katholische pfarrkirche st...katholische pfarrkirche st. gallus, haßloch kleiner kunstführer...
TRANSCRIPT
-
KKaatthhoolliisscchhee PPffaarrrrkkiirrcchhee
SStt.. GGaalllluuss,, HHaaßßlloocchh
KKlleeiinneerr KKuunnssttffüühhrreerr
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
Inhalt
Inhalt i
Vorwort zur 1. Auflage 1
St.-Gallus-Kirchen in Haßloch 2
Zur Baugeschichte 4
Rundgang durch die Kirche 6
Künstlerische Akzente der Kirche 7
Der Kreuzweg 8
Alttestamentarischer Zyklus 11
Die Fenster 14
Die Orgel 16
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
Statue des HI. Gallus als Wandermönch mit Stab und Brot
von Helmut Schollenberger, Speyer, 1994- Material BBronze
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch
Vorwort zur 1. Auflage:Unsere Pfarrkirche
KLEIN
ERK
UN
STFÜH
RER
Nach guter Haßlocher Tradition ist auch die neue katholische Pfarr-
kirche im Ort dem HI. Gallus geweiht. St. Gallus war ein irischer
Wandermönch, der im 7. Jahrhundert bei den Alemannen den
christlichen Glauben predigte.
In unserer Kirche wird er als Glaubensbote, der unterwegs ist, um
den Auftrag des Herrn zu erfüllen, mit einem Wanderstab und einem
Brot dargestellt.
Beim Bau unserer Kirche wurde dieses »Unterwegssein« in eine archi-
tektonische und künstlerische Form umgesetzt. Dem »wandernden
Gottesvolk«, der »Gemeinde unterwegs«, soll sie das »Zelt Gottes auf
Erden« (Offenb. 21, 3-5) sein, das ihm Bleibe gibt, aber auch zu stän-
digem neuen Aufbruch mahnt.
Mit der vorliegenden kleinen Schrift wollen wir den Kirchenbesucher
auf das Anliegen dieses Gotteshauses hinweisen und zum Verweilen
und Schauen einladen.
Haßloch, im November 1995
Josef Steiger, Pfarrer
1
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
St.-Gallus-Kirchen in Haßloch Im Jahre 1253 wird erstmals eine Kirche erwähnt, die den Namen
des irischen Wandermönchs St. Gallus trägt. Der genaue Zeitpunkt
ihrer Entstehung liegt im Dunkel, wenngleich die Legende zu wissen
glaubt, sie sei von dem frommen König Dagobert errichtet worden.
KLE
INER
KU
NST
FÜH
RER
2
Diese mittelalterliche Galluskirche wurde
im Jahre 1621 bei der Belagerung des Dor-
fes durch spanische Truppen zerstört.
Erhalten geblieben bis heute ist letztlich nur
der Grabstein des Pfarrers und Dekans
Johannes Ros aus dem Jahre 1410. Dieser
Stein wurde zur Erinnerung an das älteste
Haßlocher Gotteshaus in die Ostwand der
neuen Pfarrkirche eingelassen.
Die in lateinischer Sprache abgefasste In-
schrift dieses Grabsteins lautet in deutscher
Übersetzung: »Am Sonntag, den 7. März im
Jahre des Herrn 1410 starb Herr Johannes
Ros, Dekan dieses Kapitels«.
Der 30-jährige Krieg {1618-1648) und der Pfälzische Erbfolgekrieg
{1688-1697) verhinderten den Wiederaufbau der Pfarrkirche, zumal
im Jahre 1689 der Ort erneut, diesmal durch französische Truppen,
zerstört wurde. Endgültig aufgegeben wurde der Gedanke an einen
Wiederaufbau der Kirche, als in einer Sturmnacht des Jahres 1724
die Ruinen der alten Kirche vollends zusammenstürzten.
1759 begann die nur knapp über 300 Köpfe zählende Pfarrgemeinde
mit dem Bau einer neuen Galluskirche in der Langgasse. Da die
Bevölkerung des Dorfes in den folgenden Jahrzehnten rasch an-
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch
wuchs, erwies sich die Kirche bald als zu klein. Zweimal wurde das
Gebäude erweitert, aber noch immer war man außerordentlich be-
engt.
