interview in zeitschrift cadernow

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Interview in der brasilianischen Zeitschrift CadernoW

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IImm BBuucchh ddeerr BBrraassiilliiaanneerriinn bbeekkoommmmtt MMoozzaarrtt eeiinnee wwiirrkklliicchhee KKiinnddhheeiitt ggeesscchheennkktt..DDaass WWeerrkk wwuurrddee iinn vveerrsscchhiieeddeennee SSpprraacchheenn üübbeerrsseettzztt uunndd lleettzzttee WWoocchhee iinn BBrraassiilliieenn vveerrööffffeennttlliicchhtt..Wolfgang Amadeus Mozart war ein einfluss-reicher Musiker und Komponist klassischer Musik. Er hat mehr als 600 Stücke geschrieben, darunter Symphonien, Konzerte, Chormusik, Klavier- und Kammermusik. Er war einer der bekanntesten Komponisten klassischer Musik al-ler Zeiten.Er war ein Wunderkind. Als Sohn einer bürgerli-chen Musikerfamilie begann er schon mit fünf Jahren Menuette für Cembalo zu schreiben. Sein Vater, Leopold Mozart, war ein weniger be-deutender Komponist. Einige der ersten Werke, die Mozart schrieb, als er noch ein Kind war, wa-ren Duette und kleinere Kompositionen für zwei Klaviere, die er für ihn und seine Schwester Ma-ria Anna Mozart, genannt Nannerl, geschrieben hatte.1763 nahm sein Vater ihn und seine Schwester auf eine Reise nach Frankreich und England mit. In London lernte Mozart Johann Christian Bach, den jünsten Sohn von Johann Sebastian Bach, kennen. Bach hatte großen Einfluss auf die frühen Werke Mozarts.Man kann sich denken, dass der Komponist ei-ne schwierige Kindheit hatte, oder besser ge-

sagt: Er hatte keine wirkliche Kindheit. Aber in der Literatur gekommt er die Gelegenheit Ham-burger zu essen, fern zu sehen und so zu spie-len, wie es jedes Kind tut. Das Buch hat den Titel "Mozart in der Zukunft", die Autorin ist Tâ-nia Maria Rodrigues-Peters aus Mogi das Cru-zes, Brasilien. Tânia lebt mit ihrem Mann Carsten Peters und ihren drei Kindern Luana(7), Teo(5) und Toni(3) in einem kleinen Dorf na-mens Dafins in den österreichischen Alpen. Tâ-nia ist 44 Jahre alt und hat Kunsterziehung und Marketing an der Universität von Mogi das Cru-zes, Brasilien, studiert. Sie war die Schülerin des ehrenwerten Malers Van Der Wiel und lebt seit 1997 in Europa, sowohl in Deutschland als auch in Spanien, und hat bereits an Literatur- und Rezeptwettbewerben teilgenommen, so ist unser brasilianischer Karottenkuchen mit Scho-koladenglasur als eines der besten Rezepte in Österreich ausgezeichnet worden. (Kann man sich das vorstellen, unser Karottenkuchen ist dort ein Hit!) Seit Tânia in das Dorf in den Alpen gezogen ist, lebt sie das Leben einer Hausfrau. So lag ihr Potential als Fotografin, Lehrerin und Künstlerin für einige Zeit auf Eis. Die Idee, das

Buch zu schreiben, kam ihr auf einer Reise nach Wien. Nachdem sie das Geburtshaus von Mozart besucht hatte, entschied sie sich, dem Genie eine Kindheit zu schenken, die er wahr-scheinlich gern gehabt hätte.Das Result ist besser als die Idee. Als der Ge-schäftsführer der Raiffeisenbank aus Sulz in Vor-arlberg, wo das Ehepaar ihr Konto hat, von der Fertigstellung des Buches erfuhr, hat er angebo-ten, die Initiative zu unterstützen, und so tat er es auch. Tânia sagt, dass das Interesse der Bank für die Kultur sie freudig überrascht hat.Am 6. Mai hielt die Schriftstellerin Tânia Maria Rodrigues-Peters ihre erste Lesung mit Unter-stützung der Bank. Die Einladung war auch auf der Website der Gemeinde zu sehen. Bei der Le-sung interpretierten zwei Mädchen Mozart auf Violine und Cello. Die Musik schaffte eine ange-nehme Atmosphäre im Foyer der Raiffeisen-bank. Das Event war ein totaler Erfolg. Das Buch gibt es bereits auf Deutsch, Portugiesisch und Schwedisch, und in Kürze auch auf Eng-lisch und Spanisch. Die Illustrationen sind von Pedro Caraça, einem Freund von Tânia, der auch aus Mogi das Cruzes kommt.

