i l a n das deutsche wirtschaftsmagazin s e r · hatte er einige monate am nieder- ... später in...

98
SEPTEMBER 2015 Das deutsche Wirtschaftsmagazin B I L A N Z / S e p t e m b e r / 2 0 1 5 D I E 5 0 0 R E I C H S T E N D E U T S C H E N

Upload: trinhdung

Post on 18-Sep-2018

248 views

Category:

Documents


2 download

TRANSCRIPT

Page 1: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

SEPTEMBER 2015

Das deutsche WirtschaftsmagazinBILANZ

/

September

/

2015

DIE

500

REICHSTEN

DEUTSCHEN

Page 2: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

Deutsche Bankdeutsche-bank.de/ideen

10 ausgezeichnete Jahre mit2.855 ausgezeichneten Orten.Der Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ feiert 10 erfolgreiche Jahre. Gemeinsam mit der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ hat die Deutsche Bank alsNationaler Förderer des Wettbewerbs in dieser Zeit 2.855 bahnbrechende Ideen prämiert, die für den Standort Deutschland stehen und unser Land vorangebracht haben. Zu ihren herausragenden Leistungen gratulieren wir allen Ausgezeichneten – und danken ihnen für ihre Ideenvielfalt, mit der sie unser Land inspirieren und nachhaltig prägen.

Festival der Ideen:

Vom 10. bis 13. September

auf dem Washingtonplatz in Berlin.

1508_5235_DB_ANZ_LDI_10_JAHRE_215x265.indd 1 19.08.15 15:30

Page 3: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

3

In dieser Ausgabe, liebe Leser, dreht sich (fast) alles um die 500 reichs-ten Deutschen. Wir haben diesem Thema wieder viel Platz eingeräumt, diesmal über 40 Seiten: Denn wann bekommt ein Wirtschaftsjournalist schon die Gelegenheit, so viele Er-folgsgeschichten auf einmal zu erzäh-len? Geschichten vom alten Geldadel und von den jungen Kräften der In-ternetszene, von den Haudegen und Glückspilzen der Wirtschaft, von großen Unternehmerfiguren, faulen Erben und genialen Erfindern, von verwegenen Finanzakrobaten, win-digen Geschäftemachern und den verschwiegenen Hintermännern der Wirtschaft. Meine Kollegin Sophie Crocoll hat darüber hinaus in Paris einen Blick hinter die Kulissen von Oddo & Cie werfen können, einer der angese-hensten Vermögensverwaltungen der Welt; BILANZ-Mann Jürgen Schön-stein besuchte den US-Nobelpreis-träger Bob Shiller an der Yale Uni-versity in New Haven und diskutierte mit ihm über Aspekte der Ungleich-

heit und Ungerechtigkeit. Gefallen wird Ihnen mit Sicherheit der Un-ternehmer Hans Georg Näder, den BILANZ-Redakteur Mark C. Schnei-der vors Mikrofon bekam. Näder steht auf unserer Reichstenliste mit einem Vermögen von 1,35 Mrd. Euro auf Platz 110. Er ist schon ein heißer Kerl: ruht sich nicht aus, treibt nicht mit der Strömung, ist auf Draht, immer auf Zack und dabei gewieft und fleißig und nicht zuletzt auch einer, der zu leben versteht. Er hat eine Jacht, eine Werft, eine Bar und eine (frühere) Brauerei. Denn washülfen einem alle Millionen, wenn man sie nicht zu genießen wüsste? Näders Firma, Ottobock, ist Welt-marktführer im Fachbereich Or-thopädietechnik, Abteilung Kunst-gliederbau: Sie ist 96 Jahre alt und macht doch den Eindruck, als sei sie vor einer halben Stunde erst gegrün-det worden. Abenteuerlust, Pioniergeist, Coura-ge – dessen bedarf Wirtschaft, an-ders geht’s nicht. Näder beweist: Ein Gründertyp kann jeder sein.

VON ABENTEURERN UND PIONIEREN

VORWORT

KLAUS BOLDT / Chefredakteur

TITELILLUSTRATION: STEPHAN WALTER FÜR BILANZ

FOTO DIESE SEITE: GIANNI OCCHIPINTI FÜR BILANZ

Für perfekt geschneiderte Kleidung muss man sein

Handwerk verstehen. Genau wie für die Unterneh-

mensführung. Ihr Steuerberater und die kaufmän-

nische Software von DATEV sorgen für einfache

und zuverlässige Prozesse in Ihrem Unternehmen.

Mehr Infos unter 0800 1001116 oder auf www.datev.de/up-to-date.

Schnitt: zeitlos.

Kaufmännische Prozesse: up to date.

Mit Software von DATEV.

Page 4: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im
Page 5: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

5

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

SEPTEMBER 2015

Das deutsche Wirtschaftsmagazin

BILANZ

/

September

/

2015

DIE

500

REICHSTEN

DEUTSCHEN

FOTOS: GREGOR HOHENBERG, JO MAGREAN, RITA PALANIKUMARILLUSTRATION: STEPHAN WALTER

Philippe Oddo (55), Chef des Pariser Finanzhauses Oddo & Cie, begrüßte mich auf Deutsch, und obwohl wir uns dann auf Englisch unterhielten, mischten sich deutsche Wörter in seine Sätze. „Internat“ zum Beispiel: Als 14-jähriger Austauschschüler hatte er einige Monate am Nieder-rhein verbracht. Als Student war er später in Köln gewesen, über seine Zeit an der Universität sagte er: „Ich habe nix getan, aber viel gelernt.“ Warum er sein Unternehmen jetzt in eine deutsch-französische Gruppe verwandeln will (ab Seite 62).

Wie redet man einen akademischen Star am passendsten an? „Hallo, ich bin Bob“, empfing mich der Wirtschaftsprofessor, Bestsellerautor und Nobelpreisträger Robert Shiller (69) an der Tür zu seinem Büro an der Yale University in New Haven – und zeigte nicht nur damit, sondern auch im Verlauf unseres langen Gesprächs seine Bescheidenheit und einen natürlichen Sinn für Humor. Was er zu sagen hatte (ab Seite 78).

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN 14 PORTRÄTS Womit Familie Reimann reich wurde, wer der erfolgreichste

Geheimniskrämer der Republik ist, was die Ottos gerade nicht gut finden: 70 Kurzgeschichten um Geld und Macht

29 TEURE VERWANDTSCHAFT Wie sich bei Porsches, Piëchs, Albrechts, Quandts & Co. die Milliarden aufteilen

36 DIE VERMÖGENDSTEN SIPPEN Nicht immer ein Herz und eine Seele, aber allesamt reich: 15 Klans mit sehr viel Geld

46 TABELLE: DIE OBEREN 500 Die Schaefflers und die Wührmanns trennen 24,8 Milliarden Euro

47 AUF- UND ABSTEIGER Wer gewonnen, wer verloren hat

MARK C. SCHNEIDER SOPHIE CROCOLL JÜRGEN SCHÖNSTEIN

AUS DER REDAKTION

INHALT

Zum ersten Mal begegnet bin ich dem Vollblutunternehmer Hans Georg Näder (54) in den 90er- Jahren in Duderstadt, wo Ottobock, der Prothesen-Weltmarktführer, seinen Sitz hat. Näder ist einer der findigsten Macher und raffiniertesten Gründertypen der Republik, umtriebig wie nur wenige sonst. In Berlin habe ich mich mit ihm über seine neuen Pläne unterhalten (ab Seite 56).

R

Page 6: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

6

NAMEN & NACHRICHTEN 8 BORUSSIA DORTMUND Warum der Abgang von FIFA-Chef Blatter

am Ende den BVB in Zugzwang bringt

9 RWE-Absagen: Keiner will Aufsichtsratschef beim abgewirtschafteten Energiekonzern werden

9 BHF-BANK Der bizarre Führungsstil des gefeuerten Bankchefs Björn Robens

10 VW Die heißesten Kandidaten für Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitz

11 DEUTSCHE BAHN Chef-Nachfolge: Pofalla wird’s nicht

11 PORSCHE Gegendarstellung Dr. Wolfgang Porsche

12 DIE WELT VON METRO-CHEF OLAF KOCH

UNTERNEHMEN & MÄRKTE 56 WELTMARKTFÜHRER�Hans Georg Näder lenkt die fast 100-jährige

Firma Ottobock wie ein Gründertyp – geht das gut?

62 VERMÖGENSVERWALTER�Schalk im Nacken: Philippe Oddo, der Franzose, der die BHF-Bank kaufen will

68 POSTBANK Wie Vorstandschef Frank Strauß den Alleingang meistern will und was er von der Com-Post-Bank hält

72 � Wie geht’s eigentlich�... URSULA ENGELEN-KEFER und MICHAEL ROGOWSKI?

IDEEN & INNOVATIONEN 74 INTERNETNOMADEN�Alkohol, Sex und Arbeitsrausch:

BILANZ besuchte sechs Programmierer auf Paros

78 KAPITALISMUS Nobelpreisträger Robert Shillerüber die ungleiche Vermögensverteilung – und wie alles etwas gerechter zugehen könnte

PRIVAT 82 ZEHLES ZIELE Drei neue Hotels beleben den müden Westen Berlins

86 KUNST Max Hollein über die vielfältigen Beziehungen zwischen Kunst und Immobilienwirtschaft

88 KOCHEN Fred Baader über neue Küchenmaschinen mit zwei PS

90 BILANZ-GEWINNERIN Larissa Pohl arbeitet an einer Strategie für die Werber von Jung von Matt

89 Register, Impressum

Neuer Favorit auf die Nachfolge

von Bahnchef Grube.

Da ist gut arbeiten: BILANZ bei den

Internetnomaden auf Paros.

Vom Eishockey- zum Finanzprofi: Frank Strauß

führt die Postbank.

Nur echt mit Prunkbohnen: Baaders Eintopf.

N

U

I

P

68

11

74

ILLUSTRATION: FREDERIK JURKFOTOS: POSTBANK AG, THOMAS DELEKAT, HEINER BAYER

INHALT

88

Page 7: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

RUFEN SIE UNS UNTER +49 (0) 89 2323 7547 AN ODER BESUCHEN SIE UNS AUF NETJETS.COMAlle von NetJets® Europe angebotenen Flugzeuge werden von NetJets Transportes Aéreos S.A., einer EU-Luftfahrtgesellschaft, betrieben. NetJets ist eine eingetragene Dienstleistungsmarke. NetJets Inc. ist ein Unternehmen von Berkshire Hathaway. © 2015 NetJets Inc. Alle Rechte vorbehalten.

Im letzten Jahr legten die 700 Jets unserer Flotte mehr als 200 Millionen Kilometer zurück – das entspricht 530 Expeditionen zum Mond. Ob Sie nach Barcelona, Bangkok oder Boston

Das ist NetJets.

530 FLÜGE ZUM MOND.

Page 8: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

NAMEN / NACHRICHTEN

8

An die Idee, dass der Flügelschlag ei-nes Falters im Regenwald einen Sturm auf der anderen Seite des Atlantiks auslösen kann, haben uns die Cha-os-Theoretiker gewöhnt. Dass aber der unrühmliche Abgang eines Welt-fußballverbands-Vorsitzenden am Ende einer Kettenreaktion ein unver-hofftes Karrierefenster für Thomas Steg (55), Cheflobbyist des VW-Kon-zerns, öffnet, ist neu. In den Hinterzimmern der Macht ha-ben die nationalen und internationa-len Granden des Fußballs folgenden Personalplan verabredet: Wenn FIFA-Boss Sepp Blatter (79) 2016 seinen Platz für Michel Platini (60) räumt,

übernimmt der jetzige DFB-Chef Wolfgang Niersbach (64) dessen Amt als Anführer des europäischen Fuß-ballverbands UEFA. Für Niersbach rückt dann, so ist es abgemacht, Reinhard Rauball (68) zum deutschen Fußballhäuptling auf. Dessen Ehrenamt als Präsident Borussia Dortmunds aber, und jetzt kommen wir der Sache näher, über-nimmt dann der Geschäftsführer des Bundesligisten, Hans-Joachim „Aki“ Watzke (56). Seinen wohldotier-

ten Posten schließlich und endlich soll der VW-Generalbevollmächtig-te Steg erben, der ein fanatischer Liebhaber der Dortmunder Borussen ist.Ob ihn dies allein für die Aufgabe im Fußball-Business qualifiziert, darf be-zweifelt werden – als fähiger Manager ist Steg noch nicht aktenkundig gewor-den. Seine Karriere war stets stramm sozialdemokratisch gesteuert –der Sozialwissenschaftler diente nach einer Tätigkeit beim DGB als Presse-sprecher der niedersächsischen SPD, später als Sprecher von Kanzler Ger-hard Schröder (71); 2012 bugsierte ihnder einflussreiche VW-Betriebsrats-

KETTENREAKTIONWeil FIFA-Chef Sepp Blatter gehen muss, soll am Ende ein VW-Manager in die Bundesliga aufsteigen – bei einem richtigen Verein, nicht dem VfL Wolfsburg.

BORUSSIA DORTMUND

Große Ursache, kleine Wirkung: Blatters Abgang eröffnet eine Chance für VW-Manager Steg.

Illustration / FREDERIK JURKAGENTUR SEPIA

Page 9: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

9

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

chef Bernd Osterloh (58) auf den besser bezahlten Posten des Cheflobbyisten. Bei VW erwartet einen Generalbevoll-mächtigten ein Gehalt in der Größen-ordnung von einer halben Million,bei guter Führung das Doppelte. In Dortmund, bei der Borussia, kann Steg mehr verdienen. Watzke jeden-falls hat schon ein Festgehalt von deutlich über neunhunderttausend Euro. Mit Boni kam er zuletzt auf gut 1,4 Millionen Euro, im Jahr davor strich er sogar ungefähr drei Millio-nen Euro ein. Erdnüsse im Vergleich zum Gehalt der Leistungsträger beim BVB: Marco Reus (26) etwa verdient mit Boni rund zehn Millionen Euro im Jahr.

Als Vertreter der freien Aktionäre – vier Anteilseigner stellen die kommu-nalen Aktionäre – bleiben dann nur noch Keitel, der frühere österreichi-sche Kanzler Wolfgang Schüssel (70) und der einstige SAP-Finanzchef Wer-ner Brandt (61). Der, plant Schneider, soll’s machen. Doch die kommunalen Aktionäre sind skeptisch: Dass der Fi-nanzmann Brandt den Finanzmann und Vorstandschef Peter Terium (51) berät und kontrolliert, ist in ihren Au-gen die falsche Antwort auf die Heraus-forderungen des Konzerns. Sie wollen lieber den energie- und po-litikerfahrenen Ex-Wirtschaftsminis-ter Werner Müller (69) auf dem Pos-ten sehen. Der habe bei der Ruhrkohle AG bewiesen, dass er erfolgreich re-strukturieren könne. Mitte September könnte eine Vorentscheidung fallen. Dann treffen sich die Aufseher zur Strategieklausur.

Wer geglaubt hatte, dass Bankiers besonders auf ihre credibility, ihre Glaubwürdigkeit, achten würden, den hat spätestens die Affäre um das Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim eines Besseren belehrt. Die Umtrie-be der einstigen Führungsclique um

Seit Multi-Mandatsträger Manfred Schneider (76) den Aufsichtsrat der RWE leitet, geht’s mit dem Konzern bergab (siehe Grafik). Gewiss, der Nie-dergang liegt auch an der irrwitzig ein-geschlagenen Energiewende. Doch ein beherztes Gegensteuern, wie es etwa die Düsseldorfer Eon vormachte, ist in Essen nicht festzustellen. Mehr noch: Auch bei der Suche nach einem neuen Oberkontrolleur scheint Schneider die Kontrolle verloren zu haben. Zuerst hatte er sich um den einstigen Thyssen-Krupp-General Ek-kehard Schulz (47) bemüht. Der wollte zwar, sein damaliger Arbeitgeber ließ ihn aber nicht. Den zweiten Korb hol-te sich Schneider bei Paul Achleitner (58), der sich als Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bank ausgelastet fühlt. Hans-Peter Keitel (68), einst Bauleiter bei Hochtief, sagte schriftlich ab. Zu allem Überfluss verlassen Daim-ler-Lenker Dieter Zetsche (62) und Schulz bei der nächsten Hauptver-sammlung das Gremium.

PROZENTUALE KURSENTWICKLUNGQUELLE: BILANZ-RECHERCHE

RATLOSDer Aufsichtsrat steht unter Wechselstrom.

RWE

N

N

-50%

150%

RWEDAX

MAI 2009 AUGUST 2015

Matthias Graf von Krockow (66) und den Maurerpolier Josef Esch (58) zeigen beispielhaft, wohin Habgier und Unfähigkeit führen können, wenn Kontroll- und Aufsichtsorgane versagen. Wer nun vermutet oder doch zumin-dest gehofft hatte, dass die Bankleute aus der Causa Sal. Oppenheim ihre Lehren gezogen hätten – der kennt Björn Robens (44) nicht. Der frühere Unternehmensberater war vor fünf Jahren zum Vorstandschef der Frankfurter BHF-Bank berufen, doch im Juni diesen Jahres vom Aufsichts-rat seines Amtes enthoben worden, und zwar einstimmig.Abgeschlossen ist der Fall damit frei-lich nicht: Nachdem der chinesische Minderheitsaktionär Fosun ein Über-nahmeangebot für die BHF-Bank abgegeben hat, macht sich im Frank-furter Institut die Sorge breit, Robens könnte im Erfolgsfalle als Racheengel zurückkehren. Doch die Bedenken sind wohl unbe-gründet. Zum einen lehnen die üb-rigen Aktionäre der BHF Kleinwort Benson Group die Fosun-Offerte ab. Zum anderen ist es zweifelhaft, ob die Bankenaufsicht den von einem Beste-chungsskandal erschütterten Misch-konzern aus Schanghai überhaupt als Eigner akzeptieren würde. Obendrein lässt der BHF-Aufsichtsrat zurzeit prüfen, ob Robens bei seiner Amts-führung das Aktienrecht verletzt und die Prinzipien guter Unternehmens-führung übertreten hat. Zumindest am Finanzplatz Frankfurt gilt Robens nicht gerade als Inbegriff des modernen und geläuterten Ban-kiers. Im Gegenteil, etliche Anzeichen deuten daraufhin, dass er die alten, barocken Zeiten schätzte, als die BHF noch zu Sal. Oppenheim gehörte und die Chefs den dicken Maxe spielen konnten. In der Bank fuhr Robens am liebs-ten allein im Aufzug; und als ihn ein Mitarbeiter einmal bat, ihn im Dienst-Mercedes mitzunehmen, soll er geantwortet haben: Dann müsse er den Wagen anschließend ja reini-

ABSTEIGERWarum der gefeuerte Chef der BHF-Bank seinen Kredit verspielt hat.

BJÖRN ROBENS

Page 10: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

NAMEN / NACHRICHTEN

10

Der August war ruhig in Wolfsburg. Werksferien in der VW-Stadt. Auch Martin Winterkorn (68) war unter-wegs. Nach dem kraftraubenden, aber siegreich überstandenen Machtkampf mit dem Ex-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch (78) entspannte sich der Konzernherr an der Costa Smeral-da auf Sardinien. Jetzt ist er aus dem Urlaub zurück, und drängende Fragen müssen beantwortet werden: Wie will sich das Unterneh-men (Umsatz: 202 Mrd. Euro) künftig formieren? Trotz der jüngsten Erfolgs-meldungen – VW hat Toyota im ersten Halbjahr als weltgrößter Autohersteller überholt – verzeichnen die Wolfsburger beißende Einbrüche in China, Brasilien und Russland.

Vor allem sind wichtige Personalien zu klären: Wer löst den früheren IG-Me-tall-Boss Berthold Huber (65) an der Spitze des Aufsichtsrats ab, die er nach dem Rücktritt Piëchs kommissarisch übernommen hat? Die Großaktionäre Porsche-Piëch ha-ben sich noch nicht festgelegt. Ersten Zugriff hätte Wolfgang Porsche (72), der aber auch einen Familienfremden benennen könnte wie den früheren Linde-Chef Wolfgang Reitzle (66). Als Favorit für den Posten gilt indes Vor-standschef Winterkorn selbst: Noch vor Silvester soll er Hubers Platz ein-

Bruch nach 34 Jahren: VW-Chef Winterkorn (r.) soll Piëch als Chefaufseher des Konzerns folgen.

ALTE BEKANNTE FÜR DIE KONZERNSPITZEDie künftige Führung zeichnet sich ab. Die bange Frage: Stört Expatriarch Piëch den Neuaufbau?

VOLKSWAGEN

Illustrationen / FREDERIK JURKAGENTUR SEPIA

N

gen lassen. Robens genoss es, sich in Begleitung eines Leibwächters durch die Stadt zu bewegen – bis ihm die Deutsche Bank, die mit Sal. Oppen-heim auch die BHF übernommen hat-te, dieses Gehabe nach Gutsherrenart untersagte.Kein Wunder, dass der Mann nach Übernahme der BHF-Bank durch die Beteiligungsfirma RHJI (heute BHF Kleinwort Benson) die Nähe zum Minderheitsaktionär Fosun suchte, wo man Gehorsam und Hackordnung höher schätzt als westliche Führungs-prinzipien. Eilfertig ließ Robens die ausladenden Aufsichtsrats-Räumlich-keiten verkleinern: Die neuen Eigner mussten mit einem bescheidenen Zweier-Büro auskommen. Auf fatale Weise an Sal. Oppenheims Karstadt-Fiasko erinnert sein Ver-such, mit anderen Investoren das Sportmodehaus Bogner zu kaufen. Dass er dabei auf privatem Brief-papier, unterschrieben von ihm und seinem Geschäftsfreund und frü-heren Coty-Chef Bernd Beetz (64), verspricht, die BHF werde etwaige „Eigenkapitalfinanzierungslücken�... durch eine entsprechende eigene Eigenkapitalbeteiligung schließen“ und obendrein eine Akquisitions-finanzierung von 60 Millionen Euro „unterschreiben“, ist vielleicht Schanghai-Wheeler-Style. Hierzulande gilt ein solches Vorge-hen schlicht als unseriös, womög-lich gar als Verstoß gegen Richtlinien und Gesetze, auf jeden Fall aber als Eigenmächtigkeit, zumal weder im Vorstand noch im Kreditausschuss abschließend über die Risiken der Transaktion für die Bank diskutiert worden war. Bei der BHF wird Robens dennoch kei-ne Zukunft haben. Nicht zuletzt, weil das Pariser Bankhaus Oddo & Cie an einem freundlichen Bündnis mit dem Institut interessiert ist (siehe Seite 62).Für Robens bleibt mit Glück ein Posten in der Zweiten Liga bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser, die sich seine chi-nesischen Freunde von Fosun gerade einverleibt haben.

Page 11: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

11

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

auch an Abnahmefahrten neuer Mo-delle teilnimmt, um die Dämmung im Radkasten zu prüfen, hält man nicht für erforderlich. All diesen Neuordnungsplänen wohnt freilich der falsche Zauber inne, dass niemand weiß, ob sie zu verwirklichen sind. Man misstraut der Idylle, die sich in Wolfsburg eingestellt hat nach dem Rücktritt des gleichermaßen gefürchte-ten wie verehrten Ferdinand Piëch. Or-thodoxe Piëch-Gläubige hoffen, dass ihr Idol, der Wiener Hegemon, der durch-gerechnet 6,7 Prozent der VW-Stam-maktien hält, zurückkehrt wie Johnny Guitar und seinen Gesetzen wieder Wirksamkeit verschafft. Andere, und das dürfte die erdrücken-de Mehrheit sein, gehen davon aus, dass der Patriarch zum Wohle VWs cool bleibt und Ruhe gibt.

In dem Magazin „BILANZ“, Ausgabe Mai 2015, heißt es in einem Artikel mit der Überschrift „PORSCHE-PROZESSE Heißer Sommer für Porsche und Piëch“ auf Seite 15:

„ ... doch im Sommer wird sich ... wohl ... Wolfgang Porsche ... selbst als An-geklagter vor der Justiz verantwor-ten müssen. Dann will die Stuttgarter Staatsanwaltschaft Klage gegen die Aufseher der Porsche-Dachgesellschaft erheben.“ Hierzu stelle ich fest: Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat eine Entscheidung über die Erhebung der Anklage noch nicht getroffen.

Salzburg, den 29. Juni 2015Dr. Wolfgang Porsche

Wolfgang Porsche hat recht. Unabhän-gig von dem Umstand, dass damals die Staatsanwaltschaft noch keine Ent-scheidung über eine etwaige Anklage getroffen hatte, hat die Staatsanwalt-schaft inzwischen das Ermittlungsver-fahren gegen den gesamten Aufsichtsrat eingestellt. Die Redaktion

PORSCHE

nehmen, bestellt vom Registergericht Braunschweig. Eine notwendige Pro-zedur, weil nach dem vorzeitigen Aus-scheiden von Piëch keine HV einberu-fen wurde, auf der Aufsichtsräte nor-malerweise gewählt werden. An Winterkorns Stelle treten soll Fi-nanzvorstand Hans Dieter Pötsch (64), ein krisensicherer Logiker. Pötsch muss die Gefahrenzonen im Ausland unter Kontrolle bringen und Kosten senken. In Brasilien ist ein massiver Stellen-abbau kaum zu vermeiden. Mit ihrem Plan verfolgen die Aufsichts-räte eine Doppel- bzw. Vermeidungs-strategie: Zum einen falle einem Zahlen-mann wie Pötsch der nötige Rigorismus leichter als Winterkorn. Denn seine Amtszeit sei begrenzt, was die Ausbil-dung einer gewissen Rücksichtslosig-keit begünstigt, die bei schmerzhaften Eingriffen von Vorteil ist. Zum anderen wird die Autorität und Strahlkraft ihres Lieblings, VW-Mar-kenchef Herbert Diess (56), der, wenn alles gut geht, in drei Jahren, vielleicht früher, die Regie übernehmen soll, nicht gleich beim Start durch die un-populären Maßnahmen beschädigt, die ergriffen werden müssen. Zudem wollen die Ratsherren natür-lich auch Zeit gewinnen: Diess ist erst im Juli von BMW zu VW übergelaufen. Und selbst wenn seine Skeptiker mit einem schlechten Gewissen zu Bett gehen dürften, weil der Exmünchner rasch durch starke Auftritte zu über-zeugen wusste, muss der sich jetzt doch erst einmal bewähren, und sei es nur der guten Form halber. Für Betriebsratschef und -urgewalt Bernd Osterloh (58), der mit Diess gut zurechtkommt, wie man hört, ist es mit den Personalentscheidungen jedoch nicht getan. Wie das Land Niedersach-sen, der 20-Prozent-Großaktionär, pocht auch Osterloh auf eine tragfähige Neuordnung: Künftige Kommandozen-trale von VW soll eine personell knapp gehaltene Dachgesellschaft sein, die der Finanzmann Pötsch auf eine seinem Naturell angemessene Weise führen könnte, nämlich auf Kennzahlenbasis. Dass er wie der Ingenieur Winterkorn

NGegendarstellung

N

N

WEISE ENTSCHEIDUNG

Im Kanzleramt kursiert ein neuer Name für die Nachfolge des Bahnchefs.

DEUTSCHE BAHN

Schatten über Rüdiger Grube (64). Die Darbietungen des Bahnchefs finden bei der Kritik immer weniger Anklang: Umsatz und Ergebnis des Verkehrsbe-triebs sind seit Jahren erstarrt, wie im Kühlfach eingefroren, seine Wachs-tumsziele verfehlt Grube schon fast aus Gewohnheit, und wann der Börsengang

stattfindet – das weiß der Himmel. Die Konkurrenz durch Fernbusse hat Grube unterschätzt und die Möglichkeiten im Frachtgeschäft nicht ergreifen können, weil man sich auf die profitabelsten Stre-cken beschränkt hat. Enttäuscht von der Leistungsstärke des Lokomotivführers, hat sich im Kanzleramt auch die Meinung über seinen möglichen Nachfolger geän-dert: Der jüngst in den Bahnvorstand ge-hievte CDU-Funktionär Ro nald Pofalla (56) gilt nur noch als zweite Garnitur. Ganz vernarrt ist man zurzeit in die Idee, Frank-Jürgen Weise (64) als Bahnchef zu gewinnen, der schon die Bundesagentur für Arbeit vorbildlich auf Vordermann gebracht hat.

Page 12: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

NAMEN / NACHRICHTEN

12

Olaf Koch (45) war in seinem Element: Wortgewandt erklärte der Vorstands-vorsitzende der Metro AG im Frühjahr der eingeladenen Analysten-Schar, warum der Aktienkurs nun garantiert steigen werde – als plötzlich sämtliche Gäste gebannt auf ihre „Blackberrys“ starrten: Mitten in die Koch-Show barst die Pressemeldung, dass Haniel in gro-ßem Stile Metro-Aktien auf den Markt

werfen wolle – ein süßer Gruß von Haniels Vorstandschef Stephan Gem-kow (55), der gegen den Rat der Ban-ken die Nachricht mit fiesem Timing hinausposaunte und den Metro-Kurs zu Tale schickte. Braucht, wer solche Teilhaber hat, noch Feinde? Koch mit Sicherheit nicht, denn von denen hat er ohnedies genug. Nachdem der Mann den Kaufhof verkauft, die Instandset-

zung der Real-Märkte und die Überar-beitung des „Cash�&�Carry“-Konzepts der Metro-Märkte in Angriff genom-men hat, muss er sich doch weiterhin mit dem verwirrenden Media-Markt-/Saturn-Miteigner Erich Kellerhals (74) plagen, der angestellte Manager eh für im leichten Grade blödsinnig hält. Auch Karstadt-Eigner René Benko (38) hat wenig für Koch übrig, weil der sich vor

OLAF KOCHDen Kaufhof hat der Chef der Metro AG gut verkauft, doch in Ordnung gebracht

ist der Handelskonzern damit noch lange nicht: Kochs Aufgabe ist umso schwieriger, als er im Geschäft nicht nur Freunde hat.

Illustration / FREDERIK JURK

DIE WELT DES …

Page 13: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

13

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

drei Jahren querstellte, als der schnitti-ge Österreicher den Kaufhof überneh-men wollte – mit Geld, das die Metro vorschießen sollte. Jede Restsympathie verflog im Frühjahr, als Benko wieder um den Kaufhof buhlte und Koch, trotz eines niedrigeren Gebots, an die Hudson’s Bay Company verkaufte. Das Angebot war durchfinanziert, Benko dagegen hatte nur leere Versprechen

vorgelegt. Doch Koch, der Kühle und Kahlkopf, hat auch Anhänger: Im Auf-sichtsrat konnte er sich stets auf den früheren Credit-Suisse-Vorstand Peter Küpfer verlassen, anders als auf Haupt-wachtmeister Franz „Wankelmut“ Ha-niel. Dafür hat Koch bei Haniels Stell-vertreter, dem Arbeitnehmervertreter Werner Klockhaus, einen Stein im Brett – was für Kochs Überzeugungs-

kraft spricht, denn die Arbeitnehmer-vertreter hatten 2012 geschlossen gegen seine Bestellung gestimmt, weil ihm der Ruf des Kosten drückers anhaftete. Den hatte er sich in jungen Jahren bei der Sanierung von Daim-lers Smart-Geschäft indes auch red-lich verdient. Weshalb Daimler-ChefDieter Zetsche noch heute viel von seinem Exmitarbeiter hält.

FOTOS: PICTURE ALLIANCE (4), METRO GROUP (2)

ERICH KELLERHALSDer Media-Markt-

Minderheitsgesellschafter führt Kleinkrieg gegen

Koch, u.a. auf www.erich-kellerhals.de („Olaf Koch

versucht, den Gründungsgesellschafter

zu erpressen“).

STEPHAN GEMKOWDer Haniel-Vorstands-vorsitzende hätte gern

einen Platz im Aufsichtsrat seiner wichtigsten

Beteiligung, der Metro AG. Einstweilen stellt

er Koch gern ein Bein, wenn der sich um

den Aktienkurs bemüht.

N

WERNER KLOCKHAUSDer Arbeitnehmervertreter

im Aufsichtsrat ließ sich von Kochs Qualitäten

überzeugen und stützt nun dessen Kurs.

RENÉ BENKOSein Angebot für

den Kaufhof schien Koch nicht seriös finanziert

– nun fehlt Benko jede Perspektive für

seine schwerversehrte Karstadt-Truppe.

FRANZ MARKUSHANIEL

Der meinungslabile Metro-AR-Chef hatte es Koch nie

leicht gemacht. Jetzt schickt Großaktionär Haniel einen

knorrigen Manager an die Spitze des Aufsichtsrats:

Jürgen Steinemann (57) vom Schokoladenhersteller

Barry Callebaut.

PETER KÜPFERAuf diesen Aufsichtsrat

kann Koch bauen – der ehemalige Manager der

Credit Suisse schätzt den strebsamen Kahlkopf.

Page 14: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

14

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

Deutschlands Geldaristokraten geht es so gut wie nie zuvor –jedenfalls wenn man nur greifbar-stoffliche Maßstäbe an-legt. Doch auch in Hinsicht auf ihr Wohlbefinden haben sie wenig auszustehen: Längst wecken Vermögensschätzungen keine Enteignungsfantasien mehr, sondern – im Gegenteil – bei vielen Menschen den Wunsch und den Ehrgeiz, es ihnen gleichzutun oder es wenigstens zu versuchen. Nicht zuletzt die jungen Leute in der Gründerszene sehen sich von den Großtaten angespornt, die ein Reinhold Würth, Hasso Platt-ner oder Andreas von Bechtolsheim vollbracht haben.

Ihren ersten Platz behauptet in der BILANZ-Rangliste der 500 reichsten Deutschen, haben Maria-Elisabeth Schaeff-ler und ihr Sohn Georg (u.�a. Continental): Von günstigem Schicksal und Geschäftsverlauf gleichsam beflügelt, hat ihr Vermögen eine in diesem Land noch nie erreichte Höhe von 25 Mrd. Euro erreicht. Aber auch die Familie Reimann (u.�a. Wella, Benckiser) kam zügig voran: Ihr Rückstand auf die Schaefflers ist vergleichsweise gering. Insgesamt erhöhten sich die Aktiva der reichsten Deutschen im vergangenen Jahr um 12,6 Prozent auf nie dagewesene

Text / KLAUS BOLDT

Page 15: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

15

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

Illustration / STEPHAN WALTER

665,2 Mrd. Euro. Dies entspricht dem Bruttoinlandsprodukt der Niederlande. Zur Schar derer, die ihren Reichtum vergrö-ßert haben, gehören auch die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt, denen jene BMW-Anteile gutgeschrieben wurden, von denen man angenommen hatte, dass sie sich im Besitz ihrer kürzlich verstorbenen Mutter befunden hätten. In welchem Ausmaß die jüngste Börsenunruhe die Finanzen des Geldadels beeinträchtigt, wird man in zwei oder drei Monaten beurteilen können. Verlierer gibt es jedenfalls, und auch von ihnen wird zu reden sein.

ZUR VER FAH RENS WEISE

Bei allen Ver mö gens an ga ben in der BI LANZ-Rangliste „Die 500 reichs ten Deut schen“ han delt es sich um Schät zun gen. Grundlage der Er he bung sind Re cher chen u.�a. in Re gis-tern, in Ar chiv- und Do ku men ten samm lun gen. Be wer tet wur den Ak ti en ka pi tal (20. Au gust 2015), Un ter neh men (nach Um satz, Pro fi ta bi li tät, Markt stel lung), Ka pi tal an la-gen, Im mo bi li en, aber auch Kunst samm lun gen und Fa mi-li en stif tun gen. Groß fa mi lien mit mehr als 50 Mit glie dern sind in einer ge son der ten Rangliste (Seite 36) auf ge führt.

R

Page 16: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

16

GEORG SCHAEFFLER und MARIA-ELISABETH

SCHAEFFLER-THUMANNSchaeffler / Herzogenaurach;

Continental / Hannover

25 Mrd. Euro 21,5 Mrd. Euro

Mutter (74) und Sohn (50) Schaeffler teilen sich die prächtigste, in deut-schem Privatbesitz befindliche Indus-triekombination im Verhältnis 20 zu 80, was auf den ersten Blick ungerecht erscheint. Aber so kommt halt auch die Jugend auf ihre Kosten.Die Firma Schaeffler selbst, deren Ge-schäfte einen in Herzogenaurach und vielen Nachbargemeinden hörbaren Brummton von sich geben, verfertigt Wälz-, Steh-, Nadel-, Gelenk-, Kugel-, Zylinderrollen-, Gleit- und andere La-ger, mit denen Urlauber, fänden sie sie am Strand, wenig anzufangen wüss-ten. Ganz anders Autoindustrielle, die notfalls sogar stundenlang anstehen, um nur ein paar davon für sich zu ergattern.Schaefflers Einnahmen stellten 2014 mit 12,1 (Vorjahr: 11,2) Mrd. Euro einen

neuen Höhenrekord auf, der Betriebs-gewinn schoss raketenhaft auf 1,5 Mrd. Euro, was einer Eskalation um 51 Pro-zent entsprach. Es wird schwer, diese Ergebnisse zu übertreffen. Aber man wird es versuchen. Die Aussichten sind gut: Aufstieg, Ausbau allenthalben. Das Gleiche gilt für die 46-Prozent-Ra-tion der Schaefflers am Autoelektroni-ker und Reifenhersteller Continental: Der Dax-Konzern hat seinen Börsen-wert in den vergangenen zwölf Mo-naten um über ein Drittel auf über 42 Mrd., den Umsatz 2014 auf 34,5 Mrd.Euro intensiviert, und auch die für 2015vorliegenden Geschäftszahlen sind als glückliche Omen anzusehen.Schaeff lers Werke stel len einen Wert von präterpropter 14, ihr An teil an Con ti nen tal von wei te ren bald 20 Mil-li ar den Euro dar. Die Verbindlichkei-ten von rund zehn Mil li ar den Euro, Folge der kreditfinanzierten Überwäl-tigung von Continental, sollte man ge-rechterweise in Ab zug bringen, gleich-zeitig aber auch die Nebeneinkünfte wie der dr aufschlagen, allein die Con-ti-Dividende beträgt in diesem Jahr überschlägig 300 Mio. Euro.

MARIA-ELISABETH und GEORG SCHAEFFLER, in einer verstörenden Regietheater-Inszenierung.

1 2

FAMILIE REIMANNJAB / Luxemburg; Reckitt Benckiser / Slough (England); Coty / New York; Jacobs Douwe Egberts / Amsterdam;

Peet’s / Emeryville; Wella / Schwalbach

23 Mrd. Euro –*

Ehedem Gegenstand allgemeiner Gleichgültigkeit, heute allgemeiner Erörterung war bzw. ist die jahrzehn-telang von Milliardärsforschern über-sehene Familie Reimann, der 1984 ein Nachlass zugefallen war, den man nur als beträchtlich bezeichnen kann und in dem sich neben nicht unwichtigen Dokumenten auch eine mit tel stän di-sche Che mie fa brik fand: Sie trug den Namen Benckiser, war im 19. Jahrhun-dert vom Salmiak-Sachverständigen Johann Adam Benckiser und dem Che-miker Ludwig Reimann angefertigt undausgetrieben worden und ist den Alten wohl durchaus noch erinnerlich.Während die Benckisers ausgestorben sind, haben sich die Reimänner gut und elegant potenziert. Ihrem Guthaben zuzurechnen sind heute ein Kontin-gent von 10,6 Prozent (Börsenwert: ca. 6,5 Mrd. Euro) an der Rei ni gungs- und Haus halts wa renkompanie Reckitt Ben-cki ser (Umsatz: elf Mrd. Euro, u.�a. „Ku-ki dent“, „Cal gon“, „Sagro tan“) und die Mehrheit am Duftwolkenfabrikateur Coty (Börsenwert: ca. 2,6 Mrd. Euro), der mit einem Um satz von umgerech-net 4,1 Mrd. Euro zu den größ ten Er-zeugern seiner Art ge hört, dessen Pro-dukte (u.�a. „Chloé“, „Cer ru ti“, „Joop“, „Adi das“) sich aber nur durch ihren Geruch voneinander unterscheiden. Seit 2007 verbrei ten sich die Rei manns auch in der lukrativen Gepränge-Gilde: Der Luxus-Initiative angeschlossen, sind Jimmy Choo, Bally (Schu he), Zag-liani (Handtaschen), Bel staff (Le der ja-cken). Um satz: über eine Mrd. Euro.Doch der Trieb der Fa mi lie, ihre Aktiv-posten zu vertiefen, zu erhöhen und R

* KEIN VORJAHRESVERGLEICH MÖGLICH

Page 17: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

17

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

DIETER SCHWARZSchwarz-Unternehmensgruppe /

Neckarsulm

20 Mrd. Euro –

Dieter Schwarz (75), der als einer der bedeutendsten Merkantilisten der Ge-genwart gilt, hat auch im vergangenen Jahr keinen Mucks getan. Schon vor Jah-ren-den ist der Urheber und Al-lerbarmer des größ ten Fa mi li en un ter-neh mens Deutschlands verstummt. Aber als Mann des Kaufens und Ver-kaufens kann er sich Redefreude und Klatschsucht ja ohnehin nicht leis ten: List und Finte, Kniff und Trick gehören bei Händlern zu den Applied Sciences. Schon eine durch Schlucken hervorge-rufene Bewegung des Kehlkopfs könn-te Schwarz unwiderruflich in Nach teil brin gen. Warum es „Geheimniskrä-mer“ heißt, kann man sich denken.Schwarz, bis 1999 noch selbst im Ge-schirr, galt als bes ter Ver hand ler der In-nung, weil er lange Zeit kein Geräusch von sich geben und jedes Gegen über da durch weich- und abkochen konnte. Sein Stolz und Glück glei cher ma ßen sind die Hilfswerke Lidl und Kauf land, die sich auf 11.000 Läden in 26 Län-dern verstreut haben, um die ärmsten Volks schich ten mit dem Nö tigs ten dessen zu ver sor gen, was man verdau-en kann. 79,3 Mil li ar den Euro setz ten seine Wohlfahrtsinstitute 2014 um. Über den Ge winn ist nichts be kannt. Aber über den Ge winn druck: Er ist hoch. Viele Milliarden Euro Schulden hat Schwarz über die Jahre angesam-melt. Einst waren es 15, elf sind es im-mer noch. Dem gegenüber steht eine Eigenkapitalquote von 30 Prozent – was für die Branche beachtlich ist – und ein umwerfender Immobilienbesitz: Denn Schwarz mietet nicht, Schwarz kauft. Or ga ni siert hat er sei n Duo in sanft-mütigen Stif tun gen sowohl wie kunst-vol len Konstrukten: 99,9 Pro zent der Firmenanteile be fin den sich ohne Ab-

strich und in allen Feinheiten im Be-sitz der Die ter-Schwarz-Stif tung; alle wei te ren Rechts for men verfließen bei nä he rer Be trach tung, sickern an man-chen Stel len auch ineinander und ver-schwinden oder verdampfen in einer Art duschwarmem Sprühnebel. Das letzte Tausendstel freilich hat Schwarz an seine Obergesellschaft geschweißt: die Schwarz-Un ter neh-men streu hand, deren einziger Kom-plementär sein General Klaus Gehrig (67) ist, wodurch der wiederum die Schwarz Be tei li gungs GmbH be-herrscht, an der schließ lich die Lidl-Stif tung & Co. KG und die Kauf land-Stif tung & Co. KG im Winde baumeln wie in einem digitalen Magnet-Mobile. Kurzum, es ist eines die ser Meis ter-gebilde, deren Anbahnung man noch verstehen kann, deren Heranbildung und Fortbe stand aber unerklärlich sind. Teilchenphysiker hät ten ihren Spaß bei der Un ter su chung der Strukturen. Falls sie welche fänden. Al lein für seine Ver schach te lun gen hätte Schwarz den Grand Prix des Bun des ver bands der Hilfsrequisiteure ver dient. Bei Schwarz im Firmenfoyer prangt die Devise: „Wer auf hört, bes ser zu sein, hört auf, gut zu sein.“ Auf den Toi let ten gellt es: „Licht aus!“ und „Nur ein Pa pier tuch ver wen den!“ So sind sie, die Krämer. Aber sie sind auch „er füllt von einer in ne ren Un ru he“, wie Gruppenführer Gehrig dem „Manager Magazin“ un-terbreitete. Seine Leute drücken nicht die Preise, sie trampeln auf ihnen herum.Conferencier Schwarz selbst, Ehren-bürger Heilbronns, großzügiger Mä-zen und beliebtester Bürger der Stadt, hat sei nen Töch tern Mo nika und Re-gine schon zu ihren 18. Ge burts tagen so einiges übertragen, doch sich selber eine Ge ne ral voll macht vorbehalten, die ihm jederzeit sowohl stationäre als auch ambulante Eingriffe ins Geschäft ermöglicht.

3

zu verbreitern, ist signifikant. Man muss auf einen Hocker steigen, um das Arsenal zu überblicken: Man beschlag-nahmte den kalifornischen Kaffeerös-ter und Teeladen Peet’s für 974 Mil-lio nen Dol lar, saugte die Kaffeefirmen D.E. Mas ter Blen ders („ Sen seo“, „Dou-we Eg berts“) und Mon de lez („Ja cobs“, „Carte Noi re“) auf, genehmigte sich die Bagel-Kette Einstein Noah und ließ sich für unterwegs noch eine Acht-Pro-zent-Schachtel Burger King einpacken.Über welche Muskelkraft der Konzern verfügt, zeigte sich im Juli des Jahres, als Coty den Haarseifefertiger Wella und 42 weitere Marken von Procter & Gamble für 11,3 Mrd. Euro übernahm. Ge führt wird die Steuerungseinheit JAB nicht von Fest ord nern aus dem Kar ne val, son dern von eis kal ten Lo gi-kern, deren Er ken nungs zei chen ihre aufs Schärfste geschliffene Durch-triebenheit ist: Die drei Heldentenöre und Expansionisten Peter Harf (69, Vermögen: 400 Mio. Euro), Bart Becht (Exchef von RB und Coty) und Oli vier Gou det (ehedem Finanzvorstand von Mars) beteiligen sich fast nur an Fir-men, die auch Läden in guter Lage be-treiben oder beliefern könnten.Den Ge schwis tern Re nate Rei mann- Haas (63) und Wolf gang Rei mann (62) sowie ihren Halb brü dern Matt hias (50) und Ste fan (51) Rei mann- An der sen und deren zehn Kindern gehört JAB zu 9,2 Zehnteln (das Übrige ist ihren drei Vor-arbeitern gutzuschreiben). Sie haben es sich auf den Bergrücken und Böden Ös-ter reichs, Ita li ens und der Schweiz be-quem gemacht, wo die Behörden nur geringe Abzüge beanspruchen und das Wetter vollkommen non cha lant ist.Mag der Wert ihres Flechtwerks auch 30 Mrd. Euro übertreffen, so ist er ihnen nicht zur Gänze anzudichten: Denn auch auswärtige Gesellen sind als Finanziers verwickelt, darunter Uncle Warren Buffett und Ale jan dro Santo Do min go, milliardentrunkener Braue-rei-Erbe aus Kolumbien. R R

FOTO: FRANK ZAURITZ

Page 18: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

18

SUSANNE KLATTENBMW / München;

SGL Carbon / Wiesbaden; Nordex / Rostock; Altana / Wesel

17,2 Mrd. Euro 11 Mrd. Euro

In der Hinterlassenschaft des In dus-tri el len Her bert Quandt (1910�–�1982) fanden sich großenteils Firmenbeteili-gungen, die zu unübersichtlichen, aber ertragsstarken Stößen gestapelt wa-ren, darunter auch Anteilsscheine von Daim ler-Benz und BMW in erkleckli-cher Anzahl. Vieles davon hatte seine im August verstorbene Witwe Jo hanna (1926�–�2015) verkauft, anderes hinzu-gefügt – doch von ihrer Herzensliebe BMW hat sich die Fa mi lie nie trennen können: Jo hanna Quandt war im Be-sitz von 0,3 Prozent des Stammkapi-tals gewesen, ihre Kinder Su sanne (53) und Ste fan (49, Vermögen: 15,5 Mrd. Euro) reklamieren durchgerech-net 20,8 bzw. 25,6 Prozent für sich. Anders als ihre Mutter, die eine freund-liche und bescheidene Mäzenin war, hat Susanne Klatten auch als inspirier-te Unternehmerin und weitsichtige Investorin allgemeine Anerkennung

gefunden. Gewiss, die Kohlefaserpro-duzentin SGL Carbon (Umsatz: 1,3 Mrd. Euro), an dem ihr Beteiligungs-kommando SKion 27,5 und BMW weitere 18,4 Prozent beanspruchen, schrieb als Folge der Zusammenbrüche im Elektrostahlgeschäft zuletzt nicht nur keine Gewinne mehr, sondern Zah-len, die im Farbton „Carmen“ gehalten waren. Der Börsenwert lief in den ver-gangenen zwölf Monaten um ein Drit-tel auf 1,4 Mrd. Euro ein, als seien die Aktien zu heiß gewaschen worden. Doch ihr Spezialchemiker Altana (Um-satz: knapp zwei Mrd. Euro), über den Klatten zur Gänze verfügt, gibt ebenso wenig Anlass zur Klage wie der Wind-anlagenhersteller Nordex (22,8 Pro-zent). Die Firma offenbart sich auf vor-teilhafte Weise: Umsatz (1,7 Mrd. Euro) und Gewinn quollen im ersten Quartal um nahrhafte 17 bzw. 63 Prozent auf, der Firmenwert hat sich seit Januar auf 2,2 Mrd. Euro fast verdoppelt. Und dass BMW so gut dasteht, das ist nicht zuletzt der beruhigenden Wirkkraft der Quandts zu verdanken. Zuletzt hat BMW der Familie einen Gewinnanteil von 800 Mil lio nen Euro verabreicht: 600 Mil lio nen Euro netto.

