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Jürgen Fischer GmbH & Co. Rahmenbetriebsplan für die Erweiterung des Ölschieferbruches Ohmden III Teil 5 Landschaftspflegerischer Begleitplan Juli 2013 Bearbeitung arguplan GmbH Vorholzstr. 7 76137 Karlsruhe Tel. 07 21/16 110 16 Fax 07 21/16 110 10 [email protected] Antragstellerin Jürgen Fischer GmbH & Co. Eisenbahnstr. 22 73235 Weilheim a. d. Teck Tel. 0 70 23/90 08 40 Fax 0 70 23/90 08 410 info@jf-schieferwerk.de

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Jürgen Fischer GmbH & Co.

Rahmenbetriebsplan für die Erweiterung des Ölschieferbruches Ohmden III

Teil 5

Landschaftspflegerischer Begleitplan

Juli 2013

Bearbeitung

arguplan GmbH Vorholzstr. 7 76137 Karlsruhe

Tel. 07 21/16 110 16 Fax 07 21/16 110 10 [email protected]

Antragstellerin

Jürgen Fischer GmbH & Co. Eisenbahnstr. 22

73235 Weilheim a. d. Teck

Tel. 0 70 23/90 08 40 Fax 0 70 23/90 08 410

[email protected]

Jürgen Fischer GmbH & Co. - Erweiterung Ölschieferbruch Ohmden III - LBP 1 | 18

Inhaltsverzeichnis

1 Aufgabenstellung ............................................................................................. 2

2 Methoden........................................................................................................... 2

3 Untersuchung und Bewertung des Bestandes ........................................... 3

3.1 Prüfung und Festlegung der vom Vorhaben betroffenen Schutzgüter ............... 3

3.2 Bestandserhebung, Analyse und Bewertung .................................................... 4

4 Konfliktpotenziale, Konfliktanalyse und Wirkungsprognose ................. 7

5 Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung der Eingriffsfolgen ..... 8

6 Rekultivierungs- bzw. Ausgleichsmaßnahmen ......................................... 9

6.1 Grundzüge der Rekultivierungsplanung ............................................................ 9

6.2 Rekultivierungsmaßnahmen im Erweiterungsbereich ....................................... 9

7 Kompensation des Eingriffs ......................................................................... 13

7.1 Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaft/Biotoptypen ................................. 13

8 Gesamtübersicht der Maßnahmen zur Eingriffsvermeidung, -minimierung und -kompensation ................................................................ 16

9 Zusammenfassende Beurteilung ................................................................ 17

10 Verwendete Unterlagen ............................................................................... 18

Anhänge

Anhang 5-1: Kriterien von besonderer Bedeutung

Anhang 5-2: Wertstufen für eine flächendeckende Bewertung von Biotoptypen

Anlagen

Anlage 5-1: Rekultivierungs- und Maßnahmenplan

Jürgen Fischer GmbH & Co. - Erweiterung Ölschieferbruch Ohmden III - LBP 2 | 18

1 Aufgabenstellung

Die Jürgen Fischer GmbH & Co. beabsichtigt den Ölschiefersteinbruch Ohmden III in westliche Richtung zu erweitern (s. Teil 1 der Antragunterlagen).

Der vorliegende Landschaftspflegerische Begleitplan (LBP) beinhaltet die im Sinne von § 15 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) erforderliche Eingriffsbeurteilung und die Planung zur Rekultivierung der Abbaustätte zum beantragten Abbauvorhaben.

Anhand der erstellten Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung wird geprüft, ob der vorhabens-bedingte Eingriff in Natur und Landschaft durch die vorgesehenen Rekultivierungsmaß-nahmen kompensiert werden kann.

Aus naturschutzfachlicher Sicht erscheint es wünschenswert, im derzeitigen Grubenbe-reich ein Feuchtbiotop anzulegen. Im Rahmen des vorliegenden LBP wird daher zusätz-lich überprüft, ob diese mit Forst- und Naturschutzbehörde abgestimmte Änderung der genehmigten Rekultivierungsplanung vom 23.08.1996 bzw. 04.03.1987 die gleiche Aus-gleichsfunktion wie die ursprüngliche Planung übernimmt.

2 Methoden

Im LBP erfolgt eine Eingriffsbeurteilung für das beantragte Abbauvorhaben und die Bilanzierung der naturschutzfachlichen Rekultivierungsmaßnahmen im Hinblick auf den erforderlichen Ausgleich.

Die Beurteilung der Wertigkeit der Flächen vor und nach dem Eingriff orientiert sich an den Vorgaben des Leitfadens für die Eingriffs- und Ausgleichsbewertung bei Abbau-vorhaben (LFU 1998). Die hierfür verwendeten Bewertungsstufen sind der entsprechen-den Tabelle im Anhang 5-1 zu entnehmen. In dem methodischen Leitfaden werden auch Festlegungen zum zeitlichen Aspekt der Flächeninanspruchnahme und der Wertigkeiten der im Zuge der Rekultivierung hergestellten Strukturen nach dem Eingriff getroffen. Danach wird als Bewertungshorizont der prognostizierte Zustand der Biotope nach einer angenommenen Entwicklungszeit von 25 Jahren herangezogen.

Die Bewertung der Bodenverhältnisse und wichtiger Bodenfunktionen erfolgt nach dem Leitfaden Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit (Bodenschutz 23) (LUBW 2010). Eine Vorhabensbeschreibung sowie Angaben zu den planerischen Rahmenbedingungen und zu den allgemeinen Umweltauswirkungen sind dem Erläuterungsbericht bzw. der Umweltverträglichkeitsstudie (s. Teile 1 und 2 der Antragsunterlagen) zu entnehmen.

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3 Untersuchung und Bewertung des Bestandes

3.1 Prüfung und Festlegung der vom Vorhaben betroffenen Schutzgüter

Anhand der vorgegebenen Kriterien (s. Anhang 5-1) konnten für die Schutzgüter Land-schaftsbild, Erholung, Wasser sowie Klima/Luft keine Funktionen von besonderer Bedeu-tung ermittelt werden. Ihre Bedeutung für den Naturhaushalt wird daher gemäß Leitfa-den über die Biotopausstattung des Untersuchungsraumes mit erfasst.

Die Antragsfläche befindet sich in einem Vogelschutzgebiet. Des Weiteren weisen die Böden in Teilbereichen der Erweiterungsfläche eine hohe Bedeutung als Ausgleichs-körper im Wasserkreislauf sowie als Filter und Puffer für Schadstoffe auf. Für die Schutzgüter 'Arten und Lebensgemeinschaften/Biotoptypen' sowie 'Boden' sind daher Funktionen von besonderer Bedeutung festzustellen.

Zur Ermittlung der Untersuchungstiefe ist gemäß Leitfaden (LFU 1998) für die Schutz-güter von besonderer Bedeutung in einem nächsten Bearbeitungsschritt zu untersuchen, ob mit dem Vorhaben eine erhebliche bzw. nachhaltige Beeinträchtigung des Schutz-gutes verbunden ist.

Der Biotopbestand wird durch die Rohstoffgewinnung vollständig beansprucht. Für das Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaft/Biotoptypen ist daher eine erhebliche Betrof-fenheit festzustellen. Daher ist das Schutzgut zum einen aufgrund seiner Indikatorfunk-tion für die Schutzgüter von allgemeiner Bedeutung und zum anderen infolge seiner Funktion als Schutzgut von besonderer Bedeutung zu erfassen und zu bewerten.

