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I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Landesrat Rudi Anschober 27. November 2015 zum Thema "Aktuell 497 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der OÖ. Grundversorgung: Lebensgeschichten, Betreuung, spezielle Herausforderungen bei den verletzlichsten Flüchtlingen" Rückfragen-Kontakt: Mag. a Tina Schmoranz (+43 732) 77 20-12083 oder (+43 664) 600 72-12083

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I N F O R M A T I O N

zur Pressekonferenz

mit

Landesrat Rudi Anschober

27. November 2015

zum Thema

"Aktuell 497 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der OÖ. Grundversorgung: Lebensgeschichten, Betreuung, spezielle Herausforderungen bei den

verletzlichsten Flüchtlingen"

Weitere Referent/innen: Mag. Ralf Punkenhofer, Volkshilfe OÖ Mag.a (FH) Daniela Anzengruber, Leiterin der Caritas-Einrichtungen für

unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in OÖ Christoph Schmidbauer, Psychotherapeut, pro mente OÖ,

Jugendwohnhaus Lichtenberg Roman Knapp, Abt. Soziales, Amt der Oö. Landesregierung

Rückfragen-Kontakt:Mag. a Tina Schmoranz (+43 732) 77 20-12083 oder (+43 664) 600 72-12083

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LR Rudi Anschober Seite 1

"Aktuell 497 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der OÖ. Grundversorgung: Lebensgeschichten, Betreuung,

spezielle Herausforderungen bei den verletzlichsten Flüchtlingen"

Die aktuellen Kriege und Terror-Akte weltweit zwingen millionen Menschen, Frauen, Männer und Kinder, zur Flucht, dazu ihr Zuhause zu verlassen.Unter jenen Flüchtlingen, die in Österreich und Oberösterreich ankommen und ihren Asylantrag stellen sind aktuell immer mehr sogenannte „unbegleitete minderjährige Fremde“ (UMF). Also Jugendliche v.a. im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, die ohne Eltern nach Österreich gekommen sind. Gegenwärtig befinden sich knapp 3000 UMFs noch in Traiskirchen und anderen Erstaufnahmestellen des Innenministeriums und warten auf einen passenden Betreuungsplatz in den Bundesländern. Das Land OÖ beauftragte daher verschiedene NGOs, wie die Volkshilfe oder die Caritas, mit der Betreuung der Jugendlichen. Aktuell mit heute Früh sind 497 unbegleitete Minderjährige in Oberösterreichs Grundversorgung untergebracht, weitere Wohngruppen werden auf Hochtouren gesucht.

Unbegleitete minderjährige Fremde – Begriffsklärung

Nach der Begriffsbestimmung des Artikel 2 EU-Aufnahmerichtlinie

2013/33/EU sind "unbegleitete minderjährige Fremde"

Drittstaatsangehörige oder Staatenlose unter 18 Jahren, die ohne

Begleitung eines für sie nach dem einzelstaatlichen Recht oder den

Gepflogenheiten des betreffenden Mitgliedstaats verantwortlichen

Erwachsenen in das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats einreisen, solange

sie sich nicht tatsächlich in der Obhut eines solchen Erwachsenen

befinden; dies schließt Minderjährige ein, die nach der Einreise in das

Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats dort ohne Begleitung zurückgelassen

wurden.

Pressekonferenz 27. November 2015

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Unbegleitete minderjährige Fremde bedürfen nach Artikel 7 Abs. 1 der

GVV einer über Art. 6 hinausgehenden Grundversorgung in Form von

unterstützenden Maßnahmen zur Erstabklärung und Stabilisierung, die der

psychischen Festigung und dem Schaffen einer Vertrauensbasis dienen

sollen. Im Bedarfsfall ist darüber hinaus sozialpädagogische und

psychologische Unterstützung zu gewähren.

Seit der Fremdenrechtsnovelle 2009 werden bei Zweifeln über die

Minderjährigkeit multifaktorielle Altersbegutachtungen, bestehend aus

einer körperlichen Untersuchung, einer Beurteilung des Zahnstatus

(Panoramaröntgen) und einer Handwurzelröntgenuntersuchung,

durchgeführt. Im Herbst 2010 wurde zusätzlich die Möglichkeit einer CT-

Untersuchung des Schlüsselbeins eröffnet.

