„für das pferd war die kolik schon immer eine gefährliche ... · „für das pferd war die...
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„Für das Pferd war die Kolik schon immer eine gefährliche Erkrankung.Heute gefährdet sie auch den Tierarzt.“
(Prof. H. Eikmeier 1990)
1
Hohe Anforderungen an die erforderliche Sorgfalt
§ 276 BGB Haftung für eigenes Verschulden
Fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderlicheSorgfalt außer Acht lässt.
Die erforderliche Sorgfalt entspricht derjenigen, die von einem ordentlichen pflichtbewussten Durchschnittstierarzt zu erwarten ist.
Grob fahrlässiger Verstoß gegen Sorgfaltspflichten kann die Umkehr der Beweislast bewirken
4
Fall 1: Auftragsannahme
• Telefonische Auftragserteilung an den Tierarzt
• Pferd mit akuten, deutlichen Koliksymptomen
• TA ist mit anderem Notfall noch mindestens
eine Stunde beschäftigt
Wie verhält sich der Tierarzt richtig?
1. Auftragsannahme durch den Tierarzt
2. Auftragsablehnung und Verweis auf den Nachbarkollegen
3. Direkte Klinikeinweisung
4. Hinweis auf verzögerte Einsatzbereitschaft
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Wie verhält sich der Tierarzt richtig?
1. Auftragsannahme durch den Tierarzt
2. Auftragsablehnung und Verweis auf den Nachbarkollegen
3. Direkte Klinikeinweisung
4. Hinweis auf verzögerte Einsatzbereitschaft
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Unzureichende Verfügbarkeit• Auftragsannahme, Verlaufsuntersuchungen• Ausrüstung• Qualifikation
ÜbernahmeverschuldenZu den Sorgfaltspflichten des Tierarztes
gehört die Pflicht, sich vor der Übernahme
eines Patienten zu vergewissern, dass er
über die zur Behandlung erforderlichen
Fähigkeiten und technischen
Voraussetzungen verfügt.8
Kolikdiagnostik
• Anamnese
• Allgemeine klinische Untersuchung
• Spezielle klinische Untersuchungen
• Labordiagnostik
• Diagnostisch-therapeutische Medikation
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Anamnese• Haltung und Fütterung– Sandkoliken in Herbst-,
Wintermonaten• Letzte Futter – und
Wasseraufnahme
• Alter, Geschlecht, Nutzung (Trächtigkeit)– Fohlen: Ulzera, Volvulus– Hengst: Hernia inguinalis– Zuchtstuten: Torsio uteri
• Parasitenregime– Kleine Strongyliden
• Kolikneigung – evtl. kolikoperiert
• Akute Symptomatologie10
Shetty mit hochgrd. Sandobstipation
Fall 2 : 12-j. (wertvoller) Dressurhengst
• Akute, abends mgrd. Kolik seit 1 h
• Allgemeinbefinden ggrd. gestört
• leichtes Schwitzen
• P: 52, A: 16
• RU: weit kranial eine mäßig gefüllte Dünndarmschlinge
• MS: wenig Gas
• Medikation :
Rasche Beruhigung nach
Buscopan® comp.11
Fall 2 : Anordnungen und Hinweise
• Pferd noch 10 Min. im Schritt führen, dann in die
Boxe stellen und eindecken
• Futterentzug
• In 2 Stunden (gegen 23.30 h) nach dem Pferd
sehen, nötigenfalls den Tierarzt nochmal anrufen
• Wenn Pferd zu diesem Zeitpunkt ruhig steht,
etwas Heu vorlegen12
Waren die Untersuchungen vollständig und die
Hinweise ausreichend und sachgerecht?
1. Ja, alles richtig gemacht
2. Nein, allgemeine Untersuchung unvollständig
3. Nein, zu schnell wieder angefüttert
4. Nein, Pferd hätte länger geführt werden müssen
5. Nein, Beobachtung war auf die ganze Nacht (alle 2 Std.)
auszudehnen
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Waren die Untersuchungen vollständig und die
Hinweise ausreichend und sachgerecht?
