landwirtschaft aktiv 2018 · 2020-04-03 · landwirtschaft aktiv 2018 3 regierungsrat dr. markus...
TRANSCRIPT
Inhalt
Vorwort Regierungsrat Markus Dieth
Vom Aargau – für den Aargau – für die Schweiz 3
Editorial Abteilungsleiter Matthias Müller
Landwirtschaft findet draussen statt 4
LWAG Aarau 5
Landwirtschaft im Aargau 5
Direktzahlungen und Beiträge 2017 6
Neues Merkblatt zur landwirtschaftlichen Bewirtschaftung im Gewässerraum 9
Kontrolle der Hofdüngeranlagen – Prüfintervall wurde verlängert 10
Die räumliche Erfassung der Nutzungsflächen ist abgeschlossen 11
Imker und Landwirte gemeinsam in der Weiterbildung 13
Critical Loads und Critical Levels, was ist das? 14
Neue Anleitung Ertragswertschätzung 16
Am Puls des landwirtschaftlichen Bodenmarkts 2017 18
Othmarsinger Gemeindeversammlung befürwortet Moderne Melioration 19
LWAG Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg 21
Frost, Fragen und Fronttage 21
Pferd und Raumplanung – eine enge Verflechtung 23
Aargauer Aprikosen – aromatisch, attraktiv und verführerisch 24
Zäme zom Erfolg 25
Weiterbildung Haushaltservice Aargau 26
Trends in der Küche 27
Frostschäden 2017 – fondssuisse unterstützt betroffene Spezialkulturenbetriebe 28
Digitale Beeren 29
Strategie Antibiotikaresistenz – Der Milchbauer stellt selektiv trocken 30
Agrarpolitikabend – Pestizide, ein (Mode-)Wort in aller Munde 31
Pflanzenschutz – Ein heiss diskutiertes Thema 32
Ertragsentwicklung und -erhebung im Futterbau 34
Rapsöl ist eine Erfolgsgeschichte auch für den Aargau 35
Herausgeber Departement Finanzen und Ressourcen Landwirtschaft Aargau Matthias Müller, Abteilungsleiter Tellistrasse 67, 5001 Aarau [email protected] www.ag.ch / landwirtschaft
Redaktionelle Verantwortung Thomas Diriwächter
Gestaltung /Produktion wbf.n, Baden/Würenlingen
Copyright © 2018 Kanton Aargau
Landwirtschaft Aktiv 2018
Landwirtschaft Aktiv 2018 3
Regierungsrat Dr. Markus DiethVorsteher Departement Finanzen und Ressourcen
Vom Aargau – für den Aargau – für die Schweiz
Die nachhaltig produzierende Landwirtschaft des Kantons Aargau
wird geprägt von täglich hart arbeitenden Landwirtinnen und
Landwirten. Unsere Erzeugnisse strahlen weit über die Kantons-
grenzen hinaus. Davon konnte ich mich in meinem ersten Jahr als
Landwirtschaftsdirektor überzeugen.
Ein Highlight in meinem ersten Jahr als Landwirtschaftsdirektor war
zweifelsohne der Aargauer Ehrengastauftritt am 7. Schweizer Wett-
bewerb der Regionalprodukte im letzten Herbst im Kanton Jura. Wie
die Aargauer Bäuerinnen und Bauern unseren Agrarkanton präsentiert
und 22 Medaillen abgeräumt haben, war spitze. Für mich ist das eine
schöne Bestätigung dafür, dass unsere Aargauer Landwirtschaft
schweizweit top ist.
Rückblick Jahrhundertfrost 2017: Vor einem Jahr…
Im Frühling vor einem Jahr ereignete sich der Jahrhundertfrost 2017.
Mit unkomplizierten Sofortmassnahmen wie Betriebshilfedarlehen oder
Stundungen von Investitionskrediten unterstützten wir betroffene
Landwirtschaftsbetriebe. Zusätzlich nahm ich über die Landwirtschaft-
liche Direktorenkonferenz LDK Einfluss beim Bund. Es hat genützt:
Im März erfolgte die Unterstützung aus dem Elementarschadenfonds.
Davon entfallen auf Aargauer Betriebe rund 1,8 Millionen Franken.
AP 22+: Weiterentwicklung der Agrarpolitik
Ende 2017 hat der Bundesrat mit der Gesamtschau zur Weiterentwick-
lung der Agrarpolitik die Debatte um die AP 22+ lanciert. Mir liegt die
Weiterentwicklung der Agrarpolitik sehr am Herzen. Die Voraussetzun-
gen für die ökonomische Lebensmittelproduktion unserer Land- und
Ernährungswirtschaft müssen gegeben sein. Das Wohl unserer
Aargauer Bäuerinnen und Bauern werde ich während der gesamten
Debatte vor Augen halten. Für unsere Bauernfamilien muss die Land-
wirtschaft auch erschwinglich sein.
Digitalisierung in der Land- und Ernährungswirtschaft
Mich beeindruckt, wie weit die Digitalisierung in der Land- und Ernäh-
rungswirtschaft fortgeschritten ist. Und ich bin stolz, dass der Aargau
dabei schweizweit eine Leaderrolle einnimmt. Das zeigen aktuelle
Entwicklungen und Projekte wie Precision Farming, die Digitalisierung
in der Tierhaltung oder dass der Datenfluss in der jährlichen Betriebs-
strukturdatenerhebung zwischen Landwirtschaft Aargau und allen
Landwirtschaftsbetrieben komplett elektronisch ist. Ich bestärke die
Aargauer Landwirtinnen und Landwirte, lieber früher als später auf den
«Digitalisierungszug» aufzuspringen und die sich daraus ergebenden
neuen Chancen beim Schopf zu packen. Mit der Abteilung Landwirt-
schaft Aargau und dem dazugehörigen Landwirtschaftlichen Zentrum
Liebegg leisten wir gerne Unterstützung.
Landwirtschaft Aktiv 2018 4
Matthias Müller Leiter Landwirtschaft Aargau (LWAG)
Landwirtschaft findet draussen statt
«Draussen» meint, der Witterung direkt ausgesetzt – aber auch
dem Markt von Angebot und Nachfrage, der politischen Diskussion
und somit den gesellschaftlichen Spannungsfeldern. Die Land-
und Ernährungswirtschaft im Aargau erlebte im 2017 ein äusserst
anspruchsvolles Jahr.
Im Jahr 2017 hielt der Frühling so früh wie noch nie Einzug. Mit den
warmen Temperaturen im März hatte die Vegetation bald einen rekord-
artigen Vorsprung. Mehrere starke Frostereignisse im April trafen die
Land- und Ernährungswirtschaft in einer sensiblen Phase hart. Die
daraus resultierenden Frostschäden im Kanton Aargau können auf
rund 20 Millionen Franken beziffert werden. Zudem hat in der Region
Zofingen im Juli 2017 ein 300-jährliches Unwetter grosse Schäden
verursacht. Im Gegensatz zur Witterung zeigte sich der Markt leicht
positiver: Auf dem Milchmarkt hat sich die Situation auf sehr tiefem
Niveau stabilisiert und die Preise in der tierischen Produktion sind gleich
bleibend. Im Feldbau konnten deutlich bessere Ernten wie im Vorjahr
eingefahren werden. Zudem wurden die von der Politik geforderten
Leistungen mit rund 142,7 Millionen Franken Direktzahlungen abgegol-
ten. Dies sind rund 2,1 Millionen Franken mehr als im Vorjahr. Haupt-
grund sind das Ressourcenprojekt für eine bienenfreundliche Landwirt-
schaft und die vom Bund eingeführten Hangbeiträge in der Talzone.
Agrarpolitik 2018–2021
Die nächste Etappe der Agrarpolitik des Bundes (AP 2018–2021) ist
angebrochen und dient der Systemoptimierung. Der Hauptfokus liegt in
der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und bei der Reduktion des
administrativen Aufwands. Ferner sollen die Direktzahlungsinstrumente
so optimiert werden, dass die Etappenziele der AP 2014–2017 bis im Jahr
2021 erfüllt werden. Teil davon sind die «Umweltziele Landwirtschaft»
der Bundesämter für Umwelt und Landwirtschaft.
Neue Herausforderungen im ländlichen Raum
Gesellschaftliche Spannungsfelder beeinflussen die Land- und Ernäh-
rungswirtschaft im Aargau direkt: Die fortschreitende Urbanisierung,
angetrieben durch die rege Bautätigkeit und die sich akzentuierenden
Bedürfnisse des Natur- und Gewässerschutzes erhöhen den Druck auf
das Kulturland und damit auf die Land- und Ernährungswirtschaft.
Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass das Bundesgesetz über die
Raum planung überarbeitet wird. Die erste Etappe ist in Kraft, die zweite
Etappe soll noch dieses Jahr ins Anhörungsverfahren gegeben werden.
Die Herausforderungen werden auch dieses Jahr nicht kleiner. Ich bin
froh zu wissen, dass die Aargauer Land- und Ernährungswirtschaft von
Menschen geprägt ist, die es sich gewohnt sind, zu handeln. Denn wer
nicht handelt, wird behandelt.
Landwirtschaft Aktiv 2018 5
Landwirtschaft im Aargau
Ausgewählte Daten 2000, 2010, 2015 und 2016
2000 2010 2015 2016 Trend (5)
Landwirtschaftsbetriebe (Anzahl) (1) 4’265 3’738 3’407 3’337 l
davon direktzahlungsberechtigt 3’325 2’880 2’673 2’633 l
davon direktzahlungsberechtigte Bio-Betriebe 186 214 239 243 j
Beschäftigte total (Personen) (2) 12’758 10’771 9’971 9’850 l
davon Vollzeitbeschäftigte 5’722 4’334 3’971 3’976 l
Landwirtschaftliche Nutzfläche (Hektaren) (3) 62’636 61’945 60’913 60’489 l
Offenes Ackerland (Hektaren) 27’800 26’615 26’667 26’538 l
Getreide 17’900 15’033 14’414 14’449 l
Silo- und Grünmais 4’829 4’999 5’040 5’157 j
Kartoffeln, Zucker- und Futterrüben 2’100 1’926 2’004 1’910 l
Ölsaaten und Eiweisserbsen 1’400 2’671 2’833 2’661 j
Gemüse 1’100 1’587 1’766 1’844 j
Grünland (Hektaren) 33’300 33’630 32’421 32’148 l
Ökologische Ausgleichsflächen (Hektaren) (4) 7’452 7’567 9’477 9’662 j
Obstanlagen (Hektaren) 380 398 391 388 l
Reben (Hektaren) (6) 380 345 390 391 k
Hochstammobstbäume (Anzahl) 227’600 185’286 179’037 175’532 l
Tierbestände (Anzahl)
Rindvieh 93’000 88’543 87’192 86’083 l
davon Kühe 37’700 35’198 33’988 33’150 l
Pferde 3’900 5’073 4’849 4’696 j
Schafe 19’300 23’076 18’799 17’877 j
Ziegen 900 2’078 1’781 1’812 j
Schweine 87’700 102’725 98’825 95’593 j
Mastpoulets 231’700 452’552 481’251 486’245 j
Lege- und Zuchthennen 215’800 302’691 377’305 389’261 j
Quellen: Bundesamt für Statistik (BFS) & Landwirtschaft Aargau (LWAG)
(1) Definition Landwirtschaftsbetrieb: Betreibt Pflanzenbau oder Nutztierhaltung ganzjährig; mind. 1 Produktionsstätte; rechtlich, wirtschaftlich, organisatorisch und finanziell selbstständig und unabhängig von anderen Betrieben; eigenes Betriebsergebnis; während ganzem Jahr bewirtschaftet; mind. 1 Bedingung erfüllt: 1 ha landwirtschaftl. Nutzfläche oder 30 a Spezialkulturen oder 10 a in geschütztem Anbau oder 8 Mutterschweine oder 80 Mastschweine oder 300 Stück Geflügel
(2) Personen, die dem Betrieb ungeachtet ihrer Leistungsfähigkeit für die Verrichtung von Arbeit zur Verfügung stehen
(3) Flächen in Hektaren, ab 2011 nach Parzellenstandort
(4) Inklusive Hochstamm-Feldobstbäume (1 Are pro Baum)
(5) Trendberechnung seit 2000
(6) direktzahlungsberechtigte Rebflächen (Jahre 2000, 2010), Rebflächen total (Jahre 2015, 2016)
Landwirtschaft Aktiv 2018 6
Im Beitragsjahr 2017 wurden 142,74 Millionen
Franken Direktzahlungen und Beiträge an die
Aargauer Landwirtschaft ausbezahlt. Insbe-
sondere dank den neuen Hangbeiträgen in der
Talzone und den Beiträgen des Ressourcen-
projekts Bienen konnten total 2,1 Millionen
Franken mehr ausbezahlt werden als im Vorjahr.
Im Beitragsjahr 2017 wurden an 2’554 Landwirtschafts-
betriebe Direktzahlungen ausgerichtet. Dies entspricht
einer Abnahme von 39 Betrieben oder 1,5 % gegen-
über 2016. Die Abnahme schwankte in den Jahren
2015 bis 2017 zwischen 1,3 und 1,8 %. Die Gesamt-
summe der Direktzahlungen und Beiträge betrug
142,74 Millionen Franken. Die entspricht einem Durch-
schnitt von 55’900 Franken pro Betrieb. Im Vergleich
zum Jahr 2016 nahm die Gesamtsumme der Beiträge
um 2,1 Millionen (1,5 %) zu. Dies sind durchschnittlich
immerhin gut 820 Franken mehr pro Betrieb. Trotz
dieser Zunahme liegt die Gesamtsumme pro Jahr im-
mer noch 8,1 Millionen Franken tiefer als vor Einfüh-
rung der Agrarpolitik (AP) 2014–2017 im Jahre 2014.
Blick auf einzelne Beitragsarten
Hangbeiträge
Seit 2017 werden auch Beiträge für Hanglagen in der
Talzone ausgerichtet. Gegenüber dem Vorjahr erhiel-
ten somit zusätzliche 960 Betriebe Hangbeiträge. Die
Flächen mit Hangbeiträgen stiegen um 3’590 Hekta-
ren. Die Beiträge nahmen von 3,16 auf 4,83 Millionen
Franken (+52,9 %) zu.
Alpungsbeitrag
Die Alpungsbeiträge an «Talbetriebe», welche Tiere
sömmern, nahmen um weitere 81’000 Franken (+9,4 %)
zu. Es wurden erneut mehr Tiere gealpt, was ein erklär-
tes Ziel dieser Beitragsart ist.