Daten & Fakten: UMF in Österreich und Oberösterreich (Entwicklung seit Jänner

2015)

Aktuell befinden sich 5961 unbegleitete minderjährige Fremde

österreichweit in Grundversorgung, davon 2923 in den

Bundesbetreuungsstellen – etwa eine Verdreifachung gegenüber dem

Vorjahr. In Oberösterreich befinden sich davon 497 Jugendliche in der

Grundversorgung des Landes. Um die Quote von 16,764122% der in

Grundversorgung befindlichen unbegleiteten Minderjährigen (analog dem

gesamten Grundversorgungsbereich) erfüllen zu können, fehlen mit

heutigem Stand 502 Plätze in Oberösterreich.

Pressekonferenz 27. November 2015

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Pressekonferenz 27. November 2015

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Asylanträge von UMF in ganz Österreich:

Quelle: BMI

Pressekonferenz 27. November 2015

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TOP 15- Herkunftsländer der Asylanträge von unbegleiteten Minderjährigen:

Rund 65 Prozent der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die im Jahr

2015 bis inkl. September einen Asylantrag gestellt haben, kommen aus

Afghanistan, gefolgt von Syrien, Irak, Somalia und Pakistan.

Asylanträge der 14-18-Jährigen sortiert nach Herkunft. Quelle: BMI

Lebensgeschichte: Was haben diese Kinder und Jugendlichen schon erlebt?

Die folgenden beiden kurzen Darstellungen zeigen, welche Jugendlichen

in UMF-Häusern leben. Die Namen sind frei erfunden, die Geschichten

aber entstammen der Dokumentation der Betreuer/innen zu diesen realen

jungen Menschen.

Einer dieser betreuten Jugendlichen der Volkshilfe OÖ ist der 16 jährige

A.I. aus Somalia. Ein Land, welches leider immer wieder vergessen wird,

wenn es um Gräueltaten auf dem internationalen Parkett der Krisenherde

geht. A.I. kam Anfang diesen Jahres in eines der Volkshilfe-

Jugendwohnhäuser und wurde in Betreuung genommen. A.I. geriet in

Pressekonferenz 27. November 2015

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seiner Heimat in einen Schusswechsel zwischen zwei somalischen Clans

und verlor dabei einen Finger. Als die islamistische Terrormiliz Al Shabab

begann, Dörfer zu erobern, machte er sich auf den Weg nach Europa. Er

war auf der Flucht.

In Libyen musste er Zwangsarbeit verrichten, worüber er nicht gern

spricht. Er ist ein sehr schweigsamer Mensch. Schließlich gelang er an der

Lybischen Küste an Bord eines von zwei Booten welche Richtung Sizilien

ablegten. Sein Boot kam heil an. Aus dem zweiten Boot konnten sich nur

zwei ans sichere Ufer retten. Der Rest ertrank im Mittelmeer. Sie konnten

nicht schwimmen, so wie A.I. nicht schwimmen kann.

Im Frühling erhielt A.I. eine Nachricht aus seiner Heimat. Sein älterer

Bruder wurde von den Al Shabab Milizen ermordet. Er nimmt es zur

Kenntnis, ersucht nur, die anderen im Jugendwohnhaus mögen seinen

Bruder in ihre Gebete einschließen. Der junge Somalier ist mittlerweile seit

einem dreiviertel Jahr in einem UMF-Quartier der Volkshilfe. Noch heute

plagen ihn in der Nacht Panikattacken. Herzrasen, Schwächeanfälle und

Schweißausbrüche lassen ihn in der Nacht nicht zur Ruhe kommen. Er

verhält sich dabei ruhig, damit sein Zimmerkollege nicht gestört wird. A.I

ist ein sehr höflicher und angenehmer Junge. Langsam baut er Vertrauen

auf in seine neue Umgebung. Die Betreuer und Betreuerinnen geben ihm

Unterstützung soweit sie können. Sie helfen ihm dabei sich hier zu Recht

zu finden. Ein weiter Weg, den er schaffen kann. Heute malt er gerne, für

sich allein- schweigsam. Der junge Somali hatte in seiner neuen Heimat

zum ersten Mal Filzstifte in der Hand.

