lehrbuch der klassischen tibetischen schriftsprache. m.hahn. swistal-odendorf,1996 (600dpi_lossy)
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INDICA ET TIBETICA
Monographien zu den Sprachen und Literaturendes indo-tibetischen Kulturraumes
Herausgegeben von Michael Hahnunter Mitwirkung von Jens-Uwe Hartmann und Konrad Klaus
Band 10
Lehrbuchder klassischen tibetischen
SchriftspracheSiebte, korrigierte Auflage
von
MICHAEL HAHN
INDICA ET TIBETICA VERLAG • SWISTTAL-ODENDORF 1 9 9 6
Lehrbuchder klassischen tibetischen
Schriftsprache
Siebte, korrigierte Auflage
von
MICHAEL HAHN
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Indica et Tibetica Verlag • Swisttal-Odendoif • 1996
Signet: Der weiße MafijusrT (tibetisch 'Jam-dpal dkar-po, mongolisch läyan ManjusrT)aus Band 13 des mongolischen Kanjur
Die Deutsche Bibliothek - GP-Einheitsaufnahme
Hahn, Michael:Lehrbuch der klassischen tibetischen Schriftsprache7., korrig. AuflageSwisttal-Odendorf: Indica-et-Tibetica-Verl., 1996
(Indica et Tibetica ; Bd. 10)ISBN 3-923776-10-1
© Indica et Tibetica Verlag • Swisttal-Odendorf 1996
All rights reserved / Alle Rechte vorbehaltenApart from any fair dealing for the purpose of private study, research, criticism or review, nopart of this book may be reproduced or translated in any form, by print, photoprint, microfilm,microfiche or any other means without written permission. Enquiries should be made to thepublishers.
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Satz: Dagmar Becker, Albrecht Hanisch, Michael HahnHerstellung: Druckerei Jürgen Kinzel, Göttingen
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur sechsten Auflage xi
Hinweise für das Studium xiii
1.1 Das tibetische Alphabet. Die 30 Grundbuchstaben 1
2 Die Aussprache der Grundbuchstaben 2
2.1 Die Erweiterung der Grundbuchstaben im Anlaut 7
2 Subskribiertes <y 7
3 Subskribiertes aj 8
4 Subskribiertes ^ 8
5 Subskribiertes oj 9
6 Zusammenfassung zur Subskription . 9
7 Superskription 10
3.1 Präskription 14
2 Vokalzeichen 17
3 Auslautende Grapheme 18
4 Q, als Träger vokalischer Partikeln 21
4.1 Sandhiregeln 23
2 Zeichensetzung 24
3 Transliteration des DevanägarT-Alphabets 25
4 Alphabetische Anordnung 28
5.1 Satzteile 29
2 Wortarten 29
3 Wortstellung 30
4 Partikeln. Übersicht 30
5 Nominalpartikeln. Allgemeine Bemerkungen 30
6 Die Funktionen der Nominalpartikeln 32
7 Zur Herkunft der Nominalpartikeln 38.
6.1 Die Indefinitpartikel 42
2 Demonstrativpronomina 42
3 Stellung des Attributs 43
vi Inhaltsverzeichnis
4 Finalpartikeln. Allgemeine Bemerkungen 43
5 Die Finalpartikel des Aussagesatzes 45
6 Die Finalpartikel des Fragesatzes 45
7 Die Finalpartikel des Befehlssatzes 47
8 Zur Herkunft der Finalpartikeln 47
7.1 Numeruspartikeln 50
2 Stellung und Syntax der Numeruspartikeln 51
3 ^qr in der Übersetzungsliteratur 52
4 Kasuspartikeln. Allgemeine Bemerkungen 52
5 Das partikellose Nomen. Vokativ 53
6 Das partikellose Nomen. Akkusativ 54
8.1 Die Instrumentalpartikel. Form 60
2 Die Funktion des Instrumentals 60
3 Die Isolationspartikel 63
4 Das tibetische Verb. Allgemeine Bemerkungen 64
9.1 Die Stammformen des tibetischen Verbs und ihre Bedeutungen . . . . 68
2 Die Soziativpartikel 72
10.1 Die Genitivpartikel. Form 79
2 Die Funktionen des Genitivs 79
3 Die Negationsadverbien. Stellung 83
4 Die Negationsadverbien in Verbindung mit Sjsrsj" und öfe"£|' 84
5 Die Possessivpartikel. Die Adjektive q W T und y^'R' 84
6 Die Konzessivpartikel. Form 86
7 Die Konzessivpartikel nach Nomina 86
8 Die Konzessivpartikel nach Verbalstämmen 87
11.1 Die Lokativpartikeln s* und oj\ Allgemeine Bemerkungen 91
2 Die Partikel des engeren Lokativs (Lokativ I) 91
3 Die Partikel des weiteren Lokativs (Lokativ II). Einteilung 93
4 Die "dativischen" Funktionen der Lokativ-II-Partikel 93
5 Die "akkusativischen" Funktionen der Lokativ-II-Partikel 94
6 Die "lokativischen" Funktionen der Lokativ-II-Partikel 95
7 Die Lokativ-II-Partikel beim Verbalsubstantiv 96
Inhaltsverzeichni s vii
8 Die Lokativ II bei Verben 96
9 Die ablativische Funktion der Lokativ-II-Partikel 97
10 Respektvolle und elegante Redeweise 98
12.1 Die Ablativpartikeln ( W und 3j*r. Allgemeine Bemerkungen . . . . 105
2 Die Ablativpartikel 3j*T (Ablativ I) 105
3 Die Ablativpartikel ( W (Ablativ II) 107
4 Gemeinsame Funktionen von Ablativ I und Ablativ II 110
5 Personalpronomina. Einfache Formen 111
6 Personalpronomina. Zusammengesetzte Formen 113
7 Possessivpronomina 114
13.1 Die Terminativpartikel. Form 118
2 Das Verhältnis von Terminativ und Lokativ 118
3 Die "lokativischen Funktionen" des Terminativs 119
4 Die "dativischen" Funktionen des Terminativs 120
5 Die "akkusativischen" Funktionen des Terminativs 122
14.1 Die Kasuspartikeln in Verbindung mit dem Verbalstamm 132
2 Die Instrumentalpartikel in Verbindung mit dem Verbalstamm . . . . 133
3 Die Genitivpartikel in Verbindung mit dem Verbalstamm 133
4 Die Lokati v-I-Partikel in Verbindung mit dem Verbal stamm 134
5 Die Lokativ-II-Partikel in Verbindung mit dem Verbalstamm 138
6 Die Ablativ-I-Partikel in Verbindung mit dem Verbalstamm 139
7 Ausfall der Kasuspartikeln nach Verbalstämmen 139
8 Aufbau und Übersetzung komplexer Attribute 140
15.1 Die Semifinalpartikel. Form 148
2 Der verbale Gebrauch der Semifinalpartikel 148
3 Der nichtverbale Gebrauch der Semifinalpartikel 151
4 Besonderheiten 152
5 Die Koordinationspartikel. Form. Allgemeine Bemerkungen 153
6 Die koordinierende Funktion der Koordinationspartikel 153
7 Die subordinierenden Funktionen der Koordinationspartikel 155
8 Die Verbindungsartikel für Hilfsverben 156
9 Zur Herkunft der Kasus- und Gerundialpartikeln 156
viii Inhaltsverzeichnis
16.0 Verb-Verb-Verbindungen 161
1 8^-q- 161
2 3^-q- 162
3 qqvq* 163
4 9S'^ ' unc* s e i n e Entsprechungen 166
5 q w ^ " u n d ^<W^" (Durativ) 168
6 54 'q- (Emphase) 169
7 q ^ ' (Durativ) 170
8 a£v und 1« ' (Periphrastisches Perfekt) 170
9 Qßfq", QA'q' und öfc;q' (Periphrastisches Futur) 171
10 35qr Periphrastischer Imperativ) 171
11 ^ ^ " ^ (Kausativ) 172
12 ^qi$j'q# und gf (Periphrastisches Nezessitativ) 172
13 aq-q- und w q * 173
14 ^ ' q * 173
15 Siawq- 173
16 ^S^' (D e s i d e r a t i v) 1 7 3
17.1 Interrogativpronomina 177
2 Relativpronomina 177
3 Indefinitpronomina 179
4 Reflexivpronomina 180
5 Reziprokpronomina 181
6 Postpositional- und Adverbialstämme 181
7 Die Diminutivpartikel 186
8 Adverbialpartikeln 188
9 Intensivpartikel 189
10 Weitere Intensivbildungen 189
18.1 Die Kardinalzahlen von 1 bis 100. Zehnerpotenzen 194
2 Die Vielfachen der Zehnerpotenzen ab 100 196
3 Die Kollektiv- oder Multiplikativpartikel gqj' 197
4 Die Kollektivpartikeln T]# und 5fy 197
5 Das Adjektiv w q * 1986 Zusammengesetzte Zahlen über 100 198
7 Der Gebrauch von |*y 198
Inhaltsverzeichnis ix
8 Ordinalzahlen 199
9 Distributive Zahlen 199
10 Zahladverbien. Das Adverb der Ordinalzahl 199
11 Multiplikative Zahladverbien 200
12 Bruchzahlen 200
13 Stellung der Kardinalzahlen 201
14 Die Komparativpartikel * w 201
15 Die Aufeinanderfolge zweier Kasuspartikeln 201
16 Genitiv- und Instrumentalpartikeln als Futurbilder 202
17 Verbalglieder mit adverbiellem Vorderglied 203
19.1 Die Morphologie der Stammformen des tibetischen Verbs.
Vorbemerkungen 207
2 Veränderungen des Auslauts 208
3 Veränderungen des Stammvokals (Ablaut) 210
4 Veränderungen des Präfixes 211
5 Veränderungen des Basisbuchstaben 213
6 Sonderfälle 219
20.1 Einführung in die tibetische Metrik. Vorbemerkung 221
2 Aufbau der Strophen 221
3 Aufbau der Stollen. Metrische Valenz 221
4 Aufbau der Trochäen 222
5 Hilfsmittel zur Bildung einer Trochäenfolge 224
6 Zäsur 226
Lesestück I 227
Lesestück II 233
Lesestück III 246
Lesestück IV 257
Glossar 267
Register 355
Anhang 365
A: Vorwort zur ersten Auflage (1971) 365
B: Nachwort zur fünften Auflage (1985) 368
Schreibanleitung 376
Vorwort zur sechsten und siebten Auflage
Zum ersten Mal nach fast einem Vierteljahrhundert erscheint das Lehrbuch derklassischen tibetischen Schriftsprache in einer neuen und zeitgemäßen Gestalt. Ermöglichtwurde dies durch den in dieser Form nicht vorhersehbaren technischen Fortschritt, der esnach einem Jahrzehnt des Tastens und Experimentierens (beinahe) jedermann erlaubt, auchdie schwierigsten Satzaufgaben am heimischen Schreibtisch zu erledigen. Man mag mitRecht die Frage stellen, ob die damit verbundene Aufhebung einer durchaus sinnvollenArbeitsteilung zweckmäßig ist; die Vielfalt an Proben autodidaktischer Satzkunst erwecktjedenfalls oft genug Zweifel, und die professionellen Setzer mögen da noch ganz andereGefühle beschleichen. Im Falle des vorliegenden Lehrwerkes bleibt die Frage jedochakademisch, da ausgebildete Setzer, die auch die verschiedenen orientalischen Schriftenbeherrschen, heute wohl kaum noch vorhanden, geschweige denn bezahlbar sein dürften.
Seit wenigen Jahren besteht nun die Möglichkeit, auch die Druckvorlage einesBuches, in dem die tibetische Schrift verwendet wird, auf einem Computer zu erstellen.Dies bedeutet eine kaum vorstellbare Erleichterung gegenüber dem ursprünglichen "Satz"-verfahren im Jahre 1970/1, das aus der Verwendung von zwei Schreibmaschinen bestand— was damals schon einen bemerkenswerten Fortschritt darstellte und die Mühe desständigen Berechnens der für den tibetischen Text freizulassenden Stellen fast vergessenließ. Der größte Vorteil des Computersatzes liegt bekanntlich in der bequemen Korrektur-möglichkeit. Abgesehen davon und von dem generellen ästhetischen Gewinn ließ sich aufdiese Weise ein zu Recht beklagter Mangel des alten Lehrbuchs beseitigen: die für denAnfänger zu kleine Schrifttype der ersten Auflage, die das Studium schwerer machte, alses nötig war.
Es darf nicht verschwiegen werden, daß der elektronische Satz durchaus nicht dasKinderspiel ist, als das ihn die Werbung verkaufen möchte. Mit den gestiegenen Satz-möglichkeiten wachsen auch die Schwierigkeiten, und spätestens bei der Auszeichnung desTextes, bei der Wahl und der Gestaltung von Tabellen wird einem bewußt, daß niemandals Setzer geboren wird, sondern daß hier die Regeln eines Faches erlernt werden müssenwie in jeder anderen Disziplin auch. Dies ist der Grund dafür, daß sich die Überarbeitungund der Neusatz des Lehrbuchs ein Jahr lang hingezogen haben und somit fast genausolange gedauert haben wie seinerzeit die Abfassung und Niederschrift der ersten Auflage.
Die vorliegende Fassung unterscheidet sich von der fünften Auflage zwar nichtgrundsätzlich, aber doch in einer ganzen Reihe von Einzelheiten. So wurden alle Ände-rungen, die bisher in den Fußnoten oder in den "Nachträgen zur Grammatik" zu findenwaren, in den Haupttext eingearbeitet. Bei der Revision bemerkte Inkonsequenzen undFehler im Lektionenteil wurden beseitigt. Die Erläuterungen zu den Lesestücken I bis IVwurden besonders gründlich überarbeitet und finden sich nunmehr als Anmerkungenunterhalb des Textes, auf den sie sich beziehen. Großes Gewicht wurde auf die Überarbei-tung der Wörterverzeichnisse und des Glossars gelegt. In letzteres sind jetzt alle Wörteraus dem Lektionenteil übernommen worden, so daß jedes unbekannte oder vergessene Wortdort nachgeschlagen werden kann.
Auch wenn diese sechste Auflage noch nicht die grundlegende Überarbeitung desLehrbuchs darstellt, wie sie im Nachwort zur 5. Auflage angekündigt wurde und wie man
xii Hinweise für das Studium
sie nach so einer langen "Laufzeit" erwarten kann, hoffe ich doch, daß mit dieser Neuge-staltung der erste wesentliche Schritt in diese Richtung getan ist. Künftige Überarbeitungenund Anpassungen werden sich wesentlich einfacher durchführen lassen, so daß bei dernächsten Auflage vorwiegend der Inhalt, nicht mehr die formale Gestaltung den Schwer-punkt der Aufmerksamkeit bilden wird. Da an meinem neuen Wirkungskreis an derPhilipps-Universität Marburg — an der Stätte, an der ich selbst vor 32 Jahren in dasklassische Tibetische eingeführt wurde — die Vermittlung des Tibetischen wieder stärkerin den Mittelpunkt meiner Unterrichtstätigkeit gerückt ist, besteht einige Aussicht, daß dieinnere Neugestaltung des Lehrbuchs nicht so lange auf sich warten lassen wird wie dieäußere Überarbeitung. — Diejenigen, die Näheres über die eher zufallsbedingte Entstehungdieses Unterrichtswerkes wissen möchten, mögen das im Anhang abgedruckte Vorwort zuersten Auflage (1971) und das Nachwort zur fünften Auflage (1985) konsultieren.
Es ist mir eine angenehme Pflicht, auch an dieser Stelle denen zu danken, die michbei der Erstellung der Druckvorlage zur vorliegenden Auflage unterstützt haben. MeineSekretärin, Frau Dagmar Becker, hat mit großer Geduld den deutschen Text in denComputer eingegeben. Herr Albrecht Hanisch, Diplomtheologe und Studierender derIndologie und Tibetologie im 6. Semester, hat daraufhin den tibetischen Text eingefügt,selbständig eine ganze Reihe formaler Verbesserungen durchgeführt, mehrfach Korrekturgelesen und die wesentliche Gestaltung des Layouts vorgenommen. Er ist auch für dieÜberarbeitung der Wörterverzeichnisse und des Gesamtglossars sowie für das Registerverantwortlich. Die Endformatierung habe ich teils mit ihm zusammen, teils allein durch-geführt. Beim letzten Korrekturlesen haben mich meine Freunde, Kollegen und Mither-ausgeber, die Privatdozenten Dr. Jens-Uwe Hartmann und Dr. Konrad Klaus, unterstützt,ungeachtet des großen Zeitdrucks und ihrer eigenen Verpflichtungen.
Wenn die vorgenommenen inneren wie äußeren Änderungen den Benutzern diesesBuches den Zugang zum Erlernen des Tibetischen, einer durchaus nicht einfachen, aber fürdie Beschäftigung mit der tibetischen Kultur wie auch mit dem Buddhismus außerordentlichwichtigen Sprache, ein wenig erleichtert haben, dann wäre die Mühe, die sich alle alle andieser Fassung Beteiligten damit gemacht haben, reichlich belohnt. Für Hinweise aufDruckfehler, sonstige Kritik und Verbesserungsvorschläge werde ich stets dankbar sein.
Marburg und Swisttal-Odendorf, 20. August 1994 Michael Hahn
Die sechste Auflage war wesentlich schneller vergriffen, als ich es nach der bisheri-gen Nachfrage erwarten konnte. Daher blieb mir nur die Möglichkeit, das Lehrbuch imwesentlichen unverändert nachzudrucken. Der Computersatz erlaubte es allerdings, eineganze Reihe von kleineren Korrekturen ohne Veränderung des Seitenumbruchs durchzufüh-ren. Der größte Teil der Verbesserungen geht auf Hinweise von Frau Dr. Siglinde DIETZ
(Göttingen), Frau Dr. Ulrike ROESLER (Marburg) und Herrn Prof. Dr. Jens-Uwe HART-
MANN (Berlin) zurück, denen ich dafür herzlich danke.
Marburg und Swisttal-Odendorf, 1. September 1996 Michael Hahn
Xlll
Hinweise für das Studium
Der phonetische Teil der Lektionen 1-4 braucht nur dann intensiv behandelt zuwerden, wenn die Möglichkeit der Kontrolle durch einen Tibetischsprechenden gegebenist. Für die Lektüre gut edierter Texte reicht eine angenäherte Aussprache, im Notfallsogar eine deutsche Lesung der Grapheme völlig aus.
Ebenso kann der in kleinerer Schrift (Petit) gesetzte Text beim ersten Durchgangausgelassen werden, da er in der Regel speziellere Probleme behandelt.
Nach Abschluß der Lektion 18 sollte mit der Lektüre des ersten Lesestückesbegonnen werden; die Lektionen 19 und 20 sowie die bis dahin zurückgestellten Teileder Grammatik sind während dieser Lektüre nebenbei durchzunehmen.
Vor der Lektüre der Lesestücke III und IV, die einen höheren Schwierigkeitsgradaufweisen und vorwiegend für Studierende mit Sariskritkenntnissen von Interesse sind,können nach Belieben weitere leichte Texte gelesen werden. Zu nennen sind hier vorallem Udräyana, König von Roruka, Die tibetische Übersetzung des Sanskrittextes,hrsg. von Johannes NOBEL, Wiesbaden 1955, und die verschiedenen Übersetzungen desSuvarnaprabhäsottamasütra ("Goldglanzsütra") ins Tibetische, hrsg. von JohannesNOBEL, Leiden 1955-50 und 1958. Die Lektüre der Erzählung vom König Udräyanaund der Übersetzung des Goldglanzsütra aus dem Sanskrit (kürzere Fassung) wirddadurch erheblich erleichtert, daß NOBEL ihnen sehr sorgfältig ausgearbeitete Spezial-glossare beigegeben hat. Empfehlenswert sind weiter die 51 Erzählungen der tibeti-schen Version der Legendensammlung Der Weise und der Tor1, da sie nicht übermäßigviele Sachkenntnisse voraussetzen. Der durch eine Reihe von Fehlern entstelltenAusgabe von Isaac Jacob SCHMIDT2 sind jedoch die modernen Nachdrucke der Kanjur-Ausgaben von Peking, Derge, Lhasa und Urga oder aber preiswerte in Indien ge-druckte Texte vorzuziehen, die einen etwas zuverlässigeren Wortlaut bieten.
Ein ausreichendes lexikalisches Hilfsmittel für das Studium des zuletztgenanntenWerkes ist das trotz seines Alters als Gesamtleistung bis heute nicht übertroffene Wör-terbuch von August Heinrich JÄSCHKE, A Tibetan-English Dictionary, London 18813.Es wird zweckmäßigerweise ergänzt durch das Wörterbuch von Sarat Chandra DAS, A
1 Zu den Einzelheiten vgl. die Vorbemerkung zu dem Übungstext in Lektion 14 auf S.144.2 Ein seit langem angekündigter Neudruck von SCHMIDTS Text und Übersetzung samt SCHIEFNERS
Ergänzungen und Berichtigungen durch den Verlag Georg Olms, Hildesheim, ist m. W. bis jetzt nochnicht erschienen.
3 Die deutsche Erstfassung erschien in lithographierter Form bereits 1871 in Gnadau; sie wurde 1971vom Biblio-Verlag Oskar Zeller, Osnabrück, nachgedruckt. - Die englische Ausgabe ist als preiswerterindischer Nachdruck und in der handlichen, aber teuren compact edition der Rinsen Book Company,Kyoto, erhältlich.
xiv Hinweise für das Studium
Tibetan-English Dictionary, Calcutta 19021, das besonders auf buddhologischem Ge-biet viele wertvolle Ergänzungen bringt.
Das diesem Lehrbuch beigegebene Glossar enthält nicht die grammatischenPartikeln, deren Darstellung über das Register gefunden werden kann. Sonst ist es soausführlich wie möglich gehalten und gibt in nahezu allen Fällen eine Analyse zu-sammengesetzter Wörter, oft in der knappen Form einer wörtlichen Übersetzung (ineinfachen Anführungszeichen), der dann die sinngemäßen Wiedergaben folgen. Diessoll bereits dem Lernenden einen Einblick in Etymologie und Semasiologie tibetischerWörter vermitteln, um dadurch den Anteil des mechanischen Lernens zu reduzieren.
Die Verbalstämme werden im Glossar in der Regel in der Form zitiert, wieJÄSCHKE sie in seinem Wörterbuch angibt. In Zweifelsfällen wurden zusätzlich ein-heimische Verblisten und Wörterbücher konsultiert. Eine zugleich historische undsystematische Untersuchung des tibetischen Verbs, seiner Formen und Bedeutungensteht noch aus.2
Sanskritäquivalente zu tibetischen Wörtern und Ausdrücken sind immer dannangegeben, wenn sie zu einem besseren Verständnis oder zu einer Präzisierung derBedeutung beitragen. Sie betreffen praktisch nur die Lesestücke III und IV. Vgl. hierzuauch die Ausführungen Verbalkomposita mit adverbiellem Vorderglied in Lektion 18,Abschnitt 17, S. 203-4.
Am Ende des Buches (S. 374/5) findet man Hinweise auf Bezugsquellen für diemeisten der hier und weiter unten genannte zusätzliche Literatur. — In den vergange-nen Jahren ist wiederholt an mich der Wunsch nach einer zusätzlichen Hilfe beimSelbststudium herangetragen worden. Um dieser Bitte zu entsprechen, wird ab demBeginn des Wintersemesters 1996 ein Schlüssel zu den Übungen 5 bis 18 und zu denLesestücken I bis IV lieferbar sein. Dieser Schlüssel, der ca. 100 Seiten umfaßt, wirdauch noch vier kleinere Studien zur tibetischen Sprache und Wortkunde enthalten. Erkann gegen Voreinsendung oder Überweisung von 24.- DM direkt vom Verlag bezogenwerden; die Bankverbindung lautet: Postbank Köln, Konto 316650-507, Bankleitzahl370 100 50.
1 Herausgegeben von den Geistlichen Graham SANDBERG und August Wilhelm HEYDE in Calcutta.Das Werk wurde vielfach in Indien und Japan nachgedruckt, auch als compact edition.
2 Zu diesem Themenkomplex vgl. die auf S. 207, Anmerkung 1, genannte Arbeit von W. SOUTHCOBLIN.
kaca
ta
pa
tsa
va (oder wa)
ya
sa
Pasq
«j
cha
tha
pha
tsha
zara
sa
Lektion 11.1 Das tibetische Alphabet. Die 30 Grundbuchstaben
Das der einheimischen Tradition nach im Jahre 632 n.Chr. von Thon-mi Sam-
bhota geschaffene tibetische Alphabet gehört dem indischen Schriftenkreis an und ist
vermutlich in Anlehnung an die indische Guptaschrift gestaltet worden. Es besteht aus
den folgenden 30 Grundbuchstaben:
a £T| ga ^ na
E, ja ft na
^ da < na
R ba &J ma
^ dza
5J va (oder wa) ^ za a za a, 'a
oi la
^ ha \s\ a
Die hier gegebene Anordnung der Grundbuchstaben, die von der des indischen
Alphabets abgeleitet ist, wird von den europäischen und einheimischen Wörterbüchern
befolgt. — Das a, welches bei der obigen Transliteration1 der Grundbuchstaben auf
den konsonantischen Anlaut folgt2, darf eigentlich erst dann geschrieben werden, wenn
der betreffende Buchstabe durch das Silbentrennungszeichen abgeschlossen ist. Dieses
Silbentrennungszeichen wird aus praktischen Erwägungen jedoch erst in Abschnitt 3.2
eingeführt.
Neben den hier gelehrten Drucktypen der tibetischen Schrift (einheimische Be-
zeichnung ^'$<3T dbu can "mit Kopf", d.h. "mit Deckstrich") gibt es noch die viel
verwendete Kursivschrift (einheimische Bezeichnung S^'^K' dbu med "ohne Kopf",
d.h. "ohne Deckstrich") sowie eine Reihe von ornamentalen Schriftformen. Man
konsultiere hierzu im Bedarfsfall die Tafeln bei Alexander CSOMA DE KÖRÖS, A Gram-
mar of the Tibetan Language in English, Calcutta 1834, und bei Jacques BACOT,
"L'ecriture cursive tibetaine", Journal asiatique 1912, S. 5-78.3
1 Als Transliteration bezeichnet man die Umschrift einer fremden Schrift mit lateinischen Buch-
staben. Hierbei gilt, daß jedes Zeichen der Originalschrift durch ein - meist nach wissenschaftlichen
Kriterien - festgelegtes Zeichen (bzw. eine Zeichenkombination) repräsentiert wird. Im Gegensatz dazu
gibt die Transkription den Lautwert eines fremdsprachigen Wortes durch die Umschrift mit denjenigen
Buchstaben des eigenen Schrift wieder, die dessen Klang am nächsten kommen. Beispiel: russisch
43HKOBCKHH wäre Caikovskij zu transliterieren und Tschaikowski zu transkribieren.2 Eine Ausnahme bildet lediglich das ^ , dessen konsonantischer Anlaut - der harte Stimmeinsatz -
nicht geschrieben wird.3 Zur Schreibweise und -praxis vgl. die Schrifttabelle auf S. 376.
Lektion 1
Im Gegensatz zu den ersten vier Auflagen des Lehrbuchs (1971, 1972, 1974, 1981) ist seit derfünften Auflage (1985) das am weitesten verbreitete Transliterationssystem des Tibetischen über-nommen worden, das u.a. von der Library of Congress, Washington, und den großen deutschenwissenschaftlichen Bibliotheken verwendet wird. Andere verwendete Umschriftsysteme sind u.a.:das "französische" (z.T. auch in Deutschland gebraucht), das japanische" (durch die fotomecha-nischen Ausgaben des tibetischen buddhistischen Kanons verbreitet) und das in den USA dominie-rende WYLiEsche System, das ohne zusätzliche diakritische Zeichen auskommt.1
1.2 Die Aussprache der Grundbuchstaben
Im folgenden wird die Aussprache des Tibetischen im Dialekt von Lhasa be-schrieben, der sich als Verkehrssprache für ganz Tibet und die angrenzenden Gebietedurchgesetzt hat. Dabei wird lediglich die Genauigkeit angestrebt, die für praktischeZwecke erforderlich ist. Auf die feineren Nuancierungen besonders der vokalischenPhoneme2 und des Tonhöhenverlaufs kann hier nicht eingegangen werden.
Die Diskrepanz zwischen der Transliteration und der tatsächlichen Aussprache ti-betischer Wörter ist auf den ersten Blick beträchtlich. Sie ist aber keinesfalls größer alsder Unterschied zwischen Schriftbild und Klang im Französischen, und es ist im Ge-gensatz zur englischen Orthographie möglich, mit einer begrenzten Zahl von Regelndie Aussprache aller tibetischen Wörter ziemlich genau zu bestimmen.3 Dennoch bleibtdie Anfangsschwierigkeit, daß erstens eine Reihe von Phonemen neu erlernt werdenmuß und daß zweitens bei der Aussprache einer jeden Silbe die Tonhöhe (genauer: derTonverlauf) von entscheidender Bedeutung ist. Die Phonetik (Lautlehre) des Lhasa-Dialekts wird hier nicht systematisch, sondern parallel zur Einführung in die Schriftdargestellt.
Für die Aussprache der 30 Grundbuchstaben in anlautender Stellung gelten eben-so wie für die übrigen in den Abschnitten 2.1 bis 3.1 behandelten Anlautgrapheme4
zwei allgemeine Regeln:
a) Alle konsonantischen Anlaute werden zusammen mit einem nachfolgenden langen
a (phonetische Transkription: /a:/) ausgesprochen.
b) Jede der so entstehenden Silben wird entweder in einem hohen oder in einem
tiefen Ton ausgesprochen. Der Tonverlauf des hohen Tones entspricht weitgehend
dem von dt. "da" bei emphatischer Intonation ("Wo ist das Buch? Da\"). Bei der
Intonation des tiefen a-Vokals gehe man von dt. "kam" in dem Satz "Kam er? Er
1 Einige weitere gebräuchliche Umschriftsysteme für das Tibetische werden auf S. 6 vorgestellt.2 Ein Phonem ist die kleinste bedeutungsunterscheidende Lauteinheit in einer Sprache, unabhängig
von der tatsächlichen Artikulation durch den individuellen Sprecher.3 Ausgenommen von dieser Behauptung sind vor allem der Tonhöhenverlauf und die unvermeidlichen
Lautänderungen beim Aufeinandertreffen mehrerer Silben.4 Ein Graphem ("Schreibeinheit") besteht im Tibetischen aus der Kombination von einem bis zu vier
der Grundbuchstaben mit - gegebenenfalls - einem Vokalzeichen.
Lektion 1
kam." aus und verleihe dabei dem a unmittelbar vor der Aussprache des m noch
einen leichten Nachdruck: "Er kaäm."
Die Tonhöhe des auf den konsonantischen Anlaut folgenden Vokals wird grund-
sätzlich durch die graphische Form des Anlauts bestimmt. Ein hochtoniger Vokal folgt
stets auf die Grundbuchstaben
Ein tieftonigeir Vokal folgt
^ ,
stets auf die
^ .
^J5 ^5, Ü , 3b, , 5J, *n, (5^
Grundbuchstaben
*i, ^ , 2j, ®, a, ^ ^M, ^ , QJ
Zur Aussprache der einzelnen Grundbuchstaben:1
% S, ^ , R und tf werden hoch, stimmlos und ohne jede Aspiration2 ausgesprochen.
Phonetische Transkription3
Tl wie ca in frz. car; = skr. ka /ka:/
3 wie da in it. dao; = skr. ca /tqa:/
fc wie ta in frz. fa; = skr. ta / ta:/
q w i e p a in frz. /?<z/?ß; = skr. pa /pa:/
^ wie zza in it. p/zza; = skr. tsa / tsa:/
p , <3B, , *J und aS unterscheiden sich von m, 5 , ^ , J und £ nur durch die deut-
lich hörbare Aspiration, die stärker ist als im Deutschen. Phonetische Transkription:
/kha:/ , /tQha:/, / tha:/ , /pha:/ und /tsha:/
cn, E,, *v ^ und ^ unterscheiden sich von ra, s , 5 , *J und a nur durch die Tief-
tonigkeit des ihnen nachfolgenden Vokals. Die norddeutsche, d.h. aspirierte, Aus-
sprache, von ka, tscha, ta, pa und tsa gibt ihren Lautwert annähernd wieder. Phoneti-
sche Transkription: wie oben4
1 Zu den phonetischen Spezialbegriffen vgl. die Übersicht auf Seite 5.2 Aspiration: eine deutlich hörbare Behauchung, die unmittelbar auf den vorangehenden Laut folgt.3 Die Artikulation ist eine Spur weniger stark als etwa die der stimmlosen unaspirierten Verschluß-
laute im Französischen, weshalb man auch ga:, dza:, da:, ba: und dza: transkribieren könnte (soge-nannte "stimmlose Mediae"; vgl. dt. abgeben, endlich, weglaufen). Hierauf wurde im Interesse der Ein-fachheit und Übersichtlichkeit der Phonemtabellen verzichtet.
4 Ausnahme: € wird nach orthodoxer Gelehrtentradition /ndza:/ ausgesprochen. Die traditionelle Aus-sprache von € als /"dza:/ erklärt sich dadurch, daß es praktisch keine echten tibetischen Wörter mit demAnlaut € gibt. Vor € stehen in der Regel die Präskripte (Näheres zu den Präskripten in Lektion 3) 1oder ^, was beides zu dem Phonem ndz führt (vgl. S. 16), oder es ist mit dem Superskript ^ verbunden,
Lektion 1
, 7%, s und &J sind tieftonige Nasale.
c; wie dt. ng in Engel
ft wie frz. gn in campagne
<£ wie deutsches n
a & | wie deutsches m
ist ein tieftoniger bilabialer Engelaut.
|, *, und aj sind tieftonig und stimmhaft.
v^ wie dt. j in ja
^ ist ein alveolarpalataler Schwingelaut.
Er ähnelt tschech. f in Dvorak.
oj ist ein dentialveolarer Lateralengelaut2.
und a sind tieftonige stimmlose Engelaute.
^ ähnlich wie dt. ch in ich3; = skr. sa
3 wie dt. ss in
und ^ sind die hochtonigen Entsprechungen zu
Phonetische Transkription
/rja:/
/na://na:/
/ma:/
/wa:/
/ja:/
/^a:/1
/la:/
/qa:/
/sa:/
und 3 . Transkription: wie oben
ist hoch toniges deutsches h
ist tieftoniges a mit gehauchtem Stimmeinsatz
ist ein hochtoniges a mit hartem Stimmeinsatz4
/ha:/
/ha:/
/?a:/
Die 30 Grundbuchstaben des tibetischen Alphabets repräsentieren also insgesamt
23 anlautende konsonantische Phoneme, die in der nachfolgenden Tabelle 1 noch
einmal systematisch dargestellt werden.5
was zu dem Phonem ts (tieftonig) führt (vgl. S. 12). Für einfaches € wurde die erste Aussprachemög-lichkeit gewählt, wozu solche Doppelschreibungen wie €*TQ' dzam bu und ^* rg" 'dzam bu beigetragenhaben mögen.
1 Solange keine Verwechslungsmöglichkeit gegeben ist, könnte man vereinfacht auch /ra:/ trans-literieren.
2 Der vordere Teil des Zungenrückens legt sich an Zähne und Alveolen (prädorsale Zungenstellung),während das deutsche 1 apikal ist, d.h. es wird mit der Zungenspitze gebildet (lat. apex, Spitze)!
3 Bei der tibetischen Aussprache dieses Lautes geht der Luftstrom nicht nur - wie im Deutschen -über den Zungenrücken, sondern er zieht auch gleichzeitig an den beiden Zungenrändern vorbei.
4 Wie im Deutschen!5 Zur phonetischen Terminologie vgl. etwa das Kapitel "Phonetik" in Das Fischer-Lexikon 25,
Sprachen, hrsg. von Heinz F. WENDT, und Maria SCHUBIGER, Einführung in die Phonetik, Berlin 1970.
Lektion 1
Tabelle 1
Bilabial
Dental
Dentialveolar
Alveolarpalatal
Palatal
Velar
Laryngal
Verschluß-
laute
p ph
t th
k kh
?
Affrikaten
ts tsh
tq tqh
Nasale
m
n
n.
q
Engelaute
w
s
rc j
h h(a)
Lateral-
engelaut
1
Die phonetischen Begriffe in der Kopfzeile der obigen Tabelle beziehen sich auf die
Art und Weise der Aussprache:
die Verschlußlaute, auch Tenues (lat. tenuis, schwach) oder Mutae (lat. mutus,
stumm) genannt, entstehen durch die schnelle, explosionsartige Öffnung oder Spren-
gung des Stimmverschlusses am jeweiligen Artikulationsort. Affrikaten sind Ver-
schlußlaute mit folgendem Reibelaut (lat. affricare, anreiben). Während die Nasale
durch die Nase artikuliert werden, kommen die Engelaute zustande, indem die Luft
durch Engstellen des Artikulationsapparates ausgestoßen wird. Beim Lateralengelaut
wird die Luft seitlich an den Zungenrändern vorbeigepreßt.
Die Begriffe in der ersten Spalte der Tabelle bezeichnen den Artikulationsort:
bilabiale Aussprache erfolgt mit beiden Lippen (lat. labium, Lippe), dentale Aus-
sprache mit den Zähnen (lat. dem, Zahn); die dentialveolare Aussprache im Tibeti-
schen wird zwischen Zähnen und Alveolen, den kleinen Vertiefungen am vorderen
Ende des Gaumendaches (lat. alveolus, kleine Mulde) hervorgebracht, wenn sich der
Zungenrücken daran legt. Bei alveolarpalataler Aussprache wird die Zunge zwischen
Gaumendach und Alveolen gehoben. Bei palataler Aussprache (lat. palatwn, Gaumen)
erfolgt die Artikulation direkt unter dem Gaumendach. Artikulation am Gaumensegel
(lat. velum) heißt velare Aussprache, und laryngale oder gutturale Laute (griech.
larynx, Kehle; lat. guttur, Gurgel, Kehle) werden hinten in der Kehle erzeugt.
Lektion 1
Zu einigen anderen Transliterationssystemen des Tibetischen
NB: Es werden nur die Abweichungen von dem hier verwendeten System genannt.
1. Das französische System:
ca -> ca, cha -> cha, ja -^ ja, tsa -» ca, tsha -> cha, dza -^ ja, sa -> sa, za -* za.
In der strengeren französischen Transliteration wird *a (spiritus lenis) für 'a geschrie-
ben, während c (spiritus asper) zur Kennzeichnung der Aspiration verwendet wird: \fa,
cca, fa, pca, cca. Das führt zu so unschönen Gebilden wie 'cca ba. - Bei satztechni-
schen Problemen tritt der einfache Apostroph an die Stelle von Spiritus asper und lenis.
2. Das japanische System:
dza -> dsa, ia -> sha [!], 'a -» ha
3. Das System von Turrell V. WYLIE:
na -> nga, na -* nya, sa -> sha, za -> z/za
4. Das "Hamburger" Transliterationssystem (nur noch selten gebraucht)
tsa -» ca, ^/za -* cAa, dza -* ja, ya -> te
Der englische Iranist, Indologe und Tibetologe Ronald E. EMMERICK verwendet ein modifiziertesHamburger System. Er schreibt 'a grundsätzlich als ha und markiert das subskribierte ha durchUnterstreichung, also lha für lha. Ebenso geschieht dies bei der Transliteration von stimmhaftenaspirierten Verschlußlauten des Sanskrit, a erscheint bei ihm als 'a. Zur Subskription und Trans-literation des Sanskrit vgl. die Lektionen 2 und 3.
Übungen zu Lektion 1
1) Schreibe die 30 Grundbuchstaben mit ihrer Transliteration und mit ihrer phoneti-schen Transkription der Reihe nach nieder.
2) Teile die 30 Grundbuchstaben in zwei Gruppen:
a) Hochtonige Silbenb) Tieftonige Silben
3) Schreibe die Phonemtabelle 1 ab und setze dabei hinter jedes Phonem den oderdie Grundbuchstaben, welche es im Anlaut haben.
4) Teile die Phoneme der Phonemtabelle in zwei Gruppen:
a) Im Deutschen vorhandene Phonemeb) Im Deutschen nicht vorhandene Phoneme
Lektion 22.1 Die Erweiterung der Grundbuchstaben im Wortanlaut
Bis auf die Zeichen <y, Q, und \$$ können alle Grundbuchstaben im Anlaut auf
wenigstens eine der drei im folgenden beschriebenen Arten erweitert werden:
a) durch Subskription - ein Buchstabe tritt unter einen anderen Buchstaben
b) durch Superskription - ein Buchstabe tritt über einen anderen Buchstaben
c) durch Präskription - ein Buchstabe tritt vor einen anderen Buchstaben
Diese drei Arten von Erweiterungen der Grundbuchstaben, die auch kombiniert
werden können, beeinflussen den phonemischen und tonemischen Wert der zu den
Grundbuchstaben gehörenden Phoneme und Tönerne auf unterschiedliche Weise; teils
tritt überhaupt keine Änderung ein, teils ändert sich die Tonhöhe bei gleichbleibendem
Phonem, teils ändert sich das Phonem bei gleichbleibender Tonhöhe. Die Veränderun-
gen sind jedoch stets regelmäßig und schwanken nicht von Wort zu Wort.
Während fast alle Grundbuchstaben, nämlich 27, auf die oben beschriebenen
Weisen verändert werden können, sind es nur 10 von ihnen, die diese Veränderungen
bewirken.
Als Subskripte fungieren <y, CM, und oj,
als Superskripte fungieren *,, oj und £J,
als Präskripte fungieren cj], K, q, &J und Q,.
Subskribiertes oj wird verkleinert, bleibt aber in seiner Gestalt unverändert D,
während <y durch D , ivj durch D und ^ durch D ersetzt wird.
Superskribiertes oj und £J werden verkleinert, bleiben aber in ihrer Gestalt unver-
ändert, während x, in Q übergeht. Die Präskripte bleiben in Gestalt und Größe unver-
ändert.
2.2 Subskribiertes gj
$J kann den folgenden 16 Grundbuchstaben subskribiert werden:
kwa, khwa, gwa, cwa, nwa, twa, dwa, tswa, tshwa, zwa, zwa, rwa, Iwa, swa,
swa, hwa [+ grwa]
Das subskribierte^ verändert weder die Tonhöhe noch den phonetischen Wert des
Anlauts; die 16 Ligaturen werden in der gleichen Weise wie die betreffenden Grund-
Lektion 2
buchstaben ausgesprochen.1 Die Mehrzahl dieser Ligaturen tritt sehr selten auf. Das
subskribierte 2J dient in den häufiger vorkommenden Fällen lediglich als diakritisches
Zeichen für sonst homographe ("gleichgeschriebene") und homophone ("gleichlauten-
de") Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung.
Beispiel: aS" tsha "heiß sein" & tshwa "Salz"
Die Aussprache lautet in beiden Fällen /tsha:/ (hochtonig).
2.3 Subskribiertes tf*
c*j kann den folgenden 7 Grundbuchstaben subskribiert werden:
Die Ligaturen % ra und q liefern zwei neue Phoneme: Phonetische Transkription2
>n ist ein stimmloser hochtoniger Palatal /ca/3
pq ist die entsprechende hochtonige Aspirata /cha/
qj ist die tieftonige Variante zu ra /cha/
Der Verschluß wird durch den mittleren Teil des Zungenrückens am mittleren bis
hinteren Gaumen gebildet. Im Deutschen läßt sich dieser Laut am ehesten durch k mit
nachfolgendem i nachbilden, z.B. bei übertrieben palataler Aussprache des Wortes
"Kind": man erweiche das k durch unmittelbar folgendes j !
3» 3 ' 9 unc* S s^n(^ ^n ^ r e r Aussprache identisch mit S, <3B, E, und Ä.
2.4 Subskribiertes ^
^ kann den folgenden 13 Grundbuchstaben subskribiert werden:
, gra, tra, thra, dra, pra, phra, bra, mra, sra, sra, hra
1 Die Verbindung *| wird allerdings manchmal auch /so:/ ausgesprochen, z.B. in *r*j" swä hä (skr.svähä). — Verschiedene wichtige Einzelheiten zum subskribierten % können in diesem Rahmen nichtbehandelt werden. Vgl. etwa Berthold LAUFER, "Über das Va zur. Ein Beitrag zur Phonetik der tibeti-schen Sprache", Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes XII (1898), S. 95-109, 199-226.
2 Die Länge des Vokals bleibt künftig unbezeichnet.3 Auch hier müßte man genauer als "stimmlose Media" (ja) transkribieren; vgl. S. 3, Anm. 3.
Lektion 2
Lediglich die Ligaturen § und ^ treten selten auf. Bei der Aussprache fallen
jeweils ^ , 5 und £J, |g, g und §, 5], 5 und g zusammen, die insgesamt zwei neue
Phoneme liefern.
% 5 u n d g werden als hochtonige, stimmlose und unaspirierte halbretroflexe
Explosivae1 ausgesprochen, etwa wie engl. tr in true.
13» § u n d g liefern die entsprechende Aspirata; 5], 5 und g unterscheiden sich
hiervon wiederum nur durch ihren tiefen Ton.
Phonetische Transkription: /tga/ (bzw. /d^a/, vgl. Anm. 1) und /tgha/
5J, das nur in Verbindung mit superskribiertem £| auftritt (vgl. 2.7.b), ist nach
tibetischer Gelehrtentradition als hochtoniges &J auszusprechen; es liefert also eine
tonemische Variante.2
<g kommt nur in Fremdwörtern vor und wird wie & ausgesprochen. 5J wird wie
einfaches 94 ausgesprochen.
5 liefert ein neues Phonem, den stimmlosen hochtonigen alveolar-palatalen
Engelaut3, der etwa das stimmlose hochtonige Gegenstück zum stimmhaften tieftonigen
*s darstellt. Phonetische Transkription: /Ja/
2.5 Subskribiertes oj
oj kann den folgenden 6 Grundbuchstaben subskribiert werden:
31' ÜB» 9 ' § unc* a} w e rden alle als hochtoniges 0^ ausgesprochen, liefern also nur
eine tonemische Variante. M wird als stimmhafter, tieftoniger und unaspirierter Dental
mit vorangehendem dentalen Nasal ausgesprochen (nasalpräfigierte Media). Phonetische
Transkription: /nda/
2.6 Zusammenfassung zur Subskription
Die Subskription mit ihren 42 Ligaturen liefert insgesamt sechs neue Phoneme,
nämlich /c/, /ch/, /tg/, /tgh/, /J/ und /nd/ sowie tonemische Varianten zu den bereits
bekannten Phonemen /n/, /m/, und /!/.
1 Also ein Verschlußlaut mit halb zurückgebogenem Zungenrücken.2 »J ist nach Eberhardt RICHTER, Grundlagen der Phonetik des Lhasa-Dialekts, Berlin 1964, S. 59,
tieftonig auszusprechen. Diese Angabe hat jedoch ebenfalls nur theoretischen Wert.3 Man hebe die Zunge an die vordere Gaumenplatte und stoße die Luft dazwischen aus.
10 Lektion 2
Die systematische Darstellung der anlautenden Phoneme hat nunmehr folgendes
Aussehen:
Tabelle 2
Bilabial
Dental
Dential-
veolar
Alveolar-
palatal
Halb-
retroflex
Palatal
Velar
Laryngal
Verschluß-
laute
P Ph
t th
t th
c ch
k kh
?
Affri-
katen
ts tsh
t£ tch
(tgtsh)
nasalprä-
figierte
Mediae
nd
Nasale
m
n
n.
q
Enge-
laute
w
s
i r
C j
h h(a)
Lateral-
engelaut
1
2.7 Superskription
Die drei Superskripte S\, oj und sj können sowohl bestimmten Grundbuchstaben
als auch einigen Ligaturen - bestehend aus der Verbindung Grundbuchstabe + Sub-
skript - superskribiert werden. Da sie lediglich ein neues Phonem erzeugen und anson-
sten nur Aspirationsverlust oder Tonhöhenveränderung bewirken, werden alle ein
Superskript enthaltenden Ligaturen gemeinsam besprochen. Es sind dies die folgenden
Verbindungen:
a) Superskript + Grundbuchstabe
(1) Superskribiertes ^
f\> *\> ^ £> $> *7» *f $ $> ^ ' t (1 2 Ligaturen)
rka, rga, rna, rja, rna, rta, rda, rna, rba, rma, rtsa, rdza
Lektion 2 11
(2) Superskribiertes oj
(3)
OJ O! OJ
/*a, /ga,
Superskribiertes £J
ska, sga, sna , sta
Ija, Ita,
, «j (10 Ligaturen)
Ida, Ipa, Iba, lha
, sda, sna, spa, sba, sma, stsa
b) Superskript + Ligatur (Grundbuchstabe mit Subskript)
(1) Superskribiertes ^
(2) Superskribiertes
ä, ä, §, §, S, S, S, §, §, S (10 Ligaturen)1
skya, sgya, spya, sbya, smya skra, sgra, spra, sbra, smra
Das neue Phonem liefert die Ligatur <g, bei der gleichzeitig mit einem hoch-
tonigen stimmlosen oj ein ^ ausgesprochen wird. <% ist das stimmlose, aspirierte und
hochtonige Gegenstück zu oj. Zwischen <*! und oj besteht ein analoges Verhältnis wie
zwischen 5 und ^ . Phonetische Transkription: / + a/
Bei den restlichen 45 Ligaturen finden sich unter dem Superskript vier Kategorien
von Lauten:
a) Hochtonige stimmlose unaspirierte Verschluß- und Reibelaute, z.B. f| in 1
b) Tieftonige stimmlose aspirierte Verschluß- und Reibelaute, z.B. cn in §J
c) Tieftonige Nasale, z.B. ^ in ^
d) Hochtonige Nasale, z.B. &j in | j
1 Eine weitere Ligatur - § snra - kommt nur bei zwei Wörtern vor (%3\ snron und § W snrubs, den
Bezeichnungen für das 18. und 19. Mondhaus), bei denen ^ lediglich als diakritisches Zeichen dient.
Außerdem kommt sie noch in ^ X ^ ) ^ ' snrel (g)zi vor, das den Namen des Weltbereiches vyatyasta
wiedergibt (so Mahäxyutpatti 3069).
12 Lektion 2
Die Superskripte beeinflussen diese Laute folgendermaßen:
(1) Hochtonige Laute bleiben unverändert: z.B. fh = *T|, S = 5J
(2) Tieftonige Nasale werden hochtonig: z.B. & = /qa/ (hochtonig)
(3) Tieftonige stimmlose aspirierte Verschluß- und Reibelaute verlieren ihre Aspira-
tion: z.B. q| = /kha/ (tieftonig), s = /ka/ (tieftonig)
In allen Fällen wird das Superskript selbst nicht ausgesprochen.
Die Tabelle der anlautenden Phoneme hat nunmehr folgende Gestalt:
Tabelle 3
Bilabial
Dental
Denti-
alveolar
Alveolar-
palatal
Halb-
retroflex
Palatal
Velar
Laryngal
Verschluß-
laute
P Ph
t th
t th
c ch
k kh
?
Affri-
katen
ts tsh
tq tqh
(tg tgh)
nasalprä-
figierte
Mediae
nd
Nasale
m
n
q
Enge-
laute
w
s
J r
C j
h h(a)
Lateral-
engelaute
+ 1
Lektion 2 13
Übungen zu Lektion 2
1) Schreibe die 88 behandelten Ligaturen mit ihrer Transliteration und mit ihrer
phonetischen Transkription der Reihe nach nieder.
2) Teile die 88 Ligaturen in zwei Gruppen:
a) Hochtonige Silben
b) Tieftonige Silben
3) Schreibe zu jedem Phonem der Phonemtabelle 3 diejenigen Grapheme (unter Ein-
schluß der Grundbuchstaben) nieder, die es im Anlaut haben. Unterteile die
Grapheme in hochtonige und tieftonige Silben.
4) Teile die in dieser Lektion neu auftretenden Phoneme in zwei Gruppen:
a) Im Deutschen vorhandene Phoneme
b) Im Deutschen nicht vorhandene Phoneme
Lektion 33.1 Präskript ion
Die fünf Präskripte qi, «L q, aq und Q, können den folgenden Grundbuchstaben
und Ligaturen vorangestellt werden:
a) Präskribiertes (11 Grapheme)
q]*I, q|tf
, g/fa, gta, gda, gna, gza, gza, g.ya1, gsa, gsa, gtsa
b) Präskribiertes ^ (15 Grapheme)
rf/?a, dpa, dba, dma,
dkya, dgya, dpya, dbya, dmya,
dkra, dgray dpra, dbra
c) Präskribiertes q (42 Grapheme)
qt], qq], q« , q^, q^,
qisj, qa , «w|, qsj
q^, q ^
q T], q g
aj. q i ' ^ ^qjT|, qflj, q^, q£, q|,
q , q , qjj, qy, q^
q^
q*(, q§(, q*J, q^j, q^,q^, q^, q §
q j , q^
qs, qgj
Z?te, Z?^Ö, Z?ca, Z?r«, bda,
bza, bzay bsa, bsa
bkya, bgya
bkra, bgra
bkla, bzla, brla, bsla
brka, brgay brna, brja, brna,
brta, brda, brna, brtsa, brdza
blta
bska, bsga, bsna, bsna, bstat
bsda, bsna, bstsa
brkya, brgya
bskya, bsgya
bskra, bsgra
1 Das g ist von dem folgenden y durch einen Punkt getrennt, um es als Präfix zu kennzeichnen. Dies
ist notwendig, damit sich die Transliterationen von 3 un£l "]**! unterscheiden. Andere Unterscheidungs-
möglichkeiten sind der Bindestrich (g-yci) oder die Unterstrichung des Grundbuchstaben (gya).
Lektion 3 15
d) Präskribiertes sq (15 Grapheme)
^pq, sjqj, s j^ , 3^6, *J£, ^ ,
s « , 3 ^ , aq^, sjaS, ^ wr/?a, ra/a, mna, mtsha, mdza
mkhya, mgya
mkhra, mgra
e) Präskribiertes q (20 Grapheme)
qp, qz^, q&, Q£, Qfl,q^, qq, qq, qag? q^
^S' ^3' ^S' 9^S? ^g, ^g, ^s» *%>
'kha, 'ga, 'cha, 'ja, 'tha,
'da, 'pha, 'ba, 'tsha, 'dza
'khya, 'gya, 'phya, 'bya
'khra, 'gra, 'thra, 'dra, 'phra, 'bra
Die auf die Präskripte folgenden Laute lassen sich in folgende neun Kategorien
einteilen:
(a) Hochtonige stimmlose unaspirierte Verschluß- und Reibelaute, z.B. in « j , q^
(b) Tieftonige stimmlose unaspirierte Verschluß- und Reibelaute, z.B. in qgj, ^
(c) Hochtonige stimmlose aspirierte Verschluß- und Reibelaute, z.B. in qra, q<3?
(d) Tieftonige stimmlose aspirierte Verschluß- und Reibelaute, z.B. in ^q|, &JST]
(e) Hochtonige Nasale, z.B. in q^
(f) Tieftonige Nasale, z.B. in sjdj
(g) Hoch- und tieftonige Engelaute, z.B. in qsfl, q](p5
(h) Hochtoniger Lateralengelaut wie in qgj
(i) Sonderfälle: i*j nach dj, | j nach q und q nach ^
Die Präskripte beeinflussen diese Laute folgendermaßen:
(1) Alle hochtonigen Laute (a, c, e und h), alle Engelaute (g) und die nasalpräfigierte
Media von | j (i) bleiben in ihrer Aussprache unverändert.
(2) Tieftonige stimmlose unaspirierte Verschluß- und Reibelaute (b) bleiben ebenfalls
unverändert; vor ihnen finden sich nur die Präskripte 31, S, und q.
(3) Tieftonige Nasale (f) werden hochtonig.
(4) Tieftonige stimmlose aspirierte Verschluß- und Reibelaute (d) verlieren nach qj,
«: und q ihre Aspiration; nach &J und q gehen sie in tieftonige unaspirierte
nasalpräfigierte Mediae über. Dies ergibt sechs neue Phoneme: /mb/, /ndz/, /nd?/,
16 Lektion 3
/ndz^/, / n j / und /"g/1 (z.B. in qq, q£, qß, q § , qqj und qqj)
(5) i^ nach q| (i) wird hochtonig.
(6) Sonderregeln für q nach ^ (i): ^q vor a-Vokal wird als hochtoniges /wa/ auge-
sprochen; vor anderen Vokalen wird es zu hochtonigem {£J2. q und ^ g werden
als hochtoniges /ja/ bzw. /ra/ ausgesprochen.
Beispiele:
Zu (1) q ä = qf| = ^Tj = Tj = /ka/ (hochtonig)
^ = S ^ = S 3 = ü] = 9 = /tga/ (hochtonig)
&ia6 = q<^ = aS = /tsha/ (hochtonig)
q*J = 54«? = *I = ä = /na/ (hochtonig)
q |^ = ^ = /qa/ (tieftonig)
qsfl = s j = IQ2LI (hochtonig)
^ | = | = / n d a / (tieftonig)
Zu (2) qg; = qg = § = g = /ca/ (tieftonig)
Zu (3) q|^ = ^ = /na/ (hochtonig)
Zu (4) ^qj = q^ = g = ä = /ca/ (tieftonig)
&JE, = qE, = /nd?a/ (tieftonig)
Damit erhält die vollständige Tabelle der anlautenden Phoneme die folgende Gestalt:
Tabelle 4
Bilabial
Dental
Denti-alveolar
Alveolar-palatal
Ver-schluß-laute
P Ph
t th
Affri-katen
ts tsh
tQ tqh
nasalpräfi-
gierte Ver-
schluß- und
Reibelaute
nd ndz
nd^
Nasale
m
n
n.
Enge-laute
w
s
r
Lateral-engelaute
+ 1
1 Das hochgestellte n ist stets als Klassennasal auszusprechen.2 Nach orthodoxer Aussprache jedoch zu (hochtonig).
Lektion 3 17
II Ver-schluß-laute
Halb-retroflex
Palatal
Velar
Laryngal
t th
c ch
k kh
?