Biodiversitätsbeiträge
Das Total der ausbezahlten Biodiversitätsbeiträge der
Qualitätsstufen l und ll erhöhte sich im Berichtsjahr um
0,91 Millionen auf nun 21,2 Millionen Franken. Die Stei-
gerung um 4,5 % ist namentlich auch darauf zurück-
zuführen, dass mehr Biodiversitätsförderflächen die
höhere Qualitätsstufe ll erfüllten.
Vernetzungsbeiträge
1’392 Betriebe erhielten Vernetzungsbeiträge in der
Höhe von 5,23 Millionen Franken. Die erneute Stei-
gerung um 58 Betriebe und 0,37 Millionen Franken
(+7,6 %) bei den Labiola-Biodiversitätsverträgen ist
auch darauf zurückzuführen, dass die Restfinanzierung
von 10 % der Beiträge nicht mehr von den Gemeinden,
sondern vom Kanton Aargau getragen wird.
Landschaftsqualitätsbeiträge
Mit dem Projektstart in der Region Mutschellen-Reuss-
tal-Kelleramt konnten im 2017 erstmals alle Aargauer
Betriebe Landschaftsqualitätsverträge abschliessen.
Es beteiligten sich 1’534 Betriebe. Erstmals mussten
daher aber im 2017 die Beiträge gemäss den Bundes-
vorgaben plafoniert werden. Die Plafonierung – eine
pauschale Beitragskürzung bei jedem Betrieb um
13,5 % – führte dazu, dass zwar zusätzlich 166 Betrie-
be Beiträge er hielten, die ausbezahlte Summe aber bei
der vom Bund festgelegten Summe von rund 8,1 Mil-
lionen Franken stagnierte.
Direktzahlungen und Beiträge 2017
Seit dem Beitragsjahr 2017 werden Hangbeiträge auch in der Talzone ausgerichtet.
Landwirtschaft Aktiv 2018 7
Beiträge für biologische Landwirtschaft
265 Betriebe (Vorjahr 239) wirtschafteten biologisch
und erhielten dafür Beiträge in der Höhe von 3,16 Milli-
onen Franken. Die Anzahl der Biobetriebe nahm somit
innert Jahresfrist rasant um 10,8 % zu. Die biologisch
bewirtschaftete Landwirtschaftliche Nutzfläche stei-
gerte sich um 636 auf nun 5’674 Hektaren.
Beitrag für emissionsmindernde Ausbringverfahren
(Schleppschlauch)
1’078 Betriebe (Vorjahr 1’072) beteiligten sich am Pro-
gramm und begüllten 34’176 Hektaren mit dem
Schleppschlauch. Dies sind rund 2’600 Hektar mehr als
im Vorjahr. Dafür erhielten sie 1,03 Millionen Franken
(+8,2 %).
Schonende Bodenbearbeitung
771 Betriebe (Vorjahr 740) bearbeiteten die Fläche von
5’537 Hektaren mit einem bodenschonenden, pflug-
losen Anbauverfahren. Die Beiträge stiegen um 9,6 %
auf 1,05 Millionen Franken.
Beitrag für den Einsatz präziser Applikationstechnik
und Spritzen mit separatem Spühlwasserkreislauf
Für die Anschaffung oder Aufrüstung von Pflanzen-
schutzspritzgeräten mit präziser Applikationstechnik
konnte an 10 Betriebe (Vorjahr 14) Beiträge ausgerichtet
werden. Am neuen Beitragsprogramm für Spritzgeräte
mit separatem Spühlwasserkreislauf beteiligten sich 27
Betriebe. Es konnten für beide Programme gesamthaft
65’900 Franken ausbezahlt werden. Es handelt sich
dabei um einmalige Beiträge zum Zeitpunkt der An-
schaffung oder Aufrüstung der Spritzgeräte.
Übergangsbeitrag
Die Höhe des Übergangsbeitrags wird vom Bund jähr-
lich mittels eines Faktors und aufgrund des Restkredits
für Direktzahlungen festgelegt. Je mehr Betriebe sich
an Direktzahlungsprogrammen beteiligen, je kleiner
wird der Übergangsbeitrag. Im 2017 betrug der Faktor
0,2116 (2016: 0,2619). Der Ende Jahr ausbezahlte Über-
gangsbeitrag an 2’336 Betriebe betrug noch 7,46 Mil-
lionen Franken. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte er
sich um 2 Millionen Franken oder 21,1 %.
Einzelkulturbeiträge
An 1’132 Betriebe wurden Einzelkulturbeiträge in der
Höhe von 4,29 Millionen Franken ausgerichtet. Wäh-
rend die «klassischen» Ölfrüchte wie Raps und die
Zuckerrübenflächen relativ stabil blieben, nahmen die
Flächen der Eiweissfrüchte (Zum Beispiel Eiweiss-
erbsen) und die Sojafläche leicht zu.
Übrige Beitragsarten
Infolge Aufhebung diverser Nitratprojekte reduzierten
sich die Beiträge auf rund 146’000 Franken.
Im Startjahr des Ressourcenprojekts für eine bienen-
freundliche Landwirtschaft im Aargau konnten rund
710’000 Franken ausbezahlt werden. Weitere Details
entnehmen Sie aus dem separaten Bericht zu diesem
Thema.
Sanktionen und Kürzungen
Die Kürzungen bei den Direktzahlungen lagen bei
0,358 (Vorjahr 0,54) Millionen Franken. Darin einge-
schlossen sind die ab 2016 in Kraft getretenen
Beitragsreduk tionen von 82’000 Franken bei Perso-
nengesellschaften, bei denen Mitbewirtschaftende die
Alterslimite überschritten. Die Kürzungen der Direkt-
zahlungen wegen Mängeln betrugen gesamthaft
275’500 Franken. Die Hauptgründe für Kürzungen bei
Mängeln waren: Tierschutz (110’000 Franken), RAUS /
BTS (64’500 Franken), ÖLN (14’900 Franken), Bio-
diversität / Vernetzung (30’000 Franken), Extenso
(15’900 Franken), Allgemeines und Strukturdaten
(11’700 Franken), Ressourceneffizienzbeiträge (7’100
Franken), Landschaftsqualität (3’000 Franken) und
Gewässerschutz (11’400 Franken).
Ueli FreyDirektzahlungen
Landwirtschaft Aktiv 2018 8
Betrag 2016in Fr.
Betrag 2017in Fr.
Veränderungzum Vorjahr
in Fr.
Veränderung zum Vorjahr
in %
Kulturlandschaftsbeiträge 6’286’953 7’984’038 1’697’085 +27.0
Offenhaltungsbeitrag 1’970’675 1’953’467 –17’209 –0.9
Hangbeitrag 3’158’617 4’830’184 +1’671’567 +52.9
Steillagenbeitrag 8’649 5’432 –3’216 –37.2
Hangbeitrag für Rebflächen 282’105 246’630 –35’475 –12.6
Alpungsbeitrag 866’907 948’324 +81’418 +9.4
Versorgungssicherheitsbeiträge 61’389’673 60’916’068 –473’604 –0.8
Basisbeitrag 46’622’005 46’226’295 –395’710 –0.8
Produktionserschwernisbeitrag 4’239’132 4’198’553 –40’578 –1.0
Beitrag für offene Ackerfläche und für Dauerkulturen 10’528’536 10’491’220 –37’316 –0.4
Biodiversitätsbeiträge inkl. Labiola und Naturschutz 20’291’935 21’203’885 +911’950 +4.5
Vernetzungsbeiträge 4’860’250 5’228’500 +368’250 +7.6
Landschaftsqualitätsbeiträge 8’145’372 8’098’405 –46’967 –0.6
Produktionssystembeiträge 24’240’995 24’803’623 +562’628 +2.3
Beitrag für biologische Landwirtschaft 2’753’298 3’157’880 +404’582 +14.7
Beitrag für extensive Produktion 3’111’180 2’999’344 –111’836 –3.6
Beitrag für graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion 3’465’490 3’463’329 –2’161 –0.1
Beitrag für besonders tierfreundliche Stallhaltung (BTS) 5’720’547 5’851’633 +131’086 +2.3
Beitrag für regelmässigen Auslauf im Freien (RAUS) 9’190’479 9’331’437 +140’958 +1.5
Ressourceneffizienbeiträge 1’960’563 2’145’676 +185’113 +9.4
Beitrag für emissionsmindernde Ausbringverfahren 947’826 1’025’284 +77’458 +8.2
Beitrag für schonende Bodenbearbeitung 962’377 1’054’496 +92’119 +9.6
Beitrag für den Einsatz von präzisen Applikationstechniken 50’361 65’897 +15’536 +30.8
Sömmerungsbeiträge 87’480 83’693 –3’787 –4.3
Übergangsbeiträge 9’452’890 7’457’080 –1’995’810 –21.1
Einzelkulturbeiträge 4’240’100 4’292’151 +52’051 +1.2
Raps, Sonnenblumen, Ölkürbisse, Öllein, Mohn und Saflor 1’646’092 1’642’361 –3’731 –0.2
Saatgut von Kartoffeln, Mais, Futtergräsern und -leguminosen 39’467 37’644 –1’823 –4.6
Soja 80’210 89’560 +9’350 +11.7
Ackerbohnen, Eiweisserbsen und Lupinen zu Futterzwecken 247’250 261’300 +14’050 +5.7
Zuckerrüben zur Zuckerherstellung 2’227’081 2’261’286 +34’205 +1.5
Zwischentotal Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge 140’956’210 142’213’118 +1’256’909 +0.9
Kürzungen, Nachzahlungen, Rückforderungen Vorjahre –676’477 –378’114 +298’363 –44.1
Kürzungen Direktzahlungen und Einzelkulturbeiträge 542’169 –358’414 +183’755 –33.9
Nachzahlungen für Vorjahre 129’563 171’239 +41’677 +32.2
Rückforderungen von Vorjahren –165’843 –99’232 +66’612 –40.2
Abzug EU-Direktzahlungen 523 632 –109 +20.8
Kürzung SAK-Begrenzung 97’504 –91’075 +6’429 –6.6
Total Direktzahlungen und Beiträge 140’279’733 141’835’004 +1’555’272 +1.1
Beiträge Nitrat- und Phosphatprojekte 302’228 146’350 –155’878 –51.6
Beiträge Ackerbegleitflora 43’424 46’626 +3’202 +7.4
Beiträge Ressourcenprojekt Bienen 11’669 709’005 +697’336 +5976.0
Total ausbezahlte Direktzahlungen und Beiträge 140’637’054 142’736’985 +2’099’932 +1.5
Direktzahlungen und Beiträge 2017
Landwirtschaft Aktiv 2018 9
Mit einem ersten Merkblatt wurde Ende Dezem-
ber 2016 über die Grösse der Gewässerräume
orientiert. Nun liegt seit Mitte Februar 2018 ein
zweites Merkblatt vor, das die eingeschränkte
Bewirtschaftung in den Gewässer räumen be-
schreibt. Darin werden häufig gestellte Fragen
von Landwirtinnen und Landwirten beantwortet.
Im Kanton Aargau müssen die Bewirtschaftungsein-
schränkungen in den Gewässerräumen entlang den Flüs-
sen Aare, Limmat, Reuss und Rhein sowie am Hallwiler-
see seit 2017 umgesetzt werden. Bei anderen stehenden
Gewässern sowie bei Bächen gelten diese Einschränkun-
gen ab demjenigen Zeitpunkt, wenn die jeweilige kom-
munale Nutzungsplanung revidiert und darin die Ge-
wässerräume grundeigentümerverbindlich festgesetzt
worden sind. Bis zu diesem Zeitpunkt gelten die Ab-
standsvorschriften für das Ausbringen von Düngern und
Pflanzenschutzmitteln gemäss dem AGRIDEA-Merkblatt
«Pufferstreifen – richtig messen und bewirtschaften».
Die Veröffentlichung des neuen kantonalen Merkblatts
erfolgte bewusst auf den Beginn der Betriebsstruktur-
datenerhebung 2018. Die betroffenen Betriebe haben
damit die Möglichkeit, die Nutzungen innerhalb der
gültigen Gewässerräume entsprechend festzulegen.
Diese Gewässerräume umfassen entlang den Flüssen
Aare, Limmat, Reuss und Rhein sowie am Hallwilersee
beidseitig beziehungsweise rundherum einen 15 Me-
ter breiten Bereich, gemessen ab der Uferlinie. Inner-
halb des Gewässerraums erfolgt die Bewirtschaftung
der landwirtschaftlichen Nutzfläche grundsätzlich nur
noch als Biodiversitätsfläche. Das heisst, dass betrof-
fene Parzellen als Uferwiese, extensive Wiese, Streue-
fläche, Hecke, Ufergehölz oder extensiv genutzte Wei-
de bewirtschaftet werden müssen.
Direktzahlungsberechtigte Landwirtinnen und Land-
wirte haben diese Parzellen entsprechend zu deklarie-
ren. Erfolgt die Bewirtschaftung von Parzellen im Ge-
wässerraum durch nicht direktzahlungsberechtigte
Personen, ist die Eigentümerschaft dafür verantwort-
lich, dass kein Bodenumbruch erfolgt und weder Dün-
ger noch Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Für
die Umsetzung und Kontrolle dieser Einschränkungen
auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist Landwirt-
schaft Aargau zuständig. Im AgriGIS ist im Hinter-
grund ein Layer zuschaltbar, der jeweils jährlich auf
den Zeitpunkt der Betriebsstrukturdatenerhebung hin,
aktua lisiert wird und so den Handlungsbedarf bezüg-
lich der Bewirtschaftung aufzeigt.
Um Landwirtinnen und Landwirten im Gewässerraum
mehr Flexibilität bezüglich der Bewirtschaftung zu er-
möglichen, wurde die Uferwiese als Biodiversitätsför-
derfläche (BFF) neu geschaffen. Die Anforderungen
dieser BFF entsprechen der extensiven Wiese, jedoch
ohne fixierten Schnittzeitpunkt. Diese Regelung hilft,
Arbeitsspitzen aufgrund festgelegter Nutzungstermi-
ne zu brechen. Bei Weideflächen, die durch den Ge-
wässerraum tangiert werden, ist der betroffene Wei-
deteil als extensiv genutzte Weide zu deklarieren.
Diese Nutzungseinschränkung wird insofern ent-
schärft, als dass der entsprechende Weideteil grund-
sätzlich nicht ausgezäunt werden muss, solange die
Grasnarbe intakt bleibt. Das temporäre Auszäunen
wird nur erforderlich, wenn die Grasnarbe aufgrund
der Witterung zu stark beansprucht wird, morastige
Stellen drohen und sich Lägerstellen abzeichnen.
