jakobskreuzkraut - ursachen der ausbreitung und ansätze ... · jakobs-kreuzkraut ist eine...
TRANSCRIPT
Jakobskreuzkraut - Ursachen der Ausbreitung
und Ansätze zur Regulierung
Haus der Wilden Weiden / Hamburg-Rahlstedt
9. Juni 2016
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 2 Inke Rabe, LLUR 524
Jakobs-Kreuzkraut
Inhalt:
• Verbreitung – Konkurrenzstrategien
• Mögliche Ursachen für die Ausbreitung
• Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
im In- und Ausland
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 3 Inke Rabe, LLUR 524
Jakobs-Kreuzkraut
Gattung Senecio: weltweit verbreitet 1250 Arten
In Deutschland: 40 Arten und Sippen
• Jakobs-Kreuzkraut - Senecio jacobaea
• Wassergreiskraut - Senecio aquaticus (RL-SH 2)
• Schmalblättriges Greiskraut - Senecio inaequidens
Problem: Managementkosten, Flächenverluste, Akzeptanzprobleme
„Noxius weed“ per Deklaration: Australien (Noxious Weeds Act 1958), Neuseeland (Biosecurity
Act, Kanada, USA (Class B Noxius Weed)
aber auch Großbritannien (Ragwort ControllAct 2003), Irland,
Schweiz, Friesland …eine unerwünschte Pflanze
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 4 Inke Rabe, LLUR 524
Jakobs-Kreuzkraut – Verbreitungs- und Konkurrenzstrategien
Jakobs-Kreuzkraut ist eine Pionierpflanze mit einem hohen Ausbreitungs- und Beharrungspotential
• ein-, zwei- bis mehrjährige Pflanze
• generative Phase wird durch die Rosettengröße induziert
• Rosettengröße beeinflusst die Anzahl gebildeter Blüten/Samen
• lange Blütezeit: Juli (Juni – Oktober)
• hohe Samenproduktion (bis zu 150.000 Samen)
• Saatdimorphismus: Strahl- und Scheibenblüten unterschiedliche Ausbreitungs- und Keimstrategien
• Lichtkeimer angewiesen auf Störstellen
• hohe Keimrate (60-90%): begünstigt durch Bodenbedeckung (< 2 cm) und Niederschläge
• Keimung während des gesamten Jahres möglich, 2 Hauptkeimphasen: August-Oktober, April - Mai
• Dormanz: induziert durch exogene Faktoren (Bodenbedeckung > 4 cm, Frost, Trockenheit)
• lange Keimfähigkeit (16-20, 25 Jahre)
• Fähigkeit zur Notreife (z.B. nach Mahd während Blüte)
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 5 Inke Rabe, LLUR 524
Jakobs-Kreuzkraut – Verbreitungs- und Konkurrenzstrategien
• 3 Hauptverbreitungsvektoren: Wind – Wasser – Tiere/ Menschen: Fahrzeuge/Maschinen, Vieh
• Windverbreitung: Samen fallen nach wenigen Metern zu Boden (<10m)
• Bildung ausgedehnter Blattrosetten
• Ausscheidung von Wuchshemmern
• bessere Trockenheitsresistenz im Vergleich zu Gräsern
• Gehalt an Bitterstoffen: wirksamer Fraßschutz Pflanzen bleiben auf der Weide intakt
• sowohl Wurzeln als auch Sprosse können nach Verwundung Dauerknospen bilden
Wiederaustrieb, multiple Rosetten, Mehrjährigkeit
Fazit:
Hohes Vermehrungspotenzial, Ausbreitungs- und Beharrungsvermögen:
Als Lichtkeimer benötigt die Pflanze Störstellen in der Vegetation, aber sofern einmal etabliert,
besitzt sie eine hohe Persistenz und Konkurrenzfähigkeit.
Schlüsselstrategie:
Verhinderung der Saatbildung und günstiger Etablierungsbedingungen
Platzhalter für die keimende Saat
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 6 Inke Rabe, LLUR 524
Jakobs-Kreuzkraut – Mögliche Ursachen für die Ausbreitung
• Klimawandel: zunehmend atlantisch geprägtes Klima in Teilen Mitteleuropas?
• Zunahme der Brachflächen: z.B. EU-Flächenstilllegung?
• veränderte Flächenbewirtschaftung: Trend zu größeren Bewirtschaftungseinheiten?