Des weiteren werden im Rahmen der Rohstoffgewinnung die natürlich anstehenden Böden beansprucht, in dem sie fachgerecht abgeschoben, umgelagert und zur Boden-rekultivierung im wiederverfüllten Bereich der Grube eingesetzt werden. Als Rekulti-vierungsziel ist die Aufforstung der Fläche vorgesehen. Die forstliche Folgenutzung setzt die Herstellung tiefgründiger Rekultivierungsböden voraus. Die Regelmächtigkeit von Rekultivierungsböden bei forstlicher Folgennutzung liegt nach LABO (2002) zwischen 0,5 und 2,0 m. Die von den Forstbehörden in Baden-Württemberg geforderten Mächtigkeiten liegen zwischen 1,4 und 1,8 m (SCHAPPERT 2012). Darüber hinaus wird bei fachgerechter Umsetzung die Ausbildung von Stauhorizonten vermieden, wie sie in den Pseudogleyen, die den größten Anteil an der Erweiterungsfläche einnehmen, vorzufinden sind. Auf-grund der hohen Mächtigkeit der Rekultivierungsböden und der Vermeidung der Aus-bildung von Stauhorizonten kann davon ausgegangen werden, dass die Rekultivierungs-böden -- bei Umsetzung der vorgesehenen fachgerechten und bodenschonenden Rekulti-vierung - mittelfristig zumindest eine den bestehenden natürlichen Böden vergleichbare oder im Vergleich erhöhte Leistungsfähigkeit aufweisen.

Insgesamt betrachtet kann der Eingriff in den Boden als zeitlich begrenzt betrachtet und damit als nicht erheblich oder nachhaltig gewertet werden. Eine detaillierte Ausgleichs-bewertung des Schutzgutes Boden im Rahmen des LBP ist somit gemäß den Vorgaben des Leitfadens (LFU 1998) entbehrlich. Für die nachfolgende Eingriffs- / Ausgleichs-bilanzierung ist die Indikatorfunktion der Biotoptypen zur Bewertung der Leistungsfähig-keit des Naturhaushalts ausreichend.

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3.2 Bestandserhebung, Analyse und Bewertung

3.2.1 Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften/Biotoptypen

Die Bestandsbeschreibung der geplanten Erweiterungsfläche sowie die Zuordnungen zu der in Anhang 5-2 genannten Wertstufen beruhen auf den Erhebungsdaten und den Ergebnissen der innerhalb der Umweltverträglichkeitsstudie getroffenen Beurteilungen, die hier in gekürzter Form nochmals aufgegriffen werden. Die kartographische Darstel-lung der Bestandssituation ist aus der Bestandskarte der UVS zu entnehmen (s. Anlage 2-1).

Fichten-Bestand [59.44]

Eine Teilfläche des Erweiterungsbereichs wird von einem älteren Fichtenwald einge-nommen. In der obersten, 20-25 m hohen Baumschicht dominiert die Fichte (Picea abies). Als Altersklassenbestand weist der Fichtenwald eine strukturarme Ausbildung auf. Ste-hendes Totholz kommt in dem Bestand nicht vor. In lückigen und lichten Bereichen ver-fügt der Fichtenwald über eine ausgeprägte, aber niedrige Strauchschicht, die von Schwarzem Holunder (Sambucus nigra) und Brombeere (Rubus spec.) beherrscht wird. Aufgrund des Fichten-Bestandes ist eine natürliche, artenreiche Krautvegetation nur noch fragmentarisch vorhanden. Auf der durch Nadeleintrag entstandenen Rohhumus-auflage sind Säure- und Störzeiger vorhanden. Standortgerechte, natürliche Arten der Krautvegetation besitzen geringe Deckungsgrade.

Im Rahmen der Vogelkartierung wurden in dem Fichtenwald neben allgemein häufigen und verbreiteten Arten typische Bewohner eines Nadelbaumbestandes festgestellt. Arten mit einem Gefährdungsstatus der Roten Liste konnten nicht festgestellt werden. Für den Gimpel (RL-BW V) besteht Brutverdacht. Höhlenbrüter, wie Spechtarten, Hohl-taube und Star wurden als Brutvögel nicht nachgewiesen.

Negativ wirken sich bei der Bewertung des Fichten-Bestandes dessen naturferne Baum-artenzusammensetzung, die strukturarme Ausprägung und die durch Nadeleintrag verur-sachte Veränderung der Krautvegetation aus. Auf der anderen Seite besitzt der Nadel-wald eine Bedeutung als Vogellebensraum. Insgesamt wird dem Fichten-Bestand eine mittlere funktionale Wertigkeit (Stufe III) zugewiesen.

Laubbaum-Bestand [59.10]

Ein südlicher Teilbereich der Erweiterungsfläche zeichnet durch eine junge Laubbaum-Aufforstung aus. Die 10-15 m hohen Bäume weisen eine Ausprägung als Stangenholz auf. Deren Stammdurchmesser erstreckt sich von 7 bis 15 cm. Die Aufforstung besitzt eine naturnahe Baumartenzusammensetzung. Zu den Arten gehören v.a. Rot-Buche (Fagus sylvatica), Stiel-Eiche (Quercus robur), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Esche (Fraxinus excelsior), Hänge-Birke (Betula pendula) und Vogel-Kirsche (Prunus avium). Aufgrund der durch den engen Baumabstand verursachten starken Beschattung ist eine Strauchvegetation kaum vorhanden.

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Die Bodenvegetation weist eine hohe Deckung und im Gegensatz zum oben beschrie-benen Fichten-Bestand eine naturnahe Ausprägung auf. Das dominante Vorkommen von Zittergras-Segge (Carex brizoides) deutet auf feuchte Standortsverhältnisse hin.

Die Laubbaum-Aufforstung zeichnet sich durch eine artenarme Vogelfauna mit sehr geringen Dichten aus. Zurückzuführen ist die geringe Bedeutung für die Vogelfauna auf die strukturarme und junge Ausprägung der Aufforstung als Stangenholzbestand.

Trotz der geringen faunistischen Bedeutung wird dem jungen Laubwaldbestand aufgrund der natürlichen, waldtypischen Krautvegetation ein mittlerer funktionaler Wert (Stufe III) zugewiesen.

Gebüsch mittlerer Standorte [42.20]

Im Norden ragt von dem 20 m breiten Pufferstreifen zwischen Forstweg und Erweite-rungsgrenze sehr kleinflächig ein Gebüschbestand in die Antragsfläche. Die Strauch-vegetation setzt sich aus Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Schwarzem Holunder (Sambucus nigra), Hasel (Corylus avellana), Esche (Fraxinus excelsior) und Brombeer-Gestrüpp zusammen. Randlich zum Weg und zum Fichten-Bestand stehen einige wenige mittelalte Laubbäume (Rot-Buchen, Berg-Ahorn) als Überhälter. Aufgrund der starken Verbuschung bzw. Beschattung ist die Krautschicht sehr artenarm. Eine erwähnensweite Vogelfauna ist nicht vorhanden; wegen der kleinflächigen Ausprägung innerhalb eines größeren Waldbestandes kommen keine Gebüschbrüter des Offen- bzw. Halboffenlandes vor.

In demjenigen Teil der Erweiterungsfläche, der sich auf das aktuelle Steinbruchgelände erstreckt, befindet sich ebenfalls ein Gebüsch mittlerer Standorte [42.20]. Dieser klein-flächige Bestand setzt sich v.a. aus Zitter-Pappel (Populus tremula) und Hänge-Birke (Betula pendula) zusammen. Als Bruthabitat für die Vögel besitzt es eine geringe Bedeu-tung.