4 5

FAMILIEN ALBRECHT und HEISTER

Aldi Süd / Mülheim

19 Mrd. Euro 18 Mrd. Euro

Die im Vergleich zur schroff ausge-bildeten Nord- etwas gepflegtere, ordentlicher ausgeführte und des-halb erfolgreichere Südhälfte des Großdiscounters stand bis zu seinem Tode dem Mitgründer Karl Albrecht (1920�–�2014) zur Verfügung, der die Verschwiegenheit in Person war und dergestalt stilbildend auf hiesige Ho-ward-Hughes-Imitatoren gewirkt hat-te. Sein Vermögen ließ er in der Siep-mann-Stif tung magazinieren, die in Ei chenau bei Mün chen, neben einem Aldi-Zentrallager, ausfindig zu ma-chen ist. Sie ist bei Weitem nicht die einzige Anstalt dieser Art. Albrecht hat weitere Stiftungen konstituiert, die das Vermögen der Siepmann-Stiftung auffangen, falls Albrechts Nachfahren eines Tages aussterben sollten. Da sowohl Aldi Nord als auch Süd, gelinde gesagt, zurückhaltend mit Verlautbarungen sind, kann man den Südumsatz nur vermuten: In Deutsch-land beträgt er wohl 15,5 Mrd. Euro, au-ßerhalb mehr als noch einmal so viel. Albrechts Nachfahren sind so scheu wie er, was für Verhaltensforscher viel-leicht von Interesse ist. Sein Sohn Karl junior (67), weiß man, ist kinderlos. Von ihm ist also nichts zu erwarten. Wenn jemand aus der Familie über-haupt eine unternehmerische Rolle spielen könnte, dann Peter Max Heister (38), der Sohn von Albrechts Tochter Beate (64): Er ist BWLer, war As sis tent am KfW-Stif tungs lehr stuhl für Entre-pre neu rial Fi nance der TU Mün chen und arbeitet heute als Part ner bei der Wag nis ka pi tal fir ma Senovo. Heister scheint normal zu sein. Er sitzt auch im Unternehmensbeirat, wo er mit Mut ter Beate und Vater Pe ter die Familieninte-ressen unterstreicht. R R

Susanne Klatten auf einem augenscheinlich schlecht besuchten Fest in der Münchner Pinakothek.

FOTO: PICTURE ALLIANCE

Page 19: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

Jetzt ist die Zeit für den nächsten Schritt.Sportlicher Luxus auf überlegenem Niveau.Weitere Informationen über unsere atemberaubenden neuen Modelle erhalten Sie unter www.BentleyMotors.com Oder wenden Sie sich bitte an +49 30 224030231. #FlyingSpur

Bentley Flying Spur W12 Kraftstoffverbrauch in l/100km: innerorts 22,1; ausserorts 9,9; kombiniert 14,4; CO2-Emissionen 332 g/km. 625 PS. Effizienzklasse: G

Der Name ‘Bentley’ und das geflügelte ‘B’ sind registrierte Warenzeichen. © 2015 Bentley Motors Limited. Gezeigtes Modell: Flying Spur W12.

Page 20: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

20

FAMILIE THIELEKnorr-Bremse / München;

Vossloh / Werdohl

8,1 Mrd. Euro –

Im Sommer beförderte Oberhirte Heinz Hermann (74), ein von der Na-tur gestählter und vereister und des-halb nicht mit Sanftheit und Biegbar-keit ausgestatteter Mann, seinen Sohn Henrik (47) nicht wie vorgesehen vom Geschäftsführer zum Vorstand, son-dern vors Werkstor, nachdem dieser der BILANZ (6/15) eine Anhörung ge-währt und diese daraufhin ein durch-aus empfehlenswertes Porträt der Thieles veröffentlicht und das Bild einer, man sagt heute wohl: dysfunk-tionalen Familie in fortgeschrittenem Stadium gezeichnet hatte. Nach offizieller Lesart soll Jung-Thie-le den Dienst aus freien Stücken quit-tiert haben. Kann sein. Vermutungen gehen jedoch dahin, dass der Junior den Zorn seines Erzeugers erregte, weil er schon vor seiner Beförderung mit der Presse sprach statt danach. „Wir danken Henrik Thiele für sein großes persönliches Engagement, das

er in den vergangenen Jahren�…�in un-serem Unternehmen gezeigt hat, und wünschen ihm bei seinen zukünftigen beruflichen Plänen viel Erfolg“, hieß es in einer weitverbreiteten Erklärung. Merkwürdige Dinge müssen sich in der K.-B.-Kabine abgespielt haben.Aber kommen wir jetzt mal zur Sa-che: Knorr-Bremse ist und bleibt Weltmarktführer für Lokomotiv- und Lkw-Bremsen mit einem Umsatz von derzeit 5,2 Mrd. und einem Betriebser-gebnis von mordsmäßig urgewaltigen 813 Mio. Euro. Die hervorragende Stel-lung ist in erster Linie dem Arbeitseifer des Seniors zu verdanken, der sich aus dem Tagesgeschäft zwar zurückgezo-gen hat, aber wie ein Fürst regiert und 35,8 Prozent darüber hinaus am Bahn-technik-Unternehmen Vossloh hält.Seinen Kindern Julia Thiele-Schürhoff (43) und Henrik hat er schon Ende der 90er-Jahre die Mehrheit an der Firma überschrieben. Heute sollen sie jeweils 36,6 Prozent ihr Eigen nennen. Ihr Va-ter aber kontrolliert die Stimmrechts-mehrheit. Er ist verheiratet mit einer Ukrainerin, die jünger sein soll als sei-ne Tochter und mal in einem Schmuck-laden gearbeitet hat.

6

FAMILIE THEO ALBRECHT JR.Aldi Nord / Essen

16 Mrd. Euro 16 Mrd. Euro

Auf der Suche nach der verlorenen Ve-hemenz der Vergangenheit ist man bei Aldi zu der Entscheidung gelangt, dem Vorbild Lidl nachzueifern und mehr Markenartikel auf die Fliesen und Paletten zu schichten. Bei Lidl findet dieses Vorgehen nur wenig Zuspruch, man deutet es nicht als Kompliment, sondern als Kriegserklärung.Überall brechen nun Preisgefechte aus: Geschütze blitzen, Kanonen don-nern, Filialisten grollen – doch für die Ermatteten und Habenichtse brechen schöne Zeiten an: Endlich können auch sie sich „Red Bull“ und „Lenor“ leisten und sich von ihnen auf Touren bringen oder einweichen lassen.Apropos lassen: Lässt man die guten Auswärtsergebnisse einmal beisei-te, die sowohl Aldi Nord als auch die besser situierte Zwillingsfirma Aldi Süd erzielen, zeigt sich, dass das Dis-count-Geschäft in Deutschland seine beste Zeit nicht vor sich hat. Wettbe-werber zum Zerschlagen sind kaum mehr aufzutreiben, und selbst für Minderbemittelte spielt Nachhaltig-keit eine immer größere Rolle beim Einkaufen als der Preis allein.Aldi Nord setzt in hiesigem Gefilde zwölf Mrd. Euro um, ist also von ge-ringerer Abmessung als der Süden. International bringen die beiden Han-delsorganisationen über 61 Mrd. Euro zusammen und gelten damit als größ-ter Rabattierer der Welt.Die Eigentümerrechte über die Nord-hälfte üben Cä ci lie Al brecht (87), Wit-we Theo Al brechts (1922�–�2010), und ihr Sohn Theo jr. (64) aus. Nicht ohne Einfluss sind Schwie ger toch ter bzw. Schwägerin Ba bette und ihre fünf Kin-der, Witwe bzw. Halbwaisen des Grün-der soh nes Bert hold, der 2012, 58-jäh rig, aufgehört hatte zu leben.

Heinz Hermann Thiele, der Haudrauf der Bremsen-Innung: Selbst sein Sohn will nicht mehr für ihn arbeiten.

10

RR

FOTOS: KNORR-BREMSE AG; RETO KLAR

Page 21: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

21

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

11

Kühne, die Kante, kommt selten ins Schwimmen. Hier steht er in der Wan-ne seines Luxushotels auf Mallorca.

KLAUS-MICHAEL KÜHNEKühne & Nagel / Schindellegi (Schweiz);

Hapag-Lloyd / Hamburg

8 Mrd. Euro 6,4 Mrd. Euro

Stim mungs auf hel ler wird Mitgründer-großsohn, Exfir men chef und regie-render Ministerialverwaltungsrat und 53,3-Pro zent-Teil ha ber Klaus-Mi chael Kühne (78) nicht be nö ti gen: Die Zah-len werke des vor 125 Jahren gegründe-ten Fuhrunternehmens und weltgröß-ten Seefrachtspediteurs tragen das Prä di kat „wert voll“ mit Gü ter-Sie gel.Ja gut, der Umsatz ist nach letzter Auszählung nur mit einem Druck von 1,9 Prozent auf 17,5 Mrd. Euro auf-gepumpt worden, die Ge winne aber kann man bei dieser Ge le gen heit ruhig einmal als brodelnd be zeich nen: Sie spannten sich 2014 auf pralle 521 Mio. Euro, und zwar nach Steuern. Dass der Ak ti en kurs in einem guten Sexwinkel in die Höhe ragt, freut uns, auch für Kühne. Jedes Mal, wenn der an seine Bilanz denkt, muss er raus und eine Runde um den Block rennen.In den Leitungen und Läufen der Spe-dition stauen sich inzwischen so viele

flüssige Mittel (eine Mrd. Euro), dass Rohrbuch und Verstopfung drohen: Im Wonnemonat Mai wurden sicherheits-halber Hähne und Schleusen geöffnet und eine Dividende von 691 (Vorjahr: 570) Mio. Euro regelrecht ausgeflutet. Allein 368 Mio. Euro flossen in Kühnes Auffangbecken. Im Jahr davor hatte er bereits 300 Mio. Liter abgezapft.Aber wohin mit dem Geld? Kühne, die-ser Freund der Vollständigkeit, spen-det für Medizin und Wissenschaft, hat sich aus Verzweiflung mit knapp 21 Prozent an der Großreederei Ha-pag-Lloyd beteiligt, wie er überhaupt für seine Geburtsstadt Hamburg eine Liebe hegt, die sich mit dem Alter noch verschärft und aufgeheizt hat. Selbst den irrlichternden Managern des ver-elendeten HSV steckte der Rettungs-sanitäter schon über 20 Mio. Euro zu. Einmal im Monat fliegt er (Linie!) an die Elbe, wo er sich ein Überluxushotel bauen lässt.Die Aufwertung des Frankens bereitet dieser steifen Hanseaten-Kante keine schlaflosen Nächte, prosperierten die Umsätze doch allein von Januar bis Ende Juni um 4,2 Prozent auf eine Lat-te von 268 Mio. Euro.

PETER THIELFounders Fund / San Francisco;

Clarium Capital / New York

8 Mrd. Euro 5,2 Mrd. Euro

Die Erzeuger dieses aus Frank fur t gebürtigen Peters waren in die USA ausgewandert, als er ge rade ein Jahr alt war. In so fern ist es unter Evolu-tionsbiologen bis heute strittig, ob man die sen Phi lo so phen, Glückspilz und Ju ris ten über haupt noch als Deutschen bezeichnen darf. Aber es spielt wahrscheinlich auch gar keine große Rolle.Thiel (47) war Ende der 90er-Jahre bei dem Vorboten des Netzbezahldiens-tes Paypal selbstbewusst und mit viel Tempo eingedrungen, hatte bald die Lei tung der Firma an sich gerissen und sie an die Börse manövriert. Nach dem Wei ter ver kauf an Ebay (für 1,5 Mil li ar den Dol lar) leistete sich Thiel die Gründung des Hed ge fonds Cla-rium Ca pi tal und steckte anno 2004 dem jungen Mark Zucker berg 500.000 Dollar zu, als einer der ersten Geldge-ber überhaupt, damit der Knilch mit seinem „Jahrbuch“ oder so auf die Beine kam. Noch heute fördert Thiel am liebsten Idealisten und Uto pis ten vom Schlage eines Elon Musk (Tesla), an dessen Raketenfirma Space X er ei-nen verschwenderischen Anteil hält.Beteiligt ist Thiel an Fortschrittsfir-men, die schon aus Prinzip rapide an Wert gewinnen, wie dem Unterkunft-vermittler Airbnb, dessen Wert mit 24 Mrd. Dollar beziffert wird, oder dem Programmehersteller Palantir Technologies, den man auf 20 Mrd. Dollar taxiert und dessen Mitgründer und größter Aktionär Thiel ist. Auch in der alten Welt verstärkt der Mann seine Offensivbemühungen, zuletzt vorzugsweise bei ungehemmt aufstrebenden Finanzdienstleistern wie Number 26 in Berlin oder Kredi-tech in Hamburg. RR

11

Page 22: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

22

ALOYS WOBBENEnercon / Aurich

7,5 Mrd. Euro –

Der Windkommerzialrat und Elek tro-in ge nieur Aloys Wob ben (63) zählt zu den Fortschrittskräften der hiesigen Wirt schaft, neigt aber zu Sturheit und Geduldsrissen, was die Gesamtnote beeinträchtigt. In sei ner 1984 ge grün-de ten Handarbeits- und Wirkungswa-renfabrik Ener con lässt Wobben Wind-kraftanlagen schnitzen und ziselieren, deren Vor zug in ihrem gelungenen Aus-sehen, besonders aber in ihrer Getrie-befreiheit liegt: Kein Inspektor muss hinauf ins Ei klettern zum Schrauben, Schmieren und Salben, zum Ölen oder Eincremen und fiele nach getaner Ar-beit womöglich noch prompt hinunter. In der Tat sind Wobbens Kraftpropel-ler hoch, Ortsansässige sagen: sogar übermäßig hoch. Neben sei nem Luxus -ven ti la tor „E-115“ (149 Meter) sehen die Geräte der Kon kur renz aus wie Klebe-Summkreisel von Faller. So wie dieser Ostfriesentüftler ei-genbrötelt, macht auch Ener con am liebsten nur mit sich selbst herum und stellt vor lauter Kontaktscheu oder Wertschöpfungskettenoptimie-rungswahn fast alles, was es zum Wirt-schaften braucht, selber her, auch die Türme und Ro tor blät ter, und es wäre doch gelacht, wenn die Güterbahn, die Wobbens Werk mit den Kais von Em-den verbindet, jemand anderem ge-hörte als Wobben himself. Der Mann, dessen Name so klingt, als würde er gerne galoppen, hat so vie-le Patente angemeldet, dass er einen Patentspeicher anbauen musste, um sie zu trocknen und zu verstauen. „Wir haben das Know-how im Hau-se“, sagt Ener con-Boss Hans-Die ter Kett wig (57) unter Vermeidung aller Umschweife. „Tei le, die man zu kau fen kann, sind uns nicht ef fi zi ent ge nug.“ Über die inneren Verhältnisse von

FAMILIE OETKEROetker / Bielefeld

7,8 Mrd. Euro 7,6 Mrd. Euro

Die Geschäfte der Bielefelder hinter-lassen seit geraumer Zeit nur noch einen sehr bummeligen Eindruck. Den letztjährigen Umsatzanstieg um 0,8 Prozent auf 10,9 Mrd. Euro konn-te man nur noch mithilfe moderner Zeitraffertechnik festhalten. Firmen-chef Richard Oetker (64), ein freund-licher Herr, ist mit dem nicht näher bezifferten Gewinn „zu frie den, auch wenn es ruhig noch etwas mehr hätte sein kön nen“. Dr. Oet ker („Qualität ist das beste Rezept“) fehlt der rechte Dampf, so viel kann man jetzt schon sagen. Un-ter dem Ein fluss einer fahrigen Pro-grammgestaltung hat sich das Unter-nehmen in eine knotige Verstrickung des Wirt schafts le bens verwandelt. 392 Firmen gehörten, jüngster Er-fassung zufolge, dem Aufruhr an: Man braut (Ra de ber ger), kel lert (Sekt), mör sert (Back pul ver), brennt (Schnaps), verleiht (Bank), ree dert (Con tai nerschifffahrt), ba ckt (Piz-za), versichert (Assekuranz), reagiert (Chemiefabrik), beherbergt (acht Grand ho tels) und versüßt den Eintopf demnächst mit Coppenrath & Wiese. Die Familie hat das kerngeschäftsfreie Zusammenballen zur „Ri siko-Di ver si-fi zie rung“ schöngeredet.Der wichtigste Umsatzbringer, die Ree-derei Hamburg Süd (5,2 Mrd. Euro), dezimiert sich leider seit Jahren zu-verlässig: Immer sind es wahlweise die Frachtraten oder die Ölpreise, die den Sieg vereiteln.Von den acht Kin dern des 2007 ver-bli che nen Patriarchen Ru dolf-Au gust Oet ker lie gen die fünf aus den Ehen I und II seit Jahren im Wi der streit mit den dreien aus Ehe III, denen aus vernünftigen Gründen besonders die Kauffahrtei wenig behagt.

Wobbens Wunderwerk: Blick ins getriebelose Innere eines Windkraft-Maschinenhauses.

13 14

Ener con könnten Anatome Auskunft geben – aber nur Abtasten ist möglich. Der Windprofiteur, dessen Branche besondere Fiskus-Fürsorge zuteil-wurde und der schon Langläufer von der Staats bank KfW Ipex in Anspruch genommen hat, vermittelt nicht den Eindruck, als sei ihm an der Wertschät-zung der Menschheit gelegen. Und so vereinigt sich in Wobbens Per-son das Erfolgreiche mit dem Verknif-fenen und Leokirchhaften. Im Kreis der Markenunternehmer wie Otto oder Oetker wirkt er wie eine Randexistenz: einer dieser Typen im achten Stock, dessen Vorhänge immer zu sind und den man nur einmal im Monat rascheln und aufstöhnen hört.In Deutsch land als natürlicher Markt-führer anerkannt, schmilzt sein Vor-sprung ein wenig, und im Welt maß stab ist Enercon auf Platz fünf zurückgefal-len. Wobbens Vermögen aber kann dies nichts anhaben. Die Umsatzerlöse sei-ner UEE Holding GmbH betrugen 2013 knapp fünf Mrd. Euro, der Gewinn nach Steuern erreichte 473 Mio. Euro. Das Eigenkapital ist mit 3,2 Mrd. Euro so hoch, als sollte demnächst Schnee darauf liegen, und in der Kasse kamen an Silvester 2013 weitere knapp zwei Mrd. Euro vor. In Ansehung der Tatsache, dass er sich 150 Mio. Euro hat ausschütten lassen, darf die Kritik davon ausgehen, dass der Windmeister auch über hartes, gu-tes Privatvermögen verfügt. Wollte Sie-mens Enercon kaufen: Acht Mrd. Euro würden fällig. RR

GRAFIK: ENERCON

Page 23: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DANKE, FAMILIE SCHMIDT, DASS WIR SIE BEI IHREN AUSLANDSGESCHÄFTEN UNTERSTÜTZEN DÜRFEN.

DANKEFÜR INTERNATIONALEGESCHÄFTE, DIE PERFEKT SITZEN.

Sie haben einen reinen Rohstoffhandel zu einem globalen textilen Dienstleister gewandelt. Sie fertigen die neuesten Mode-trends vom Entwurf über die Produktion bis zum Handel. Sie machen KAPPA, Chiemsee und Colorado zu einigen von Deutschlands erfolgreichsten Modemarken. Wir sagen dafür Danke – und dafür, dass wir Sie mit unseren Finanzlösungen für den Außenhandel unterstützen dürfen. Unsere Zusammenarbeit mit Familie Schmidt und der Schmidt Group ist nur eine von vielen Erfolgsgeschichten. Erfahren Sie mehr und entdecken Sie unser Allfi nanzangebot, maßgeschneidert für den Mittelstand unter deutschland-made-by-mittelstand.de

Page 24: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

24

FAMILIE LIEBHERR Liebherr / Bulle (Schweiz)

6,7 Mrd. Euro 6,7 Mrd. Euro

Der Baumaschinen- und Kühlgeräte-hersteller kann die Aktienmärkte nicht schockieren. Denn er ist nicht börsennotiert. Aber für lange Gesichter war trotzdem gesorgt: Der Umsatz fiel 2014 ganz gegen seine Gewohnheit um 1,6 Pro zent auf 8,8 Mil li ar den Euro, auch das Er geb nis blieb weit hinterm Vorjahr zurück. Warum? Man weiß es nicht. Es gibt im Kapitalismus ständig dieses Hin und Her. Oberstes Führungs-organ ist die Eigentümerversamm-lung, der die Gründerkinder Willi (68) und Isolde Liebherr (66) angehörenund deren Nachwuchs.

FAMILIE MICHAEL OTTOOtto Versand / Hamburg

6,4 Mrd. Euro 6,5 Mrd. Euro

Europas größtes Versandhaus ist in schlechter Verfassung: der Umsatz bei 12,1 Mrd. Euro leichenhaft erstarrt, ein Fehlbetrag von 196 Mio. Euro in der Kasse. Das gab es noch nie in der 66-jährigen Firmengeschichte. Über die Gründe rätselt man nicht: Rubelverfall, Ukraine-Krise, Otto-Chaos in den USA und Frankreich. Gründersohn und Aufsichtsratschef Michael Otto (72), der seine Mehrheitsbeteiligung mit Bedacht in einer Stiftung gespeichert hat, wird nicht umhinkommen, eine strenge Untersuchung einzuleiten und ein paar ernste Worte mit Leistungs-trägern und Chefbetreuer Hans-Otto Schrader (58) zu reden. Mit einer Er-mahnung zu Buße und Besserung allein ist es nicht getan.

FAMILIE BRAUNB. Braun / Melsungen

7 Mrd. Euro 6,2 Mrd. Euro

Sein 175-jäh ri ges Jubiläum hat das Medizintechnik-Unternehmen in die-sem Jahr be gan gen und dafür Sorge ge tra gen, dass die Zah len dem An lass ent spre chen: 5,43 Mil li ar den Euro mel-dete Firmenleiter Heinz-Walter Große (62) für 2014, das ist ein Ausbau von fünf Prozent. Der Gewinn erstrahlte mit einer Leuchtkraft von 316,3 Millio-nen Watt. Dass beide Werte Bestwerte sind, ist kein Grund, die Haltung zu ver-lieren: Die Nordhessen legen praktisch in jedem Jahr neue Rekorde fest.Braun beliefert Lazarette und Spitäler in aller Welt. Zu den Verkaufsschla-gern dieses Spezialitätenhändlers ge-hören Kanü len („Braunülen“), Nähr-lö sun gen un d Mittel zur Blutreinigung sowie Scheren, Skalpelle und Pflas ter. Aber auch Güter des Betäubungsmit-tel- sowie Herz- und Kreislaufwesens sowohl wie der In ten siv me di zin fin-den guten, in der Weihnachtszeit sogar sehr guten Absatz.

17

19

16

LG, genannt der „liebe Gott“, beim traditionellen Kochsalzflaschen-Hochwurf in Brauntown.

Für 931,3 Mio. Euro ließ Große die Fa-briken, Dialysezentren und Handels-stützpunkte, etwa in Penang (Malay-sia), kraftvoll ausbauen un d Zukäufe tätigen, die man nur als clever bezeich-nen kann: Die Abteilung „Hos pi tal Care“ ver grö ßerte ihr Herstellungsver-mögen für In fu si ons ge rä te, die Sparte „Avi tum“ verstärkte sich mit Kli ni ken in Deutsch land, Russ lan d, Ko lum bien, aber auch Holland, wo es immer nur zur Seite, aber nie bergauf geht.Grund sätz lich kommen Braun zwei Dinge zugute: zum einen die zuver-läss i g steigende Nach frage im Me-dizintechnikgewerbe, die auch Kon-kurrenten wie Fresenius nicht unbe-einflusst lässt, zum anderen Ludwig Georg Braun (71), ein Mann von For-mat und Strahlkraft, der bis 2011 die Orchesterleitung innehatte. Der Exwerkmeister, des sen An fangs-buch sta ben „LG“ in „Braun town“ mit „Lie ber Gott“ zutreffend ausgeschrie-ben wer den, ist eine hessische Sagen-gestalt: Ma ra thon läu fer, FDP-Funk-tionär, Asket der Erscheinungsweise nach, fünf fa cher Va ter, Exprä si den t des DIHK, Syn oda le der evan ge li schen Kir-che von Kur hes sen-Wal deck, Fir men-be sit zer und heute Auf sichts rats boss. Würde man „LG“ ein weißes Nacht-hemd überziehen, könnte er auch noch als römischer Senator durchgehen.Der liebe Gott hat das Un ter neh men 34 Jahre lang ge führt und es so akku-rat und in allen Einzelheiten aus ge-feilt, dass er es in einem ent schie den irisierenden Zu stand hin ter las sen konn te. Nachfolger Große, der sich bei Planung und Programm kluger-weise an der Denkart sei nes Vor gän-gers ausrichtet, wollte den Umsatz eigentlich schon Ende dieses Jahres auf sechs Mil li ar den Euro hoch mas-sie rt und eine Um satz ren dite von min des tens 18 Pro zent er zie lt haben. Aber ob, wie er dereinst gehofft hat-te, all die kranken Chi ne sen, In der,Rus sen, Bra si lia ner dafür ausreichen, wiewohl die in großer Zahl zur Verfü-gung stehen, soll an dieser Stelle ein-fach mal bezweifelt werden. R R

R

Page 25: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

25

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

Knäufe stehen in Russland unter Ver-trag, vor wenigen Jahren waren es noch 7.000 gewesen.Als Anhänger der antiautoritären Er-ziehung lehnt Grundke Vergeltungs-maßnahmen ab: Die Russen bekäme man durch ein paar Quälereien näm-lich ohnehin nicht klein: „Sie sind in der Lage, den Gür tel so eng zu zie hen, wie wir uns das gar nicht vor stel len kön nen“, teilte er dem „HB“ eiskalt mit. Jetzt muss Grundke seine Pläne aber ein bisschen eingipsen. Die Bestellung einer Siemens-Turbine fürs Werk in St. Petersburg hat er einfach annul-liert und stattdessen ein billigeres rus-sisches Erzeugnis geordert, das ihm hoffentlich nicht um die Ohren fliegt.Weil Knauf über tief greifendere Be-ziehungen am Hofe Putins verfügt als Angela Merkel, investiert der forsche Grundke weiter: Gemeinsam mit ei-nem Unternehmen der Mord a schow-Organisation engagiert man sich im Hausbau, und zwar in der flotten Dis-ziplin der Mo dul bau weisen.Auch in den USA hat sich Knauf für über 100 Mio. Euro an einem Dämm-stoffunternehmen gütlich getan, in Viet nam ein Werk für Gips kar ton-plat ten errichtet und sich in In do ne-sien ausgedehnt. In Thailand, China und Australien sind die Jungs ohnehin schon angekommen. Ihren Umsatz werden die Iphofener heuer dennoch nur unter Harm und Gram steigern können, wenn über-haupt: Der Verfall des Rubels schlägt mit einem dreistelligen Millionen-betrag ins comptoir.Die Knaufs selbst haben außer Mark und Mumm auch noch Gips in den Knochen: Als Grup pen ge schäfts füh-rerinnen bereiten sich bereits Isa bel und Bea trix Knauf auf ihre Einsätze vor. Die Gründersöhne und geniali-schen Großstrategen Nikolaus (79) und Baldwin (75) wech seln sich jähr-lich ab beim Vor sitz im Ge sell schaf-ter aus schuss und achten darauf, dass Grundke nicht ausflippt oder Enkel Alex auf den Schlips tritt.

FAMILIE KNAUFKnauf Gips / Iphofen

6 Mrd. Euro –

Das von den Knauf-Brüdern Alfons und Karl 1932 initiierte Unternehmen setzte im vergangenen Jahr 6,4 Mil li-ar den Euro um. Der Gewinn unterliegt den Gesetzen der Schweigepflicht, soll aber um die 350 Mio. Euro betragen, was in keiner Hinsicht bemerkenswert wäre. Seit 2008 führt Manfred Grundke (60) als erster Familienfremdling das Regiment. Angetrieben und gesteuert hatte der Grundke bis dahin das An-triebs- und Steue rungs unternehmen Bosch Rex roth. Bei Knauf sekundiert ihm Gründerenkel Alexander Knauf (41), der die Einsatzkräfte westlich von Iphofen befehligen darf.Apropos Osten: In Russland haben die Knaufs von Natur aus eine urwüchsige Stellung inne, bis nach Sibirien reicht ihre Werksmacht. Und doch bringen sie in jüngster Zeit nicht mehr viel zustande. Man weiß sogar, woran das liegt: Ukraine, Rubel-Krise, Sanktions-politik, alles Mist. 5.400 der 24.000

FAMILIE DEICHMANNDeichmann / Essen

4,4 Mrd. Euro 3,8 Mrd. Euro

Die Deich männer haben einen Ge-schäfts sinn, der an Strenge und Schneidigkeit nichts zu wünschen üb-rig lässt. Schuldenfrei und streng gläu-big ist diese Fa mi lie und Mit glied einer evan ge lisch-frei kirch li chen Ge mein-de: „Das Un ter neh men muss den Men-schen die nen“, lau tet der Wahl spruch der Essener bzw. der von Firmenchef Heinrich (52), der mit seiner Stiftung zu den großen Wohltätern dieses Lan-des gezählt werden darf.Des sen un ge ach tet, wur den auch im letzten Jahr wieder so einige Wett be-wer ber in den Schwitzkasten genom-men und in die Klemme gebracht, ob die nun vornehm „Au secours!“ schrien oder mit ihren englischen Fein- und Edeltre tern im Kies scharr ten: Deich-mann griff dorthin, wo es weh tut, und drückte so lan ge, wie es nötig war. In Eu ropa kann es nie mand mehr mit dem Ruhrbaron auf neh men, ohne an sich selbst irre zu werden.Für 2014 hat die Firma einen Rekord-um satz von saftig marmorierten 4,9 Mil li ar den Euro austrommeln las-sen. Doch soll es damit nicht sein Bewenden haben. Mit mehr als 200 Mil lio nen Euro will Deichmann seine 3.600-gliedrige Fi lial kette forcieren und sie bis Silvester um 150 Läden verlängern. Sei n Vermögen hat er vor dem Bösen gut ge schützt: Die Hein rich Deich-mann-Schuhe GmbH & Co. KG ist im Be sitz der Deich mann Ver wal tungs- und Han dels ge sell schaft mbH, un d die wie derum wird kon trol liert von der Fa mi li en stif tung in Lu zern. Et li-che Ver triebs sa tel li ten drum herum sor gen für zu sätz li che Konsternation. Zumindest war es vor ein paar Jahren noch so. Inzwischen hat man etwas den Faden verloren.

20 26

Obgleich ungekrönt, gönnen sich Nikolaus (l.) und Baldwin Knauf einen richtig schönen Gips-Thronsaal.

R R

FOTOS: LAIF, KLAUS WEDDIG

Page 26: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

26

THEO MÜLLERMolkerei Müller / Aretsried;

IFR Capital / Zypern

4 Mrd. Euro –

Vo heud fünf uf zehn Milliarda Euro ver-dobbeln lassa will Milch-Mogul Theo Müllr (75) die Einnahma sainr Verbänd bis 2020. Mir lega des uf Wiedervorlag ond werda gebenafalls uf Einhaldung der Vorhersag bocha. Ned ausgeschlos-sa, dess der als unabsehbar gfürchde-de Undernehmr sai Zil vermög einigr Übernahma erreichd. Denn anders isch’s ned zu schaffa. Aus sich selbschd heraus wie a Bferd in so kurzr Zeid ufs Zwoifache anzuschwella isch sainr Grö-ße nemme möglich. Am Geld fehld’s ned: Des Ei gen ka bi dal isch mid 1,7 Mrd. Euro so breiich, dess der Löffl vo alloi darin schdehenbleibd; der Gewinn ver-härdede sich bei 200 Mio. Euro. Müllers US-Gemeinschafdschfirma mid Beb-sico schreibd Verluschde, abr sonschd läufd älles wie gschmierd. Koi Klaga au bei Nordsee-Fischreschdaurands odr Homann-Salade, die au däm Müllr un-derschdeha. Neir Geschäfdsführr isch Ronälndle Kers, der den Gosch gern voll nimmd. Abr des gfälld däm olla Müllr: Denn Angsthasa mog er ned. In Zürich dahoim, nahm er unlängschd die Ehrenbürgaschafd vo Fischach, sainr Hoimadgemeind, endgega. Was bleibd den arma Fischachern au übrich? Ohne sai Gewerbeschdeir könnda sie dord die Bürgerschdeig hochklabbe.

Oi ausgeschbrocha gudgelaundr Theo Müllr im Bgriff, die nächschde Schdiag no oba zu nehma.

27 2929

ALEXANDRA SCHÖRGHUBERSchörghuber / München

4,3 Mrd. Euro 3,4 Mrd. Euro

Die Witwe des von einem Herzschlag getroffenen Unternehmers Stefan Schörghuber (1961�–�2008) gebietet über ein Kleinkonglomerat, zu dem Brauereien (Paulaner, Hacker, Kulm-bacher), Golfplätze, eine Lachszucht, einige Kliniken, vor allem aber Hotels (Arabella), Wohn- und Bürohäuser größten Ausmaßes gehören, deren Wert mit 2,5 Mrd. Euro angegeben wird.War die Hinterlassenschaft ihres Man-nes ursprünglich bar jeder Kohäsion und in einem Zustand des Unfass-baren befindlich, wusste Alexandra Schörghuber (57), ihre Art zuzupacken geltend zu machen: Quick, findig, prak-tisch wie Mathilde Möhring brachte sie Ordnung ins Durcheinander, dingte einen ebenso gut frisierten wie fähigen Firmenchef (Klaus Naeve, 67), riss die Fenster auf und sorgte für Durchzug.Der Umsatz ihres Minimultis erreichte zuletzt 843 Mio. Euro; die gemeinsam mit Heineken betriebenen Biergeschäf-te – von Schörghuber mit 50,1 Prozent durchwaltet – melden weitere 619 Mio. Euro. Anders geht’s auch gar nicht.Im Juli hat sie Bernd Werndl (57) ge-heiratet vom Autohaus Werndl: Der Kfz-Mann, dessen Gestalt einen guten und dauerhaften Eindruck macht, hat sich um die Oldtimer-Sammlung von Schörghuber verdient gemacht. Dieser Hinweis weckt gute oder ungute Ge-dankenverbindungen an die Heirat des Puddinggenerals August Oetker (71), der Nina Esdar (37) freite, die Toch-ter des gleichnamigen Kfz-Meisters Karl-Heinz, der sich seinerseits der Oetker’schen Altauto-Kollektion ange-nommen hat. Man möchte ins nächste Gasthaus eilen, um sich mit einem Be-cher Honigmilch von der durch Kennt-nis der Umstände hervorgerufenen Ge-mütsbewegung zu erholen.

RALPH DOMMERMUTHUnited Internet / Montabaur

4 Mrd. Euro 2,65 Mrd.

Nach wie vor in bestechender Form präsentiert sich unser Mann aus dem Westerwald: Ralph Dommermuth (51). Ein Nachlassen seiner Kräfte ist auch 27 Jahre nach Konstituierung der 1�&�1 Mar ke ting GmbH nicht feststellbar, zumindest nicht mit den heute gängi-gen Messinstrumenten. Seit Dommer-muth im Jahr 2000 mit der United In-ternet AG eine neue Dachgesellschaft eröffnete, die Internetpor ta le (G mx. de, We b. de) unterhält, Netz an schlüs-se (1�&�1) vertreibt und inzwischen über viele andere Beteiligungen die Oberhand gewonnen hat, zeichnet er sich durch eine, die mode- und trend-getriebene Digitalwirtschaft geradezu beleidigende Gesetztheit aus. An der Börse erregen seine unaufge-regten Darbietungen regelmäßig Fan-tasien. Allein in den vergangenen zwölf Monaten beulte sich der Aktienkurs von United Internet (Umsatz: 3,1 Mrd. Euro, Gewinn: 430,6 Mio. Euro) auf eine schon nicht mehr salonfähig zu nen-nende Weise um über 40 Prozent aus. Grafische Darstellungen des Geschäfts-verlaufs verbieten sich aus Gründen des Jugendschutzes. United Internet hat einen Marktwert von mehr als neun Milliarden Euro, Dommermuths Anteil beträgt luxuriöse 40 Prozent.Hatte er bis dahin Telekom-Anschlüs-se nur vermarktet, aber keine eigenen Anlagen betrieben, überrannte er 2014 den Berliner Internet- und Daten-dienstleister Versatel und vergriff sich an den 74,9 Prozent, die ihm noch fehl-ten, für 586 Millionen Euro. Mit dem Plan, seinerseits zum Netzbetreiber aufzuwölken und emporzustieben. An dem Mobilfunkanbieter Drillisch hält Dommermuth persönlich 11,6 Prozent und weitere 20,1 über UI Ventures. So viel zu „Dommermuth“. RR R

FOTO: PICTURE ALLIANCE

Page 27: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

27

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

32

FAMILIE GÜNTHER FIELMANNFielmann / Hamburg

3,8 Mrd. Euro 3 Mrd. Euro

In spätestens drei Jahren will sich Günther Fielmann (75) zur Ruhe ge-setzt und die Geschäfte seinem Sohn Marc (25) übergeben haben, der seit einigen Jahren im Hause arbeitet und unter an de rem, wie gern und häufig er-zählt wird, in Österreich den Netz ver-kauf von Kon takt lin sen per Telefon-anwendung ent wi ckelt habe. 50 Jahre Altersunterschied: Das sind endlich einmal zwei Generationswechsel mit einem Schlag. „In den nächs ten Mo na ten kann ich ihn be ob ach ten“, sagt Fielmann, der schar-fe Augengläser trägt und dessen blen-dendes Aussehen nicht nur über sein wahres Alter, sondern auch seine Nei-gung zur Raubeinigkeit hinwegtäuscht. Er strebe eine „ge ord nete Über ga be“ an. Hoffen wir, dass sie gelingt. Aber nichts spricht dagegen. Denn Fielmann gelingt grundsätzlich alles.Der Börsenwert der Optikerkette, die die Familie zu über 70 Prozent kon-trolliert, hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf fast fünf Mrd. Euro mehr als verzweieinhalbfacht. Das Ge-schäft ist lukrativ, erst recht, nachdem viele Wettbewerber in Trümmer oder trockengelegt worden sind. Für das vergangene Jahr meldet Fiel-mann, der in Deutschland jede zweite Brille verkauft und dafür einen Sold von 4,922 Mio. Euro bezieht, von Natur aus bekömmliche Resultate: Der Umsatz gipfelte bei randlosen 1,2 Mrd., der Gewinn vor Steuern bei 226 Mio. Euro.Skeptiker und Munkler behaupten, dass der Brillenhandel im Internet den Fielmännern eines Tages gefähr-lich werden könnte. Aber die fürchten sich nicht vor den Digitalfritzen: Denn online könne man eine Brille weder an-passen noch zentrieren. R

FAMILIE KÄRCHER Alfred Kärcher / Winnenden

3,6 Mrd. Euro 3,2 Mrd. Euro

Zwölfkommasiebenzwo Millionen Hochdruck-, Teppich- und Dampfrei-ni ger, Sau ger, Kehr ma schi nen, Tro-cken eis-Strahl ge rä te, Sensations-bügeleisen, Trink was ser auf be rei ter, Superpum pen und Laub blä ser für Zi-vi lis ten, dazu Gu lasch ka no nen, Feld-la ger und Entgiftungssysteme für Angehörige der Streitkräfte hat der weltweit maßgebliche Hersteller die-ser Gerätschaften 2014 ab gesetzt, und man darf wohl mit Fug behaupten: Er hat sie auch verkauft. Die Ein nah men stie gen indes nur um planwidrige 3,4 Prozent. Gewiss, es wurde wieder eine bildhübsche Re kord summe von dies-mal 2,1 Mrd. Euro ausgesungen. Doch um Bestmarken geht es den Schwaben schon lange nicht mehr: Viel wichtiger ist ihnen inzwischen das Tempo, mit dem sie sie aufstellen. Hauptmann Hartmut Jenner (49) hat deshalb ange-ordnet, den Umsatz unverzüglich mit höherer Geschwindigkeit zu steigern, Niederlassungen in Panama und auf den Philippinen einzutragen, ein Pro-duktionswerk in Brasilien und daheim in Winnenden ein Bürohaus für Sekre-täre, Schreiber und Rechner einzuwei-hen, um mit diesen Kraftzeichen die Konkurrenz zu demoralisieren. Mit verstelltem Gesichtsausdruck, also ohne, dass man von außen etwas sehen könnte, hat sich Jenner die professio-nelle Säuberung weiterer gegnerischer Lager in den Kopf gesetzt. Wenn er auf seinem Rappen durchs Stadttor reitet, gefolgt von seinem 11.138-köpfigen Heer, bewaffnet mit Keulen, Äxten und Strahlgeräten, dann bleibt kein Auge trocken. Die Firma ge hört den Grün der kin dern Jo han nes Kär cher (60) und Su sanne Zim mer mann von Sief art (54), die sich das jedoch nicht anmerken lassen. R

36

R

34

FAMILIE GÜNTER HERZ Mayfair / Hamburg; DNV GL / Oslo

3,7 Mrd. Euro –

Günter Herz (75), der 35 Jahre lang auf sieghafte Weise die Tchibo-Gruppie-rung ge führt und die Konkurrenz aufs Triumphalste in den Schatten gestellt hatte, war 2000 von sei nen An ge hö-ri gen ausmanövriert, ja, beiseitege-schafft worden. Es ging um Macht, um Argwohn und Soupçon. Nach unschö-nem Hin und Her verkauften Günter und seine Schwes ter Da niela (61) ihre Firmenan teile für vier Mil li ar den Euro an ihre Ge schwis ter und ritten davon.Sein Geld in ves tiert Herz in ge lehr ter Her an ge hens wei se über seine Vermö-gensverwaltung Mayfair. Er stieg bei Puma ein und mit einem Gewinn von saloppen 60 Prozent aus. Das Ge schäft war in Fach krei sen ein in stant clas sic. Ende 2006 absorbierte er den Schiffs-gut ach ter Ger ma ni scher Lloyd für 575 Mil lio nen Euro, lötete ihn mit Det Nor ske Ve ri tas zum Kon zern DNV GL (Um satz: 2,5 Mrd. Euro) zusammen und sicherte sich 36,5 Pro zent am Ge-samtkunstwerk. In der Zwischenzeit verzehrte er eine über 40 Pro zent star-ke Portion der Re stau rant kette Va pia-no, die 385 Mil lio nen Euro um setzt und so schnell wächst, als sei sie gedüngt. Natürlich gebietet Herz über einen Kingsize-Immobilienbesitz, dazu eine Rinderfarm in Uruguay, eine Kaffee-plantage in Tansania, einen Hersteller von Werkstoffplatten aus Weizenstroh in Hongkong und über weitere Beteili-gungen an Biotechnikfirmen sowie am Schiffsdienstleister Marorka in Reyk-javík. Mayfair hat heute sie ben Ge sell-schaf ter, neben Günter und Daniela auch deren Kin der. Laut Gewinn- und Verlustrechnung 2013 verbuchte May-fair einen Überschuss von 389 Mil lio-nen Euro und wies einen Ge winn vor-trag aus dem Vorjahr von urgewaltigen 2,2 Mil li ar den Euro aus.

Page 28: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

28

FAMILIE HAUBTengelmann / Mülheim

3,3 Mrd. Euro 3,5 Mrd. Euro

Das 1867 ge grün dete Han dels haus steht in fünf ter Ge ne ra tion den Haubs zu Gebote. Die ver gan ge nen Jahre sind in den Annalen freilich nicht als die bes-ten vermerkt: Charly „Karl-Eri van W.“ Haub (55) war meisten teils mit Repa-ratur- und Abrissarbeiten beschäftigt.In den 19 Län dern, in denen seine Groß-or ga ni sa tion tätig ist, bringt sie sich zwar immer noch zur Geltung. Doch mit ihrem zuletzt um 5,8 Prozent auf 8,1 Mil li ar den Euro dramatisierten Um satz zieht sie klei nere Kreise als noch vor 15 Jah ren, als sie 26 Mil li-arden auf die Waage brachte und noch so manchen Strauß mit Rewe und Aldi ausfocht.Haubs Körperschaft steht heute wie-der wehrhaft da: Sein Tex til -Dis coun-ter Kik (Umsatz: 1,7 Mrd. Euro) und der Ramschladen Ted sind hellwach, das Internetgeschäft bläht sich schon aus Gewohnheit auf, und bei Obi, Deutsch lands größ tem Baumarkt (Um satz: 4,3 Mil li ar den Eu ro), läuten die Glocken.

FAMILIE BOSCHRobert Bosch / Gerlingen

3,2 Mrd. Euro 3 Mrd. Euro

Vor 129 Jahren von Ro bert Bosch (1861�–�1942) als Werkstätte für Fein-mechanik und Elektrotechnik in einem Hinterhof in Stuttgart-West gegründet, haben sich die schwäbischen Progres-siven ohne Umweg über die Zündkerze zum weltgrößten Zulieferer für Auto-mobil-Elektronik und -Mechatronik blütenhaft entfaltet und darüber hin-aus auch in den Rang eines führenden Erzeugers von Elek tro werk zeu gen und Haus ge rä ten hochgearbeitet. In jüngster Zeit wird bei Bosch (Um-satz: 49 Mrd. Euro) viel geredet von Industrie 4.0 und Start-up-Mentali-tät. Firmenchef Volkmar Denner (58) schaffte revolutionärerweise gleich die Krawattenpflicht ab. Denn: „Es geht um Frei räu me, nicht nur ge dank li che.“ Die Vollmacht über das Fir men ka pi-tal übt die Ro bert-Bosch-Stif tung aus. Die Stimm rechte aber sind bei der In-dus trie treu hand eingekellert, die eine geisterhafte und mindestnotwendige Be tei li gung von 0,01 Prozent für sich reklamiert – jenes Zehntausendstel, das die Beteiligung der Boschs (u.�a. Grün der toch ter Eva Ma de lung, viele Enkel und Ur en kel) auf undeutlich-in-akkurate 7,99 Pro zent hinabzwingt.Fa mi li en spre cher und Forstwirt Chri s-tof Bosch (56), der Großvaters Guts hof Moo seu rach bei Bad Tölz bewirtschaf-tet, ist sowohl Gesellschafter der Stif-tung als auch der Industrietreuhand. Zudem spielt er in der Wach mann-schaft des Auf sichts rats seine Rolle. Bosch verfügt über einen makello-sen Ruf und ist unverzichtbar als Bewahrer der Familientradition und Sachverständiger in Dingen der Prin-zipientreue. Die Ver wandt schaft be-gnügt sich mit einem kleinen An teil (selten mehr als zehn Mil lio nen Euro) am Rein ge winn.

Charly Haub hat Ärger mit dem Kartellamt und deshalb an seiner Schlagkraft gearbeitet.