Affri-katen
(t§ t§h)
nasalpräfi-gierte Ver-schluß- undReibelaute
"dz,
ning
Nasale
q
Enge-laute
J j
h h(a)
Lateral-engelaute
Die nasalpräfigierten stimmhaften Verschluß- und Reibelaute und der gehauchteStimmeinsatz stehen nur im Anlaut tieftoniger Silben; ?, g, h und t haben stets denhohen Ton nach sich. Bei allen übrigen Phonemen entscheidet das Graphem eindeutigüber die Tonhöhe des folgenden Vokals.
Die bis jetzt behandelten Regeln für die Aussprache der anlautenden Graphemegelten nur für isolierte Silben. Beim Aufeinandertreffen von zwei Silben innerhalbeines Wortes treten gelegentlich noch bestimmte Auslaut- und Anlautveränderungenein, die in Auszügen in Abschnitt 4.1 besprochen werden.
3.2 Vokalzeichen
Die tibetische Schrift kennt vier Vokalzeichen, die — prinzipiell — mit allen 220anlautenden Graphemen verbunden werden können. Sie stehen über bzw. unter demGrundbuchstaben (D) oder der den Grundbuchstaben enthaltenden Ligatur (D).
Zeichen
D
DNO
D
D
Transliteration
/
u
e
0
Phonetischer Wert
l
ü
e
3
Beispiel
!)' mi
qj- gru
| r smre
q|f bsgo
In den obigen vier Beispielen folgt auf die mit dem Vokalzeichen versehenenGrapheme ein hochgestellter Punkt. Dieses Zeichen, das auf tibetisch 1531' tsheggenannt wird, dient als Silbentrenner. Es zeigt nur das Ende einer Silbe, nicht das einesWortes an. In der Umschrift wird es nicht besonders wiedergegeben; im allgemeinenzeigt der Zwischenraum zwischen zwei Silben an, daß in der Vorlage ein S>qr stand.
18 Lektion 3
Zu dem Sonderfall Silbenende vor *QKm vgl. Abschnitt 4.2.
Der oben angegebene phonetische Wert gilt grundsätzlich nur für vokalischenAuslaut. Die Veränderungen, die die 10 auslautenden Grapheme hervorrufen können,werden in Abschnitt 3.3 behandelt.
In dem Fall, daß der Silbentrenner hinter eines der 220 anlautenden Graphemetritt, ohne daß dies mit einem Vokalzeichen versehen ist, und so aus dem Anlaut eineSilbe macht1, wird das den Graphemen inhärierende a nicht mehr als langer, sondernnur noch als kurzer bis mittellanger Vokal ausgesprochen.
3.3 Auslautende Grapheme2
Von den 30 Grundbuchstaben können nur die folgenden 10 in auslautenderPosition stehen:
, q, sj, q,
Diese Auslaute können nur in Verbindung mit den ihnen vorangehenden Vokalenbehandelt werden, da sie diese in den meisten Fällen quantitativ oder qualitativ beein-flussen.
qi wird als harter Stimmabsatz (?) realisiert, wobei der vorangehende Vokal leichtgelängt wird.
geig Aussprache: /tqi?/
Dieser harte Stimmabsatz kann bei schneller Aussprache ganz verschwinden (qqrbag\ Aussprache: /phaV), bei deutlicher Aussprache kommt es zur Bildung der ve-laren stimmlosen Media (g), wobei der Vokal wieder gekürzt wird (zjis^T: /tqig/).
1 Das ist nur in den Fällen unmöglich, in denen auf ein Präskript einer der nicht auslautfähigen
Konsonanten folgt; vgl. 3.3.2 Bei der Aussprache muß zwischen Pausa- (isolierte Artikulation einer Silbe) und Sandhiform
(Artikulation einer Silbe im Satzzusammenhang) unterschieden werden.
Bei den Auslauten R, *?, ^ und *s sind Pausa- und Sandhiform identisch. Bei ^ und ^ erfolgt in
pausa die deutliche Aussprache der beiden Nasale als rj und n; im Satzzusammenhang tritt an ihre Stelle
der gelängte Nasal vokal. (Vokalbrechung vor ^ !)
Die Auslaute ^ und *J werden in pausa als harter Stimmabsatz (?) ausgesprochen; im Satzzusam-
menhang fällt der harte Stimmabsatz (Glottisverschluß) aus und bewirkt statt dessen Dehnung des vor-
angehenden Vokals. (Vokalbrechung vor ^ und 1!)
Die Auslaute Q\ und °J werden in dreifacher Weise realisiert:
a) volle Aussprache in pausa als -g bzw. -1;
b) halbflüchtige Aussprache als harter Stimmabsatz (?) mit leichter Vokaldehnung;
c) völliger Ausstoß bei flüchtiger Aussprache mit Ersatzdehnung des vorangehenden Vokals (Vok-
albrechung vor &!!).
Lektion 3 19
bildet entweder nasalierte Langvokale, oder es wird ohne Veränderung derVokalqualität voll ausgesprochen.
££/ nah Aussprache: /näVKC; dah Aussprache: /tharj/
wird selbst nicht ausgesprochen. Dafür bewirkt es Umlautung von /a/ zu /ei, Iwlzu /y/ und /o/ zu /ce/ sowie Längung von hl zu /i/ und /e/ zu /ß7.
Aussprache:Aussprache: /phy7Aussprache: /phoeVAussprache: IJ\\I
9^ med Aussprache: /mcV
Selten wird ^ als harter Stimmabsatz realisiert:
sjj&Ss' brgyad Aussprache: /es?/
bewirkt gelängten Nasal vokal mit Umlautung wie bei
&\ rgyan Aussprache: Ictl^^A' bdun Aussprache:
Aussprache:Aussprache:
Aussprache:
iiyi
/phöe/
lytillei
Neben dieser abgeschliffensten Form der Aussprache hört man vielfach auch
volles n nach Kurzvokal, also /chen/, /tyn/, /phoen/, /jin/ und IXenl.
wird als bilabiale stimmlose Media realisiert (b). Die Vokale bleiben kurz.
sj£T thub Aussprache: /thub/
wird voll ausgesprochen. Die Vokale bleiben kurz.
lam Aussprache: /lam/
ist nur ein orthographisches Hilfsmittel zur Kennzeichnung des ihm vorangehen-
den Buchstaben als Grundbuchstaben, falls vor diesem wiederum ein Präskript
steht und er kein anderes Vokalzeichen trägt.1
^ejj' dag Aussprache: /thaf / (^ Anlaut, q| Auslaut)
dga' Aussprache: /ka/ (q] Grundbuchstabe, « Präskript)
Vgl. etwa *\W oder
20 Lektion 3
wird gewöhnlich voll ausgesprochen, wobei der Artikulationsort geringfügig
durch den Anlaut beeinflußt werden kann. Der Vokal bleibt kurz.
^ V dar Aussprache: /thar/
'char Aussprache:
oj verhält sich wie K, d.h. es wird selbst nicht ausgesprochen, bewirkt aber Umlau-
tung von /a/, /o/ und lul zu le'l, /oe/ und /y/ und Längung von l\l und lel.
balyul
rol
hl
sei
Aussprache:Aussprache:
Aussprache:
Aussprache:
Aussprache:
/rar/InlIQS-I
Neben dieser abgeschliffensten Form der Aussprache findet man auch volles /
nach Kurzvokal, also /phd/, /jyl/, /roel/, /nl/ und /qel/.
verhält sich wie K, d.h. es wird selbst nicht ausgesprochen, bewirkt aber Umlau-
tung von /a/, /o/ und lul zu le'l, /oeV und lyl und Längung von l\l und lel.
laslus
chos
gnis
mes
Aussprache:Aussprache:
Aussprache:
Aussprache:
Aussprache:
I\E'Il\yl/tqhoeV
/iy/
Imei
An die Auslaute dl, ^, q und &J kann als zweiter Auslaut ein $4 treten, wodurch
sich vier weitere Auslautgrapheme ergeben: qifcj1, ^*4, q?4 und &W. Transliteration:
gs, ns, bs und ms.
Beispiele: omjST /ög5 q ^ 2 ^ # bsnags
khons z^S^*? mdahs
thabs q^q^J' bsgrubskhams qM^J3sj' bskams
In der alten tibetischen Orthographie vor der Schriftreform existierte noch ein weiterer kon-
sonantischer Auslaut an zweiter Postition, das sogenannte ^"5^1" da drag ("affigiertes *\"), das
nach gewissen auf ^, ^ oder ^ auslautenden Wörtern und Verbalformen stand. In der neuen
1 Der Auslaut ^ kann auch - stenographisch - f (da) oder ^ (ta) geschrieben werden. Zu denZeichen vgl. S. 26.
Lektion 3 21
Orthographie wird es zwar durchwegs nicht geschrieben, hat aber in Form von Anlautveränderun-
gen deutliche Spuren hinterlassen. So schreibt man heute ^ ^ kun tu, 5Vy thar to und S '%2?]"
skul cig, weil diese Formen einst ^ ^ " 5 " kund tu, *J*^*y thard to und S ^ ' S ^ * skuld cig
lauteten. Ohne den Einfluß des ausgefallenen '5^1° würden diese Formen gemäß den für die an
zweiter Stelle stehenden Partikeln geltenden Regeln die folgende Gestalt haben: ^'S kun du, *JV
K* thar ro und fl^"^13]" skul zig.
Der zweite Auslaut bleibt vielfach bei der Aussprache unbeachtet.
Die behandelten Auslautregeln liefern neben den acht konsonantischen Auslaut-
phonemen ?, g, q, b, m, r, n und 1 (die beiden letzten als fakultative Varianten) die
folgenden Vokalphoneme:
a
I
Ü
s
3
a*
i
u
£'
O'
ä"
r
üe
51
y y"
öe-
3.4 q als Träger vokalischer Partikeln
Neben seiner in 3.3 besprochenen orthographischen Funktion hat der Grundbuch-
stabe q («Tä^" 'a chuh) noch die Aufgabe, drei vokalische Partikeln an den vokali-
schen Auslaut eines Wortes anzuschließen. Es sind dies die Partikeln Q,, ( und q.
Im Falle von ( und o, entstehen bei der Aussprache Diphthonge der Art, daß der
zweite Vokal dem ersten mit weichem Stimmeinatz folgt.
rte'u Aussprache: Iteul (nicht /te?o/)
Der zweite Vokal sinkt regelmäßig in seiner Tonhöhe gegenüber dem ersten ab.
Q, längt vorangehendes I, e wird geschlossenes e, und a, u und o gehen in die
langen geschlossenen Umlautformen e*, y und & über.
mi 7de'i
bya 7
pho 7
su'i
Aussprache:Aussprache:
Aussprache:
Aussprache:
Aussprache:
/miv/theV
/tqheV
/ph0"/
/sy/
22 Lektion 3
In allen Fällen steigt der Ton gegen Wortende leicht an. Dadurch lassen sich
Formenpaare wie 540,' und tjsr oder ^q# und ?$r in der Aussprache von einander
unterscheiden.1
Übungen zu Lektion 3
1) Schreibe die 102 neuen Grapheme dieser Lektion mit ihrer Transliteration und
ihrer phonetischen Transkription der Reihe nach auf.
2) Teile die 102 Grapheme hinsichtlich ihrer Aussprache in zwei Gruppen:
a) Hochtonige Silben
b) Tieftonige Silben
3) Schreibe zu jedem Phonem der Phonemtabelle 4 diejenigen Grapheme auf, die es
im Anlaut haben. Berücksichtige hierbei auch die 118 in den Lektionen 1 und 2
behandelten Grapheme. Unterteile die Grapheme dabei in hochtonige und tieftoni-
ge Silben.
4) Teile die in dieser Lektion neu auftretenden Phoneme in zwei Gruppen:
a) Im Deutschen vorhandene Phoneme
b) Im Deutschen nicht vorhandene Phoneme
5) Transliteriere und transkribiere phonetisch:
,-, |OJ', ^ ' , ^qj-, q ^ - ,
-, qqjq-, ^ , gq-, gq-,
1 ^, 5 und f werden im klassischen Tibetischen ohne Scj]* (tsheg) an die vorangehende Silbeangeschlossen, im älteren Tibetischen jedoch auch mit 3fo]\ ^ " und *J" (vgl. 10.6 und 6.6.) werdenteils mit, teils ohne ® |" angefügt.
Lektion 4
4.1 Sandhiregeln
Die euphonischen Veränderungen, die beim Auslaut und beim Anlaut zweier auf-einanderfolgender Wörter vielfach auftreten, bezeichnet man mit dem indischen gram-matischen Terminus Sandhi. Wie viele andere Sprachen kennt auch das Lhasa-Tibeti-sche eine Reihe von Sandhigesetzen, die sich sowohl auf die Phoneme als auch auf dieTonhöhe und den Tonverlauf erstrecken. Hier sollen nur die wichtigsten von ihnenbehandelt werden. Die Sandhigesetze gelten grundsätzlich nur dann, wenn die aufein-anderfolgenden Silben zu einem Wort gehören.
a) Tieftoniges /pha/ im Anlaut einer Partikel geht in den bilabialen Reibelaut Ißlüber. Dies bedeutet praktisch, daß die mit q anlautenden Formen der Nominal-partikeln (vgl. Abschnitt 5.4) und der Diminutivpartikel (vgl. Abschnitt 19.7) —nämlich q \ *T und g# — als /0a/, Ißsl und Ißul ausgesprochen werden, undzwar tonlos (siehe weiter unten).1
dga'ba Aussprache: /ka ßa/dpa' bo Aussprache: /pa 0o/
gjOj'^ Tgyal bu Aussprache: /}£' ßul
b) Unaspirierte stimmlose Verschluß- und Reibelaute gehen nach konsonantischemAuslaut in die entsprechenden stimmhaften Laute über, wobei die Auslaute Iglund /b/ ebenfalls stimmhaft werden.
grogs po Aussprache: /tghog bo/ (statt /tgho? po/)
khyim Mag Aussprache: /chim daV (statt /chim ta?/)
slob sbyoh Aussprache: /lob d^orj/ (statt /lob
c) Dieselbe Anlautveränderung kann fakultativ auch nach vokalischem Auslautauftreten:
q^'^V bod skad Aussprache: /phoe kei oder /phoe gei
Ist der vorangehende Laut ein Nasalvokal, so geht die Nasalierung in den Klas-sennasal des folgenden Anlauts über, wobei der Vokal wieder gekürzt wird:
y^'q*!' yin pas Aussprache: /jim bßV (statt /jr peV)rgan bdag Aussprache: /ksn daV (statt /k£- ta?/)
Die Diminutivpartikel ^' wird bei deutlicher Aussprache häufig voll, d.h. als /phü/, ausgesprochen.
24 Lektion 4
d) Nach vokalischem Auslaut werden vereinzelt sonst stumme Präskripte (in der
Regel q ) und — seltener — Superskripte wieder ausgesprochen:
qS'^lg^' bco brgyad Aussprache: /tqob je/ (statt /tqo ceV)
^ " S ^ " u r%yan Aussprache: /?ur j g / (statt /?u ceV)
Merke besonders das häufig verwendete Adverb
da Ita Aussprache: /than da/ (statt /tha ta/)
e) Die unselbständigen Partikeln des Tibetischen1 liegen gewöhnlich im Tonschatten
der vorangehenden Silbe und werden tonlos ausgesprochen. Vgl. hierzu die Bei-
spiele unter a).
4.2 Zeichensetzung
Das Tibetische hat in seiner klassischen Orthographie nur sehr wenige Satz-
zeichen. Das wichtigste unter ihnen ist der sogenannte sßK' sad, ein einfacher senkrech-
ter Strich: |. Bei nur einmaliger Setzung wird er als S IVCK" chig sad bezeichnet. Das
unmittelbar vor dem *Q*y stehende Wort verliert seinen Silbentrenner (ä^r tsheg), falls
es nicht auf ^ endet. Nach ^ bleibt der Sqr immer erhalten.
Der sQK' trennt innerhalb eines Hauptsatzes als selbständig empfundene Perioden
ab. Dies sind im wesentlichen die tibetischen Nebensatzkonstruktionen, die durch die
Kasuspartikeln, die Konzessivpartikel, die Semifinalpartikel und die Koordinations-
partikel abgeschlossen werden2, sowie die durch die Soziativpartikel ^ c / dan "und"
begrenzten Glieder einer echten Aufzählung. Der Gebrauch des einfachen *pxm ist nicht
streng festgelegt und schwankt daher leicht.
Als Varianten des einfachen, d.h. nur einmal gesetzten v£K' werden im Anfangs-
teil einer Zeile in vielen Texten noch der g ^ ' ^ S ' sbrul sad "Schlangen-5ad" und der
U^^'vnc- spuns sad "Anhäufungs-Äzd" geschrieben, die beide dämonenabwehrende
Kraft besitzen sollen. Sie haben die folgende Form:
I u^STsfls:' spuns sad
sbrul sad
Zwei Sads, auf tibetisch ^sjvqs:' nis sad "Doppel-&&f werden nach der Final-
1 Vgl. die Aufzählung in Abschnitt 5.4.2 Die Partikeln werden in den Abschnitten 10.6, 14.1-6, 15.1-7 erläutert.
Lektion 4 25
partikel des Aussagesatzes1 gesetzt. Der Doppel-Sad dient außerdem zur optischen Ab-
trennung von einzelnen Verszeilen, wobei er keinerlei syntaktische Funktion hat, denn
Verse sind im Tibetischen ausschließlich durch die Silbenzahl bestimmt.2 Innerhalb
von Versen wird kein weiterer *AK' gesetzt.
Größere Abschnitte wie z.B. Kapitelabschlüsse werden durch den q§\£K# bzi sad
"Vierfach-Äwf1 begrenzt. Dabei werden die vier Sads gewöhnlich in zwei ft£j\flsr
gegliedert: || ||
Ein ^^" dbu "Kopf" genanntes Zeichen (^) erscheint in zweifacher (<&&) und
dreifacher (*§*&&) Form zu Beginn eines Textes oder eines größeren Abschnittes.
4.3. Transliteration indischer Alphabete (illustriert am Beispiel der Devanägari)
Zum Zwecke der Transliteration von Sanskritwörtern haben die Tibeter eine
Reihe von Zusatzzeichen gebildet, die alle entweder auf die Grundbuchstaben oder auf
Vokalzeichen zurückgehen, um mit ihrer Hilfe und der zweier weiterer Subskripte (Q,
und ^) alle diejenigen Buchstaben des Deva^garf-Alphabetes3 schreiben zu können,
die kein direktes Äquivalent in der tibetischen Schrift besitzen. Die Kenntnis des
Transliterationsalphabetes ist bei fortgeschrittener Lektüre deshalb erforderlich, weil
eine nicht unbeträchtliche Zahl von Wörtern und Eigennamen indischen Ursprungs in
das Tibetische eingedrungen ist. Nachstehend wird das gesamte D^vö^görf-Alphabet
mit seinen tibetischen Entsprechungen und den Transliterationen beider Zeichenreihen
gegeben.
Kurzvokale
Langvokale
Diphthonge
m ;
<3 !
a
a
ä
ä
e
e
i
i
I
j
ai
ai
W
m
u
u
üü0
0
r
r
f
f
au
au•
°i
1
T
1
1 Vgl. Abschnitt 6.5.2 Vgl. Lektion 20.3 Dies ist das heute am weitesten verbreitete indische Alphabet, in dem gewöhnlich Sanskrittexte
gedruckt werden. Bei der Schaffung ihres Transliterationsalphabets lag den Tibetern natürlich nicht dieheute gebrauchte, sondern nur eine verwandte Vorform vor.
26 Lektion 4
Velare
Palatale
Zerebrale
Dentale
Labiale
Halbvokale
Sibilanten
Hauchlaut
Anusvära
Visarga
Anunasika
* 1
? 1
'S»
•
o
:
oo
ka
ka
ca
tsa
ta
ta
ta
ta
pa
pa
; ya
1 ya
sa
I sa
I ha
| ha
! m
| m
1 h
! •?
j
* 1
kha
kha
cha
tsha
tha
tha
tha
; tha
pha
pha
| ra
ra
1 sa
1 sa
• n | ga
=T[ i ga
IT I Ja
* ! dza
? | da
? \ da
^ | da
^ | d a
«? | ba
q ! ba
53 1 la
oj 1 laE::
H | sai
54 { sa
E
EE
::
E::
;:
E
:
j
* 13 i•*. i€ \
5 1
V T
q
q
gha
gha
jha
dzha
dha
dha
dha
dha
bha
1 bha
va
1 ba
^ 1
^ 1
?> '
^
na
na
na
na
na
na
na
na
ma
ma
::(seltener
SJ wa)
Lektion 4 27
Es werden also an neuen Elementen verwendet:
a) die Inversion des Vokalzeichens für i zur Bezeichnung des vokalischen r und 1
b) die Subskription des Q, (q/^c/q : 'a rih po "langes 'a") zur Bezeichnung der
Langvokale
c) die Verdoppelung der Vokalzeichen für e und o zur Bezeichnung der Diphthonge
ai und au1
d) die Inversion der Dentale und des *fl zur Bezeichnung der sechs zerebralen Laute
e) die Subskription des ß zur Bezeichnung der Mediae aspiratae
Eine Besonderheit ist die Verwendung der dentalen Affrikaten zur Transliteration
der indischen Palatale. Dies ist auf die in Nepal und Kaschmir übliche Aussprache der
Palatale als dentale Affrikaten zurückzuführen.
Zur Aussprache:
(1) ^ und oj werden wie ^ und oj ausgesprochen
(2) subskribiertes Q, bewirkt Längung des darüberstehenden Vokals
(3) $) und $f werden wie ai und au ausgesprochen
(4) die Inversion der Dentale und des *& bewirkt deren alveolarpalatale Aussprache:
^ = 5 usw.
(5) subskribiertes ^ bleibt im allgemeinen unberücksichtigt, da die betreffenden
Grundbuchstaben bereits Aspiratae sind
Die übrigen Zeichen werden stets in tibetischer Manier ausgesprochen.
Die konsonantischen Ligaturen der Devanägari-Schrift werden in der Translite-
ration gewöhnlich untereinander geschrieben, was in Einzelfällen zu recht komplizier-
ten Verbindungen führen kann. Gelegentlich findet man aber auch eine vereinfachte,
übersichtlichere Wiedergabe, z.B. 7T]<^' kun da neben w kunda für skr. kunda. Es
folgt als typisches Beispiel ein kleiner Ausschnitt aus der Transliteration einer buddhi-
stischen Legendensammlung (Bodhisattvävadänakalpalatä) auf Sanskrit:
1 Die Vokalzeichen für ai und au werden in Verbindung mit den übrigen Basisbuchstaben auch
inlautend bei der Transliteration von Sanskritwörtern verwendet.
S]*y*J" Gau ta ma (skr. Gautama, Stammesname des Buddha)
28 Lektion 4
4.4 Alphabetische Anordnung1
Tibetische Wörter werden alpha-
betisch nach ihren Grundbuchstaben
angeordnet. Die Reihenfolge der Vo-
kale ist a, i, u, e, o. Die 10 Auslaute
folgen wiederum alphabetisch aufein-
ander (^R* nach ^j|"). einfacher Aus-
laut steht vor zweifachem Auslaut
(afc' vor afeaj")- Auf die einfachen
Formen der Grundbuchstaben folgen
die Ligaturen mit Subskript, dann die
mit Präskript und Superskript (jeweils
in alphabetischer Reihenfolge), zum Schluß die Kombinationen von Prä- und Supers-
kript (Vokale und Subskripte jeweils wie vorher). Beispiel (ohne Auslaute):
1 ga~es
en gu-
q] ge-
q| gtf-
Qj gwa-
dgra-
bga-
bgya-
bgra-
mga-
mgya-
mgra-
'ga-
'gya-
'gra-
91
rga-
rgya-
Iga-
sga-
sgya-
sgra-
brga-
brgya-
bsga-
bsgra-
1 In folgenden Detailfragen besteht noch kein voller Konsens bei der Anordnung im Wörterbuch:Einordnung des subskribierten 2J, Berücksichtigung des Auslautes ^, Berücksichtigung anderer ange-schlossener vokalischer Partikeln.
Lektion 5
5.1 Satzteile
Im tibetischen Satz lassen sich bis zu fünf Satzteile unterscheiden:
a) Prädikat
b) Objekt
c) Logisches Subjekt
d) Attribut
e) Adverbialbestimmung
Zum Subjekt ist zu bemerken, daß das Tibetische keinen speziellen Subjektskasus
hat wie ihn etwa die indogermanischen Sprachen in der Regel im Nominativ haben.
Stattdessen tritt das logische Subjekt eines tibetischen Satzes entsprechend dem Charak-
ter des Prädikats entweder als Agens, das die Verbalhandlung Bewirkende, im In-
strumental oder als das an der Verbalhandlung nur Beteiligte bzw. zu ihr in einer
bestimmten Beziehung Stehende im (modalen) Akkusativ auf. Dies wird an späteren
Stellen (7.6.c.3 und 8.2.a) näher erläutert.
Innerhalb eines Satzes kann man die folgenden Kategorien von Wortarten aufstellen:
Nomina
5.2 Wortarten
Innerhalb eines Sz
a)b)c)d)e)0g)h)i)
Verb
Substantiv
Adjektiv
Pronomen
Numerale
Adverb
Postposition
Konjunktion
Interjektion
Diese bewußt traditionelle Klassifizierung erlaubt eine eindeutige Klassifizierung
der Wortarten im Satz. Ein vom Kontext isoliertes tibetisches Wort ist dagegen oft
nicht nur einer, sondern mehreren der obigen Kategorien zuzuordnen. Besonders eng
sind die Kategorien a), b) und c) - Verb, Substantiv und Adjektiv - durch die Existenz
der Nominalpartikeln (vgl. 5.5 und 6), die Verbalstämme in Nomina überführen
können, miteinander verwandt.
30 Lektion 5
Die drei Kategorien f), g) und h) - Adverb, Postposition und Konjunktion - sind insofern "un-echt", als sie zum überwiegenden Teil nicht durch selbständige Wörter, sondern durch bestimmteAbleitungen von ihnen repräsentiert werden: Adverbien und Postpositionen werden mit Hilfe vonAdverbial- und Kasuspartikeln von Nomina abgeleitet; Konjunktionen können außerdem ausverkürzten Sätzen bestehen (z.B. Q\w\ gal te oder K* * 'o na).
5.3 Wortstellung
Für die klassische tibetische Prosa gelten relativ einfache Wortstellungsgesetze.
Grundlegend ist die Finalstellung des Prädikats im vollständigen Satz. Das Prädikat
kann durch eine unmittelbar vorangehende adverbiale Bestimmung erweitert werden.
Vor dem Prädikat steht im intransitiven Satz das logische Subjekt; im Satz mit transiti-
vem Prädikat werden in der Regel das oder die Objekte dazwischen eingeschoben,
wenn auch im Einzelfall das logische Subjekt den Objekten folgen kann. Subjekt und
Objekt können durch voran- und/oder nachgestellte Attribute erweitert werden. Zu
Beginn eines Satzes findet sich oft eine auf den ganzen Satz sich beziehende adverbiale
Bestimmung. Attribute und adverbiale Bestimmungen können ihrerseits recht um-
fangreich und komplex zusammengesetzt sein; vgl. hierzu später Abschnitt 14.8.
Schematische Darstellung:
Adverb — Attribut=Subjekt=Attribut — Attribut=Objekt1 = Attribut
— Adverb=Prädikat
oder:
Adverb — Attribut = Objekt1 = Attribut — Attribut = Subjekt=Attribut
— Adverb=Prädikat
In metrischen Texten finden sich nicht selten Verstöße gegen diese Wortfolge, die
z.T. so gravierend sind, daß man sich bei der Analyse vorwiegend auf den Sinnzusam-
menhang stützen muß.
5.4 Partikeln. Übersicht
Gleichermaßen wichtig für die Wortbildung wie für die Syntax sind im Tibeti-
schen eine Anzahl von unselbständigen2 Partikeln, die entweder direkt oder nur durch
1 In Sätzen mit intransitivem oder nominalem Prädikat fehlt dieser Komplex.2 Da sich für einen großen Teil der Partikeln ihr ursprünglicher Charakter als selbständige Wörter
bzw. als Kontraktionen aus solchen nachweisen läßt, wird auch der Rest auf diese Weise zu erklärensein.
Lektion 5 31
eine andere Partikel getrennt eine der unter 5.2 aufgezählten Wortarten vor sich stehen
haben müssen. Sie werden daher auch häufig als Suffixe bezeichnet. Die wichtigsten
unter ihnen sind:
a) Finalpartikeln1 b) Gerundialpartikeln2
c) Konzessivpartikel d) Isolationspartikel
e) Komparativpartikel f) Nominalpartikeln
g) Numeruspartikeln h) Kasuspartikeln3
i) Diminutivpartikel k) Intensivpartikel
1) Possessivpartikel m) Indefinitpartikel
n) Adverbialpartikeln
Die tibetische Grammatik besteht zu einem wesentlichen Teil aus der genauen
Funktionsbeschreibung dieser Partikeln.
5.5 Nominalpartikeln. Allgemeine Bemerkungen
Das Tibetische kennt sechs Partikeln, deren primäre Funktion darin besteht, das
ihnen vorangehende Wort als Nomen zu kennzeichnen. Zusätzlich wird durch sie bei
Substantiven häufig noch das natürliche Geschlecht ausgedrückt. In diesem Falle
bezeichnen q" und q* das männliche, &r und 3? das weibliche Geschlecht, während T|'
und TT indifferent sind und oft nur kollektiven Charakter haben.
Für q#, q* und T]' gelten folgende Sandhigesetze (Wohllautregeln):
q* und q"' gehen nach auslautendem c, q, ^ , oj und nach vokalischem Auslaut
in q* und q* über. Folgte auf auslautendes ^ und oj ursprünglich ein ^ ' 5 ^ ' , das in der
reformierten Orthographie ausgefallen ist, so bleiben q* und q' unverändert.
IT steht in der Regel nach auslautendem qi, *:, q und sj, ra" nach auslautendem
3, ^ und oj und qr nach auslautendem c,, &J und Q, sowie nach vokalischem Auslaut.
Es finden sich jedoch zahlreiche Verstöße gegen die obigen Wohllautregeln, so
daß man im Zweifelsfall die Wörterbücher konsultieren muß, um sich über die ge-
bräuchlichste(n) Form(en) zu orientieren.
&T, SJ* und TT bleiben unverändert.
1 Es sind dies die Finalpartikeln des Aussage-, Frage- und Befehlssatzes.2 Dies sind die Semifinalpartikel, die Koordinationspartikel und die Verbindungspartikel für Hilfsver-
ben.3 An Kasus werden Vokativ, Akkusativ, Instrumental, Genitiv, Soziativ, Lokativ, Ablativ und
Terminativ unterschieden.
32 Lektion 5
5.6 Die Funktionen der Nominalpartikeln1
A q- und 3f
R' und &T bezeichnen einerseits die allgemeine und abstrakte Vorstellung, die
man dem vorangehenden Begriff zuordnen kann:
qj'or "wo?" q]"Oj'q# "das Wo-Sein, der Aufenthaltsort"
"sehen" &j^£/q# "das Sehen, der Vorgang des Sehens"
und andererseits die konkrete Person, der das in dem vorangehenden Begriff
Ausgedrückte als Besitz oder Eigenschaft zugeordnet ist:
"sehen" 9^'R" "einer, der sieht; ein Sehender"
£' "Pferd" £'*T "der dem Pferd Zugeordnete; der Reiter"
Auf diese beiden Haupteigenschaften der Partikeln £|" und 3sj* gehen ihre im
folgenden beschriebenen Funktionen zurück.
a) *r als Nominalisator von Adverbien
Nicht selten werden in bestimmten syntaktischen Konstruktionen Adverbien oder
adverbiale Ausdrücke mit Hilfe von £J" nominalisiert.
S*T "so" 3*r«l" "das So-Sagen, das So-Gesagt-Haben"2
CTj'Oj* "wo?" CT'OJ'^' "das Wo-Sein, der Aufenthaltsort"
"wo?" S ] ^ * q ' "das Wo-Sein, der Aufenthaltsort"
b) *T als Bilder des Verbalsubstantivs
Mit Hilfe von q* wird von Stämmen mit verbaler Bedeutung das Verbalsub-stantiv (Gerundium), d.h. der substantivierte Infinitiv, gebildet.
"sehen" s i & ' T "das Sehen"
"weiß (sein)" r ^ : ^ " " d a s Weißsein"
In dieser Form werden tibetische Verben in Wörterbüchern und auch im Glossar des vorliegendenBuches aufgeführt. Man darf jedoch deswegen nicht aus dem Auge verlieren, daß ein mit *T bzw.^" versehener Verbalstamm innerhalb eines Textes nicht unbedingt das Verbalsubstantiv sein muß,sondern auch noch andere Interpretationen zulassen kann, vgl. c).
1 Bei einer etwas strengeren Begriffsbildung, die auch die Wortbildung berücksichtigt, sollte manzwischen einer reinen Nominalpartikel *T (ohne Sandhi) und einer "verbalnominalen11 Partikel *T/ " (mitSandhi) unterscheiden.
2 6«I"«I" wird hauptsächlich in der instrumentalen Weiterbildung ^*TW "weil man so sagte, weil sogesagt wurde" verwendet.
Lektion 5 33
c) *T als Bilder des Verbaladjektivs
Die unter b) gebildete Form dient auch als Verbaladjektiv oder Partizip.
j ' "einer, bei dem ein Sehen stattfindet"
Sie kann gemäß der impersonalen Natur des tibetischen Verbs, das keine Unter-
scheidung von Aktiv und Passiv kennt (vgl. Lektion 8.4 und 9.1) aktivisch - "ein
Sehender" - und passivisch - "einer, der gesehen wird" - interpretiert werden.
Das Verbalsubstantiv und -adjektiv kann nicht nur vom sogenannten Präsensstamm, sondern auchnoch von zwei weiteren Stammen, dem Perfekt- und dem Futurstamm, gebildet werden, wobeisich lediglich der Aspekt bzw. der Modus des betreffenden Verbs ändert. Die jeweilige Funktionvon *T bleibt dabei erhalten, vgl. Lektion 9.1.
d) *T als Partikel der Zugehörigkeit
Einem Nominalstamm angefügt, drückt £J" die Zugehörigkeit in einem ganz all-
gemeinen Sinn aus.
£' "Pferd" £'£T "der dem Pferd Zugeordnete; der Rei-
ter"
^ ' "Feld" ^*V*T "der zum Feld Gehörige; der Bauer"
Hier können gegebenenfalls zwei Nominalpartikeln aufeinanderfolgen, nämlich
dann, wenn der Grundbegriff bereits auf eine Nominalpartikel endet.
Syqik'q' "Einsiedelei" s:CT<arq#q# "der zur Einsiedelei Gehörige; der Ein-
siedler"
In dieser Funktion unterliegt *r keinen euphonischen Veränderungen!
e) £f als Possessivpartikel
An einen Nominalstamm oder ein Nominalkompositum angefügt, bezeichnet £J*
auch diejenige Person oder Sache, bei der das durch den Nominalstamm oder durch das
Nominalkompositum Benannte als Besitz oder Eigenschaft vorhanden ist. In dieser
Funktion bleibt £j# ebenfalls unverändert.
- "einer, der zwei Füße hat; ein Zweifüßler"
"das, was keinen Abstand (zum Vorhergehenden) hat; das, was
unmittelbar folgt auf ... ln
1 So etwa im Hinterglied eines Kompositums: YsrsT^'WS*!"*!" "in der unmittelbar auf das Hörenfolgenden Zeit, sobald man gehört hatte". — W ist attributiver Genitiv, *J* temporaler Terminativ.
34 Lektion 5
"einer, bei dem Achtsamkeit vorhanden ist; ein Achtsamer"# "einer, bei dem die beiden (zuvor genannten Dinge) nicht vor-
handen sind"
Es ist zu betonen, daß durch *T in der Regel nicht ein konkreter Besitz ausgedrückt wird. Hierfürverwendet man entweder die Possessivpartikel 5^", ein Adjektiv mit der Bedeutung "... besitzend"(vgl. hierzu Lektion 10.5) oder das nominale Hinterglied ^ ^ 1 " "Eigentümer, Besitzer". Vgl. etwa^•q^q]' "Pferdebesitzer" und 5 ^ V T "Feldbesitzer" im Gegensatz zu fJ'«T "Reiter" und '«T"Bauer". — ^^\' ist eine Verkürzung von sj^'^f "Herrscher; Besitzer".
f) *T als Ordinalzahlbilder
Durch die Anfügung von £J" an Kardinalzahlen werden die zugehörigen Ord-
nungszahlen gebildet.
^ "zwei" dj^ST*!' "der zweite"
j]%zLediglich zu zj]%zjT "eins" bildet man in unregelmäßiger Weise ^ ' £ J ' "der erste".
Auch in dieser Funktion bleibt £J" stets unverändert.
Bei einem Ausdruck wie ^'*J|^*r«r kann nur der Kontext entscheiden, ob die richtige Über-
setzung "der zweite Fuß" oder "Zweifüßler, zweifüßig" lauten muß.
g) »T als Femininbilder (Sexusindikator)
Zu den Ausdrücken der Kategorien c) bis f) wird ein Femininum in der Regel
nicht bei attributiver, sondern nur bei selbständiger Verwendung gebildet. Als Femi-
ninbi lder dient in der überwiegenden Zahl der Fälle &T, sehr viel seltener &}\
^ "die Sehende"
"die Gastwirtin ('die zum Bierausschank gehörende')"
"die Zweifüßlerin"
|^ "die Zweite"
Aber:
q^'^T "Tibeter" q^'fcT "Tibeterin"
Zu den bisher behandelten Beispielen existiert immer eine entsprechende maskuli-
ne Form, die auf £f oder qs auslautet. Daneben kennzeichnet &!' auch das Femininum
partikelloser Formen, was besonders häufig bei Lehnübersetzungen aus dem Sanskrit
auftritt.
Lektion 5 35
"mit Wohlklang versehen", skr. Sarasvant1 (Name eines Got-
tes)
P "die mit Wohlklang Versehene", skr. Sarasvatf (Name der Göt-
tin der Beredsamkeit)
"Mal", skr. vära
"die Gelegenheitsfrau (?), Kurtisane", skr. värä
h) 5f als geschlechtsneutraler (sexusneutraler) Adjektivbilder
Die nicht geringe Zahl von Nominalstämmen, die einen bestimmten abstrakten
Raum- oder Zeitbegriff bezeichnen (vgl. hierzu Lektion 17.6), bildet die zugehörigen
Adjektive - die ihrerseits wieder substantivisch verwendet werden können - mit Hilfe
der Nominalpartikel sj#.
qjc; "das Obere, Frühere" Sjik'sr "oberer, früherer"
3 ' "das Obere, Höhere" S'&T "oberer, höherer"
3 ' "das Letzte" *r*r "letzter"
Auch von Verbalstämmen werden vereinzelt Adjektive mit Hilfe von sj# abgeleitet.
"(künstlich) herstellen" R&TW "künstlich"
"zittern" *j*/*r "Feigling, feige"2
"rein sein" q jÄ ' s r "rein"
In diese Kategorie fallen auch Wörter wie S| V£T "das Versteckte", die Bezeichnung einer
bestimmten Gattung von (angeblich) versteckten und später wieder aufgefundenen Texten, und
qj V*T M'das Ausgestreute', Opferspende".
B sf und 9?
Während bei den Zusammensetzungen mit *r und &T ihre spezifische Funktion
gegenüber der Genusdifferenzierung (Sexusdifferenzierung) durch £j" und 3 " dominiert,
steht bei £J" und 54' die Genusdifferenzierung (Sexusdifferenzierung) im Vordergrund.
£f und ür stehen überwiegend nach Verbalstämmen oder deren Ableitungen und
bezeichnen denjenigen (oder diejenige), der (oder die) die betreffende Verbalhandlung
ausübt oder die betreffende Eigenschaft besitzt.
"machen" 9Y^" ' '^er Midier, Agens""rot (sein)" ^ * F ^ "der Rote"
1 Die Tibeter übersetzen aufgrund falscher etymologischer Ableitung svaravantl2 Der morphologische Wechsel von ^ zu ^ muß hier unberücksichtigt bleiben.
36 Lektion 5
Im einzelnen kann man folgende Funktionen unterscheiden:
i) q- und Xf als Bilder von Nomina agentis
An den Verbalstamm oder auch an das Verbalsubstantiv angefügt, bezeichnen sj"
und 5? denjenigen bzw. diejenige, der bzw. die die betreffende Verbalhandlung aus-führt.
| ^ ' "machen" |^"^T' und g^'£|#s? "der Macher"
2k ' i f und gV^'&T "die Macherin"1
Der Unterschied zum Verbaladjektiv (vgl. oben unter b) besteht darin, daß das
Nomen agentis überwiegend substantivisch verwendet wird. Außerdem kann das
Nomen agentis sinngemäß nur von einem Verbalstamm, nämlich dem Präsensstamm,
gebildet werden.
Gelegentlich erhält das mit £? gebildete Nomen agentis eine spezielle Bedeutung.
tfjor "siegreich sein, siegen"
gar«? "'der Siegreiche, der Erste', König"
tfjors? "Königin"
In einem derartigen Fall übernimmt das Verbaladjektiv die Funktion des Nomen
agentis.
"siegreich, Sieger"
k) *T und «r als Genusindikatoren (Sexusindikatoren) bei Nominalstämmen
Bei einer großen Zahl von Nominalstämmen, die Lebewesen bezeichnen, dienen
*T und &r als Indikatoren des männlichen bzw. weiblichen Geschlechts.
"Freund, Helfer" Sfqjsr«? "Freund, Helfer"Srpw^J- "Freundin, Helferin"
"Feind" Sfifö "Feind""Feindin"
Die maskuline Form ist sehr oft defektiv, da sie bereits im Stamm enthalten ist,
so daß nur die feminine Form durch 5? ausgedrückt zu werden braucht.
1 Diese letztere feminine Form gilt nach heutiger Auffassung als stilistisch unschön; sie ist jedoch inder Übersetzungsliteratur aus dem Sanskrit nicht selten zu belegen, vgl. »Ä*r«r2r In Lesestück IV,Strophe 4b (S. 256, Zeile 12).
Lektion 5 37
W "Tiger" %**[%' "Tigerin"«T "Gott" WW "Göttin"
Z) *T und 5? a/s geschlechtsgebundene (sexusgebundene) Adjektivbilder
Verbalstämme, die das Vorhandensein einer Eigenschaft bezeichnen (Qualitativ-verben), bilden die zugehörigen Adjektive in der Regel auf er und 5]\ An vokalischauslautende Stämme tritt vor £f und sj" sehr oft der konsonantische Auslaut «.
^ W "rot sein" ^W*T und *NW*T "rot"3B" "groß sein" a&3j'*i" und ä&S'&T "groß"
In der Regel besteht Kongruenz zwischen dem Geschlecht des Bezugswortes und demzugehörigen Adjektiv, aber gelegentlich steht auch die maskuline Form bei einemfemininen Begriff.
m) 5f als geschlechtsneutraler (sexusneutraler) Substantivbilder
Von einigen Verbalstämmen werden mit Hilfe von sf Verbalsubstantive ver-schiedener Bedeutungskategorien gebildet. Hierbei können im Anlaut und im Auslautdes Verbalstamms Veränderungen auftreten.
qq |^ ' "lachen" q |^2? "Gelächter"
«T "sehen" ^ " ^ "Schauspiel"
Q£]' "schreiben" V&T "Linie, Zeichnung"
C fr und fr
w) f|* wnrf f als geschlechtsneutrale (sexusneutrale) Substantivbilder
Die geschlechtsneutralen (sexusneutralen) Partikeln fr und f r treten sehr vielseltener auf als die übrigen vier meist geschlechtsgebundenen (sexusgebundenen)Partikeln.1 Sie erscheinen ihrem neutralen Charakter gemäß überwiegend bei abstrak-ten Ausdrücken.
flj' "alt sein" a*Tf]" "Alter""wählen" ^ W f T "Wahl"
q|s,' "teilen" B^'T "Hälfte"
o) fj ' wnrf f r in deiktischer Funktion
Nach Pronomina haben f r und fj" hinweisende und verstärkende Funktion.Nach Zahlen findet man nur f|\
Belege für den Gebrauch von ^f lassen sich nur aus der Umgangssprache beibringen.
38 Lektion 5
"ich hier" ÜV'T "du da"' F u n d ^ ' 'T " i e n e r ^a> J e n e r dort" ^ ' ^ T u n d ^ " ^ "dieser hier"
Nach Zahlen hat T]' neben der hinweisenden auch eine kollektive Funktion.
Sj^SHTj' "die beiden da, jenes Paar"
In dieser Verwendung findet man häufig auch sj\
Sfl^pr^ "die drei da, jenes Tripel"
'fy und 8]" werden gelegentlich auch nach Nomina, nach Kasus- und Gerundialpartikeln in leichtverstärkender Funktion (ähnlich wie die Isolationspartikel, vgl. Lektion 8.3) gebraucht, wobeinicht selten auf ^f bzw. 2|" ein Fragesatz folgt:
"Wenn es überall Wasser gibt, was nützt dann das Brunnenwasser?"1
D Zu allen Nominalpartikeln
p) Distinktive oder nicht mehr erkennbare Funktion der Nominalpartikeln
Nicht alle in der klassischen Schriftsprache auftretenden Wörter, die durch eine
oder zwei Nominalpartikeln abgeschlossen werden, lassen sich durch die bisher behan-
delten Kategorien erfassen. Bei einem Teil der noch verbleibenden Zusammensetzungen
dient die Nominalpartikel zur deutlicheren Charakterisierung und Abhebung des betref-
fenden Wortes. Um * ^ c / "Schulter" von dem gleichlautenden * ^ v "Armee" zu
unterscheiden, erhält das erste Wort zusätzlich die Nominalpartikel £J": ^qc;#q'.
Nebenformen wie V*T "Berg" zu V und ^"Sf "Gipfel" zu §" sind ähnlich zu erklären;
so besteht im ersten Fall Verwechslungsgefahr mit %m9y "Bild", im zweiten Fall mit
dem Verbalstamm ^" "spielen" und seinen Zusammensetzungen. Trotzdem wird sich
nicht in allen Fällen zeigen lassen, weshalb ein Wort eine Nominalpartikel hat und
weshalb gerade die betreffende Partikel gewählt wurde. Immerhin dürfte aber der
weitaus überwiegende Teil der Nominalpartikeln in befriedigender Weise in eine der
beschriebenen Funktionskategorien einzuordnen sein.
5.7 Zur Herkunft der Nominalpartikeln
Die geschlechtsgebundenen (sexusgebundenen) Nominalpartikeln £j" und &T sowie
q* und XJ* gehen aller Wahrscheinlichkeit nach auf die elementaren Oppositionen *r
"Vater" — *r "Mutter" und sf' "Mann, männlich" — £f "Frau, weiblich" zurück. Hier-
1 Eine sehr nützliche Belegstellensammlung zu dieser Partikel findet sich in D. R. SHACKLETONBAILEY, The Satapancäsatka ofMatrceta, Cambridge 1951, S. 153.
Lektion 5 39
für sprechen zum einen Paare wie q'^T "männliches Kind, Sohn" und q*&T "weibliches
Kind, Tochter" und zum anderen die gelegentlich in der alten Orthographie auftauchen-
den Schreibungen «r und «r für die Nominalpartikeln q* und q \ Diese Erklärung legt
den Schluß nahe, daß auch TV und w selbständige Nominalstämme zur Grundlage ha-
ben. Hierfür bieten sich die Stämme pr "Teil" und ra* "er, sie, es" (Personalpronomen
der 3. Person)1 an, deren Bedeutung sich gut mit der neutralen und mit der hinweisen-
den Funktion von TV und *w vereinen läßt.
Bestimme
folgenden
Übungen zu Lektion 5
mit Hilfe des Wörterverzeichnisses die Funktion der Nominalpartikel in den
Wörtern:
flfi-T
augenblicklich
Geburt
Lebewesen
die Lasterhafte
fehlerlos
unzählig
alter Mann
alte Frau
Entfernung
der fünfte
als Erstes geschehen
früherer
Gastwirtin
Frau, Ehefrau
Schwanz
Behauer
hitzige Frau
Anfang
nutzlos
warm
Botin
unachtsam
Herr
Kreatur
viel
der Beste
die Beste
konzentriert
Geliebter
Richter
tief
der Gute
die Gute
Diener
Dienerin
lang
der neununddreißigste
Feuer
Rest
In dieser Form ist es geschlechtsneutral (sexusneutral)!
40 Lektion 5
Wörterverzeichnis zu Lektion 51
FF
weiß sein
Fuß; im Kompositum
für ^]C/q"
Augenblick
geboren werden
Fehler
Teil
er, sie, es
du
wo?
wo?
das Obere
Zahl
Freund
Einsiedelei
Feind
lachen
alt sein
das Ferne
siegreich sein
fünf
das Erste
so
eins
künstlich herstellen
Bier
klein sein
entscheiden
das Hintere
behauen
zwei
hitzig sein
Pferd
sehen
Tiger
das Letzte
Abstand
das Obere
hören
sehen
der erste
Zeit
jener
Nutzen
warm sein
ich
Eigentümer
wählen
zittern
dieser
Armee
Oberarm, Schulter
1 Es werden nur primäre Wörter und Zusammensetzungen aufgeführt.
R' Vater
2J* Mann; männlich
*%'*}' Bote
qqr Achtsamkeit
q^' Tibet
q^'q* machen
er das Höhere
s;qc/ Macht
cq^^j- Wohlklang
qqc/q- entstehen
qqsr-q- teilen, einteilen
qg'q* schreiben
&T nicht
&T Mutter
fcjc/q' zahlreich sein
^K'R' nicht vorhanden sein
&f Frau; weiblich
m ^ / q - rein sein
Q&R' der Beste
§" Spitze, Ziel (Lang-
form: 5"5J')
Lektion 5
fR'
^ 'B'R'
aq'q*
qa^-q-
S;^q-
q|q]-ojq|«j-
%
%*!
41
spielen
Handel
lieben
Mund
Feld
essen
tief sein
gut sein
'der Untere', Diener
Berg (Langform R"q")
lang sein
Mal ('ein Mal')
39
drei
Schmelzbutter (Op-
fergabe)
Gott, Herr
mehr; das, was mehr
ist
Lektion 6
6.1 Die Indefinitpartikel
Die Indefinitpartikel %q|', von der das Zahlwort zjj%cjj" "eins" abgeleitet ist, mit
der Bedeutung "ein, irgendein" tritt in folgenden drei Formen auf:
^SV
nach
nach
nach
den
den
dem
Auslauten qi,
Auslauten c;,
Auslaut sj
^ und R
^, «, ^, a^ und sowie nach Vokalen
%q|* vertritt im Tibetischen den unbestimmten Artikel, wobei der Unbestimmt-
heitsgrad noch stärker ist als im Deutschen. %d|# wird grundsätzlich seinem Bezugswort
nachgestellt. Weist dieses bereits nachgestellte Attribute auf, so steht SSV nach dem
letzten von ihnen.
"(irgend)ein Mann"
"ein großes, zweifüßiges Lebewesen"l^&r^rß
Nach Zahlen hat %q]' kollektive Funktion.
«•Jte#qiÄ$j\£|cjr "ein Paar von Frauen, zwei Frauen"
Zur Verwendung von %zjr nach Pronominalstämmen vgl. Lektion 17.3.
6.2 Demonstrativpronomina
Das Tibetische kennt drei Demonstrativpronomina:
"jener" (das entferntere Objekt bezeichnend)
"dieser"
"dieser" (das nähere Objekt bezeichnend)
Von ihnen wird X' kaum verwendet. ? ' und GÄ' können durch die Nominalparti-
keln fj' und *fv verstärkt werden.
"jener da" "dieser da"
Lektion 6 43
K' und Q£'9 besonders aber ^', vertreten den im Tibetischen nicht vorhandenen
bestimmten Artikel. Sie stehen ebenso wie %qv enklitisch, können aber im Gegensatz
zu seil" auch in substantivischer Funktion verwendet werden.1
f ' "jener große König, der große König"
"er sagte"2
Nur in einigen festen Ausdrücken steht das Demonstrativpronomen vor dem Bezugswort:
^" j^^" oder ^\$|^'(^"f!^ * O "diese Worte (sprach er)"3
Analog: ^'$H"S" Mmit ^^esen Worten"4
6.3 Stellung des Attributs
Wie bereits in Lektion 5.3 hervorgehoben, kann das Attribut dem Bezugswort
vorangehen (attributive Stellung) oder ihm nachfolgen (appositioneile Stellung). Wenn
mehrere Attribute vorhanden sind, ist die Verwendung beider Stellungsarten möglich.
Werden Attribute vorangestellt, so muß an das letzte, dem Bezugswort unmittelbar
vorangehende, die Genitivpartikel treten; nachgestellte Attribute bleiben unverändert.5
6.4 Finalpartikeln. Allgemeine Bemerkungen
Das Tibetische kennt drei Arten von vollständigen Sätzen: Aussagesätze, Frage-
sätze und Befehlssätze. Die beiden Zuletztgenannten sind meist von der Rahmenkon-
struktion eines Aussagesatzes umschlossen. Zu jeder dieser Satzarten gehört eine
bestimmte Finalpartikel, mit der ein solcher Satz stets - von noch zu besprechenden
Sonderfällen abgesehen - schließen muß. Es sind dies:
es
die Finalpartikel des Aussagesatzes
die Finalpartikel des Fragesatzes
die Finalpartikel des Befehlssatzes
Aus 5*3|" wird in einem solchen Fall wieder das volle Zahlwort Q\*Q\' mit der Bedeutung "einer, der
eine".2 *T ist Instrumental des Agens (vgl. Lektion 8.2.a) zu ^" "jener, er".3 Als Einleitung oder Abschluß direkter Rede.4 Als Einleitung direkter Rede oder eines Zitates. — V ist die Partikel des modalen Terminativs
(vgl. Lektion 13.5.m).5 Bis zur Behandlung des Genitivs werden in den Beispielen und Übungen nur nachgestellte Attribute
verwendet. Zur Zirkumposition bei komplexen Attributen vgl. Lektion 14.8.c.
44 Lektion 6
Die Form dieser drei Finalpartikeln wird durch den vorangehenden Auslaut
bestimmt. Dabei unterliegt %q|' denselben Veränderungen wie die homophone und
homographe Indefinitpartikel %qr (vgl. 6.1).
Eine ganze Reihe von Verbalstämmen, die auf ^, ^ oder °1 enden, besaß in der alten Orthogra-
phie beim Imperativstamm ein zusätzliches *\5F[ im Auslaut. Die nach diesem Auslaut zu
erwartende Form ***]' hat sich nun auch nach dem Wegfall des ^"5^1" in der neuen Orthographie
gehalten. Also JJJ* *3!" "werde!" (entstanden aus 3*^"*^]") und nicht S*^83]"!
Für q* und qsf gelten gemeinsam die folgenden Wohllautregeln:
a) Endet das vorangehende Wort auf einen Vokal, so werden o; und Q,&T direkt,
d.h. ohne den Silbentrenner, mit ihm verbunden.
' (Aussagesatz) SISQ^" (Fragesatz)
In Texten mit ungenauer Orthographie findet sich gelegentlich ein &%[ vor der Finalpartikel, vorallem dann, wenn sie silbischen Wert innerhalb einer metrischen Passage hat.
b) Endet das vorangehende Wort auf Q,, so fällt dieses aus, und ?v bzw. q&r tritt an
seine Stelle. Für vokalisiertes Q, gilt Regel a).
*]^A" s i W (Aussagesatz) *!^ASI# (Fragesatz)
c) Endet das Wort auf einen der übrigen neun im Auslaut möglichen Grundbuch-
staben, so wird dieser im Anlaut der Finalpartikel wiederholt.1
«ST S****? (Aussagesatz) §j*T«W (Fragesatz)
d) Endete der Perfektstamm eines Verbs ursprünglich auf ein ^#5*J|", das in der
neuen Orthographie ausgefallen ist, so lauten die Finalpartikeln y und
(ursprünglich Jl^S')1 3^"^" (Aussagesatz) und ^JV^&T (Fragesatz)
' (ursprünglich q^s;*:'): q^5\*y (Aussagesatz) und q ^ ' ^ & r (Fragesatz)
y und *)W sind dissimiliertes \" und ^*i'. — Ob ein auf ^, ^ oder °J auslautender Perfektstammursprünglich ein ^"5^1" hatte, sieht man gewöhnlich nur noch an der Form der Finalpartikel.Deshalb führt das Wörterbuch von JÄSCHKE die Finalpartikel y bei den in Frage kommendenVerben mit auf. Eine weitere Auskunftsquelle stellen verschiedene einheimische tibetischeGrammatiken dar, in deren Verbenlisten jedes ^"5^1" geschrieben wird.
1 Diese Wohllautregel erklärt sich einfach aus dem gehauchten Stimmeinsatz des ^, das sich damitautomatisch eng an den vorangehenden Auslaut anschließt.
Lektion 6 45
6.5 Die Finalpartikel des Aussagesatzes
Die Finalpartikel des Aussagesatzes steht gleichermaßen bei Sätzen mit verbalemund nominalem Prädikat und bei unvollständigen (elliptischen) Sätzen. Auch einadverbielles Prädikat ist möglich, vgl. 15.3.g(2).
a) ^ ' q s ^ ' V "Die Sonne geht auf."
g'&r&jE^'^rSsrfcT "Ein hübsches Mädchen wurde geboren."
Hierbei wird die Finalpartikel nicht übersetzt.
b) g^j#a'^'^gaj'q:^q|'$j: "Jener Brahmane ist arm ('ist ein Armer')."
j g s i ' ^ ' * ^ " ^ "Dieses Haus ist groß ('ist ein Großes')."
Hierbei wird die Finalpartikel als Prädikatskopula übersetzt.
c) Frage: "Wohin gehst du?"Antwort: "Zum König." (Verkürzt für: "Ich gehe zum König.")Auf tibetisch: gopfö 'SR 'W "In die Nähe des Königs."1
Frage: "Wessen Buch ist das?"Antwort: "Meines." (Verkürzt für: "Das ist mein Buch.")Auf tibetisch: q^qrqjq" "Meines."2
Hierbei wird die Finalpartikel nicht übersetzt.
Folgen mehrere koordinierte Hauptsätze aufeinander, so steht die Finalpartikelnur nach dem letzten Prädikat.
"Eine alte Frau starb, ein junges Mädchen kam zu Schaden."
