gebrauchstauglichkeit · 2013-02-08 · iso 9241 berücksichtigt diese konzepte bereits in den...
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Gebrauchstauglichkeit
VL MMS Wintersemester 2012/13 Professur für Prozessleittechnik L. Urbas; J. Ziegler
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Ziele und Inhalt
• Gebrauchstauglichkeit (Usability) – Motivation und Definition – Elemente und Maße – Spezifikation
• Weiterführende Konzepte – Alternative Definitionen – Joy of Use – User Experience
GEBRAUCHSTAUGLICHKEIT (USABILITY)
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Warum Gebrauchstauglichkeit?
http://www.havenworks.com/
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Warum Gebrauchstauglichkeit?
Ticket Machine in Arkansas (US) © wikimedia
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Was ist Gebrauchstauglichkeit?
„Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden, aber nicht einfacher.“
[Albert Einstein]
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Was ist Gebrauchstauglichkeit?
• Der Begriff Gebrauchstauglichkeit steht für
– ein Ergebnis (Qualität eines brauchbaren Produkts)
– einen Prozess (dieses zu gestalten)
– Techniken (die man dazu nutzt)
– eine Philosopie (zu gestalten, um Nutzerbedürfnisse zu befriedigen)
[Quesenbery, 2001]
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Was ist Gebrauchstauglichkeit?
• Gebrauchstaugliche Geräte: – Sind leicht zu erlernen und zu merken – Sind effektiv und effizient zu benutzen – Verursachen nur eine geringe Fehlerrate – Stellen Zufriedenheit der Nutzer sicher [Jakob Nielsen]
• Gebrauchstauglichkeit ist ein ganzheitlicher Ansatz: – Entwerfen eines den Benutzergruppen angepassten Produkts – Unterstützung der Benutzer in ihren Arbeitsaufgaben und
Arbeitsabläufen – Ermöglichung eines effektiven, effizienten und
zufriedenstellenden Arbeitens
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Sichtweisen auf Gebrauchstauglichkeit
• Produktorientierte Sicht: – ergonomische Eigenschaften des Produkts
• Benutzerorientierte Sicht: – mentale Leistungen und Einstellung des Nutzers
• Nutzungsorientierte Sicht: – Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung der Nutzer, die mit
dem Produkt arbeiten
• Kontextorientierte Sicht: – Nutzer(klassen), Arbeitsumgebung, Arbeitsaufgaben
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Ebenen der Gebrauchstauglichkeit
Analyse der Benutzer, Ihrer Aufgaben und des Anwendungskontexts
Definition des Funktions-umfangs und der benötigten Informationen
Erarbeitung der optimalen Abläufe und Prozesse
Gestaltung, Benutzungsoberfläche
Struktur, Informationen, Funktionalität
Ziele, Abläufe,
Anwendung
Analyse Gestaltung
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Formaler Rahmen
• DIN EN ISO 9241: Ergonomie der Mensch-System-Interaktion
• Teil 11: Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit – Leitsätze
Ergonomie:
– wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem Verständnis der Wechselwirkungen zwischen menschlichen und anderen Elementen eines Systems befasst
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Definition von Gebrauchstauglichkeit
Gebrauchstauglichkeit: – Ausmaß, in dem ein Produkt durch bestimmte Benutzer in
einem bestimmten Nutzungskontext genutzt werden kann, um Ziele effektiv, effizient und zufriedenstellend zu erreichen [DIN EN ISO 9241-11]
• Ziele:
– Benutzer zu Erreichung ihrer Arbeitsergebnisse zu befähigen – dabei ihre Belange im jeweiligen Nutzungskontext beachten
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Maße der Gebrauchstauglichkeit
Effektivität:
– Genauigkeit und Vollständigkeit, mit der Benutzer ein bestimmtes Ziel erreichen
– Effektivitätsmaße setzen (Teil)-Ziele des Nutzers ins Verhältnis zur Genauigkeit oder Vollständigkeit, mit der diese Ziele erreicht werden
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Maße der Gebrauchstauglichkeit
Effizienz:
– Im Verhältnis zur Genauigkeit und Vollständigkeit eingesetzter Aufwand, mit dem Benutzer ein bestimmtes Ziel erreichen
– Effizienzmaße setzen Effektivitätsmaße ins Verhältnis zum dafür notwendigen Ressourcenaufwand
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Maße der Gebrauchstauglichkeit
Zufriedenstellung:
