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Johannes PflugMitglied des Deutschen Bundestages
Nordkorea- Fortschritt durch Dialog
- es gilt das gesprochene Wort -
© Johannes Pflug 2007 2
Nordkorea – Fortschritt durch Dialog
I. Geschichte der Halbinsel Korea
II. Sicherheitsrisiko Nordkorea?
III. Die Sechs-Parteien-Gespräche
IV. Deutschland als Vermittler?
V. Ausblick und Perspektiven
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Nordkorea
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I. Geschichte der Halbinsel Korea: Besetzung und Teilung des Landes
1905 japanisches Protektorat
1910 Umwandlung in eine japanische Kolonie (bis 1945)
Dez.1943 Gipfelkonferenz der Alliierten USA, China und Großbritannien
in Kairo
Feb.1945 Konferenz von Jalta: Sowjetunion tritt in Fernostkrieg ein;
Nach Kriegsende Teilung der japanischen Kolonie
Korea entlang des 38. Breitengrades
(Sowjetunion bekommt den Norden, die
Amerikaner den Süden)
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I. Geschichte der Halbinsel Korea:
Die Demarkationslinie
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1945 UdSSR begann ihre Zone nach kommunistischen Vorstellungen
umzuformen: strategisches Interesse daran, einen ihnen
wohlgesinnten koreanischen Pufferstaat aufzubauen
10.10.1945 Gründung der Arbeiterpartei Koreas
Nov.1947 USA erreicht UN-Resolution, die freie Wahlen, den Abzug aller
ausländischen Truppen und die Schaffung einer UN-Kommission
für Korea vorsah, die UdSSR boykottierte die Abstimmung
09.09.1948 Proklamation der Demokratischen Volksrepublik Korea:
erster Präsident wird Kim IL Sung
Aufbau einer Wirtschafts- und Staatsform nach sozialistischen Vorstellungen
I. Geschichte der Halbinsel Korea:
Die Demokratische Volksrepublik Nordkorea
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I. Geschichte der Halbinsel Korea: Der Koreakrieg 1950-1953 (I)
Kriegsverlauf:
Erste Phase: 25.06.1950 Kriegsbeginn
→ Nordkoreanische Truppen überschreiten die Grenze zu
Südkorea
→ Ziel: gewaltsame Integration Südkoreas in die Demokratische
Volksrepublik Korea
Zweite Phase: UN entsandten ihre Streitkräfte gegen Nordkorea, um den
Vormarsch der Nordkoreaner zu stoppen
Dritte Phase: Einmarsch von vorerst 300.000 chinesischen Soldaten zur
Unterstützung Nordkoreas
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I. Geschichte der Halbinsel Korea: Der Koreakrieg 1950-1953 (II)
■ Kriegsende: am 27. Juli 1953 wurde in P‘anmunjom ein
Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet
→ Waffenstillstandsvertrag regelt die Einrichtung einer entmilitarisierten Zone,
die beide Staaten voneinander trennt
→ Mangels Friedensvertrags fühlt sich Nordkorea weiterhin im Kriegszustand
Südkorea, USA Nordkorea, VR China
Die zwei Fronten:
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I. Geschichte der Halbinsel Korea: Folgen des Krieges
Getötete Soldaten:
Vereinte Nationen: 54.000
Südkorea: 400.000
Nordkorea: 600.000
VR China: 900.000
→ Im Koreakrieg wurden ca. 450.000 Tonnen Bomben abgeworfen, wesentlich
mehr als im Pazifikkrieg ab 1937
→ Verwüstung fast aller großen Städte und Ballungszentren Nordkoreas
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1950-1960 Festigung und Ausbau der Führungsposition
Kim IL Sungs in Staat und Partei zum unangefochtenen
Staatsoberhaupt Nordkoreas
Die Juche-Ideologie:
Von Kim IL Sung
Vereinigung verschiedener marxistischen Strömungen mit koreanischem Nationalismus
= JUCHE:
→ Grundlegende marxistisch-leninistische Lehre + nationalistische Elemente
= Nationalkommunismus:
• Selbstbestimmung des koreanischen Kommunismus
• Erhaltung aus eigener Kraft in Gemeinwesen
• Versorgung und Verteidigung als kommunistisch organisierte Nation
I. Geschichte der Halbinsel Korea:
Der „Ewige Führer“
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I. Geschichte der Halbinsel Korea:
Situation und Entwicklung bis 1994
1968 Kämpfe an der Demarkationslinie zwischen nord- und südkoreanischen Truppen, nachdem nordkoreanische Soldaten auf das Territorium des Südens vorgedrungen waren
