infografik - die markenberatung für den erfolg ihrer marke.€¦ · die spontankäufe in drei...

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% % % % % % % % % % % % % % Kombistand Die Rennstrecke Abstecher Abstecher Abstecher Imbiss-Ecke Milch Spiegel Spiegel Obst und Gemüse Brot Aktionsstand Quengelzone Kassen Ausgang Bremszone Eingang billiger teurer Reckzone Sichtzone Greifzone Bückzone Waren des täglichen Gebrauchs Teure Produkte Billige Produkte INFOGRAFIK Juliana Pedraza SEITE 20 DIE WELT MONTAG, 21. MAI 2012 WISSEN WISSENSCHAFTSREDAKTION: TELEFON: 030 – 2591 73636 E-MAIL: [email protected] | INTERNET: WELT.DE/WISSENSCHAFT MEDIZIN Senkt „gutes“ Cholesterin das Infarktrisiko nicht? Hohe Werte des „guten“ Choleste- rins vermindern laut einer neuen Studie nicht das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten. Ein höherer Wert des High Density Lipoproteins (HDL) reduziere nicht automatisch das Risiko für Herzinfarkte, schreibt Sekar Kathiresan von der Havard Medical School in „The Lancet“. Damit stellt er eine Grundthese der modernen Medizin infrage. RAUMFAHRT Fresszellen altern in der Schwerelosigkeit schnell Schon nach fünf Tagen Schwerelo- sigkeit hat sich das Zellskelett von Fresszellen fast komplett aufgelöst, berichtet der Immunologe Oliver Ullrich von der Universität Magde- burg. Er hatte die für die Immun- abwehr wichtigen Zellen bei der ersten chinesisch-deutschen Welt- raummission mit ins All geschickt. ....................................................................... MEDIZIN 16,2 Prozent aller Ärzte können sich nicht vorstellen, aus Deutschland auszuwandern, zeigt eine Umfrage im Ärztenetzwerk „Hippokranet“. 9,3 Prozent betreiben hingegen be- reits konkret ihre Auswanderung. KOMPAKT T Ein leicht unebener Fußboden bremst den Einkaufswagen in der Gemüseabteilung. Das soll einen Dorfmarkt suggerieren T Frauen kaufen in männlicher Begleitung nur halb so viel im Supermarkt ein wie sonst FANNY JIMÉNEZ M al ehrlich: Niemand, der in den Supermarkt geht und nur Milch und Brot kaufen will, braucht wirklich nur Milch und Brot. Dafür müsste man den gesamten Haushaltsbestand aller mögli- chen Produkte lückenlos im Kopf haben – von Nahrungsmitteln und Tierfutter über „körpernahes Non-Food“, wie im Fachjargon Duschbad, Zahnbürste & Co. bezeichnet werden, bis hin zu „körper- fernem Non-Food“ wie beispielsweise Papierwaren oder Reinigungsmittel. Rund 70 Prozent aller Kaufentschei- dungen fallen nicht beim Schreiben des Einkaufszettels, sondern erst spontan vor dem Regal im Supermarkt. Fehlender Überblick ist ein Grund dafür, warum man optimistisch ohne Einkaufstasche in das Geschäft geht und mit überlade- nen, neuen Einkaufstüten wieder her- auskommt. „Selbst wenn man mit einem Einkaufszettel losgeht, steht da nie alles drauf – irgendetwas vergisst man immer oder ist sich unsicher, ob man es nicht womöglich doch braucht“, sagt Franz- Rudolf Esch, Universitätsprofessor für Markenmanagement an der European Business School für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel, „und sicher- heitshalber kauft man dann Toilettenpa- pier und stellt anschließend zu Hause fest, dass man noch zehn Rollen hatte.“ Der Konsumentenforscher unterteilt die Spontankäufe in drei Kategorien. Das Toilettenpapier zählt zum Kaufen für die Vorratskammer, ebenso die Kaffeefilter, die gleich neben dem Kaffee stehen und von denen man eigentlich auch nie ge- nug haben kann. Diese Dinge braucht fast jeder, und wann genau man sie kauft, ist eigentlich egal. Reine Impuls- käufe gibt es natürlich auch, als Ausbre- chen aus dem normalen Kaufmuster. Und es gibt die suggerierten Impulskäu- fe: Der Schlankheitsdrink passend zum Sommerbeginn ist da ein Beispiel. Jeder Supermarkt macht sich Gedan- ken darüber, wie man dieses manchmal vernünftige, manchmal irrationale Kauf- verhalten der Besucher bestmöglich un- terstützen kann. Los geht es mit einem großen Einkaufswagen, der wenig Inhalt nicht verträgt, sowie einer vorgezeichne- ten optimalen Einkaufsstrecke, die den Kunden in bestmöglicher Atmosphäre, mit sanfter Musik und einer optimalen Temperatur von 20 Grad dazu verleitet, den längsten Weg durch den Supermarkt zu nehmen. Denn das bedeutet eine län- gere Aufenthaltsdauer. Die wiederum ist das entscheidende Kriterium dafür, wie viel gekauft und ausgegeben