• geringere Nutzungsintensität durch mehr Naturschutzflächen (insb. extensive Weiden)?
• gestörter Nährstoffhaushalt nach Umstellung von Intensiv- auf Extensivnutzung?
• Verbreitung über Saatmischungen (Blühmischungen für Brachen, Wildäcker, Straßenböschungen)
• Verbreitung bislang nicht heimischer Genotypen über Saatgutmischungen?
• populationsökologische Gründe (in Zyklen verlaufende Populationsentwicklung)?
• Fehlen natürlicher Antagonisten?
• …….???
„Es gibt Fluktuationen in JKK-Populationen, deren Ursache unbekannt sind.“
(Bond et. al. 2007)
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 7 Inke Rabe, LLUR 524
Jakobs-Kreuzkraut – Mögliche Ursachen für die Ausbreitung
JKK - Pionierart mit breiter Standortamplitude:
• mäßig frische bis wechselfeuchte, + nährstoff- und basenreiche Böden
• ph-Wert ~ 5
• bevorzugt werden: lehmige bis sandige Böden in humiden Klimalagen
Etablierung überall dort möglich, wo Vegetationslücken vorhanden sind:
• Aufforstungen
• Brachen, Bauerwartungsland, Kiesgruben
• Straßenböschungen, Wege und Bahndämme wichtig für Fernverbreitung
• Extensivgrünland – Naturschutzgrünland/Vertragsnaturschutzflächen
• spät gemähtes Grünland
• Dauerweiden, insb. übernutzte Pferdeweiden
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 8 Inke Rabe, LLUR 524
Jakobs-Kreuzkraut – Mögliche Ursachen für die Ausbreitung
Suter et al. 2009, Ausbreitung von JKK auf hängigen Bergweiden (Schweiz):
Die entscheidenden Bedingungen für das Auftreten von JKK auf Weiden sind:
• geringes Düngungsniveau: 100 50 kg NO3 Risiko steigt von 4 auf 18%
• Lücken in der Narbe (25-100%): 90% Risiko
• Standweide mit Rindern (selektiver Fraß, Trittschäden): 70% Risiko
Lückigkeit und mangelnde Weidepflege (geringere Konkurrenzkraft der Gräser)
sind Hauptursachen für JKK-Ausbreitung
Bezemer et al. 2006, Ausbreitung von JKK auf Naturentwicklungsflächen (NL)
• Umwandlung von Intensiv- zu Extensivgrünland:
Wirtschaftsgräser büßen ihre Konkurrenzkraft ein ↔ Extensivgräser noch nicht vorhanden
• Umwandlung von Ackerflächen in Extensivgrünland ohne Einsaat
JKK findet als Pionierart gute Bedingungen vor (wie auch Ackerkratzdistel, Ampfer ...).
Gegenmaßnahme: Einsaat (artenreicher) produktiver Gräser/Kräutermischungen
mittlerer Sukzessionsstadien.
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 9 Inke Rabe, LLUR 524
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Präventivmaßnahmen:
Ansiedlung verhindern: Lücken in der Vegetationsnarbe vorbeugen ( Vertritt, Überweidung,
Geilstellen vermeiden, Narbenpflege, frühe Mahd, Nachmahd, ggf. Nachsaat, ausgewogene
Nährstoffverhältnisse)
Ausbreitung verhindern: keine Samenbildung zulassen (Einzelvorkommen strikt entfernen;
Mahd/Mulchmahd von 50 m Randstreifen bei Massenvorkommen)
Regulationsmaßnahmen: nur sinnvoll in Kombination mit Grünlandpflege und angepasster
Bewirtschaftung
Art der Regulationsmaßnahmen abhängig vom Befallsgrad, Größe und Status der Fläche:
• geringer Befall Verhindern der weiteren Ausbreitung
manuelles Herausziehen der Pflanzen mit der Wurzel
• massiver Befall Mähen / Mulchen (vor oder während der Blüte)
Umbruch und Neueinsaat
chemische Bekämpfung
biologische Maßnahmen Nordamerika, Argentinien, Australien,
Brennen Neuseeland, (Südafrika, Brasilien)
Beweidung mit Schafen
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 10 Inke Rabe, LLUR 524
manuelles Herausziehen oder mit Schlepper getriebenen Eco-Puller
Vorteile:
