friesacker - quitzow-kurier.dequitzow-kurier.de/nummer 72.pdf · wo heute der zirkus renz sein...

4
Nr. 72 Informationsblatt für die Fliederstadt Friesack September 2020 Redaktion: Marktstraße 19, 14662 Friesack, Tel.: 033235-1537, E-Mail: [email protected] Friesacker Quitzow-Kurier Die Spur der Steine... Friesacker Ziegelein Friesack hatte einst drei Ziegelein. In einer alten Landkarte sind die Standorte gekennzeichnet. Eine Ziegelei befand sich z.B. am heutigen Standort der Tankstelle, diese wird als „Alte Ziegelei“ bezeichnet. Gleich gegenüber, dort wo heute der Zirkus Renz sein Winterquartier hat, befand sich dann die „neue“ Ziegelei. Auch für den Ortsteil Briesen ist eine Zieglei bekundet, sie befand sich im Wald auf halber Strecke zwischen Briesen und Görne. Sicherlich hatten die hiesigen Ziegeleien weder die Produktionsstärke noch die überregionale Bedeutung wie z.B. die Rathenower oder die Zehdenicker Ziegelein, welche insbesondere den Bau-Boom in der Berliner Gründerzeit versorgten. Aber in Friesack und Umgebung finden sich in alten Mauern immer wieder Ziegel, die dank eines Ziegelstempels ihren Friesacker Ursprung veraten. Einige Ziegel der größten Friesacker Ziegelei, die des Unternehmers OTTO BEYER wurden aber auch schon in Berlin entdeckt, so z.B. beim Wasserwerk Teufelssee. Das die Ziegelei von BEYER gut im Geschäft war, läßt sich schon allein an der stattlichen Villa des Ziegeleibesitzers, der heutigen Eisdiele Neumann, ableiten, welche 1878 erbaut wurde. Einst besaß sie noch einen repräsentativen Turm, der leider 1945 durch eine Bombe zerstört wurde. In jüngster Zeit wurden bei Pflasterarbeiten auf dem Grundstück Hamburger Straße 1 Formziegel von diesem Turm gefunden. Sie haben die Inschrift „OTTO BEYER“ nicht auf der Stirnseite, sonder - was durchaus selten ist - auf der Längstseite. Im Judengang finden sich in alten Mauern Steine von EMIL ROGGE und, was bis vor kurzem kaum bekannt war, von BORCHARDT. Diese Ziegel wurden erstmals im Mai 2020 wiederentdeckt. Dabei dürfte es sich um eine sehr frühe Ziegelei in Friesack handeln, sie wird im Amtsblatt der Regierung Potsdam bereits im Jahr 1829 erwähnt. Günter Kirchert

Upload: others

Post on 24-Oct-2020

3 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

  • Nr. 72 Informationsblatt für die Fliederstadt Friesack September 2020

    Redaktion: Marktstraße 19, 14662 Friesack, Tel.: 033235-1537, E-Mail: [email protected]

    Friesacker

    Quitzow-Kurier

    Die Spur der Steine...Friesacker Ziegelein

    Friesack hatte einst drei Ziegelein.

    In einer alten Landkarte sind dieStandorte gekennzeichnet. EineZiegelei befand sich z.B. amheutigen Standort der Tankstelle,diese wird als „Alte Ziegelei“bezeichnet. Gleich gegenüber, dortwo heute der Zirkus Renz seinWinterquartier hat, befand sichdann die „neue“ Ziegelei.Auch für den Ortsteil Briesen isteine Zieglei bekundet, sie befandsich im Wald auf halber Streckezwischen Briesen und Görne.

    Sicherlich hatten die hiesigenZiegeleien weder dieProduktionsstärke noch dieüberregionale Bedeutung wie z.B.die Rathenower oder dieZehdenicker Ziegelein, welcheinsbesondere den Bau-Boom in derBerliner Gründerzeit versorgten.Aber in Friesack und Umgebungfinden sich in alten Mauern immerwieder Ziegel, die dank einesZiegelstempels ihren Friesacker

    Ursprung veraten.Einige Ziegel der größtenFriesacker Ziegelei, die desUnternehmers OTTO BEYERwurden aber auch schon in Berlinentdeckt, so z.B. beimWasserwerk Teufelssee.