Christoph ZiltenerRessourcenschutz
Neues Merkblatt zur landwirtschaftlichen Bewirtschaftung im Gewässerraum
Darstellung des Gewässerraums im AgriGIS mit entsprechend ange-legter Biodiversitätsförderfläche gemäss den Vorgaben der Gewässer-schutzverordnung (GSchV) vom 28. Oktober 1998 (SR 914.201).
Landwirtschaft Aktiv 2018 10
Hofdünger- und Entwässerungsanlagen werden
periodisch kontrolliert. Seit dem 1. November
2017 gelten neue Fristen für Anlagen, welche
sich im Gewässerschutzbereich «übriger Bereich
(üB)» befinden. Die Kontrollintervalle wurden von
20 auf 30 Jahre verlängert.
Parlamentarischer Vorstoss von bäuerlichen
Grossräten
Die periodische Kontrolle von Hofdünger- und Entwäs-
serungsanlagen beinhaltet die Überprüfung der vorhan-
denen Lagerkapazitäten, der Dichtheit von Anlagen und
Leitungen und deren Funktionstüchtigkeit und ord-
nungsgemässen Betrieb. Die Anlagen in den Schutzzo-
nen von Trinkwasserfassungen wurden bis Ende 2012
nach 15 Jahren und in den anderen Gebieten nach 20
Jahren geprüft. Im Mai 2016 reichten bäuerliche Gross-
räte einen parlamentarischen Vorstoss ein. Darin ver-
langte er die Anpassung der rechtlichen Grundlagen,
sodass die periodische Kontrolle der Hofdünger- und
Entwässerungsanlagen in einem grösseren Zeitabstand
und mit Augenmass erfolgen könne.
Wieso die neue Unterscheidung nach
Gewässerschutzbereichen?
Die aargauischen Fristen für die periodische Über-
prüfung von Hofdüngeranlagen traten am 1. Januar
2002 in Kraft. Die kantonale Verordnung wurde seither
einige Male revidiert. Es wurde bewusst darauf
verzichtet, die Kontrollintervalle entsprechend der
Bundes vorgaben zu verkürzen, weil die Kontinuität der
Vorschriften und die Gleichbehandlung aller Land wirt-
schafts betriebe wichtiger waren.
Um das nutzbare Grundwasservorkommen planerisch
zu schützen, scheiden die Kantone die Grundwasser-
leiter und deren Randgebiete im Gewässerschutz-
bereich «Au» aus. Für die landwirtschaftliche Bewirt-
schaftung oder den Bau von Hofdüngeranlagen gelten
in dieser Zone dieselben Vorschriften wie im Gewäs-
serschutzbereich «üB». Bei Versickerungsanlagen und
Tankan lagen, gibt es Unterschiede. Im Gewässerschutz-
bereich «Au» besteht generell ein höheres Schutzbe-
dürfnis als im «üB», wo keine Gefährdung des nutzba-
ren Grundwasservorkommens vermutet wird. Daher
bleibt das Kontrollintervall im Gewässerschutzbereich
«Au» bei 20 Jahren. Im üB wird das Kontrollintervall
um 10 Jahre verlängert.
Ausblick
Mehr als die Hälfte der Aargauischen Betriebe befinden
sich im Gewässerschutzbereich «üB» und profitieren
vom verlängerten Kontrollintervall (vgl. Gewässer-
schutzkarte unter www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/agis-
viewer.html). Falls periodische Überprüfungen anste-
hen, werden die Betriebe jeweils anfangs des Jahres
von Landwirtschaft Aargau informiert.
Daniela SchärerRessourcenschutz
Kontrolle der Hofdüngeranlagen – Prüfintervall wurde verlängert
Dichtheitsprüfung neue Güllegrube. Die nächste Kontrolle erfolgt in 20 oder 30 Jahren je nach Gewässerschutzbereich.
Landwirtschaft Aktiv 2018 11
Von 2015 bis 2017 wurden im Kanton Aargau
die Landwirtschaftlichen Nutzungsflächen (LN)
räumlich im GIS ersterfasst (Projekt GISELAN). Die
Erhebung erfolgte über die Kommunalen Erhe-
bungsstellen Landwirtschaft (KEL). Damit steht
eine solide Datenbasis für die Berechnung der
Direktzahlungen einerseits und andererseits für
die jährliche Nachführung der Nutzungsflächen im
agriGIS zur Verfügung. Basierend auf dieser
Grundlage konnten 2017 erstmals Hangbeiträge in
der Talzone berechnet und ausbezahlt werden.
Effiziente Ersterfassung
Nach einer halbtägigen Schulung zur Web-Applikation
GISELAN waren die KEL in der Lage, die Nutzungsflä-
chen der direktzahlungsberechtigten Betriebe und der
Hobbybetriebe über 3 ha sowie deren Betriebsstandor-
te in ihrer Gemeinde erfolgreich räumlich zu erfassen.
Sie gingen motiviert, engagiert und verantwortungsbe-
wusst ans Werk. Als Vorteil erwiesen sich die detaillier-
ten Kenntnisse der KEL zu den landwirtschaftlichen
Betrieben und Flächen der Gemeinde sowie zur Be-
triebsstrukturdatenerhebung. Die Erfassung erfolgte in
vier Etappen zwischen 2015 und 2017. Nach einer ab-
schliessenden Validierung durch LWAG bekamen alle
Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter das bereinigte
Flächenformular und einen Betriebsplan zur Kontrolle
zugeschickt. Die bereinigten Daten bilden seither die
Grundlage für die Berechnung der Direktzahlungen. Die
Nachführung erfolgt mit dem neu entwickelten Tool
agriGIS, das über das Agriportal zugänglich ist.
Eine besondere Herausforderung stellten Gemeinden
mit älteren beziehungsweise fehlenden Daten der amt-
lichen Vermessung dar. Hier mussten die KEL die Nut-
zungsflächen anhand der Orthofotos aufwendig von
Hand digitalisieren. Einen grossen Aufwand erforder-
te zudem der Umgang mit den parallel zur GISE-
LAN-Erfassung vorgenommenen Änderungen der
Waldausscheidung (Abteilung Wald) sowie der Parzel-
lengrenzen und Bodenbedeckung (Vermessungsamt).
GIS-Daten von grossem Nutzen
Auslöser für die GIS-basierte Ersterfassung der Nut-
zungsflächen war der Vollzug der Verordnung über die
Direktzahlungen an die Landwirtschaft (Direkt-
zahlungsverordnung, DZV) vom 23. Oktober 2013
(SR 910.13). Aber auch darüber hinaus ist der Nutzen
dieser Daten gross: Die Bewirtschafterinnen und Be-
wirtschafter haben einen guten Überblick über ihre
Betriebsfläche. Die räumliche Darstellung erleichtert
die Identifizierung und damit die Kommunikation über
die einzelnen Nutzungsflächen. Die Betriebspläne
können für die Betriebsplanung und die ÖLN-Auf-
zeichnungspflicht verwendet werden. Die digitalen
Flächendaten sind für Meliorations- und Forschungs-
projekte von grosser Bedeutung. Eine Verwendung
findet jedoch nur unter Wahrung des Datenschutzes
statt. Weiteres Potenzial sehen wir in der Nutzung die-
ser Daten – im Einverständnis der Bewirtschafterin
respektive des Bewirtschafters – zum Beispiel durch
Lohnunternehmen oder parallele Erfassungssysteme
für Feldkalender, Wiesenjournal und Suisse-Bilanz.
Zur Illustration ein Beispiel für die Nutzung der räum-
lichen Flächendaten: Herr Thomas Vögeli ist der
Ver ladechef des Rübenumschlags Aargau. Für die
Ver ladeplanung der Zuckerrübenernte von rund 200
Die räumliche Erfassung der Nutzungsflächen ist abgeschlossen
Kommunale Erhebungsstelle Landwirtschaft
Die Kommunale Erhebungsstelle Landwirtschaft
(KEL) ist verantwortlich für die Erhebung der land-
wirtschaftlichen Strukturdaten (Flächen und Tiere)
in ihrem Gemeindegebiet. Sie unterstützt bei Bedarf
die Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter bei der
elektronischen Datenerhebung im Agri portal. Sie
bildet die Schnittstelle zwischen den Landwirt-
schaftsbetrieben einer Gemeinde und Landwirt-
schaft Aargau beziehungsweise den Bundesstellen.
Ausschnitt einer Zuckerrübenkarte aus dem Tool agriGIS.
Landwirtschaft Aktiv 2018 12
Landwirtinnen und Landwirten ist für ihn die Lage der
Zuckerrübenfelder (vgl. Abbildung S. 11) ein hilf reiches
Werkzeug. Auf dieser Grundlage kann er die Reihen-
folge des Zuckerrübenverlads neu strukturieren, opti-
mieren und die Pläne den betroffenen Betrieben zur
Orientierung zur Verfügung stellen. Mit den Zuckerrü-
benkarten kann er viel Zeit, Kosten und Nerven sparen.
Künftig möchte Herr Vögeli direkt die (personenunab-
hängigen) digitalen GIS-Daten beziehen und als Grund-
lage für eine neue Planungssoftware nutzen.
Statistik
Im Projekt GISELAN wurden 90’850 Nutzungsflächen
mit insgesamt 60’870 ha räumlich erfasst. Davon sind
rund 59’600 ha LN. 97 % werden von den rund 2’550
direktzahlungsberechtigten Betrieben und 3 % von
rund 630 Hobbybetrieben (nur Betriebe mit mehr als
3 ha sind erfasst) bewirtschaftet. Mit 1’410 ha umfasst
Sins die grösste und Kaiserstuhl mit 2,4 ha die kleins-
te LN. Im Durchschnitt wird pro Gemeinde 275 ha LN
bewirtschaftet.
Die Aargauer Landwirtinnen und Landwirte bewirt-
schaften ausserhalb des Kantons Aargau in weiteren
14 Kantonen sowie im Bundesland Baden-Württem-
berg insgesamt 1’215 ha Land. Dabei nehmen sie teil-
weise lange Anfahrtswege in Kauf. Die am weitesten
von der Kantonsgrenze entfernten Nutzungsflächen
(Luftlinie) liegen in den Kantonen Tessin (115 km),
Graubünden (107 km) und Waadt (101 km).
Basierend auf der räumlichen Ersterfassung der LN
konnten 2017 im Aargau erstmals in der Talzone Hang-
beiträge berechnet werden. Zusätzlich zu den 9’500
ha Hanglagen in der Hügel- und Bergzone wurden neu
4’700 ha Hanglagen in der Talzone erfasst. Mit 83 %
ist die Hangneigungsklasse 18–35 % am bedeutends-
ten (vgl. Abbildung unten). Sins ist mit 110 ha die Ge-
meinde mit der grössten Hanglagen-Fläche in der Tal-
zone. Der grösste Anteil Hanglagen an der LN in der
Talzone hat mit 40 % die Gemeinde Oberrohrdorf.
0
1’000
2’000
3’000
4’000
18–35 % 35–50 % >50 %
in ha 3874
576
236
Ausblick 2019
Bis Ende 2019 sollen bisher noch nicht erfasste Nut-
zungsflächen im Kanton Aargau aufgenommen wer-
den. Hauptsächlich handelt es sich dabei um die von
kleinen Hobbybetrieben und ausserkantonalen Land-
wirtinnen und Landwirten bewirtschaftete Nutzungs-
flächen. Die Erfassung wird bei den Hobbybetrieben
wiederum mit Hilfe der KEL erfolgen, diesmal direkt
über das Tool agriGIS. Die von ausserkantonalen Land-
wirtinnen und Landwirten bewirtschafteten Nutzungs-
flächen sollen aus den jeweiligen Kantonssystemen in
die Aargauer Datenbank übernommen werden. Erste
GIS-Analysen zeigen, dass damit zusätzlich ca. 2’000
ha LN im Aargau dazukommen.
Maximilian KapherrLabiola und GIS
Meine Meinung
Ich bin froh, dass der
Betriebsplan nun immer
aktuell ist, da dies von den
Kontrollen in der Vergan
genheit auch schon bemän
gelt wurde. Dem Lohn
unternehmer, der mir die
Bodenproben stach, konnte
ich nun einfach den Plan in
die Hände drücken und ich musste nicht selbst
mit aufs Feld. Auch der Flächenabtausch in
agriGIS ist sehr gut gelöst, ich hatte mir dies
komplizierter vorgestellt.
Peter VogtLandwirt, Gemeinde Rüfenach
Hangneigungsklassen in der Talzone von Aargauer Betrieben.
Landwirtschaft Aktiv 2018 13
Ein wichtiges Ziel im Rahmen des Ressourcenpro-
jekts bienenfreundliche Landwirtschaft im Kanton
Aargau ist, das Verständnis zwischen Imkerinnen
und Imkern und Landwirtinnen und Landwirten
zu fördern. Denn in der nahen Vergangenheit
waren gemeinsame Anknüpfungs punkte rar.
Früher waren viele Landwirtinnen und Landwirte auch
gleichzeitig Imkerin und Imker. Heute ist dies eher sel-
ten der Fall. Die Konsequenz davon ist, dass das Ver-
ständnis füreinander nachgelassen hat. Um diesen
Missstand zu beheben, wurde das Ressourcenprojekt
bienenfreundliche Landwirtschaft im Kanton Aargau
ins Leben gerufen. Ziele des Projekts sind, den Aus-
tausch und das Verständnis zwischen Landwirtinnen
und Landwirten und Imkerinnen und Imkern zu ver-
bessern. Durch gemeinsame Weiterbildungsanlässe
treten beide Akteursgruppen wieder vermehrt in Kon-
takt, tauschen sich miteinander aus und rücken näher
zusammen. Beide Seiten sind in gewisser Weise von-
einander abhängig. Die Landwirtinnen und Landwirte
benötigen die Bestäubungsleistung der Bienen für ei-
nen Grossteil ihrer Kulturen und für einen vollen Ertrag.
Die Imkerinnen und Imker wiederum schätzen das
Trachtangebot der landwirtschaftlichen Kulturen für
ihre Bienen, welches möglichst über das Jahr verteilt
und ausgewogen vorhanden sein sollte.
Um den Austausch und das gegen-
seitige Verständnis zu fördern,
wurden an die traditionellen Pflan-
zenschutzabende und an die Pflan-
zenschutztagungen des Obstbaus
des Landwirtschaftlichen Zent-
rums Liebegg nebst den Produzie-
renden auch die Imkerinnen und
Imker des Kantons eingeladen.
Gastreferent Marcel Strub, Leiter
der Fachstelle Bienen des Kantons
Solothurn und beider Basel referierte zum Thema «Ver-
ständnis zwischen Imkern und Landwirten fördern».