1970-1990 regelmäßig Entführungen von Südkoreanern und Japanern (bis zu 4.000 Menschen); Attentate und Angriffe von Nordkoreanern auf Südkoreaner 08.07.1994 Tod von Kim IL Sung, Nachfolger wird sein Sohn Kim Jong-IL
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Seit 2000 „Sonnenscheinpolitik“ des neuen Präsidenten Kim Dae-jung (Südkorea) → Ziel ist Teilung der Halbinsel friedlich zu lösen 13.-15.06.2000 Erstes innerkoreanisches Gipfeltreffen von Präsident Kim Dae-jung mit dem nord- koreanischen Machthaber Kim Jong Il in Pjöngjang
Ende 2002 Krise um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm unterbricht Beziehungen beider Staaten Juni 2005 neuerliche Intensivierung der innerkoreanischen Zusammenarbeit auf zahlreichen Gebieten vereinbart
I. Geschichte der Halbinsel Korea:
Diplomatie zwischen Nord und Süd
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II. Sicherheitsrisiko Nordkorea?
Wer setzt auf Atomwaffen:
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II. Sicherheitsrisiko Nordkorea?
Rahmenabkommen KEDO
KEDO: Korean Peninsula Energy Development Organization
Dez. 1985 Beitritt Nordkoreas zum Atomwaffensperrvertrag
1992 Inkrafttreten der Erklärung mit Südkorea zur Entnuklearisierung der
Koreanischen Halbinsel
April 1992 Inkrafttreten des Kontrollabkommens mit IAEO
Okt.1994: Unterzeichnung des Rahmenabkommens durch USA und Nordkorea
→ Zustimmung Nordkoreas ihr Nuklearprogramm abzubauen und
einzufrieren
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II. Sicherheitsrisiko Nordkorea?
„Das böse Spiel mit der Bombe“ (I) Januar 2003: Nordkorea erklärt Austritt aus Atomwaffensperrvertrag
10. Feb. 2005: Nordkorea erklärt, bereits über Kernwaffen zu verfügen
und sich von den Nukleargesprächen auf unbestimmte Zeit
zurückzuziehen → Selbstausrufung zur Atommacht
02.März 2005: Nordkorea erklärt, nicht mehr an das Raketentestmoratorium
gebunden zu sein
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II. Sicherheitsrisiko Nordkorea?
„Das böse Spiel mit der Bombe“ (II)
05.07.2006: Test von 7 Raketen, darunter
die interkontinentale
„Taepodong2“
09.10.2006: Erfolgreiche Testexplosion
eines nuklearen Sprengsatzes
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II. Sicherheitsrisiko Nordkorea?
Kritik auf Internationaler Ebene
14.10.2006 UNO-Sicherheitsrat verabschiedet Resolution 1718, die den Nukleartest verurteilt, Nordkorea zur Rückkehr zu den Sechs-Parteien-Gesprächen aufruft und Sanktionen gegen Nordkorea verhängt
Artikel VI des Atomwaffensperrvertrags:Jede Vertragspartei verpflichtet sich, in redlicher Absicht Verhandlungen zu führen über wirksame Maßnahmen zur Beendigung des nuklearen Wettrüstens in naher Zukunft und zur nuklearen Abrüstung sowie über einen Vertrag zur allgemeinen und vollständigen Abrüstung unter strenger und wirksamer internationaler Kontrolle. (01.07.1968)
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2002 Offenlegung von Nordkoreas Geheimplänen zur Anreicherung von Uran
2003 Austritt Nordkoreas aus Atomwaffensperrvertrag
Aug.2003 Erste Runde der Sechs-Parteien-Gesprächen zur Nuklearkrise in
Peking (USA, Nordkorea, Südkorea, China, Japan, Russland)
III. Sechs-Parteien-Gespräche
Beginn des Dialogs
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III. Sechs-Parteien-Gespräche
GEMEINSAMES INTERESSE:
Beendigung des nordkoreanischen
AtomwaffenprogrammsVR CHINA:
Stabilität in der Region
SÜDKOREA:
Wiedervereinigung und Frieden
USA:
Begrenzung der Anzahl der
Atommächte
JAPAN:
Entspannung der bilateralen
Beziehungen
RUSSLAND:
Politische und wirtschaftliche Beziehungen
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2004/05 Zweite u. Dritte Runde der Sechs-Parteien-Gespräche in Peking
Juli 2005 Vierte Runde der Gespräche in Peking: ► Nordkorea erklärt Aufgabe seiner Nuklearprogramme ► Rückkehr zum Atomwaffensperrvertrag
Nov. 2005 Fünfte Runde endet ergebnislos und ohne neuen Verhandlungstermin
Es folgen die nordkoreanischen Tests von 7 Raketen und eines
nuklearen Sprengkopfes 2006, was zu einem vorläufigen Ende des
Dialogs führt.
