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insel taschenbuch 3275
Herrlich wie am ersten Tag
125 Gedichte und ihre Interpretationen
Bearbeitet vonJohann Wolfgang Goethe, Marcel Reich-Ranicki
1. Auflage 2008. Taschenbuch. 566 S. PaperbackISBN 978 3 458 34975 4
Format (B x L): 10,6 x 17,5 cmGewicht: 280 g
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Leseprobe
Goethe, Johann Wolfgang
»Herrlich wie am ersten Tag«
125 Gedichte und ihre Interpretationen
Ausgewählt von Marcel Reich-Ranicki
© Insel Verlag
insel taschenbuch 3275
978-3-458-34975-4
Insel Verlag
Goethes Lyrik ist immer noch und heute erst recht: eine Fund-grube, in der sich mehr verbirgt, als wir uns vorstellen können.Aus seinem riesigen und einzigartigen Werk werden 125 Ge-dichte vorgelegt und von ihren Kennern kommentiert, berühmteebenso wie wenig bekannte, wenn nicht gar vergessene. Mit ihrenpersönlichen Deutungen zeigen uns die Interpreten, wie mandiese Gedichte begreifen kann, nicht, wie man sie begreifenmuß – und regen uns damit an, sie aufmerksam zu lesen und aufunsere Weise zu verstehen.Es äußern sich Lyriker wie Hilde Domin, Karl Krolow, ElisabethBorchers und Ernst Jandl, Günter Kunert und Ulla Hahn,Schriftsteller wie Wolfgang Koeppen, Golo Mann und SiegfriedLenz, Literaturhistoriker wie Benno von Wiese, Peter Demetzund Peter Wapnewski, Kritiker wie Hilde Spiel, Günter Blöckerund Joachim Kaiser sowie Siegfried Unseld.
Johann Wolfgang GoetheHerrlich wie am ersten Tag
125 Gedichte und ihre Interpretationen
Herausgegebenvon Marcel Reich-Ranicki
Insel Verlag
insel taschenbuch 3275Erste Auflage 2009
Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 2009Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragungdurch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)
ohne schriftliche Genehmigung des Verlagesreproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme
verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.Hinweise zu dieser Ausgabe am Schluß des BandesVertrieb durch den Suhrkamp Taschenbuch Verlag
Umschlag nach Entwürfen von Willy FleckhausSatz: Memminger MedienCentrum AG
Druck: CPI – Ebner & Spiegel, UlmPrinted in Germany
ISBN 978-3-458-34975-4
1 2 3 4 5 6 – 14 13 12 11 10 09
Inhalt
19 Vorwort
27 An den MondThomas Anz
31 Ein grauer trüber MorgenWolfgang Koeppen
35 Willkommen und AbschiedErnst Jandl
40 Mit einem gemalten BandWolfgang Leppmann
44 MailiedHilde Spiel
49 HeidenrösleinPeter von Matt
52 Pilgers MorgenliedKlaus-Dieter Metz
57 RezensentMarcel Reich-Ranicki
61 Das VeilchenKlara Obermüller
65 Der untreue KnabePeter Wapnewski
70 Der König in ThuleSiegfried Lenz
74 GanymedBenno von Wiese
79 An Schwager KronosJochen Hieber
84 Künstlers AbendliedHarald Hartung
88 Neue Liebe, neues LebenHenning Heske
92 Auf dem SeeHenning Heske
96 HerbstgefühlWolfgang Leppmann
99 Wonne der WehmutRobert Gernhardt
102 HoffnungJoachim Fest
106 Wandrers NachtliedKarl Krolow
109 Rastlose LiebeWerner Keller
113 Vor GerichtWalter Jens
117 Alle Freuden, die unendlichenMarcel Reich-Ranicki
121 An den MondGabriele Wohmann
126 Der FischerGolo Mann
130 Grenzen der MenschheitPeter von Matt
134 Gesang der Geister über den WassernPeter Härtling
139 Wandrers NachtliedWalter Jens
143 NachtgedankenHarald Hartung
147 ErlkönigGolo Mann
152 Der ParkElisabeth Borchers
156 Der SängerUlla Hahn
161 HarfenspielerKurt Klinger
165 MignonPeter von Matt
169 Freudvoll und leidvollMarcel Reich-Ranicki