Die beiden Gebüsch-Bestände verfügen über eine mittlere funktionale Wertigkeit (Stufe III).

Schotterweg [60.23]

Im westlichen Teilbereich durchquert ein mit Schotter befestigter Forstweg die bewal-dete Erweiterungsfläche. Der Weg ist nur stellenweise im Mittelstreifen mit einer Tritt-pflanzenvegetation bewachsen. Insgesamt ist die funktionale Wertigkeit des Weges sehr gering (Stufe I). Im östlichen Bereich der Antragsfläche verläuft ein weiterer Forst-weg. Da dieser jedoch anscheinend nicht mehr genutzt wird und entsprechend stark zugewachsen ist, wurde der Weg nicht als eigenständiger Biotoptyp abgegrenzt.

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Ruderalvegetation [35.60]

Die Erweiterungsfläche erstreckt sich auch auf denjenigen Bereich, der im aktuellen Steinbruchgelände zwischen der eigentlichen Abbaugrenze im Westen und der Geneh-migungsgrenze liegt. Dort verläuft entlang des Fichten-Bestandes der Erweiterungsflä-che ein schmaler, lückig bewachsener Ruderalstreifen. Zu den Arten dort gehören u.a. Huflattich (Tussilago farfara) und Weißer Steinklee (Melilotus alba). Aufgrund der klein-flächigen Ausprägung ist die faunistische Bedeutung vergleichsweise gering. Die lückige Ruderalflur erhält einen mittleren funktionalen Wert (Stufe III).

Sonstige Hochstaudenflur [35.44]

Entlang der vorgenannten Ruderalvegetation verläuft in der Erweiterungsfläche des Steinbruchgeländes ein Oberbodenwall, der mit einer Hochstaudenvegetation bewach-sen ist. Die Hochstaudenflur wird dominiert von der Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense). Die funktionale Wertigkeit des Bestandes ist gering (Stufe II).

3.2.2 Gesetzlich geschützte Biotope

Gesetzlich geschützte Biotope werden durch das Abbauvorhaben nicht beansprucht.

3.2.3 National besonders geschützte Arten

Im Zuge der Bestandserhebungen erfolgte innerhalb der Abbaugrenze kein Nachweis von Arten, die nicht europäisch, aber besonders geschützt sind. Somit entfällt eine entspre-chende Eingriffsbeurteilung.

3.2.4 Eingriffe und Maßnahmen außerhalb der Antragsfläche

Eingriffe außerhalb der Erweiterungsfläche sind nicht vorgesehen.

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4 Konfliktpotenziale, Konfliktanalyse und Wirkungsprognose

Bezogen auf die potentiellen Projektwirkungen des beantragten Vorhabens wurde in der Umweltverträglichkeitsstudie (s. Teil 2 der Antragsunterlagen) eine umfassende Kon-fliktanalyse durchgeführt. Die daraus abzuleitenden Wirkungen auf das jeweilige Schutzgut wurden aufgezeigt. Auf eine vollständige Wiederholung der getroffenen Bewertungen kann daher an dieser Stelle verzichtet werden. Stattdessen sollen nachfol-gend die wesentlichen Konflikte in zusammengefasster Form nochmals kurz wiederge-geben werden.

Inanspruchnahme von Lebensräumen (K 1)

Im Zuge des geplanten Vorhabens kommt es durch die Flächeninanspruchnahme zum vollständigen, aber vorübergehenden Verlust der Vegetationsbestände.

Betroffen sind überwiegend ein Fichtenwald sowie ein Laubbaum-Stangenholzbestand, die eine mittlere funktionale Wertigkeit besitzen. In untergeordnetem Umfang kommt es zur Beanspruchung von weiteren Lebensräumen, die ebenfalls eine mittleren funktiona-len Wert besitzen (Gebüsch mittlerer Standorte, Ruderalvegetation). Naturschutzfachlich hochwertige Biotopstrukturen sind nicht betroffen.

Das Rekultivierungskonzept sieht nach einer Verfüllung des Steinbruches eine Wieder-bewaldung auf der Antragsfläche vor. Vor allem die junge Laubbaumaufforstung lässt sich somit in einer angemessenen Zeit wiederherstellen. Für den älteren Fichten-Bestand ist dieses jedoch nur langfristig möglich. Der Rekultivierungsplan sieht jedoch nicht die Wiederherstellung eines naturfernen Nadelbaumbestandes vor, sondern die Entwicklung eines standortgerechten Laubmischwaldes.

In der geplanten Abbaufläche wurden keine Arten mit einem Gefährdungsstatus der Roten Liste Baden-Württemberg festgestellt. Für den Gimpel (RL-BW V) stellt die Fläche ein Teil eines Brutreviers dar. Eine erhebliche Beeinträchtigung der betroffenen Vogel-arten ist nicht zu erwarten, da im weiten Umfeld vergleichbar ausgeprägte Lebensräume vorhanden sind und die jeweiligen Populationen sich somit über die Vorhabensfläche erstrecken. Der Erweiterungsbereich besitzt keine essentielle Bedeutung für das Vorkommen einer Art in der Region. Die artenschutzrechtliche Prüfung (s. Teil 3 der Antragsunterlagen) kommt zu dem Ergebnis, dass durch das geplante Abbauvorhaben keine Verbotstatbestände gemäß § 44 BNatSchG für die europäisch geschützten Arten erfüllt werden.

Inanspruchnahme von Böden (K 2)

Mit dem flächenhaften Rohstoffabbau ist eine unvermeidbare Inanspruchnahme des Bodens verbunden. Betroffen sind Böden, die hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit im Naturhaushalt überwiegend als mittelwertig im untergeordneten Umfang auch als hochwertig einzustufen sind (s. UVS in Teil 2 der Antragsunterlagen).

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5 Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung der Eingriffsfolgen

Um die mit dem Vorhaben verbundenen Folgen für Natur und Landschaft zu begrenzen, können bereits vor oder während der Abbauphase verschiedene Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Folgende Maßnahmen sind vorgesehen:

Erhalt eines Waldgürtels (VM 1)

Da von den Forstwegen zur Erweiterungsgrenze ein Abstand von 10 bzw. 20 m vorgese-hen ist, werden die in diesem Pufferstreifen befindlichen Lebensräume nicht bean-sprucht. Die Flächeninanspruchnahme erstreckt sich somit nicht auf das gesamte Bewil-ligungsfeld.

Sukzessive Inanspruchnahme der Abbauflächen (VM 2)

Die Räumung der von der Abbauerweiterung betroffenen Abbaufelder erfolgt sukzessive in entsprechenden Teilschritten, jeweils erst in der vegetationsfreien Zeit vor der Inan-spruchnahme des jeweiligen Abbauabschnittes. Hierdurch können selbst längere Zeit nach Beginn des Abbaus in der Erweiterungsfläche noch größere Waldbereiche als Brut-habitate für Vögel innerhalb der Antragsfläche erhalten bleiben.

Entfernung des Vegetationsbestandes außerhalb der Brutzeit (VM 3)

Zum Schutz der Nester brütender Vogelarten soll die Beseitigung der Vegetations-bestände bzw. die Räumung der jeweiligen Abbauabschnitte außerhalb der Brutzeit (Anfang Oktober bis Ende Februar) erfolgen.

