Unse-re Seele kann immer stärker werden. Auch wenn wir leiden müssen. Auch wenn der Tod bevorsteht. Gerade dann werde ich es spüren: Christus macht mich würdig und stark. Egal, ob ich Gutes oder Böses erlebe, alles muss mir helfen. Wenn ich glaube, kann ich sagen: Mein Glaube lässt mich darüber stehen. So frei und so mächtig sind alle Christen, weil sie glauben.

These 23Zwei Sachen sind wirklich wahr: Menschen tun Werke. Ein guter Mensch tut gute Werke. Und: Ein böser Mensch tut böse Werke. Gilt das auch umgekehrt? Macht ein gutes Werk einen Menschen gut? Macht ein böses Werk einen Menschen böse? Nein, es ist anders. Das Werk wird erst gut, wenn der Mensch gut ist. Sonst ist und bleibt es ein böses Werk. Entscheidend ist die richtige Reihenfolge:Jesus vergleicht Menschen mit Bäumen. Ihre Früchte sind wie die Taten der Menschen. Jesus sagt: Ein schlechter Baum trägt faule Früchte. Ein guter Baum trägt schöne Früchte. (Matthäus 7,18) Es ist ganz klar: Die Bäume bringen die Früchte. Die Früchte zeigen uns, auf welchem Baum sie gewachsen sind. Schöne Früchte wachsen an einem guten Baum. Das vergleicht Jesus mit den Menschen. Menschen müssen zuerst fromm sein und glauben. Erst danach können sie gute Werke tun. Wenn sie glauben, sind ihre Werke gut.

These 25Es ist ganz einfach. Man muss gute Werke tun. Aber richtig!Erst kommt der Glaube. Dann kommen die Werke. Nur wem das klar ist, der handelt richtig. Der Mensch schätzt die Werke oft falsch ein. Er hält sie für notwen-dig. Er lässt sich von ihnen verführen. Erst der Glaube rückt das zurecht. Deshalb muss man beides predigen: die Gebote und die Zusagen. Die Gebote soll man predigen, damit die Menschen das Böse bereuen. Damit sie erkennen, was sie falsch gemacht haben. Und es zugeben. Damit sie beichten. Damit sie umkehren. Aber das ist noch zu wenig. Die entscheidende Seite von Gott ist die Gnade. Die müs-sen wir predigen. Die Botschaft ist: Gott vergibt. So entsteht Glaube an Gott. So entsteht Vertrauen.Die Gebote zu predigen, ist wichtig. In ihrem Inneren empfinden Men-schen dann Reue. Es tut ihnen leid, was sie getan haben. So erkennt der Mensch sich selbst. Das ist das eine.Die Zusagen zu predigen, ist noch wichtiger. Glaube kommt aus den Zusagen Gottes. So wird der Mensch gerechtfertigt. So kommt Gott zu ihm und er kommt zu Gott.

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten 15

M12Albert CamusDer Mythos von Sisyphos

Darin besteht die ganze Freude des Sisy-phos. Sein Schicksal gehört ihm. Sein Fels ist seine Sache. Ebenso lässt der absurde Mensch, wenn er seine Qual bedenkt, alle Götzenbilder schweigen. Im Universum, das plötzlich wieder seinem Schweigen anheimgegeben ist, werden die tausend kleinen, höchst verwunderten Stimmen der Erde laut. Unbewusste, heimliche Rufe, Aufforderungen aller Gesichter bilden die unerlässliche Kehrseite und den Preis des Sieges. Ohne Schatten gibt es kein Licht; man muss auch die Nacht kennenlernen. Der absurde Mensch sagt Ja, und seine Mühsal hat kein Ende mehr. Wenn es ein persönliches Geschick gibt, dann gibt es kein übergeordnetes Schicksal oder nur eines, das er unheilvoll und verächtlich

findet. Darüber hinaus weiß er sich als Herr seiner Zeit. Gerade in diesem Augenblick, indem der Mensch sich wieder seinem Leben zuwendet (ein Sisyphos, der zu sei-nem Stein zurückkehrt), bei dieser leichten Drehung betrachtet er die Reihe unzusam-menhängender Taten, die sein Schicksal werden, seine ureigene Schöpfung, die in seiner Erinnerung geeint ist und durch den Tod alsbald besiegelt wird. Überzeugt von dem rein menschlichen Ursprung alles Menschlichen, ist er also immer unterwegs – ein Blinder, der sehen möchte und weiß, dass die Nacht kein Ende hat. Der Stein rollt wieder.