wird. Der Einkaufsparcours startet am Ein- gang häufig mit einem Bäcker plus Sitz- ecke. Dann duftet es lecker nach frischen Brötchen, was, so erklärt Franz-Rudolf Esch, den Umsatz deutlich steigen lässt. Dabei ist es egal, ob der Duft von den Brötchen oder aus der Dose kommt – beides wirkt und wird auch eingesetzt. Ein anderer Trick: Mit einer günstigen Bockwurst im Eingangsbereich werden die Märkte ihre unliebsame Kundschaft los: die Männer. Denn die ruinieren den Umsatz, besonders dann, wenn sie zu- sammen mit einer Frau einkaufen gehen. Einer Studie zufolge bleiben Frauen in männlicher Begleitung nur halb so lange im Supermarkt und kaufen dann auch nur halb so viel wie sonst. Drinnen angekommen, geht es immer an den Außenwänden die sogenannte Rennstrecke entlang. Als Rechtshänder laufen die meisten gern links herum, weil sie so schnell zugreifen können. Ge- legentliche Abstecher in die Marktmitte werden deshalb provoziert, indem dort günstigere Waren des täglichen Bedarfs gestellt werden. Sehr gerne werden auch Aufsteller benutzt, die mit großen Wer- begesichtern Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Produkte mit Gesichtern werden häufiger angesehen, positiver einge- schätzt und besser erinnert. Und auch die Regale selbst sind bestens durch- dacht: Weil Kunden sie wie ein Buch von links nach rechts scannen, stehen die teureren Produkte eher dort, wo der Blick ganz zuletzt hinfällt. Natürlich sind Waren in Blick- und Greifhöhe häufig kostspieliger als jene, die mehr Körper- einsatz fordern. Gern wird auch neben einem preiswerten und einem teuren Produkt noch ein sehr teures platziert. Dadurch erscheint das teure Produkt plötzlich als relativ kostengünstig. Ein leicht unebener Fußbodenbelag bremst den Einkaufswagen in der Obst- und Gemüseabteilung und vermittelt, ohne dass es bewusst wird, die Gemüt- lichkeit und Natürlichkeit eines Dorf- marktes. Das funktioniert tatsächlich, sagt Olaf Hartmann. Er ist Chef des Remscheider Multisense-Instituts und Experte für Multisensorik-Marketing. Er weiß wie kaum ein anderer, wie verschie- dene Sinneseindrücke zusammenwirken müssen, damit sie ein konsistentes Bild vermitteln. „Es gibt keine Qualität per se, es gibt nur eine wahrgenommene Qualität“, sagt Hartmann, „und die ent- steht unbewusst – aus allen Reizen, die auf uns einströmen.“ Wenn zum unebenen Boden Körbe statt Kisten, passende Farben mit Lich- takzenten, Fotos und Spiegel dazukom- men, die allesamt Frische und Natürlich- keit vermitteln, wird schnell ein altes Konzept in uns aktiv, das Vertrauen und Qualität signalisiert, sagt er. In den letz- ten Jahren wird dafür verstärkt Berüh- rung, also Haptik, eingesetzt, denn bei ihr rechnen Menschen nicht mit einer Täuschung. „Anfassen und Berührung ist direkt mit dem Emotionssystem verbun- den und wirkt deshalb ganz unmittelbar, so, wie es auch bei Gerüchen der Fall ist“, sagt er, „versehen oder verhören kann man sich mal, das hat sich auch im Sprachgebrauch festgesetzt – verfühlen aber kann man sich nicht.“ Franz-Rudolf Esch bestätigt, dass nonverbale Eindrü- cke oft stärker wirken als verbale. Sind sie konsistent und aufeinander abge- stimmt, entwickele sich eine Art „emoti- onaler Stempel“, der die Aktivität in un- serem Gehirn um das Zehnfache erhö- hen kann. Die Eindrücke werden schnel- ler verarbeitet, als glaubwürdiger einge- stuft und länger und besser erinnert. Erinnerung ist ein sehr wichtiger Be- standteil der Supermarktpsychologie. Denn das Gehirn liebt Vertrautes und belohnt deshalb gern Entscheidungen, die bereits einmal zum Ziel geführt ha- ben. Schon nach zwei bis drei Wiederho- lungen einer Handlung erwartet das Ge- hirn, dass genau das Gleiche wieder pas- siert, erklärt Olaf Hartmann. Macht man sich also auf zur Sektion „Dorfmarkt“, um wie immer die Milch zu holen – die übrigens wie viele Produkte des tägli- chen Bedarfs, als sogenannte Schnelldre- her bezeichnet, oft weit hinten im Laden liegt, um die Wegstrecke zu verlängern –, dann dauert es weniger als vier Sekun- den, um aus 16 Produkten die Milch aus- zuwählen. Das liegt zum einen daran, dass zwar viele Informationen aufge- nommen, aber gar nicht richtig ausge- wertet werden, wie Esch erklärt. Und tatsächlich spart es ja auch ganz einfach Zeit und Mühe, immer wieder nach der gleichen Milch zu greifen. „Menschen suchen ständig nach be- stimmten Mustern, um die Komplexität der Welt zu reduzieren“, sagt Olaf Hart- mann. „Wir lernen Muster, die uns das garantieren, was wir wollen, und wenn das ein paar Mal funktioniert, dann hin- terfragen wir es nicht mehr.