173 Anakreons GrabPeter Horst Neumann
177 MignonGerhard Schulz
181 An Charlotte v. SteinPeter Wapnewski
185 Saget, Steine, mir anUlla Hahn
188 Froh empfind ich michWolfgang Koeppen
193 Herbstlich leuchtet die FlammeWolfgang Leppmann
197 Zünde mir Licht anGerhard Kaiser
200 Eines ist mir verdrießlichWerner Fuld
204 Frankreichs traurig GeschickWulf Segebrecht
208 Hast du nicht gute Gesellschaft gesehn?Jürgen Theobaldy
212 Grün ist der Boden der WohnungRudolf Jürgen Bartsch
215 Glückliche FahrtGert Ueding
219 Meeres StilleEckhard Heftrich
223 PhilinePeter von Matt
228 Nähe des GeliebtenEckhard Heftrich
232 Der Chinese in RomEgon Schwarz
236 Der SchatzgräberFriedrich Dieckmann
241 An MignonGerhard Schulz
246 Natur und KunstGünter Kunert
250 Das SonettGünter Kunert
254 Dauer im WechselWerner Ross
259 Ritter Curts BrautfahrtWulf Segebrecht
264 NachtgesangJoachim Fest
268 Was Völker sterbend hinterlassenRolf Hochhuth
272 Mächtiges ÜberraschenHelmuth Nürnberger
276 AbschiedGerhard Schulz
280 Die Liebende abermalsEckart Kleßmann
284 Das Mädchen sprichtMathias Schreiber
288 ZueignungHans Christoph Buch
293 Meine Ruh’ ist hinThomas Anz
298 Der Kaiserin BecherGertrud Fussenegger
302 GegenwartSiegfried Unseld
306 Die wandlende GlockeRainer Kirsch
311 GefundenWolfgang Leppmann
315 EigentumGabriele Wohmann
318 Gib mirWerner Fuld
322 Im AtemholenWerner Ross
326 VersunkenHelmut Koopmann
330 Behandelt die Frauen mit Nachsicht!Norbert Mecklenburg
334 Getretner QuarkErwin Koppen
338 PhänomenPeter Rühmkorf
342 Im Gegenwärtigen VergangnesHans Robert Jauß
347 Keinen Reimer wird man findenJan Philipp Reemtsma
350 Selige SehnsuchtGert Ueding
354 SchenkeHorst Rüdiger
358 UnbegrenztJoachim Sartorius
362 WinkWalter Hinck
366 Es ist gutEckart Kleßmann
370 Hatem/SuleikaGerhard Schulz
375 SuleikaHelmut Koopmann
379 An vollen BüschelzweigenMarcel Reich-Ranicki
385 Gingo BilobaPeter Härtling
389 VollmondnachtGert Ueding
393 In einer Stadt einmalHanspeter Brode
397 NachklangRenate Schostack
401 LesebuchWalter Helmut Fritz
404 Und wer franzet oder britetManfred Fuhrmann
408 ProoemionHermann Kurzke
412 Frühling über’s JahrKarl Otto Conrady
417 Urworte. OrphischRuth Klüger
422 Um MitternachtBenno von Wiese
426 Die Jahre nahmen dirWerner Ross
430 EpirrhemaLudwig Harig
434 Wenn du am breiten Flusse wohnstFriedrich Dieckmann
438 Im Dorfe war ein groß GelagGertrud Fussenegger
441 WandersegenJoachim Kaiser
445 Neugriechische Liebe-SkolieChristoph Perels
449 Eins und AllesJürgen Jacobs
453 An Ulrike von LevetzowKarl Otto Conrady
457 An Madame Marie SzymanowskaWalter Hinck
461 Am acht und zwanzigsten August 1826Katharina Mommsen
466 Bei Betrachtung von Schillers SchädelGünter Blöcker
470 Aus den Gruben, hier im GrabenDolf Sternberger
474 Gedichte sind gemalte FensterscheibenHorst Bienek
478 Sag, was könnt’ uns MandarinenWerner Ross
482 Der Guckuck wie die NachtigallPeter Demetz
486 Dämmrung senkte sich von obenLudwig Harig
490 Nun weiß man erstKatharina Mommsen
494 Als AllerschönsteHans Bender
498 Den Vereinigten StaatenWalter Hinck
502 Du tanzest leichtNorbert Mecklenburg
506 Nicht mehr auf SeidenblattHilde Domin
510 Dem aufgehenden VollmondeReinhard Baumgart
514 Der BräutigamAdolf Muschg
518 Früh wenn Tal, Gebirg und GartenReinhard Baumgart
521 Ihr verblühet, süße RosenMartin Lüdke
525 VermächtnisEckhard Heftrich
530 An Frau von WillemerEva Demski
534 Lynkeus der TürmerGerhard Kaiser
538 Der Zaubrer fordertErich Trunz
Anhang
