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Holzbau mit Sengon Das Potential eines Leichtholzes im Bausektor
Erstellt von: Adam Themessl
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D-‐70176 Stuttgart +49 711 220468 01
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Juni 2015
Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................................................................................ 1
Botanische Beschreibung ........................................................................................................................ 2
Taxonomie ........................................................................................................................................... 2
Wuchseigenschaften und Erscheinungsbild ........................................................................................ 2
Ökologische Aspekte ............................................................................................................................... 2
Soziale Aspekte ....................................................................................................................................... 2
Technische Aspekte ................................................................................................................................. 3
Materialeigenschaften ........................................................................................................................ 3
Dauerhaftigkeitseigenschaften ........................................................................................................... 6
Verwendungsmöglichkeiten im Holzbau ............................................................................................. 7
Produktivität ........................................................................................................................................... 7
Wachstumseigenschaften ................................................................................................................... 7
Verfügbarkeit ...................................................................................................................................... 9
Holzverbrauch im Bauwesen ............................................................................................................... 9
Ausblick ................................................................................................................................................. 11
Vergangene Entwicklung des Leichtholzsektors in Indonesien ......................................................... 11
Zukünftige Entwicklung des Leichtholzsektors in Indonesien ........................................................... 12
Verzeichnisse ........................................................................................................................................ 13
Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................................... 13
Diagrammverzeichnis ........................................................................................................................ 13
Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................... 13
Quellenverzeichnis ............................................................................................................................ 13
Anhang ..................................................................................................................................................... i
Biegeversuche ...................................................................................................................................... i
Druckversuche .................................................................................................................................... v
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Einleitung Die vorliegende Arbeit ist eine Sammlung von Informationen aus verschiedenen Literaturquellen und Erfahrungswerten des Autors. Es soll ein Überblick über die Eigenschaften und die damit verbundenen Einsatzmöglichkeiten von Sengon (Paraserianthes falcataria L.)gegeben werden. Dieses Dokument bezieht sich vor allem auf das mögliche Potential des Holzes im Bausektor. Es ist zu beachten, dass trotz einer bereits über ein Jahrzehnt langen Verarbeitung dieses Holzes relativ wenige brauchbare wissenschaftliche Untersuchungen über dessen Eigenschaften durchgeführt wurden. Aus diesem Grund sind weitere professionelle Tests und Versuche durchzuführen, bevor das Holz eine kommerzielle Verwendung im Holzbau finden kann.
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Botanische Beschreibung
Taxonomie Botanischer Name: Paraserianthes falcataria (L.) Nielsen Familie: Fabaceae Unterfamilie: Mimosoideae Synonyme: Albizia falcata (L.) Backer, Albizia falcataria (L.) Fosberg, Albizia moluccana Miq., Falcataria moluccana Miq., Adenanthera falcata Linn., Adenanthera falcataria Linn. Gebrauchsnamen: Indonesien: Sengon, Sengon Laut, Jeungjing, Tedehu putih, Rare, Selawoku, Seka, Sika, Sikas, Tewa sela, Bae, Bai, Wahogon, Wai, Wikkie; England: Albizia, Batai, Indonesian Albizia, Moluca, Paraserianthes, Peacock Plume, White Albizia; [1] Verbreitungsgebiet: Südostasien Bemerkung: Der Einfachheit halber wird in diesem Dokument folgend der Begriff Sengon verwendet.
Wuchseigenschaften und Erscheinungsbild Sengon kann bis zu einer Höhe von 40 m wachsen, wobei der Stamm bis zu 20 m frei von Ästen ist. Der Baum erreicht unter idealen Bedingungen einen Brusthöhendurchmesser über 100 cm in einem Zeitraum von etwa 20 Jahren. [2] Je nach Vergesellschaftung bildet der Baum eine flache ausladende oder eine flache schmale Krone aus.