Der 15-jährige X ist im Frühjahr 2015 alleine aus Afghanistan nach

Österreich geflohen, weil sich die kriegerische Situation in seinem

Heimatort in Afghanistan zugespitzt hat. Bei den Übergriffen durch die

Taliban wurde alles zerstört und auch sein älterer Bruder, der zu dem

Zeitpunkt das noch einzige lebende Familienmitglied war, ermordet. Sein

Vater wurde bereits vor neun Jahren von den Taliban getötet, woraufhin

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seine Mutter schwer erkrankte. Um ihre medizinische Behandlung zu

finanzieren, gingen X und sein Bruder schon als Kinder in eine

Schneiderei arbeiten. Es war hart, weil sie bis spät in die Nacht hinein

arbeiten mussten. Zeit, um in die Schule zu gehen, blieb kaum mehr. Die

Mutter erlag schließlich ihrer Erkrankung und X fühlt sich bis heute

schuldig: Er habe nicht hart genug dafür gearbeitet, ist er überzeugt.

X war zweieinhalb Monate lang auf der Flucht – dass er in Österreich

gelandet ist, sei nicht geplant gewesen. Über das Erlebte zu sprechen,

fällt ihm schwer – zu viele schmerzhafte Erinnerungen sind damit

verbunden. Die Flucht beschreibt er als ein ewiges Gehen, geprägt von

großer Erschöpfung, Angst und Ungewissheit. Als X in Österreich mit einer

Gruppe Flüchtlinge von der Polizei aufgegriffen wurde, wollte er sich nur

mehr ausruhen. Zwei Monate verbrachte er im Erstaufnahmezentrum in

Traiskirchen. Er erzählt, dass dort so viele Menschen waren, dass er im

Freien übernachten musste.

Nach Überstellung in das Quartier der Caritas OÖ für unbegleitete

minderjährige Flüchtlinge (UMF) verhielt sich X in den ersten Wochen sehr

zurückgezogen. Nur langsam kann er sich öffnen und spricht über das

Erlebte.

Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen

Anders als bei den grundversorgten Erwachsenen bzw. Familien sind

UMF in den Einrichtungen in eine sehr enge Betreuungsstruktur

eingebettet, die Integrationsarbeit wird hierbei v.a. vom

Betreuungspersonal wahrgenommen. Es gibt Bezugsbetreuersysteme,

klar definierte Ziele sowie eine regelmäßige Evaluierung dieser,

Festlegung (sowie Motivation zur Einhaltung) einer Tagesstruktur (Besuch

von Deutschkursen, Schulbesuch, Lehre, BFI-Kurse,

Hauptschulexternistenkurse, Vorbereitung auf Schule oder

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Externistenkurse in Basisbildungskursen in den Einrichtungen). Des

Weiteren werden Patenschaftsprojekte (Amigo, dUNDu) bei manchen

Trägern forciert.

(a) Projekte für UMF in OÖ

StandorteDerzeit befinden sich 497 UMF in Oberösterreich in der Grundversorgung

des Landes. 407 davon sind in organisierten Quartieren für UMF

untergebracht, eingerichtet von Volkshilfe OÖ, Caritas OÖ, pro mente OÖ,

SOS Menschenrechte, Diakoniewerk OÖ, Pammesberger und Noah

Sozialbetriebe Gemeinnützige GmbH, die restlichen Minderjährigen bei

Pflegefamilien und in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.

Ohana - UMF Wohngruppe 4040 / Linz 8Spattstraße UMF Wohngruppe 4030 / Linz 8Hotel Andre UMF Wohngruppe 5280 / Braunau_ Inn 10Projekt Hayet UMF Wohngruppe 4820 / Bad Ischl 13Bad Hall UMF Wohngruppe 4540 / Bad Hall 13Guter Hirte Linz UMF Wohngruppe 4020 / Linz 18Schärding UMF Wohngruppe 4780 / Schärding 25Wels UMF Wohngruppe 4600 / Wels 26Unionstraße, Blüte, Linz UMF Wohngruppe 4020 / Linz 28Alkoven UMF Wohngruppe 4072 / Alkoven 28

Kremsmünster UMF Wohngruppe4550 / Kremsmünster 30

Haagerstraße, Maradonna, Steyr UMF Wohngruppe 4400 / Steyr 31Wels UMF Wohngruppe 4600 / Wels 32Perg Containerdorf UMF Wohngruppe 4320 / Perg 32Hotel Weissenwolff Steyregg UMF Wohngruppe 4221 / Steyregg 34Jugendwohnhaus Lichtenberg UMF Wohngruppe 4040 / Linz 35Wohngruppe morgenLand UMF Gallspach 4713 / Gallspach 36

Summe:40

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(b) Die Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnenbetreuung (FMB), Mag. Ralf Punkenhofer

Die Volkshilfe FMB ist eine nichtstaatliche NPO, die im Auftrag des

Landes Oberösterreich die Betreuung von Flüchtlingen übernommen hat.