1. Ja, alles richtig gemacht
2. Nein, allgemeine Untersuchung unvollständig
3. Nein, zu schnell wieder angefüttert
4. Nein, Pferd hätte länger geführt werden müssen
5. Nein, Beobachtung war auf die ganze Nacht (alle 2 Std.)
auszudehnen
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Beim Hengst mit Kolik ist
die unterlassene Palpation
des Skrotums
haftungsrelevant !!
Inguinalhernie Links …nach unblutiger Reposition OP-Situs: Proc. vaginalis eröffnet
Dokumentationsbogen: Huskamp / Kopf (1978) / mod. v. Plocki
Kolikuntersuchung
• zu untersuchende
Parameter
• physiologische und
pathologische Befunde
nach ihrer
prognostischen
Wertigkeit geordnet –
• der Inhalt des Bogens
ist letztlich der
Untersuchungsgang
Spezielle Untersuchungen
• Transrektale Untersuchung• Magensondierung
• Laboruntersuchungen
• Bauchhöhlenpunktion
• Abdominal-Sonographie
• Abdominal-Röntgen• (Gastroskopie)
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Transrektale Untersuchung
Ziel: aktuellen Zustand der Bauchhöhle
feststellen und / oder pathologische Strukturen aufsuchen
• Hoher diagnostischer Wert bei geringem Risiko für das Pferd (ggf. mit Spasmolytikum)
• Keine Aufklärung notwendig
• Grundsätzlich bei Erstuntersuchung,
Ausnahmen sind zu begründen
und zu protokollieren
18
München, um 1920
Fall 3: Transrektale Untersuchung
• 5 j. Pferd, morgens milde Koliksymptomatik
• Allgemeinbefinden ggrd. gestört, P: 52, A: 28/min
• Peristaltik reduziert
• Besserung nach Buscopan® comp.
• Keine RU bei Erstbesuch
• Keine MS
Wie beurteilen Sie das Verhalten des Tierarztes?
1. Richtig / Angemessen
2. Falsch, RU hätte durchgeführt werden müssen
3. Maßnahmen des TA sind tolerierbar, am Ergebnis hätte sich nichts geändert
4. Hätte in Klinik überweisen müssen
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Wie beurteilen Sie das Verhalten des Tierarztes?
1. Richtig / Angemessen
2. Falsch, RU hätte durchgeführt werden müssen
3. Maßnahmen des TA sind tolerierbar, am Ergebnis hätte sich nichts geändert
4. Hätte in Klinik überweisen müssen
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Transrektale UntersuchungEindeutige Rektalbefunde Mehrdeutige Rektalbefunde
Systematik !
- Alle Strukturen, die man auffinden kann, abtasten und in Beziehung bringen
- Untersuchung nicht bei der ersten pathologischen Struktur abbrechen
Transrektale Untersuchung
Kontraindikationen:
Anatomie
• Pfd: zu enges Rektum
• Araber, Kleinpfd., Vollblüter
• Tierarzt
• Untersucherhand - Patient
- Widersetzliche Pferde
- Starke Koliksymptome
- Heftiges Pressen
- ……
Hilfsmaßnahmen ergreifen- Sedation, Spasmolyse- Untersuchung nicht erzwingen – iatrogene Verletzungen
Fall 3: Rektumläsionen
• Bei Untersuchung sehr unruhiges Pferd,
• dennoch rektale Untersuchung durchgeführt
• TA bemerkt nach RU Blut am Handschuh,
• Äußert Verdacht einer Rektumverletzung
• Schockprophylaxe: 1 Liter Ringer Lsg.
• Überweisung als Notfall in nächste Klinik
(1 h Fahrzeit)
„GAU“
Wie beurteilen Sie das Verhalten des Tierarztes?
1. Richtig, möglichst umgehende Klinikeinweisung
2. Weitere Untersuchung vor Ort wäre notwendig
3. Chirurgische Versorgung vor Ort wäre u.U. notwendig
4. Bessere Transportvorbereitung
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Wie beurteilen Sie das Verhalten des Tierarztes?
