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Fungizide Wirkstoffgruppen im Überblick-Grundlage für ein gezieltes Anti-Resistenz-
Management
Winterschulung Pflanzenschutz im Obstbau 2014 - U. Holz
Warum müssen wir das wissen?
pilzliche Erreger sind überallMikroorganismen können sich schneller anpassen, als neue Sorten gezüchtet werdenauch tolerante/ resistente Sorten bedürfen eines Grundschutzesgezielte Beeinflussung der Wirt-Pathogen-Interaktionenum verfügbare Pflanzenschutzmittel sind so sinnvoll wie möglich einzusetzenum verfügbare Pflanzenschutzmittel so lang wie möglich wirksam zu erhalten (Anti-Resistenz-Management)
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Pilzliche Erreger mit mittlerem Resistenzrisiko nach FRAC
Klassifizierung von Fungiziden
nach Wirkstoffaufnahme und Verteilung auf / in der Pflanze
belagsbildend / keine Aufnahmebelagsbildend mit Nachverteilung auf der Blattoberfläche (meso-/ quasisystemisch) bei Wiederbefeuchtungtranslaminar - ins Blattgewebe eindringend, Blattunterseite
wird geschütztteilsystemisch - ins Blattgewebe eindringend und mit
Verteilung im behandelten Blattsystemisch - ins Pflanzengewebe eindringend und
mit Verteilung in der gesamten Pflanze• Xylem - gängig (= akropetal)• Phloem - gängig (= basipetal)
nicht systemisch
voll systemisch
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Klassifizierung von Fungiziden
nach Wirkungsweise
protektiv =vorbeugend - verhindern das Auskeimen und Eindringen von Sporen in das Pflanzengewebekurativ =heilend – können Infektionen von Pilzsporen und Myzelwachstum stoppen eradikativ = ausmerzend, Hinderung der sekundären Sporulation
oft fließende Übergänge !
Wo/ wann/ wie wirken Fungizide ?
Sporenkeimung Keimschlauch-wachstum
Appressorien(Haftscheiben)-bildung
Myzelwachstum sekundäre Sporulation
Quelle: Syngenta- verändert Holz
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Angriffsorte (targets) verschiedener Fungizide im Stoffwechsel von Pilzen
Quelle: Oerke, Steiner - Uni Bonn
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Klassifizierung von Schorf/ Mehltau-Fungiziden (Stand 02/14)
vorbeugendkurativ
(+vorbeugend)vorbeugend (+ kurativ)
Kontaktfungizide
Kombi-Präparat
Sterol-Synthese-Hemmer
Anilino-PyrimidineStrobilurine
Cuprozin/ Funguran progr.CuevaDelan WG Malvin WGMerpan 80 WDGSchwefel-Präp.
Syllit
Discus, Stroby WG, Flint
Chorus Scala
Luna Experience
Score, Systhane 20 EW
TOPAS
Consist Plus Maccani
Carboxamide
Kombi-Präparat
Kombi-Präparat
Bellis
RG!RG!RG!
RG ?
Anwe
ndun
g:
Sonderstellung bis 24 h kurativ
RG!
AmidoxidimeVegas
RG!
FRAC -M : klassische KontaktfungizideWirkort-/ - mechanismus: multi site; gleichzeitige Störung/ Hemmung verschiedener Stoff-wechselreaktionen, damit keine Sporenkeimung und Einwachsen des Keimschlauches ins GewebeVertreter:
• anorganische Verbindungen -Schwefel, Kupfer (M1 /2)• organische Verbindungen:
- Dithiocarbamate (M 3)- Mancozeb –(Dithane Ultra)- Metiram (Polyram WG)....
- Phtalimide (M 4)- Captan (Malvin WG...)
- Anthraquinone (Dithianon) (M 9) u.a.Kontaktfungizide, bilden fungiziden Belag auf behandeltem Gewebe, präventiver Einsatzkeine Verlagerung, ausschließlich vorbeugend wirksam, Neuzuwachs wird nicht geschützttemperaturunabhängig, unterschiedlich regenfestnicht resistenzgefährdet
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FRAC - C3: Quinone outside Inhibitors =Strobilurine
Wirkort/-mechanismus: Hemmung der Atmungskette in Mitochondrien- Komplex III – Blockierung des Elektronentransportes (Quinone outside Inhibitor) des Pilzes, Sporenkeimung wird behindertVertreter:
• Azoxystrobin (Universalis)• Kresoxym-methyl (Discus, Stroby WG), Trifloxystrobin (Flint)• Pyraclostrobin (Maccani)
Kontaktfungizide, bilden fungiziden Belag auf behandeltem Gewebe, geringe lokalsystemische Verteilung, vorbeugender EinsatzDepotwirkung, Belag dehnt sich auf zuwachsende Blattfläche innerhalb eines Blattes aus, gewisser Schutz des Neuzuwachsestemperaturunabhängig, regenfest bis ca. 30 mmhoch resistenzgefährdet, keine Blockspitzung, möglichst Tankmischung mit anderen Wirkstoffgruppen, FRAC-Empfehlung: max. 3 x / Jahr in Abhängigkeit von Behandlungsintensität
FRAC - C3: Quinone outside Inhibitors =Strobilurine
Quelle: BASF-Produkt-Info
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Wirkort/-mechanismus: Hemmung der Atmungskette in Mitochondrien- Komplex II (Succinate-Dehydrogenase-Inhibitor = SDHI ) des Pilzes, Sporenkeimung wird behindertVertreter:
