investition und finanzierung

110
Investition und Finanzierung Prof. Dr. Thomas Braun Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Finanzwirtschaft Sommersemester 2010 Prof. Dr. Thomas Braun 1/110

Upload: benjamin-heidtmann

Post on 03-Mar-2016

224 views

Category:

Documents


0 download

DESCRIPTION

Folien zum Kurs bla bla

TRANSCRIPT

Page 1: Investition und Finanzierung

Investition und Finanzierung

Prof. Dr. Thomas Braun

Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Finanzwirtschaft

Sommersemester 2010

Prof. Dr. Thomas Braun 1/110

Page 2: Investition und Finanzierung

Literatur

Braun, T. (2009), Investition und Finanzierung, Berlin.

Kistner, K.-P. (2003), Optimierungsmethoden: Einführung in dieUnternehmensforschung für Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg,3. Auflage.

Rasmusen, E. (2001), Games and Information, 3rd Ed., Blackwell,Oxford.

Tirole, J. (1988), The theory of industrial organization, Cambridge.

Prof. Dr. Thomas Braun 2/110

Page 3: Investition und Finanzierung

Inhalte der Veranstaltung

1. Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen1.1 Dominanz und Effizienz1.2 Kapitalkosten als Ausdruck subjektiver Zeitpräferenzen1.3 Zinssätze als Kapitalkostensätze

2. Investitionsrechnung2.1 Vom Kapitalkostenkonzept zum Kapitalwertkriterium2.2 Vereinfachende Bewertung mit Multiplikatoren2.3 interner Zinsfuß2.4 Praxisbeispiel: Bestimmung von Laufzeit und Restschuld eines

Hypothekendarlehens2.5 optimaler Investitionszeitpunkt2.6 Sensitivitätsanalyse

Macauley Durationmodifizierte Duration und Convexity als Sensitivitätskennziffern

3. Grundlagen der RentenversicherungProf. Dr. Thomas Braun 3/110

Page 4: Investition und Finanzierung

Inhalte der Veranstaltung

3.1 Barwerte von Zeitrenten in versicherungsmathematischerNotation

3.2 Berechnung von Barwerten zu erwartender Leibrenten mit Hilfevon Periodensterbetafeln

3.3 Grundlagen der Prämienkalkulation3.4 Kommutationen als Rechenhilfe3.5 prospektives Deckungskapital

4. Investitionsrechnung in stetiger Zeit

5. Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen5.1 Spezifität von Investitionen5.2 strategische Positionierung6. Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten alsKnappheitspreise)6.1 Das Modell von Dean6.2 Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des

Simplex-AlgorithmusProf. Dr. Thomas Braun 4/110

Page 5: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Dominanz und Effizienz

Notation :

(z ji )

N j

i=n : durch die Verwirklichung von Projekt j = 1, . . . ,J

ausgelöste Folge von Zahlungen z jn, . . . ,z

jN j

N := max(N1, . . . ,NJ )

zN j

n := (z ji )

N j

i=n

zentrale Annahmen :

◮ Jedes Investitionsprojekt j lässt sich durch eine Folge vonsicheren Zahlungen zj

n vollständig abbilden◮ jedem Zählindex i ∈ N := {1, . . . ,N} ist genau ein Zeitpunkt ti

zugeordnet

Prof. Dr. Thomas Braun 5/110

Page 6: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Dominanz und Effizienz

Definition : DominanzProjekt a dominiert Projekt b genau dann, wenn

zai ≥ zb

i für alle i ∈ N (1)

und

zai > zb

i für wenigstens ein i ∈ N . (2)

Prof. Dr. Thomas Braun 6/110

Page 7: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Dominanz und Effizienz

Aufgabe : DominanzGibt es Dominanzbeziehungen zwischen den Projekten a, . . . ,d?Wenn ja, welche?

Projekt a b c dZeitpunkt

t0 -100 -110 -100 -99t1 10 12 11 0t2 110 0 110 110

Lösung : c dominiert a

Problem : mangelnde Vergleichbarkeit von Zahlungen, die inverschiedenen Zeitpunkten erfolgen ⇒ trotz ingesamt wesentlichhöherer Nettozahlungen keine Dominanz von c gegenüber b

Prof. Dr. Thomas Braun 7/110

Page 8: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Kapitalkosten als Ausdruck subjektiver Zeitpräferenzen

Annahme :Der Wert einer Folge von Zahlungen z0 = (zi)

Ni=0 lässt sich mit

einer linearen Bewertungsfunktion

V0 (z0) =N

∑i=0

αi · zi (3)

mit

α0 = 1

bewerten.

Prof. Dr. Thomas Braun 8/110

Page 9: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Kapitalkosten als Ausdruck subjektiver Zeitpräferenzen

Annahme :Der Entscheider ist in der Lage, für alle Zeitpunkte ti(i = 0, . . . ,N −1) durch Angabe von Ausgleichszahlungen ∆i+1

Indifferenzbeziehungen der folgenden Art zu spezifizieren:

z0, . . . ,zi −1,zi+1 +∆i+1, . . . ,zN ∼ (zi)Ni=0 (4)

Schlussfolgerung :Es können Tauschrelationen angegeben werden:

αi+1

αi=

1

∆i+1(i = 0, . . . ,N −1)

Prof. Dr. Thomas Braun 9/110

Page 10: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Kapitalkosten als Ausdruck subjektiver Zeitpräferenzen

Definition : KapitalkostensatzDer Preis

ki,i+1 := ∆i+1 −1

für die Überlassung einer Geldeinheit über den Zeitraum von tibis ti+1 heißt Kapitalkostensatz der Periode [ti , ti+1).

Prof. Dr. Thomas Braun 10/110

Page 11: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Kapitalkosten als Ausdruck subjektiver Zeitpräferenzen

Schlussfolgerung :Der Wert von zn (n = 1, . . . ,N) im Zeitpunkt tm (m = 0, . . . ,n−1)kann in Verbindung mit der Definition von kapitalkostenbasiertenBewertungsfaktoren

qm,n :=n−1

∏i=m

1

1+ ki,i+1=

n−1

∏i=m

1

∆i+1=

n−1

∏i=m

αi+1

αi=

αn

αm

wie folgt bestimmt werden

Vm (zn) =N

∑i=n

qm,i · zi

Prof. Dr. Thomas Braun 11/110

Page 12: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Kapitalkosten als Ausdruck subjektiver Zeitpräferenzen

Für m = 0, . . . ,n−1, n = 1, . . . ,N −2 und o = n + 1, . . . ,N −1und p = o + 1, . . . ,N gilt

qm,p =αp

αm=

αo

αm·

αp

αo= qm,o ·qo,p

und mithin

Vm (zn) =o

∑i=n

qm,i · zi + qm,o

N

∑i=o+1

qo,i · zi =o

∑i=n

qm,i · zi + qm,o ·Vo (zo+1)

Prof. Dr. Thomas Braun 12/110

Page 13: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Kapitalkosten als Ausdruck subjektiver Zeitpräferenzen

Für n = 0, . . . ,N −1 erhält man unter Berücksichtigung vonVN (zN+1) = VN (0) = 0

Vn (zn+1) = qn,n+1 · zn+1 + qn,n+1 ·Vn+1 (zn+2)

In Verbindung mit

q−1n,n+1 −1 = ∆n+1 −1 = kn,n+1 ,

folgt hieraus die

Prof. Dr. Thomas Braun 13/110

Page 14: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Kapitalkosten als Ausdruck subjektiver Zeitpräferenzen

Fundamentalgleichung I

zn+1 + Vn+1 (zn+2)−Vn (zn+1) = kn,n+1 ·Vn (zn+1) (5)

⇒ Die Wahlentscheidung fällt auf der Grundlage einer Bewertung,die garantiert, dass der Wert des (noch nicht realisierbaren!)Gesamtvermögens in jeder zukünftigen Teilperiode um dieKapitalkosten anwächst!

Begründung: Die Kapitalkosten sind die aus der Sicht desEntscheiders notwendige Kompensation für das Aufschieben vonKonsum!Im Allgemeinen hängt die Investitionsentscheidung demnach vonKonsumpräferenzen ab!

Prof. Dr. Thomas Braun 14/110

Page 15: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Zinssätze als Kapitalkostensätze

Frage : Kann man Investitionsgelegenheiten auch unabhängigvon Konsumpräferenzen bewerten?