1. Richtig, möglichst umgehende Klinikeinweisung
2. Weitere Un tersuchung vor Ort wäre notwendig
3. Chirurgische Versorgung vor Ort wäre u.U. notwen dig
4. Bessere Transportvorbereitung
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Maßnahmen
• Besitzer aufklären, Folgen der Verletzung
• Weitere Untersuchungen
– Grad feststellen
– peritoneal / retroperitoneal
• Behandlung
– Ja / nein
– Ja: vor Ort oder Klinik
• Prognose
– abhängig vom Grad / Ort der Verletzung
• Transport
– Sedation, Spasmolyse, Antibiotika, Begleitung des
Patienten,…. 28
Risikofaktor - Situation (n. Kopf)
• Schlechte äußere Bedingungen
• Starke plötzliche Abwehr (Schmerz)
• Mehrere Untersucher
• Wiederholte Untersuchung (unklare Fälle)
• Länge des Mesorektums
• Enger Darm, starke Peristaltik
• „Brüchiger Darm“ (alte Pferde)
• Deltoidförmige Längsmuskelfaseraus-
sparung am Übergang C. desc.- Amp. recti
Perforation:Durchstoßung / Durchbruch eines Gewebes
oder Hohlorgans
Risikofaktor - Pferd (n. Kopf)
(Oberlojer 1984)
Relation: Armlänge - Gekröselänge
Risikofaktor - UntersucherN.Kopf
• mangelnde Erfahrung bzw. Übung• Konzentrationsschwäche (Zeitdruck, Müdigkeit)• sehr große Hand• überhöhter diagnostischer Ehrgeiz
Nota bene:• Risiken minimieren
– Sicherheit, ggf. Sedation oder Spasmolyse,….
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Rektumverletzung
- Lokalisation: forensische, therapeutische und prognostische
Bedeutung
Grad I: Mukosa
Grad III: Mukosa, Muskularis Serosa
Grad II a:
Mukosa
Muskularis
Grad II b: Mukosa Muskularis Mesorektum
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Grad I- Schleimhautverletzungen
Grad II- Serosalamelle
noch erhalten
Grad III- vollständige Ruptur
RektumverletzungEreignis - Verhalten danach
- Untersucher ist im SCHOCK
- Nachuntersuchung obligatorisch
- Untersuchung ohne Handschuhe
- Injektion von Buscopan comp.
- Sedation, Epidurale Anästhesie
- Therapie: ja / nein
- konservativ
-Transrektale Naht vor Ort oder
- sofortige Klinikeinweisung
Leitsymptom: Blut am Handschuh
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Transrektale Naht - zeitaufwändig- große chirurgische Erfahrung- postop. Komplikationen: Nahtdehiszenz, Verklebungen, Durchwanderungsperitonitis,…
- Transanales Vorschieben der Nadel bis zur Wunde
- Allschicht – Einzelhefte
- Intraluminäre Kammbildung
verlängerter Déschamp
Magensondierung
• Grundsätzlich bei Erstuntersuchung
• Ausnahmen sind zu begründen und zu protokollieren
• Unterlassung kann hoch haftungsrelevant sein (z.B. Dünndarmileus)
• Sicherheit der beteiligten Personen hat Vorrang (Pferd ggf. sedieren)
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Magensondierung
• Diagnostischer und therapeutischer Wert
- Anzeichen oder Hinweise auf möglich Magenüberladung
• Schwitzen am Hals
• i.d.R. Pulsfrequenz deutlich erhöht
• Starke Unruhe, Regurgitieren
• Rektalbefunde:
– obB, allg. Meteorismus, Dünndarmileus, Dickdarmmeteorismus ,…
- Mageninhalt nach Menge, Geruch, Farbe
und pH-Wert beurteilen
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rötlicher Reflux, große Menge(GDJ)
Magensondierung• Primäre Magenüberladung
- exzessive oder zu hastige
Futteraufnahme
- quellendes-pelletiertes gährendes Futter
- obstipationsähnliche Auffüllung des
Magens
- fehlende Durchtränkung und
Weitertransport
- Pylorus verlegt
- Therapie:
- konservativ / chirurgisch
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„zweizeitige Ruptur“
sekundäre Magenüberladung
Hinweis auf funktionellen oder
mechanischen Ileus
• entsteht durch Rückstau von
Pankreassaft, Galle,
Dünndarminhalt
• Zeitpunkt der Dilatation
