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8/2013 =>DONNA 81 DONNA: Sie haben gerade zwei Hunde aus ungarischen Tötungssta- tionen befreit. Wie läuft so etwas ab? Alida Gundlach: Wir versuchen, über regionale Tierschützer mit den Betreibern zu reden, und bitten sie um Herausgabe der Tiere. Das klappt in der Regel nur, wenn man die Hunde freikauft – so auch diesmal. Geht das immer so einfach? Nein, manchmal ist es zum Ver- zweifeln. Einmal konnten wir zum Beispiel nur neun von mehr als 300 Tieren befreien, weil wir nicht ge- nug Kapazitäten für alle hatten. Furchtbar! Aber ich versuche im- mer, das Positive zu sehen. Sie sind schon lange im Tierschutz aktiv. Warum haben Sie 2012 einen eigenen Verein gegründet? Einige große deutsche Tierschutz- organisationen winken bei müh- sameren Einsätzen ab, auch im Kampf gegen die Tötung von Straßenhunden in den Ostblock- staaten. Man sagte mir, wenn nur wenige Tiere gerettet werden könn- ten, lohne sich der Aufwand nicht. Das fand ich ungeheuerlich, denn für mich zählt jedes Tierleben. Und deshalb gebe ich meine ganze Energie für die Rettungsaktionen, die sich inzwischen übrigens zu 50 Prozent in Deutschland abspielen. Was geschieht dann mit den Tieren? Die meisten sind körperlich und seelisch am Ende. Bevor sie in ein neues Zuhause vermittelt werden können, müssen sie erst aufgepäp- pelt und resozialisiert werden. Da- für arbeiten wir mit Ärzten, Thera- peuten, Hundetrainern und Pflege- stellen zusammen. Aber das ganze Engagement lohnt sich. Unsere „Ehemaligen“ in ihrem zweiten Leben glücklich zu sehen gibt mir enorm viel Kraft! tierwork.de Sie holen Hunde und Katzen aus Tötungsstationen, bekämpfen Tierseuchen in Afrika, kümmern sich weltweit um Artenschutz: Diese fünf Frauen geben alles, um dem Leid von Tieren ein Ende zu setzen Engagement „FüR DIE RETTUNGSAKTIONEN GEBE ICH MEINE GANZE ENERGIE“ Alida Gundlach, 69, lebt mit Mann, sechs Katzen, fünf Enten, vier Schafen, drei Hunden und einer Rehfamilie bei Hamburg. Mit ihrem Verein Tierwork hilft die Moderatorin und Autorin gequälten und verwahrlosten Tieren Ruhiges Landleben? Alida Gundlach hält es höchstens einen Tag auf dem Sofa, dann will sie wieder „das nächste Tier retten“ TEXTE: JULIA MEYER-HERMANN, IRIS RöLL, CLAUDIA WILL ILLUSTRATIONEN: MARIE EMMERMANN/SKIZZOMAT WIR MACHEN UNS FUR TIERE STARK

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Article about member of staff Malika Fettak in German magazine Freundin DONNA issue 8/2013.

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DONNA: Sie haben gerade zwei Hunde aus ungarischen Tötungssta-tionen befreit. Wie läuft so etwas ab? Alida Gundlach: Wir versuchen, über regionale Tierschützer mit den Betreibern zu reden, und bitten sie um Herausgabe der Tiere. Das klappt in der Regel nur, wenn man die Hunde freikauft – so auch diesmal. Geht das immer so einfach?Nein, manchmal ist es zum Ver-zweifeln. Einmal konnten wir zum Beispiel nur neun von mehr als 300 Tieren befreien, weil wir nicht ge-nug Kapazitäten für alle hatten.

Furchtbar! Aber ich versuche im-mer, das Positive zu sehen.Sie sind schon lange im Tierschutz aktiv. Warum haben Sie 2012 einen eigenen Verein gegründet?Einige große deutsche Tierschutz-organisationen winken bei müh-sameren Einsätzen ab, auch im Kampf gegen die Tötung von Straßenhunden in den Ostblock-staaten. Man sagte mir, wenn nur wenige Tiere gerettet werden könn-ten, lohne sich der Aufwand nicht. Das fand ich ungeheuerlich, denn für mich zählt jedes Tierleben. Und deshalb gebe ich meine ganze

Energie für die Rettungsaktionen, die sich inzwischen übrigens zu 50 Prozent in Deutschland abspielen.Was geschieht dann mit den Tieren?Die meisten sind körperlich und seelisch am Ende. Bevor sie in ein neues Zuhause vermittelt werden können, müssen sie erst aufgepäp-pelt und resozialisiert werden. Da-für arbeiten wir mit Ärzten, Thera-peuten, Hundetrainern und Pflege-stellen zusammen. Aber das ganze Engagement lohnt sich. Unsere „Ehemaligen“ in ihrem zweiten Leben glücklich zu sehen gibt mir enorm viel Kraft! tierwork.de

Sie holen Hunde und Katzen aus Tötungsstationen, bekämpfen Tierseuchen in Afrika, kümmern sich weltweit um Artenschutz: Diese fünf