Antwort : Wer Kapitalkostensätze in Höhe tatsächlich geltenderZinssätze für alle Teilperioden ansetzt, kann Konsumpräferenzenignorieren, weil eine den Präferenzen entsprechendeVerschiebung von Zahlungen auf der Zeitachse in diesem Fallnichts an der Bewertung ändert.

Hinweis (Zinssatz): Ein Zinssatz ist der Preis für die Überlassungeiner Geldeinheit für einen bestimmten Zeitraum bezogen auf einNormlänge von einem Jahr (daher der Zusatz p.a. (pro annum)).

Prof. Dr. Thomas Braun 15/110

Page 16: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Zinssätze als Kapitalkostensätze

Annnahme (Existenz eines vollkommenen und vollständigenKapitalmarktes):

⇒ Auf vollkommenen und vollständigen Kapitalmärkten lassen sichdie Preise für die Verlagerung von Geldeinheiten über beliebigeTeilzeiträume [n,n + 1) zum Zeitpunkt der Bewertung t0 ausbeobachtbaren Preisen ableiten. Sie werden als impliziteTerminzinssätze f0,n,n+1 bezeichnet.

⇒ Die Identifikation von Kapitalkostensätzen mit implizitenTerminzinssätzen gewährleistet in diesem Fall eine Bewertungzukünftiger Zahlungen zu dem Preis, den man in t0 am Markt fürdiese erzielen kann oder bezahlen muss. Dieser Preis wird alsMarktwert bezeichnet und symbolisch durch Π0 dargestellt.

Prof. Dr. Thomas Braun 16/110

Page 17: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Zinssätze als Kapitalkostensätze

In diesem Fall erhält man statt (5) die

Fundamentalgleichung II

zn+1 +Πn+1 (zn+2)−Πn (zn+1) = fn,n+1 ·Πn (zn+1) (6)

und es ergeben sich Implikationen für den möglichen Konsum:

Beispiel (Kapitalerhaltung):

Πn+1 (zn+2) = Πn (zn+1) für alle n = 0, . . . ,N −1

⇔ zn+1 = f0,n,n+1 ·Πn (zn+1) für alle n = 0, . . . ,N −1

Das Vermögen bleibt demnach genau dann erhalten, wenn amEnde jeder Periode die am Markt realisierbaren Zinsen auf daszu Beginn der jeweiligen Periode vorhandene Kapital konsumiertwerden!

Prof. Dr. Thomas Braun 17/110

Page 18: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Bewertung sicherer Zahlungen

Zinssätze als Kapitalkostensätze

◮ Finanzpläne dienen der Ermittlung der mit einerInvestitionsgelegenheit verbundenen Konsummöglichkeiten.Finanzpläne sind insbesondere dann nützlich, wennMarktunvollkommenheiten (z.B. gespaltene Zinssätze, Steuern)zu berücksichtigen sind.

Prof. Dr. Thomas Braun 18/110

Page 19: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vom Kapitalkostenkonzept zum Kapitalwertkriterium

Notation :

I : Anschaffungsauszahlung für eine Investitionim Betrachtungszeitpunkt (grundsätzlich t0)

Definition : Present Value (Barwert, Gegenwartswert)

PV : = V0 (zn) (7)

wird als Present Value der zukünftigen Zahlungen zn bezeichnet

Definition : Net Present Value (Kapitalwert)

NPV := PV − I

Prof. Dr. Thomas Braun 19/110

Page 20: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vom Kapitalkostenkonzept zum Kapitalwertkriterium

Bei einer Bewertung zukünftiger Cash Flows durch

Vn (zn+1) =N

∑i=n+1

qn,i · zi

ist ist qua definitionem von qn,i gewährleistet, dass einInvestitionprojekt über alle Perioden ab t1 die Kapitalkosten aufden Wert der jeweils noch im Projekt gebundenen Cash Flowserwirtschaftet

⇒ notwendig und hinreichend dafür, dass eine Investition übersämtliche Perioden wenigstens die Kapitalkosten erwirtschaftet,ist demnach:

z1 + V1(z2)− I ≥ k0,1 · I (8)

Prof. Dr. Thomas Braun 20/110

Page 21: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vom Kapitalkostenkonzept zum Kapitalwertkriterium

(8) ist unter Berücksichtigung von k0,1 = q−10,1 −1 äquivalent zum

Kapitalwertkriterium

q0,1 · (z1 + V1(z2)) ≥ I

⇔ PV ≥ I

⇔ NPV ≥ 0 (9)

Prof. Dr. Thomas Braun 21/110

Page 22: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vereinfachende Bewertung mit Multiplikatoren

Allgemein gilt für den Present Value einer Zahlungscharakteristikzn und n < o < N

PV =o

∑i=n

q0,i · zi + q0,o ·Vo (zo+1)

Notation :

m : valuation multiple, cash multiple (Multiplikator)

Vorgehensweise :

Vo (zo+1) ≡ m · zo

Prof. Dr. Thomas Braun 22/110

Page 23: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vereinfachende Bewertung mit Multiplikatoren

Unter vereinfachenden Annahmen an die Struktur

• der Zahlungscharakteristik (zi)Ni=o+1

• und/oder der Bewertungsfaktoren (qo,i )Ni=o+1

lassen sich Multiples und Bemessungsgrundlagen exaktberechnen:

Annahmen (konstante Kapitalkostensätze, konstanteCash-Flow-Änderungsraten g):

qo,i = qi−o

zi = zo · (1+ g)i−o

}

für i = o + 1, . . . ,N; g > −1

Prof. Dr. Thomas Braun 23/110

Page 24: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vereinfachende Bewertung mit Multiplikatoren

Bewertungsformeln : In Verbindung mit

k :=k −g

1+ gund q := q(k) =

1

1+ k=

1+ g

1+ k

gilt

Vo (zo+1) =N

∑i=o+1

qi−o · zo = zo ·m

Prof. Dr. Thomas Braun 24/110

Page 25: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vereinfachende Bewertung mit Multiplikatoren

mit

m =

{N −o falls g = k

1k· (1− qN−o) falls g 6= k

und (Gordonsche Wachstumsformel )

limN→∞

m =1

k(0 < k ⇔ g < k)

Fazit :Konstante Cash-Flow-Änderungsraten können durchModifikationen des Kapitalkostensatzes berücksichtigt werden.

Prof. Dr. Thomas Braun 25/110

Page 26: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vereinfachende Bewertung mit Multiplikatoren

Herleitung : Allgemein gilt für eine geometrische Reihexn,xn+1, . . . ,xN mit x 6= 1:

N

∑i=n

x i =xN+1 − xn

x −1

und mithin

N

∑i=o+1

qi−o = q−o ·qN+1 − qo+1

q−1= −

q

q−1· (1− qN−o)

=1

q−1 −1· (1− qN−o)

=1

k· (1− qN−o)

Prof. Dr. Thomas Braun 26/110

Page 27: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vereinfachende Bewertung mit Multiplikatoren

Annahmen (konstante Kapitalkostensätze, Konvergenz der CashFlows zu einem Normalniveau z mit Geschwindigkeit v):

qo,i = qi−o

zi = z + q(v)i−o · (zo − z)

}

für i = o + 1, . . . ,N; v ≥ 0

Definitionen :

m(x ,y) :=1

x· (1−q(x)y )

α : =m(k +(1+ k) · v ,N −o)

m(k ,N −o)

Prof. Dr. Thomas Braun 27/110

Page 28: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Vereinfachende Bewertung mit Multiplikatoren

Hinweis

m(x ,y) =1

x−q(x)y ·

1

x= V0(z

∞1 )−q(x)y ·Vy(z

∞y+1)

Bewertungsformel :

Vo = m · (α · zo +(1−α) · z)

Fazit : Konvergenz der Cash Flows zu einem Normalniveau kanndurch eine Modifikation der Bemessungsgrundlage für denMultiplikator berücksichtigt werden.

Prof. Dr. Thomas Braun 28/110

Page 29: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

interner Zinsfuß

Definition (interner Zinsfuß):Ein interner Zinsfuß einer Zahlungsreihe ist ein Zinssatz y (yield),für den der Kapitalwert dieser Zahlungsreihe den Wert Nullannimmt. Interne Zinsfüße werden als Kennziffer zurBeschreibung von Zahlungsreihen verwendet.