KLEIN
ERK
UN
STFÜH
RER
1958 errichtete man zwar im Süden der Gemeinde die St. Ulrichs-
Kirche, aber die weiterhin bestehende Raumnot in der alten Gallus-
kirche drängte nach einer Lösung. Das allgemeine Bestreben, eine
neue und größere Pfarrkirche zu errichten, wurde vor allem durch
den damaligen Pfarrer Lucien Fockedey vorangetrieben. 1970 stand
endlich eine moderne, weiträumige Pfarrkirche zur Verfügung - die
dritte ihres Namens.
Für das alte Kirchlein in der Langgasse hatte damit auch die Ab-
schiedsstunde geschlagen. Sie wurde an die Gemeinde verkauft und
abgerissen. Am 30. Juli 1970 sackte der Turm nach einer spektakulä-
ren Sprengung in sich zusammen. Über 200 Jahre war dieses Gottes-
haus für die Pfarrgemeinde ein vertrauter Mittelpunkt gewesen, nun
verschwand die charakteristische Silhouette für immer aus dem
Ortsbild.
3
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
Zur BaugeschichteDie Pfarrkirche St. Gallus in Haßloch wurde in den Jahren 1968 bis
1970 nach den Plänen des Architekten Alois Atzberger, Baudirektor
im Kirchendienst der Diözese Speyer, errichtet.
KLE
INER
KU
NST
FÜH
RER
4
Die Konsekration fand am 8. November 1970 in
Anwesenheit des damaligen Bischofs von Speyer,
Dr. Friedrich Wetter, statt.
Weihwasserbecken am OsteingangInschrift: »Erster Stein im Jahre des Herrn 1968«
Als »Zelt Gottes« (Offb. 21, 3-5) weist
der Kirchenbau in der Formsprache jener Zeit die
beeindruckenden technischen Möglichkeiten des Werkstoffs Beton
auf, die mit anderen Materialien nicht zu erreichen sind und gleich-
zeitig das dominierende Element dieses Kirchenbaus wird.
Durch die weltgespannte Hängedecke aus Leichtbeton, teilweise nur
12 cm stark, konnte ein Raum von fast schwebender Leichtigkeit
geschaffen werden. Die plastische Gestaltung der Deckenfläche lässt
bei einfallendem Sonnenlicht ein sich ständig veränderndes Raum-
gefühl entstehen.
Der Kirchenbau weicht zudem in seinem Erscheinungsbild von ge-
wohnten Vorstellungen ab: eine Fassade im herkömmlichen Sinn
fehlt, auch die traditionelle Einteilung des Innenraums ist aufgelöst.
Abstraktes, systematisches, mathematisches Denken wird anschau-
lich erlebbar, eine konstruktive Möglichkeit demonstrativ ausge-
schöpft. Der Innenraum war bewusst kühl, nüchtern und sachlich
gehalten, wie dies dem Geist der 60er und 70er Jahre entsprach, und
er wurde im Laufe der Jahre nur sehr behutsam ausgestaltet.
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, HaßlochK
LEINER
KU
NSTFÜ
HRER
Eine erste farbliche Komponente erhielt die Kirche durch
das »Jesaja-Fenster« im Altarraum (1973), das sich mit
seinem kühlen Blau harmonisch in die Gesamtkonzeption
einfügt. Kamen 1976 mit dem Einbau der Orgel warme
Farbtöne in den Innenraum, so folgte das weiße
Betonrelief (1980) des Kreuzwegs und der alttestamentari-
schen Zyklen sowohl im gewählten Material als auch in
der künstlerischen Umsetzung wiederum streng dem
architektonischen Leitmotiv des sachlich-nüchternen
Werkstoffs Beton.
Im Laufe der Jahre wuchs jedoch innerhalb der
Pfarrgemeinde der Wunsch, dem betongrauen Innenraum
farbliche Nuancen zu geben.
Das »Jesaja-Fenster« 1974
Bildmotiv: »Es wuchs empor vor uns wie ein Reis,
wie die Wurzel aus dürrem Erdreich«· (Jes. 53,2)
Künstl. Gestaltung: Emil Wachter, Karlsruhe
Ausführung: Ernst Scharf, Karlsruhe
5
1993 stellte Diözesanbaumeister Hartmann ein Konzept zur ab-
schließenden Gestaltung des Innenraums vor: Die Wände wurden
farblich überarbeitet, wobei auf lasierende Farben zurückgegriffen
wurde, um die Betonstruktur zu bewahren. Lediglich das »Zeltdach«
erhielt wegen der notwendigen Nachspachtelung einen deckenden
Anstrich. Gleichzeitig wurden auch die restlichen Fenster farblich
gestaltet, Altarraum und Mittelpfeiler erhielten unter Verwendung
von Bronze, dem »Material der Kaiser und Könige«, künstlerische
Akzente.