Nach den Verben 5^'q# "sein, etwas sein" und 3^#*r "sein, vorhanden sein"kann die Finalpartikel des Aussagesatzes fehlen.
6.6 Die Finalpartikel des Fragesatzes
Die Finalpartikel qsr steht am Ende derjenigen Fragesätze, die kein Interrogativ-pronomen enthalten.
fc "Ist der Vater gekommen?""Ist jener Mann ein Feind?"
" ist (postpositionaler) Genitiv, 5^'Y Terminativ der Richtung.Y2 q^qj'Sj- jst Genitiv zu C' JJ|" und dient als Possessivpronomen, vgl. 12.7.
46 Lektion 6
Der letzte Satz kann auch zu *J" #*sSTp&r verkürzt werden. In diesem Fall wird
die Finalpartikel als Prädikatskopula übersetzt.
Enthält der Fragesatz ein Interrogativpronomen, so fehlt die Finalpartikel.
*j'^q]#<5jw "Wer ist gekommen?"l/^-q- "Wie soll [ich] handeln, was soll [ich] tun?"
In Analogie zu den unvollständigen Aussagesätzen gibt es im Tibetischen auch
unvollständige Fragesätze, die ebenfalls mit der Finalpartikel Oft' schließen müssen.
A: "Der Dalai Lama ist aus Tibet fortgegangen."
B: "Nach Indien?" Auf tibetisch: a ' q^ ' ^qs j " "Nach Indien?"1
w i 4Gelegentlich wird statt der Finalpartikel <W der Interrogativstamm 3" (vgl. 17.1) als Interroga-tivpartikel verwendet. *" steht in dieser Funktion meist an erster oder an vorderer Stelle desSatzes. $'«J|^' "Gibt er? Ob er wohl gibt?" (dubitative Frage) statt S ] ^ ' W .Eine weitere Verwendungsmöglichkeit von «" besteht darin, es hinter die Finalpartikel desFragesatzes zu setzen, wodurch die Frage zu einer rhetorischen wird.
"Ist es nicht so (oder: Es ist doch wohl so), daß man das 'Große Fahrzeug' im allgemeinen alsmit deinen2 Lehrreden übereinstimmend betrachtet?" (Antwort: "Ja.")
Bei einer mehrgliedrigen Frage fällt Oft' nach dem letzten Glied aus.
? & "Geht dieses Mädchen fort oder kommt es?"
"Ist jener Mann ein Feind oder ein Freund?"
Von dieser Verwendung zwischen mehreren verbalen oder nominalen Prädikaten
ausgehend, hat sich q&T zu einer reinen Aufzählungspartikel zwischen Nomina mit
kopulativer ("und") und disjunktiver ("oder") Bedeutung entwickelt.
"Fische gibt es in Flüssen, Seen und im
Meer."3
"Ein großer oder ein kleiner Mann"
In der autochthonen, stärker von der gesprochenen Sprache beeinflußten Literatur findet manneben der Interrogativpartikel häufig noch das Interrogativadverb W, das stets vor dem Prädikatstehen muß.
^ ' $ ' c ^ ' * r ^ a j ' "Ist es wahr oder nicht?"
1 V nach J ' ^ V bildet Terminativ der Richtung: "nach (Indien)". Er wird in Lektion 13.3.a erklärt.2 Der Buddha wird angeredet.3 3j' bildet den Lokativ des Ortes von allen vorangehenden Begriffen. Vgl. Lektion 11.2.a.
Lektion 6 47
Das Prädikat kann zusätzlich um die Interrogativpartikel erweitert werden:
"Kannst du es (wohl) mit deiner Herzensstärke an dich nehmen?"
Stellt ein mit dem Interrogativadverb Ä* gebildeter Fragesatz das Objekt eines Aussagesatzes dar,so wird W zweckmäßigerweise mit "ob" übersetzt.
"Denke darüber nach, ob es darauf so geworden ist!"
6.7 Die Finalpartikel des Befehlssatzes
Die tibetischen Verben lassen sich in zwei Klassen einteilen, in starke Verben mit
zwei- bis vierfacher Stammabstufung und schwache Verben mit einem unveränderlichen
Stamm. Starke Verben haben stets einen speziellen Imperativstamm, der allerdings
formal mit anderen Stämmen zusammenfallen kann (Einzelheiten hierzu in 9.1). Vor
der Imperativpartikel %cjr steht in der Regel der spezielle Imperativstamm, falls ein
solcher vorhanden ist. Ausnahmen bilden der Prohibitiv (vgl. hierzu 9.1.b.6) sowie
einige Verben, die auch den Präsensstamm verwenden, etwa
"sieh" (keine Stammabstufung)
"mache" (gsr ist der Imperativstamm von g^"*T)
"mache" (diese Form ist ebenfalls belegt!)
Bei einigen Verben wie auch beim Prohibitiv (vgl. hierzu 9.1.b.6) kann die Imperativ-
partikel gelegentlich ersatzlos wegfallen.
"geh! komm!" (Imperativstamm von q|5|q|sPT)
Die Stämme gr und q]8Jor werden ohne jede Partikel bei der höflichen Bitte ver-
wendet; sie regieren den Terminativ.
"[Ich] bitte [höflich darum, mich] zu belehren!"1
6.8 Zur Herkunft der Finalpartikeln
Die Finalpartikel des Aussagesatzes <V ist vermutlich mit dem alten Demonstrativstamm K"dieser" identisch, der gleichzeitig auch als Affirmativpartikel - "ja, in der Tat!" - und als Stamm desPersonalpronomens der 1. Person Plural (vgl. 12.5) verwendet wird.
Die Finalpartikel des Fragesatzes W ist wohl auf das Negationsadverb T zurückzuführen. ZurKonstruktion vgl. etwa den neuhochdeutschen Sprachgebrauch "Du kommst, oder - ?".
Die Herkunft der Finalpartikel des Befehlssatzes ist unklar. Sie geht möglicherweise auf dieIndefinitpartikel zurück.
*st ^e r Terminativ des Futurstamms von ^"*J\ der in diesem Fall verlangt wird. — ZurVerbindung der Finalpartikel des Befehlssatzes mit der in Lektion 17.7 zu behandelnden Diminutiv-partikel siehe dort.
48 Lektion 6
Übungen zu Lektion 6
Übersetze aus dem Tibetischen:
V
L
Wörterverzeichnis zu Lektion 63
Perfektstamm zu S'q* cnv euphonische Variante zu
(5) ^ (5)
einige m^' Perfektstamm zu qq^'q*
Haus qqj^'q* werden, werden zu
1 ^^" bedeutet hier "und". — '3|^*T ist eine nachgestellte Apposition zu ^ ^ ! ^ ^ ^
bedeutet: "(was) ein(en) Mernschen (angeht), bei dem nicht vorhanden ist, sind". «&" ist der
attributive Genitiv, der den vorangehenden Ausdruck dem folgenden Wort unterordnet. Die Isolations-
partikel ^" hebt das vorangehende Wort — hier das Subjekt — hervor.2 GT ist eine Lokativpartikel, die hier dativische Funktion hat ("Ihm ist ..." ~ "Er hat . . . " ) .3 Eingeklammerte Zahlen nach tibetischen Wörtern weisen auf die Lektion hin, in der das betreffende
Worte erstmalig aufgeführt ist.
^ q -
3 < q l* '
ql-q-
Lektion
gehen; Lebewesen
('das, was geht')
alt
Weite, Ausdehnung, Ebene
'weiße Ebene', Indien
weit, ausgedehnt sein
'ausgedehnter See', Ozean
König
Wasser
Fluß
klein
groß
]' aufgehen
sterben
wie? in welcher Weise?
Fisch
Y verletzt, geschädigt werden
Sonne
Freund
zeigen, erklären; Lehrer
Futurstamm zu ^ # * r
jener
dieser
in der Nähe von, in die
Nähe von, bei, zu ...hin
(Postposition mit Genitiv)
dieser
feige
r geben, gewähren, erlauben
6
3"
|^-q-
%'q'
€ ^ '
q^-q-
%
49
Mädchen
^ Frau
Futurstamm zu ^'R' (5)
Brahmane
Lehrer, Mönch
('der Höhere')
T arm
geben, spenden
Mensch, Mann
nicht
T rot sein
sagen, sprechen
Perfektstamm zu *{'R'
hierher
See
T hübsch
bitten
T jung
kommen
Perfektstamm zu o&'R'
sein, etwas sein
sein, vorhanden sein
Perfektstamm zu o&'R'
Imperativstamm zu
TR' kommen; gehen
wer?
wer?
q* bitten
Lektion 7
7.1 Numeruspartikeln
Das Tibetische kennt sechs zur Bezeichnung des Plurals dienende Partikeln:
Ihr Gebrauch läßt sich durch folgende Regeln beschreiben:
a) 3ESW und «scn' sind die weitaus häufigsten Pluralpartikeln; sie treten an alleArten von Nomina. SJZV wird seltener verwendet als £ £jsj\ Es ist ursprünglicheine Kollektivpartikel und keine Numeruspartikel.1
*r "Mensch" §r*si*r "Menschen"g*ra* "Brahmane" gsrl'^q]' "Brahmanen"2
b) &' ist ein Nomen mit der Bedeutung "Menge, Schar". Es wird daher hauptsäch-lich nach Bezeichnungen für Lebewesen sowie nach Pronomina und Zahlen ge-braucht — gelegentlich auch nur in kollektiver Bedeutung.
q- "Kuh" q-3£ "Kühe"q^# "dieser" Q '3f' "diese"
"100.000" q^'M* "Hunderttausende(r)"
c) SQV ist in seiner Verwendung auf Pronomina beschränkt.
"ich" q^qj-^qj- "wir"
d) gq|' bildet Kollektivbegriffe von Zahlen.
qgf "hundert" ^S'5F]' "Hunderter"
& ' "tausend" ¥^'9^]" "Tausender"
RK3) "sieben" q « - g q | - "Woche"3
e) "tsqj' tritt nur in der Form ^ W ] " auf, wobei ^OT|' ein alter Plural des nicht mehr
selbständig gebrauchten Demonstrativstammes ^ "dieser" ist. Das 7v wird nach
denselben Regeln wie die (mit ihm identische) Finalpartikel des Aussagesatzes
(vgl. 6.4) an den vorangehenden Auslaut angeschlossen.
nfqy "die drei da, alle drei"
1 Vgl. etwa im Deutschen "Berg" - "Berge" - "Gebirge" — (Tib. V -2 Manchmal auch einfach "der Brahmane" (als typischer Vertreter seiner Kaste). — Zu einer
genaueren Beschreibung von ^ ] " vgl. Michael HAHN, "On the function and origin of the particle dag",Tibetan Studies, Zürich 1978, pp. 137-47.
3 'Die sieben [Tage]'
Lektion 7 51
Bemerkenswert ist die relativ häufige Verwendung von GVOTT nach Verbalstäm-
men, die dann als Verbaladjektive zu interpretieren sind.
uqc-c-5qr "alle, die vorhanden sind"
qc/c/$qr "alle, die kommen"
f) dlis&r als Numeruspartikel
Die Zahl S| *T "zwei" wird nicht selten im Sinne einer Dualpartikel nach der Aufzählung zweierBegriffe gesetzt. Diese beiden Begriffe bilden meist ein sinnvolles Ganzes.
"Vater [und] Mutter beide, beide Eltern""Tugend [und] Laster - diese beiden [Dinge]"
Höhere Kardinalzahlen als zwei werden bedeutend seltener verwendet, da die Zahl der Kollektiv-ausdrücke mit mehr als zwei Gliedern vergleichsweise niedriger ist. Sie können jedoch imBedarfsfall immer gebildet werden.
"die Mutter [und ihre] Söhne - [zusammen] drei, d.h. die Mutter undihre beiden Söhne"
7.2 Stellung und Syntax der Numeruspartikeln
a) Stellung
Die Numeruspartikeln treten unabhängig von der Zahl der vor- und/oder nach-gestellten Attribute ihres Bezugswortes nur einmal auf, und zwar stets am Ende desgesamten Ausdrucks.
Die Numeruspartikeln stehen stets unmittelbar nach den Nomina, also vor den anspäterer Stelle zu behandelnden Kasuspartikeln. Eine sehr seltene Ausnahme bildet<?3W, das manchmal auch nach einer Kasuspartikel (meist Genitiv) auftritt; dies istoffenbar ein Relikt aus vorklassischer Zeit, in der die Tibeter sich noch des nominalenUrsprungs dieser Partikel - sie ist von «f&j' "Art, Klasse" abgeleitet - bewußt waren.
"alte Lamas"
/q',?3W "die alten, herbeikommenden Lamas"
^ j ^ ^ ' f &jsr "jene alten, herbeikommenden Lamas"
Das Tibetische kennt also keine Kongruenz im Sinne der klassischen Sprachen.Dies gilt auch für die noch zu behandelnden Kasuspartikeln.
b) Syntax
Die tibetischen Numeruspartikeln sind - abgesehen von der gelegentlichen be-
52 Lektion 7
sonderen Verwendung von «;qr in der Übersetzungsliteratur (vgl. 7.3) - reine Plural-
partikeln, die eine nicht weiter differenzierte Vielheit bezeichnen. Es sind lediglich die
folgenden drei, nicht übermäßig häufig auftretenden Sonderfälle zu merken.
(1) Wie viele andere Sprachen kennt das Tibetische auch den Pluralis maiestatis
bzw. modestiae: j^'S^rsjr&K' "deine (Eure) Lehrreden"1.
(2) Der Plural kann die Gesamtheit derjenigen bezeichnen, die dem pluralisierten Be-
griff gleich oder ähnlich sind: *V *5|" "Leute wie ich (oder wir)"; j§^"£SW (skt.
te), "(für) Leute wie Euch" (HJM 12.44c); vgl. lat. Caesares "Leute wie Cäsar".
(3) Die Pluralpartikel braucht nicht gesetzt zu werden, wenn sich der Plural zwin-
gend aus dem Kontext ergibt. Dies ist inbesondere regelmäßig bei Vordergliedern
von Komposita der Fall: fluS^qs;]^ "Herr der Götter"2.
7.3 Kmm in der Übersetzungsliteratur
In der Übersetzungsliteratur aus dem Sanskrit dient SJ3Y im allgemeinen zur
Wiedergabe eines Duals der Vorlage.
g^'a'^cjr "die beiden Brahmanen"
Daneben hat es bei einzelnen Übersetzern häufig weder pluralische noch dualische Bedeutung,sondern zeigt lediglich die Unbestimmtheit hinsichtlich Menge, Ausmaß, Dauer usw. an.
aj^c/2f'^q]- "eine ganze Zeit lang"
In dieser Funktion kann ^ " - meist als metrisches Füllsel - sogar nach eindeutig singularischenBegriffen stehen.
"° Jüngling!"
Die Abschwächung der ursprünglichen Pluralbedeutung von *{*[ zeigt sich besonders deutlich beizusätzlicher Verwendung nach
"Wörter, Worte"
Diese Pluralform unterscheidet sich in ihrer Bedeutung nicht von dem einfachen Plural 3to]"Jj*W.
7.4 Kasuspartikeln. Allgemeine Bemerkungen3
Das Tibetische kennt eine Reihe von Partikeln, die an Nomina und an Verbal-
1 *3|* ist Genitivpartikel. — Der Angeredete ist hier der Buddha.2 ^^" ist Genitiv zu ^". - Die Abkürzung HJM bezieht sich auf die Jätakamälä des Haribhatta.3 Vgl. hierzu das Nachwort zur fünften Auflage, S. 365-375, insbesondere S. 372f.
Lektion 7 53
Stämme angefügt werden können, und deren Funktion - ganz allgemein ausgedrückt -darin besteht, eine Beziehung von ganz bestimmter Art zwischen dem ihr vorangehen-den Stamm oder Nomen und dem darauffolgenden herzustellen. Bei Nomina entspre-chen die auf diese Weise entstehenden Beziehungen weitgehend denen, die durch dieKasus in den indogermanischen Sprachen ausgedrückt werden. Wegen dieser funktiona-len Analogie bezeichnet man diese Partikeln meist als Kasussuffixe oder -partikeln undverwendet für sie im einzelnen die Namen indogermanischer Kasus. Solche Bezeich-nungen werden auch in diesem Buch gebraucht, wobei man jedoch zu beachten hat, daßsie lediglich als bequeme Etikettierungen verstanden sein wollen, die erst durch dieFunktionsbeschreibungen ausgefüllt werden. Die hier verwendeten Kasusnamen sind:Vokativ, Akkusativ, Instrumental, Genitiv, Soziativ, Lokativ, Ablativ und Terminativ.
Da vermutlich alle Kasuspartikeln auf selbständige Nominalstämme zurückgehen, was an dieserStelle nicht weiter ausgeführt werden kann, wären sie ihrer Herkunft und ihrer Stellung nachangemessener als (nominale) Postpositionen zu bezeichnen. Der Begriff "Postposition" soll jedochfür eine bestimmte Klasse "flektierter" (d.h. mit Kasuspartikeln versehener) Nominalstämmevorbehalten bleiben (vgl. 17.6).
Da verschiedene Kasuspartikeln zum Teil gleiche Funktionen erfüllen, bieten sich zwei Betrach-tungsweisen an:a) eine systematische Betrachtungsweise, bei der die auftretenden Funktionen als Klassifika-
tionsschema dienen, in das die einzelnen Partikeln eingeordnet werden.b) eine schematische Betrachtungsweise, bei der die einzelnen Funktionen einer jeden Partikel
ohne Rücksicht auf Wiederholung beschrieben werden.
Für ein Elementarbuch, das auch als Nachschlagewerk dienen soll, kommt nur die schematischeBetrachtungsweise in Frage. — Eine Art systematische Betrachtungsweise findet sich vielfach inden bislang immer noch ungenügend erschlossenen grammatischen Schriften der Tibeter.
Die Kasuspartikeln in Verbindung mit Verbalstämmen werden gesondert behandelt, da sie indiesem Fall eine andersgeartete Wiedergabe verlangen (vgl. 14.1-7).
Mit in die Betrachtung der Kasus einbezogen sind die Funktionen des partikellosen Nomens, dieman zweckmäßigerweise als Vokativ und Akkusativ bezeichnet.
7.5 Das partikellose Nomen. Vokativ
Die partikellose Form des Nomens dient als Vokativ.
<JT MO Herr! O Gott!"
Der Vokativ wird oft durch eine vorangestellte, seltener durch eine nachgestellteInterjektion verdeutlicht.
oder g a r ^ " "He! Siegreicher!"
54 Lektion 7
7.6 Das partikellose Nomen. Akkusativ1
Der Name "Akkusativ" dient hier als Oberbegriff für alle Funktionen des parti-kellosen Nomens mit Ausnahme der des Vokativs. Es lassen sich folgende Verwen-dungsweisen unterschieden:
a) Der Akkusativ des äußeren Objekts
Der Akkusativ des äußeren Objekts bezeichnet das außerhalb der Handlungliegende und nur von ihr betroffene, "affizierte" Objekt. Zahlreiche transitive Verbenregieren den Akkusativ des äußeren Objekts.
"[Er] erblickt ein großes Haus."
b) Der Akkusativ des inneren Objekts oder Akkusativ des Inhalts
Der Akkusativ des inneren Objekts oder Akkusativ des Inhalts bezeichnet dasinnerhalb der Handlung liegende Objekt, welches entweder durch die Handlung er-zeugt, "effiziert" wird, also das Ergebnis der Handlung darstellt, oder den Inhalt derHandlung darstellt.
r "Man errichtete einen Reliquienschrein."
rSf- "[Er] denkt jenen Gedanken."
Der Akkusativ des Inhalts kann auch bei intransitiven Verben stehen; dies istbesonders bei der Figura etymologica2 der Fall.
qj^-sfa^-q- "lachen, lächeln" ('ein Lachen lachen')
c) Der temporale Akkusativ
Der auf einige Ausdrücke beschränkte temporale Akkusativ gibt den Zeitpunktan, zu dem sich die nachfolgende Verbalhandlung vollzogen hat.
"zu jener Zeit"3
Die temporalen Akkusative der Wörter S*T "Zeit", S" "Zeit" und $ |W "Zeitpunkt, Gelegenheit"
werden häufig als Temporalkonjunktionen (oder genauer: als temporale Postpositionen) verwendet.
"als zwei Tage vergangen waren"
"als es darauf an der Zeit war, nach Tibet zu kommen"
1 Oder "Kasus absolutus". Vgl. hierzu das Nachwort zur fünften Auflage am Ende dieses Buches.2 Die Figura etymologica liegt vor, wenn das Objekt eines Verbs von eben dieser Verbalwurzel
gebildet ist: "ein Getränk trinken", "ein Leben leben".3 ^ ' ist attributiver Genitiv; vgl. 6.3 und 10.2.h.
Lektion 7 55
"bei der Gelegenheit, als [ich] jene Männer sah"
Wie die eingeklammerten Kasuspartikeln andeuten sollen, findet man statt des temporalen
Akkusativs auch den temporalen Terminativ bzw. Lokativ.
d) Der Akkusativ der Beziehung (modaler Akkusativ)
Die bei weitem wichtigste und häufigste Verwendungsweise der partikellosenForm eines Nomens ist die als Akkusativ der Beziehung, der im Deutschen behelfs-mäßig mit "was ... angeht; hinsichtlich ... ; in bezug auf..." wiederzugeben ist. BeimAkkusativ der Beziehung lassen sich drei Gebrauchsweisen unterscheiden.
(1) Der Akkusativ der Beziehung als Qualifikator von Adjektiven und Verben1
Die Bedeutung von Adjektiven und von Verben wird im Tibetischen oft durcheinen vorangestellten Akkusativ der Beziehung spezifiziert.
qj^-gq-cf "tief hinsichtlich des Grundes" (bei einem Gewässer)etwa im Gegensatz zu
ä'a^'^J" "tief hinsichtlich der Stimme"oder
Tq# "tief hinsichtlich des Verstandes"Verbalausdruck:
gc/s^'q* "'hinsichtlich der Entfernung lang sein', d.h. weit entfernt sein"
Dieser Kompositionstypus wird nicht selten zur Wiedergabe eines sanskritischen Bahuvrihi-Kom-positums verwendet, so etwa bei dem beliebten tibetischen Namen ^"^3^* "'gut hinsichtlich desVerstandes', von gutem, trefflichem, Verstand".2 Dies ist die Übersetzung von skr. sumati "einenguten Verstand besitzend". Ebenso wie im Sanskrit ein Bahuwihi formal mit einem Karmadhära-ya identisch sein kann, ist auch im Tibetischen vielfach nicht sofort zu entscheiden, ob ein Sub-stantiv mit nachgestelltem Attribut oder ein durch einen modalen Akkusativ spezifiziertes Adjektivvorliegt. Man vergleiche die beiden Übersetzungsmöglichkeiten des folgenden Beispiels:
"ein guter, treffender Ausspruch; Sentenz"
oder "'einer, der gut ist in bezug auf das Wort', ein Wortgewandter"
1 Alle in (1) gegebenen tibetischen Beispiele gehen auf ursprünglich selbständige Nominalsätze zu-rück — "Der Grund ist tief" usw. —, die auf dem Weg der "paradigmatischen Substitution" zu Nominal-ausdrücken wurden: "dessen Grund tief ist, tief hinsichtlich des Grundes".
2 Im Gegensatz zu Gebilden wie g'ä^J N "tief hinsichtlich des Verstandes", die noch als Syntagma,d.h. als eine syntaktisch miteinander verbundene Gruppe von Wörtern aufzufassen sind, stellt Jg'^Jäs; denÜbergang zu einem selbständigen neuen Wort dar.
56 Lektion 7
(2) Der Akkusativ der Beziehung als Kasus der Vorwegnahme
In der Form des proleptischen (vorwegnehmenden) Akkusativs kann jeder nomi-
nale Begriff eines Satzes an den Satzanfang gestellt werden, und zwar ganz unabhängig
davon, welche kasuelle Funktion er innerhalb des Satzes hat. Die Vorwegnahme dient
der Hervorhebung und Betonung. Der proleptische Akkusativ wird oft durch die
Isolationspartikel ^ ' (vgl. 8.3) verstärkt.
"Was den armen Brahmanen betrifft, so schenkte ihm der Hausherr Nahrung und
Kleidung."1
Als weiteres Beispiel sei die sehr häufige Rahmenkonstruktion für die direkte
Rede angeführt:
s*r (oder
"Was das von jenem Gesagte angeht, so sagte er dieses: ' " ß
Im Deutschen genügt als Wiedergabe "Jener sagte: ' '".
(3) Der Akkusativ der Beziehung als Kasus des logischen Subjekts bei intransitiven
Verben und bei nominalem Prädikat
Das tibetische Verb ist seiner Natur nach impersonal, es bezeichnet lediglich das
Zustandekommen einer Verbalhandlung (bzw. das Vorhandensein einer Eigenschaft bei
adjektivischen Verben).
"ein Sehen findet statt"
"ein Kommen findet statt"
"ein Rotsein findet statt"
Das logische Subjekt kann in zweierlei Beziehung zur Verbalhandlung stehen: es
ist entweder ihr Urheber oder aber dasjenige, was an der Verbalhandlung Anteil hat
bzw. in bezug worauf die Verbalhandlung geschieht. Diese Klassifikation ist praktisch
identisch mit der Einteilung der Verben in transitive und intransitive. Das logische
Subjekt bei intransitiven Verben steht nun im Tibetischen stets im Akkusativ der
Beziehung, der in diesem Fall die zweite der oben beschriebenen Beziehungen aus-
drückt.
ist Instrumental des Agens (vgl. 8.2.a); er markiert das Subjekt eines transitivenVerbs. — \ ° T ist Lokativ ("DativM) des entfernten Objekts.
2 ^*T ist Instrumental des Agens (s.o.).
Lektion 7 57
q/S/ "Die Freunde kommen."
Genauer: "Es findet ein Kommen statt hinsichtlich der Freunde (als an der Ver-
balhandlung Beteiligte)."
^q 'äs 'g '^^E^ '^ ' f j s rs r "Zu jener Zeit wurde ein hübscher Sohn geboren."
Genauer: "Zu jener Zeit fand ein Geborenwerden statt in bezug auf einen schö-
nen Sohn (als den an der Verbalhandlung Beteiligten)."
Das Kommen bzw. das Geboren werden kann nach tibetischer Auffassung deshalb
keinen Urheber haben, weil man nicht mittels dieser Verbalhandlung auf ein direktes
Objekt einwirken kann. Vom tibetischen Standpunkt aus ist das logische Subjekt in
Sätzen mit intransitivem Verbalprädikat eher als ein Objekt der Verbalhandlung zu
betrachten.
Das Subjekt in Sätzen mit nominalem Prädikat wird man eher als das "Thema"
des Satzes deuten. Dies entspricht dem "vorwegnehmenden" (proleptischen) Akkusativ
(7.6.d.2) oder einem durch durch die Isolationspartikel %' (vgl. Lektion 8.3) hervor-
gehobenen Ausdruck.1
' ^ y ^ ' "Jenes Haus ist groß."
Eigentlich: "Was jenes Haus (als Gesprächsgegenstand) angeht,, (so ist es) groß."
Übungen zu Lektion 7
Übersetze aus dem Tibetischen:2
^^
1 Die mit einer angemesseneren Beschreibung des partikellosen Kasus (Kasus absolutus) verbundenenFragen können erst in der nächsten Auflage dieses Lehrbuches behandelt werden.
2 In den Sätzen 3, 4, 7 und 11 werden die Verben des Sagens bzw. Denkens vom Instrumental desAgens regiert, nämlich von (g"*T)^«l\ § s r ^ ' § ) * r , (jarÜf)^«!" und *)-jpwJ|«r. - ar in Satz 14drückt die Zugehörigkeit zu aus; vgl. hierzu Lektion 11.4.a.
58 Lektion 7
L
(3
?o
99
91
Wörterverzeichnis zu Lektion 7
^
SF
I'
Oh! He!
Oh! He!
selten
Wort, Rede
Fehler, Laster
gestern
Hausherr
du, Ihr (höflich)
weise, gelehrt
Lachen, Gelächter
Ochse
Kleidung
Entfernung
Stimme
hundert
ich
Größe
Reliquienschrein
«3"
gering (an Zahl)
Herz
Mitleid
Grund (eines Gewässers)
Behälter, Schrein; Stütze
Imperativstamm zu < #q* (5)
tausend
Macht
jetzt
und
sieben
Woche
('die sieben [Tage]')
Lehrtext, Lehrrede
folgendermaßen
fragen
sündhaft; Sünde
Lektion 7 59
q*
q^-yjoj-
ifi'
hübsch; lieb
was ... angeht
wieder, zurück
Kuh
Sohn
Tibet
Perfektstamm zu ^S'^T (5)
Verstand
hunderttausend
viel
Kind, Sohn
Wort
Zeit, Lebenszeit
euphonische Variante zu
S*T nach allen Auslauten
außer ZTJ, *;, q
Jüngling
Speise
(schöne) Gestalt
gut, trefflich
Nahrung
Zeit
Land
Vorzug, Tugend
lang
sehr, äußerst
denken
Imperativstamm zu
wieder, zurück
neu
töten
Perfektstamm zu
Gedanke
Perfektstamm zu
Lektion 8
8.1 Die Instrumentalpartikel. Form1
Die Form der Instrumentalpartikel richtet sich nach dem vorangehenden Auslaut.
Die Formen des Instrumentals Beispiele
nach den Auslauten K, q, sj
nach den Auslauten qi,
nach den Auslauten 5, &J, ^ , oj
nach vokalischem Auslaut und an-
stelle von qc; -
dient als silbisches Äquivalent für
-*T zur Ausfüllung eines Versfußes
8.2 Die Funktionen des Instrumentals
a) Der Instrumental des Agens
Der Instrumental ist der Kasus des Urhebers (Agens) bei allen transitiven und
kausativen Verben; das logische Subjekt in Sätzen mit transitivem Prädikat steht also
im Instrumental.
|jsrSij "Jener Mann sagte Folgendes."
Genauer: "Durch jenen Mann (als Agens) fand ein Sagen folgendermaßen statt."
"Der König vernichtete [seine] Feinde."
Genauer: "Durch den König (als Agens) fand ein Die-Feinde-Vernichten statt."
Transitive Verben regieren den Instrumental des Agens auch dann, wenn sie in
nominaler Form, d.h. als Verbalsubstantiv oder als Verbaladjektiv auftreten.
1 In tibetischen Handschriften und Blockdrucken wird die Instrumentalpartikel häufig mit der in 10.1zu besprechenden Genitivpartikel verwechselt. Das ist u.a. durch die Ähnlichkeit der Aussprache beiderPartikeln bedingt.
2 Die Form -*T geht nach der Theorie der einheimischen tibetischen Grammatiker auf die vollereForm ^*T zurück. Man vgl. hierzu 10.1.
Lektion 8 61
"Was das Gelobtwerden (den Vorgang des
Lobens) durch einen Feind angeht, so ist es nicht erwünscht."
Freier: "Das Lob eines Feindes ist unerwünscht."
Man beachte, daß an das Verbalsubstantiv * 5] N*!" f "«T seinerseits wieder Kasuspartikeln tretenkönnen - etwa die des Instrumentals in der unter c) beschriebenen Funktion. — Gelegentlich findetman beim Verbalsubstantiv anstelle des Instrumentals des Agens auch den subjektiven Genitiv(vgl. 10.2.a). Die Fälle sind jedoch nicht häufig, und man muß hierbei auch mit der Verschrei-bung für eine Instrumentalpartikel rechnen.
Da qsfc'q* auch Verbaladjektiv ist, läßt sich ^qj^fcrqX^-q- außerdem mit "der
vom Feind Gelobte" übersetzen. Dieser Ausdruck kann ohne weiteres seinerseits als
Agens zu einem transitiven Verb fungieren.
"Der vom Feind gelobte König erblickt(e) die vom Feind getöteten Brahmanen."
Gelegentlich bewirkt der verbale Bestandteil eines nominalen Kompositums einen Instrumental desAgens auch dort, wo das Tibetische im allgemeinen einen subjektiven Genitiv (10.2.a) hat. §*TW g ^ ' ^ T "die Verhaltensweise eines Kindes", genauer "die Art und Weise des Sich-Verhaltensdurch ein Kind (als Agens)". Derartige Fälle finden sich zu häufig im Tanjur, als daß sie sichallein durch Überlieferungsfehler (für ursprünglichen Genitiv) erklären ließen.
b) Der Instrumental des Mittels oder Werkzeugs
Der Instrumental des Mittels oder Werkzeugs bezeichnet das Hilfsmittel, durch
das eine Verbalhandlung ausgeführt wird.
"Der Henker tötete den Dieb mit dem Schwert."
c) Der Instrumental des Grundes
Der Instrumental des Grundes gibt die Ursache der folgenden Verbalhandlung an.
"Aufgrund seiner guten Werke erlangte [er] die Erleuchtung."
Der den Grund bezeichnende Instrumental steht besonders häufig beim Verbalsub-
stantiv. Bei der Wiedergabe ersetzt man diesen nominalen Ausdruck zweckmäßigerwei-
se durch einen kausalen Nebensatz.
"Der Ochse ging wegen des [ihn] Nicht-gut-Bewachthabens verloren."
Freier: "Der Ochse ging verloren, weil [der Hirte ihn] nicht gut bewacht hatte."
62 Lektion 8
Neben dem kausalen Instrumental findet man noch in gleicher Funktion den
Ablativ des Grundes (12.4.n) sowie einige periphrastische Konstruktionen mit Hilfe
von kausalen Postpositionen (vgl. 17.6).
d) Der Instrumental des begleitenden Umstands und der Art und Weise
(modaler Instrumental)
Der modale Instrumental bezeichnet entweder einen Begleitumstand zur folgen-
den Verbalhandlung oder die Art und Weise, in der sie sich vollzieht.
"Unter Mitnahme vieler Freunde ging Udaya (Legs 'gro) fort."
Verbal: "Udaya (Legs 'gro) ging fort, wobei er viele Freunde mitnahm."
"Ich verneige mich unter Hingebung, hingebungsvö//."
- "etwas nach Gebühr prüfen"
| j q / | / i ^ ' q $ r "in mitleidsloser Weise, mitleidslos"1
Auf diese Weise werden nicht nur von Adjektiven und Verbalsubstantiven (wie
in den obigen Beispielen), sondern auch von reinen Substantiven zahlreiche Modal-
adverbien gebildet.
"der Reihe nach" von R&rq' "Reihe, Reihenfolge"
"augenblicklich" von H^'%3|" "Augenblick"
Manchmal nähert sich der modale Instrumental dem Akkusativ der Beziehung.
^qsj'TjSj'Fq'^j' "(jemandem) an Stärke (hinsichtlich der Stärke) gleichkommen"
Der modale Instrumental teilt sich seine Aufgabe mit dem modalen Ablativ (vgl.
12.2.c) und dem modalen Terminativ (13.5.m).
e) Der Instrumental der Kompensation
Der Instrumental der Kompensation bezeichnet dasjenige, wodurch etwas anderes
aufgewogen, kompensiert, werden kann.
"[Er] erwarb diesen Edelstein für hundert Silberstücke."
Vgl. das volle Beispiel unter f).
Lektion 8 63
j) Der Instrumental bei Verben
Außer in den oben beschriebenen Hauptfunktionen ist der Instrumental noch in
Verbindung mit verschiedenen Verben anzutreffen. Diese Fälle sind in der Regel im
Wörterbuch von JÄSCHKE bei dem betreffenden Verb verzeichnet. Es seien hier bei-
spielhaft das Verb q $ q s r q ' "schlagen", das viele idiomatische Ausdrücke mit dem
Instrumental bildet (wobei dessen Funktion meist leicht zu erkennen ist), sowie die
Verben des Sich-Fürchtens genannt, die oft den Instrumental als Objektskasus ver-
langen (neben dem Lokativ II und dem Ablativ).
"Die [Frau] aber, die nicht die Mutter des Jungen war, zog mitleids/as mit all
ihrer Kraft (wörtl. 'mit was-an-Kraft-vorhanden-ist') an dem Jungen, ohne Rück-
sicht öw/eine [mögliche] Verletzung [des Jungen]."1
Man beachte die verschiedenen Funktionen der Instrumentale dieses Satzes!
8.3 Die Isolationspartikel
Mit Hilfe der schon mehrfach genannten und verwendeten Isolationspartikel %'2
"was ... angeht" wird ein einzelnes Wort oder auch ein zusammengesetzter Ausdruck
besonders hervorgehoben. Jeweils durch a* abgeschlossen, werden sie gewöhnlich dem
Satz vorangestellt, wodurch der bereits behandelte proleptische Akkusativ (vgl. 7.6.d.2)
entsteht, der im nachfolgenden Satz durch jeden beliebigen Kasus aufgenommen
werden kann.
"Was mich angeht, so werde (ich) nicht gehen."
"Was meine Kaste angeht, so bin (ich) Brahmane."3
"Was den vom König
besiegten Feind angeht, so tötete (ihn) der Henker mit dem Schwert."
^*r*TjE^'^'d&q]*rgar3j^*r "" | " Was edle Menschen angeht, so [bewirkt
deren] leidenschaftslose Rede [das Erlöschen des Feuers der Leidenschaften.]"
Freier: "Die leidenschaftslose Rede edler Menschen ...."
1 3 ^ ist Genitiv zu g"; g'GT ist Lokativ "am Jungen"; \ ist Semifinalpartikel, hier als aktivesPräsenspartizip zu übersetzen: "sich vor einer Verletzung nicht fürchtend".
2 Zu \ nach ^ und 9^' vgl. 14.4 und 14.6.3 *&" ist Genitiv zu ^'.
64 Lektion 8
Weiter kann ^ ' nach einer Überschrift (Titel, Kapitelzählung usw.) stehen. In
dieser einleitenden Funktion entspricht es am ehesten unserem Doppelpunkt oder
Gedankenstrich und bleibt selbst am besten unübersetzt.
^ ' q l ^ ' ^ ' "(Nun) d a s d r i t t e Kapitel:"
Ebenso kann der erste Teil der die direkte Rede umschließenden Rahmenkon-
struktion zur Verdeutlichung durch at' abgeschlossen werden; vgl. hierzu 7.6.d(2)
Gelegentlich wird auch ein Wort innerhalb des Satzes, also an nicht exponierter
Stelle, durch 3* betont.
"Was den vom König besiegten Feind angeht, so tötete [ihn] der Henker mit dem
Schwert (und nicht mit einem anderen HinrichtungsWerkzeug)."
Die Nuance, die der obige Satz durch die zusätzliche Hervorhebung von ^oj'S]*!"
erhält, läßt sich im Deutschen nur typographisch oder durch die Hinzufügung des
eingeklammerten Satzes ausdrücken.
In metrischen Texten wird «' schließlich in starkem Maße zur Ausfüllung unvoll-
ständiger Versfüße verwendet. Es kann hierbei - mit entsprechend geminderter Her-
vorhebungskraft - nach jedem Satzteil stehen, jedoch nur in metrisch schwacher
Position (vgl. 20.5). ^ ' ist die absolut "schwächste" oder "enklitischste" Partikel, d.h.
alle anderen zu einem Ausdruck gehörenden Enklitika wie etwa die Indefinitpartikel
oder das Demonstrativpronomen müssen ihr vorausgehen.
8.4 Das tibetische Verb. Allgemeine Bemerkungen
Die Grenze zwischen Verbalstamm und Nominalstamm ist im Tibetischen sehr
viel schwerer zu ziehen als etwa in den meisten indogermanischen Sprachen, in denen
Verb und Nomen vielfach bereits morphologisch klar unterscheidbar sind.1 Eine
beträchtliche Zahl von Stämmen ist zugleich Verbal- und Nominalstamm, die sogenann-
ten Kasuspartikeln (mit Ausnahme der Ablativ-II Partikel ( W ) können in gleicher
Weise an beide Arten von Stämmen treten, und schließlich macht das Tibetische von
der Möglichkeit, mit Hilfe einer einzigen Partikel - der Nominalpartikel q# - einen
Verbalstamm nominal zu verwenden, reichlichen Gebrauch. Dennoch gibt es formale
Kriterien, die einen Verbalstamm von einem Nominalstamm unterscheiden:
Nur der Verbalstamm nimmt die Finalpartikel des Befehlssatzes, die Koordina-
tionspartikel und die Verbindungsartikel bei Hilfsverben an, und nur bei Verbalstäm-
Von Ausnahmen wie etwa dem Extremfall des Englischen abgesehen.
Lektion 8 65
men - wenn auch nicht bei allen - finden sich die Reste einer inneren Flexion (vgl. 9.1
und 19).
Andere Partikeln wie etwa die Isolationspartikel, die Numeruspartikeln, die
Diminutivpartikel, die Intensivpartikel, die Possessivpartikel, die Indefinitpartikel und
die Adverbialpartikeln stehen dagegen nur nach Nominalstämmen bzw. nach dem
nominalen Aspekt eines Stammes, der sowohl Nominal- wie auch Verbalstamm ist.
Wie bereits in den Abschnitten 7.6.d.3 und 8.2.a ausgeführt, ist die Einteilung in
transitive und intransitive Verben von großer Wichtigkeit. Transitive Verben sind per
definitionem solche, die ein direktes Objekt und einen Agens haben können, während
intransitive Verben dadurch gekennzeichnet sind, daß sie kein direktes Objekt regieren,
sondern nur einen Akkusativ der Beziehung, der den an der Verbalhandlung Beteilig-
ten, also das logische Subjekt, bezeichnet.
Geht man von der deutschen Wiedergabe der Bedeutung eines tibetischen Verbs
aus, so lassen sich diese in verschiedene Kategorien einteilen, z.B. in passive Verben
wie etwa Sj'JT "geboren werden", in intransitive Verben wie etwa cjissj'q' "sitzen" und
in transitive Verben wie etwa q]*i^'£r "töten". Der Übersetzung nach kausative Verben
wie z.B. ^ q | ' * r "eintreten lassen" sind kaum von den transitiven Verben zu trennen.
Eine wirklich überzeugende Klassifikation der tibetischen Verben im Sinne der obigen Kategoriensteht trotz zahlreicher Versuche noch aus. Deshalb bleiben die damit zusammenhängendenmorphologischen Probleme in diesem Elementarbuch unberücksichtigt.
Es ist zu betonen, daß es im Tibetischen bei ein und demselben Verb keinen
Genuswechsel gibt, selbst wenn man diesen in der Übersetzung gelegentlich aus stilisti-
schen Gründen vornehmen wird. So lautet z.B. der Satz gai'ßJki'^g'^qjJSj^^ in
genauer Wiedergabe "Es findet ein Feind-Töten statt durch den König (als den Urheber
der Verbalhandlung)", die man dann mit gleicher Berechtigung in "Der König tötet den
Feind" und "Der Feind wird vom König getötet" umformen kann.
66 Lektion 8
(3
Übungen zu Lektion 8
9 rJjarq^C/g;^*
^ ' ^
Wörterverzeichnis zu Lektion 8
4es
91'
stehlen, rauben
Dieb
Ergebenheit, Hingabe
Messer
heilvoll
schlecht
Geld, Silberstück
was? was (relativisch)
Perfektstamm zu qX5j5j#q'
r Leidenschaft
<5,gisrgor leidenschaftslos
^ • q # eindringen in
af*T Raub, Diebstahl
«5>54' fj5J" Dieb
*J3&k'q' verehren
q^qfj'q' eintreten lassen
Qfi*j*I*q' schlagen, vernichten
'TJ'R' kaufen
Mj" Perfektstamm zu ^ q
mW Rede
Lektion 8 67
\J
loben, preisen
Stärke
verlorengehen
Perfektstamm zu ^JVq*
Lob, Preis
imstande sein zu, jmd.
gleichkommen an (Instr.)
erlangen
sich fürchten vor (Instr.);
Furcht
Perfektstamm zu Q^srq*
wahr
schlagen
ziehen
[' versehen (mit)
Können, Fähigkeit
stehen, sich befinden;
leben
Verletzung
verletzen
Perfektstamm zu ^q^ 'q '
prüfen
sich verhalten, sich betra-
gen, wandeln
Verhaltensweise
(respektvoll für) Hand;
Verehrung
T Verehrung bekunden,
sich verneigen
Ochse
unachtsam, achtlos; Acht-
losigkeit
oje;*
Perfektstamm zu qq^'q*
Erleuchtung
rein, geläutert
Kind; kindlich
frei von
reinigen, läutern
Auge
Art und Weise; Verhalten
wünschen, verlangen
packen, nehmen, mitneh-
men
Ackersmann, Bauer
Nebenform zu j o j ' und
§01', (in Stücke) zerrissen,
Perfekt zu q5Oj*q'
'Zerreißmesser', Schwert
Geschlecht, Kaste
Henker ('von schlechter
Kaste')
passend, angemessen (sein)
Preis, Wert
Edelstein
Reihe, Reihenfolge
Nebenform zu gjc;*
Tat, Werk
Eigenname (skr. vermut-
lich Udaya)
gut, recht
in guter, rechter Weise
Kapitel
beschützen, bewachen
Perfektstamm zu S|C/q*
Lektion 9
9.1 Die Stammformen des tibetischen Verbs und ihre Bedeutung
Durch die Veränderung des Präskripts, des Basisbuchstabens, des Vokals und des
Auslauts können bei einer Reihe von Verben vier verschiedene Stammformen geschaf-
fen werden. Jede dieser vier Formen hat eine bestimmte grammatische Funktion, die
weiter unten erläutert wird. Andere Verben bilden nur drei, wieder andere nur zwei
Stammformen, und eine beträchtliche Zahl von Verben kennt überhaupt keine Ver-
änderung, begnügt sich also mit einer Stammform.
In diesen zuletztgenannten Fällen kann eine Form die Funktionen von zwei oder
mehr Stammformen übernehmen. Dieser Sachverhalt läßt sich auch so beschreiben, daß
zwei oder mehr Stammformen formal zusammengefallen sind.
a) 4 Stammformen
Präsens Perfekt Futur Imperativ
b) 3 Stammformen
1. \ft 2. q^Äj- 3. q ^ ' 4. ^ ' (1 = 4)
1. ^ ' 2. q ^ ' 3. q ^ ' 4. ^ ' (2 = 3)
1. Qjzjoj' 2. q*T1ftr 3. QJ^ßJ' 4. raoj' (1 = 3)
c) 2 Stammformen
1. |3f 2. | ^ 3. | a f 4. |<y (1 = 3, 2 = 4)
1. qg*T 2. g^ - 3. g*T 4. src- (2 = 3 = 4 )
d) 1 Stammform
1 . 3\j£3^' 2 . 3NJ£I^* 3 . 3 N J ^ C / 4 .
Die morphologischen Gesetzmäßigkeiten dieser Stammbildung werden in Lektion
19 behandelt.
Diese vier Stammformen werden konventionellerweise als Präsens, Perfekt, Futur
und Imperativ bezeichnet. Obwohl diese Terminologie den Funktionen der betreffenden
Stämme nicht gerecht wird, soll sie doch aus zwei Gründen beibehalten werden: zum
einen verwendet die einheimische tibetische Grammatik teilweise fast identische Be-
Lektion 9 69
Zeichnungen1, zum anderen werden sie in den in europäischen Sprachen geschriebenen
Wörterbüchern unter diesen Namen aufgeführt. In Wirklichkeit haben die Stamm-
formen jedoch folgende Funktionen:
a) Präsensstamm
Der Präsensstamm ist der generelle, weder temporal noch modal eingeschränkte
Stamm. Er kann (1) einen allgemeingültigen, (2) einen aktuell und durativ verlaufen-
den und (3) einen im historischen Präsens verlaufenden Sachverhalt ausdrücken2.
(1) ö^^w^"§^^'|f^"^
"Einen edlen Menschen preisen seine Vorzüge."
(2)
"Ich sehe jetzt mein Haus nur noch als ein Grab an."3
(3)
"Es war (einmal) ein König mit Namen 'der Schöne'."
b) Perfektstamm
Der Perfektstamm hat ursprünglich wohl reinen Aspektcharakter gehabt und die
Verbalhandlung im Hinblick auf ihre Vollendung charakterisiert; die Zeitstufe ergab -
und ergibt - sich erst aus dem Kontext.
Die Gegenüberstellung von Verben mit durativem und perfektivem Aspekt findet sich - inallerdings beschränkter Zahl - auch im Deutschen; vgl. "frieren" (durativ) und "gefrieren"(perfektiv) oder "sein" (durativ) und "werden" (perfektiv).
Aus dieser Bedeutung des Perfektstammes resultieren seine Verwendungen
(1) bei der Beschreibung abgeschlossener Verbalhandlungen
"Weil ich einen Stein [auf das Pferd] geschleudert hatte, ist das Pferd gestorben."
Der Vorgang des Sterbens ist in diesem Kontext zu einem Abschluß gelangt, etwa
im Gegensatz zu der Aussage
V T oder y°rqq-l£J|' für das "Präsens", <^«!*q- für das "Perfekt", g**] ' oderfür das "Futur" und jN^»**]" für den "Imperativ".
2 den der Erzähler gleichsam in die Gegenwart projiziert.3 S*1 " ist Lokativ II zu j§*T, V ist eine Terminativpartikel; ^^"^T "etwas (Lokativ II) ansehen als
(Terminativ)" verlangt stets diese beiden Kasus bei dieser Bedeutung.
70 Lektion 9
"Weil ich einen Stein [auf das Pferd] geschleudert habe, liegt das Pferd [jetzt] im
Sterben."
Hierbei ist über den Abschluß dieses Vorgangs nichts ausgesagt.
(2) bei temporaler Subordination
gjc/XT^s^'sJk^j "Nachdem der Ochse fortgelaufen war, ging er verloren."1
Erst wenn das Fortlaufen zu einem Abschluß gekommen ist, kann man von einem
Verlorengegangensein sprechen.
(3) bei kausaler Subordination
Vgl. die Form qqc^sj'qar unter (1); erst nach dem Abschluß des Vorgangs des
Schleuderns kann das Resultat dieser Verbalhandlung eintreten.
(4) bei konditionaler Subordination
"Wenn man sich Mühe gegeben hat (oder: gegeben haben wird) ..."2
Der Perfektstamm zeigt an, daß erst die vollendete Verbalhandlung des Bedin-
gungssatzes die (hier nicht angeführte) Folge haben wird. Daneben sind selbstver-
ständlich auch nichtperfektive Verbalhandlungen, also Präsensstämme, im Vordersatz
möglich.
(5) bei konzessiver Subordination
qtfoprp;^Gj"srq^*r«jj "Trotz [ihres] Suchens fanden [sie] das Geld nicht."
Der Perfektstamm drückt aus, daß die Suche - wenn auch ergebnislos - abgebro-
chen wurde.
(6) Besonders zu merken ist die Verwendung des Perfektstammes beim Prohibitiv,
wobei die Partikel des Imperativs gelegentlich auch ausfallt:
"Laß das Pferd nicht entkommen!" neben
"Laß die Mähre nicht entkommen!"
Daß der Perfektstamm von der Zeitstufe unabhängig ist, zeigt seine Verwendung beim vollendetenFutur, vgl. 16.3.d.
"Sie werden beschützt worden sein."
1 *T ist die Ablativ-I-Partikel, die hier in temporaler Funktion verwendet wird, vgl. 12.2.b.2 * ist die Lokativ-I-Partikel, die hier in konditionaler Funktion verwendet wird.
Lektion 9 71
c) Futurstamm
Auch der sogenannte Futurstamm ist im Gegensatz zu seiner Bezeichnung kein
Tempusstamm, sondern ein Modusstamm mit nezessitativer Bedeutung. Er drückt aus,
daß eine (noch nicht begonnene) Verbalhandlung vollzogen werden muß.
"Wissen muß man sich aneignen, selbst wenn man
am folgenden Tag sterben sollte."
Bei voluntativer Verwendung des Futurstamms übersetzt man zweckmäßigerweise:
"Ich will den Feind töten." ("Der Feind ist durch mich zu töten.")
Ebenso ist manchmal auch eine futurische Wiedergabe möglich ("Ich werde den
Feind töten."). Das liegt teils daran, daß auch im Deutschen das Futur voluntativen
Charakter haben kann, teils daran, daß das Nezessitativum stets eine futurische Kom-
ponente hat, weil es noch auszuführende Handlungen bezeichnet. Es dominiert jedoch
stets der nezessitative Teil des Futurstamms, und das reine Futur kann im Tibetischen
nur periphrastisch ausgedrückt werden (vgl. 16.3.b).
Ein besonders häufig begegnender Nezessitativstamm liegt in dem Ausdruck 3*rg"«T "einer, derso zu benennen ist; sogenannt, (so und so) heißend" vor.
Nomina actionis werden in der Regel vom Futurstamm abgeleitet.
^ ' « T "loben" t^'W "Lob"
^"«T "lehren" R^W "Lehre"
§ '*T "tun" 3 '^ ' "Tat, Werk"
d) Imperativstamm
Der Imperativstamm hat vorwiegend imperativischen (1), nicht selten aber auch
optativischen (2) Charakter.1
(1) 3wi3|«J|| "Sieh!"
(2) ß |^^ - Sj* j^"»J^-q^ '%q | |
"Mögen sie zueinander von liebevoller Gesinnung sein!"
1 Nach Erik HAARH, The Yar-lun Dynasty, K0benhavn 1969, S. 27, hat der Imperativ perfektivi-schen Charakter. Ohne die These in Zweifel ziehen zu wollen, sehe ich mich außerstande, dies durchBeispiele zu illustrieren.
72 Lektion 9
9.2 Die Soziativpartikel
Ihrer Funktion nach ist die Soziativpartikel ^ den Kasuspartikeln zuzuordnen,
denn sie hat wie diese die Aufgabe, eine bestimmte Beziehung zwischen zwei (Nomi-
nal-) Stämmen auszudrücken. Ihre Verwendung als Konjunktion läßt sich aus ihrer
Funktion als Kasuspartikel ableiten und ist daher sekundär.
Die Soziativpartikel drückt aus, daß der ihr vorangehende Stamm mit dem
darauffolgenden verbunden oder von ihm begleitet ist. Die Verbindung oder Beglei-
tung kann vorliegen
a) bei zwei Nominalstämmen
"Gemeinsam mit den beiden Söhnen und der Königin ging der König fort."
Ein rein soziatives Verhältnis zwischen zwei Nominalstämmen, das nur durch ^ '
ausgedrückt wird, ist nicht sehr häufig anzutreffen. In der Mehrzahl der Fälle hat c /
seinen soziativen Charakter verloren und ist zu einer bloßen Konjunktion geworden.
qq^q-^-qgq-q- "Kleidung und Nahrung"
(ursprünglich: die Nahrung zusammen mit der Kleidung)
Sehr häufig wird hierbei jedoch wenigstens auf orthographische Weise der
Charakter von s,*V als Kasuspartikel bewahrt, indem nämlich nach jedem SA# ein *JK#
gesetzt wird.
"(samt) Vater, Mutter, Sohn und Tochter"
*s£/ steht gewöhnlich nach jedem Glied einer Aufzählung, kann aber nach dem
letzten wegbleiben.
b) zwischen Nominalstamm und Adverb (Postposition), Adjektiv oder Verb
Das soziative Verhältnis wird in der klassischen Schriftsprache meist nicht mehr
durch KZJ allein, sondern durch ein um das Adverb <^3;'%qrry "gemeinsam (mit)"
verstärktes ^ ' ausgedrückt. Man kann ^ a r s q r y formal als eine Postposition betrach-
ten, welche den Soziativ regiert.
"Der König kommt (kam) gemeinsam mit seiner Gemahlin."
Lektion 9 73
In analoger Weise werden noch eine Reihe von Adjektiven und Verben mit dem
Soziativ konstruiert. Es handelt sich hierbei um solche Wörter, die entweder eine
Verbindung bzw. Begleitung oder eine Trennung ausdrücken.1 Im letzteren Fall liegt
offensichtlich eine Analogiebildung vor.
"nahe dem (oder: fern vom) Haus"
') "vom Freund begleitet (oder: getrennt) sein"
c) Die Soziativpartikel nach dem Verbalsubstantiv
Eine wichtige syntaktische Funktion übt SA' nach dem Verbalsubstantiv aus.2
Entsprechend seiner ursprünglichen Bedeutung drückt K^' hierbei aus, daß die durch
das Verbalsubstantiv bezeichnete Handlung die folgende Verbalhandlung zeitlich"begleitet", d.h. gleichzeitig mit ihr stattfindet. Handelt es sich bei dem Verbalsub-
stantiv um das des Präsensstammes, so bezieht sich die Gleichzeitigkeit auf die noch
andauernde (durative) oder auf eine allgemeingültige (generelle) Handlung - es liegt
also eine echte Gleichzeitigkeit mit der Zeitstufe des folgenden Verbs vor.
^•q'c/q-^C/ipj 'Sij "Während er kam, sagte er folgendes."
("Gleichzeitig mit dem Kommen, beim Kommen, sagte er folgendes.")
Ist dagegen das Verbalsubstantiv vom Perfektstamm gebildet, so liegt eine
Gleichzeitigkeit (der folgenden Verbalhandlung) mit der vollendeten, d.h. eine Vor-
zeitigkeit der nicht vollendeten Verbalhandlung3, vor.
"... nachdem [er] so gesprochen hatte, tötete [er] den Feind."4
Die Verbindung mit dem Futurstamm kommt sehr selten vor. Hiermit darf nicht
der häufige Gebrauch von *sc;# nach dem Verbalsubstantiv des Futurstamms ver-
wechselt werden, wobei ^ ' lediglich kopulative Funktion hat.
Zur Verbindung von Imperativstamm und «^" vgl. d).
Nach tibetischer Auffassung kann ^ * nach dem Verbalsubstantiv auch ein kausales Verhältnisausdrücken.
1 In dieser Funktion kann der Soziativ auch durch den Terminativ ersetzt werden; vgl. 13.5.q.2 Nach dem *^" nach Verbalsubstantiv steht häufig ein einfacher ^ \3 Man beachte, daß - ähnlich wie im Russischen - eine vollendete Handlung nur in der Vergangenheit
oder in der Zukunft liegen kann.4 Diese Konstruktion illustriert wiederum besonders gut den Aspektcharakter des tibetischen Perfekt-
stammes.
74 Lektion 9
"Dadurch, daß man die Schrift erlernt, wird man zu einem Gelehrten.M
Weil er die Arznei eingenommen hat, ist er von der Krankheit (wieder) genesen."