Ich verlasse Sisyphos am Fuße des Berges! Last findet man immer wieder. Nur lehrt Sisyphos und die größere Treue, die die Götter leugnet und die Steine wälzt. Auch er findet, dass alles gut ist. Dieses Universum, das keinen Herrn mehr kennt, kommt ihm weder unfruchtbar noch wertlos vor. Jedes Gran dieses Steins, jeder Splitter dieses durchnächtigten Berges bedeutet für ihn eine ganze Welt. Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen und Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Albert Camus, Der Mythos von Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde, zitiert nach: Religionskritik in der Neuzeit. Philosophische, soziologische und psychologische Texte, hg. v. Michael Weinrich, Gütersloh 1985, 180f.

Fortsetzung Baustein 4

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten16

Baustein 5 „Freiheit, die von innen wächst“ – Freiheit „von“ als Freiheit „zu“

Schritt 1: „Freiheit“ wird heute ambivalent empfunden. Einerseits bietet Frei-heit die Möglichkeit einer – wenn auch begrenzten Wahl –, anderer-seits bedeutet sie nicht selten auch die „Qual der Wahl“.

• Arbeiten Sie heraus, inwiefern die Feststellung einer „verdamm-ten Freiheit“ in der Gegenwart wahrzunehmen ist bzw. wahrge-nommen wird und drücken Sie diese in einer Haltungsübung, einem Kunstwerk (selbst herge-stellt, als Bild oder Beschreibung) aus.

• Nehmen Sie Stellung zu der Aus- sage des Philosophen Jean Paul Sartre (M13) und entwerfen Sie eine Gegenthese.

• Formulieren Sie aufgrund Ihrer bisherigen Kenntnisse, wie Mar- tin Luther diese Position beurtei- len würde.

• Beurteilen Sie, wie sich das Zitat zu einer Haltung „innerer Frei- heit“ verhält und bestimmen Sie, was mit „innerer Freiheit“ bezeichnet werden könnte.

Martin Luther unterscheidet zwi-schen einer „Freiheit von“ und einer „Freiheit zu“. Wer frei davon ist, sich vor sich selbst oder anderen bewei-sen oder rechtfertigen zu müssen, ist frei dazu, sich anderen Menschen vorbehaltlos zuzuwenden.

• Markieren Sie in den folgenden Texten (M14) mit einer Farbe alle

Aussagen zur „Freiheit von“ und mit einer anderen Farbe alle Aussagen zur „Freiheit zu“.

• Erläutern Sie in einer These den von Martin Luther beschriebe- nen Zusammenhang von „Glau- be“ und „Werken“.

M13Jean Paul Sartre

„Der Mensch ist dazu verdammt, frei zu sein!“

J.P. Sarte, Ist der Existentialismus ein Huma-nismus?, in: ders., Drei Essays, Berlin 1963, 16

M14Thesen 26, 27, 28

These 26... Fromm und selig wird der Christenmensch von innen und vor Gott. Aber er soll für andere da sein. Er soll anderen helfen und ihnen nützlich sein. Ein Christ hat durch den Glauben alles, was er braucht. Er liebt andere und zeigt ihnen das. Er wendet sich ihnen zu. Ganz freiwillig. Er dient ihnen. So leben Christen miteinander.An die Gemeinde in Philippi schreibt Paulus: Nehmt euch Jesus als Beispiel. Denkt wie er. Fühlt wie er. Er war Gott. Sein Leben war erfüllt. Dann hat er auf das alles verzichtet. Er wurde Mensch. Er tat alles für uns. Er war ganz frei. Und ist trotzdem ein Knecht für uns geworden. (Phil 2,5ff.)