Interview Marcel Strub, Fachstelle Bienen Kanton
Solothurn und beider Basel
Wie beurteilen Sie das Ressourcenprojekt
bienenfreundliche Landwirtschaft im Kanton
Aargau aus Ihrer Sicht?
Aus meiner Sicht ist das Projekt eine vorbildliche Ge-
schichte. Es ist wichtig, dass sich Landwirtinnen und
Landwirte und Imkerinnen und Imker näher kommen
und am selben Strick ziehen. Nur gemeinsam können
wir die anstehenden Herausforderungen bewältigen.
Was sind die grössten Hürden oder Probleme, die
es zwischen Imkerinnen und Imkern und Land-
wirtinnen und Landwirten zu überwinden gilt?
Das grösste Problem ist die gegenseitige Akzeptanz
und Verständnis. Es ist wichtig, dass die Imkerinnen
und Imker verstehen, warum die Landwirte Pflanzen-
schutzmittel (PSM) einsetzen müssen. Aber auch die
Landwirtinnen und Landwirte müssen verstehen, dass
die Imkerinnen und Imker grosse Sorgen bezüglich der
PSM haben.
Wie haben Sie die Weiterbildungsanlässe mit
den beiden Akteursgruppen erlebt?
Die Anlässe waren sehr informativ. Aus meiner Sicht
hätte es gerne etwas mehr Fragen und Diskussionen
geben dürfen.
Haben Sie konkrete Empfehlungen an die Land-
wirtinnen und Landwirte, welche zu einer
Verbesserung der angesprochenen Problematik
führen könnten?
Es gibt kaum PSM, welche für Bienen und Insekten
absolut bedenkenlos sind. Vor jeder Ausbringung soll-
te der Bienenflug beobachtet werden. Bei Bienenflug
soll kein Einsatz von PSM stattfinden. Suchen Sie als
Landwirtin oder Landwirt den Kontakt zu den Imkerin-
nen und Imkern. Aber auch die Imkerinnen und Imker
sollten den Kontakt zu den Landwirtinnen und Land-
wirten pflegen.
Andreas DistelFeldbau und Pflanzenschutzdienst
Imker und Landwirte gemeinsam in der Weiterbildung
Marcel Strub, Fachstelle Bienen Kanton Solothurn und beider Basel
Landwirtschaft Aktiv 2018 14
Stickstoffemissionen schaden unserer Umwelt
und damit indirekt auch dem Menschen. Dies
haben uns die «Abgasskandale» in der Autoindus-
trie in den letzten Monaten deutlich vor Augen
geführt. Doch nicht nur Autos produzieren schäd-
liche Stickstoffverbindungen in Form von Stick-
oxiden, sondern auch Tiere in Form von umwelt-
belastendem Ammoniak in den Exkrementen.
Grosse Tierhaltungsanlagen verursachen entspre-
chend hohe Stickstoffmengen. Diese können zu Stick-
stoffeinträgen (Critical Loads) oder Ammoniakkonzen-
trationen (Critical Levels) in der Umwelt führen. In
sensiblen Ökosystemen wie zum Beispiel Wäldern
oder Trockenwiesen führen zu hohe Stickstoffeinträge
und Ammoniakkonzentrationen zu Beeinträchtigun-
gen der Vegetation und der Artenzusammensetzung.
Gemäss Bundesgesetz über den Umweltschutz
(Umweltschutzgesetz, USG) vom 7. Oktober 1983
(SR 814.01) und Luftreinhalte-Verordnung (LRV) vom
16. Dezember 1985 (SR 814.318.142.1) muss die Land-
wirtschaft ihre Stickstoffemissionen deutlich senken.
Um dieses Ziel zu erreichen, muss in erster Linie da
angesetzt werden, wo die höchsten Stickstoffaus-
stösse stattfinden: im Stall und bei der Gülleaus-
bringung. Grundlage für die baulichen Massnahmen
in Ställen bildet ein Teil der Vollzugshilfe «Baulicher
Umweltschutz in der Landwirtschaft» vom Bundesamt
für Umwelt BAFU aus dem Jahr 2011.
Auswirkungen auf die Tierhaltung
Ammoniakverluste in Ställen sind grundsätzlich umso
geringer, je weniger mit Kot und Harn verschmutzte
Flächen vorhanden sind, je geringer die Luftge-
schwindigkeit über den verschmutzten Flächen und
je niedriger die Temperatur ist. Mit baulichen Mass-
nahmen wird versucht, die Stickstoffeinträge in die
Natur zu ver ringern. Dazu ist gemäss USG und LRV
ein 2-stufiges Konzept vorgesehen. Dieses kommt bei
Neu- und Erweiterungsbauten in der Tierhaltung zur
Anwendung.
Stufe 1: Vorsorgliche Emissionsbegrenzungen
Soll eine neue Tierhaltungsanlage erstellt oder eine
bestehende erweitert werden, sind die Emissionen aus
der Anlage so weit zu begrenzen, als dies technisch
und betrieblich möglich und wirtschaftlich tragbar ist.
Dies gilt unabhängig von der bestehenden Umweltbe-
lastung. Vorsorgliche Massnahmen werden zum heu-
tigen Zeitpunkt zur Emissionsbegrenzung verfügt und
sind damit bei neuen oder erweiterten Tierhaltungs-
anlagen in jedem Fall umzusetzen.
Stufe 2: Verschärfte Emissionsbegrenzungen bei
bestehenden Tierhaltungsstandorten
Neue Tierhaltungsanlagen können in der Nähe sensibler
Ökosysteme übermässige Immissionen verursachen.
Dies wird im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens
von der Abteilung für Umwelt (AfU) anhand der Tier-
zahlen und der geplanten Lage der Tierhaltungsanlage
abgeschätzt. Werden anhand dieser Abschätzung
die Stickstoffemissionen voraussichtlich überschritten,
verlangt die AfU vom Anlagenbetreiber eine Emissions-
berechnung nach Agrammon (www.agrammon.ch) zur
Prüfung der Situation.
Erweiterungen oder neue Anlagen werden an beste-
henden Standorten auch dann bewilligt, wenn die
Critical Loads für Stickstoff oder die Critical Levels
für Ammoniak nicht eingehalten werden können, falls
eine Abluftbehandlung technisch oder betrieblich
nicht möglich oder nicht verhältnismässig wäre. In
diesem Fall sind verschiedene verschärfte Emissions-
minderungsmassnahmen gemäss «Vollzugshilfe Bau-
licher Umweltschutz in der Landwirtschaft» umzu-
Critical Loads und Critical Levels, was ist das?
Ammoniakverluste in Ställen sind grundsätzlich umso geringer, je weniger mit Kot und Harn verschmutzte Flächen vorhanden sind.
Landwirtschaft Aktiv 2018 15
setzen. Massnahmen sind zu ergreifen ab einer
Zunahme von mehr als 20 Grossvieheinheiten (GVE).
Bei der Verfügung der verschärften Massnahmen wird
zusätzlich auf Flächen mit weniger als 18 % Neigung
der Einsatz eines Schleppschlauchs bei der Gülleaus-
bringung verfügt, wenn gesamtbetrieblich mindestens
5 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) für den
Schleppschlaucheinsatz geeignet sind.
Geplante Tierhaltungsanlagen an neuen
Standorten
Bei neu geplanten, noch nicht bestehenden Tierhal-
tungsstandorten sind die Einhaltung der Critical Loads
für Stickstoff und Critical Levels für Ammoniak bei der
Standort-Evaluation von Neubauprojekten miteinzube-
ziehen. Werden diese überschritten, muss ein anderer
Standort gesucht oder die Abluft aus dem Stall über
eine geeignete Abluftbehandlung geführt werden. Oft
verhindern die hohen Investitionskosten einer Abluft-
behandlungsanlage, den Stall am entsprechenden
Standort zu bauen.
Fazit
Durch die neuen Vorschriften bezüglich der Stickstoff-
emissionen wird es in Zukunft schwieriger, neben den
Vorschriften zur Geruchsbelastung (Abstände), der
Landschaftsschutzzonen, der Dekrete, etc. neue
Standorte für grössere Tierhaltungsanlagen zu finden.
Bei Überschreitung der Stickstoffemissionen muss
dann eine teure, aufwendige Abluftbehandlungsan-
lage installiert werden. Auch an bestehenden Stand-
orten werden Neu- und Umbauten bereits durch die
obligatorischen, vorsorglichen Massnahmen und bei
Überschreitung der Stickstoffemissionen zusätzlich
durch die verschärften Massnahmen unweigerlich
verteuert. Die geplanten Beiträge für bauliche Mass-
nahmen wie Harnrinnen und erhöhte Fressstände wer-
den diese Kosten nur teilweise kompensieren können.
Peter HänziBaugesuche und Raumplanung
2-stufiges Konzept des Umweltschutzgesetzes (USG) und der Luftreinhalte-Verordnung (LRV) zur Verringerung der Stickstoffeinträge in die Umwelt (Bundesamt für Umwelt BAFU).
2-stufiges Konzept in USG und LVR
Emissionen Immissionen
– Immissionsgrenzwerte LVR – Critical Loads
1. Stufe:Vorsorgliche Emissionsbegrenzung unabhängig von der Umweltbelastung:– Stand der Technik– Wirtschaftliche Tragbarkeit
2. Stufe:Verschärfte Emissionsbegrenzungen
quellenorientiert wirkungsorientiert
Übermässige Immissionen
Landwirtschaft Aktiv 2018 16
Der Bundesrat setzt per 1. April 2018 eine neue
Berechnungsgrundlage zur Ermittlung des
landwirtschaftlichen Ertragswerts in Kraft. Bei
diesem Wert handelt es sich um eine zentrale
Grösse im bäuerlichen Familien- und Erbrecht.
Die Änderung bringt für alle Landwirtschafts-
betriebe eine Erhöhung der Werte mit sich.
Der landwirtschaftliche Ertragswert kommt bei der
Hofübergabe innerhalb der Familie zur Anwendung,
wenn es sich beim Landwirtschaftsbetrieb um ein
landwirtschaftliches Gewerbe (mindestens 1,0 Stan-
dardarbeitskraft (SAK)) handelt. Der Ertragswert lei-
tet sich objektiv beurteilt von der Ertragskraft des
Landwirtschaftsbetriebs ab. Weiter werden auch die
Pachtzinse für einzelne landwirtschaftliche Grundstü-
cke und landwirtschaftliche Gewerbe von diesem
Wert abgeleitet. Für die Errichtung von Hypotheken
auf dem Landwirtschaftsbetrieb berechnet sich die
Belastungsgrenze daraus. Sie liegt weiterhin 35 %
über dem landwirtschaftlichen Ertragswert.
Die Berechnungsgrundlage wurde in der Vergangen-
heit jeweils im Rhythmus von 8 bis 10 Jahren den
aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen angepasst.
Ausgangsgrössen für die aktuelle Berechnung sind die
Buchhaltungsdaten der Eigentümerbetriebe der Zen-
tralen Auswertung der Forschungsanstalt Agroscope
für die Jahre 2009 bis 2014 sowie ein Prognosemodell
für die Jahre 2015 bis 2024. Daraus resultiert eine Er-
höhung des Wertniveaus von 2004 bis 2018 um 14
beziehungsweise um 1 % pro Jahr.
Boden erhält mehr Gewicht
Der Boden als wichtigster Produktionsfaktor soll
künftig mehr Gewicht erhalten. Ihm werden bei der
Wertverteilung knapp 50 % Erhöhung zukommen.
Weiter wird darauf geachtet, dass die Qualität der
Neue Anleitung Ertragswertschätzung
Zur Ermittlung des landwirtschaftlichen Ertragswerts wurde eine neue Berechnungsgrundlage in Kraft gesetzt.
Landwirtschaft Aktiv 2018 17
Böden einen höheren Einfluss hat. Gegen unten er-
folgt jedoch eine Plafonierung. Die künftigen Ertrags-
werte im Aargau bewegen sich somit zwischen
Fr. 1’140.– und Fr. 7’470.–/ha.
Nur noch eine landwirtschaftlich bewertete
Wohnung
Das bisherige System, welches den Umfang an land-
wirtschaftlich bewertetem Wohnraum aufgrund des
Betriebstyps und der Betriebsgrösse definierte, wur-
de aufgegeben. Es gibt pro landwirtschaftliches Ge-
werbe nur noch eine landwirtschaftlich bewertete
Wohneinheit. Die maximale Grösse liegt bei 14 Raum-
einheiten. Alle zusätzlichen Wohneinheiten auf dem
Betrieb sind in dieser Wertverteilung nicht enthalten
und werden künftig mittels Kapitalisierung eines orts-
üblichen Mietzinses bewertet. Diese Wohnungen
dürfen auch entsprechend vermietet werden, sodass
sich für diese Position selbsttragende Verhältnisse
einstellen.
Oekonomiegebäude
Bei den Oekonomiegebäuden erfolgt die Anpassung
nach Art und Nutzung differenziert. Die grösste
Erhöhung erfahren dabei die Pferdeställe, ausgelöst
durch die hohe Differenz zwischen den bezahlten
Boxenmieten und den bisherigen Bewertungsan-sätzen. Weiter wurde das Reglement auch bezüglich
des Stands der Technik aktualisiert. Im Schnitt stei-
gen die Ertragswerte der Oekonomiegebäude um
rund 14 %.
Höhere Pachtzinse
Auch die Pachtzinse erfahren eine erhebliche Steige-
rung, insbesondere bei den landwirtschaftlichen Ge-
werben. Das wurde sowohl vom Pächterverband wie
auch von den Grundeigentümervertretern gefordert.
Dadurch soll es künftig wieder möglich sein, den er-
forderlichen Gebäudeunterhalt mit dem Pachtzins
bezahlen zu können. Eine Anpassung der Zinse er-
folgt jedoch nicht automatisch. Sie kann von jeder
Vertragspartei auf das kommende Pachtjahr verlangt
werden. Als soziale Abfederung hat der Bundesrat
eine Übergangsregelung geschaffen, welche die An-
passung pro Jahr auf 20 % begrenzt.
Auswirkungen auf den Einzelbetrieb
Der Bundesrat kommunizierte in seiner Medienmittei-
lung, dass die Ertragswerte im Durchschnitt um 10 bis
20 % steigen werden. Entsprechend erhöht sich natür-
lich auch der Wert der Belastungsgrenze. Erste Be-
rechnungen haben gezeigt, dass es erhebliche Unter-
schiede geben kann, je nach Konstellation des Betriebs.