Frauen geben alles, um dem Leid von Tieren ein Ende zu setzen

Engagement

„Für die rettungsaktionen gebe ich meine ganze energie“

Alida Gundlach, 69, lebt mit Mann, sechs Katzen, fünf Enten, vier Schafen, drei Hunden und einer Rehfamilie bei Hamburg. Mit ihrem Verein Tierwork hilft die Moderatorin und Autorin gequälten und verwahrlosten Tieren

Ruhiges Landleben? Alida

Gundlach hält es höchstens

einen Tag auf dem Sofa, dann

will sie wieder „das nächste

Tier retten“

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IlluSTRATIonEn: MARIE EMMERMAnn/SKIzzoMAT

Wir machen uns Fur

tiere stark

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Engagement

Zwei Wochen Urlaub nehmen, dazu bis zu 2000 Euro investie-

ren, um ohne Komfort durch die Wildnis zu streifen und Tierspuren zu suchen. Klingt verrückt? Nicht für all die Menschen, die sich Jahr für Jahr bei der gemeinnützigen Organisation Biosphere Expedi-tions anmelden – um in ihrer freien Zeit etwas Sinnvolles zu tun. Ob Schottland, Peru, Afrika oder Ma-laysia – die internationalen Freiwil-ligenteams unterstützen einheimi-sche Forscher bei deren Arbeit für den Artenschutz. „Das ist“, so Ma-lika Fettak, Leiterin des deutschen Büros, „für die meisten Teilnehmer ein eindrucksvolles Erlebnis, be-sonders durch den Kontakt mit den Einheimischen und der Natur in Gebieten, die für keinen Touris-ten zugänglich sind. Man stellt z. B. Kamera- oder Lebendfallen auf, hilft bei Tierzählungen oder sam-melt als Taucher Daten über den Zustand von Korallenriffen.“ Vor-kenntnisse braucht man nicht, alles Nötige wird vor Ort vermittelt.Malika Fettaks eigenes Engage-ment begann 2007: Sie stieß im In-ternet auf Biosphere Expeditions und meldete sich für eine Expedi-tion in den Oman an – auf den Spuren des arabischen Leoparden. „Dieses Erlebnis hat mich begeis-tert“, erinnert sich die 47-Jährige. „Alle im Team waren voll dabei – unabhängig von Alter oder Vorbil-dung.“ Fettak kündigte ihren Mar-keting-Job und übernahm das deut-sche Büro der Organisation. Sie leitet drei Expeditionen im Jahr – und freut sich über neue Mit- streiter. biosphere-expeditions.org

Frau Schmidt und ihre Kolle-ginnen machen Hausbesuche:

Ist genug Platz und Geld da? Wis-sen die zukünftigen Adoptiveltern, was auf sie zukommt? Akribisch kontrollieren sie jeden Interessen-ten – dabei geht es hier nicht um ein Kind, sondern nur um eine Kat-ze. „NUR eine Katze? Für uns sind das gleichwertige Mitgeschöpfe, die so viel zurückgeben!“, sagt Martina Schmidt, die das Thema sehr ernst nimmt. Vor sieben Jahren gründete sie mit einer Freundin Katzenherzen, einen Verein, der Katzen in Not

rettet und an neue Besitzer vermit-telt, Pflegestellen oder Patenschaf-ten sucht. Neben deutschen Not-fällen kommen auch viele Katzen aus Spanien oder Ungarn. „Wir ha-ben schon fast 1000 Katzen davor gerettet, vergast, vergiftet oder er-schlagen zu werden“, erzählt Mar-tina Schmid. „Selbst in den dorti-gen Tierheimen herrschen grau- enhafte Zustände. Solche Bilder verfolgen mich oft wochenlang.“In Deutschland werden die Tiere dann für 90 bis 160 Euro abge-geben. „Die Kosten“, erklärt die 40-Jährige, „fallen natürlich nicht

für die Katze an, sondern für die medizinische Versorgung, Kastra-tion, Impfungen, Erkennungschip und so weiter.“ Um die Tiere zu ih-ren neuen Haltern zu bringen, or-ganisiert der Verein Fahrtketten quer durch Deutschland – darun-ter sind Berufspendler ebenso wie Privatleute, die sich anbieten, die felligen Reisenden ein Stück mit-zunehmen. Freiwillige, so Martina Schmidt, sind immer gesucht – ger-ne auch als Flugpaten, die eines der geretteten Kätzchen im Gepäck mit in ein neues, glückliches Leben nehmen. katzenherzen.de

„Wir haben schon Fast 1000 katzen gerettet“

Martina Schmidt, 40, kümmert sich mit ihrem Verein Katzenherzen um notleidende Tiere in Spanien und ungarn, denen ein grauenvoller Tod droht. Vor allem für alte und kranke Katzen sucht sie neue Besitzer