In der Betreuung von Jugendlichen ist die Volkshilfe OÖ bereits seit dem

Jahr 1998 aktiv und versorgt als Auftragnehmerin des Landes OÖ die

Jugendlichen im Rahmen der gesetzlichen und vertraglich festgelegten

Rahmenbedingungen.

Gegenwärtig wird in den Jugendwohnhäusern der Volkshilfe FMB rund

250 Jugendlichen in OÖ ein Platz geboten. Da sich –wie oben bereits

dargestellt- noch immer unzählige UMF´s in Erstaufnahmestellen ohne

entsprechender Betreuung befinden, ist die Volkshilfe gemeinsam mit

anderen NPO´s noch immer auf der Suche nach geeigneten Quartieren.

Die Struktur eines Jugendwohnhauses Den gesetzlichen Hintergrund für die Betreuungsform bildet das

Landesgesetzblatt für Oberösterreich Jahrgang 2004, Nr. 93 / Artikel 7

Sonderbestimmungen für UMF. Die Standards für die Betreuung sind in

einem Kriterienkatalog für UMF-Quartiere in Oberösterreich festlegt. Die

Obsorge und die rechtliche Vertretung der Jugendlichen obliegen der

zuständigen Kinder- und Jugendhilfe. Von Seiten der Volkshilfe FMB wird

mit folgender Struktur in den Häusern gearbeitet.

EinsatzleitungDie Einsatzleitung bildet die Schnittstelle zwischen Abteilungsleitung und

den jeweiligen Teams vor Ort (Betreuer/innen, den Zivildienern und

Praktikant/innen, Volontär/innen sowie den ehrenamtlichen

Mitarbeiter/innen).

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Aufgaben sind die Umsetzung, Koordination und Kontrolle der

pädagogischen Arbeit anhand des Konzeptes und der Betreuungspläne.

Auch trägt er/sie die Verantwortung für die anvertrauten Jugendlichen und

im Rahmen der jeweiligen Zuständigkeit die Finanzgebarung und

Anlagenverwaltung.

Betreuer/innenDie Teams in den Jugendwohnhäusern bestehen aus sieben bis acht

sozialpädagogischen Betreuer/innen. Sie sind je nach Dienstzeiten lt.

Dienstplan anwesend und in einer Doppelfunktion tätig. Einerseits sorgen

sie als Tagesbetreuer/innen für einen geregelten Ablauf, andererseits sind

sie als Bezugsbetreuer/innen für die jeweils ihnen zugeteilten

Jugendlichen verantwortlich.

Psychologin/Therapeut/inFür die psychologische Unterstützung der unbegleiteten minderjährigen

Fremden steht den Jugendwohnhäusern jeweils eine projektinterne

Psycholog/in oder Therapeut/in zur Seite.

HausaufsichtDas als Hausaufsicht beschäftigte Personal deckt die Nachtdienste ab und

ist im Haus, wenn Tages- oder Wochenendausflüge durchgeführt werden.

Der Dienstantritt der Nachtdienst-Mitarbeiter/innen beginnt um 19:45 Uhr

und endet um 07:45. Somit ist eine durchgehende Betreuung der

Jugendlichen und eine ordnungsgemäße Dienstübergabe gewährleistet.

Zusätzlich gibt es während dieser Stunden eine Rufbereitschaft des

pädagogischen Personals.

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ZivildienerZur Unterstützung der Betreuer/innen für die Arbeiten im administrativen

und organisatorischen Bereich hilft in jedem Jugendwohnhaus –nach

Verfügbarkeit- ein Zivildiener mit.

Ehrenamtliche – Patenschaftsprojekt dUNDuDie ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen unterstützen die Jugendlichen beim

Deutschlernen und helfen ihnen bei ihren Schulaufgaben. Sie veranstalten

Freizeitangebote und zeigen ihnen ihr eigenes Familienleben. Das fördert

die Integration und das Schließen von Freundschaften und Beziehungen.

