gesetz zur neuordnung der einkommensteuerrechtlichen behandlung von altersvorsorgeaufwendungen und...
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Gesetz zur Neuordnung der einkommensteuerrechtlichen Behandlung von
Altersvorsorgeaufwendungen und Altersbezügen (Alterseinkünftegesetz – AltEinkG)
Frank Schischefsky, Möller, Kühn & Collegen
Stand: Juni 2004
Nachgelagerte Besteuerung
Die nachgelagerte Besteuerung ist de facto ein Steuersenkungsprogramm. Im Jahre 2005 werden die Bürgerinnen und Bürger schon mit über 1 Mrd. Euro entlastet. Deshalb ist eine behutsame und schrittweise Einführung über einen Zeitraum von 35 Jahren zur nachgelagerten Besteuerung bis zum Jahre 2040
vorgesehen.
Nachgelagerte Besteuerung bedeutet im Endergebnis, dass Aufwendungen zur Altersvorsorge in der Erwerbsphase steuerfrei bleiben. Später in der Auszahlungsphase sind die Altersbezüge in
vollem Umfang, unter Berücksichtigung der dann geltenden Freibeträge, steuerpflichtig.
Besteuerung der Renten
Die neue Besteuerung führt zu einer steuerlichen Gleichbehandlung von allen Renten aus der gesetzlichen
Rentenversicherung einerseits und Beamtenpension andererseits.
In der Übergangsphase bis zur vollen nachgelagerten Besteuerung wird jedem Rentner dauerhaft ein jährlicher Freibetrag gewährt. Dieser wird für Bestandsrentner und für diejenigen, die im Jahre
2005 erstmals Rente erhalten, auf 50 % der Jahresbruttorente festgeschrieben.
Bis zur vollen nachgelagerten Besteuerung von Renten muss auch berücksichtigt werden, dass ein Teil der Beiträge zur gesetzlichen
Rentenversicherung aus versteuertem Einkommen geleistet wurden und daher keine sofortige Vollbesteuerung der Renten in
Frage kommen konnte.
Stufenplan für die Besteuerung der Renten
Der sich nach diesen Prozentsätzen ergebende steuerfrei bleibende Teil der Jahresbruttorente wird für jeden
Rentnerjahrgang als Festbetrag bestimmt und auf Dauer festgeschrieben. Der festgeschriebene steuerfreie Rentenbetrag gilt ab dem Jahr, das auf dem Jahr des Rentenbeginns folgt und ist für Monate zu kürzen, in denen keine Rentenbezüge gezahlt
werden.
Der ermittelte Prozentsatz wird für die Hinterbliebenen fortgeführt.
In der 35-jährigen Übergangsphase steigt der steuerpflichtige Anteil der Rente des Jahres 2005 von 50 % für jeden neu
hinzukommenden Rentnerjahrgang bis zum Jahre 2020 jährlich um 2 Punkte auf 80 % und anschließend jährlich um 1 % auf 100 % im
Jahre 2040.
Beispiel
In 20076 x 1.100 € + 6 x 1.200 € 13.800 €./. Freibetrag (2006) Werbungskosten-Pauschbetrag 102 € 6.300 €zu versteuern 7.398 €
Ein Arbeitnehmer geht im September des Jahres 2005 in Rente. Er erhält monatlich 1.000 €. Zum 1. Juli 2006 erfolgt eine
Rentenanpassung auf 1.100 € und zum 1. Juli 2007 auf 1.200 €.Wie wird diese Rente besteuert?
In 20066 x 1.000 € + 6 x 1.100 € 12.600 €./. Freibetrag (50 %) Werbungskosten-Pauschbetrag 102 € 6.300 €zu versteuern 6.198 €
In 20054 x 1.000 € 4.000 €./. Freibetrag (50 %) Werbungskosten-Pauschbetrag 102 € 2.102 €zu versteuern 1.898 €
Stufenplan
Jahr Prozentsatz Jahr Prozentsatz Jahr Prozentsatz2005 50 2017 74 2029 892006 52 2018 76 2030 902007 54 2019 78 2031 912008 56 2020 80 2032 922009 58 2021 81 2033 932010 60 2022 82 2034 942011 62 2023 83 2035 952012 64 2024 84 2036 962013 66 2025 85 2037 972014 68 2026 86 2038 982015 70 2027 87 2039 992016 72 2028 88 2040 100
Gleichbleibender prozentualer Besteuerungsanteil der Rente
Beitragsfreistellung bei Arbeitnehmern
Im Jahre 2005 können 60 % der ermittelten Vorsorgeaufwendungen angesetzt werden. Diese Vorsorgeaufwendungen werden durch
den steuerfreien Arbeitgeberanteil bzw. Zuschuss des Arbeitgebers zur gesetzlichen Rentenversicherung gekürzt.