3938

R

Aber ein Gefühl für die Leistungsfähig-keit des Ensembles will sich dennoch nicht einstellen, denn Haubs 451 Su-per märk te Kai ser’s Ten gel mann bie-ten einen trostlosen Anblick, haben Schlagseite wie ein lecker Kahn und sind ungefähr genauso beweglich. Mehr als eine halbe Milliarde zornrote Euro hat die Ladenkette in den vergan-genen 15 Jahren eingebüßt. Wer sein Ohr an die Tür hält, hört es rieseln, rinnen, tropfen wie bei der Schnee-schmelze im Gebirge. Haub will dem unhaltbaren Zustand ein Ende bereiten und den Filialbe-trieb schnellstmöglich loswerden, ver-kaufen an Edeka. Nur, Kartellamt und Monopolkommission sind dagegen – als würden die 1,9 Tengelmann-Mil-liarden am Machtgefüge im Lebens-mittelmarkt auch nur das Geringste ändern, wenn man sie den Edeka-Ge-nossen (Umsatz: 52 Mrd. Euro) hinzu-fügte, die vor Rewe samt Penny (38) rangieren, Lid l und Kaufland (34), Real und Cash�&�Carry (30) und Aldi (28). Auch Rewe würde Kaiser’s Tengel-mann übrigens gern an sich bringen und wäre bereit, bis zu 450 Mio. Euro für den kaputten Laden zu bezahlen. Das verkompliziert alles. Denn Haub ist aus unerfindlichen Gründen für das Buhlen Rewes unempfänglich, ja, rich-tiggehend gefeit. Er fährt voll auf Edeka ab, eine Firma ohne Kurven, aber trotz-dem sexy. Er hofft nun auf eine Minis-tererlaubnis. Aber es sieht nicht gut aus. Haub-Leute lassen durchblicken, dass man im Falle eines Verbots einen Großteil der Filialen nicht niederbren-nen, aber schließen werde. Zur Haub-Hab schaft zäh len mehr als 40 Beteiligungen, darunter ein Päck-chen vom Modeversand Zalando (fünf Prozent) und eine an dem Rabattierer Netto (15 Prozent) sowie Hunderte von Immobilien, die in der Unterab-teilung Trei formiert sind, viele Un ter-künfte in Ost eu ropa gehören dazu, der „Al pen hof“ in Mur nau und Unbeweg-liches im Wil den Wes ten, zum Beispiel ein Hoch haus in Tacoma, dem Flug-hafen-Vorort von Se att le. R

FOTO: ACTION PRESS

Page 29: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

29

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO

DIE ZEHN REICHSTEN VERWANDTSCHAFTEN DES LANDES

1 PORSCHE/ PIËCH 50,00 Familie Piëch Porsche / Stuttgart; VW / Wolfsburg 25,00Familie Porsche Porsche / Stuttgart; VW / Wolfsburg 25,00

2 ALBRECHT 35,00Familien Albrecht und Heister Aldi Süd / Mülheim 19,00 Familie Theo Albrecht jr. Aldi Nord / Essen 16,00

3 QUANDT 33,44Susanne Klatten BMW / München; SGL Carbon / Wiesbaden 17,20Stefan Quandt BMW / München 15,50Harald Quandt plus Töchter HQ (Vermögensverwaltung) / Bad Homburg 0,65Sven Quandt Quandt (u.�a. Kapitalanlagen) / Trebur 0,09

4 REIMANN 23,40Familie Reimann Reckitt Benckiser / Slough (GB); Wella / Schwalbach 23,00Familie Reimann-Dubbers vormals Benckiser / Mannheim 0,40

5 HERZ 12,10 Familie Ingeburg Herz Tchibo, Beiersdorf / beide Hamburg 4,70 Familie Günter Herz Mayfair Vermögensverwaltung / Hamburg; DNV GL / Oslo 3,70 Familie Daniela Herz-Schnöckel Mayfair Vermögensverwaltung / Hamburg; DNV GL / Oslo 3,70

6 WÜRTH 10,50Familie Würth Würth (Eisenwaren) / Künzelsau 9,50 Bettina Würth Würth (Eisenwaren) / Künzelsau 1,00

7 OTTO 10,20 Familie Michael Otto Otto Versand / Hamburg 6,40Familie Alexander Otto ECE-Projektmanagem.; Cura Vermögensverw. / beide Hamb. 3,80

8 HOPP 7,70Dietmar Hopp SAP, Dievini (Beteiligungen)/ beide Walldorf 7,10 Daniel Hopp Actris (Immobilien, Beteiligungen) / Mannheim 0,30 Oliver Hopp Hopp (Beteiligungen) / Mannheim 0,30

9 VON FINCK 6,90Familie August von Finck vormals Merck Finck & Co. (Bank) / München 5,00 Wilhelm von Finck jr. vormals Merck Finck & Co. (Bank) / München 1,90

10 FLICK 6,45Ingrid, Victoria-Katharina und Karl-Friedrich Flick jr. Flick (Beteiligungen, Kapitalanlagen) / Wien 2,60Alexandra Flick Diana (Kapitalanlagen) / München 1,40 Elisabeth von Auersperg-Breuner Fides (Vermögensverwaltung, Kapitalanlagen) / München 1,40 Gert-Rudolf Flick Flick-Erbe (Immobilien, Beteiligungen) / London 0,45Friedrich Christian Flick Flick-Erbe (Kapitalanlagen, Kunst) / Gstaad (Schweiz) 0,30Dagmar Ottmann Flick-Erbe (Kapitalanlagen, Beteiligungen) / München 0,30

Page 30: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

30

48

FAMILIE STIHLStihl / Waiblingen

2,75 Mrd. Euro 2,4 Mrd. Euro

Seit 1926 prima im Ge schäft sind die-se Männer von der Rems, deren Ben-zin-, Mo tor-, Akku-, Spe zi al sä gen und -sen sen, Laub blä ser, He cken - und Ast-scheren, Trenn schlei fer, Frei schnei-der nicht nur Laub-, Au-, Regen- und überhaupt alle Wälder und Vorgärten gelichtet, entastet, ab- und ausgeholzt, ausgedünnt und kahl geschlagen, son-dern auch die Gattung der Splat ter Mo-vies („The Texas Chainsaw Massacre“) auf wünschenswerteste Weise hervor-gerufen und verfeinert ha ben. Der Ex-DIHT-Präses und Stadt hei lige Hans Peter Stihl (83), der heute die Äm-ter des Bei - und Aufsichtsratsehren-chefs bekleidet, hat das Un ter neh men sei nes Va ters zu dem ausgeformt und -gefeilt, was es ist: zum naturgetreuen Welt markt füh rer, immer kundennah und dem Fachhandel zugetan. Stihl ist ein Mann, der nie klein bei-gibt, sozialer Markt wirt schaft ler al-ten Korns sowie durch durch. Kraft sei nes Leistungsnachweises als li ving

41

41

SIEGFRIED MEISTERRational / Landsberg am Lech

3 Mrd. Euro 1,75 Mrd. Euro

Überaus imposanter Hersteller auf-rührerisch guter Dampfgargeräte für Großküchen. Für 2014 meldeten die Rationalisten eine Einnahme von 497 Mio. Euro und einen Vorsteuergewinn in Höhe von 145,2 Mio. Euro. Dies ent-spricht einer Marge von haarsträuben-den 29,2 Prozent. Der Börsenwert des Weltmarktführers erreichte im August seinen Kulminationspunkt mit erst-mals über 4 Mrd. Euro. Dem Gründer und Schöpfergenie Siegfried Meister (77) stehen rund 70 höchstverdiente Prozent der Anteile zu.

FAMILIE RIEGELHaribo / Bonn

3 Mrd. Euro 2,8 Mrd. Euro

Gründerenkel Hans Guido Riegel (50), der beim Fruchtgummi-Welt markt füh-rer das letzte Wort hat, will die Ver-vielfältigung des Auslandsgeschäfts akzelerieren und hat dabei die USA im Sinn, Lateinamerika und China; auch in In dien und In do ne sien möchte er dem-nächst einfallen. Über Geld redet man bei Haribo ungern: Den Umsatz kann man mit 2,4 Mrd. Euro allenfalls erwä-gen, den Gewinn mit 500 Mio. Euro nur für möglich halten. „Un sere Pro dukte ver brei ten Freu de. Die kann man so-wieso nicht in Zah len mes sen“, sagt Riegel auf verhängnishafte, menschlich achtbare, aber dennoch bedrohlich un-sinnige Weise. Seine Ge gen spie ler in derFruchtgummiszene wir ken ausgelaugt, auf ge rie ben, mit den Nerven am Ende und teil weise durch ge dreht. R

R

FAMILIE WACKERWacker-Chemie / München

2,95 Mrd. Euro 2,65 Mrd. Euro

Pe ter-Alex an der Wa cker (64), der frü-here Vor standschef, lei tet seit 2008 den Auf sichts rat dieses Spe zial che mi-kers, der 1914 von sei nem Ur groß va ter aktiviert wurde und heute im M-Dax erfasst ist. Der Anblick der Firma ist er freu lich, viele internationale Kava-liere haben sich schon auf dem Hof herumgetrieben und mussten mit dem Ochsenziemer weggepeitscht werden. Denn Wacker ist nicht zu haben.Zu haben ist aber Wackers Tochter: Sie heißt Siltronic und fummelt den gan-zen Tag mikroelektronische Bauele-mente für die Typen in der Chip-Industrie zusammen. Im Juni legte sie eine Sohle aufs Parkett, Wacker strich 230 Mio. Euro ein und hält weitere 58 Prozent auf Vorrat.Die Geschäfte der Münchner könnten kaum besser vonstattengehen als die-ser Tage. Als die Preise in der So lar- und Halb lei ter gilde vor ein paar Jahren degenerierten, hatte die Betrachtung der Zahlenwerke noch starke Unlust-gefühle hervorgerufen. Aber so wenig man damals die Defizite romantisier-te, die den Klassenerhalt erschwerten, hält man heute mit seinen Ansprüchen hinterm Berg: Der Umsatz soll mit Be-stimmtheit von 4,8 auf über fünf Mrd. Euro eskalieren, denn alle Welt ist schier erpicht auf Wackers prämierte Si li kone und Po ly mere. Vollgas-Tage sind eingeläutet, die Explosiv-Turbos zugeschaltet. Die beste Arbeit nützt ja nichts, wenn sie nicht belohnt wird.Die Firma ist im Be sitz der Alex an der- Wa cker-Fa mi li en ge sell schaft, die mehr als die Hälfte des Grund ka pi tals kon-trolliert, und einer von Pe ter-Alex an-der Wa cker höchst per sön lich di ri gier-ten Ober ge sell schaft na mens Blue Ele-phant, die über ein zusätzliches gutes Zehntel dis po niert.

43

R

Page 31: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

31

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

le gend gilt jedes Wort des Hel den - sä gers als Ge setz, auch wenn das Un ter neh men rea li ter vier Fa mi li en-stäm men gehört zu je weils 25 Pro zent, die hier als har mo ni sche Ganz heit zu-sam men ge fasst und auf ge führt sind: sei nen Ge schwis tern Eva Mayr-Stihl, Ger hild Schet ter und Rü di ger Stihl und ihren Spröss- und Schößlingen.Im ver gan ge nen Jahr hat ten die 14.300 Stih lis ten mit 2,98 Mil li ar den Euro ei-nen Um satz re kord kre i ert. Doch sie wollen das nicht auf sich sitzen las-sen und sofort eine neue Bestleistung abrufen. Vor stands chef Bert ram Kand ziora (59), von amerikanischen und chinesi-schen Geschäftspartnern liebevoll als „Dr. K.“ gekennzeichnet („Ich glaube, sie haben Pro bleme mit mei nem Na-men“), denkt sich dazu immer ein paar passende Pläne aus. Das klingt nach einer Marotte, aber er flitzt nicht einfach nur so in der Sägegegend he-rum. Seine Vor wärts s tra te gie ist klar wie Remsbrühe: Damit die Welt be-wohnbar bleibt, muss ge sägt, ge senst, ge sprüht, ge saughäck selt, ge schnit ten, ge spritzt wer den – und hier kommt dann Stihl ins Spiel.

Heiterer MICHAEL lässt HER-MANN WIRTZ den Umsatz tippen. Hinten: eine Zeugin des Vorgangs.

54

HERMANN und MICHAEL WIRTZMäurer & Wirtz, Dalli /

beide Stolberg;Grünenthal / Aachen

2,5 Mrd. Euro 2,5 Mrd. Euro

Zu den Aktivposten der Wirtz-Leu-te gehören eine Arz nei mit tel - und eine Gerüchemanufaktur, dazu später mehr, sowie die rasselnden Dalli-Wer-ke von anno 1845, die sich – Fluch der provinziellen Mode-Accessoires – in-zwischen zur Dalli-Group internatio-nalisiert haben: Die Dalli-Werke in all ihrer Ursprünglichkeit durchmengen Wasch pul ver, setzen Putz mit tel an, verrühren Haar sei fen, verquirlen Na-tur kos me tika, aber auch Sonnensalben in solch unwirtlichen Mengen, dass sie ungetauft die Stolberger Anstalt verlas-sen und hinfort bei Aldi, Lidl, DM oder Penny eine traurige Existenz als Eigen-marke führen müssen, fast, aber nicht ganz so, wie Shenandoah, „Der Mann ohne Namen“. Als „Tan dil“, „Aku-ta“, als „Cien“, „Ba lea“, „Alverde“, als „Denk mit“ oder „Blik“ treten sie in preiswerteste Erscheinung.Die Güte der Waren, ihre Beschaf-fenheiten und Eigenarten, sind hin-gegen so vortrefflich, dass Dalli, nach prekärer Zeit um die Jahrtausend-wende, heute in flotter Manier vor-wärtsstreben kann: Ja, die Firma zählt zu den flottesten Herstellern von Handelsmarken in Europa überhaupt. Der Um satz wird ver schwie gen, dürf-te aber 800 Mil lio nen Euro inzwischen übertreffen, sogar Ge winne be schö ni-gen die Bi lanz die ses von den Discoun-tern geschundenen Voreifelers.In der Entente der Familie be fin det sich auch Mäu rer�&�Wirtz, das „House of Per fu mes“, das seinen letz ten Voll-tref fer allerdings schon 1959 mit „Ta-bac Ori gi nal“ gelandet hat. Heute ver-treibt man Marken wie „Baldessarini“, „Nonchalance“, „S. Oli ver“, „Betty Bar clay“ und „Otto Kern“, aber auch R

Dieser Mann muss raus ins Gelände: Stihl-Ikone Hans Peter in kampfesfreudiger Stimmung.

R

„Pussy Deluxe“ sowie die Pen sio närs- und Verwitterungsfa bri kate „4711“, „Tos ca“, „Extase“ und „Sir Irisch Moos“. Ihr Kauf von Procter�&�Gam ble vor einigen Jahren erwies sich indes als gelungene Kriegslist. Der Umsatz des Parfümhauses beträgt 185 Millio-nen Euro, aber nur vielleicht.Keine Ausdünstungen, wohl aber Mit-tel zur Schmerz be hand lung lie fert die Phar ma hand lung Grünenthal: Die Aachener hatten zwischen 1957 und 1961 das Schlaf mit tel „Con tergan“ ver kauft, das, wäh rend der Schwan-ger schaft ein ge nom men, zu Fehl bil-dun gen beim Fötus füh ren konn te. Bis zum heutigen Tage werden sie an die Schande erinnert, die dieses Teufels-zeug über sie gebracht hat.Die Erlöse von Grünenthal erklom-men zu letzt 1,15 Mrd. Euro. Das Unter-nehmen ist aber angesichts seines Ge-winns von 45 Mio. Euro zu feinglied-rig, als dass es sorg los in die Zu kunft schauen, oder zu knapp bei Kasse, um sich so fettfressen zu können, dass es für Angreifer unverdaulich wäre. Ne ben ge schäfte haben die Aachener Solisten be reits ab ge sto ßen und ihre ganze Geistesgegenwart auf die Lin-derung des Schmerzes ausgerichtet. Fokussierung ist in di ziert. Alles Wei-tere findet sich.Mehrfach haben sich die Eigentums-verhältnisse zuletzt geändert. Seit 2012 gehört die Firmengruppe voll-ständig Hermann Wirtz und seinem Bruder Michael, zwei grundanständi-gen Kerlen und Strategen.

FOTOS: STIHL, JÜRGEN LANGE

Page 32: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

32

MARTIN VIESSMANNViessmann / Allendorf

2,5 Mrd. Euro 2,35 Mrd. Euro

Martin Viessmann (61), der von der hessischen Lichtung Allendorf aus zu Werke geht, hat sein Geschäft mit Hei-zungen, Wärmepumpen, Kühlaggre-gaten und anderem um packende vier Prozent auf 2,2 Mrd. Euro ausgeweitet. Dies irritiert umso mehr, als sich der Gesamtmarkt in Europa zusammenge-zogen hat. Dennoch führt Viessmann Beschwerde, vorzugsweise über den „Modernisierungsstau“: Ihm missfällt, dass Heizungen nur alle 25 Jahre er-neuert würden, was uns an seiner Stel-le auch missfallen würde.

Der irritierend komplexe Curt Engelhorn und seine Heidemarie machen ihre Aufwartung in Cannes.

54

54

69

FAMILIE MITTELSTEN SCHEIDVorwerk / Wuppertal

2,5 Mrd. Euro 2 Mrd. Euro

Wiewohl das Emporblühen des Netz-handels vieles kaufmännisch bisher Dagewesene in den Schatten stellt, ent-wickelt sich die Firma Vorwerk in gera-dezu sittenwidriger Weise voran: Denn die Wuppertaler betreiben das uralte Geschäft des Direktverkaufs. Über 600.000 Leute sind für Vorwerk und die Eigentümerfamilie im weltweiten Kundendienst und vertreiben Ware von erstklassigem Ruf: u.�a. den Superstaub-sauger „Kobold“ und die Küchenma-schine „Thermomix“, vor der sichkilometerlange Schlangen bilden. Rechnet man die Einnahmen des Jafra -Kosmetik-, AKF-Banken- und Hec-tas-Gebäudereinigungsgeschäfts hin-zu, kam zuletzt die Rekordsumme von 2,8 Mrd. Euro zusammen. Der Ge winn ist hoch, aber kon fi den zi ell.

CURT ENGELHORNvormals Boehringer / Mannheim

2 Mrd. Euro 1,95 Mrd. Euro

Curt En gel horn (89) hat den 1859 von seinem Urgroßvater Friedrich mit-gegründeten Arz nei mit tel kon zern Boehringer zu Weltgeltung ge führt und dann, 1997, gegen eine Entschä-digung von 19 Mil li ar den Mark den Schweizern von Hoff mann-La Roche ausgeliefert. Es war die bis dato größte Fir men über nahme in Eu ro pa, es war der Handel des Jahrzehnts – zumal die Fiskus-Fische zwar nach ihrem Anteil an der Beute schnappten wie Forellen nach den Fliegen, aber doch keinen einzigen Pfennig zu fassen bekamen.Kosmopolit Engelhorn („Ich neige zum Geiz“), der persönlich 42 Pro-zent der Anteile hielt, wohnte längst im Ausland und hatte den Konzern mit einer wasserdichten Obergesellschaft auf den Bermudas überdacht.Heute belebt der Mann mit Frau Hei-de ma rie (74) das Örtchen Gstaad. Aber was heißt „belebt“? Er hat sich aus Gründen der Kommodität und weil im Grunde genommen das meiste er-le digt ist, auf ver ein zelte Streiche undsinguläre Erscheinungen ver legt.Obschon studierter Che mie-In ge-nieur , bringt Engelhorn seine größte Reverenz und Hochschätzung den Archäologen ent ge gen: Er stärkt, stützt und stählt die Überrestefor-scher, wo es ihm möglich ist. Große Bekanntheit hat jene mit sämigen 20 Millionen Euro gefüllte Finanz-spritze erlangt, die er vor einigen Jah-ren dem Mann hei mer Reiss-Mu seum applizierte. Heute sind die Reiss-En gel horn-Mu seen in jeder Hinsicht unschlagbar. Auch die Uni ver si tät in Hei del berg darf sich vie ler en gel horn scher Angebinde ge gen über dank bar er wei sen: Der Zier-name „En gel horn“ putzt Lehr stühle und Hör säle ganz ungemein und das

Cen ter for Ame ri can Stu dies sowieso, das sich im geschichtsträchtigen „Curt und Hei de ma rie En gel horn Pa lais“ zentralisiert hat. Ja, er ist ein intensi-ver Gönner, dieser Engelhorn, und an denen besteht kein Überangebot. Un-ter Abfeuerung von Kanonenschüssen, Salutsalven und Feuerwerksraketen haben Hei del bergs Bildungsgranden den Spen der samt Gat tin in den Stand von Eh ren se na to ren erhoben.Sein Vermögen lässt Engelhorn von Stief sohn Timm Ber gold (48) ver wal-ten, einer beunruhigenden Person mit Wohnsitz Monaco, der als dortiger deutscher Honorarkonsul auch deko-rative Zwecke erfüllt.Einige Mil li ar den Euro hat En gel horn, der am Cap Fer rat an der Côte d’A zur aufschlägt, be reits aus sei nem Be sitz herausgelöst wie Knochen aus dem Suppenhuhn und sie unter seinen fünf Sprösslingen verteilt: „Da mit sie ler-nen, mit Geld um zu ge hen.“ Seine Ber-muda-Insel Five Star schenkte er Toch-ter Carolin, Doktorin der Medizin, zur Hochzeit. Sehr löblich.R

R

R

FOTO: GETTY IMAGES

Page 33: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

33

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

72

FRIEDHELM LOHLoh / Haiger

1,95 Mrd. Euro 1,9 Mrd. Euro

Die Firmengruppe von Friedhelm Loh (69) ist Weltmarktführer für Schalt-schränke, zeigt ihre Klasse aber auch beim Kühlen von Rechenzentren, wo es schon von Berufswegen heiß her-geht und die Köpfe rauchen. Der Um-satz beziffert sich auf 2,2 Mrd. Euro. Man hört von diesem Betrag aber nicht zum ersten Mal. 2011 und 2013 wurde die gleiche Summe gemeldet. Loh ist Ehrenpräsident der Elektrogil-de und war früher angeblich dafür be-kannt, seine Automobile mit Breitreifen auszustatten, um sicher durch den Ort und um die Kurven zu kommen. Die Kinder Haigers standen mit Wimpeln Spalier, wenn Loh aus der Einfahrt glitt.Die von ihm gegründete Stiftung Christ-liche Medien kann sich glücklich schät-zen, von ihm gegründet worden zu sein, denn er begünstigt sie ohne falsche Be-scheidenheit; auch andere Institutio-nen wie die Stiftung Kloster Volkenro-da dürfen seiner Neigung gewiss sein. Unlängst hat der Mann in vorbildlicher Manier acht Asylbewerbern ein Prakti-kum ermöglicht: „Wir woll ten ein Bei-spiel set zen für eine Will kom mens kul-tur.“ Aus der Welt des Starkstroms ist er hinausgewachsen. Das heißt aber nicht, dass Loh jetzt als Chorknabe arbeitet. Im Juli hat sein privater Interessenvertreter Swoctem den Anteil an Klöckner humorlos auf 10,38 Prozent heraufgesetzt. Seine Einlage diene der „Umsetzung finan-zieller und strategischer Ziele“. 2014 erst war Swoctem auf den Robo-terbauer Kuka losgegangen und hatte mehr als jedes zehnte Teil an sich geris-sen. Theoretisch könnte sich Loh jetzt als zweitgrößter Aktionär richtiggehend feiern und auf den Schultern durch Augsburg tragen lassen. Praktisch legt er aber keinen Wert darauf. R

73

THOMAS BRUCHGlobus-Märkte / St. Wendel

1,9 Mrd. Euro 1,9 Mrd. Euro

Wen den wir un sere Auf merk sam keit für eine Minute dem Saar land zu, von wo aus Tho mas Bruch (65) 46 SB-Wa-renhäuser, 90 Bau- und acht Elek tro-fach märk te ausgebreitet und -gewil-dert hat. 23 seiner Installationen sind seltsamerweise bis nach Tsche chien, ja, über Mos kau bis nach Krasnogorsk in Russ land getrieben, als hätte ein starker Südwest sie fortgeweht. Allein zwei seiner Baumärkte wurden hin-tenüber nach Luxemburg gesaugt, wo sie bis heute feststecken. Aber es gibt Schlimmeres, als hintenübergesaugt in Luxemburg festzustecken.Auch wenn Gründernachfahr’ Bruch dem weltweiten Anspruch, den er mit seinem Firmennamen erhebt, noch nicht ganz genügt, konnte er die Erlö-se zuletzt um 3,1 Prozent auf 6,9 Mrd. Euro hochklappen und den Gewinn auf dem Vorjahresniveau (167 Mio. Euro) balancieren. In der Spezialdis-ziplin „Unerschrockene Methodenleh-re“ ist Globus die landesweit führende Adresse. Bruchs Ideenreichtum – von der Mitarbeiterschulung in Künst-ler-Workshops bis zum hausinternen Wertekanon – bietet seit Jahren ein spannendes Unterhaltungsprogramm, auch weil er um des Spaßes und Ge-winnes wegen manches Waghalsige vornimmt. Dem Chef stehen etwa 55 Prozent des Gesellschafterkapitals zur Verfügung, weitere 25 Prozent entfallen auf zwei Familienstiftungen und 20 Prozent auf eine der gemein-nützigen Art. Drei Schwestern wurden – nicht ohne Rührung – ausgezahlt. In der gemeinnützigen Stiftung, die sich um Kinder und Jugendliche kümmert, engagiert sich Bruchs Ehefrau Graciela. Im Erbschaftsfall, den Gott verhindern möge, würden Bruchs 55 Prozent in ebendieser Stiftung landen. R

80

FAMILIE VOITHVoith / Heidenheim

1,8 Mrd. Euro 2 Mrd. Euro

Die Lage bei diesem Ma schi nen bauer ist ungut. Neuesten Nachrichten zu-folge setzt das Un ter neh men nur noch 5,3 Mil li ar den Euro um, sieben Hun-dertstel weniger als bei der Messung zuvor. Auch der Überschuss fiel kraft einer vom Schicksal ungünstig beein-flussten Auftragslage mit 41 Mio. Euro so klein aus, dass Buchhalterinnen mit ihren Absätzen schon darin stecken-geblieben sind, weil sie ihn übersehen haben. Zu ihrem Kummer nehmen die Heidenheimer das meiste Geld immer noch mit jenem Kompartiment ein, dem es am scheußlichsten geht: Pa-pier ma schi nen. Seit Jahren haben die Sekretäre in der Bestellannahme kei-nen Großauftrag mehr abgeheftet und müssen sich den ganzen Tag abtupfen, weil ihnen die Augen tränen. In den vergangenen drei Jahren hat Firmen-leiter Hubert Lienhard (64), der sich fortbewegt wie ein Windhund auf sei-figem Geläuf, bereits über 1.200 Stel-len in der Unglückssparte wegfrisiert, weitere Absetzungen stehen bevor. Der Bedarf an Waren wie Tur bi nen, Ge ne ra to ren und Schalt an la gen hin-gegen, die er auch im Sor ti ment führt, wächst: Lienhard�&�Konsorten schei-nen einen guten Start in die neue Saison erwischt und sich auf die so-genannte Industrie 4.0 nachgerade versteift zu haben. Immer häufiger gehen sie über die Flügel: Ein Posten von 25,1 Prozent des Augsburger Ro-boterbetriebs Kuka wurde umgehend inkorporiert. Voith be fin det sich zu 92,5 Pro zent im Be sitz der Töch ter des 1971 zu seinen Vätern heimgegangenen Grün de ren-kels Hanns Voith und ihres An hangs bzw. ihrer Hinterbliebenen, ins ge samt sind es wohl über 20, manche tippen auf über 35 Per so nen. R

Page 34: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

34

Michael Stoschek (mit Vase) und erheiterte Korbwerfer anlässlich ihrer siebten Meisterschaft.

86

80 80

FAMILIEN STOSCHEK und VOLKMANN

Brose / Coburg

je 1,8 Mrd. Euro je 1,5 Mrd. Euro

Der ober frän ki sche Au to unterlieferant fes selt die Auf merk sam keit der Volksmas sen durch die Wachsamkeit, mit der er die Oberhand zu behaupten versucht. Zuletzt sind die Ein nah men des fünftgrößten Familienbetriebs der Branche beinahe aufs Entsetzlichste in die Breite gegangen. Erst bei ei-nem Umfang von 5,2 Milliarden Euro stießen die Durch- und Abmesser an eine Grenze, und zwar auch an jene der eigenen Entkräftung: Um 10,7 Prozent waren die Umsätze ge-radezu entzündlich angeschwollen, selbst für trainierte Messkräfte sind solche Zuwächse kaum zu bewälti-gen. Auf 5,6 Mil li ar den Euro sollen die Erlöse bis Silvester detonieren. Man kann sich vorstellen, was dann auf den Coburger Krankenstationen los ist.Was findet so fortreißenden Absatz, dass es in jedem zweiten Neufahrzeug der Welt steckt? Mechatronische Ge-rätschaften aller Art: Elektromotör-chen, die Kofferräume schließen, Fens ter he ben, Sitze ver schie ben,

FAMILIE HAGERHager / Blieskastel

1,8 Mrd. Euro 1,3 Mrd. Euro

Bärenstarker, animalischer Welt markt-füh rer aus der Nähe von Saarbrücken, seit 2008 in drit ter Ge ne ra tion von Da niel Hager (42) ge führt. Der Be-triebekomplex, in dem Schaltschränke hervorgerufen werden, ist ein modern ein ge rich te tes Gebilde mit sorgfältig eingepassten Toch ter fir men und Ab-legern, die kaum abstehen. Einnahmen von 1,7 Mil li ar den Euro veranschauli-chen farbig und einprägsam die barba-rische Kraft von Elektroinstallationen. Auch der Ge winn ist gehaltvoll. Unter dem selbst erfundenen Motto „Die Zu-kunft beginnt jetzt“ will Hager – heiter, gefällig und emsig – den Umsatz auf drei Mrd. Euro hochjagen, sich aber nicht festlegen, bis wann.

FAMILIE ROHDERohde & Schwarz / München

1,75 Mrd. Euro –

Der Messtechnikkonzern gilt als einer der weltbesten Verschlüsseler und Ausrüster von Geheimagenten, Regie-rungen und Militär. Aber auch Unter-nehmen stehen auf der Kundenliste. Man kann sich vorstellen, dass das Geschäft floriert. Umsatz und Gewinn bieten mit 1,75 Mrd. resp. 230 Mio. Euro einen malerischen Anblick. 675 wei-tere Mio. Euro liegen in der Kasse, das Eigenkapital steht breitbeinig mit 1,6 Mrd. Euro zu Buche. Alles ganz tadellos. Den R�&�S-Besitz teilen sich die Rohdes mit den Familien Schwarz (Vermögen: 1,2 Mrd. Euro), Beringer (0,7) und Leicher (0,5).

Kühler lüften, Systeme lenken, sogar Fahrräder ankurbeln und nebstdem Heckklappen klappen und Brem sen bremsen las sen.Zu ver dan ken sind Stellung und Gel-tung des Unternehmens dem uner-setzlichen und doch ersetzten Mi chael Sto schek (67), der 1971 als 23-Jäh ri ger die Lei tung der da ma li gen Me tall fa-brik sei nes Groß va ters über nahm und sie erst 2005 aus den Händen gab, aber nicht, weil seine Kräfte versiegt wären, sondern weil er die Umsätze mehr als zweihundertgefacht hat, die allgemeine Munterkeit zum Sieden gebracht und er seinerseits das Bedürfnis verspürt hatte, die Krawatte zu lockern und es fürs Erste damit bewenden zu lassen.Seither di ri giert dieser Herrschertyp die Samm lung der Gesellschafter, un-ter denen sich seine Tochter Julia, eine 40-Jährige, und seine Schwes ter Chris-tine Volk mann befinden, deren Alter man nicht schätzen kann. Stoschek kann noch ein paar Jahre auf hohem Niveau spielen. Zu arbei-ten braucht er freilich nicht mehr. Er steht heutigentags mit umso größerem Vergnügen dem Auf sichts rat der Brose Bas kets Bam berg vor, ihres Zeichens Deutscher Meister der Stabreimer- und Korbwerfergilde. R R

R

Page 35: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

35

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

FAMILIE SCHEUFELEChopard / Genf, Pforzheim

1,55 Mrd. Euro 1,5 Mrd. Euro

Größter Schweizer Uhren- und Schmuckbauer, der sich in Privatbesitz befindet bzw. konzernunabhängig ist. Umsatz: 850 Mio. Euro. Anstandslos und überallhin führen lässt sich das Unternehmen von den Geschwistern und Kopräsidenten Karl-Friedrich (57, zuständig für die Herrenkollektionen und die Manufaktur in Fleurier) und Caroline (53, Damen und Schmuck) sowie ihrem Vater Karl Scheufele (77), dem dominierenden Pforzheimer, der sich das Unternehmen 1963 aneignete, nachdem sich bei den Chopards kein Freiwilliger gemeldet hatte. Die Familie engagiert sich für Ge-schmeide aus fairem Handel und überhaupt für „nachhaltigen Luxus“, sie verabscheut Konfliktrohstoffe. Die Firma ist sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht und die Bravour und Brillanz ihrer Produkte. Man verzeiht keine Fehler: Nur Makelloses verlässt die Ma-nufaktur-Tore, Spitzenkaliber, verziert mit den Initialen des Firmengründers Louis-Ulysse Chopard. Die Scheufeles führen ein standes-gemäßes Leben in der Haute Joaillerie mit Mille Miglia, Küsschen-Freunden des allerersten Jet-sets und Weingut Château Monestier. Sie sind parkett-sichere, umtriebige Menschen und kennen wenig Scheu.

FAMILIEN MANKEL und BRECHT-BERGEN

Dorma & Kaba / Rümlang

1,7 Mrd. Euro 1,5 Mrd. Euro

In einer Gesellschaft, die so großen Wert auf Offenheit und Durchlässig-keit legt, betrachtet man eine Anstalt, die sich dem Verschließen, Verriegeln und Hermetisieren verschrieben hat, mit Verwunderung – schöpft aber gleichfalls Trost aus der Tatsache, dass fast jedem Eingang auch ein Ausgang innewohnt. Insofern passt Dorma, der von mehreren Verbänden geführte Weltmeister der Dichtmacher (Um-satz: ca. eine Mrd. Euro), wunderbar ins transparente Gesamtgeschehen. 1908 von den Herren Dörken und Mankel in Ennepetal hervorgerufen, stellt die Firma sowohl Schließzylin-der als auch Dreh-, Pendel-, Schiebe- und Automatiktüren her sowie Panik-beschläge und Fluchtwegsicherungen. Die Pluralität der Firmenanteile hat Mitgründer-Enkelsohn Karl-Rudolf Mankel (73) vor sechs Jahren seinen Töchtern Christine (32) und Stepha-nie Brecht-Bergen (30) übereignet, zwei prachtvollen Geschöpfen. Doch mit dem Eigentümerwechsel traten auch bei Dorma die damit stets ein-hergehenden Neuerungs- und Verän-derungsbedrängnisse auf. Nach langen Verhandlungen will man sich jetzt mit der Schweizer Kaba-Organisation zusammenschließen, die ungefähr das gleiche Format wie Dor-ma hat, jedoch ein ergänzendes Sor-timent (Betriebsdatenerfassung, Zu-trittskontrollen und Hotelschlösser). Das passt. An der Neuschöpfung Dorma & Kaba besitzen die Ennepetaler zwar nur 47,5 Prozent. Sie haben sich indes mit weiteren neun Prozent an Kaba selbst schadlos gehalten, was ihnen die Mehrheit am wirtschaftlichen Erfolg sichert.

88

R

92

R

KLAUS-PETER SCHULENBERGCTS Eventim / München

1,65 Mrd. Euro –

Mit seiner jüngsthin in den Börsenindex M-Dax durchgesplitterten CTS Even-tim AG ist der in Hamburg sesshafte Schulenberg (64) der größte Billettver-käufer Europas. Konzerte, Schauspiele, Sportturniere: Seine Tickets verschaf-fen Eintritt. Zur Körperschaft des Klas-senersten (Umsatz: knapp 630 Mio. Euro, Gewinn vor Abgaben: 111 Mio. Euro) ge hören gleicherweise Mehr-zweckhallen und Bühnenbetriebe, aber auch Konzert- und Tourneeveranstalter hat er sich gefügig gemacht. Eine Vor-machtstellung beansprucht er überdies im Internet, wo die Spannen denkwür-dig sind. Mit einem Wert von über drei Mil li ar den Euro steht Eventim da wie eine Eins. Der Meister okkupiert einen Tick mehr als die Hälfte der Anteile.Wenn man sich länger mit ihm befasst, gewinnt man leider den Eindruck, dass sich ständig Verbraucherzentralen über den guten Mann beschweren, Missgön-ner lautstark Rügen erteilen und Erbos-te sich entrüsten. Rivalisierende Bevoll-mächtigte der Ticketverkäufergemein-de klagen über „un sau be re Prak ti ken, Ab kas sie re rei bis zu Macht miss brauch“ („FAZ“). Wegen des Ver dachts der Be-ste chung und Be stech lich keit im Zu-sammenhang mit dem Platzverkauf bei der Fußball-WM 2006 er mit teln Staats-anwälte gegen meh rere Gestalten, lei-der auch gegen Klaus-Peter. Von überhöhten Vorverkaufsgebühren, die Eventim erhoben haben soll, war ebenfalls die Rede. Das Kartellamt hat ein Verwaltungsverfahren eingeleitet. „Wir haben je der zeit nach Recht und Ge setz ge han delt. Ich bin si cher, dass von den Vor wür fen nichts hän gen-bleib t“, meldet Schulenberg mit fast spöttischer Versonnenheit, mehr über seine Kritiker hinwegblickend als No-tiz von ihnen nehmend.

99

R

Sohn und Vater SCHEUFELE, die Fäuste zum alt-kernigen Uhrmacher- Gruß geballt.

FOTOS: PICTURE ALLIANCE,CHOPARD SA

Page 36: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

36

DIE REICHSTEN DEUTSCHEN GROSSFAMILIEN

NAMEFIRMA

HEUTEBRANCHE

20152014

RANG

1 Familie HENKEL Henkel / Düsseldorf Klebstoffe, Waschmittel 28,00 20,00

2 Familie PORSCHE Porsche / Stuttgart; Volkswagen / Wolfsburg Auto, Beteiligungen 27,00 23,50

3Familie BOEHRINGER Boehringer Ingelheim / Ingelheim Pharma 12,00 k.�A.*

Familie VON BAUMBACH Boehringer Ingelheim / Ingelheim Pharma 12,00 k.�A.

5 Familie MERCK Merck / Darmstadt Pharma, Chemie 7,30 5,20

6 Familie FREUDENBERG Freudenberg / Weinheim Autozulieferer, Haushaltsprod. 7,00 –**

7 Familie HERAEUS Heraeus / Hanau Edelmetalle, Messsysteme 6,30 6,40

8 Familie SIEMENS Siemens / München Elektrotechnik 6,00 5,60

9 Familie HANIEL Franz Haniel / Duisburg; Metro / Düsseldorf Handel 5,10 –

10 Familie HUECK Hella / Lippstadt Autozulieferer 4,00 –

11 Familie RÖCHLING Röchling / Mannheim Kunststoffe 3,30 2,30

12 Familie WERHAHN Wilh. Werhahn / Neuss Beteiligungen 3,10 3,00

13Familie MIELE Miele / Gütersloh Hausgeräte 3,00 –

Familie ZINKANN Miele / Gütersloh Hausgeräte 2,70 –

15 Familie VAILLANT Vaillant / Remscheid Heizgeräte 2,65 2,65

2

FAMILIE

PORSCHEPorsche / Stuttgart;

Volkswagen / Wolfsburg

27 Mrd. Euro 23,5 Mrd. Euro

Der schätzungsweise 80 Mitglieder starke, deutsch-ös ter rei chi sche Fami-lienverband der Porsches und Piëchs disponiert über alle Stamm ak tien der Por sche Au to mo bil Hol ding SE, die ih-rerseits 50,73 Pro zent der Stamm ak tien des Volks wa gen-Kon zerns besitzt.Obschon gemeinsamen Ursprungs, zeichnen sich die beiden Sippen nicht durch eine übertriebene Zuneigung aus, die sie füreinander hegen. Ihr geschäft-liches Miteinander ist in Vertragswer-ken und Übereinkommen geregelt, in

DIE GROSSEN FAMILIENVERBÄNDEGegen die Henkels hatten selbst die Porsches im vergangenen Jahr das Nachsehen.

Die Börse hat es gut mit den Düsseldorfern gemeint.

1

FAMILIE

HENKELHenkel / Düsseldorf

28 Mrd. Euro 20 Mrd. Euro

Ein Verband von amtlich nicht beglau-bigten, also nur ungefähr 120 Fritz- Henkel-Abkömmlingen und -Erben, die ihre Vermögensverwaltung dem Sensationsmanager Kasper Rorsted (53) anvertraut haben, einem Ge-schäftsmann von dänisch-praktischer Sinnesart und zusammengenomme-nem Betragen: In diesem Jahr hat er kraft seiner Mittel und Manöver den Firmenwert auf zeitweise fast ord-nungswidrige Weise um mehr als ein Viertel auf 45 Mrd. Euro hochschmet-tern lassen. Wenn man bedenkt, dass

die Henkels 60,84 Prozent des Unter-nehmens (Umsatz: 16,4 Mrd. Euro) fürsich reklamieren, kann man sich aus-rechnen, was da zusammenkommt. Früher bekannt für „Persil“ und „Pril“, haben die Düsseldorfer ihr Angebot un-gerührt auf Klebstoffe und Kosmetik-anlagen ausgedehnt. Man möchte die Prachtmarken alle aufzählen, allein es fehlt schlicht der Platz dazu. Man könn-te sie aufsagen. Aber das geht ja nicht. Im Zweikampf mit der Familie Rei-mann (s. S. 16) um die Übernahme von Wella zogen die Henkels und ihr Däne im Sommer allerdings den Kürzeren. Das ist bitter. Denn so eine Gelegen-heit kommt nie wieder. Aufsichtsratsvorsitzende ist Simone Bagel-Trah (46). Sie muss damit leben, ständig als Beispiel dafür herzuhalten, dass Wirtschaftsfrauen schneidig und schnieke sind. Aber irgendwann hört auch das auf. R

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO* KEINE ANGABE, DA ERSTMALS AUFGEFÜHRT

** KEIN VORJAHRESVERGLEICH MÖGLICH

Page 37: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

37

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

5

FAMILIE

MERCKMerck / Darmstadt

7,3 Mrd. Euro 5,2 Mrd. Euro

Dieser stets souverän auftretende fa-bricateur von Arz nei mit teln und Spe-zial che mi ka lien (Umsatz: 11,3 Mrd. Euro, Gewinn: 3,4 Mrd. Euro) will in Kürze den US-Laborausrüster Sigma-Ald rich resorbieren, und zwar für un-gefähr 13 Mrd. Euro. Es ist der größte Einkauf der Merck-Historie, ein Be-freiungsschlag wie in der Nachspiel-zeit. Denn aus eigener Kraft kommt die Dax-Firma zurzeit kaum voran. Die Sparte, die Flüssigkristalle für Flachbildschirme und Mobiltelefone auf den Markt gießt und den Welt-markt beherrscht, verbuchte nach jüngster Wertung sogar einen Rück-gang ihrer Einnahmen. Aber auch das wird sich wieder geben. Mit Karl-Lud wig Kley (64) haben die Darmstädter einen Herrn an der Spit-ze, der das einfache, aber wirkungsvol-le Umschaltspiel beherrscht und über hoch veranlagte Nebenleute verfügt. Kley verrichtet seinen Dienst so rou-tiniert wie abgebrüht. Angesichts der aussichtsreichen Offensiv-Ausrichtung schaut Merck heiteren Sinnes in die Zu-kunft. Zufrieden mit dem Wertzuwachs ihres Vermögens dürfen die 200 Mercks sein, die unbescheidene 70 Prozent der Anteile kontrollieren.

denen nicht zuletzt eifersüchtig über die Gleichheit der Vermögensverhält-nisse gewacht wird. Die Porsches – an-geführt von Wolf gang Por sche (72), einem Kaufmann – haben ihr Kraftzen-trum auf dem Schütt gut eingerichtet, dem Fa mi li en hof bei Zell am See in Ös ter reich. Immobilien, Ländereien, Bergbahnen, Dampfer, Wald-, Gast-, Forst wirt schaf ten, ein Schlösschen, ein Flug ha fen, Skilifte und ungezählte Be-tei li gungen und Kapitalanlagen arron-dieren das Vermögen und tra gen das Brand zei chen der Fa mi lie.

3

FAMILIEN

BOEHRINGERUND

VON BAUMBACHBoehringer Ingelheim / Ingelheim

je 12 Mrd. Euro k. A.*

Die Firma, dessen Grundstein Al bert Boeh rin ger 1885 mit einer Chemiefa-brik gelegt hatte, wurde jahrzehnte-lang als feurigste Einheit der hiesigen Pharma-Innung verherrlicht und lag bis 2013 verdientermaßen auch an der Ta-bellenspitze. Doch seit einigen Jahren stecken die Forscher und Entwickler in einer Formkrise, und das Manage-ment wirkt nicht mehr ganz so wach wie einst im Mai. Es ist der sehnliche Wunsch aller Beteiligten, dass es sich um einen begrenzten Störfall handeln möge, und es gibt auch keinen Grund, dies auszuschließen, selbst wenn die Dynamiker von Bayer inzwischen an Boehringer vorbeigejettet sind.Zur Gänze im Be sitz der Fa mi lien Boeh rin ger und von Baum bach, ist der Umsatz der Firma zuletzt um 5,3 Prozent auf 13,3 Mrd. Euro derart eingebeult worden, als hätte sich je-mand daraufgesetzt. Aber die Rendite ist immer noch wie Törtchen, Biskuit und Marzipan und beträgt 15 Pro zent. Von den Li qui di täts re ser ven lässt sich

6

FAMILIE

FREUDENBERGFreudenberg / Weinheim

7 Mrd. Euro –**

Rund 320 Anteilseigner zählt die ver-schleißfest kon ser vierte Han dels firma, die 1849 aus einer Gerberei hervorging und heute zu den besten Anbietern von Dichtungen, Filtern und Vlies-stoffen gehört. Mit „Vileda“ ist man seit 1948 auch im Frauengeschäft tätig, darf es aber nicht so formulieren. Die Entwicklung geht im Handumdre-hen vonstatten: Umsatz (7 Mrd. Euro) und Gewinn (480 Mio. Euro) entluden sich explosiv. Fehler, die man Firmen-chef Mohsen Sohi (56) ankreiden könn-te, sind nicht aktenkundig. Die meisten Konkurrenten sind abgeschmiert, alle anderen wurden weggeledert. Gewinn-rücklagen von 2,3 Milliarden Euro und flüssige Mittel von fast einer Milliarde Euro weisen auf eine gesunde Firma hin. Ein gutes Fünftel des Gewinns geht den Gesellschaftern zu.

7

FAMILIE

HERAEUSHeraeus / Hanau

6,3 Mrd. Euro 6,4 Mrd. Euro

Im vergangenen Jahr hat das Edel-metall- und Technikunternehmen die Erwartungen enttäuscht, und auch zurzeit ist kein Fahrtwind zu spüren. Zuletzt ist der Han del sumsatz von 13,5auf 12,2 Mil li ar den Euro gesunken, der der In dus triesparte bei gut fünf Mil li arden Euro steckengeblieben wie ein festgefressener Kolben. Der ver-gleichbare Ge winn – im Vorjahr hat ten Ver kaufs er löse ihn auf unfaire Weise schöngebläht – verfiel um giftige 70 Pro- zent auf 134 Mil lio nen Eu ro, von denen

R

R

R

R

sagen, dass sie mit 7,5 Mil li ar den Euro so gurgeln und plätschern wie Eichen-dorff ’sche Waldesquellen. Ihren Ein-fluss ma chen die Fa mi li en, von denen die Apothekerszene in den galantesten Wendungen spricht, in Geschäftsfüh-rung und Ge sell schaf ter aus schuss gel tend: Christian Boeh rin ger (49) amtiert hier als Vorsitzender, Huber-tus von Baumbach (47), gleichfalls ein Urenkel des Gründers, dort als Finanzminister.