Folglich kann keine gültige pauschale Aussage über
die Auswirkung auf dem Einzelbetrieb gemacht wer-
den. Sicher ist, dass der Wert bei jedem Betrieb stei-
gen wird. Die grösste Steigerung werden Betriebe mit
mehreren zusätzlichen Wohneinheiten, hohem Eigen-
landanteil und Pferdehaltung erfahren. Zur Bestim-
mung des neuen Werts beziehungsweise der Verän-
derung ist ein detailliertes Schätzungsgutachten
unumgänglich. Im Aargau werden diese Gutachten
weitgehend von privaten Schätzungsexperten aber
auch vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in
Gränichen angeboten. Sobald diese Gutachten von
Landwirtschaft Aargau bewilligt sind, haben die neuen
Werte Gültigkeit.
Felix PeterBodenrecht / Pachtrecht
Landwirtschaft Aktiv 2018 18
Im aktiven landwirtschaftlichen Bodenmarkt
nimmt Landwirtschaft Aargau eine Schlüsselrol-
le im Netzwerk der verschiedenen Partner ein.
Das bedeutungsvollste Geschäft ist der Handel von
landwirtschaftlichen Grundstücken und Gewerben
ausserhalb der Verwandtschaft. Zudem werden
Grundstückteilungen und hypothekarische Belehnun-
gen bewilligt. Aus der Nutzung, in der Regel in Form
eines Pachtvertrags, gehen zudem zahlreiche Fragen
und Bewilligungsverfahren hervor. In den beiden Ta-
bellen sind die verschiedenen Gesuche und Bewilli-
gungsverfahren in den Bereichen des bäuerlichen
Boden- und des landwirtschaftlichen Pachtrechts zu-
sammengestellt, welche Landwirtschaft Aargau im
Jahr 2017 bearbeitet hat.
Gegenüber dem Vorjahr war die Fallzahl geringer. Die
Komplexität der Fälle nimmt jedoch stetig zu. Landwirt-
schaft Aargau setzt sich dafür ein, dass für alle betrof-
fenen Parteien sowie für die Landwirtschaft jeweils eine
gute Lösung gefunden werden kann. Ausserhalb der
Verwandtschaft wurden rund 319 ha Land und elf land-
wirtschaftliche Gewerbe veräussert. Gegenüber dem
Vorjahr wurden weniger einzelne Grundstücke, dafür
vermehrt ganze Landwirtschaftsbetriebe verkauft. In
den Gemeinden mit laufenden Landumlegungen kann
ein höherer Landhandel festgestellt werden.
Es ist damit zu rechnen, dass mit der Anpassung
der Anleitung für die Schätzung des landwirtschaft-
lichen Ertragswerts per April 2018 die Gesuche um Fest-
legung der Belastungsgrenze wieder ansteigen.
Anpassungen von Pachtzinsen können auf das nächste
Pachtjahr verlangt werden. Entsprechende Bewilli-
gungsgesuche folgen somit erst im Jahr 2019. Die
Anzahl Geschäfte im Fachbereich Boden- und Pacht-
recht zeigt nach wie vor eine rege Tätigkeit und Bewe-
gung rund um den landwirtschaftlichen Bodenmarkt mit
seiner sehr hete rogenen Teilnehmerschaft. Landwirt-
schaft Aargau nimmt dabei eine Schlüsselrolle zwischen
den ver schiedenen Partnern in diesem Netzwerk ein.
Daniela MeierBodenrecht / Pachtrecht
Am Puls des landwirtschaftlichen Bodenmarkts 2017
Bodenrecht 2017 2016
Anzahl LN ha Preis* Anzahl LN ha Preis*
Geschäfte 1’331 1’503
Erworbene Grundstücke (landwirtschaftliche Grundstücke inklusive Gebäude) 210 318,81 37,18 240 402,76 38,993
Erworbene Gewerbe 11 166,56 23,08 6 76,92 9,21
Entlassungen aus BGBB 79 93
Zerstückelungen 112 163
Pfandverträge genehmigt 245 289
Belastungsgrenzen festgelegt 37 65
Beschwerden 0 1
*in Mio Fr.
Pachtrecht 2017 2016
Anzahl Anzahl
Geschäfte 125 127
Bewilligte verkürzte Pachtdauer 76 77
Genehmigte Pachtzinse (landwirtschaftliche Gewerbe) 11 10
Bewilligte parzellenweise Verpachtung 11 16
Beschwerden 0 0
Landwirtschaft Aktiv 2018 19
Die Othmarsinger Gemeindeversammlung sprach
sich deutlich für die Durchführung der 3,8 Millio-
nen teuren Modernen Melioration aus. Grund für
das positive Abstimmungsergebnis ist das grosse
öffentliche Interesse am Projekt.
Am 17. November 2017 befürwortete die Othmarsinger
Gemeindeversammlung mit 79 Ja- und 40 Nein-Stim-
men die Durchführung einer Modernen Melioration.
Nebst der Realisierung von landwirtschaftlichen, raum-
planerischen und ökologischen Zielen lassen sich durch
gezielte Massnahmen in der Flur zukünftige Über-
schwemmungen des Siedlungsgebiets verhindern. Der
Gemeinde bleiben dank Subventionen von Bund und
Kanton Kosten in Millionenhöhe erspart.
Landumlegungs- und Pachtlandarrondierungs-
potenzial
2013 beauftragte der Gemeinderat ein Ingenieurbüro
mit der Erarbeitung einer Vorplanung. Der Meliorations-
perimeter leitet sich aus der landwirtschaftlichen
Nutzung ab, umfasst rund 140 ha und besteht aus 318
Parzellen. Das Grundeigentum liegt zerstreut vor und
die Bewirtschaftungsparzellen weisen ungünstige For-
men auf. Um die Produktionsbedingungen und die
Erschliessung zu verbessern und eine rationelle Be-
wirtschaftung gewährleisten zu können, besteht ein
Landumlegungs- und Pachtlandarron dierungspotenzial.
Geplante Massnahmen
Das Flurwegnetz wird an die Bedürfnisse moderner
Landmaschinen angepasst. Indem die Wegnetzdichte
reduziert wird, werden die Schlaglängen vergrössert
und der Wegunterhalt verkleinert. Nach Niederschlä-
gen fliesst das Wasser nur langsam ab und die Böden
vernässen. Darum werden mittels Kanal-TV-Aufnah-
men Zustandserfassungen des Entwässerungssystems
durchgeführt um die Vernässungsproblematik zu lösen.
Mit der Öffnung des Gislisbergbachs erhöht sich die
Abflusskapazität und das von ihm ausgehende Hoch-
wasserschutzdefizit wird eliminiert. Gleichzeitig werden
dadurch die ökologische Vernetzung und die Naherho-
lung gefördert.
Unwetter beeinflusste Planung massgeblich
Die Vorplanungsakten waren für die öffentliche Auflage
bereit, als am 8. Juni 2016 innert zwei Stunden 90 Mil-
liliter Niederschlag pro Quadratmeter fielen. Bedingt
durch die aussergewöhnlich intensiven Niederschläge
und weil der Boden diese enormen Wassermassen
nicht aufnehmen konnte, wurde insbesondere das Sied-
lungsgebiet durch zufliessendes Oberflächenwasser
überschwemmt – mit gravierender Schadenfolge. Ba-
sierend auf der Ereignisdokumentation des Unwetters
wurde die Vorplanung nochmals gezielt überarbeitet.
Ergänzt wurden allfällige Retentionen im Bereich der
Wasseraustrittsstelle am Wald. Im Rahmen der Moder-
nen Melioration wird darauf geachtet, dass neue Wege
Othmarsinger Gemeindeversammlung befürwortet Moderne Melioration
Mit einer Modernen Melioration werden Massnahmen zur Umsetzung der Interessen von Landwirtschaft, Natur und Bevölkerung koordiniert geplant und gemeinsam realisiert.
Feldbegehungen zeigten ein sanierungsbedürftiges Wegnetz.
Landwirtschaft Aktiv 2018 20
hangparallel angelegt werden. So wird verhindert, dass
das Oberflächenwasser kanalisiert ins Baugebiet fliesst.
Zudem wird eine hangparallele Bewirtschaftung er-
möglicht, wodurch sich die Infiltrationskapazität erhöht
und der Oberflächenabfluss verglichen mit einer hang-
senkrechten Bewirtschaftung reduziert wird. Mit dem
Neubau eines Schroppenwegs kann das Oberflächen-
wasser zurückgehalten werden und zugleich entsteht
eine Nutzungsentflechtung zwischen dem Landwirt-
schafts- und dem Anwohnerverkehr. Dank der Revita-
lisierung des Gislisbergbachs wird das Wasser ebenfalls
frühzeitig gefasst.
Öffentlicher Nutzen
Moderne Meliorationen sind üblicherweise durch ein
grosses öffentliches Interesse charakterisiert. Aufgrund
der Ergänzung von Massnahmen, um in Zukunft Schä-
den wie jene der Unwetterereignisse vom Juni 2016 zu
verhindern, erhöhte sich der Nutzen für die gesamte
Bevölkerung. Weil durch Massnahmen in der Landwirt-
schaftszone die Bevölkerung im Siedlungsgebiet stark
profitiert, ist der Nutzen des Projekts für Othmarsingen
ausserordentlich gross. Dank hohen Subventionen sei-
tens Bund und Kanton spart die Gemeinde Kosten in
Millionenhöhe.
Gemeinderat führt das Projekt durch
Im Kanton Aargau bisher neu ist, dass das Projekt
nicht durch eine Genossenschaft mit einer Ausfüh-
rungskommission realisiert wird. Stattdessen wird der
Gemeinderat eine beratende Kommission einsetzen,
in welcher nebst Landwirtinnen und Landwirten, ei-
nem externen Präsidenten auch Mitglieder der Forst-
und Ortsbürgerkommission sowie dem Natur- und
Vogelschutzverein vertreten sein werden. Sobald die
Technische Leitung, die nach selektivem Submissions-
verfahren bestimmt wird, feststeht, beginnt die Grund-
lagenbeschaffung für das Generelle Projekt.
Strukturverbesserungsmassnahme Moderne
Melioration
Bei einer Modernen Melioration handelt es sich um ein
Grossprojekt zur Erhaltung, Gestaltung, Förderung und
Entwicklung des ländlichen Raums. Solche Strukturver-
besserungsmassnahmen werden unter Berücksichti-
gung der Anliegen von Landwirtschaft, Bevölkerung,
Infrastruktur, Landschaft und Ökologie koordiniert ge-
plant und umgesetzt. Ein Hauptziel bildet dabei die Op-
timierung der Betriebsstrukturen und der landwirt-
schaftlichen Nutzflächen.
Maëlle MühlethalerStrukturverbesserungen
Geschätzte Kostenverteilung der 3,8 Millionen Franken der Modernen Melioration Othmarsingen
5 % Grundeigentümer
24 % Gemeinde
1 % Abteilung Landschaft und Gewässer
34 % Landwirtschaft Aargau
36 % Bunderamt für Landwirtschaft
Landwirtschaft Aktiv 2018 21
Frost, Fragen und Fronttage
Wer hätte gedacht, dass das Jahr 2017 das
Vorjahr bezüglich Wetterkapriolen und Brisanz
der agrar- und umweltpolitischen Diskussionen
übertreffen würde? Den Spätfrost Ende April
und die gespenstig anmutenden Bilder von
brennenden Frostkerzen in nächtlichen Rebber-
gen wird wohl kaum jemand so schnell verges-
sen. Aber auch die Diskussionen rund um die
Abstimmung über die Ernährungssouveränität
und insbesondere die bundesrätliche Interpreta-
tion hat die Landwirtschaft zu spüren bekom-
men. Das vergangene Jahr hat die Bauernfamili-
en, aber auch uns Liebegger gehörig gefordert.
Denn zusätzlich zum gut ausgelasteten Tagesge-
schäft waren viele neue Fragestellungen und
Projekte zu bearbeiten.
22 Bildungsgänge mit über 350 Lernenden, rund
22’000 Kursteilnehmerhalbtage, 18 Arbeitskreise,
gegen 800 Beratungsfälle und 26 Praxisversuche
sind beachtliche Kennzahlen zum Liebegger Tages-
geschäft im Jahr 2017. Der Wissenstransfer gehört
zu den Kernaufgaben unserer Institution, blanke Zah-
len tragen dem Wandel und der Dynamik in unserem
Alltag aber nur ungenügend Rechnung. Die Land-
wirtschaft ist wie kaum eine andere Branche klima-
tischen, technischen und politischen Einflüssen aus-
gesetzt, die sich im vergangenen Jahr in hohem
Mass kumuliert haben.
Frost
Ende April haben zwei aufeinanderfolgende Spätfros-
te in den Spezialkulturen mit grossem Vegetationsvor-
sprung grosse Schäden angerichtet. Dank den Lieb-
egger Messstationen konnten die Produzenten zwar
rechtzeitig informiert werden, die technischen Vor-
beugemassnahmen waren für solche Extremereig-
nisse aber leider sehr begrenzt. Mit Ernteausfallschät-
zungen und administrativen sowie strategischen
Beratungsleistungen haben die Liebegger Fachspezi-
alisten versucht, den betroffenen Betrieben eine mög-
lichst gute und effiziente Unterstützung zu bieten.
Zudem wurden vorausschauende Weiterbildungs-
angebote zu Themen wie Pflegemassnahmen bei ge-
schädigten Kulturen und Frostprävention ins Liebeg-
ger Kursprogramm aufgenommen. Weil die Einflüsse
der Klimaveränderung auf unsere angestammten Kul-
turen spürbar zunehmen, wird das Thema natürlich
auch in unserem Netzwerk mit Forschungs- und an-
deren Partnerorganisationen intensiv diskutiert. Ziel
ist die Wissensgenerierung mit praktischem Nutzen
für zukünftige Ereignisse dieser Art.
Fragen
Die aktuellen Entwicklungen rund um die Landwirt-
schaft werfen viele Fragen auf. Der steigende Druck
auf die Produzentenpreise verbunden mit sinkender
Wertschöpfung, aber auch die schnell fortschreiten-
de Digitalisierung fordern praxistaugliche Lösungs-
ansätze. Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg
hat diese Themen im Rahmen von verschiedenen
Projekten aufgenommen und nutzbringende Erfah-
rungen gesammelt. Die Analyse der Warenflüsse in
den Aargauer Gemeinschaftsgastronomiebetrieben
hat gezeigt, dass mit Bündelung und Sichtbarma-
chung des Produkteangebots deutlich mehr Wert-
schöpfungspotenzial für die Landwirtschaftsbetriebe
vorhanden wäre. Ein ähnliches Fazit konnte aus dem
Gastauftritt am Schweizerischen Regionalprodukte-
wettbewerb gezogen werden: Die Aargauer Regio-
nalprodukte gehören zur nationalen Spitze. Häufig
fehlt es aber noch an effizienten Absatz- und Ver-
marktungsstrukturen.