Anlage von Wanderbiotopen (VM 4)

Innerhalb der Erweiterungsfläche entstehen während des laufenden Abbaubetriebes immer wieder einige flache, temporär mit Wasser gefüllte Kleingewässer verschiedens-ter Ausprägung an wechselnden Stellen bzw. werden dort angelegt. Diese sollen der Gelbbauchunke (RL-BW 2) als Laichbiotop dienen. Die Tümpel werden zum Schutz auch weiterer Amphibienarten von Februar bis September nicht beansprucht. Für die Anlage der Tümpel sind in der Regel genügend Flächen vorhanden. Beim Verlust der Gewässer durch den fortschreitenden Abbau oder die Verfüllung sollen regelmäßig wiederum neue Bereiche von der Nutzung ausgenommen und als Laichhabitat zur Verfügung gestellt werden.

Wiederverwertung des Bodensubstrates (VM 5)

Vor Aufnahme der eigentlichen Gewinnungsarbeiten wird der auf der jeweiligen Teil-fläche anstehende Boden fachgerecht abgetragen. Die sukzessive Eröffnung einzelner Abbaufelder in Abhängigkeit von dem jeweiligen Abbaufortschritt ermöglicht es, die Schutzfunktion des Bodens so lange wie möglich zu erhalten.

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Das anfallende kulturfähige Bodensubstrat kann voraussichtlich direkt auf die bereits verfüllten Rekultivierungsflächen im wiederverfüllten Grubenbereich ohne Zwischen-lagerung aufgebracht und wiedereingebaut werden. Durch Vermeidung der Zwischen-lagerung wird die Verdichtungs- und Vernässungsgefahr verringert.

Durch eine die Wiederaufforstung vorausgehende bzw. begleitende Ansaat mehrjähriger Tiefwurzler (z.B. Luzerne) kann die Ausbildung eines stabilen Bodengefüges im Anschluss an die Bodenrekultivierung gefördert werden.

Beim Abtragen, Zwischenlagern und Wiedereinbauen des Bodens werden die Vorgaben der einschlägigen Leitfäden des UMWELTMINISTERIUMS BADEN-WÜRTTEMBERG (1991) und der LABO (2002) beachtet. Diese beinhalten wesentliche Empfehlungen zur Vermeidung von schädlichen Bodenveränderungen.

6 Rekultivierungs- bzw. Ausgleichsmaßnahmen

6.1 Grundzüge der Rekultivierungsplanung

Das Rekultivierungskonzept für die Erweiterungsfläche wurde im Rahmen eines Ortster-mins am 12.11.2012 unter Beteiligung des Forstamtes und der Unteren Naturschutz-behörde des Landkreises Esslingen sowie Vertretern des ehrenamtlichen Naturschutzes (LNV, BUND) abgestimmt.

Die Rekultivierungsplanung sieht eine Vollverfüllung der Abbaustätte mit Anschluss an das umgebende Gelände vor.

Um die gesetzlichen Vorgaben des § 11 Landeswaldgesetz (LWaldG) an eine befristete Waldumwandlung zu erfüllen, ist nach Aufbau leistungsfähiger Böden auf der gesamten Antragsfläche eine Wiederbewaldung beabsichtigt. Damit kann der beanspruchte Wald im Verhältnis von 1:1 ausgeglichen werden.

Im Zuge des Ortstermins wurde vereinbart, bei der Rekultivierung auch ein Feuchtbiotop anzulegen. Ziel der Maßnahmen ist es, für Pionierarten, die von der kontinuierlichen Anlage vegetationsarmer Gewässer durch den Abbau profitieren (z.B. Gelbbauchunke, Kreuzkröte), auch nach Beendigung der Rohstoffgewinnung ein geeignetes Habitat zur Verfügung zu stellen. Das geplante Feuchtbiotop soll jedoch gemäß der Abstimmung nicht im Bereich der Erweiterung angelegt werden, sondern im bereits genehmigten Abbau- bzw. Rekultivierungsbereich.

6.2 Rekultivierungsmaßnahmen im Erweiterungsbereich

Nachfolgend wird die Rekultivierung für die Antragsfläche getrennt nach räumlichen Teilbereichen vorgestellt. Die vorgesehenen Maßnahmen bzw. Biotoptypen sind im Rekultivierungsplan kartographisch dargestellt (s. Anlage 5-1).

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Wiederverfüllung des Steinbruches (M 1)

Im Zuge der Auffüllung bzw. der Bodenrekultivierung soll ein Anschluss an das angren-zende Gelände hergestellt werden. Da der Anteil des entnommenen Werksteinmaterials gering ist, kann mit dem anfallenden grubeneignen Abraum die ursprüngliche Gelände-form wiederhergestellt werden.

Die oberste mächtige Rekultivierungsschicht wird nach den Vorgaben von § 12 BBodSchV aufgebaut. Die Mächtigkeit der Rekultivierungsböden orientieren sich an den forstlichen Vorgaben (s.u.).

Wiederherstellung leistungsfähiger Böden (M 2)

Die Rekultivierung der Eingriffsfläche beinhaltet auch die fachgerechte Wiederherstel-lung leistungsfähiger Böden durch Auftrag von kulturfähigem Bodensubstrat. Um eine fachgerechte Verwendung des Bodensubstrats im Rahmen der Rekultivierung zu gewährleisten, müssen der humose Oberboden und der kulturfähige Unterboden im Vor-griff zum Rohstoffabbau abgetragen und umgelagert werden.

Der sukzessiv abgetragene Boden wird möglichst direkt zur Rekultivierung der bis dahin wiederverfüllten Grubenbereiche genutzt. Hierdurch kann eine Zwischenlagerung mit der damit verbundenen Gefahr der Verdichtung vermieden werden.

Der Aufbau des Rekultivierungsbodens erfolgt zweischichtig. Über einer ausreichend mächtigen Unterbodenschicht wird humoser Oberboden in einer Mächtigkeit von ca. 0,3 m aufgebracht. Die Gesamtmächtigkeit des Rekultivierungsbodens hängt von der geplanten Folgenutzung ab. Für die vorgesehene forstliche Folgenutzung wird von den Forstbehörden üblicherweise eine Mindestmächtigkeit von 1,4 m gefordert (SCHAPPERT 2012).

Aufgrund der zur Sicherstellung des Aufforstungserfolges erforderlichen hohen Solum-mächtigkeit der Rekultivierungsböden reicht das aus dem Abbaubereich stammende Bodenmaterial zur Herstellung der geplanten Kulturbodenschicht nicht aus. Darüber hinaus sind die Unterböden der Pseudogleye infolge ihrer Vernässung als nicht kultur-fähig einzustufen und können daher nicht zur Rekultivierung genutzt werden. Daher ist die Annahme von kulturfähigem Fremdmaterial (unbelasteter Erdaushub) erforderlich.

Um eine vergleichbare Leistungsfähigkeit wiederherstellen zu können, sollte das ange-nommene Fremdmaterial der ursprünglichen Bodenart des Standortes entsprechen. Ent-sprechende Lössböden sind in der Region großflächig vorhanden. Das bei Baumaßnah-men anfallende unbelastete Löss- und Lösslehmsubstrat ist besonders für die Herstel-lung der Rekultivierungsböden geeignet.

Die Arbeitsweise beim Einbau des Bodens orientiert sich an den Vorgaben des UMWELT-MINISTERIUMS BADEN-WÜRTTEMBERG (1991), der Vollzugshilfe zu § 12 BBodSchV (LABO, 2002) und der DIN 19731. Hierdurch wird angestrebt, schädliche Bodenveränderungen zu vermeiden.