• Entfernung der Pflanze
• Verhinderung der Blüten-/Samenbildung
• weitere Nutzung der Fläche uneingeschränkt möglich
(z.B. zur Mahd)
Nachteile:
• arbeitsintensiv
• Eco-Puller (1ha/h) nur auf ebenen Flächen einsetzbar
• Lücken müssen durch Nachsaat geschlossen werden
• Regeneration der Pflanze ständige Nachkontrolle erforderlich
• bei hoher Befallsintensität sinnlos
Fazit: nur geeignet bei geringem Befall bzw. auf kleiner Fläche
Bezugsquelle:
Eco-Puller:
Manufacturer Alvan Blanch
Development Co, Ltd, 01666 577333,
Mechanical hand held puller:
Lazy Dog Tool Company
www.lazydogtoolco.co.uk,
01751 417351
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 11 Inke Rabe, LLUR 524
Mähen / Mulchen (vor oder während der Blüte)
Vorteile:
• gute Methode, um kurzfristig großflächig Blüte und Samenreife/Ausbreitung zu verhindern
• fördert ggf. eine dichtere Grasnarbe (Prophylaxe)
Nachteile:
• nur auf befahrbaren Flächen möglich
• Aufwuchs nicht nutzbar, ggf. Entsorgung erforderlich bzw. Fläche nicht beweidbar
• begünstigt Wiederaustrieb und Mehrjährigkeit je nach Zeitpunkt der Maßnahme ist
Wiederholung - ggf. mehrfach - erforderlich
• Notreife bei zu später Mahd
• massive ökologische Kollateralschäden (u.a. Vernichtung des Blütenhorizontes, Schädigung
von JKK-Antagonisten, Gelegen, Niederwild, Rehkitze….)
Fazit: Zur Bekämpfung ungeeignet, aber zur Verhinderung der Samenproduktion
und Prophylaxe (Optimierung der Grasnarbe) geeignet.
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 12 Inke Rabe, LLUR 524
Wie reagiert die Pflanze?
© G. Kämmer
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 13 Inke Rabe, LLUR 524
Wie reagiert die Pflanze?
Mulchen: 12.6.2014
© G. Kämmer
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Mulchen: 12.6.2014
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 14 Inke Rabe, LLUR 524
Wie reagiert die Pflanze?
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
2 Monate später
© G. Kämmer
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 15 Inke Rabe, LLUR 524
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
… für Naturschutzflächen keine geeignete Methode
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 16 Inke Rabe, LLUR 524
Umbruch und Neueinsaat (mit artenreichen konkurrenzstarke Grünlandmischungen),
ggf. Einschaltung einer Ackerphase:
Vorteile:
• Bekämpfung von Massenvorkommen
• Etablierung artenreicher, standortangepasster Dauergrünlandbestände möglich
Nachteile:
• zerstört die gesamte Grünlandnarbe
• nicht in sensiblen Gebieten anwendbar (FFH, Biotopgrünland)
• Anreicherung der Samenbank mit Jakobs-Kreuzkraut Samen
Fazit: nur anwendbar bei geringwertigen Vegetationsbeständen.
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 17 Inke Rabe, LLUR 524
Chemische Bekämpfung und Bioherbizide (flächig oder als Einzelpflanzenbehandlung):
Herbizide: RoundUp, Simplex, Banvel M, U46 M, U46 D etc.
Bioherbizide: Citronella, Essigsäure
Branntkalk (?)
Vorteile:
• je nach verwendetem Mittel ist Abtötung der Einzelpflanzen (auch mit Bioherbiziden) möglich
Nachteile:
• keine systemisch gegen JKK wirkenden Herbizide oder Bioherbizide verfügbar
Schädigung von Zielarten des Naturschutzes, Klee und anderen wertvollen Futterpflanzen
• entstehende Bodenlücken geeignete Keimbetten für JKK Wiederholung erforderlich
• Flächen über mehrere Wochen nicht für Beweidung geeignet
• Begrenzte Anwendungsmöglichkeiten und gesetzliche Vorgaben .