Beispiel (Effektivrendite einer Kuponanleihe):Gesucht ist die Effektivrendite einer Kuponanleihe mitNominalwert 1, einer Restlaufzeit von N Jahren und jährlichemKupon c. Die Anleihe hat in t0 einen Preis PN,c

0 und zahlt amEnde der darauf folgenden N Jahre einen Kupon in Höhe von cund bei Fälligkeit zusätzlich den Nominalwert 1. DieEffektivrendite y (yield to maturity) entspricht dem internenZinsfuß der durch ein Buy-and-Hold Geschäft in der Anleihe

Prof. Dr. Thomas Braun 29/110

Page 30: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

interner Zinsfuß

ausgelösten Zahlungsreihe und wird definitionsgemäß implizitdurch

−PN,c0 + c ·

(1

y−q(y)N ·

1

y

)

+ q(y)N ·1!= 0 (10)

bestimmt.

Spezialfall (Pari-Notiz):Für PN,c

0 = 1 (Preis = Nominalwert) wird (10) von y = c erfüllt.

Prof. Dr. Thomas Braun 30/110

Page 31: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Praxisbeispiel: Bestimmung von Laufzeit und Restschuld eines Hypothekendarlehens

Notation :

f0 : Nominalbetrag (Auszahlungsbetrag)z : monatliche RatefN : Restschuldr : Nominalzinssatzαi : Bruchteil der i-ten Monatsrate, der für die Tilgung verbleibtθ : anfänglicher jährlicher TilgungssatzN : Anzahl voller Monatsraten

Zahlungscharakteristik (aus Gläubigersicht)

Prof. Dr. Thomas Braun 31/110

Page 32: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Praxisbeispiel: Bestimmung von Laufzeit und Restschuld eines Hypothekendarlehens

−f0z...z

z + fN

mit z =r + θ

12· f0

◮ Bestimmung von Laufzeit und Restschuld: Sei αj der Bruchteilder j-ten Monatsrate, der für die Tilgung verbleibt, dann gilt

αj · z =

{z − f0 ·

r12 für j = 1

z −(

f −∑j−1i=1 αj · z

)

· r12 für j = 2, . . . ,N

Prof. Dr. Thomas Braun 32/110

Page 33: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Praxisbeispiel: Bestimmung von Laufzeit und Restschuld eines Hypothekendarlehens

Unter Berücksichtigung von

αj = 1−

(

f0z−

j−1

∑i=1

αj

)

·r

12

= 1−

(

f0z−

j−2

∑i=1

αj

)

·r

12︸ ︷︷ ︸

αj−1

+ αj−1 ·r

12

erhält man

αj =

θr+θ für j = 1

(1+ r

12

)·αj−1 für j = 2, . . . ,N

Prof. Dr. Thomas Braun 33/110

Page 34: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Praxisbeispiel: Bestimmung von Laufzeit und Restschuld eines Hypothekendarlehens

Es verbleibt also eine Restschuld in Höhe von

fN = f0 − zN−1

∑i=1

αi

= f0 − zα1

N−1

∑i=0

q(

r12

)−i

= f0 −(

r+θ12 · f0

)·(

θr+θ

)

·q(

r12

)−N−1

q(

r12

)−1−1

= f0 ·(

1− θr

(

q(

r12

)−N−1))

Der interne Zinsfuß pro Monat ym wird implizit durch

z ·m(ym,N)+ fN ·q(ym)N != f0

Prof. Dr. Thomas Braun 34/110

Page 35: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Praxisbeispiel: Bestimmung von Laufzeit und Restschuld eines Hypothekendarlehens

bzw.

(r+θ12

)· 1

ym

(

1−q(ym)N)

+(

1− θr

(

q(

r12

)−N−1))

·q(ym)N != 1

⇔ ym = r12

bestimmt.Für den Effektivzinssatz p.a. y gilt

1+ y = (1+ ym)12 ,

und somit für das Hypothekendarlehen

y =(1+ r

12

)12−1 > r

12

Als maximale Anzahl voller Monatsraten (Anm.: ⌊x⌋ bezeichnetdie größte ganze Zahl, die nicht größer als x ist)

Prof. Dr. Thomas Braun 35/110

Page 36: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Praxisbeispiel: Bestimmung von Laufzeit und Restschuld eines Hypothekendarlehens

Nmax := ⌊x⌋ : zx

∑i=1

αi = f0

errechnet sich

Nmax = ⌊ln(1+ r

θ )ln(1+ r

12)⌋

Prof. Dr. Thomas Braun 36/110

Page 37: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Praxisbeispiel: Bestimmung von Laufzeit und Restschuld eines Hypothekendarlehens

Beispiel

f0 : 10.000r : 4,4%θ : 100%

z = 0,044+112 ·10.000 = 870

Nmax = ⌊ln(1+ 0,044

1 )ln(1+ 0,044

12 )⌋ = ⌊11,765⌋ = 11

f11 =

(

1− 10,044

((

1+ 0,04412

)11−1

))

·10.000 ≈ 663,42

Prof. Dr. Thomas Braun 37/110

Page 38: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

optimaler Investitionszeitpunkt

AnnnahmeDie Verwirklichung einer Investitionsgelegenheit kann verschobenwerden. Die Zahlungskonsequenzen der Verschiebung sind mitSicherheit bekannt.

Notation :

(z ij )

N i

j=i+1 : durch die Verwirklichung der Gelegenheit in ti = iausgelöste Folge von Zahlungen z i

i+1, . . . ,ziN i

zi+1 := (z ij )

N i

j=i+1

Prof. Dr. Thomas Braun 38/110

Page 39: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

optimaler Investitionszeitpunkt

Bedingung für den Aufschub der Projektrealisierung vomZeitpunkt i auf den Zeitpunkt i + 1

q(ki,i+1) ·(Vi+1(z

N+1i+2 )− Ii+1

)> Vi(z

Ni+1)− Ii

bzw.

Vi+1(zN+1i+2 )−Vi(z

Ni+1)− (Ii+1 − Ii) > ki,i+1 · (Vi(z

Ni+1)− Ii)

(11)

Spezialfälle : konstante Investitionsauszahlung Ii+1 = Ii = I undewige Rente

Prof. Dr. Thomas Braun 39/110

Page 40: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

optimaler Investitionszeitpunkt

Fall OZ1: konstante Investitionsauszahlung und ewige RenteBedingung (11) konkretisiert sich zu:

0 > ki,i+1 · (Vi(z∞i+1)− I)

⇒ Eine solche Gelegenheit wird entweder sofort oder niemalsrealisiert!

Fall OZ2: konstante Investitionsauszahlung Ii+1 = Ii = I und ewig mit derRate g wachsende ZahlungenUnter Berücksichtigung von

Vi+1(z∞i+2)−Vi(z

∞i+1) = g ·Vi(z

∞i+1)

konkretisiert sich Bedingung (11) zu:

g ·Vi(z∞i+1) > ki,i+1 · (Vi(z

∞i+1)− I)

Prof. Dr. Thomas Braun 40/110

Page 41: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

optimaler Investitionszeitpunkt

bzw.

Vi(z∞i+1) <

ki,i+1

g− ki,i+1· I

Nimmt man nun noch ki,i+1 = k > g für alle i an, dann existierteine Schwelle (Barrier)

B :=

kg

kg −1

· I > I ,

die der Present Value wenigstens erreichen muss, bevor dieInvestitionsgelegenheit ergriffen werden sollte. Im Fall g > kbesteht keine Veranlassung zu warten, weil der Wert in jedemmöglichen Investitionszeitpunkt unendlich groß ist.

Prof. Dr. Thomas Braun 41/110

Page 42: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

optimaler Investitionszeitpunkt

Fall OZ3: konstanter Kapitalkostensatz; endliche Anzahl N von Zahlungen,die mit konstanter Rate g = k wachsen und

z i+1j − z i

j =

{0 für j = i + 2, . . . , i + N

z i+1i+1+N = (1+ g)N · z i

i+1 für j = i + 1+ N

Bedingung (11) konkretisiert sich zu:

N · zi+1 −N · zi > k · (N · zi − I)

bzw.

g · zi > k · (zi −I

N) ⇔ zi <

kg

kg −1

I

N

In diesem Fall sollte man demnach trotz positivem NPV solangewie möglich mit der Investition warten, falls g ≥ k .