Vorsorgeaufwendungen zur Altersversorgung werden bis zu 20.000 € berücksichtigt. Bei zusammenveranlagten Ehegatten verdoppelt
sich der Höchstbetrag.
Der Prozentsatz erhöht sich in den folgenden Kalenderjahren bis zum Jahre 2025 um je 2 Prozentpunkte.
Beiträge zu Versicherungen
Der Höchstbetrag beträgt 1.500 € bei Steuerpflichtigen, die ganz oder teilweise ohne eigene Beiträge Anspruch auf vollständige
oder teilweise Erstattung von Krankheitskosten haben.
Andere Vorsorgeaufwendungen (Beiträge zu Kranken-, Pflege-, Arbeitslosenversicherungen, Haftpflicht- und
Risikoversicherungen) können bis 2.400 € abgezogen werden.
Bei zusammenveranlagten Ehegatten wird der Höchstbetrag aus der Summe der jedem Ehegatten unter seinen Voraussetzungen
zustehenden Höchstbeträge ermittelt.
Günstigerprüfung
Die Umsetzung des Stufenmodells kann insbesondere bei kleineren Einkommen (bei Alleinstehenden mit einem Bruttolohn bis ca. 20.000 €, bei Verheirateten mit einem Bruttolohn bis ca.
40.000 € jährlich) zu Schlechterstellungen führen.
Um dies auszuschließen, werden in den Jahren 2005 bis 2019 mindestens so viel Vorsorgeaufwendungen bei der Ermittlung der
einkommensteuerlichen Bemessungsgrundlage berücksichtigt, wie dies nach dem bisherigen Recht möglich ist (Günstigerprüfung
altes/neues Recht im Rahmen der Einkommensteuerveranlagung). Ab dem Jahre 2011 mit fallenden Vorwegabzugsbeträgen.
Vorsorgepauschalefür Alleinstehende
Die Vorsorgepauschale ist die Summe aus
Für Arbeitnehmer, die nicht der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht unterliegen oder die eine
Altersversorgung ganz oder teilweise ohne eigene Beitragsleistungen erwerben, beträgt die Vorsorgepauschale
11 % des Arbeitslohns höchstens 1.500 €.
50 % des Beitrags zur gesetzlichen Rentenversicherung und11 % des Arbeitslohns, höchstens 1.500 €
Der Arbeitslohn ist um den Versorgungsfreibetrag und den Altersentlastungsbetrag zu kürzen (verminderte Arbeitslohn).
Für das Kalenderjahr ist der Rentenversicherungsbeitrag auf 20 % begrenzt, er wird in jedem folgenden Kalenderjahr bis
zum Jahre 2024 jährlich um 4 % erhöht.
Vorsorgepauschalefür zusammenveranlagte Ehegatten
Die Vorsorgepauschale ist für jeden Ehegatten, wenn beide Arbeitslohn bezogen haben, gesondert zu ermitteln.
Ist ein Ehegatte Arbeitnehmer, die nicht der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht unterliegen oder die eine
Altersversorgung ganz oder teilweise ohne eigene Beitragsleistungen erwerben, beträgt die Vorsorgepauschale 11 % des Arbeitslohns beider Ehegatten, höchstens 3.000 €.
Günstigerprüfung
In den Kalenderjahren 2005 bis 2019 wird die Vorsorgepauschale nach dem bisherigen Recht gewährt, wenn dieses günstiger ist.
Bis zum Jahre 2010 gelten die alten Höchstbeträge, ab dem Jahr 2011 fällt der Vorwegabzug jährlich um 300 €.
Versorgungsbezüge
Versorgungsbezüge sind:das Ruhegehalt, Witwen- oder Waisengeld, der
Unterhaltsbeitrag oder ein gleichartiger Bezug auf Grund von beamtenrechtlichen Vorschriften oder Grundsätzen.
Von den Versorgungsbezügen bleibt ein begrenzter Betrag (Versorgungsfreibetrag), der bei Versorgungsbeginn ermittelt wird und ein Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag steuerfrei.