„artenschutz ist alles andere als spektakulär“

Malika Fettak, 47, hat ihren Marketing-Job aufgegeben, um das deutsche Büro des Vereins Biosphere Expeditions zu übernehmen. Jetzt leitet sie jedes Jahr drei Expeditionen mit freiwilligen Helfern

Verrückt nach Katzen? Auf jeden Fall! Martina Schmidt fährt Tausende Kilometer, um ihnen ein neues Zuhause zu vermitteln

Artenschutz zum Mitmachen:

Malika Fettak organisiert auf

Non-Profit-Basis Expeditionen in

alle Welt

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Wieso eine Tiertafel – hier muss doch kein Haustier verhungern, oder? Nicht direkt, aber als ich vor sie-ben Jahren einen Fernsehbericht über eine Familie sah, die aus finanzieller Not ihren Hund ins Tierheim geben musste, der dann aus Trauer starb, sagte ich mir, dass so etwas nicht passieren darf. Schließlich gibt es für Menschen ja auch Essensausgaben, warum also nicht für Tiere? So habe ich losgelegt – mittlerweile haben wir in ganz Deutschland 21 Filialen.Wie läuft die Verteilung ab?

Vor Beate Hillwigs Büro hört man Pferde wiehern, Kühe

brüllen, Schweine quieken. „Dieser Lärm zur Fütterungszeit hat mich anfangs ganz schön irritiert“, sagt die 53-Jährige, die ihr Büro auf dem Gelände der Tierärztlichen Hochschule in Hannover hat. Aber die Kulisse passt: „Wir engagieren uns für Menschen in Ostafrika, deren Existenz von ihren Tieren abhängt – im Sudan, in Somalia, Kenia und Äthiopien, wo es oft kei-ne tiermedizinische Versorgung gibt“, erklärt die Norddeutsche ih-

Turbulent! Für viele Halter und die mitgebrachten Hunde sind die Ausgabetage ein Highlight, ein schönes Wiedersehen von Zwei- und Vierbeinern. Man tauscht sich aus und hilft einander. Außerdem verteilen wir neben Futter auch Leckerlis oder Spielzeug. Bei Be-darf vermitteln wir ehrenamtliche Tierarzt-Sprechstunden oder Zu-sammenarbeit mit Tierheilprakti-kern und Hundetrainern.Wie finanzieren Sie das alles?Nur durch Spenden von Privat-leuten und Futtermittelherstellern.

ren Verein Tierärzte ohne Grenzen. Jahrzehnte arbeitete sie im Marke-ting für verschiedene Unterneh-men, „aber ich wollte endlich etwas Sinnvolles in meiner Arbeit sehen“. Seit Anfang des Jahres sorgt sie da-für, dass das Engagement der meist ehrenamtlichen Helfer bekannter wird. Denn Spenden braucht der Verein dringend, auch wenn er nicht mit kuscheligen Löwenbabys werben kann: „Wir schützen Nutz-tiere wie Kamele, Rinder oder Ziegen vor Seuchen und Krank-heiten.“ Manchmal müssen jedoch

Außerdem haben wir viele Paten und natürlich unsere ehrenamt-lichen Helfer.Beraten Sie auch die Halter?Natürlich. Wir sind ja nicht nur Futterquelle, sondern wollen den Tieren ein schönes, artgerechtes Leben ermöglichen. Doch nicht je-der Kunde reagiert positiv auf un-sere Anregungen. Manche werden sogar richtig pampig. Aber ich sage meinen Mitarbeitern: Den wirk-lichen Dank bekommen wir von den Tieren – ihr müsst ihnen nur in die Augen sehen. tiertafel.de

auch drastische Maßnahmen sein: Wenn Tiere etwa qualvoll zu veren-den drohen wie z. B. während der verheerenden Dürre 2011, wird schon mal eine ganze Herde getö-tet. So können die Besitzer wenigs-tens noch das Fleisch verkaufen. Diese Vorstellung ist für Beate Hill-wig nur schwer zu ertragen. Sie besitzt selbst mehrere Pferde und Katzen, weiß aber auch: „Ich habe großes Glück, dass mein Leben nicht von meinen Tieren abhängt und ich sie einfach nur lieb haben darf.“ togev.de

„die taFel ist mehr als eine kostenlose Futterquelle“

Claudia Hollm, 49, gründete 2006 die erste Tiertafel Deutschlands in Brandenburg, mittlerweile ist der Verein bundesweit aktiv. Bedürftige bekommen dort kostenlos Futter und medizinische Hilfe für ihre Tiere

„Wir helFen nutztieren – und damit den menschen“

Beate Hillwig, 53, kümmert sich mit dem Verein Tierärzte ohne Grenzen in ostafrika um Kamele, Rinder oder ziegen, damit deren Besitzer eine lebensgrundlage haben – eine Arbeit „frei von jeder Romantik“

Hilfe für Hund und Halter:

Claudia Hollm hat Deutschlands erste Tiertafel ins

Leben gerufen

Einsatz in Afrika: Der Verein Tierärzte ohne Grenzen, dessen Geschäftsführerin Beate Hillwig ist, geht dorthin, wo die Not am größten ist

Engagement

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