These 27Deshalb soll ein Christ mit Jesus verbunden sein. Dann hat er genug. Er ist satt, wie wenn man gut gegessen und getrunken hat. Er ist fromm. Er ist selig. Ein Christ ist ganz frei. Freiwillig macht er sich zu einem Diener. Er will den anderen helfen. Er will, dass Gott ihn sieht und sich an ihm freut. Er denkt vielleicht: Gott hat mir alles geschenkt. Einfach so. Obwohl ich Schlechtes getan habe. Das glaube ich. Ich bin reich beschenkt. Nun will ich andere reich beschenken. Ich will nur noch tun, was für sie gut ist. So kommt aus der Liebe ein fröhliches Leben! Ein freies

Leben! Ich habe Lust auf Gott. Und ich diene meinem Nächsten ganz freiwillig. So schön ist das christliche Leben. Und so edel. Das haben die Leute vergessen. Darum sprechen wir davon.

These 28Wir können gehorchen, freiwillig und aus Liebe. Dafür gibt Jesus im Matthäusevangelium ein Beispiel (Mt 17,24-27). Seine Jünger begegneten Leuten, die Geld einsammelten. Dieses Geld war für den Tempel in Jerusalem bestimmt. Dort wurde Gott angebetet. Der Tempel sollte immer schön aussehen. Dafür brauchte es Geld. Jesus sprach mit Petrus darüber. Jesus sagte ihm: Wir sind Kinder von Gott. Gott ist unser König. Deshalb sind wir frei vom Tempelgeld. Aber er sagt trotzdem zu Petrus: Diese Leute sollen sich freuen. Wir bezahlen das Tempelgeld trotzdem. Deshalb geh los zum See! Du wirst Fische fangen. Der erste Fisch wird eine Münze in seinem Maul haben. Bezahle mit dieser Münze das Tempelgeld für dich und mich. (V. 27)Das ist ein gutes Beispiel: Jesus Christus nennt sich und seine Leute Königskinder. Sie sind frei von der Pflicht, Tempelgeld zu bezahlen. Aber freiwillig zahlen sie es doch. So freiwillig sollten alle ihre Werke tun. Das wichtigste ist aber das: Nur der Glaube macht das möglich. Wer glaubt, ist frei und kann seinen Mitmenschen helfen. Wer das so sieht, kann leicht gehorchen. Er kann gut mit Gesetzen und Geboten umgehen.

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten 17

KONTRASTTEXT: Tilman Moser, Gottesvergiftung(1976)

Der Kontrasttext entwirft ein Ge-genbild zu dem von Martin Luther formulierten Zusammenhang zwi-schen Freiheit und Gott.

• Fassen Sie die wichtigsten Ge-danken des Textes von Tilman Moser (M15) zusammen. Wel-ches Bild von Gott wird von ihm dargestellt? Kennen/suchen Sie Karikaturen/Aussagen, die diese Sicht unterstreichen.

• Reagieren Sie darauf mit Argu-menten, die Sie aus der Beschäf-tigung mit der Frei-heitsschrift Martin Luthers kennen und for-mulieren Sie eine eigene Position (ggfs, in Form einer Diskussion, für die zuvor jeweils Argumen-te gesammelt werden – die Dis-kussion kann auch durch einen leeren Stuhl geführt werden, der jeweils neu besetzt wird).

M15Tilman Moser, Gottesvergiftung

Du warst einst fürchterlich real, neben Vater und Mutter die wichtigste Person in meinem Kinderleben… Du haustest in mir wie ein Gift, von dem sich der Körper nicht befrei-en konnte. Du lebtest in mir wie ein Gift, von dem sich der Körper nie befreien konnte. Du wohntest in mir als mein Selbsthass. Du bist in mir eingezogen wie eine schwer heilbare Krankheit, als mein Körper und meine Seele klein waren…Es gab Jahre, wo ich dir mein Leben weihen wollte, wo zwischen dir und mir verhandelt wurde über einen Erwählungsvertrag. Du hast schon ganz früh mit meinem Größenwahn gespielt, ihn genährt, ihn an geheiligten Vorbildern gesteigert, die mir in deinem Namen vorgehalten wurden. Ich habe dir schreckliche Opfer gebracht an Fröhlichkeit, Freude an mir und anderen, und der Lohn war, neben der Steigerung des Erwähltheitsgefühls, oder dem Kampf darum, ein Quentchen Geliebtsein vielleicht, vielleicht ein Quentchen weniger Verdammnis…