Bezüge und Vorteile aus früheren Dienstleistungen (Betriebsrente Post) wegen Erreichens einer Altersgrenze,
verminderter Erwerbsfähigkeit oder Hinterbliebenen Bezüge. Bezüge wegen Erreichens einer Altersgrenze gelten erst ab dem 63. Lebensjahr bei Behinderten ab dem 60. Lebensjahr
als Versorgungsbezüge.
und
Freibeträge
Werbungskosten-Pauschbetrag
Versorgungsfreibetrag
Für Versorgungsbezüge gibt es nur noch, wenn keine höheren Werbungskosten nachgewiesen werden, den Pauschbetrag in
Höhe von 102 €.
Der Versorgungsfreibetrag, der zum Ausgleich der Ungleichbehandlung zwischen Renten und Pensionen eingeführt
und mehrfach erhöht worden ist, wird für jeden neu hinzukommenden Jahrgang bis zum Jahre 2040 abgeschmolzen.
Arbeitnehmer-Pauschbetrag
Der Arbeitnehmer-Pauschbetrag ist für Pensionäre und Bezieher von Werkspensionen fällt weg, weil keine Werbungskosten in
dieser Höhe anfallen .
Stufenmodell für Freibeträge
Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag
Versorgungsfreibetrag
Um in der Übergangsphase eine übermäßige Belastung durch den Wegfall des Arbeitnehmer-Pauschbetrags zu vermeiden, wird ein
Zuschlag zum Versorgungsfreibetrag eingeführt. Der Zuschlag ist für das Jahr 2005 auf 900 € festgesetzt, er wird eventuell gezwölftelt und
bis zum Jahre 2040 abgeschmolzen.
Der Versorgungsfreibetrag wird im gleichen Maße abgeschmolzen wie die Erhöhung des steuerpflichtigen Anteils der Rentenbesteuerung
entsteht. Der Höchstbetrag des Versorgungsfreibetrags ist für Bestandspensionäre und Neupensionäre des Jahres 2005 auf 3.000 € festgesetzt, er wird eventuell gezwölftelt und für neue Pensionäre ab
2006 bis zum Jahre 2040 auf 0 abgeschmolzen.
Beide Freibeträge werden für jeden einzelnen Bezieher im Jahr seines Eintritts in die Pension ermittelt und gelten für die gesamte Laufzeit.
Altersentlastungsbetrag
Der Altersentlastungsbetrag wird im gleichen Maße abgeschmolzen wie der Besteuerungsanteil der Renten steigt.
Versorgungsfreibetrag. Der Höchstbetrag ist für das Jahre 2005 auf 1.900 € festgesetzt und wird bis zum Jahre 2040 auf 0
abgeschmolzen.
Der Altersentlastungsbetrag verliert seine verfassungsrechtliche Rechtfertigung bei einer nachgelagerten Besteuerung. Er wird
bis zu einem Höchstbetrag im Kalenderjahr mit einem festgesetzten Prozentsatz von der positiven Summe der
Einkünfte - ohne Einkünfte aus Versorgungsbezügen und Leibrenten - abgezogen.
Der Altersentlastungsbetrag wird einem Steuerpflichtigen gewährt, der vor Beginn des Kalenderjahres, in dem er sein Einkommen bezogen hat, das 64. Lebensjahr, vollendet hat.
Höhe der Abschmelzungsbeträge
In den Jahren 2006 bis 2020
Abschmelzung um jährlich
In den Jahren 2021 bis 2040
Abschmelzung um jährlich
Versorgungs-Freibetrag 120 € 60 €
Zuschlag zum Versorgungs-Freibetrag 36 € 18 €
Altersentlastungsbetrag 76 € 38 €
Höhe der Abzugsbeträge in den Jahren 2005 bis 2040
Jahr des Versorgungs-
beginn
Versorgungs-Freibetrag
in %
Versorgungs-Freibetrag
Höchstbetrag in Euro
Zuschlag zum Versorgungs-
Freibetrag
Arbeitnehmer-/ Werbungs-
kosten-Pauschbetrag
maximaler Abzugsbetrag
2004 40,0 3.072 920 3.992
2005 40,0 3.000 900 102 4.002
2006 38,4 2.880 864 102 3.846
2007 36,8 2.760 828 102 3.690
2008 35,2 2.640 792 102 3.534
2009 33,6 2.520 756 102 3.378
2010 32,0 2.400 720 102 3.222
2020 16,0 1.200 360 102 1.662
2021 15,2 1.140 342 102 1.584
2030 8,0 600 180 102 882