Hierbei handelt es sich jedoch nur um die kausale Nuancierung eines ursprünglich temporalenVerhältnisses. In den Sätzen "Indem man die Schrift lernt,wird man zu einem Gelehrten" und"Nachdem er die Arznei eingenommen hatte, wurde er wieder gesund" suggeriert das temporaleVerhältnis zwangsläufig Kausalität, weil die zweite Handlung der ersten nicht nur folgt, sondern- logisch betrachtet - auch durch sie verursacht ist.
d) Die Soziativpartikel als Anschlußpartikel beim Imperativ
Ein Imperativsatz kann mit Hilfe der Soziativpartikel mit einem folgendenImperativ- oder Aussagesatz verknüpft werden. Die Imperativpartikel des Vordersatzesdarf hierbei vor ^ c ; ausfallen.
"Hör gut zu - ich will es dir erklären."1
"Komm her! Laß uns zum König gehen; der fällt für uns die Entscheidung,
wird für uns die Entscheidung fällen"2
e) Die Soziativpartikel zwischen wiederholtem Nominalstamm
Zwischen wiederholtem Nominalstamm ist ^c / distributiv zu übersetzen.
qq^c^qj- "Tag für Tag, Tag um Tag"
jzj&r^q/jrp- "Haus für Haus, jedes Haus"
Auch hierbei ist die soziative Funktion noch erkennbar, denn die Distributivität
wird durch die Wiederholung ausgedrückt (vgl. 17.10), während ^ ' die beiden
Stämme besonders eng miteinander verbindet.
1 wY^" *st Lokativ in dativischer Funktion: "dir"; * 1 ^ ' W ist Terminativ in modaler Funktion: "...werde erklärend tätig sein."
2 Das Präsens kann hier — wie im Deutschen — auch im Sinn des nahen Futurs fungieren, etwa nachdem Muster von "Mein Freund besucht mich morgen." — gar^Ä" ist Genitiv: "des Königs"; §^"V istTerminativ der Richtung: "in die Nähe"; <J'5*'5q] i *st Genitiv des Nutzens und des Schadens: "für uns".
Lektion 9 75
Übungen zu Lektion 9Übersetze aus dem Tibetischen:
'qa^w
täw^^^
76 Lektion 9
Wörterverzeichnis zu Lektion 9
Von dieser Lektion an werden bei starken Verben deren Stammformen mit angegeben
Es stehen hierbei P für Perfektstamm, F für Futurstamm und I für den Imperativstamm
Nicht aufgeführte Stammformen sind stets mit dem Präsensstamm identisch.
Hochmut
Geräusch, Lärm
ein wenig, ein bißchen
s.
schneiden, abschneiden
V l *V
Wassertropfen
Kurzform für ä&'q#
groß sein; Größe
hören
jemandem oder etwas
(^*) nahe (sein)
s. ^3T*T
liebevoll
erlangen, finden
s. fc^'q'
s.
geben, aufgeben, ent-
Ifc" kommen lassen
s. m^^'q '
immer, stets
wie (nachgestellte Ver-
gleichspartikel)
TV«'
P F ^j&t
p ^ J N ^ 1
«»gor
&q]-or
^ '
P ^SJ^l
Lärm
anfeuern
Lebewesen, Mensch
beschützen
r F q ^ I f w
beschützen, retten
«• F qjJT I | q ^
s. SjOj-q-
Hund
wie? wie könnte ...?
s. CWJ«PT
s. qq^'q-
!' sterben
isjj' Veränderung, Wechsel
r sich verändern
•q' begleitet sein von, sich
vereinen mit (SA")
Sieg
)q' rufen, ertönen lassen;
*r F §^1' I ffcl**' rühmen
Lektion 9 77
PF
sich stützen auf,
sich halten an (Akk.)
fest; Festigkeit, Bestän-
digkeit
alle; allesamt
kämpfen mit ( *V)
jetzt
edel
Grab
zuchtvoll; Zucht, Be-
scheidenheit
Wesen, Charakter
glücklich (sein); Glück
angenehm, bequem,
leicht (Adv.)
gehen
' und Q?y #
jemandem oder etwas
(^c/) ähnlich sein
Stein
versehen (sein) mit
sich verändern; Verän-
derung
morgen
Krankheit
sich von einer Krankheit
P
qor
PI
F 3 '
erholen
tapfer; Held
aufgeben
: In-
einander
Partikel, kleines Stück
von etwas
s.
werfen, schleudern
Wolle
Tochter
machen; sagen, nennen
töricht; Tor, Narr
Verstand
entstehen; sein, leben
öffnen; trennen; teilen,
einteilen
Reichtum
getrennt, frei (sein)
von («^')
Frucht
Gabe
Armee, Heer
Soldat
78 Lektion 9
fFT
PF
PF
niedrig, unedel
Arznei
I zu !*q- (6)
nur, bloß (Adjektiv und
Adverb)
Gemahlin des Königs,
Königin
geben, gewähren
Anstrengung, Mühe
/ ^ # q ' sich Mühe geben
suchen
• i&r
ergreifen, begreifen,
etwas ansehen als
F ^i^* i ip*r
Lüge
Tag
Entscheidung, Urteil
eine Entscheidung
T treffen, ein Urteil fällen
anderer
Perfekt- und Imperativ-
stamm zu a*q#
wir
auch, sogar, selbst wenn
Buchstabe, Silbenzeichen
bewegen; erschüttert
werden
Ziege
selbst
Berg
wissen; das Wissen
weit entfernt (sein) von
Holz, Baum
Baumwolle
Wissen, Einsicht
dreißig
PI zu Q,5]'q* (6)
s. cnsrq"
Waagebalken
täuschen, betrügen
lernen
F zu q]*!^'q' (7)
heilen, kurieren
gemeinsam mit
Lektion 10
10.1 Die Genitivpartikel. Form1
Wie der Instrumental hat auch die Genitivpartikel fünf verschiedene Formen, die
sich nach dem vorangehenden Auslaut richten. Sie lauten:
Die Formen des Genitivs
«r§•
es
nach den Auslauten «L R, sj
nach den Auslauten zjj, R
nach den Auslauten 3j, sj, *,, aj
nach vokalischem Auslaut
und anstelle von q
dient als silbisches Äquivalent für -o;
zur Ausfüllung eines Versfußes
Beispiele
a^g-, cw§', qj*-§-, qor§-
Setzt man mit den tibetischen Grammatikern bei den Instrumentalpartikeln die ursprüngliche Form
-<W an die Stelle von -*T, so sieht man, daß die Instrumentalpartikeln die um -*J" vermehrten
Genitivpartikeln sind.
10.2 Die Funktionen des Genitivs
Der Genitiv ist im Tibetischen der attributive Kasus schlechthin. Seine Aufgabe
besteht darin, einen unmittelbar auf ihn folgenden substantivischen Begriff näher zu
erläutern2. Hierbei entsteht eine Reihe verschiedenartiger Beziehungen, von denen die
wichtigsten nachstehend beschrieben werden.
a) Der subjektive Genitiv
Der subjektive Genitiv bezeichnet das logische Subjekt zum folgenden Begriff.
Dieser kann aus einem echten Substantiv bestehen (dann ist eine Verbalhandlung
sinngemäß zu ergänzen) oder aber aus einem Verbalsubstantiv.
"das Mitleid des Erhabenen"
("das Mitleid, welches der Erhabene empfindet")
1 Vgl. hierzu auch die Anmerkung 1 auf S. 60.2 Dieser kann aus einem Wort, aber auch aus einem komplexen Ausdruck bestehen.
80 Lektion 10
- "das Lob des Freundes"("das Lob, welches der Freund ausspricht")
Wenn das Hinterglied aus einer Verbalhandlung besteht, ergibt sich leicht die Gefahr einerVerwechslung mit dem objektiven Genitiv, vgl. b). Auf der anderen Seite wird bei einem verbalenHinterglied das vorangehende Subjekt nicht selten durch den Instrumental des Agens (vgl. 8.2.a)ausgedrückt, welcher den verbalen Aspekt des Verbalsubstantivs besonders betont.
-q- Hdas U)h des
("das Lob, welches durch den Freund [als Urheber] erfolgt")
b) Der objektive Genitiv
Der objektive Genitiv bezeichnet das Objekt der durch das Hinterglied ausge-drückten Verbalhandlung. Das Hinterglied kann wie in a) ein reines Substantiv oder einVerbalsubstantiv sein.
$r "die Errettung dieses Menschen"
s^-q- "das Lob des Freundes"
Wenn im Hinterglied ein Verbalsubstantiv steht, bleibt jedoch meist die Kasusrektion des Verbal-stamms erhalten, d.h. im Vorderglied steht der Akkusativ, Instrumental, Lokativ II oder Ablativ.
"das den-Freund-Loben"
"das sich-vor-dem-Feind-Fürchten"
"das zum-Freund-Sprechen"
"das den-Feind-BesiegenM
c) Der possessive Genitiv
Der possessive Genitiv bezeichnet den Besitzer der Sache, die durch den auf ihnfolgenden Begriff benannt wird.
"der Palast des Königs"
Das Tibetische verwendet den Genitiv der Personalpronomina als Possessivpronomina.
"mein Haus"
Gelegentlich besteht ein fließender Übergang zum attributiven Genitiv (siehe 10.2.h); so kann mandas erste Beispiel auch mit "der königliche Palast" übersetzen.
d) Der partitive Genitiv
Der partitive Genitiv bezeichnet einen Teil aus einer Gesamtheit.
- "der Beste der Götter, unter den Göttern"
Lektion 10 81
"die Guten unter den Freunden"
Ein adjektivisches Hinterglied ist sehr oft superlativisch zu übersetzen.
e) Der qualitative Genitiv
Der qualitative Genitiv bezeichnet den Stoff oder die Materie, aus der das
Hinterglied besteht.
- "der hölzerne Splitter"
q- "der golden Topf
f) Der Genitiv des Nutzens und des Schadens
Der Genitiv des Nutzens und des Schadens gibt an, für wen, zu wessen Ver-
fügung, Vorteil oder Nachteil etwas da ist oder geschieht.1
"die Ztiißr den Bettelgang"
"das ominöse Zeichen für einen Sohn"
g) Der erklärende Genitiv
Der erklärende Genitiv bestimmt den begrifflichen Inhalt einer im übergeord-
neten Substantiv gegebenen allgemeinen Benennung.
' l (^e B ürde der (vornehmen) Herkunft"(d.h. die Bürde, welche in diesem Fall aus der Herkunft besteht)
Der erklärende Genitiv wird - vor allem in der dichterischen Sprache - sehr
häufig zur Bildung verkürzter Vergleiche verwendet.
q^q/§j"|j'q# "der Mond [ihres] Gesichtes"
(so verkürzt für: das Gesicht, das so schön wie der Mond ist)
h) Der attributive Genitiv
Ein dem Bezugswort vorangestelltes Attribut muß im Tibetischen grundsätzlich
im Genitiv stehen. Das Attribut kann aus einem einzelnen Wort (Adjektiv, Pronomen,
Substantiv) oder aus einem komplexen Ausdruck bestehen.
Die Bezeichnung "attributiver Genitiv" ist hier als Name für diejenigen Fälle reserviert, in denender Genitiv als adjektivisches oder pronominales Attribut zu übersetzen ist. Legt man die tibeti-sche Betrachtungsweise zugrunde, so ist ein großer Teil der bisher behandelten Kategorien
Vgl. hierzu auch den Lokativ des Nutzens und des Schadens, Abschnitt 11.3.b.
82 Lektion 10
ebenfalls als attributiver Genitiv zu bezeichnen. Der Genitiv des vorangestellten adjektivischenAttributes im ersten der folgenden Beispiele wird verständlicher, wenn man es als ein partitivesGenitivattribut deutet: "ein Mann von Armut".
•q'Sj' "ein armer Mann"
"jene Zeit; zu jener Zeit"
| ' W "die frühere Zeit; in früherer Zeit"
"der von den Dienern des schlechten Königs mitleidslos getötete Brahmane"
Dieses letzte Beispiel vermittelt einen annähernden Eindruck von der Länge undKomplexität, die vor- und nachgestellte Attribute im Tibetischen haben können. Manbeachte, daß das Attribut seinerseits einen possessiven Genitiv sowie einen Instrumentaldes Agens und einen Instrumental der Art und Weise enthält. Weiteres zu komplexenAttributen in 14.8.
i) Der Genitiv vor Postpositionen
Nahezu alle Postpositionen (vgl. hierzu 17.6), die ihrerseits in der Regel aus derKombination Nominalstamm—Kasuspartikel bestehen, werden mit dem Genitiv kon-struiert.
ga|'qq'5^'Sv* "in der Nähe des Königs; in die Nähe des Königs"
q^ 'q ' l fq 'qq 'qv "um (den) Glück(szustand) zu erlangen"
k) Der erstarrte Genitiv1
In einigen Fällen hat sich aus einem häufig gebrauchten attributiven Genitiv ein neues Nomenentwickelt, das seinerseits wieder Kasuspartikeln annehmen kann.
*T "das Jenseitige, auf der anderen Seite Befindliche" *r8|" "jenseitig"2
Flektiert: *r§jq'V^' "jener Berg dort drüben"
*r5|V "an jenem Ort dort drüben"
^S]" "ich" ^ T ^ T "mein"
Flektiert: q |*§|*v"ajt^#*r "am Eigenen hängen"
1 Vielleicht besser als "elliptischer Genitiv" zu bezeichnen.2 Es ist nicht ganz sicher, ob es sich bei *r5|' wirklich um einen Genitiv handelt, oder ob 8|" nicht
doch nominalen Ursprungs ist. Man vgl. die analogen Bildungen i'Sj" "der, das Untere" und *N"5|" "der,das Obere". Die hier verwendete Partikel §)' erscheint im Alttibetischen als §", was eher gegen einenGenitiv spricht.
Lektion 10 83
10.3 Die Negationsadverbien. Stellung
Das Tibetische kennt zwei Negationsadverbien: sr und &!'.
Beim verbal gebrauchten Verbalstamm steht fcj" vor dem Perfekt- und Imperativ-stamm, &r vor dem Präsens- und Futurstamm. Beim nominal gebrauchten Verbal-
stamm ohne Stammabstufung steht &r (in der Regel) vor dem Verbalsubstantiv undIr vor dem Verbaladjektiv.
Beispiele:
Verbalstamm
Verbalstamm
*,qr "wissen"
"Wissen" * r ^
"wissend" Sp^i
q v "tun"
3Tq* "Unwissenheit"
5frq# "unwissend"
"tut nichts" ('ein Tun findet nicht statt')
"nichts tuend; Nichtstuer"
"hat nichts getan" ('das Tun wurde nicht vollendet')
"nichts getan habend; nichtgetan" ('einer, bei dem
das Tun nicht vollendet wurde')
"ist nicht zu tun" ('ein Tun soll nicht stattfinden')
"was nicht zu tun ist, was nicht getan werden darf
"tu nicht!" ('ein Tun darf [jetzt] nicht stattfinden')1
Steht vor einem Verbaladjektiv ein qualifizierender Akkusativ der Beziehung, so
tritt das Negationsadverb zwischen Substantiv und Adjektiv, also keinesfalls vor den
gesamten Ausdruck.
grgq'q* "mit tiefer Stimme"
S'Siraq'q" "mit nicht tiefer Stimme"
"heilvoll"
y "unheilvoll"
Der Präsensstamm §^' kann den Imperativstamm | jV vertreten.
84 Lektion 10
"verschieden"
"nicht verschieden"
"verkehrt"
"nicht verkehrt"1
10.4 Die Negationsadverbien in Verbindung mit Sfä'ST und
Treffen die Negationsadverbien 54' und &T mit den Verben Sta'sj' "sein, etwas
sein" und y^'^T "sein, vorhanden sein" zusammen, so treten im ersten Fall häufig, im
zweiten Fall stets die folgenden Kontraktionen ein:
(1) s j 'S^ ' wird häufig zu
(2) &ry^* wird stets durch ite* substituiert.
'£T und ij^'^l' werden nicht nur als negierte Prädikate oder Prädikatskopulae
verwendet, sondern dienen darüber hinaus in ihrer adjektivischen Form im Sinne eines
Alpha privativum zur Negation nominaler Begriffe.
"einer, der nicht ein Gott ist; ein 'Nicht-Gott'"2
j^-q' "einer, bei dem weder Kleidung noch Nahrung vor-
handen sind; einer der weder Kleidung noch Nahrung hat"
* "*T wird sehr häufig bei elliptischen Konstruktionen verwendet.
"Während die Leute bei einem (Mann) von edlem Charakter Fehler suchen,
(ist dies) bei einem Niedrigen nicht (der Fall)." [Zu § ' "während vgl. 14.3.b.]
10.5 Die Possessivpartikel 53j\ Die Adjektive qs*PT und <*&'R'
Mit Hilfe der Partikel Z3\' werden von Nomina und nominalen Ausdrücken
possessive Adjektive abgeleitet.
5\^' "Besitz, Vermögen"
"ein Vermögen besitzend, vermögend"
|" ist Perfektstamm!' ist die Kurzform von ^ '« r^ ' s r . Dies stellt eine (falsche) etymologisierende Wiedergabe von
skr. asura dar.
Lektion 10 85
"eine tiefe Stimme"
"eine tiefe Stimme besitzend"
Die synonymen Adjektive qssj'q* und ^ST^T "versehen mit, . . . besitzend", die
beide mit der Soziativpartikel S,^/ konstruiert werden1, dienen demselben Zweck.
' T (Kurzform: "^V^ap "besitzend, vermögend"
- "eine tiefe Stimme besitzend"
Die Kurzformen qs*T und <|!3j# für ^ - q 5 * r q # und ^ " W q " werden in der
Regel dann gewählt, wenn das possessive Adjektiv einen selbständigen, substantivisch
verwendeten Begriff darstellt.
ajK'fljaj" "ein Vermögender, ein Reicher"
Ganz allgemein werden bei der Bildung von Nominalkomposita alle entbehrlichen
Partikeln ausgestoßen, so daß nur Stämme aufeinandertreffen. Man vergleiche
f "der Besitzer eines Hauses" und
"Hausbesitzer"
und ^^"^* werden gelegentlich als Vergleichspartikeln verwendet: *Jj*K"5 * "gold-artig, golden". Für die beiden letztgenannten Adjektive läßt sich diese Bedeutung nur sehr seltennachweisen. Sie findet sich hauptsächlich in der Übersetzungsliteratur aus dem Sanskrit, wo eineVerwechselung von -vat (indeklinables Vergleichssuffix) mit vant/vat (zweistämmiges, deklinier-bares Possessivsuffix) vorliegen kann. Die Belege für ^ sind dagegen so zahlreich, daß es sichum eine genuine tibetische Bedeutung zu handeln scheint.
Als eine Besonderheit der tibetischen Wortbildungslehre und der Übersetzungsliteratur ist zuvermerken, daß possessive Adjektive auch ohne die Possessivpartikel bzw. ein besitzanzeigendesAdjektiv von Substantiven abgeleitet werden können.
"'milde Schönheit (besitzend)'", Name eines Bodhisattva, skr. Manjusri
"'ein Honiggelübde (besitzend)'", Metonymikon für Biene, skr. madhuvrata
»[der Bodhisattva,] der einen durch die
Vertrautheit mit zahlreichen Wissensgebieten besonders reinen Verstand
(besaß)"Bei den Beispielen 1 und 2 geht das Fehlen der Possessivpartikel bzw. eines entsprechendenAdjektivs auf die bei der Wortbildung vorherrschenden Tendenzen, a) alle Partikeln auszustoßenund b) möglichst eine gerade Silbenzahl zu erzielen, zurück.In anderen Fällen - wie etwa in dem Beispiel 3 - wird ein adjektivisches B«/»/vr/ft/-Kompositumder Sanskritvorlage als appositionelles Tatpurusa- bzw. Karmadhäraya-Kompositum gedeutet.
Gelegentlich wird der Soziativ hierbei durch den Terminativ vertreten; vgl. 13.5.q.
86 Lektion 10
10.6 Die Konzessivpartikel. Form
Die Form der Konzessivpartikel richtet sich nach dem vorangehenden Auslaut. Es steht
q ^
nach q|, «y q, *j sowie nach 3 , ^ und O|, falls nach diesen ein ^ " 5 ^ "
ausgefallen ist
nach R, 5j, aßj, *v und oj
nach q und auslautendem Vokal, wobei op: in der gleichen Weise wie
die Finalpartikel qsr mit dem vorangehenden Wort verschmilzt. — Statt
qc/ wird jedoch häufig die selbständige Form y^ # verwendet.
10.7 Die Konzessivpartikel nach Nomina
Nach einem Nomen hat die Konzessivpartikel drei Funktionen; die der Anrei-
hung, die der Hervorhebung und die der Steigerung.
a) Anreihung ("auch")
S 5 I ' ^ ^ ' 5 ' ^ ^ ' 3 ^ " ^ ^ S ' S # "Auch die Söhne des Feindes wurden getötet (nach-
dem man vorher schon entweder ihn selbst oder andere Familienangehörige
getötet hatte)."
Bei Wiederholung ist die Konzessivpartikel als positive oder negative Doppel-konjunktion (oder Mehrfachkonjunktion) zu übersetzen: "sowohl... als auch ..." bzw.
"weder ... noch ..."
"Der Schwiegersohn erhielt [vom Schwiegervater] sowohl eine schöne Braut als
auch zahlreiche Juwelen [als Mitgift]."
"Es ist (war) weder Kleidung noch Nahrung vorhanden."
b) Hervorhebung ("auch, selbst, sogar")
"Selbst Frauen und Kinder wurden von den Feinden getötet."
Negiert: "nicht einmal"
^ ^ ? f "Nicht einmal [sein] bester Freund kam."
Lektion 10 87
c) Steigerung ("höchst, äußerst, sehr")
Soll ein Adjektiv mit Hilfe der Konzessivpartikel gesteigert werden, so tritt siezwischen den wiederholten Stamm.
"klar" cjpoj-ü^/cfpar "äußerst klar"
" schön" sfi*Hp;sfi*r "sehr schön"l
10.8 Die Konzessivpartikel nach Verbalstämmen
Nach einem Verbalstamm hat die Konzessivpartikel einschränkende Bedeu-tung. Sie drückt aus, daß die ihr vorangehende Verbalhandlung eine nicht hinreichendeBedingung für die folgende Verbalhandlung darstellt.
"Obwohl [sie es] gesucht hatten, fanden [sie] das Geld nicht."("Trotz ihres Suchens fanden sie das Geld nicht.")
An die Stelle der negierten Aussage nach dem Konzessivsatz kann auch einsinngemäßes positives Äquivalent treten.
g ^ q - 5 ) W ^ q q - o r q | ! ^ - q v g ^
"Obwohl sie dem Bodhisattva Schaden zugefügt hatten, war er jenen Männerngegenüber voller Mitleid."2
Zu ^^ in Verbindung mit der Lokativ-I-Partikel vgl. 14.4.c. Zur Funktion der Konzessivpartikelals Indefinitbilder vgl. 17.3.Mit der enklitischen Konzessivpartikel, die in drei verschiedenen Formen auftritt, darf nicht dasunveränderliche und nichtenklitische <*l ' "wieder, weiter, auch, gleichermaßen" verwechseltwerden, das auch satzeinleitend gebraucht werden kann.
1 Nach Geshe GEDÜN LODRÖ (mündlich) hat allerdings die Konstruktion Stamm + Konzessivpartikel+ Stamm eine grundsätzlich andere Bedeutung: sS^TJJ^'sfi*!' "[Er, sie] mag ja schön sein, [aber jetztist von etwas anderem die Rede, jetzt wollen wir uns anderen Dingen zuwenden.]"
2 <^"W ist ein von 2 ^ 7 abhängiger Terminativ, vgl. hierzu 13.5.p. — Die Lokativpartikel &T istan beiden Stellen dativisch zu übersetzen.
88 Lektion 10
Übungen zu Lektion 10
v ^^^•Ikj'^'^'^-^a|-^-qaR'^aj^'^-q^R'ga|'q^'^
(2 q^'^^q^^"^pq^'q'^^-J-^^g^-^q-^^q^^q'qiM*^'^
?o q^-^-gj-q^q-qq'l^-g^-^pq^'qq^^q^H;]
?? ^arq^'^$!^-|^'^'§j^^^
91 sß^^wq^'^'^^w^'^'^^^
' ^ q ' W j ' ^
^ ' ^ ^ ' ^ ' % q ] " y q ^ ' ^ ^ q ^ ^ - ^
"^^' ist der "Terminativ" des Verbalsubstantivs ^Sj^P'^" "sich zusammentun mit". Das Verb) ^ ' verlangt in der Regel den Terminativ des vorangehenden Verbs, das es regiert.
Lektion 10 89
30 '^^•^^•^^^•^q^'^^-S^^^-^q^'gq]^'qq'5"
Wörterverzeichnis zu Lektion 10
PFI
| '
Heil (nur im Kompositum)
*q* heilvoll
Rettung, Errettung
Last, Bürde
s. ojä^'q*
s. qrcyq*
bringen, mitbringen
zornig sein, zürnen
streiten, opponieren
erreichen, bewirken
das Frühere
was? wie? wie (relativisch)
versehen (sein) mit KR')
y der Erhabene
(Beiname des Buddha)
Regen, Regenschauer
vorzüglich, ausgezeichnet,
der beste
Herr
verschieden
Mitleid
rein, lauter qqq-q-
Zeit
Wohlgeruch, Parfüm
Gesicht
Besitz, Vermögen
schädigen, Schaden zufügen
das Jenseitige, auf der ande-
ren Seite Befindliche
Nutzen, Vorteil
Palast
«r verkehrt
ankommen, gelangen zu
wegen; um ... willen (Post-
Position mit Genitiv)
die Hälfte
anwachsen, zunehmen
arm
Braut
s. qqq-q*
Topf, Flasche
Bodhisattva
(' Erleuchtungs wesen')
getrennt, frei von
ominöses Zeichen
fallen, niederfallen
90 Lektion 10
Pl
PF
abnehmen, vermindert
werden
Bräutigam, Schwiegersohn
Splitter
verkaufen
F 4 ^ / I af si*
suchen; wünschen
, **&*!" I Xaj"
befreundet sein
auch: tragen, halten, ent-
halten (vgl. 8/9)
lachen, lächeln
, 3*T F
' gemäß, wie
(Postposition m. Akk.)
Mond
Geschenk
sehr, höchst (Adverb)
' Preis, Wert
verkehrt, entgegengesetzt
glücklich, heilvoll
'- Toter
" der Todesgott
<3r Lebewesen
- (edles) Wesen
-q- unterrichtet, belehrt
' klar, strahlend
Gold
' Bettelgang
Lektion 11
11.1 Die Lokativpartikeln sr und oj\ Allgemeine Bemerkungen
Das Tibetische kennt zwei Kasuspartikeln mit überwiegend lokativischer Bedeu-
tung: ^ und O|\ Während 3j* nach Nominalstämmen fast ausschließlich in lokativischer
Funktion verwendet wird, ist der Anwendungsbereich von oj' sehr viel weiter und
reicht in denjenigen verschiedener anderer Kasus hinein. 3T soll deshalb als Partikel des
engeren Lokativs (oder kurz als Lokativ I) und ar als die des weiteren Lokativs (oder
kurz als Lokativ II) bezeichnet werden.
Andere Autoren trennen W von ^", indem sie °T als Dativ oder auch als Akkusativpartikelbezeichnen. Von den Funktionen her sind alle drei Bezeichnungen möglich (vgl. 11.3); esempfiehlt sich jedoch nicht, auf der einen Seite *T und ^W" unter einer Bezeichnung zusammen-zufassen und auf der anderen Seite ^' und °T getrennt zu behandeln. Das noch wesentlichereArgument besteht darin, daß sowohl ^' wie auch W auf Nominalstämme mit lokaler Bedeutungzurückgehen.
11.2 Die Partikel des engeren Lokativs (Lokativ I)
&' wird hauptsächlich in den folgenden fünf Funktionen verwendet:
a) Der Lokativ des Ortes
Der Lokativ des Ortes bezeichnet den Ort, in oder an dem sich eine Verbal-
handlung vollzieht. Der Ort kann auch nichtkonkreter Natur sein. Die Frage nach dem
Lokativ des Ortes lautet: "Wo?"
S "in irgendeinem Land"
"im Traum [erblickte die Königin drei Vögel]"
b) Der Lokativ der Zeit
Der Lokativ der Zeit bestimmt den Zeitpunkt, an dem sich die Verbalhandlung
vollzieht; er antwortet auf die Frage "wann?".
^Q^ ' s r "zu jener Zeit"
In seiner temporalen Funktion steht ar auch häufig nach einem Verbalsubstantiv,
wobei es die Gleichzeitigkeit der betreffenden Verbalhandlung mit der folgenden
ausdrückt. Hierbei ist es als temporale Nebensatzkonjunktion ("während, als") zu
übersetzen.
'3j' "während [er] sieht; als [er] sah"Wörtlich: "beim (durativen oder vollendeten) Sehen".
92 Lektion 11
c) Der Lokativ der Richtung
Der Lokativ der Richtung bezeichnet das räumliche Ziel der Verbalhandlung; erantwortet auf die Frage "wohin?".
qj^^I'^'gqj'qaS^'Sf "[Er] verneigt sich zur rechten Seite hin."
Dieser Gebrauch von " ist sehr selten und vielleicht nur auf die einheimischen Grammatikenbeschränkt, woher auch dieses Beispiel stammt. Man beobachtet dort das Bestreben, die völligeGleichwertigkeit der sieben °ry*\ - Partikeln1 zu demonstrieren. Zur Bezeichnung der Richtungwerden gewöhnlich der weitere Lokativ und der Terminativ verwendet; vgl. 11.3.f und 13.5.k.
d) Die Lokativ-I-Partikel als Adverbialbilder
sr wird häufig zur Bildung von lokalen und temporalen Adverbien und vonebensolchen Postpositionen verwendet. Diese Funktion ist spezifisch für &' und hebtes von or, der Partikel des weiteren Lokativs, ab.
Beispiele: ^ ' "dort" ('an jenem [Ort]')
"hier" ('an diesem [Ort]')
"früher" ('im Früheren')
"nun, aber, jedoch" ('bei dieser [Lage der Dinge];rebus sie stantibus; evam satV)
"bei" ('in der Nähe')
"in" ('im Inneren')
"drüben" ('am jenseitigen [Ort]')
R^'3i° "zwischen" ('im Zwischenraum')
e) Die Lokativ-I-Partikel als pleonastische Partikel
Gelegentlich wird &' an eine Instrumental- oder Terminativpartikel angefügt, ohnedaß sich deren spezifische Funktion dabei verändert.
"aus jenem Grund"
"weil (er) so gesprochen hatte"
1 So bezeichnen die tibetischen Grammatiker die sieben Partikeln, die in ihrer Funktion gleichwertigsind, indem sie alle "den Sinn von &T" haben; es sind die beiden Lokativpartikeln und die fünf Formender Terminativpartikel, vgl. 13.1/2.
Lektion 11 93
"wegen"
"erstens ... zweitens ..."
Die Übersetzung der obigen Beispiele würde in allen Fällen bei fehlendem &'
ebenso lauten.
Zu sr in Verbindung mit dem Verbalstamm vgl. 14.4.
11.3 Die Partikel des weiteren Lokativs (Lokativ II). Einteilung
Von allen Kasuspartikeln hat die des weiteren Lokativs den größten Anwendungs-
bereich, da sie lediglich eine räumliche Beziehung der allgemeinsten Art ausdrückt.
Vom Standpunkt der in diesem Buch verwendeten lateinischen grammatischen Termino-
logie aus lassen sich die Funktionen von oj' in drei Hauptgruppen einteilen:
A Die dativischen Funktionen der Partikel
B Die akkusativischen Funktionen der Partikel
C Die lokativischen Funktionen der Partikel
Hinzu kommen noch einige Sonderfälle sowie die erst an späterer Stelle (14.5)
behandelte Verbindung der Lokativ-II-Partikel mit dem Verbalstamm.
11.4 Die "dativischen11 Funktionen der Lokativ-II-Partikel
a) Der Lokativ des entfernten Objekts
Diese Form des Lokativs bezeichnet das entfernte Objekt einer Verbalhandlung
im Gegensatz zum näheren, das im Akkusativ steht.
"Mahäsattva gab der Tigerin das Fleisch seines (eigenen) Körpers."
b) Der Lokativ des Nutzens und des Schadens
Der Lokativ des Nutzens und des Schadens gibt an, für wen, zu wessen Ver-
fügung, Vorteil oder Nachteil etwas da ist oder geschieht. Seine Funktion ist also
identisch mit der des entsprechenden Genitivs; vgl. 10.2.f. Allerdings wird der Genitiv
hierfür seltener verwendet als der Lokativ II.
"Für jenen König sind drei Söhne da; jener König hat drei Söhne."
94 Lektion 11
"Durch mannigfaltige wohlklingende Worte bewirkte [er] Freude für (seine)beiden Eltern, bei (seinen) beiden Eltern."
c) Der Lokativ des Ziels
Der Lokativ des Ziels gibt an, zu welchem Zweck oder Ziel eine Verbalhandlung
vollzogen wird.
"Die Bauern leiten Wasser herbei, damit die Saat reif wird (...für die Reife der
Saat)."
Der Lokativ des Ziels ist nicht sehr häufig anzutreffen. Ein Finalsatz wird meist durch denTerminativ des Verbalsubstantivs oder durch periphrastische Konstruktionen mit finalen Postposi-tionen ausgedrückt (vgl. 13.4.f und g).
d) Der Lokativ der beteiligten Person
Der Lokativ der beteiligten Person bezeichnet den- oder diejenigen, die an einer
Verbalhandlung oder an einem Vorgang nicht direkt, sondern nur geistig beteiligt sind.
Man vergleiche im Deutschen: "Du bist mir ein schöner Held!"
"Mahäsattva war/wr alle wie [ihr] einziger Sohn."
"Für mich sind deine sündhaften Taten (durchaus) nicht gering."
Diese Funktion ist spezifisch für die Lokativ-II-Partikel.
11.5 Die "akkusativischen" Funktionen der Lokativ-II-Partikel
e) Der Lokativ des äußeren Objekts
In vielen Fällen steht das äußere Objekt eines Verbs im weiteren Lokativ.
"Der Brahmane verletzte das Bein des Pferdes mit einem Stein."
(eigentlich "schlug auf das Bein", vgl. f) )
s/Tora'q' "Fleisch essen" (eigentlich "am Fleisch essen", vgl. h) )
Lektion 11 95
Im modernen Hochtibetischen hat sich dieser Gebrauch von <*T zur Bezeichnung des direkten
Objekts transitiver Verben noch bedeutend verstärkt. — Diese Verwendung von °T erklärt sich
aus dem allgemeinen lokalen Charakter dieser Partikel.
J) Der Lokativ der Richtung
Der Lokativ der Richtung bezeichnet das räumliche Ziel der Verbalhandlung.
r "(Er) warf sich ('seinen Körper') öw/den Boden nieder:'
"Die beiden Eltern blickten zum Himmel empor."
Diese Funktion teilt sich der Lokativ mit dem Terminativ; vgl. 13.5.k.
g) Der Lokativ der Beziehung
Der Lokativ der Beziehung gibt an, im Hinblick worauf oder mit Berücksichti-
gung wovon eine Verbalhandlung vollzogen wird.
^ ^ "Er prüft [die Sache] hinsichtlich ihres Aufbaus."
"hinsichtlich der Arzeneien erfahren, arzeneikundig"
" was die Größe angeht ..."
Die Funktion des Lokativs der Beziehung deckt sich weitgehend mit der des
Akkusativs der Beziehung; vgl. 7.6.d.
11.6 Die "lokativischen" Funktionen der Lokativ-II-Partikel
h) Der Lokativ des Ortes
Der Lokativ des Ortes bezeichnet den Ort, an dem sich die Verbalhandlung vollzieht.
"Im Ozean befinden sich Edelsteine."
"öw/der Schulter tragen"
i) Der Lokativ der Zeit
Der Lokativ gibt den Zeitpunkt an, an dem sich die Verbalhandlung vollzieht.
^ "Am Mittag ißt man die Speise."
"am dritten Tag"
96 Lektion 11
Die lokativischen Funktionen des weiteren Lokativs decken sich völlig mit den
entsprechenden Funktionen des engeren Lokativs; vgl. 11.2.a und b.
11.7 Die Lokativ-II-Partikel beim Verbalsubstantiv
Nach einem Verbalsubstantiv drückt oj* ebenso wie &' (vgl. 11.2.b) Gleich-
zeitigkeit mit der folgenden Verbalhandlung aus, d.h. es wird hier in seiner temporalen
Funktion verwendet; vgl. 11.6.i.
"Während er sein Essen aß (Nominal: Beim Essen), sagte er Folgendes."
Steht ar nach dem Verbalsubstantiv des Perfektstamms, so liegt Gleichzeitig-
keit mit der vollendeten Verbalhandlung, d.h. Vorzeitigkeit, vor.
"Nachdem er sein Essen gegessen hatte (Nominal: Nach dem Essen), sprach er
Folgendes."
Diese Funktion der beiden Lokativpartikeln deckt sich weitgehend mit derjenigen,
die die Soziativpartikel nach dem Verbalsubstantiv ausübt; vgl. 9.2.C.
11.8 Der Lokativ II bei Verben
Das Tibetische kennt eine große Zahl von Verben, die mit dem weiteren Lokativ
konstruiert werden. Es seien hier einige Hauptgruppen genannt, bei denen er mit einer
gewissen Regelmäßigkeit auftritt. Es sind dies
(1) die Verben des Sagens und Denkens
jr*T "zu jemandem sprechen"; |jsr*r "an etwas denken"
(2) die Verben des Verlangens und Sichfreuens
q « # £ j ' "nach etwas verlangen"; ^qiq'q' "sich über etwas freuen"
(3) die Verben des Sichfürchtens1, Tadeins, Neidens, Verabscheuens und Hassens
^ "Furcht empfinden bei etwas"; gjS' T "etwas auszusetzen haben an";
rq^ 'q- "jemandem scheel zusehen"; *rqc#£r "Ekel empfinden bei";
Diese werden z.T. auch mit dem Instrumental, seltener mit dem Ablativ konstruiert; vgl. 8.2.f.
Lektion 11 97
«g 'JT "Haß empfinden gegen"
(4) die Verben des Schädigens und Nutzens
qja^'q' "jemandem Schaden zufügen"; sjsj-q^qjarq' "jemandem nützen"
(5) die Verben des Verehrens
gsr^GTJT "jemandem Verehrung bezeugen"
(6) die Verben des Berührens und Umarmens
^cjrsj' "anfassen an"; qjZK'q' "(die Arme) herumlegen um"
Bei der Übersetzung der obigen Beispiele wurde versucht, durch geeignete Umschreibungenentweder den räumlichen oder den dativischen Charakter von °T in Verbindung mit den betreffen-den Verben zu wahren.Die genaue Konstruktion von Verben ist gewöhnlich im Wörterbuch von JÄSCHKE verzeichnet.Man vergleiche im Bedarfsfall auch stets die Angaben für die tibetische Übersetzung des Bodhi-caryävatära in dem vorzüglichen Index von Friedrich WELLER, Tibetisch-sanskritischer Index zum
Bodhicaryävatära, Berlin 1952-55. Speziell zu «T vgl. S. 530b-550b.
11.9 Die ablativische Funktion der Lokativ-II-Partikel
Im Wörterbuch von JÄSCHKE finden sich unter dem Lemma °T einige Ausdrücke, in denen °T ineindeutig ablativischer ("von ... her") Funktion verwendet wird.
"Schnee fällt vom Himmel."
"[Er] steigt vom Pferd herab."
"[Er] ist vom Felsen gesprungen."
' "Blut aus dem Körper hervortreten lassen"
In der Übersetzungsliteratur scheint dieser Gebrauch von W jedoch nicht sehr häufig zu sein. So
lassen sich z.B. alle Fälle, in denen im tibetischen Bodhicaryävatära ein sanskritischer Ablativ
durch °T wiedergegeben wird, ohne Schwierigkeiten erklären. Einerseits reicht nämlich der adver-
bielle Gebrauch des Ablativs im Sanskrit so weit, daß er durchaus in °T eine adäquate Entspre-
chung hat, und andererseits verlangen bestimmte Verben stets den Lokativ II. Die einzige
Ausnahme bildet VI 7ab • q ^ ' g ^ ^ ^ q ^ ' q ' ^ j qjqp-g^-q-aj-qq^q v q | für skr. anistakaranäj
jätam istasya ca vighätanät. Hier muß jedoch eine Verschreibung für °W" (Ablativ-II-Partikel)
vorliegen, da ^5^"^" immer mit dem Ablativ konstruiert wird.NA
Es braucht kaum betont zu werden, daß die Funktion der Lokativ-II-Partikel in einem isolierten
Satz mehrdeutig sein kann, so daß nur der Kontext darüber entscheidet, welche jeweils vorliegt.
Auf diese Tatsache weisen bereits die tibetischen Grammatiker hin, die den folgenden Satz als
Beispiel für unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten der Partikel «T anführen:
98 Lektion 11
Dies läßt sich übersetzen als
(1) "Man leitet Wasser aw/das Feld." (Lokativ der Richtung, tibetische Bezeichnung
und als
(2) "Man leitet Wasser für das Feld herbei." (Lokativ des Nutzens und des Schadens, tibeti-
sche Bezeichnung
11.10 Respektvolle und elegante Redeweise
Das klassische Tibetische kennt drei verschiedene Redeweisen oder Gesprächs-
ebenen, die den unterschiedlichen sozialen Rang von Redenden und Angeredeten
berücksichtigen. Es sind dies
a) die gewöhnliche Redeweise, die zwischen gleichrangigen Partnern verwendet
wird - wobei kein Wert auf die Etikette gelegt wird - oder auch dann, wenn von
einer gleichrangigen oder niedriger gestellten dritten Person die Rede ist;
b) die respektvolle Redeweise, die verwendet wird, wenn man eine höhergestellte
Person anredet oder auch nur von ihr redet; sie charakterisiert den von ihr
Betroffenen stets als eine Respektsperson;
c) die elegante Redeweise, die der Sprecher im Verkehr mit Respektspersonen aufsich selbst anwendet; sie drückt die bewußte Herabsetzung des Redenden aus.
Die Unterschiede zwischen den genannten Redeweisen sind vorwiegend lexikali-
scher Art. Es gibt - im Prinzip - für jedes Substantiv und Verb zwei verschiedene
Formen: eine gewöhnliche und eine respektvolle, von denen jeweils die der Situation
entsprechende verwendet werden muß. Das Personalpronomen der 1. Person, einige
Verben sowie einige wenige Substantive kennen noch zusätzlich eine elegante Form.
Beispiele:
Gewöhnliche Form
3"«F
Respektvolle Form Elegante Form Bedeutung
Vater
Mutter
Sohn
Körper
Kopf
Lektion [i 99
Gewöhnliche Form
af^r
Respektvolle Form
qf| "
Elegante Form
flwi«r«r
cnce 'q*
qcnsr'q*
Bedeutung
Hand
Geist, Sinn
Wort, Rede
ich
du
sein
vorhanden sein
sitzen, weilen
machen
Existiert zu einem Substantiv keine selbständige Respektsform, so wird sie in der
Weise gebildet, daß man vor das betreffende Wort ein anderes Respektswort setzt, das
möglichst in einer übergeordneten Beziehung zu ihm steht.
Gewöhnliche Form
3T
Respektvolle Form Bedeutung
Haar
Stock
Lebenszeit
Existiert zu einem Verb keine selbständige respektvolle oder elegante Form, so
wird in der Regel zu dem betreffenden Verb die periphrastische Form1 mit
oder qqK'q* gebildet.
Gewöhnliche Form Respektvolle
^ • ^ • ^
Form Bedeutung
freikommen, erlöst werden
Vgl. hierzu 16.4.a.
100 Lektion 11
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, zusammengesetzte Ausdrücke aus Re-
spektswörtern zu bilden. So verwendet man etwa als Respektsform zu grq# "sprechen"
den zusammengesetzten Ausdruck q*no/|prq# "das Wort gewähren".
Schließlich kann auch noch - wie im Fall der Substantive - ein nominaler (re-
spektvoller) Gattungsbegriff vor das Verb gestellt werden: spj$rq£"q# "(von Herzen)
lieben" für das einfache q§"q*. Das vorangestellte Substantiv ist syntaktisch als Akku-
sativ der Beziehung zu interpretieren: "hinsichtlich des (hohen) Herzens Liebe empfin-
den".
Beispielsätze:
a r ^ q ^ a r ^ q ; "Jener König hatte drei Söhne."
"Der Sohn des Königs lebt(e) zusammen mit seinen Eltern im Palast."
Der respektvolle und elegante Verbalstamm ojcw (s. oben) dient als Respekts-
partikel nach Vokativen.
" (Verehrter) Bruder!"
In ähnlicher Weise wird auch das Zahlwort q|%q|' "eins, einzig" verwendet; es
hat allerdings eine etwas stärkere vokativische Funktion:
uqq#q]%q|# "(Verehrter) Vater!" 9"^%^" "(Verehrter) Herrscher!"
Neben der rein lexikalischen Differenzierung gibt es noch den Wechsel im Aus-druck, wovon die oben angeführte Respektsform für "sprechen" als Beispiel dienen
mag. Dieses Mittel einer verfeinerten Redeweise wird jedoch im Vergleich zur heutigen
Sprechweise von sozial Hochstehenden oder gelehrten Lamas in der klassischen Spra-
che sehr viel sparsamer verwendet.
Übungen zu Lektion 11
j
Lektion 11 101
q j ' q ^
99 S t ^ ' ^ ' ^ ^ ^ ^ ^
'^
]^-qq-ql^-^^
1 Der Verbalstamm <*?jf*J|«!' ist ohne jede Partikel dem folgenden ^ S ^ " beigeordnet. Zur Art der
Koordination vgl. Lektion 6.5.c. — Das eingeklammerte ^J]*^"^' ist eine Alternative zu H]*ÄI"öf **I#.
2 Die Semifinalpartikel y verbindet die Verbalstämme ^äjsw und QW miteinander; sie hat hier eine
locker anreihende Funktion ähnlich wie das Semikolon in diesem Satz.
102 Lektion 11
^^
^
Wörterverzeichnis zu Lektion 11
PF
13'
PFI B*'
Eigenname; skr. Ananda
(resp.) Wort, Rede
Los, Schicksal
erzeugen, hervorbringen
erfüllen, durchdringen
Falke
Himmel
(resp.) wissen
tragen
Mitte
PF
denkend
(resp.) denken (an)
Kopf
Grund, Ursache
verändern; wenden, drehen
gewißlich, sicherlich
(resp.) vorhanden sein
das Erste, Frühere
an erster Stelle, zuerst,
erstens
einzig (sonst
Die Partikel °T (nach^') verbindet hier zwei Imperative; vgl. 14.5.
Lektion 11 103
Strafe, Bestrafung
Größe
wegen, um ... willen
(Postpos, m. Gen.)
Lehre, Religion (speziell
die buddhistische)
einführen in (oj#)
Tag
Mittag (Tagesmitte')
an zweiter Stelle, zweitens
wohlklingend
Verachtung
Behälter, Speicher
sehen
F *W I <§V
Schauspiel
Tigerin
s. Q'R'
Lehre
(resp.) Sinn, Herz
r (resp.) lieben
'*S liebevoll (Adv.)
Daumen
;) solchermaßen
"*r 'der So-Gegangene
oder So-Gekommene', Bei-
name des Buddha; skr. Ta-
thägata
Sache; Sinn; Nutzen
Nähe
P
PFI %|"
sich versammeln,
zusammenkommen
sitzen, weilen
ziehen, führen, geleiten
zu Boden werfen
F Qt*r I "^W
= Tfsr (9)das Innere
Himmel
Himmel
Platz, Ort
" Aufbau
Art, Klasse, Spezies
mannigfaltig
sich freuen an (ar); Freude
die andere Seite
Taube
Seite; Partei
Schulter
schlagen, verletzen
Zwischenraum
sich anstrengen; Mühe,
Anstrengung
nur, bloß; erst
träumen
Traum
reif (sein)
104 Lektion 11
* Y
Maß
Wald, Gehege
(resp.) sitzen, weilen
dieser
nun, wohlan
(resp.) Vater
Sinn, Herz (geistig)
im Herzen bewahren,
sich gut merken
(resp.) Mutter
rechts
links
Schwiegervater
sein ( =
Seite
Hand
Weg
Art und Weise
Körper
Aussaat, Ernte
Fleisch
Erde
' Eigenname; skr.
Mahäsattva
(resp.) Sohn
Leben
(resp.) wegen, um ... willen
(Postposition mit Genitiv)
(resp.) hören
I" neu, frisch
f undenkbar, unvorstellbar
l'q' ('was mit dem Denken
nicht zu durchdringen ist')
Lektion 12
12.1 Die Ablativpartikeln ajSf und ojsr. Allgemeine Bemerkungen
Ebenso wie beim Lokativ bedient sich das Tibetische auch zur Kennzeichnung des
Ablativs zweier Partikeln: ^*r und aj*r. Sie stehen zudem in einer bemerkenswerten
formalen Analogie zu den beiden Lokativpartikeln 3j' und oj% auf deren Ursprung und
Bedeutung hier nicht eingegangen werden kann. Wie zwischen sr und O|' besteht auch
zwischen a*r und a w eine Funktionsdifferenzierung, die sich jedoch von der zwischen
3j* und O|' dadurch unterscheidet, daß sich 1) die einzelnen Funktionen in ungefähr
gleichem Maß auf die beiden Partikeln verteilen, daß 2) die für &*r und oj$T spezifi-
schen Funktionen nicht so heterogen sind wie dies bei ar der Fall ist, sondern sich alle
auf die Grundbedeutung des Ablativs (siehe unten) zurückführen lassen, und daß 3)
neben den speziellen Funktionen der beiden Ablativpartikeln eine ebenso große Zahl
allgemeiner - d.h. für beide gültiger - Funktionen steht. Aus den unter 2) und 3)
genannten Gründen verbietet es sich, in Analogie zu den Verhältnissen beim Lokativ
von einem engeren und weiteren Ablativ zu reden, sondern es sollen im folgenden
lediglich die für £*r spezifischen Funktionen unter der Bezeichnung "Ablativ I" und
die für ojsr unter "Ablativ II" zusammengefaßt werden.
Die Grundbedeutung des tibetischen Ablativs läßt sich folgendermaßen definieren:
Der Ablativ bezeichnet den Ort, die Zeit, die Person, die Sache oder den Umstand,
von dem (oder der) die Verbalhandlung ihren Ausgangspunkt nimmt.
12.2 Die Ablativpartikel aj«r (Ablativ I)
a) Der partüive Ablativ
Der partitive Ablativ bezeichnet ein oder mehrere Elemente aus einer Gesamt-heit. Dieser Ablativ wird in nahezu allen Fällen in Verbindung mit dem Postpositional-
stamm 3^" "das Innere" gebildet.
JM'l^'sq/ä^'lr^&'j:&j^r "die Verständigen unter den Menschen"
Marcelle LALOU, Manuel elementaire de übetain classique, Paris 1950, S. 17, bringt ein Beispiel
ohne 3fS und mit «4*1" statt ^«T: ^S:»ipj^"aj«I"q]Sq]' "Tun des artisans". Die Verwendung von <W
beim partitiven Ablativ widerspricht der in vielen einheimischen Grammatiken auftauchenden
Regel über den Gebrauch der beiden Ablativpartikeln bei ^2J|V*I^**J* "gleichartige Sonderung
(d.h. Sonderung von Gleichartigem)" und *t*sj^*^5J]VST "ungleichartige Sonderung (d.h. Sonde-
rung von Ungleichartigem)11.
b) Der temporale Ablativ
Der temporale Ablativ nennt den Zeitpunkt, von dem an sich die Verbalhandlung
vollzieht.
106 Lektion 12
"Nach drei Tagen {'Vom dritten Tag an') wird [er] sterben."1
Die Zeitangabe kann auch allgemein gehalten sein.
^ ^ "seit langer Zeit, lange Zeit hindurch"
"seit [seiner] Kindheit ('von klein an')"
Die Präposition "seit" wird im Tibetischen durch den Ablativ I + £J3^'*T ausge-
drückt; vgl. 17.6.
|3C/*T "seit jenem Abend"
c) Der modale Ablativ
Der modale Ablativ bezeichnet die Art und Weise, in der sich eine Verbalhand-
lung vollzieht. Auch hierbei ist die Grundbedeutung des Ablativs (Ausgangspunkt)
deutlich zu erkennen. Allerdings wird meist kein konkreter Ausgangspunkt mehr be-
zeichnet, sondern der im Ablativ stehende Begriff ist in einer allgemeinen oder über-
tragenen Bedeutung zu verstehen.2
"von allen (Seiten), ganz und gar, völlig"
"gesondert, einzeln, individuell" ('vom Einzelnen aus betrachtet')
"von Herzen"
"von Grund auf, völlig" ('von der Wurzel her')
"unter Anstrengungen, mühsam"
d) Der Ablativ der terminierten Erstreckung
Der Ablativ wird meist dann mit der Partikel s^\' gebildet3, wenn neben dem
Ausgangspunkt einer Strecke, eines Zeitraumes oder auch eines abstrakten Begriffskon-
tinuums4 auch noch deren Ende angegeben wird. Der Endpunkt wird durch die Postpo-
sition q v v "bis ... hin" bezeichnet.i
1 Zum periphrastischen Futur vgl. 16.3.2 Nur in sehr seltenen Fällen wird der modale Ablativ mit <W gebildet: ^"<W^W|"sr "der Größe
nach messen".3 Die tibetischen Grammatiker sind sich in diesem Punkt nicht ganz einig.4 Beispiel: "... bewegten ihn alle Gefühle von der Liebe bis zum Haß."
Lektion 12 107
#^' "von eins bis hundert"
| j 'q^*rq&'qq;qv*s ' "von der Geburt bis zum Tod"
e) Der Ablativ bei Postpositionen und Adverbien
Mit der Ablativpartikel 3^' werden von den Postpositionalstämmen eine Reihe
von Postpositionen lokaler, temporaler und gelegentlich auch modaler Bedeutung
gebildet; vgl. hierzu 12.2.b und c und 12.4.k.
"aus ... heraus" {'aus dem Inneren von ... heraus")
"von ... herab" {'von dem Oberen von ... herab')
"in Zukunft" {'vom Späteren ausgehend')
"mittels, mit Hilfe von" {'vom Eingangstor, Verbindungsglied, Me-
dium des ... ausgehend')1
Ebenso werden mit *$r entsprechende adverbielle Ausdrücke gebildet.
S*$*T "dann, darauf" {'von jenem [Zeitpunkt] ausgehend')
Auch sie sind den oben aufgeführten Kategorien zuzuordnen.
12.3 Die Ablativpartikel <W (Ablativ II)
J) Der Ablativ des Vergleichs
Der Ablativ des Vergleichs bezeichnet den Ausgangspunkt oder Standpunkt,
von dem aus ein Unterschied gemessen wird.
fc'fWJzj'^/q'ü^' "Vom Pferd aus (betrachtet) ist der Hund klein, d.h.
der Hund ist kleiner als das Pferd."
v a ^ ' S f "Vom Hund aus (betrachtet) läuft das Pferd schnell,
d.h. das Pferd läuft schneller als der Hund."
Bei einem Ablativ des Vergleichs übersetzt man also die Ablativpartikel mit "als"
und bildet den Komparativ des betreffenden Adjektivs oder Adverbs.2
1 Hier ist gegenüber der Grundbedeutung von jj " "Tür, Türöffnung" eine weitgehende Bedeu-tungsverallgemeinerung und -Übertragung eingetreten.
2 Zur Komparativpartikel W vgl. 18.14.
108 Lektion 12
Diese mechanische Übersetzungsregel darf natürlich nicht dazu führen, in der Folge °W + Ad-jektiv eine eigene Steigerungsform zu sehen, denn vom tibetischen Standpunkt aus liegt hier ledig-lich ein spezielles modales Verhältnis vor, d.h. der Geltungsbereich von Adjektiven und Adver-bien wird in bestimmter Weise eingeschränkt. Eine dem unserem Komparativ oder Superlativ enfc-sprechende Steigerung der Bedeutung eines Adjektivs oder Adverbs wird im Tibetischen durchdie Voranstellung eines Adverbs mit der Bedeutung "mehr" bzw. "äußerst, höchst, sehr o.ä.H
gebildet.
Der Ausdruck "niemand (anderes) als ...! nichts (anderes) als ..." wird im Tibeti-
schen in der Weise gebildet, daß auf den im Ablativ stehenden Gegenstand des Ver-
gleichs lediglich die negative Prädikatskopula folgt. Das Indefinitpronomen "niemand"
erscheint nur in der deutschen Wiedergabe; im Tibetischen ist es in der Negation
enthalten.
f " ^ ' ^ "Es gibt kein anderes Gut als die (buddhistische) Lehre."
"Im Wald war niemand außer einem alten Einsiedler."
Das die erste Steigerungsstufe (unserem Komparativ vergleichbar) ausdrückende Adverb istW "mehr". Die zweite Steigerungsstufe (unserem Superlativ bzw. Elativ vergleichbar) wirdmeist durch ^ " V "sehr", *^"V "höchst" oder ^"5^" "außerordentlich" umschrieben.eine alte Form für "^"V "sehr" — wird vergleichsweise selten gebraucht.
g) Der Ablativ der Trennung
Verben, die eine Absonderung, ein Abrücken, ein Sichenthalten von usw. aus-
drücken, regieren den Ablativ der Trennung.
"vor dem Feind beschützen"
"von einer Krankheit befreit werden"
^ ' q ' "von allen Vergehen freikommen"
"sich vor den Waffen (d.h. den Streichen der Waffen)
^ der Befleckungen hüten"
h) Der Ablativ II beim Verbalsubstantiv
An das Verbalsubstantiv kann nur die Partikel OJST treten, während 3\SJ' stets auf
den Verbalstamm folgt1. <W hat hierbei temporale Funktion, die in den übrigen
Vgl. hierzu 14.6.
Lektion 12 109
Fällen der Partikel a *r eigen ist, vgl. 12.2.b. ( W kann Vorzeitigkeit und Gleichzeitig-
keit ausdrücken. Hierüber entscheidet entweder der vorangehende Verbalstamm (Per-
fekt oder Präsens) oder - bei fehlender Stammabstufung - der Kontext.