    Das die Ziegelei von BEYER gutim Geschäft war, läßt sich schonallein an der stattlichen Villa des

    Ziegeleibesitzers, der heutigenEisdiele Neumann, ableiten,welche 1878 erbaut wurde. Einstbesaß sie noch einenrepräsentativen Turm, der leider1945 durch eine Bombe zerstörtwurde. In jüngster Zeit wurden beiPflasterarbeiten auf demGrundstück Hamburger Straße 1Formziegel von diesem Turmgefunden. Sie haben die Inschrift„OTTO BEYER“ nicht auf derStirnseite, sonder - was durchausselten ist - auf der Längstseite.

    Im Judengang finden sich in altenMauern Steine von EMIL ROGGEund, was bis vor kurzem kaumbekannt war, von BORCHARDT.Diese Ziegel wurden erstmals imMai 2020 wiederentdeckt. Dabeidürfte es sich um eine sehr früheZiegelei in Friesack handeln, siewird im Amtsblatt der RegierungPotsdam bereits im Jahr 1829erwähnt.

    Günter Kirchert

  • Friesacker KirchengeschichteAus den Erinnerungen von Annemarie und Ulrich Seebandt

    Fortsetzung aus Nummer 70

    noch II. Die Kriegsjahre

    (1939 - 1945)

    Auch haben wir die Bälge beimGottesdienst getreten, denn oftwurde der Strom abgeschaltet.Der Blasebalg in der 1.Etage desTurmes, vermutlich einsogenannter Magazin- oderSchöpfbalg, wurde durch zweiTretbalken betätigt, was wir abernur zu zweit schafften.Die kleinste Glocke mußte späterwährend des Krieges abgegebenwerden, da sie aus Bronze war.Die anderen beiden Glockensind aus Stahlguß; deshalbkonnten wir sie behalten. Indieser Zeit wurde auch dieBüste von Kaiser Wilhelm I.vom Denkmal an der BerlinerStraße (Ecke Charlottenstraße)und die Figur des KurfürstenFriedrich I. vom Denkmal aufdem Mühlenberg demontiertund eingeschmolzen.

    Wahrscheinlich Weihnachten1943 hatten wir am HeiligenAbend aus irgendwelchenGründen keinen Pfarrer für denGottesdienst. Da dieser nichtausfallen sollte, mußte unsereMutter diese Aufgabe in der bisauf den letzten Platz gefülltenKirche übernehmen. - In vielenGemeinden wird es ähnlichgewesen sein.

    Im April 1944 wurde unser Vateraus dem Militärdienst entlassen,da es praktisch keine Pfarrermehr in der Umgebung gab. Indieser Zeit etwa begannen auchdie schweren Luftangriffe aufBerlin. Tag und Nacht flogenenglische und amerikanischeBombergeschwader überFriesack hinweg. Wir saßen mitden Evakuierten aus Berlin, diein unserem Hause wohnten, imKeller, weil in dieser Gegend oftLuftkämpfe stattfanden. Auf das

    Haus Burgstraße 3 ist 1944 oder1945 eine kleine Bombeabgeworfen worden. Menschenkamen dabei nicht zu Schaden.

    Während der Luftangriffe in derNacht sah man oft ein schaurigesBild am Himmel: Über Berlin warensogenannte „Tannenbäume“ alsMarkierungen gesetzt,dazwischen kreuzten die wildsuchenden Strahlen der deutschenScheinwerfer, und überall sah manein Blitzen und Feuerwerk, bisschließlich der Himmel rot glühte.Dazu war ein unheimlichesDröhnen und Grollen in der Luft

    und dumpfe Detonationen zu hören.

    Schulunterricht war dabei kaumnoch möglich. Die älteren Jungenin der Nauener Schule wurden alsFlak-Helfer (von Fliegerabwehr-kanone) eingezogen, während dieJüngeren zum Bauen vonSchützengräben nach Ostpreußengeschickt wurden, auchFriesacker Schüler waren dabei.