2039 0,8 60 18 102 180
2040 0,0 0 0 102 102
Steuerunbelastetes Bruttoeinkommen 2005 *)
Rente neu(Besteuerungsanteil
50%)Beamtenpension Arbeitnehmergehalt
Rente alt(Ertragsanteil
27%)
18.893 €
12.836 €10.776 €
42.640 €*) eines alleinstehenden Rentners im Vergleich zu Pensionären
und Arbeitnehmern unter Berücksichtigung der geltenden Abzugs- Pausch- und Freibeträge (inkl. Grundfreibetrag)
Quelle: Bundesfinanzministerium
Steuerbelastete und nicht steuerbelastete Rentnerhaushalte 2005
Insgesamt 14,2 Mio. steuerpflichtige Rentnerhaushalte (19,5 Mio. Rentenempfänger)
nach neuem Rechtnach altem Recht
77%
14% 23%
86%
Nichtsteuerbelastete Rentnerhaushalte10,9 Mio. Steuerpflichtige
Nichtsteuerbelastete Rentnerhaushalte12,2 Mio. Steuerpflichtige
Steuerbelastete Rentnerhaushalte2,0 Mio. Steuerpflichtige
Steuerbelastete Rentnerhaushalte3,3 Mio. Steuerpflichtige
Quelle: Bundesfinanzministerium
Steuerliche Belastung eines Alleinstehenden
geltendem Recht
AltEinkG
0 1.000 0 0 0400 1.400 0 0 0800 1.800 0 16,67 16,67 0 1.300 0 0 0400 1.700 0 0 0800 2.100 0 39,58 39,580 1.600 0 1,58 1,58
400 2.000 0 16,57 16,57800 2.400 0 65,75 65,75
1.300
1.600
Est zzgl. SolZ (in Euro) eines Rentners nach
Monatliche Alterseinkünfte in Euro
1.000
Gesetzliche Rente
Zusätzliche Betiebs-
renteSumme
Differenz (in Euro)
Quelle: Bundesfinanzministerium
Steuerliche Belastung eines Verheirateten
geltendem Recht
AltEinkG
0 2.000 0 0 0 800 2.800 0 0 01.600 3.600 19,50 105,67 86,17 0 2.600 0 0 0 800 3.400 0 19,17 19,171.600 4.200 51,17 182,58 131,41 0 3.200 0 4,50 4,50 800 4.000 0 77,17 77,171.600 4.800 90,17 277,08 186,91
2.600
3.200
Est zzgl. SolZ (in Euro) eines Rentners nach
Monatliche Alterseinkünfte in Euro
2.000
Gesetzliche Rente
Zusätzliche Betiebs-
renteSumme
Differenz (in Euro)
Quelle: Bundesfinanzministerium
Steuerliche Entlastung beim Sonderausgabenabzug
eines Alleinstehenden
beim Abzug von Rentenversicherungsbeiträgen zu mindestens
60 % im Startjahr
80 % im Jahre 2015
100 % im Endjahr 2025
20.000 0 182 392
30.000 27 400 766
40.000 102 672 1.230
50.000 199 1.000 1.784
60.000 296 1.333 2.370
Bruttolohn in Euro
Jährliche steuerliche Entlastung in Euro
Quelle: Bundesfinanzministeriumberechnet nach den Einkommensteuertarif 2005
Rentenbezugsmitteilungen
Die Rentenversicherungsträger haben an einer zentralen Stelle der Finanzverwaltung, die bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte eingerichtet ist, ab dem Jahre 2005 jeweils bis
zum 31. Mai des Jahres, das auf das Jahr folgt, in dem eine Leibrente oder eine andere Leistung einem Leistungsempfänger
zu geflossen ist, folgende Daten zu übermitteln:
Gesondert ist der Betrag der Leistung, der Zeitpunkt des Beginns und des Ende des jeweiligen Leistungsbezugs und
eventuell die Laufzeit der Renten mitzuteilen.
Identifikationsnummer, Familienname, VornameGeburtsdatum und Geburtsort des Leistungsempfängers.
Kapital-Lebensversicherungen
Das Steuerprivileg für Kapitallebensversicherungen wird für Verträge, die nach dem 31.12.2004 abgeschlossen werden,
abgeschafft.
Für diese Verträge gibt es eine Ausnahme:Wenn der Vertrag nach dem 60. Lebensjahr des
Versicherungsnehmers endet und mindestens 12 Jahre gelaufen ist, muss nur die Hälfte des Ertrags versteuert werden.
Die Erträge (Überschüsse, die das Unternehmen seinen Kunden während der Vertragslaufzeit zuweist) werden voll versteuert.