• Boscalid (Collis) >> Carboxamid• Fluopyram (Luna Experience) >> Benzamid
Kontaktfungizide, bilden fungiziden Belag auf behandeltem Gewebe, vorbeugender Einsatz, akropetale Nachverteilung des Wirkstoffes in den Neuzuwachstemperaturunabhängig, Anlagerung an Wachsschicht, damit regenfest mittel bis hoch resistenzgefährdet, Entscheidung entweder Collis oder Luna, FRAC-Empfehlung: max. 2 -3 x / Jahr
FRAC - C2: Succinate Dehydrogenase Inhibotors(Carboxamide + Benzamide)
FRAC - C2: Succinate Dehydrogenase Inhibotors(Carboxamide + Benzamide)
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FRAC –D 1: Anilonopyrimidine
Wirkort-/ - mechanismus: Aminosäure- und ProteinsyntheseVertreter:
• Pyrimethanil (Scala)• Cyprodinil (Chorus)
Kontakt- und teilsystemische Wirkung, bilden fungiziden Belag auf behandeltem Gewebe und dringen auch ins Gewebe ein, vorzugsweisepräventiver EinsatzNeuzuwachs wird eher nicht geschütztGut wirksam bei kühlen TempearturenResistenzgefährdet, Einsatz in Tankmischungen
FRAC - E1: AzanaphthaleneWirkort/ -mechanismus: Signal Transduction, bislang noch unbekannt, Ausbildung von Appressorien wird verhindert, kaum Effekt auf Sporenkeimung und Myzelentwicklung; Ausnahme Wein: hemmt Sporenkeimung, Bildung von Keimschlauch und primärer Myzelstrukturen, weniger Hemmung der Appressorien, spezifisch nur gegen Echten Mehltau Vertreter:
• Quinoxyfen (Fortress 250)• Proquinazid (Talendo/ Talius)
systemisch, translaminar, langsamer Transport in Xylem und Phloem, vorbeugender Einsatz, bei Proquinazid auch Verhinderung der sekundären Sporenkeimung, lang anhaltende Wirkung, feste Anlagerung an Wachsschicht, Reservedepot (‚Dampfphase‘) schützt zuwachsende Blattfläche innerhalb des Blattes, gewisser Schutz des Neuzuwachsestemperaturunabhängig, nach Antrocknen regenfest, mittel resistenzgefährdet (bei Quinoxyfen schon bekannt), keine Kreuzresistenz zu Azolen, Strobilurinen, FRAC-Empfehlung: max. 2 / Jahr
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FRAC - G1: Sterol-Biosysthese-Hemmer (SBI)
Wirkort/ -mechanismus: hemmt Bildung von Plasmamembranen in der PilzzelleVertreter:
• Difenoconazol (DYNALI, Score)• Myclobutanil (Systhane 20 EW)• Penconazol (TOPAS)
vorbeugender (ca. 3 Tage) und kurativer Einsatz, Verteilung translaminar im Blatt, systemisch (akropetale) in den Neuzuwachsgute Wirkung bei Temperaturen ab (12-) 15°C, bei hohen Temp (20-25 °C schnelle Aufnahme und Verteilung, bessere Kurativwirkung, bei kühlen Temp. langsame Aufnahme und Verteilung, gute vorbeugende Wirkung, regenfest nach ca. 3 Stunden, mittel resistenzgefährdet, Tankmischung mit Kontaktfungizid, FRAC-Empfehlung: max. 4 / Jahr (Wein/ Kernobst)
FRAC - G1: Sterol-Biosysthese-Hemmer (SBI)
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FRAC - U6: Amidoxidime
Wirkort/ -mechanismus: unbekanntVertreter:
• Cyflufenamid (Vegas)translaminar, vorbeugender und kurativer Einsatz, gute Verteilung im Blatt, über ‘Dampfphase‘ Erreichen angrenzender Pflanzenteileschnelle Anfangswirkung, langanhaltender vorbeugende Wirkungresistenzgefährdet, FRAC-Empfehlung: unkonkret, Resistenzmanagement erforderlich, keine Kreuzresistenz zur anderen bekannten Fungizidgruppen, ZU: max. 2 x / Jahr
Hinweise zur Planung von Maßnahmen gegen pilzliche Schaderreger
Entscheidung, wie produziert werden soll/ kann/ muss? (HuK, Bio, IP?) Was ist mein Ziel?Bewertung der SortenBewertung der bisherigen Beobachtungen im Quartier, welche Schadpilze sind relevant?Bewertung des UmfeldesBewertung der bisherigen Erfahrungen mit PflanzenschutzmaßnahmenKenntnisse über Schaderreger/ Pflanzenentwicklung / PSM / Wechselwirkungen und ResistenzgefahrBerücksichtigung Wetterdaten
Erstellung Spritzplan und Mittelerwerb
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Zusammenfassung
Entscheidungen zum Einsatz von Fungiziden trifft jeder Bewirtschafter selbst, Grundlage Wetterprognose/ Pflanzenentwicklung/ Befallsdruck, ggf. ModelleEinsatz nur von zugelassenen PSM/ gelisteten PSTM, Einhaltung der Anwendungsvorschriften und empfohlenen Aufwandmengen, angepasst an KulturstadiumResistenzpotential beim wiederholten Einsatz gefährdeter Wirkstoffgruppen abwägenmöglichst häufiger Wirkstoffwechsel, an FRAC-Empfehlungen zur Anwendungshäufigkeit pro Jahr orientierenkontinuierlich Bestandesentwicklung (Blattmarkierung) und Schaderregerentwicklung beobachten