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
Am 19. September 1993 konnte die Kirche nach Abschluss aller
Arbeiten in einem Festgottesdienst wieder ihrer Bestimmung überge-
ben werden.
KLE
INER
KU
NST
FÜH
RER
6
Aus der Urkunde zur
Grundsteinlegung
vom 24. November 1968
Rundgang durch die KircheNach kurzem Blick auf die künstlerischen Akzente der Kirche begin-
nen wir den Rundgang am Haupteingang auf der Südseite und be-
trachten im Gegenuhrzeigersinn nun zunächst den Kreuzweg, dann
den Alttestamentarischen Zyklus, die Fenster und zum Schluss die
Königin der Instrumente, die Orgel.
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch
Künstlerische Akzente der Kirche
KLEIN
ERK
UN
STFÜH
RERAAllttaarr ((BBrroonnzzee)):: ÄÄhhrreenn uunndd TTrraauubbeenn,, BBrroott
Säulenrelief (Bronze): »Das Pfingstwunder«
Petrus spricht zum Volk
Ambo: Die vier Evangelisten
Matthäus (Engel),
Markus (Löwe),
Lukas (Stier),
Johannes (Adler)
Maria mit dem Kind
Vermutlich Ende 19. Jh. aus
der Schweiz; aus Privatbesitz
1970 gestiftet
7
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
Der Kreuzweg
Künstlerischer Entwurf: Helmut Schollenberger, SpeyerAusführung: Josef Grohe, Landau Material: Betonrelief in Dyckerhoff Weiß
KLE
INER
KU
NST
FÜH
RER
8
I. Jesus wird zum Tode verurteilt
IIse
. Jesus nimmt das Kreuz aufine Schulter
III. Jesus fällt zum ersten Male unter dem Kreuz
IV. Jesus begegnet seinerschmerzreichen Mutter
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, HaßlochK
LEINER
KU
NSTFÜ
HRER
V. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
VI. Veronika reicht Jesusdas Schweißtuch dar
VII. Jesus fällt zum zweiten Male unter dem Kreuz
VIII. Jesus mahnt dieweinenden Frauen
9IX. Jesus fällt zum drittenMale unter dem Kreuz
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
X. Jesus wird seiner Kleider beraubt K
LEIN
ER K
UN
STFÜ
HRE
R
XI. Jesus wird ansKreuz genagelt
XII. Jesus stirbt am Kreuz
XIII. Jesus wird vom Kreuzabgenommen (Pieta aus
der früheren St.-Gallus-Kirche)
XIV. Jesus wird ins Grab gelegt
10
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch
Alttestamentarischer ZyklusAus dem Buch »Exodus«
Künstlerischer Entwurf:Helmut Schollenberger, Speyer Ausführung: Josef Grohe, Landau K
LEINER
KU
NSTFÜ
HRER
Material: Betonrelief in Dyckerhoff Weiß
123456789101112131415
1 Unterdrückung der Hebräer (Exodus 1,8)
2 Der brennende Dornbusch (Exodus 3,1 )
3 Moses vor dem Pharao (Exodus 5, 1-5}
4 Die ägyptischen Plagen (Exodus 7-10)
5 Das Pascha (Exodus 12,22)
11
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
6 Zug der Israeliten durch das Rote Meer (Exodus 14,15)
KLE
INER
KU
NST
FÜH
RER
12
7 Das Manna (Exodus 1 ff)
8 Das Wasser aus dem Felsen (Exodus 17)
9 Moses und die Gesetzestafeln (Exodus. 34,29)
10 Das Goldene Kalb (Exodus 32)
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch
11 Moses tritt fürbittend ein für das Volk (Exodus 32,30)
KLEIN
ERK
UN
STFÜH
RER
12 »Das Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt« (Johannes 1,29)
13 Jakobs Kampf mit Gott (Genesis 32,23 ff)
14 Abraham: Die Verheißungen und
13
der Bund Gottes (Genesis 15, 5-6)
15 Noah pflanzt die Weinrebe (Genesis 9,20)
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
Die FensterK
LEIN
ER K
UN
STFÜ
HRE
R
14
Das im Jahre 1973 durch den Karlsruher Emil Wachter gestaltete
»Jesaja-Fenster« (Bild Seite 5) fügt sich harmonisch in den alttesta-
mentarischen Zyklus des Reliefbandes im Altarraum ein. Es verweist
in seinem künstlerischen Anliegen auf ein Wort des Propheten Jesa-
ja, der den Erlöser preist als »Wurzel aus dürrem Erdreich«. Das
vorherrschende Blau des schmalen Fensters ordnet sich noch streng
der kühlen Sachlichkeit des Innenraums unter.