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Vor diesem Hintergrund wird darauf geachtet, dass nur trockenes oder leicht feuchtes Bodenmaterial umgelagert wird und der Kulturboden möglichst wenig bzw. nur durch Kettenfahrzeuge mit geringer Bodenpressung befahren wird. So können Verdichtungen und die Ausbildung von Bodenvernässungen vermieden werden.

Bei fachgerechter Durchführung der Rekultivierung werden Böden hergestellt, die, infolge der für die Aufforstung erforderlichen Solummächtigkeit sowie der Vermeidung der Ausbildung von Bodenvernässungen, eine höhere physiologische Gründigkeit auf-weisen als die ursprünglichen Böden der Erweiterungsfläche. Daher kann davon ausge-gangen werden, dass die Rekultivierungsböden mindestens gleichwertige oder auch verbesserte Leistungsfähigkeiten ausbilden können.

Entwicklung eines standortgerechten Laubmischwaldes durch Aufforstung (M 3)

Auf der gesamten Erweiterungsfläche soll nach der Wiederverfüllung und Bodenrekulti-vierung durch Aufforstung ein standortgerechter Laubmischwald begründet werden. Anteil und Verteilung der verschiedenen Gehölzarten werden zum gegebenen Zeitpunkt mit dem Forstamt abgestimmt. Für die Aufforstung kommen insbesondere folgende Arten in Frage: Stiel-Eiche (Quercus robur), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) und Esche (Fraxinus excelsior).

Der Verlust des Waldes in der Erweiterungsfläche kann durch die geplante Rekultivie-rung mit der Entwicklung eines standortgerechten Laubmischwaldes mittel- bis langfris-tig ausgeglichen werden. Dieses gilt vor allem für den aktuell in der Antragsfläche vor-handenen jungen Laubbaumstangenholz-Bestand.

Gemäß den methodischen Vorgaben des Leitfadens für die Eingriffs- und Ausgleichs-bewertung bei Abbauvorhaben (LFU 1998) ist für die naturschutzfachliche Bewertung der zur Eingriffskompensation durchgeführten Rekultivierungsmaßnahmen die Wertigkeit der Fläche auf den Zeitpunkt von 25 Jahren nach Abschluss der Rekultivierung zu prognosti-zieren. Insgesamt wird dem 25-jährigen Laubmischwald ein mittlerer funktionaler Wert (Wertstufe III) zugeordnet.

Wiederherstellung des Wegenetzes (M 4)

Umfang und Qualität des wiederherzustellenden Wegenetzes richten sich nach den Belangen der Forstwirtschaft. Die im Rekultivierungsplan dargestellten Forstwege sind als prinzipieller Lösungsvorschlag zu verstehen. Die genaue Lage und der Verlauf der Wege werden zum Zeitpunkt der Ausführung vom Forstamt abschließend festgelegt. Die befestigten Forstwege besitzen im Hinblick auf das Schutzgut Flora und Fauna einen sehr geringen funktionalen Wert (Wertstufe I).

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Anlage eines Feuchtbiotops (M 5)

Um zumindest kurz- bis mittelfristig für naturschutzfachlich bedeutende Pionierarten des bestehenden Steinbruchs auch nach Beendigung des Abbaus geeignete Lebensräume zur Verfügung zu stellen, soll auf einer ca. 1.000 m² großen Teilfläche nach Verfüllung eine offene Rohbodenfläche mit Feuchtbiotop hergestellt werden, die nicht aufgeforstet wird, sondern der Sukzession überlassen bleibt.

Gemäß Abstimmung mit dem behördlichen und ehrenamtlichen Naturschutz erscheint die Anlage im bisherigen Abbaubereich sinnvoll (s. Anl. 5-1). Damit ergibt sich eine geringfügige Änderung der Rekultivierungsplanung vom 23.08.1996 bzw. 04.03.1987, welche für den genehmigten Gesamtbereich eine vollständige Wiederbewaldung vor-sieht.

Die Planungen sehen die Anlage eines flachen Tümpels vor, dessen Untergrund im Zuge der Geländeauffüllung maschinell verdichtet wird. Aufgrund des vorhandenen lehmig-tonigen Grubenmaterials dürfte diese Abdichtung für ein ausreichendes Wasserhalte-vermögen der Gewässersohle ausreichen. Künstliche Materialien (Folien, Beton) sollen nicht verwendet werden. Um nährstoffhaltige Wasserverhältnisse bzw. eine schnelle Verlandung zu vermeiden, ist auf die Verwendung humusreicher Böden zu verzichten. Das Kleingewässer soll ausschließlich aus dem Niederschlag gespeist werden. Die Tiefe wird so gewählt, dass die Entstehung eines dauerhaft mit Wasser gefüllten Tümpels möglich ist, beträgt jedoch - um Fischfreiheit zu gewährleisten – weniger als 50 cm. Der geplante Tümpel ist im eingereichten Rekultivierungsplan dem Grundsatz nach einge-zeichnet. Die endgültige Ausführung (Lage und Gestaltung) wird in Abstimmung mit dem Naturschutz festgelegt.

Im Norden des Gewässers werden zusätzlich Steinriegel angelegt, die u.a. für Amphi-bien geeignete Versteckmöglichkeiten bieten.

Auf den umgebenen Rohbodenflächen stellt sich kurz- bis mittelfristig eine lückige Rude-ralvegetation ein, die nachfolgend von Gebüschen und langfristig von Wald abgelöst wird. Das Gewässer befindet sich anfangs aufgrund des frühen Sukzessionsstadiums sowie der jungen Aufforstungen im Umfeld in offener, besonnter Lage und dient insbe-sondere als Fortpflanzungshabitat für Amphibien (v.a. Gelbbauchunke, Kreuzkröte) und Libellen. Im Laufe der weiteren Vegetationsentwicklung im Umfeld ergeben sich zuneh-mend halbschattige Verhältnisse mit Änderungen der Tier- und Pflanzenzönose.

Aufgrund der faunistischen Bedeutung wird dem Feuchtbiotop ein hoher funktionaler Wert (Stufe IV) zugewiesen.

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7 Kompensation des Eingriffs

7.1 Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaft/Biotoptypen

Methode

Zur Beantwortung der Frage, ob durch die für die Erweiterungsfläche vorgeschlagenen Rekultivierungsmaßnahmen der Eingriff im Sinne des § 15 BNatSchG als ausgeglichen anzusehen ist, also keine erhebliche oder nachhaltige Beeinträchtigung der Funktionen des Naturhaushaltes zurückbleibt, wird eine Bilanzierung des Zustandes der zum Gesteinsabbau vorgesehenen Antragsfläche vor und nach dem Eingriff durchgeführt.

Die Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung erfolgt anhand der im Vorausgegangenen bzw. in der Umweltverträglichkeitsstudie getroffenen Bewertung der Biotopausstattung. Hierzu werden die kartierten und bewerteten Biotoptypen innerhalb der Eingriffsfläche den bewerteten Biotoptypen der Rekultivierungsplanung gegenübergestellt. Die Bewertung erfolgt anhand der 5-stufigen Skala, die in Anlehnung an den Leitfaden für die Eingriffs- und Ausgleichsbewertung bei Abbauvorhaben (LFU 1998) entwickelt wurde (s. Anhang 5-2). Grundsätzlich ist der Eingriff dann als ausgeglichen anzusehen, wenn die vorhande-nen Biotopstrukturen, bezüglich ihrer Flächenanteile und Wertigkeiten, nach dem Eingriff mindestens ebenso hoch eingestuft werden können, wie vor dem Eingriff.

