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Gemeinschaftswerk Stadt: Perspektiven einer
integrierten Quartiersentwicklung
Deutscher Kämmerertag 2013
Berlin, 19. September 2013
Quaestio – Forschung und Beratung
Bernhard Faller
Demografie und Stadtentwicklung: Aktuelle und
absehbare Rahmenbedingungen
Ausdünnung der Nachfrage nach Wohnen (im Wettbewerb reduzierte
Zahlungsbereitschaften, Leerstände und Vermarktungsprobleme belasten
die Quartiere)
Ausdünnung der Nachfrage nach Dienstleistungen (Konzentration auf
zentrale Orte, Rückzug des Angebotes aus der Fläche)
Fiskalische Lasten und Vorsorgelasten drücken auf die Konsumbudgets und
Zahlungsfähigkeit der privaten Haushalte
Reduzierte Leistungsfähigkeit familiärer Unterstützung (Individualisierung /
weniger Familien, erhöhte Mobilität und Erwerbstätigkeit)
Unbewältigte soziale Probleme (Bildung, Integration, überforderte
Nachbarschaften)
Das Ende des stadträumlichen Gleichschritts
Selbstläufergebiete
Der Markt als treibende Kraft
Öffentliche Unterstützung lediglich als normale Vorleistung und Versorgung
Erosions- oder Umbaugebiete
Kaum mehr Marktkräfte am Werk, der Staat als Helfer in der Not
Früher: Aufwertung nach Beseitigung von Funktionsdefiziten
Heute: Rückbau in Kombination mit sozialer Stabilisierung
Grenz(ertrags)standorte
Erlahmung der Marktkräfte, keine marktüblichen Renditen Unsicherheiten bzgl. der langfristigen Entwicklung
Folge: Qualitatives Downgrading mit beginnenden Leerständen, baulicher Vernachlässigung und sozialen Selektionsprozessen
Potenziale für zivilgesellschaftliche Selbstverantwortung
Zivilgesellschaftliches bzw. bürgerschaftliches
Engagement in der immobilienwirtschaftlichen
Stadtteilentwicklung
Ölberg eG (Wuppertal): Bürgerschaftliches Netzwerk gründet Wohnungsgenossenschaft, um schlecht bewirtschaftete Immobilien anzukaufen und diese zu sanieren
Dülkener Entwicklungs AG: Lokaler Geschäftsmann gründet Immobilienunternehmen, um untergenutzte Grundstücke / Objekte in der Innenstadt zu entwickeln und platziert zur Finanzierung eine Bürgeraktie
Vergleichbare Initiativen in: Duisburg, Leipzig, Chemnitz
Ähnliche Logik bei anderen Themen: Dorfläden, Nahverkehr/Bürgerbusse, Seniorenbetreuung/Wohnen, Schwimmbädern etc.
Fazit / Schlussbemerkungen
Derzeitiger Status:
Leistungen werden erbracht, die weder Markt noch Staat erbringen würden (i.W. durch Ehrenamt und Mobilisierung von KnowHow und Renditeverzicht)
Allerdings bislang meistens Einzelfälle unter besonders günstigen Konstellationen
Lohnenswertes Experimentierfeld für eine neue Aufgaben- und Verantwortungsteilung zwischen Staat, Markt und Zivilgesellschaft
Verbesserung der Rahmenbedingung und Unterstützung erforderlich
Gesetzgeber: Spielräume für lokale Lösungen schaffen und Anreize für kommunale Verantwortung schaffen
Mögliche kommunale Aufgabe: Anmoderation und praktische Unterstützung von Gruppen
Weitergehende Aufgaben: Entwicklung von „Rückgrat- oder Patenschaftsorganisationen“
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Quaestio
Forschung und Beratung
Friesenstraße 17
53175 Bonn
Telefon: 02 28 / 555 47 268
Fax: 02 28 / 555 47 271
www.quaestio-fb.de
9. Deutscher Kämmerertag
Gemeinschaftswerk Stadt: Perspektiven einer integrierten Quartiersentwicklung
Berlin 19. September 2013
Stadt Altena (Westf.)