Prof. Dr. Thomas Braun 42/110

Page 43: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

Macauley Duration

Definition (Macauley Duration):Die Macauley Duration entspricht der gewichteten mittleren(Rest-)Laufzeit einer Zahlungscharakteristik

d : =N

∑i=1

wi · i

mit

wi : =q(y)i · zi

∑Ni=1 q(y)i · zi

Prof. Dr. Thomas Braun 43/110

Page 44: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

Macauley Duration

Beispiel : Duration einer nachschüssige Rente mit insgesamtN = 10 Zahlungen bei einem Kapitalkostensatz in Höhe von 5%

d = 0,1233 ·1

+0,1175 ·2

+0,1119 ·3

+0,1065 ·4

+0,1015 ·5

+0,0966 ·6

+0,0920 ·7

+0,0877 ·8

+0,0835 ·9

+0,0795 ·10

≈ 5,1 <10+1

2

Prof. Dr. Thomas Braun 44/110

Page 45: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

Macauley Duration

Eigenschaften der Macauley Duration:

◮ Die Duration eines Zerobonds entspricht seiner Restlaufzeit, danur eine Zahlung im Zeitpunkt der Fälligkeit erfolgt.

◮ Die Duration einer kupontragenden Anleihe ist stets kleiner alsderen Restlaufzeit, solange der vorletzte Kupon noch nichteingelöst wurde.

◮ Die Duration einer kupontragenden Anleihe nimmt ceteris paribusmit steigendem Kuponzinssatz ab, da sich das Gewicht der relativfrühen Zahlungen erhöht.

◮ Die Duration einer kupontragenden Anleihe nimmt ceteris paribusmit steigender Effektivrendite ab, da die zukünftigen Zahlungendurch die stärkere Abdiskontierung im Zeitpunkt der Berechnungrelativ an Bedeutung verlieren.

Prof. Dr. Thomas Braun 45/110

Page 46: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

modifizierte Duration und Convexity als Sensitivitätskennziffern

Definition (modifizierte Duration):

dm := q(y) ·d = −1

V0(y)

dV0(y)

dy

Definition (Konvexität):

c : =1

V0(y)

d2V0(y)

dy2= q(y)2 ·

(

d +N

∑i=1

wi · i2

)

Prof. Dr. Thomas Braun 46/110

Page 47: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

modifizierte Duration und Convexity als Sensitivitätskennziffern

Wert einer Zahlungscharakteristik (zi)Ni=1 im Zeitpunkt t bei

einem konstanten Kapitalkostensatz k

Vt(k) =N

∑i=1

q(k)(ti−t) · zi

Satz von Taylor

f (x + h) =n

∑i=0

f (i)(x)

i!hi + o(|h|n)

Prof. Dr. Thomas Braun 47/110

Page 48: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

modifizierte Duration und Convexity als Sensitivitätskennziffern

Taylor-Approximation zweiter Ordnung

V0(k +∆k)≈ V0(k)+dV0(k)

dk∆k +

1

2

d2V0(k)

dk2(∆k)2

approximative relative Wertänderung

∆V0(k +∆k)

V0(k)≈

1

V0(k)

dV0(k)

dk︸ ︷︷ ︸

−dm

·∆k +1

2

1

V0(k)

d2V0(k)

dk2︸ ︷︷ ︸

c

· (∆k)2

(12)

⇒ Investitionsentscheidungen lassen sich umso besser durch dieWahl des Kapitalkostensatzes beeinflussen, je länger diedurchschnittliche Rückflussdauer

Prof. Dr. Thomas Braun 48/110

Page 49: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

modifizierte Duration und Convexity als Sensitivitätskennziffern

⇒ der Wert erhöht sich im Falle einer um den Betrag |∆k |sinkenden Effektivrendite stärker als er im Falle einer um dengleichen Betrag steigenden Effektivrendite fällt!

Beispiel

◮ Annahmen:

◮ Betrachtet werden zwei Investitionsgelegenheiten, die in derZukunft folgende Zahlungen generieren

i 1 2 3

z1i 0 33 0

z2i 10 11 12,1

◮ konstanter Kapitalkostensatz im Bewertungszeitpunkt t0 = 0

◮ exakte Berechnung Auswirkungen einer Absenkung desKapitalkostensatzes um 2%

Prof. Dr. Thomas Braun 49/110

Page 50: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

modifizierte Duration und Convexity als Sensitivitätskennziffern

◮ Wert der Investitionsgelegenheit bei einem Kapitalkostensatz vonk = 10%

V10(10%) =

33

1,12≈ 27,27

V20(10%) =

10

1,1+

11

1,12+

12,1

1,13=

33

1,12≈ 27,27

◮ Wert der Investitionsgelegenheit bei einem Kapitalkostensatz vonk = 8%

V10(8%) =

33

1,082≈ 28,29

V20(8%) =

10

1,08+

11

1,082+

12,1

1,083≈ 28,30

Prof. Dr. Thomas Braun 50/110

Page 51: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

modifizierte Duration und Convexity als Sensitivitätskennziffern

◮ approximative Berechnung der Auswirkungen einer Absenkungdes Kapitalkostensatzes um 2% mit Hilfe von Formel (12)

◮ Berechnung der modifizierten Durationen

d1m =

1

1,1·2 =

2

1,1

d2m =

1

1,1

(

1 ·1

3+ 2 ·

1

3+ 3 ·

1

3

)

=2

1,1

◮ Berechnung der Konvexitäten

c1 =1

1,12· (2 + 22) =

6

1,12

c2 =1

1,12·

(

2 +1 + 4 + 9

3

)

=1

1,12

20

3

Prof. Dr. Thomas Braun 51/110

Page 52: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung

Sensitivitätsanalyse

modifizierte Duration und Convexity als Sensitivitätskennziffern

◮ Einsetzen in (12)

V10(8%) ≈ 27,27

(

1−2

1,1· (−0,02)+

6

1,12

0,0004

2

)

= 27,27 ·3138

3025≈ 28,28

V20(8%) ≈ 27,27

(

1−2

1,1· (−0,02)+

1

1,12

20

3

0,0004

2

)

= 27,27 ·1883

1815≈ 28,29

Prof. Dr. Thomas Braun 52/110

Page 53: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Barwerte von Zeitrenten in versicherungsmathematischer Notation

vereinfachende Annahmen :

◮ konstanter Kapitalkostensatz k ⇒ q = q(k) := 11+k

◮ äquidistante Zahlungszeitpunkte◮ Normierung auf eine Geldeinheit (GE)

Barwert einer nachschüssigen Rente (bestehend aus nZahlungen)

na :=n

∑i=1

qi = m(k ,n)

Barwert einer vorschüssigen Rente

na := na ·q−1

Prof. Dr. Thomas Braun 53/110

Page 54: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Barwerte von Zeitrenten in versicherungsmathematischer Notation

Endwert einer nachschüssigen Rente

ns := na ·q−n

Endwert einer vorschüssigen Rente

ns := na ·q−n =n a ·q−(n+1)

Prof. Dr. Thomas Braun 54/110

Page 55: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Berechnung von Barwerten zu erwartender Leibrenten mit Hilfe von Periodensterbetafeln

Definition: Leib - vs. ZeitrenteEine Leibrente wird im Gegensatz zur Zeitrente nur unter derBedingung gezahlt, dass die anspruchsberechtigte Person dieZahlungszeitpunkte erlebt.