“ Eines der Prinzipien, die unser Gehirn durch die Erfahrung nicht mehr hinterfragt, sind Rabatte. Das Gehirn liebt Preisnachlässe und Gratiszugaben, wie Studien eindeu- tig belegen. Vermutlich, so Esch, hängt das noch mit dem Jagdtrieb zusammen: „Ein richtig gutes Schnäppchen kann bei manchen Menschen wirklich riesige Freude auslösen.“ Ähnlich erfreulich sind Kombistände oder „Zwei für drei“- Angebote, die wie die Rabattständer gern mittig zwischen den Regalen plat- ziert werden, denn so kann man keine Preise vergleichen. Kombistände bieten die passende Soße zu den Nudeln und den perfekten Wein und Käse gleich da- zu – auch das entlastet das Gehirn. Die beschränkte Kapazität der grauen Zellen macht sich auch die „Quengelzo- ne“ vor den Kassen zunutze, in der fünf Prozent des gesamten Umsatzes erwirt- schaftet werden. Wer glaubt, dass hier nur Kinder schwach werden, hat zu viel Vertrauen in die menschliche Willens- kraft. Fakt ist: Nach der langen Runde durch die Gänge und die vielen Ent- scheidungen gegen Produkte, die nicht wirklich gebraucht werden, ermüdet die Vernunft. Der Widerstand, seine Impul- se zu kontrollieren, lässt nach einigen solcher Entscheidungen deutlich nach. Und schließlich kann man Batterien, Feuerzeuge oder Kaugummis immer ge- brauchen, oder? Der Bauch entscheidet, und die Rechtfertigung hinterher sorgt dafür, dass jeder trotzdem mit dem gu- ten Gewissen der Selbstbestimmtheit, des freien Willens und prallen Tüten voller Schnäppchen nach Hause geht. Psychofalle Supermarkt Beim Einkaufen entscheidet der Bauch, das wissen die Marketingexperten geschickt zu nutzen. Unserem Gehirn gelingt es anschließend, die Kaufentscheidungen zu rechtfertigen „Es gibt keine Qualität per se, es gibt nur wahrgenommene Qualität“ Olaf Hartmann, Multisense-Institut M antas gehören zu den ge- heimnisvollsten Fischen, die durch die Ozeane schwimmen. Gleiten die bis zu neun Meter langen, für Menschen harmlo- sen Fische über Taucher hinweg, wird es erst einmal dunkel. Wie mysteriö- se Teppiche „segeln“ sie heran, filtern mit ihren großen Mäulern Plankton und Fischeier aus dem Wasser – und verschwinden majestätisch wieder im Blau des Meeres. Nun wollen For- scher das Rätsel der Riesen ein Stück weit lüften. Sie haben sechs große Mantas mit Satellitensendern ausge- stattet und ihre Routen aus dem All verfolgt. In der Fachzeitschrift „Plos one“ berichten sie von ihren Erkennt- nissen. Rachel Graham von der Wild- life Conservation Society: „Unsere Studie soll dabei helfen, ein wenig Licht in die bislang unbekannte Welt dieser mythischen Fische zu bringen – und Management- und Schutzstra- tegien für diese Art zu entwickeln.“ Die Daten zeigten, dass manche der Riesenrochen über 1100 Kilome- ter innerhalb von 13 Tagen ge- schwommen sind. Die meiste Zeit schwammen die Mantas in Küstennä- he, wo sie vermutlich Plankton, Fi- scheier und Quallenlarven aus dem Wasser herausfilterten. Zudem konn- ten die Wissenschaftler zeigen, dass die Fische hauptsächlich in der Nähe von Mexiko unterwegs waren – je- doch schwammen sie nur in 11,5 Pro- zent der Zeit in ausgewiesenen Mee- resschutzgebieten umher. Meistens hielten sie sich in Gewässern auf, die häufig von Schiffen durchfahren wer- den – eine potenzielle Gefahr für die Fische. Da sie erst mit etwa fünf Jah- ren geschlechtsreif werden und dann höchsten zwei Junge auf einmal gebä- ren, ist ihre Reproduktionsrate sehr gering. So gelten Mantas weltweit als bedroht. Sie kommen in tropischen Gewässern vor und werden kaum, wenn, dann aber vor allem für die chinesische Medizin bejagt. Das är- gert die Wissenschaftler, denn die Mantas gelten nicht nur als weitge- hend unerforscht, sondern auch als die klügsten Fische der Meere. EINE MINUTE BIOLOGIE Mobile Mantas Wissenschaftler haben die Routen der Riesenrochen per Satellit verfolgt PIA HEINEMANN T Nun sollen Experten der Nasa und der Marine der Air Force bei der Lösung des Problems helfen ANSGAR GRAW WASHINGTON D ie F-22 schlägt mit ihrer Kom- bination aus Geschwindigkeit (Mach 1,8 – bereits ohne den Ein- satz von Nachbrennern), Kampfkraft und