    Die politische Situation spitztesich immer weiter zu. Ab Januar1945 zogen endlose Flüchtlings-trecks aus dem Osten durchunseren Ort. Der Treck bestandaus unzähligen Pferdewagen, diemit Planen oder Teppichenabgedeckt waren. Dazwischengab es aber auch Frauen, die sichvor vollbepackten Handwagengespannt hatten, oben darauf

    manchmal noch kleine Kinder, oderBabies in ebenso bepacktenKinderwagen. Für die Nächte wurdedie Kirche für sie geheizt. Die Frontrückte immer näher. Hinter demBahnhof stand einEisenbahngeschütz, welches vondort über Friesack hinweg auf dieanrückenden Russen schoß. Wieuns deutsche Soldaten sagten,sollte der Ort noch geräumt undverteidigt werden.

    Am 29. April 1945, dem Geburtstagunseres Vaters, wurde nachmittagszwischen 15.00 und 16.00 Uhr dieKirche von russischen Tieffliegern

    durch eine Sprengbombezerstört. Im Kirchengartenexplodierten weitereBomben. Vormittags warnoch Gottesdienst in derKirche gewesen. DieGemeinde hatte als letztenVers gesungen: Mach End,oh Herr, mach Ende mit allerNot (letzter Vers aus demChoral „Befiehl du deineWege“). Nachmittags sollteeigentlich noch dieGemeinschaftsstunde statt-finden, unser Vater hatte sieaber ausfallen lassen.

    Wahrscheinlich wollten dierussischen Tiefflieger den Turm derKirche zerstören, weil sie dort obeneinen Beobachter desEisenbahngeschützes vermuteten.Dieser Beobachter war auchtatsächlich dagewesen, aber sofortwieder weitergezogen, weil er vondort nicht die nötige Sicht hatte.

    Russische Tiefflieger, die nochlange nach dem Abwurf derBomben über Friesack kreisten undauf alles schossen, was sichbewegte, verhinderten auch dieBrandbekämpfung durch dieFeuerwehr, sofern es die überhauptnoch gab. Sonst wäre es zu Anfangevt. noch möglich gewesen, densich relativ langsam ausbreitendenBrand zu löschen.

    Die Kirchenruine 1945

  • Am 1.Mai 1945 marschierten dierussischen Truppen in Friesack ein.Das Ende des „GroßdeutschenReiches“ stand unmittelbar bevor.Friesack ist nicht mehr verteidigtworden. Die zerstörten Häuser derBerliner-, Markt- und Charlottenstraßegehen auf Brandstiftung durch dieRussen zurück.Die Legende sagt, daß für jeden vorFriesack gefallenen Russen ein Hausangezündet worden ist. Es gibt hierverschiedene Versionen. Auchbei diesen Bränden konnte dieFeuerwehr nicht eingreifen.

    Es gab Tote unter derBevölkerung, darunter auchMenschen, die sich selbst dasLeben genommen hatten. DerFriedhofsgärtner und unser Vaterhaben sie beerdigt. Beide hattenzu diesem Zweck eine Bahregezimmert, die auf unserenHandwagen passte, und siewaren in diesen Tagen beinahedie einzigen Menschen, die sichauf die Straße wagten und auchdie russischen Posten passierendurften.

    III. Die Zeit nach dem

    Kriegsende (1945 - 1950)

    Der Krieg und die Bombenangriffewaren nun zu Ende, aber derNeuanfang war schwer. Es gabzunächst praktisch nichts zuessen. Die noch vorhandenenHäuser waren mit Flüchtlingenbis unter das Dach belegt. Das2. Pfarrhaus (Burgstraße 3)mußte gleich nach demEinmarsch der Russen inFriesack auf ihren Befehl hingeräumt werden. Es zogen dortRussen ein. Sie gehörten zueiner Reparaturabteilung, die imKirchengarten arbeitete. DasAltenheim zog daher in unsereWohnung, denn alle anderen Räumewaren mit Flüchtlinge und derGemeindesaal mit einem evakuiertenAltersheim aus Berlin belegt. UnsereFamilie hatte nur das Amtszimmer zurVerfügung. Die Fensterläden mußtenin der ersten Zeit geschlossen bleiben,um einenBlick in den Kirchgarten, indem die Russen arbeiteten, zuverhindern. Später mußten wir dannauch noch das vordere linke Zimmeran einen russischen Offizier abgeben.

    Dies hatte dann aber auch denVorteil, daß die nächtlichenKontrollen und Durchsuchungenaufhörten.