Da sich im genehmigten Rekultivierungsbereich von 1996 bzw. 1987 aufgrund der Anlage eines Feuchtbiotops eine Änderung ergibt, erfolgt eine Bilanzierung auch für dieses Areal. Dabei wird der Biotopwert des neuen Plans mit dem der genehmigten Pla-nung verglichen.

Eingriffs-/Ausgleichbilanzierung für die Erweiterungsfläche

Das Ergebnis der Bilanzierung ist der nachfolgenden Tabelle 1 zu entnehmen.

Für denjenigen Bereich der Erweiterungsfläche, der sich zwischen genehmigter Abbau-grenze und dem Geltungsbereich der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung erstreckt, wurde nicht der aktuell vorhandene Biotoptypen-Bestand (Ruderalvegetation, Sonstige Hochstaudenflur, Gebüsch mittlerer Standorte) bei der Bilanzierung berücksich-tigt, sondern die dort vorgesehenen und genehmigten Rekultivierungsbiotope (Auffors-tung), die sich im Falle eines Abbauende dort einstellen würden. In der genehmigten Rekultivierungsplanung liegen keine Angaben über die Art des anzupflanzenden Wald-bestandes vor. Daher wurde in Anlehnung an der bislang aufgeforsteten Fläche ein standortgerechter Laubmischwald als Zielbiotop angenommen.

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Tabelle 1: Bilanzierung von Eingriff und Ausgleich im Bereich der beantragten Erweiterungsfläche

Biotoptyp Stufe I Stufe II Stufe III Stufe IV Stufe V

sehr geringe

Wertigkeit

geringe

Wertigkeit

mittlere

Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

sehr hohe

Wertigkeit

Bestand Planung Bestand Planung Bestand Planung Bestand Planung Bestand Planung

Biotoptypen-Bestand

Fichten-Bestand [59.44]

1,39

Laubbaum-Bestand [59.10]

1,76

Gebüsch mittlerer Standorte [42.20]

0,01

Schotterweg [60.23] 0,04

Laubmischwald – genehmigter Rekulti-vierungsbereich

0,40

Biotoptypen nach Rekultivierung

Laubmischwald 3,51

Schotterweg 0,09

Summe Fläche (ha) 0,04 0,09 3,56 3,51

Wert-Hektar (Fläche x Wertstufe)

0,04 0,09 10,68 10,53

Für den aktuellen Bestand inklusive des genehmigten Rekultivierungsbereichs ergibt sich ein Biotopgesamtwert von 10,72 Wert-Hektar (s. Tab. 1). Die Rekultivierungsplanung weist hingegen einen Biotopwert von 10,62 Wert-ha auf. Somit entsteht in der Bilanzie-rung ein geringes Defizit von 0,10 Wert-ha, welches auf den im Vergleich zum Bestand höheren Flächenanteil geschotterter Forstwege zurückzuführen ist. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass durch die Erweiterungsfläche im Bestand ein weiterer Forstweg verläuft, der jedoch aktuell nicht mehr genutzt wird, entsprechend stark zugewachsen ist und nicht daher nicht als eigenständiger Biotoptyp abgegrenzt wurde. Eine Reaktivierung des Weges würde den Biotopgesamtwert des Bestandes reduzieren und das obige Defi-zit ausgleichen.

Unabhängig davon soll das obige Defizit durch die Anlage des Feuchtbiotops im geneh-migten Rekultivierungsbereich kompensiert werden. Die Frage, ob diese Maßnahme dort zu einer entsprechenden Aufwertung führt, wird in den nachfolgenden Ausführungen beantwortet.

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Eingriffs-/Ausgleichbilanzierung für den genehmigten Rekultivierungsbereich

Die Bilanzierungsfläche umfasst nur denjenigen Bereich innerhalb der Genehmigungsflä-che, der derzeit noch nicht rekultiviert ist. Die Abbauverzichtsfläche im Südwesten der bestehenden Genehmigung (s. Anlage 5-1) wurde bei der Bilanzierung nicht berücksich-tigt.

Aufgrund fehlender Angaben zum aufzuforstenden Waldtyp in der genehmigten Rekulti-vierungsplanung wird ein standortgerechter Laubmischwald als Zielbiotoptyp angenom-men. Dieser weist nach 25 Jahren einen mittleren funktionalen Wert (Stufe III) auf. Für die genehmigte Rekultivierungsplanung ergibt sich auf der 2,3 ha großen Bilanzierungs-fläche ein Biotopwert von 6,9 Wert-ha (s. Tab. 2).

Tabelle 2: Vergleich der genehmigten mit der neuen Rekultivierungsplanung anhand des Biotopwertes

Biotoptyp Stufe I Stufe II Stufe III Stufe IV Stufe V

sehr geringe

Wertigkeit

geringe

Wertigkeit

mittlere

Wertigkeit

hohe

Wertigkeit

sehr hohe

Wertigkeit

alte Planung

neue Planung

alte Planung

neue Planung

alte Planung

neue Planung

alte Planung

neue Planung

alte Planung

neue Planung

Alte Rekultivierung

Laubmischwald 2,30

Neue Rekultivierung

Laubmischwald 2,20

Feuchtbiotop 0,10

Summe Fläche (ha) 2,30 2,20 0,10

Wert-Hektar (Fläche x Wertstufe)

6,90 6,60 0,40

Die neue Rekultivierungsplanung sieht für den Großteil ebenfalls einen standortgerech-ten Laubmischwald als Zielbiotoptyp vor. Ausnahme stellt das 0,1 ha große Feuchtbiotop dar, das eine hohe funktionale Wertigkeit (Stufe IV) besitzt. In der Gesamtheit erzielt die neue Planung einen Biotopwert von 7,0 Wert-ha.

Vergleicht man beide Planungen, so entsteht durch die neue Rekultivierungsplanung im genehmigten Bereich aufgrund der Anlage eines Feuchtbiotops eine Aufwertung von 0,10 Wert-ha.

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Gesamtbilanz

Fasst man die Bilanzierungsergebnisse für die Erweiterungsfläche (-0,10 Wert-ha) und den genehmigten Rekultivierungsbereich (+0,10 Wert-ha) zusammen, so ergibt sich ein rechnerischer Ausgleich. In der Gesamtheit kann der vorhabensbedingte Eingriff in das Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaft/Biotoptypen mit den geplanten Rekultivie-rungsmaßnahmen somit vollständig ausgeglichen werden.

Zeitliche und räumliche Abfolge im Planungsraum

Sofern keine Bereiche für Wanderbiotope bereitgestellt werden können, ist nach der Vorgabe des Leitfadens zur Eingriffsregelung bei Abbauvorhaben (LFU 1998) die Ein-griffsdauer eines Vorhabens dann bei der Bewertung heranzuziehen, wenn innerhalb eines Abbauabschnittes zwischen der Inanspruchnahme und dem Ende der Rekultivie-rungsarbeiten ein Zeitraum von 25 Jahren überschritten wird.

Da nicht auszuschließen ist, dass durch den zeitlichen Nachlauf der Steinbruchverfüllung und -rekultivierung im beantragten Abbaubereich Teilflächen etwas länger als 25 Jahre im Eingriff bleiben, werden zur Kompensation dieser ggf. auftretenden zeitlichen Lücke "Wanderbiotope" eingerichtet.