Abbildung 1: Kronenausbildung von Sengon Abbildung 2: Rinde von Sengon
Ökologische Aspekte Der jährliche Biomassezuwachs von Sengon ist außerordentlich hoch, wodurch er eine große Masse an CO2 speichert (siehe Kapitel „Verfügbarkeit“). Das natürliche Vorkommen dieses Baumes auf Borneo wurde in Sekundärwäldern beobachtet. Er fungiert als Pionierbaum und besiedelt vor allem degradierte Flächen und Straßenränder. [1] Auf all den verschiedenen Bodenarten Borneos ist Sengon zu finden außer in den sumpfigen Gebieten der Insel. Die spezielle Eigenschaft dieser Leguminose ist die der Stickstofffixierung im Boden. Sengon nimmt Stickstoff aus der Luft auf und speichert diesen im Boden. Diese Fixierung geschieht auf zwei verschiedene Arten. Zum einen bedient sich der Baum einer bestimmten Art von Mykorrhiza (Rhizobium Bakterium), die den Stickstoff über das Wurzelsystem über einige Quadratmeter verteilt. Zum anderen lässt er die stickstoffhaltigen Blätter das ganze Jahr über fallen, welche verrotten und den gebundenen Stickstoff auf der obersten Humusschicht verteilen. [3] Durch diese Eigenschaft düngt Sengon den degradierten Boden auf natürliche Art und Weise. [4]
Soziale Aspekte Sengon bietet eine optimale Möglichkeit für Kleinbauern degradierte Flächen für eine Bewirtschaftung wieder aufzubauen. Meist sind diese Flächen einer Brandrodung zum Opfer gefallen und die Bauern haben nicht viele Optionen den ausgewaschenen Boden effektiv zu bewirtschaften. Wird nun die Leguminose gepflanzt, so
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geschieht die voran erwähnte natürliche Düngung. Dadurch ist es den Bauern möglich eine Agroforstbetrieb aufzubauen, der das ganze Jahr über Erträge bringt. Zwischen den Bäumen können verschiedene Lebensmittel angebaut werden, um das Überleben der Bauern zu garantieren. Bereits nach drei bis fünf Jahren erwirtschaften die Bauern Erträge aus der ersten Durchforstung. Die Umtriebszeit von Sengon liegt bei acht bis zehn Jahren. Weitere schnellwachsende Hölzer können in Form von Mischkulturen angebaut werden und die Biodiversität sowie die Verfügbarkeit von verschiedenen Hölzern am Markt erhöhen. Eine nachgeschlossene Weiterverarbeitung des Holzes führt zu neuen Arbeitsplätzen und somit zu einer höheren Wertschöpfung in der Region.
Abbildung 3: Teambesprechung mit Kleinbauern
Technische Aspekte
Materialeigenschaften Folgend werden die wichtigsten Materialeigenschaften von Sengon aufgezeigt. Um diese in eine Relation zu setzen, werden die Materialeigenschaften der Fichte ebenfalls aufgführt. Es soll vermerkt sein, dass die hier aufgeführten Werte aus Mittelwerten verschiedener Quellen zusammengeführt wurden und somit nicht für professionelle Berechnung geeignet sind. [5, 6, 7, 8]
Diagramm 1: Dichtewerte von Fichte und Sengon
Aus Diagramm 1 wird ersichtlich, dass die Dichte von Sengon nahezu die Hälfte des Wertes der Fichte erreicht.
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Fichte Sengon
Dichte
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Diagramm 2: Elastizitätsmodul von Fichte und Sengon
Diagramm 2 zeigt, dass der E-‐Modul von Sengon etwa einem dreiviertel von dem der Fichte entspricht.
Diagramm 3: Druckfestigkeit von Fichte und Sengon
Aus Diagramm 3 geht hervor, dass die Druckfestigkeit von Fichte und Sengon nahezu gleich ist.
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Fichte Sengon
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E-‐Modul
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Fichte Sengon
DruckfesSgkeit
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N/mm²
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Diagramm 4: Bruchfestigkeit von Fichte und Sengon
Aus Diagramm 4 wird ersichtlich, dass die Bruchfestigkeit von Sengon etwa um 22 % niedriger ist als die von Fichte.
Diagramm 5: Zugfestigkeit von Fichte und Sengon
Diagramm 5 zeigt, dass die Zugfestigkeit von Sengon um etwa 40 % geringer ist als die der Fichte.
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Fichte Sengon
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Fichte Sengon
ZugfesSgkeit
Zugfesugkeit
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Diagramm 6: Scherfestigkeit von Fichte und Sengon
Aus Diagramm 6 geht hervor, dass Sengon eine nahezu gleich hohe Scherfestigkeit wie die Fichte aufweist.
Diskussion Es ist bemerkenswert, dass Sengon trotz seiner viel geringeren Dichte so gute Materialeigenschaften besitzt. Hier sind vor allem der E-‐Modul, die Druckfestigkeit und die Scherfestigkeit speziell zu erwähnen. Doch auch die Bruchfestigkeit ist für dieses leichte Material außerordentlich hoch.