abhängig von Art u. Ort der
Obstruktion:
– Duodenum - Ileum
– Blinddarmmeteorismus
– Kolonverlagerung
• Therapie
– regelm. Sondieren
– Grundleiden behandeln
Fall 4: 4-j. WB Stute
• Morgens um 4.00 Uhr mittelgradige Kolik
• Schlechte Untersuchungsbedingungen im Stall
• P: 60, A: 28, sehr unruhig, schwitzt leicht
• RU: Aufgasung im Dickdarm
• MS: wenig Gas, möglicherweise Widerstand beim Sondieren
• Medikation : rasche Beruhigung nach Buscopan comp
Rat:Nur Erstversorgung möglich, sofort zur Klinik fahren (nur 10 km), Klinik wird vom TA informiert
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… und so ging‘s weiter
• Pferd wird um 10.00 hvormittags vorgestellt
• P: 110, A: 56, flach
• Pferd im tiefen Schock
• T 39,5°C, Hkt. 0.70 l/l, TPP 5,0 g/dl
• RU: „Leere“ in der Bauchhöhle
• MS: wenig Gas
Bauchhöhlenpunktion:• bräunliche Flüssigkeit • im Strahl• pflanzliche Anteile im Sediment
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Diagn.: Magen-Ruptur
Euthanasie des Pferdes
Wie beurteilen Sie den Fall?
Der Tierarzt …
1. hat gewissenhaft untersucht
2. hätte weitere Maßnahmen ergreifen müssen
3. hätte die Magenruptur verhindern können
4. hat dem Besitzer unmissverständliche Anweisungen gegeben
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Wie beurteilen Sie den Fall?
Der Tierarzt …
1. hat gewissenhaft untersucht
2. hätte weitere Maßnahmen ergreifen müssen
3. hätte die Magenruptur verhindern können
4. hat dem Besitzer unmissverständliche Anweisungen gegeben
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Bauchhöhlenpunktion
• Indikation:
- deutlich gestörtes Allgemeinbefinden
- bei unergiebigem Rektalbefund
- Feststellung inkurabler Erkrankung
- Instrumente:- Kanüle n. Gratzl, Verreskanüle, Braunüle,
Modell Leipzig,.…
• Kontraindikationen:
- Hochträchtigkeit (9.-11.Monat)
- Dilatierte Dünndarmschlingen
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Fall 5: 8 Monate altes Fohlen
• Akue, anfallsweise heftige Kolik
• Nur vorübergehende Wirkung
von Buscopan comp.
• Deutlich gestörtes
Allgemeinbefinden
• Kein Reflux
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Welches Vorgehen ist korrekt?
1. Digitale rektale Exploration bringt weitere Erkenntnisse
2. Umgehend in Klinik einweisen
3. Weiterführende spezielle Untersuchungen vor Ort
4. Abdomen röntgen, Aufnahme kann in ca. 2 h in der Praxis entwickelt werden
5. Tiefe rektale Exploration auch bei leichtem Widerstand das Mittel der Wahl
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Welches Vorgehen ist korrekt?
1. Digitale rektale Exploration bringt weitere Erkenntnisse
2. Umgehend in Klinik einweisen
3. Weiterführende spezielle Untersuchungen vor Ort
4. Abdomen röntgen, Aufnahme kann in ca. 2 h in der Praxis entwickelt werden
5. Tiefe rektale Exploration auch bei leichtem Widerstand das Mittel
der Wahl
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Sonographie Abdomen
Ödemisierte Dünndarmwand
Invagination48
• transrektal - transabdominal• Fohlen, Kleinpferde• hilfreich, nicht invasiv, schnell anwendbar• Beurteilung von Darmwandveränderungen,
BH-Flüssigkeiten,…..• limitierende Faktoren:
• Flüssigkeiten vs Gas• Eindringtiefen variieren
Röntgen Abdomen
• Interpretation oft
schwierig
• gas- und flüssigkeits-
gefüllte Darmschlingen
• Darstellung von Geo-
sedimenten,
Enterolithen
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Rö Abdomen:latero-lateraler Strahlengang
Röntgendiagnostik
Darstellung von Fremdkörpern– Geosedimente– Enterolithen
(v.a. Fohlen, Kleinpferd)
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Rektale Untersuchung niemals erzwingen !