542 Bibliographische Notiz
543 Alphabetisches Verzeichnisder Gedichtüberschriften und -anfänge
548 Verzeichnis der Interpreten
Vorwort
Zu den unermüdlich wiederholten Interviewfragen ge-hört jene nach den Büchern, die man, verbannt auf eineeinsame Insel, mitnehmen möchte. Meist darf man dreiTitel nennen, bisweilen sogar drei Romane, drei Dramenund drei Gedichtbände. Wie aber, wenn der Fragestellerhartnäckig darauf besteht, daß in dem kargen GepäckPlatz nur für einen einzigen Band sei? Entscheide ichmich für einen Roman? Nein, denn man kann einen ge-nialen Roman gewiß häufig lesen, doch nicht unentwegt.Für ein dramatisches Werk? Da kommt der »Faust« inBetracht und auch eine Auswahl der Stücke Shakespeares.Indes gebe ich letztlich der Lyrik den Vorzug, und ichzweifle keinen Augenblick, welcher Poet und welcheVerse mich in der Einsamkeit am besten erfreuen, beleh-ren und trösten, ermutigen, erheitern und vergnügen wür-den: Goethe und seine gesammelten Gedichte.Von allen Schätzen der deutschen Dichtung sind sie derkostbarste. Vielleicht gibt es Autoren deutscher Zunge,deren lyrisches Werk umfangreicher ist. Doch keinen gibtes, der so viele Gedichte geschrieben hätte, die bis heutelebendig, mehr noch: die herrlich sind wie am ersten Tag,keinen, dessen Poesie zarter und geistreicher, farben-prächtiger und vielseitiger wäre, nachdenklicher und tem-peramentvoller. Sie stammt aus allen Epochen seinesLebens: Schon der halbwüchsige Goethe schrieb Ge-dichte – und es sind darunter auch Meisterstücke. Nochder Achtzigjährige verfaßte Verse, und sie muten biswei-len geradezu jugendlich an.Der unermeßliche, der überwältigende Reichtum seiner
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Lyrik, die Vielfalt ihrer Töne und Themen, ihrer Stoffeund Stimmungen, ihrer Motive und Melodien hat mit demReichtum seiner Persönlichkeit zu tun. »Der Geist desWiderspruchs und die Lust zum Paradoxen steckt in unsallen« – bemerkte er in seiner Autobiographie. Das ist,so verallgemeinert, wohl nicht richtig. Aber es gilt mitSicherheit für ihn selber. Ob wir uns seinem Leben undCharakter zuwenden oder uns mit seinem Werk befas-sen, wir treffen unentwegt auf polare Spannungen undschroffe Widersprüche.Er war ein Dichter und ein Gelehrter, ein Artist und einNaturwissenschaftler, ein Träumer, ein Visionär und dochein Realpolitiker. Er war ein passionierter Theoretikerund ein unermüdlicher Praktiker. Er liebte die Klarheitund verteidigte die Dunkelheit, er schätzte das Vornehmeund das Aristokratische, ohne sich gegen das Plebejischeund das Derbe zu sperren, ohne das Vulgäre zu verachten.Seinen Wilhelm Meister läßt er sagen: »Kurzgefaßte Sprü-che jeder Art weiß ich zu ehren, besonders wenn sie michanregen, das Entgegengesetzte zu überschauen und inÜbereinstimmung zu bringen.«Nichts Literarisches war ihm fremd, nichts Künstleri-sches gleichgültig. Goethe beherrschte die unterschied-lichsten Stile, er versuchte sich in allen Formen und Gat-tungen, er war zu Hause in der Dichtung aller Epochen.So konsequent und erfolgreich er gegen die vielen Raub-drucke seiner Werke auch kämpfte, er selber profitiertegern und oft von den Schriften anderer: Aus dem interna-tionalen Fundus der Poesie nahm er sich heraus, was ihmbesonders gefiel und was er gerade gebrauchen konnte.Gewiß, er war lax in Fragen des geistigen Eigentums,doch verdanken wir dieser Laxheit, die in der damaligen
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