Dauerhaftigkeitseigenschaften
Termitenresistenz Aus verschiedenen mündlichen Quellen ist dem Autor dieses Dokumentes diese besondere Eigenschaft des Sengonholzes zugetragen worden. Aus Gesprächen mit mehreren Betriebsführern und Holztechnikern, die sich mit Sengon seit längerem beschäftigen, ist herausgegangen, dass die Resistenz gegenüber Termiten eine wesentliche Besonderheit dieses Holzes und somit auch ein gutes Verkaufsargument sei. Dem Autor wurden Objekte aus Sengonholz gezeigt, die normalerweise nach kürzester Zeit von Termiten zerfressen gewesen wären, wäre ein anderes Holz verwendet worden. Leider fehlen wissenschaftliche Quellen, um diese Eigenschaft zu untermauern. Es sind Untersuchungen der Holzinhaltsstoffe nötig, um eine präzise Aussage zu diesem Thema geben zu können.
Brandschutz Aufgrund des hohen Aschegehaltes des Sengonholzes bildet sich bei der Verbrennung des Holzes eine relativ starke und dichte Ascheschicht. Diese schützt das im Inneren liegende Holz vor der weiteren Verbrennung. Eine Firma in England hat sich diese Eigenschaft schon zu Nutze gemacht und stellt Brandschutztüren aus Sengon her. [9] Es fehlen auch hier noch wissenschaftliche Belege, die diese Eigenschaft bestätigen.
Dauerhaftigkeit am Boden Das Holz des Sengonbaumes soll nicht direktem Bodenkontakt ausgesetzt werden. Eine Studie zeigt, dass bereits nach einem halben Jahr bis zwei Jahren Zerfallserscheinungen des Holzes auftreten. [1]
Dauerhaftigkeit gegen Witterung Sengon soll nicht direkt der Witterung ausgesetzt werden. Bei einer zu hohen Holzfeuchte ist das Holz sehr anfällig auf Pilz-‐ und Insektenbefall. [1]
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Fichte Sengon
ScherfesSgkeit
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Verwendungsmöglichkeiten im Holzbau Werden die Materialeigenschaften von Sengon in direkten Vergleich mit denen der Fichte gestellt, kann behauptet werden, dass dieses Holz ein enormes Potential im Holzbausektor aufweist. Vor allem in Bereichen, in denen stark an Gewicht gespart werden muss. Unter Betrachtung der viel geringeren Dichte weist Sengon einen erstaunlich hohen E-‐Modul auf, der einen ausschlaggebenden Faktor im Holzbau darstellt. Ebenfalls stehen die Bruchfestigkeit und die Zugfestigkeit in einer überproportionalen Relation zur Dichte dieses Holzes. Besonders zu erwähnen ist allerdings die Druckfestigkeit. Diese ist trotz der wesentlich geringeren Dichte annähernd gleich hoch wie bei der Fichte. Diese Eigenschaft kann vor allem bei Wandelementen im Holzbau zum Vorteil genutzt werden. Des Weiteren sind die außerordentlich hohe Scherfestigkeit und die hohe Bruchfestigkeit bei solch geringer Dichte zu beachten. Die Eigenschaft der Termitenresistenz ist zwar in Europa kein großes Thema, jedoch in Gebieten, wo diese Insekten heimisch sind, ist dieser Faktor wesentlich im Holzbau. Werden die Bauelemente durch konstruktiven Holzschutz vor Witterung geschützt, so ist auch das Thema des Pilz-‐ und Insektenbefalls vernachlässigbar. Ein Unterbau aus Beton ist heutzutage ohnehin Standard und somit ist auch die schlechte Dauerhaftigkeit bei Bodenkontakt kein wesentlicher Faktor. Vor allem die Tatsache des hohen Aschegehaltes dieses Holzes spricht für einen Einsatz von Sengon im Holzbau. Einer der Hauptgründe, warum der moderne Holzbau in Europa Schwierigkeiten hat Fuß zu fassen, sind die strengen Brandschutzvorschriften. Kann mit wissenschaftlichen Untersuchungen die hohe Feuerresistenz dieses Holzes bewiesen werden, so öffnen sich dem Holzbausektor neue Türen.