Fazit: chemische Bekämpfung ist keine nachhaltige Lösung
Bekämpfung zumeist
im Rosettenstadium
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 18 Inke Rabe, LLUR 524
Weidemanagement: Einsatz von Schafen
• Schafe sind relativ tolerant gegenüber PA
• lange Tradition in Neuseeland, Brasilien und USA, Großbritannien
• Anwendung auch in Niederlande, Schweiz
Wichtig: Nur Einsatz bei leichten bis moderaten Befallssituationen, Beweidung im Rosettenstadium,
genügend Alternativnahrung, keine Lämmer, keine hungrigen Tiere, möglichst keine laktierenden
Schafe, keine Tiere mit Leberschäden (kupferhaltige Wurmkuren), keine anschließende Verfütterung
von Klee oder anderen eiweißreichen Aufwüchsen
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 19 Inke Rabe, LLUR 524
Einsatz von Schafen im Weidemanagement
Vorteile:
• Schafe sind auch in unzugänglichen Gebieten einsetzbar
• Schwächung der Pflanze: Beweidung der Rosetten führt zu geringerer Blütenbildung und
Samenproduktion
• ihr Fraßbild erzeugt eine dichte, kurze Grasnarbe (Prävention)
Nachteile:
• Schafe fressen gezielt Kräuter auf Dauerweiden neg. Auswirkungen auf die Biodiversität
• Dauereinsatz erforderlich (1 Schaf/2ha)
• aufwendige Zäunung
• Tierschutzaspekte
Fazit: Einsatz von Schafen zur prophylaktischen Weidepflege
und bei geringen Befallsgraden denkbar.
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 20 Inke Rabe, LLUR 524
Brennen:
Anwendung zumeist in Zusammenhang mit dem Management natürlicher Grasländer, die an
regelmäßige Feuerereignisse angepasst sind, z.T. auch gezielt mit Flammenwerfer gegen
Einzelvorkommen
Anwendung in USA, Kanada, Australien
Vorteile:
• Brennen führt zum Absterben der blühenden Pflanzen wie auch der Rosetten.
Nachteile:
• grundsätzliche Nachteile des Brennens, gesetzliche Regularien
• nicht selektiv
• nicht überall einsetzbar
Fazit: Feuer in Mitteleuropa zur Bewirtschaftung/Pflege von Grünland eher ungebräuchlich,
Flammstab zur Einzelpflanzenbekämpfung (?)
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 21 Inke Rabe, LLUR 524
Biologische Kontrolle mit Antagonisten (Phytophagen)
• Einsatz in Ländern, in denen JKK invasiv ist: Australien, Kanada, Nordamerika, Neuseeland;
hingegen kaum Bedeutung im natürlichen Verbreitungsareal der Pflanze
• Voraussetzung: Wirtspezifität und Parasiten-freie Gründerpopulationen
• Hauptsächlich kommen 4 verschiedene Arten(-gruppen) zum Einsatz :
Tyria jacobaea: Kreuzkraut-Bär
Pegohylemiya seneciella, P. jacobaea: Kreuzkraut-Saatfliegen
Longitarsis jacobaea, L. flavicornis: Kreuzkraut–Flohkäfer
Cochylis atricapitana: Kreuzkraut-Wickler o.a. Kleinschmetterlinge
Platyptilia isodactyla
• Erfolgreich ist insb. der Einsatz von verschiedenen Phytophagen, die an unterschiedlichen
Organen der Pflanze angreifen
z.T. erfolgreiche
Etablierungs- und
Bekämpfungserfolge
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 22 Inke Rabe, LLUR 524
Biologische Kontrolle mit Antagonisten
Vorteile: (gelten auch im natürlichen Verbreitungsgebiet)
• natürliches Regulativ
• vermindert Vitalität, Samenproduktion und Samengewicht
Nachteile:
• Etablierung (außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes) ungewiss und abhängig von
Umweltfaktoren
• Gefahr der Faunenverfälschung, wenn Übergang auf Nicht-Zielorganismen erfolgt
• „nicht Antagonist kontrolliert die Pflanze sondern die Pflanze den Antagonisten“
• geringere Wirkung im natürlichen Verbreitungsgebiet: Aufbau wirtspezifischer Räuber- und
Parasitoidenkomplexe
Fazit: Phytophagen sollten gestärkt werden, da sie die Vitalität der Pflanze (z.B.
Virenvektoren) und ihre Samenproduktion schwächen
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 23 Inke Rabe, LLUR 524
• Welche Arten kommen in SH vor und
welche sind im Gebiet potentiell zu
erwarten?