Elektronikausstattung im Qualitäts- wettbewerb alle Konkurrenten. Und we- gen der Stealth-Vorgaben für Flächen- und Winkelgebung, die den Luftüberle- genheitsjäger für das Radar unsichtbar machen, wurde das Flugzeug zu einer Design-Ikone, die in zahlreichen Filmen und Computerspielen gefeiert wird. Aber die noch nie in einer Kampfope- ration eingesetzte F-22 könnte zugleich als die für ihre Piloten gefährlichste Mili- tärmaschine seit der Absturzserie um den damals technologisch ebenfalls füh- renden Lockheed F-104 Starfighter der 60er- und 70er-Jahre in die Geschichte der Rüstungsproduktion eingehen. Wegen mysteriöser Sicherheitsproble- me mit dem Sauerstoffsystem in der Pi- lotenkanzel hat US-Verteidigungsminis- ter Leon Panetta vergangene Woche neue Restriktionen für Flüge mit der F-22 verfügt. Vorangegangen war der Auftritt zweier F-22-Piloten in dem CBS- Fernsehmagazin „60 Minutes“. Dort be- richteten Captain Joshua Wilson und Major Jeremy Gordon, sie und mehrere Kameraden hätten bei Flügen in dem Einsitzer Probleme mit Sauerstoffman- gel und daraus resultierender Desorien- tierung erlebt. Daher weigerten sie sich inzwischen trotz möglicher disziplinari- scher Folgen oder gar ihrer Entlassung aus dem Militärdienst, den Jet zu fliegen. Mindestens ein Dutzend Mal haben F-22-Piloten entsprechende Probleme gemeldet. Im November 2010 war eine F-22 bei Alaska abgestürzt, ohne dass der Pilot Jeffrey Haney, dessen sterbliche Überreste nie gefunden wurden, den Schleudersitz ausgelöst hätte. Schon da- mals war über eine plötzliche Bewusstlo- sigkeit Haneys spekuliert worden, was das Pentagon aber dementierte. Dass sich jetzt der Verteidigungsmi- nister persönlich um die Operationsfä- higkeit von Waffensystemen kümmert, ist ausgesprochen ungewöhnlich. Panet- ta erbat für die Suche nach einer Pro- blemlösung die Hilfe von Experten der Nasa und der Marine und verlangte von der Air-Force-Generalität einen monatli- chen Statusbericht über neue Erkennt- nisse und Fortschritte. Die F-22 darf entsprechend dem aktu- ellen Brief des Ministers an den Luftwaf- fen-Staatssekretär Michael Donley nur „in der Nähe möglicher Landeorte“ ope- rieren. Dadurch soll gewährleistet sein, dass die Piloten ihren Flug bei auftreten- den Atemproblemen sehr schnell abbre- chen können. Die genaue Reichweite, die unter dieser Vorgabe noch geflogen wer- den darf, liegt damit in der Verantwor- tung der jeweiligen Stützpunktkomman- danten und der Piloten. In der CBS-Sendung hatten die Pi- loten darauf aufmerksam gemacht, dass eine plötzliche Ohnmacht nicht nur das Leben des jeweiligen Soldaten an Bord, sondern auch das von Menschen auf dem Boden im Fall eines Absturzes ge- fährde. Wegen der rätselhaften Sauer- stoffprobleme hatte die Air Force bereits im vorigen Jahr alle F-22 für fast fünf Monate am Boden gehalten. Eine Un- tersuchungskommission, geleitet von einem pensionierten Flieger-General, prüfte die Technik sieben Monate lang und legte im März ihren Bericht vor. Da- rin räumten sie ein, die Ursache der Pro- bleme nicht identifizieren zu können. Sie empfahlen eine Fortsetzung des Flugbetriebs. Die Piloten sollten aber durch den Einsatz bestimmter Sensoren und Sauerstofffilter vor plötzlicher Ohn- macht geschützt werden. Zudem wurde die Einführung eines zweiten Sauerstoff- Versorgungssystems beschlossen. Panet- ta verlangt nun die Beschleunigung die- ses Backup-Systems. Nach Auskunft der Air Force wird es ab Dezember in den ersten F-22 einsatzbereit sein. Das Flugzeug verdeutlicht die Schwie- rigkeiten militärischer Planungen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Es wurde im Kalten Krieg in den 80er-Jah- ren projektiert, um einer möglichen Her- ausforderung durch die Sowjetunion be- gegnen zu können. Damals wurden die Verträge mit den Rüstungskonzernen und Zuliefererfirmen unterzeichnet, und die Entwicklung begann. Doch in den lo- kalen Kriegen nach 1990 wurde die F-22 nie benötigt. Gleichwohl wird das Jagd- flugzeug mit Blick auf die ungewissen Herausforderungen der Zukunft als „un- verzichtbar“ für die nationale Sicherheit der USA angesehen. F-22-Piloten mangelt es an Sauerstoff Bis auf Weiteres dürfen die US-Jagdflugzeuge nur noch „in der Nähe“ möglicher Landeplätze operieren Bislang wurden F-22-Kampfjets noch nie in einer Kampfoperation eingesetzt PA / AUSTIN KNOX