Diese „Wanderbiotope“ (s.o.) werden über eine gewisse Zeit hinweg im Rahmen des Abbau- und Rekultivierungsbetriebs erhalten und gefördert. Gemäß der Definition eines Wanderbiotops bedeutet dies auch, dass solche Lebensräume im Zuge des regulären Abbaufortschrittes oder der Verfüllung wieder entfernt werden dürfen. Zu diesem Zeit-punkt sollten dann entsprechende Strukturen an anderer Stelle des Tagebaus als neu zu besiedelnder Lebensraum verfügbar sein.

8 Gesamtübersicht der Maßnahmen zur Eingriffsvermeidung, -minimie-rung und -kompensation

In der nachfolgenden Tabelle 3 sind die oben bereits genannten und beschriebenen Vermeidungs-, Minimierungs- und Kompensationsmaßnahmen nochmals zusammen-fassend dargestellt. Dabei sind die einzelnen Maßnahmen den vom Vorhaben potentiell ausgehenden Konflikten zugeordnet und gegenübergestellt.

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Tabelle 3: Voraussichtliche Beeinträchtigungen und Maßnahmen zur Kompensation

Konflikt Auswirkung Maßnahmen zu

Vermeidung/ Minimierung

Ausgleich Ersatz

K-1 Inanspruchnahme von Lebensräumen

Erhalt eines Waldgür-tels (VM 1)

Sukzessive Inanspruch-nahme der Abbaufläche (VM 2)

Entfernung des Vegeta-tionsbestandes außer-halb der Brutzeit (VM 3)

Anlage von Wanderbio-topen (VM 4)

Wiederverfüllung (M 1), Bodenrekultivierung (M 2) und Entwicklung eines standortgerech-ten Laubmischwaldes durch Aufforstung (M 3)

Anlage eines Feucht-biotops (M 5)

nicht erforderlich

K-2 Inanspruchnahme von Böden

Wiederverwertung des anfallenden kulturfähi-gen Bodens im Rahmen der Rekultivierung (VM 5)

Wiederherstellung leistungsfähiger Böden (M 2)

nicht erforderlich

9 Zusammenfassende Beurteilung

Das Rekultivierungskonzept verfolgt für die Antragsfläche das Ziel, nach einer vollstän-digen Wiederverfüllung und Bodenrekultivierung auf dem Abbaugelände einen standort-gerechten Waldbestand zu begründen. Der innerhalb der Erweiterungsfläche anstehende Boden wird dabei wiederverwendet. Voraussetzung für eine erfolgreiche Aufforstung ist die Wiederherstellung tiefgründiger und leistungsfähiger Böden.

Die Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung kommt zu dem Ergebnis, dass die Rekultivierungs-planung im Bereich der Erweiterungsfläche aufgrund eines zusätzlich geplanten Forst-weges zu einem geringen Kompensationsdefizit führt. Dieses wird durch die Anlage eines Feuchtbiotops ausgeglichen, welches im genehmigten Rekultivierungsbereich zu einer Aufwertung führt.

Durch die Bereitstellung von Wanderbiotopen, insbesondere für die Gelbbauchunke, kann diese Zeitdauer für die Flächeninanspruchnahme überbrückt und funktional ausge-glichen werden.

Insgesamt wird mit der Umsetzung des Maßnahmenkataloges des Landschaftspflegeri-schen Begleitplanes der durch das Vorhaben verursachte Eingriff in Natur und Land-schaft vollständig ausgeglichen.

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10 Verwendete Unterlagen

BUND-LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT BODENSCHUTZ (LABO) (2002): Vollzugshilfe zu § 12 BBodSchV, 41 S.

DIN 19731 (1998): Bodenbeschaffenheit – Verwertung von Bodenmaterial. 13 S., Berlin

GILCHER, S. & BRUNS, D. (1999): Renaturierung von Abbaustellen. Ulmer-Verlag. Stuttgart.

GOLLMANN, B. & GOLLMANN, G. (2002): Die Gelbbauchunke – von der Suhle zur Radspur. Beiheft der Zeitschrift für Feldherpetologie 4. Laurenti-Verlag, Bielefeld.

LABO (BUND-LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT BODENSCHUTZ) (2002): Vollzugshilfe zu § 12 BBodSchV – Vollzugshilfe zu den Anforderungen an das Aufbringen und Einbringen von Materialien auf oder in den Boden (§12 Bundes-Bodenschutz- und Altlasten-verordnung).- Stand: 11.09.2002

LÄNDERARBEITSGEMEINSCHAFT NATURSCHUTZ, LANDSCHAFTSPFLEGE UND ERHOLUNG (LANA, 1996): Methodik der Eingriffsregelung. Teil III: Vorschläge zur bundeseinheitliche An-wendung der Eingriffsregelg. nach § 8 Bundesnaturschutzgesetz. Stuttgart, 146 S.

LAUFER, H., FRITZ, K. & P. SOWIG (2007): Die Amphibien und Reptilien Baden-Württem-bergs. Ulmer-Verlag, Stuttgart.

LFU (LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG, HRSG) (1992): Potentielle natürliche Vegetation und Naturräumliche Einheiten als Orientierungsrahmen für ökologisch-planerische Aufgabenstellungen in Baden-Württemberg. - Unter-suchungen zur Landschaftsplanung, Bd. 21.

LFU (LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG, HRSG) (1998): Leitfaden für die Eingriffs- und Ausgleichsbewertung bei Abbauvorhaben. -Fachdienst Natur-schutz, Eingriffsregelung 1.

LFU (LANDESANSTALT FÜR UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG, HRSG) (2009): Naturschutz Praxis, Allgemeine Grundlagen 1: Arten, Biotope, Landschaft – Schlüssel zum Er-fassen, Beschreiben und Bewerten, 9. Auflage.

RUNGE, H. & MESTERMANN, B. (2002): Verbesserungen der Renaturierungsmöglichkeiten bei Abbauvorhaben. Bundesamt f. NatSch (Hrsg.), Angew. Landschaftsökol. H. 48.

SCHAPPERT, M. (2012): Rohstoffgewinnung unter Waldflächen / Befristetet Umwandlung. Vortrag im Rahmen der Fortbildung Forstliche Rekultivierung von Abbaustätten am 5. Juli 2012 in Keltern.

UMWELTMINISTERIUM BADEN-WÜRTTEMBERG (HRSG., 1991): Erhaltung fruchtbaren und kultur-fähigen Bodens bei Flächeninanspruchnahmen - Luft Boden Abfall Heft 10.

Karlsruhe, 09.09.2013

Jörg Fugmann Christoph Artmeyer Markscheider Dipl.-Ing. Dipl.-Landschaftsökologe

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Anhang 5-1

Kriterien von besonderer Bedeutung (LFU 1998)

Schutzgut Arten und Lebensraumgemeinschaften/Biotoptypen • alle natürlichen und naturnahen Lebensräume mit ihrer speziellen Vielfalt an Arten und Lebensgemeinschaften

(einschließlich der Räume, die bedrohte Tierarten für Wanderungen innerhalb ihres Lebenszyklus benötigen) • Lebensräume seltener und im Naturraum bedeutsamer Arten (einschl. Räume für Wanderungen) • Flächen, die sich für die Entwicklung der genannten Lebensräume besonders gut eignen und die für die lang-

fristige Sicherung der Artenvielfalt benötigt werden • Gemäß § 24a NatSchG besonders geschützte Biotope, Lebensräume der in den einschlägigen Artenschutz-

abkommen und -übereinkommen aufgeführten Arten (z.B. FFH-Richtlinie, Bundesartenschutzverordnung, Ramsar-Konvention)

• Schutzgebiete nach § 21, 24 NatSchG (Naturschutzgebiet, Naturdenkmal); Waldschutzgebiete nach § 32 LWaldG