Page 38: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

38

DIE REICHSTEN DEUTSCHEN GROSSFAMILIEN

8

FAMILIE

SIEMENSSiemens / München

6 Mrd. Euro 5,6 Mrd. Euro

Die Nach fah ren von Wer ner Sie mens (1816�–�1892), rund 150 Personen, hal-ten sechs Pro zent am Technikkonzern und stellen den größten Einzelaktio när. Auserkoren vom achtköpfigen Fami-lienrat, vertritt Gründer-Ururenkelin Nathalie von Siemens (44), die auch die Siemens-Stiftung leitet und die Sie-mens-Vermögensverwaltung zumin-dest mitführt, die Familieninteressen.Darüber, wie viel Frau von Siemens von Wirtschaft versteht, gehen die Meinungen auseinander. Sie hat ihre Doktorarbeit über die Bedeutung der Freundschaft in der Nikomachischen Ethik verfasst, aber auch schon acht

Jahre lang im Konzern gearbeitet, unter anderem in der Abteilung „Strategie & Taktik“. Nicht ausgeschlossen, dass sie eines Tages den Siemens-Hauptwacht-meister Gerhard Cromme (72) an der Aufsichtsratsspitze ablöst. Die Klasse dafür hätte sie. Nach jüngster Zählung hat Siemens 72 Mrd. Euro umgesetzt und steckt in den üblichen Schwierigkeiten.

auch noch ein Vier tel als Divi dende an die rund 200 Inhaber aus ge schüt tet wird. Hauptbegünstigter ist Betriebs-kanone Jür gen Hera eus (79), der mit Bru der und Schwes ter fast ein Vier tel der Gesellschafteranteile be sitzt.An der Firmenspitze operiert Jan Rin-nert (47). Um seine Arbeit zu wür-digen, muss man wissen, dass er der Schwiegersohn von Jürgen Heraeus ist und ständig an dessen Meisterschaft gemessen wird. Mit großer Selbst-verständlichkeit hat er Systeme und Strukturen zusammengefasst oder aufgefächert, Gefüge und Gebilde ge-schliffen, gefeudelt und gebohnert. Gegen das Hauptübel, gegen Er-schwernis und Verwicklung, hat er freilich keine Handhabe: Immer häu-figer nutzen Elek tro nik- und Halb lei-ter -In dus trielle billiges Ma te ria l statt Gold, Pla tin oder Silberpaste. Beseitigen könnte Rinnert die Kom-plikation mit einer Milliardenanschaf-fung, die Heraeus’ Stellung nachhaltig verändern oder verbessern könnte. An Geld dafür mangelt es nicht.

9

FAMILIE

HANIELFranz Haniel / Duisburg; Metro / D’dorf

5,1 Mrd. Euro –

Den Effekten der 650 oder 700 Haniels eingegliedert, sind der Schrotthandel ELG, der Büromöbelversand Takkt zur Hälfte und die Firma CWS Boco, die Seifen- und Handtuchspender für Toiletten verkauft und Berufskleidung vermietet. Das ist nicht gerade dem Progressismus verpflichtet, doch es ernährt seinen Mann. Den hellsten Strahl ihrer Aufmerksam-keit richten die Haniels freilich auf ihre knapp 25-prozentige Beteiligung am Düsseldorfer Handelskonzern Metro, der sich seit geraumer Zeit in einem Zustand der Desillusionierung befindet und Gedanken an Flucht und Ausbruch auslöst, wobei die Richtung hierbei noch die geringste Rolle spielt. Andererseits ist es so, dass der Wert des Metro-Anteils fast die Hälfte des Haniel-Besitzes darstellt – und so wir-ken dem Vermeidungsverhalten, das er auslöst, fast gleich starke Verlustängste entgegen, mit der Folge, dass die Hani-els ihren Anteil nur sehr langsam ab-zubauen vermögen, ganz als befänden sie sich in einer Bewältigungstherapie. Erst in fünf Jahren will man von heute 25 auf 20 Prozent abgefallen sein, wozu es keines großen Zuredens bedarf.Seit Franz Haniels „Pack haus“ für Ta-bak, Tee und Ge würze 1756 erst mals archivalisch erwähnt wurde, hat sich

die Familie verzweigt und verästelt zu Horst manns, von Starcks, Bönin-gers, Lib berts, von Haef tens. Stam-meshäuptling aber ist Franz Markus Haniel (70). FMH wirkt im sechs-köpfigen „kleinen Kreis“, wo man die Dinge berät und im Auge behält. Er ist Vorsitzender der Aufsichtsräte von Haniel (Umsatz: 3,9 Mrd. Euro) und Metro, soll aber weniger durch Elan hervorstechen als durch den Wunsch, es allen recht zu machen. Und damit kommt man selten weit.Die Regeln, denen sich die Haniels in all ihrer Fruchtbarkeit unterworfen haben, sind streng: Selbst wenn sich unter ihnen ein Genie befände, dür fte es im Un ter neh men weder ar bei ten noch mehr als fünf Pro zent an ihm besitzen. In die ser Hin sicht sind die Haniels geradezu rücksichtslos gegen-über sich selbst.

10

FAMILIE

HUECKHella / Lippstadt

4,0 Mrd. Euro –

Die Leute von der Lippe stellen Auto-scheinwerfer und Heckleuchten in be-liebigen Mengen her, Batteriesensoren, Wandler, Assistenzsysteme, E-Lenkun-gen und was es alles sonst noch gibt.Angegliedert ist zur Sicherheit eine der größten europäischen Handelsorgani-sationen für Kfz-Zubehör. Vom Wun-sche beseelt, weithin sichtbar zu sein und aus der Ferne wie ein D-Zug oder ein neu eröffneter Supermarkt auszu-sehen, sind Autofahrer schier verrückt nach immer mehr LED-Leuchten, was Hella natürlich in die Karten spielt. Der Umsatz blendete 2014 um neun Pro-zent auf und funkelt nun mit 5,8 Milli-arden Watt. Die 60-köpfige Familie hält etwas über 60 Prozent der Anteile und ist alles andere als unglücklich darüber. Frieden umgibt ihre Gemüter, auch wenn’s draußen wunderlich zugeht.

R

R

R

Page 39: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

39

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

zent auf 409 gestiegen ist, steht Stam-mesfürst Anton Werhahn (57) vor der Aufgabe, auch die Gewinnträchtigkeit der Firma in ähnlichem Maße zu erhö-hen. Denn auf ihren gewohnten Anteil am Verdienst wollen die vielen Onkel, Tanten, Vettern und Basen ungern ver-zichten. Der Druck von unten wächst.Werhahn ist auch rapide unterwegs, nur in der verkehrten Richtung: Der Gewinn vor Steuern magerte zwischen 2010 und 2013 um fast ein Drittel auf 109 Millionen Euro ab. Im vergan-genen Jahr uferten die Zahlen noch einmal kurz aus – 192 Millionen Euro standen steif wie eine Buche zu Buche. Doch war die Erektion durch unfaire Mittel hervorgerufen worden: den Ver-kauf des Mühlengeschäfts („Diamant“, „Goldpuder“), der etwa 80 Millionen Euro in die Kasse pulverte.197 Firmen haben die Werhähne in ei-ner freien Komposition zusammenge-stellt. Kombiniert wurden der Messer-hersteller Zwil ling, der Bau stofflie fe-ran t Ba salt mit Fi nanz dienst leis tern, wie Ab c Fi nance und Bank 11, sowie ei-nem Handel für Fri seur be darf. Die Fa-milie steht in dem Ruf, vom Verjubeln und Verschleudern nichts zu halten, wohl aber vom Knausern und Kargen: „Wir haben es nicht vom Aus ge ben, son dern vom Be hal ten.“ Diese Ansage geht auf die Neusser zurück.

11

FAMILIE

RÖCHLINGRöchling / Mannheim

3,3 Mrd. Euro 2,3 Mrd. Euro

Um sich von der Autobranche un-abhängiger zu machen, haben die Mannheimer Plastic-boys vor einigen Jahren ihre Liebe zur Medizintechnik entdeckt. Den Geschäften ist dies gut bekommen. Die einstigen Stahlbarone, die heute zu den großen Kunststoffver-arbeitern gehören, konnten zum fünf-ten Mal in Folge Höchstwerte erzielen. Der Anhang (200 Röchlings) reagierte elektrisiert, auf dem Grammophon knirschte Haydns 94. Sinfonie, die mit dem Paukenschlag im zwoten Satz. Apropos Satz: Den Umsatz hatten die Mannheimer um 6,3 Prozent auf 1,36 Milliarden Euro hochgejubelt, den Ge-winn um 14 Prozent auf 103 Millionen Euro wie ein Echo hinterher. Der Ver-trag von Generaldirektor Georg Duff-ner (61), des Exmaoisten, läuft 2016 aus: „Ich fühle mich wohl und bin Röchling sehr verbunden. Aber das heißt nicht, dass ich das bis in alle Ewigkeit machen muss.“ Ein kluger und eines Exmaois-ten würdiger Satz.

15

FAMILIE

VAILLANTVaillant / Remscheid

2,65 Mrd. Euro 2,65 Mrd. Euro

Die Remscheider Heizer und Lüfter wollen richtig hip werden: Wärmepum-pen oder Heizkörper sollen mit Solar-anlagen und Reglern künftig sprechen oder singen können, statt nur stur und stumm nebeneinander zu stehen. Vail-lant nimmt sich jedes Jahr viel vor: Fir-menchef Carsten Voigtländer (51) will alles vernetzen. Er ist ein Forcierer. Zuletzt verblasste der Umsatz jedoch auf 2,33 (Vorjahr: 2,38) Mrd., der Ge-winn ermäßigte sich auf 166 (222) Mio. Euro. Grund: eine gewisse Bocklosig-keit bei den Frierenden gegenüber der Kälte, dazu schädigende Wechselkurs-effekte und Spezialkosten in der hässli-chen Gestalt von Abschreibungen. Die 48 Eigner mögen dies mit Verdruss be-trachtet haben oder auch nicht. Sie hal-ten sich mit Meldungen aus ihrer Ge-fühlswelt prinzipiell zurück.

nicht spüren zu lassen – zumal sie in der Gesellschafter-Versammlung trotz ihrer knappen Mehrheit ohne-hin nichts ausrichten könnten: Denn wichtige Beschlüsse bedürfen einer Mehrheit von 75 Prozent. Die Gründerurenkel Mar kus Miele (46) und Rein hard Zin kann (56) ge-hören der fünfköpfigen Geschäfts-führung an. Sie haben theoretisch nur eine Stimme wie ihre drei Kollegen auch, aber das nützt denen, wie man sich vorstellen kann, herzlich wenig. Jahrelang daran gewöhnt, nicht wie ein ICE, sondern wie eine Draisine voran-zukommen, mit einer Geschwindig-keit, die dem Stillstehen ähnlicher ist als dem Fortkommen, gerieten die Gü-tersloher im jüngsten Geschäftsjahrin einen Zustand der Raserei: Kavalier-start-artig schoss der Umsatz um 8,3 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro.

13

FAMILIEN

MIELEUND

ZINKANNMiele / Gütersloh

jeweils 3 Mrd. Euro –

Die Mieles haben sich bei der Anteils-verteilung einen kleinen Vorsprung he-rausgearbeitet (51,1 Prozent) und hät-ten allen Grund, in Genugtuung aus-zubrechen, gönnen sich stattdessen aber die wahre Größe, es die Zinkanns

12

FAMILIE

WERHAHNWilh. Werhahn / Neuss

3,1 Mrd. Euro 3 Mrd. Euro

Die Werhahns gelten als zahlungskräf-tiger Arbeitgeber. Bei einem Kontoein-gang von zuletzt 3,2 Mrd. Euro kann man sich vorstellen, dass immer was los ist in Neuss. Aber die Vermehrungs-freude der Familie bereitet allgemach Kopfzerbrechen: Nachdem die Anzahl der Gesellschafter in den vergangenen fünf Jahren um traumatische 17,87 Pro- R

R

RR

Page 40: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

40

111110

HANS GEORG NÄDEROttobock / Duderstadt

1,35 Mrd. Euro 1,3 Mrd. Euro

„Berliner Kurier“, „Hamburger Mor-genpost“ und „Kölner Express“ ka-men am 27. Juni alle mit der gleichen Schlagzeile heraus: „Der Chef mit dem großen Her zen“. Kein Wunder, dass Zeitungen Probleme bekommen, wenn sie sich schon bei den Überschriften keine Mühe geben. Behandelt wurde das Firmenjubiläum der Otto Bock Healthcare GmbH, deren Leiter Hans Georg Näder (54) 300 Kriegsflüchtlinge eingeladen hatte, um den Ehrentag in Gesellschaft zu begießen: „Meine El-tern sind nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsflüchtlinge nach Duderstadt gekommen.“ Er freut sich über jeden, der sich in Sicherheit bringen kann. 1919 von seinem Großvater, dem Ber-liner Meisteror tho pä den Otto Bock, gegründet, der die Versehrten des Weltkriegs mit Kunstgliedern komplet-tierte, bekleidet Näder heute das Amt des Weltmarktführers mit Einkünften von einer Milliarde Euro, Kontoren in 55 Ländern und 8.000 aufs Hundert-prozentigste entfesselten Gliederbauer. Wo Näder auftaucht, steigen die Erwar-tungen. Seine Wissenschaftler forschen wie aufgezogen, förmlich aus dem Är-mel ge schüt telt haben sie die „Mi chel-an gelo“-Hand, deren Finger sich ein-zeln bewegen lassen; in Bälde kommen Roboteranzüge für Hirnschlagpatien-ten in die Regale. Im Programm führen die Ottoböcke auch Roll stüh le, Re ha -Zeug, rech ner ge stützte Bein pro the sen-an la gen und mit Gedankenkraft gesteu-erte Arme, deren Handhabung nicht einfacher ist, als eine fremde Dame zum Abendessen zu überreden: Es ist machbar und wird auch immer wieder gemacht, erfordert aber jedes Mal neue Überwindung. Es gibt im Grunde ge-nom men gar nichts Ver nünf ti ges, was Näder aus ge las sen hät te.

FAMILIE STEFAN MESSERMesser / Bad Soden

1,3 Mrd. Euro 1,3 Mrd. Euro

Die Mes ser-Gruppe er zeugt techni-sche und medizinische Gase und aller-lei Gemische, füllt sie ab, liefert sie aus und stellt, gleichsam zur Beschämung der Konkurrenz, auch noch die An la-gen in Ei gen re gie her, vermöge deren sie dies alles an stellt. Von 1965 bis 2001 unter Be tei li gung der Hoechst AG als Mes ser Gries heim stadtbe kannt, ist das Traditionshaus vor einigen Jahren von den Gründer-nachfahren, sieben Messern, zurücker-obert worden, zu deren Habe auch Fir-men gehören, die Trockeneis zuberei-ten und Maschinerien zum Schweißen und Schneiden, Löten und Wärmen.Die Fir men an teile lie gen zu 73 Pro-zent im Schoß der Fa mi lie, wo sie zu Betrachtungen Anlass geben. Der Rest be fin det sich im Verwahr der Adolf-Mes ser-Stif tung. Stam mes oberhaupt Ste fan Mes ser (60), ein gefälliger Mann von sentiment und angenehmer Politur, Eh ren se na tor der Universitäten von Frankfurt und Darm stadt, Honorarkon-sul Sloweniens, lei tet das Unternehmen („Gases for Life“) in drit ter Ge ne ra tion und scheut keine Anstrengungen. Sein Verbund (Um satz: über eine Mil-liarde Euro) gilt unter vertrauenswür-digen Zeitgenossen als bestens ge führt und äußerst einträglich. Der letztjäh-rige Betriebsgewinn gleißte mit einer amtlich beglaubigten Leuchtkraft von 240 Millionen Euro. Man konnte sich ihm nur im Schutzanzug und mit Son-nenbrille nähern. Mit Gattin Jenjira betreibt Messer in Frankfurt und Bad Soden eine Bou-tique namens „JS Lifestyle & Fashion“, benannt nach Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen. Moden haben mit Gasen zumindest gemein, dass beide flüchtig sind. Weshalb man eine gewisse Enge im Brustkorb verspürt. RR

FAMILIE HEINZ DÜRRDürr / Bietigheim-Bissingen;

Homag / Schopfloch

1,4 Mrd. Euro –

Vor zwei Jahren hat sich Heinz Dürr (82) aus jener Firma zu rück ge zo gen, die er kraft seiner Gedankenstärke, Festigkeit und Ahnungsmacht vom Mittelständler zum umfassendsten Hersteller von Au to la ckier an la gen akzentuiert hat. Weil Dürr unter der Indisposition überschüssiger Kräfte leidet und der Meinung anhängt, dass man eine Firma nicht be sit zen müs-se, „um Un ter neh mer zu sein“, leite-te dieser vorzügliche Mann ab 1980 zwischenzeitlich und übergangsweise auch das Geschick und Geschäft des damals zweitgrößten deutschen Elek-trounternehmens namens AEG und von 1991 bis 1997 dasjenige von Bun-des- und Reichs bahn, die er zur Deut-schen Bahn zusammenkuppelte. An der Dürr AG (Börsenwert: etwa 2,6 Milliarden Euro) hält seine Fami-lie 28,7 Prozent. Im vergangenen Jahr haben sich die Schwaben für 220 Mil-lionen Euro eine 54-Prozent-Portion an der ebenfalls börsennotierten und ebenfalls den Rang eines Weltmarkt-führers bekleidenden Homag (Um-satz: 915 Mio. Euro) einverleibt, die im Schwarzwald Maschinen zur Holzver-arbeitung erzeugt, aber beileibe nicht nur Fräsen oder Sägen. Heinz Dürr selbst hat sich unterdes in Berlin gemittet, wo er in wirksa-mer Entfernung Zigarillos qualmt, am Wannsee oder im Klub Motzen Golf spielt und musterhaft und ge-wandt zutage tritt mit der Heinz- und Heide-Dürr-Stiftung, die u.�a. Kinder (Gärten) und Schauspieler (Theater) fördert. Sein office hat der Vater dreier Töchter am Gen darmen markt aufge-schlagen. Denn er braucht „min des-tens fünf or dent li che Re stau rants in fuß läu fi ger Ent fer nung“.

104

R

Page 41: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

41

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

FAMILIE REPPEGATHERCentrum / Düsseldorf

1,2 Mrd. Euro 1,15 Mrd. Euro

Büro-, Wohn- und Kauf-, darunter ehe-malige Karstadthäuser in der Stadt und auf dem Land, vorzugsweise aber im Centrum, schmücken den Bestand von Immobilienmagnat Uwe Reppegather (50): Top-Angebote mit Top-Ausstat-tungen in Top-Lagen mit Top-Anbin-dungen für Top-Manager. Typmäßig könnte man Reppegather auch als Ab-räumer vor der Abwehr einsetzen. Aber an dieser Tätigkeit ist er nicht interes-siert. Sich ihm in den Weg zu stellen, wäre trotzdem keine gute Empfehlung. Wenn Reppegather Gas gibt, wissen seine Fans, ist regelmäßig was fällig. Zu seinen Buddies gehören Leute wie Boris Becker oder Kraftmann Ralf Moel ler.Gefeiert wird in der Disco, zum Bei-spiel in Münchens P1.

Ist nur selten so gut übererdig zu beobachten: der Untertunnler und Erddrücker Martin Herrenknecht.

CARSTEN MASCHMEYERMaschmeyer / Hannover

1,2 Mrd. Euro 1,1 Mrd. Euro

Der Finanzmann (56) hält sich so häu-fig im Silicon Valley auf, dass die Ein-richtung einer Ständigen Vertretung sinnvoll wäre. Beteiligt ist der Mann an Internetfirmen und Biotechnikern. Der Arzneibetrieb Brain-Health bekämpft auf wirkungsvollste Weise die Schwer-mut und hat weitere Tricks auf Lager, immer wieder rufen Pharmakonzerne in München an und stöhnen Unsittli-ches in den Hörer. Auch sein Medizin-techniker Syntellix arbeitet mit List & Finesse und wartet mit einem Schrau-benimplantat auf, das sich im Körper von alleine auflöst.

133

FAMILIE ERICH SIXTSixt / Pullach

1,1 Mrd. Euro 800 Mio. Euro

Die im S-Dax angemeldete Sixt AG hat einen natürlich schwankenden, aber stetig steigenden Wert von gegenwär-tig rund 1,7 Mrd. Euro. Erich Sixt (71) hält 60,1 Prozent, kann walten und schalten, wie er will bzw. die Gänge auch reinlegen, ohne zu kuppeln. Je älter er ist, desto klügere Entschei-dungen trifft er. Zuletzt hat der Mann fast gar nichts mehr falsch gemacht: Chauffeurdienst, Gemeinschaftsauto Drive-Now, Einstieg in den US-Markt. Eu rop car, Hertz und Avis müssen Staub schlucken. 2014 steht als bislang bestes Jahr in der Chronik: 1,8 Mrd. Euro Umsatz, 157 Mio. Vorsteuergewinn. Auf den Sixt-Hauptversammlungen wird ge-johlt und triumphiert wie bei Berk-shire Hathaway. Lässig ließ „Erich Buffett“ („SZ“) jüngst eine Rekord-dividende ausfahren.Unter börsennotierten AGs ist kei-ne zweite namhaft, die wie Sixt ein Familienbetrieb geblieben wäre: Der seit 1969 amtierende Gründerenkel Erich hat die Gültigkeitsdauer seines Vertrags neulich bis 2020 verlängern lassen, Gattin Regine (64) ist als Chef-diplomatin wirksam im Range einer Vi-zepräsidentin Marketing, und die Söh-ne Alexander (35)und Konstantin (32) sind ordentliche Vorstände.

Ehepaar Sixt (M.) und ihre Söhne Konstantin (l.) und Alexander sowie zwei unwichtige Schönheiten.

117

117

117

MARTIN HERRENKNECHTHerrenknecht / Schwanau

1,2 Mrd. Euro 1 Mrd. Euro

Als die Ägypter im August die zweite Fahrspur ihres Suezkanals eröffneten, wurde auch des Schwarzwälders Su-perwühlers Martin Herrenknecht (73) Erwähnung getan, der Röhren, Tun-nel, Furchen, Rinnen, Gän ge, Gru ben und Schächte jeder Länge und Bauart ausstechen, -baggern, -schneiden oder -heben lassen kann und nun selbigen in der Wüste untergraben soll. Eine gute Wahl. Denn nichts von dem, was der Laie unbedacht als Erde bezeichnet, aber meistens mit dem gleichnamigen Planeten verwechselt, hält Herrenknechts Vortriebsmons-tren stand, seinen Grippern, Erd-druckschilden und wilden Bohrleu-ten. Sich ihnen in den Weg zu stellen und nicht zu kooperieren hat gar kei-nen Zweck. Davon kann man nur drin-gend abraten.Erst 1977 zum Leben erwacht, ist die Herrenknecht AG seit Jahren schon verbindlicher Weltmarktführer mit einem Umsatz von unumstößlichen 1,1 Mrd. Euro. Richtig, wem die Zahl bekannt vorkommt: In den Vorjahren haben die Messungen einen ebenso hohen Wert ergeben. Doch das soll un-serer Hochachtung heute mal keinen Abbruch tun. Herrenknechts Gewinn ist privatissime und von okkult-rätsel-hafter Ausdehnung. R

R

RR

FOTOS: PICTURE ALLIANCE (2)

Page 42: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

42

FAMILIE RANDLKOFERAlois Dallmayr / München

650 Mio. Euro –

Am 1. März des Jahres hat Georg Randl-kofer (66) seinen Sitz im Dallmayr-Impresariat an seinen Sohn Florian (47) abgetreten. „Die sen Schritt ha-ben wir seit Jah ren vor be rei tet“, sagt der Vater, und was er sagt, ist offiziell. Warum der Wechsel einer jahrelangen Vorbereitung bedurfte, ist nicht klar. Florian Randlkofer geht bereits seit zehn Jahren seiner Arbeit im Hausenach: regsam, fleißig, nimmermüde. Das Unternehmen hat eine mehr als 300-jährige Geschichte, deren Beginn dem Schicksal verfiel, übersehen zu werden. Erst 1895, als Alois Dall mayr sei nen klei nen Le bens mit telhandel an Anton und The rese Randl kofer verkauf-te, nahm die Entfaltung deutlichere Umrisse an. Die Haus her rin war es, die tatkräftig-tüchtigerweise das Assorti-ment bereicherte, das Stamm haus in der Mün che ner Diener straße errich-ten ließ und zu guter Letzt über 15 Hoflieferantentitel verfügte, was dem Geschäftslauf nicht abträglich war.Dall mayr ist heute eines der feinsten Fein kostgefüge in Europa und mit sei-ner Marke „Pro domo“ durchaus auch keine un beliebte Kaf fee handlung. Da r über hin aus verwenden sich die Bay ern seit 1991 auch fürs Au to ma ten - ge schäft (Süßigkeiten, Getränke). Das Fassungsvermögen der Alois Dall-mayr KG wurde zuletzt mit 940 Millio-nen Euro angegeben. Für die Kaf fee-sparte zu stän dig sind freilich nicht die Randlkofers, sondern die Nach fah ren von Kon rad Wer ner Wille (Ver mö gen: 100 Mil lio nen Eu ro), jenes Bre mers, der die sen Ge schäfts zweig 1933 auf ge-baut hat te. Dass Florian Randlkofer sei-nen Vater in der Führung ersetzt, ist für Wolfgang Wille (74), den dortigen Re-präsentanten der Willes, kein Grund, vor Freude abzutreten.

FAMILIE BENTZMelitta / Minden

700 Mio. Euro 800 Mio. Euro

Abgesehen von den Kaffeefiltern und -tüten, die ein jeder kennt, und abge-sehen vom Kaffee selbst, versorgen die Mindener die Weltbevölkerung auch mit Kaffeeautomaten und -mühlen, mit Milchauf schäu mern, Staub sau-ger beu teln („S wir l“), Wasserkochern, Entkalkern, Haus halts fo lien („Top-pits“) und Tee fil tern („Ci lia“).Das ist alles gut und schön, aber nicht so gut und schön, als dass andere es nicht auch mit Leichtigkeit herzustel-len und zu verkaufen wüssten. Und so konnte das 1908 von der Dresd ner Haus frau Me litta Bentz gegründete Unternehmen im vergangenen Jahr nur 1,3 Mrd. Euro von der Kundschaft eintreiben. Was heißt hier „nur“? „Nur“ heißt, dass es kaum mehr war als im Jahr zuvor. Und so etwas ist im Kapitalismus eigentlich nicht vorgese-hen: Stockung, Schlappheit und Still-stand führen schnell zu Rückschlag und Verbitterung.Zumal Firmenchef Jero Bentz (43), ein von starkem Erwerbssinn durch-seelter Mensch, wieder einmal viele Rechnungen begleichen musste, was ein großer Nachteil des Wirtschaftens ist, das ansonsten ja nur Freude berei-tet. Über den Gewinn bewahrt Bentz Stillschweigen. Es soll aber einer an-gefallen sein. Und das ist vielleicht das Beste, was über ihn bekannt wurde. Während es gemeinhin üblich ist, al-les, was zum Vorteil der Wettbewerber angeführt werden kann, zu leugnen, zu entstellen oder zu verkleinern, zeich-net sich Bentz durch Ehrlichkeit und Kühle aus: „In vie len eu ro päi schen Märk ten sta gniert oder sinkt die Nach fra ge.“ Und auch die Discounter verwickeln Melitta ständig in ihre Rei-bereien, was Unbequemlichkeit mit sich bringt und konsumierend auf den

212190

Betriebsorganismus wirkt. „Die kom-men den Jahre wer den ohne Zwei fel wei ter her aus for dernd blei ben“, heißt es tragödisch im Jah res be richt.Die Entschuldigung, dass der Rohkaf-fee teurer geworden sei, wollen die Verbesserer als Ausrede nicht gelten lassen. Denn tat säch lich hat sich in den einst harmonisch ausgebildeten Melitta-Struk tu ren in den vergange-nen Jahren auch viel Kalk ab ge la gert, Rost in den Ecken der Or ga ni sa tion ge-bil det und die Beweglichkeit der Ein-satzkräfte ein ge schränkt. Bentz will die Dinge nun entkalken, entrosten – und notfalls auch enträt-seln: Die Firmen in den USA und Ka-nada ließ er trickreich zur Abteilung „Nord ame ri ka“ zusammennieten und die Ordnung bei der Ge mein-schaftsfirma Co fresco (Frischhalte-beutel) dadurch vereinfachen, dass er den Part ner S.�C. John son kurzerhand aus dem Verkehr kaufte. Zwei Wer-ke in Nord rhein-West fa len müssen geschlossen werden. Daran geht kein Weg vorbei. Man macht zwar langsa-me, aber sichere Fortschritte. Bentz hofft, die Einnahmen in diesem Jahr auf 1,4 Mrd. Euro zu schüren, was ihm zweifellos gelingen wird.

Der Melitta-Mann Jero Bentz in gewöhnungsbedürftiger Kulisse. Über seinem Schuh: Heinz Rühmann!

R R

Page 43: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

43

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

FAMILIE VOSSLOHVossloh / Werdohl

350 Mio. Euro 350 Mio. Euro

In der vergangenen Saison hat sich der sauerländische Bahntechnikbetrieb (Umsatz: 1,3 Mrd. Euro) einen seriösen Verlust von 171,6 Mio. Euro eingehan-delt. Der Gründe sind viele, deshalb zählen wir sie gar nicht erst auf.Es war auch nicht das erste Ekeljahr, aber vielleicht das vorerst letzte. Denn der im S-Dax, der Dritten Börsenliga, spielende Verein („Understanding mobility“), ist von der Kur zurück: Weichen, Steuerungs- und Kontroll-elemente gehen schon wieder besser. Na bitte! Nur das Geschäft mit Loko-motiven und Straßenbahnzubehör will man seiner beklemmenden Wirkung wegen verkaufen oder verschwägern, um dann über schnelle Konter zurück ins Spiel zu finden.Die Vosslohs selbst, deren Vorfahr, Schmied Eduard, die Werkstatt 1888 eingerichtet hatte, halten sich aus den Angelegenheiten der Firma heraus: Der Großteil der Nachkommen hat vor zwei Jahren seine Piècen verkauft.Den Spaß an der Bahntechnik verloren hatten die Damen und Herren vor al-lem aufgrund des Eindringens bzw. des Sich-Einschleichens von Heinz Her-mann Thiele (74, s. S. 20) in den Akti-onärskreis, seines Zeichens Herr über den Stillstandskonzern Knorr-Bremse. Thiele, bekannt als eher unwirsch denn fein besaitet, hatte seinen Anteil Jahr für Jahr aufgeschüttet, hält heute 35,8 Prozent und führt als Aufsichts-ratschef ein Machtwort.

FAMILIE KOEPFFGelita / Eberbach

400 Mio. Euro –

Unbekehrbare Gelatine-Freaks vom Necka rstrand, die sich als Rekord-erzeu ger dieser Substanz betrachten und sich in der Feuchte einer Welt-markt füh rer schaft rekeln und aalen dürfen und trotzdem missgelaunt sind. Denn drei starken Jahren folgte 2014 mir nichts, dir nichts ein schwaches: Jäh hatten sich die Einnahmen um bald acht Prozent auf beleidigende 655 Millionen Euro zurückgebildet, und ob es in diesem Jahr wieder auf-wärtsgeht, das weiß der Deibel. Das Firmenmotto „Improving Quality of Life“, das man einer angeblich ver-jüngenden Wirkung wegen auf Eng-lisch anfertigen ließ, dürfte einem Auf-schwung aufgrund seiner Dämlichkeit unseligerweise im Wege stehen.Wer lange genug im Gelatine-Business tätig war, wird Gallert und Gelee zwei-fellos die ersten Ränge auf der Welt zuteilen wollen und allenthalben auf ihr Vorhanden-Sein und vorteilhaftes Wirken hinweisen: in La krit ze, Gum-mi bä ren, Zündhölzern, Tor ten, Aspiks, Fo to pa pieren, Arz nei kap seln und, logo, Sülzen.Aber die Nachfrage hält mit der Be-vorratung nicht Schritt: Ihr Preis fällt oder fiel. Darunter litten auch die Mit-glieder der Gründer- und Eignerfami-lie Koepff, die für jeden Anteilsschein statt elf Euro wie im Jahr zuvor nur noch beklagenswürdige 62 Cent kas-sierten. Da kann man schon mal un-wirsch werden.

FAMILIE WÖHRLRudolf Wöhrl / Nürnberg

400 Mio. Euro 400 Mio. Euro

Anfang des Jahres hat Mar cus Wöhrl (30) den früheren, fünfbesternten Bran den bur ger Hof zu Berlin nach fleißigem Aufmöbeln und -polieren als Dor mero Hotel Ku’damm (ab 105 Euro) wiedereröffnet. Der Name ist Programm, er hat den fetten Sound, der Bus- und Billigtouristen anspricht, die ein Hotel wirklich nur zum Schlafen be-nutzen, nachdem sie sich in der großen bösen Stadt haben volllaufen lassen. 17 Mio. Euro ließen Vater und Mutter für Kauf und Auffrischung springen: die von der Miss Germany zur CSU-Poli-tikerin ausgereifte Dag mar (61) und Hans Ru dolf (67), der Mann der 36 Mo-de häu ser (Umsatz: 332 Mio. Euro). „In mei nen Ho tels sol len sich junge Men schen wohl füh len“, sagt der Filius so freiheraus und unverblümt, wie nur junge Leute sind. Er hat BWL studiert und trägt „immer ein Ba se cap auf dem Kopf“ („Bild“). Das sogenannte Dormero ist das jüngste von allzumal zehn Ho tels, die sich im Besitz der Wöhrls befinden, zusammengetragen von Hans Rudolf, einem Geschäftemacher der agilsten Sorte. Mit Bravour und Beherztheit hat er das von seinem Vater 1933 be-gründete Bekleidungsinstitut ausge-weitet und -gerollt und sich viele Er-gänzungsbauten angeeignet, vom Kon-gress zen trum Halle bis zum Kaufhaus Beck am Münchner Rathauseck.Öffentliches Interesse weckte Wöhrl durch seine Schwäche für die Fliegerei: Der Nürnberger Flugdienst, die Deut-sche BA, Flynext und LTU hatte er sich zwischenzeitlich zu Gemüte geführt; heute hält er Partien von Intersky und Cityjet. „Wer glaubt, das Geld wäre mein Motivator, der irrt“, sagt Wöhrl, höflich wie ein Schneider bei der Anprobe.

354315315

RR R

Einen Anblick für Götter bietet diese Speise aus dem Bindegewebe von Schweinen und Kühen.

FOTOS: FRANZ BISCHOF, GETTY IMAGES

Page 44: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

tigungsmenge um 20 Prozent senken. Fast 1.000 der über 11.000 Stellen wer-den ausgelöscht, getilgt, zuschanden gemacht. Bank no ten druckt G�&�D fort-an nur noch in Leip zig und Ma lay sia, oaba net mea dahoam in Mienchen.Pe ter-Alex an der Wacker, der große Sohn und Chemie-Unternehmer der Stadt (Vermögen: 2,95 Mrd. Euro), hat den Vorsitz des Aufsichts- und Beirats niedergelegt, ja, er hat ihn schlechtweg niedergeworfen. Aber nicht, weil er mit dem Sanierungskurs einverstan-den gewesen wäre. Giesecke�&�Devrient gehört Verena von Mitschke-Collande und ihren Kindern Celia, Gabriel, Sylvius und Marian. Das Unternehmen war nach dem Tod des Patriarchen Sieg fried Otto (1914�–�1997), der den Firmensitz 1948 nach München verlegt hatte, in den Besitz seiner Töchter Verena und Claudia Miller gelangt. Aber Miller, die seit Langem in den USA lebt, hat ihren Anteil Ende 2006 an ihre Schwester verkauft für ge-schätzte 350 bis 400 Millionen Euro. Sie dürfte das bessere Geschäft ge-macht haben.Ihre beiden Brüder waren bereits 1994 nach Kollision und Kontroverse mit dem Vater ausbezahlt und aus der Firma expediert worden. Sie sollen Jahre später versucht haben, einen Nachschlag auf ihre Abfindung auszu-handeln, prallten aber am Widerstand ihrer resoluten Schwestern ab und lan-deten auf dem Hosenboden.

FAMILIE VON MITSCHKE-COLLANDEGiesecke & Devrient / München

350 Mio. Euro 550 Mio. Euro

Die 1852 von Her mann Gie se cke und Alphonse De vri ent in Leipzig als typo-grafisches Kunstinstitut etablierte Fir-ma stellt Geld her: Banknoten, nicht nur Euros, allerlei andere Währungen auch. Aber: Es ist kein schönes Ge-schäft, das Gelddrucken bereitet seit einigen Jahren kein rechtes Vergnügen mehr. Anders als zu D-Mark-Zeiten schreibt die Bun des bank ihre Auf träge in ter-na tio nal aus. Aber international sind ein paar grobe, unangenehme Typen unterwegs, die Bank no ten bil li ger fab-rizieren als alle anderen, woraus einige Übel und Nachteile entspringen. Die Bayern behaupten sich zwar als Welt-marktführer, sehen sich aber zuneh-mend in Unruhe versetzt und Verle-genheit gebracht durch den wachsen-den bargeldlosen Zahlungsverkehr, von Paypal oder Apple-Pay nicht zu reden. Gewiss, G�&�D dehnt seinen Geltungs-bereich seit geraumer Zeit in angren-zende Fachgebiete aus. Man stellt Chipkarten, Pässe, Ausweise und an-dere Dokumente her. Doch die Hälf-te der Einnahmen von 1,8 Mil li ar den Euro entstammt immer noch der Gelddruckerei.Die Bilanz, die in den vergangenen Jah-ren, wenngleich angegilbt, noch gut be-laubt erschien, zeigt mittlerweile kah-les Geäst. Die Gewinne sind vertrock-net, jüngst zerfielen sie gar zu Staub: 73 Mil lio nen Euro fehlten an einem ausgeglichenen Ergebnis in der Kas-se. Man war schockiert: der erste Ver-lust in den Annalen. G�&�D zieht eine Leuchtspur hinter sich her wie eine Kippe, die des Nachts zu Boden fällt. Bis Ende 2016 will das Unternehmen geringstenfalls 100 Mil lio nen Euro ein spa ren und die größtmögliche Fer-

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

44

403

REINHARD SCHNEIDER Werner & Mertz / Mainz

300 Mio. Euro 300 Mio. Euro

1867 von den Werner-Brüdern als Wachswarenfabrik vorgesehen und bekannt geworden mit der Schuhputz-marke „Erdal“, ist das Unternehmen (Umsatz: 318 Millionen Euro) heute vor allem wegen seines Erfolgsreini-gers „Frosch“ wohlgelitten.Gründernachfahr Reinhard Schneider (47) ist einer der letzten Mittelständ-ler, den die Kolosse der internationalen Reinigungsszene noch nicht zerstoßen und zerrieben haben – vermutlich, weil er ihnen in dem sittlich vorneh-men, geldlich aber kleinen Markt der angeblich umweltverträglichen Putz-mittel auch nicht lästig fällt. Immer wenn’s ans Zertrümmern gehen soll, ist irgendetwas anderes gerade wichti-ger. So kam Werner & Mertz davon.Aber die notorisch aufsässigen Main-zer befinden sich dennoch nicht in Sicherheit. Um 1999 herum suchten gleich fünf der sie ben Anteilseigner das Weite: „Sie glaub ten nicht mehr an die Zu kunft des Un ter neh mens“, sagt Coach Schnei der und sammelte die Anteile der Flüchtigen auf. Nun ja, in der Folge verdörrte die Ei-gen ka pi tal quote. Aber so was kommt in den besten Familien vor. „Un sere Haus bank hat uns da mals klar ge sagt: ‚Sie haben über mäch tige Lie fe ran ten, wie da mals BASF, über mäch tige Kun-den, also die Han dels ket ten, und über-mäch tige Wett be wer ber, wie Hen kel, Uni le ver, Proc ter & Gam ble – ver kau-fen Sie, so lange es noch geht!‘“Prinzipiell ist Vorsicht geboten, wenn Bankiers irgendetwas vorschlagen. Schneider, der ehedem bei Nestlé debü-tiert hatte, kaufte also seiner Schwester aufgrund der Warnung auch noch de-ren Viertel ab, sodass er sich heute er-freulicherweise im Alleinbesitz der gut gehenden Firma befindet.

354

Er ist gekommen, um beim Lächeln zu helfen: Ministerpräsident Seehofer und Verena von Mitschke-Collande.

R R

Page 45: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

45

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

Ungarn, man muss es leider festhalten, trinken weniger Wein als früher. Auch die Beteiligung Naked Wines aus Norwich, England, eine Kreuzung aus Winzer-Facebook und Direktvertrieb, blieb hinter den Erwartungen zurück: In den Nachschlagewerken sind zwar ständige Zuläufe vermerkt, aber auch ständige Verluste. Allein im vergange-nen Jahr hatten drei Millionen Pfund an einem ausgeglichenen Ergebnis ge-fehlt. Jetzt hat WIV die Beteiligung für fast 100 Millionen Euro verkauft. An-gesichts des Preises ist die Vermutung gerechtfertigt, dass die Deutschen gut und mit weltmeisterlicher Routine verhandelt haben. Aber viel Geld wird in Burg Layen nicht ankommen, eine Menge Schulden muss vorher begli-chen werden. Johannes und Andreas Pieroth, die Gründersöhne, haben sich aus der Führung zurückgezogen und das Feld aus Notwehr einem Aushäusigen über-lassen, der vielleicht mehr Glück hat als sie: Andres Ruff, zuvor bei Mül-ler-Milch erwerbstätig und danach Leiter der Apetito AG.Mit Naked Wines war, nach Ansicht von Ruff, ein segensreiches Zusammen-wirken mit dem hiesigen Direktverkauf nicht zu ertrotzen. Darüber hinaus machen Handelsmächte wie Lidl und Rewe, die auch im Internet verkaufen, WIV das Leben nicht gerade zur Hölle, aber mit Sicherheit nicht leichter. Nach Ermittlungen von Spezialkräften des „Wiesbadener Kuriers“ zeigen sich die WIV-Banken etwas missgelaunt über die Zustände bei ihrem Kunden: Undichte Leitungen bei den Instituten ließen durchsickern, dass man eine Aufstockung des angeblich von 50 auf 30 Prozent gefallenen Eigenkapitals für dringend geboten halte, was eine wenig schmeichelhafte, aber vermut-lich nicht ganz unrichtige Information ist. Denn Ruff hielt es nicht für ange-zeigt, sie zu dementieren. Er ist allerdings auch sehr beschäftigt und kann deshalb nicht so fort jedem Be geh ren nach Aus kunft nach kom men und zum Hörer greifen.

FAMILIE PIEROTH Wein International / Burg Layen

250 Mio. Euro 300 Mio. Euro

Anfang der 50er-Jahre waren die Brü-der Elmar und Kuno, die Söhne des Weinbauern Pieroth, auf die damals geradezu bestürzend gute Idee ge-kommen, Weinproben in den Küchen und Stuben der Kunden und nicht auf dem Weingut vorzunehmen und ihnen deshalb ein paar Flaschen zum Süffeln nach Hause zu schicken. Heute gilt Wein International (WIV) in Burg Layen bei Bingen als welt-größter Direktvertrieb für diese Art von Getränken; zudem sind die Rhein-land-Pfälzer auch im Groß- und Ein-zelhandel dienstfertig und regsam, im Messebau und in der Logistik. Und doch wäre es übertrieben, zu be-haupten, dass die Geschäfte in Blüte ständen. Die Einnahmen sind zwar wieder ein wenig aufgesprudelt: 545,3 Millionen Euro wurden abgefüllt. Doch wie hoch die Gewinne sind, falls es wel-che gab, das kann man nur raten. Be-sonders die Zecher Osteuropas stellen keine feste Größe mehr dar, selbst die Kosaken vom Don und die Husaren aus

471403

Der Berliner Exwirtschaftssenator (CD) ELMAR PIEROTH bei der Betrachtung seines inneren Horizonts.

HANS-JOCHEM STEIMKern-Liebers, Junghans /

beide Schramberg

300 Mio. Euro 300 Mio. Euro

Der ehemalige baden-württember-gische CDU-Landespolitiker Steim (72) steht dem Verwaltungsrat der Kern-Liebers-Betriebe vor, die sein Ur-großvater 1888 sozusagen aufgezogen hat zwecks Versorgung der Schwarz-wälder Uhrmacher mit Zugfedern. Heute stellt das Unternehmen in der Hauptsache immer noch Federn her, allerdings keine für Vögel oder Uhren, sondern mehrheitlich solche für Si-cherheitsgurte. Daneben hält man auch ein paar Stanzbiegeteile parat, Spezial-drähte und dergleichen unbelebtes Zeug mehr. Der Umsatz wurde zuletzt bei 575 Millionen Euro lokalisiert.Von sich selbst behauptet Kern-Lie-bers, „mehr als nur ein Unternehmen“ zu sein, lässt die Menschen, die dieses Mehr zu finden hoffen, jedoch darüber im Unklaren, worin es bestehe und wo-rum es sich bei Kern-Liebers denn dann in Wirklichkeit handele. Als Steim vor sechs Jahren den alternativlos im Ort gelegenen, aber blanken Uhrenherstel-ler Junghans übernahm, hat dies die Verwirrung noch gesteigert.Sehr viel Energie erübrigt Steim für das Sammeln fahrtüchtiger Altautos. Rund 110 Fahrzeuge aus den vergangenen 113 Jahren hat er eingeparkt, Sehens-würdigkeiten wie einen „De Dion“ (Bj. 1902), einen „Ford N Runabout“ (1907), „Saxon“ (1915), einen „Maybach-Zep-pelin“ (1932). Im Gefühl seiner Kennt-nisse gründete er vor zehn Jahren die Dr.-Ing.-Hans-Jochem-Steim-Stiftung, die seine Fahrzeuge und weitere Leih-gaben der Allgemeinheit zugänglich macht und damit für Schrambergs größte Touristenattraktion gesorgt hat. Eine Sonderausstellung zeigt „Au-touhren aus der Uhrensammlung Jung-hans von 1905�–�1948“. R R

FOTOS: GIESECKE & DEVRIENT, PICTURE ALLIANCE

Page 46: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

UNTERNEHMEN / MÄRKTE

46

EXKLUSIV

ZUM HERAUSREISSEN

UND AUFKLAPPEN

FALLS DAS POSTER FEHLT: Die vollständige BILANZ-Liste

der reichsten Deutschen finden Sie unter www.bilanz-magazin.de

Deutsche Asset & Wealth Management

Näher kann man seinen Kunden nicht sein.