Produktivität
Wachstumseigenschaften Mit einem jährlichen Zuwachs von 40-‐60 m³/ha bei optimalen Bedingungen produziert dieser Baum eine enorme Menge an Biomasse. [10] Messungen an einem gefällten zehnjährigen Baum ergaben eine gesamte Biomasse von 57,8 m³, wovon 50 m³ oberirdisch gewachsen waren. [11]
Diagramm 7: Jährlicher Zuwachs an Biomasse in m³ pro Hektar [10]
Unter optimalen Bedingungen wächst der Baum im ersten Jahr bis zu einer Höhe von 7 m, in drei Jahren bis zu einer Höhe von 16 m und in neun Jahren bis zu einer Höhe von 33 m. Es wurden Bäume vermessen, die einen Brusthöhendurchmesser (BHD) von 36 cm bei einem Alter von weniger als vier Jahren aufweisen. Der Durchschnitt liegt in diesem Alter allerdings bei der Hälfte. Der durchschnittliche BHD bei Bäumen mit einem Alter über 5 Jahren und unter 10 Jahren liegt bei 30 cm. [12] Der durchschnittliche BHD beträgt in einem Alter von 12 bis 15 Jahren zwischen 30 und 70 cm, je nach Wuchsbedingungen. Die Höhe eines solchen Baumes liegt zwischen 15 und 36 m. [1] Der Zuwachs an Durchmesser und Höhe nimmt mit dem Alter des Baumes ab (siehe Diagramm 8 und 9).
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Diagramm 8: Jährlicher BDH-‐Zuwachs in cm [10]
Diagramm 9: Jährlicher Höhenzuwachs in m [10]
Diagramm 10: BHD in Relation zur Höhe [10]
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Aus den Diagrammen 7, 8, 9 und 10 wird ersichtlich, dass der Holzzuwachs mit Zunahme des Alters abnimmt. Die auf den Diagrammen 7, 8 und 9 gezeichneten Graphen II, III und IV beziehen sich auf die Wuchsklassen der Sengonbäume, wobei II die schlechteste und IV die beste Klasse darstellt. Es wird angenommen, dass die gestrichelten Linien in Diagramm 7 die Extrema der Zuwachsraten darstellt und die durchgezogenen Linien den Durchschnitt dieser anzeigen.
Verfügbarkeit Das Programm 1m Trees hat zum Ziel 1000 Kleinbauern zu befähigen auf ihren Flächen Sengon anzubauen. Jeder dieser Bauern besitzt einen Hektar degradiertes Land. Die folgende Rechnung ist eine reine Hochrechung ohne Agroforstansätze. Wird mit dem geringsten Durchschnittswert des jährlichen Zuwachses pro Hektar bei optimalen Wuchsbedingungen und einer Umtriebszeit von zehn Jahren gerechnet, so ergeben sich folgende Zahlen. Tabelle 1: Zuwachsrate von Sengon pro Jahr
Jährlicher Zuwachs pro Hektar in m³ 40 Anzahl Bauern 1.000 Anzahl Hektare 1.000 Jährlicher Zuwachs im Projektgebiet 40 m³ * 1.000 = 40.000 m³ Tabelle 1 zeigt einen jährlichen Zuwachs von Sengonholz von 40.000 m³ auf einer Fläche von 1.000 ha.
Diagramm 11: Zuwachsraten pro Jahr und Hektar von Fichte und Sengon
Diagramm 11 zeigt eine viermal höhere Zuwachsrate pro Jahr und Hektar von Sengon im Vergleich zur Fichte.