Das Projekt Fernerkundung befasste sich mit den Fra-
gestellungen rund um die Erfassung von Kulturen-
Weiterbildung mit Landwirtinnen und Landwirten.
Landwirtschaft Aktiv 2018 22
daten als Grundlage für einen optimalen Hilfsstoff-
einsatz und präzise Ernteentscheidungen. Der
unbemannte Elektrosegler hat im Praxisversuch im
Vergleich zu Drohnen gute Resultate gebracht und
könnte ein Lösungsansatz sein, die Datenerfassungs-
kosten zu senken und damit die Effizienz der Produk-
tion zu erhöhen. Diese beiden Projektbeispiele stehen
stellvertretend für viele weitere kleinere und grössere
Projekte im Jahr 2017 – alle mit der Zielsetzung, die
Bauernfamilien bei ihren täglichen und zukünftigen
Herausforderungen möglichst gut zu unterstützen.
Fronttage
Auch im Jahr 2017 haben die Liebegger Mitarbeiten-
den unzählige Tage an der Kundenfront geleistet, sei
es als Lehrer, Kursleiter, Berater, Arbeitskreismode-
rator, auf dem Ausbildungs- und Versuchsbetrieb, im
Schulgarten, am Sekretariatsempfang am Buffet im
Tagungszentrum oder im Reinigungsdienst. Das
Aargauer Kompetenzzentrum für Landwirtschaft,
Hauswirtschaft und Ernährung funktioniert nur dann
gut, wenn jeder und jede an ihrem Platz sein Bestes
gibt. Es ist deshalb auch der Verdienst jedes einzel-
nen Mitarbeitenden, dass die Liebegg im Jahr 2017
trotz Mehraufwand bei der Frostbewältigung und vie-
len neuen Fragestellungen wiederum einwandfrei
funktioniert hat. Wir freuen uns, auch im 2018 für Sie
da zu sein!
Hansruedi HäfligerDirektor Landwirtschaftliches Zentrum Liebegg
Rechtzeitige Frostberegnung konnte Schäden teilweise verhindern.
Landwirtschaft Aktiv 2018 23
Pferd und Raumplanung – eine enge Verflechtung
Der Liebegger Pferdetag ist seit der Erstausgabe
im Jahre 2012 ein wichtiger Begegnungsort für
Pferdehalterinnen und -halter in- und ausserhalb
des Kantons Aargau. Aktuelle Themen rund
um die Pferdehaltung gepaart mit praxisnahem,
fundiertem Wissen sind wichtige Erfolgsgaran-
ten dieser Tagung.
Die Raumplanung sorgte am Liebegger Pferdetag vom
3. November 2017 für viel Diskussionsstoff. Peter Hänzi
ist bei Landwirtschaft Aargau (LWAG) für Baugesuche
und Raumplanung zuständig. Er erklärte die bestehen-
de Praxis im Umgang mit Baugesuchen und zeigte die
Möglichkeiten und Grenzen von heute und in Zukunft
auf. Während dem Referat bestätigte sich, dass Raum-
planung und Pferdehaltung enger miteinander verfloch-
ten sind, als der erste Eindruck es vermuten liesse. Das
wachsende Bedürfnis vieler Halter, den Pferden mehr
Bewegung und Sozialkontakt zu ermöglichen, verlangt
nach grossen Bewegungsflächen, auch um dem Kon-
zept der Aktivställe gerecht zu werden. Das Konzept des
Aktivstalls basiert auf den verschiedenen Funktionsbe-
reichen für Pferde, die räumlich möglichst weit vonei-
nander getrennt sind und somit die Pferde zur vermehr-
ten Bewegung motiviert werden.
Die Revidierung des Bundesgesetzes über die Raum-
planung (Raumplanungsgesetz, RPG; SR 700) im Jahr
2014 brachte für die Pferdehaltung ausserhalb der Bau-
zone diverse Lockerungen mit sich. Aus diesen Über-
legungen hat LWAG das Merkblatt «Pferd und Raum-
planung» herausgegeben. Dieses Merkblatt unterstützt
Betriebe im Kanton Aargau bei Bauvorhaben. Es wer-
den Kriterien aufgezeigt, unter denen Stallungen und
Infrastrukturanlagen realisiert werden können.
Neue bauliche Massnahmen sind jedoch nur für das
landwirtschaftliche Gewerbe zonenkonform. Kleinere
bäuerliche Betriebe (unter 1 Standardarbeitskraft (SAK))
haben die Möglichkeit, in bestehenden Bauten und An-
lagen bauliche Massnahmen für die Pferdehaltung zu
tätigen. Für die tiergerechte Haltung sind allwettertaug-
liche Ausläufe bei allen Betriebstypen zulässig. Plätze
für die Nutzung, die dem Training und der Bewegung
der Pferde dienen, sind ausschliesslich dem landwirt-
schaftlichen Gewerbe vorenthalten und dürfen maximal
800 m² gross sein.
Auslaufflächen, welche über das Tierschutzgesetz
(TSchG) vom 16. Dezember 2005 hinausgehen, können
häufig nicht realisiert werden, da der Schutz der
Fruchtfolgeflächen einen höheren Stellenwert ge-
niesst. Mit der Annahme der Ernährungssicherheit s-
initiative hat sich dieser Trend weiter verstärkt und die
gegenläufigen Interessen zwischen Raumplanung und
Pferdehaltung werden auch nach der nächsten Teil-
revision des RPG bestehen bleiben. Sind Bau vorhaben
in Planung, sollten sie demnach frühzeitig auf die
Realisierbarkeit überprüft werden, damit keine unnö-
tigen Überraschungen auftreten.
Manuel EnderTierhaltung
Pferdefreundliche Stallungen.
Landwirtschaft Aktiv 2018 24
Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg
fördert mit innovativen Aprikosenproduzierenden
den modernen Aprikosenanbau Aargau (AAA+)
für die Direktvermarktung. Dank dem erwor-
benen Wissen aus einer Fach reise und der
Gründung des Arbeitskreises (AK) «moderner
Apri kosenanbau Aargau» sind wir überzeugt,
die gesteckten Ziele erreichen zu können.
Interview Bruno Wirth, Aprikosenproduzent aus
Olsberg AG
Herr Wirth, ist die Aprikosenproduktion bei
Ihnen rentabel?
Noch nicht, aber mich fasziniert diese attraktive Frucht
schon seit Jahren. Die Aprikose ist die perfekte Werbe-
trägerin für meine Obstprodukte und passt in mein
Obstsortiment.
Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg ist
überzeugt vom kostenintensiven modernen
Aprikosenanbau Aargau (AAA+) und konnte
Teilnehmende für die Aprikosenfachreise Wallis
und Frankreich 2017 und den AK «moderner
Aprikosenanbau Aargau» gewinnen. Reiner
Zufall oder haben Sie eine Erklärung dazu?
Der moderne Tafelkirschenanbau in den 90er-Jahren
war auch sehr kostenintensiv. Wenn der Kanton
Aargau den Stellenwert in der Steinobstproduktion
halten will, braucht es ein weiteres Standbein im
Steinobstbau. Dafür ist die Aprikose prädestiniert. Die
Liebegg schaut voraus und verfolgt die Entwicklung
der Aprikose auf nationaler und internationaler Ebene.
Mit der Fachreise Aprikosen haben die Obstspezialis-
ten bewusst die Steinobstprofis aus Forschung, Be-
ratung und Produktion zusammengeführt, damit
möglichst viel Fachwissen generiert werden kann.
Der Arbeitskreis «moderner Aprikosenanbau Aargau»
war absehbar und zeigt, dass die Aprikosenprodukti-
on für die Direktvermarktung im Aargau eine Chance
hat. Die Aprikose bringt Schwung in den Aargauer
Obstbau.
Hat die Aprikose Absatzchancen? Welche Trümpfe
haben wir im Aargau?
Ja, mit aromatischen und attraktiven Aprikosen. Der
Aargau hat innovative Kern- und Steinobstprofis.
Sie sind Mitglied des AK «moderner Aprikosen-
anbau Aargau». Welche Vorteile sehen Sie in
diesem AK und warum sind Sie beigetreten?
Mit dem Arbeitskreis sind wir effizienter und können
viele Praxisversuche auf mehreren Betrieben gleich-
zeitig machen, können den Wissensvorsprung halten
und Synergien bündeln. Die Liebegg gibt neuen Schub
im Aprikosenanbau.
Daniel SchneggObstbau
Aargauer Aprikosen – aromatisch, attraktiv und verführerisch
Im Aargau sollen in Zukunft vermehrt aromatische Aprikosensorten gedeihen.
Bruno Wirth, Aprikosenproduzent aus Olsberg AG.
Landwirtschaft Aktiv 2018 25
Ob als Ehepaar oder in einer Betriebsgemein-
schaft – viele landwirtschaftliche Betriebe im
Kanton Aargau werden partnerschaftlich ge-
führt. Kommunikation, Arbeitsteilung oder das
Übernehmen von Verantwortung sind dabei
wichtige Schlüsselfaktoren für den Erfolg. Die
Weiterbildung «Zäme zom Erfolg» setzt genau
bei diesen Themen an.
Die erste Veranstaltung der Weiterbildung «Zäme zom
Erfolg» fand im Oktober 2017 statt. Jährlich findet ein
Weiterbildungstag statt und Themen der Zusammen-
arbeit werden aufgegriffen. Um mit gutem Beispiel vo-
ranzugehen, haben sich für diese Weiterbildung drei
Liebegger Fachpersonen aus den Bereichen Hauswirt-
schaft, Tierhaltung und Agrarwirtschaft zusammenge-
tan. Ziel der Weiterbildung ist es, die weichen Faktoren
in den Mittelpunkt zu stellen.
Die erste Veranstaltung stellte die Teilnehmenden vor
die Herausforderung, über die eigenen Kompetenzen
zu diskutieren. Sozial-, Führungs-, Methoden- und Fach-
kompetenz sind gefragt in der täglichen Zusammenar-
beit und im Umgang miteinander. Hinzu kommt die
grundlegende Selbstkompetenz, die das Verhalten we-
sentlich beeinflusst. Die Teilnehmenden analysierten
paar- oder gruppenweise, welche Kompetenz wie stark
auf dem Betrieb verlangt wird und wie viel sie selber
von den einzelnen Kompetenzen mitbringen. Während
dem gemeinsamen Mittagessen konnten aus der Ana-
lyse Massnahmen für die Zukunft abgeleitet und kon-
kretisiert werden. Im Verlaufe der Analyse wurden da-
durch Themen diskutiert, welche am Mittagstisch zu
Hause kaum zur Sprache kommen.
Der nächste Weiterbildungstag wird weitere Themen
aufgreifen, welche für den gemeinsamen Erfolg wichtig
sind. Ein zentrales Merkmal der Weiterbildungstage
«Zäme zom Erfolg» ist, dass genügend Zeit für die Dis-
kussionen unter Betriebsleiterpaaren reserviert ist.
Durch die Vermittlung der Theorie und dem Aufzeigen
von möglichen Werkzeugen und Lösungsansätzen,
kann jeder Betrieb die eigene Situation analysieren und
Lösungen finden. Wir freuen uns auf zahlreiche Anmel-
dungen für die nächste Veranstaltung. Genauere Infor-
mationen können im Weiterbildungsprogramm des
Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg entnommen
werden.
Peter EstermannAgrarwirtschaft
Zäme zom Erfolg
Das gemeinsame Planen ist die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Landwirtschaft Aktiv 2018 26
Der Haushaltservice Aargau vermittelt Dienst-
leistungen rund um den Haushalt. Dabei treffen
die Mitarbeiterinnen vor Ort unterschiedliche
Situationen an: den gut strukturierten Haushalt
mit klaren Vorgaben, aber auch Spontaneinsätze,
wo Flexibilität und Organisationstalent gefragt
sind. Im Herbst 2017 trafen sich die Mitarbeite-
rinnen des Haushaltservice Aargau zu einer
Weiterbildung am Landwirtschaftlichen Zentrum
Liebegg in Gränichen.
Im Zentrum der diesjährigen Mitarbeiterschulung war
die Thematik «Arbeitsabläufe». Einen Arbeitsablauf
braucht es immer, egal ob der Kunde oder die Mitar-
beiterin einen Arbeitseinsatz plant. Alle Mitarbeiterin-
nen vom Haushaltservice Aargau verfügen über Rei-
nigungserfahrung und wissen, dass die Aussage
«reinigen kann jeder» nicht stimmt. Die Wichtigkeit,
routiniertes Wissen aufs Papier zu bringen, hat viele
Vorteile. Dokumentierte Arbeitsabläufe helfen, Zeit
und Ressourcen zu sparen. Ausserdem kann man mit
detaillierten Arbeitsabläufen bei Bedarf rasch neue
Mitarbeitende einarbeiten. Abläufe können als Check-
listen eingesetzt werden und helfen zu überprüfen, ob
nichts vergessen wurde. Sie zeigen die Komplexität
einzelner Reinigungsarbeiten.
Als Einstieg ins Thema hatten die Teilnehmenden die
Aufgabe, einen Stuhl zu reinigen. Diese augenschein-
lich simple Aufgabe gab viel zu reden. Themen wie
Ergonomie, Einrichten des Arbeitsplatzes, Wahl der
richtigen Reinigungsmittel und -textilien, Ökologie
und Ökonomie wurden rege diskutiert. Nach dieser
Aufwärmübung wurde in Gruppen weitergearbeitet.
Die Teilnehmenden erstellten anhand von konkreten
Beispielen professionelle Arbeitsabläufe. In Gruppen
wurden Themen wie Fensterreinigung, Bügeln, Bad-
reinigung mit WC und Nasswischen von Böden dis-
kutiert und notiert. Im Plenum wurden die Notizen
präsentiert sowie Tipps und Tricks ausgetauscht. Da-
bei kamen auch Themen wie die persönliche Schutz-
ausrüstung und die Unfallverhütung zur Sprache:
Wann sind Handschuhe zwingend nötig, warum sind
geschlossene Schuhe wichtig und weshalb der Aus-
wahl der richtigen Hilfsmittel genügend Zeit einge-
räumt werden soll.
Eine Erkenntnis aus dem Kurs war, dass sich die Ma-
terialien und Oberflächenbehandlungen in den letzten
Jahren stark verändert haben. Um Materialschäden
zu vermeiden, müssen Behandlungsmittel zwingend
richtig eingesetzt werden und Gebrauchsanweisun-
gen sorgfältig gelesen und befolgt werden. Eine be-
sondere Herausforderung für die Mitarbeiterinnen ist
diesbezüglich, dass sie in jedem Haushalt andere Be-
dingungen vorfinden.
Solche Weiterbildungen und Austauschmöglich-
keiten geben Sicherheit und Motivation für den
Arbeitsalltag.
Ursula RichnerHauswirtschaft
Weiterbildung Haushaltservice Aargau
Die Wahl des richtigen Reinigungsmittels ist zentral.
Landwirtschaft Aktiv 2018 27
Die Welt des Essens verändert sich ständig.
Food Blogger oder Starköche überraschen immer
wieder mit neuen Ideen und Kombinationen von
verschiedenen Nahrungsmitteln.
Ein Trend ist etwas, das plötzlich alle kennen oder wo-
von alle reden. Spannend ist, dass einige Spitzenköche
ihre neuen Ideen präsentieren und plötzlich redet die
halbe Schweiz davon. Beispielsweise gab es vor zehn
Jahren kein grosses Angebot an Federkohl, heute kön-
nen wir Federkohl fast überall erwerben. Auch Pastina-
ken oder Topinambur waren plötzlich wieder in aller
Munde. Bei neuen Trends werden viele verschiedene
Gemüse und Früchte und eher weniger Fleisch verwer-
tet. Es entstehen neue Kombinationen und vielfältige
Rezepte, die mühelos an die eigenen Bedürfnisse ange-
passt werden können.
Eine neue Strömung sind die sogenannten Locavoren
oder «Nah-Esser». Aus Umweltschutzgründen versu-
chen die Locavoren regionale und saisonale Lebensmit-
tel zu essen. Die sogenannten «Nah-Esser» konsumie-
ren Lebensmittel aus der nahen Umgebung. Verkürzte
Transportwege und eingesparte Energie sind die Haupt-
argumente dafür. Diskussionsstoff ergibt sich aus der
teilweise sehr unterschiedlichen Definition von Region.
Am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg ernten
wir seit vielen Jahren aus unserem Schulgarten Ge-
müse, Früchte, Kräuter und Gewürze. Frisches Gemü-
se und Früchte werden in der Küche zu feinen Essen
verarbeitet. Überschüsse werden konserviert und so-
mit ist ein grosser und vielfältiger Vorrat vorhanden.
Im Winter planen wir die Vorräte ein und profitieren
von der Arbeit des Herbstes. Im Bereich Ernährung
bieten wir seit vielen Jahren Kurse und Referate zu
diesen Themen an.
Marlis HodelHauswirtschaft
Trends in der Küche
Saisonal und speziell, aber fein – Siedefleischsalat mit Erdbeeren.
Meine Meinung
«Ich finde es interessant,
wie regionale und saisonale
Produkte verwendet wer
den. Man bekommt Ideen,
was man mit unseren
Nahrungsmitteln noch
zubereiten kann und wie
man sie verarbeitet. Oft ist
man so fest gefahren und
kocht immer dieselben Gerichte. Dabei gibt
es so viele neue Möglichkeiten. Beim Kurs
«Ruckzuck aus einem Topf» waren die Lage
rungs und Produkt einfos ebenfalls sehr
lehrreich und interessant. Mir und meinen
Freundinnen gefällt auch die gute Stimmung
bei den Kursen und dass man so viele
verschiedene Gerichte ausprobieren kann.
Wir kommen bestimmt wieder!»
Sabine SpeckReinach
Landwirtschaft Aktiv 2018 28
Der ausserordentliche Frost im April 2017 hat
schweizweit grosse Ernteausfälle verursacht.
fondssuisse unterstützt stark betroffene Obst-,
Beeren- und Weinbaubetriebe mit Beiträgen an die
massiven Ertragsausfälle. Schweizweit sind rund
500 Gesuche für Schäden von über 70 Millionen
Franken gestellt worden. Der fonds suisse unter-
stützt stark betroffene Landwirtschaftsbetriebe
im Aargau mit 1,78 Millionen Franken.
fondssuisse hilft dort, wo keine anderen Stellen oder
Organisationen Hilfe leisten. Schäden bei Dürre, Näs-
se oder Frost werden von fondssuisse üblicherweise
nicht berücksichtigt, denn sie gehören zu den norma-
len Witterungsbedingungen. Beim Frühjahrsfroster-
eignis 2017 handelte es sich aber um ein extremes,
lange nicht vorgekommenes Ereignis mit ausseror-
dentlichen Schäden, die zum grössten Teil nicht versi-
cherbar waren.
43 Gesuche aus dem Aargau über eine Spezialkultur-
fläche von 240 Hektaren und einer Schadenssumme
von sieben Millionen Franken gingen am Landwirt-
schaftlichen Zentrum Liebegg ein. Deren Fachspezia-
listen bearbeiteten und vervollständigten die Gesuche
und leiteten sie schliesslich an fondssuisse weiter. Die
effektive Schadenssumme im Aargau liegt bei rund 20
Millionen Franken. Ein wichtiges Kriterium, um von
fondsuisse unterstützt zu werden, ist der gesamtbe-
triebliche Ertragsausfall. Er muss im Obst-, Beeren-
und Rebbau mindestens 50 % betragen. Dies im Ver-
gleich mit dem Durchschnitt der letzten vier Jahre.
fondssuisse berechnet den Produktionswert der
Früchte aus Quellen gängiger Kalkulationsprogramme
wie ARBOKOST, BEERENKOST und Referenzwerten
nach Angaben der Branchenverbände. Entsprechend
dem Stiftungszweck «Hilfe nach ausserordentlichen
Naturereignissen zur Linderung von Härtefällen und
zur Sicherung von Existenzen» wurden die Entschädi-
gungsbeiträge nach der deklarierten Schadenshöhe
des flächengewichteten gesamtbetrieblichen Verlusts
in Prozent, einem abgestuften Entschädigungsgrad
und abzüglich eines Selbstbehalts von 50 % des Pro-
duktionswerts der Fruchtarten berechnet. Im März
2018 schliesslich genehmigte fondssuisse von den 43
Aargauer Unterstützungsgesuchen rund 86 % und
überwies den Betrag von 1,78 Millionen Franken an
die Geschädigten.
Othmar EicherObstbau
Frostschäden 2017 – fondssuisse unterstützt betroffene Spezialkulturenbetriebe
Frostgeschädigte Jungfrüchte eines Kirschbaums.
Landwirtschaft Aktiv 2018 29
Digitale Beeren
Im Erdbeeranbau werden immer modernere
Maschinen eingesetzt, aber auch in der Daten-
verarbeitung hat die Digitalisierung grosse
Fortschritte gebracht. Die aromatischen Aargauer
Erdbeeren wachsen weiterhin auf dem Feld und
kommen nicht aus dem 3D-Drucker!
Im Gemüsebau arbeitet die Liebegg bereits seit 2015
mit einer Online-Datenbank für das Meldewesen.
Produzenten können ihre Meldungen per PC, Laptop
oder Handy eingeben, sofern sie Zugriff aufs Internet
haben. Das Programm wurde von den Wochenmelde-
betrieben mit Gemüse sehr positiv aufgenommen –
auf modernen Betrieben ist das Fax-Gerät längst durch
den PC abgelöst worden.
Da mehrere Schweizer Fachstellen mit Gemüse und mit
Beeren zu tun haben, lag es nahe, die Melde da-
tenplattform (MDP) um das Modul Beeren zu erweitern.
Fachliche Inputs und Bedürfnisse der Meldestellen im
Bereich Beeren wurden zusammengestellt und formu-
liert. Mit bester Unterstützung durch die Schweizerische
Zentralstelle für Gemüsebau (SZG) konnte die beauftrag-
te Firma im Frühjahr 2017 die Grundlagen für die Ta-
gesmeldungen Beeren bereitstellen. Seit Herbst gibt es
auch eine App für noch einfachere Eingabe per Handy
und Ende Jahr folgte die Flächenmeldung Beeren.
Damit haben Produzierenden und Fachstellen ein mo-
dernes Instrument zur Verfügung, um die Meldungen
einfach und effizient zu erledigen. Wochenmeldungen
bei Gemüse und Tagesmeldungen bei Beeren dienen
unmittelbar der Importregelung. Es ist somit im Inter-
esse aller Beteiligten, dass die Meldungen korrekt,
pünktlich und regelmässig erfolgen.
Daneben lassen sich die Daten nun auch einfacher
abrufen. Sei es, um Vergleiche mit dem Vorjahr oder
den Vorwochen zu machen oder die eingegebenen
Daten als Excel-File zu exportieren und weiter zu ver-
arbeiten. Noch einfacher wird es, wenn zukünftig auch
im Beerenbereich die gesamte Branche mit diesem
System arbeitet beziehungsweise die Daten mit den
notwendigen Schnittstellen verarbeitet.
Suzanne SchnieperBeeren / Gemüse
So funktioniert die Importregelung bei Beeren: Mit täglichen Meldungen werden die schweizerischen Erntemengen erfasst.
Landwirtschaft Aktiv 2018 30
Strategie Antibiotikaresistenz – Der Milchbauer stellt selektiv trocken
Wegen den zunehmenden Antibiotikaresistenzen
entstand die Nationale Strategie Antibiotikaresis-
tenzen (StAR). Zudem wurde die Verordnung
über die Tierarzneimittel (Tierarzneimittelverord-
nung, TAMV) angepasst. Die Landwirtinnen und
Landwirte reduzieren den Antibiotikaeinsatz
beim Trockenstellen der Milchkühe und setzen
weniger prophylaktische Antibiotika in der
Kälber- und Schweinemast ein.
Die Resistenzen gegenüber Antibiotika nehmen welt-
weit zu. Deshalb entstand 2015 die StAR. Das Ziel der
StAR ist, die Wirksamkeit der Antibiotika für Tier und
Mensch langfristig aufrecht zu halten. Denn übermäs-
siger und unsachgemässer Gebrauch führt zu Resis-
tenzen. Ausserdem dürfen die Tierärzte seit der Revi-
sion TAMV vom April 2016 keine Antibiotika den
Landwirtinnen und Landwirten auf Vorrat abgeben.
In der Veterinärmedizin sind vor allem die prophylak-
tischen Applikationen in der Kälber- und Schweine-
mast und das Trockenstellen der Milchkühe im Fokus.
Diese Massnahmen haben bei den Tierärztinnen und
Tierärzten und den Tierhaltenden bereits zu spürbaren
Veränderungen geführt. Viele Landwirte stellten alle
ihre Kühe mit Antibiotika trocken, weil sie sich dem
erhöhten Neuinfektionsrisiko mit Mastitiserregern be-
wusst sind. In der Galtphase regeneriert sich das Euter
der Kuh, es werden neue Milchbildungszellen aufge-
baut und die Kuh produziert Kolostrum, welches für
das Kalb essenziell ist. Diese Phase ist für die Milch-
kühe sehr wichtig. Mit dem Bewusstsein von selekti-
vem Trockenstellen setzen die Tierhaltenden weniger
antibiotische Trockensteller und dafür mehr unbedenk-
liche Zitzenversiegler ein. Dies zeigt auch die Verkaufs-
statistik der Tierklinik 24 in Staffelbach. Die Landwirtin
oder der Landwirt bestimmt zusammen mit den Tier-
arztfachkräften die optimale Trockenstellmethode für
seine Tiere. Vereinfacht gesagt werden beim selekti-
ven Trockenstellen nur noch Tiere mit Antibiotika tro-
ckengestellt, welche erhöhte Zellzahlen oder eine
Mastitisvorgeschichte aufweisen. Alle anderen Tiere
werden entweder mit einem Zitzenversiegler oder
ohne Einsatz von einem Euterschutz galt gestellt. Da-
mit ist gewährleistet, dass nur so viel Antibiotika wie
nötig eingesetzt werden so dass alle Tiere gesund in
die neue Laktation starten können.
Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg fördert das
Bewusstsein zum Antibiotikaeinsatz durch spezifische
Weiterbildungsanlässe und thematisiert selektives
Trockenstellen in den Milch-Arbeitskreisen. Das Be-
wusstsein der Landwirte zu Antibiotikaresistenzen, die
enge Zusammenarbeit mit den Tierärztinnen und Tier-
ärzten und die Verkaufszahlen der entsprechenden
Produkte sprechen für sich. Die Tierhaltenden sind
bemüht, möglichst wenig Antibiotika einzusetzen, die
Tiere selektiv trockenzustellen und gesunde, langlebi-
ge Tiere zu halten.
Rebekka FluryTierhaltung
Zitzenversiegler gewinnen an Bedeutung.
Landwirtschaft Aktiv 2018 31
Agrarpolitikabend – Pestizide, ein (Mode)Wort in aller Munde
Aktuell laufen zwei Initiativen gegen den Einsatz
von Pflanzenschutzmittel (PSM) in der Schweizer
Landwirtschaft. Einerseits die Initiative «Für eine
Schweiz ohne chemisch-synthetische Pestizide»
und andererseits die Initiative «Für sauberes
Trinkwasser». Die Initiantin der Letztgenannten,
Franziska Herren, war am diesjährigen Agrarpoli-
tikabend an der Liebegg zu Gast.
Damit ein PSM seine Zulassungen erhält, sind aufwen-
dige Tests notwendig, zum Beispiel um dessen Toxizität
auf die Umwelt überprüfen zu können. Man kann davon
ausgehen, dass heute zugelassene PSM bei sachge-
mässer Anwendung keine grenzwertrelevanten Rück-
stände im Gewässer hinterlassen. Voraussetzung ist die
Einhaltung der guten landwirtschaftlichen Praxis beim
Einsatz der PSM: Abdriftminderung durch Injektordü-
sen; Klima bei Applikationszeitpunkt beachten; keine
Applikation auf Strassen, Banketten oder Schächten;
Einhaltung der Abstandsauflagen zu Gewässern; die
Innenreinigung der Spritze inklusive Ausbringung der
Restmengen erfolgen auf dem Feld. Sofern alle genann-
ten Punkte konsequent eingehalten werden, sollten
Auswirkungen auf die Umwelt im tolerierten Bereich
liegen und gegen ein Minimum gehen.
Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz (NAP)
Die NAWA (Nationale Beobachtung der Oberflächen-
gewässerqualität) stellte fest, dass es in kleineren
Fliessgewässern PSM-Konzentrationen jenseits der
Grenzwerte gibt. Auf die Vermeidung solcher Grenzwert-
überschreitungen zielt der NAP ab. David Brugger, Lei-
ter Pflanzenbau beim Schweizer Bauernverband, nann-
te am Agrarpolitikabend verschiedene Massnahmen zur
Reduktion der Rückstände: Den Teilverzicht auf Herbi-
zide, die Reduktion der Fung izide, Eliminierung von
Punktquellen (Wasch- und Befüllungsplatz auf dem Be-
trieb), Massnahmen gegen die Abschwemmung im
Feld, verstärkte Kontrollen und eine Weiterbildungs-
pflicht für berufliche PSM- Anwender.