Das erste Mal habe ich in Deutschland einfach nur Urlaub ge-macht. Ich war so begeistert von dem Land, dass ich, sofort einen Deutschkurs belegte, als ich zurück kam. Auf dieser ersten Reise habe ich Carsten kennengelernt. Er kommt aus Norddeutschland, nicht weit von Dänemark. Am Anfang stellte die Sprache eine wirkliche Hürde für uns dar. Das zweite Mal bin ich nach Deutschland geflogen,

um als Freiwillige in einer Kirche zu arbeien. Das hat aber nicht so richtig funktio-niert, und da hat mich Cars-ten angerufen, ob ich mit ihm nach Venezuela reisen möch-te. Ich kannte das Land aber schon und habe ihn eingela-den, Brasilien kennen zu ler-nen. Er hat dann bei mir gewohnt und ich habe im Por-tugiesisch beigebracht, dann habe ich mich in ihn verliebt. Eines schönen Tages bat er mich, ihn zu heiraten - mitten auf der Straße! Ich habe ab-lehnt, denn ich wollte nicht ent-täuscht werden. Er ist dann nach Deutschland zurückgegan-gen. Einige Monate später bin ich ihm gefolgt und wir haben geheiratet. Er ist ein wunderba-

rer Mann, er hilft mir im Haus und mit den Kindern, und außerdem hät-te ich das, was ich jetzt als Schrift-stellerin erlebe, ohne ihn nicht erreicht.

Mein Mann ist technischer Übersetzer und hat in Berlin eine Arbeit gefunden. Wir haben in der Straße gewohnt, in der das Geburts-haus von Marlene Dietrich steht.

Das hat mich begeistert. Et-was später wurde ihm eine Ar-beit in Pamplona, Spanien angeboten, und dann sind wir in das Land der Stiere gezo-gen. Dort im Norden Spaniens sind die Leute sehr reserviert und lachen nicht viel. Das hat mich auf die Idee gebracht, ein Buch mit dem Titel "Die Leute, die nicht lächeln konnten" zu schreiben, was aber noch nicht veröffentlicht ist. Acht Jahre ha-ben wir in Spanien gelebt. Bei ei-nem Literaturwettbewerb habe ich den siebten Platz gewonnen, auch habe ich bei einem Foto-wettbewerb gewonnen und dann habe ich noch ein Restaurant er-öffnet, das "Sonne" hieß. Wir hat-

ten die größte Auswahl an Bieren in der Region. Wir haben dann auch noch beide bei Foro Europeo gear-beitet, eine Instituion, die die Prin-zessin Cristina eingeweiht hat.Zu dieser Zeit hatten wir bereits un-sere drei Kinder und uns wurde das Restaurant zu viel. Mein Mann hat sich dann bei verschiedenen Firmen beworben und erhielt unter ande-rem ein Angebot aus der Region, in der wir jetzt leben, in den österrei-chischen Bergen, in Vorarlberg. Im Winter gehen die Temperaturen bis -10 °C kalt, und mein Mann und ich müssen Schnee schippen, damit wir mit dem Auto aus der Garage kom-

men. Im Sommer wird es aber den-noch sehr heiß. Ich habe mich dar-an gewöhnt, im Ausland zu leben. Ich suche immer das Positive in al-lem, was wir erleben.

Nein, noch nie! Die Euro-päer sind sehr gebildet und gut in-formiert. Manche Brasilianer meinen, dass es Vorurteile gibt, aber das liegt eher an ihrem Beneh-men. Wer im Einklang mit der Be-völkerung lebt und anständig arbeitet wird von allen respektiert.

Auch wenn ich keiner Reli-gion angehöre, so glaube ich fest an Gott, und ich bin davon überzeugt, dass alles, was wir tun, sei es gut oder schlecht, irgendwann zu uns zurückkommt. Eines Tages rief mich die brasilianische Botschaft an und sagte mir, dass ich nach Wi-en kommen müsste, um ein Doku-ment zu unterzeichnen. Ich war sauer, dass ich nur wegen einer Un-terschrift nach Wien fahren musste. Aber dann habe ich das zum Anlass

genommen, eine Kulturreise zu ma-chen. Ich erledigte die Formalitäten bei der Botschaft und ging in die Kaffehäuser, besuchte Sehenswür-digkeiten, darunter auch das Haus von Beethoven und Strauss. Die Gebäude sind wunderschön. Da mir klassische Musik schon immer gefiel, ging ich auch ins Mozart-haus. Dort waren Touristen aus al-ler Welt und ich war so bewegt, dass ich anfing zu weinen. Ich be-rührte die Wände und stellte mir vor, wie wohl sein Leben gewesen war.Mit all diesen Eindrücken trat ich den Heimweg an und dachte daran, dass Mozart keine Kindheit gehabt hat. Man sagt, dass der Vater ein gu-