Page 47: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

47

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO

DIE AUFSTEIGER DES JAHRES

DIE ABSTEIGER DES JAHRES

-

+STEFAN QUANDTBMW / München; Delton / Bad Homburg 7,30 15,50 8,20

SUSANNE KLATTENBMW, SGL Carbon / Wiesb.; Nordex / Rostock; Altana / Wesel 6,20 17,20 11,00

GEORG und MARIA-ELISABETH SCHAEFFLERSchaeffler / Herzogenaurach; Continental / Hannover 3,50 25,00 21,50

PETER THIEL Founders Fund / San Francisco; Clarium Capital / New York 2,80 8,00 5,20

KLAUS-MICHAEL KÜHNEKühne & Nagel / Schindellegi (CH); Hapag-Lloyd / Hamburg 1,60 8,00 6,40

Familie WÜRTHWürth / Künzelsau 1,40 9,50 8,10

RALPH DOMMERMUTHUnited Internet / Montabaur 1,35 4,00 2,65

SIEGFRIED MEISTERRational / Landsberg am Lech 1,25 3,00 1,75

ANDREAS VON BECHTOLSHEIMArista Network / Santa Clara; Google / Mountain View (USA) 1,15 5,25 4,10

Familien ALBRECHT und HEISTERAldi Süd / Mülheim 1,00 19,00 18,00

Familie WEISSSMS / Düsseldorf 0,35 2,00 2,35

Familie HAUBTengelmann / Mülheim 0,20 3,30 3,50

ALEXANDER, MARC und OLIVER SAMWERRocket Internet / Berlin 0,20 2,80 3,00

Familie VON MITSCHKE-COLLANDEGiesecke & Devrient / München 0,20 0,35 0,55

JÜRGEN GROSSMANNGeorgsmarienhütte 0,20 0,30 0,50

Familie VOITHVoith / Heidenheim 0,20 1,80 2,00

JOACHIM und ANDREAS KOHMVersandhaus Klingel / Pforzheim 0,20 1,20 1,40

Familie LECHLERElring Klinger / Dettingen 0,15 0,90 1,05

Familie CRAMERSMA Solar / Niestetal 0,15 0,25 0,40

GERHARD WEBERGerry Weber / Halle (Westfalen) 0,15 0,45 0,60

2015

2015

2014

2014

Page 48: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE REICHSTEN DEUTSCHEN: PLATZ 101 BIS 190

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

48

101 GÖTZ WERNER DM Drogeriemärkte, Karlsruhe Einzelhandel 1,45 1,30101 Familie LEHMANN DM Drogeriemärkte, Karlsruhe Einzelhandel 1,45 1,30101 Familie STRÖHER vormals Wella (Haarpflege), Darmstadt Immobilien, Kapitalanlagen, Kunst 1,45 1,40104 REINER SCHMIDT Metro, Düsseldorf Großhandel 1,40 k.�A.*104 Familie DOHLE Dohle, Siegburg Handel 1,40 1,35104 ALEXANDRA FLICK Diana, München Kapitalanlagen 1,40 1,35104 ELISABETH VON AUERSPERG-BREUNER Fides, München Vermögensverwalt., Kapitalanlagen 1,40 1,35104 Familie FUCHS Fuchs Petrolub, Mannheim Schmierstoffe 1,40 1,20104 Familie HEINZ DÜRR Dürr, Bietigheim-Bissingen; Homag, Schopfloch Lackieranlagen 1,40 –**110 HANS GEORG NÄDER Ottobock, Duderstadt Medizintechnik, Prothesen 1,35 1,30

111 Familie BRANDSTÄTTER Geobra, Fürth Spielwaren 1,30 1,40111 Familie STEFAN MESSER Messer, Bad Soden Industriegase, Schweißmaschinen 1,30 1,30111 Familie SICK Sick, Waldkirch Sensortechnik 1,30 1,05111 Familie DRÄXLMAIER Dräxlmaier-Gruppe, Vilsbiburg Autozulieferer 1,30 1,00111 Familien JOHANNES MOHN Bertelsmann, Gütersloh Medien 1,30 1,25116 Familie MANCHOT Henkel, Düsseldorf Klebstoffe, Waschmittel 1,25 1,15117 HORST WORTMANN Wortmann, Detmold Schuhhandel 1,20 –117 JOACHIM und ANDREAS KOHM Versandhaus Klingel, Pforzheim Versandhandel 1,20 1,40117 Familie HENNING CONLE Sirosa, Liechtenstein; Conle-Gruppe, Sonthofen Immobilien 1,20 1,15117 Familie WAGNER Rehau, Rehau Kunststoffverarbeitung 1,20 1,10

117 Familie SIMON Bitburger Brauerei, Bitburg Genussmittel 1,20 1,25117 Familie SCHWARZ-SCHÜTTE vormals Schwarz Pharma; Black Horse, D’dorf Beteiligungen, Kapitalanlagen 1,20 1,20117 PETER UNGER vormals Auto-Teile Unger, Weiden/Oberpfalz Autozubehör 1,20 1,20117 GEBRÜDER REPPEGATHER Centrum, Düsseldorf Immobilien 1,20 1,15117 CARSTEN MASCHMEYER Maschmeyer, Hannover Kapitalanlagen, Beteiligungen 1,20 1,10117 Familie SCHWARZ Rohde & Schwarz, München Funk-, Messtechnik 1,20 –117 MARTIN HERRENKNECHT Herrenknecht, Schwanau Tunnelbohranlagen 1,20 1,00117 Familie GOLDBECK Goldbeck, Bielefeld Bau, Immobilien 1,20 0,90117 Familie HARRO UWE CLOPPENBURG Peek & Cloppenburg West, Düsseldorf Textilien 1,20 1,00130 ROLF GERLING vormals Gerling Versicherung, Köln Beteiligungen, Kapitalanlagen 1,15 1,00

130 Geschwister VON HOLTZBRINCK Holtzbrinck-Verlag, Stuttgart Medien 1,15 1,10130 HEINRICH THORBECKE Henkel, Düsseldorf Klebstoffe, Waschmittel 1,15 1,00133 Familie ERICH SIXT Sixt, Pullach Autovermietung 1,10 0,80133 Familie KATHREIN Kathrein-Werke, Rosenheim Antennen 1,10 1,00133 Familie HAGENMEYER Getrag, Untergruppenbach Getriebetechnik 1,10 1,00133 JOSEF BOQUOI Bofrost, Straelen Handel, Immobilien 1,10 –133 Familie VON METZLER Bankhaus B. Metzler, Frankfurt Bank 1,10 –138 Familie ZIEHL EBM Papst, Mulfingen; Ziehl-Abegg, Künzelsau Ventilatoren, Regeltechnik 1,05 1,00139 GEORG VON OPEL Paramount Finanz, Zug/Schweiz Kapitalanlagen, Beteiligungen 1,00 –139 BETTINA WÜRTH Würth, Künzelsau Beteiligungen, Kapitalanlagen 1,00 k.�A.

139 Familie JOCHEN OPLÄNDER Wilo, Dortmund Pumpen 1,00 1,00139 SARTORIUS-Erben Sartorius, Göttingen Wägetechnik 1,00 1,00139 Familie HORNBACH Hornbach, Neustadt a.�d. Weinstraße Baumärkte 1,00 0,95139 Familie KOSTAL Leopold Kostal, Lüdenscheid Elektrotechnik, Autozulieferer 1,00 1,00139 Familien DRÄGER Drägerwerk, Lübeck Medizin-, Sicherheitstechnik 1,00 0,80139 ROLF KÖNIGS Aunde, Mönchengladbach Autotextilien 1,00 0,90139 ERWIN MÜLLER Müller, Ulm Drogerien 1,00 –148 DIETER SCHAUB Medien-Union, Ludwigshafen; Südd. Verlag, Mün. Medien 0,95 0,95148 HERMANN LANGNESS Bartels-Langness, Kiel Einzelhandel 0,95 0,90148 TORSTEN TOELLER Fressnapf, Krefeld Tiernahrung 0,95 0,85

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO* KEINE ANGABE, ERSTMALS AUFGEFÜHRT

** KEIN VORJAHRESVERGLEICH MÖGLICH

Page 49: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

RANG

NAMEFIRMA

HEUTEBRANCHE

20152014

49

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

148 WILLI VERHUVEN Alltours, Duisburg Tourismus 0,95 0,85148 Familie SCHWÖRER Peri, Weißenhorn Schalungs-, Gerüsttechnik 0,95 0,85148 CLEMENS TÖNNIES Tönnies, Rheda-Wiedenbrück Fleischverarbeitung 0,95 0,95148 EVI BRANDL Vinzenz Murr, Etienne Aigner, beide München Fleischwaren, Immobilien 0,95 –155 Familie EBERSPÄCHER Eberspächer, Esslingen Abgastechnik, Standheizungen 0,90 0,90155 THOMAS OLBRICHT vormals Wella (Haarpflege), Darmstadt Kunstsammlung, Immobilien 0,90 0,85155 ERNST FREIBERGER vormals Freiberger Lebensmittel, Berlin Immobilien 0,90 0,85155 Familie ECKES-CHANTRÉ Rotkäppchen-Mumm, Freyburg; Eckes, N-Olm Fruchtsäfte 0,90 0,80155 Familie STOTMEISTER Sto, Stühlingen Wärmedämmung 0,90 0,65155 Familie LECHLER Elring Klinger, Dettingen Autozulieferer 0,90 1,05

161 ERIKA POHL vormals Wella (Haarpflege), Darmstadt Immobilien, Beteiligungen 0,85 0,80161 ALBERT BERNER Berner, Künzelsau Befestigungssysteme, Werkzeuge 0,85 0,80161 HELMUT GREVE Greve, Hamburg Immobilien 0,85 0,80161 CLAUS und GUNNAR HEINEMANN Gebr. Heinemann, Hamburg Einzelhandel (Duty free) 0,85 0,80161 KURT KRIEGER Möbel Höffner, Waltersdorf; Kraft, Bad Segeberg Möbelhandel, Immobilien 0,85 0,80161 HANS STROTHOFF MHK Verbundgruppe, Cronbank, beide Dreieich Möbelhandel, Bank 0,85 0,70161 Familie ACKERMANNS vormals Allkauf, Mönchengladbach Beteiligungen, Immobilien 0,85 0,70161 Familie WOESTE Henkel, Düsseldorf Klebstoffe, Waschmittel 0,85 0,70169 Familie SCHÄFER Schäfer-Werke, Neunkirchen Gehäusetechnik, Logistik 0,80 0,80169 Familien KRIEGBAUM vormals Kriegbaum-Gruppe, Böblingen Immobilien, Beteiligungen 0,80 0,80

169 Familie SCHWARZ vormals Schwarz Pharma, Monheim Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,80 0,80169 Familie KAESER Kaeser-Kompressoren, Coburg Maschinenbau 0,80 0,80169 Familie STICKLING Nobilia, Verl Küchenmöbel 0,80 0,75169 Familie GERLACH Seaside Hotels, Vapiano, beide Hamburg Hotels, Immobilien, Restaurants 0,80 0,75169 KLAUS und JOST HELLMANN Hellmann Logistics, Osnabrück Spedition 0,80 0,70169 Familie HÄFELE Häfele, Nagold Beschlagtechnik 0,80 0,70169 Familie DUSSMANN Dussmann, Berlin Gebäudemanagement, Verpflegung 0,80 0,70169 FRIEDER BURDA vormals Burda-Verlag, Offenburg Kunst, Kapitalanlagen 0,80 0,70169 Familie OTTO RUDOLF FUCHS Otto Fuchs, Meinerzhagen Metallverarbeitung, Luftfahrt 0,80 –180 Familie DYCKERHOFF vormals Dywidag (Bau), Wiesbaden Beteiligungen 0,75 –

180 Familie SANDER vormals Wella (Haarpflege), Darmstadt Beteiligungen 0,75 0,70180 Familie PETER MÖHRLE vormals Max Bahr (Baumärkte), Hamburg Immobilien, Kapitalanlagen 0,75 0,75180 Familie VIEHOF vorm. Allkauf (Einzelhandel), Mönchengladbach Beteiligungen 0,75 0,75180 Familie HURLER Jost Hurler, Huma-Märkte, München Immobilien, Einkaufszentren 0,75 0,75180 Familie JORAM ROTH Roth, Berlin Immobilien, Kapitalanlagen 0,75 0,70180 Familie LAMPMANN Phoenix Contact, Blomberg Automatisierungstechnik 0,75 0,65180 Familie EISERT Phoenix Contact, Blomberg Automatisierungstechnik 0,75 0,65180 FRANK GOTTHARDT Compugroup Medical, Koblenz Rechnerprogramme 0,75 0,40180 FLORIAN REHM Mast-Jägermeister, Wolfenbüttel Genussmittel 0,75 0,50190 Familie BENTZ Melitta, Minden Nahrungsmittel 0,70 0,80

190 Familie VELTINS Veltins-Brauerei, Meschede-Grevenstein Genussmittel 0,70 0,70190 Familie HAUBRICH Electronic Partner, Düsseldorf Unterhalt.- und Hauselektronik, IT 0,70 k. A.190 ROBERT TÖNNIES Tönnies, Rheda-Wiedenbrück Fleischverarbeitung 0,70 0,50190 DETLEV MEYER vormals CBR, Celle Textilhandel 0,70 0,70190 FRIEDHELM BEHN vormals CBR, Celle Textilhandel 0,70 0,70190 MARTIN BROST Brost, München Kapitalanlagen 0,70 0,70190 JAN PHILIPP REEMTSMA Berenberg Bank, Hamburg Beteiligungen, Kapitalanlagen 0,70 0,70190 Familie GROHE vormals Grohe (Sanitär), Hemer Beteiligungen, Kapitalanlagen 0,70 0,70190 Familie CLAUSSEN vormals Beiersdorf (Kosmetik), Hamburg Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,70 0,70190 PAUL-HEINZ WESJOHANN PHW, Rechterfeld Lebensmittel, Geflügel 0,70 0,70

Page 50: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE REICHSTEN DEUTSCHEN: PLATZ 190 BIS 294

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

50

190 FRANZ BURDA vormals Burda-Verlag, Offenburg Kapitalanlagen 0,70 0,70190 KLAUS C. PLÖNZKE vormals Ploenzke AG, Stuttgart Beteiligungen 0,70 0,70190 FRIEDRICH KNAPP New Yorker, Braunschweig Textilhandel 0,70 0,65190 WILLIBERT KRÜGER Krüger Instant Werk, Bergisch-Gladbach Nahrungsmittel, Kaffee 0,70 0,65190 BERNARD MEYER Meyer Werft, Papenburg; Neptun, Rostock Werft 0,70 0,60190 Familie GERHARD MEY Webasto, Stockdorf Autodächer, -klimaanlagen 0,70 0,60190 Familie WERNER BAIER Webasto, Stockdorf Autodächer, -klimaanlagen 0,70 0,60190 Familie KRONE Krone, Spelle Landtechnik, Nutzfahrzeuge 0,70 0,60190 Familie BERINGER Rohde & Schwarz, München Funk-, Messtechnik 0,70 –**190 Familie LÜRSSEN Lürssen Werft, Bremen Schiffbau 0,70 0,55

190 Familie VETTER Vetter, Ravensburg Einmalspritzen, Medizintechnik 0,70 0,50212 HARALD QUANDT-Töchter Harald Quandt, HQ Trust, beide Bad Homburg Beteiligungen, Kapitalanlagen 0,65 –212 Familie KIRCHHOFF Kirchhoff, Iserlohn Autozulieferer, Maschinenbau 0,65 0,65212 DIETER BECKEN Becken, Hamburg Immobilien, Vermögensverwaltung 0,65 0,65212 Familie ZU WALDBURG-ZEIL Waldburg-Zeil, Waldburg Grundbesitz, Immobilien 0,65 0,65212 Familie HOLZHEY vormals Haindl-Gruppe, Augsburg Beteiligungen, Immobilien 0,65 0,65212 STEFAN HEINIG Kik, Bönen; Woolworth, Unna; Tedi, Dortmund Einzelhandel, Immobilien 0,65 0,65212 Familie HÖRMANN Hörmann, Steinhagen Tore, Türen, Antriebe 0,65 0,65212 Familie MANFRED BODE Krauss-Maffei Wegmann, München Rüstung 0,65 0,65212 Familie HUMMEL Mann + Hummel, Ludwigsburg Autofilter- und Ansaugsysteme 0,65 0,60

212 HANS-JOACHIM TESSNER Tessner, Goslar Möbel, Beteiligungen 0,65 0,60212 Familie KALDEWEI Franz Kaldewei, Ahlen Sanitär 0,65 0,60212 MARION, BEATRICE und TOBIAS NAGEL Nagel, Versmold Spedition 0,65 0,60212 Familie RUTH KIRCH KF-15, München; vormals Kirch Media, Ismaning Immobilien 0,65 0,60212 KLAUS GREINERT Duravit, Hornberg; Röchling, Mannheim Sanitärkeramik 0,65 0,55212 FLORIAN RANDLKOFER Alois Dallmayr, München Kaffee, Lebensmittel, Immobilien 0,65 –212 MARTIN KIND Kind, Großburgwedel Hörgeräte 0,65 0,60228 MICHAEL SCHUMACHER Schumacher, Gland/Schweiz Autorennsport 0,60 0,65228 ALBRECHT KNAUF Knauf-Interfer, Essen; AK, Norderfriedrichskoog Metallverarbeitung, Luftfahrt 0,60 0,65228 Familie VEDDER Goldsmith, Grand Cayman/Kaiman-Inseln Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,60 0,65

228 Familien JOCHEN und UWE HOLY Holy, Metzingen Textilien, Immobilien 0,60 0,55228 GÜNTER THIEL Rosalia, Calidris, beide Luxemburg Beteiligungen 0,60 0,50228 Familie GROTKAMP Funke, Essen Medien 0,60 0,60228 Familie LAPP Lapp, Stuttgart Industriekabel 0,60 0,60228 Familie BOCK vormals Lonrho (Bergbau), London Immobilien, Beteiligungen 0,60 0,60228 Walter BRUNE Brune, Düsseldorf Immobilien 0,60 0,60228 Familie KLOPP Bünting, Leer Einzelhandel 0,60 0,60228 MICHAEL R. NEUMANN Neumann, Hamburg Rohkaffeehandel 0,60 0,60228 Familie GRILLO Grillo, Marxloh; Wilhelm Grillo, Duisburg Zinkverarbeitung, Metallhandel 0,60 0,55228 Familie JANUSCHKE Hoffmann, München Werkzeughandel 0,60 0,50

228 Familien FRITSCH-ALBERT Westfalen, Münster Technische Gase, Tankstellen 0,60 –228 DIETER FUCHS Fuchs Gewürze, Dissen Gewürze 0,60 –228 PETER SCHNELL Software, Darmstadt Rechnerprogramme 0,60 0,40228 ANTON WOLFGANG VON FABER-CASTELL Faber-Castell, Stein Schreibgeräte, Immobilien 0,60 –245 BARBARA LAMBRECHT-SCHADEBERG Krombacher Brauerei, Kreuztal Genussmittel 0,55 0,55245 Familie BERNHARD SCHADEBERG Krombacher Brauerei, Kreuztal Genussmittel 0,55 0,55245 Familien NIKOLAUS UND PAULUS HIPP Hipp, Pfaffenhofen Nahrungsmittel 0,55 0,45245 Familie MANN Mann + Hummel, Ludwigsburg Autofilter- und Ansaugsysteme 0,55 0,50245 Familie SPAETER Carl Spaeter, Duisburg Aluminium-, Stahlhandel 0,55 0,55245 Familie KLAUS FISCHER Fischerwerke, Waldachtal Dübel, Befestigungssysteme 0,55 0,55

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO* KEINE ANGABE, DA ERSTMALS AUFGEFÜHRT

** KEIN VORJAHRESVERGLEICH MÖGLICH

Page 51: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

RANG

NAMEFIRMA

HEUTEBRANCHE

20152014

51

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

245 Familie MICHAEL SIEBER Simba-Dickie, Fürth; Märklin, Göppingen Spielwaren 0,55 0,55245 EUGEN MÜNCH Rhön-Klinikum, Bad Neustadt Krankenhäuser 0,55 0,55245 Familie GAUSELMANN Gauselmann, Espelkamp; Hess, Magstadt Spielautomaten, Zahlungssysteme 0,55 0,50245 ALBERT VON THURN UND TAXIS Thurn und Taxis, Regensburg Grundbesitz, Immobilien 0,55 0,50245 Familie ZU SAYN-WITTGENSTEIN-BERLEBURG Sayn-Wittgenstein, Berleburg Immobilien, Grundbesitz 0,55 0,50245 Familie HIRSCHVOGEL Hirschvogel, Denklingen Autozulieferer 0,55 0,50245 ERICH WESJOHANN EW, Visbek-Norddöllen; Plukon, Vezep (NL) Lebensmittel, Geflügel 0,55 0,50245 Familie HANSJAKOB MÜLLER Renolit, Worms Kunststoff-Folien 0,55 0,50245 Familie SCHLEUSSNER Biotest, Dreieich Pharmazie 0,55 0,50245 Familie MARQUARDT Marquardt, Rietheim-Weilheim Schaltsysteme 0,55 k. A.*

261 CLAUDIA EBERT vormals Wella (Haarpflege), Darmstadt Beteiligungen 0,50 0,45261 Familie SACHS vormals Fichtel & Sachs, Schweinfurt Immobilien, Kapitalanlagen 0,50 0,50261 ARTHUR HANDTMANN Handtmann, Biberach Maschinenbau 0,50 –261 Familie HÜCKMANN Merz, Frankfurt am Main Pharma, Werbeartikel 0,50 0,55261 DIRK IPPEN Münchner Merkur, München Medien 0,50 0,50261 Familie GERHARD STURM EBM-Papst, Mulfingen Ventilatoren 0,50 0,50261 AXEL und ERIC SCHWEITZER Alba, Berlin Entsorgung, Recycling 0,50 0,50261 Familie BEHR vormals Behr, Stuttgart Autoklimaanlagen 0,50 0,50261 Familie MÜHLENS vormals 4711 (Parfum), Köln Beteiligungen, Immobilien 0,50 0,50261 Familie MURMANN vormals Sauer-Danfoss, Neumünster Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,50 0,50

261 Familie DEDI vormals Quelle (Versandhandel), Fürth Kapitalanlagen 0,50 0,50261 THOMAS BSCHER vormals Sal. Oppenheim, Köln Immobilien, Kapitalanlagen 0,50 0,50261 PAUL-OTTO FASSBENDER Arag, Düsseldorf Rechtsschutzversicherung 0,50 0,50261 Familie KLAUS CONRAD Conrad Electronic, Hirschau Einzelhandel 0,50 0,50261 Familie GLÄSEL Weidmüller, Detmold Automatisierungstechnik 0,50 0,50261 Familie KOBER AL-KO Kober, Kötz Fahrzeug-, Gerätetechnik 0,50 0,50261 Familie BARTELS Bartels, Hamburg; Fraatz, Hamburg Immobilien, Hotels 0,50 0,50261 TONI MEGGLE Meggle, Wasserburg Milchverarbeitung, Beteiligungen 0,50 0,50261 Familie WERNER MICHAEL BAHLSEN Bahlsen, Hannover Backwaren 0,50 0,50261 CONLE-Töchter vormals LTU (Luftfahrt), Düsseldorf Kapitalanlagen, Immobilien 0,50 0,50

261 Familie CHRISTIANE FUCHS Otto Fuchs, Meinerzhagen Metallverarbeitung, Luftfahrt 0,50 0,45261 Familie HOYER Hoyer, Hamburg Spedition 0,50 0,45261 Familie MURJAHN Caparol, Ober-Ramstadt Baufarben 0,50 0,45261 STEFAN und THOMAS CREMER Cremer, Hamburg Grund- und Rohstoffhandelhandel 0,50 0,40261 Familie KLAUS GROHE Hansgrohe, Schiltach Sanitär 0,50 0,40261 Familie SCHICK-KRIEF Bechtle, Neckarsulm IT-Dienstleistungen 0,50 0,40261 Familie HEHL Arburg, Lossburg Spritzgießmaschinen 0,50 0,40261 Familie BRUNO SCHNELL Olympia-Verlag, Nürnberg; Nürnberger Presse Medien 0,50 k. A.261 Familie LENZ Züblin Immobilien, Stuttgart Immobilien, Beteiligungen 0,50 0,40261 Familie LEICHER Rohde & Schwarz, München Funk-, Messtechnik 0,50 –

261 CATHARINA CRAMER Warsteiner Brauerei, Warstein Genussmittel 0,50 0,55261 GRUNER-Erben vormals Gruner + Jahr, Hamburg Beteiligungen 0,50 0,45261 GERHARD RICHTER Richter, Köln Kunst 0,50 0,45294 GERHARD WEBER Gerry Weber, Halle/Westfalen Textilien 0,45 0,60294 Familie HERMANN-HINRICH REEMTSMA vormals Reemtsma, Hamburg Kapitalanlagen, Wald 0,45 0,45294 Familie HEINRICH RISKEN Heristo, Bad Rothenfelde Nahrungsmittel 0,45 0,45294 KURT ENGELHORN vormals Boehringer (Pharma), Mannheim Kapitalanlagen 0,45 0,45294 CLAUDIA ENGELHORN vormals Boehringer (Pharma), Mannheim Kapitalanlagen 0,45 0,45294 GERT-RUDOLF FLICK Flick-Erbe, London Immobilien, Beteiligungen 0,45 0,45294 KARL SCHLECHT vormals Putzmeister, Aichtal Betonpumpen 0,45 0,45

Page 52: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE REICHSTEN DEUTSCHEN: PLATZ 294 BIS 354

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

52

294 Familie LORENZ BAHLSEN Lorenz Snack World, Neu-Isenburg Salzgebäck 0,45 0,45294 Familie ECKSTEIN Union Tank Eckstein, Kleinostheim Tankkarten, Spedition 0,45 0,40294 Familie WISSER Wisag, Frankfurt a.M. Gebäudemanagement 0,45 0,40294 HANS-JULIUS und IVER AHLMANN Aco, Büdelsdorf Entwässerungstechnik 0,45 0,40294 Familie HÜLSBECK Hülsbeck & Fürst, Velbert Autoschließsysteme, Immobilien 0,45 0,40294 MONIKA GRÄF Hülsbeck & Fürst, Velbert Autoschließsysteme, Immobilien 0,45 0,40294 Familie BACH Scherdel, Marktredwitz Ventilfedern 0,45 0,40294 Familie ZOLLNER Zollner Elektronik, Zandt Autozulieferer 0,45 0,40294 HELMUT RÖSCHINGER Argenta, München Immobilien 0,45 0,40294 ALBERT BÜLL Büll & Liedtke, Capital Stage, beide Hamburg Beteiligungen, Immobilien 0,45 0,40

294 Familie HOHORST Wago, Minden Elektrotechnik 0,45 0,40294 NETZSCH-Erben Netzsch, Selb Maschinen-, Gerätebau 0,45 0,40294 DOLF STOCKHAUSEN Clariant, Muttenz/Schweiz Spezialchemie 0,45 0,40294 Familie RIEDEL vormals Quelle (Versandhandel), Fürth Kapitalanlagen 0,45 –**315 CLAUDIA MILLER vormals Giesecke & Devrient, München Kapitalanlagen 0,40 –315 Familie BETTERMANN OBO Bettermann, Menden Elektroinstallationssysteme 0,40 0,40315 HARALD SCHULDT Norddeutsche Reederei H. Schuldt, Hamburg Schifffahrt 0,40 0,50315 PETER HARF Joh. A. Benckiser, Wien Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,40 –315 Familie KOEPFF Gelita, Eberbach Gelatineherstellung 0,40 –315 Familie SILVIUS DORNIER vormals Dornier (Luftfahrt), Friedrichshafen Kapitalanlagen 0,40 0,40

315 ERICH und MARTIN DREIER Dreier Immobilien, Dortmund Immobilien 0,40 0,35315 Familie ADAM Merz, Frankfurt Pharma, Werbeartikel 0,40 0,45315 Familie HEINZ GRIES Griesson de Beukelaer, Polch Süßwaren 0,40 0,45315 WALTER GUNZ vormals Media Markt, Düsseldorf Handel 0,40 0,40315 Familie THOMAS PHILIPPIAK EBM-Papst, Mulfingen Ventilatoren 0,40 0,40315 Familie WÖHRL Rudolf Wöhrl, Nürnberg Textilhandel, Fluglinie 0,40 0,40315 Familie DÜSTERBERG Apetito, Rheine Lebensmittel 0,40 0,40315 Familie SCHMITT Bank Schilling, Hammelburg Privatbank, Versicherungen, 0,40 0,40315 Familie BÖLLHOFF Böllhoff, Bielefeld Verbindungstechnik 0,40 0,40315 DIETER VON HOLTZBRINCK DvH Medien, Stuttgart Medien 0,40 0,40

315 Familie BAUER J. Bauer, Wasserburg Molkerei 0,40 0,40315 Familie KOCH Kaefer, Bremen Isoliertechnik 0,40 0,40315 Familie OTTO RETTENMAIER Scheuerle, Pfedelbach; Rettenmaier, Rosenberg Maschinenbau, Naturfasern 0,40 0,40315 Familie KRAHN Otto Krahn, Hamburg Kunststoffveredelung 0,40 0,40315 Familie GÖLKEL vormals Blendax (Zahnpflege), Mainz Kapitalanlagen 0,40 0,40315 LEIBBRAND-Erben vorm. Leibbrand (Einzelhandel), Bad Homburg Kapitalanlagen 0,40 0,40315 Familie REIMANN-DUBBERS vorm. Benckiser (Reinigungsmittel), Mannheim Beteiligungen 0,40 0,40315 EDWIN KOHL Kohlpharma, Merzig/Saarland Pharmahandel 0,40 0,40315 FALK STRASCHEG vormals Technologieholding, München Beteiligungen, Kapitalanlagen 0,40 0,40315 KARL LAGERFELD Lagerfeld, Paris Mode, Beteiligungen 0,40 0,35

315 HEINZ und PETER SCHMITZ Schmitz Cargobull, Horstmar Anhänger, Lkw-Auflieger 0,40 0,35315 BERND HOFFMANN Schmitz Cargobull, Horstmar Anhänger, Lkw-Auflieger 0,40 0,35315 GERD BRACHMANN vormals Medion, Essen Elektronikhandel 0,40 0,35315 HEINZ und MARKUS HANKAMMER Brita, Taunusstein Filter, Immobilien 0,40 0,35315 MARC FIELMANN Fielmann, Hamburg Optiker 0,40 0,35315 KONSTANTIN WINTERSTEIN Clariant, Muttenz/Schweiz Spezialchemie 0,40 0,35315 MARTIN KANNEGIESSER Herbert Kannegiesser, Vlotho Wäscherei-Technik 0,40 –315 Familie TROST vormals Trost AST (Autoteile), Stuttgart Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,40 0,35315 WERNER MÜTZEL Weka, München Medien 0,40 0,35315 Familie GÄRTNER Porta, Porta Westfalica Möbelhandel 0,40 0,35

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO* KEINE ANGABE, DA ERSTMALS AUFGEFÜHRT

** KEIN VORJAHRESVERGLEICH MÖGLICH

Page 53: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

RANG

NAMEFIRMA

HEUTEBRANCHE

20152014

53

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

315 Familie FAHRENKAMP Porta, Porta Westfalica Möbelhandel 0,40 0,35315 Familie SIEGFRIED WEISHAUPT Max Weishaupt, Schwendi Heizsysteme, Ölbrenner 0,40 0,35315 THOMAS LINDNER Groz-Beckert, Albstadt-Ebingen Maschinennadeln 0,40 –354 Familie NIEWODNICZANSKI Bitburger Brauerei; Gerolsteiner, Gerolstein Genussmittel, Getränke 0,35 0,35354 JICKY VOGEL Vogel, Paris; vormals Robert Vogel, Hamburg Immobilien 0,35 0,35354 Familie PETER EISENMANN Eisenmann, Böblingen Anlagenbau 0,35 0,35354 FAMILIE VON UND ZU GUTTENBERG zu Guttenberg, Neubeuern Grundbesitz, Wald, Kapitalanlagen 0,35 0,35354 Familie ERNSTING Ernsting’s Family, Coesfeld Textilien 0,35 0,35354 Familie FESTGE Haver & Boecker, Oelde Drahtweberei, Maschinenbau 0,35 0,35354 Familie GRENZEBACH Grenzebach, Hamlar Maschinenbau, Beteiligungen 0,35 0,35

354 HORST GROSSPETER vormals Quarzwerke (Baustoffe), Dülmen Kapitalanlagen 0,35 0,35354 Familie PIEPENBROCK Piepenbrock-Service, Berlin Gebäudereinigung 0,35 0,35354 HUGO und HEINZ FIEGE Fiege, Greven Spedition 0,35 0,35354 OTTO ECKART vormals Pfanni (Lebensmittel), München Immobilien 0,35 0,35354 Familie SCHÜTZ Schütz-Werke, Selters Tanksysteme, Verpackungen 0,35 0,35354 HELMUT ROTHENBERGER Rothenberger, Kelkheim Rohrwerkzeuge, Immobilien 0,35 0,35354 Familie VIEGENER Viega, Attendorn Installations- und Heizungstechnik 0,35 0,35354 Familie SEDLMAYR vormals Spaten-Franziskaner, München Immobilien, Kapitalanlagen 0,35 0,35354 Familie BARTELS vormals Erasco (Konserven), Lübeck Kapitalanlagen 0,35 0,35354 Familie SCHWARZKOPF vormals Schwarzkopf (Haarpflege), Hamburg Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,35 0,35

354 WERNER STERZENBACH vormals Kiekert (Autozulieferer), Heiligenhaus Kapitalanlagen, Immobilien 0,35 0,35354 WILFRIED FÖRSTER vormals PDV Unternehmensberatung; C1 Group Dienstleistungen 0,35 0,35354 Geschwister HOLLMANN vormals Bauer-Verlag, Hamburg Hotels, Immobilien 0,35 0,35354 Familie BISCHOFF vormals Haindl-Gruppe (Papier), Augsburg Beteiligungen, Immobilien 0,35 0,35354 RÖCHLING-Erben vormals Röchling (Kunststoffe), Düsseldorf Kapitalanlagen 0,35 0,35354 Familie CHRISTIAN ZU FÜRSTENBERG Fürstenberg, Arnsberg; Berenberg Bank, Hamburg Immobilien, Beteiligungen 0,35 0,35354 ERNST LANGNER vormals Suba-Center (Einzelhandel), Hamburg Immobilien, Beteiligungen 0,35 0,35354 Familie EHRMANN Ehrmann, Oberschönegg Milchprodukte 0,35 0,35354 CHRISTIAN PEPPER Pepper, Berlin Immobilien, Kapitalanlagen 0,35 0,35354 HANS GROTHE Grothe, Duisburg Bau, Immobilien 0,35 0,35

354 Familie DAGMAR WESTBERG vormals Beiersdorf (Kosmetik), Hamburg Kapitalanlagen 0,35 0,35354 THOMAS ECKELMANN Eurokai, Hamburg Containerterminal 0,35 0,35354 PETER ZUR MÜHLEN Zur Mühlen, Böklund Fleisch-, Wurstwaren 0,35 0,35354 Familie FRANK Roto Frank, Leinfelden-Echterdingen Türen, Beschläge, Fenster 0,35 0,35354 Familie VOSSLOH Vossloh, Werdohl Verkehrstechnik 0,35 0,35354 Familie KREKE Douglas, Hagen Einzelhandel 0,35 0,30354 MICHAEL HUBER Artaris, Düsseldorf Beteiligungen 0,35 0,30354 Familie GEMMER Döhler, Darmstadt Lebensmittelzusatzstoffe 0,35 0,30354 DIETMAR und MARGRIT HARTING Harting, Espelkamp Verbindungstechnik 0,35 0,30354 MARTIN PUTSCH Recaro, Stuttgart Flugzeug-, Autositze, Beteiligungen 0,35 0,30

354 Familie UDO WIRTHWEIN Wirthwein, Creglingen Kunststofftechnik 0,35 0,30354 Familie VON RESCH Gretsch Unitas, Ditzingen Fenster-, Türtechnik, Baubeschläge 0,35 0,30354 CLAAS DAUN Daun, Rastede; KAP, Frankfurt Industrietextilien, Beteiligungen 0,35 0,30354 Familie JÖRG SENNHEISER Sennheiser, Wedemark Kopfhörer, Mikrofone 0,35 0,30354 Familie VON MITSCHKE-COLLANDE Giesecke & Devrient, München Notendruckerei, Chipkarten 0,35 0,55354 CARLO KÖLZER vormals 360T, Frankfurt Devisenplattform 0,35 k. A.*354 HANS DIETER und WOLFGANG BECK C.�H. Beck Verlag, München Buchfachverlag 0,35 –354 BERNHARD WENDELN vormals Wendeln (Backwaren), Garrel Beteiligungen, Immobilien 0,35 0,25354 PAUL WENDELN vormals Wendeln (Backwaren), Garrel Beteiligungen, Immobilien 0,35 0,25354 Familie BERENBERG Joh. Berenberg, Gossler & Co., Hamburg Privatbank 0,35 0,25

Page 54: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DIE REICHSTEN DEUTSCHEN: PLATZ 354 BIS 500

DIE 500 REICHSTEN DEUTSCHEN

54

354 Familie WALSHUT Walshut, München Kapitalanlagen 0,35 –**354 Familie PILZ Pilz, Ostfildern Steuerungstechnik 0,35 0,25403 ROLAND BERGER Roland Berger, München Dienstleistungen 0,30 –403 Familie SCHULER-VOITH vorm. Schuler, Göppingen; vorm. Leiheit, Nassau Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,30 0,30403 JÜRGEN GROSSMANN Georgsmarienhütte, Hamburg Stahlwerk, Beteiligungen 0,30 0,50403 BERNHARD TERMÜHLEN vormals MLP, Wiesloch Beteiligungen, Grundbesitz 0,30 –403 FRIEDRICH CHRISTIAN FLICK Flick, Gstaad Kunstsammlung, Kapitalanlagen 0,30 –403 Familie JAMES CLOPPENBURG Peek & Cloppenburg Nord, Hamburg Textil 0,30 0,35403 REINHARD SCHNEIDER Werner & Mertz, Mainz Putzmittel 0,30 0,30403 SEBASTIAN VETTEL Vettel, Heppenheim Autorennsport 0,30 0,25

403 HORST BARTELS Nordfrost, Schortens Spedition 0,30 k. A.*403 Familie WACKER Wacker Neuson, München Baugeräte 0,30 0,40403 Familie MEERPOHL Big Dutchman, Calveslage Ställe, Fütterungsanlagen 0,30 0,40403 KAJO NEUKIRCHEN Neukirchen, Frankfurt Beteiligungen 0,30 –403 JOSEF KLÜH Klüh, Düsseldorf Gebäudemanagement 0,30 0,35403 Familie LÄPPLE Läpple, Heilbronn Autozulieferer, Werkzeugbau 0,30 0,35403 Familie ALFRED KELLER Siegwerk, Siegburg Druckfarben 0,30 0,35403 WILLI BETZ Betz, Reutlingen Spedition 0,30 0,30403 Familie COPPENRATH vormals Coppenrath & Wiese, Osnabrück Kapitalanlagen, Immobilien 0,30 0,30403 Familie ZENTIS Zentis, Aachen Nahrungsmittel 0,30 0,30

403 Familie GRAF VON HARDENBERG Hardenberg-Wilthen, Nörten-Hardenberg Genussmittel 0,30 0,30403 SIEGFRIED KASKE Hamm Reno, Osnabrück Schuhhandel 0,30 0,30403 Familie LANGE Hansa, Rellingen; Jungheinrich, Hamburg Getränke, Flurförderzeuge 0,30 0,30403 Familie WOLF Jungheinrich, Hamburg Flurförderzeuge 0,30 0,30403 UDO HARDIECK Gerry Weber, Halle/Westfalen Textilien 0,30 0,30403 Familie VAN DEDEM Union Tank Eckstein, Kleinostheim Tankkarten 0,30 0,30403 MONIKA GOMMOLLA Maritim, Bad Salzuflen Hotels, Immobilien 0,30 0,30403 WENDELIN WIEDEKING Wiedeking, Stuttgart Beteiligungen, Kapitalanlagen 0,30 0,30403 Familie FRIEDRICH-WILHELM WERNER Bijou Brigitte, Hamburg Modeschmuck 0,30 0,30403 Familie HOLLAND Augsburger Allgemeine, Augsburg Medien 0,30 0,30

403 INNEGRIT und MICHAELA VOLKHARDT Bayerischer Hof, München Hotels, Immobilien 0,30 0,30403 Familie CASTELL-RÜDENHAUSEN Fürstlich Castell’sche Bank, Castell Bank, Immobilien, Grundbesitz 0,30 0,30403 Familie CASTELL-CASTELL Fürstlich Castell’sche Bank, Castell Bank, Immobilien, Grundbesitz 0,30 0,30403 ECKHARD PFEIFFER vormals Compaq (Computer), Houston/Texas Kapitalanlagen 0,30 0,30403 Familie LINDNER Lindner, Arnstorf Laden-, Fassadenbau 0,30 0,30403 Familie HYMER Erwin Hymer, Bad Waldsee Freizeitfahrzeuge, Wohnwagen 0,30 0,30403 WALTHER SEINSCH vorm. Takko, Kik, Telgte und Bönen Beteiligungen, Kapitalanlagen 0,30 0,30403 Familie MOLL Moll, Keimfarben, beide München Betonwerke, Farben, Immobilien 0,30 0,30403 HELMUT NANZ vormals Nanz (Einzelhandel), Stuttgart Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,30 0,30403 Familie SEGMÜLLER Hans Segmüller Polstermöbelfabrik, Friedberg Möbel 0,30 0,30

403 Familie IMHOFF vormals Stollwerck (Süßwaren), Köln Kapitalanlagen 0,30 0,30403 Familie SCHÖLLER vormals Schöller (Eis), Nürnberg Kapitalanlagen 0,30 0,30403 Familie HETTICH Hettich, Kirchlengern Möbelbeschläge 0,30 0,30403 HANS R. BEIERLEIN Beierlein, München Musikproduktion 0,30 0,30403 Familie STUTE Stute-Werke, Paderborn Nahrungsmittel 0,30 0,30403 Familie BREMICKER Abus August Bremicker Söhne, Wetter Sicherheitssysteme 0,30 0,30403 Familie ZU WALDBURG-WOLFEGG Waldburg-Wolfegg, Wolfegg Grundbesitz, Immobilien 0,30 0,30403 HANS-JOCHEM STEIM Kern-Liebers, Junghans, beide Schramberg Industriefedern, Uhren 0,30 0,30403 Familie GARTNER vorm. Gartner (Hochausfassaden), Gundelfingen Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,30 0,30403 Familie FRANZ X. MEILLER Meiller, München Nutzfahrzeuge, Kipper 0,30 0,30

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO* KEINE ANGABE, DA ERSTMALS AUFGEFÜHRT

** KEIN VORJAHRESVERGLEICH MÖGLICH

Page 55: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

RANG

NAMEFIRMA

HEUTEBRANCHE

20152014

55

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

403 DAGMAR OTTMANN Flick-Erbe, München Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,30 0,30403 Familie EKLÖH Douglas, Hagen Einzelhandel 0,30 0,30403 Familie DÖRING Zentis, Aachen Süßwaren 0,30 0,30403 HERBERT MEDERER Mederer, Fürth Süßwaren, Fruchtgummi 0,30 0,30403 HERMANN FRIEDRICH BRUHN Bruhn, Hamburg Immobilien 0,30 0,30403 Familie RUCKDESCHEL Ireks, Kulmbacher Brauerei, beide Kulmbach Backmittel, Malzhandel, Brauerei 0,30 0,30403 HEIKO HUBERTZ Digital Pioneers, Bigpoint, Whow Games, Hamburg Internetspiele 0,30 0,30403 DANIEL HOPP Actris, Mannheim Immobilien, Beteiligungen 0,30 0,30403 OLIVER HOPP Hopp, Mannheim Beteiligungen 0,30 0,30403 Familie HANS INSELKAMMER Inka, München Immobilien, Beteiligungen 0,30 0,30

403 EUGEN BLOCK Block House, Hotel Elysée, beide Hamburg Hotel, Gastronomie, Immobilien 0,30 0,25403 Familie KÜHNE Carl Kühne, Hamburg Konserven 0,30 0,25403 DIETMAR GUNZ FTI, München Tourismus 0,30 0,25403 Familie RENKHOFF-MÜCKE Warema, Marktheidenfeld Markisen, Jalousien 0,30 0,25403 Familie BAUER Bauer, Schrobenhausen Spezialtiefbau, Maschinenbau 0,30 0,30403 ROBERT MEYER Meiller, München Nutzfahrzeuge, Kipper 0,30 k.�A.403 Familie HIRMER Hirmer, München Einzelhandel, Immobilien 0,30 k.�A.403 HOLGER STRAIT Niederegger, Lübeck Süßwaren 0,30 0,25403 ULRICH DIETZ GFT Technologies, Stuttgart Rechnerprogramme 0,30 0,15403 JOSEF ESCH Esch-Fonds, Köln Immobilien, Beteiligungen 0,30 –

471 ERNST AUGUST VON HANNOVER August, Hannover Grundbesitz, Immobilien 0,25 0,30471 Familie PIEROTH WIV Wein International, Burg Layen Weingüter, Kellereien 0,25 0,30471 HUBERT SCHRÖDINGER Leipa, Schwedt Papier 0,25 0,30471 Familie CONRADO DORNIER vormals Dornier (Luftfahrt), Friedrichshafen Kapitalanlagen 0,25 0,25471 Familie CRAMER SMA Solar, Niestetal Wechselrichter 0,25 0,40471 Familie OFFEN Offen-Reederei, Hamburg Reederei 0,25 0,40471 Familie DOWIDAT Gedore, Remscheid Werkzeuge 0,25 –471 Familie KARL RUPPERT K & L Ruppert, Weilheim Textilhandel 0,25 –471 Familie NEUNTEUFEL Wacker Neuson, München Baugeräte 0,25 0,30471 ULRICH und FRANK STIEBEL Stiebel Eltron, Holzminden Elektrogeräte, Wärmepumpen 0,25 0,30

471 PETER LÖW vormals Arques, Starnberg; Livia, München Beteiligungen 0,25 0,25471 OTTO PRANGE Invita, Plettenberg Kapitalanlagen, Beteiligungen 0,25 0,25471 Familie GEERS vormals Geers, Dortmund Hörgeräte 0,25 0,25471 JOACHIM SCHOSS vorm. Scout 24 (Internet-Marktplätze), München Kapitalanlagen 0,25 0,25471 Familie VÖSTER-ALBER Geze, Leonberg Tür-, Fenster-, Sicherheitstechnik 0,25 0,25471 Familie NEVEN DUMONT M. DuMont Schauberg, Köln Medien 0,25 0,25471 Familie CHRISTIAN SCHÜTTE M. DuMont Schauberg, Köln Medien 0,25 0,25471 VICTOR und NICOLA LEMKEN Lemken, Alpen Pflugmaschinen 0,25 0,25471 THOMAS GANSKE Jahreszeiten, Hoffmann & Campe, beide Hamburg Medien 0,25 0,25471 LARS WINDHORST Sapinda, London Beteiligungen, Immobilien 0,25 0,25

471 EBERHARD EBNER Südwest Presse, Ulm Medien 0,25 0,25471 Familie WOLFGANG SCHUPPLI vormals Hypothekenbank, Düsseldorf Beteiligungen, Kapitalanlagen 0,25 0,25471 RENATE SCHUBRIES Funke, Essen Medien 0,25 0,25471 STEPHAN HOLTHOFF-PFÖRTNER Funke, Essen Medien, Immobilien 0,25 0,25471 Familie SCHRÖDINGER-HUESMANN Leipa, Schwedt Papierfabrik 0,25 0,25471 KLAUS-PETER SCHNEIDEWIND Schneidewind, Düsseldorf Handel, Beteiligungen 0,25 0,25471 GEORG WEBER Dehner Garten-Center 0,25 k.�A.471 JAN BERNHARD ROTHFOS Kord, Hamburg; Arko, Hamburg Kaffeehandel, Einzelhandel 0,25 0,25471 Familie WÖHLKE Budnikowsky, Hamburg Drogerien 0,25 0,25500 HEINO WÜHRMANN Vitakraft, Bremen Tiernahrung 0,20 0,25

Page 56: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

5656

UNTERNEHMEN / MÄRKTEUNTERNEHMEN / MÄRKTE

Page 57: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

57

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

EXOT UNTER GRÜNDERN

Der Weltmarktführer für Orthopädie-Technik

blickt auf eine fast hundert-jährige Geschichte zurück. Doch kurz vorm Jubiläum

erfindet Hans Georg Näder sein Unternehmen neu:

2017 will er an die Börse.

Text / MARK C. SCHNEIDER

Fotos / GREGOR HOHENBERG

Berliner Bar: Hans Georg Näder im Croco Bleu seiner Bötzower Brauerei im Prenzlauer Berg

Page 58: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

UNTERNEHMEN / MÄRKTE

58

B Herr Näder, Ihr Unternehmen (siehe Seite 40) ist 96 Jahre alt. Nach Ihrem Dafürhalten befindet es sich aber immer noch in der Gründungsphase. Mir scheint, Sie kokettieren ein wenig mit dem angesagten „Start-up“-Etikett.

Was vordergründig widersprüchlich erscheint, reibt sich. So entsteht Fort-schritt. Seit ich Ottobock führe, habe ich mehr als 40 Marken und Unterneh-men gegründet, gekauft und verkauft. Neues zu wagen und Tradition zu pfle-gen, das verträgt sich recht gut.B Zum 100. Geburtstag Ihres

Vaters haben Sie ein Buch veröf-fentlicht. Darin sprechen Sie von der „Verrücktheit des Sohnes“ und der „Empathie des Vaters“, also von seinem Einfühlungsver-mögen. Jetzt einmal unter uns: Ist es nicht gefährlich, wenn ein Ver-rückter ein Unternehmen führt?

Ein bisschen verrückt zu sein macht es erst möglich, die eigenen Grenzen zu überschreiten und das eigene Ge-schäft von außen zu betrachten. Und natürlich braucht es dann wiederum Empathie, damit sozialverträgliches Arbeiten möglich wird. Ich erlebe ge-nau dieses Spannungsfeld gerade in Berlin, auf dem Gelände der ehema-ligen Brauerei Bötzow, wo ich einen „Open Innovation Space“ für Gründer errichtet habe.B Was um Himmels willen ist das?Ein Zuhause für Start-ups oder jun-ge Unternehmer, die gründen wollen – ein Platz für Co-Working zwischen etablierten Firmen und inspirierten jungen Schnellbooten voller Ideen.B Braucht man als Firmengründer

mehr Mumm oder Grips?Man braucht beides. Wer in Deutsch-land eine Firma gründet, muss sich ziemlich bald mit harten Themen wie der Finanzierung auseinandersetzen. Dann fragt die Bank, ob die Großmut-ter nicht ein Haus hat, das sich besi-chern lässt. Vor ein paar Tagen habe ich das mit den Gründern von Makea Industries erlebt, die sich mit digita-ler Fabrikation beschäftigen und eine Anschlussfinanzierung brauchten. Die

haben mich gefragt: Du kennst doch die Bank, kannst du nicht mit denen reden? Gründungsfieber in Deutsch-land führt schnell zu hoher Tempera-tur, wenn Bank oder Steuerberater den Spaß verderben.B Sie sind 54 Jahre alt: Sehen Sie

sich als Mittler zwischen den Generationen?