Sonographie u. / od. Röntgen
können und müssen
die RU in manchen Fällen
unterstützen oder ersetzen !
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GastroskopieIndikationen:• Primär nicht beim akuten Koliker
• Gezielte Magendiagnostik• Verdacht auf Magenulzera
• Magenentleerungsstörung
• Rezidivierende Kolik,….
• …
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Laboruntersuchungen
• Ergänzung der klin. Untersuchung• Flüssigkeitshaushalt• Prognose
• Hämatokrit• Gesamteiweiß (TP)
• pH-Wert / Base excess• Lactat• Leukozyten
53Experimenteller Ileum-Verschluss (HUSKAMP et al 1986)
Medikation• Akuter Kolikschmerz Behandlung
• Schmerzintensität Schweregrad der Erkrankung
• Geeignetes Analgetikum Cave Maskierung
• Reduktion Verletzungsgefahr Patient, Tierarzt, Besitzer
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Ursachen abdominaler Schmerzen
• Dehnungsschmerzen
• Spastische Schmerzen
• Strangulations- oder Gekröseschmerz
• Ischämischer oder Entzündungsschmerz
Strangulation Dünndarm
Nekrotisierende Kolitis
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Medikation
1. Spasmolytika und NSAIDs
2. Sedativa (Alpha-2-Agonisten)
3. Opioide
4. Kombination: Sedativa und Opioide
ggf. zusätzlich: Schmerzbehandlung durch• Magenentleerung
• Blinddarmpunktion56
Fall 6: 15 j. WB-Stute
• Kolik ca. 4 h nach der Abendfütterung• P: 64, A: 24, Hkt 0,46 l/l, TP 7,2 g/dl• Peristaltik herabgesetzt• MS: negativ• RU: Kot nachgeschoben, Obstipatio coli ascendentis
• Therapie : – i.v. 15ml Finadyne – MS: 200g Glaubersalz in 5 l Wasser– Spänebox, freier Zugang zum Wasser
• Epikrise: – Besitzerin soll sich keine Sorgen machen– Dickdarmverstopfungen kommen häufig vor – TA kommt am nächsten Tag zur Kontrolle
… am nächsten Morgen:07.00 h Pferd mit heftiger Kolik gefunden
• P: 88, A: 36, Hkt 0,60 l/l, TP 8,0 g/dl • MS: ca. 10 l Reflux, pH 7 • RU: Mehrere bis in das Becken reichende dilatierte
Dünndarmschlingen
Diagnose : Dünndarmileus
Klinik Laparotomie :
Dünndarmstrangulation durch ein
Lipoma pendulans
Resektion postop. paralytischer IleusRelaparotomie,…..
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Gibt es Fehler?
1. Bei der Untersuchung
2. Bei der Befundinterpretation
3. Bei der Medikation
4. Bei der Aufklärung
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Gibt es Fehler?
1. Bei der Untersuchung
2. Bei der Befundinterpretation
3. Bei der Medikation
4. Bei der Aufklärung
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Metamizol
• (Zentral-) Analgetisch,
antipyretisch, anti-entzündlich,
ggr. spasmolytisch
• Gute viszerale Analgesie
• Wirkungseintrit i.v.-Inj. < 10 min
• Wirkungsdauer ca. 30 min
• Dos.: 20-60 mg / kg KGW i.v.
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Butylscopolamin-Metamizol
• Seit Jahrzehnten bewährtes
Spasmoanalgetikum
• Diagnostisch-therapeut. Medikation
• u.a. gut geeignet für RU
• Wirkungseintritt i.v.-Inj. ~ 30 Sek.
• Wirkungsdauer bis zu 4 Std.
• Dos.: 5 ml / 100 kg KGW i.v.