Annahmen (über die Lebensdauer)

◮ kein Mensch wird älter als X Jahre◮ Die Lebenserwartung ist stationär, sie hängt ausschließlich vom

bereits erreichten Alter x ab (weder Geburtsjahr nochirgendwelche Ereignisse (z.B. Krankheiten) beeinflussen die voneinem x-jährigen Versicherungsnehmer (VN) noch zudurchlebenden Jahre Tx )

⇒ P (Tx ≤ i + 1|Tx > i) = P (Tx+i ≤ 1) ≡ 1qx+i

Prof. Dr. Thomas Braun 55/110

Page 56: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Berechnung von Barwerten zu erwartender Leibrenten mit Hilfe von Periodensterbetafeln

In Verbindung mit (Satz von Bayes)

P (i < Tx ≤ i + 1) = P (Tx ≤ i + 1|Tx > i) ·P (Tx > i)

und der Kurzschreibweise

P (Tx > i) ≡ ipx

impliziert die Stationarität

P (i < Tx ≤ i + 1) = ipx · 1qx+i

Prof. Dr. Thomas Braun 56/110

Page 57: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Berechnung von Barwerten zu erwartender Leibrenten mit Hilfe von Periodensterbetafeln

◮ konstante Anzahl von Geburten + stationäre Verteilung derLebensdauer

⇒ Überlebens- und Sterbewahrscheinlichkeiten jüngerer Menschenlassen sich mittels Volkszählung unmittelbar aus der Altersstrukturdes Gesamtbestands ableiten:Sei lx die Anzahl der Lebenden im Alter x und dx die Anzahlderjenigen, die im Alter x versterben, dann gilt

1qx+i =dx+i

lx+i=

lx+i − lx+i+1

lx+i

ipx =lx+i

lx

Prof. Dr. Thomas Braun 57/110

Page 58: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Berechnung von Barwerten zu erwartender Leibrenten mit Hilfe von Periodensterbetafeln

Von denÜberlebenden

im Alter xvollendetes Sterbe- Überlebens- Überlebende Gestorbene bis zum insgesamt Durchschnittliche

Alter wahrscheinlichkeit im Alter x im Alter x Alter x +1 noch zu Lebenserwartungvom Alter x bis x +1 bis unter x +1 durchlebte durchlebende im Alter x

Jahre in Jahrenx qx px lx dx Lx ex lx ex

0 0,00451084 0,99548916 100 000 451 99 621 7 621 066 76,211 0,00038944 0,99961056 99 549 39 99 530 7 521 445 75,562 0,00020135 0,99979865 99 510 20 99 500 7 421 916 74,583 0,00018239 0,99981761 99 490 18 99 481 7 322 415 73,604 0,00014866 0,99985134 99 472 15 99 465 7 222 934 72,615 0,00012825 0,99987175 99 457 13 99 451 7 123 470 71,626 0,00011832 0,99988168 99 444 12 99 439 7 024 019 70,637 0,00011816 0,99988184 99 433 12 99 427 6 924 581 69,648 0,00011928 0,99988072 99 421 12 99 415 6 825 154 68,659 0,00010729 0,99989271 99 409 11 99 404 6 725 739 67,66

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.100 0,37845799 0,62154201 539 204 437 1 060 1,97

Tabelle: Periodensterbetafel 2003/2005 für die männliche deutscheBevölkerung, entnommen aus ? S. 30.

Prof. Dr. Thomas Braun 58/110

Page 59: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Berechnung von Barwerten zu erwartender Leibrenten mit Hilfe von Periodensterbetafeln

Leistungscharakteristik (Todesfallversicherung):Auszahlung von 1 GE am Ende des Jahres, in dem derVersicherungsnehmer stirbt

Barwert der erwarteten Leistung von Todesfallversicherungen

◮ . . . bei unbegrenzter Laufzeit (whole life insurance)

Ax : =X−x

∑i=1

q i ·P (i −1 < Tx ≤ i)

Ax : =X−x−1

∑i=0

q i+1 ·P (i < Tx ≤ i + 1)

=X−x−1

∑i=0

q i+1 · ipx · 1qx+i

Prof. Dr. Thomas Braun 59/110

Page 60: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Berechnung von Barwerten zu erwartender Leibrenten mit Hilfe von Periodensterbetafeln

◮ . . . bei begrenzter Laufzeit n ≤ X − x (Risikolebensversicherung,term insurance)

nAx =n−1

∑i=0

q i+1 ·i px ·1 qx+i

◮ Leistungscharakteristik (n-jährige Erlebensfallversicherung):Auszahlung von 1 GE am Ende des Jahres n, falls derVersicherungsnehmer dann noch lebt

Barwert der erwarteten Leistung einer n-jährigenErlebensfallversicherung (pure endowment):

nBx := qn ·n px

Prof. Dr. Thomas Braun 60/110

Page 61: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Berechnung von Barwerten zu erwartender Leibrenten mit Hilfe von Periodensterbetafeln

◮ Barwert der erwarteten Leistungen einer unbegrenztenvorschüssigen Leibrente

ax : =X−x−1

∑i=0

iBx

◮ Barwert der erwarteten Leistungen einer auf n Zahlungenbegrenzten vorschüssigen Leibrente

ax :n | : =n−1

∑i=0

iBx

Prof. Dr. Thomas Braun 61/110

Page 62: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Berechnung von Barwerten zu erwartender Leibrenten mit Hilfe von Periodensterbetafeln

◮ Kapitallebensversicherung = Risikolebensversicherung +Erlebensfallversicherung

Ax :n | := nAx + nBx

◮ PensionsversicherungBarwert einer lebenslangen Rente in Höhe von 1 GE abErreichen des Renteneintrittsalters z an einen VN mit Alter x < z

|z−x ax : = qz−x ·z−x px · az

Prof. Dr. Thomas Braun 62/110

Page 63: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Grundlagen der Prämienkalkulation

Kalkulationsschema:Nettoprämie

+ Sicherheitszuschlag+ Kostenzuschläge= Ausreichende Prämie+ Gewinnzuschlag= Tarifprämie (als Jahres- oder Einmalprämie)+ Ratenzuschlag= Tarifprämie (bei Prämienzahlung in Raten)+ Versicherungssteuer= Bruttoprämie

Die Nettoprämie basiert auf dem Prinzip der Gleichheit vonLeistung und Gegenleistung (Äquivalenzprinzip )

⇒ Nettoprämie = erwarteter Leistungsbarwert

Prof. Dr. Thomas Braun 63/110

Page 64: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Grundlagen der Prämienkalkulation

Beispiel (Risikolebensversicherung mit Laufzeit n)

Annahmen :

◮ der komplette Jahrgang der heute x-Jährigen wird versichert(perfektes Pooling)

◮ diskontierter erwarteter Gesamtschaden pro Vertrag:

∑n−1i=0 qi+1 ·dx+i

lx=

n−1

∑i=0

qi+1 ·lx+i

lx·

dx+i

lx+i

=n−1

∑i=0

qi+1 ·i px ·1 qx+i

= nAx

Prof. Dr. Thomas Braun 64/110

Page 65: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Grundlagen der Prämienkalkulation

◮ faire laufende Prämie bei m gleiche Raten

π ·m−1

∑i=0

qi · lx+i!= lx · nAx

︸ ︷︷ ︸

Aequivalenzbedingung

⇔ π =nAx

∑m−1i=0 qi · ipx

=nAx

ax :m |

Beispiel (Rentenversicherung)

faire Prämie für die Anwartschaft eines x-Jährigen auf eine abErreichen des Renteneintrittsalters z > x zahlbare lebenslangevorschüssige Leibrente in Höhe von 1 GE jährlich

πz−x|ax

=z−x |ax

ax :z−x |

Prof. Dr. Thomas Braun 65/110

Page 66: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Kommutationen als Rechenhilfe

◮ Anwendungsvoraussetzungen:◮ konstante, linear oder geometrische wachsende Zahlungen◮ konstanter Diskontierungszinssatz

◮ Eine Kommutation erster Ordnung ist die diskontierte Zahl derLebenden

Dx := qx lx

◮ Durch Aufsummieren der diskontierten Zahlen der Lebendenerhält man die Kommutation zweiter Ordnung

Nx : =X−1

∑i=x

Di

Prof. Dr. Thomas Braun 66/110

Page 67: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Kommutationen als Rechenhilfe

◮ Beispiele

nBx : = qn ·n px

=qx+n

qx·

lx+n

lx

=Dx+n

Dx

ax : =X−x−1

∑i=0

iBx

=1

Dx

X−x−1

∑i=0

Dx+i

=1

Dx

X−1

∑i=x

Di

=Nx

Dx

Prof. Dr. Thomas Braun 67/110

Page 68: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

Kommutationen als Rechenhilfe

◮ noch mehr Beispiele

ax :n | =Nx −Nx+n

Dx

ax :n | =Nx+1 −Nx+n+1

Dx

z−x |ax =Nz

Dx

πz−x| ax

=Nz

Nx −Nz

Prof. Dr. Thomas Braun 68/110

Page 69: Investition und Finanzierung

Grundlagen der Rentenversicherung

prospektives Deckungskapital

Prospektives Deckungskapital für eine von einem heutey-jährigen im Alter x abgeschlossene mit Erreichen des Alters zlebenslänglich jährlich vorschüssig zahlbare Altersrente in Höhevon 1 GE