Über 20 Jahre später gestaltet der schwäbische Glaskünstler Michael
Münzer, Jahrgang 1955, die übrigen Fenster. Er nimmt in sehr enga-
gierter Form die Idee der »Zeltkirche« wieder auf: wie
leichte, schwebende Tücher sollen die Fenster
wirken, die den sakralen Raum nach außen
abschirmen. Die warmen Farben sollen dem
Raum etwas von seiner Kühle nehmen und
dem Betenden Ruhe und Beschaulichkeit
vermitteln.
Die Aussage dieser Fenster wird nicht figür-
lich, sondern in graphische Symbole umge-
setzt, wobei dem immer wieder in Erschei-
nung tretenden Quadrat eine ordnende
Funktion zukommt. Das »Marienfenster« im
Rückraum der Kirche nimmt mit seinem
Blau, der Farbe Mariens, wieder Bezug auf
das »Jesaja-Fenster« im Altarraum.
»Marienfenster« (blau)
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, HaßlochK
LEINER
KU
NSTFÜ
HRER
15
Künstlerische GestaltungMichael Münzer 1994
»Kreuzwegfenster« (rot) »Auferstehungsfenster«
»Dreifaltigkeitsfenster«
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner Kunstführer
Die OrgelErbauer Hugo Wehr, Orgelbaumeister, Haßloch
KLE
INER
KU
NST
FÜH
RER
16
Baujahr 1976
Einweihung 28. März 1976
Restauriert 2002 durch Fa. Kuhn, Esthal
Wiederindienstnahme 30. Juni 2002
Bauart Elektrische Spiel- und Registertraktur,
Schleifladen,
24 Register, 3 Koppel, 1672 Pfeifen
Disposition Leo Krämer, Speyer, Domorganist
Pedal
1 Subbaß 16'
2 Prinzipalbaß 8'
3 Flöte 8'
4 Choralbaß 4'
5 Nachthorn 2'
6 Posaune 16'
7 Koppel I/P
8 Koppel II/P
Manual I
9 Pommer 16'
10 Prinzipal 8'
11 Flöte 8'
12 Oktave 4'
13 Gamshorn 4'
14 Prinzipal 2'
15 Mixtur 4-6f 11/3'
16 Trompete 8'
17 Koppel I/II
Manual II
18 Holzgedackt 8'
19 Salizional 8'
20 Prinzipal 4'
21 Rohrflöte 4'
22 Offenflöte 2'
23 Sesquialter 2f
22/3'-13/5'
24 Quinte 11/3'
25 Scharff 4f 1'
26 Fagott 16'
27 Franz. Oboe 8'
2 freie Kombinationen, Tremulant im Manual II
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch
Orgel nach der
Restaurierung
KLEIN
ERK
UN
STFÜH
RER
Herren Kuhn (re.) und Hess
der Orgelbaufirma Kuhn
17
-
Katholische Pfarrkirche St. Gallus, Haßloch Kleiner KunstführerK
LEIN
ER K
UN
STFÜ
HRE
R
18
-
Kleiner Kunstführer Katholische Pfarrkirche St. Gallus, HaßlochK
LEINER
KU
NSTFÜ
HRER
1. Auflage Text: Günther Kohl, Reg.-Dir. Grafische Gestaltung und Layout: Horst Ullrich November 1995
2. Auflage
19Textliche Überarbeitung, Fotos, grafische Gestaltung und Layout: Bruno Schaaf Januar 2004 Unberechtigte Vervielfältigung, auch auszugsweise, nicht gestattet.