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Page 1: INFOGRAFIK - Die Markenberatung für den Erfolg Ihrer Marke.€¦ · die Spontankäufe in drei Kategorien. Das Toilettenpapier zählt zum Kaufen für die Vorratskammer, ebenso die

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Kombistand

Die Rennstrecke

Abstecher

Abstecher

Abstecher

Imbiss-Ecke

Milch

Spiegel

Spiegel

Obst und Gemüse

Brot Aktionsstand

Quengelzone

Kassen

Ausgang

Bremszone

Eingang

billiger teurer

Reckzone

Sichtzone

Greifzone

Bückzone

Waren des täglichen Gebrauchs

Teure Produkte

Billige Produkte

INFOGRAFIK Juliana Pedraza

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WISSEN

W I S S E N S C H A F T S R E D A K T I O N : T E L E F O N : 0 3 0 – 2 5 9 1 7 3 6 3 6 E - M A I L : W I S S E N S C H A F T @ W E L T. D E | I N T E R N E T : W E L T. D E / W I S S E N S C H A F T

MEDIZIN

Senkt „gutes“ Cholesterindas Infarktrisiko nicht?Hohe Werte des „guten“ Choleste-rins vermindern laut einer neuenStudie nicht das Risiko für Herz-und Gefäßkrankheiten. Ein höhererWert des High Density Lipoproteins(HDL) reduziere nicht automatischdas Risiko für Herzinfarkte, schreibtSekar Kathiresan von der HavardMedical School in „The Lancet“.Damit stellt er eine Grundthese dermodernen Medizin infrage.

RAUMFAHRT

Fresszellen altern in derSchwerelosigkeit schnellSchon nach fünf Tagen Schwerelo-sigkeit hat sich das Zellskelett vonFresszellen fast komplett aufgelöst,berichtet der Immunologe OliverUllrich von der Universität Magde-burg. Er hatte die für die Immun-abwehr wichtigen Zellen bei derersten chinesisch-deutschen Welt-raummission mit ins All geschickt.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

MEDIZIN

16,2Prozent aller Ärzte können sichnicht vorstellen, aus Deutschlandauszuwandern, zeigt eine Umfrageim Ärztenetzwerk „Hippokranet“.9,3 Prozent betreiben hingegen be-reits konkret ihre Auswanderung.

KOMPAKT

T Ein leicht unebener Fußbodenbremst den Einkaufswagen inder Gemüseabteilung. Das solleinen Dorfmarkt suggerieren

T Frauen kaufen in männlicherBegleitung nur halb so viel imSupermarkt ein wie sonst

FANNY JIMÉNEZ

M al ehrlich: Niemand,der in den Supermarktgeht und nur Milch undBrot kaufen will,braucht wirklich nur

Milch und Brot. Dafür müsste man dengesamten Haushaltsbestand aller mögli-chen Produkte lückenlos im Kopf haben– von Nahrungsmitteln und Tierfutterüber „körpernahes Non-Food“, wie imFachjargon Duschbad, Zahnbürste & Co.bezeichnet werden, bis hin zu „körper-fernem Non-Food“ wie beispielsweisePapierwaren oder Reinigungsmittel.

Rund 70 Prozent aller Kaufentschei-dungen fallen nicht beim Schreiben desEinkaufszettels, sondern erst spontanvor dem Regal im Supermarkt. FehlenderÜberblick ist ein Grund dafür, warumman optimistisch ohne Einkaufstaschein das Geschäft geht und mit überlade-nen, neuen Einkaufstüten wieder her-auskommt. „Selbst wenn man mit einemEinkaufszettel losgeht, steht da nie allesdrauf – irgendetwas vergisst man immeroder ist sich unsicher, ob man es nichtwomöglich doch braucht“, sagt Franz-Rudolf Esch, Universitätsprofessor fürMarkenmanagement an der EuropeanBusiness School für Wirtschaft und

Recht in Oestrich-Winkel, „und sicher-heitshalber kauft man dann Toilettenpa-pier und stellt anschließend zu Hausefest, dass man noch zehn Rollen hatte.“

Der Konsumentenforscher unterteiltdie Spontankäufe in drei Kategorien. DasToilettenpapier zählt zum Kaufen für dieVorratskammer, ebenso die Kaffeefilter,die gleich neben dem Kaffee stehen undvon denen man eigentlich auch nie ge-nug haben kann. Diese Dinge brauchtfast jeder, und wann genau man siekauft, ist eigentlich egal. Reine Impuls-käufe gibt es natürlich auch, als Ausbre-chen aus dem normalen Kaufmuster.Und es gibt die suggerierten Impulskäu-fe: Der Schlankheitsdrink passend zumSommerbeginn ist da ein Beispiel.

Jeder Supermarkt macht sich Gedan-ken darüber, wie man dieses manchmalvernünftige, manchmal irrationale Kauf-verhalten der Besucher bestmöglich un-terstützen kann. Los geht es mit einemgroßen Einkaufswagen, der wenig Inhaltnicht verträgt, sowie einer vorgezeichne-ten optimalen Einkaufsstrecke, die denKunden in bestmöglicher Atmosphäre,mit sanfter Musik und einer optimalenTemperatur von 20 Grad dazu verleitet,den längsten Weg durch den Supermarktzu nehmen. Denn das bedeutet eine län-gere Aufenthaltsdauer. Die wiederum istdas entscheidende Kriterium dafür, wieviel gekauft und ausgegeben wird.