DKx ,y ,z =

{

|z−y ay −πz−x|ax

· ay :z−y | falls y < z

ay sonst

=

{NzDy

− NzNx−Nz

·Ny−Nz

Dyfalls y < z

Ny

Dysonst

Prof. Dr. Thomas Braun 69/110

Page 70: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung in stetiger Zeit

Bei stetiger Verzinsung geht die Anzahl der Abrechnungsperiode ngegen unendlich. Wird zu Beginn eines Jahres eine GE zum Zinssatzr p.a. (per annum) angelegt, dann beträgt der Saldo des Anlagekontosam Jahresende:

limn→∞

(

1+r

n

)n= er

Angenommen Sie legen 1.000.000 eam 1. Januar eines Jahres zu10% an, dann verfügen Sie am 1. Januar des folgenden Jahres übereinen Betrag in Höhe von

◮ 1.100.000,00 e bei jährlicher Abrechnung

◮ 1.102.500,00 e bei halbjährlicher Abrechnung

◮ 1.103.812,89 e bei vierteljährlicher Abrechnung

Prof. Dr. Thomas Braun 70/110

Page 71: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung in stetiger Zeit

◮ 1.104.713,07 e bei monatlicher Abrechnung

◮ 1.105.155,78 e bei täglicher Abrechnung (365 Tage)

◮ 1.105.170,92 e bei stetiger Abrechnung

Prof. Dr. Thomas Braun 71/110

Page 72: Investition und Finanzierung

Investitionsrechnung in stetiger Zeit

Bei einem Zinssatz in Höhe der konformen Kassazinsrate

rc := ln(1+ r) = 9,531018%

verfügen Sie am 1. Januar des folgenden Jahres über einen Betrag inHöhe von

◮ 1.099.986,31 e bei täglicher Abrechnung (365 Tage)

◮ 1.100.000,00 e (1000000 ·eln(1+0,1) = 1000000 · (1+ 0,1)) beistetiger Abrechnung

Prof. Dr. Thomas Braun 72/110

Page 73: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

Spezifität von Investitionen

◮ Spezifität ist das Gegenteil von Universalität: Je geringer dieAnzahl alternativer Verwendungsmöglichkeiten, destospezifischer ist eine Investition

Problem : Wer sich von seinem Vertragspartner abhängig macht,muss damit rechnen, dass dieser ihm den Kooperationsgewinn(teilweise) vorenthält (hold up)

Konsequenz : spezifische Investitionen werden nicht oder nurunzureichend getätigt

Prof. Dr. Thomas Braun 73/110

Page 74: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

Spezifität von Investitionen

• Beispiel (Tirole, 1988, S. 24f)

Notation :

B BuyerI Anschaffungsauszahlung (Investition)S Seller

cB(I) Kosten der Kooperation mit B für S (abhängig von I)v Nutzen der Kooperation für B (öffentlich bekannt)p Verkaufspreis

Prof. Dr. Thomas Braun 74/110

Page 75: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

Spezifität von Investitionen

Annahmen :

v = 3

cB(I) =

{3, falls I = 00, falls I = 2

Erläuterung: Die variablen Kosten (= Grenzkosten) von S hängendavon ab, ob dieser zuvor eine auf B zugeschnittene(spezifische) Investition I getätigt hat oder nicht

Prof. Dr. Thomas Braun 75/110

Page 76: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

Spezifität von Investitionen

⊲ ein Planer würde die spezifische Investition tätigen, da

v − cB(2)−2 > v − cB(0)−0 = 0

⊲ S muss fürchten, dass B ihm die Hälfte des ex-postKooperationsgewinns in Höhe von

v − cB(2) = 3−0

vorenthält, obwohl B im Gegensatz zu S keine Vorleistungenerbringen musste

Prof. Dr. Thomas Braun 76/110

Page 77: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

Spezifität von Investitionen

⊲ Bestimmung des Gleichgewichtspreises p:Da der Kooperationsgewinn v − cB(I) geteilt werden soll, mussder Gewinn von Käufer B (v −p) dem halbenKooperationsgewinn entsprechen

v −p =v − cB(I)

2⇔ p = v −

v − cB(I)

2

⇒ die spezifische Investition lohnt sich für S bei einemVerkaufspreis in Höhe von

p = v −v − cB(2)

2= 1.5

wegen p− I = 1.5−2 = −0.5 nicht!

Prof. Dr. Thomas Braun 77/110

Page 78: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

Spezifität von Investitionen

Annahme : Es gibt einen Markt für das von S angeboteneProdukt, auf dem ein Preis in Höhe von pM = 3 erzielbar ist

⊲ eine an die Bedürfnisse des Marktes angepasste Versionverursacht bei S variable Kosten (= Grenzkosten) in Höhe von

cM(I) =

{3, falls I = 01, falls I = 2

Prof. Dr. Thomas Braun 78/110

Page 79: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

Spezifität von Investitionen

⇒ Der ex-post Kooperationsgewinn reduziert sich auf

v − cB(2)− (pM − cM(2))

Die Teilung impliziert einen Verkaufspreis in Höhe von

p = v −v − cB(2)− (pM − cM(2))

2= 2.5

⇒ Dank alternativer Einsatzmöglichkeiten (Belieferung desMarktes) hat sich die Spezifität der Investition verringert,so dass sich die Investition nunmehr rechnet.

⇒ tendenziell wird im Bemühen um eine möglichst guteex-post Verhandlungsposition zu viel in Flexibilitätinvestiert (schwimmende Kraftwerke)

Prof. Dr. Thomas Braun 79/110

Page 80: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

strategische Positionierung

◮ Spielzüge (Rasmusen, 2001, S. 93f)

• I ist bereits am Markt, E entscheidet über denMarkteintritt

◮ Zahlungskonsequenzen

• Monopolgewinn ΠM

• Duopolgewinn ΠD

• Kosten des Markteintritts cE

• Kosten der (stets erfolgreichen) Gegenwehr cI

Prof. Dr. Thomas Braun 80/110

Page 81: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

strategische Positionierung

����

����

collude

fightenter

stay out(0,ΠM)

(−cE ,ΠM − cI)

(ΠD2 − cE , ΠD

2 )

E

I

Abbildung: Die extensive Form des Spiels (vgl. Rasmusen (2001, S. 94))

Prof. Dr. Thomas Braun 81/110

Page 82: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

strategische Positionierung

◮ Ist die Androhung von Gegenwehr glaubwürdig?

• Rekursionsprinzip: Die Androhung ist nur glaubwürdig,falls I sich nicht selbst schadet, wenn er sie (ex post)wahr macht. Die Bedingung hierfür lautet:

ΠM − cI ≥ΠD

2⇔ cI ≤ ΠM −

ΠD

2

Prof. Dr. Thomas Braun 82/110

Page 83: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

strategische Positionierung

◮ Gleichgewicht

• Der Markteintritt kommt dann und nur dann zu Stande,wenn

cI > ΠM −ΠD

2

und

cE <ΠD

2

Prof. Dr. Thomas Braun 83/110

Page 84: Investition und Finanzierung

Strategische Aspekte von Investitionsentscheidungen

strategische Positionierung

Möglichkeiten der Einschüchterung des potentiellen Konkurrenten E

• Erhöhung von cE , z.B. Beschränkung des Zugangs zuwichtigen Ressourcen

• Reduktion von cI , z.B. durch deutlich wahrnehmbareÜberkapazitäten (dank niedriger Grenzkosten derProduktion können die negativen Folgen einesPreiskampfes, der ja zu einer Ankurbelung desAbsatzes bei zu niedrigem Preis führt, in Grenzengehalten werden)

• Strategische Positionierung: I muss sich selbst seinerex-post Wahlmöglichkeit berauben (bildlich: Brückenhinter sich abbrechen (Tirole, 1988, S. 316)), um Eabzuschrecken. Funktioniert unter der VoraussetzungcE > 0

Prof. Dr. Thomas Braun 84/110

Page 85: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Literaturhinweis :