Für sauberes Trinkwasser
Für Franziska Herren gehen die Massnahmen, die im
NAP ausgearbeitet wurden, zu wenig weit. Als Steu-
erzahlerin ist sie nicht bereit, Landwirtschaftsbetriebe
mit Direktzahlungen zu unterstützen, welche mit dem
Einsatz von PSM die Umwelt belasten. Sie fordert:
Keine Direktzahlungen für Betriebe, welche Pestizide
einsetzen. Dabei macht die Initiative keinen Unter-
schied zwischen chemisch-synthetischen oder natür-
lichen Pestiziden, wie sie auch im Biolandbau einge-
setzt werden.
Fazit
Die Landwirtschaft ist sich ihrer Verantwortung be-
wusst und muss Massnahmen zur Verbesserung bei
der Handhabung von PSM umsetzen. Es besteht insbe-
sondere Verbesserungsbedarf im Bereich der Rück-
stände in Oberflächengewässern. Die Initiative zeigt
aber auch, dass die Landwirtschaft bezüglich des Ein-
satzes von PSM ein erhebliches Imageproblem hat. Mit
der konsequenten Einhaltung der GAP (Gute Agrarpra-
xis) und der Umsetzung der Massnahmen des NAP
muss jeder Einzelne zeigen, dass die Landwirtschaft die
Problematik ernst nimmt und auch entsprechend han-
delt. Denn wer nicht handelt, wird behandelt.
Lukas GautschiAgrarwirtschaft
Die Referierenden des Abends vor vollem Saal: v.l.n.r. Bruno Wirth, Biolandwirt in der Umstellung; Andi Distel, LZ Liebegg; David Brugger, SBV; Matjia Nuic, VSGP; Franziska Herren und Roger Gündel, Initiative für sauberes Trinkwasser; Otto Daniel, Ökotoxikologe von Agroscope.
Landwirtschaft Aktiv 2018 32
Pflanzenschutz – Ein heiss diskutiertes Thema
Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM)
bewegt die Gesellschaft. Mit dem Nationalen
Aktionsplan Pflanzenschutzmittel (NAP) begeg-
net die Landwirtschaft dieser Problematik. Der
Kanton Aargau als Wasserschloss ist besonders
gefordert und übernimmt eine Vorreiterrolle.
Der Einsatz von PSM in der Landwirtschaft steht seit
längerem im Fokus der Öffentlichkeit, der Medien und
der Politik. Zweifellos sind PSM unter Druck wie nie
zuvor. Diverse Umweltorganisationen wirken mei-
nungsbildend mit. Ein Auslöser dieser Diskussion in
der Schweiz war die Veröffentlichung der Studien der
Eidg. Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreini-
gung & Gewässerschutz EAWAG. In Gewässerproben
dieser Studien wurde ein breites Spektrum an Wirk-
stoffen gefunden, welche vor allem in der Landwirt-
schaft eingesetzt werden. Die mediale Diskussion um
Glyphosat und der dazugehörigen Studien, ob karzino-
gen wirkend, nur ein bisschen oder eben gar nicht
tragen zur weiteren Verunsicherung bei. Was in dieser
Hinsicht nun stimmt und was weniger stimmt oder gar
nicht stimmt, ist mittlerweile zu einer Glaubensfrage
geworden. Eine sachliche Diskussion basierend auf
fachlichem Wissen ist schwierig geworden.
Noch mehr Wasser auf die Mühlen der Kritiker bedeu-
ten die eingereichte «Initiative für sauberes Trinkwas-
ser» und die noch laufende Unterschriftensammlung
der Initiative «Für eine Schweiz ohne Pestizide». Zwei-
fellos wird diese Entwicklung Konsequenzen in Form
von verschärften Reglementierungen bei Politik und
den Behörden nach sich ziehen.
Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutzmittel (NAP)
Der Bundesrat hat am 6. September 2017 mit der An-
nahme des NAP den Weg zur Reduktion der Anwen-
dungen mit PSM bereits vorgegeben. In diesem Akti-
onsplan ist festgelegt, dass die Risiken beim Einsatz
von PSM halbiert und Alternativen zum chemischen
Pflanzenschutz gefördert werden sollen. Damit diese
Ziele erreicht werden können, sollen bereits bestehen-
de Massnahmen beim Einsatz von PSM ausgebaut,
sowie neue eingeführt werden. Trotz diverser Ein-
schränkungen, Auflagen und Verbote beim Einsatz von
PSM bietet der NAP nach Sicht des Bundesamts für
Landwirtschaft (BLW) auch Chancen: der Aktionsplan
erlaubt der Schweizer Landwirtschaft, sich mit der
Produktion nachhaltiger Nahrungsmittel noch besser
zu positionieren.
Der NAP wird nicht nur innerhalb der Branche, son-
dern auch in der Öffentlichkeit und den Medien kont-
rovers diskutiert. Von grösstem Interesse für das BLW
ist deshalb, Transparenz zu zeigen. Regelmässig soll
die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand der Arbei-
ten und der Umsetzung des NAP informiert werden.
Im November 2017 fand in Bern die 2. Informationsta-
gung zum NAP statt. Es wurden aktuell umzusetzende
Massnahmen vorgestellt:
• Beratungsprojekt «Pflanzenschutzmittel aus Punkt-
quellen minimieren». Dieses soll die Anwender be-
züglich der Punktquellenproblematik (zum Beispiel
gesetzeskonforme Waschplätze auf dem Betrieb)
sensibilisieren.
• Finanzielle Beteiligung des Bundes im Rahmen der
Strukturverbesserungsbeiträge bei der Umsetzung
von Waschplätzen auf dem Betrieb.
• Die neuen Ressourceneffizienzbeiträge (REB) zur
Reduktion von Pflanzenschutzmitteln im Feld-, Obst-
und Weinbau wurden vorgestellt.
Schulung der Produzierenden über die persönliche Schutzausrüstung beim Pflanzenschutzmittel-Einsatz am Tag der Spezialkulturen.
Landwirtschaft Aktiv 2018 33
Neue Ressourceneffizienzbeiträge (REB)
Zum Schutz der Umwelt, insbesondere der Gewässer
(Grund- und Oberflächenwasser), soll mithilfe der
neuen REB-Beiträge in Zuckerrüben, im Obst- und
Weinbau eine Reduktion des PSM-Einsatzes erreicht
werden. Diese Massnahmen werden finanziell durch
den Bund abgegolten. Die REB-Beiträge sind auf vier
Jahre begrenzt (2018–2021). Somit besteht bei einer
erfolgreichen Nutzung der Beiträge die Möglichkeit,
diese an die Agrarpolitik 22+ anzupassen.
Proaktive Haltung im Aargau
Im Wasserschloss Aargau mit seinen über 3000 km
Gewässer ist man besonders besorgt um die gute
Wasserqualität. In diesem Bewusstsein handelt das
Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg mit seinen Ak-
tivitäten im Bereich des PSM-Einsatzes am Puls der
Zeit und nimmt eine Vorreiterrolle ein. Diese proaktive
Haltung unterstützt vorausdenkendes Handeln und
innovative Ansätze der Produzierenden, die sich in
dem Spannungsfeld zwischen Produktion und Um-
weltschutz weiter erfolgreich bewegen wollen. Mit
über sechzig durchgeführten Weiterbildungs- und In-
formationsveranstaltungen in den letzten drei Jahren,
wurde und wird weiterhin den Produzierenden das
nötige Wissen vermittelt.
Wichtige Weichen wurden beispielsweise im Bereich
der Befüll- und Reinigungsplätze gestellt. Veranstal-
tungen für Anwenderinnen und Anwender (zum Bei-
spiel Tag der Spezialkulturen) wie auch Veranstaltun-
gen für Amtskollegen aus den Nachbarkantonen
wurden organisiert. Aktuell wird das Ressourcenpro-
jekt Precision Farming in Zusammenarbeit mit den
Kantonen Zürich und Thurgau lanciert. Das Ziel dieses
Projekts ist, den Einsatz der PSM in der Praxis durch
den Einsatz neuer Technologien und präziser Applika-
tionstechnik weiter zu optimieren und somit die nega-
tiven Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.
Andreas DistelFeldbau und Pflanzenschutzdienst
Informationsveranstaltung auf dem Feld zum Umgang mit der Abdrift-Problematik bei Pflanzenschutzmitteln.
Landwirtschaft Aktiv 2018 34
Ertragsentwicklung und erhebung im Futterbau
Am Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg wird
den heutigen Herausforderungen im Futterbau
mit einem entsprechenden Versuchswesen
begegnet. Ziel ist es, aktuelle Probleme zu
thematisieren und die Landwirtinnen und Land-
wirte über neue Erkenntnisse im Futterbau zu
informieren. Aussagekräftige Demoversuche
helfen, die Verknüpfung zwischen Theorie und
Praxis herzustellen.
In Zusammenarbeit mit Agroscope wurde eine Projekt-
arbeit lanciert, die die Ertragsentwicklung einer Natur-
wiese untersucht. Die Arbeit soll dem Landwirtschaft-
lichen Zentrum Liebegg erstmals ermöglichen, genaue
Aussagen zu den effektiv erzielten Erträgen zu ma-
chen. Weiter wird es möglich sein, den Ertrag den
verschiedenen Schnitten zuzuordnen und die Entwick-
lung der Vegetation darzustellen. Agroscope liefert
beim Projekt fachliche Unterstützung und übernimmt
die statistische Auswertung.
Langfristig sollen die von den verschiedenen Ver-
suchsstandorten erhaltenen Daten, kombiniert mit den
Wetterdaten der entsprechenden Standorte, das
Wachstum von Naturwiesen vorhersagen. Von eben
dieser Vorhersage sollen in Zukunft wiederum die
Landwirte profitieren. Aufgrund vergangener und zu
erwartender Wetter- und Temperaturverhältnisse wer-
den die Entwicklung der Pflanzen und vor allem deren
Wachstumsgeschwindigkeit besser vorhersehbar
sein. Anhand der Prognose wird es neu möglich sein,
Futterverluste zu reduzieren. Neben der Entwicklung
der Pflanzen kann das Ertragspotenzial abhängig von
Boden und Höhenstufe genauer vorhergesagt werden.
Mit den Streifenversuchen, dem Sortengarten und der
Projektarbeit Ertragserhebung auf den Naturwiesen
kann wichtiges Praxiswissen generiert werden, wel-
ches den Landwirtinnen und Landwirten im Rahmen
von Weiterbildungsveranstaltungen und Publikationen
praxisnah vermittelt wird. Der Futterbau ist eine zent-
rale Kultur auf Landwirtschaftsbetrieben mit Raufut-
terverzehrern. Das Ziel muss sein, diesen Futterbau
optimal auf den Standort und die Nutzung anzupassen,
um eine maximale Ressourceneffizienz zu erreichen.
Tobias BeelerFutterbau
Futterbau zwischen Beständigkeit und Veränderung.
Meine Meinung
«Im Futterbau werden die
Erträge im Normalfall nicht
gemessen. Ob das Jahr
ertragsmässig schlecht oder
gut war, kann man mit dem
Futtervolumen grob ein
schätzen. Der effektive
Mehrertrag oder Ertragsver
lust bleibt aber unbekannt.
Das «Schweizer GraslandBeobachtungsnetz»
hat zum Ziel, mehr Information über Gras
wachstum und Erträge im Futterbau verfüg
bar zu machen.»
Olivier HugueninAgroscope
Landwirtschaft Aktiv 2018 35
Rapsöl ist eine Erfolgsgeschichte auch für den Aargau
Jeden Frühling bereichern die leuchtend gelb
blühenden Rapsfelder das Landschaftsbild
landauf landab. Das aus den Rapskörnern ge-
presste Öl ist ausserdem eines der Pflanzenöle
mit den besten gesundheitlichen Eigenschaften.
Das positive Image von Raps führte dazu, dass
der Rapsanbau in den letzten zehn Jahren
massiv ausgebaut werden konnte. Das Landwirt-
schaftliche Zentrum Liebegg unterstützt dabei
die Landwirte mit Know-how rund um den
Anbau und die Sortenwahl.
Nachdem Rapsöl früher als Lampenöl verschrien war,
hat es in den letzten Jahren einen regelrechten Sieges-
zug angetreten. Die modernen Rapssorten sind frei
von Bitterstoffen und der gesundheitliche Wert von
Rapsöl für die kalte Küche ist ausführlich dokumentiert
und akzeptiert. Dank der Entwicklung von sogenann-
ten HOLL-Rapssorten (High Oleic Low Linolenic) mit
einem erhöhten Anteil an Ölsäure, kann Rapsöl mitt-
lerweile auch unbearbeitet zum Braten und Frittieren
verwendet werden. Dies führte auch dazu, dass die im
aargauischen Spreitenbach produzierten Zweifel Chips
seit vergangen November ausschliesslich mit Schwei-
zer Rapsöl frittiert werden und nicht mehr mit zum
grössten Teil importiertem Sonnenblumenöl.
Der Aargau ist der drittgrösste Rapsproduzent
Die Vertragsmengen zwischen den Produzierenden
und den Ölmühlen konnte in den letzten Jahren stetig
gesteigert werden. In der Schweiz betrug die Menge
2002 noch 50’000 Tonnen pro Jahr und konnte bis
heute auf stattliche 90’000 Tonnen ausgedehnt wer-
den. Mit einer aktuellen Produktion von gut 10’000
Tonnen Raps ist der Kanton Aargau der drittgrösste
Rapsproduzent hinter den Kantonen Waadt und Bern.
Versuchsbesichtigung als Plattform für aktuelles
Raps-Know-how
Die massive Ausdehnung der Rapsmenge führt dazu,
dass viele neue Landwirte in den Vertragsanbau ein-
steigen konnten. Um den Newcomern wertvolle Tipps
zu geben, engagiert sich das Landwirtschaftliche Zen-
trum Liebegg seit einigen Jahren mit Praxisversuchen
rund um den Rapsanbau. Dabei werden in Zusammen-
arbeit mit der Branchenorganisation Swissgranum und
mit der Forschungsanstalt Agroscope neue Sorten ge-
prüft und Listen mit für den Anbau empfohlenen Raps-
sorten erarbeitet. Ausserdem werden in den Versuchen
auch anbautechnische Fragen zu Untersaaten, Saat-
dichten, Düngung und anderen aktuellen Themen in
Zusammenarbeit mit dem Forum Ackerbau untersucht.
Sonja BaslerAckerbau und Versuchswesen
Gelb leuchtende Rapsfelder sind nicht nur eine Augenweide für uns Menschen, sondern auch ein Paradies für die Bienen.