Holzverbrauch im Bauwesen Im Jahr 2012 wurden in Deutschland im Holzbausektor 13,4 Mio. m³ Bauholz eigesetzt. Wird der Verschnitt von der Schnittware bis zum verbauten Holz eigerechnet, so ergibt sich ein Schnittholzverbrauch von 16,6 Mio. m³. Um einen Kubikmeter massives Schnittholz herzustellen, werden 1,675 m³ Stammholz benötigt. Somit beträgt der effektive Stammholzverbrauch im deutschen Holzbausektor im Jahr 2012 20,356 Mio. m³. [13] Die Gesamtfläche Kalimantans beträgt 54,4 Mio. ha, welche stark von Abholzung betroffen war und immer noch ist. [14] Palmölmonokulturen beherrschen mehr als 10 % der bereits degradierten Flächen. [15] Sekundärwälder werden gerodet, um Braunkohle und Gold abzubauen. Das hinterlassene Gebiet wird meist nicht wieder aufgeforstet. Die degradierte Fläche beträgt etwa 30 %. Bebaute und für Agronomie benutze Fläche beläuft sich auf 10 %. Etwa 40 % der totalen Waldfläche sind noch intakter Sekundärwald. Lediglich 10 %
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Fichte Sengon
Zuwachsrate pro Jahr und Hektar m³
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sind als Primärwald deklariert. [16] Von den etwa 20 Mio. Einwohnern Kalimantans sind geschätzte 30 % Bauern. Werden diese Zahlen kombiniert aufgeführt, so kann das Potential einer professionell aufgezogenen Aufforstung und der Weiterverarbeitung der Forstprodukte ermessen werden. Tabelle 2: Potential von Sengon auf degradierten Flächen
Degradierte Fläche in gesamt Kalimantan 16.320.000 ha Zuwachsrate von Sengon pro Jahr und Hektar in Monokulturen 40 m³
Mögliches Potential des Stammholzvolumens pro Jahr und Hektar aus Monokulturen
652.800.000 m³
Zuwachsrate von Sengon pro Jahr und Hektar in Agroforstbetrieben
20 m³
Mögliches Potential des Stammholzvolumens pro Jahr und Hektar aus Agroforstbetrieben 326.400.000 m³
Stammholzverbrauch pro Jahr in deutschen Holzbau 13.400.000 m³ Benötigte Fläche (Agroforst), um den Stammholzverbrauch pro Jahr im deutschen Holzbau zu decken
670.000 ha
Aus Tabelle 2 wird das Potential der degradierten Flächen ersichtlich. Es kann auf diesen Flächen mit Monokulturen ein jährliches Stammholzvolumen von 652,8 Mio. ha erreicht werden. Wird der Agroforstansatz verfolgt, so kann ein jährliches Stammholzvolumen von 326,4 Mio. ha produziert werden. Um den jährlichen Stammholzverbrauch im Holzbau der Industrienation Deutschland abzudecken, werden 670.000 ha benötigt. Um diese Zahl zu erreichen, müssen 670.000 der etwa 6 Mio. Bauern Kalimantans jeweils einen Hektar degradierter Fläche bewirtschaften.
Abbildung 4: Palmölplantagen auf degradierten Flächen Der moderne Holzbausektor in Indonesien ist verschwindend klein. Es wird hauptsächlich mit Beton und Stahl gebaut, was einem Statussymbol entspricht. Der traditionelle Holzbau ist mehr oder weniger verloren gegangen und wird nur noch auf sehr ländlichen Gebieten wegen der einfacheren Beschaffung praktiziert. Holzhäuser sind altmodisch und die Gefahr von Termitenbefall schreckt Bauherren von der Verwendung der Holzbauweise ab. Lediglich Dachkonstruktionen von Einfamilienhäusern werden noch aus Holz gebaut. Für die Konstruktionen werden hauptsächlich Harthölzer aus illegalen Quellen verwendet. [17] Der Import von Nadelhölzern aus dem Ausland für den Holzbau findet in Indonesien nicht statt. [17] Kann die Nutzung von Leichthölzern im Bausektor Indonesiens gefördert und die positiven Eigenschaften von Sengon gut vermarktet werden, so ergibt sich ein großes Potential für den Holzbau in Indonesien.
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Abbildung 5: Stahlbetonbau Abbildung 6: Dachkonstruktion im Holzbau
Ausblick Die folgenden Aussagen basieren hauptsächlich auf den Erfahrungen des Autors, da nur wenige wissenschaftliche Quellen zu diesem eher jungen Thema existieren. Der Autor befasste sich vier Monate intensiv mit dem indonesischen Markt für Leichthölzer und stützt sich im folgenden Kapitel auf die daraus gewonnenen Erkenntnisse.