Ich fühle mich bei den Gründertrup-pen wohl, aber als etablierter Familien-unternehmer bleibe ich dort ein Exot. Wenn die Jungen aber einen Altrocker wie mich mitnehmen zur Bank, ist es dort gleich viel entspannter. Die wol-len einem weder Böses noch Gutes, sondern vergeben Kredite nach einem Rating. Die Rolle des Beraters macht mir Spaß. In Göttingen an der Privaten Fachhochschule gehe ich zum Beispiel mit den Studenten ihre Start-up-Ideen und Business-Pläne durch.B Seit 2005 sind Sie Honorarprofes-

sor an der Privaten FH. Raten Sie Ihren Studenten, im Zweifel das Studium zu schmeißen und selbst Unternehmer zu werden, wie Sie es getan haben oder etwa der deutsch-amerikanische Multi-milliardär und Internetinvestor Peter Thiel?

Das empfehle ich jedem, der mich da-nach fragt. In meinem Umfeld war es so, dass die Besten auf dem Gymnasi-um später nicht die beruflich Erfolg-reichsten waren. Von den Superstars der Uni hat man später nie wieder etwas gehört oder gesehen. Mein Rat an junge Menschen: Es schadet nicht, sein Handwerk zu beherrschen und über das richtige Rüstzeug zu verfü-gen. Wie man das erlangt, ist vollkom-men egal. Aber wenn die Uhr tickt, dann musst du loslegen.B Lange wurde in Deutschland

Unternehmertum zu wenig geför-dert. Bis in die 90er-Jahre stand Unternehmer-Sein sogar unter Ausbeuterverdacht. Inzwischen hat sich das geändert: Bald hat man das Gefühl, es würde mehr gegründet als gearbeitet�…

Was die Unternehmerförderung an-geht, sind wir in Deutschland schon

auf einem guten Weg. Im Silicon Valley geht es auch nicht grundlegend anders zu als in Berlin. Das berühmteste deut-sche Start-up nach dem Zweiten Welt-krieg ist SAP. Die Gründer wie Hasso Plattner sind quasi die deutschen Bill Gates und engagieren sich zum Thema Gründung. Ihre jüngeren Nachfolger sind die Samwers. Die Rahmenbedin-gungen könnte man allerdings noch op-timieren. Das bedeutet vor allem Start-finanzierung: Venture Capital, Private Equity, Family Equity und verlässliche steuerliche Rahmenbedingungen.B Sie selbst haben die finnische

Werft Baltic Yachts gekauft, wo Ihre Jacht auf Kiel gelegt wurde; Sie vertreiben Mode im Netz, besitzen einen Verlag, führen eine Bar und betreiben Hotels. Sie leben Ihre Hobbys aus, richtig?

Das Unternehmerische steckt einfach in mir drin. Deshalb passiert es, dass aus meinen Leidenschaften Unter-

Page 59: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

59

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

nehmungen werden. Manchmal han-dele ich mir damit Ärger ein, wie mit meiner Duderstädter Biermarke „Hei-matliebe“: Die Idee fand mein Jugend-freund Bernhard Schadeberg als Chef von „Krombacher“ verständlicherwei-se nicht gut. Am Ende bin auch ich ein verspielter Start-up-Unternehmer, der gern Neues wagt. Wenn ich morgen noch erfolgreich sein will, muss ich Dinge ausprobieren. Das machen uns die Typen im Silicon Valley vor. Das

erste Unternehmen, das ich gegründet habe, war eine Cocktailbar: das Café Wunderbar in Göttingen. Vorbild war die Old Fashion Bar in Hamburg�…B …�die seit Langem Geschichte ist.

Wie lief es bei Ihnen?Es war spannend – wirtschaftlich al-lerdings ein Desaster. Gastronomie funktioniert nur, wenn der Wirt selbst an der Kasse steht. Ich war nicht da, der Laden verlor kontinuierlich Geld. Weshalb mir mein Vater wohlweislich die Kredite hat sperren lassen.B War es immer klar, dass Sie

Ihrem Vater als Firmenchef nach-folgen würden?

Ausgesprochen hatte er es, glaube ich, nie. Aber die Idee war immer da, es war wie vorausgesetzt. Es ist wie in der Liebe: Mancher fragt nicht nach For-malitäten, aber irgendwann liegen bei-de im Bett. Im Fall meines Vaters ist es wohl seiner Geschichte geschuldet: Er wollte den Krieg überleben, die Familie

verlor alles, auch das Unternehmen in Thüringen. Nach dem Krieg musste er bei null anfangen. Dann stellte sich lange Zeit kein Nachwuchs ein. Als ich auf die Welt kam, muss für ihn klar ge-wesen sein: Das ist mein Nachfolger!B Glückliche Kindheit gehabt?O ja, ich hatte eine fantastische Jugend in Duderstadt, besser geht es nicht. Ich

bin umgeben von Natur aufgewachsen, mit Tieren, vielen Freunden, konnte boxen, Moped fahren, bei der Eichsfel-der Wanderdisco feiern. Wie mein Va-ter es dann geschafft hat, mich in Rich-tung Firma einzufangen, das habe ich bis heute nicht verstanden. Ich vermute dahinter einen Kniff�…B Welchen?In seinen 70ern war er gesundheitlich nicht ganz fit, zumindest haben meine Eltern mir dies so vermittelt. Damals, Ende der 80er-Jahre, studierte ich in Nürnberg BWL. Mein Vater hat gesagt, ihm sei egal, dass ich noch zwei Jah-re studieren müsse – er brauche mich jetzt im Unternehmen. Ich bin seinem Ruf zurück nach Duderstadt gefolgt. Ich hatte nicht das Gefühl, im Studi-um etwas zu lernen, das mich im Kopf revolutioniert.B Anfangs waren Sie der Mini-

Max: der Junior von Max Näder. Schumpeter sagt: Die Söhne haben die Beute geerbt, aber nicht die Klauen.

Es gibt mehr misslungene als geordne-te Unternehmensübergaben, das beob-achte auch ich. Allerdings sind daran häufig die Eltern schuld und nicht ihre Kinder. Wenn mein Geld aufgebraucht war, hat mein Vater gesagt: „Unter deiner Wohnung in Nürnberg ist eine Kneipe, geh’ kellnern.“ Richtig ist, dass ich aus der Schublade des Mini-Max erst mit der Zeit herausgewachsen bin, das geht nicht auf Knopfdruck.B Sie beschreiben Ihren Vater als

wertkonservativen Patriarchen.Das war er. Aber trotzdem konnte er ganz entspannt damit umgehen. Nach zwei gescheiterten Ehen hat er trocken zu mir gesagt, er müs-se feststellen, das Konzept Ehe sei nichts für mich: „Streich’ es einfach aus deinem Kopf, noch einmal zu hei-raten. Dann hast du eben eine Freun-din, mit der du klarkommst. Das ist doch für die Kinder besser.“ Ich sollte ihm versprechen, nicht noch einmal zu heiraten.B Bislang haben Sie sich daran

gehalten. Bleibt es dabei?Das weiß ich noch nicht (lacht).

Schaubühne orthopädischer Neuerungen: Näders Science Center am Potsdamer Platz in Berlin.

Page 60: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

UNTERNEHMEN / MÄRKTE

60

B Legen Sie die gleiche Gewissheit in Bezug auf die Unternehmens-nachfolge bei Ihren Töchtern an den Tag wie Ihr Vater bei Ihnen?

Beide interessieren sich für das Unter-nehmen, haben zum Beispiel auch die Paralympics 2012 in London besucht�… B …�die man wegen Ihres Sponso-

rings schon als Ottobock-Festival bezeichnet hat.

Das fühlt sich jedenfalls gut an, dass sie dort waren. Wobei meine ältere Tochter Julia einen Reitstall führt, sie ist unser Chief Farming Officer. Im Sommer hospitiert sie bei Ottobock in Australien. Die Jüngere, Georgia, möchte gern im Unternehmen arbei-ten. Wir haben alle Möglichkeiten, beide können im Unternehmen ihren Weg gehen oder eine tut es. Entschei-dend ist, dass sie glücklich sind.B Sie sind seit 25 Jahren Herr-

scher aller Reußen bei Ottobock, die Geschäfte blühen. Für 2017 haben Sie den Börsengang Ihres Unternehmens ins Auge gefasst. Brauchen Sie Geld?

Ottobock ist Weltmarktführer in der Prothetik, da will ich den Konsolidie-rungskurs in der Branche mitgestalten. Dazu brauche ich Wachstumskapital, und die beste Möglichkeit dafür ist an-gesichts der hohen Bewertungen der Kapitalmarkt. Dazu kommt der Gene-rationswechsel: Der Börsengang macht uns attraktiver für exzellente Manager, die dem Unternehmen einen weiteren Wachstumsschub bringen können. Ein börsennotierter Weltmarktführer, ein Blue Chip im deutschen Mittelstand, dann vielleicht einmal im M-Dax, ist attraktiv für Top-Leute. Die spielen lie-ber bei Bayern Champions League als in einem Traditionsverein in der Zweiten Liga. Und im Übrigen: Die neue Mecha-nik mit Analysten, Hauptversammlung und allem, was dazugehört, macht mich neugierig.B Wie lange wird HGN als Vor-

standschef amtieren?Ich trete mit dem Anspruch an, zwei-mal fünf Jahre an Bord zu sein. Unab-hängig davon habe ich alle Freiheiten, sollte das Börsenparkett wider Erwar-

ten nicht meine Welt sein, die Führung an jemanden zu übergeben, der genau in dieser Welt schon seit Jahren lebt. Da bin ich ganz entspannt. Vor allem bin ich neugierig auf das, was kommt.B Vor Jahren haben Sie Lothar

Späth, der Ihnen im Auftrag der US-Investmentbank Merrill Lynch das Unternehmen abkau-fen wollte, gesagt: „Niemals!“

Das stimmt. Genau genommen gab es zwei Phasen, in denen wir schon einmal über einen Börsengang nach-gedacht haben. In den 2000er-Jahren waren wir fast so weit, dann hat mich mein Vater abgehalten – was im Nach-hinein richtig war. Späth wollte, dass ich verkaufe und das Geld bei Merrill Lynch anlege. Das war nichts für mich.B Sie stehen seit Jahren auf der

Liste der reichsten Deutschen. Schauen Sie sich an, wie andere abschneiden?

Wissen Sie, das sind häufig ja nur vir-tuelle Firmenwerte, die nur im Fall ei-nes Verkaufs realisiert werden können. Vor zehn Jahren habe ich schon gern „Gavi di Gavi“ getrunken, das mache ich noch heute, und daran wird sich nichts ändern. Was mich aber faszi-niert, ist: Ein erfolgreicher Börsengang und der richtige Wachstumsschub

könnte dazu führen, dass Ottobock vielleicht 2020 so viel wert sein könnte wie die Lufthansa. Ich treffe mich bald mit den Gründern von Pizza.de. Sie haben ihr Unternehmen für 260 Mil-lionen Euro an Lieferando verkauft. Wer hätte das vor Jahren gedacht? Mich begeistern erfolgreiche Gründer.B Wie viel ist Ottobock wert?Das wird der Börsengang zeigen. Wich-tig ist die Richtung: Geht die Entwick-lung nach unten, läuft meist irgendet-was schief. Übrigens ist laut Interbrand allein die Marke mehr als 450 Millionen Euro wert – unser gesamtes geistiges Eigentum ist ein Goldschatz.B Geld einmal beiseite: Wie gesund

muss einer leben, dem ein Ge sund -heitsunternehmen gehört?

Es wäre schön, wenn ich besonders ge-sund lebte (lacht). Allerdings halte ich es mit der Balance von Körper, Geist und Seele. Die sollte intakt sein. Dazu passen ein Teller Nudeln, ein Schluck Rotwein und eine gute Zigarre.B Als einer der wenigen Wirt-

schaftskapitäne haben Sie öffent-lich über die Erschöpfung und Entkräftung gesprochen, die Sie eines Tages befallen hatte. Wie kam es dazu?

Ich war zu schnell und zu lange auf vollen Touren, dazu kamen der Tod

Werke und Sammler: Bus-Expo von Norbert Bisky (l.), Schornstein-Lettern von Eva & Adele.

Page 61: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

61

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

meines Vaters und die Trennung von meiner Frau. Dann habe ich einen Burn-out bekommen. Wer einmal so im Sandbett war, der will das nie wie-der erleben, daraus entwickelt sich eine andere Achtsamkeit.B Was haben Sie geändert?Ich schaue viel mehr in mich hinein. Wenn ich merke, dass das Tempo zu hoch wird, dann reduziere ich es. Ruhe finde ich in Südamerika oder der Karibik. Bin ich in Havanna, merke ich, dass die Menschen kein Zeitplan dieser Welt erschüttern kann. Wenn einer dort hektisch wird, interessiert das dort keinen. Die Menschen leben sehr gefühlsbetont. Selbst Unterneh-mer nehmen sich in den Arm, wenn sie sich treffen. Da würde hier jeder gucken: Was ist mit dem los? Einmal an die Grenzen gegangen zu sein be-deutet für mich eben auch, Plätze zu finden, an denen es wie auf dem Mond

ist. Die finde ich eben in Südamerika, aber auch an Deck meines Segelboots „Pink Gin“. Ich nehme nur zwei Paar Shorts mit, drei Hemden und lasse mir einen grauen Bart wachsen. Dann blei-ben wir mit dem Schiff auch mal einen halben Tag irgendwo liegen, wo es kei-nen Empfang gibt – Techno-Yoga.B Was wollen Sie unternehmerisch

erreichen, wann fände Ihre Seele Ruhe?

Mein Ziel ist es, die Firmengruppe und die Familie fit für die Zukunft zu machen. Dabei muss ich mich damit abfinden, dass es wahrscheinlich so nachhaltig wie früher in der neuen Welt nicht mehr zugehen wird. Was früher zum Beispiel jahrzehntelang technisch gehalten hat, wird wohl im-mer kürzere Halbwertszeiten haben. Firmen und Familien müssen sich auf dauerhaften Wandel einstellen. Dabei wollen Menschen eigentlich eines ge-rade nicht: Veränderung. Ich bin sehr gespannt, wie Familien, Gesellschaft, Manager, Politiker und Unterneh-men mit kontinuierlichem Wandel umgehen. Das kann bedeuten, dass wir wesentlich komplexere politische Rahmenbedingungen mit vielen neuen Parteien und einer anderen Sozialord-nung bekommen.B Eine neue Sozialordnung?Ja, Google, Apple und Facebook haben heute schon die Welt verändert – so fundamental und genial.B Wird es besser oder schlechter?Wenn man die Menschen machen lässt, bin ich ganz zuversichtlich. Allerdings befürchte ich Eingriffe der Politik, die vollkommen am Thema vorbeigehen. In Duderstadt diskutieren die Politiker über Umgehungsstraßen, aber nicht über schnelles Internet, um die Stadt an die Welt anzuschließen. Da reden gestern und morgen völlig aneinander vorbei.B Warum verstehen sich Unterneh-

mer und Politiker so selten?Die Politik ist häufig nur oberfläch-lich an einem Austausch mit Unter-nehmern interessiert, vielleicht aus dekorativen Gründen oder zum Zwe-cke der PR. Gespräche mit Tiefgang

sind schwierig – und selten. Das neue Gesetz zur Erbschaftssteuer belastet meine Familie mit gut 300 Millionen Euro. So was ist kontraproduktiv.B Sie kennen Vizekanzler Sigmar

Gabriel gut und BundeskanzlerinAngela Merkel. Welchen Eindruck haben Sie: Warum dringen Kriti-ker der Erbschaftssteuer reform nicht bei ihnen durch?

Vieles kann man nur verstehen, wenn man es selbst erlebt oder zumindest verstehen will. Politiker machen das in Talkshows vor: Sie hören kaum zu, sondern haben ihr Programm, das sie abspulen. Ein echter Dialog findet kaum statt. Im Fall der Erbschafts-steuer belegt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble drei Prozent der deutschen Unternehmen, die aber für 75 Prozent der deutschen Wirtschafts-leistung jenseits der Konzerne stehen, mit einer Last über Generationen.B Sie sind wie Schäuble CDU-

Mitglied?Und jetzt trete ich aus der CDU aus. Ich bin vor 25 Jahren eingetreten, bierselig auf einem Schützenfest. Der Landtagsabgeordnete Lothar Koch hat mir einen Bierdeckel gereicht, den habe ich unterschrieben, das war mein Eintritt in die CDU.B Und Sie klingen so, als hätten Sie

dies schon mehrfach bereut.Und ob. Mich stören die Art und Wei-se, wie die CDU die Energiewende ma-nagt, die US-Strafen für die deutsche Bankenlandschaft und jüngst eben der Gesetzentwurf zur Erbschaftssteuer – trotzdem bin ich großer Merkel-Fan.B Sehen Sie eine Alternative?Ich werde in die FDP eintreten. Üb-rigens denken darüber momentan viele Unternehmer nach. Bei der nächsten Bundestagswahl werden viele Mittelständler FDP wählen. Mit der Zweitstimme habe ich das schon immer gemacht, übrigens wie meine Mutter. Mein Vater hätte am liebsten CSU gewählt (lacht). Mit FDP-Chef Christian Lindner werde ich mich nach meinem Urlaub treffen. Der freut sich. Eine intakte liberale Kraft tut Deutschland gut. U

Page 62: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

UNTERNEHMEN / MÄRKTE

62

Schalk im Nacken: Finanzmann PHILIPPE ODDO beim Posieren.

Page 63: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

63

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

DER FRANZÖSISCHE FREUND

In Frankreich vertrauen fast alle großen Familienunternehmer ihr Geld Philippe Oddo an. Nun will er auch in Deutschland Mittelständler für seine

Vermögensverwaltung gewinnen – und greift nach der Frankfurter BHF-Bank.

Text / SOPHIE CROCOLL Fotos / JO MAGREAN

in feuchtwarmer Juli-Nachmittag in Paris, Philippe Oddo (55) tritt aus der mit blassrotem Marmor ausgelegten

Empfangshalle auf das Trottoir vor seinem Büro. Die Sonne scheint, er kneift die Augen zusammen und blickt für einen Augenblick auf den Boulevard de la Madeleine, wo sich die Autos von einer Kreuzung zur nächsten schieben.

Oddo – man betont seinen Namen auf der zweiten Silbe – ist ein schlan-ker, kein großer Mann, er weicht den Fußgängern aus, Leuten mit Ruck-säcken und Plastiktüten, und kaum schließt man wieder zu ihm auf, hat er sich schon eine Zigarette angesteckt, die er in raschen Zügen raucht.

Er geht an einem Treppenabgang zur Metro vorbei, überquert die Straße und steigt, eine Hand in der Hosenta-sche, die Stufen zur Kirche La Made-leine hinauf, unter deren Säulenhalle der Fotograf noch einige Bilder von ihm aufnehmen will.

Ich würde sicher verstehen, sagt er, dass er sich zu den gegenwär-tigen Vorgängen bei der BHF-Bank in Frankfurt nicht äußern könne. Oddo ist der Kopf des Finanzhauses Oddo & Compagnie. Seine 1.300 Be-schäftigten verwalten und vermeh-ren (hoffentlich) ein Vermögen von 61 Milliarden Euro, das viele reiche Leute ihm anvertraut haben. Schon von Berufswegen ist der Mann ein Hüter der Vertraulichkeiten.

Zur Verschwiegenheit verpflichtet, fühlt er sich aber nicht nur, weil er An-teilseigner von BHF Kleinwort Benson ist, der Muttergesellschaft der BHF-Bank, sondern darüber hinaus auch ac-teur beim Ringen um die Macht bei die-sem Institut, das die lichtundurchlässi-ge und vielleicht sogar etwas anrüchige Beteiligungsfirma Fosun aus Schanghai in ihren Besitz zu bringen versucht.

Fosun-Chef Guo (siehe Interview in BILANZ 7/15) hatte sich echauffiert darüber gezeigt, dass der BHF-Auf-sichtsrat um Kleinwort-Benson-Kom-mandeur Leonhard Fischer (52) den Vorstandsvorsitzenden Björn Robens (44) im Juni seines Amtes enthoben hatte (siehe Seite 9). Grund waren wohl Eigenmächtigkeiten, die sich Ro-bens herausgenommen haben soll.

Oddo sagt, er betrachte seine Klein-wort-Benson-Teilhabe, die an diesem Sommertag 13,9 Prozent beträgt, nicht als eine Geldanlage, jedenfalls nicht ausschließlich, sondern sozusagen als Teil seines Stammgeschäfts.

Für die BHF-Bank in der Schweiz wickele er zum Beispiel auch Wertpa-piergeschäfte ab, kümmere sich „um die Buchhaltung und Informations-technik“. Man arbeite „schon sehr gut zusammen“.

In Oddos Stimme ist ein dezentes Pariser Bedauern darüber zu hören, dass er sich – was die BHF angeht – nur in Andeutungen ergehen kann. Doch in seinen Augen blitzt diese ge-wisse Schalkhaftigkeit auf, als habe er auch nichts dagegen, wenn man aus

E FamiliengeführteVermögensverwalter

in Europa

EDMOND DE ROTHSCHILD (Genf )152 Milliarden Euro*

LGT (Vaduz)120 Milliarden Euro

ODDO & CIE (Paris)61 Milliarden Euro

METZLER (Frankfurt am Main)58 Milliarden Euro

CARMIGNAC (Paris)57 Milliarden Euro

FLOSSBACH VON STORCH (Köln)20 Milliarden Euro

DJE KAPITAL (Pullach)11 Milliarden Euro

Zum Vergleich:

Der größte Vermögens-verwalter der Welt

UBS (Zürich)1,83 Billionen Euro

*VERWALTETES VERMÖGEN QUELLE: UNTERNEHMEN, SCORPIO PARTNERSHIP

Page 64: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

UNTERNEHMEN / MÄRKTE

6464

seinen Innuendos schon die richtigen Schlüsse ziehe.

Wenige Tage nach unserer Begeg-nung sollte BHF Kleinwort Benson melden, was in der Tat zu erwarten war: Oddo habe seinen Anteil an dem Unternehmen auf mehr als 15 Prozent erhöht. Nun kann er im Geheimen zu-kaufen, bis er die nächste meldepflich-tige Schwelle von 25 Prozent erreicht. Gewährsleute gehen davon aus, dass man hiervon bald Kenntnis erhalte, denn Oddo wolle die Mehrheit an der Bankengruppe ergreifen, die an der Brüsseler Börse gehandelt wird.

Für die Belgier würde dies nicht unbedingt von Nachteil sein: Unter den unabhängigen Vermögensverwal-tungen gilt Oddo & Cie als eine der ersten Adressen, sie zählt zu den größ-ten Europas und ist unter den franzö-sischen die deutscheste von allen.

Viele der großen, milliardenschwe-ren Familien in Frankreich vertrauen Oddo und seinen Anlagekünstlern ihr Geld an, die Eigner von Peugeot, L’Oréal und Dassault, um einige zu nennen.

Oddo ist ein quirliger, eher auf An-griff denn auf Verteidigung bedachter Charakter. Mittlerweile umwirbt er auch die deutsche Geldaristokratie. In den vergangenen zwölf Monaten hat er gleich zwei Finanzhäuser diesseits des Rheins übernommen: in Frankfurt die auf mittelständische Kundschaft spezialisierte Wertpapierhandelsbank Seydler und in Düsseldorf die Fonds-gesellschaft Meriten.

Die Zukäufe haben vor allem sein Geschäft mit sogenannten institutio-nellen Anlegern, also Investment-fonds, Rentenkassen oder Versiche-rungen, gefördert und auf 40 Milliar-

den Euro mehr als verdoppelt. Ins Geschäft kommen möchte er natür-lich mit den „zahlreichen äußerst er-folgreichen Familienunternehmen“ in Deutschland.

Die Hälfte seines Umsatzes von derzeit rund 315 Millionen Euro (Ge-winn nach Steuern: 54 Mio. Euro) will Oddo in absehbarer Zeit in Deutsch-land erwirtschaften, heute ist es im-merhin schon ein Viertel. Ja, ihm schwebe „eine deutsch-französische Gruppe“ vor.

Kaum zu glauben: ein Franzose, der sich eine „deutsch-französische Gruppe“ wünscht? Wer ist dieser Mann, der den hiesigen Mittelstand geradezu schwärmerisch in sein Herz geschlossen hat?

Philippe Oddo sitzt in der Oddo� &�Cie-Zentrale an einem Glastisch, er schlägt die Beine übereinander. In den

Säulenheiliger: Philippe Oddo im Portikus der Kirche La Madeleine.

Page 65: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

oberen Stockwerken ar-beiten seine Vermögens-verwalter und Analysten in Großräumen mit nied-rigen Decken, dicht an dicht, einer neben dem anderen, starren auf ihre Bildschirme, jonglieren mit Millionenbeträgen.

Doch hier in der Bel-etage herrschen Ruhe und Vornehmheit. Oddo trägt einen dunkelgrauen Anzug, eine weiß gepunk-tete, blaue Krawatte, die etwas zu weit über den Gürtel fällt. Sein ergrau-tes, volles Haar sitzt.

Er sei „begeistert, dass ich in Deutschland so wunderbare Kaufgelegen-heiten bekam“. Er meint die Häuser in Frankfurt und Düsseldorf. Damit sei Oddo & Cie „in eine hö-here Liga aufgestiegen“.

Er schickt ein Lä-cheln hinterher, das keck und unbeschwert wirkt und in seinem Gesicht den Jungen zeigt, der er einmal war.

Er ist als jüngstes von vier Ge-schwistern aufgewachsen. Sein Vater führte Oddo & Cie in vierter Genera-tion. Die Eltern schickten Philippe auf ein katholisches Internat, gut 30 Kilo-meter nordwestlich von Paris. Mit 14 verbrachte er vier Monate in Deutsch-land, an einem Partnerinternat am Niederrhein: „Am Anfang verstand ich ja kein Wort. Aber wir dachten, es sei eine gute Gelegenheit, die Sprache des wichtigsten Handelspartners Frank-reichs zu lernen, des Landes, das uns kulturell wohl am nächsten ist.“

Oddo studierte standesgemäß an einer der Grandes Écoles, der Wirt-schaftsuniversität HEC in Paris, und kehrte als Austauschstudent bald nach Deutschland zurück: Für drei Monate war er in Köln eingeschrieben, drei Mo-nate lang arbeitete er bei der Deutschen Bank. „Eine großartige Erfahrung: Mei-ne Familie war im Börsenhandel tätig,

und ich lernte, den deutschen Aktien-markt besser zu verstehen.“

Sein Deutsch ist immer noch gut, er will es aber auffrischen. Er nimmt Unterricht, um mit seinen deutschen Kollegen in ihrer Sprache zu reden: „Du musst dich anstrengen, dir Zeit nehmen, um die Deutschen kennen-zulernen. Dann kannst du auch eine starke Beziehung zu ihnen aufbauen.“

1984 schloss er sein Studium ab, drei Jahre später, 28 Jahre alt, stieg er neben seinem acht Jahre älteren Bru-der Pascal zum Patron von Oddo & Cie auf. Als Pascal 1995 die Lust oder zumindest das Interesse am Geschäft seiner Vorväter verlor und „sich etwas Neuem widmen“ wollte, nämlich dem Beteiligungsgewerbe, nutzte Philippe „die Gelegenheit, um dessen Anteile zu übernehmen“.

Von Beginn an war er auf Offensi-ve eingestellt, an mangelndem Antrieb

hat der Mann noch nie ge-litten. „In den vergange-nen 15 Jahren haben wir jedes Jahr ein Unterneh-men zugekauft.“ Oddo betreibt auch Investment-banking, handelt also mit Wertpapieren und unter-stützt Unternehmen und vermögende Familien bei Börsengängen oder Kapitalaufnahmen. Dabei lege er im Vergleich zur Konkurrenz „sehr viel Wert auf Forschung und Analyse“.

Fast jeder Zweite sei-ner Angestellten ist infor-maticien. „Forschung und IT kosten uns ein Fünftel unseres Umsatzes.“

60 Prozent des Un-ternehmens befinden sich im Besitz der Fami-lie Oddo. Das französi-sche Wirtschaftsmagazin „Challenges“ führt sie mit einem geschätzten Vermögen von 450 Mil-lionen Euro auf Rang 138 der reichsten Franzosen.

Fast ein Drittel von Oddo & Cie gehört seinen Angestell-ten, eine Partnerstruktur ist in der Branche nicht unüblich: Sie sei „der Schlüssel, um die besten Mitarbeiter zu finden und zu halten. So fühlen sie sich im Unternehmen daheim. Tat-sächlich haben viele unserer Leute mehr Geld in die Firma gesteckt als in ihr Zuhause“. Auch die mehr als 300 deutschen Mitarbeiter sollen Fir-menanteile erwerben können.

Oddo ist jede Woche mindestens an einem Tag in Deutschland – wo-möglich bald auch häufiger, falls er mit dem Gedanken spielt, die Chinesen von Fosun zu übertrumpfen, die den BHF-Anteilseignern 5,10 Euro je Aktie anbieten wollen.

Die BHF-Bank zählt viele Familien-unternehmen und vermögende Privat-leute zu ihrer Klientel, für Oddo & Cie wäre sie ein idealer Fang. Und man kann davon ausgehen, dass viele dieser

Betagt: Oddos heutige Zentrale in Paris ließ 1916 eine Reederei erbauen.

Page 66: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

UNTERNEHMEN / MÄRKTE

66

BHF-Kunden gegen ei-nen Oddo als Eigner we-nig einzuwenden hätten. Denn Fosun, seit Anfang Juli auch Eigentümer der Privatbank Hauck & Aufhäuser, muss mit dem Makel leben, dass chinesische Konzerne nicht über den besten Ruf in der Vermögens-verwaltung verfügen; dies gilt zumal für Fo-sun, über dessen eigene Vermögensverhältnisse wenig bekannt, aber das eine oder andere ungute Gerücht im Umlauf ist.

Nicht auszuschlie-ßen, dass auch die Ban-kenaufsicht Bedenken gegen die Chinesen hegt. Denn eine Aufsto-ckung der Fosun-Antei-le an der BHF Kleinwort Benson hat sie immer noch nicht genehmigt.

Wie das Ringen um die Bank auch ausgehen mag – eines ist sicher: In Zeiten niedriger Zin-sen sind immer weniger Anleger dazu bereit, ihren Vermögens-verwalter über Gebühr zu honorieren. Die Branche muss sparen, Oddo die Kosten senken.

Gleichzeitig steigen jedoch die Aufwendungen, nicht zuletzt infolge der Finanzkrise: „Die zunehmende Regulierung erfordert Investitionen in Systeme, Prozesse und die Ausbildung der Mitarbeiter“, sagt Thomas Rosen-feld, der bei der Deutschen Bank in Frankfurt das „Wealth Management“ leitet. „Der daraus resultierende Kos-tenschub dürfte die Marktkonsolidie-rung beschleunigen.“ Mit einem Wort, das Gewerbe verändert sich rapide.

Junge Leute mit Vermögen wollen heute über Anwendungen auf ihren Mobiltelefonen aus Angeboten aus-wählen; auf einen Besuch bei ihrem Vermögensverwalter, und mögen dessen Räumlichkeiten noch so ge-

schmackvoll eingerichtet sein, legen sie wenig Wert. Und die Neureichen aus der Internetszene bringen der Logik eines Algorithmus ohnehin grö-ßeres Vertrauen entgegen als den ge-pflegten Umgangsformen eines Bera-ters in Schlips und Kragen.

In den USA bieten Firmen bereits erste digitale Vermögensverwaltungen an. Auch Rosenfeld glaubt, dass nur je-ne Anbieter „Erfolg haben, die den di-gitalen und den analogen Vertrieb am besten verbinden“.

Zu den hiesigen Neugründungen, denen gute Zukunftssaussichten ein-geräumt werden, gehört etwa Liqid, die 2016 ein digitales Angebot auf den Markt bringt und auch weniger begü-terte Kunden ködern will. „Wir schlie-ßen die Versorgungslücke von 100.000 Euro aufwärts“, sagt Geschäftsführer Christian Schneider-Sickert. Unter

den Liqid-Gesellschaftern finden sich der Otto Ver-sand und Axel Springer, zu dem auch BILANZ gehört.

Liqid-Kunden geben online an, wie risikobereit oder sicherheitsbedürftig sie sind – vieles Weitere übernimmt der Algorith-mus. Die Vermögensstra-tegie selbst ist ausgelagert an die Fachleute des Ha-rald-Quandt-Trust, einer Vermögensverwaltung der Quandt-Familie, die auch für Dritte arbeitet.

Auch er, betont Philip-pe Oddo an diesem Som-mernachmittag, investiere in Mobil-Anwendungen, erwarte jedoch, ehrlich gesagt, nicht allzu große Veränderungen: „Vielleicht werden einzelne Berater mehr Kunden betreuen. Aber viele andere auch nicht, weil sie sich um gro-ße Vermögen kümmern.“

Zum Schluss sprechen wir darüber, wodurch sich französische Milliardäre wohl von den deutschen

unterschieden. „Wenn ein franzö-sisches Unternehmen eine gewisse Größe erreicht hat, müssen Sie wis-sen, dann verlässt es seine Stadt und verlegt seinen Sitz nach Paris.“

Kaum ein Franzose erinnere sich, dass Bernard Arnault aus Lille stam-me (LVMH: Louis Vuitton, Hublot) oder François-Henri Pinault aus Ren-nes (Kering: Gucci, Brioni). Das sei „schon ein Drama“. In Deutschland hingegen, dem der Zentralismus fremd sei, würden Familienunternehmer in ihren Heimatorten für gute Infrastruk-tur sorgen, den örtlichen Fußballver-ein fördern oder sogar ein Museum oder eine Schule bauen.

Oddo legt einen warmen Klang in seine Stimme: „Das ist, glaube ich, der Grund, warum Deutsche so stolz auf ihre Familienunternehmen sind: Alle haben etwas von ihnen.“ U

Germanophil: Oddo schwärmt von deutschen Familienunternehmern.

Page 67: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

Geld anlegen – völlig transparent

Auf wikifolio.com finden Sie Handelsideen von erfahrenen Tradern und

professionellen Vermögensverwaltern. Investieren Sie mit wikifolio-

Zertifikaten in die besten Ideen und sehen Sie in Echtzeit, wie sich Ihre

Geldanlage entwickelt.

»Ich kann jederzeit sehen, wie sich meine Geldanlage entwickelt.«

Chris, 37, Unternehmer

Gemeinsam besser investieren

wikifolio Financial Technologies AG, Berggasse 31, 1090 Wien, Österreich, und Agrippinawerft 22, 50678 Köln, Deutschland. Jedes Investment in Wertpapiere und andere Anlageformen ist mit

diversen Risiken behaftet. Es wird ausdrücklich auf die Risikofaktoren in den prospektrechtlichen Dokumenten der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft (Endgültige Bedingungen, Basisprospekt nebst

Nachträgen bzw. den Vereinfachten Prospekten) auf www.wikifolio.com, www.ls-tc.de bzw. www.ls-d.ch hingewiesen.

wikifolio.com

Page 68: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

IDEEN / INNOVATIONEN

68

WIR HABEN

DEN EHRGEIZ,

NOCH BESSER ZU WERDEN

“Postbank-Primus

Frank Strauß über die verborgenen

digitalen Qualitäten seines Instituts, die

Chancen an der Börse und den Abschied

von der Deutschen Bank.

InterviewARNO BALZER

B Herr Strauß, jahrelang haben Sie alles dafür getan, die Postbank in die Deutsche Bank einzupassen. Jetzt, wo die Muttergesellschaft die Tochterfirma loswerden will, müssen Sie die Postbank eiligst für den Alleingang in Form brin-gen. Kann das bis zum geplanten Börsengang im kommenden Jahrgelingen?

Absolut. Uns hilft, dass die Postbank als börsennotiertes Unternehmen ja auch bisher schon in vielen Punkten eine eigenständige Struktur mit ei-nem eigenständigen Markenauftritt hat. Wir waren, sind und bleiben eine der führenden Banken für Pri-vat-, Geschäfts- und Firmenkunden in Deutschland. Die jetzt anstehende Ausgliederung bezieht sich vor allem auf regulatorische und technische As-pekte. Die Postbank kann für die Zu-kunft also unmittelbar auf der Arbeit der vergangenen Jahre aufbauen. B Wo muss zurückgedreht werden,

was müssen Sie neu aufbauen?Die Entflechtung betrifft insbe- sondere Bereiche wie die Informations-technologie und die sogenannten Operations�…B: …�also Abwicklungseinheiten für

Bankgeschäfte�…...�für die wir ja gemeinsam mit der Deutschen Bank eine Service-Platt-form gegründet hatten, um durch größere Einheiten Kostenvorteile zu erzielen.B Das heißt, es wird künftig für

Sie teurer?Die IT-Veränderungen werden sicher-lich Geld kosten. Und natürlich müs-sen wir aufpassen, dass wir nicht die Masse verlieren, die berühmten Ska-leneffekte. Auf der anderen Seite ver-ringert sich aber auch die Komplexi-tät, wir sind schließlich ein deutscher Mittelständler und keine globale Bank. Das sollte sich auch in Form niedrige-rer Kosten widerspiegeln.B Müssen für den Börsengang denn

alle Verbindungen zur Deutschen Bank gekappt werden?

Dort, wo es für beide Institute Sinn macht, kann es durchaus weiterhin

strategische Partnerschaften geben. Am Ende wird die Verbindung aus meiner Sicht nie ganz gekappt.B Der Aktienmarkt ist launisch. Wie

sicher können Sie sein, dass es den Börsengang tatsächlich geben wird und nicht doch noch einen Verkauf an eine andere Bank?

Die Deutsche Bank hat sehr deutlich gesagt, dass sie einen Börsengang prä-feriert. Wir glauben, dass ein Börsen-gang eine ausgezeichnete Perspektive für die Postbank bietet, für ihre Kun-den, ihre Mitarbeiter und auch ihre künftigen Aktionäre. Aber natürlich, wenn Kaufangebote kommen, wird sich die Deutsche Bank auch damit auseinandersetzen müssen.B Die Interessenten stehen Schlange.

Die Bawag hat sich als Erster gemeldet, Santander gilt auch als Kandidat, selbst in der Commerz-bank liebäugeln einige mit einem Bündnis und haben sich schon einen Namen für das Gemein-schaftsinstitut ausgedacht.

Jetzt bin ich aber gespannt.B Com-Post-Bank.Sie scherzen.B Warum hat sich der überzeugte

Deutschbanker Frank Strauß, der durch und durch „blau“ sozi-alisiert wurde, dafür entschieden, bei der Postbank zu bleiben?

Ich habe in der Tat eine lange Historie in der Deutschen Bank. Ich mag die Deutsche Bank, habe ihr persönlich sehr viel zu verdanken. Aber meine Auf-gabe hier ist extrem spannend, ich mag die Organisation und die Menschen, die hier arbeiten. Wir haben in den vergan-genen Jahren gemeinsam eine Menge erreicht. Dass ich jetzt die Zukunft für die Postbank mitgestalten darf, finde ich klasse. Und es freut mich vor allem, dass der Aufsichtsrat der Postbank das Vertrauen in mich setzt.B Ihren Optimismus werden Sie

noch brauchen, es gibt bei der Post-bank eine Menge zu tun. Sowohl die Eigenkapitalrendite, derzeit gut sieben Prozent vor Steuern, als auch das Aufwands-Ertrags-Verhältnis, zuletzt rund 80 Pro-

Page 69: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

69

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

zent, sind bei Wettbewerbern deutlich besser.

Mit unseren Leistungswerten können wir uns im deutschen Markt gut sehen lassen. Aber wir wissen auch um unsere Aufgaben und haben den Ehrgeiz, noch besser zu werden. Übersehen Sie bitte nicht, welche Fortschritte die Postbank in den vergangenen Jahren gemacht hat. 2010 hatte sie eine Bilanzsumme von rund 240 Milliarden Euro und ei-nen signifikanten Einlagenüberhang, der am Kapitalmarkt angelegt werden musste, weil die Bank nicht genug Kundengeschäft hatte. Wir haben die Bilanzsumme auf rund 154 Milliarden Euro reduziert und gleichzeitig das Kundengeschäft ausgebaut. B Sie haben Glück, dass

der Immobilienmarkt floriert.

Wir sind in der Baufinanzie-rung stark gewachsen, das stimmt, da haben wir in-zwischen einen Marktanteil von rund zehn Prozent. Aber auch im Kreditgeschäft mit mittelständischen Firmen-kunden haben wir kräftig zugelegt. Der Einlagenüber-hang ist bis auf rund neun Milliarden Euro abgebaut, wir sind also fast schon pari.B Welchen Vorteil soll

das bieten, außer dem, dass kei-ner mehr sagen kann, die Post-bank sei ein Hedgefonds?

Die Postbank ist dadurch sehr viel sicherer geworden. Unser Geschäft ist weniger riskant und stabiler als früher. Diesen Kurs werden wir fort-setzen, weil er uns auch hilft, eine bessere Bewertung an der Börse zu erzielen.B Das ist nicht genug, um die Kapi-

talkosten zu verdienen. Wie wol-len Sie das ändern?

Es gibt drei große Hebel. Zunächst werden wir den Einlagenüberhang weiter abbauen. Statt Einlagen am Ka-pitalmarkt anzulegen, werden wir das Kundengeschäft ausbauen.B Also noch mehr Baufinanzierun-

gen verkaufen?

FRANK STRAUSS

(45) gilt als Naturtalent im deutschen Bankengewerbe. Nach einer Profikarriere im Eishockey, u.�a. beim EC Bad Nauheim,

schaltete er scheinbar mühelos zum Finanzprofi um. Bei der Deutschen Bank schaffte er es vom Lehrling an die Spitze

der Tochter Postbank. Die soll er im kommenden Jahr an die Börse bringen.

Natürlich, aber auch das Ratenkre-ditgeschäft interessiert uns. Und wir werden uns auch verstärkt im Firmen-kundengeschäft engagieren. Die Post-bank hat da mehr als 300.000 Kunden und erzielt rund 500 Millionen Euro Erträge mit ihnen. Unser Potenzial in diesem Geschäftsfeld ist längst noch nicht ausgereizt. Wir werden in den kommenden zwei Jahren die Zahl unserer regionalen Standorte für Fir-menkunden von 15 auf 50 erhöhen und in diesen neuen Postbank-Centern all unseren Kunden die komplette Band-breite an Produkten und Dienstleis-tungen zur Verfügung stellen.B Dann wollen Sie mit der Deut-

schen Bank konkurrieren?Wenn jeder von uns mit seinen Stärken den Wett-bewerb sucht, ist der Markt für beide mehr als groß ge-nug. Und natürlich wollen wir unsere Chancen beim Mittelstand nutzen. Dieses Kundengeschäft verbessert gerade in der Niedrigzins-phase unsere Marge und unsere Stabilität. Das zweite große Thema ist die Digita-lisierung. Wir sind ja jetzt schon die führende Digital-bank in Deutschland.B Das behaupten Ihre Wett-

bewerber auch. Welchen Maßstab legen denn Sie an?

Suchen Sie es sich aus: Fünf Millionen Postbank-Kunden haben schon On-line-Zugang zu ihren Konten. Knapp die Hälfte unserer Ratenkredite wird mittlerweile digital abgeschlossen. Im Herbst 2014 haben wir unseren Online-Kunden die Authentifizie-rung mittels Fingerabdruck auf dem „Iphone“ angeboten, als Erste in Eu-ropa. Und vielleicht noch interessan-ter ist, dass wir Deutschlands meist-besuchte Finanz-Webseite sind. Das hilft uns dabei, unser Geschäft weiter zu digitalisieren und gegen den Bran-chentrend zu wachsen.B Und Ihr dritter Hebel?Ganz klar das Thema Effizienz. In den vergangenen Jahren lag der Schwer-

FOTO: POSTBANK AG

Page 70: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

IDEEN / INNOVATIONEN

70

punkt auf dem Aspekt Integration. Das fällt ja nun weg. Deshalb können und müssen wir künftig verstärkt in die Ver-besserung von Prozessen investieren. Die Wettbewerbsfähigkeiten von Ban-ken, gerade im Massengeschäft, hängt mehr und mehr von der Qualität ihrer IT-Systeme, von optimierten Prozessen sowie der Erhöhung der Selbstbedie-nungsquote ab.B Digitalisierung, Prozessoptimie-

rung, Regulierung – das Bank-wesen entwickelt sich seit der Finanzkrise immer stärker zum Systemgeschäft, verliert dabei aber auch den Sex-Appeal der wilden Jahre. Früher hat ein gro-ßes Institut einmal die Rolling Stones für einen Kundentermin engagiert�…

Ich war nicht dabei.B Ich leider auch nicht. Heutzutage

scheint so etwas kaum noch mög-lich. Hat sich das Bankgeschäft in den vergangenen Jahren auch kulturell verändert?

Ganz eindeutig. Die Politik, die Regulie-rer, eigentlich die gesamte Gesellschaft, haben aus der Krise die Konsequenz ge-zogen, dass sie Banken wollen, die sich wieder stärker um das Basis geschäft kümmern. Ich finde das auch gar nicht schlimm. Meiner Meinung nach sollten sich Banken noch stärker auf ihre Rol-le in unserer Wirtschaftsgesellschaft konzentrieren. In der größten Volks-wirtschaft Europas kann das eine sehr spannende Aufgabe sein.B Wie sieht der Kulturwandel bei

der Postbank aus?Wir haben uns in den letzten Jahren nochmals fokussiert. Bei den Geschäf-ten, die wir betreiben, haben wir einen nicht so großen Veränderungsbedarf, aber natürlich arbeiten wir trotzdem weiter daran. Durch die Regulie-rung können wir uns dem aber auch nicht entziehen, und das akzeptie-ren wir. Allerdings darf das Regulie-rungspendel jetzt nicht zu weit in die andere Richtung ausschlagen. Wenn die Kreditvergabe, etwa im Be-reich Baufinanzierungen, zu stark erschwert würde, wäre das nicht nur

für Banken, sondern auch für die Kunden und damit die Gesellschaft von Nachteil. B Sorgt die Digitalisierung nicht

für eine Gegenbewegung, auch kulturell?

Durchaus. Unternehmen wie Face-book oder Google, aber auch die neuen Fintechs betrachten die Welt noch viel stärker aus der Kundenperspek-tive. Die etablierten Banken haben sich in den vergangenen Jahren zwar auch verändert, allerdings stärker aus einer Beraterperspektive. Die neuen digitalen Wettbewerber sind für uns sehr hilfreich, weil sie uns dazu an-treiben, uns in Teilen neu zu erfinden und vor allem noch kundenorientier-ter zu werden.B Schön wär’s, wenn die Banken

dann auch tatsächlich kunden-freundlicher würden.

Die Finanzbranche hat gar keine an-dere Wahl. Und ich betrachte das als heilsam. B Aber haben Sie für eine digitale

Kundenoffensive auch die richti-gen Mitstreiter? Kann ein Post-bank-Beamter mit den Nerds aus der Tech-Szene mithalten?

Das ist gar nicht nötig. Zudem un-terschätzen Sie offenbar die Innova-tionsfähigkeit in der Postbank. Wir wollen unsere Pole-Position im Online-Banking ausbauen und haben im November vergangenen Jahres ein eigenes Kompetenzzentrum für die digitale Weiterentwicklung gegrün-det. 125 Mitarbeiter arbeiten dort wie in einem Fintech, die denken konse-quent aus Sicht der Kunden darüber nach, wie man die Digitalisierung nutzen kann.B Und wie wollen Sie diesen „Spirit“

in die Belegschaft tragen?Dieses Innovationszentrum dient gleichzeitig dazu, Berührungsängste zwischen Bank und Fintech abzubau-en. Das ist ein Prozess, der nicht in we-nigen Wochen zu Ende ist, er dauert drei, vier Jahre. B Etliche Ihrer Mitarbeiter sind

Beamte. Und unter den übrigen sind viele Verdi-Mitglieder. Wie

Bevor die Postbank-Aktie von der Börse genommen wird, um 2016 wieder an die Börse zu gehen, lief sie besser als die der Mutter.