Kistner (2003, S. 40f)

zentrale Annahme :

◮ beschränkter Zugang zum Kapitalmarkt

zentrale Erkenntnisse :

◮ Kapitalkostensätze lassen sich auch mit der Knappheit anZahlungsmitteln begründen

◮ auf der Grundlage dieser Kapitalkostensätze (= endogeneKalkulationszinssätze)

◮ lässt sich die optimale Entscheidung mit Hilfe derKapitalwertmethode reproduzieren

◮ lassen sich Auswirkungen von Änderungen des Datenkranzesbeurteilen

Prof. Dr. Thomas Braun 85/110

Page 86: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Notation :

zt : Zahlungen, die im Zeitpunkt t vomUnternehmen an die Anteilseigner (zt > 0) oderin umgekehrter Richtung (zt < 0) fließen

ztj : Zahlungskonsequenzen der Investitions-und Finanzierungsgelegenheiten j = 1, . . . ,Jpro eingesetzer GE in den Zeitpunkten t = 0, . . . ,T

xj : der in Geldeinheiten gemessene Umfang, in demdie Gelegenheit j realisiert wird

xJ+1 : Kassenhaltungxj : maximal möglicher Umfang in GE, in dem

Gelegenheit j realisiert werden kann

Prof. Dr. Thomas Braun 86/110

Page 87: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Primales Programm

0 · x1 . . . +0 · xJ + xJ+1 → maxxJ+1

!

unter den Bedingungen xj ≥ 0 für j = 1, . . . ,J + 1 und

z01 · x1 . . . +z0J · xJ − xJ+1 ≥ z0 q0...

......

......

zT 1 · x1 . . . +zTJ · xJ ≥ zT qT

x1 ≤ x1 qT+1. . .

......

...xJ ≤ xJ qT+J

Prof. Dr. Thomas Braun 87/110

Page 88: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Äquivalentes primales Programm

−0 · x1 . . . −0 · xJ − xJ+1 → minxJ+1

!

unter den Bedingungen xj ≥ 0 für j = 1, . . . ,J + 1 und

z01 · x1 . . . +z0J · xJ − xJ+1 ≥ z0 q0...

......

......

zT 1 · x1 . . . +zTJ · xJ ≥ zT qT

−x1 ≥ −x1 qT+1

. . ....

......

−xJ ≥ −xJ qT+J

Prof. Dr. Thomas Braun 88/110

Page 89: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Duales Programm

z0 ·q0 . . . +zT ·qT −x1 ·qT+1 . . . −xJ ·qT+J → maxq0,...,qT+J

!

unter den Bedingungen qi ≥ 0 für i = 0, . . . ,T + J und

z01 ·q0 . . . +zT 1 ·qT −qT+1 ≤ 0 x1...

.... . .

......

...z0J ·q0 . . . +zTJ ·qT −qT+J ≤ 0 xJ

−q0 ≤ −1 xJ+1

Prof. Dr. Thomas Braun 89/110

Page 90: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

◮ Satz vom komplementären Schlupf

Existiert eine optimale Lösung, dann existieren Dualvariablen q∗t

für alle Zeitpunkte t , so dass

T

∑t=0

ztj ·q∗t < 0 ⇒ x∗

j = 0

T

∑t=0

ztj ·q∗t > 0 ⇒ x∗

j = xj

bzw.

x∗j = 0 ⇒

T

∑t=0

ztj ·q∗t ≤ 0

x∗j = xj ⇒

T

∑t=0

ztj ·q∗t ≥ 0

Prof. Dr. Thomas Braun 90/110

Page 91: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

Gegeben sei ein Unternehmen mit den in nachfolgender Abbildung 2dargestellten Investitions- und Finanzierungsgelegenheiten

Abbildung: Investitions- und Finanzierungsgelegenheiten

Prof. Dr. Thomas Braun 91/110

Page 92: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

Ein Blick auf Abb. 2 zeigt, dass das Programm

x∗1 = 20

x∗2 = 0

x∗3 = 10

x∗4 = 0

den Gewinn maximiert. Demnach müssen Bewertungsfaktorenexistieren, so dass gilt

NPV ∗1 ≥ 0

NPV ∗2 ≤ 0

NPV ∗3 ≥ 0

NPV ∗4 ≤ 0

Prof. Dr. Thomas Braun 92/110

Page 93: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

◮ In Verbindung mit der Definition (endogenerKalkulationszinssatz)

k∗ :=q∗

0

q∗1

−1

sind die Kapitalwertrelationen äquivalent zu

k∗ ≤ 25%k∗ ≥ 5%k∗ ≥ 10%k∗ ≤ 15%

⇒ 10% ≤ k∗ ≤ 15%

Prof. Dr. Thomas Braun 93/110

Page 94: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

Reproduktion der Lösung mit Hilfe der linearen Programmierung:Maximiere das Endvermögen

54 · x1 + 21

20 · x2 + − 1110 · x3 + − 23

20 · x4 → maxx1,...,x4

!

unter den Bedingungen xj ≥ 0 für j = 1, . . . ,4 und

−x1 − x2 + x3 + x4 ≥ −10x1 ≤ 20

x2 ≤ 10+ x3 ≤ 10

+ x4 ≤ 10

Prof. Dr. Thomas Braun 94/110

Page 95: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

Transformation des Restriktionen-Systems (zusätzlich gilt xj ≥ 0 fürj = 1, . . . ,9) in ein Standard-Maximum-Problem

x1 +x2 −x3 −x4 +x5 = 10 q0

x1 +x6 = 20 q2

+x2 +x7 = 10 q3

+x3 +x8 = 10 q4

+x4 +x9 = 10 q5

Hinweis: q∗1 wird bewusst übersprungen.

Prof. Dr. Thomas Braun 95/110

Page 96: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

Vorüberlegungen

◮ 5 der insgesamt 9 Variablen nehmen im Optimum den Wert Nullan, nämlich x2, x4, x5, x6 und x8

◮ Die optimale Basislösung ist primal degeneriert, weil somit aucheine der 5 Basisvariablen den Wert Null annehmen muss

◮ Es muss also (wenigstens) zwei optimale primale Basen B∗i

geben, wobei gilt

x1,x3,x7,x9 ∈ B∗i

Prof. Dr. Thomas Braun 96/110

Page 97: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

Das duale Restriktionen-(Teil-)System in Normalform

+q0 +q2 −q6 = 54 x1

+q0 +q3 −q7 = 2120 x2

−q0 +q4 −q8 = − 1110 x3

−q0 +q5 −q9 = − 2320 x4

reduziert sich in Verbindung mit (Satz vom komplementärenSchlupf)

x∗1 > 0 ⇒ q∗

6 = 0

x∗3 > 0 ⇒ q∗

8 = 0

x∗7 > 0 ⇒ q∗

3 = 0

x∗9 > 0 ⇒ q∗

5 = 0

Prof. Dr. Thomas Braun 97/110

Page 98: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

auf

−1 ·q∗0 + 5

4 ·1 = +q∗2 ≥ 0

−1 ·q∗0 + 21

20 ·1 = −q∗7 ≤ 0

1 ·q∗0 − 11

10 ·1 = +q∗4 ≥ 0

1 ·q∗0 − 23

20 ·1 = −q∗9 ≤ 0

(13)

und kann i.V.m. q∗1 ≡ 1 wie folgt interpretiert werden

NPV ∗1 ≥ 0

NPV ∗2 ≤ 0

NPV ∗3 ≥ 0

NPV ∗4 ≤ 0

q∗0 ,q∗

2 ,q∗7 > 0 ist notw. Voraussetzung für (13)

Prof. Dr. Thomas Braun 98/110

Page 99: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

es existieren 2 optimale duale Basen

DB∗1 = {q0,q2,q4,q7}

DB∗2 = {q0,q2,q7,q9}

mit den korrespondierenden optimalen primalen Basen

B∗1 = {x1,x3,x4,x7,x9}

B∗2 = {x1,x3,x7,x8,x9}

Die optimalen primalen Basen sind wegen x∗4 = 0 und x∗

8 = 0degeneriert

Prof. Dr. Thomas Braun 99/110

Page 100: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

◮ Bestimmung des endogenen Kalkulationszinsfußes

Einsetzen von q∗4 = 0 bzw. q∗

9 = 0 in (13) führt auf

qDB∗

10 =

11

10

qDB∗

20 =

23

20

Die mit den beiden optimalen dualen Basen korrespondierendenendogenen Kapitalkostensätze belaufen sich auf

k∗1 : =

11101 −1 = 10%

k∗2 : =

23201 −1 = 15%

Prof. Dr. Thomas Braun 100/110

Page 101: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Das Modell von Dean