Der Einkaufsparcours startet am Ein-gang häufig mit einem Bäcker plus Sitz-ecke. Dann duftet es lecker nach frischenBrötchen, was, so erklärt Franz-RudolfEsch, den Umsatz deutlich steigen lässt.Dabei ist es egal, ob der Duft von denBrötchen oder aus der Dose kommt –beides wirkt und wird auch eingesetzt.Ein anderer Trick: Mit einer günstigen

Bockwurst im Eingangsbereich werdendie Märkte ihre unliebsame Kundschaftlos: die Männer. Denn die ruinieren denUmsatz, besonders dann, wenn sie zu-sammen mit einer Frau einkaufen gehen.Einer Studie zufolge bleiben Frauen inmännlicher Begleitung nur halb so langeim Supermarkt und kaufen dann auchnur halb so viel wie sonst.

Drinnen angekommen, geht es immeran den Außenwänden die sogenannteRennstrecke entlang. Als Rechtshänderlaufen die meisten gern links herum,weil sie so schnell zugreifen können. Ge-legentliche Abstecher in die Marktmittewerden deshalb provoziert, indem dortgünstigere Waren des täglichen Bedarfsgestellt werden. Sehr gerne werden auchAufsteller benutzt, die mit großen Wer-begesichtern Aufmerksamkeit auf sichziehen. Produkte mit Gesichtern werdenhäufiger angesehen, positiver einge-schätzt und besser erinnert. Und auchdie Regale selbst sind bestens durch-dacht: Weil Kunden sie wie ein Buch vonlinks nach rechts scannen, stehen dieteureren Produkte eher dort, wo derBlick ganz zuletzt hinfällt. Natürlich sind

Waren in Blick- und Greifhöhe häufigkostspieliger als jene, die mehr Körper-einsatz fordern. Gern wird auch nebeneinem preiswerten und einem teurenProdukt noch ein sehr teures platziert.Dadurch erscheint das teure Produktplötzlich als relativ kostengünstig.

Ein leicht unebener Fußbodenbelagbremst den Einkaufswagen in der Obst-und Gemüseabteilung und vermittelt,ohne dass es bewusst wird, die Gemüt-lichkeit und Natürlichkeit eines Dorf-marktes. Das funktioniert tatsächlich,sagt Olaf Hartmann. Er ist Chef desRemscheider Multisense-Instituts undExperte für Multisensorik-Marketing. Erweiß wie kaum ein anderer, wie verschie-dene Sinneseindrücke zusammenwirkenmüssen, damit sie ein konsistentes Bildvermitteln. „Es gibt keine Qualität perse, es gibt nur eine wahrgenommeneQualität“, sagt Hartmann, „und die ent-steht unbewusst – aus allen Reizen, dieauf uns einströmen.“

Wenn zum unebenen Boden Körbestatt Kisten, passende Farben mit Lich-takzenten, Fotos und Spiegel dazukom-men, die allesamt Frische und Natürlich-keit vermitteln, wird schnell ein altesKonzept in uns aktiv, das Vertrauen undQualität signalisiert, sagt er. In den letz-ten Jahren wird dafür verstärkt Berüh-rung, also Haptik, eingesetzt, denn beiihr rechnen Menschen nicht mit einerTäuschung. „Anfassen und Berührung istdirekt mit dem Emotionssystem verbun-den und wirkt deshalb ganz unmittelbar,so, wie es auch bei Gerüchen der Fallist“, sagt er, „versehen oder verhörenkann man sich mal, das hat sich auch imSprachgebrauch festgesetzt – verfühlenaber kann man sich nicht.“ Franz-RudolfEsch bestätigt, dass nonverbale Eindrü-

cke oft stärker wirken als verbale. Sindsie konsistent und aufeinander abge-stimmt, entwickele sich eine Art „emoti-onaler Stempel“, der die Aktivität in un-serem Gehirn um das Zehnfache erhö-hen kann. Die Eindrücke werden schnel-ler verarbeitet, als glaubwürdiger einge-stuft und länger und besser erinnert.

Erinnerung ist ein sehr wichtiger Be-standteil der Supermarktpsychologie.Denn das Gehirn liebt Vertrautes undbelohnt deshalb gern Entscheidungen,die bereits einmal zum Ziel geführt ha-ben. Schon nach zwei bis drei Wiederho-lungen einer Handlung erwartet das Ge-hirn, dass genau das Gleiche wieder pas-siert, erklärt Olaf Hartmann. Macht mansich also auf zur Sektion „Dorfmarkt“,um wie immer die Milch zu holen – dieübrigens wie viele Produkte des tägli-chen Bedarfs, als sogenannte Schnelldre-her bezeichnet, oft weit hinten im Ladenliegt, um die Wegstrecke zu verlängern –,dann dauert es weniger als vier Sekun-den, um aus 16 Produkten die Milch aus-zuwählen. Das liegt zum einen daran,dass zwar viele Informationen aufge-nommen, aber gar nicht richtig ausge-wertet werden, wie Esch erklärt. Undtatsächlich spart es ja auch ganz einfachZeit und Mühe, immer wieder nach dergleichen Milch zu greifen.