"als jene (Männer) weitergingen, ..."
"Als man den Henker herbeigerufen hatte und (die beiden Söhne) darauf zur
Hinrichtungsstätte geführt worden waren, da erblickten die alte Mutter und ihre
(beiden) Söhne den aus der Ferne kommenden Erhabenen."1
Eine kausale Verwendung von ojsr in Verbindung mit dem Verbalsubstantiv ist
selten.
"Weil (oder: Als) sie den Feind kommen sehen, fliehen alle."
Bei vielen derartigen Konstruktionen sind temporaler und kausaler Aspekt so eng
miteinander verknüpft, daß eine eindeutige Zuordnung zu einem von beiden nicht
möglich ist.
Ein eindeutig kausales Verhältnis liegt z.B. bei der Wiedergabe von skr. °tvena (Instrumental desAbstraktsuffixes °tva-) vor, dessen Funktion u.a. darin besteht, kausale Nebensätze nominalauszudrücken. Vgl. hierzu etwa Bodhicaryävatära 6.18b:
"... ist aufgrund des Verhaltens eines Feiglings geschehen" (skr. kätaratvena cägatam).
i) Der Ablativ II bei Verben
Das Tibetische kennt eine Reihe von Verben, die den Ablativ II als Objektskasus
verlangen.
Tt^'ajsrtfjorq' "über alle siegen, alle besiegen"
^ a j ' q ' "den Ozean des Leids überqueren lassen"
"an der Sünde vorbeigehen, die Sünde überwinden"
In nahezu allen Fällen läßt sich der Ablativ mit Hilfe der in dieser Lektion
behandelten Kategorien erklären. Man muß dabei auf die - allerdings nicht immer
deutlich erkennbare - Grundbedeutung des Verbs zurückgehen. Im ersten Beispiel liegt
J* ist Terminativ der Richtung, vgl. 13.5.k.
110 Lektion 12
ein Ablativ des Vergleichs vor: "siegreicher sein als alle". Im zweiten Beispiel lautet
die Grundbedeutung des Verbs "freimachen von", im dritten Beispiel "sich entfernen
von", beides Ablativ der Trennung.
12.4 Gemeinsame Funktionen von Ablativ I und Ablativ II
k) Der lokale Ablativ
Der lokale Ablativ bezeichnet den Ort, von dem die Verbalhandlung ausgeht.
"Aus dem Mund des Lehrers kamen (passende) Sentenzen."
^ "Vom Osten her geht die Sonne auf."
"Jener Mann fiel vom Pferd."
Der lokale Ablativ gibt bei einigen Verben des Ergreifens den Punkt an, an welchem - nachtibetischer Auffassung: von welchem aus - man das Objekt ergreift. aiS|**r *ra!l **J* "[jemanden]bei der Hand packen" ('von der Hand aus ergreifen').
/) Der Ablativ der Herkunft
Der Ablativ der Herkunft bezeichnet die Herkunft einer Person oder die Quelle
eines Sachverhaltes, mit denen diese ständig und nicht nur temporär verbunden sind.
Dieser Ablativ bezieht sich meist direkt, d.h. ohne eine dazwischengeschaltete Ver-
balform, auf das folgende Substantiv.
"jene Männer aus der Kaste der Brahmanen"
"die vom Erhabenen (stammende) Lehre"
"aus dem Vinaya (stammt das nachstehende Zitat)"
! ^ "jene Männer aus Lhasa"
m) Der Ablativ der Materie
Der Ablativ der Materie bezeichnet die Materie oder den Stoff, aus dem ein
Gegenstand besteht oder gefertigt ist.
q-qr^sr "aus Ziegeln (hergestellt)"
Lektion 12 111
"eine aus Hasenhörnern (sprichwörtlich für etwas Nichtexistierendes) trefflich
gefertigte Leiter"1
n) Der Ablativ des Grundes
Der Ablativ des Grundes gibt die Ursache für die folgende Verbalhandlung an.
' "vor Durst sterben"
"Die Biene aber erkennt die Blume an ihrem Duft, aufgrund ihres Duftes."
o) Der Ablativ des Mittels
Selten ist der das Mittel bezeichnende Ablativ.
' "mittels eines Muschelhornes reden"
Statt seiner verwendet man gewöhnlich die Umschreibung mit der den Genitiv
regierenden Postposition |F'$sr "mittels, mit Hilfe von" (siehe oben 12.2.e.), deren
Ablativpartikel zu der hier behandelten Kategorie gehört.
*r "vermittels zahlreicher Hilfsmittel"
"mit Körper, Wort und Sinn nach dem Heil streben"
Als Lehnübersetzung von skr. -dvärät wird T^'9^' gelegentlich auch in kausaler Bedeutung ver-
wendet: 1^"K"S^"W"3|"^*r "aufgrund seines großen Mitleids" (skr. mahäkarunädvärät)
12.5 Personalpronomina. Einfache Formen
Die Schriftsprache kennt die folgenden einfachen, d.h. nicht zusammengesetzten,
Personalpronomina.
a) Für die erste Person
b) Für die zweite Person
Zur Zirkumposition des Attributes von jjj*l* vgl. 14.8.c.
112 Lektion 12
c) Für die dritte Person
^^ ^ ^s* -v
p-, pc/, p-cr, p-srAls die Gebräuchlichsten unter ihnen präge man sich zunächst die folgenden ein:
Person
1.
2.
3.
Elegante Form
-
-
Gewöhnliche Form
F
Respektsform
-
P -
Plural
-
Aus der Definition der eleganten und respektvollen Form (vgl. 11.10) geht
hervor, daß es eine elegante Form nur für die 1. Person und eine respektvolle Form
nur für die 2. und 3. Person geben kann.
$5,' kann ebenso wie jzjS' singularische Bedeutung haben. In diesem Fall dient es
als elegante Form.1 Die dritte Person Plural hat keine eigene Form.2
Zur 1. und 3. Person Singular existieren besondere, vom Pronominalstamm py
abgeleitete Formen, die das Geschlecht der redenden bzw. zur Rede stehenden Person
berücksichtigen. Sie werden mit Hilfe der Nominalpartikeln gebildet.
1.
3.
Maskuline Form Feminine Form
Zu den übrigen, meist seltenen Formen ist folgendes zu sagen: "&I" und ^*T sind Ableitungendes Pronominal Stammes K "das Gesicht; Selbst". Sie finden gewöhnlich Verwendung als eleganteFormen, besonders im Briefstil.
*^" bedeutet ebenfalls "selbst" und kann als Abkürzung vonselbst" und p"*^" "er selbst" gebraucht werden.
" "ich selbst"
1 Bei K^' und Q^" ist die singularische Bedeutung die ursprüngliche, falls die Hypothese zutrifft, daßes sich um Kontraktionen von *$f\ und j§V^# handelt. — Zu ^f\ vgl. die folgenden Seiten.
2 Es sei noch angemerkt, daß ^^\ auch durch die Diminutivform ^ " 3 " "der Niedriggestellte,Unwerte" des Nominal Stammes ^ ' "schlecht" (vgl. ^"*Q umschrieben werden kann.
Lektion 12 113
T unc* ^ ^ a j " sind Plural formen, deren Singularformen nur sehr selten inder Literatur vorkommen1. 5.(J" ist wohl eine Diminutivform zu ^"; S j* ist die bekannte Nume-ruspartikel für Personalpronomina, vgl. 7.I.e.2
Die übrigen drei Pronomina gehen auf den Pronominalstamm Ä' bzw. seine Diminutivform 3"(3")zurück. Bedeutung und Herkunft von SfjGT sind unklar.
*)*{ "selbst, derselbe" dient in der späteren Literatur als Respektsform für die 2. Person Singular.
Der Plural der Personalpronomina wird - soweit nicht die selbständigen Formen
£^ ' und j | ^ ' Verwendung finden - mit Hilfe der unter 7.1 behandelten Numerusparti-
keln gebildet. An die Pronomina können die Partikeln sqy, ^q|", jf*W und af' treten.
f ' oder f ^ "sie"
"wir"
"ihr"
(respektvoll)
(elegant)
(respektvoll)
C/<5/ "wir"
Die Personalpronomina der 3. Person werden häufig durch die Demonstrativ-
pronomina ?" "jener" und Q&' "dieser" ersetzt, vgl. 6.2.
12.6 Personalpronomina. Zusammengesetzte Formen
Fast alle häufiger gebrauchten einfachen Personalpronomina können mit fc*s'
"selbst" und *^" "selbst" verbunden werden.
1. Person:
2. Person:
3. Person:
1. Person:
2. Person:
3. Person:
Ursprünglich handelte es sich um einfache Verstärkungen: "ich (du, er, sie, es)
selbst, persönlich". In der späteren Literatur haben diese betonten Respektsformen die
einfachen Respektsformen weitgehend verdrängt.
1 Vgl. etwa 5*5^"*' "5" "fi"" u n s" ( ^ singularischem Plural nach 7.2).2 Die Pronominal form ^ 'S^T ist n o c ^ m c l l t hinreichend textlich abgesichert, obwohl sie - wie
gezeigt - morphologisch nicht schwer zu erklären wäre.
114 Lektion 12
Die Pronomina können außerdem durch die Isolationspartikel (vgl. 8.3) und durchdas Adverb pä"S" "gerade, eben, just"1 hervorgehoben werden.
^ ' "was mich betrifft" ^ i ' F T "w / r unserersei t s> w^r hingegen"
12.7 Possessivpronomina
Das Tibetische hat keine eigenen Possessivpronomina. Stattdessen verwendet esden Genitiv der oben behandelten Personalpronomina.
^q# "mein" (^•g-^q|'§|- "unser"
"dein" j | ^ - ^ - § | - "Euer" (Plural)
"Ihr" (Plural)
Übungen zu Lektion 12
- q ^ ^ ^ - q ^ q ' | ^ - ^ ^ ' q - q - a i ^ ' g ^ ' q q ' | ^
1 Man beachte den pronominalen Stamm dieses Adverbs!
Lektion 12 115
e
^[q-|p]^-£^3^'q-^^^
9? ^ " q ^ e ; " j | " J ^ - ^ ' q 2 ^ - q ^ ^
Wörterverzeichnis zu Lektion 12
FF?FP'F3)'
q* Asket
graben, ausgraben
' «tif I «i-
Leiter
Durst
Gewinn, Profit
Gewinn, Profit
nur, allein
führen, leiten
voll (sein)
verstehen
Stadt
Blitz
lacheni
PF-
1 qsf'qv ist der Terminativ zu dem Verbalsubstantiv ^ § V , der Objektkasus zu dem nachfolgendenModalverb W*!\ Zu den weiteren Einzelheiten vgl. Lektion 13.5.i.
2 * W ^ 1 h ' q ' "anders, in anderer Weise handeln". * W ^ ' ist der Terminativ zu *3]^'; vgl. hierzuLektion 13.5.m.
116 Lektion 12
PF
PF
PF
Einsiedler
schnell (Adjektiv)
s' schnell (Adverb)
sich lösen von
I" die Kaste der Könige
und Soldaten (skr. ksa-
triyä)
laufen, galoppieren
Tor, Tür, Eingang
(herbei)rufen
lösen von, befreien
von (ojsr)
Wort, Rede
Charakter, Wesen
offensichtlich, deutlich
(Adverb)
jagen; Jäger
erschöpft sein
verlangen nach (oj#)
springen
erklären; erzählen
[3fr
sich fürchten vor
(Instr., ar, a w )
in die Nähe von, herbei
\i
PF
moralische Befleckungen
(skr. klesä)
fallen
das Obere, auf etwas Be-
findliche
Lehrer, Religionslehrer,
Heilslehrer
fest, beständig
Hilfsmittel
freikommen von, erlöst
werden von (ajsj")
kurz (sein)
zahlreich
Muschel, Muschelhorn
Candäla, Angehöriger
einer niedrigen Kaste
vorbeigehen an,
etwas (ajsr) meiden, auf-
geben; übertreffen
Disziplin, (Ordens)-
zucht, skr. vinaya
rollen, grollen
(Donner)
Leid, Schmerz
sich grämen; Leid
krank (sein)
in ... hinein (Postposition
mit Genitiv)
Lektion 12 117
n
3'
3'
^
Getreide; Gerste
können, imstande sein
Ziegel (auch firqr)
messen, beurteilen
Gewinn, Profit
das Spätere, Hintere
letzter
jemanden (ojsr) überra-
gen
schwimmen
innerhalb von; bis zu
(Postposition mit Geni-
tiv)
Biene
Vogel
Felsen
verständig; Verständiger
Donner
fliehen
Blume
Leid, Schmerz, Kummer
sich grämen
Sandel(holz), skr. can-
dana
Wurzel
heiß; Hitze; Fieber
Maß, Größe
Kaufmann
Waffe
jem. oder etw. ( a w ) aus
dem Wege gehen
\' anderer; anders
(sein)
das Untere, unter etwas
Befindliche
Hörn
Gazelle
Hase
einige
treffender, passender
Ausspruch, Sentenz
Jahr
Osten; P zu Q,£>*v#q' (6)
PF und Nebenform zu
einzeln, separat (Adj.)
Kohle
verbrennen
s.
Lektion 1313.1 Die Terminativpartikel. Form
Die Form der Terminativpartikel richtet sich nach dem vorangehenden Auslaut.
Die Formen des Terminativs
-V
nach den Auslauten qi und R sowie
nach ausgefallenem ^"5^"
nach den Auslauten C, K, 5, &J, *,, oj
nach vokalischem Auslaut und anstelle
von q
als silbenbildendes Äquivalent von -V
metri causa
nach dem Auslaut £J
Beispiele
^ ^ »^ w ^1 \i \i
13.2 Das Verhältnis von Terminativ und Lokativ
Nach weitverbreiteter tibetischer Auffassung haben die beiden Lokative und der
Terminativ - bzw. die sieben Partikeln y , K', «', -^', ^", oj' und ^ ' völlig identische
Funktionen.1 Bei der Besprechung des Lokativs in den Lektionen 10 und 11 wurde
jedoch darauf hingewiesen, daß bei den beiden Lokativpartikeln &' und oj" eine deutli-
che Funktionsdifferenzierung vorhanden ist. Dies gilt nun auch für das Verhältnis von
Lokativ II und Terminativ2. Von den in Lektion 11 aufgezählten Funktionen und
Verwendungsweisen des Lokativs lassen sich zwei bei den Terminativpartikeln nicht
nachweisen: die des Lokativs der beteiligten Person (11.4.d) und die als Verbindungs-
partikel bei Imperativsätzen (14.5). Dagegen haben die Partikeln des Terminativs drei
spezifische Aufgaben gegenüber dem Lokativ (siehe unten). Hinzu kommt noch die
unterschiedliche Häufigkeit bei der Verwendung der einzelnen gleichartigen Funktio-
nen. Von einer wirklichen Gleichwertigkeit der beiden Kasus kann man nur bei der
lokalen, temporalen, richtungsanzeigenden und finalen Verwendung reden.
1 Die Tibeter nennen diese sieben Partikel die ^"^"-Partikeln; vgl. 11.2.C.2 Der Lokativ I mit nur einer spezifischen Funktion kann hier unberücksichtigt bleiben.
Lektion 13 119
13.3 Die "lokativischen" Funktionen des Terminativs
a) Der Terminadv des Ortes
Der Terminativ des Ortes bezeichnet den Ort, an dem sich die Verbalhandlungvollzieht bzw. an dem sich der nominale Begriff befindet.
^ * r ? r "Der Prinz wurde im Himmel wiedergeboren."
"Die Fische im Ozean sind zahlreicher als die im Fluß."
b) Der Terminativ der Zeit
Der Terminativ der Zeit gibt den Zeitpunkt an, zu dem sich die Verbalhandlungvollzieht. Es kann sich dabei um einen bestimmten Zeitpunkt, aber auch um einenlängeren Zeitraum handeln.
J" "zu jener Zeit"
"während einer langen Zeit"
"am Ende, schließlich"
v^'q' "sich bei Sonnenaufgang (genauer: bei vollendetem
Sonnenaufgang, d.h. unmittelbar nach Sonnenauf-
gang) erheben"
"auf einmal, plötzlich"
c) Die Terminativpartikel bei lokalen und temporalen Adverbienund Postpositionen
In Verbindung mit den schon mehrfach erwähnten Postpositionalstämmen bilden dieTerminativpartikeln (meist den Genitiv regierende) Postpositionen mit lokaler undtemporaler Bedeutung. Ebenso werden von verschiedenen Nominalstämmen entspre-chende Adverbien abgeleitet.1
"Im Haus ('im Inneren des Hauses') befindet sich ein Mensch."
g ^ ' i ' ^ ' q * a i ^ - | ^ - ^ ^ c ; ' ^ q ^ c - c ;
"Der Brahmane hat den Ochsen in das Haus /zmemgetrieben."
Zu den mit Hilfe der Terminativpartikeln gebildeten Adverbien vgl. die Beispiele unter b).
120 Lektion 13
"Wasch (dir) die Hände, bevor (du) ißt!"
13.4 Die "dativischen" Funktionen des Terminativs
d) Der Terminativ des entfernten Objekts
Relativ selten - und zwar vorwiegend in metrischen Texten - wird zur Bezeich-
nung des entfernten Objekts der Terminativ anstelle des Lokativ II verwendet.
|}^-q' "Geld an (unter) die Menge verteilen"
e) Der Terminativ des Nutzens und des Schadens
Wie der entsprechende Lokativ II (vgl. 11.4.b) gibt der Terminativ des Nutzens
und des Schadens an, für wen, zu wessen Verfügung, Vorteil oder Nachteil etwas da
ist oder geschieht. Auch in dieser Funktion tritt der Lokativ II wesentlich häufiger auf
als der Terminativ.
S ' ^ T ^ ' ^ ' ^ ' ^ S ' "'Für den Lama sind Vorzüge da', d.h. der Lama
besitzt Vorzüge."
J) Der Terminativ des Ziels
Der Terminativ des Ziels gibt an, zu welchem Ziel oder Zweck eine Verbalhand-
lung vollzogen wird bzw. der nominale Begriff vorhanden ist. Das Ziel kann durch
einen nominalen wie durch einen verbalen Begriff ausgedrückt werden.
f - "Wasser fir die Aussaat herbeischaffen"
"über die Ichlosigkeit meditieren, um die Erlösung zu erlangen"
Dieser Terminativ dient also unter anderem dazu, finale Nebensätze auszudrük-
ken. Hierfür bildet man nicht nur den Terminativ des Verbalsubstantivs (wie in dem
letzten Beispiel), sondern auch häufig den des Verbal Stammes. Der Terminativ des
Ziels verlangt in der einfachen wie in der periphrasti sehen Form stets den Futurstamm.
"Um einen Baum zu fällen, ist eine Axt erforderlich."
'W ist eine Nebenform zu
Lektion 13 121
g) Der Terminativ des Ziels. Periphrastische Konstruktionen
Sowohl bei der Soziativpartikel SA' wie auch bei der Lokativpartikel &' ist zu be-
obachten, wie ihre ursprüngliche soziative bzw. lokale Funktion an Prägnanz verliert
und wie schließlich eine periphrastische Konstruktion an die Seite oder an die Stelle der
einfachen Partikel tritt. So genügt es z.B. nicht mehr, q^S'&r^A' für "gemeinsam mit
der (königlichen) Gemahlin" zu sagen, da ^£/ nach Nomina weitgehend zur bloßen
Konjunktionspartikel verblaßt ist, sondern man fügt zur Verdeutlichung meist noch die
Postposition <*tö'%cjj'y "in Gemeinschaft mit" hinzu: ^ ^ ' s T ' S ^ ' ^ ' S ^ ' y "in Gemein-
schaft mit, gemeinsam mit der Königin".1
In analoger Weise - jedoch nicht ebenso häufig - werden die lokalen Funktionen
der Lokativ- und der Terminativpartikeln durch Postpositionen umschrieben, z.B. rassj'
§j#3^'^' "im Inneren des Hauses" für einfaches j|sj"^" "im Haus" oder J l^T^j '^ 'S ' "in
das Innere des Hauses" für einfaches jj^TS' "in das Haus".
Ebenso kann der finale Terminativ mit der Hilfe von Postpositionen umschrieben
werden. Dies erwies sich wegen der besonderen Vieldeutigkeit des Terminativs als
notwendig. Die fünf wichtigsten Postpositionen, die alle mit dem Genitiv konstruiert
werden, sind
"um ...willen" ('im Interesse von')
"zum Nutzen von, um ...willen"
"um ...willen" ('mit dem Ziel des ... ')
"in Richtung auf, zum Vorteil von"
'V (eleg.) "um ...willen" ('mit dem Ziel des')
Beispiele:
"sich in Richtung auf die Religion der Askese unterziehen"
"Meinetwegen brauchst du nicht zu kommen."
"Zum Nutzen anderer ist ein Bodhisattva achtlos gegenüber dem eigenen Nutzen."
Vgl. dazu auch 9.2.b.
122 Lektion 13
Von den fünf zugrundeliegenden Nominalstämmen sind drei in der klassischen Literatur noch invollem Gebrauch ( ^ " "Nutzen", §* "das Äußere, Hintere; Ziel" und gS|*T "Richtung"), währenddie übrigen beiden nur noch in Zusammensetzungen auftreten und deshalb nicht auf den erstenBlick zu erkennen sind: in J^' "Größe, Bedeutung" liegt ein mit Hilfe des Suffixes -^ abgeleitetesSubstantiv (von dem Adjektiv-/Verbalstamm *' "groß (sein)") vor, während Sj^' in der gleichenWeise auf § ' zurückzuführen ist. Das nur aus Ableitungen wie j|J ", j|j^", JjV und jjJT zuerschließende SJ", das mit g" (siehe oben) bedeutungsgleich war, geht seinerseits wie §" auf denarchaischen Lokalstamm °T zurück, der in der klassischen Sprache als Lokativ-II-Partikel fungiert(und vielleicht noch in dem Wort W "Paß" ['das Obere, Höchste (eines über ein Gebirge führen-den Weges)'] erhalten ist).
13.5 Die "akkusativischen" Funktionen des Terminativs
h) Der Terminativ des äußeren Objekts. Nominales Objekt
Nur selten steht das nominale äußere Objekt einer Verbalhandlung im Termina-
tiv statt im Akkusativ oder im Lokativ II.
^5]'S*s'V^"*T "auf vollkommene Meditation hoffen"
Gelegentlich ersetzt der TermiHativ den normalerweise bei einem Verb stehenden Lokativ II, wasin der Regel dann der Fall ist, wenn man in metrischen Texten eine Silbe einsparen will.
"den Lehrer verehren" statt
Man findet allerdings auch
sjsSj^-lfvq«- "(Ich) verneige mich vor dem Beschützer." anstelle von *
i) Der Terminativ des äußeren Objekts. Verbales Objekt
Als äußeres Objekt können im Tibetischen wie im Deutschen nicht nur Nomina,
sondern auch Verben verwendet werden. In einem Satz wie "Er versteht zu leben" ist
"zu leben" das direkte Objekt des Prädikats "versteht". Dies wird dadurch klar, daß
man nach diesem Satzteil ebenso mit "was" fragt, wie man in dem entsprechenden Satz
mit Nominalobjekt "Er versteht den Satz" nach dem Objekt fragen würde. Im Deut-
schen hat das verbale Objekt die Form des Infinitivs (mit oder ohne "zu"). Im Tibeti-
schen ist für das verbale Objekt so gut wie ausschließlich der Terminativ zuständig;
er kann vom Verbalstamm und vom Verbalsubstantiv gebildet werden.
"[Er] kann sprechen."
"[Er] versteht (es) zu nehmen."
"[Ich] bitte [dich], [das und das] zu erklären."
Das verbale Objekt kann seinerseits ein Objekt besitzen. Es steht in dem Kasus,
den das betreffende Verb gewöhnlich regiert.
Lektion 13 123
r "[Ich] bitte [dich], diesen Lehrtext zu erklären."
Wird schließlich noch das Subjekt des verbalen Objekts genannt, so steht es - ent-
sprechend den auch sonst für das logische Subjekt gültigen Regeln - bei transitiven
Verben im Instrumental, bei intransitiven im Akkusativ.
"[Ich] bitte dich, diesen Lehrtext zu erklären."
(Genauer: "[Ich] bitte um ein durch dich [als Agens] zu vollziehendes diesen-
Lehrtext-Erklären.")
"Ich sehe einen Mann kommen; ich sehe, daß ein Mann kommt."
Vom tibetischen Standpunkt aus wird hierbei ein ganzer Satz nominalisiert, der dann in denTerminativ tritt, wobei die Terminativpartikel - wie alle Partikeln - nur am Ende des gesamtenAusdrucks, d.h. des Satzes, erscheint. — Eine scheinbare Ausnahme zu dieser Regel findet sichim Lesestück zu Lektion 17, S. 191.20. Dort scheint das Verb tä^TQ' "sehen" die partikelloseForm des Ausdrucks *"K«rQ^W«r "ein Wehklagen ausstoßen, wehklagen" zu regieren. DieKonstruktion läßt sich aber anders deuten; vgl. die Anmerkung zur Stelle.
k) Der Terminativ der Richtung
Der Terminativ der Richtung gibt die Richtung an, in der die Verbalhandlung
vollzogen wird.1
Sfq' "in sein Heimatland gehen"
l) Der Terminativ der Beziehung als Spezifikator von Adjektiven und Verben
In Abschnitt 7.6.d. 1 wurde gezeigt, daß ein tibetisches Adjektiv oder Verb häufig
durch ein vorangestelltes partikelloses Substantiv in seiner Bedeutung spezifiziert wird.
Dieselbe Funktion kann auch ein Terminativ vor nachfolgenden Adjektiven und Verben
ausüben.
(1) Adjektive
Wird zur näheren Bestimmung eines Adjektivs ein Verb verwendet, so tritt an
seinen Stamm oder an das von ihm abgeleitete Verbalsubstantiv die Terminati vpartikel.
Dieser Terminativ entspricht dem lateinischen Supinum II.
"schwer hinsichtlich des Sagens, schwer zu sagen" (difficile dictu)
Zur Umschreibung dieser direktiven Funktion vgl. 13.3.C.
124 Lektion 13
"angenehm hinsichtlich des Hörens, angenehm zu hören" {suaviter auditu)
"was hinsichtlich einer (auszuführenden) Messung nicht vorhanden ist, unmeß-
bar"
Da in allen Ausdrücken dieser Art die Verbalhandlung als noch auszuführen bzw.
als irreal zu denken ist, muß bei starken Verben stets der Futurstamm verwendet
werden. In dieser Funktion ist der Terminativ durch keinen anderen Kasus ersetzbar.
(2) Verben
Verben werden relativ selten durch ein im Terminativ stehendes Substantiv in
ihrer Bedeutung spezifiziert, da hierfür normalerweise der Akkusativ der Beziehung
zuständig ist.
"strahlen hinsichtlich des Glanzes, in vollem Glanz (er)strahlen"
' "kosten hinsichtlich des Geistes, d.h. geistig Erfahrungen sam-
meln"
m) Der Terminativ der Beziehung bei Modaladverbien
In den unter (1) beschriebenen Fällen besteht jeweils eine enge, unauflösliche
Beziehung zwischen dem adjektivischen oder verbalen Begriff und seinem Spezifikator.
Die beiden Bestandteile bilden im Grunde einen einzigen neuen Begriff, der auch
räumlich nicht getrennt werden darf. Im Gegensatz hierzu stehen die selbständigenmodalen Umstandsbestimmungen, die mit Hilfe der Terminativpartikeln gebildet wer-
den. Diese lassen sich von allen Arten von Nomina — Substantiven, Adjektiven, Pro-
nomina, Numeralia und Verbalsubstantiven — ableiten. Modaladverbien enden zwar
auch auf andere Kasuspartikeln (vgl. die entsprechenden Abschnitte beim Instrumental,
Lokativ und Ablativ), jedoch übertreffen die des Terminativs sie in dieser Funktion
zahlenmäßig um ein Vielfaches: der Terminativ ist der Adverbialbilder schlechthinim Tibetischen.
1 Die Tibeter verwenden in ihren grammatischen Werken bezeichnenderweise den Begriff"dasselbe; Identität" für diese Funktion, um hierdurch Einheit und Unauflösbarkeit dieses Kompositums-typs auszudrücken.
Lektion 13 125
(1) Modaladverbien substantivischen Ursprungs
x^R'W "sehr, höchst" von ^q" "der Höchste"
"beständig, immer" von A^# "Strom"
(2) Modaladverbien adjektivischen Ursprungs
/ "in trefflicher, guter Weise" von ajqj*rq# "trefflich, gut"
,- "mit tiefer Stimme" ('in einer hinsichtlich der Stimme tiefen Weise')
von graq'q* "tief hinsichtlich der Stimme"
Viele Adjektive bilden das zugehörige Modaladverb vom Stamm unter Aus-
stoßung der Nominalpartikel.
3JV<Y "schnell" (Adv.) von |J*/*T "schnell" (Adj.)
VX\'W "immer, beständig" (Adv.) von fc^j'q" "beständig"
(3) Modaladverbien pronominalen Ursprungs1
"in derartiger Weise, so" von V^T^' "ein derartiger, so beschaffener"
|c;' "auf jede beliebige Weise" von qqiq;S:jjVTjc/ "wer auch immer"
(4) Modaladverbien verbalen Ursprungs
Von Verben werden Modaladverbien in der Weise abgeleitet, daß an das Verbal-
substantiv die Terminativpartikel tritt. Da das Verbalsubstantiv stets mit der Nominal-
partikel q* bzw. q* gebildet wird, enden die zugehörigen Modaladverbien auf q^ ' bzw.
q^'. Bei der Rohübersetzung kann man sie durch (adverbiell zu verstehende) aktive
Präsenzpartizipien wiedergeben; in den meisten Fällen lassen sich jedoch stilistisch
bessere Umschreibungen finden.
a^-q^# "erschöpfend" ('in der Weise, daß ein vollständiges Sicherschöpfen
eingetreten ist') von Q^S/q' "sich erschöpfen"
"Zu jener Zeit hatte die Tigerin das
Fleisch des Prinzen (d.h. das Fleisch am Körper des Prinzen) voll-
ständig aufgefressen."
Zu den Zahladverbien vgl. 18.10.
126 Lektion 13
v "in der Weise, daß nicht viel Zeit verstrichen ist, d.h.
nach kurzer Zeit"
Negiertes Modaladverb:
"Wenn einer Vorzüge aufweist, versammelt sich alle Welt (bei ihm) von selbst, auch ohne daßman (sie dazu besonders) aufgefordert hat."
Auf diese Weise - Negation + Terminativ des Verbalsubstantivs - werden im Tibetischen ge-wöhnlich negierte Konsekutivsätze ("ohne daß") ausgedrückt.Es können auch noch wesentlich längere Konstruktionen - im Prinzip beliebig lange Sätze - adver-bialisiert werden. Besteht jedoch die Gefahr eines Mißverständnisses, die wegen der zahlreichenFunktionen des Terminativs leicht gegeben ist, so greift man im Tibetischen auch hier zu einerperiphrastisehen Konstruktion nach folgendem Muster:
"unter Lachen" ('in der Weise, daß man mit einem Lachen versehen ist') füreinfaches
n) Der Terminativ bei zusammengesetzten Verben
In Abschnitt 8.4 wurde auf die geringen Flexionsmöglichkeiten des tibetischen
Verbs hingewiesen, das im Höchstfall vier verschiedene Stämme, häufig jedoch nur
einen einzigen Stamm besitzt. Um dennoch die verschiedenen Tempora, Modi und
Aktionsarten auszudrücken, bedient sich das Tibetische - wie viele andere Sprachen -
einer Reihe von temporalen, modalen und anderen Hilfsverben, die dem Hauptverb
nachgestellt werden. Diese Hilfsverben können nun auf drei Arten mit dem vorange-
henden Hauptverb verbunden werden.
(1) Dem Hilfsverb geht der reine Verbalstamm voraus:
3'^:ji£i'fci' "Es besteht die Notwendigkeit zu essen, man muß essen."
(2) Dem Hilfsverb geht der um eine Kasus- oder Gerundialpartikel erweiterte
Verbalstamm voraus (vgl. hierzu 14.1-6 und 16):
"... nachdem er die Tigerin zu lecken veranlaßt hatte ..."
(3) Dem Hilfsverb geht der Terminativ des Verbalsubstantivs voraus:
q ä f q v ^ ' ^ r "'gehend tätig sein', gehen"1
Oder "das Gehen 'machen', praktizieren"
Lektion 13 127
Da auch in der Kategorie (2) nur selten eine andere Partikel als die des Termi-
nativs verwendet wird, kann man sagen, daß diese Verbindungsfunktion charakteri-
stisch für den Terminativ ist. Oder anders: Hilfsverben regieren in der Regel denTerminativ des Verbalstamms oder des Verbalsubstantivs.
Dieser Gebrauch des Terminativs geht auf bereits besprochene Funktionen wie
z.B. die modale, finale oder die als Objektskasus zurück.
o) Der Terminativ als Kasus der Zustands- und Eigenschaftsbeschreibung
Subjekt und Objekt eines Satzes können u.a. durch adjektivische Attribute und
durch substantivische Appositionen näher bestimmt werden. Eine besondere Klasse von
Attributen und Appositionen stellen diejenigen dar, die in Verbindung mit dem ver-
balen Prädikat einen Zustand oder eine Eigenschaft des substantivischen Bezugswortes
bezeichnen. Diese sogenannten Zustandsattribute und Zustandsappositionen, die im
Deutschen mit Hilfe von "als" wiederzugeben sind, stehen im Tibetischen im Termina-
tiv.
'^ : "Jene Männer erscheinen als groß." (Zustandsattribut)
" "Was frißt diese Tigerin als Nahrung?"
(Zustandsapposition)
^ \i \i i"das Haus als eine bloße Grabstätte betrachten" (Zustandsapposition)
p) Der Terminativ des Entwicklungs- oder Handlungsergebnisses
Das Ergebnis einer Entwicklung oder einer Handlung - also das, wozu etwas
wird oder wozu man etwas macht - steht ebenfalls im Terminativ.
"weise werden" {'zu einem Weisen werden')
^ q ^ i ^ "in Stücke zerschneiden"
"als Edelstein färben, die Farbe eines Edelsteines verleihen"
q) Der Terminativ als Substitution des Soziativs und des Lokativs
In Abschnitt 9.2.b wurde gezeigt, daß eine Reihe von Adjektiven, Adverbien und
Verben den Soziativ regiert. An die Stelle der Soziativpartikel kann gelegentlich auch
die des Terminativs treten. Dies ist meistens - aber nicht ausschließlich - dann der Fall,
wenn in metrischen Texten auf diese Weise eine Silbe gespart werden kann. So steht
etwa |j2;'gX'^<3\'*T neben ^ " i / S ^ * ^ " ^ " "mit Mitleid versehen, mitleidig" oder ^q|"
128 Lektion 13
"Das Erlernen von Wissen gleicht dem Sich-An-
eignen von Besitz" anstelle von ... ajä'q'^c'q^q*.
Ebenso kann ein ursprünglicher Lokativ durch einen Terminativ substituiert
werden: g'&J^'qcn'q^arq' "den Lehrer verehren" anstelle von g'^'ftj'
Übungen zu Lektion 13
' q ' | ^ ^ ^
W^<^^zfö
70 W"^^^"^"^^"^9^"^"^"^"^'S"^"^^"^"S^"^^
-q^-c;^-q^^-^-^^^
Lektion 13 129
' q v q ] ^ " | ^ q ^ ' ^ ^
Wörterverzeichnis zu Lektion 13
Kinn
Oh! Wehe! (Ausruf der
Bestürzung, des Ab-
scheus usw.)
schwierig; Askese
('das Schwierige')
Askese üben
Zeit, Zeitpunkt, Gelegen-
heit
Diebstahl (Futurnomen
zu jjh"q')
Kurzform für p'X^T
die Farbe verändern
Farbe
waschen, baden
Weiler, Dorf
Plan
Insel; Kontinent, Land
'S" und
vollkommene Meditation
('Kontakt mit dem Heil-
vollen')
notwendig, erforderlich
(sein)
Beschützer
irgendwer
wer auch immer
hindern, behindern
r ifa*verteilen, austeilen
Strom
meditieren über
Seite
Fünfergruppe
k'Oj' vor, bevor (Postpo-
sition mit Genitiv)
Opfer
130 Lektion 13
Schwanz
etwas zu tun veranlassen
sich erheben, aufstehen
P ^ « r und
hineintreiben in
beständig, dauernhaft
(sein)
(kritisch) prüfen
' F Rtp\m 11^J|«I"
Axt
Lehrtext
Erlösung
Zweifel
Ende
hoch
Himmel ('die hohe
Region')
= *q-q- (8)
Tier ('gebückt gehend')
gebeugt, gebückt
(kleines) Stück
heftig, wild, roh
Ichlosigkeit
sich verneigen vor
F W \ I 3^"
T schlagen
Donnerkeil, skr. vajra
Name eines Ortes
lecken
' F
PFI
zurückkehren, heimgehen
wann?
jemals; mit nachfolgender
Negation: niemals
'Schadenstifter', Name
einer bestimmten Klasse
von Dämonen, skr. yaksa
scheinen, den Anschein
haben
Haar
etwas üben, praktizieren
verwandeln
gewöhnlich, meistens
wieder; zurück
mit ( ^ ' ) jemandem
zusammentreffen
Brust
Verbindung; verbinden,
zusammenfügen
furchteinflößend, schreck-
lich ('unziemlich')
die Menge, Masse
schnell (Adj.)
kosten; erfahren
Huf
verblendet
Menge, Schar
Lektion 13 131
strahlen, glitzern a^q- der höchste
sich erschöpfen, ^&j* Region; Klasse
verbraucht werden vq* hoffen auf (oj#)
wohlschmeckend ojsr Erwiderung, Antwort
vier oj«"q£q$rq' erwidern, zur Antwort
gemäß, entsprechend, als geben
ob 5jsrq' nehmen
Glanz p g^«r F g^' I äfc«r
wieder cn^jc;'q' etwas verbergen; verbor-
Heimatland ('das eigene gen, geheim; Geheimnis
Land')
Lektion 14
14.1 Die Kasuspartikeln in Verbindung mit dem Verbalstamm
Von den acht Kaususpartikeln, die in den Lektionen 8-13 behandelt wurden (näm-
lich die des Instrumentals, Soziativs, Genitivs, Lokativs I, Lokativs II, Ablativs I,
Ablativs II und des Terminativs), können sieben nicht nur mit einem Nomen, sondern
auch mit Verbalstämmen verbunden werden. Die einzige Ausnahme bildet in der klas-
ischen Literatur die Ablativ-II-Partikel ojsf, die nur an Nomina (unter Einschluß des
Verbalsubstantivs) tritt.1
Von den restlichen sieben Kasuspartikeln kann die Soziativpartikel nur nachdem Imperativstamm eines Verbs stehen; ihre Funktion besteht in diesem Fall darin,
einen Befehlssatz mit einem weiteren Befehlssatz oder mit einem Aussagesatz zu
verbinden. Vgl. hierzu den Abschnitt 9.2.d.
Die Terminativpartikeln treten lediglich an den Präsensstamm und an den Fu-turstamm. Das Besondere bei der Verbindung Verbalstamm + Terminativpartikel be-
steht darin, daß der durch die Terminativpartikel assoziierte nachfolgende Verbalstamm
unmittelbar auf die Terminativpartikel folgen muß, während bei den übrigen Kasus-
partikeln in der Regel noch andere Satzteile eingeschaltet werden. Man vergleiche:
"Nachdem die Soldaten des Königs das große Heer des Feindes erblickt hatten,
flohen sie, von großer Furcht überwältigt, in alle Himmelsrichtungen."
Hier sind die beiden koordinierten Verbalstämme 343R' und <^g*4' durch zwei
längere Adverbialbestimmungen voneinander getrennt.
j a r ^ ' W ^ a r q ^ ' y q s q j ' q y "Der Prinz veranlaßte die Tigerin zu lecken."
Hier folgen die beiden koordinierten Verbalstämme RWQV und RSQY unmittelbar
aufeinander.
Über die Verwendung des Präsens- oder des Futurstammes entscheidet der
Kontext. Es läßt sich lediglich sagen, daß der Terminativ als Objektskasus in der Regel
den Präsensstamm verlangt, während vor dem finalen Terminativ der Futurstamm
stehen muß; man findet jedoch auch Ausnahmen. Beispiele für diesen Gebrauch des
Terminativs findet man in den Abschnitten 13.4.f, 13.5.h und n sowie 16.2, 8, 9 und
11, wo sie jeweils in einem größeren Rahmen behandelt werden.
1 Man beachte, daß in metrischen Texten die Nominalpartikel des Verbalsubstantivs ausfallen kann.Vgl. 20.4.
2 Die Semifinalpartikel y nach 1 ^ " ordnet 1 ^ " dem folgenden Verb modal unter: vgl. 15.2.C.
Lektion 14 133
In den folgenden Abschnitten werden die Funktionen der restlichen fünf Kasus-
partikeln in Verbindung mit dem Verbalstamm beschrieben.
14.2 Die Instrumentalpartikel in Verbindung mit dem Verbalstamm
Die Instrumentalpartikel nach einem Verbalstamm drückt aus, daß die betreffende
Verbalhandlung die Ursache der nachfolgenden koordinierten Verbalhandlung ist. Die
deutsche Wiedergabe erfolgt gewöhnlich durch einen kausalen Nebensatz.
"Weil du meinen Gatten getötet hast, mußt du mir einen (neuen) Gatten verschaf-
fen!" (wörtlich: "... mußt [du] meinen Gatten [wiedergeben!")
Diese Funktion der Instrumentalpartikel entspricht der des kausalen Instrumentals
bei Nomina; vgl. 8.2.c.
14.3 Die Genitivpartikel in Verbindung mit dem Verbalstamm
Die Genitivpartikel nach einem Verbalstamm drückt aus, daß die betreffende Ver-
balhandlung in einem attributiven Verhältnis zu der nachfolgenden koordinierten Ver-
balhandlung steht. Dieses attributive Verhältnis, das im Tibetischen wegen der nomina-
len Natur des Verbs möglich ist, muß im Deutschen wiederum durch einen Nebensatz
wiedergegeben werden. Sehr oft ist das Verhältnis der beiden Verbalhandlungen zuein-
ander ein einschränkendes ("zwar ... aber"), oder ein adversatives ("während"); es
kann jedoch auch adverbieller ("indem"), temporaler ("[immer] wenn") oder kon-zessiver ("obwohl") Natur sein. Hierüber entscheidet jeweils der Kontext.
a) Einschränkendes Verhältnis
"[Ich] kenne zwar das Wort, verstehe aber nicht [seine] Bedeutung."
b) Adversatives Verhältnis
"Während ein weiser Mensch die sündhaften Handlungen [von sich] fernzuhalten
vermag, ist der Tor [hierzu] nicht [in der Lage]."1
1 Der Terminativ vor 3*T ist Objektskasus, deshalb kann der Präsensstamm verwendet werden. Man
beachte außerdem die elliptische Konstruktion des Nachsatzes, in dem das Objekt und das eigentliche
Prädikat aus dem Vordersatz zu ergänzen sind.
134 Lektion 14
c) Adverbielles Verhältnis
"Indem (oder: Dadurch, daß) man Almosen gibt, erweist man sich als nicht
geizig ('praktiziert man keinen Geiz')."
"Indem (oder: Dadurch, daß) man ordentlich lernt, ist man nicht faul."
d) Temporal-konditionales Verhältnis
"Wenn ('immer wenn') man die Religion praktizieren will, dann verlangt man
nicht [mehr] nach dem weltlichen Leben."1
e) Konzessives Verhältnis
"Obwohl man [die Pflanze] lange Zeit gekocht hatte, trat kein Saft [daraus] her-
vor."2
Das einschränkende und das adversative Verhältnis sind spezifisch für die Geni-
tivpartikeln. Ein adverbielles Verhältnis kann auch durch den Terminativ des Verbal-
substantivs ausgedrückt werden, vgl. 13.5.m. Für das temporal-konditionale Verhältnis
ist in der Regel die Lokativ-I-Partikel (vgl. 14.4), für das konzessive Verhältnis in der
Regel die Konzessivpartikel (vgl. 10.8) zuständig.
Die Genitivpartikeln können nach dem Präsens-, dem Perfekt- und dem Futur-stamm stehen.
14.4 Die Lokativ-I-Partikel in Verbindung mit dem Verbalstamm
Die Lokativ-I-Partikel hat in Verbindung mit dem Verbalstamm im wesentlichen
zwei Funktionen: eine temporale und eine konditionale. In beiden Funktionen kann
die Lokativ-I-Partikel durch die nachgestellte Isolationspartikel %* betont werden.
1 S**" "Haus" steht hier im Sinne von "häusliches Leben, weltliches Leben" im Gegensatz zur"Hauslosigkeit" des buddhistischen Mönchs. — Vom Kontext getrennt, ist dieser kurze Satz mehrdeutig;er kann auch dann sinnvoll interpretiert werden, wenn man ein adversatives oder ein adverbiellesVerhältnis zwischen seinen beiden Bestandteilen zugrundelegt. ("Man soll die Religion praktizieren undnicht nach dem weltlichen Leben verlangen!")
2 Das Beispiel stammt aus einem vorklassischen Text, deshalb die altertümliche Form bskold (mit dadrag)\
Lektion 14 135
a) Die temporale Funktion der Lokativ-I-Partikel
Nach einem Verbalstamm kann die Lokativ-I-Partikel ausdrücken, daß die be-
treffende Verbalhandlung der folgenden koordinierten Verbalhandlung zeitlich vor-
ausgeht. In dieser Funktion steht &' gewöhnlich nach dem Perfektstamm, der die
Abgeschlossenheit der Verbalhandlung bezeichnet.
"Nachdem ich [mir] den Ochsen des Nachbarn ausgeliehen hatte, ging er [mir]
verloren ( « e r war weg)."
"Was soll ich [nur] machen, da ('nachdem') ich [ihn] trotz Suchens nicht wie-
dergefunden habel"
Neben der häufigeren Vorzeitigkeit der durch s: abgeschlossenen Verbalhandlung
findet sich auch Gleichzeitigkeit, wobei Sj&T "als, während" als satzeinleitende Kon-
junktion dienen kann.
*&r«rarqq#3T "als der rechte Augenblick herangekommen war"
Sf "als [ich] kam"
Die Gleichzeitigkeit wird allerdings häufiger durch den (temporalen) Lokativ I
vom Verbalsubstantiv ausgedrückt; vgl. hierzu 11.2.b.
b) Die konditionale Funktion der Lokativ-I-Partikel
Nach einem Verbalstamm kann die Lokativ-I-Partikel ausdrücken, daß die be-
treffende Verbalhandlung ein möglicher Grund oder eine mögliche Bedingung für die
folgende koordinierte Verbalhandlung ist.
"Falls der Erhabene [es mir] erlaubt, in den Orden einzutreten, werde ich in den
Orden eintreten."
Der konditionale Charakter eines solchen Satzes kann durch ein meist am Satz-
anfang stehendes qiory oder %'%' "wenn, falls"1 noch zusätzlich betont werden.
Zur wahren Natur dieser als Nebensatzkonjunktionen übersetzten Gebilde vgl. 15.4.h.
136 Lektion 14
"Falls bei mir der Vorzug der (rechten) geistigen Verfassung vorhanden ist,
werde [ich] nicht in die Hölle kommen."1
Nur in metrischen Texten ist es möglich, daß auf ein satzeinleitendes *l|GP)' nicht an spätererStelle das zugehörige " nach einem Verbalstamm folgt, weil dieses dem Metrum zum Opfergefallen ist.
"Auch wenn [es] einige [Leute geben sollte, die] annehmen (skr. is),daß der Himmel auf irgendeine Weise auszumessen sei,so ist (doch) niemand imstande,die Dauer der Lebenszeit des Säkyamuni zu berechnen."
Der zweite Stollen würde in Prosa folgendermaßen enden: ""
Einen besonderen Typus in übersetzungstechnischer Hinsicht stellen viele der
durch temporales oder konditionales &' abgeschlossenen Satzperioden dar, die entweder
selbst ein Interrogativpronomen enthalten oder auf die ein Fragesatz folgt. Eine ad-
äquate deutsche Wiedergabe sieht in beiden Fällen so aus, daß man auf einen Fragesatz
einen Konsekutivsatz folgen läßt, wobei der Satzteil zum Fragesatz wird, der das Inter-
rogativpronomen bzw. die Interrogativpartikel enthält.
"Was hat dieser Brahmane früher (d.h. in einer früheren Existenz) für gute Wer-
ke vollbracht, daß er [jetzt] von allen [seinen] sündhaften Vergehen freigekom-
men ist?" — Wörtlich: "Nachdem dieser Brahmane früher welche guten Werke
vollbracht hat, ist er [jetzt] von allen sündhaften Vergehen freigekommen?"
"Weshalb ist es so, daß [ich] nach dem Elternhaus verlange, wenn ich im Haus
des Schwiegervaters bin?" — Wörtlich: "Wenn ich zur Zeit des Weilens im Haus
des Schwiegervaters nach dem Elternhaus verlange, weshalb ist das dann so?"
c) Die Verbindung a p ^ '
In nicht wenigen Fällen tritt an die Lokativ-I-Partikel zusätzlich noch die Konzes-
sivpartikel. Die Verbindung dieser beiden Partikeln drückt nach einem Verbalstamm
aus, daß die betreffende Verbalhandlung eine nicht realisierte unzureichende Bedin-gung für die folgende koordinierte Verbalhandlung ist. Der Verbalstamm des Nach-
steht metrisch verkürzt für ^J ja rw und
Lektion 14 137
satzes wird daher in der Regel mit einem Negationsadverb verbunden. Allerdings kann
an die Stelle einer solchen negierten Aussage ein sinngemäßes positives Äquivalent
treten.
"Durch einen einzigen Weisen, der sich alle Tugenden angeeignet
und die moralische Vollkommenheit erreicht hat, wird die Welt erleuchtet.
Intelligente Bösewichte [hingegen] sind wie die Mondhäuser
nicht imstande zu glänzen, selbst wenn sie viele sind."1
"Auch wenn ein Mann von Verstand in widrige Umstände gerät,
nimmt sein Verstand [nur] umsomehr an Stärke zu."2
(Positiv für: "...dann ist es nicht so, daß sein Verstand davon beeinträchtigt
wird.")
Der Unterschied zum reinen Konzessivsatz (vgl. 10.8) besteht darin, daß die Ver-
balhandlung vor der Verbindung 3Ttt|£/ nur hypothetischer Natur ist, während sie im
Konzessivsatz realisiert wird und sich als unzureichend erweist.
"Obwohl [ich] den Ochsen gesucht hatte, fand [ich ihn] nicht."
Der hypothetische Konzessivsatz kann nicht nur durch die Verbindung Verbalstamm +sondern auch durch einen periphrastischen Optativ mit ^JIV^" (vgl. 16.3.g) + (J^ ausgedrücktwerden.
"Selbst wenn dByig pa can (in unserem Streitfall) siegen sollte, so wäre dies besser (, als daßmeine Zunge herausgerissen wird)."
In metrischen Texten fallt die Lokativ-I-Partikel zwischen dem Verbalstamm und der Konzessiv-partikel häufig aus. Das bedeutet, daß dann allein der Kontext darüber entscheidet, ob ein realeroder ein hypothetischer Konzessivsatz vorliegt.
"Selbst wenn [einmal] die von [Holz]würmern gefressenen Wege ('Spuren')zu Buchstaben werden sollten, so sind [jene deswegen noch] keine Schriftkundigen."
1 Es steht metrisch *WV§^" für *«v3^«r, <!|Wr für sj|*wäJ\ q|«iari^«r für ^2 Es steht metrisch ^ W ^ ' ^ J O V für ^ ä W ^ ' ^ ' W ^ g i v X ' " — Der zweite Stollen lautet wörtlich:
"wird [er] hinsichtlich [seines] Verstandes [nur] um so stärker".
138 Lektion 14
Der metrische Ausfall von * in der Verbindung ^ " ^ ' ist gelegentlich an der euphonisch nichtan-
gepaßten Konzessivpartikel erkennbar. So steht z.B. in Lesestück II, Vers 2.18c, nicht - wie
durch die Sandhigesetze gefordert - 5^"JJ^#, sondern 3^*»!^", weil es auf 3^"3j*U4 ' zurückgeht.
d) Die adverbielle Funktion der Lokativ-I-Partikel
Gelegentlich bzeichnet der vor der Lokativ-I-Partikel stehende Verbalstamm die
Art und Weise, in der die folgende koordinierte Verbalhandlung vollzogen wird.
"Was mich angeht, so werde ich - nicht [frei-
willig] gehend - von diesen [Leuten hier] mitgeschleppt."
Eine sinngemäße Wiedergabe dieses Satzes lautet: "Ich gehe nicht [freiwillig],
sondern ich werde von diesen [Leuten] mitgeschleppt."
e) Die introduktive Funktion der Lokativ-I-Partikel
Die Lokativ-I-Partikel kann dazu dienen, das Objekt oder den Inhalt der ihr vor-
angehenden Verbalhandlung anzukündigen. Bei der Wiedergabe macht man zweck-
mäßigerweise den Vordersatz zum Hauptsatz und den Nachsatz zum abhängigen Aus-
sagesatz.
"In der mündlichen Überlieferung habe ich gehört, daß eine Taube das ominöse
Symbol für einen Sohn sei."
Auch dieser Funktion liegt der modale Aspekt der Lokativ-I-Partikel zugrunde.
14.5 Die Lokativ-II-Partikel in Verbindung mit dem Verbalstamm
In Verbindung mit Verbalstämmen hat die Lokativ-II-Partikel ausschließlich
kopulative Funktion; der oj" vorangehende Verbalstamm wird dem folgenden beigeord-
net. Da es sich gewöhnlich um Verben handelt, die eine Eigenschaft bezeichnen, er-
folgt die deutsche Wiedergabe am besten durch "und (dabei)" bzw. durch ein bloßes
Komma in einer längeren Aufzählung.
"Das Leid ist groß, und Erleuchtung ist nicht vorhanden."
"[Er] ist nicht von einem anderen [Ort] gekommen, [er] verweilt nicht und geht
auch nicht fort."
Lektion 14 139
Als Besonderheit von aj# ist zu merken, daß es wie die Soziativpartikel Imperativ-stämme miteinander verbindet.
q t ^ ' * T ^ a r < ^ V ^ ] ' "Leg die Furcht ab und komm hierher!"
Gelegentlich steht vor W ein Präsensstamm, der imperativisch zu interpretieren ist, wenn ein
Imperativ folgt. #"<Ä^'ar ""^"^^l" "... halte und ... sage!"
14.6 Die Ablativ-I-Partikel in Verbindung mit dem Verbalstamm
Nach einem Verbalstamm drückt die Ablativ-I-Partikel aus, daß die betreffende
Verbalhandlung der folgenden koordinierten Verbalhandlung zeitlich vorangeht. < *r
steht gewöhnlich nach dem Perfektstamm, gelegentlich auch nach dem Präsensstamm.
ssf wird hierbei also lediglich in seiner temporalen Funktion verwendet; wie 3T kann
es durch die nachgestellte Isolationspartikel %' betont werden. Zur temporalen Funktion
von 3^r vgl. 12.2.b.
"Nachdem (SA') dann (^'3S') der Prinz mittels eines scharfen Holzsplitters Blut
aus seinem Körper hatte hervortreten lassen und darauf (3j*r) die Tigerin dazu
gebracht hatte, [davon] zu lecken, fraß die Tigerin, nachdem (5^V) sie ihren
Mund wieder geöffnet hatte, das Fleisch am Körper [des Prinzen] restlos auf."
Wie das ausführliche Beispiel zeigt, kann man durch <w abgeschlossene Peri-
oden auf verschiedene Weise wiedergeben: entweder durch einen mit einer Temporal-
konjunktion ("nachdem") eingeleiteten Nebensatz oder aber durch Beiordnung zum
folgenden Satzteil, der dann mit einem temporalen Adverb ("dann, darauf") eingeleitet
werden muß.
14.7 Ausfall der Kasuspartikeln nach Verbalstämmen
In Abschnitt 6.5 war die Regel formuliert worden, daß bei Koordination selb-
ständiger Hauptsätze die Finalpartikel des Aussagesatzes nur nach dem letzten Prädikat
steht. Wird nun eine Reihe von koordinierten Sätzen einem folgenden Prädikat mit
Hilfe einer Kasuspartikel untergeordnet, so braucht die Kasuspartikel analog nur nach
dem letzten der koordinierten Prädikate aufzutreten; die übrigen Prädikate werden
durch den bloßen Stamm repräsentiert.
140 Lektion 14
"Warum ist es so, daß ich immer dann glücklich bin, wenn ich aus dem Loch
herauskomme, und unglücklich, wenn ich mich wieder hineinbegebe?"
14.8 Aufbau und Übersetzung komplexer Attribute
Attribute und Appositionen bestehen im Tibetischen oft nur aus einem Wort.
^ oder &^#qq;£r "ein großer Mann"
^ ' "der Erhabene, der Tathägata"
Durch sukzessive vorangestellte nähere Bestimmungen lassen sich vor allem die
Attribute1 bis zu einer beträchtlichen Länge erweitern, wovon besonders in der späte-
ren, von der indischen Poetik beeinflußten Literatur ausgiebig Gebrauch gemacht wird.
Diese langen und sehr langen Attribute bieten zwar prinzipiell grammatisch nichts
Neues, bereiten aber erfahrungsgemäß dem Anfänger bei der Auflösung häufig große
Schwierigkeiten.
Man berücksichtige daher bei der Übersetzung die folgenden Hinweise:
a) Analyse
Bei der Analyse langer Attribute empfiehlt es sich, wie bei der Analyse ganzer
Sätze mit dem letzten Glied zu beginnen und sie Schritt für Schritt rückwärts bis zum
ersten Glied des Ausdrucks zu übersetzen. Dieses Verfahren ermöglicht ein schnelleres
Erfassen des Sinnes, weil im Deutschen die bestimmenden Satzglieder in den meisten
Fällen ihrem Bezugswort mit der Hilfe von Präpositionen nachgestellt werden - im
Gegensatz zur Voranstellung der bestimmenden Glieder im Tibetischen.
r "der Bodhisattva, besitzend einen Verstand, [der] völlig rein [ist]
durch gründliche Vertrautheit mit zahlreichen Wissensgebieten"
1 Appositionen, d.h. substantivische Beifügungen im gleichen Kasus, sind meist von begrenztemUmfang. Im übrigen gelten auch für sie sinngemäß nachstehende Ausführungen.