– Freiheit von Beeinträchtigungen und positive Einstellungen gegenüber der Nutzung des Produkts
– Zufriedenstellungsmaße beschreiben das Ausmaß in dem Benutzer von Beeinträchtigung frei sind und die Einstellung des Benutzers zum Produkt
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Anwendungsrahmen
DIN EN ISO 9241-11
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Ziele definieren Nutzungskontext bestimmen
Maße der Gebrauchstauglichkeit operationalisieren
Anwendungsrahmen
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Ermittlung von Gebrauchstauglichkeit
DIN EN ISO 9241-11
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Ermittlung von Gebrauchstauglichkeit Spezifikation Durchführung
Auswertung
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Spezifikation von Gebrauchstauglichkeit
• Notwendige Informationen:
– Operationalisierte Maße der Gebrauchstauglichkeit
– Beschreibung der Komponenten des Nutzungskontexts
– Angestrebte oder tatsächliche Werte der Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung im vorgesehenen Nutzungskontext (Ziele)
Nutzungskontext:
– Benutzer, Arbeitsaufgaben, Arbeitsmittel (Hardware, Software und Materialien) sowie die physische und soziale Umgebung, in der das Produkt genutzt wird
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Maße der Gebrauchstauglichkeit
• Mindestens ein operationalisiertes Maß jeweils für Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung
⇒ Auswahl und Detaillierungsgrad abhängig von den Zielen der Untersuchung
⇒ Maße können unterschiedliche relative Bedeutung für die verfolgten Ziele haben
• Falls objektive Maße für Effektivität, Effizienz nicht möglich sind, können subjektive Maße als Indikatoren dienen
⇒ Zufriedenstellung kann nur subjektiv gemessen werden ⇒ Interpretation von Messungen der Gebrauchstauglichkeit ist
zeitvariant und kontextspezifisch!
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Beschreibung des Nutzungskontexts
• Benutzer:
– Merkmale der Benutzer beschreiben
⇒ Kenntnisse, Fertigkeiten, Ausbildung, Erfahrung, Übungsgrad ⇒ Physische Merkmale, sensorische und motorische Fähigkeiten
• Arbeitsaufgaben:
– Angabe von Aufgabenmerkmalen, die die Gebrauchstauglichkeit beeinflussen
– Beschreibung von Aktivitäten und Abläufen
– Beschreibung der Verteilung zwischen Benutzern und Technik
⇒ Beschreibung in Bezug zu den definierten Zielen setzen!
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Beschreibung des Nutzungskontexts
• Arbeitsmittel:
– Beschreibung relevanter Merkmale
⇒ Menge von Systemkomponenten oder Menge von Attributen bzw. Verhaltensmerkmalen (HW, SW und Material)
• Umgebung:
– Beschreibung von Merkmalen der physischen, organisatorischen und technischen Umwelt
⇒ Technische Umgebung (z.B. Lokale Netzwerke) ⇒ Physische Umgebung (z.B. Arbeitsplatz, Ausstattung, Klima) ⇒ Organisatorische Umgebung (z.B. Corporate Identity)
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Beschreibung der angestrebten Ziele
• Aufgaben:
– Definition sämtlicher Ziele der Produktnutzung
– Spezifikation von Kriterien der Zielerreichung
⇒ Niveau abhängig von den Grenzen des Arbeitssystems, das den Nutzungskontext ergibt
⇒ Dekomposition in Teilziele möglich
Arbeitssystem: – System, das genutzt wird, um bestimmte Ziele zu erreichen – besteht aus Benutzern, Arbeitsaufgaben, Arbeitsmitteln und
der physischen und sozialen Umgebung
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Warum nochmal Gebrauchstauglichkeit?
• Gebrauchstauglichkeit ist ein Wettbewerbsfaktor:
– fördert die Produktivität der Nutzer – reduziert Support- & Trainingskosten – erhöht Produktabsatz, bindet Kunden – reduziert Entwicklungskosten – definiert Marken-Image
• Gebrauchstauglichkeit ist ein Qualitätsmerkmal:
– Kann definiert/spezifiziert, dokumentiert und verifiziert werden – Macht Produkte vergleichbar
WEITERFÜHRENDE KONZEPTE
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Noch mehr Gebrauchstauglichkeit?
The five Es of usability:
– Effective (completeness, accuracy)
– Efficient (speed, effort)
– Engaging (Pleasant, satisfying)
– Error tolerant (Error prevention and recovery)
– Easy to learn (Predictability, Consistency) [Quesenbery, 2001]
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Noch mehr Gebrauchstauglichkeit?
• Die „five Es“ sind durch die ISO 9241 inspiriert.