„Menschen suchen ständig nach be-stimmten Mustern, um die Komplexitätder Welt zu reduzieren“, sagt Olaf Hart-mann. „Wir lernen Muster, die uns dasgarantieren, was wir wollen, und wenndas ein paar Mal funktioniert, dann hin-terfragen wir es nicht mehr.“ Eines derPrinzipien, die unser Gehirn durch dieErfahrung nicht mehr hinterfragt, sindRabatte. Das Gehirn liebt Preisnachlässeund Gratiszugaben, wie Studien eindeu-tig belegen. Vermutlich, so Esch, hängtdas noch mit dem Jagdtrieb zusammen:„Ein richtig gutes Schnäppchen kann beimanchen Menschen wirklich riesigeFreude auslösen.“ Ähnlich erfreulichsind Kombistände oder „Zwei für drei“-Angebote, die wie die Rabattständergern mittig zwischen den Regalen plat-ziert werden, denn so kann man keinePreise vergleichen. Kombistände bietendie passende Soße zu den Nudeln undden perfekten Wein und Käse gleich da-zu – auch das entlastet das Gehirn.

Die beschränkte Kapazität der grauenZellen macht sich auch die „Quengelzo-ne“ vor den Kassen zunutze, in der fünfProzent des gesamten Umsatzes erwirt-schaftet werden. Wer glaubt, dass hiernur Kinder schwach werden, hat zu vielVertrauen in die menschliche Willens-kraft. Fakt ist: Nach der langen Rundedurch die Gänge und die vielen Ent-scheidungen gegen Produkte, die nichtwirklich gebraucht werden, ermüdet dieVernunft. Der Widerstand, seine Impul-se zu kontrollieren, lässt nach einigensolcher Entscheidungen deutlich nach.

Und schließlich kann man Batterien,Feuerzeuge oder Kaugummis immer ge-brauchen, oder? Der Bauch entscheidet,und die Rechtfertigung hinterher sorgtdafür, dass jeder trotzdem mit dem gu-ten Gewissen der Selbstbestimmtheit,des freien Willens und prallen Tütenvoller Schnäppchen nach Hause geht.

Psychofalle SupermarktBeim Einkaufen entscheidet der Bauch, das wissen die Marketingexperten geschickt zunutzen. Unserem Gehirn gelingt es anschließend, die Kaufentscheidungen zu rechtfertigen

„Es gibt keineQualität per se,es gibt nurwahrgenommeneQualität“Olaf Hartmann, Multisense-Institut

M antas gehören zu den ge-heimnisvollsten Fischen,die durch die Ozeane

schwimmen. Gleiten die bis zu neunMeter langen, für Menschen harmlo-sen Fische über Taucher hinweg, wirdes erst einmal dunkel. Wie mysteriö-se Teppiche „segeln“ sie heran, filternmit ihren großen Mäulern Planktonund Fischeier aus dem Wasser – undverschwinden majestätisch wieder imBlau des Meeres. Nun wollen For-scher das Rätsel der Riesen ein Stückweit lüften. Sie haben sechs großeMantas mit Satellitensendern ausge-stattet und ihre Routen aus dem Allverfolgt. In der Fachzeitschrift „Plosone“ berichten sie von ihren Erkennt-nissen. Rachel Graham von der Wild-life Conservation Society: „UnsereStudie soll dabei helfen, ein wenigLicht in die bislang unbekannte Weltdieser mythischen Fische zu bringen– und Management- und Schutzstra-tegien für diese Art zu entwickeln.“

Die Daten zeigten, dass mancheder Riesenrochen über 1100 Kilome-ter innerhalb von 13 Tagen ge-schwommen sind. Die meiste Zeitschwammen die Mantas in Küstennä-he, wo sie vermutlich Plankton, Fi-scheier und Quallenlarven aus demWasser herausfilterten. Zudem konn-ten die Wissenschaftler zeigen, dassdie Fische hauptsächlich in der Nähevon Mexiko unterwegs waren – je-doch schwammen sie nur in 11,5 Pro-zent der Zeit in ausgewiesenen Mee-resschutzgebieten umher. Meistenshielten sie sich in Gewässern auf, diehäufig von Schiffen durchfahren wer-den – eine potenzielle Gefahr für dieFische. Da sie erst mit etwa fünf Jah-ren geschlechtsreif werden und dannhöchsten zwei Junge auf einmal gebä-ren, ist ihre Reproduktionsrate sehrgering. So gelten Mantas weltweit alsbedroht. Sie kommen in tropischenGewässern vor und werden kaum,wenn, dann aber vor allem für diechinesische Medizin bejagt. Das är-gert die Wissenschaftler, denn dieMantas gelten nicht nur als weitge-hend unerforscht, sondern auch alsdie klügsten Fische der Meere.

E I N E M I N U T E B I O LO G I E

MobileMantas

Wissenschaftler habendie Routen der Riesenrochen

per Satellit verfolgt

P I A H E I N E M A N N

T Nun sollen Experten der Nasaund der Marine der Air Force beider Lösung des Problems helfen

ANSGAR GRAWWASHINGTON

D ie F-22 schlägt mit ihrer Kom-bination aus Geschwindigkeit(Mach 1,8 – bereits ohne den Ein-

satz von Nachbrennern), Kampfkraftund Elektronikausstattung im Qualitäts-wettbewerb alle Konkurrenten. Und we-gen der Stealth-Vorgaben für Flächen-und Winkelgebung, die den Luftüberle-genheitsjäger für das Radar unsichtbarmachen, wurde das Flugzeug zu einerDesign-Ikone, die in zahlreichen Filmenund Computerspielen gefeiert wird.