Lektion 14 141
b) Relativische Wiedergabe
Die meisten längeren Attribute werden zweckmäßigerweise als Relativsätze
übersetzt, in die nicht selten weitere Relativsätze eingeschachtelt werden müssen. Die
unschöne Häufung und Verschachtelung von Relativsätzen läßt sich vermeiden, indem
man Adjektive substantiviert und so Appositionen bildet.
"der Bodhisattva, Besitzer eines durch völlige Vertrautheit mit zahlreichen Wis-
sensgebieten völlig reinen Verstandes"1
In anderen Fällen muß man sich mit einer geringfügigen Veränderung der Kon-
struktion oder mit einer geeigneten Interpunktion zu helfen wissen.
"der Bodhisattva, dessen Verstand durch gründliche Vertrautheit mit zahlreichen
Wissensgebieten völlig rein war (oder freier: besonders hell erstrahlte)"
Es ist zu beachten, daß bei der relativischen Wiedergabe von Verbaladjektiven die
Konstruktion des Verbs im Deutschen für die Konstruktion maßgeblich ist.
"der Weg, den [nur] Toren betreten"2
"der Weg, auf dem Weise wandeln"
"das Haus, in dem keine Menschen sind"
"der Baum, unter dem sich ein Schatz befindet" ('in
dessen Unterem sich ein Schatz befindet')
Während man im Deutschen verschiedene Kasus und Präpositionen verwendet,
wird die entsprechende Beziehung im Tibetischen allein durch die das Attribut beschlie-
ßende, lediglich die Zuordnung kennzeichnende Genitivpartikel ausgedrückt.
Das Attribut kann in den obigen Beispielen auch dem Bezugswort folgen.
Wie an späterer Stelle gezeigt wird (17.2), kennt das Tibetische auch echte, d.h.
mit der Hilfe von Relativpronomen gebildete Relativsätze. Die attributive Ausdrucks-
weise ist jedoch bei weitem häufiger und dem Charakter der tibetischen Sprache
angemessener.
1 Dies ist nur als Beispiel für die Substantivierung zu betrachten und nicht als Muster einer stilistischguten Wiedergabe.
2 Ganz wörtlich: "der Weg, der die Eigenschaft hat (*&*), daß ein [ihn-] Betreten hinsichtlich vonToren stattfindet".
142 Lektion 14
c) Zirkumposüion
Ein aus mehreren Bestandteilen aufgebautes Attribut kann nicht nur vor oder
hinter dem Bezugswort stehen, sondern es in gewissen Fällen auch umschließen.
"der Erdboden, der ausschließlich mit Knochen und Blut über und über besudelt
ist (war)"
"eine aus Hasenhörnern (sprichwörtlich für etwas Nichtexistierendes) trefflich
gefertigte Leiter"
In solchen Fällen ist das Bezugswort gewöhnlich eine besonders enge Verbindung
mit dem nachgestellten Attribut eingegangen. Dieser neue Gesamtausdruck wird dann
durch das Vorangehende näher bestimmt.
"der über und über besudelte Erdboden - [und zwar] ausschließlich mit Knochen
und Blut"
"die trefflich gefertigte Leiter - [und zwar] aus Hasenhörnern"
Mit der üblichen Wortstellung würden die beiden Ausdrücke folgendermaßen lauten:
d) Koordinierte Attribute
Für koordinierte Attribute gilt ebenfalls die Regel, daß nur das letzte von ihnen
eine Kasuspartikel annimmt.
Als Beispiel eines Satzes mit mehreren langen Attributen, die die obigen Hinwei-
se recht gut illustrieren, vgl. etwa den Anfang der Prosa im Lesestück IV:
'5Y§-q^-^-q5^
Lektion 14 143
Dies lautet auf deutsch bei möglichst genauer Beibehaltung der originalen Wort-stellung folgendermaßen:
"In der könglichen Residenz Taksasilä (BW^, die anziehend ist durch ihre
infolge des Überflusses an Dingen des täglichen Gebrauchs äußerst wohlge-
stimmten Bewohner (An) und in deren Außenbezirken mannigfaltige könig-
liche Parks dicht aneinanderliegen (A12), lebte [einst] ein Reisekaufmann
(BW2), ein Bodhisattva mit dem Namen Udaya (App.), dessen Verstand1
durch gründliche Vertrautheit mit zahlreichen Wissensgebieten besonders
hell erstrahlte (A21), der den Umgang mit unedlen Menschen mied (A22) und
[stattdessen] am Verkehr mit edlen Menschen großen Gefallen fand (A23),
der sich durch gutes Betragen, Zurückhaltung und Langmut auszeichnete
(A24) und gleichsam ein Freund der ganzen Welt war (A25)."2
A n und A12 sind die beiden Attribute von BW1? dem ersten Bezugswort. A21, A22,
A23, A24 und A25 sind die fünf Attribute von BW2, dem zweiten Bezugswort. BW! ist
seinerseits komplex aufgebaut: der zentrale Begriff gjOj'q^'raq' "königliche Residenz"
wird durch das Attribut qKs]"2fä'g5^*rg'*T "Taksasilä heißend"3 erweitert. Daß
dieses Attribut jedoch nicht mit A n und A12 auf eine Stufe zu stellen ist, sondern mit
seinem Bezugswort zu einer neuen Einheit verschmilzt, sieht man daran, daß nach A12
die Genitivpartikel steht, die sich sinngemäß nur auf BW2 und nicht bloß auf das
folgende oX^j ' ^ ' g^ ] ' beziehen kann.
BW2 ist erweitert durch eine nachstehende zweigliedrige Apposition (Substantiv
mit vorangehendem Attribut).
A n , A12, A21 und A22 enthalten noch Attribute zweiter Ordnung, die sich auf sub-
stantivische Begriffe in ihnen beziehen.
Lesestück zu Lektion 14
In den Übungen zu den Lektionen 14-18 wird die Geschichte von der Selbstauf-
opferung des Prinzen Mahäsattva, einer früheren Inkarnation des Buddha, an eine
hungrige Tigerin als fortlaufendes Lesestück dargeboten. Es handelt sich hierbei um
eine der bekanntesten buddhistischen Legenden aus Indien, die vielfach literarisch
1 f* steht hier für2 S^'T wurde hier in 2^"Y geändert, um dem Satz an dieser Stelle abschließen zu lassen.3 Oben als Apposition ("Taksasilä") übersetzt.
144 Lektion 14
bearbeitet und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Die vorliegende Fassung stammt
aus der kanonischen Legendensammlung sq^STS^' Der Weise und der Tor, die im 9.
Jh. aus einem um 445 n.Chr. redigierten chinesischen Originalwerk mit dem Titel
Hsien-yü-ching oder Lehrrede vom Weisen und dem Toren übertragen wurde.
Der tibetische Text des s j fe^ 'S^" ist von Isaac Jacob SCHMIDT zusammen mit
einer deutschen Übersetzung unter dem Titel ^ ^ ' S ^ ' oder Der Weise und der Thor,
St. Petersburg 1843, herausgegeben worden. Ein wichtiges Supplement zu dieser
Ausgabe sind die Ergänzungen und Berichtigungen zu Schmidt 's Ausgabe des Dsanglun
von Anton SCHIEFNER, St. Petersburg 1852. Der nachstehende Text beruht auf den
beiden genannten Arbeiten, unter gelegentlicher Verwendung von Varianten aus dem
Blockdruck von Lhasa.
NB: Die Wortbedeutungen sind von jetzt ab dem Glossar am Ende des Buches zu
entnehmen.
'qq'^^-v|^^| [|^'^'gV<^'q^'q'ar§q]'3^|
io q]' #5p]'qgq'qq"jg^^^
Lektion 14 145
Erläuterungen
In dem obigen Abschnitt kommt neunmal die Semifinalpartikel y (*T, ?') und
einmal die Koordinationspartikel %£/ (@*V, 5fc") vor, die beide erst in der folgenden
Lektion ausführlich behandelt werden. Die betreffenden Verbindungen werden deshalb
nachstehend durch möglichst äquivalente Konstruktionen paraphrasiert bzw. erläutert.
Die Zahlen beziehen sich auf die Zeilennumerierung.
" ist Akkusativ der Beziehung in proleptischer Funktion (vgl. 7.6.d.2), der
strenggenommen durch ein fäsngkj'ar am Ende der Erzählung aufgenommen
werden müßte, jedoch fehlt dies in der Regel.
% Konventionelle Setzung des Sad; diese temporale Adverbialbestim-
mung gehört zum folgenden Prädikat.
2 ^ ^ ' ^ ^ ' a ^ ' l ^ ' 3 ' ^ ' ^ q ' ^ ' q ' steht appositionell zu ^ ^ ^ l ^
3 q^&j$ry ist wie q*J3W^*r zu übersetzen.
4 ^S'S" is t w*e ^K'S" z u übersetzen.
5 §S"S" ^st w*e H S ' 5 ^ ' z u übersetzen.
^ ist modal zu übersetzen: "in Übereinstimmung mit dem [Straf-]
Gesetz".
6 ^:ji^'c,ä' |prSr "nachdem man den Henker herbeigerufen hatte".
^ j ^ y ist modal zu übersetzen: "indem [du] liebevoll [an sie] denkst".
-q- ist Attribut zu q*sCjr§j'^\ — Der Blockdruck von Lhasa liest
ebenfalls einen guten Sinn ergibt.
- 'die Rettung bewirken', d.h. "retten".
10 ^qj^sj'y ist wie in Zeile 8 zu übersetzen.
ist wie ^G4"3;sj# ZU übersetzen.
11 q^o rq ' q^qa r^ ' vgl. hierzu Abschnitt 13.4.f.
' "der König seinerseits".
146 Lektion 14
12
13
14
" ist w i e
'%* ist wie
v y ist wie
" z u übersetzen,
ergänze "(bei ihnen)".
r zu übersetzen.
"<3^"W zu übersetzen; vgl. 13.5.m.4.
Wörterverzeichnis zu Lektion 14
NB: Es sind nur die neuen Wörter des grammatischen Teils verzeichnet.
F
BF
Stern
kochen
P (vorkl.) '
Mund
Hof, Residenz
Saft
Loch
Nachbar
Mann, Gatte
Blut
wenn, falls
Schwiegervater
sich freuen; froh; Freude
(eleg.) machen; sagen,
nennen
abnehmen, hinfällig wer-
den (besonders infolge
Alters)
Rücken
rückwärts gewandt,
abgewandt (sein)
PI
königliche Residenz
Mondhaus ('Wandel-
stern')
gehen, wandern
schmücken
wenn, falls
Welt
zugrunde gehen
eintreten
' Name einer Stadt,
skr. Taksasilä
sich bei jemandem (oj#)
etwas borgen, ausleihen
Wort; Rede
Außenbezirk
'zum Ende, Äußersten
[der Tugenden] gelangt',
moralisch vollkommen;
moralische Vollkommen-
heit (skr. päramitä)
Lektion 14 147
PF
herauskommen
so, in solcher Weise
Reisekaufmann
fein, sanft, vornehm
(sein); feines, sanftes,
vornehmes Auftreten;
Zurückhaltung (skr. sü-
ratä)
vertraut sein mit,
erfahren sein in
Schmerz empfinden,
sich grämen, leiden
überwinden, überwälti-
gen
gänzlich, vollkommen
(Adverb)
scharf, spitz
drehen, wenden, sich
(einer Sache) zuwenden
wegwerfen, etwas
aufgeben
qa^q-
aj-af
PF
hervorkommen lassen
öffnen
sich verbinden mit, ver-
bunden sein mit
Hölle
unrein, beschmutzt (sein)
' über und über besudelt
(sein)
vollkommen (sein); Voll-
kommenheit, Fülle
Geduld, Langmut
Gegenstand, Utensil
völlig, ganz und gar
in den (buddhistischen)
Orden eintreten
übrig (bleiben)
Trägheit, Faulheit
Geiz, Habsucht
beseitigen, fernhalten
I äjor
Lektion 1515.1 Die Semifinalpartikel. Form
Die Form der Semifinalpartikel richtet sich nach dem vorangehenden Auslaut. Es steht
nach s, ^
nach cn, c
nach K
. «I, •!
Q, und vokalischem Auslaut
Man beachte im letzten Fall die Verwechslungsmöglichkeit mit dem gleichlauten-
den Demonstrativpronomen.
Die Semifinalpartikel ist gekennzeichnet durch ihren weiten Anwendungsbereich
und durch ihre Zwischenstellung zwischen Gerundialpartikel und Finalpartikel. Die
Semifinalpartikel kann grundsätzlich nach allen Wortarten, ja sogar nach Partikeln
stehen. Hierin unterscheidet sie sich von den Kasuspartikeln1 und der Koordinations-
partikel (vgl. hierzu 15.5-7), die in jeweils begrenztem Maße nur mit Nomina und
Verben verbunden werden. Die Semifinalpartikel verbindet die Satzteile, zwischen
denen sie eine Beziehung herstellt, nicht so eng miteinander, wie dies die Koordina-
tionspartikel und die Kasuspartikeln tun, trennt sie aber auch nicht so stark wie die
Finalpartikeln. Diese Charakterisierung gilt nur grundsätzlich und für einen - allerdings
großen - Teil ihres Anwendungsbereiches. Im einzelnen bestehen fließende Übergänge
von sehr stark trennenden bis zu sehr eng verbindenden Funktionen.
15.2 Der verbale Gebrauch der Semifinalpartikel
a) Die temporale Funktion der Semifinalpartikel
Die Semifinalpartikel nach einem Verbalstamm kann ausdrücken, daß die betref-
fende Verbalhandlung der folgenden zeitlich vorangeht.
"Nachdem sie den Fuß des Königs mit dem Kopf verehrt hatten, setzten [sie] sich
[ihm] zur Seite nieder."
Die tibetischen Grammatiker heben noch den Fall hervor, in dem der Nachsatz ein neues logi-
sches Subjekt erhält - meist das direkte Objekt des Vordersatzes:
"Nachdem die Saat ausgestreut worden war, wuchs [sie aus dem Boden empor]."2
1 Vor Kasuspartikeln können nur Stämme oder Kasuspartikeln stehen.2 Dennoch ist 1 ' N ^ ' genaugesehen modaler Akkusativ zu beiden Prädikaten.
Lektion 15 149
b) Die kausale Funktion der Semifinalpartikel
Die Semifinalpartikel nach einem Verbalstamm kann ausdrücken, daß die Ver-
balhandlung die Ursache für die darauffolgende ist.
"Du siehst zwar die eine Seite, aber beide siehst [du] nicht.
"Weil [ich] nicht bemerkte, daß sich unter [der Decke, auf die ich mich nieder-
setzte,] ein Kind befand, kam das Kind ums Leben."
c) Die adversative Funktion der Semifinalpartikel
Die Semifinalpartikel kann kontrastierende Verbalhandlungen miteinander ver-
binden.
"1
"[Ich] habe [den Ochsen] zwar in der Weise zurückgegeben, daß der Hausbesitzer
es sehen [konnte], aber [ich] habe [ihn] nicht 'mit dem Munde' (d.h. mit einem
entsprechenden mündlichen Hinweis) [in den Stall] hineingelassen."
d) Die modale Funktion der Semifinalpartikel
Die Semifinalpartikel nach einem Verbalstamm kann ausdrücken, daß die betref-
fende Verbalhandlung der Art und Weise ihrer Ausführung nach näher bestimmt ist.
^ ' « : ' ^ ^ "[Er] kehrte zum Haus des Hausherrn
zurück, wobei [er] den Ochsen mit sich führte."
Bei der modalen Funktion der Semifinalpartikel ist sehr häufig die Wiedergabe
durch ein aktives Präsenspartizip angebracht: "Den Ochsen mit sich führend, kehrte er
zum Haus des Hausherrn zurück."
In einigen festen Ausdrücken bezeichnet der vor der Semifinalpartikel stehende Verbalstamm denInhalt der folgenden Verbalhandlung.
q5jc;*ry$-^c; "Was nützt es, daß [er] beschützt hat?"
e) Die koordinierende Funktion der Semifinalpartikel
Die Semifinalpartikel kann dazu dienen, zwischen zwei aufeinanderfolgenden
Sätzen eine lockere Koordination herzustellen. Die hier vorliegende Art der Verknüp-
^" steht metrisch für
150 Lektion 15
fung läßt sich im Deutschen in den meisten Fällen am ehesten durch die Interpunktion,
nämlich durch ein Semikolon, wiedergeben. Nicht selten kann man den inhaltlichen
Bezug durch eine geeignete koordinierende Konjunktion bei der Übersetzung noch
deutlicher herausarbeiten. Bei dieser Art des Halbschlusses steht die Semifinalpartikel
auch nach nominalem Prädikat; wie die Finalpartikel stellt sie in diesem Fall praktisch
die Prädikatskopula dar.
"Während die Frau des Brahmanen keinen Sohn hatte, hatte sie sieben Töchter;
(außerdem) waren sie sehr arm."
"... Nur aus diesem Grund bin ich gekommen!" So sprach er ...1
"[Leute], die in nützlicher Weise reden, sind selten;
(aber) noch seltener als diese sind solche, die [darauf] hören.
Ein erfahrener Arzt ist schwer zu finden;
(aber noch) seltener (weniger) sind solche, die gemäß seinem Wort handeln."2
f) Die finalisierende Funktion der Semifinalpartikel
In einigen Fällen folgt anscheinend auf die Semifinalpartikel kein weiterer Satz oder Vers; sie hat
hierbei also eine echte abschließende Funktion. Beispiele finden sich hauptsächlich in metrischen
Texten, und zwar dann, wenn inhaltlich voneinander unabhängige Strophen durch die Semifinal-
partikel verbunden werden.3
"Die drei Welten sind voll vom Ruhm
eines gemäß dem Sittengesetz regierenden Königs,
(und auch) die göttlichen Herrscher im Himmel4
sind froh darüber."
1 Zu S^' vgl. 15.5-7.2 yfa* steht metrisch für yfo'X'» %*S mr |*Vqv> *% mr *%^' und J^" J3 Auch die Strophe 25 in Lesestück IV wird durch die Semifinalpartikel abgeschlossen. Allerdings
ist die folgende Strophe inhaltlich verwandt, so daß hier - vom tibetischen Standpunkt aus - die koor-
dinierende Funktion vorliegt. In der Sanskritvorlage bildeten beide Strophen zweifellos selbständige
Sätze.4 Wörtlich: 'an der Stätte der 33 [Götter]'.
Lektion 15 151
15.3 Der nichtverbale Gebrauch der Semifinalpartikel
g) Die introduktive Funktion der Semifinalpartikel
Eine ganz spezifische Funktion der Semifinalpartikel besteht darin, daß durch sie
angekündigt werden kann, daß auf sie ein Attribut, eine Begründung, eine Erläute-rung, eine Definition oder ein Vergleich zu dem vorangehenden Satz oder zu einem
in ihm enthaltenen Begriff folgt.
In dieser Verwendung ist die Semifinalpartikel noch am ehesten mit der Isola-
tionspartikel (vgl. 8.3) zu vergleichen. So wie die koordinierende Funktion (siehe oben
unter e)) bei der Wiedergabe nicht selten durch die Interpunktion ausgedrückt werden
kann, läßt sich die introduktive Funktion ebenfalls häufig durch ein Semikolon oder
durch einen Doppelpunkt veranschaulichen. Die Wahl der Konjunktion bei der Über-
setzung wird durch den Sinnzusammenhang bestimmt.
(1) Ankündigung eines nachgestellten Attributs
"In jenem Land lebte ein Brahmane mit Namen dByig pa can; [er] war sehr arm
und hatte weder Nahrung noch Kleidung."
(2) Ankündigung einer nachgestellten Begründung
Irqas/q^l ^ ' V ^ ^ ^ g w ^ ^ ' ^ i i " ^ i s t ein guter Mensch>(und zwar deshalb,) weil er ständig Nützliches für andere bewirkt."
(3) Ankündigung einer nachgestellten Erläuterung oder Ausßhrung
"Folgendermaßen wird es (von Mund zu Mund) überliefert: ..."
Dieser Satz findet sich sehr häufig als Einleitung bei buddhistischen Legenden.
Der 'Nachsatz' besteht in diesem Fall aus der gesamten Erzählung.
(4) Ankündigung von nachgestellten Definitionen
r: (das bedeutet) 'erwacht' (sj^srq') vom Schlaf der Unwissenheit
und 'entfaltet' (ft*rq') hinsichtlich des Verstandes,
und zwar in den Wissensgebieten."
152 Lektion 15
(5) Ankündigung eines nachgestellten Vergleichs
"Herrliche, leuchtenden Ruhm Besitzende,
nachdem [du] ihn durch [deinen] Liebreiz in deine Nähe gebracht hast,
nimmst [du ihm] sein Vermögen ab und läßt [ihn] darauf wieder fallen
wie den Kern einer reifen Mangofrucht."
15.4 Besonderheiten
h) Die Semifinalpartikel als Adverbialbilder
Mit Hilfe der Semifinalpartikel werden von Pronomina, Adjektiven und Adverbi-
en Konjunktionen und Adverbien abgeleitet. Wie die beigegebenen wörtlichen Über-
setzungen zeigen, handelt es sich hierbei oft um verkürzte Sätze, in denen die Semi-
finalpartikel in einer der oben beschriebenen Funktionen — meist der introduktiven —
verwendet wird.
'"in welchem [Fall] nämlich', wenn, falls"
ist die kontrahierte Form von qj'or, dem Lokativ II des Interrogativ- und
Relativstammes qr.
'«T oder E/?r "wenn, falls", eigentlich nur eine stereotype Einleitungs-
floskel "was (nun) das angeht, (wenn . . . )"
"'in diesem [Fall] nun', jedoch, aber"
Q&' ist die kontrahierte Form von o/s;', dem Lokativ I des Demonstrativstammes
;. Die volle Form dieser 'Konjunktion' würde also ^'^"^T lauten.
"nun, jetzt (also)"
"in solcher Weise, in der folgenden Weise, nämlich"
von G&'Q' "solchermaßen, derartig"
"ebenso, in ebensolcher Weise"
von ^'*J@^# "ebenso beschaffen"
i) Die Semifinalpartikel nach Kasuspartikeln
In dem vorangehenden Abschnitt wurden bereits zwei Beispiele angeführt, in denen die Semifi-nalpartikel an eine abgeschliffene Form einer Kasuspartikel tritt. Wie die Finalpartikeln des
Lektion 15 153
Aussage- und des Fragesatzes kann die Semifinalpartikel jedoch auch nach der vollen Form derKasuspartikeln stehen. Beispiele hierfür sind allerdings wegen der spezifischen SemifinalenFunktion dieser Partikel sehr selten.
«Es gibt keinen anderen Weg [zum Heil] als(nämlich den, der in) deine(r) Verehrung (besteht)."
"Die Götter befinden sich oben (d.h. über der Erde),die Schlangendämonen unten (d.h. unter der Erde)."
15.5 Die Koordinationspartikel. Form. Allgemeine Bemerkungen
Die Form der Koordinationspartikel richtet sich nach dem vorangehenden Aus-
laut. Es steht
nach
nach
nach
V*,»
V q
V 1 ,
und
q,
nach ausgefallenem ^'
und vokalischem Auslaut
Die Koordinationspartikel steht grundsätzlich nur nach dem Präsens-, Perfekt-oder Futurstamm eines Verbs. Sie verknüpft den vorangehenden Verbalstamm mit
einem folgenden, der jedoch nicht selten durch die Nominalpartikel £|" nominalisiert
worden ist, also in der Form des Verbalsubstantivs oder des Verbaladjektivs auftritt.
Die durch die Koordinationspartikel hergestellte Verbindung ist sehr viel enger als die
durch die Semifinalpartikel bewirkte. In der Mehrzahl der Fälle liegt eine kopulative
Verknüpfung zweier gleichwertiger Glieder vor ("und"), jedoch verlangt eine sinn-
gemäße deutsche Wiedergabe nicht selten eine temporale oder modale Subordination
("nachdem, indem"). Die Subordination liegt hierbei weniger in der Funktion der
Koordinationspartikel als in dem logischen Bezug der Verbalhandlungen begründet.
15.6 Die koordinierenden Funktionen der Koordinationspartikel
a) Koordination unabhängiger Sätze
In Ausnahmefällen verbindet die Koordinationspartikel nicht nur zwei Prädikate,
sondern wie die Semifinalpartikel auch zwei selbständige Sätze mit verschiedenen
Subjekten.
1 Der tibetische Text (Jfianasnmitras Vrttamälästuti, 79d) ist nicht ganz korrekt überliefert; man solltewohl OW' ' lesen.
154 Lektion 15
"Der Ozean wird nicht satt an Wasser;
die Schatzkammer des Königs [wird] nicht [satt] an Reichtümern."
In dieser Funktion wird die Koordinationspartikel entweder nur durch ein Semi-
kolon oder durch koordinierende bzw. kontrastierende Konjunktionen ("und; hingegen"
usw.) wiedergegeben.
b) Koordination unabhängiger Prädikate
In der Regel koordiniert die Koordinationspartikel zwei Prädikate zu einem
Subjekt; in diesem Fall übersetzt man sie mit einer koordinierenden Konjunktion
("und").
"[Seine] Frau war überaus häßlich und auf beiden Augen blind."
l ^ % ^ ä ^ V ^ V ^ j "Jener Brahmane wurde reich und glücklich."
In dem letzten Beispiel tritt der nachfolgende Verbalstamm in der Gestalt des
Verbaladjektivs auf. Eine wörtlichere Wiedergabe würde so lauten: "Jener Brahmane
wurde zu einem reich und glücklich Seienden."
c) Die Koordination von Verbalstämmen gleicher oder ähnlicher Bedeutung
Eine besonders charakteristische Aufgabe der Koordinationspartikel besteht darin,
Verbalstämme gleicher oder ähnlicher Bedeutung zu verbinden. Falls nicht nur ein
Ausdruck bei der deutschen Wiedergabe gewählt wird, verwendet man auch hier
zweckmäßigerweise die Konjunktion "und".
"[Sie] war eine zornige und hitzige [Frau]."
"[Er] erblickte den Tathägata, der hinsichtlich aller seiner Sinne abgeklärt und
glücklich unter einem Baum saß."
Man beachte, daß im ersten Beispiel die beiden Verbalstämme durch die adjektiv-
bildende Nominalpartikel S? nach q | W (cnwq* "hitzig sein") in Adjektive verwandelt
werden.
So der Text meiner Drucke; man erwartet eigentlich
Lektion 15 155
Im zweiten Beispiel wird der Ausdruck ^qc;]Sr^«#S#S5;qS'qv durch die im
Terminativ stehende Nominalpartikel adverbialisiert; die durch die Koordinations-
partikel koordinierten Verbalstämme sind Ä" und q^\
15.7 Die subordinierenden Funktionen der Koordinationspartikel
d) Temporale Subordination
Gelegentlich impliziert die Bedeutung der koordinierten Verbalhandlungen eine
zeitliche Aufeinanderfolge.
"Nachdem [sie] so gesprochen hatte, betrat [sie wieder] das Haus der Bhadrä."
Man beachte, daß nach tibetischer Auffassung durchaus Gleichzeitigkeit vorliegt
(fT ist Präsensstamm), während die Logik des Kontextes1 es nahelegt, eine Nachzeitig-
keit des folgenden Vorgangs gegenüber dem vorangehenden anzusetzen.
e) Modale Subordination
Nicht selten bestimmt die vorangehende Verbalhandlung die folgende näher, wo-
bei sich dann eine adverbielle Wiedergabe empfiehlt.
"die weltlichen Geschäfte in jeder Hinsicht vortrefflich erledigen, ohne dabei in
Konflikt mit der Religion zu geraten" ('in einer solchen Weise, daß (man) dabei
nicht in einen Gegensatz zur Religion gerät')
J) Die Koordinationspartikel zwischen Verb und Hilfsverb
Das Tibetische kennt eine Reihe von periphrastischen Konstruktionen, bei denen
Verben mit Modal- oder Hilfsverben verbunden werden (vgl. Lektion 16). Hierbei tritt
gewöhnlich an den Verbalstamm oder an das Verbalsubstantiv des Hauptverbs die
Terminativpartikel. Gelegentlich findet sich jedoch auch die Koordinationspartikel als
Verbindung von Verb und Hilfsverb.
"[Wir] verehren, sind dabei zu verehren."
(Wörtlich: "Verehrung praktizierend existieren [wir].")2
1 Vgl. Lesestück IV, Prosa nach Vers 9.2 Weitere Beispiele in Abschnitt 16.5. — Wie die wörtliche Übersetzung andeuten soll, läßt sich
dieser Typus als ein Sonderfall der modalen Subordination verstehen.
156 Lektion 15
15.8 Die Verbindungspartikel für Hilfsverben
Die Form der Verbindungspartikel für Hilfsverben richtet sich nach dem vor-angehenden Auslaut. Es steht
nach
nach
nach
den
den
den
Auslauten «;
Auslauten q
Auslauten 3
, Q, *
], ^
&J und
Q, und
^, »I
nach
nach
ausgefallenem ^'5^]"
auslautendem Vokal
Man beachte, daß der Sandhi nur teilweise mit dem der Genitivpartikeln überein-stimmt.
Die Funktion dieser Partikel besteht im wesentlichen darin, Haupt- und Hilfsver-ben miteinander zu verbinden.
fcsqr "[er] kommt" ('he is Coming')
Im allgemeinen folgen auf die Verbindungspartikel die Hilfsverben q^qrqq', ttK'^r und ^ ' * r . Die Verbindungspartikel läßt sich zwar schon früh nachweisen(etwa bei Mi-la ras-pa, wobei dies aber möglicherweise nur den Sprachgebrauch derRedaktoren seiner Lieder im 15. Jh. widerspiegelt), taucht aber in der eigentlichenklassischen Literatur nur sehr selten auf.
15.9 Zur Herkunft der Kasus- und Gerundialpartikeln
Die Herkunft sehr vieler Partikeln des Tibetischen ist vor allem dank den Arbei-
ten Walter SIMONS weitgehend geklärt. An dieser Stelle sollen nur die Hauptzüge der
zu den Kasus- und Gerundialpartikeln vorliegenden Ergebnisse mitgeteilt werden,
wobei aus Gründen der Vollständigkeit auch einige mehr hypothetische Ansätze
aufgenommen wurden.
Die Genitivpartikeln j j ' , §]', §J', q* und 5r gehen auf einen alten Demonstrativ-
stamm zurück, der im westtibetischen 0/ (auch $f£T) "dieser" noch nachzuweisen ist.
Walter SIMON setzt als Grundform *'yi an, woraus sich die obigen fünf Formen nach
euphonischen Gesichtspunkten entwickelt haben sollen. Die Grundform scheint noch
nicht hinreichend abgesichert zu sein.
Die Lokativ-I-Partikel 3j' ist ein alter Lokalstamm bzw. eine Postposition mit der
Bedeutung "das Innere; in". Direkt hiervon ist mit der Hilfe des Suffixes -C der
Nominalstamm s c ; "das Innere" abgeleitet.
Lektion 15 157
Die Lokativ-H-Partikel oj# ist ein alter Lokalstamm bzw. eine Postposition mit der
Bedeutung "das Höchste, Obere, auf etwas Liegende; auf". Er hat sich vielleicht in
dem Wort oj" "Paß" (= 'der höchste Punkt des über ein Gebirge führenden Weges'?)
als selbständiges Nomen erhalten. Ganz sicher sind von ihm §r "das Obere, Höchste"
und §j" "das auf etwas Befindliche, Äußere" (vgl. hierzu 13.4.g) abgeleitet.
Drei weitere Partikeln bzw. Partikelgruppen gehen aus den eben behandelten
durch die Anfügung eines -$j hervor. Es sind dies die Instrumentalpartikeln (= Geni-
tivpartikeln 4- *|), die Ablativ-I-Partikel (= Lokativ-I-Partikel + *!) und die Ablativ-II-
Partikel (= Lokativ-II-Partikel + *j). Das affigierte -*| ist nach SIMON ein verkürztes
5j" oder 5j" "Ort, Platz". Bei der Erklärung der beiden Ablativpartikeln bestehen
allerdings noch ungelöste semantische Schwierigkeiten.
Die Grundform der Terminativpartikeln y , ^', -V, ^" und «j kann man aus dem
Lokalstamm 55 ; "Nähe" - nach SIMON jedoch ursprünglich "Basis, Grundlage" -
abstrahieren, der in Analogie zu 3^' in die Bestandteile 5" + -R zu zerlegen ist. Der
Stamm 5' "Nähe; auf - zu, zu - hin" ist dann in die verschiedenen Formen, wie sie
oben aufgeführt sind, dissimiliert.
Die Soziativpartikel ^ " wird von SIMON als Verschmelzungsprodukt der Plural-
bzw. Kollektivpartikel ^qr mit der Lokativ-I-Partikel &' analysiert. Diese Deutung läßt
sich in phonetischer Hinsicht durch eine Reihe von analogen Verbindungen stützen,
während die semantische Seite noch nicht völlig problemlos erscheint.
Zu den drei Semifinalpartikeln y , «T und ?" stellt 5" die Grundform dar. Es han-
delt sich hierbei um einen alten Lokalstamm bzw. um eine Postposition mit der Bedeu-
tung "das Obere, Oberfläche; auf", wozu wieder eine gut bezeugte Ableitung mit Hilfe
des Suffixes -R vorliegt: 5^" "das Obere, Oberfläche". Zur semantischen Seite vgl.
etwa ^fc'S' "außerdem, überdies".
Die Koordinationspartikeln %£/, ^ ' und £]£/ zerlegt SIMON in Analogie zu ^ c /
in %qr + 5" usw., was er als "in einem Stück mit ..., d.h. gleichzeitig mit ..." über-
setzt.
Die Verbindungspartikeln für Hilfsverben ^«", §j*" und §]«" bestehen aus der
Verbindung von Genitivpartikeln mit der Lokativ-I-Partikel. Der unterschiedliche
Sandhi bleibt vorläufig unerklärt.
158 Lektion 15
io
Lesestück zu Lektion 15
't
Erläuterungen
^ ' 5 ] ^ ' ist modaler Akkusativ zum folgenden < 3V&!', der hier wie ein Genitiv
übersetzt werden kann.
lf ^q-cj]"^^ vgl. 7.2.b.
2 ^ q j ^ - y ist Modalbestimmung zu %'q
%'Q]^ ' dubitative Frage, vgl. 6.6. "Erlaubst [du es] wohl, daß ..."
3 *,£/ adverbiell "von selbst".
4/5 ^ # qq-£ j3W ist modaler Akkusativ zu
1 Obwohl in den Blockdrucken überliefert, muß der eingeklammerte Text nach Ausweis der chinesi-schen Vorlage (sie entspricht skr. *anägämin, "einer, der nicht (mehr) wiederkehrt)" getilgt werden.
Lektion 15 159
T ist logisches Subjekt zu den beiden Prädikaten qja Äfcj" und JPs'V. Das
zweite Prädikat 3^'K" wird durch einen eingeschobenen Nebensatz (qssj'«]«'
S ' ^ v o n temPoral-kausalem Charakter näher bestimmt. Dessen
Subjekt ist der Ausdruck £or
6 ^sjafc/äB'JT ist Adjektiv "höchst erstaunlich".
7 S'fK'S^TT Hier steht die Indefinitpartikel in kollektiver Funktion, vgl. 6.1.
7ff. q^'^54'*Y "' WJ"S"^*WT^" ist die Rahmenkonstruktion des in Form einer
wörtlichen Rede mitgeteilten Gedankens.
8 q§J*rar vgl- hierzu 14.4.
9/10 qs 'q '^c ' j qS-qq/^k' "eine nützliche und angenehme Sache, ein nützliches und
angenehmes Ziel" — * J ^ ' in Zeile 8 ist finit zu übersetzen; 3VOT und sTq'^ar
sind 1sfq*q' in Zeile 10 subordiniert. — Dieser Satz gibt die chinesische Vorlage
syntaktisch falsch wieder.
11 ^ • ^ • ^ * ^ q q ' ^ ' § ] ' W ^ ' "Zur Zeit der bloßen Gegenwart", d.h. "bloß jetzt".
V<3*/ ist hier substantiviertes Adverb ohne Nominalpartikel.
14 STfj^" "" ^ W q * ist Objekt zu
Wörterverzeichnis zu Lektion 15
in jeder Hinsicht §S^'^' ausgedehnt, entfaltet
glücklich (sein) (P zu g*q")
nur, gerade Seil*q* Koketterie, Anmut, Lieb-
zornig; Zorn reiz; kokett (sein)
sich setzen, sich nieder- R^J'q' satt werden an (Instr.)
lassen P K*w-
= 3OT" (11) <£fcJ'GOT£J' Religion
in einen Gegensatz gera- ^%'R' (eleg.) gehen
ten zu (OJ2ST oder « • )
160 Lektion 15
\i
(eleg.) vorhanden sein
Spur, Fußabdruck
nach (der Art von),
gemäß
Nacheinander hören',
mündlich tradieren
klein, gering (sein)
deshalb, deswegen
glücklich (sein)
solchermaßen, folgender-
maßen
ausstreuen (srqap
wegwerfen
Schönheit, Pracht, Herr-
lichkeit
herrlich
Gebiet, Bereich, Nähe
nützlich (sein)
= qq^srq- (10)
später
reich
Schatzkammer
'das zu Tuende', Tat,
Werk
Sinn, Sinnesorgan
\'R' arm (sein)
Stock
• "mit einem Stock verse-
hen", Eigenname (skr.
Dandin)
fühlen, empfinden, wahr-
nehmen
(wieder) zu Sinnen
kommen, erwachen
Schatzkammer
ruhig, abgeklärt (sein)
gemäß, entsprechend
kommen
Kern
Wissensstoff
Samen, Saat
erwacht
Mango; skr. amra, ämra
Lektion 16
16 Verb-Verb-Verbindungen im Tibetischen1
Das Tibetische kennt eine Reihe von Verb-Verb-Verbindungen (oder "periphrasti-
schen Konstruktionen"), welche die Ausdrucksmöglichkeiten erweitern, die ursprüng-
lich nur von den vier Stämmen des Verbs wahrgenommen wurden, bzw. gewisse Funk-
tionen der vier Stämme deutlicher herausbringen. Hierzu bedient es sich einer größeren
Zahl von Hilfs- und Modalverben, deren Wirkungsweise im Folgenden auszugsweise
besprochen werden soll.2 Diese Konstruktionen sind nicht reglementiert; sie schwanken
je nach Zeit und Autor, so daß dieses Kapitel vorwiegend illustrativen Charakter hat.
16.1
5^'*r (respektvolle und elegante Form: ojq]*rq') wird stets mit dem Verbalno-
men verbunden, das hierbei syntaktisch als Prädikatsnomen zu betrachten ist, während
5 ^ ' - seltener S^'ly - als Prädikatskopula fungiert. Die Grundbedeutung von Sj<3j'£T ist
die Zuschreibung des durch den vorangehenden Verbalstamm ausgedrückten Konzepts:
"ist einer, der das und das tut bzw. ist". Die Verbindungen mit Sta'CT werden u.a. in
den folgenden drei Funktionen verwendet:
a) Periphrastisches Präsens und Perfekt
Mit Hilfe von &fö'£J' bzw. ajqisrq' können die Präsens- und die Perfektform
eines Verbs periphrastisch (d. h. "umschreibend") ausgedrückt werden. Die Zeitstufe
bzw. die Aktionsart geht aus der Stammform des Hauptverbs oder aus dem Kontext
hervor. Außerdem werden mit ajqjsrq" respektvolle und elegante Formen von solchen
Verben gebildet, die keine eigene respektvolle oder elegante Form haben.
"[Er] steht nicht, [er] geht nicht."3
"Alle Lebewesen bezeugten ihre Ver-
ehrung." — ojcn&rq' drückt hier die Unterordnung der Lebewesen aus.
b) Verlaufsform (Durativ)
Durch die Umschreibung mit 8^ 'sr wird die Verbalhandlung als gerade im
Vollzug befindlich charakterisiert; vgl. hierzu etwa das englische Progressive.
1 Zu diesem Kapitel vgl. nun die Untersuchung "Hilfs- und Modalverben" von Claus OETKE inseinem Buch Die aus dem Chinesischen übersetzten tibetischen Versionen des Suvarnaprabhäsasütra,Wiesbaden 1977, S. 366ff. Dort werden sehr schön die Grundfunktionen von ^ 3 * ^ " , |^"^* und ä^'«Therausgearbeitet, aus denen sich viele Verbindungen überzeugend erklären lassen.
2 Die hier nicht behandelten Hilfs- und Modalverben sind in der Regel lexikalisch gut erfaßt unddurch Beispiele in ihrem Gebrauch illustriert, aus denen ihr Gebrauch meist klar hervorgeht.
3 W§' ist metrische Verkürzung von affi'Q'.
162 Lektion 16
' S ^ ' "tritt gerade ein, ist dabei einzutreten" (4is entering')
c) Beschreibung eines allgemeingültigen Sachverhalts
Neben einem durativen Verbalvorgang kann durch Sta'cj" auch ein allgemein-gültiger Sachverhalt ausgedrückt werden.
"Das Wasser leidenschaftsloser Rede bringt (stets) das Feuer der Leidenschaften
zum Erlöschen, pflegt ... zum Erlöschen zu bringen."1
In dieser Funktion kann das Prädikat auch perfektisch sein; es wird dann das Verbalnomen desPerfektstammes gebildet.
"Sobald man ungeläutertes Gold durch Feuer stark erhitzt hat,ist die [in ihm enthaltene] Verunreinigunggewißlich völlig [daraus] verschwunden (herausgetreten)."2
Man merke als besonderen Ausdruck Sfe'crsrSta" oder kürzer öfc'q'ljs ' "es gibt
nicht, existiert nicht".
"Mein Kommen nach Benares hat keinen anderen Zweck [als den bereits genann-
ten], in meinem 'Gekommensein' nach Benares liegt kein anderer Zweck."
16.2 j
u^'^T "sein, vorhanden sein" (respektvolle Form: &js/q/q'; elegante Form:
£J') wird als Hilfsverb in den beiden folgenden Funktionen verwendet:
a) Verlaufsform (Durativ)
Mit der Hilfe von u^ '^ r kann die Verlaufsform gebildet werden, wobei an den
Verbalstamm des Hauptverbs gewöhnlich die Verbindungspartikel für Hilfsverben
tritt. Dies ist eine im modernen Tibetischen gebräuchliche Konstruktion.
jjöfc-qj^-ßji^- "Der Sohn kommt gerade."
An den Stamm des Hauptverbs kann auch die Koordinationspartikel treten.
^ | % i v s i a * r 3 r "[Sie] verehren, sind dabei zu verehren."3
1 Zu g^«r vgl. 16.4.2 ^1^*3^' s t e h t metrisch für *3 Zu weiteren Zusammensetzungsmöglichkeiten vgl. die Konstruktionen von tW^sT in 16.5.
Lektion 16 163
b) Kopula beim Verbalnomen des Futurstammes
Besteht das Prädikatsnomen aus dem Verbalnomen des Futurstammes, so wird
häufig CXK' in kopulaähnlicher Funktion verwendet. Das Verbalnomen tritt hierbei in
den Terminativ.
"Was gibt es (da) für einen mächtigen Feind zu tun, was vermag (da selbst) ein
mächtiger Feind auszurichten?"1
"Nichts Liebes ist zu sehen."2 [Wörtl.: "Es wird nichts Liebes zu sehen geben."]
16.3
Als Hilfsverb regiert qqjvq" den Terminativ des Verbalnomens. Es handelt sich
hierbei um den Terminativ des Entwicklungs- oder Handlungsergebnisses (13.5.p),
denn qqjvq' bringt grundsätzlich das Werden oder Eintreten der durch das Haupt-
verb bezeichneten Verbalhandlung zum Ausdruck. In der Regel findet man qqvvq'
nach dem Präsens- oder Perfektstamm, seltener nach dem Futurstamm. Bei der Analyse
einer zusammengesetzten Form beachte man, daß das zweistämmige Verb Qffl*/q#
(Präsens- und Futurstamm QfflV, Perfekt- und Imperativstamm qjv) selbst in allen
Stammabstufungen gebraucht werden kann.
Es folgen die häufiger verwendeten Verbindungen mit qcnvq\
a) Generelles Präsens
In Verbindung mit dem Präsensstamm eines Verbs bezeichnet der Präsensstamm
von qqjvq* oft (sekundär) einen generellen, allgemeingültigen Sachverhalt.3
"Bei Menschen von edler Gesinnung suchen die Leute gewöhnlich nach Fehlern."
1 g v steht hier metrisch für g"W.2 Zur Erweiterung von öf ' T durch ^JJV^* vgl. 16.3.3 Der Ausdruck "Präsensstamm eines Verbs" oder ähnlich steht im folgenden kurz für den Termina-
tiv des hiervon gebildeten Verbalnomens.
164 Lektion 16
Eine genauere Analyse der Tiefenstruktur dieses Satzes könnte so aussehen: "Wenn ein Menschvon edler Gesinnung ist, dann wird die gewöhnliche Folge dieses Sachverhalts die sein, daß dieMenschen bei ihm nach Fehlern suchen." Wir hätten hier dann einen impliziten Konditionalsatz.
b) Einfaches Futur
Die Form QflJV drückt in Verbindung mit dem Präsensstamm eines Verbs das
einfache oder reine Futur aus.
l^rqvqqvv "[Er] wird erlangen."
"Eine derartige Schädigung wird nicht (mehr) eintreten."
Das mit ^ ^ F ^ " umschriebene Futur entspricht in seiner Bildeweise und Bedeu-
tung genau dem deutschen Futur mit "werden" (d.h. "in den Zustand der Verbalhand-
lung hineingeraten", ihn also erst in der Nach-Zeit ausüben).
Das reine Futur ist frei von der nezessitativen Bedeutung des Futurstammes! —
Ob Fall a) oder b) vorliegt, entscheidet nur der Kontext.
c) Nezessitatives Futur
In Verbindung mit dem Futurstamm eines Verbs drückt der Stamm ^£11^' e^ e n"
falls das Futur aus, während der Futurstamm des Hauptverbs rein nezessitativen
Charakter hat. Das Resultat dieser beiden Komponenten ist ein nezessitatives Futur.
"Jene Städte und auch jene Länder werden in jeder Hinsicht beschützt werden
müssen."
d) Vollendetes Futur
Auch in Verbindung mit dem Perfektstamm eines Verbs drückt der Stamm GflJV
das Futur aus, in diesem Fall jedoch gemäß dem Charakter des Perfektstammes das
vollendete Futur. Man beachte die wiederum vorhandene Analogie mit der Bilde weise
des Futurum II im Deutschen.
"Ein Glanz wie von goldener Farbe wird erscheinen, und durch jenen Glanz
Lektion 16 165
werden auch unsere Häuser erleuchtet {worden)1 sein."
e) Vollendetes Perfekt (Plusquamperfekt)
In Verbindung mit dem Perfektstamm eines Verbs drückt der Perfektstamm von
qqjVT das vollendete Perfekt aus, also die in der Vergangenheit abgeschlossene
Handlung. Es wird dann verwendet, wenn die Zeitstufe die Vergangenheit ist und in
ihr die Vollendung oder Vorzeitigkeit einer Verbalhandlung gegenüber der folgenden
hervorgehoben werden soll.
v q v y "Jener Knabe war ums Leben gekommen (war tot)."
ß Periphrastischer Imperativ
In Verbindung mit dem Präsensstamm eines Verbs bildet qnv%qv, der Imperativ
von ^njvq ' , einen periphrastischen Imperativ, der sowohl imperativische wie auch
optativische Bedeutung haben kann.2
"Sei siegreich! Mögest du siegreich sein!"
"Der König soll (wöge) dem Gesetz entsprechend handeln!"3
In dieser Funktion ist die ursprüngliche Bedeutung von qqpvq' weitgehend abge-
schwächt, wenn auch nicht völlig verschwunden. Eine ganz wörtliche Wiedergabe wür-
de jedoch die Bedeutung von qqjvq* zu stark hervorheben: "Werde zu einem Siegrei-
chen!" bzw. "Der König soll zu einem dem Gesetz gemäß Handelnden werdenl"
g) Hypothetische Konstruktionen
Verbindungen mit q q v q * treten auch in verschiedenen Konstruktionen hypo-
thetischen Charakters auf. In der Regel tritt hierbei der Perfektstamm q v an den
Terminativ des vom Perfektstamm gebildeten Verbalnomens. Präsentische oder futuri-
sche Formen sind selten. Diese Konstruktion wird besonders häufig bei konditionalen
und konzessiven Perioden verwendet. Von der Tiefenstruktur her betrachtet betont
qq^-q- aber lediglich das Eintreten der Bedingung.
1 Im Deutschen ist nicht unbedingt die Wiedergabe durch das 2. Futur erforderlich.2 Der periphrastische Imperativ gibt gleichermaßen sanskritische Imperative und Optative wieder.3 Metrisch für
166 Lektion 16
"falls eben jener zugrundegehen sollte" (Irrealis)
"Selbst (die Möglichkeit), daß dByig pa can [aus unserem Rechtsstreit] als Sieger
hervorgeht, ist (immer noch) besser, [als daß meine Zunge herausgerissen wird]."
(Potentialis)
"Selbst wenn man Reichtümer erlangen sollte,
wie könnte Beständigkeit herrschen,
falls kein (religiöses) Verdienst vorhanden ist?"
h) Wiedergabe des Sanskritpassivs
Als Besonderheit der Übersetzungsliteratur muß die sehr häufige Wiedergabe
eines Sanskritpassivs mit Hilfe von qqvvq# erwähnt werden.
f q j V 1 = skr. ... na ... Tksyate "[er] wird nicht gesehen"
m^' = skr. prahfyate "[er] wird aufgegeben"
Vom tibetischen Standpunkt aus kann hier natürlich kein Genuswechsel eintreten;
durch qcnvq' wird nur das Werden, das Vorsichgehen der betreffenden Verbalhand-
lung besonders betont. Die Verbalform muß weiter impersonal übersetzt werden ("ein
Sehen findet nicht statt", "ein Aufgeben findet nicht statt"), und sie ist ihrer syntakti-
schen Funktion nach in eine der Kategorien a) bis g) einzuordnen. In vielen Fällen
dürfte es sich lediglich um einen mechanischen, zur Übersetzungspraxis gehörenden
Vorgang handeln, wenn ein Sanskritpassiv auf diese Weise wiedergegeben wird.
16.4 gvq* und seine Entsprechungen
Das zweite sehr häufig auftauchende Hilfsverb neben qqivq' ist ^ ' q * mit der
Hauptbedeutung "machen, tun, tätig sein".2 qs /q ' ist insofern einfacher zu behandeln,
als es lediglich in zwei Auxiliarfunktionen verwendet wird. Dafür muß man sich neben
den Stämmen der gewöhnlichen Form 3^'q* auch die seiner respektvollen und elegan-
ten Entsprechung einprägen, die häufig an deren Stelle treten.
1 Metrisch für g2 Nach OETKE, op. cit., S. 384, drückt ein Verbalkompositum mit 5^ ^ "die Vorstellung von einem
Vorgang oder einer Handlung, die die Ursache in einem Subjekte hat, aus".
Lektion 16 167
Gewöhnliche Form Respektvolle Form Elegante Form
Präsens
Perfekt
Futur
Imperativ
T und seine Entsprechungen werden stets mit dem Terminativ des Verbalno-
mens verbunden. Bis auf den Imperativstamm, der das Verbalnomen des Präsensstam-
mes verlangt, herrscht Kongruenz zwischen den Stämmen von Haupt- und Hilfsverb.
a) Die periphrastische Funktion von ^T'T
Die verschiedenen Stämme von RS'^T und seinen Entsprechungen lassen sich mit
Verben aller Art - passiven, neutralen, intransitiven, transitiven, kausativen - ver-
binden, ohne daß dabei irgendeine Veränderung der Bedeutung eintreten muß.
"Ein schlechter Mensch schreibt gewöhnlich
einen jeden seiner Fehler anderen zu."1 (Präsens)
"nachdem er seine Verehrung bekundet hatte" (Perfekt)
"Ich werde (will, möchte) zeigen."2 (Futur)
"Der Große König nehme Folgendes3 zur Kenntnis!" (Imperativ)
Die periphrastische Darstellung einer Verbalform mit Hilfe von RS'W und seinen
Entsprechungen kann verschiedene Ursachen haben. In der klassischen Übersetzungs-
literatur ist es nicht selten das Metrum, das diese bequeme Ausfüllung einer Verszeile
nahelegt. — Bei Verben, deren Stamm ebenso häufig nominal wie verbal verwendet
wird, weist g ^ ' T auf die verbale Bedeutung an der betreffenden Stelle hin. — Weiter
wird die periphrastische Darstellungsweise zur Bildung respektvoller und eleganter
Formen von solchen Verben gewählt, die keine eigenen entsprechenden Nebenformen
1 % steht metrisch für ^ ' ^ ' « T ; | ^ für 3 ^ " -2 Die erste Person folgt hier aus der eleganten Form!3 Wörtlich "folgendermaßen".
168 Lektion 16
aufweisen. — Ebenso kann mit Hilfe der Umschreibung eine Zeitstufe oder ein Modusgenau bezeichnet werden, wenn das Hauptverb keine derartige Abstufung kennt.
Der 5 \ ^ " vorangehende Terminativ ist entweder modal oder als Objektskasus zu interpretieren:
g^'sr "schmückend tätig sein" oder "das Schmücken praktizieren"
b) Die kausativbildende Funktion von g^ 'T
Vorwiegend in der klassischen Übersetzungsliteratur aus dem Sanskrit dientzur Bildung kausativer Verben.1
%'R' "erlöschen; zur Ruhe kommen"
«•q^-Bc-q- "auslöschen; zur Ruhe bringen, beruhigen"
SSV^T "frei werden, erlöst werden"
q v q ^ - ^ - q - "befreien, erlösen"2
Ob 3 ^ ' ^ ' an einer Stelle periphrastisch oder kausativbildend verwendet wird,
kann nur der Kontext entscheiden.
16.5 OTq* und qj^srq- (Durativ)
^qyq- "sitzen, sich befinden" (respektvolle Form: q«qisrsi', elegante Form:#q#) und qiasfq' "stehen, sich befinden, wohnen" werden beide zur Bildung der
Verlaufsform (Durativ) verwendet.3 In der Regel werden q^qi'q* und qia&rq' durch
die Koordinationspartikel mit dem Hauptverb verbunden; gelegentlich treten auch kom-
pliziertere Konstruktionen auf (siehe unten).
"weint, ist dabei zu weinen" (mit und ohne Finalpartikel!)
*!"*? "priesen, waren dabei zu preisen"
"traten ein, waren dabei einzutreten"
1 Der eigentliche Kausativbilder ist ^ ^ 1 ' ^ * "veranlassen"; vgl. 16.11.2 Hier hat der Terminativ vor 3^"^" translative Funktion: ^VWjJ^'^T "(jemanden) zu einem Erlö-
sten machen".3 Alle vier Verben haben keine Stammabstufung.
Lektion 16 169
In den beiden letzten Beispielen wird die Zeitstufe durch den Perfektstamm des
Hauptverbs bezeichnet. Stattdessen kann auch das periphrastische Perfekt mit qqj^'q*
gebildet werden.
q s i q r q v q ] * ^ "dachten, waren dabei zu denken"
Bedingt durch eine komplexe Konstruktion in der Sanskritvorlage finden sich in
der Übersetzungsliteratur auch abweichende Bildungen.
"^
"Meine Herrin, deren körperliche Vorzüge bekannt sind, ist von dem Wunsch
beseelt, mit dem edlen Charakter zusammenzutreffen."
-q# ist bereits Verlaufsform zu oX^'^r (vgl. 16.7). Der Instrumental ist
hier modal zu interpretieren.
In der umgangssprachlichen Verlaufsform des Präsens wird die Verbindungspartikel für Hilfsver-ben verwendet: *llfc/S^-q*q|- "[er] sieht".
Weitere, seltener gebrauchte Konstruktionen sind:
1) Verbalstamm + <WJ]'
2) Terminativ des Verbalnomens + ^S^"
3) Genitiv des Verbalstammes + <W1|"
4) Ablativ I des Verbalstammes + W f
5) Verbalstamm -I- Semifinalpartikel + <WT
16.6 W^T (Emphase)
" ist die emphatische Form von Stä'£J' und Sjk'sr und hat daher die Bedeu-
tungen a) "etwas in der Tat oder ausdrücklich sein" und b) "in reichlichem Maß, im
Überfluß vorhanden sein".
In seiner ersten Bedeutung wird es als Hilfsverb zur Bildung der emphatischen
Form eines Verbs verwendet, und zwar besonders häufig in konzessiven Perioden, die
dann auf W"% oder *I #>TJ # enden. &j # folgt hierbei direkt auf den Verbalstamm.
[am Satzende in der Regel ohne Finalpartikel]
"Das sind eben die Taten [, die diese Folgen verursachen]."
170 Lektion 16
"Obwohl sie alle in einem Dorf wohnen, kennen sie einander nicht."1
16.7 q^af (Durativ)
Mit Hilfe von q§$* "Natur, Wesen" wird von Verben die Verlaufsform gebildet.
' folgt auf den bloßen Verbalstamm.
' "einer, der das Wesen des Wünschens (als Charakteristi-
kum) hat; einer, der gerade wünscht; ein Wünschender"2
Das Durativ mit R®ß\ wird besonders häufig adverbiell gebraucht.
r^ ' '"in einer auf dem Thron sitzenden Weise', während er1 \igerade auf dem Thron sitzt (oder saß)"
I ^ s r q ^ ^ v ^ ' X r "Während er so tut, als ob er nicht wüßte, weiß er es
doch."
16.8 aSv und 33T (Periphrastisches Perfekt)
Die Perfektstämme a?V (von Q^vq* "beendet werden") und 33" (von 33'q*
"beendet werden; beenden, fertig werden mit") dienen zur Bildung des periphrasti-
schen Perfekts. Bei Verben ohne eigenen Perfektstamm verdeutlichen sie die Abge-
schlossenheit der Verbalhandlung. Bei Verben mit eigenem Perfektstamm betonen sie
das Zuendekommen der Aktion. Innerhalb einer in der Vergangenheit liegenden Erzäh-
lungsebene sind diese Formen plusquamperfektisch zu interpretieren.