– Lernförderlichkeit und Fehlertoleranz werden in mehreren Konzepten als eigene Dimensionen der GT definiert
ABER: ISO 9241 berücksichtigt diese Konzepte bereits in den
Grundlagen der Dialoggestaltung (Blatt 10)
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Joy of Use – Spaß bei der Arbeit?
• Erweiterung der ergonomisch-funktionalen Betrachtung um positives emotional-ästhetisches Erlebnis.
– Insbesondere bei Webseiten und Consumer-Produkten eingesetzt
– Barrierefreiheit, Emotionaler Mehrwert, herausfordernder und spielerischer Umgang, situativ angepasste Rückmeldung…
ABER:
Spaß kann nur auf einem nützlichen System einen Mehrwert generieren [Davis et al. 1992]
Ästhetik und Emotionalität können mit pragmatischen Forderungen in Konflikt stehen [Hassenzahl et al. 2000]
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User Experience – Mehr als Gebrauchstauglichkeit?
User Experience:
– Wahrnehmungen und Reaktionen einer Person, die aus der tatsächlichen und/oder der erwarteten Benutzung eines Produkts […] resultieren.
– umfasst sämtliche Emotionen, Vorstellungen, Vorlieben, Wahrnehmungen, physiologischen und psychologischen Reaktionen, Verhaltensweisen und Leistungen, die sich vor, während und nach der Nutzung ergeben
– Kriterien der Gebrauchstauglichkeit können angewendet werden, um Aspekte der User Experience zu beurteilen
[EN ISO 9241-210]
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User Experience – Mehr als Gebrauchstauglichkeit?
• User Experience hat sich in der Wissenschaft etabliert.
– Erweiterung der klassischen Usability-Konzepte um hedonische und ästhetische Dimensionen
– Erweiterung des Betrachtungsrahmens über die eigentliche Nutzung hinaus
– Ganzheitlicher Betrachtungsansatz (phenomänologische, design-, emotions- und qualitätsorientierte Ansätze)
ABER: Bislang keine allgemeingültige Definition und kein etablierter
Methodenbaukasten [vgl. Law&Schaik 2010]
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AttrakDiff – Konzept und Umsetzung
• Etablierter, theoretisch und empirisch fundierter Online Fragebogen zur Erfassung von UX [Hassenzahl u.a. 2008]
www.attrakdiff.de
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Zusammenfassung
• Gebrauchstauglichkeit – Ist ein ganzheitliches Konzept zur Optimierung von Mensch-
Maschine-Systemen – Ist ein Wettbewerbsfaktor und ein Qualitätsmerkmal – Kann systematisch überprüft und erzeugt werden – Ist genormt in der DIN EN ISO 9241 – Wird laufend durch neue Konzepte und Methoden ergänzt und
erweitert Joy of Use User Experience
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Hausaufgabe
• Literaturstudium: – DIN EN ISO 9241-11: Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit – Leitsätze
• Nachdenken: – Suchen Sie sich ein Gerät aus Ihrem Alltag (z.B. Wecker, Mobiletelefon). Analysieren
Sie Ihren Umgang mit dem Gerät. Entspricht das Gerät Ihren Anforderungen? Wie gebrauchstauglich ist das Gerät? Bereiten Sie ein kurzes Statement vor (Welches Gerät, Warum, Welche Schwäche, Was wären Alternativen)!
Normen sind im TU-Netz kostenlos verfügbar: – www.dbod.de => Datenbanken => Perinorm 2010 - Datenbank für Normen und
technische Regeln => Vereinbarungen zustimmen => Los geht`s!
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Literatur
• Norman, Donald A. (1986): User Centred System Design: New Perspectives on Human/Computer Interaction. Lawrence Erlbaum Associates Inc.
• Nielsen, Jakob (1993): Usability Engineering. Morgan Kaufmann.
• Mayhew, Deborah J. (1999): The Usability Engineering Lifecycle: A Practitioner's Handbook for User Interface Design. Morgan Kaufmann.
• Rosson, Mary B.; Carroll, John M. (2001): Usability Engineering: Scenario-Based Development of Human-Computer Interaction. Morgan Kaufmann.
• Norman, Donald A. (2002): The Design of Everyday Things. Perseus Books.
• Wickens, C.D.; Lee, J. D.; Liu, Y.; Becker, S. E. G. (2004): An Introduction to Human Factors Engineering. Second Edition. New Jersey: Pearson Prentice Hall.
• Leventhal, Laura; Barnes July (2008): Usability Engineering: Process, Products and Examples. New Jersey: Pearson Prentice Hall.