Bürgermeister Dr. Andreas Hollstein
Altena hat die höchsten prozentualen Bevölkerungsverluste der „alten Bundesländer“:
ca. - 43 % von 32.000 1970 auf 18.000 Einwohner 2012
Bevölkerungsentwicklung 1970-2020
15000
20000
25000
30000
35000
Entwicklung der
Stadt Altena
Innenstadt
Modernisierung des
InnerstädtischenBereichs
Strukturanpassungen bei der städtischen
Infrastruktur
Politik für alle Generationen auf der
Basis von bürgerschaftlichem
Engagement
Strukturanpassungen bei der städtischen Infrastruktur
� Schließung von Kindergärten
� Schließung von Grundschulen
� Schließung und Abriss von Kirchen
� Schließung Freibad
� Streichung von Zuschüssen und freiwilligen Ausgaben
� Personalabbau (1999: 180 und 2012: 135 Mitarbeiter)
� Nothaushalt seit 2001; Stärkungspaktkommune 2011
� Höhere Grundsteuern und Kosten bei der Infrastruktur (Wasser und Abwasser, Reinigung…)
� Interkommunale Zusammenarbeit (interkommunale Sekundarschule, Soziales, Standesamt)
� Portfoliomanagement Schulden mit NRW Bank
Modernisierung des innerstädtischen Bereichs
Lösungsansatz: Integriertes, partizipatorisches Entwicklungs- und Ha ndlungskonzept„Altena 2015“ von 2007, 314 Maßnahmen in 10 Hand-lungsfeldern; politisch von allen 5 Fraktionen getr agenBausteine:
� Burg einbeziehen
� Erlebbares Flussufer der Lenne� Stärkung des Tourismus
� Verbesserung des Freizeit- und
Erholungswertes� Steigerung der regionalen
Vernetzung
� Regionale 2013 - Projekt: erster Event-Aufzug der Welt zur Burg
Starterprojekt: „Boulevard“ (2007) Sponsoring+Bürger
Entwicklungs- und Handlungskonzept
Stadtumbau/Altena 2015
Kreisverkehr (2009/10)
GVFG
1. Bauabschnitt (2009)
Jugend belebt Leerstand ExWoSt (2012)
2. Bauabschnitt (2010)
3. Bauabschnitt (2011)Terrassen
Krämerdorf ExWoSt(2011-2014)
Eventaufzug zur Burg (6,7 Mio €) 2012/2013 Ziel 2/Stadtumbau
Bahnhof MoF Bahn, PR
Neugestaltung Bahnhofsumfeld (2015)
Fuß/Radbrücke (2013/2014)
Pflasteraktionen 2000 - 2004
• 8 Aktionen, je 2x eine Woche, vier Jahre
• Einzelhändler, Rat, Bürger, 2 Mitarbeiter Baubetriebshof
• 300 Beteiligte
� Auswahl der Bertelsmann Stiftung von 6 Städten für das Projekt „Neues Altern in der Stadt“: Altena, Hamm, Eschwege, Stuhr, Bruchsal, Glauchau
� Start 2006: Initiativkreis: 34 Personen , Bürgermeister und Fachbereichsleiter
„Familie, Jugend und Soziales“
� U.a. vertretene Institutionen: - Pflegedienste und Pflegeheim - Wohlfahrtsverbände - VHS und Kulturring - Parteien - Baugesellschaft und Unternehmer - Seniorenbeirat - Kirchengemeinden - Stadtsportverband
und 4 Bürgerinnen
� Tandem : Projektbegleitung vor Ort durch eine hauptamtliche und eine ehrenamtliche Mitarbeiterin
Neues Altern in der Stadt - NAIS
� Definition und Priorisierung einzelner Maßnahmen anhand der Szenarien, Aufnahme der Prioritätenliste in das Leitbild
� Beschluss der Prioritätenliste und des Leitbildes durch Sozialausschuss und Rat im Dezember 2006
� Information der Bevölkerung im Rahmen einer zweiten Bürgerveranstaltung im Dezember 2006
� Umsetzung eines Konzeptes im Jahr 2007 im Rahmen des Projektes NAiS
� Umsetzung weiterer Projekte im finanziellen Rahmen
Ergebnis NAIS Dezember 2006
Stellwerk: Kontaktstelle zur Vermittlung und Koordination von
bürgerschaftlichem Engagement u.a.
- Familienpaten - Demenznetzwerk (mit AOK, Diakonie, Ev. Kirche, Perthes Werk,
Kolpingfamilie, Märkischer Kreis, Stadt, Krankenhaus, Demenz-
Servicezentrum)1x Jahr Demenztag
monatlich Angehörigengruppe
Begleitung der Ehrenamtlichen alle 6 Wochen bzw. Schulungen- Handykurse (alle 8 Wochen in Kooperation Realschule)
- Lesepaten
- Einzelunterstützungen (z.B. Fahrdienst, Einkaufshilfe, Sortieren von Akten)
Politik für alle Generationen auf der Basis Von bürgerschaftlichem Engagement
- Behördenlotsen als Ansprechpartner
- Projekt „Quartiersnahe Unterstützung pflegender Angehöriger“ mit Uni Witten (gerade angelaufen)
- Bau eines Grillplatzes
- Integrationslotsen
Politik für alle Generationen auf der Basis Von bürgerschaftlichem Engagement
Im Rahmen des Modelvorhabens des BMVBS Altersgerecht Umbauen
„Soziales Miteinander der Generationen: eine Nachbarschaft wird aktiv“.
Idee eines Dorfladens im April 2011, über 40.000 € als Genossenschaftsanteile, Eröffnung im Oktober 2011,
2,5 hauptamtliche Stellen und viele Bürger (RA, Handwerker, Einzelhändler
in der ehrenamtlichen Betreuung).
Dorfladen in Dahle (2500 Einwohner)
Modellvorhaben BMVBS Altersgerecht Umbauen: „Soziales Miteinander der Generationen:
eine Nachbarschaft wird aktiv“.
In alter Grundschule Knerling entstand seit 2009 derGenerationentreff.
Generationentreff Knerling
Modellprojekte ExWoSt 2011 des BMVBS „Lennestrasse – wir reduzierenden Leerstand“ und „Jugend belebt Leerstand“ 2012.Ziel der Aufwertung von leeren Ladenlokalen durch bürgerschaftliches Engagement. Anmietung von drei Ladenlokalen. Versuch der Beseitigungvon Leerstand.
„Obstbüro“ Kauf eines Gebäudes und Ansiedlung einer SchülerfirmaEröffnung Okt. 2012.
Krämerdorf und Obstbüro
Rechts-formen?
Finanzierung:• Programme nutzen (z.B.
Quartier bei Energetische Stadtsanierung KfW/NRW Bank)
• Sponsoring• Stiftungen• Bürger
Aktivisten oder „die
menschliche Komponente“
Schnittstelle ins Rathaus muss zu
Quartier
Manchmal sterben Projekte
Gestaltungsspielraum
Beachtenswerte Dinge im Quartier
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!Dr. Andreas HollsteinStadt Altena (Westf.)
www.altena.de
Blick in Baustelle des Erlebnisaufzugs zur Burg Altena: