kfo frühbehandlung

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Der Anzahl der Kieferorthopädische Prophylaxe ist ernüchternd. Eltern sind oft ratlos, wenn die Mund und Zahnentwicklung ihres Kindes nicht der normalen Entwicklung entspricht. Wer kann beurteilen, wann ist es ratsam das zu Behandeln? Verschiedene medizinische Berufsgruppen kommen hierfür in Betracht. In erster Linie wenden sich jedoch betroffene Eltern an ihren Haus, Kinder und Zahnarzt. Im Gegensatz zur Kariesverbreitung ist das Vorkommen von Zahn und Kieferfehlstellungen bei Kindern nicht rückläufig. Kieferorthopädische Prophylaxe und Frühbehandlungsmaßnahmen wurden in den letzten Jahren vernachlässigt. Im Allgemeinen beginnt die kieferorthopädische Behandlung im späten Wechselgebiss, zwischen den 10. und 14. Lebensjahr. Bei einigen Zahn und Kieferfehlentwicklungen, kann eine frühzeitige Behandlung schon im Kleinkindalter notwendig sein. Bei frühzeitiger Behandlung ist in den allermeisten Fällen mit einen positiven Ergebnis zu rechnen. Eine Studie der Uni Rostock ergab, dass in bis zu 31% der Fälle im Milch und Wechselgebiss eine Frühbehandlung notwendig erscheint. Dies steht im krassen Missverhältnis zu den durchgeführten Frühbehandlungen im Praxisalltag. Daten der KZV Westfalen Lippe ergaben, dass bei Neuaufnahmen nur in 4,8% der Fälle eine Frühbehandlung genehmigt wurde. Verglichen zum Ausland, wie z.B. in Belgien, werden in 13% der Neuaufnahmen eine Kieferorthopädische Behandlungen genehmigt. Wahrscheinlich sind die Ursachen die strengen und eingeschränkten Richtlinien für Frühbehandlungen in Deutschland. Viele kieferorthopädische Frühbehandlungen sind im Kleinekindesalter oft zweckmäßig, werden nur in Ausnahmefälle von der GKV genehmigt und von Eltern anerkannt. Für die Wahl des richtigen Zeitpunktes sind der Charakter und vor allem der Schweregrad der Kieferabweichung von Bedeutung. Sehr gravierende, wachstumsbeeinträchtigende Anomalien können mit einfachen kieferorthopädischen Geräten im Milch oder frühem Wechselgebiss behandelt werden, um weitgehend die ungünstige Entwicklung aufzuhalten. Vorausgesetzt das Kind weist eine ausreichendende Kooperationsbereitschaft auf. Zunächst versucht der Zahnarzt oder Kieferorthopäden, eventuell mit Unterstützungen von Logopäden oder Physiotherapeuten, die Anomalien durch prophylaktische Maßnahmen zu korrigieren, z.B. dass Abgewöhnen von Sauggewöhnheiten wie z.B. Daumenlutschen oder Schnuller. Fehlfunktionen wie z.B. Mundatmen und Zungenpressen werden behoben. Die häufigsten ausgeprägten Fehlbildungen des Kiefers sind: Unterkieferrücklage mit extremer Frontzahnstufe von 9mm und Einlagerung der Unterlippe. Das Risiko traumatischer Schädigung der oberen Schneidezähne erhöht sich. Milchgebiss oder Wechselgebissprogenie mit Wachstumshemmung des Oberkiefers. Bei einer Progenie stehen der Unterkiefer und die unteren Zähne zu weit vor. Falls nicht frühzeitig mit einer Behandlung begonnen wird, ist die Progenie nur sehr schwierig, also auch langwierig und aufwändig für den Patienten, zu behandeln. Frontal offener Biss von mehr als 4 mm mit anhaltendem Zungenpressen.

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Written by Dr. med dent Tom Verhofstadt

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Page 1: KFO Frühbehandlung

Der  Anzahl  der  Kieferorthopädische  Prophylaxe  ist  ernüchternd.  