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Meloxicam
• COX-2 bevorzugte Wirkung• Gute viszerale Analgesie
• Anti-entzündlich, anti-endotoxisch• Prä- und postoperativer Einsatz:
– Vorbeugung und Therapie von Reperfusionsschäden
– Ungestörte Mukosareparation nach Ischämie / Strangulation
• Dosierungsintervall: 24 Stunden• Dosierung:
0,6 mg / kg i.v. (3 ml / 100 kg KGW) 63
Flunixin-Meglumin
• Sehr stark analgetisch und anti-endotoxisch
• Cave: Maskierung klinischer Symptome!
• Kein Mittel der ersten Wahl
• Hemmt Mukosareparation
nach Ischämie / Strangulation
• Verstärkt Endotoxinabsobtion
• Wirkungseintritt i.v. Inj. ~ 15 min.
• Wirkungsdauer bis zu 6 h
• Dosierung: 1,1 mg / kg KGW i.v. (2,2 ml / 100kg)
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Sedativa: Alpha2-Agonisten
• Starke viszerale Analgesie und Spasmolyse
• Schneller Wirkungseintritt nach i.v. Injektion
• Wirkungsdauer: 30 - 180 min
(Xylazin - Detomidin - Romifidin)
• Potenzieren Wirkung von Opiaten
• Indikation bei extrem heftiger Kolik(Strangulationsileus, z.B. Torsio coli totalis)
zur Untersuchung und für den Transport
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Alpha2-Agonisten• Xylazin
Wirkdauer < 0,5 Std.0,2-1,0 mg / kg KGW i.v.
• Detomidin Wirkdauer 0,5 – 1,5 Std. 10-40 µg / kg KGW i.v.
• Romifidin Wirkdauer 0,5 – 3 Std.20-120 µg / kg KGW i.v.
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Opioide
• Stark zentral analgetisch
• Butorphanol
– Synthetisches Morphinderivat
– Kein Betäubungsmittel
• Indikation bei hgr. Kolikschmerzen
• Dosierung: 0,02-0,1 mg / Kg i.v.
plus Alpha2 -Agonist
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Infusionsbehandlung
Ileuszustände führen je nach
Ursache, Dauer und Intensität zum
SCHOCKSYNDROM
• Flüssigkeitsverluste
Hypovolämischer Schock
• Schädigung der Darmbarriere
Endotoxinschock
• Oft in Kombination
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Infusionsbehandlung
• Flüssigkeitsverluste zw. 20 – 50 L
• Rechtzeitige Rehydratation ist bei hypovolämischem Schock die wichtigste Notfallbehandlung
• Infusionslösungen:
– isotone, hypertone, kolloidale Lösungen
• Entscheidet über Leben und Tod
Cave:
Klinikeinweisung nicht unnötig verzögern
durch zu lange, aufwändige Infusionsdauer!69
Exitus letalis- 10 min nach Ankunft
Laxantien
• Salinische Abführmittel– Schwer resorbierbare Salze– Binden Wasser im Darmlumen
– Natriumsulfat „Glaubersalz“– 0,5 – 1 g / kg– 5 %-ige Lsg.
• Paraffinöl– bis zu 2 - 10 ml / kg
• Quellstoffe– Psyllium „Flohsamen“– 1 g / kg bis zu 4 x tgl.– Sandobstipation
KontraindikationDehydratation
SchockIleus
Einsatz nur bei gesicherter Dickdarmobstipation!
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„Entwässerung“ des Darminhalts des Colon ascendens beim Dünndarmileus• skulpturierte Oberfläche
Primäre Obstipatio coli asc.• glattwandige Darmoberfläche
Nota bene !
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Gründe für die Klinikeinweisung
• Befunde aus allgemeiner und spezieller Untersuchg.