• In welcher Weise sind diese Arten mit dem
Jakobs-Kreuzkraut assoziiert?
• Wie häufig treten diese Arten auf und wie
ist ihre Schadwirkung abzuschätzen?
• Wie wirkt sich Mahd auf die phytophagen
Arten aus?
• Werden nach Mahd oder Mulchen neu
aufwachsende Pflanzen von diesen
Insekten ebenfalls genutzt?
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 24 Inke Rabe, LLUR 524
38 verschiedene Fraßfeinde (Untersuchungszeitraum Ende Juli – Ende August 2015)
• potenziell 91 in SH heimische Arten
7 Schlüsselarten, die aufgrund ihrer Lebensweise und Verbreitung zur Eindämmung
beitragen können:
• „Jakobskreuzkraut-Blattlaus“ Aphis jacobaeae
• „Kreuzkraut-Fransenflügler“ Haplothrips senecionis
• „Jakobskreuzkraut-Bär“ Tyria jacobaeae
• „Jakobskreuzkraut-Flohkäfer“ Longitarsus jacobaeae
• „Jakobskreuzkraut-Gallmücke“ Contacarinia jacobaeae
• „Kreuzkraut-Bohrfliege“ Sphenella marginata
• „Kreuzkraut-Blumenfliege“ Botanophila seneciella
2 Arten führen zum Absterben der Pflanze:
Jakobskreuzkraut-Flohkäfer“ Longitarsus jacobaeae
Kreuzkraut-Wickler Cochylis atricapitana
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 25 Inke Rabe, LLUR 524
2 Arten führen zum Absterben der
Pflanze:
• Jakobskreuzkraut-Flohkäfer
Longitarsus jacobaeae
• Kreuzkraut-Wickler
Cochylis atricapitana
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Alle Abb. aus C. Kassebeer (2015):
Erfassung phytophager Insekten an Jakobs-Kreuzkraut
In Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 26 Inke Rabe, LLUR 524
Ergebnis: Befallsmuster und daraus resultierende Folgerungen
• Besiedlung erfolgt standörtlich in unterschiedlicher Zusammensetzung der Antagonisten.
• Kleine und locker bewachsene JKK-Bestände zeigen stärkere Besiedlung.
• Stärkere Besiedlung mit Antagonisten auch bei mageren Standortverhältnissen.
• Schadwirkung am größten, wenn Eingriffe (Mahd, Mulchen) unterbleiben.
Fazit:
Mahd wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Antagonisten-Bestände aus.
Schwach entwickelte JKK-Bestände sollte nicht bekämpfen werden.
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 27 Inke Rabe, LLUR 524
„Nichtstun“
Vorteile:
• kostenlos
• zerstört keine Lebensräume
• Antagonisten können sich etablieren
Nachteile:
• Akzeptanzprobleme
Fazit: Auf Flächen, auf denen keine nachbarschaftlichen Konflikte vorliegen,
das geeignete Instrument.
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 28 Inke Rabe, LLUR 524
„Niets doen loont bij Jakobskruiskruidplaag“ (Bezemer et al. 2006)
Jakobskreuzkraut ist eine Pionierpflanze, die von selbst wieder verschwindet.
Ursache für den Rückgang ist eine Bodenermüdung, hervorgerufen durch die Zunahme von
Bodenpilzen.
zwei Möglichkeiten, wie JKK beherrschbar ist:
1. Einsaat einer konkurrenzstarken Mischung: führt zu einer geschlossenen
Vegetationsnarbe
2. Nichtstun: Bodenpilze übernehmen die Aufgabe, JKK zu bekämpfen
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 29 Inke Rabe, LLUR 524
Juli 2007
Vertragsnaturschutzfläche seit 1992: Keine Düngung, kein PSM, keine Narbenpflege, 1 späte
Mahd nach Mitte Juli
Gleiche Fläche im Juli 2009
2 Jahre später: Zusammenbruch des Bestandes
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation
© Ries © Ries
Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 30 Inke Rabe, LLUR 524
Fazit:
• Es gibt kein Patentrezept für den Umgang mit JKK.
• Je nach Standort und Begleitsituation ist unterschiedlich zu entscheiden und zu
handeln.
• Wichtig ist vor allem die Prävention.
Jakobs-Kreuzkraut – Möglichkeiten und Grenzen von Prävention und Regulation