Da neben den beiden Ecklösungen des Duals auch sämtlicheKonvexkombinationen der beiden Ecklösungen optimal sind, gilt

q∗0 = λ ·q

DB∗1

0 +(1−λ ) ·qDB∗

20 (0 ≤ λ ≤ 1)

und mithin

10% ≤ k∗ ≤ 15%

Prof. Dr. Thomas Braun 101/110

Page 102: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des Simplex-Algorithmus

B∗1 L.-Sp. x1 x2 x3 x4 x5 x6 x7 x8 x9

x1 20 +1 0 0 0 0 +1 0 0 0x3 10 0 0 +1 0 0 0 0 +1 0x4 0 0 −1 0 0 −1 +1 0 −1 0x7 10 0 +1 0 +1 0 0 +1 0 0x9 10 0 +1 0 0 +1 −1 0 +1 +1

z 14 0 + 220 0 0 + 23

20 + 220 0 + 1

20 0

Prof. Dr. Thomas Braun 102/110

Page 103: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des Simplex-Algorithmus

B∗2 L.-Sp. x1 x2 x3 x4 x5 x6 x7 x8 x9

x1 20 +1 0 0 0 0 +1 0 0 0x3 10 0 −1 +1 +1 −1 +1 0 0 0x7 10 0 +1 0 0 0 0 +1 0 0x8 0 0 +1 0 −1 +1 −1 0 +1 0x9 10 0 0 0 0 0 0 0 0 +1

z 14 0 + 120 0 + 1

20 + 1110 + 3

20 0 0 0

Prof. Dr. Thomas Braun 103/110

Page 104: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des Simplex-Algorithmus

Auswirkungen von Parameteränderungen auf den Zielfunktionswert

B∗1 B∗

2

p ∆z∗(p) p p ∆z∗(p) p p

∆z02320 ·p −10 0 11

10 ·p 0 10∆x1

220 ·p 0 10 3

20 ·p −10 0∆x2 0 −10 ∞ 0 −10 ∞∆x3

120 ·p −10 0 0 0 ∞

∆x4 0 −10 ∞ 0 −10 ∞∆c1 20 ·p − 2

20 ∞ 20 ·p − 320 ∞

∆c2 0 −∞ 220 0 −∞ 1

20∆c3 10 ·p − 1

20 ∞ 10 ·p − 120

120

∆c4 0 − 220

120 0 −∞ 1

20

Prof. Dr. Thomas Braun 104/110

Page 105: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des Simplex-Algorithmus

◮ Die Mehrzahl dualer Ecklösungen bewirkt, dass Auswirkungenvon Veränderungen der Beschränkungskonstanten vomVorzeichen abhängig sind

◮ Tableau zu B∗1 erfasst Auswirkungen einer Kapitalauszahlung

• Grundsätzlich mögliche Anpassungsreaktionen:◮ (teilweise) Nutzung noch nicht in Anspruch genommener

Finanzierungsgelegenheiten (Voraussetzung: positive Werte fürdie Schlupfvariablen x8 und/oder x9)

◮ Drosselung des Volumens bereits beschlossenerInvestitionsprojekte (Voraussetzung: positive Werte für dieEntscheidungsvariablen x1 und/oder x2)

Prof. Dr. Thomas Braun 105/110

Page 106: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des Simplex-Algorithmus

• Die optimale Basis B∗1 = {x1,x3,x4,x7,x9} impliziert die

Alternativen◮ (teilweise) Inanspruchnahme von Finanzierungsgelegenheit 4,

angezeigt durch die Basisvariable x9◮ Drosselung des Volumens von Investitionsprojekt 1, angezeigt

durch die Basisvariable x1

⇒ Inanspruchnahme von Finanzierungsgelegenheit 4 (maximalesVolumen: 10 GE)

◮ Tableau zu B∗2 erfasst Auswirkungen einer Kapitaleinzahlung

• Grundsätzlich mögliche Anpassungsreaktionen:◮ (teilweise) Verwirklichung bislang ungenutzter

Investitionsgelegenheiten (Voraussetzung: positive Werte für dieSchlupfvariablen x6 und/oder x7)

◮ (teilweise) Substitution bereits eingeplanterFinanzierungsgelegenheiten (Voraussetzung: positive Werte fürdie Entscheidungsvariablen x3 und/oder x4.

Prof. Dr. Thomas Braun 106/110

Page 107: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des Simplex-Algorithmus

• Die optimale Basis B∗2 = {x1,x3,x7,x8,x9} impliziert die

Alternativen◮ (teilweise) Verwirklichung von Investitionsgelegenheit 2, angezeigt

durch die Basisvariable x7◮ (teilweise) Substitution von Finanzierungsgelegenheit 3, angezeigt

durch die Basisvariable x3

⇒ Substitution von Finanzierungsgelegenheit 3 (maximalesVolumen: 10 GE)

◮ Auswirkungen des maximal möglichen Umfangs vonInvestitionsgelegenheit 1 (zugehörige Beschränkungskonstante:b2)

◮ Erhöhung: Nettorendite 25%−15% = 10%◮ Verminderung: Nettorendite −25%+ 10% = −15%

Prof. Dr. Thomas Braun 107/110

Page 108: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des Simplex-Algorithmus

◮ Auswirkungen des maximal möglichen Umfangs vonInvestitionsgelegenheit 2 und Finanzierungsgelegenheit 4(zugehörige Beschränkungskonstante: b3,b5: keine (Projektesind inattraktiv)

◮ Auswirkungen des maximal möglichen Umfangs vonFinanzierungsgelegenheit 3 (zugehörigeBeschränkungskonstante: b4)

◮ Erhöhung: Nettorendite 0% (wird mangels hinreichend attraktiverAnlagemöglichkeiten nicht in Anspruch genommen)

◮ Verminderung: Nettorendite +10%−15% = −5% (Substitutiondurch Finanzierungsgelegenheit 4)

Prof. Dr. Thomas Braun 108/110

Page 109: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des Simplex-Algorithmus

◮ Die Auswirkungen von Veränderungen derZielfunktionskoeffizienten sind für B∗

1 und B∗2 gleich; allerdings

unterscheiden sich die Intervallgrenzen

◮ Ursache für die unterschiedlichen Intervallgrenzen ist sindvermeintlich unterschiedliche Finanzierungs- bzw.Anlagealternativen, die allerdings faktisch nicht existieren(primale Degeneration!).

◮ Intervallgrenzen, die auf eine degenerierte Basisvariablezurückzuführen sind, ist keine Beachtung zu schenken!

Erläuterung: Darf die Rendite von Investitionsprojekt 1 um 10%(entsprechende Basislösung: B∗

1) oder um 15% (entsprechendeBasislösung: B∗

2) sinken, bevor es zu einem Basiswechselkommt?

Prof. Dr. Thomas Braun 109/110

Page 110: Investition und Finanzierung

Simultane Investitions-und Finanzplanung (Kapitalkosten als Knappheitspreise)

Sensitivitätsanalyse auf der Basis der Optimal-Tableaus des Simplex-Algorithmus

Grundsätzlich gilt: Sinkt die Rendite eines Investitionsprojekteskommt es zu einem Basiswechsel, sobald die Kapitalkosten derteuersten in Anspruch genommenen Finanzierungsform(Grenzkapitalkosten) erreicht bzw. unterschritten werden. x4 /∈ B∗

2

impliziert Grenzkapitalkosten von 10%. x4 ∈ B∗1 impliziert

Grenzkapitalkosten von 15%, was aber wegen x∗4 = 0 faktisch

unzutreffend ist. Tatsächlich darf die Rendite vonInvestitionsprojekt 1 also um bis zu 15% sinken, bevor esverworfen wird.

◮ Die Intervallgrenzen zu ∆c3 und ∆c4 erschließen sich, wennman bedenkt, dass ein positiver Wert einer Reduktion derKapitalkosten entspricht

Prof. Dr. Thomas Braun 110/110