POSTBANK

ANGABEN IN EUROQUELLE: BILANZ-RECHERCHE

2010

25

20

35

40

30

45

2011 2012 2013 2014

TOCHTER ÜBERHOLT MUTTER

DEUTSCHE BANK

Page 71: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

71

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

Gut ein Vierteljahrhundert ope-riert die Postbank als eigenständi-ges Unternehmen. Der Verschleiß an Führungspersonal war allerdings gewohnheitsmäßig beträchtlich. Ihr erster Chef Günter Schneider (1930�–�2005) nahm den Modernisie-rungsauftrag ernst und versuchte den Mitarbeitern ihren obrigkeitlichenArbeitsstil auszutreiben. Doch wer sein Tempo nicht mitgehen konnte,

hatte es schwer. Inner-halb weniger Monate verfeuerte er drei Fah-rer, einen forderte er auf, das Auto noch auf der Landstraße zu verlassen. Nach sieben Jahren trat Schneider zurück.Sein Nachfolger Dieter Boening (1943�–�2002) blieb nur zwei Jahre und verließ den Betrieb dann „im gegenseitigen besten Einvernehmen“. Zu ihrer ersten vollen Blüte gedieh die Postbank unter Wulf von Schim-

melmann (68). Der adelige Bankier mit den perfekten Manieren und dem scharfen Verstand professionalisier-te das Geldhaus. Schimmelmann, der heute den Aufsichtsrat der Postanführt, war es auch, der die Postbank 2004 an die Börse brachte. Sein Aus-stieg 2007 riss eine große Lücke.Zwei Jahre lang versuchte sich der ehe-malige McKinsey-Berater Wolfgang Klein (51) an der Aufgabe; sein Nachfol-ger Stefan Jütte (69) hielt ein Jahr länger durch, bis dann die Deutsche Bank das Kommando in Bonn übernahm. Richtig Schwung gewann die Postbank indes erst wieder, als Frank Strauß (45) den Spitzenposten übernahm. Seine Missi-on: der zweite Börsengang.

ZWEITERVERSUCH

wollen Sie die für den Wandel begeistern?

Da sehe ich kein Problem. Wenn ich Ihnen zwei Mitarbeiter vorstelle, wer-den Sie keinen Unterschied zwischen Beamten und Angestellten bemerken. Und ihre Bereitschaft, sich an tech-nologische Veränderungen und neue Marktgegebenheiten anzupassen und somit das Beste für die Postbank zu erreichen, haben unsere Mitarbeiter in den vergangenen Jahren hinlänglich unter Beweis gestellt.B Wie bitte?Wir haben in den vergangenen fünf Jah-ren mehr als 200 Filialen angepasst, den Vertrieb modernisiert und seit 2007 mehr als 3.000 Stellen redu-ziert, kurzum: Wir haben eine Menge verändert. All das war nur möglich, weil wir ein kon-struktiv-partnerschaftliches Verhältnis mit den Arbeitneh-mervertretern und Verdi pfle-gen. Auch die Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsvertreter, mit denen wir zusammenar-beiten, sind – trotz verschiede-ner Auffassung zu Themen – ja auch an einer wettbewerbs-fähigen Bank interessiert, denn nur dann sind auch die Arbeitsplätze zukunftsfähig. Deshalb bin ich ausgespro-chen optimistisch, dass wir gemeinsam dort, wo es richtig und angemessen ist, noch einiges bewegen können.B Herr Strauß, Sie gelten als ehr-

geizig. Wo wollen Sie mit der Postbank in fünf Jahren stehen?

Wir wollen weiter eine der führenden Banken für Privat- und Firmenkunden in Deutschland sein. Wir wollen unse-re digitale Marktführerschaft ausbau-en, und wir wollen wachsen. Diesen Ehrgeiz hat die gesamte Postbank.B Und was haben Ihre künftigen

Aktionäre davon?Sie bekommen ein attraktives Invest-ment. Unser Geschäftsmodell ist auf Stabilität und Risikodiversifikation ausgerichtet. Damit können wir im derzeitigen Umfeld eine ordentliche Rendite erzielen.

Die Postbank ist Deutschlands

meistbesuchte Finanz-Webseite. Das hilft,

unser Geschäft zu digitalisieren und

gegen den Branchentrend zu

wachsen“

U

U

FOTO: POSTBANK

Page 72: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

UNTERNEHMEN / MÄRKTE

72

WIE GEHT’S ÜBERHAUPT�… …�MICHAEL ROGOWSKI und URSULA ENGELEN-KEFER?

INDUSTRIE UND HANDELSJAMMER

Von seinem Bürofenster in Heidenheim aus blickt Rogowski (76) auf eine Fa-brikhalle des Maschinenbauers Voith. Das Unternehmen lässt ihn nicht los. „Etwas tun muss ich immer“, sagt er. Neben seinen Aufsichtsratsmandaten bei Klöckner, Vattenfall und Würth bekleidet Rogowski seit 2010 auch das Amt des Stiftungsratschefs der Hanns-Voith-Stiftung: „Ich bin zum ersten Mal fürs Geldausgeben zuständig und nicht fürs Einnehmen.“ Jedes Jahr 20 Millionen Euro Stiftungsgeld verteilen zu dürfen, etwa an Studenten, sei „sehr

erquicklich“. Die Aufregungen, die die Aus einandersetzungen mit sich brach-ten, die er als BDI-Präsident führte, ver-misst er nicht. Es sei für ihn 2001 ohnehin eine „Riesenumstellung“ gewesen, vom Unternehmer zum Funktionär: Denn als BDI-Chef habe er die Erfahrung ma-chen müssen, dass seine Entscheidun-gen nicht automatisch umgesetzt wer-den. „Daran wäre ich zunächst mal fast gescheitert, weil ich so frus triert war.“Seine Frau Gabriele habe ihn damals ermutigt, nicht aufzugeben. Tempi passati. Weil die Stiftungsarbeit nicht

„so zeitaufwendig“ sei, ließ er sich vor eineinhalb Jahren von seinem Freund, dem Investmentbanker Dirk Notheis, dazu überreden, bei der Frankfurter Fondsgesellschaft Rantum Capital ein-zusteigen. Stress gibt’s nur noch, wenn er ihn sich selbst macht, etwa 2014, als er vor seinem Haus ein MLPD- Wahlplakat mit Che-Guevara-Foto entfernte. „Da musste ich zulangen. Das empfand ich als meine staatsbür-gerliche Pflicht.“ Von der Pflicht, un-liebsame Wahlplakate zu entfernen, war bislang nichts bekannt.

Text / STEPHAN KNIEPS

Jahrgang 1939, leitet von 1992 bis 2000 den Maschinenbauer

Voith, anschließend dessen Aufsichtsrat. 2001 bis 2004

Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie.

MICHAEL ROGOWSKI

U

Page 73: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

73

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

Betriebliche Mitbestimmung, Frauenfördergesetz, Neuverschuldung: Anfang der 2000er fochten der Industrie-Boss und die

Gewerkschafterin manchen Strauß miteinander aus. Sie beklagte Belastungen der Arbeitnehmer, ihn plagte ihre „schrille Stimme“.

Othello bellt im Hintergrund, als Ur-sula Engelen-Kefer (72) in ihrer Woh-nung in Berlin-Frohnau ans Telefon geht. Seitdem sie vor neun Jahren als DGB-Vizechefin abgewählt wurde, habe sie noch mehr Zeit zum Gassi-gehen mit ihrem Hund, einem Neu-fundländer. „Ich gehe zu Fuß, wann immer ich kann“, sie sei, wie sie sich ausdrückt: sehr „bewegungsintensiv“. Um zu ihrer Hauptarbeitsstätte zu ge-langen, nimmt sie aber den Zug: Als Honorarprofessorin doziert sie u.�a. an der Hochschule der Bundesagentur

für Arbeit in Schwerin über ihr Le-bensthema: die Arbeitsmarktpolitik.Es ist eine Angelegenheit, über die sie ausdauernd und empörend referieren kann („Wir haben allein 7,3 Millionen geringfügige Beschäftigungsverhält-nisse, das sind richtige Armutsfal-len!“). Einmal in Fahrt, ist sie auch schnell bei den Versäumnissen ihrer SPD, der sie vorwirft, „keine eigen-ständige, nachvollziehbare Position zu den EU-Finanzkrisen“ zu haben, „sondern einfach hinter der Merkel herstolpert“. Aber austreten? Natür-

lich nicht! „Man wechselt die Partei nicht wie das Hemd. Ich bin kein La-fontaine.“ Ihre Kritiker nannten sie „Mrs. Njet“, weil sie zu allem nein sag-te. Rogowski erinnert in einem Buch 2004 an ihre „schrille Stimme“. Der große Vorteil ihres heutigen Le-bens? „Ich muss nicht mehr Stunden in Sitzungen verbringen, wo 40 Leute rumsitzen, davon 38 reden und immer wieder dasselbe sagen. Das männliche Gockelgehabe muss ich Gott sei Dank nicht mehr über mich ergehen lassen.“ Othello bellt. Er will raus.

FOTOS: DANIEL MAURER�/ �PICTURE ALLIANCE; ERNST WUKITS� / �PICTURE ALLIANCE

FOTOS DAMALS: VOITH; PRIVAT

1943 in Prag geboren, in Köln VWL studiert, seit 1970 für den

Deutschen Gewerkschaftsbund tätig, 1972 Eintritt in die SPD,

1990�–�2006 DGB-Vize und qua natura Rogowskis Konterpart.

URSULA ENGELEN-KEFER

U

Page 74: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

IDEEN / INNOVATIONEN

74

GLÜCK IST NUR EIN CODEEin Leben aus Alkohol, Sex, Arbeitsrausch: Internetnomaden programmieren

zwischen Bali und Madrid. BILANZ fand sie auf der Kykladeninsel Paros.

Text und Fotos / THOMAS DELEKAT

Sie sind jung. Sechs abgerissene Typen zwischen 23 und Anfang 30. Und sie sind lässig. Das ist kein Getue, nichts Aufgesetztes, kein Bluff. Sie sind es wirklich, sie sind Elite im Web, Virtuo-sen der Codes. Irgendwo, an irgendei-ner beliebigen Stelle zwischen Singa-pur, Madrid, Bali oder Berlin, gehen sie ins Netz. Stille Nerds, Dichter der Programmiersprachen.

Dani sagte, sie seien auf Paros mo-mentan. Die griechischen Kykladen, eine Insel westlich von Naxos, nörd-lich von Santorini. Es war die Idee von José gewesen. Er dachte, Europa sei gut. Sie hatten gerade genug von den Philippinen, es fühlte sich abgefrüh-stückt an. Nach Bali vielleicht?

Aber da kamen sie gerade her, und es war großartig gewesen. Die Villa mit Pool, dahinter der Urwald. Wilde Af-fen, die ins Haus kamen. Fantastische balinesische Küche, der Strand üppig gedeckt mit Mädels aus Europa.

Auf Paros legt die „Blue Star“-Auto-fähre in Parikia an, tausend Touristen, Sattelschlepper, Autos, Busse schie-ben sich über die Landeklappe auf den Dorfplatz. Noch bevor der Riesenpott die Luken wieder dicht macht und dröhnend ins Meer dreht, hat sich alles verlaufen. Dani wartet vor der Kirche, er sieht übernächtigt aus. Außerdem ein bisschen zu braun von ein bisschen zu viel Sonne. Er ist schlank, muskulös. Dreitagebart, verlottertes Shirt vom Wühltisch, irgendeine Dreiviertelhose, Schaumstoff-Schlappen. Er steht vor den Glockentürmchen der Kirchmau-er, 200 Meter weiter das blaue Meer und die Landerampe der Fähre.

„Wir sind acht“, sagt Dani. Zwei ar-beiten remote in Madrid und Bali. Die anderen sechs sind hier, auf Paros. Alle zwischen 23 und 28. Aber er selber ist Grandpa Methusalem, mit 34.

Dani sucht Carlos und Carlos. Sie liegen am Strand. Der warme Wind der Kykladen spielt mit den Fransen der Sonnenschirme. Der Sand ist gol-den, ein paar Meter weiter rauscht die Ägäis an den Strand, die Brandung läuft aus, spült schnell, überraschend, über Plastikschaufeln und Kinder-füße. Kreischen, der nächste Brecher rauscht heran.

Es ist Mittag auf Paros, zwei hüb-sche Mädchen spielen Volleyball. Aber Carlos und Carlos, in Rückenlage aus-gestreckt auf ihren Strandliegen, sind weggetreten, bewusstlos alle beide. Beim linken Carlos mit den Tätowie-rungen auf dem Oberarm ist es der Al-kohol von der Party letzte Nacht.

Beim Carlos daneben stammt die Umnachtung am helllichten Tag von einem Arbeitsrausch: Er hatte um sechs Uhr früh den Computer her-untergefahren. Ein paar ansehnliche Biki nis kommen vorbei, beide so An-fang 40. Sie werfen ein, zwei hungri-ge Blicke. Unmerklich, glauben sie, so beiläufig. Aber jeder merkt, wie es ihnen einen Stich versetzt: zwei gut gebaute, coole Kerle Mitte 20, lasziv hingestreckt, im Schlaf. Und es ist auf den ersten Blick klar, die beiden sind keine Sonnenöl-Leichen. Ihr Charisma liegt irgendwo zwischen Matt Damon und Johnny Depp vor 30 Jahren.

José ist der Chef. Mit ihm fing auch alles an. José war 22, als er bei seinen Eltern in Madrid die Mobil-An-wendung „Atrappo“ baute, zusammen mit zwei Freunden: Es ist eine Such-maschine, und sie startete furios, er-folgreich vor allem in Lateinamerika. Das führte José mit David zusammen. Der war damals Anfang 60, hatte sein Vermögen im Internet gemacht und diese großzügige Gelassenheit an den Tag gelegt, die Multimillionäre manch-

mal haben. Er schlug vor, für José eine Firma zu gründen. Am gescheitesten in Singapur, wegen der Steuern. Eine befreundete Milliardenerbin sträubte sich nicht lange. Sie ließ eine halbe Million Euro springen.

José und seine beiden Compañeros machten auf Bali Quartier. Agustin kam hinzu. Dann Josema, Carlos der Erste, nachgestolpert Dani. Das Geschäfts-modell der Firma? „Ihr baut jetzt wei-ter solche Sachen.“ Das war die ganze Agenda. Kein Geschäftsplan, kein Kon-zept, kein Auftrag. Nur eine Hierar chie, die José hieß und: „Macht mal.“

Sie hatten Ideen, sie entwarfen die Designs, programmierten das Ganze und stellten es ins Netz. Aber wie es so ist: Es brachte nicht viel ein. Zu viel Ausschuss für den Anfang, sagt José. Die halbe Million begann zu versiegen.

Aber ihre Internetseite www.archie.co: Sie wirft satte Gewinne ab. Es ist ei-ne Art Suchmaschine, die Twitter und Instagram nach Themen und Schlüssel-wörtern filzt. Bei den Treffern setzt die Seite im Namen des Kunden ein Like. Der hat wenig später die optimale Fol-lower-Gemeinde zum Thema beieinan-der. Heute, auf Paros, sagt José, ist alles okay. Die Zahlen sind schwarz. Keine Jubelrendite. Aber es läuft.

Es ist Danis zweiter Anlauf ins Le-ben. Aber dafür ist ihm als Einzigem klar, was sie da machen, was es für ihr Leben bedeutet, worauf es hinausläuft, dass es bald enden wird und wie. Und dass er zu alt ist für dieses Leben.

Mit 26 ist er zu Daimler gegan-gen mit seinem BWL-Examen. Die waren begeistert von ihm. Dani reis-te um die Welt, Dani stieg rasch auf, übernahm Führungsverantwortung. Es war, mitten im Sommer, wie beim Eisstockschießen. Seine Chefs wiener-ten, sie polierten ihm einen optimalen

Page 75: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

75

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

Anführer José (rechts) mit Dani (stehend) an ihrem Arbeitsplatz mit Aussicht: der Tisch ein Türflügel, die Stühle gebraucht.

Karriere- Rutsch. Sie waren fassungs-los, als Dani kündigte. Er könne jeder-zeit zurück, sagten sie an der Tür.

Dani zog nach Deutschland, er heuerte bei einem der Big Four der amerikanischen Berater-Branche an.

Aber da war es wieder. Genau das Gleiche. Dani reiste durch Deutsch-

land und prüfte Bücher. Manchmal, bei maroden Unternehmen, zog er Restrukturierungen durch. Sollte das Karriere sein? War das die Rampe nach oben, ins beneidenswerte Leben?

Dani kündigte nach anderthalb Jahren, er löste seine Wohnung auf. Wieder gab es niemanden, der das ver-

stand. Auf Twitter fand er einen Rech-nerkurs, Programmieren für Fortge-schrittene. Zwei Monate, 8.000 Euro.

Auf der anderen Seite der Insel: die Jacht. Sie ging letzte Nacht vor Anker. Es ist kein Angeber-Schiff, keines von Leuten, die ein paar Millionen auf der hohen Kante haben. Die Jacht, auf der

Page 76: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

IDEEN / INNOVATIONEN

76

die Jungs demnächst feiern werden, bis das erste Licht über die Meeres-kante streut, hat eher Milliardärs-For-mat. Die Chefin ist da, sagt José.

Die Chefin hat 500.000 Euro lo-ckergemacht, und jetzt will sie mal was sehen. Ihre Jungs. Diese wilden Typen, intelligente, globale Nomaden. Wie sie leben, wer sie sind. Sie denkt nicht an die halbe Million, an Rendi-te, Fortschritte, Pläne. Meine Güte, was ist eine halbe Million? Geschenkt, ein kleiner Batzen. Aber diese krasse Boheme. Unbezahlbar, dass sie was abkriegt von diesem ausschweifenden, jungen, genialen Leben.

Kann sie haben, denken die Jungs. Aber es gibt eine Bedingung: Sie muss es wert sein, sie muss es sich verdie-nen. Es gibt dieses Firmenkonto in Sin-gapur, das ihnen die Häuser zahlt, die DSL-Verbindungen, Strom, Wasser, die Haushaltshilfe, die sich jeden Tag mit Putzlappen und Spülbürste den Weg durchs Chaos bahnt. Aber ansonsten bekommt jeder 1.500 Euro. Auch José, der Chef. Mehr ist nicht drin. Aber ihr Leben ist schön. Sie sind frei.

Auf der Straße traf Dani Camilla. Sie ist in derselben Gegend aufgewachsen wie er, ein paar Häuser weiter. Sie sag-te: „Ich geh’ nach Bali.“ Das fand Dani estupendo, aber es war nicht sein Plan, unter Palmen abzuhängen. Es musste ein Job sein auf Bali. Camilla sagte, sie hätte zwei Freunde dort, die „machen dasselbe wie du“. Mit Internet und Pro-grammieren, die Richtung. Sie kannte die beiden aus Peking. Sie meinte die beiden Compañeros von José.

Dani flog nach Bali und kaufte sich eine Matratze. Der Deal war: Ich bin neu, ich mache den Praktikanten. Nur einen Monat, ist das okay? Und es wär’ schön, wenn ihr mir helft und wenn ich bei euch schlafen könnte.

Er pennte im Flur, auf dem Boden. Und sie zeigten ihm, wie man gescheit eine Internetseite baut, José tippte Dani auf die Schulter: Guck’ mal hier, ein kleines Projekt für dich, es geht um Virtual Reality.

Dani arbeitete und schlief einen Monat, zwei Monate, drei, da war er

Dani und José zeigen sich: vor der Kirche, in der Küche, mit Kollegen. Unten: Dani arbeitet gern allein.

auf gleicher Höhe mit den Edlen der Programmierer-Runde. Es reichte je-denfalls, um frech zu werden. José ist brillant, sagt Dani. Eine starke Per-sönlichkeit, was Besonderes, Außerge-wöhnliches. Aber als Programmierer? Zu schlampig.

Irgendwann zwischen acht und neun wurde Dani wach in Bali. Er zog sich die Shorts hoch, das T-Shirt über und ging nach gegenüber: frühstücken.

Für 40.000 Rupien, umgerechnet et-wa 2,50 Euro, ein Haufen Geld in Bali. Frisch gepresster Mangosaft, Omelet-tes nach Wunsch, Früchte, Toasts, das ganze Paradies. Aber meistens sparte Dani sich das. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar, ging runter zu den Rechnern und weiter, weiter, wei-ter. Egal, wo er später war: vom Bett zum Monitor. Dabei ist es geblieben.

Es ist wie eine Sucht, sagt Dani. Fantastisch, toll, wenn es anfängt zu laufen. Man klickt hier, es funktio-niert da, ein Programm-Schnipsel dreht sich in den anderen. Es ist ein Glücksrausch, der nicht abklingen will, ununterbrochen zwölf, vierzehn Stun-den lang. Eine kreative Schöpfungseu-phorie. Und niemand fragt, wenn einer sich dünne macht, wenn jemand ver-schwindet für ein, zwei Tage. Hand in Hand mit einem Mädchen vom Beach und dann einen Roller gemietet. Wie fantastisch ist es, durch die Reisfelder zu fahren, den Urwald , an die weißen, weißen Palmenstrände aller Träume.

Dani behauptet: Er erkenne am Code, wer ihn geschrieben hat. An der Logik, an der Denke. So was sei persönlich wie die Handschrift, so einzigartig wie der Fingerabdruck. Es dauert, bis man sich selbst und seinen Stil, seinen Code-Charakter, gefunden habe. Das macht Programmieren zum Ideal der Einzelgänger, der Eremiten, der asozialen Autisten.

Page 77: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

77

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

Fast alle in der Branche arbeiten re-mote, es ist auch die Zukunft, sagt José. Die sind allein, die sind nur on-line. Aber kein Mensch weiß so richtig, wo sie sind, wie sie leben, wer sie sind.

Dani rechnet damit, dass ihm das-selbe blüht. Aber vorläufig ist es schön, zusammen zu sein. Allein schon wegen der Diskussionen: Wie geht das hier, hat das schon mal jemand gemacht, wer kennt sich aus mit dieser Datenbank?

Jeder Schwachkopf bringe ein Pro-gramm zum Laufen, sagt Dani. Ist ja prima, wenn es tut, was es soll. Die Sa-che ist bloß: wie? Er wirft einen Blick auf den Code und weiß: Das ist nix. Zu langsam, zu störanfällig. Ein Stümper.

Aber es gibt die Momente, wenn sie sich alle zurücklehnen. Sie schau-en dann, genießen, bewundern. Man sieht den fremden Code, der so lo-gisch ist, so selbstverständlich wie ein Naturgesetz, so schlicht, so klar. Ein Kunstwerk.

Sie beobachten den Auftritt des Programms auf dem Monitor, seine Performance, und sie stehen dabei in den Kulissen, bei den Codes, sind hingerissen von der Eleganz, der In-telligenz dieser digitalen Mechanik, die das Programm bewegt. Die Groß-meister seien begnadete Strategen, sagen die Jungs von Paros. Weil sie einen inneren Zusammenhang sähen. Das ist mehr als Schach, mehr als ein Spiel. Es hat einen Sinn.

Der Code ist männlich. Alles dar-an. Auch das fernere Drumherum. Was ein Computer mit Sex zu tun hat? Dass Frauen nicht programmieren können. Deswegen gibt es ja auch praktisch keine. Schwachsinn, sagt Dani, natür-lich Schwachsinn! Aber die Männer-witze sind in der Branche dieselben wie in der Bau- oder Autoindustrie, es sind dieselben Hahnenkämpfe, Rempeleien, es ist dieselbe Kerle-, Kumpel-, Kampfkultur wie in allen Unternehmen. Nur krasser, radikaler und mit dem Unterschied: Es ist im-mer schriftlich. Außer bei ihnen, weil sie sich gegenübersitzen. Manchmal liegt Stunk in der Luft über dem gro-ßen Tisch. Aber, typisch Mann, typisch

Mannschaft, nach ein paar Tagen ist es vergessen. Sagt Dani jedenfalls.

José flog von den Philippinen aus schon mal vor. Er machte auf Paros Quartier. In den historischen Häuser-zeilen von Parikia mietete er zwei leer stehende Häuser. Jeweils zwei Eta-gen, eine Küche, drei kleine Zimmer, oben mit Flachdach und tollem Blick aufs Meer. Der Platz für die Partys. Als Dani ankam, war es Nachmittag. Er kaufte ein paar Straßen weiter ein gebrauchtes Bett. Für ein paar Euro drauf hatten sie im Secondhand Shop noch einen Stuhl, dazu einen Tisch. Zum Schluss schlug Dani einen Nagel in die Wand. Für den Rucksack.

Sie haben gerade China auf den Schirmen, die Luftverschmutzung. Es gibt da von einer französischen Firma eine Mini-Messstation, nicht größer als ein Mobiltelefon. Mit einem Hand-griff hängt das Teil draußen am Fens-ter. Es misst die Schadstoff-Konzen-tration, den Druck, das Kohlendioxid, Ozon, Temperatur, Feuchtigkeit. Die Daten gehen übers Wohnungs-Wifi ins Netz. Die Idee ist: Wie Pixel wer-den sich Hunderttausende, Millionen Mini-Stationen zu einem extraschar-fen meteorologischen Bild in Echtzeit zusammensetzen. An den Rechnern auf Paros entsteht gerade die Logik dazu und die Technik, das alles zu ver-netzen mit allen offiziellen Daten. Sie programmieren eine Anwendung. Die

weiß fast hausnummerngenau, was in dieser Minute Tief-Luft-Holen für die Gesundheit bedeutet.

Die Jungs skypen nicht so gern. Vor-mittags gar nicht, jedenfalls meistens. Mittags schon, aber dann sehen sie zehn Jahre älter aus. Zu viel Alkohol, Exzesse, Partys. Am Strand von Parikia läuft die Saison allmählich an, ein paar Mädels sind schon da, aber die machen noch keinen Sommer. Die Jungs haben in den ersten Stock eine Matratze auf den Flurboden gelegt. Sie ist buchbar für ein, zwei kostenlose Nächte – für Couchsurferinnen, die sexy ’rüberkom-men auf den Bewerbungsfotos. Natür-lich hat niemals auch nur eine auf der offiziellen Flurmatratze geschlafen.

Carlos und Josema sind weg, die Neue abholen vom Anlegepier. Es ist Eva, sie ist 24, Amerikanerin. Sie hat einen Po, klein und rund und fest wie zwei Rollerreifen, langes Haar und ein strahlendes Miami-Lächeln. Sie ist Free-Climberin. Senkrecht die Felswände hoch, festgekrallt nur mit den Fingern.

Die Sonne geht unter, die Grill-kohle glüht, zur Dachparty erscheinen José und Dani mit Lammkoteletts, Bier und griechischem Roten. Eva ist schon da, Augustin fährt jetzt alles auf, seinen ganzen Charme mit Gitarren-begleitung. Aber dann ist es der täto-wierte Carlos, mit dem sie die Nacht verbringen will. I

Der Strand von Parikia, es ist ein Uhr mittags: Weder Carlos eins noch Carlos zwei ist bei Bewusstsein.

Page 78: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

IDEEN / INNOVATIONEN

78

Text / JÜRGEN SCHÖNSTEIN Fotos / RITA PALANIKUMAR

„FEENANTSOWSGLIHK“

Nobelpreisträger Robert Shiller über die ungleiche Vermögensverteilung in der Welt und Rezepte,

wie man mit Reichtum etwas gerechter umgeht.

*

* siehe Seite 81

FÜR ALLE�!

Page 79: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

79

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

B Professor Shiller, ist die Un gleich-heit unvermeidliche Begleit-erscheinung des Erfolgs, oder müssen Erfolgreiche ein schlech-tes Gewissen haben?

Die Frage ist fast so alt wie die Mensch-heit selbst. Sogar Jesus sagt schon in der Bibel: Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.B Diese Bedenken sind heutzu-

tage nicht mehr weitverbreitet. Schauen Sie sich Donald Trump an, den möglichen Präsident-schaftskandidaten der Republi-kaner: tritt als großmäuliger Milliardär auf, dessen Lieblings-spruch „Sie sind gefeuert!“ ist – und trotzdem großen Zuspruch bei der republikanischen Arbei-terklasse findet.

Trump hat ein Millionenvermögen von seinem Vater geerbt, und man könnte ihn natürlich deshalb für ei-nen verwöhnten reichen Fatzke halten – aber vergessen Sie nicht: Er hat aus den Millionen ein Milliardenvermögen gemacht. Und Menschen bewundern nun einmal Leute, die sich ihren Erfolg selbst erarbeitet haben. B Erfolg macht beliebt?Auch ein Milliardär kann ein guter Mensch sein. Was nervt, sind die ver-wöhnten reichen Sprösslinge, die sich noch nicht mal die Mühe machen, ih-ren Wohlstand zu verdienen.B Nicht der Reichtum zählt, sondern

was man erreicht hat?Klar, wie sie an das Vermögen gekom-men sind, spielt schon eine Rolle. Aber auch, wie sie sich verhalten – haben Sie mal gesehen, wie Warren Buffett lebt? Ich hab’ ihn in seinem Haus in Omaha besucht, und es ist zweifellos ein schö-nes Haus. Aber ich glaube, selbst Sie könnten sich so ein Haus leisten. Sol-che Milliardäre mag man.B In den USA verdient der Chef

eines Großkonzerns 354-mal so viel wie ein durchschnittlicher Arbeiter – ein deutscher Vor-standschef 147-mal so viel. Wird hier wirklich nur für harte Arbeit bezahlt?

In den USA sind die Managergehälter teilweise so hoch, dass sich der Ver-dacht aufdrängt, dass es eben nicht mehr nur um harte Arbeit geht, sondern vor allem auch um Beziehungen. Das ist die Schattenseite – eine Gruppe von Leuten, die einander helfen, nach dem Motto: „Eine Hand wäscht die andere“. Und, nein, das kommt nicht gut an.B Die amerikanische Börsenauf-

sicht SEC verlangt neuerdings, dass Aktiengesellschaften das Verhältnis von Vorstandsbezü-

gen und Durchschnittsgehältern ihrer Beschäftigten offenlegen müssen. Halten Sie das für eine sinnvolle Maßnahme?

Solange die Aktionäre glauben, dass solche Gehälter gerechtfertigt sind, werden sie auch weiterhin nichts da-gegen einzuwenden haben. Und es kann ja durchaus sein, dass man so viel bezahlen muss, um die richtige Person zu bekommen. Für einen Großkon-zern können selbst 50 Millionen Dol-lar, die er einem Spitzenmanager be-zahlt, eine Kleinigkeit sein. Vor allem,

wenn er dafür Leute mit den richtigen Fachkenntnissen und dem richtigen Gespür für gute Mitarbeiter bekommt – und die gibt’s bekanntlich ja wirk-lich. Aber es kommen natürlich auch leistungsunabhängige Gehälter vor, wenn sich alte Kumpane hochdotier-te Posten zuschanzen oder wenn Jobs nicht nach Qualifikation, sondern aufgrund irgendwelcher Beziehungen verteilt werden.B Die Höhe von Managergehältern

sollte nachvollziehbar sein.Entscheidend ist, dass man die Aktio-näre überzeugen kann, dass in einem freien Markt alles seinen Preis hat und dass man diesen Preis für brillante Manager eben zahlen muss. Und die meisten Aktionäre vertrauen hier ih-ren Aufsichts- und Beiräten.B Das beweist, dass sie solche Rie-

sensummen bekommen können – aber nicht, dass das sinnvoll wäre.

Keiner braucht so viel Geld. Der leistet sich vielleicht einen Fahrer und geht jeden Abend essen, aber selbst dann – den Konsum halten vor allem die Leu-te am unteren Ende in Gang.B Bis in die 70er-Jahre waren Chef-

gehälter noch moderater. Warum eigentlich?

Das war eine Folge der „roten Angst“, die seit den Dreißigern und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg in uns steckte. Das hielt die CEO-Gehälter unter Kontrolle.B Aber selbst dann würden einfache

Arbeiter heute trotzdem zu wenig verdienen.

Eben. Darum nützt es auch nichts, nur auf die obersten ein Prozent zu schau-en. Wichtig sind die Leute am unteren Ende – und denen geht es schlecht. B In Europa wird, etwa in Finn-

land, versucht, ein garantiertes Mindesteinkommen einzuführen. Was halten Sie davon?

Die Bemühungen um ein Grundein-kommen in Europa wurden in den frühen 60er-Jahren populär, als Ro-bert Theobald sein Buch „Free Men and Free Markets“ veröffentlichte. Davon erzähle ich auch meinen Stu-denten immer. Aber angefangen hatte

ROBERT SHILLER

(69) ist Professor für Wirtschaftswis-senschaften an der Yale University in New Haven, Connecticut. 2013 erhielt der gebürtige Detroiter, der 1972 am Massachusetts Institute of Technology promovierte, den Wirtschaftsnobel-preis, gemeinsam mit Eugene Fama und Lars Peter Hansen. Shiller ist Autor mehrerer Verkaufsschlager, darunter „Irrationaler Überschwang“ (2000), in dem er sowohl vor dem Platzen der In-ternetblase als auch vor dem Immobi-lien- und Bankenkrach warnte. Sein ak-tuelles Buch, „Phishing for Phools“, das er gemeinsam mit George Akerlof (Wirtschaftsnobelpreis 2001) geschrie-ben hat, erscheint jetzt in den USA und in ein paar Monaten voraussichtlich auch in Deutschland.

Page 80: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

IDEEN / INNOVATIONEN

80

es wohl mit der britischen Politikerin Juliet Rhys-Williams, die 1943 gefor-dert hatte, mit den Bedürftigkeitsprü-fungen aufzuhören, die Geringverdie-ner über sich ergehen lassen müssen, wenn sie auf staatliche Hilfsleistun-gen hoffen. Stattdessen schlug sie ein Mindesteinkommen für alle vor, das gerade hoch genug wäre, um in Wür-de zu leben. Und diese Idee wurde von Theobald aufgegriffen: Warum sollten Menschen mit würdelosen Jobs ihr Leben fristen, die zudem von Maschinen erledigt werden können? Wäre es nicht besser, den Menschen ein Mindesteinkommen zu garantie-ren und sie dann etwas finden zu las-sen, was sie wirklich tun wollen? B Theoretisch schon, aber praktisch

muss die Idee finanzierbar sein.Es ist eine Idee, für die sich nie wirk-lich jemand einsetzen wollte. In Eu-ropa nicht und vor allem nicht in den USA. Jemanden fürs Nichtstun bezah-len? Kommt nicht infrage. B Der Nobelpreisträger Robert

Solow hatte in den 50er-Jahren vorhergesagt, dass der Anteil am Einkommen, der auf Arbeit und Kapital entfällt, in einer funktio-nierenden Marktwirtschaft ziem-lich stabil bleiben würde. Doch die Reallöhne für die unteren Ein-kommensschichten sind seit den späten 70er-Jahren nicht gestie-gen und derzeit sogar rückläufig – während die Kapitalerträge um ein Vielfaches gewachsen sind. Was läuft da schief?

Solow sagte ja nicht, dass es immer so sein müsse – er hat nur beschrieben, was er damals beobachten konnte. Er hätte wohl kaum behaupten wollen, dass es immer so bleiben würde. Darauf gehe ich auch in der Neuauflage mei-nes Buches „Irrationaler Überschwang“ ein: Die technischen Fortschritte allein in den vergangenen fünf Jahren waren so überwältigend, dass Menschen um ihre Existenz fürchten. Nehmen Sie die „Iphone“-Anwendung Siri – eine nette junge Frau, die Sie alles fragen können, sie ist ein enormes Nachschlagewerk. Faszinierend! Erinnern Sie sich an die

könnte ein viel größeres Problem wer-den als die gegenwärtige Sorge um Un-gleichheit. Technik kann einer kleinen Gruppe, die diese Technik beherrscht, sehr viel Einfluss verleihen.B Eine gute Schulbildung wäre doch

schon mal was, das die Chancen für junge Leute verbessern würde.

Das Problem mit der Bildung ist nur, dass ich sie nicht brauche, wenn so et-was wie Siri den Inhalt einer ganzen Hochschulausbildung in ein paar Mi-nuten lernen kann. Und wenn ich die Bücher meiner kompletten Bibliothek auf ein Mobiltelefon laden kann.B In Deutschland ist Bildung eine

öffentliche Angelegenheit – in den USA wird sie immer mehr zu einem teuren Privatvergnügen. Für viele Amerikaner gilt die Idee einer kostenlosen Ausbildung als erster Schritt zum Kommunismus.

Ja, das ist tief in der amerikanischen Psyche verankert. Jeder kennt doch so eine Geschichte von seinen Vor-fahren, die nach Amerika gekommen waren, um sich ein besseres Leben in diesem Land aufzubauen – dem Land of Oppor tunity, wo man Chancen hat und für das respektiert wird, was man erreicht hat. Und so sehen sie das heu-te noch: Wer etwas aus sich machen will, der muss es selbst schaffen.B Statt die Bildungschancen für alle

zu verbessern, werden die öffent-lichen Schulsysteme ausgehöhlt.

Wie kommen Sie darauf? Es gibt in den USA ein freies, öffentliches Schulsystem, bis zur zwölften Klasse jedenfalls. Irgendwann muss halt je-der die Verantwortung für sich selbst übernehmen. Wir helfen den jungen Menschen auf die Füße, aber laufen müssen sie schon selber. B Und haben dann, wie viele junge

Leute am Ende ihrer College-Ausbildung, hohe Schulden.

Aber wenn Hochschulen und Colleges vom Staat bezahlt werden, wird doch nur das geistige Niveau weit herunter-gedrückt, damit es allen gerecht wird.B Hey, wollen Sie damit sagen,

dass mein deutsches Uni-Diplom nichts wert ist?

Fernsehserie „Die Jetsons“ mit ihren Bildtelefonen und Robotern? So leben wir heute, vielleicht sogar noch besser – abgesehen vom fliegenden Auto.B Niemand braucht ein Flugauto.Angesichts der neuen Techniken be-ginnen die Leute, sich zu fragen, was sie eigentlich noch haben, das sich nicht durch Technik ersetzen ließe. Da wächst man mit dem Ehrgeiz auf, eine gute Ausbildung zu bekommen, Wissen anzusammeln, das man weitergeben kann – und dann kommt Siri. Und man

Der Wohlfahrtsstaat habe seine Schattenseiten, meint Robert Shiller.

braucht all das Wissen gar nicht mehr, und man braucht auch nicht mehr mit anderen Menschen zu reden, um an deren Wissen ’ranzukommen. Frag’ Siri, und die weiß die Antwort.B Schön und gut. Aber die Idee von

Solow war ja, dass der technische Fortschritt auch einen wirtschaft-lichen Nutzen bringen würde, an dem alle teilhaben können.

Wir wissen einfach nicht, wie es wei-tergeht. Manche sorgen sich darum, was passiert, wenn Computer intel-ligenter werden als Menschen – das

Page 81: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

81

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

das „kommunalen Finanzaus-gleich“.

Hmm, dann hätte ich wohl besser ein deutsches Beispiel hier wählen sollen. Wie sagten Sie – „Feenantsowsglihk“? Aber der ist, wenn ich das richtig ver-stehe, regional organisiert. Mir geht es um einen Finanzausgleich für ein-zelne Personen. Wichtig wäre, dass Ungleichheit nie eine bestimmte, vorgegebene Grenze überschreiten dürfte. Und solange so ein Gesetz keine kurzfristigen Auswirkungen hätte, könnte man das sicher irgend-wie durchdrücken.B Aber Sie haben auch einen

Lösungsvorschlag für die Privat-wirtschaft, sagten Sie.

Die Idee hier ist, unser Versicherungs-wesen auszuweiten und Leute gegen den Verlust ihrer Existenzgrundlage zu versichern. Und zwar durch eine private Versicherung, ganz ohne den Staat. Im Lauf der Geschichte wurden immer mehr Probleme versicherbar, mit Feuerversicherungen nach dem großen Brand von London fing es an. Irgendwann kam die Idee der Kran-ken- und der Lebensversicherung dazu oder auch die Berufsunfähig-keitsversicherung. Aber darauf, sich gegen das Risiko abzusichern, dass man von einem Computer ersetzt wird oder dass man sonst einfach überflüssig wird, ist bisher niemand gekommen. B Vielleicht sollten sich auch Fir-

men gegen dieses Absturzrisiko versichern?

Im Risikokapitalgeschäft gibt es das ja schon teilweise. Nehmen wir an, Sie haben eine Geschäftsidee, die Sie einem Risikokapitalgeber vortragen. Und der macht dann einen Deal mit Ihnen, bei dem er Geld in Ihre Fir-ma investiert und Ihnen ein Gehalt garantiert, obwohl Ihre Firma noch keinen Pfennig verdient hat. Und falls aus der Idee nichts wird, trägt er das Risiko, nicht Sie. Ich bin sicher, dass sich so etwas Ähnliches auch auf Personen übertragen lässt. Jeder Ein-zelne wäre in der Zukunft dann seine eigene kleine Firma.

(lacht) Glauben Sie mir, auch die deutsche Hochschulbildung war bes-ser vor der Einführung des Wohl-fahrtsstaates. Im 19. Jahrhundert hatte Deutschland die besten Uni-versitäten der Welt. Nehmen Sie die Universität Göttingen zum Beispiel. Redet von der noch jemand? Das war mal die Universität mit den besten Mathematikern und Physikern der Welt. Was ist passiert?B Wer weiß, vermutlich wurden

die alle von Yale, Harvard oder Princeton abgeworben.

Möglich, und genau darum geht’s doch: Gutes hat seinen Preis. Und Ihr Europäer kapiert das nicht. In Europa glaubt man, dass so ein Professor nicht viel Geld verdienen sollte. Aber der weiß selbst, was er wert ist – und geht darum woanders hin. Vielleicht nach Amerika, ja.B Spannender, als die Ungleichheit

zu erklären, ist die Frage, was man dagegen tun kann.

Ich hätte zwei Vorschläge – einen für Regierungen und einen für die Privat-wirtschaft. B Fangen Sie mit den Regierungen

an.Ich schlage ein Gesetz vor, mit dem das Steuersystem automatisch an die Entwicklung der Ungleichheit gekoppelt wird und die Steuern an-hebt, wenn sich die Ungleichheit ver-schärft. B Ein Index-System?Ja, und zwar mit einem Index, der die Ungleichheit an sich abbildet, nicht nur die Inflation. Man muss natürlich einen Maßstab finden, auf den wir uns einigen können – und wenn die Un-gleichheit dann bestimmte Schwellen überschreitet, gehen die Steuern auto-matisch in die Höhe, genug jedenfalls, um die Ungleichheit einzudämmen. Aber das müsste halt heute schon ins Gesetz geschrieben werden, vielleicht sogar in die Verfassung.B Abgesehen davon, dass ein

Ungleichheitsmaßstab kaum defi-nierbar ist, bringen Steuererhö-hungen die Leute sofort auf die Barrikaden.

Es gibt ein interessantes psychologi-sches Phänomen, das von Trope und Liberman beschrieben wurde, die „Temporal Construal Level Theory“. Sie besagt, dass Menschen großzügig und idealistisch mit dem sind, was in weiter Zukunft liegt. Wenn man sie also jetzt dazu bekäme, dem zuzustimmen, was wir in Zukunft tun müssen, ließe sich das sogar in die Verfassung schrei-ben. Dank der Zukunfts-Großzügigkeit könnte man wohl sogar Republikaner zu einem Deal bewegen.

B Sie glauben wirklich, dass das umsetzbar wäre?

Ein gutes Beispiel wäre Kanada, das sich 1982 eine neue Verfassung gege-ben hat, in der ein Ausgleichssystem festgeschrieben wurde. Das sollte si-cherstellen, dass soziale Leistungen in allen kanadischen Provinzen von gleicher Qualität sind. Und nötigen-falls dürfen die reichen Provinzen dann von den armen Provinzen zur Kasse gebeten werden. B So was kennen wir in Deutsch-

land übrigens auch – wir nennen

Demnächst in unseren Buchläden: das neue Werk des Professors.

U

Page 82: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

82 Berlin Deutschland

Ein Zimmer des 25hours-Hotels Bikini – mit frei stehendem Bad, starken Farben.

Zum Abhängen in die Hängematte – und dazu Vogelgezwitscher und Affengeschrei.

Über diesen Wipfeln ist niemals Ruh’: das lässige Restaurant Neni im 25hours-Hotel Bikini Berlin.

Blick in die Monkey-Bar – und auf den „urban jungle“ rund um die Gedächtniskirche.

ZEHLES

3

ZIELE

Page 83: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

83

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

Im Traum hörte ich Löwengebrüll und einen lang gezogenen, fremdartigen Ton – wie das Trompeten eines Ele-fanten. Aufgewacht aber bin ich erst durch helles, aufgeregtes Ge kreisch: Affengeschrei. Vom Fenster aus sah ich dann, tief unten im Grün, wie sich Paviane in ihren Kletterbäumen balg-ten. Doch kein Traum: Es war 9 Uhr, Fütterungszeit für die Affen im Ber-liner Zoo, und ich wohnte gerade ein paar Stockwerke drüber, Zimmer 812, im 25hours-Hotel Bikini Berlin.

Ein schöner Moment. Ich be-schloss, ihn in der Hängematte aus-zukosten, die vor meiner Fensterfront gespannt war. Nur noch ein „Bitte nicht stören“-Schild vor die Tür! In diesem Zimmer gab es davon freilich gleich mehrere Varianten. Ich verwarf den Vorschlag: „Please place aspirin in front of the door and leave!“ und ent-schied mich für: „There is a monster behind this door“.

So schaukelte ich ungestört vor demgrünen Meer der Bäume und verfolg-te das graziöse Schweben ungezähl-ter Graureiher. Überrascht, dass der Tiergarten von hier oben tatsächlich wie ein kleiner Central Park aussieht, und noch mehr überrascht, wie gut ge-launt, lässig und entspannt ich dieses Hotel Bikini empfand. Zur Zielgruppe – ausgeruhter Hipster, Jeans, Hoodie, Lederrucksack – zähle ich schließlich nicht und gebe gerne zu, dass ich in Berlin eher dem teureren Charme ei-nes Luxushotels wie dem Stue im na-hen Diplomatenviertel zuneige. Das preisgünstige Bikini-Hotel aber mach-te staunen: dessen Professionalität, Lebensfreude, Lust an Überraschung.

Das Hotel ist Teil des in den Fünf-zigern erbauten Bikini-Hauses, einst Statement der Nachkriegsmoderne, „Schaufenster des Westens“ (und we-gen eines luftigen Stockwerks in der

Taille mit dem eingängigen Spitzna-men versehen). Heute dient das Ge-schäfts- und Büro-Ensemble, für über hundert Millionen Euro umgebaut und restauriert, erneut als Symbol für ei-nen Wiederaufstieg: die Renaissance des Viertels am Zoo.

Der Breitscheidtplatz wirkte Mit-te August freilich so verwahrlost und schäbig wie eh und je. Ob die ehrgeizig konzipierte Concept Mall einmal die Erwartungen der bayerischen Inves-toren erfüllt, mögen wir noch nicht beurteilen. Vor dem 25hours-Hotel, im sogenannten kleinen Bikini-Hochhaus nebenan, standen Menschen jedenfalls Schlange. Ein Event? Nein, sie warteten nur auf einen Platz an der Bar.

Die Rezeption findet sich erst im dritten Stock, alles ist kunstvoll un-fertig, eine 1000-qm-Lounge im Indus-trie-Design. Die Flure in den einzelnen Stockwerken sind nachtschwarz. Licht geben nur die Neon-unterlegten Zim-merzahlen. Geheimnisvoll solle das wirken, der Bezug zur Berliner Club-Welt sei gewollt. Im heißen August wirkte das vor allem – stickig.

Die Zimmer aber sind hell und schlau konzipiert: Der Schreibtisch ist

um die Minibar gebaut, das Bad offen, mit frei stehendem Waschbecken und geräumiger Dusche. Alles ist da, vom Föhn bis zur Fußbodenheizung, dazu viele freundliche Details. Ein Stecker mit „Dauerpower“. Ein Schlafaffe aus Plüsch fürs Bett. Und auf die hellgrü-nen Wände hat Yoshi Sislay, ein japa-nischer Künstler, mit dem Eddingstift zärtliche Zeichnungen gemalt. Seine feingliedrigen humorvollen Illustratio-nen leiten einen durchs ganze Haus.