<3^' steht nach dem Terminativ des Verbalnomens, während %&' gewöhnlich auf
den bloßen Stamm, seltener auf den Terminativ des Stammes, folgt.
ö f c * r ^ i ^ ^ # q ^ ' a S v ^ # "als (es) völlig beendet worden war"
'§r(^'Q^q<s*aSv'§j&r "weil [er] diesen seinen Körper hingegeben hatte"
1 äfc-qjSq]- steht metrisch für * F ^ ^ ' , ^* | # für2 Vgl. hierzu den letzten Beispielsatz in Abschnitt 16.5.
Lektion 16 171
"obwohl das Kind schon geboren worden war"
Ein sanskritisches Partizipium Präteriti wird nicht selten mit der Hilfe von 3^* wiedergegeben:
skr. präpta "erlangt"
skr. vinodita "vertrieben, beseitigt"
skr. datta "gegeben"
Ihrer Bedeutung nach können auch qqq'ST "vollendet werden" und §fsjj*rq"
"beendet, erfüllt werden" als Hilfsverben zur Bildung des periphrastischen Perfekts
verwendet werden. Die Perfektstämme qc/ , QZ; und spv ("entstanden", "gekostet",
"gegangen") gehören in dieser Funktion nahezu ausschließlich der Umgangssprache an.
16.9 q3f, QK' und öfc' (Periphrastisches Futur)
Die Stämme qäf, q«v und ufc/ (der letztgenannte Stamm bedeutet "kommen")
dienen zur Bildung des periphrastischen Futurs. Sie stehen nach dem Terminativ des
(futurischen) Verbalnomens, gelegentlich auch nach dem Terminativ des (futurischen)
Verbalstammes.
ä£ "[ I ch] werde r e d e n (<eine R e d e halten')."
' "Solchermaßen wird es sein, geschehen."
"[Wir] werden, dürften wohl getötet werden."1
| "Es ist nicht möglich, daß die Belehrung (der Unter-
richt) geschützt (werden) wird."
Wie man aus dem dritten Beispiel sieht, kann das Futur auch potentialischen
Charakter haben. Vgl. hierzu noch
"[Er] wird, dürfte wohl zerborsten sein."
16.10 <flqr (Periphrastischer Imperativ)
Der Imperativstamm vflqi' gehört zu dem respektvollen Verb mBcn^'q' "gehen,
fortgehen; kommen", wird aber von den Tibetern konventionellerweise häufig dem
Verb qk'q* "kommen" zugeordnet. Mit seiner Hilfe kann von jedem Verb ein peri-
phrastischer Imperativ gebildet werden. 2jqj# folgt hierbei auf den Terminativ des
Zur Funktion der Instrumentalpartikel als Futurbilder vgl. 18.16.
172 Lektion 16
vom Präsens- oder (seltener vom) Perfektstamm gebildeten Verbalnomens. Die Impera-
tivpartikel fehlt meistens nach
"Man werfe (mit) Blumen!"
Der mit 3Sjq]# gebildete periphrastische Imperativ hat stärker imperativischen und
weniger optativischen Charakter als der einfache Imperativ. Das erkennt man daran,
daß die Sanskritvorlagen nur in 20-25 Prozent der Fälle einen Optativ haben, wenn der
Imperativ mit *aqr umschrieben wird.
16.11 ^^'^T (Kausativ)
Mit Hilfe des Verbs (2) QEZjrsr "eintreten lassen; veranlassen" (Perfektstamm
q^qy, Futurstamm S|®*3]", Imperativstamm ^ j p 1 kann man - theoretisch - zu jedem
Verb das Kausativ bilden, q^qrq" regiert den Terminativ des präsentischen Verbal-
stammes.
" f a l l s ^ m a c h e n
"falls [du] hättest machen lassen"
"was man machen lassen muß", skr. kärayitavya
"laßmachen!"
16.12 ^9j*f*T und Ä ' (Periphrastisches Nezessitativ)
j'q- "notwendig sein" und g" (Sta'fcT) "den Grund, die Veranlassung für et-
was (abgeben)" dienen zur Bildung periphrastischer Nezessitativformen. Der nezessi-
tative Charakter dieser Verbindungen ist klarer und eindeutiger als die Zusammen-
setzungen mit dem Futurstamm von gV^T und seinen Entsprechungen (vgl. 16.4), da
die letzteren nicht nur nezessitative, sondern auch futurische, optativische, hortativische
und ähnliche Funktionen haben können. qn&r J" und gf(Sta"£J") regieren den bloßen
Verbalstamm.
^ g j s r s j - "falls [ich] allein gehen soll"
/ ^ # q q w ^ 3 r q ' "der (oder die) zu mir kommen soll"
Nicht zu verwechseln mit (1) ^ ^ l " ^ ' "eintreten", Perfekt
Lektion 16 173
16.13 QR'q? und
^q'q* und <wq* sind modale Hilfsverben mit der Bedeutung "können, imstande
sein zu". Sie werden mit dem Terminativ des Verbalnomens oder - seltener - mit dem
bloßen Stamm konstruiert. In der klassischen Schriftsprache steht überwiegend £*rq\
"vermag nicht zu ertragen"
16.14 ^ - q -
^c/q- "scheinen" wird nach dem Terminativ des Verbalnomens häufig als ver-
stärkte Prädikatskopula — "offensichtlich (ist es so, daß . . . )" — verwendet.
"Den von den Bienen unter vielen Mühen angehäuften Honig
genießen ganz offensichtlich andere (als die Bienen selbst)."
16.15 SWSPT
Der Präsens- und Futurstamm von Sjsjsrq' — nämlich Jj&jsr und qsjsr — kön-
nen ebenfalls als subjektiv gefärbte Prädikatskopula dienen: "ich bin der Ansicht, daß
...; es ist doch wohl so, daß ...". — Auch Jj&jsj'q' regiert den Terminativ des Verbal-
nomens.
"[Ich] meine, jener See gleicht einem Wesen von edlem Charakter." oder "Mei-
ner Meinung nach gleicht jener See ...nl
16.16
Ein Desiderativ wird mit Q^k'q' "wünschen" gebildet, dem entweder der bloße
Stamm oder der Terminativ des Verbalnomens vorangeht.
"[Ich] möchte in das Haus des Schwiegervaters gehen."
Vgl. hierzu skr. manye. — *J|tf^' steht metrisch für ^ J ] ^ ' ^ * ^ ' .
174 Lektion 16
10
15
Übungen zu Lektion 16
^ai'^^'^-^^-q'^
'^^^
20 ] ^ ^ ^ q ^ w s R j I | ^ ^ q S ^ S ^ ^ ^ ^ l ^ ^ p ^ ^ ^ q
Erläuterungen
y Vgl. hierzu 13.5.q.
"außerhalb" (der königlichen Residenz).
Lektion 16 175
|" Zur Funktion der Indefinitpartikel vgl. 6.1.
OT]"^^" Ungewöhnliche Stellung der Indefinitpartikel (zwischen Bezugswort
und den folgenden Attributen), die zudem in Zeile 7 noch einmal wiederholt
wird. Diese Ausdrucksweise läßt sich im Deutschen nur annähernd nachahmen:
"nachdem er (sie) eine Tigerin - und zwar eine, die ... - erblickt hatte(n)".
6f g - q : ; - ^ ' ( ^ ' ^ ' a ^ " £ r Attribut zu W]"35^*J]": "für die seit der Geburt ihrer
Jungen ('seit ihre Jungen geboren worden waren') viele Tage verstrichen waren".
- « ;« ;q 'o j*s j ' "als sie mit großem Pomp (in den Wald) zogen". Zur Funktion
der Reduplikation von Wortstämmen vgl. 17.10.a (S. 190).
^ ' Proleptischer Akkusativ der Beziehung (7.6.d.2).#n' Man erwartet einen Instrumental des Agens.
g'q^'&r^cjrq-y^/ Objekt zu a".
10 'B^'R' Spezifizierender Akkusativ der Beziehung zum Verb qSä'q*.
11 q^' Proleptischer Akkusativ der Beziehung (7.6.d.2).
12f zjp"$J"WJ2V^"§" •" CAJC'C&J- ist das verbal ausgedrückte Subjekt des Fragesatzes.
Die Semifinalpartikel (in introduktiver Funktion) kündigt das nachgestellte
Attribut an; vgl. hierzu 15.3.g.l. Wörtliche Wiedergabe: "Gibt es [jemanden] -
wer auch immer dazu geeignet sein mag -, der ...?" Freie Wiedergabe: "Gibt es
irgendjemanden, der ...?"
q s q s n y modal zu STftwrqvqs*.
13 & r a 3 w q v "in [nicht un]vollkommener Weise".
CXJE;' in steigernder Funktion; vgl. 10.7.
15 cj]^si'Jta'£j'ra:jr Zur Funktion der Indefinitpartikel vgl. 6.1. — Hier kann ein
syntaktischer Einschnitt gemacht werden. Das Folgende bis g^'qq* ist alles
Attribut zu (aj*j\
16 Qj£j'q^c/u^' bezieht sich syntaktisch auf sjs:#qq': "(dieser Körper, der nie mit
... zusammengetroffen ist,) obwohl ich ihn aufgegeben habe ..."
17 mspTTI*/ "zu dreien, zu dritt".
20 qp"«'3|jyq*/ Ausführliche Form für cj|c;<rq;v (vgl. 5.6.a).
21 ajsj'or "(Blut) am Körper (hervorbringen)". Man erwartet hier einen Ablativ,
vgl. 11.9.
176 Lektion 16
Wörterverzeichnis zu Lektion 16
13"
P qSffr F
herbei-, herauskommen
ein vom Schicksal Be-
günstigter, ein edler Cha-
rakter
Haus
Knabe, Junge
Thron
Kreis, Umkreis
Notwendigkeit, Veranlas-
sung, Zweck
bersten, sich spalten
niederlegen, auf etwas
legen; jemandem etwas
zuschreiben
weinen
(in offenkundiger Weise)
preisen
einzeln, allein
Verehrung bezeugen
wie lange (relativisch)
eine Rede halten, reden
Beständigkeit
stark, mächtig
eben dieser, derselbe
= ^ V (14)
solange (korrelierend zu
Unreinheit, Verunreini-
gung
p q«iq|«j- p
sich erhitzen; sich
grämen
erhitzen
Herrin
gründlich, gut kennen
scheinen, glänzen; Glanz
erhellen, erleuchten
genießen
Verehrung bekunden
Benares (Name einer
Stadt in Indien), skr.
VäränasT
besser, günstiger (sein)
Biene
Honig
in sn?K'*334" "geläutertes
Gold" und in q]SK'§J*S*r
^•|jcK#q' "ungeläutertes
Gold"
Feuer
Saft
beendet, erfüllt werden
aushalten, ertragen
Landkreis, Landstrich
kommen
anhäufen
Verdienst, verdienstvolles
Werk (punya)
Lektion 1717.1 Interrogativpronomina
Das Tibetische kennt drei Interrogativpronomina:
"wer?", "was?", "welcher?", "welches?" (q|^' wird bei belebten und
unbelebten Objekten verwendet)
^qjsj-q|q;3jsjv!(k$j' "Aus welcher Gegend bist [du] gekommen?"
"wer?" (SJ* wird nur bei belebten Objekten verwendet)
$r^'«j'S|^' "Wer ist dieser Mensch?"
"was?" (%' und E' werden nur bei unbelebten Objekten verwendet)
jj^'S'OJ'^kfcr "Zu welchem (Zweck) bist [du] gekommen?"
*J|S/ ist eine Ableitung von dem Interrogativstamm S|", der zwar nicht mehr als selbständigesInterrogativpronomen verwendet wird, aber noch in zahlreichen Zusammensetzungen nachzuwei-sen ist: *J]'V "wo?", "wie?"; 3]"GT "WO?", "wie?" usw. Die Ableitung benutzt das schon mehrfachgenannte Nominalbildungssuffix -^.Die Nebenform 5/ zu S* soll eigentlich nur in Korrelation zu einem Demonstrativum verwendetwerden (z.B. ß/'JjjV "" \ ^ " "in welcher Weise ... in solcher Weise"), jedoch wird in derLiteratur dieser Unterschied häufig nicht beachtet.Zum Ausfall der Interrogativpartikel in Sätzen mit Interrogativpronomen und zum Gebrauch von*' als Interrogativpartikel vgl. 6.6.
17.2 Relativpronomina
Das Tibetische hat kein eigenes Relativpronomen, da es Relativsätze in unserem
Sinn nicht kennt. Korrelationen adverbiellen Charakters werden in der Regel mit Hilfe
von 5/ (vgl. 17.1) gebildet, wofür in nachlässiger Orthographie allerdings häufig %' ge-
schrieben wird.
"Wielange man nicht mit dem Schlegel auf eine Trommel schlägt, solange besteht
kein Unterschied zu einer anderen [Trommel]." —
Wörtlich: "... welcher Unterschied besteht solange zu einer anderen?"
Man beachte die Einzelheiten der Konstruktion und Wortstellung. Das Prädikat
des Relativsatzes tritt in der Form des Verbalnomens auf, zu dem sich das nachgestellte
1 5." ist eine Nebenform zu %".
178 Lektion 17
Demonstrativum attributiv verhält. Hieraus ergibt sich auch die Wortfolge, die stets
den ganzen Relativsatz vor dem Hauptsatz verlangt und keine Schachtelung wie im
Deutschen zuläßt: "Solange, wie man nicht mit einem Schlegel auf eine Trommel ge-
schlagen hat, besteht kein Unterschied zu einer anderen Trommel."
Das Relativum steht in der Regel am Anfang des Vordersatzes, kann aber auch
bis zu dessen Prädikat vorrücken, also:
In metrischen Texten fällt nicht selten das Relativum aus. So ist beispielsweise
das 5/|j*y des obigen Satzes in dem originalen Text nicht enthalten; vgl. Lesestück II,
Kap. 1, Vers 6.
Statt des Relativums kann auch das Demonstrativum fehlen:
"Die Mutter zog mit aller Kraft, die sie besaß ('die [bei ihr] vorhanden war'), an
dem Jungen."
In einer streng grammatischen Konstruktion müßte ufc'q'^sj ' anstelle von
q*T stehen. Bedingt durch das Streben nach einer möglichst genauen Wiedergabe von
sanskritischen Relativsätzen finden sich in der klassischen tibetischen Übersetzungs-
sprache zahlreiche Relativkonstruktionen nach dem obigen Muster, wobei in der
überwiegenden Zahl der Fälle das Interrogativpronomen qiR' als Relativpronomen
verwendet wird.
"[Er] läuft dorthin, wo es Speise und Trank gibt."1
"Seht auf die, welche nach Medizin verlangen."2
Auch ^ ' wird in relativischer Form verwendet:
"Dem, der diesen Mann tötet, werde [ich] ... geben."
Vom tibetischen Standpunkt aus liegt in all diesen Fällen natürlich keine Relativ-
konstruktion mit zwei getrennten Sätzen vor, sondern es handelt sich lediglich um den
Spezialfall einfacher Sätze, in denen ein nominaler Begriff aus einem nominalisierten
Fragesatz besteht.
1 Metrisch für2 So für das vollere
Lektion 17 179
17,3 Indefinitpronomina
Das Tibetische kennt eine ganze Reihe von Indefinitpronomina. Ein Teil von ih-
nen besteht aus erweiterten Interrogativpronomina. Als Indefinitbilder dienen hierbei
a) die Indefinüpartikel
S "irgendwer, irgendwas"
"irgendwer"
"irgendwas"
b) die Konzessivpartikel (mit und ohne
"wer oder was auch immer"
"wer auch immer"
^ "was auch immer"
Diese drei Formen können durch ^"*T "passend, geeignet (seiend)" erweitert
werden.
/y^ /^C/q ' "wer oder was auch immer (dafür) geeignet ist, in Frage kommt"
Die Indefinitpartikel braucht nicht unbedingt unmittelbar auf das Interrogativ-
pronomen zu folgen, sondern kann auch nach dem zugehörigen Verbalprädikat stehen.
"welche Sache auch immer er erblickt"
Kasuspartikeln treten regelmäßig zwischen den Pronominalstamm und die Kon-
zessivpartikel.
"bei wem auch immer"
"wo(hin) auch immer"
c) die Verbaladjektive §J3j'*T und
'*r "wer oder was es auch sein mag" usw. (Respektsform:
"was auch immer (davon) vorhanden sein mag"
' "was an Kraft vorhanden ist, d.h. alle vorhandene Kraft"1
Vgl. das Beispiel auf S. 178.
180 Lektion 17
d) die Interrogativpronomina selbst
Durch Iteration (d.h. Wiederholung) eines Interrogativpronomens sowie durch die
Verbindung verschiedener Interrogativpronomina und schließlich noch durch die
Kombination von Interrogativ- und Indefinitpronomina werden zusammengesetzteIndefinitpronomina gebildet. Da der indefinite Charakter dieser Formen leicht zu
erkennen ist, werden an dieser Stelle nur einige exemplarisch aufgeführt.
bedeuten alle "wer bzw. was auch immer"
Weitere, nicht in die obigen Kategorien fallende Indefinitpronomina sind
"einige"
"irgendeiner"
"irgendeiner, einige"
"solch einer, der und der"
"solch einer, der und der"
Bei p*5S|* ist - wie der Anlaut der Indefinitpartikel zeigt - ein konsonantischer Auslaut von pT
ausgefallen; vermutlich geht p* auf p^f "Teil, Abschnitt" zurück.
In <V3|(V^r5|" steckt der um das Präfix <V erweiterte Interrogativstamm 9|\ Dieser abgeleitete
Stamm, der bereits allein indefinite Bedeutung hat, kann außer mit ^ * noch mit ^^' und ^*T zu
Indefinitpronomina verbunden werden.
Ob GW lediglich die Iteration des Lokativ-II-Stammes darstellt - was formal die einfachste
Erklärung wäre - kann zur Zeit noch nicht bewiesen oder widerlegt werden.
*!|"3|'*r ist eine Sandhiform für *J] "3j"«f, das seinerseits eine Intensivbildung (vgl. 17.9) des
Interrogativpronomens ist. Die Etymologie ist unsicher! Man sollte vielleicht eher von S|S|"3]"2f'
ausgehen.
**3j'*T geht über ***J|"5|#3N* auf den Stamm der Indefinitpartikel bzw. auf das davon abgeleitete
Zahlwort jS ]" "eins" zurück.1
17.4 Reflexivpronomina
Das klassische Tibetische kennt drei Nominal-VPronominalstämme mit der Bedeu-
tung "selbst; das Selbst": R^', ^ ' und *A\ Allein oder in Verbindung mit den
Personalpronomina (vgl. 12.5) werden sie als Reflexivpronomina verwendet.
Vgl. dazu die Bemerkung zur Indefinitpartikel in 6 .1 .
Lektion 17 181
^S^T oder ^"^^'ft^' oder jnk'^q;
*A' oder pfoc/
"ich selbst"
"du selbst"
"er selbst"
Diese Formen können jedoch nicht verwendet werden, wenn dieselbe Person
Agens und Objekt ist. In diesem Fall muß das Objekt umschrieben werden. Es ist
hierbei stets das spezielle Objekt anzugeben, auf das sich die Verbalhandlung bezieht;
also "sich in die Hand schneiden", "sich in seinem Geist ärgern" statt "sich ärgern"
und ähnlich.
"sich selbst ('seinen eigenen Körper') (völlig) hingeben"
17.5 Reziprokpronomina
Das reziproke Verhältnis wird entweder durch zweifache Verwendung von
"eins, einer" oder durch ^ ' ^ ' "einander" ('in diesem und in jenem'; zur Ableitung
vgl. S. 185) ausgedrückt.
"Einer sprach zu anderen, man sagte zueinander".
f "Sie kennen einander überhaupt nicht."
17.6 Postpositional- und Adverbialstämme
Neben den bereits ausführlich behandelten Kasuspartikeln dient eine beträchtliche
Anzahl sogenannter Postpositionen zur Bildung adverbieller Satzteile. Zum Teil werden
sie in denselben Funktionen gebraucht, die bereits einfache Kasuspartikeln erfüllen
können; zum Teil beschreiben sie jedoch durch jene nicht auszudrückende Lokal-,
Temporal- oder Modalbestimmungen, für die im Deutschen vielfach Präpositionen zur
Verfügung stehen.
"im Haus" (Kasuspartikel)
"im Inneren des Hauses, im Haus" (Postposition)
"vom Oberen des Hauses herab, vom Haus herab"1
Diese Postpositionen bestehen alle aus einem Nominalstamm, an den eine Kasus-
Zur Postposition des letzten Beispiels gibt es keine äquivalente Kasuspartikel.
182 Lektion 17
partikel angefügt wird. Als Kasus kommen hierbei der Instrumental, Lokativ I und II,
Ablativ I und Terminativ in Frage. Zwischen die Postpositionen und den vorangehen-
den Ausdruck tritt in der Regel die Genitivpartikel; nur in Ausnahmefällen regieren die
Postpositionen den Akkusativ oder den Soziativ. Die den Postpositionen zugrundelie-
genden Nominalstämme bezeichnen in der Mehrzahl der Fälle abstrakte räumlicheoder zeitliche Konzepte wie z.B. s^m "das Innere (von etwas)" oder *r "das Frühere,
Ehere". Andere Postpositionen sind von Substantiven mit konkreter Bedeutung abge-
leitet wie z.B. gq - "Rücken" (in ftJTiy "im Rücken von, hinter") oder gr "Tor, Tür"
(in gra*T "vermittels").
Es folgt eine alphabetische Übersicht über die wichtigeren Postpositionalstämme
und ihre Ableitungen, wobei nur die nicht genitivische Rektion vermerkt wird.
Stamm
F
Bedeutung
Mitte
Ursache
Außenseite,
Oberfläche
das Innere
Mitte, Mittelpunkt
Nähe
das Obere,
das Frühere
Ufer, Seite
Rücken
Tor, Öffnung
das Frühere
Abgeleitete Postpositionen
pT3j", praj', p"^"> p ^ '
^I^S'^N", ^]^*3J", ^]^"fij"
gq-y, 3«i-aj-, 5«rar
(^l)
inmitten von
infolge von
auf, oben auf
von herab; fort von
in, innerhalb von
aus - heraus
innerhalb; während
in die Nähe von, zu
auf; über; vor
von oben (herab)
neben
hinter; nach
von (der Rückseite) her
vermittels
vor, bevor
(m.Akk.) vor
Lektion 17 183
Stamm Bedeutung
Bedeutung
das Hintere
Spur
Oberes,
Oberfläche
das geradeaus
Liegende
das Oberste,
Höchste
Nutzen
Nähe
Vorderseite
das Innere
das Hintere,
Spätere; das
außerhalb Be-
findliche
Seite
Zwischenraum
das Untere
Abgeleitete Postpositionen
^ ' 5 ' » ^ ' ^ ^'Q''
^ ' « ^ ' ^'Or
q v $ ' qV3i"> qvaj'
^1*5'' ^1'^' ^1"^"
um - willen
hinter
nach, gemäß
auf, über
von - herab
gegenüber; auf - zu
auf, über (auch m. Akk.)
über, mehr als
um - willen
zu - hin
von - her, von - weg
vor; zu - hin; bei
von (der Vorderseite) her
in, innerhalb von
aus - heraus
hinter, nach
um - willen
zu - hin; um - willen
zwischen, während; bis
aus (dem Zwischenraum) -
heraus
unter
von (unten) - her
184 Lektion 17
Stamm Bedeutung
das Hintere,
Spätere
Zwischenraum
Abgeleitete Postpositionen
srvs
q]5jq^*T
hinter, nach; um - willen
zwischen
aus (dem Zwischenraum) -
heraus
Ergänzend seien noch die folgenden, weniger häufig gebrauchten Postpositionen
bzw. Adverbien genannt:
auf
direkt vor, gegenüber
auf, in, bei
hinter, nach
fern von (SA')
nahe (SA')
nach, hinter
auf
durch
nach, hinter
nahe (SA')
fern von (SA', GW)
geradewegs auf - zu
direkt vor, gegenüber
während, solange als
vor
**;
nach, hinter
nahe, in der Nähe von
jenseits von
direkt dabei (danach,
davor)
durch, quer durch
auf, über
infolge von
während (mit Akk.)
zu, zu - hin
diesseits von
innerhalb von (temporal)
v'S* von - bis (s$r - Gen.)
unter, zu Füßen von
gemeinsam mit
Viele der oben aufgeführten Postpositionen können auch als selbständige Adver-
bien verwendet werden. Dies ist meistens dann der Fall, wenn der die Postposition
qualifizierende Begriff aus dem Kontext bekannt ist.
Lektion 17 185
"Mein Freund betrat den Palast des Königs. Nach kurzer Zeit kam er wieder
[aus ihm] heraus."
Die folgenden Postpositional- und Adverbialstämme verdienen besondere Be-
achtung, teils wegen der bemerkenswerten Übereinstimmung ihrer Primärableitungen,
teils wegen ihrer Fruchtbarkeit bei der Bildung von Sekundärableitungen.
Stamm
das Jenseitige
das Diesseitige
das unten Befindliche
das oben Befindliche
das außerhalb Befindli-
che; das Hintere, Spätere
*§J' [erschlossen]
das Hintere, Spätere
n-Ableitung
«*\
bis, bis zu
frinnerhalb von
sa-unten, unter-
halb
oben, oberhalb
STAußen-; später
später
r-Ableitung
dorthin
•frhierhin
nach unten
nach oben
3^'
nach außen, zu-
rück, wieder
zurück, wieder
s-Ableitung
«W
von der Gegen-
seite, als Gegner
[*4*r]
[nicht belegt]
unten, unter-
halb
oben, oberhalb,
über; ohne1
hinten, hinter;
später
Gefolge Cdas,
was nach ei-
nem kommt')
1 Vgl.steht').
T "endlos", s i W t W "undenkbar" ('was über dem Denken, jenseits des Denkbaren,
186 Lektion 17
Die drei Ableitungen stellen zweifellos flektierte Formen des Stammes dar,
nämlich den Lokativ I, den Terminativ und den Instrumental. Bei der n-Ableitung1 ist
der Vokal der Lokativ-I-Partikel ausgefallen und der übriggebliebene Konsonant mit
dem Stamm verschmolzen. Bemerkenswert ist, daß alle drei Primärableitungen wieder
als selbständige Stämme aufgefaßt werden, d.h. sie können ihrerseits wieder Kasus-
partikeln annehmen.
Von den zahlreichen Sekundarableitungen und Zusammensetzungen dieser sechs Stämme seien nureinige genannt:
«T ^ W * T "niedrig sein", ^1^"«T "niedrig\ g^" "der untere Teil von etwas, Unter-""niederbeugen; tadeln, verachten ('als niedrig behandeln bzw. ansehen')"
<*T §^ ' "aufwärts", *J|»W" "rechts", 1^'»!^' "auf und ab", "unten und oben"
«T - ^" fi^"^" "einander, gegenseitig"
3" ^3*^" "zu spät kommen"
17.7 Diminutivpartikel
Die Diminutivpartikel mit ihren Varianten - nämlich q* sowie qr, R\ *r, V, QV
und -< ' - erfreut sich häufiger Verwendung bei der Wortbildung. Sie hat sich aus dem
Wort ^ ' "Sohn, Kind" entwickelt und wurde ursprünglich nur bei Lebewesen und nur
in dieser Form gebraucht.
"König" gorg" "Königssohn, Prinz"
"geboren" S*rg" "Lebewesen"
"Ochse" §|^"3# "Kalb"
Die Partikel wird jedoch nun unter Abschwächung der Grundbedeutung bei Wort-
klassen aller Art verwendet, wobei sie a) diminutiven Charakter hat, d.h. eine in kon-
kreter und übertragener Bedeutung verkleinerte Version des Grundbegriffes bezeichnet
(vgl. das erste und das dritte Beispiel oben); und b) eine lockere und sehr allgemeineBeziehung zum Grundbegriff ausdrücken kann (vgl. das zweite Beispiel oben). Die un-
ter a) beschriebene Funktion überwiegt allerdings deutlich.
Die Abschwächung der Grundbedeutung von q* ermöglichte - wie bei einer gan-
zen Reihe anderer Partikeln - das Aufkommen gewisser phonetischer Varianten, die
hauptsächlich auf der Assimilation an den vorangehenden Auslaut beruhen. Die Ver-
Alle n-Ableitungen werden auch mit der Adverbialpartikel 36 " (vgl. 17.8) verbunden.
Lektion 17 187
änderungen lassen sich in folgenden Regeln zusammenfassen:
a) Die Form g* kann nach jedem Auslaut stehen, siehe oben.
b) Die Form £J* ist nur bei sehr wenigen Wörtern vertreten.
Wichtigstes Beispiel: q|%q|- "eins" ^ ^ ' ^ " "allein"
c) Die Form -(^' findet sich nach auslautendem Vokal. Die auslautenden Vokale a
und o werden hierbei regelmäßig zu e gebrochen, während die übrigen drei
Vokale unverändert bleiben.
^ "Axt" Ita# "Beil" l)# "Mensch" Jjfj' "Zwerg"
arq* "Milchbruder"1 M - "jüngerer Bruder"
$" "Spitze" ^ "Dorn" j j "Mann" j§(j- "Knabe"
Die gebrochenen Formen haben gelegentlich auch Varianten mit dem
Stammvokal i: 3 ' "Vogel", | ^ ' und 5 ^ ' "Vögelchen".
Der Übergang von q* zu Q' wurde maßgeblich gefördert durch die Aus-
sprache von q' als bilabialem Reibelaut im Anlaut einer Partikel; vgl. 4.1.a.
d) Nach den Auslauten qi, c , «5, x, und oj kann Assimilation des anlautenden ^ '
eintreten.
"Stock" < qq
"klein (sein)" «^c/i
"jung" q|(^
"Nagel" cj]i^
"Inzest" 8\Q?\
"runder Körper" ^O|"
[rqr "Stöckchen, Schlegel"
£" "klein, winzig"
w "Jüngling"
s'^' "kleiner Nagel"2
M' "illegitimes Kind"
0{m "Kügelchen, Pille"2
e) Nach erfolgter Assimilation fallen auslautendes q|, ^ und oj gelegentlich aus;
vgl etwa Sg#zJ]', ^ 3 " ^ ' und
f) Die Form qj' wird gelegentlich auch nach anderen Auslauten als ejj verwendet
(Analogiebildung), besonders nach Vokalen.
1 Wörtlich "Säugling"; das Wort kommt von J"^" "saugen", wovon auch JT*T "Brust" ('woran mansaugt') abgeleitet ist.
2 Diese Formen sind nur theoretischer Natur. Die belegten Formen sind unter e) aufgeführt.
188 Lektion 17
qc/qr neben ^"*J" "Esel"; g#qi' "Söhnchen" von g* "Sohn";
Si'cn* "Messerchen" von §r "Messer"
^ \i ^In ganz besonderer Weise wird die Diminutivform der Indefinit- bzw. Imperativ-
partikel (SQj'Sr, ^sirzjp verwendet. Sie steht in den von Walter SIMON gesammelten
Beispielen (Bulletin ofthe School ofOriental and Äfrican Studies X (1940-42), S. 960,
Anm. 3) stets in finiter Form am Ende von Fragesätzen, und zwar
a) nach nominalem Prädikat ('" s^cjj'qr)
b) nach verbalem Prädikat ohne Finalpartikel (%' '"
c) nach verbalem Prädikat mit Finalpartikel ('"
17.8 Adverbialpartikeln
Die Partikel <£S/ begegnet als Adverbialisator der n-Abteilungen der auf S. 185
aufgeführten Postpositional- und Adverbialstämme.
"weiter, jenseits"
"innerhalb von, nicht später als"
"unten, unterhalb, seit"
"oben, oberhalb, über, bis"
"nach, später; seit"
"nach, später; seit"
Statt d& ' wird nicht selten a& ' oder 5^ ' geschrieben.2 Die mit <5> ' gebildeten
Adverbien können auch als Postpositionen verwendet werden; sie stehen stets nach dem
Akkusativ, nie nach dem Genitiv.
Die Form s*y begegnet regelmäßig in dem Adverb 3 3 W 5 ^ ' "allesamt", dessen
adverbieller Charakter besonders deutlich daraus hervorgeht, daß es nicht selten nach
einer Pluralpartikel steht: ^q | ' f l 3W-5^ ' "jene allesamt"
Die Adverbialpartikel 3 ^ ' findet sich z.B. in SC/av "ein bißchen, ein wenig"
und in «ra^# "weiter" (=
1 Vgl. auch Saptakumärikävadäna, Strophe 103 (102 in der Ausgabe von Geshe Lobsang DARGYAY):^ q C T * ^ q | - q r "Wann wird (uns) das wohl zuteil werden?" (skr. kadä nas tad bhavisyati).
2 Nur sporadisch findet man die Form ^5^*, etwa in der Nebenform ^ V 2 ^ ' zu
Lektion 17 189
17.9 Intensivpartikel
Mit Hilfe der Partikel Q,' werden im klassischen Tibetischen Adjektive und
Adverbien mit intensiver Bedeutung gebildet. Die Partikel tritt in ähnlicher Weise an
einen Wortstamm wie die Finalpartikel ?v, d.h. unter Wiederholung des auslautenden
Konsonanten, welcher dann sekundär beim Wortstamm ausfallen kann. Nach vokali-
schem Auslaut wird o,' nicht verwendet.
"vollkommen entspannt" von ^k'R' "entspannt, schlaff"
"direkt, geradezu" von Sjoj'q* "durchqueren"
Die Intensivformen weisen in der Regel eine vereinfachte Orthographie auf
(Wegfall von Präfix und Auslaut), was auf ihr relativ spätes Eindringen aus der
Umgangssprache in die Literatursprache hinweist.
aror "intensiv leuchtend, strahlend" von q|sjarsr "leuchten, strahlen"1
In den meisten Fällen tritt an die Intensivform eine Nominalpartikel.
"ein solcher"
"ein solcher"
"Bösewicht"
von
von
von
"F "wer?"2
"einer"2
"schlecht"
Die adjektivischen Intensivformen können ohne weiteres substantivisch verwendet
bzw. durch die Nominalpartikeln substantiviert werden, da im Tibetischen ja kein
prinzipieller Unterschied zwischen Adjektiv und Substantiv besteht. Eines der bekann-
testen Beispiele ist ¥qp5j'q* "das genaue Prüfen, das besonders gründliche Überlegen;
Logik" von Wj'ST "prüfen".
17.10 Weitere Intensivbildungen
Neben der Verwendung der Intensivpartikel, die offenbar jüngeren Ursprungs ist,
benutzt das Tibetische noch weitere morphologische Hilfsmittel zur Bildung von
Intensiva (und verwandter Ableitungen), von denen die folgenden besonders zu merken
sind:
1 Etwa in «I"5J"jj*r "geläutertes Gold".2 Zur Herkunft vgl. Lektion 17.3.d.
190 Lektion 17
a) Reduplikation
"sehr dunkel, sehr dicht" von Sjqsr«? "dunkel, dicht"
"während der Ochse auf dem Feld hin und her ging"
Die Reduplikation kann nicht nur intensiven, sondern auch indefiniten, iterativen,
diminutiven und distributiven Charakter haben, vgl. etwa 18.9.
b) Reduplikation mit Vokalvariation
ojq-ajq- " (besonders) unsinniges Geschwätz, dummes Zeug"
von | |q 'q" "unklar, unverständlich"
c) Reduplikation mit eingeschobener Intensivpartikel
Aus der poetischen Sprache stammt die Reduplikation mit eingeschobener Inten-
sivpartikel.
jj-g- - ajq(*|)-£rajq- "Pfauen flattern wild umher"
d) Reduplikation mit Vokalvariation und zweifacher Intensivpartikel
SVVSlVv (auch S'VSTV und
"völlig zerstreut, durcheinander" von ßOSK"*T "zerstreut werden"
Die unter d) beschriebene Form stellt das Intensivum zu der unter b) dar, ist also
eine doppelte Intensivbildung.
Diese vier unter dem sehr allgemein zu verstehenden Oberbegriff "Intensivbildun-
gen" behandelten Wortbildungen bezeichnen vielfach sehr feine Schattierungen der
Bedeutung des Grundbegriffs, die sich nicht mit der Hilfe von wenigen semantischen
Kategorien erfassen lassen. Es sollte hier nur auf das Phänomen hingewiesen werden.
Lektion 17 191
Übungen zu Lektion 17
10
15
20
5 ^ ^ • a B : 5 : ^ '
q]
-^pq-cwqq^-^e;-^-^-^
^ } 1Erläuterungen
2 ^ ' g ^ ' ^ q ' ^ a j " "die Art und Weise, der Sinn des vorher [vom jüngeren Bruder]
Gesagten".
3 a^J'y Wie aus Zeile 13f hervorgeht, hat die Tigerin den Prinzen Mahäsattva zu
diesem Zeitpunkt noch nicht völlig aufgefressen.
192 Lektion 17
3f ayqr§j$r — qsrqrqv sind insgesamt drei Attribute zu s r q V ^ \ — In welcher
Funktion steht hier der Terminativ q^qyqv?
5 w&r Apposition zu q^sr&T.
6 ^ ]^ '®^]" Indefinitpartikel in kollektiver Funktion, vgl. 6.1.
<3\ '§1" Attributiver Genitiv (vgl. 10.2.h): "die 'innere', d.h. dazugehörige, klein-
ste [Taube]", freier "die Kleinste, Jüngste von ihnen".
'" j § * ^ ' i s t syntaktisch Objekt zu wrf j*l \
"'denkend träumen', im Traum denken".
y '"in Furcht und Schrecken', voller Furcht" (Synonymenkomposi-
tum).
vgl. 14.4.e.
;^ ' ist Apposition zu ^
ist Apposition zu
8f H>T^]$r "wird gewißlich sein, ist gewiß(lich)". Die Instrumentalpartikel drückt
hier das Futur aus; vgl. 18.16.
9 q ^ hier = q§q|- "veranlaßte, ließ machen".
10 sr^*r*wq|#^# Doppelfrage; vgl. 6.6.
11 '" g^j - W3j5j | vgl. 14.7.
14f ^ ' q ' "' <WJ]'q' Zirkumponiertes Attribut (zu ^*); vgl. 14.8.c.
15 - q^'j - qf^i)| vgl. 14.7.17 S ' ^ ' 5 ^ ' ^st e^n Abständiger Fragesatz: "Warum ist das so?"
19f a5o|'^'q^q|'q- und ^ ^ - q ^ q ^ - q - sind unverbunden nachgestellte Attribute zu
^ ' ^ ' , dem Objekt zu &|£j^;ssr, wobei das zweite Attribut durch mehrere län-
gere Satzteile näher bestimmt ist: "da erblickte er die Knöchelchen von sich
selbst als Dahingeschiedenem, wie sie im Gehölz dalagen, umringt von seinen
Eltern und von ihnen bewehklagt, wobei sie aufgrund ihrer außerordentlichen
Verzweiflung unter der Pein des Kummers litten." Mit dieser Interpretation, für
die vor allem die sonst schwer erklärbare Form GWJj'q' spricht, umgeht man die
Schwierigkeit, für &i3C/ä£r ein Verbalobjekt ohne Terminativpartikel annehmen
zu müssen; vgl. Lektion 13.5.i. Die von mir überprüften Blockdrucke haben alle
die partikellose Form. Eine genauere Interpretation dieser nicht ganz einfachen
Konstruktion ist wahrscheinlich nur im Licht ihrer chinesischen Vorlage möglich.
Lektion 17 193
20f q ^ ^ a f ^ ' q v a B ^ ' ^ g v q ' "in Gefahr für Leib und Leben geraten" (Genitiv
des Nutzens und des Schadens).
21 gv = g-qv.qgq- vgl. hierzu 16.9.
22 %q;qj'^srsipq'aw Mahasattva steigt nicht völlig zur Erde herab.
Wörterverzeichnis zu Lektion 17
Unterschied, Vorzug %3\^' schlagen
Sache PF ^ '
Trommel q#3*\" weiter
Trank, Getränk g*qr Söhnchen
') gründliches Reflektieren, qq/n-(qv) Esel
logisches Denken, Logik cqqr(q-) Stock
*T Axt ^S^'^T Stöckchen, Schlegel
durchqueren £j'q# Pfau
dunkel, dicht 313V Nagel
unklar, unverständlich ^ßj'q* runder Körper
Inzest ^q'q* flattern
jüngerer Bruder *ä*V " entspannt, schlaff
Lektion 18
18.1 Kardinalzahlen
Die tibetische Zählweise beruht auf dem Dezimalsystem. Ihre Beherrschung
erfordert außer der Kenntnis der Zahlen von eins bis zehn (samt ihren Nebenformen)
und der Zehnerpotenzen lediglich die Beachtung einiger weniger Regeln für die Bildung
der zwei- und mehrstelligen Zahlen. Man präge sich zunächst die folgende Tabelle ein:
Zahl
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Tib. Zeichen
?
y
V
L
(3
?o
Tib. Name
ST
^ r
Nebenformen1 Kurzform2
^ *
Die Ableitung der Kurzformen aus den Einern gehorcht den folgenden drei Regeln:
a) Präskripte und Superskripte fallen fort; bei f^T ^ ^ ^ e r Basisbuchstabe fort.b) Der Vokal a bleibt unverändert, i geht in e, u in e oder o über.
c) Konsonantischer Auslaut fallt in drei Fällen aus (3]*|*r, §^]\ ^S^*)> in einem Fall tritt einWechsel ein ( ^ ^ O und nur in einem Fall bleibt er unverändert
Die Zahlen von 11-19 werden durch additive Verbindung3 der Zehn mit den
Einern gebildet, wobei die Zehn an erster Stelle steht.4
1 Zu der Nebenform S«J|" vgl. etwa S«J]"^" "Einfach-Sad" und - vielleicht - *£u]"5)'2f (S. 180).
2 Die Kurzformen treten nur bei den Vielfachen von 10 (d.h. 20 bis 90) auf; siehe unten. — Manbeachte, daß alle Kurzformen auch selbständige (homographe) Wörter sind!
3 ^§"«J|$3|" "zehn [und] eins" für "elf" usw.4 Man beachte die Nebenform ^ (für ^§") vor <g" und ^gfi\ a* so v o r ^ e n beiden Einern mit dem
Vokal a.
Lektion 18 195
q$q$«r
q§-q^
qsy
11
12
13
14
15
n
<)<»
q^qgfi-
16
17
18
19
9S
?V
9L
Die Vielfachen von 10 - also die Zahlen 20, 30, ... 90 - werden durch die
multiplikative Verbindung1 der Einer mit der Zehn gebildet, wobei die Einer an der
ersten Stelle stehen.
q§-q§-
SW
20
30
40
50
*°
O o
V*o
60
70
80
90
S o
I/o
t o
So
Hierbei werden die Nebenformen für 2, 3 und 10 verwendet. Der Gebrauch der drei verschiede-nen Formen für 10 — §", *1§" und *fl" — unterliegt folgenden Regeln:
a) auf auslautenden Konsonanten bei den Einern folgt §"
b) auf das ausgefallene -«I bei %*0" folgt ^"2
c) auf Vokale folgt Q$'3
Die Vielfachen von Zehn werden durch die Additivpartikel £" in der folgenden
Weise mit den Einern verbunden:
21
22
31
??
X>
32
98
99
1 y*fl" "zweifmal] zehn" für "zwanzig" usw.2 Vgl. hierzu den Übergang von «*5|#, 5c; und «" in '3 Zur Aussprache des Präskripts vgl. 4.1.d.
' und ^" nach auslautendem -«!.
196 Lektion 18
In der gesprochenen Sprache tritt ab 30 an die Stelle von 3T die Kurzform des jeweiligen Vielfa-chen von 10:
«pr$'Jfqi%qi' 31
42
99
«**
ee
Bei der Paginierung tibetischer Blockdrucke werden im allgemeinen nur die Kurzformen derVielfachen von Zehn ohne Additivpartikel mit den nachgestellten Einern verbunden:
^V^qj' 29; vq|$Sf 61; gj^r 85
Die auf Zehn folgenden Zehnerpotenzen lauten
q§- 100
1.000
10.000
100.000
1.000.000
10.000.000
Die Namen noch höherer Zehnerpotenzen, die praktisch kaum gebraucht werden, entnehme mander Mahävyutpatti, einem aus dem 9. Jh. stammenden sanskrit-tibetischen Wörterbuch, das inAbschnitt CCXLIX die Reihe der Zehnerpotenzen bis 1059 fortfuhrt.
18.2 Die Vielfachen der Zehnerpotenzen ab 100
Die Vielfachen der Zehnerpotenzen ab 100 werden in der Regel durch vorange-stellte Einer in multiplikativer Funktion gebildet, wobei für 2 und 3 wieder die Neben-formen %' und WT verwendet werden.
^ 200 *%1fV 4.000 ^ q ] ' | - 60.000
In feststehenden Wendungen sowie in metrischen Partien wird gelegentlich auch ein als Multipli-kator dienender Einer nachgestellt.
"die 3.000 Welten"
Unter denselben Bedingungen treten manchmal auch höhere Zehnerpotenzen als Multiplikatorenauf.
"(ein)hundert(mal)tausend" (metrisch und poetisch für ^3**" "100.000")'
Zu weiteren multiplikativen Verbindungen vgl. 18.3.
Lektion 18 197
18.3 Die Kollektiv- oder Multiplikativpartikel gqf
Ein Kardinalzahlen nachgestelltes «pr verwandelt die betreffende Kardinalzahl in
einen substantivischen Kollektivbegriff.
qgfgcj]' "Hunderter, Hundertschaft"
Eine darauffolgende Zahl ist daher immer attributiv zu verstehen und wird somit
zu einem Multiplikator. In der Regel folgt auf gq|# auch ein derartiger Multiplikator.
^ "<e^n Hundert, davon zwölf, d.h. zwölfmal hundert"
"'ein Tausend von Hunderten', hunderttausend"1
^ ' S ^ S f i " "Hunderter, davon (insgesamt) 68 Tau-
sender, d.h. 100 mal 1.000 mal 68 = 6.800.000"2
Kompliziertere Bildungen wie die zuletztgenannten treten praktisch nur in metrischen Texten auf.Man vergleiche noch den folgenden Fall aus der tibetischen Übersetzung des Goldglanzsütra3:
MIn neunundneunzigmal hunderttausend(mal)4 zehn Millionen^ Zeitaltern war [ich] ein Univer-salherrscher; ein Regionalherrscher war ich in ebenfalls unzählig vielen Hunderttausendfen von]Zeitaltern."
18.4 Die Kollektivpartikeln i r und q-
Die Nominalpartikeln TV (zum Sandhi vgl. 5.5) und £j* bilden in Verbindung mit
Zahlen ebenfalls kollektivische Begriffe, denen aber im Gegensatz zu denen mit gpr
keine weitere Zahl folgt.
^ ' oder qj^^PT "jene zwei, jene Zweiergruppe, Paar"
"'jene Fünfmännergruppe', d.h. jene Gruppe von fünf
Männern, jene fünf Männer"
1 *f ist selbst Kollektivpartikel; vgl. 5.6.O.2 Suvarnaprabhäsottamasütra... Die tibetischen Übersetzungen... hrsg. von Johannes NOBEL, Leiden
1944, S. 128.27.3 Ebendort, S. 119. 11-14 (= Kap. XIII, Vers 30).4 q« f^ ' ist nachgestellter Multiplikator gemäß 18.2.5 Also 99 x 105 x 107 = 99 x 1012 = 99 Billionen. [Der Herausgeber übersetzt die Zahl falsch.]
198 Lektion 18
18.5 Das Adjektiv
Nach den vollen Zehnern von 10 bis 100 steht bisweilen das Adjektiv w q -
"vollständig" zur Bezeichnung der Vollständigkeit.
"volle Hundert"
"volle zwanzig (und nicht weniger)"
Gelegentlich findet sich statt W"q# die Additivpartikel £" in der eben beschrie-
benen Funktion.
18.6 Zusammengesetzte Zahlen über 100
Einer können mit höheren Zehnerpotenzen durch die Additivpartikel £" verbunden
werden.
^ T * l H "21"Höhere Zehnerpotenzen werden mit niedrigeren ebenfalls durch y verbunden,
welches dann allerdings kein zweites Mal in der Zahl erscheinen darf, oder aber durch
^ \ Häufig stehen sie auch unverbunden nebeneinander.
"56°""654"
"32.000"
18.7 Der Gebrauch von
Eine besondere Rolle bei der Bildung von Kardinalzahlen spielt das Adjektiv | j ^ '
"ein halb" (das zugehörige Substantiv lautet: sj^'T]' "Hälfte"). Gefolgt von der Sozia-
tivpartikel ^ und einer Zahl drückt ^ ' aus, daß die Hälfte der Zähleinheit an der
nachfolgenden Zahl fehlt.
|te'*\£/3]spr "mit einem Halben (der Zähleinheit sind es) drei, d.h. zweieinhalb"
Fehlen wie in dem obigen Beispiel weitere Angaben, so bilden die natürlichen
Zahlen die Zähleinheit. Es können jedoch auch andere, größere Zähleinheiten ver-
wendet werden.
Lektion 18 199
"Hunderter, davon zwölfeinhalb (mit einem Halbensind es dreizehn), d.h. zwölfeinhalb Hunderter, 1250"1
18.8 Ordinalzahlen
Ordinalzahlen werden durch die Anfügung der Nominalpartikel q" an die entspre-chenden Kardinalzahlen gebildet. q* unterliegt hierbei keinem Sandhi; vgl. 5.6.f.
Unregelmäßig ist allein die Ordinalzahl zu q|%q|' "eins". Sie lautet ^ - q - "dererste".
q|«pf
"eins"
"zwei"
"drei"
"vier"
"zehn"
"elf"
"einundzwanzig"
q$*|#q-
q]*pq*
q*-q-
"der erste"
"der zweite"
"der dritte"
"der vierte"
"der zehnte"
"der elfte"
"der einundzwanzigste"
18.9 Distributive Zahlen
Distributive Zahlen werden durch die Wiederholung der Kardinalzahl ausge-drückt.
53|"5*j]" "je sechs"
Bei Zahlen über zehn wird nur das letzte Glied des Ausdrucks verdoppelt.
$ ^ "Je zweiunddreißig"
18.10 Zahladverbien. Das Adverb der Ordinalzahl
Das Adverb der Ordinalzahl wird meist durch den Terminativ der Ordinalzahlausgedrückt.
Vgl. die analoge Bildung im Sanskrit ardhatrayodasasata.
200 Lektion 18
"an erster Stelle, erstens"
V "an zweiter Stelle, zweitens"
Bei Aufzählungen, besonders bei zweigliedrigen, wird auch oft der Terminativder Kardinalzahlen verwendet.
qi%qry "erstens, einerseits"
J^ "zweitens, andererseits"
In dem letztgenannten Fall wird gelegentlich sogar noch die Lokativ-I-Partikel andie Terminativpartikel angehängt.
"' "erstens ... zweitens ..."
18,11 Multiplikative Zahladverbien
Multiplikative Zahladverbien werden gewöhnlich durch das Zählwort oj^# "Mal" -seltener durch SJ^sj', ebenfalls "Mal"1 - mit darauffolgender Kardinalzahl gebildet.
% "einmal"; ajarqiftsr "zweimal" usw.
18.12 Bruchzahlen
Stammbrüche (d.h. Brüche mit dem Zähler 1) werden durch die Anfügung von36' "Teil" an die Kardinalzahl gebildet. Die Kardinalzahl kann unverändert bleiben oder- was häufiger der Fall ist - die Genitivpartikel annehmen.
RQ'&' oder Rgfi'&>' "ein Hundertstel"
Vielfache von Stammbrüchen werden durch eine nachgestellte, als Multiplikatorfungierende Kardinalzahl ausgedrückt.
' "ein Drittel" ( d p s ^ r & ' ^ s r "zwei Drittel"
Für "ein Halb" wird die besondere Form ^ ' T j ' verwendet (vgl. 18.7), die vondem Verb ^ | ^ ' ^ ' "teilen" abgeleitet ist.
Noch seltener als die Synonyme ^^" und fl^*T sind die gleichbedeutenden Wörter äfo" und
Lektion 18 201
18.13 Die Stellung der Kardinalzahlen
Attributiv verwendete Kardinalzahlen stehen immer nach ihrem Bezugswort, und
zwar nach allen übrigen Attributen.
j | ^ ' Q ^ ' q j ^ * r ^ V ^ $ r "nachdem du diese beiden verlassen hast"
Folgt auf die Kardinalzahl die Kollektivpartikel N , steht das Demonstrativpronomen erst danach:*T "und nachdem sie jener Frau das Brüstepaar gegeben hatte"
In zusammengesetzten Ausdrücken kann die Kardinalzahl (ohne Genitivpartikel!)
vorangehen.
"die sieben Tage, d.h. die Woche"1
"die drei Ecken, d.h. das Dreieck"1
Die Zahlen **]*}*!" "drei" und W "neun" dienen in Zusammengesetzen Ausdrücken zur Bezeich-nung der Vielheit.
"die drei Arten, von drei Arten, d.h. vielfältig""die neun Lebewesen, d.h. alle Lebewesen"
18.14 Die Komparativpartikel
Der Instrumental der Nominalpartikel q \ die nach den Auslauten c,, q, *,, oj und
Vokal die Form R' annimmt, wird in gleicher Weise wie die Ablativ-II-Partikel GJST
(vgl. 12.3.f) als Komparativpartikel verwendet.
& "Vom Pferd aus (betrachtet) ist der Hund klein, d.h. der
Hund ist kleiner als das Pferd."
"Er ist größer als du."
18.15 Die Aufeinanderfolge zweier Kasuspartikeln
An verschiedenen Stellen (10.2.k; 11.2.e; 18.10) wurden bereits Fälle bespro-
chen, in denen auf eine Kasuspartikel eine weitere, von ihr verschiedene Kasuspartikel
folgte. Diese sehr verbreitete Erscheinung - es lassen sich fast alle denkbaren Kom-
binationen nachweisen2 - ist darin begründet, daß die Kasuspartikeln kraft ihrer Funk-
tionen neue selbständige Wörter bilden können, an die dann je nach den syntaktischen
1 Die beiden Komposita sind wohl als verkürzte Possessivkomposita (die Possessivpartikel fehlt) zuinterpretieren: "das, was sieben Tage hat" bzw. "das, was drei Ecken hat".
2 Vgl. Palmyr CORDIER, Cours de Tibetain dassique, Hanoi 1907/8, S. 25.
202 Lektion 18
Erfordernissen eine weitere Partikel tritt. Um einen solchen Ausdruck richtig zu
übersetzen, genügt es im allgemeinen, die genauen Funktionen der betreffenden beiden
Partikeln nach den in diesem Buch gegebenen Kategorien zu bestimmen. Zur Illustra-
tion seien noch einige Beispiele angeführt:
"das auf der rechten Seite (stattfindende) Gehen"
"das von mir (verfaßte) Lob"
"die vielen im Teich (lebenden) Fische"
"schließlich" ('in einer am Ende [befindlichen] Weise')
"Den eigenen Besitz soll man an sich nehmen
und nicht nach dem eines anderen Verlangen haben.
Ein Mönch, der nach [der Habe] anderer Verlangen trägt,
wird den Zustand der Versenkung nicht erreichen."
Die meisten Beispiele zeigen, daß hier eine Art Ellipse vorliegt. Der zu ergän-
zende Begriff ist - wie in der obigen Strophe (^"^ ' ) - leicht dem Kontext zu entneh-
men.
18.16 Genitiv- und Instrumentalpartikeln als Futurbilder
Die Genitiv- wie die Instrumentalpartikeln werden nicht selten zur Bildung des
einfachen Futurs verwendet (mit gelegentlichem voluntativen oder nezessitativen
Beiklang). Sie stehen hierbei in der Regel nach dem Futurstamm des betreffenden
Verbs. Es muß betont werden, daß beide Partikeln im Gegensatz zu ihrer gerundialen
Verwendung (vgl. 14.2 und 3) in diesem Fall absolut finit gebraucht werden.
- "Diese boshaften Lebe-
wesen, (unermeßlich) wie der Luftraum, werde ich besiegen!"
"Dem eigenen Herzen werde ich wehren."
"... all Jenes werde ich dir geben."
Man vergleiche hierzu die Zusammenstellung einer ganzen Reihe von Belegen aus
der tibetischen Literatur durch Helmut HOFFMANN in seinem Aufsatz "Über ein wenig
beachtetes Hilfswort zur Bezeichnung der Zukunft im Tibetischen", Corolla Linguisti-
ca, Festschrift Ferdinand Sommer, Wiesbaden 1955, S. 73-79.
Lektion 18 203
18.17 Verbalkomposita mit adverbiellem Vorderglied
In der Übersetzungsliteratur aus dem Sanskrit findet sich als ein hervorstechendes
Charakteristikum die sehr häufige Verbindung von Verbalstämmen mit einer Reihe
bestimmter Adverbien. Es sind dies vorzüglich
und ^WTW. Diese Adverbien zeigen an, daß das betreffende Verb im
Sanskrit mit einem oder mehreren Verbalpräfixen komponiert war. Beim Auftreten
solcher Adverb-Verb-Verbindungen im Tibetischen lassen sich zwei grundsätzliche
Fälle unterscheiden:
a) Die Bedeutung des Verbalkompositums im Sanskrit wird im Tibetischen mehr oder
weniger allein durch den tibetischen Verbalstamm ausgedrückt, und das Adverb hat
nur schmückende Bedeutung. Vgl. etwa:
y j j j q "(überaus) berühmt", skr. prasiddha
Hierbei wird zwar gelegentlich eine im Präfix enthaltene Nuance der Bedeutung
der Vorlage unterdrückt; diese wird jedoch nicht grundsätzlich entstellt.
b) Die Bedeutung des Verbalkompositums setzt sich additiv aus Adverb und Verb
zusammen. Vgl. etwa:
"nachmachen, imitieren", skr. anu-\[kr
"sich im Nachhinein grämen, bereuen", skr. anu-\[tapl
In diesem letzteren Fall ist es häufig so, daß aufgrund mechanischer Wiedergabe-praktiken einzelner Übersetzer die genaue Bedeutung des Verbalkompositums derVorlage nicht mehr allein aus dem Tibetischen, sondern nur über den Rückgriff auf dasSanskrit ermittelt werden kann. Eine nur wörtliche Übersetzung des tibetischen Aus-drucks kann den Sinn der Vorlage unverständlich machen oder ihn sogar in sein Gegen-teil verkehren. Einige Beispiele mögen hier stellvertretend für viele andere stehen:
^q-ygjyq-2 "in ausgezeichneter, intensiver Weise handeln", für skr.prakarana "Werk, Abhandlung; Abschnitt, Kapitel"
1 Dies ist die "wörtlichste" tibetische Übersetzung von skr. anu-yjtap "bedauern, bereuen" und anu-täpa "Bedauern, Reue". Daneben findet man auch die vom Tibetischen her besser verständlichen Wieder-gaben t ^ ' ^ l l V ^ " "im Nachhinein bereuen" oder einfach <^jy«r "bereuen".