Es wird versucht in den Häusern ein Patenschaftssystem aufzubauen,

welches strukturiert von einer Mitarbeiterin / einem Mitarbeiter betreut

wird. Dabei handelt es sich nicht um eine finanzielle Patenschaft. Im

Vordergrund soll das Verbringen gemeinsamer Zeit im Rahmen einer

sinnvollen Freizeitbeschäftigung stehen.

Dolmetscher/innenDolmetscher/innen arbeiten auf Honorarbasis und werden je nach Bedarf

in den Jugendwohnhäusern eingesetzt. Sie führen auch schriftliche

Übersetzungen in die jeweiligen Muttersprachen durch (zB. die

Hausordnung).

TagesstrukturEs wird von Beginn an daran gearbeitet, dass die Jugendlichen in

Bildungsmaßnahmen gebracht werden. Dazu zählen:

- Deutschkurse

- Basisbildung

- Alphabetisierung

- Hauptschulabschluss

- Weiterführende Schulen

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- Lehre

Letzteres gestaltet sich ausnahmslos schwierig. Nach wie vor ist den

meisten unserer Klienten der Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt. Nur in

Mangelberufen können sie gelegentlich mit einer Lehre beginnen. Die

Industrie hat allerdings schon Interesse an den jungen Menschen

bekundet. Vielleicht gelingt es in partnerschaftlicher Form hier

Einstiegshürden in den Berufsalltag zu beseitigen. Es wäre sinnvoll und

ein wichtiger Schritt in Richtung gelungener Integrationspolitik.

Weiters gibt es über sogenannte Remunerationsprojekte die Möglichkeit

den Jugendlichen gegen eine geringe Entschädigung (Euro 5,-/Stunde bis

max. Euro 110,- pro Monat) Arbeitsdienste zuzuweisen. Dies kann von

öffentlichen Körperschaften durchgeführt werden.

Mag. Ralf Punkenhofer abschließend: „In Summe sind in einem UMF-

Quartier mit einem Tagsatz von Euro 77,- zwischen 20 und 25 Personen

ganz- oder teilzeitbeschäftigt. Diese stehen als Betreuer/innen einerseits,

aber auch als Ansprechpersonen für die ortsansässige Bevölkerung gerne

zur Verfügung. Daraus folgt, dass das Personal in einem UMF-Quartier

auch immer ein wichtiger Bestandteil der täglichen Integrationsarbeit ist.

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass sich die Quartiere

für Asylwerber/innen sehr gut in die örtliche Gemeinschaft eingliedern

konnten. Nicht selten entstehen Beziehungen, welche auch über die

Dauer des Asylverfahrens hinausgehen. Durch die intensive Arbeit mit den

Flüchtlingen gelingt es der Volkshilfe FMB schon seit Jahren, dass

ehemalige Flüchtlinge zu bereichernden Bestandteilen der

österreichischen Gesellschaft wurden und werden.“

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(c) Caritas OÖ: Dipl. Sozialarbeiterin Mag.a (FH) Daniela Anzengruber, Leiterin der Caritas-Einrichtungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in OÖ

Aktuell betreibt die Caritas OÖ drei Einrichtungen für UMF in Linz (18

Jugendliche), Wels (26 Jugendliche) und Schärding (25 Jugendliche). Die

Jugendlichen leben in Wohngruppen und werden rund um die Uhr von den

Caritas-Mitarbeiter/innen betreut, die alle über eine pädagogische,

sozialarbeiterische oder psychologische Ausbildung verfügen. Sie

bemühen sich, den Jugendlichen Sicherheit und Stabilität zu vermitteln,

sodass sich diese allmählich öffnen und bei der Bewältigung ihrer

traumatischen Erlebnisse unterstützt werden können. Allerdings stehen

pro Jugendlichem aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel nicht so

viele Betreuer/innen zur Verfügung, wie das in einer sozialpädagogischen

Wohngruppe für österreichische Jugendlich der Fall ist. Und das, obwohl

die Jugendlichen in vielen Fällen schwer traumatisiert sind und daher eine

individuellere Betreuung brauchen würden. Darüber hinaus sind gerade

zum Beziehungsaufbau zu Beginn Dolmetscher/innen erforderlich, die

aber ebenso nicht im eigentlich notwendigen Ausmaß finanzierbar sind.