Vergangene Entwicklung des Leichtholzsektors in Indonesien Vor 10 Jahren wurde das Potential des schnellwachsenden Holzes Sengon entdeckt. Es wurden zu Beginn vor allem verschiedene Arten von Platten hergestellt. Heute ist eine breite Variation dieser Platten auf dem Markt zu finden. Allen voran geht die Tischlerplatt und das Sperrholz wegen deren außerordentlich guten Festigkeitswerten bei solch geringem Gewicht. Lange Zeit hat sich die Produktpalette auf Platten beschränkt, doch durch den wachsenden Markt wurde die Konkurrenz größer und neue Differenzierungen wurden gesucht. Aufgrund weniger handfester und wissenschaftlich gut fundierter Materialtests ist es vielen Unternehmungen schwer gefallen, neue Produkte auf den spezifischen Eigenschaften des Holzes beruhend zu entwickeln. Erst Anfang der 2010er Jahre wurde es gewagt, Möbelteile oder ganze Möbel aus Sengon herzustellen. Komplette Möbelgarnituren aus Sengon befinden sich noch nicht auf dem Markt, jedoch werden vermehrt Schubladen und versteckte Elemente aus Sengon in Möbeln eingebaut, um diese leichter zu machen. Somit werden Distributionskosten minimiert und der Endkunde hat weniger Gewicht in seinen Wohnraum zu befördern. Derzeit werden Leimbinder aus Sengon in der Holztechnikerschule PIKA in Semarang, Zentral Java, hergestellt und getestet. Die Resultate dieser Tests werden die effektive Tauglichkeit von Sengon im Holzbau aufzeigen.
Abbildung 7: Tischlerplatte aus Sengon Abbildung 8: Sperrholzplatte aus Sengon
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Zukünftige Entwicklung des Leichtholzsektors in Indonesien Die Nachfrage für Platten aus Leichthölzern wird sich in den folgenden Jahren steigern. [18] Werden nationale Zertifizierungslabels wie das SVLK-‐Label (Legal Wood Indonesia) dem Endkunden näher gebracht, so steiget auch das Angebot seitens der KMUs der jeweiligen Länder. Senon hat in der Möbelbranche effektiv große Chancen, wird der Trend betrachtet, dass vor allem junge Menschen oft umziehen und beim Einkauf von Möbeln auf die Mobilität achten. Bezogen auf den Holzbau entwickelt sich in Europa ein Trend hin zur Natürlichkeit und Nachhaltigkeit. Vor allem Faktoren wie CO2-‐Speicherung und geringe graue Energie sind wesentliche Argumente für umweltbewusste Personen. Kann nun mit der Tatsache geworben werden, dass mit dem Bau eines Holzhauses aus Sengon der Urwald geschützt und die lokale Bevölkerung Borneos unterstützt wird, ist mit einer Steigerung der Käuferschaft zu rechnen. Werden die technischen Aspekte mit einbezogen, so ergeben sich für Unternehmungen wichtige Vorteile: • Der hohe Aschegehalt und der damit verbundene Brandschutz ist ein gutes Argument für Holzbau in neuen
Dimensionen. • Die erstaunlich hohe Druckfestigkeit eignet sich sehr gut für die Elementbauweise. • Die wesentliche Gewichtseinsparung reduziert Transport-‐ und Aufrichtungskosten. Wie bereits erwähnt ist der moderne Holzbau in Indonesien mehr oder weniger nicht existent. Wird aber auf professioneller Ebene mit wissenschaftlich belegten Fakten und guten Argumenten die Holzbauweise in Indonesien gefördert, so entsteht ein völlig neuer Markt mit enormen Entwicklungschancen.
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Verzeichnisse
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Kronenausbildung von Sengon .......................................................................................................... 2 Abbildung 2: Rinde von Sengon .............................................................................................................................. 2 Abbildung 3: Teambesprechung mit Kleinbauern ................................................................................................... 3 Abbildung 4: Palmölplantagen auf degradierten Flächen ..................................................................................... 10 Abbildung 5: Stahlbetonbau ................................................................................................................................. 11 Abbildung 6: Dachkonstruktion im Holzbau ......................................................................................................... 11 Abbildung 7: Tischlerplatte aus Sengon ................................................................................................................ 11 Abbildung 8: Sperrholzplatte aus Sengon ............................................................................................................. 11
Diagrammverzeichnis Diagramm 1: Dichtewerte von Fichte und Sengon ................................................................................................. 3 Diagramm 2: Elastizitätsmodul von Fichte und Sengon .......................................................................................... 4 Diagramm 3: Druckfestigkeit von Fichte und Sengon ............................................................................................. 4 Diagramm 4: Bruchfestigkeit von Fichte und Sengon ............................................................................................. 5 Diagramm 5: Zugfestigkeit von Fichte und Sengon ................................................................................................. 5 Diagramm 6: Scherfestigkeit von Fichte und Sengon ............................................................................................. 6 Diagramm 7: Jährlicher Zuwachs an Biomasse in m³ pro Hektar [10] .................................................................... 7 Diagramm 8: Jährlicher BDH-‐Zuwachs in cm [10] ................................................................................................... 8 Diagramm 9: Jährlicher Höhenzuwachs in m [10] ................................................................................................... 8 Diagramm 10: BHD in Relation zur Höhe [10] ......................................................................................................... 8 Diagramm 11: Zuwachsraten pro Jahr und Hektar von Fichte und Sengon ............................................................ 9
Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Zuwachsrate von Sengon pro Jahr .......................................................................................................... 9 Tabelle 2: Potential von Sengon auf degradierten Flächen .................................................................................. 10
Quellenverzeichnis
Literaturquellen [1] Soerianegara, I. and Lemmens, R.H.M.J. (1993): Plant resources of South-‐East Asia 5(1): Timber trees:
major commercial timbers. Pudoc Scientific Publishers; Wageningen, Netherlands. [2] Bhat, K.M., Valdez, R.B. and Estoquia, D.A. (1998): Wood production and use. In: Roshetko, J.M. (ed.)