Hochzeitsfoto mit Ehemann

Carsten

Die ganze Familie mit Toni auf Tânias und Teo und Luana auf Carstens Schoß

Tânia mit zwei Jahren

ter Mensch war, aber er wollte, dass sein Sohn alles gibt, um auf diese Weise mehr Ansehen in der Gesellschaft erreichen zu können.Wo er doch keine Kindheit gehabt hatte, so könnte er doch in die Zu-kunft kommen, um mit anderen Kindern zu spielen, auch wenn es nur im Traum geschieht. Und der Engel der Musik würde alle be-schützen, dachte ich! So schrieb ich es.

Es hat nur einige Wochen gedauert. Ich habe dann auch noch einen Coach aufgesucht. Das ist je-mand, der es vermag seine Kunden zu motivieren, indem er ihnen z. B. zeigt, wie man seine berufliche Laufbahn effektiver ausrichtet. Das brauchte ich, denn ich bin sehr un-diszipliniert. Ich habe schon so vie-les nur halb fertig gemacht. Ich muss mein Ziel klar vor Augen se-hen, und er hat mir dabei geholfen. Er hat mir gezeigt, dass ich noch viel kreativer bin, als ich dachte.Bis dahin war ich nicht sehr zufrie-den, denn dort, wo ich wohne, ist es nicht leicht Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Zu Hause müssen wir alles allein machen: putzen, kochen, die Kinder betreu-en und es bleibt kaum Zeit für et-was anderes. Das Schreiben hat mir viel gebracht.

Ja. Mein Mann hatte mit dem Geschäfts-führer der Bank gesprochen und ihm von mir und dem Buch er-zählt. Als er hör-te, dass ich ein Buch über Mo-zart schrieb, er-klärte er sich sofort bereit, die Initiative zu un-terstützen.Es ist eine der größten Banken der Region, die auch Sponsor des europäischen Grand Prix ist. Schließlich hat es mich überrascht und natürlich ge-freut!Als sie mich fragten, ob sie mich in ganz Österreich unterstützen dür-fen, hätte ich fast geplatzt vor Freu-de!

Ich habe große Erwartun-gen, allerdings bin ich noch ganz am Anfang. Das Buch steht schon

in den Regalen der Buchhandlungs-ketten Livraria Cultura, Livraria Si-ciliano und Livraria Saraiva, außerdem habe ich gerade mit Fnac und Nobel Verträge geschlossen.Das Beste, was mir hierbei passiert ist, ist, dass ich den Filmregisseur Walbercy Ribas (Film: "O Grilo Fe-liz") kennen gelernt habe, der be-reits weltweit Auszeichnungen erhalten hat und dessen Fan ich bin. Er hat mir vorgeschlagen, von dem Buch einen Film in Österreich zu drehen, denn hier ist es sicher leichter einen Sponsor zu finden. Ich bin noch dabei, mir ein Kon-zept zu überlegen, aber ich bin si-cher, dass wir das umsetzen, vor

allem, weil mich ein so bekannter Regisseur und Filmproduzent unterstützt.Hier in Mogi das Cruzes hat mir der Thea-terdirektor Flávio Dias vor-geschlagen, aus dem Buch ein Theaterstück zu machen.Ich bin sehr zu-frieden mit al-lem, aber dennoch lasse ich eines nicht außer acht:

Nichts darf unser Familienleben durcheinander bringen. Zum Bei-spiel hat meine Tochter Luana im Juli ein Geigenkonzert, und da bin ich auf jeden Fall dabei!

Wir kannten uns schon, und ich bewundere seine Kreativi-tät und seine Fähigkeit, das umzu-setzen, was sich in meiner Vorstellung abspielte. Viele von Pe-dros Arbeiten sind schon ausge-zeichnet worden, außerdem ist er ein sehr guter Lehrer. Wir haben al-les per E-Mail und Telefon erledigt. Das war verrückt!

Ja, ich werde einige Bü-cher vollenden, die ich bereits be-gonnen habe. Mit der Zeit wird es dann weitere neue Geschichten ge-ben. Ein Buch handelt von unserem Leben in Spanien, ein anderes ist ein Kochbuch voll mit meinen bra-silianischen Lieblingsrezepten. Ei-nige Zutaten kaufe ich nicht weit von hier in einem portugiesischen Laden in Liechtenstein. Hier ist es nicht leicht, an brasilianische Pro-dukte zu kommen.

In Spanien mit Ehemann und Tochter

Mit der Familie in den Alpen

Mit Walbercy Ribas, demRegisseur und Produzent von "O Grilo Feliz", mitdem Tânia einen Filmdrehen möchte