gerhard rupp (bochum): indienstnahme und gebrauchsorientierung. funktionen des lesens bei...
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Gerhard Rupp (Bochum):
Indienstnahme und
Gebrauchsorientierung.
Funktionen des Lesens bei
Schüler/innen
Problemstellung
Aufgrund des medialen Wechsels vom Buch zum Bild
kommt es zu Nutzungs- und Funktionsverschiebungen
des Lesens bei Schüler/innen.
Hypothesen:
1. Indienstnahme und Gebrauchsorientierung
privilegieren die Informationsfunktion des Lesens.
2. Die Funktionen Unterhaltung und Genuss treten
dagegen zurück (bzw. werden von den Neuen Medien
(mit-)übernommen).
Funktionen des Lesens bei Schüler/innen - 2
•Untersuchung der Problemstellung mit der Studie
„Lesen und Medienkonsum - Wie Jugendliche des
Deutschunterricht verarbeiten“
Funktionen des Lesens bei Schüler/innen - 3
•Qualitative Studie zur Rezeption und Reflexion
Medienwandel bei Schüler/innen
•Durch Lehrer/innen wiederholbare Handlungsforschung
mit Aufforderungs- und Nachahmungscharakter
•Datenerhebung in Realisituation Deutschunterricht
•Schüler/innen als Untersuchungspartner, freie Texte
und aktiver Mediengebrauch als Modell für
Deutschunterricht
Funktionen des Lesens bei Schüler/innen - 4
•Empirische Nutzungserhebung
•1998-2002
•12. Jahrgangsstufe Hauptgruppe Gymnasium
•Vergleichsgruppe Gesamtschule
•n=ca. 250
Funktionen des Lesens bei Schüler/innen - 5
Datentypen
•Fragebogen
•Leitfadengestütztes Interview
•Fortsetzungstexte zu literarischer Kurzgeschichte
•Freie Schreibtexte
•Produktion Videokurzfilm
Funktionen des Lesens bei Schüler/innen - 6
Ergebnisse Fragebogenuntersuchung Hauptgruppe
Dauer Fernsehen wochentags
Funktionen des Lesens bei Schüler/innen - 7
5,90%
9,80%
43,10%
13,70%11,80%
7,80%
2%3,90%
5,30%
0,00%
5,00%
10,00%
15,00%
20,00%
25,00%
30,00%
35,00%
40,00%
45,00%
50,00%
0 Std.: 5,90%
0,5 Std.: 9,8%
1 Std.: 43,1%
1,5 Std: 13,7%
2 Std. 11,8%
2,5 Std.: 7,8%
3 Std.: 2%
3,5 Std.: 3,9%
4 Std.: 5,3%
Ergebnisse Fragebogenuntersuchung Hauptgruppe
Dauer Fernsehen wochentags
•Massiver Mittelwert der Nutzung: fast 60%: 1-1,5 h
•Zusätzlich Intensivnutzung: 30%: 2 - 4 h
•Geringnutzer: ca. 10 %
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Ergebnisse Fragebogenuntersuchung Hauptgruppe
Dauer private Lektüre wochentags
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10,50%
17,60%
31,40%
25,50%
7,80%
5,90%
0,00% 10,00% 20,00% 30,00% 40,00%
2 Std.. 5,9%
1,5 Std.: 7,8%
1 Std.: 25,5%
0,5 Std.: 31,4%
0 Std.: 17,6%
keine Angabe: 10,5%
Ergebnisse Fragebogenuntersuchung Hauptgruppe
Dauer private Lektüre wochentags
•Massiver Mittelwert: fast 60% 0,5 - 1 h
•halbe Stunde weniger als TV
•Intensivnutzung: nur 6% und nur 2 h (also keine
Extremwerte)
•Geringnutzung: ca. 18 % (anders als bei TV doppelt
soviel)
Funktionen des Lesens bei Schüler/innen - 10
Empirische Befragung der Jahrgangskohorte besagt:
1. Das massive Mittelfeld der Schüler/innen schaut 1,5
h TV und liest weniger als eine Stunde: also
Bedeutungsverlust des Lesens gegenüber TV, aber
kein Verschwinden des Lesens.
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2. Aufgrund der Medienentwicklung zeigt sich aber in
der Breite keine prägnante Veränderung des
Nutzungsverhaltens.
Funktionen des Lesens bei Schüler/innen - 12
3. Die Massierung der Nutzungswerte in diesem
Mittelfeld ist charakteristisch für den von uns so
genannten Mischtyp der Mediennutzung (Lesen und
Medien).
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4. Die spezialisierten Nutzer/innen sind in den
Extremwerten vertreten. Hier wird die Print- bzw.
Mediennutzung funktionalisiert für eigene Bildung bzw.
für Qualifikationen, und hier finden sich die Funktionen
der Indienstnahme und der Gebrauchsorientierung.
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Zitate aus den Interviews:
Print-Orientierung bei Isabel:
Mir muss der Inhalt von ‘nem Buch was geben, und
am besten was, was ich noch nicht irgendwie
zehntausendmal im Unterricht durchgekaut /irgendwie
vorgegeben gekriegt hab‘, sondern es muss was
Neues sein und irgendwie was, was mich anspricht
und was mich selber irgendwie so ein Stück
weiterbringt.
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Zitate aus den Interviews:
Neue Medien-Orientierung bei Gary
Jedenfalls kann man das so machen, wenn man
praktisch Text ähm sehr geschickt positioniert - und auf
‘ne gewisse Entfernung betrachtet, dann ergeben die
meistens ein Gesamtbild oder die geben entweder was
Harmonisches oder was sehr Eckiges, also praktisch
wenn die jetzt so positioniert sind und ähm/ so was
mach ich eigentlich ganz gerne, da hab ich auch
[unverständlich] Literatur drüber und da gibt‘s sehr
interessante Künstler, die das so gemacht haben.
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Funktionen des Lesens bei Schüler/innen - 17
Isabel Gary
Print Neue Medien
literarisches
Lesen
Informationslesen
Anspruch Karriere, Beruf,
Aufstieg
literarisches Schreiben Anwenden von
Computertechniken
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Resümee
1. Print- und Neue Medien-Orientierung sind avancierte
kulturelle Nutzungsarten.
2. Lesen ist Schlüsselqualifikation und Türöffner für alle
anderen Formen kultureller Praktiken.
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Konsequenzen und Zielperspektiven:
1. Ausbildung kultureller Reaktionsfähigkeit angesichts
medialer Veränderungsprozesse
2. Diagnose der Orientierungen und der Leistungen
der Schüler/innen
3. Erhaltung des kulturellen Gedächtnisses und des
Generationengesprächs, daher Vermittlung von
Alterität, aber auch von Lese- und Medienkompetenz
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Methodische Wege
•Integrativer Deutschunterricht in allen Dimensionen
•‚Neues‘ Lernen
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Informationen:
www.rub.de/lidi
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!