Aber die noch nie in einer Kampfope-ration eingesetzte F-22 könnte zugleichals die für ihre Piloten gefährlichste Mili-tärmaschine seit der Absturzserie umden damals technologisch ebenfalls füh-renden Lockheed F-104 Starfighter der60er- und 70er-Jahre in die Geschichteder Rüstungsproduktion eingehen.

Wegen mysteriöser Sicherheitsproble-me mit dem Sauerstoffsystem in der Pi-

lotenkanzel hat US-Verteidigungsminis-ter Leon Panetta vergangene Wocheneue Restriktionen für Flüge mit derF-22 verfügt. Vorangegangen war derAuftritt zweier F-22-Piloten in dem CBS-Fernsehmagazin „60 Minutes“. Dort be-richteten Captain Joshua Wilson undMajor Jeremy Gordon, sie und mehrereKameraden hätten bei Flügen in demEinsitzer Probleme mit Sauerstoffman-gel und daraus resultierender Desorien-tierung erlebt. Daher weigerten sie sichinzwischen trotz möglicher disziplinari-scher Folgen oder gar ihrer Entlassungaus dem Militärdienst, den Jet zu fliegen.

Mindestens ein Dutzend Mal habenF-22-Piloten entsprechende Problemegemeldet. Im November 2010 war eineF-22 bei Alaska abgestürzt, ohne dass derPilot Jeffrey Haney, dessen sterblicheÜberreste nie gefunden wurden, denSchleudersitz ausgelöst hätte. Schon da-mals war über eine plötzliche Bewusstlo-sigkeit Haneys spekuliert worden, wasdas Pentagon aber dementierte.

Dass sich jetzt der Verteidigungsmi-nister persönlich um die Operationsfä-higkeit von Waffensystemen kümmert,ist ausgesprochen ungewöhnlich. Panet-ta erbat für die Suche nach einer Pro-

blemlösung die Hilfe von Experten derNasa und der Marine und verlangte vonder Air-Force-Generalität einen monatli-chen Statusbericht über neue Erkennt-nisse und Fortschritte.

Die F-22 darf entsprechend dem aktu-ellen Brief des Ministers an den Luftwaf-fen-Staatssekretär Michael Donley nur„in der Nähe möglicher Landeorte“ ope-rieren. Dadurch soll gewährleistet sein,dass die Piloten ihren Flug bei auftreten-den Atemproblemen sehr schnell abbre-chen können. Die genaue Reichweite, dieunter dieser Vorgabe noch geflogen wer-den darf, liegt damit in der Verantwor-

tung der jeweiligen Stützpunktkomman-danten und der Piloten.

In der CBS-Sendung hatten die Pi-loten darauf aufmerksam gemacht, dasseine plötzliche Ohnmacht nicht nur dasLeben des jeweiligen Soldaten an Bord,sondern auch das von Menschen aufdem Boden im Fall eines Absturzes ge-fährde. Wegen der rätselhaften Sauer-stoffprobleme hatte die Air Force bereitsim vorigen Jahr alle F-22 für fast fünfMonate am Boden gehalten. Eine Un-tersuchungskommission, geleitet voneinem pensionierten Flieger-General,prüfte die Technik sieben Monate lang

und legte im März ihren Bericht vor. Da-rin räumten sie ein, die Ursache der Pro-bleme nicht identifizieren zu können.Sie empfahlen eine Fortsetzung desFlugbetriebs. Die Piloten sollten aberdurch den Einsatz bestimmter Sensorenund Sauerstofffilter vor plötzlicher Ohn-macht geschützt werden. Zudem wurdedie Einführung eines zweiten Sauerstoff-Versorgungssystems beschlossen. Panet-ta verlangt nun die Beschleunigung die-ses Backup-Systems. Nach Auskunft derAir Force wird es ab Dezember in denersten F-22 einsatzbereit sein.

Das Flugzeug verdeutlicht die Schwie-rigkeiten militärischer Planungen seitdem Ende des Zweiten Weltkrieges. Eswurde im Kalten Krieg in den 80er-Jah-ren projektiert, um einer möglichen Her-ausforderung durch die Sowjetunion be-gegnen zu können. Damals wurden dieVerträge mit den Rüstungskonzernenund Zuliefererfirmen unterzeichnet, unddie Entwicklung begann. Doch in den lo-kalen Kriegen nach 1990 wurde die F-22nie benötigt. Gleichwohl wird das Jagd-flugzeug mit Blick auf die ungewissenHerausforderungen der Zukunft als „un-verzichtbar“ für die nationale Sicherheitder USA angesehen.

F-22-Piloten mangelt es an SauerstoffBis auf Weiteres dürfen die US-Jagdflugzeuge nur noch „in der Nähe“ möglicher Landeplätze operieren

Bislang wurden F-22-Kampfjets noch nie in einer Kampfoperation eingesetzt

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