Albizia and Paraserianthes production and use: a field manual, 13–17. Winrock International, Morrilton; Arkansas, USA.
[3] Orwa, C., Mutua, A., Kindt, R., Jamnadass, R. and Anthony, S. (2009): Agroforestry tree database: a tree reference and selection guide version 4.0. http://www.worldagroforestry.org/treedb2/AFTPDFS/Paraserianthes_falcataria.pdf.
[4] Heyne, T. (1987): Tumbuhan berguna Indonesia. Forestry Research and Development Agency; Jakarta, Indonesia.
[5] http://www.gdholz.de/ (Stand: Mai 2015) [6] Räber, L., Fuchs, P. und Corpataux L. (2014): Project Albizia Falcataria; Projektarbeit, BFH-‐AHB; Biel,
Schweiz. [7] Langosch, H. (2010): Beschreibung der Eigenschaften und Verwendungen neu eingeführter Hölzer mit
geringer Rohdichte (Low Density Woods). Bachelorarbeit, Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften; Hamburg, Deutschland.
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[11] Siringoringo, H.H. and Siregar, C.A. (2006): Model persamaan allometri biomassa total untuk estimasi akumulasi karbon pada tanaman sengon. Jurnal Penelitian Hutan dan Konservasi Alam 3(5): 541–553.
[12] Krisnawati, H. et al. (2011): Paraserianthes falcataria (L.) Nielson, Ecology, silviculture and productivity; Center for International Forestry Research, CIFOR; Bogor, Indonesia.
[13] Mantau, U. (2013): Aktueller Holzverbrauch im Bau und künftige Marktchancen; Universität Hamburg, Zentrum Holzwirtschaft; Hamburg, Deutschland.
[14] https://en.wikipedia.org/wiki/Central_Kalimantan (Stand: Juni 2015) [15] http://wwf.panda.org/what_we_do/where_we_work/borneo_forests/borneo_deforestation/ (Stand:
Juni 2015) [16] http://www.nature.com/nclimate/journal/v3/n3/full/nclimate1702.html (Stand:Juni 2015) [17] Loseth, M. (2007): Wood Export Potential in Indonesia; Forestry Innovation Investment; Vancouver,
Canada. [18] Pipa, E., Doug, B. (2014): Planting for the future, How Demand for Wood Products Could Be Friendly to
Tropical Forests; Union of Concerned Scientists; Cambridge, UK.
Bildquellen Titelbild 1 FVW Titelbild 2 http://www.blockhaus-‐sauna.com/wp-‐content/uploads/2012/02/Sauna_Aussen_detail.jpg
(Stand: Juni 2015) Einleitungsbild FVW Abbildung 1 FVW Abbildung 2 FVW Abbildung 3 FVW Abbildung 4 FVW Abbildung 5 http://www.gbgindonesia.com/en/property/article/2014/indonesias_buildingandamp_
construction_materials_sector.php (Stand: Juni 2015) Abbildung 6 Loseth, M. (2007): Wood Export Potential in Indonesia; Forestry Innovation Investment;
Vancouver, Canada. Abbildung 7 FVW Abbildung 8 http://www.pacificringinc.com/en/products/88.html (Stand: Juni 2015) Schlussbild FVW
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