Die 25hours-Erfinder, vier Profis aus der deutschen Hotel- und Im-mobilienwelt, behandeln ihre Gäste, auch in Berlin, ihrem siebten Haus, wie Freunde. Leih-Fahrräder sind im Übernachtungspreis eingeschlossen. Für Auto-Liebhaber stehen drei „Minis“ bereit. Und man gibt sich herrlich lo-cker. „Ipad“? Haste keens, bekommste eens (gegen Pfand an der Rezeption). Zimmerservice? Nee! „Unser James kümmert sich 25 hours um die Affen im Dschungel.“ Wer Lust auf Pizza oder Sushi hat, dem wird ein Bring-dienst aus der Umgebung empfohlen.

Die Bikini-Macher verstehen ihr Handwerk. Und Werner Aisslinger, ihr Designer, versteht Berlin. Im 10. Stock, auf dem Dach, schwelgt er in seiner Idee vom urban jungle. Das Restau-rant Neni ist umsäumt von Terrassen, irgendetwas zwischen Wintergarten und Gewächshaus, die Küche ostme-diterran. Balagan – entspanntes Cha-os, nennt Haya Molcho, Wienerin und Ehefrau des Pantominen Samy Mol-cho, ihr eklektisches Konzept. Alles ist frisch und familientauglich. Jeder probiert von allem, und der Service ist ungemein schnell, fast möchte man sagen: sportlich.

Come as you are�… so lautet das Motto. Und Berliner und Berlin-Besu-cher nehmen das ja wörtlich. Innerhalb eines Jahres wurde die Monkey-Bar

Drei neue Hotels sorgen für frischen Wind in der alten City West. Und bringen Witz und Glamour in den Großstadtdschungel am Berliner Zoo.

SIBYLLE ZEHLE

kennt die wichtigsten Köpfe der Wirtschaft und die schönsten Plätze der

Welt. Immer wieder entdeckt die Buchautorin Menschen und Orte mit

Charakter und Magie.

BEI DEN STADTAFFEN VON BERLIN

ZEHLES ZIELE

ILLUSTRATION: ALEXANDRA COMPAIN-TISSIER FÜR BILANZFOTOS: BIKINI HOTEL (4)

Page 84: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

PRIVAT

84

HOTEL AM STEINPLATZ

Steinplatz 4, 10623 BerlinTel. 030�/�55�44�44�0

87 Zimmer und Suiten; ab zirka 135 Euro

Darum müssen Sie hin: die Bar! Die Küche von Marcus Zimmer!

Das könnte besser sein: Der Innenhof muss charmanter werden.

25HOURS-HOTEL BIKINI BERLIN

Budapester Straße 40, 10787 BerlinTel. 030�/�12 02 21 0

149 Zimmer; ab zirka 120 Euro

Darum müssen Sie hin: das 19-Euro-Frühstück im Neni.

Das könnte besser sein: Der Ansturm

auf Monkey-Bar und Neni ist enorm. Da müssen Wasch räume

häufiger kontrolliert werden.

HOTEL ZOO

Kurfürstendamm 25, 10719 BerlinTel. 030�/�88�43�70

145 Zimmer und Suiten; ab zirka 160 Euro

Darum müssen Sie hin: die Sitzplätze im Living Room vor dem Kamin.

Das könnte besser sein: DerService ist hilflos bis überfordert.

neben dem Neni zum Hot-Spot der Stadt. Auf Stufen, Hockern, Puffs drängten sich die Gäste dieses Som-mers, tätowiert, gesträhnt, gepierct. Kein Durchkommen mehr auf den Dachterrassen. So ein Affentheater. Und Peter Fox singt: „In einer Stadt voller Affen ist es laut und stinkt / Al-les blinkt, man wird taub und blind.“

Da wächst dann doch irgendwann die Sehnsucht nach dem Ku’damm, dem neuen alten Prachtboulevard. Nur ein paar Schritte sind es zum le-gendären Hotel Zoo. Die ehemalige Privatresidenz von Alfred Messel, ei-ner der großen Berliner Architekten, diente schon seit 1911 als Hotel. Und wurde von zwei privaten Investoren unlängst wiedereröffnet – grandios restauriert. Was für ein Entrée! Ein 22 Meter langer Laufsteg, mit krie-chenden Leoparden auf jadegrünem Teppich, freigelegte Backsteinwände, raffiniert beleuchtet, und an der Decke schwerer Stuck. Im Living Room, mit seiner über sechs Meter hohen, der Gründerzeit nachempfundenen Tür und den riesigen Spiegeln, fühlt man sich wie Alice im Wunderland. Und im Fahrstuhl bricht später beim ersten Knopfdruck ein Blitzlichtgewitter los! Simuliertes Paparazzi-Gedränge. Ein filmischer Überfall. Das ist mehr als Design. Das ist eine perfekte Inszenie-rung der Amerikanerin Dayna Lee und ihres „Powerstrip Studio“.

„Ob ein Hotel gut ist, merke ich am Empfang“, sagt Hotel-Tycoon Horst Schulze. Im Hotel Zoo sage ich zum Einchecken meinen Namen. Ratlo-sigkeit. Wiederholung des Namens. Schweigen. „Ach, jetzt habe ich Sie ge-funden! Wir haben Sie zu Ihrem Kolle-gen gelegt.“ Welcher Kollege? „Sind Sie nicht auch bei diesem Event?“ Welcher Event? – Kein guter Beginn.

Als wir am nächsten Morgen abrei-sen, sind wir überzeugt, in einem der ambitioniertest eingerichteten Hotels von Berlin übernachtet zu haben – mit dem hilflosesten Service von allen. So vieles ist hochtrabend – und wird nicht eingelöst. Und so viele Kinder-krankheiten. Das Standardzimmer

„Wir haben keine kleinen Flaschen“, bestätigt der Zimmerkellner. Aber weiß er vielleicht, wie man die große Stehlampe entzündet? Er guckt, pro-biert und kommentiert es schließlich brandenburgisch: „Det is bloß Deko.“

(Tatsächlich, so zeigte sich später, war der Schalter nur unter den boden-tiefen Lampenschirm gerutscht).

Auch das schicke Grace-Restaurant mit seinen glitzernden Kronleuchtern in Volièren erfüllt seinen Anspruch nicht. Viel Wortgeklingel in der Karte – Mittelmaß auf dem Teller. Und wir fliehen in das nahe Hotel am Stein-platz, das Jugendstil-Juwel von August Endell, dem Baumeister der Hacke-schen Höfe. Hinter seiner olivgrünen Fassade mit den maurisch anmuten-den Spitzbogenfenstern hat sich ein solides Boutique-Hotel etabliert. Erst im Dezember 2013 als erstes deutsches Haus der „Autograph Collection“ von Marriott eröffnet, machte es sich mit seiner regionalen Küche schnell einen Namen. Innen ist es vielleicht ein we-nig zu schnieke, zu glatt, und beschwört mitunter zu angestrengt den Geist der 20er-Jahre. In den Fluren laufen Stummfilme aus der großen alten Ber-liner Zeit, das ist schön, sieht man doch endlich mal Männer mit Hut und Man-tel auf den Straßen, aber im Spa gibt es eine 20-minütige „,Romy Schneider Ex-press‘-Massage – inklusive einem Glas Winzersekt“. Das hat sie nicht verdient.

Heute sitzt man in der kultiviert geführten Bar und sieht Menschen in Flip-Flops und T-Shirts vorbeischlap-pen. Manchmal kommt dann sogar noch die 95-jährige Ilse Eliza Zeller-mayer dazu, Tochter des einstigen Ho-telgründers, Bankier Max Zellermayer. Von der jüdischen Herkunft des Vaters erfuhr sie erst, nachdem ihn 1933 die Gestapo vorgeladen hatte. Die Demü-tigung überlebte er nicht.

Und plötzlich hat man brennende Sehnsucht nach dem Affenzirkus auf dem Bikini-Dach. Nach Peter Fox und seinen Stadtaffen. Entspannt im Hier und Jetzt. „Wir feiern ausgelassen, ich rauch’ und trink’ / Affen feiern auch, wenn sie traurig sind.“ P

ZEHLES ZIELE

FOTOS: HOTEL AM STEINPLATZ (2),HOTEL ZOO (2)

trumpft auf mit Art-déco–Eleganz, aber im Bad dient die Handbrause in der Wanne gleichzeitig als Dusche, die Klobrille verdeckt aufgeklappt die Spülung, der Schminkspiegel ist un-beleuchtet�… Dafür ist über der Mini-bar-Theke der Licht-Spot kaputt, und im Barschrank findet sich zwar ein Fläschchen mit grünem Nagellack, aber kein Tropfen Rotwein.

Page 85: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

85

Schwarze Stores, helles Leder: ein Hauch Art déco in den Zimmern des Hotels Zoo.

Was für ein Auftritt! Über den grünen „Catwalk“ des Hotels Zoo kriechen Leoparden.

Jugendstil-Juwel am Steinplatz mit Fassaden-Schmuck so zart wie Farn.

Die Küche ist offen, die Speisen sind regional. Berühmt im Hotel am Steinplatz: Königsberger Klopse.

Berlin Deutschland

ZEHLES

3

ZIELE

Page 86: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

PRIVAT

86

Gentrifikation heißt das Reizwort für den Verdrängungswettbewerb in den Städten. Hierbei spielt die Kunstszene eine tragende Rolle. Der Prozess läuft nach dem immergleichen Muster ab: Billige, infrastrukturell unterentwi-ckelte Wohnviertel gewinnen allmäh-lich an Attraktivität durch den Zuzug von Künstlern, die nach günstigen Wohnungen und Ateliers suchen – eine neue Szene etabliert sich, schicke Lokale, interessante Kunstgalerien er-öffnen –, schließlich ist das Viertel an-gesagt, zieht eine einkommensstärke-re Klientel an, die Mietpreise steigen, neue Immobilien werden gebaut, viele spekulieren auf eine fortwährende Entwicklung. Doch die ursprünglichen Bewohner und Einzelhändler können sich diesen Ort nun nicht mehr leisten und müssen umziehen.

In New York hat dieser Prozess nach dem East Village, nach Soho, dem Meatpacking District und Williams-burg nun auch die Lower East Side erreicht: Hier siedelten sich nach Er-öffnung des New Museums 2007 ver-schiedene angesagte Galerien an und auch immer mehr trendige Geschäfte und Lokale.

Zuletzt hat der auf signature buil-dings spezialisierte Immobilienma-gnat und Kunstsammler Aby Rosen, dem auf der New Yorker Upper East Side und in Midtown bereits legendä-re Gebäude gehören, wie das Seagram Building, das Lever House oder 980 Madison, seine Liebe zur Lower East Side entdeckt und sich an der Bo-wery ein spektakuläres, aktuell noch mit Graffiti überzogenes ehemaliges Bankgebäude gesichert. Passender-weise wurde das noch unrenovierte, 117 Jahre alte Haus, dem eine große und renditenreiche Zukunft bevor-steht, mit einer von Vito Schnabel kuratierten Ausstellung eröffnet.

Aber Kunst spielt noch bei weit größe-ren Immobilienträumen eine gewichti-ge Rolle: Im Zentrum von Manhattans – angesichts der bereits vollkommenen Verdichtung der Stadt – wohl letztem megalomanem Immobilienentwick-lungsbereich, der Hudson Yards, ent-stehen auf einer neuen, die Geleise der Long Island Rail Road überdachenden Fläche 15 Wolkenkratzer für Büro- und Geschäftsnutzung.

Mittendrin wird es aber einen ein-zigen anders orientierten Baukörper geben: Culture Shed, eine hochflexi-ble, multifunktionale Konzert- und Ausstellungshalle, entwickelt von den New Yorker Stararchitekten Diller, Scofidio + Renfro, die hier an der West Side von Manhattan schon die Attrak-tion des High-Line-Parks geschaffen haben.

Culture Shed, das von Dan Doc-toroff, dem ehemaligen Chef des In-formationsdienstleisters Bloomberg, vorherigen New Yorker Vizebürger-meister und jetzigen Oberhaupt der Google-Firma Sidewalk Labs, voran-getrieben wird, soll bei Fertigstellung

im Jahr 2018 nicht nur eine neuartige Kulturinstitution darstellen.

Die Halle gilt auch als ambitionier-tes Symbol dafür, dass gigantische Im-mobilienentwicklungsprojekte immer häufiger ein kulturelles Zentrum be-nötigen – das hoffentlich nicht nur als Feigenblatt für Geschäftsinteressen herhalten muss.

In Deutschland ist der „Kunst-Im-mobilien-Komplex“ noch etwas klei-ner dimensioniert und der traditio-nellen und für die deutsche Kunst-landschaft wichtigen „Kunst am Bau“ verpflichtet, also der Auflage, beson-ders bei öffentlichen Bauprojekten, etwa ein Hundertstel der Bausumme für Kunstwerke am oder rund um das Gebäude einzusetzen.

Bezeichnenderweise ist das Ein-zige, was am neuen Berliner Flugha-fen sowohl pünktlich als auch zu den veranschlagten Kosten fertiggestellt wurde, die rund zwei Millionen Euro teuren Großinstallationen von hervor-ragenden zeitgenössischen Künstlern wie Olaf Nicolai oder Pae White. Seit-her werden ihre Werke regelmäßig ab-gestaubt und warten wie alle anderen auf Eröffnung.

Im umkämpften Immobilienmarkt steht nicht mehr unbedingt die Forde-rung nach Kunst am Bau im Vorder-grund. Zunehmend heißt es: „Kunst macht den Bau“. Dass Menschen, die exklusive Immobilien kaufen, häufig auch an teurer zeitgenössischer Kunst interessiert sind, führt dazu, dass Im-mobilienentwickler Spitzenkünstler ohne Umweg anheuern und als Zug-pferde einsetzen.

Ein Starkünstler wie Julian Schna-bel, der schon das schicke Gramercy Park Hotel in New York gestaltet hat, verdingt sich als Designer of Public Spaces bei der Entwicklung des spekta-kulären Hochhauses Brickell Flatiron

HOLLEINS KUNSTWELT

DAHEIM, WO DIE KUNST ZU HAUSE ISTÜber die erstaunlich vielfältigen

Beziehungen zwischen Kunst und Immobilienwirtschaft.

MAX HOLLEIN

ist der einflussreichste Museums-direktor des Landes und womöglich

der beste Manager Frankfurts. Er hat das Städel, die Schirn

Kunsthalle und das Liebieghaus zu internationaler Geltung geführt.

Page 87: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

87

BILANZ / SEPTEMBER / 2015

in Miami, für das er auch gleich Mar-kenzeichen und Werbekampagne mit-entwickelt hat.

Ein Großeinkäufer von Jeff- Koons-Skulpturen ist neuerdings der argentinische Immobilienentwickler Eduardo Costantini, der für seine ak-tuellste Luxus-Wohnsiedlung Ocea-na Bal Harbour in Miami gleich zwei Hauptwerke von Koons aus der neuen Serie erworben hat – die als glitzernde Außen skulpturen bereits in die virtu-elle Darstellung der Verkaufsbroschü-re eingebaut sind.

Dort, wo schon jede Immobilie mit allem Luxus ausgestattet ist, macht eine Koons-Skulptur den Unterschied – und für den sammelnden developer bringt es den Vorteil, dass diese Erwer-bungen als Betriebsausgaben über die Geschäftsbücher laufen.

Aber nicht nur in Miami gilt „Home is where the Art is“, auch an-dernorts dient Kunst mittlerweile als ultimatives Unterscheidungsmerk-mal bei Luxusimmobilien. Da werden

in aufwendige Objektbroschüren die Innenansichten der Apartments im Handumdrehen per Photoshop mit Kunstwerken aufgepeppt oder Be-sichtigungstermine einer neuen Im-mobilie gleich mit einer Kunstaus-stellung vor Ort kombiniert, um dem Gebäude rasch notwendiges Charis-ma und Alleinstellungsmerkmale zu-zuführen.

Bei manchen Entwicklungen reicht schon die Bekanntheit des Künstlers, um die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Vor einem Jahr etwa erhielt Damien Hirst das Recht, einen ganzen neuen Stadtteil mit 750 Häu-sern, Läden und Schulgebäuden in der englischen Küstenkleinstadt Ilfracom-be als developer zu errichten.

Angesichts der wachsenden Po-pularität zeitgenössischer Kunst wer-den wir immer häufiger Zeuge solcher

Entwicklungen sein – mögen sie auch nicht alle so riesenhaft ausfallen wie in Ilfracombe.

Aber bei allen Verstrickungen ist es auf der anderen Seite auch ein Se-gen, wenn es eben nicht nur die frag-würdigen Dinge sind, die die Kunst- und Immobilienwelt zusammenbrin-gen – wie jene Objekte, die bei uns jeden Kreisverkehr „zieren“, oder die standardisierten Schwarz-Weiß-Fo-toaufnahmen von Meeresbrandun-gen, die in sogenannten Art Hotels für (künstlerisch mangelhaftes) Flair sorgen. P

BERICHTIGUNG

In der Kolumne 7/2015 haben wir das von Autor Max Hollein korrekt als

Phillips benannte Auktionshaus fälschlicherweise noch mit dem bis 2013

gültigen Namen Phillips de Pury bezeichnet. Wir bitten unsere Leser,

diesen Fehler zu entschuldigen.

Ein Verkaufsprospekt für eine Luxus-Residenz wirbt mit Jeff Koons’ „Pluto and Proserpina“ (Montage).

ILLUSTRATION: ALEXANDRA COMPAIN-TISSIER FÜR BILANZRENDERING: OCEANA BAL HARBOUR

Page 88: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

88

Wer glaubt, es gäbe in Deutschland erstklassige China-Restaurants, der könnte ebenso gut glauben, Guido Maria Kretschmer sei ein begnadeter Modeschöpfer. Dabei geht es mir weni-ger um Authentizität als um Qualität. Nichts dagegen, wenn sich zugunsten des Geschmacks kantonesische Ele-mente mit kalifornischen vermischen. In London gibt es alles: von einfach und werktreu bis glamourös und Miche-lin-besternt. War gerade zum Lunch im Royal China Club. Viel Tradition, kaum Langnasen und gute Dim Sum.

SPIEKERAm Hogen Hagen 4, Bad Zwischenahn,

www.spieker-gaststaette.deBOHNENEINTOPFMein Rezept mit Einkaufsliste

und Anleitung finden Sie auf www.bilanz-magazin.de

Normalerweise nimmt man getrock-nete weiße Bohnen für diesen Eintopf. Ich aber mische sie gern mit den sel-tenen schwarz-rot geflammten Prunk-bohnen. Geschmacklich wie optisch ein Genuss. Auf die Spitze treiben kann man ihn freilich im September.

NOBU BERKELEY15 Berkeley Street, London,www.noburestaurants.com

Die Londoner Nobu-Ableger, 1997 und 2006 lautstark eröffnet, sind immer noch State of the Art. Keiner macht besseres Oktopus-Carpaccio oder Lobster-Ceviche als Nobuyuki Matsu-hisa. Dafür berappen die jeunes et jolies gerne die 200 Euro, die fürs Dinner zu zweit in etwa aufgerufen werden. Demnächst übrigens auch in Mün-chen: Im Spätherbst startet Deutsch-lands erstes Nobu in den Räumen des Mandarin Oriental.

Dann ist Palbohnen-Saison: Es gibt frisch gepalte (ausgelöste) weiße Bohnenkerne, die sich zu normaler Trockenware in etwa so verhalten wie Bone China zu Steingut.

FRED BAADER

war mit seiner Agentur Baader Lang Behnken einer der Großen

in der deutschen Werbewirtschaft. 2013 veröffentlichte der Hamburger

Genussmensch sein erstes Kochbuch.

VITAMIX S30 www.vitamix.de

Viele Küchen sind heute so vollgestellt mit Elektrogeräten wie technische La-bore. Ich habe das nie gemocht. Weil es mir die Arbeitsflächen und Stauräu-me zumüllt. Allerdings wurde ich mir gerade untreu. Musste einen Hoch-leistungs-Mixer kaufen, nachdem ich bei Poletto all die schönen grünen Salatsaucen probiert hatte. Die Profis besitzen natürlich Flaggschiffmodelle mit über zwei PS. Mir reicht der „Vi-tamix“ für 499 Euro. Damit lässt sich perfekt Mayonnaise und eben auch die grüne Vinaigrette zusammenquirlen. Smoothies? Nie im Leben!

FOTOS: VITAMIX, HEINER BAYER, ROYAL CHINA GROUP, DER SPIEKER, MANDARIN ORIENTALILLUSTRATION: ALEXANDRA COMPAIN-TISSIER FÜR BILANZ

CHINESEN SO GUT WIE KRETSCHMERFünf Empfehlungen für den Holz- und Engelmonat.

BAADERS BESTE

P

auf großen Tabletts serviert, tragen das Preisschild im Maul (12 bis 17 Euro), und jeder nimmt sich so viele, er will. Dann Haut abziehen mit bloßen Hän-den und das zarte Fleisch direkt von der Gräte zutzeln. Dazu gibt es trocke-nes Schwarzbrot, Bier und Aquavit.

Es gab Zeiten, da verdrückte ich vier Exemplare. Von Räucheraalen ist hier die Rede, die nirgendwo so gut sind wie im Spieker. Sie werden stapel weise

ROYAL CHINA CLUB40�–�42 Baker Street, London,

www.rcguk.co.uk

Page 89: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

89

A ACHLEITNER, PAUL 9 AISSLINGER, WERNER 83 AKERLOF, GEORGE 79 ALBRECHT,

CÄCILIE & THEO JR. 20 Altan 18

B BAGEL-TRAH, SIMONE 36 BECHT, BART 17 BEETZ, BERND 10 BENKO, RENÉ 12 BENTZ, JERO 42 BERGOLD, TIMM 32 BHF-Bank 9, 63 BHF Kleinwort Benson 9, 63 Berkshire Hathaway 41 BLATTER, SEPP 9 BMW 11, 18 BOEHRINGER, CHRISTIAN 37 BOSCH, CHRISTOF 28 BRANDT, WERNER 9 BRAUN, LUDWIG GEORG 24 BRECHT-BERGEN,

CHRISTINE�&�STEPHANIE 35 BRUCH, THOMAS 33 BUFFETT, WARREN 17, 79 BUSCH, ROGER 10

C Continental 10, 16 COSTANTINI, EDUARDO 87 CROMME, GERHARD 38

D DEICHMANN, HEINRICH 25 DENNER, VOLKMAR 28 Deutsche Bank 10, 68 DIESS, HERBERT 11 DOCTOROFF, DAN 86 DOMMERMUTH, RALPH 26 DÜRR, HEINZ 40 DUFFNER, GEORG 39

E ENGELEN-KEFER, URSULA 73 ENGELHORN, CURT 32 ESCH, JOSEF 9

F FIELMANN, GÜNTHER�&�MARC 27

FISCHER, LEONHARD 63 Fosun 9, 63 FOX, PETER 84

G GABRIEL, SIGMAR 61 GEHRIG, KLAUS 17 GEMKOW, STEPHAN 12 Gott, der liebe 24 GOUDET, OLIVIER 17 GROSSE, HEINZ-WALTER 24 GRUBE, RÜDIGER 9 GRUNDKE, MANFRED 25 H HAGER, DANIEL 34 HANIEL, FRANZ MARKUS 13, 38 HARF, PETER 17 HAUB, KARL-ERIVAN W. 28 HEISTER, PETER MAX 18 HERAEUS, JÜRGEN 38 HERRENKNECHT, MARTIN 41 HERZ, GÜNTER & DANIELA 27 HIRST, DAMIEN 87 HUBER, BERTHOL 10 J JENNER, HARTMUT 27 JÜTTE, STEFAN 71

K KANDZIORA, BERTRAM 31 KÄRCHER, JOHANNES 27 KEITEL, HANS-PETER 9 KELLERHALS, ERICH 12

KERS, RONALD 26 KETTWIG, HANS-DIETER 22 KLATTEN, SUSANNE 18 KLEIN, WOLFGANG 71 KLEY, KARL-LUDWIG 37 KLOCKHAUS, WERNER 13 KNAUF, ALEXANDER 25 KOCH, LOTHAR 61 KOCH, OLAF 12 KRETSCHMER,

GUIDO MARIA 88 KÜHNE, KLAUS-MICHAEL 21 KÜPFER, PETER 13

L LIEBHERR, ISOLDE & WILLI 24 LIENHARD, HUBERT 33 LINDNER, CHRISTIAN 61 Liqid 66 LOH, FRIEDHELM 33

M MANKEL, KARL-RUDOLF 35 MASCHMEYER, CARSTEN 41 MATSUHISA, NOBUYUKI 88 MAYER-STIHL, EVA 31 MEISTER, SIEGFRIED 30 MERKEL, ANGELA 61 MESSER, STEFAN & JENJIRA 40 Metro 12 MIELE, MARKUS 39 MOLCHO, HAYA 83 MÜLLER, MATTHIAS 11 MÜLLER, THEO 26 MÜLLER, WERNER 9

N NÄDER, HANS GEORG 40, 57 NÄDER, MAX 59 NAEVE, KLAUS 26 NIERSBACH, WOLFGANG 8 Nordex 18

O ODDO, PHILIPPE 62 Oddo & Cie 10, 63 OETKER, AUGUST 26 OETKER, RICHARD 22 OSTERLOH, BERND 9, 11 Ottobock 40, 58 OTTO, MICHAEL 24 OTTO, SIEGFRIED 44

P Palbohnen 88 PIËCH, FERDINAND 10 PIEROTH, ELMAR & KUNO 45 PLATINI, MICHEL 8 PLATTNER, HASSO 58 POFALLA, RONALD 9 POHL, LARISSA 90 POLETTO, CORNELIA 9 PORSCHE, WOLFGANG 10, 37 Postbank 68, 71 PÖTSCH, HANS DIETER 11

R RANDLKOFER, GEORG�&�FLORIAN 42

RAUBALL, REINHARD 8 REIMANN, WOLFGANG 16 REIMANN-HAAS, RENATE 16 REITZLE, WOLFGANG 10 REPPEGATHER, UWE 41 REUS, MARCO 9 RIEGEL, HANS GUIDO 30 RINNERT, JAN 38 ROBENS, BJÖRN 9, 63 ROGOWSKI, MICHAEL 72 RORSTED, KASPER 36 ROSEN, ABY 86 ROSENFELD, THOMAS 66 RUFF, ANDREAS 45 RWE 9

S Sal. Oppenheim 9 SAMWER-Brüder 58 SCHADEBERG, BERNHARD 59 SCHAEFFLER, GEORG 16 SCHAEFFLER-THUMANN,

MARIA-ELISABETH 16 SCHÄUBLE, WOLFGANG 61 SCHETTER, GERHILD 31 SCHEUFELE, CAROLINE,

KARL & KARL-FRIEDRICH, 35 SCHNABEL, VITO 86 SCHNEIDER, MANFRED 9 SCHNEIDER, REINHARD 44 SCHNEIDER-SICKERT, CHRISTIAN 66 SCHÖRGHUBER,

ALEXANDRA 26 SCHRADER, HANS-OTTO 24 SCHRÖDER, GERHARD 8 SCHULENBERG,

KLAUS-PETER 35 SCHULZ, EKKEHARD 9 SCHULZE, HORST 84 SCHÜSSEL, WOLFGANG 9 SCHWARZ, DIETER 17 SGL Carbon 18 SHILLER, ROBERT 78 SISLAY, YOSHI 83 SIXT, ERICH & REGINE 41 SOHI, MOHSEN 37 SPÄTH, LOTHAR 60 STEG, THOMAS 8 STEIM, HANS-JOCHEM 45 STEINEMANN, JÜRGEN 13 STIHL, HANS PETER 30 STIHL, RÜDIGER 31 STOSCHEK, MICHAEL 34 STOSCHEK, JULIA 34 STRAUSS, FRANK 68

T TERIUM, PETER 9 THIELE,

HEINZ HERMANN 20, 43 THIELE, HENRIK 20 THIEL, PETER 21, 58 TRUMP, DONALD 79

V VIESSMANN, MARTIN 32 VOIGTLÄNDER, CARSTEN 39 VOLKMANN, CHRISTINE 34 Volkswagen 10, 11 VON BAUMBACH,

HUBERTUS 37 VON KROCKOW, MATTHIAS GRAF 9 VON MITSCHKE-COLLANDE,

VERENA 44 VON SCHIMMELMANN,

WULF 71 VON SIEMENS, NATHALIE 38

W WACKER, PETER-ALEXANDER 30, 44

WATZKE, HANS-JOACHIM 8

WEISE, FRANK-JÜRGEN 9 WERHAHN, ANTON 39 WERNDL, BERND 26 WILLE, WERNER KONRAD 42 WILLE, WOLFGANG 42 WINTERKORN, MARTIN 10, 11

WIRTZ, HERMANN & MICHAEL 31

WOBBEN, ALOYS 22 WÖHRL, MARCUS 43

Z ZELLERMAYER, ILSE ELIZA 84 ZETSCHE, DIETER 9, 13 ZIMMERMANN VON

SIEFART, SUSANNE 27 ZINKANN, REINHARD 39

BILANZ Deutschland Wirtschaftsmagazin GmbH, Axel-Springer-Platz 1, 20350 HamburgTel.: (040) 347 234 47Fax: (040) 347 234 50 E-Mail: [email protected]

Herausgeber: DR. ARNO BALZER

Chefredakteur: KLAUS BOLDT (v.i.S.d.P.)

Chef vom Dienst: JOACHIM TRÖSTER

Artdirektion: KATJA KOLLMANN

Chefreporter: VOLKER TER HASEBORG

Redaktion: SOPHIE CROCOLL, STEPHAN KNIEPS, DR. ANNETTE PAWLU,MARK C. SCHNEIDER

Bildredaktion: ULRICH MAHN

Autoren: FRED BAADER, MAX HOLLEIN, MATTHIAS MATUSSEK, SIBYLLE ZEHLE, BERND ZIESEMER

Freie Mitarbeiter: JASMIN DOEHL, RONNY GALCZYNSKI, MICHAEL GATERMANN, NIKOLAS KAMKE, SIRI MATTHEY, JÜRGEN SCHÖNSTEIN

Beratung Fotografie und Illustration: HEIDI RUSSBUELT

Büroleitung: ANNETTE KLANGWALD

Redaktionsassistenz: NADINE MENTZEL

Geschäftsführer: JOHANNES BOEGE, DR. STEPHANIE CASPAR

Gesamtanzeigenleiter: STEFAN MÖLLING; Leiter Premiumvermarktung: STEPHAN MADEL;Objektleitung Anzeigen BILANZ: FLORIAN REINARTZ([email protected])

Herstellung: OLAF HOPF

Druck: Weiss-Druck GmbH & Co. KG, Postfach 30, 52153 Monschau

BILANZ – Das deutsche Wirtschaftsmagazin ist ein Supplement der WELT

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2 für BILANZ Deutschland, gültig ab 1.1.2015

Unsere Standards der Transparenz und der journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit

Die Rechte für die Nutzung von Artikeln für elektronische Pressespiegel erhalten Sie über die PMG Presse-Monitor GmbH, Tel.: (030) 28�49�30 oder www.pressemonitor.de

Leserservice und Heftbestellungen:BILANZ – das deutsche Wirtschaftsmagazin, Leserservice, 20583 Hamburg E-Mail: [email protected].: (0800) 888 66 30

E-Paper erhältlich unter: www.lesershop24.de und www.ikiosk.de

REGISTER IMPRESSUM

Page 90: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

PRIVAT

90

BILANZGEWINNERIN

ILLUSTRATION: ALEXANDRA COMPAIN-TISSIERFOTOS: LARISSA POHL, HEYNE-VERLAG,

PINK MARTINI, UNU

2015Seit September ist Pohl Partnerin

und Vorstandsmitglied der Ham-burger Reklamefirma Jung von Matt

(Umsatz: ca. 81 Mio. Euro; Kunden: Edeka, Sixt), zuständig für, na klar,

die Strategie. Eine solche benötigt JvM dringend, nachdem vergange-

nes Jahr Großkunde Mercedes die Zusammenarbeit beendet hat.

2006Die berühmte Agentur Ogilvy lockt

Pohl in ihre Deutschland-Zentrale nach Frankfurt am Main, wo sie sich

einen Namen macht als Fachfrau für Internetwerbung und Digitalstra-

tegien (u.�a. für VW, Nescafé). 2011 wird sie zur Geschäftsführerin für

Strategie befördert.

1996Pohl bewirbt sich erfolgreich bei der

Agentur WOB in Viernheim, die sich auf Werbung für Geschäftskunden

konzentriert. Hier baut sie die Abtei-lung „Strategische Planung“ auf. Zu

ihren Kunden zählen O2, Hyundai und die DAB-Bank.

1990Pohl 0rganisiert sich einen Studien-

platz in Mannheim: Schwerpunkt Markt- und Werbepsychologie, Ne-

benfach BWL. Geld verdient sie ver-mittels Meinungsumfragen auf der

Straße. Zwischendurch praktiziert sie beim Marktforschungsinstitut

AC Nielsen in Oxford.

1971Kurz nach Larissas Geburt zieht Fa-

milie Pohl aufgrund der Sprunghaf-tigkeit des Familienvorstands (der

Vater ist IBM-Vertriebler) von Stutt-gart nach Quickborn, dann wieder

zurück ins Schwabenland, schließ-lich, Larissa besucht die siebte Klas-

se, nach Wiesbaden (Abitur an der dortigen Elly-Heuss-Schule). „Das

war damals die große, weite Welt.“

LARISSA POHLDie gebürtige Schwäbin ist ab sofort

für die Strategie der Hamburger Werbefirma Jung von Matt zuständig, die

dringend eine neue braucht.

Ihre Hündin Louisa,

vor zehn Jahren in Ungarn

aufgelesen: stets im Büro dabei.

WENN ICH MIR ETWAS VORWERFE,

DANN, DASS ICH VON ANFANG AN

STÄRKER AUF DIE GLEICHBEHANDLUNG

VON MÄNNERN UND FRAUEN HÄTTE

ACHTEN SOLLEN.

“Larissa Pohl

„Neben der tollen Musik für mich die perfekte Symbiose aus Freude,

Talent und Teamgeist.“ (über die US-Musikgruppe

Pink Martini)

Pohl braust auf einem Elektroroller

des Unternehmens Unu durch Hamburg.

Kein anderes Buch bringe sie so

oft zum Lachen wie „Per Anhalter

durch die Galaxis“.

Page 91: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

WWW. F LY V I CTOR . D E / A PP

Fast-Track-Code:BLZAP

ON-DEMAND-PRIVATCHARTER

DAS ERSTE VÖLLIG TRANSPARENTE PORTAL FÜR JET CHARTER.

Page 92: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

DAN STEVENSin

ARMANI.COM/ATRIBUTEARMANI.COM/ATRIBUTE

Page 93: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

Unser Wealth Management.Persönliche Nähe, regionale Präsenz, globale Stärke. Berlin I Bielefeld I Bremen I Düsseldorf I Essen I Frankfurt Freiburg I Hamburg I Hannover I Köln I Mainz I Mannheim München I Nürnberg I Stuttgart I Wuppertal

www.DeutscheAWM.com

Page 94: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

präsentiert

I l lustration / STEPHAN WALTER

Page 95: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

1GEORG SCHAEFFLER und MARIA-ELISABETH SCHAEFFLER-THUMANN

Schaeffler, Herzogenaurach; Continental, Hannover Maschinenbau, Reifen 25,00 21,50

2 Familie REIMANN u.a. Reckitt Benckiser, Slough/England; Coty, New York; Wella, Schwalbach

Haushaltsprodukte, Kosmetik, Genussmittel 23,00 -*

3 DIETER SCHWARZ Schwarz-Gruppe, Neckarsulm Einzelhandel, Immobilien 20,00 -

4 Familien ALBRECHT und HEISTER Aldi Süd, Mülheim Einzelhandel, Immobilien 19,00 18,00

5 SUSANNE KLATTEN BMW, München; SGL Carbon, Wiesbaden; Nordex, Rostock; Altana, Wesel

Auto, Spezialchemie, Windenergie 17,20 11,00

6 Familie THEO ALBRECHT JR. Aldi Nord, Essen Einzelhandel, Immobilien 16,00 16,00

7 STEFAN QUANDT BMW, München; Delton, Bad Homburg Auto, Beteiligungen 15,50 8,20

8 Familie WÜRTH Würth, Künzelsau Befestigungssysteme, Werkzeughandel 9,50 8,10

9 HASSO PLATTNER SAP, Walldorf Rechnerprogramme 8,20 7,50

10 Familie THIELE Knorr-Bremse, München Auto-, Bahnzulieferer 8,10 -

11 KLAUS-MICHAEL KÜHNE Kühne & Nagel, Schindellegi/Schweiz; Hapag-Lloyd, Hamburg Spedition, Reederei 8,00 6,40

11 PETER THIEL Founders Fund, San Francisco; Clarium Capital,New York

Beteiligungen, Kapitalanlagen 8,00 5,20

13 Familie OETKER Oetker, Bielefeld Nahrungsmittel, Reederei, Ho-tels, Immobilien 7,80 7,60

14 ALOYS WOBBEN Enercon, Aurich Windenergieanlagen 7,50 -

15 DIETMAR HOPP SAP, Walldorf; Dievini, Walldorf Rechnerprogramme, Beteiligungen 7,10 6,60

16 Familie BRAUN B. Braun, Melsungen Medizintechnik 7,00 6,20

17 Familie LIEBHERR Liebherr, Bulle/Schweiz Baumaschinen, Maschinenbau, Kühlschränke, Hotels 6,70 6,70

17 Familie TSCHIRA SAP, Walldorf Rechnerprogramme 6,70 6,10

19 Familie MICHAEL OTTO Otto-Gruppe, Hamburg Versandhandel 6,40 6,50

20 Familie KNAUF Knauf Gips, Iphofen Baustoffe 6,00 -

21 Familie JACOBS vorm. Jacobs Suchard, Bremen; Barry Callebaut, Zürich Beteiligungen 5,30 5,10

22 ANDREAS VON BECHTOLSHEIM

Arista Networks, Santa Clara; Google, Mountain View

Netzwerktechnik, Beteiligungen 5,25 4,10

23 Familie AUGUST VON FINCK

vorm. Merck Fink & Co. (Bank), München

Hotels, Vermögens-verwaltung, Beteiligungen, Kapi-talanlagen

5,00 -

24 INGEBURG HERZ Tchibo, Beiersdorf, beide Hamburg

Nahrungsmittel, Kosmetik 4,70 4,60

25 ANDREAS und THOMAS STRÜNGMANN

vorm. Hexal (Pharma); Santo, Holzkirchen Beteiligungen 4,50 4,25

26 Familie DEICHMANN Deichmann, Essen Einzelhandel 4,40 3,80

27 ALEXANDRA SCHÖRGHUBER Schörghuber, München Brauereien, Hotels,

Immobilien 4,30 3,40

28 Familie RETHMANN Rethmann, Lünen Entsorgung, Spedition 4,20 4,00

29 FRIEDE SPRINGER Axel Springer, Berlin Medien 4,00 -

29 RALPH DOMMERMUTH United Internet, Montabaur Internetdienstleister 4,00 2,65

29 THEO MÜLLER Molkerei Müller, Aretsried Nahrungsmittel 4,00 -

32 Familie ALEXANDER OTTO ECE Projektmanagement, Cura, beide Hamburg

Einkaufszentren, Immobilien 3,80 3,50

32 Familie GÜNTHER FIELMANN Fielmann, Hamburg Fachhandel 3,80 3,00

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO* KEIN VORJAHRESVERGLEICH MÖGLICH

RANG

NAMEFIRMA

HEUTEBRANCHE

20152014

Page 96: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

34 Familie GÜNTER HERZ Mayfair, Hamburg; DNV GL, Oslo Beteiligungen, Kapitalanlagen 3,70 -*

34 DANIELA HERZ-SCHNÖCKEL Mayfair, Hamburg; DNV GL, Oslo Beteiligungen, Kapitalanlagen 3,70 -

36 Familie KÄRCHER Alfred Kärcher, Winnenden Reinigungsgeräte 3,60 3,20

37 KARL-HEINZ KIPP vorm. Massa-Märkte (Einzelhandel), Alzey Kapitalanlagen, Immobilien 3,50 3,50

38 Familie HAUB Tengelmann, Mülheim Einzelhandel 3,30 3,50

39 Familie BOSCH Robert Bosch, Gerlingen Autozulieferer, Beteiligungen 3,20 3,00

39 Familie BAUER Bauer Media, Hamburg Medien 3,20 3,20

41 Familie RIEGEL Haribo, Bonn Nahrungsmittel, Immobilien 3,00 2,80

41 SIEGFRIED MEISTER Rational, Landsberg am Lech Großküchen 3,00 1,75

43 BERNARD BROERMANN Asklepios Kliniken, Hamburg Krankenhäuser 2,95 2,20

43 Familie WACKER Wacker-Chemie, München Chemie 2,95 2,65

45 HEINZ-GEORG BAUS Bauhaus, Mannheim; Duscholux, Schriesheim Baumärkte, Immobilien 2,90 2,75

46 ALEXANDER, MARC und OLIVER SAMWER Rocket Internet, Berlin Beteiligungen 2,80 3,00

46 ANDREAS und REINFRIED POHL

Deutsche Vermögensberatung, Frankfurt

Finanzdienstleistungen,Immobilien 2,80 2,80

48 Familie STIHL Stihl, Waiblingen Sägen 2,75 2,40

48 Familie FREIER S. Oliver, Rottendorf Einzelhandel 2,75 -

48 WILFRIED und KURT STOLL Festo, Esslingen Automatisierungstechnik 2,75 -

51 DIRK ROSSMANN Rossmann, Burgwedel Drogerien, Immobilien 2,65 -

52 Familie HUBERT BURDA Hubert Burda Media, München Medien 2,60 2,60

52 INGRID, VICTORIA-KATHA-RINA u. KARL-FRIEDR. FLICK Flick, Wien Beteiligungen,

Kapitalanlagen 2,60 2,50

54 HERMANN undMICHAEL WIRTZ

Mäurer & Wirtz, Stolberg; Grünenthal, Aachen; Dalli-Werke, Stolberg

Waschmittel, Körperpflege, Pharma 2,50 2,50

54 Familie SCHLEICHER Schwenk Zement, Ulm; Paul Hartmann, Heidenheim Bau, Medizinprodukte 2,50 2,50

54 OTTO HAPPEL vormals Gea (Maschinenbau), Bochum Beteiligungen, Kapitalanlagen 2,50 2,40

54 MARTIN VIESSMANN Viessmann, Allendorf Heizanlagen 2,50 2,35

54 Familie MITTELSTEN SCHEID Vorwerk, Wuppertal Haushaltsgeräte 2,50 2,00

54 Familie LEIBINGER Trumpf, Ditzingen Maschinenbau 2,50 -

60 Familie JAHR vormals Gruner + Jahr (Medien),Hamburg Beteiligungen, Immobilien 2,30 2,20

60 Familie DACHSER Dachser, Kempten Spedition 2,30 1,90

62 BRUNO STEINHOFF Steinhoff, Westerstede; JD, Sandton/Südafrika

Möbel, Grundbesitz, Sägewerke 2,25 2,20

63 WILLY STROTHOTTE vormals Glencore (Rohstoffhandel), Baar Kapitalanlagen, Beteiligungen 2,20 2,00

63 Familie DIEHL Diehl, Nürnberg Autozulieferer, Rüstung 2,20 2,00

63 Familie WEISSER Marquard & Bahls, Hamburg Ölhandel 2,20 2,10

66 WALTER DROEGE und HEDDA IM BRAHM-DROEGE Droege, Düsseldorf Unternehmensberatung,

Beteiligungen 2,15 2,15

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO* KEIN VORJAHRESVERGLEICH MÖGLICH

RANG

NAMEFIRMA

HEUTEBRANCHE

20152014

Page 97: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

66 LUTZ MARIO HELMIG vorm. Helios-Kliniken; Aton, Fulda Beteiligungen 2,15 2,00

68 HANS-PETER WILD Wild-Werke, Eppelheim Geschmacksstoffe 2,10 1,70

69 CURT ENGELHORN vorm. Boehringer (Pharma), Mannheim Kapitalanlagen 2,00 1,95

69 Familie WEISS SMS, Düsseldorf Hütten-, Walzwerktechnik 2,00 2,35

69 Familie STORZ Karl Storz, Tuttlingen Medizintechnik 2,00 2,00

72 FRIEDHELM LOH Loh, Haiger Elektrotechnik 1,95 1,90

73 ERICH KELLERHALS Media-Saturn, Ingolstadt Einzelhandel 1,90 2,00

73 THOMAS BRUCH Globus, St. Wendel Einzelhandel, Baumärkte 1,90 1,90

73 WILHELM VON FINCK JR. vorm. Merck Fink & Co. (Bank),München

Land-, Forstwirtschaft,Beteiligungen 1,90 1,85

73 Erben CHRISTOF ENGELHORN vorm. Boehringer (Pharma), Mannheim Kapitalanlagen 1,90 1,85

77 Familie CLAAS Claas, Harsewinkel Landtechnik 1,85 1,90

77 CHRISTOPH HENKEL Henkel, Düsseldorf Klebstoffe, Wasch- und Reinigungsmittel 1,85 1,65

77 AXEL OBERWELLAND August Storck, Berlin Süßwaren 1,85 1,45

80 Familie LUDWIG MERCKLE Phoenix Pharma, Mannheim; Merckle, Blau- beuren; Heidelberger Cement, Heidelberg Pharmahandel, Zement 1,80 1,70

80 Familie STOSCHEK Brose, Coburg Autozulieferer 1,80 1,50

80 Familie VOLKMANN Brose, Coburg Autozulieferer 1,80 1,50

80 RAINER und JÜRGEN BLICKLE SEW-Eurodrive, Bruchsal Antriebstechnik 1,80 1,80

80 Familie HAGER Hager, Blieskastel Elektrotechnik 1,80 1,30

80 Familie VOITH Voith, Heidenheim Maschinenbau 1,80 2,00

86 Familie MARGUERRE Octapharma, Lachen/Schweiz Pharma 1,75 1,60

86 Familie ROHDE Rohde & Schwarz, München Funk-, Meßtechnik 1,75 -*

88 MICHAEL SCHMIDT Metro, Zug/Schweiz Großhandel 1,70 1,60

88 Familie LIZ MOHN Bertelsmann, Gütersloh Medien 1,70 1,60

88 Familie WIRTGEN Wirtgen, Windhagen Baumaschinen, Straßenfräsen 1,70 1,55

88 Familien MANKEL und BRECHT-BERGEN Dorma & Kaba, Rümlang Schließtechnik 1,70 1,50

92 DIETER SCHNABEL Helm, Hamburg Chemiehandel 1,65 1,55

92 Familie BENTELER Benteler, Paderborn Autozulieferer 1,65 1,50

92 Gebrüder HERZ Tchibo, Beiersdorf, Blume 2000, alle Hamburg Einzelhandel, Kapitalanlagen 1,65 -

92 Familie KRONSEDER Krones, Neutraubling Abfüllanlagen 1,65 1,10

92 KLAUS-PETER SCHULENBERG CTS Eventim, München Ticketvertrieb,

Konzertveranstaltungen 1,65 -

97 JOHANNES MANN vorm. Wertkauf (Einzelhandel), Karlsruhe; Polis, Berlin Beteiligungen, Immobilien 1,60 1,50

97 Familie JOSEF BUCHMANN Buchmann, Frankfurt Immobilien 1,60 1,30

99 Familie SCHEUFELE Chopard, Genf, Pforzheim Uhren, Schmuck 1,55 1,50

100 HANS-WERNER HECTOR vorm. SAP, Walldorf Kapitalanlagen 1,50 1,50

ALLE ANGABEN IN MILLIARDEN EURO* KEIN VORJAHRESVERGLEICH MÖGLICH

RANG

NAMEFIRMA

HEUTEBRANCHE

20152014

Page 98: I L A N Das deutsche Wirtschaftsmagazin S e r · hatte er einige Monate am Nieder- ... später in Köln gewesen, über seine Zeit an der U niversität sagte er: ... macht sich im

Deutschlands “Best Private Bank”.Persönliche Nähe, regionale Präsenz, globale Stärke.So ist unser Wealth Management zum fünften Mal in Folge Deutschlands “Best Private Bank” geworden.

Quelle: Euromoney Institutional Investor PLC, Private Banking and Wealth Management Survey 2015. Deutsche Asset & Wealth Management ist der Markenname für den Asset Management & Wealth Management – Geschäftsbereich der Deutsche Bank AG und deren Tochtergesellschaften.

Deutsche Asset & Wealth Management