Eltern  sind  oft  ratlos,  wenn  die  Mund-­‐  und  Zahnentwicklung  ihres  Kindes  nicht  der  normalen  Entwicklung   entspricht.   Wer   kann   beurteilen,   wann   ist   es   ratsam   das   zu   Behandeln?    Verschiedene   medizinische   Berufsgruppen   kommen   hierfür   in   Betracht.     In   erster   Linie  wenden  sich  jedoch  betroffene  Eltern  an  ihren    Haus-­‐,  Kinder-­‐  und  Zahnarzt.            Im  Gegensatz  zur  Kariesverbreitung  ist  das  Vorkommen  von  Zahn-­‐  und  Kieferfehlstellungen  bei   Kindern   nicht   rückläufig.     Kieferorthopädische   Prophylaxe   und  Frühbehandlungsmaßnahmen  wurden  in  den  letzten  Jahren  vernachlässigt.        Im   Allgemeinen   beginnt   die   kieferorthopädische   Behandlung   im   späten   Wechselgebiss,  zwischen  den  10.  und  14.  Lebensjahr.    Bei  einigen  Zahn-­‐  und  Kieferfehlentwicklungen,  kann  eine   frühzeitige   Behandlung   schon   im   Kleinkindalter   notwendig   sein.       Bei   frühzeitiger  Behandlung  ist  in  den  allermeisten  Fällen  mit  einen  positiven  Ergebnis  zu  rechnen.    Eine  Studie  der  Uni  Rostock  ergab,  dass  in  bis  zu  31%  der  Fälle  im  Milch-­‐  und  Wechselgebiss  eine   Frühbehandlung   notwendig   erscheint.     Dies   steht   im   krassen   Missverhältnis   zu   den  durchgeführten   Frühbehandlungen   im   Praxisalltag.         Daten   der   KZV   Westfalen   Lippe  ergaben,   dass   bei   Neuaufnahmen   nur   in   4,8%   der   Fälle   eine   Frühbehandlung   genehmigt  wurde.    Verglichen  zum  Ausland,  wie  z.B.  in  Belgien,  werden  in  13%  der  Neuaufnahmen  eine  Kieferorthopädische   Behandlungen   genehmigt.     Wahrscheinlich   sind   die   Ursachen   die  strengen  und  eingeschränkten  Richtlinien  für  Frühbehandlungen  in  Deutschland.        Viele   kieferorthopädische   Frühbehandlungen   sind   im   Kleinekindesalter   oft   zweckmäßig,  werden  nur  in  Ausnahmefälle  von  der  GKV  genehmigt  und  von  Eltern  anerkannt.      Für  die  Wahl  des   richtigen  Zeitpunktes   sind  der  Charakter  und  vor  allem  der   Schweregrad  der  Kieferabweichung  von  Bedeutung.                  Sehr   gravierende,     wachstumsbeeinträchtigende   Anomalien   können   mit   einfachen  kieferorthopädischen  Geräten  im  Milch-­‐    oder    frühem  Wechselgebiss  behandelt  werden,  um  weitgehend   die   ungünstige   Entwicklung   aufzuhalten.     Vorausgesetzt   das     Kind   weist   eine  ausreichendende   Kooperationsbereitschaft   auf.     Zunächst   versucht   der   Zahnarzt   oder  Kieferorthopäden,  eventuell  mit  Unterstützungen  von   Logopäden  oder  Physiotherapeuten,  die  Anomalien  durch  prophylaktische  Maßnahmen  zu  korrigieren,  z.B.  dass  Abgewöhnen  von  Sauggewöhnheiten   wie   z.B.   Daumenlutschen   oder   Schnuller.     Fehlfunktionen   wie   z.B.  Mundatmen  und  Zungenpressen  werden  behoben.          Die  häufigsten  ausgeprägten    Fehlbildungen  des  Kiefers  sind:  

• Unterkieferrücklage   mit   extremer   Frontzahnstufe   von   9mm   und   Einlagerung   der  Unterlippe.  Das  Risiko   traumatischer   Schädigung  der   oberen   Schneidezähne  erhöht  sich.  

• Milchgebiss-­‐  oder  Wechselgebissprogenie  mit  Wachstumshemmung  des  Oberkiefers.         Bei  einer  Progenie  stehen  der  Unterkiefer  und  die  unteren  Zähne  zu  weit  vor.    Falls     nicht   frühzeitig   mit   einer   Behandlung     begonnen   wird,   ist   die   Progenie   nur   sehr     schwierig,  also  auch  langwierig  und  aufwändig  für  den  Patienten,  zu  behandeln.  

• Frontal  offener  Biss  von  mehr  als  4  mm  mit  anhaltendem  Zungenpressen.  

Page 2: KFO Frühbehandlung

• Kreuz-­‐   oder   Zwangsbiss   mit   Gefahr   dass   beide   Kiefer   aufeinander   verschlüsselt  werden.      

  Der   Kreuzbiss   hemmt   das   Wachstum   des   Oberkiefers,   bewirkt   eine   einseitige     Belastung  des  Kiefergelenkes  und  kann  somit  langfristig  zu  Schmerzen  führen.  Bei  der     Korrektur   des   Kreuzbisses   steht   meist   die   funktionale   Beeinträchtigung   im     Vordergrund,  weniger  die  Optik.    Bei   Kreuz-­‐   oder   Zwangsbissen   kommen   feste   oder   herausnehmbare   Dehnplatten   in  Anbetracht.  Bei   einer   Vorverlagerung   des   Unterkiefers   (Progenie)   kommen   Geräte   zum   Einsatz   die  außerhalb  des  Mundes  getragen  werden,  und  aussehen  wie  eine  Maske.        In  der  Regel  findet  eine  kieferorthopädische  Frühkontrolle  nicht  vor  dem  4.  Lebensjahr  statt.    Im  Milchgebiss  ab  dem  4.  Lebensjahr  und  in  der  frühen  Wechselphase,  meist  zwischen  dem  6.   und   9.   Lebensjahr   ist   nach   medizinischen   Daten   bei   1/3   der   Kinder   eine  kieferorthopädische  Frühbehandlung  beim  Arzt  ratsam.    Sprechen  sie  ihren  Arzt  darauf  an.    Dr.  Tom  Verhofstadt,  Kevelaer.