„Herr erhebe dein Antlitz über uns…“, so haben wir am Ende jedes Gottesdienstes gefleht, als gäbe es keine größere Sehnsucht, als immerdar dein ewig-kontrollierendes big-brother-Gesicht über uns an der Decke zu sehen. Du als Krankheit in mir bist eine Normenkrank-heit, eine Krankheit der unerfüllbaren Normen, die Krankheit des Angewiesenseins auf deine Gnade…

„Was wird der liebe Gott dazu sagen?“ Durch diesen Satz war ich früh meiner eigenen Gerichtsbarkeit überlassen worden. Im Grunde mussten die Eltern gar nicht mehr sehr viel Erziehungsarbeit leisten, der Kampf um das, was ich tun und lassen durfte, vollzog sich nicht mit ihnen als menschliche Instanz, mit der es einen gewissen

Verhandlungsspielraum gegeben hätte, sondern die „Selbstzucht“, wie sie genannt wurde, war mir überlassen, oder besser, der rasch wachsenden Gotteskrankheit in mir …

Du hast aus mir eine Gottesratte gemacht, ein angstgejagtes Tier. Ich wäre dem Labyrinth eher entkommen, wenn es Menschen gegeben hätte, mächtig und klug und verstehend genug, um mit mir über dich zu reden und meine Zweifel oder meine Auflehnung zu ertragen. So aber hatte ich es mit Menschen zu tun, denen du selbst notwendiger Balsam oder Opium warst, und denen ich mit meinen Zweifeln nur Schmerzen zugefügt hätte. Alle waren auf eine stille, verborgene Weise süchtig, und so verschwieg ich ehrfurchtsvoll die Fragen, weil sie gewirkt hätten, als schlüge ich Gebrechlichen die Krücken weg…Dich überstanden zu haben gibt mir Selbstbewusstsein; von der rie-sigen Krücke nicht erschlagen worden zu sein, ein Gefühl von Kraft. Zutrauen werde ich nie mehr zu dir haben können…

Und was du für dich an wunderbaren Eigenschaften gepachtet hat-test, werde ich bei den Menschen wiederfinden. Wenn ich in manche Gesichter sehe, empfinde ich keinen Verlust mehr, und menschliche Gesichter werden deines ersetzen, weil deines unmenschlich war. Meine Augen lernen sehen, seit du mir nicht mehr den Horizont verdunkelst.

Tilman Moser, Gottesvergiftung, Frankfurt/Main 1976, zitiert nach: Religions-kritik in der Neuzeit. Philosophische, soziologische und psychologische Texte, hg. v. Michael Weinrich, Gütersloh 1985,198ff.

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten18

Bündelung: „Zur Freiheit befreit“ – Befreiende Freiheit als Freiheit zu freiem Tun

Abschließend wird die Doppelthe-se Martin Luthers auf dem Hinter-grund der Zwischenschritte (Bau-steine) nochmals eingebracht und kritisch reflektiert.

Wenn alle Bausteine thematisiert wurden:• Bringen Sie die Begriffe „Freiheit „Gott“, „Mensch“, „Liebe“, „Ge- bote“, „Evangelium“, „Glaube“ in einen logischen Zusammen- hang (z.B. durch Begriffskarten mit Pfeilen).

Aufgabe für alle:• Fassen Sie die Bedeutung der

Doppelthese (ggfs. aufgrund der bisherigen Ergebnisse nochmals) in Ihren eigenen Worten zusam-men.

• Vergleichen Sie das Verständnis von „Freiheit“ mit den Sätzen zum Thema: „Freiheit ist…“ (Ein-stieg der Unterrichtseinheit) und bedenken Sie, was ggfs. verän-dert oder ergänzt werden muss.

Abschließend wird überprüft, wel-che der zu Beginn formulierten Fra-gen beantwortet oder noch offen sind.