III. Sechs-Parteien-Gespräche
Vorläufiges Scheitern
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III. Sechs-Parteien-Gespräche
Aktuelle Entwicklung der Gespräche
31.10.2006 Nordkorea einigt sich mit China und den USA auf eine Rückkehr zu den Sechs-Parteien-Gesprächen
16.-18.01.2007 Bilaterale Gespräche zwischen Nordkorea und den USA in Berlin über die Fortführung der Gespräche
13.02.2007 Vereinbarung der Sechs Parteien in Peking über „Initial Actions“ zur Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung 20.–22.03 2007 6. Runde der Sechsparteiengespräche in Peking
Sept. 2007 erneute Zusammenkunft der Sechs Parteien in Peking geplant
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IV. Deutschland als Vermittler?
Gemeinsame Grenzerfahrung
► Deutschland und Korea - beide Länder nach dem 2. Weltkrieg geteilt
→ die unterschiedlichen politischen Systeme des einst geteilten Deutschlands
sowie Nord- und Südkoreas spiegeln die Ideologien des Kalten Krieges
zwischen Kapitalismus und Kommunismus wider
→ Wiedervereinigung: Ziel von Nord- und Südkorea?
► Die ehemalige DDR unterhielt seit 1949 diplomatische Beziehungen mit
Nordkorea und war einer seiner wichtigsten Partner im Ostblock
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IV. Deutschland als Vermittler?
Diplomatie mit Grenzen► 01. März 2001: Deutschland und Nordkorea nehmen diplomatische
Beziehungen auf
Seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen fanden keine Besuche
von Regierungsdelegationen auf Ministerebene in Deutschland oder
Nordkorea statt
Abgeordnete des Deutschen Bundestags haben aber bereits mehrfach die
Demokratische Volksrepublik Korea offiziell besuchtPolitische Beziehungen:
Beeinträchtigt durch das nordkoreanische Atomwaffenprogramm und fehlender
Fortschritte bei der Beachtung der Menschenrechte in Nordkorea
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IV. Deutschland als Vermittler?
Beziehung Deutschland-Nordkorea im internationalen Kontext
Interessen Deutschlands:
► Politische Isolation Nordkoreas aufbrechen► Internationalen Dialog bzw. Sechs-Parteien-Gespräche aufrecht erhalten
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IV. Deutschland als Vermittler?
Die stärkere Rolle Deutschlands
► Hohe Wertschätzung und Respekt gegenüber Deutschland
► Hoffnung auf deutsche Unterstützung im wirtschaftlichen Bereich
► Deutschland im innerkoreanischen Annäherungsprozess als Vermittler in
Gesprächen gewünscht sowohl von nordkoreanischer Seite als auch von
Südkorea
„Die Deutschen werden von Südkorea und von Nordkorea als ehrliche Makler
und Freunde gewünscht. Wir sollten diese Rolle annehmen.“
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V. Ausblick und Perspektiven
Der weite Weg zur nuklearen Abrüstung
.
• Der Widerspruch zwischen Staatsideologie und Gesellschaft wird immer größer
• Das nordkoreanische Regime ist zum Handeln gezwungen und muss sein
eigenes Überleben organisieren
• Verstärktes Bedürfnis nach einer Verbesserung des Lebensstandards,
insbesondere durch die Kenntnisse über Situationen anderen Länder