Schutzgut Landschaftsbild und Erholung • Markante geländemorphologische Ausprägungen und großräumige Sichtbeziehungen (z.B. Hangkanten, Albtrauf,

Vulkankegel) • Gebiete mit kleinflächigem Wechsel der Nutzungsarten und -formen (z.B. Gebiete mit Realteilung) • kulturhistorisch bedeutsame Landschaften, Landschaftsteile und -bestandteile (z.B. traditionelle Landnutzungs-

oder Siedlungsformen) • Landschaftsschutzgebiete, Naturparke, geschützte Grünbestände (§22, §23, §25 NatSchG), Erholungswald

(§ 33 LWaldG) • Landschaftsteil mit besonderer Bedeutung für die Erholung (z.B. siedlungsnahe Erholungsgebiete)

Schutzgut Boden • Bereiche mit ausgeprägten Funktionen nach § 1 Bodenschutzgesetz • Bereiche ohne oder mit geringen anthropogenen Bodenveränderungen (charakterisiert durch naturnahe Biotop-

und Nutzungstypen) z.B. Bereiche mit traditionell nur gering den Boden veränderten Nutzungen • Vorkommen seltener Bodentypen (z.B. Paläoböden (sofern besonders ausgeprägt), Böden der Sanddünen) • Böden mit besonderer Bedeutung als naturgeschichtliche Urkunde (z.B. geologisch interessante Aufschlüsse,

Findlinge, Binnendünen) • Bereiche mit überdurchschnittlich hoher natürlicher Bodenfruchtbarkeit (z.B. Vorrangbereiche für die Landwirt-

schaft) • Magerstandorte mit besonderer Bedeutung für den Naturschutz (z. B. Magerstandorte) • Bodenschutzwald (§ 30 LWaldG) • Bereiche mit überdurchschnittlicher Leistungsfähigkeit als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf und als Filter

und Puffer für Schadstoffe

Schutzgut Wasser • Bereiche mit hoher Bedeutung für die Grundwasserneubildung oder Grundwasservorkommen mit besonderer

Bedeutung für den Naturhaushalt insbesondere als Standortfaktor für die Pflanzen- und Tierwelt • Heilquellen und Mineralbrunnen • Naturnahe Oberflächengewässer und Gewässersysteme (einschl. natürlicher/tatsächlicher Überschwemmungs-

gebiete) ohne oder nur mit extensiven Nutzungen • Oberflächengewässer mit überdurchschnittlicher Wasserbeschaffenheit

Schutzgut Klima/Luft • Luftaustauschbahnen, insbesondere zwischen unbelasteten und belasteten Bereichen • Gebiete mit luftverbessernder Wirkung (z.B. Staubfilter, Klimaausgleich) • Gebiete mit bes. standortspezifischen Strahlungsverhältnissen oder geländeklimatischen Auswirkungen

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Anhang 5-2

Schlüssel zur flächendeckenden Bewertung von Biotoptypen

Aggregierte 5-stufige

Bewertung

Wertstufe n. Kaule

Kriterien und Beispiele

V sehr hoch

91

8

Gebiete mit internationaler oder gesamtstaatlicher Bedeutung. Seltene und repräsentative natürliche und extensiv genutzte Ökosysteme. In der Regel alte und/oder oligotrophe Ökosysteme mit Spitzenarten der Roten Liste, geringe Störung, soweit vom Typ möglich, große Flächen. Wälder, Moore, Seen, Auen, Felsfluren, Heiden, Magerrasen, Streuwiesen Gebiete mit besonderer Bedeutung auf Landes- und Regionalebene. Wie 9, jedoch weniger gut ausgebildet, vorrangig auch zurückgehende Waldökosysteme und Waldnutzungsformen, extensive Kulturökosysteme und Brachen, Komplexe mit bedrohten Arten, die einen größeren Aktionsraum benötigen.

IV hoch

7a

7b

Gebiete mit überörtlicher und regionaler Bedeutung und regionaltypischen Arten. Nicht oder extensiv genutzte Flächen mit Rote-Liste-Arten zwischen Wirtschaftsflächen oder mit Bedeutung für den Biotopverbund, regional zurückgehende Arten, oligotraphente Arten Restflächen der Typen von 8 und 9, Kulturflächen, in denen regional zurückgehende Arten noch zahlreich vorkommen; Altholzbestände, Plenterwälder. Gebiete mit örtlicher Bedeutung. Spezielle Schlagfluren, Hecken, Bachsäume, Dämme etc., Sukzessionsflächen mit Magerkeitszeigern; Wiesen und Äcker mit stark zurückgehenden Arten, Gärten mit alten Baumbeständen.

III mittel

6

5a

Kleinere Ausgleichsflächen zwischen Nutzökosystemen (Kleinstrukturen), in der Regel kein spezieller Vorschlag zur Unterschutzstellung, ggf. geschützter Grünbestand. Unterscheidet sich von 7 durch Fehlen oder Seltenheit von oligotraphenten Arten und Rote-Liste-Arten. Bedeutend für Arten, die in den eigentlichen Kulturflächen nicht mehr vorkommen. Artenarme Wälder, Mischwälder mit hohem Anteil standortfremder Baumarten, Hecken, Feldgehölze mit wenig regionaltypischen Arten; Äcker und Wiesen, in denen noch standortspezifische Arten vorkommen; kleinere Sukzessionsflächen in Städten, alte Gärten und Kleingartenanlagen. Nutzflächen, in denen nur noch wenig standortspezifische Arten vorkommen. Die Bewirtschaftung überlagert die natürlichen Standorteigenschaften.

II gering

5b

4

3

Äcker und Wiesen ohne spezifische Flora und Fauna, stark belastete Abstandsflächen, Nadelgehölzforste. Nutzflächen, in denen nur noch Arten eutropher Einheitsstandorte vorkommen bzw. die Ubiquisten der Siedlungen oder die widerstandsfähigsten Ackerwildkräuter. Randliche Flächen wenig beeinträchtigt. Äcker und Intensivwiesen, Aufforstungen in schutzwürdigen Bereichen, Nadelgehölzforste auf ungeeigneten Standorten (entsprechend sehr artenarm) Nur für wenige Ubiquisten nutzbare Flächen, starke Trennwirkung, sehr deutlich Nachbargebiete beeinträchtigend. Intensiväcker mit enger Fruchtfolge, stark verarmtes Grünland, 4-8 höhere Pflanzenarten/100 m2, Zwergkoniferen, Rasen, wenige Zierpflanzen, Forstplantagen in Auen und in anderen schutzwürdigen Lebensräumen.

I sehr gering

2

1

Fast vegetationsfreie Flächen. Durch Emissionen starke Belastungen für andere Ökosysteme von hier ausgehend. Gülle-Entsorgungsgebiete in der Landwirtschaft, extrem enge Fruchtfolgen und höchster Chemieeinsatz, intensive Weinbau- und Obstanlagen, Aufforstungen in hochwertigen Lebensräumen, Intensiv-Forstplantagen. Vegetationsfreie Flächen. Durch Emissionen sehr starke Belastungen für andere Ökosysteme von hier ausgehend.

1 Die hier eingestuften Gebiete sind in aller Regel nicht wiederherstellbar oder ausgleichbar. Eine Inanspruchnahme ist daher nur zulässig, wenn das Vorhaben nicht durch andere Standortwahl vermeidbar ist und die Abwägung ergibt, dass zwingende öffentliche Belange den Eingriff erfordern.