    Von 14 Jahren an war manarbeitsverpflichtet, z.B. mußte manbeim Abbau der Eisenbahschienenhelfen. Eine Typhus-Epidemiebrauch aus, an der auch einigejunge Menschen starben. DieseEpidemie wurde erst überwunden,

    als später Schutzimpfungendurchgeführt wurden.

    Die Hauptbeschäftigung derMenschen bestand nun darin,etwas Essbares zu besorgen undin den Gärten zu arbeiten. Sosammelten wir Pilze im Wald undKiefernzapfen zum Feueran-machen. Auf Wiesen suchten wirChampignons und im ZootzenBlaubeeren. Schwester Augusteversuchte, in unserer Küche für dieMenschen aus beiden Alters-heimen jeden Tag etwas Essbares

    auf den Tisch zu bringen. Ein halberSack Puddingpulver ausHeeresbeständen - irgendwo imGelände gefunden - war dabei einegroße Hilfe.

    Nach all diesen Erlebnissen imersten Nachkriegsjahr ist es schonfast erstaunlich, daß am 14.April1946 dann doch die ersteKonfirmation wieder imGemeindesaal stattfinden konnte.

    Auch läuteten an diesemTage die zwei nochvorhandenen Glocken,zwar nicht vom Turm aus,sondern von einemGlockenstuhl, der in derKirchenruine aufgestelltwar.

    1946 erhielt dieBevölkerung wiederLebensmittelmarken. Dagab es dann z.B. für einenMonat plötzlich eineganze Schüssel Quark aufFleischmarken, hin undwieder auch malPferdefleisch. Oder eswurden auf eineZuckerdekade Bonbonsverteilt. Im Juli 1946konnten wir zum 2.Maleseit dem Kriegsende einenZentner Kohlen proHaushalt hinter demBahnhof abholen. Für dieLebensmittel mußte manstundenlang anstehen.Aber immerhin gab esüberhaupt mal etwas anNahrungsmittel.

    Am 11.August 1946machten wir zum erstenMal Aufräumungsarbeiten

    in der Kirchenruine. Es war imGottesdienst dazu aufgerufenworden und so kamen sehr vieleGemeindemitglieder, um zu helfen.Die Frauen hatten das Putzen derSteine übernommen, während dieMänner den Schutt abfuhren. Esbegannen auch die erstenBesprechungen mit einigen Herrenvom Konsistorium wegen desWiederaufbaus der Kirche.

    Fortsetzung folgt

  • Diverses

    Anzeigen

    Impressum:

    Friesacker Quitzow-Kurier

    Informationsblatt der Initiative

    „Friesack soll schöner werden“

    Hrsg.: Heimatverein Friesack e.V.Marktstraße 1914662 FriesackVors.: Günter Kirchert

    Druck: AWO Betreuungsdienste gGmbHBerliner Straße 1114662 Friesack

    Redakteur Sven Leist

    Thorsten WendlandVersicherungsfachmann (BWV)Generalagent

    württembergische

    Wüstenrot & Württembergische.

    Der Vorsorge-Spezialist

    VersicherungsbüroThiemannstraße 314662 FriesackTelefon 033235 21593Mobil 0172 6233031Telefax 033235 [email protected]

    Sie finden den Heimatverein unter-stützenswert ? O.k. - dann freuen wiruns auf Ihre Spende an:

    Heimatverein Friesack

    DE73 1606 2073 0000 7221 11

    GENODEF1BRB

    bei Brandenburger Bank

    Dipl.-Ing. (FH)

    Klaus Gottschalk

    Gepr.Restaurator im Maurerhandwerk

    Ahornweg 7 l 14662 Friesack/MarkTel.: 03 32 25 - 15 59 l FAX 21 99 5

    www.Lehmbauhuette.dee-mail: [email protected]

    BUNDESPREISFÜR HANDWERKIN DER DENKMALPFLEGE2002

    Suchbild

    Auflösung aus Nummer 70:

    Wo befinden sich diese noch originalen Fensterläden in Friesack ?

    Die Judengasse...als sie noch„Durchgang“ hieß.

    Hier hätte Ihre Anzeige stehen können:

    Nicht teuer -aber lokal mit großer Verbreitung !