• Diag.-therap. Medikation ohne nachhaltige Wirkung
• Besitzerwunsch
• Erschwerte Logistik – sonstige Umstände
• Wert des Pferdes
• Unerfahrenheit des Tierarztes
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Überweisungskriterien Allgemeinuntersuchung
• Verdickter und schmerzhafter Hoden
• Kolik mit Fieber oder Untertemperatur
• Hgr. Kolikschmerz
• Hgr. gestörte Kreislaufsituation
• Apathie, Indolenz
• Massiv geblähter Bauch
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Überweisungskriterien
Transrektale Untersuchung• Leerer Bauch, „Schneeballknirschen“
• Verlegung des Kleinkolons
• Fleischige, ödemat. Darmwände
• Sekundäre Ingesta-Eintrocknung
• Dilatierte / aufgegaste Dünndarmschlingen
• Stark aufgegaster Dickdarm mit gespannten Tänien
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ÜberweisungskriterienMagensondierung und Labor
• Spontaner Gewinn von mehr als
5 Litern Mageninhalt
• Wiederholte Gewinnung von Reflux
• Mageninhalt alkalisch, gelbbraun
oder dunkelrotbraun
• Hämatokrit > 0,45 l/l
• TPP < 5,5 g / dl bzw. > 7,5 g / dl
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Aufklärung• Klinikeinweisung ist notwendig zur weiteren
Diagnostik / Behandlung / Operation
• Rat zu Klinikeinweisung unmissverst ändlichgeben
• Klinikempfehlung unmißverständlich aussprechen (Entscheidung liegt beim Besitzer)
• Transportdauer berücksichtigen
• Bereitschaft in die Klinik zu fahren, muss vorliegen
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Ausstattung, Kolikoperation ja / nein
Fall 7: 10-j. Springpferd, (hat gelegentlich mal Kolik)
• Nach dem Reiten: akute, heftige Kolik, auffallend „aufgegast“
• mgr. Kolik, Tympanie in den Flanken
• P: 64, A: 40, Hkt 0.44 l/l, TP 6,8 g/dl
• RU: kein Kot, vor dem Becken stark aufgegaster Dickdarmteil (vermutlich Blinddarm)
• NSS: etwas Gas,
• Zur Untersuchung wegen starker Kolik: 1 ml Domosedan
• Am Ende der Untersuchung zusätzlich: 40 ml Metamizol77
Fortsetzung
• Pferd kolikt während der Untersuchung weiter
• TA organisiert zügige Überweisung und Transport in Klinik (35 km)
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• Auf dem Transport noch unruhig,
• kurz vor Eintreffen in der Klinik
völlige Ruhe auf dem Hänger
• Pferd wird verendet vorgefunden
1. Der TA hat sachgerecht untersucht
2. Die äußerlich sichtbare Tympanie sowie die heftige Kolik waren Hinweise auf einen gravierenden Befund
3. Die Therapie war richtig und vollständig
3. Der Tod des Pferdes wäre u.U. zu vermeiden gewesen
Sektion (sehr teures Pferd) : höchstgrd. Blinddarm-Meteorismus, Pferd ist daran erstickt
Wie beurteilen Sie den Fall?
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1. Der TA hat sachgerecht untersucht
2. Die äußerlich sichtbare Tympanie sowie die heftig e Kolik waren Hinweise auf einen gravierenden Befund
3. Die Therapie war richtig und vollständig
4. Der Tod des Pferdes wäre u.U. zu vermeiden gewesen
Sektion (§§): Hochgrd. Blinddarm-Meteorismus, Pferd ist daran erstickt
Wie beurteilen Sie den Fall?
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Vorbereitung und Transport des Kolikpatienten
• Blinddarmpunktion– Entlastung eines stark
tympanischen Blinddarms– Druckentlastung des
Abdomens, Schmerzminderung
– bessere Durchblutung strangulierter Darmteile
– Auswirkung auf Atem- u. Kreislauffunktionen
– Antibiose / Wundverschluß
Rechte Hungergrubechirurgisch vorbereiten
Vorbereitung und Transport des (chirurgischen) Kolikpatienten
Patient
1. Schmerzbekämpfung
2. Kreislauftherapie
3. Magenentleerung
4. Blinddarmpunktion
Organisation
1. Tel. Ankündigung in der Klinik
2. Wegbeschreibung
3. Überweisungsschreiben
mit erfolgter Therapie
4. Unterweisung der Begleiter
5. Optional: tierärztl. Begleitung
82
…. nota bene
• Hoffnungslose Fälle nicht mehr transportieren!
– Indolentes Stadium
– Apathie (scheinbare Beruhigung)
– Kalter Schweiß
– „Facies hippocratica“
• Tierschutzgesetz
Exitus letalis auf dem Transport…
83…Magen-, Darmruptur bei stat. Aufnahme