M2These 1

Zwei Worte gehören ganz sicher zusam-men. Freiheit und Christenmensch. Was ist ein Christenmensch, also ein Mensch, der an Christus glaubt? Und was ist seine Freiheit?

In der Bibel steht: Unsere Freiheit kommt von Jesus Christus. Er hat sie in die Welt gebracht. Und er schenkt sie uns heute. Er schenkt sie allen Christenmenschen.

Ich fasse das in zwei Sätzen zusammen:Der erste Satz geht so: Ein Christ ist frei wie ein König. Er bestimmt alles, was er tut. Der zweite Satz geht so: Ein Christ ist zugleich gehorsam wie ein Diener. Andere bestimmen alles, was er tut.

So steht es auch in der Bibel, zum Beispiel bei Paulus. Er schreibt: Ich bin in allem frei. Aber ich diene allen. (1.Kor 9,16)

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten 19

Im abschließenden Schritt kann die existentielle Relevanz der Beschäf-tigung mit dem Thema „Freiheit“ in unterschiedlichster Weise ausge-drückt werden. Folgende Möglich-keiten seien beispielhaft genannt, wobei die angeführten Themen-schwerpunkte austauschbar sind:

• Erstellen Sie eine Collage zum Thema „Freiheit heute“ – Chan-cen, Grenzen, Herausforderun-gen.

• Verfassen Sie eine Thesenreihe zum Thema: „Freiheit, die ich meine… – die Bedeutung von Freiheit heute“.

• Modellieren Sie Standbilder zu unterschiedlichen Situationen, in denen das Thema „Freiheit“ von Bedeutung ist.

• Stellen Sie eine Skulptur odereine andere künstlerische Aus-

drucksform her zum Thema „Freiheit“ – wenn möglich in der Zuspitzung als „Freiheit von“ als „Freiheit zu“.

• Erstellen Sie Plakate für eine De-monstration für Freiheit und for-mulieren Sie dazu eingängige und passende Slogans.

• Recherchieren Sie Literatur (un- terschiedlicher Gattung), in de-

nen das Thema „Freiheit“ zur Sprache kommt und halten Sie die wichtigsten Gedanken dieser Werke zum Thema in wenigen Sätzen fest.

• Verfassen Sie verschiedene Wer- beslogans und Werbebilder, in denen das Thema „Freiheit“ zum Ausdruck kommt.

• Suchen Sie mit Hilfe einer Wort- konkordanz biblische Texte zum Thema „Freiheit“ und fassen Sie

die Inhalte in einem kleinen Summary unter dem Thema: „Gottvertrauen und Freiheit“ zusammen.

• Schreiben Sie einen kleinen Essay zum Thema: „Die Freiheit nehm ich mir!“ oder: „Grenzenlos frei – (wie) geht das?“

• Inszenieren Sie unterschiedliche Szenen zum Thema „Freiheit“.

Die Bündelung der Beschäftigung mit der Freiheitsschrift Martin Lu-thers kann auch in einer Präsenta-tion erfolgen, bei der unterschied-liche Thesen, Kunstwerke, Szenen zum Ausdruck gebracht werden und ggfs. eine Demonstration für Frei-heit inszeniert wird. Die Präsenta-tion kann durchaus auch an einem zentralen öffentlichen Platz erfol-gen.

Übertragung / Reflexion / Kontextualisierung / Aktualisierung

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Reformationsjubiläum 2016: Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen Facetten20

Freiheit aktuell – Ein Thema mit vielen FacettenÜberlegungen einer auch fächerübergreifenden und projektmäßigen Beschäftigung mit der Freiheitsschrift Martin Luthers in leichter SprachevonDirektor Stefan HermannPädagogisch-Theologisches Zentrum der Evang. Landeskirche in WürttembergGrüninger Str. 2570599 [email protected] . [email protected] . ab 10/2016 www.ptz-rpi.de

Layout und Satz:Christa Bächtle, ptz

Stuttgart, September 2016

Dieser Unterrichtsentwurf ist als Download verfügbar www.ideen2017.de

Übersicht Materialien

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