Zu den Hauptaufgaben der Mitarbeiter/innen gehört es darüber hinaus,

den Jugendlichen eine Tagesstruktur zu geben und sie auf ein Leben in

Selbständigkeit vorzubereiten. Zum Alltag, den die Jugendlichen erst

erlernen müssen, zählen neben Einkaufen, Kochen und Putzen, genauso

Deutsch-Unterricht und diverse Freizeitangebote.

Herausforderungen in der Integration

Die größte Hürde in Sachen Integration ist die Sprachbarriere. Allerdings

haben die Jugendlichen eine sehr hohe Motivation, die Sprache zu lernen,

zur Schule zu gehen und eine Ausbildung zu machen. Der eingeschränkte

Zugang dazu löst ebenso wie die langen Wartezeiten im Asylverfahren

Frustrationen aus. Neben der Ungewissheit bezüglich ihrer eigenen

Perspektiven belasten sie auch die Sorgen um ihre Familien. Dazu sind

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die Jugendlichen aufgrund des kulturellen Unterschieds unsicher und

haben Angst, sich „falsch“ zu verhalten.

Während die schulpflichtigen Jugendlichen bereits stundenweise am

Unterricht teilnehmen, ist es für nicht-schulpflichtige Jugendliche

schwieriger, Gastschüler an einer höheren Schule zu werden oder einen

Ausbildungsplatz zu erhalten. Dabei wäre das besonders wichtig für die

Integration. Hier gibt es bereits sehr positive Rückmeldungen, dass es gut

gelingt, Berührungsängste auf beiden Seiten abzubauen.

(d) Jugendwohnhaus Lichtenberg, pro mente, Psychotherapeut Christoph Schmidbauer:

Im Jugendwohnhaus Lichtenberg von pro mente OÖ werden 35 männliche

Jugendliche (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge) aus

unterschiedlichen Herkunftsländern, im Alter von 14 bis 18 Jahren,

sozialpädagogisch betreut. Ziel ist es dabei, die Entwicklung in einem

sicheren Rahmen zu fördern, alterskonforme

Krisenbewältigungsstrategien zu entwickeln und gemeinsam

Zukunftsperspektiven zu finden. Im Rahmen ihres Aufenthalts sollen die

Jugendlichen zur Ruhe kommen, soziale und kulturelle Fähigkeiten und

Kompetenzen entwickeln und Ressourcen kennenlernen, welche ihnen

helfen ihre zukünftigen Aufgaben und Bedürfnisse zu bewältigen.

Besondere Aufgaben und Herausforderungen für die Integration

Landesrat Rudi Anschober: „Wir müssen unseren Fokus verstärkt auch

auf diese besonders schutzbedürftigen, noch ganz jungen Flüchtlinge

legen. Diese benötigen besondere Betreuungsverhältnisse, in einem

gemeinsamen Schritt von Land, NGOs und Zivilgesellschaft müssen wir

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entsprechenden Wohnraum schaffen, um diese unbegleiteten

minderjährigen Flüchtlinge raschest aus Erstaufnahmezentren, wie

Traiskirchen oder Thalham, herauszubekommen und eine Aufarbeitung

ihrer Erlebnisse und Integration in entsprechendem Rahmen zu

ermöglichen. Nur so können wir sie fit machen für ihre Zukunft.“

Einer Verschärfung des Familiennachzugs, wie vom Innenministerium

vorgelegt, auch bei Minderjährigen erteilt LR Anschober eine klare

Absage. Bisher wird einem Minderjährigen mit einem Status Asyl oder

subsidiärer Schutz zugestanden, seine Eltern und weitere Kinder

nachzuholen. Nach Vorschlag des Ministeriums sollte dies rückwirkend ab

15. November neu erst drei Jahre nach Zuerkennung des Asylstatus

möglich werden.

LR Anschober: „Damit würden Familien für Jahre, wenn nicht für immer

getrennt werden, die Integration erschwert, die Aufarbeitung der Kriegs-

und Fluchterlebnisse massiv erschwert werden. Aktuelle Zahlen zeigen

zudem, dass eine Erschwernis in diesem Bereich reinem Populismus

entspricht: Laut eigenen Zahlen von BMI und Asylkoordination holen nur

rund 10 Prozent der Minderjährigen mit Asylstatus ihre Familien

tatsächlich nach, Gründe dafür sind zu lange Verfahren und damit

eintretende Volljährigkeit, fehlende Dokumente der Eltern und Kosten.“

Pressekonferenz 27. November 2015