2 Die gelegentlich zu findende Form *^*y^§^**T "intensive, gründliche Einteilung" geht offensicht-lich auf den Versuch zurück, den tibetischen Ausdruck durch eine geringfügige Änderung für den tibeti-schen Leser verständlicher zu machen.
204 Lektion 18
"in gesonderter, separater Weise hören", für skr. prati-
yfsru "antworten" [!]
| "gewißlich eintreten", für skr. nir^Jvis oder nis-sfkram
"(von der Bühne) antreten"1 [!]
Bei der Übersetzung solcher Ausdrücke, die sich vor allem in den Übertragungen
indischer poetischer Werke finden, muß man daher mit Hilfe der verfügbaren sanskrit-
tibetischen Indizes die genaue Sanskritvorlage zu ermitteln trachten, um die für den
Kontext spezifische Bedeutung abzusichern. Im Glossar dieses Buches wurde dies in
jedem Fall getan, und jedes dieser Verbalkomposita — die zum Teil auch mit zwei Ad-
verbien verbunden sind2 — ist bewußt als ein selbständiger Begriff behandelt worden,
da dies ihrem Charakter entspricht, und um den Anschein zu vermeiden, es handele
sich jeweils um eine bloße Modifikation der Bedeutung des tibetischen Verbalstamms.3
Bei einem solchen Vorgehen stellt sich natürlich die grundsätzliche Frage, was
man eigentlich übersetzen will: a) die Vorlage, d.h. den (oft nicht mehr erhaltenen)
Sanskrittext; b) den Text des Übersetzers, so wie er von diesem verstanden wurde; c)
den heute vorliegenden Text, wie er von einem gebildeten Tibeter verstanden wird. Je
nach dem Ziel, das man mit seiner Wiedergabe verfolgt, lassen sich alle drei Möglich-
keiten rechtfertigen. Man sollte dann nur konsistent bleiben und nicht nach Belieben
zwischen ihnen wechseln.4
1 Diese sehr ungeschickte - um kein stärkeres Wort zu verwenden - Wiedergabe des indischen büh-nentechnischen Ausdrucks nis-^fkram findet sich durchgängig in der tibetischen Übertragung von Candra-gomins Schauspiel Lokänanda "Die Freude für die Menschen"; s. Michael HAHN, Candragomins Lokä-nandanätaka. Nach dem tibetischen Tanjur herausgegeben und übersetzt. Wiesbaden 1974. (AsiatischeForschungen. 39.)- In der tibetischen Übertragung von Harsadevas Schauspiel Nägänanda lautet die Ent-gg p g
sprechung zu niskränta- "(ist, sind) abgetreten" stets äfc'sivjjvy (oder^f) "(ist, sind) fortgegangen".2 Vgl. etwa W ^ ' ^ ' w K ^ ' d ^ « r ^ V W ^ « ! ^ ' ^3 Die Frage, welche der ursprünglich sanskritischen Bildungen vollgültig als Lehnübersetzungen in
den tibetischen Wortschatz eingegangen sind, läßt sich nicht eindeutig beantworten. Für eine großeAnzahl von ihnen trifft das zweifellos zu, etwa bei Wörtern wie §#S*T "wassergeboren, d.h. Lotus",skr. jalaja; tf^*f\ "(von) sieben Pferden (gezogen), d.h. Sonne", skr. saptäsva; ^ ^ [ "gedanklichesKonstrukt, (reine) Vorstellung (ohne reale Grundlage)", skr. vikalpa. Daneben gibt es eine große Anzahlvon (idiosynkratischen) Bildungen, bei denen sich wahrscheinlich nur ihr Schöpfer darüber im Klarenwar, was sie bedeuten sollten. Sie zu enträtseln bedarf es großer Erfahrung und oft auch einfach einesglückliches Zufalls. Ich nenne hier nur "^V*W^"«T "mit einer (bestimmten) Art des Schreitensversehen, d.h. Visnu in seiner Inkarnation als Zwerg", skr. vikramin — so in der tibetischen Wiedergabevon Nägärjunas Prajnäsataka, Strophe 6.
4 Der erste Weg wird in der Regel von philologisch orientierten Indologen gewählt, deren Ziel diegrößtmögliche Annäherung an den "Urtext", d.h., an den Wortlaut und die dahinterstehenden Intentionendes jeweiligen Autors ist. — Ein Beispiel für den dritten Weg ist die Arbeit von Lobsang DARGYAY DieLegende von den sieben Prinzessinnen (Saptakumärikä-Avadäna). In der poetischen Fassung von Guhya-datta/Gopadatta aufgrund der tibetischen Übersetzung herausgegeben, übersetzt und bearbeitet. Wien1978. (Wiener Studien zur Tibetologie und Buddhismuskunde. 2.)
Lektion 18 205
15
20
Übungen zu Lektion 18
10 | ^ ^ ^ 5 ; ^ ^ ^
^
qq'sq]-q§ai'S^'^raj5j-
CS -N -N CS
206 Lektion 18
Erläuterungen
^K9 Nachgestellter Relativsatz (selten!)
"Mit * Werden' (skr. bhava) behaftete Daseinsfaktoren";
es handelt sich um diejenigen Elemente des Daseinsstromes (samsära), denen ein
erneutes Werden bestimmt ist.
(fe-X- Vgl. 16.9.6 a r ^ * a^V ist Futurstamm in voluntativer Funktion: "Weshalb willst [du] allein
um meinetwillen den Fall in das Meer des Leids nicht empfinden, wo doch
Geboren werden und Zugrundegehen allen zuteil werden?"
7f RS"^' "" ^ T ^ ' ^st der gesamten folgenden Konstruktion von ^QTSSj" bis
^q|*TS|ST konditional subordiniert. Die TemporaWKonditionalkonstruktion R*f[\m
sqj* - o | « ^ - y bezieht sich auf das Prädikat "' q ^ ' W s ' g ' ^ ' .
10 j j ^ # q ^ v g # q v R q ] ^ ' * | * T Warum wird hier der Futurstamm verwendet?
v^z,- "wieder" — vgl. dazu den vorangegangenen Abschnitt der Mahäsattva-
Erzählung und zwar den letzten Satz des Übungsstückes zu Lektion 17.
11 uqe;- ist hier enklitisch.
^ ^ • s r l ' ^ ' q ^ - ^ ' g k j ' Welcher Genitiv liegt hier vor? — Zu den sieben Arten
von Juwelen vgl. das Glossar.
12 q|^«r hier für ^ * J | q ^ ' § # ^ ' q | ^ * ! ' ; vgl. Zeile 3.
15 &tä"3r Hier und in den folgenden Sätzen ist der ursprünglich deiktische Charak-
ter der Finalpartikel des Aussagesatzes noch deutlich zu spüren.
19 *f3pi^' "auch früher schon".
Neue Wörter
$ | Bettelmönch ('der um der Tugend willen Bettelnde')
metrisch für ^ ' ^ ' q ^ ' "Versenkung" ( ^ ' ^ ' ist Intensivbildung zu
q ] ^ - "Grund"!)
wünschen, verlangen
q' wenden, abwenden; wehren, abwehren
PF q|qr
qg^-q- auch S^^l", sanft, mild
Lektion 19
19.1 Die Morphologie der Stammformen des tibetischen Verbs. Vorbemerkungen1
Eine allgemeine Charakterisierung des tibetischen Verbs, seiner morphologischen
Möglichkeiten und der Funktion seiner vier (primären) Stammformen erfolgte bereits
in den Abschnitten 8.4 und 9.1. Jetzt soll eine möglichst praktische2 Übersicht über
die Gesetzmäßigkeiten gegeben werden, die die Veränderungen tibetischer Verbal-
stämme beherrschen. Eine genaue Kenntnis dieser Gesetze ermöglicht nicht nur die
schnelle und richtige Zuordnung zusammengehörender Stämme, sondern schärft
außerdem den Blick für fehlerhafte oder seltene Formen.
Mit der Bildung der vier Stammformen sind die morphologischen Möglichkeiten des tibetischenVerbs nicht erschöpft. In einer großen Zahl von Fällen existieren eine Reihe weiterer Verbal- undNominalableitungen (z.B. Kausativ, neutrale oder passive Form usw.). Obwohl es wichtig undnotwendig ist, diese Verwandtschaftsbeziehungen frühzeitig zu beachten, überschreitet ihre Darle-gung wegen der Fülle des Materials den Rahmen dieser Einführung. Zu den Problemen der"weiteren Morphologie" des tibetischen Verbs liegen bereits zahlreiche Untersuchungen (mit sehrgegensätzlichen Deutungen) vor; bibliographische Hinweise entnehme man der Bibliography of
Sino-Tibetan Languages, ed. by Robert SHAFER et al., Vol. L.2, Wiesbaden 1957, 1963.
Bei der Analyse von Stammformen empfiehlt es sich, diese in die folgenden vier
Bestandteile zu zerlegen und deren Veränderungen gesondert zu betrachten:
Präfix — Basisbuchstabe — Vokalisation — Auslaut
Zwar kann eine tibetische Verbalform maximal sieben Bestandteile - nämlich Präskript,
Superskript, Basisbuchstabe, Subskript, Vokal, erster Auslautkonsonant, zweiter
Auslautkonsonant - haben; von ihnen bleibt aber das Subskript stets, das Superskript
mit nur einer Ausnahme (siehe weiter unten) unverändert und die Auslautveränderun-
gen lassen sich zusammengefaßt behandeln, so daß nur die vier oben genannten Be-
standteile für die Stammabstufung von Bedeutung sind.
1 Ich empfehle nunmehr zur eingehenden Lektüre die Untersuchung von W. SOUTH COBLIN: "Notes
on Tibetan Verbal Morphology", in T'oung Pao, Vol. LXII, S. 45-70.2 Praktisch ist hier als "deskriptiv" zu verstehen. Auf die z.T. sehr schwierigen und bis heute nicht
eindeutig geklärten Funktionen der Veränderungen kann hier nicht eingegangen werden.
208
Beispiele:
qftqjiT
3*Vff
qgjqpr
gton
'khrol
'bigs
byed
smra
bsgrags
Lektion 19
P
g
•
•
-
-
b
B
T
Kh(r)1
B
B(y)
(s)M(r)
(s)G(r)
V
0
0
i
e
a
a
A
n
1
(g)s
d
-
(g)s
Alle im folgenden besprochenen Änderungen stellen nur mögliche Typen dar; in
keinem Fall sind sie obligatorisch für Verben mit etwa demselben Präskript, Basisbuch-
staben, Vokal oder Auslaut.
19.2 Veränderungen des Auslauts
Die Auslautveränderungen lassen sich in fünf Gruppen einteilen:
a) Os D D D
Ein im Präsens vorhandenes -s (nach vorangehendem Konsonanten!) fällt bei den
übrigen drei Stammformen aus.
Präsens
e^qsr 'debs
qqfcsr 'gens
Perfekt
q^q' btab
qT]C/ bkafi
Futur
qi^q' gdab
^]^' dgah
Imperativ
Icfq' thob
p^ ' khon
b Os D$ n Dy
Ein im Präsens vorhandenes -s (nach vorangehendem Konsonanten!) fällt beim
Futurstamm aus.
1 Eingeklammerte Buchstaben bleiben hierbei unberücksichtigt.
Lektion 19 209
fN*T süegs
qqqjsj* 'bigs
qSsjiST bsnegs
"«ta|*T phigs
q § s r bsfleg
^qqn' dbig
fN*T snegs
fijqiar phigs
c) D
Ein im Präsens vorhandenes -d geht beim Perfekt- und beim Imperativstamm in
-s über und fallt beim Futurstamm aus.
wte* müed
3^ ' ft^rf g*T byas
5$j' müe
d) D D
Perfekt und Imperativstamm werden gegenüber dem Präsensstamm um ein -s
erweitert. Auslautendes -n im Präsens wird in diesem Fall in den übrigen Stämmen zu
-n.
smra smras f smra
sgrub bsgrubs bsgrub f sgrubs
bläh
) D D D Qy
Nur der Imperativstamm wird gegenüber den anderen Stämmen um -s erweitert.1
Auslautendes -n im Präsens wird in diesem Fall in den übrigen Stämmen zu -n.
q ^ ' fow/z
q^' phyuh a^^j- phyuhs
Zu diesem Typus gehören nur ganz wenige Verben.
210 Lektion 19
Die alte Orthographie des Tibetischen kannte noch einen weiteren Typus der Auslautvariation:
f) D Dd D Dd
Der Perfekt- und der Imperativstamm sind gegenüber dem auf -n, -r oder -/ auslautenden Präsens
um ein -d ( "5 1") erweitert.
rrten
skyur
sei
^$)*F\ brtend
q S*^" bskyurd Tbrten
bskyur
bsal
ifff rtend
fj*^" skyurd
Das später ausgefallene "5 1" erweist sich durch die Beeinflussung des Anlauts einer nachfolgen-den Final- oder Koordinationspartikel noch als wirksam; vgl. 6.4 und 15.5.
19.3 Veränderungen des Stammvokals (Ablaut)
Bei der Stammabstufung treten insgesamt (d.h. mit und ohne Variation) 10
Vokalreihen für den Stammvokal auf.
a)b)
c)
d)
e)
aa
i
i
u
aa
i
uu
aa
i
uu
a0
i
uu
I)
g)
h)
i)k)
ee
e
0
0
ee
a
0
a
ee
a0
a
e0
0
0
Jeder der fünf möglichen Vokale des Präsensstammes kann also unverändert
bleiben;1 u bleibt sogar stets unverändert. Für ein a, i oder o im Präsensstamm gibt
es eine, für ein e zwei Ablautreihen. Die Ablautreihe für das i taucht nur in den
wenigen unter 19.2.e beschriebenen Fällen auf.
Beispiele:
a)
b)
c)
d)
^ 'phrad
aj' ha
§jq# 5^r/ft
Q^^' 'dzin
g^# phrad
R^' bhas
qgq?4' bsgribs
R^' bzuh
g^ ' phrad
q^' ft/m
q^q* bsgrib
g«s' phrad
Ski' fräs
1 Bei sonstigen Änderungen des Verbal Stammes.
Lektion 19 211
e)
0
g)
h)
i)
k)
gq* sgrub
qcrjor 'gro/
| q | - sgrog
q§jq*r bsgmbs
3Üj*r mfies
q ^ ' brten
q^ ' fryas
q rfar bkrol
qgjq* fogrwZ?
q ^ ' */t^
3' fya
*$W dgrol
jSW sgrubs
^ ' rton
19.4 Veränderungen des Präfixes
Die Veränderungen der Präfixe bei den Verben lassen sich in fünf Hauptgruppen
einteilen:
a) ra ra ra D (P steht für Präfix)
Das Präfix des Präsensstammes bleibt beim Perfekt- und Futurstamm erhalten
und fällt beim Imperativstamm aus.1
q§}^' bgyid
&!*£' mftan
qq^' 'phen
q§J*T bgyis
$V?j3i' mnan
c^cjf 'phans
q | ' bgyi
Wh&r mflan
q«m; 'phan
%**' gyü
"Sk# Hon
Tfcw phons
b) PO D PD D
Das Präfix des Präsensstammes fällt beim Perfekt- und Imperativstamm aus;
beim Futurstamm bleibt es erhalten oder geht in ein anderes Präfix über.
V gyur
'bigs SW]*!' phigs
1 Für die Präfixe *J| und ^ gibt es nur unsichere Belege.2 Historisch betrachtet gehört dieses Beispiel vielleicht in die Gruppe e), denn der vorliegende Per-
fektstamm ist möglicherweise das Verschmelzungsprodukt einer älteren (theoretischen?) Form *b-bigs.
212 Lektion 19
In diese Gruppe läßt sich auch der folgende Sonderfall einordnen, der keine weitere direkteParallele hat:
g^' sbyin §^' byin g^" sbyin §^" byin
Hier verhält sich also das Superskript in der Weise wie die Präfixe dieser Gruppe!
c) PO D D D
Das Präfix des Präsensstammes fällt in den übrigen drei Stammformen aus.
Q ^ ' 'phrad
q q ^ ' 'bod
fij^' phrad
q*T bos
JJ^' phrad
q^' bod
g^' phrad
qV bos
d) (P)n (P)n
Diese Gruppe ist dadurch charakterisiert, daß der Perfekt- und der Futurstamm
das Präfix b- haben. Dieses geht vor dem Basisbuchstaben n in das Präfix m- über (nur
zwei Verben dieser Art sind bekannt). Beim Präsens- und beim Imperativstamm kann
ein Präfix vorhanden sein oder auch fehlen; lediglich die Kombination präfixloser
Präsensstamm - präfigierter Imperativstamm ist nicht möglich.
<3# ha
qaw 'cha'
q j ^ ' gnon
sfifc dgod
q<W bltas
qs*T bcas
SJ3J3T mnan
qq|^' bgad
R<*T blta
q^q* bca'
s i ^ ' mnan
qq]^' ft^örf ^qj^ ' dgod
e) PD ftD
Diese Gruppe ist dadurch charakterisiert, daß der Perfektstamm das Präfix b- und
der Futurstamm das Präfix g- (bzw. d- vor velarem Basisbuchstaben) hat. Als Präfix
des Präsensstammes tritt in der Regel '- auf, jedoch ist bei einer Reihe von Verben
auch das Präfix g- vertreten. Der Imperativstamm ist stets präfixlos.
Lektion 19 213
q j ^ ' gtoh
^%^\ 'jug
qqj^' 'god
q ^ " btah
q§q|' beug
q*fj^' bkod
q^c; gtah
QW3\' gzug
^3fj^# dgod
§q|- eftwg
f) D b/n^D
SJ«J*T klubs
Dieser Typus ist mir nur von fünf seltenen und darum unsicheren Verbalstämmen
bekannt.
19.5 Veränderungen des Basisbuchstaben
Bei den Basisbuchstaben finden sich die meisten und kompliziertesten Verände-
rungen. Die Veränderungen beschränken sich jedoch auf 13 der 28 Buchstaben, die als
Basisbuchstaben eines tibetischen Verbs fungieren können,2 nämlich
Die übrigen 15 Buchstaben, nämlich
T], q - R, ^, ^ ^i - ^ , a, q - IM, * , ai - ^ , «i, ^
bleiben unverändert, sofern bei den betreffenden Verben überhaupt eine Stammabstu-
fung stattfindet.
Bei den 13 veränderungsfähigen Buchstaben - die alle bei der Stammabstufung
auch unverändert bleiben können - treten 20 Variationsreihen von sehr unterschiedli-
cher Besetzung auf, die sich in 8 Hauptgruppen zusammenfassen lassen.
In Gruppe a) sind die Basisbuchstaben unaspirierte Tenues3, in den Gruppen b) - d)
sind es aspirierte Tenues3 und in den Gruppen e) - h) Mediae3.
1 Vor dem Basisbuchstaben n.2 % und WS fallen von den 30 Grundbuchstaben aus.3 Im Sinne der Transliteration, nicht im Sinne der phonetischen Transkription!
214 Lektion 19
A Unaspirierte Tenues als Basisbuchstaben
a) Diese Gruppe umfaßt die folgenden Konsonantenreihen:
Präsens Perfekt Futur Imperativ Pr.
c
t
ts
Pf.
c
t
ts
Ft.
c
t
ts
Imp.
ch
th
tsh1
Die unaspirierte Tenuis des Präsensstammes wird nur im Imperativstamm durch
die aspirierte Tenuis ersetzt.
*tf&\ gcod
q j ^ ' gton
qßqj- gtsug
qs^ ' bcad
q^C btan
q^q]«M' ö ^ w ^ q|^q|- gttiig
3B*N" chod
Ifc: thon
^q]^J' r^Mgj
Die wenigen in diese Gruppe fallenden Verben2 sind stets mit dem Präfixtyp e)
(d.h. gD bU gU D) gekoppelt.3
B Aspirierte Tenues als Basisbuchstaben
Aspirierte Tenues als Basisbuchstaben des Präsensstammes unterliegen nur dann
einer Variation, wenn sie das Präskript '- (<T<^') haben.
b) Diese Gruppe umfaßt lediglich drei Verben mit dem Basisbuchstaben ph:
ph ph ph
Das ph des Präsensstammes wird nur im Futurstamm durch b ersetzt.
1 Unsicher, da nur auf dem angeführten Beispiel beruhend, das aus einer einheimischen tibetischenGrammatik stammt. Möglicherweise muß ^afc]*l" als Präsensstamm angesetzt werden.
3 Die aus Analogieüberlegungen geforderten Konsonantenreihen f] *] 1\ p und *! «11 «f sind nicht zubelegen.
Lektion 19 215
qgor 'phral
qg# 'phri
q§q]' 'phrog
gar pfcra/
5P]$T phrogs
^gar <#?ra/
^gcf]' <#>rog
gor pftra/
g*r pftrcs
gq^ST phrogs
Einige Stammformreihen in europäischen und tibetischen Wortlisten legen die Aufstellung zweier
weiterer in diese Gruppe fallender Konsonantenreihen nahe:
P kh
th
kh
th
k
t
kh
th
In allen Fällen lassen sich jedoch Varianten der Art nachweisen, daß die so entstehende Kon-sonantenreihe in eine der besser abgesicherten Gruppen fallt. So geben JÄSCHKE und LALOU für
|§^'*J' einen Perfektstamm j§^" und einen Futurstamm ^5" (bei JÄSCHKE immerhin mit einemFragezeichen versehen), während die Stammformen bei dem tibetischen Grammatiker GSER TOGfolgendermaßen lauten:
'khrid khrid khrid khrid
Damit folgen sie einem weitverbreiteten Typus (vgl. 19.4.c). — Umgekehrt findet man statt dervon tibetischen Grammatikern gelehrten Reihe
•khrud 'khrus
bei JÄSCHKE den besser belegten Perfektstammder folgenden Gruppe c) zufallt.
^3J" bkru | |*r khrus
W" bkrusy womit die Reihe der Basisbuchstaben
c) Diese Gruppe umfaßt die folgenden fünf Konsonantenreihen:
€
P
&
kh
ch
th
tsh
tsh
k
c
t
ts
s
k
c
t
ts
s
kh
ch
th
tsh
tsh
In den ersten vier Reihen bleibt die aspirierte Tenuis des Präsensstammes beim
Imperativstamm erhalten, beim Perfekt- und Futurstamm wird sie durch die unaspirierte
Tenuis ersetzt. Die dentalen Affrikaten der vierten Reihe können in einigen wenigen
Fällen durch die dentalen Sibilanten vertreten werden (5. Reihe).
216 Lektion 19
qm^# 'khrud
q&o; 'cha'
q ^ " 'thuh
qaScj]' 'tshag
Q.&R' 'tshab
qmr bkrus
qs*T bcas
RKZJV btuns
q^qi^T btsags
qir bkru
q*C/ btuh §^«r thuhs
5^q' tshob
Die nicht übermäßig zahlreichen Verben dieses Typs sind fast immer mit der
Präfixreihe d) gekoppelt, vgl. 19.4.b.
Es fallt auf, daß unter den obigen Reihen die der Labiale fehlt. Das liegt daran, daß der Basis-
buchstabe p innerhalb der Stammabstufung keiner Veränderung fähig ist und auch nicht Resultat
einer Veränderung (bei ph oder b als Basisbuchstaben) sein kann. Vgl. hierzu die isolierten
Gruppen b) und e).
Ebenso war kein Verb mit der Basisbuchstabenreihe
ch ch
nachzuweisen, obwohl sie in Analogie zur zweiten Reihe der dentalen Affrikaten durchaus zuerwarten gewesen wäre.
d) In diese Gruppe fallen nur ca. 10 Verben, deren Basisbuchstabe entweder ch oder
tsh ist. Die beiden Konsonantenreihen dieser Gruppe lauten:
*
*
ch
tsh
s
s s
s
s
Das ch bzw. tsh des Präsensstammes wird in den übrigen drei Formen durch den
homorganen Sibilanten ersetzt.
0 ^ ' 'chad
qaf' 'tsho
q^S,' bsad
q W bsos
q ^ ' bsad
3]*? gso
sQ^r sod
wr sos
Für einige der in diese Gruppe fallenden Verben werden auch mit dem Präsensstamm identischeFuturstämme gelehrt, z.B.
^***" 'char ^ ' sar f &V 'char *\*' sar
Lektion 19 217
Die in Frage kommenden Verben sind in ihrem Formenbestand jedoch nicht genügend gesichert,um als Untergruppe von d) mit den folgenden beiden Reihen aufgestellt werden zu können.
ch
tsh
s
s
ch
tsh
s
s
C Mediae als Basisbuchstaben
Mediae als Basisbuchstaben des Präsensstammes unterliegen nur dann einer
Variation bei der Stammabstufung, wenn sie das Präfix '- (T<§C/) haben.
e) In diese Gruppe fallen eine Reihe von Verben mit dem Basisbuchstaben b. Die
Konsonantenreihe lautet:
ph ph
Der Basisbuchstabe bleibt beim Futurstamm erhalten; das Präfix wechselt von '-
zu d-. Beim Perfekt- und Futurstamm geht er in präfixloses ph über.
- 'bigs r phigs ' dbig fijq|*T phigs
Es besteht begründeter Anlaß zu der Vermutung, daß der Perfektstamm phigs auf ein älteres *b-pigs (welches seinerseits die regelmäßige Dissimilation einer Urform *b-bigs ist) zurückgeht.Damit wäre die Gruppe e) lediglich ein modernerer Sonderfall der nachfolgenden Gruppe f).1
f) Diese Gruppe besteht aus den folgenden beiden Konsonantenreihen, für die es
eine große Zahl von Belegen gibt.
<?
g
d
k
t
g
d
kh
th
Die Media des Präsensstammes bleibt im Futurstamm erhalten, wobei jedoch das
Präfix wechselt (s.u.). Im Perfektstamm geht sie in die unaspirierte, im Imperativstamm
in die aspirierte Tenuis über.
Diese Gruppe ist stets mit der Präfixreihe e) gekoppelt.
Vgl. auch die Anmerkung zu 19.4.b.
218 Lektion 19
qqf<y 'god
q W 'dul
q ^ ' bkod
q W btul q] W g w/ 501* thul
Ebenso wie für b exisitieren für j und dz besondere Reihen (vgl. die Gruppen g) und h) weiter
unten).
g) In diese Gruppe fallen die meisten der stammabstufenden Verben mit den Basis-
buchstaben j und dz. Die Reihen lauten:
t
;dz
c
ts
z
z
ch
tsh
Bis auf den Futurstamm, bei dem der homorgane Sibilant auftritt, entspricht die
Variation der von Gruppe f).
Q J 5 W 'joms
q^ # btsum q | ^ ' gzwm
afaw choms
&zi*t' tshums
Auch hier gehen die "unregelmäßigen" Futurstämme vermutlich auf ältere "regelmäßige"
Formen auf gj- bzw. gdz- zurück, die aus euphonischen Gründen vereinfacht wurden.
h) Einige der Verben mit den Basisbuchstaben j und dz im Präsensstamm zeigen
eine einfachere Variation nach folgendem Schema.
3 3
j
dz
i
z
i
z
i
z
Die Media des Präsensstammes wird also in allen übrigen Stämmen durch den
homorganen Sibilanten ersetzt.
qlfq]- 'jog
qt^' 'dzin
q^q]' Mag
q ^ ' few/i
qj^q]' gzag
S\^'gzun
^q|- iög
Man vgl. hierzu die analogen Vereinfachungen in der Gruppe d) bei den entsprechenden aspirier-
ten Tenues.
Lektion 19 219
19.6 Sonderfälle
Die Zahl der Verben, deren Basisbuchstaben Veränderungen nicht in eine der acht
Gruppen des vorigen Abschnitts fallen, ist nicht übermäßig groß. Eine genauere und
vollständigere Darstellung als die hier dargebotene wird sich natürlich gerade dieser
Ausnahmen besonders annehmen und an ihnen die allgemeinen Veränderungsgesetze
(die oben nur zum Teil angedeutet werden konnten) überprüfen müssen. Es folgen
einige dieser Sonderfalle.
Die ersten drei Verben zeichnen sich durch eine anscheinend sehr unregelmäßige
Variation des Basisbuchstaben aus:
a) ' Ituh Km Ihuh ' Ihuh Ihuh
b)
c)
]* Idug jjq]*T blugs ' blugs
Vldud sblud ' blud •K' blud
Nach tibetischer Auffassung lauten die Präsensstämme «R', SR\' und 3R
während die oben aufgeführten Stämme selbständige Verben repräsentieren sollen.1
d) q^oj' 'jal qsor bcal qj^cq- gzal o lo i ' 'jol
Man erwartet für den Imperativstamm *afar gemäß Gruppe g).
e)
f)
q|q' 'jib
^ 'jo
q^q^' bzibs
q^' bzo
q^q'2 bzib
q ^ bzo
q|q- 'jib
<£' 'jo
1 Die Variationen unter b) und c) sind für Walter SIMON eine wichtige Stütze seiner Metathesen-theorie im Anlaut.
2 Auch «^«T.
220 Lektion 19
Schematische Übersichtüber die
Stammformen des tibetischen Verbs
A)
a)b)
c)d)e)f»
Präfixreihen
P
Pi
P
-/PP-
P
-
-
b
b
b/m
P
P2
-
b
g/d-
-/p
(P = Präfix)
(P unverändert)
(P, = P2; P, * P2)
(P unverändert; der Fall - b b P kommt nicht vor)
(P nur g oder '; d im Futur nur vor Velar)
(m nur vor n; der Typus ist unsicher)
b) Basisbuchstabenreihen
a)
b)
c)
c c
t t
ts ts
k
c
t
c
t
ts
d)
ph ph b
kh
ch
th
tsh ts
tsh s
ch s
k
c
t
ts
s
ch
ch
th
tsh
ph
kh
ch
th
tsh
tsh
s
e)
f)
g)
h)
tsh
ch
tsh
b
gd
jdz
jdz
s
s
s
ph
k
t
c
ts
z
z
tsh
s
s
b
gdzzzz
s
s
s
ph
kh
th
ch
tsh
z
z
C) Vokalreihen D) Auslautreihen
a)
b)
c)
d)
e)
f)
g)
h)
i)
a
a
i
i
u
e
e
e
o
o
a
a
i
u
u
e
e
a
o
a
a
a
i
u
u
e
e
a
o
a
a
o
i
u
u
e
o
o
o
o
a)b)
c)
d)
e)
f)
ss
d-
--
-s
s
C/3
-
d
Der Fall f) ist in der neuen Orthographie
nicht mehr vorhanden; er ist jedoch noch
in der Form von Sandhigesetzen wirksam.
Lektion 20
20.1 Einführung in die tibetische Metrik,1 Vorbemerkung
Wegen der überaus häufigen Verwendung von Versen in Textgattungen aller Art
ist die Kenntnis der Grundregeln der tibetischen Metrik unumgänglich. Sie erleichtert
nicht selten die Interpretation schwieriger Stellen und ist außerdem oft ein präziser
Indikator von Text-, d.h. Überlieferungsverderbnissen.
20.2 Aufbau der Strophen
In der Übersetzungsliteratur aus dem Sanskrit und aus dem Chinesischen domi-
nieren die vierstolligen2 Strophen. In der Regel haben alle vier Stollen dieselbe Zahl
von Silben. Unter den so gebauten Strophen steht die aus viermal sieben Silben beste-
hende der Häufigkeit nach an erster Stelle. Sie repräsentiert den in buddhistischen
Lehrreden, Legenden, wissenschaftlichen Schriften, in der Spruchweisheit, im Epos
und in weiteren Literaturgattungen gleichermaßen verwendeten tibetischen Blankvers
(oder den tibetischen Slokä). In ihm sind z.B. die in den Lesestücken dieses Buches
enthaltenen ersten drei Kapitel der Spruchsammlung des Sa-skya Pandita und ein
Großteil der Strophen in den beiden Jätakas (Lesestücke III und IV) abgefaßt. Gele-
gentliche Unter- oder Überschreitungen dieses Normaltypus um einen Stollen bleiben
die Ausnahme. Sechszeiler kommen gewöhnlich dadurch zustande, daß die Vorlage
umfangreicher als üblich war.
Diesem starren Schema der Übersetzungsliteratur steht eine wesentlich freiere Be-
handlung der Strophenform in der einheimischen Dichtung gegenüber. Neben korrekten
Vierzeilern findet man Strophen mit ständig wechselnder Stollenzahl, innerhalb derer
auch die Silbenzahl schwankt. In anderen Fällen werden bestimmte regelmäßige
Schemata entwickelt, z.B. 3-2-2 ... -2; 3-2-2 ... -2. Sie ergeben sich jeweils aus der
Analyse der inhaltliehen und grammatischen Gliederung der Verse. Allgemein ver-
bindliche Regeln lassen sich in diesem Fall nicht anführen. Besonders vielfältige
Beispiele kann man den Liedern und der Biographie des Mi-la ras-pa entnehmen.
20.3 Aufbau der Stollen. Metrische Valenz
Den übersichtlichsten Stollenaufbau findet man in der Übersetzungsliteratur. Hier
gilt - von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen - die Regel, daß die Zahl der Silben pro
1 Vor der Lektüre der Sprüche des Sa-skya Pandita durchzunehmen.2 Stollen = einzelne Zeile einer Strophe; auch "Vers" genannt. "Vers" wird im Deutschen häufig
unscharf im Sinne von "Strophe" [= Zusammenfassung mehrerer Stollen] gebraucht.
222 Lektion 20
Stollen ungerade ist. Sie schwankt dabei zwischen 7 und 21 Silben.1
Diese Verse setzen sich nun stets aus einer zwischen 3 und 10 variierenden Zahl
zweisilbiger Versfüße zusammen mit einer einzelnen Silbe am Versende. Innerhalb der
Versfüße ist immer die erste Silbe metrisch stark und die zweite metrisch schwach,
weshalb man diese Versfüße als "Trochäen" bezeichnen kann. Sie sind die Grundbau-
steine tibetischer Verse.
Die autochthone Literatur Tibets kennt auch geradzahlige Stollen — besonders
beliebt sind achtsilbige —, die auf zweierlei Weise entstehen können:
a) Durch Setzung einer metrisch schwachen Auftaktsilbe an den Anfang eines
ungradzahligen Stollen
bdag blö yi päd mo | § | phye sU I
"der Lotus meines Verstandes hat sich geöffnet"
b) Durch die Verwendung dreisilbiger Versfüße vom Daktylus-Typ ( - - - )
§|§|f ba la $l§phyag Wgl ba § | | I
"Er sagt dem Kreislauf der Existenzen Lebewohl."
20.4 Aufbau der Trochäen
Die Verwendung des Trochäus als Grundbaustein der tibetischen Metrik erklärt
sich leicht aus der Struktur tibetischer Wörter, die zum überwiegenden Teil in der
Form Wortstamm — Partikel auftreten. Man hat also lediglich die sowieso häufig vor-
kommende Folge von bedeutungs- und tonstarker + bedeutungs- und tonschwacher
Silbe zur absoluten Norm erhoben. Da man nicht ständig mit der Folge Wortstamm -
Partikel arbeiten kann, weil 1) eine Reihe von Wörtern aus zwei Wortstämmen besteht
oder sie enthält und 2) die grammatischen Regeln nicht selten die Aufeinanderfolge
zweier Partikeln - etwa Numeruspartikel und Kasuspartikel - verlangen, sind außerdem
die Folgen Wortstamm - Wortstamm und Partikel - Partikel erlaubt. Bei ihnen gilt das
Gesetz der Positionsstärke der ersten Silbe. Das bedeutet, daß die wegen des Vorherr-
schens echter Trochäen metrisch starke erste Silbe eines Wortstammes ein (metrisches)
Übergewicht gegenüber dem folgenden Wortstamm erhält bzw. daß eine Partikel
gegenüber der folgenden metrisch dominiert.
1 Die nur sporadisch auftauchenden längeren Metren unterliegen denselben Gesetzmäßigkeiten wiedie mit maximal 21 Silben pro Vers.
Lektion 20 223
Durch die Trochäen wird ein Vers inhaltlich in der Weise gegliedert, daß ge-wöhnlich die beiden ihn bildenden Silben eine grammatische oder syntaktische Einheitdarstellen. Das Übergreifen über einen Trochäus hinaus ist nur bei Wörtern oder gram-matischen Formen mit mehr als zwei Silben erlaubt
§§ po H l Ina "fünf Edelsteine"
und tritt praktisch nie mehrfach hintereinander auf. Also nicht
rtn po ehe Ina rndms kyis
Obwohl dieser Passus nur erlaubte Folgen enthält, wirkt er innerhalb einerTrochäenfolge störend und irreführend, da er eher eine Zerlegung in zwei Daktylensuggeriert: §§| po ehe | | | rnams kyis.
Die Folge Partikel - Wortstamm, die bei der statistischen Auswertung einesTextes nur einen Anteil von weniger als 0,5 Prozent der untersuchten Trochäenerreichte, ist nur in Ausnahmefällen und nur isoliert erlaubt. Es liegt dann stets einebesonders enge inhaltliche und grammatische Verbindung dieses Versfußes mit demvorangehenden vor.
sin rta lä gnas "im Wagen weilend"
srid gsum lä phan "der Dreiwelt nützend"
Der größere viersilbige Rahmen mildert offenbar die Härte solcher Folgen.
Außer den Partikeln gilt noch eine Reihe von selbständigen Wörtern als metrischschwach. Es handelt sich hierbei um solche Wörter, die ausschließlich enklitisch - alsoihrem Bezugswort nachgestellt - verwendet werden können. Hierzu gehören z.B.
a) Vergleichswörter wie <*}*,', ^ 5 ' , &b) besitzanzeigende Adjektive wie q w , Wj', Q^",Q^GT und ihre Verneinungen
c) Pronomina wie 3j£/, %',
d) Postpositionen wie W",
e) Adverbien wie 6*T, ^ *
f) Hilfs- und Modalverben wie
Ihre metrische Schwäche zeigt sich daran, daß sie, wenn sie auf der Thesis — dasist die erste, betonte Silbe — des Trochäus stehen, ebenso selten von einem Wortstammgefolgt sind wie die Partikeln, daß sie aber durchaus aufeinander oder auf eine Partikelfolgen dürfen. Die metrische Valenz dieser zuletzt beschriebenen Folgen ist dann mitder der Folge Partikel - Partikel zu vergleichen.
224 Lektion 20
qrv, ^W und o;, die vokalischen Formen der Konzessivpartikel, der Finalpartikeldes Fragesatzes und der Finalpartikel des Aussagesatzes, gelten in der Regel als nicht-silbenbildend. Sie werden dann — meistens — ohne den silbentrennenden Punkt (3>qpmit der vorangehenden Silbe verbunden.
sfq-qqq/mc/,?;' | | | | pa 'an | § | | na
Die beiden Finalpartikeln können jedoch im Bedarfsfall auch silbisch verwendetwerden. Sie werden dann — meistens — durch den aSqr von der vorangehenden Silbegetrennt.
nägs kyis brj4d pa |§ I
20.5 Hilfsmittel zur Bildung einer Trochäenfolge
Da die Wortstellung im Tibetischen nicht frei ist, sind zusätzliche Hilfsmittelerforderlich, um eine durchgehende Trochäen folge zu erzielen. Es werden zu diesemZweck hauptsächlich die folgenden vier Techniken verwendet.
a) Ausstoßung von Silben
Es dürfen ausfallen — hier jeweils in eckigen Klammern ergänzt —:
(1) Nominalpartikeln (auch flektiert)
5^-qqqj | | | [pa'i] phyir chü bo thänts cad 'Mb I
(2) Numeruspartikeln
VT<^| ff mal f6d zer [rnams] Mi ba | | I
(3) Kasuspartikeln
gp^'g'qV^VVq5j£J$l| U l i chen [gyi] spyf bor | | i | du 1§§I! I
(4) Gerundialpartikeln
^^•^•^5j 'y^^'Tl^ 'ai^ '^aj | HH pu H | [na] yah kitn las rgyäl I
(5) Finalpartikeln
i l Hü PU Üi yQn i l i ias
Lektion 20 225
Auch wesentliche Wort- oder Satzbestandteile wie etwa die Diminutiv- und die
Intensivpartikel oder das Relativ- bzw. Demonstrativpronomen in einer Relativkon-
struktion können ausgestoßen werden.1
für ^ • ^ a f q | * r s r oder ^'q|<3j' für
b) Kontraktion
ist eine Kontraktion von
' ist eine Kontraktion von
Sehr viele ursprünglich rhythmisch bedingte Kontraktionen haben wortbildend gewirkt. Einegenauere Sichtung des tibetischen Wortschatzes wird Hunderte von Kontraktionen zum Vorscheinbringen. Die hier behandelten metrischen Gesetze stehen in sehr enger Beziehung zu denen derWortbildung.
c) Dehnung
Es werden u.a. gedehnt
(1) die vokalische Form der Genitivpartikel2 -^' zu &j*
fly'Sr (zweisilbig) für einsilbiges ^O,"
(2) die vokalische Form der Instrumentalpartikel -q*r zu 5
arSj^r (zweisilbig) für einsilbiges < w [alte Form:
(3) die vokalische Form der Terminativpartikel -V zu
(dreisilbig) für zweisilbiges i j ^ ' ^ ^ '
d) Einschub von Expletiva
Es können eingeschoben werden
(1) die Isolationspartikel «'
^ 5 ) ^ ' statt ^W
(2) die Numerus- {bzw. Kollektiv)partikel ^qr
!'statt s^'3
1 Vgl. hierzu auch die Erläuterungen zu Lesestück II, Kap.l, Strophe 6.2 Diphthonge können - je nach den metrischen Erfordernissen - ein- oder zweisilbig gelesen werden.
Vgl. Lesestück IV, Strophe 9c ^ 3 " ^ | * (einsilbig) und Lesestück II, Kap.3, 30d 5g«J" (zweisilbig).
226 Lektion 20
(3) die Lokativ-I-Partikel 3j# {nach Instrumental und Terminativ)
af statt
af statt
(4) die Terminativpartikel *£ (nach dem Ablativ I)
j # statt
Zwei freie Silben können nach dem Muster von §"5)*T3t" für 3$T (siehe oben
unter 1)) mit Hilfe von W^', ^\^\ °d e r a u^ ähnliche Weise ausgefüllt werden.
Alle unter a) - d) beschriebenen Hilfsmittel treten häufig und in vielfachen Kom-
binationen auf.
20.6 Zäsur
Das Stollenende kann, aber muß nicht unbedingt, mit einem grammatischen, syn-
taktischen oder inhaltlichen Einschnitt zusammenfallen. Neben Strophen, in denen die
Stollen als klares Gliederungsprinzip dienen, finden sich solche, in denen sogar ein aus
mehreren Silben bestehendes Wort über das Stollenende in den folgenden Stollen hin-
einreicht. Die konstante Silbenzahl erweist sich hier als stärkeres Gliederungsprinzip
gegenüber dem Inhalt und der Konstruktion.
Eine ausführlichere Darstellung der Metrik der tibetischen Übersetzungsliteratur
findet sich in Michael HAHN, JüänairMitras Vrttamälästuti, Wiesbaden 1971, S. 50-
65.
Lesestück I
Die Geschichte vom Hausvater dByig pa can
Diese Geschichte handelt vom Hausvater dByig pa can (skr. Dandin), der sich
ohne böse Absicht einer Reihe von zum Teil gravierenden Vergehen schuldig macht,
aber dennoch dank der großzügigen und originellen Rechtsauslegung des klugen Königs
mDzes pa (skr. Ädarsamukha) straffrei ausgeht. In der indischen Literatur ist sie
sowohl im Vinaya der Mülasarvästivädins (ed. Sitämsusekhar BAGCHI, S. 71-6) als
auch im Päli-Jätaka (Erzählung Nr. 257) erhalten; eine kunstvolle Bearbeitung dieser
Legende stellt die 30. Erzählung der Jätakamälä des Haribhatta dar1. Die vorliegende
Fassung stammt wie die Geschichte von der hungrigen Tigerin (Lektion 14ff.) aus dem
&j£X$j"g<3p sie ist gegenüber den obengenannten Versionen um das salomonische Urteil
erweitert.
1 Näheres zur Jätakamälä des Haribhatta weiter unten bei den Erläuterungen zu den Lesestücken III
und IV.2 Zur Einleitungsformel vgl. die Erläuterungen zum Anfang der Geschichte von der Tigerin in
Lektion 14.
** **': "a^s ^ e Schwiegersöhne) sich [im Haus ihrer Schwiegereltern] versammelten".
" ^ * 1 "*^ q l"^": Die Semifinalpartikel kann hier kausal übersetzt werden.
*: "als sie hin- und hergingen".
n (m i r) keine Möglichkeit zum Bleiben".
228 Lesestück I
^
10
^ \ lst modal zu übersetzen.2 ^'^": Womit wird ^* koordiniert?3
"lange Zeit hindurch" — so nach der chinesischen Vorlage!
': Man erwartet hier g J ^ V ^ ' S ' ^ ' ; vgl. Zeile 9.5 ^«I*^T]^*^r*q]^'^'^^-^'§[-q-^-: "entsprechend der Leichtigkeit, mit der Farbe von einem
weißen, reinen Baumwolltuch aufgesaugt wird".6 ^5|'q#or ist final zu übersetzen "zu [seinem] Heil".
"nur jetzt".
^': "nicht nur ..., sondern auch ...".
Die Geschichte vom Hausvater dByig pa can 229
15
20
De r Name des Königs lautet, wie aus den anderen Quellen bekannt ist, auf Sanskrit
Ädarsamukha "Spiegelgesicht". In der chinesischen Vorlage dieser Geschichte steht die Form A-po-lo-t7-
mu-ch'ieh, die entweder stark korrumpiert ist oder aber auf skr. *aprati(ma)mukha "ein unvergleichlich
[schön]es Gesicht besitzend" (so anscheinend der tibetische Übersetzer) zurückgeht.2 S l ^ ' I f ^ ^ ^ T ^ ' ^ ' ^ ' Y " : Q^y**' wird hier in der Bedeutung "herausgehen" gebraucht.3 ^ ^ ^ ' y j ^ ^ ' ^ ^ ' V ^ ^ ' ^ ^ ' ] : "Laß uns zusammen zum König gehen!"4 ^ari-qj^#V<&'K": periphrastisches Futur, vgl. 16.9.5 owSj'^V^'ap "in der Mitte des Weges, mitten über den Weg"; d.h. der Weg wird durch einen
Fluß unterbrochen.
230 Lesestück I
^ ' t
-q-^^^|^q^^^
25
'cr^-: "an dem Orte Soundso".
!": Dieser modale Akkusativ wird durch ^*T^"$| "*ll<C' aufgenommen.
^ ' S ^ ' ^ ' o ] ^ "Selbst wenn dByig pa can (aus unserem Rechtsstreit) als Sieger
hervorgehen sollte, ist (dies immer noch) besser, (als daß erstens ... und zweitens ...)".
10
15
20
Die Geschichte vom Hausvater dByig pa can 231
25 |§ar^'«-Y&^-q-<w^ I^'^'
1 §t"V steht wohl unkorrekt für ^If^'2 q^q|*q'wj^' muß als logisches Subjekt interpretiert werden. Man erwartet in Analogie zum
vorangehenden Satz fWj'WJ]^".3 ^ C J 1 " : Modaler Akkusativ in proleptischer Funktion.4 goj-^-aj-y^^; "bei eben diesem König".
232 Lesestück I
S
15 %q| |^3q]"^ '«^"^ 'ga j"^-q^q"q^"S"i?^"g^"^^"^^^"^
2 0 ^ ^ ^ ) ^
1 ^ " ^ ' s t e h t h i e r k u r z f ü r ^ " C 5 ^ ' q ^ * -2 «3]%q]' '" q|$q]': "den einen ... den anderen ...".3 S*q]%sj]'y: "auf einmal".4 äjor2f»ß*rq-^-ar : Modaler Lokativ — "hinsichtlich jenes Königs mDzes pa".5 R ^ r a ^ ' q ^ V ist Apposition zu X«I'.
nAus den Sprüchen des Sa-skya Pandita
Die von dem Sa-skya1-Hieraxchen Kun-dga' rgyal-mtshan (1181-1252), der
wegen seiner umfassenden Gelehrsamkeit mit dem Ehrentitel Sa-skya Pandita aus-
gezeichnet wurde, verfaßte Spruchsammlung Subhäsitaratnanidhi ("Ozean trefflicher
Aussprüche") erfreut sich in Tibet einer seit ihrer Abfassung unverminderten Beliebt-
heit. In 457 Strophen, die nach dem Vorbild der indischen Afärz-Literatur2 geschrieben
sind, werden leicht verständliche Regeln der Lebensweisheit dargeboten. Die siebensil-
bigen Vierzeiler enthalten gewöhnlich in ihrer ersten Hälfte eine allgemeine Aussage
oder Maxime über menschliches Verhalten, die in der zweiten Hälfte durch ein kon-
kretes Beispiel illustriert wird. Gelegentlich wird hierbei auf indische Erzählungsstoffe
angespielt.
Die Sprüche wurden frühzeitig kommentiert und ins Mongolische übersetzt. Die
erste wirklich befriedigende Übertragung in eine europäische Sprache bietet die ausge-
zeichnete Dissertation von James E. BOSSON, A Treasury of Aphoristic Jewels, The
Hague 1969, vor. BOSSON, der sowohl den tibetischen wie auch den mongolischen Text
der Sprüche herausgibt und übersetzt, liefert neben einer literaturgeschichtlichen Ein-
führung und bibliographischen Angaben die notwendigen sprachlichen und sachlichen
Erläuterungen, so daß ich mich an dieser Stelle auf die für den Anfänger unerläßlichen
Hinweise beschränken kann. Vor der Lektüre der Sprüche sollte die Lektion 20 mit der
Einführung in die tibetische Metrik durchgenommen werden.
Die hier gebotene Auswahl enthält neben den beiden nicht zum eigentlichen Text
gehörenden Einleitungsstrophen die ersten drei von insgesamt neun Kapiteln, in welche
der Autor die Sprüche nach sachlichen Gesichtspunkten gegliedert hat.
Zum Titel des Werks:
Sa-skya Pandita, ein gründlicher Kenner des Sanskrit, stellt seinem Werk den
Sanskrittitel "Subhäsitaratnanidhi" voran. Subhäsita bedeutet "schöner, treffender Aus-
spruch, Sentenz"; ratnanidhi, wörtlich "Juwelenhort oder -Schatzkammer", ist ein ge-
bräuchliches indisches Metonymikon für "Meer, Ozean". Die genaue Wiedergabe von
Subhäsitaratnanidhi lautet also "Ozean trefflicher Aussprüche". Der tibetische Titel
stimmt nun auffälligerweise nicht genau hiermit überein, insofern als man *^'£rd&q'
cjj^V nur als Apposition zu i^cjifcj'qvcWV^r interpretieren kann, da die Partikel des
(erklärenden) Genitivs fehlt, also "Schöne Aussprüche, ein ganzer Ozean (davon)".
1 Name eines berühmten Klosters in Tibet.2 Skr. ntti = richtiges, kluges Benehmen; Lebensklugheit, Lebensweisheit; Politik, Staatsklugheit.
234 Lesestück II
1. Kapitel
1 Nach ft]«I" ist die Instrumentalpartikel ausgefallen. — Bei dem von allen Göttern und HeiligenVerehrten und Allwissenden handelt es sich um den Buddha (oder um den Bodhisattva Manjusri).
2 Der zweiteilige Ausdruck ^3f«Ä'S]^'*;WSlj|^* muß als (nachgestellte) Apposition zu ^W*ßT^'srinterpretiert werden, da andernfalls nach 1*^**1' die Genitivpartikel erforderlich wäre.
^ ' [diese Darlegung, welche] "falls man [sie] in gehöriger Weise prüft ...".v s t e h t verkürzt für 3^'«&'§V: "weil (der große Ozean der Hort [allen] Wassers) ist";
nominale Ausdrucksform der kausalen Unterordnung.5 öT^Ü^q^- steht verkürzt für6 a^"Tv s t e h t verkürzt für
^ ist Objekt zu 3f *l'.
ist elliptische Verkürzung für
Aus den Sprüchen des Sa-skya Pandita: 1. Kapitel 235
7?
- vgl . 3b.
Vgl. 3b und 4b.3 Am Anfang der Strophe muß sinngemäß %'^#CJVS* ergänzt werden.4 Vor Z3^f^' ist sinngemäß y^T zu ergänzen.5 Am Anfang ist sinngemäß t ' § ^ ' zu ergänzen. — Zur Konstruktion vgl. 17.2.6 ^ S P ' Futurstamm mit nezessitativer Bedeutung!7 § "^ '3 ' *^ ' Terminativ des Nutzens und des Schadens (metrisch für den zu erwartenden Lokativ II).8 Hier steht der Terminativ metrisch für den Soziativ.9 S '^l* ist logisches Objekt zu j*SV.
10 sjpsrq* — q|$q|-qj«r bildet mit Q\*IW eine Zirkumposition zu <3ÜS|'^'.
"^^'^" "intelligente Bösewichte". - Der Charakter ist wesentlich, nicht die Intelligenz.12 Der Kommentar des Dmar-ston, eines Schülers des Sa-skya Pandita, zum Subhäsitaratnanidhi
erzählt dazu die folgende Geschichte: ein armer Brahmanenjunge bringt es zu Macht und Reichtum,
236 Lesestück II
?V | 5
9L
indem er leichtgläubige Leute übertölpelt. Damit er nicht dafür büßen muß, besiegt er wiederum durch
Tricks alle seine Feinde und usurpiert den Königsthron eines seiner Feinde. — Auf diesen Kommentar
(Delhi 1968, Lhasa 1982, Gangtok 1983) verweise ich auch bei künftigen literarischen Anspielungen.1 2rjV^*rq|gzj|*rq': "durch schlechte, schädliche Ratschläge verwirrt".2 E/OJV — >TJS/: " w } e s e h r auch".
3 g ' ^ ' S ' "ein Teil des zu Tuenden". Gemeint ist wohl: "das, was er für seinen Teil (als seine per-
sönliche Aufgabe) zu tun, zu erfüllen hat".4 Der Topos von den besonders schnell laufenden Ameisen ist mir unbekannt; er wird auch nicht in
der zu dieser Strophe gehörenden Erzählung des Kommentars behandelt.5 Der Kommentar erzählt, wie Visnu den Garuda mittels einer List zu seinem Reittier machte.6 Sa-skya Pandita spielt auf die berühmte Geschichte vom Prinzen Sutasoma (auch Candra," Mond",
genannt), einer früheren Verkörperung des Buddha, und dem Menschenfresser "Fleckfuß", Kalmäsapäda
(auch Saudäsa, Sohn des Sudäsa, genannt), an. Dieser hatte geschworen, den bösen Geistern hundert
Prinzen zu opfern. Aus Hochachtung vor der Tugendhaftigkeit des Prinzen Sutasoma gab er aber sein
Vorhaben auf. Diese Legende ist in vielen Fassungen überliefert; vgl. hierzu die Erläuterungen und
Literaturhinweise bei BOSSON, S. 306.
Aus den Sprüchen des Sa-skya Pandita: 1. Kapitel 237
pe
30
1 Nach altindischer Vorstellung vermögen die Hamsas (eine Gänseart) aus einem Milch-Wasser-
Gemisch die Milch herauszufiltern.2 Hierzu ist noch die Variante sjaj^W überliefert, die sich m. E. nicht sinnvoll übersetzen läßt, da
die zweite Strophenhälfte ein mit I f '^*^ '^ ' korrespondierendes Subjekt aufweisen muß.3 a j p w ^ f } ^ ' verkürzt für s j p W W ^ ' i ) ^ ' ' "ist es nicht möglich, weise zu werden".4 Der Kommentar erzählt hierzu die bekannte indische Fabel von dem Hasen, der einen Löwen dazu
veranlaßt, sein Spiegelbild in einem Brunnen als vermeintlichen Gegner anzugreifen, wodurch der Löwe
umkommt.5 Vgl. Strophe 9: Bloßes Wissen genügt nicht, um weise zu sein.
238 Lesestück II
2. Kapitel
T*tej': zur Ellipse vgl. I.3b, 4b, 4d.2 Welche Partikel ist nach 8fW' ausgefallen?3 § * y q ' ist Objekt.4 Der nach Sft'W zu erwartende Instrumental des Agens ist durch Haplographie ("Einmalschreibung
von zwei gleichen aufeinanderfolgenden Buchstaben) ausgefallen.
Aus den Sprüchen des Sa-skya Pandita: 2. Kapitel 239
J^^qp#q'fK'S)'§^| L
?o j 2
1 Die ersten drei Stollen enthalten Attribute des logischen Subjekts.2 Die zweite, nicht ganz klare Strophenhälfte dürfte etwa folgendermaßen zu übersetzen sein: "(In
dem Maße), wie sich Bedürftige, die etwas erbitten, versammeln, sind diejenigen, die etwas geben möch-ten, noch zahlreicher als jene." Der inhaltliche Bezug zur ersten Strophenhälfte bleibt dunkel.
3 Übersetze *£W wie ^ ' ^ .4 In der Kommentarerzählung prüft ein Mann einen gesetzestreuen König, indem er dessen Sohn
entfuhrt und den Anschein erweckt, er hätte ihn getötet. Zur Rede gestellt, erinnert er den König daran,daß er ihm einmal in der Wildnis eine Amalaka-Frucht zur Stillung seines Hungers gegeben hatte. Weilder König ihm dafür keinen Gegendienst erwiesen habe, habe er seinen Sohn getötet. Der König ist soschuldbewußt, daß er dem scheinbaren Mörder sein halbes Königreich für den seinerzeitigen Gefallenüberträgt, woraufhin dieser den Sohn gesund zurückgibt. Die zweite Strophenhälfte muß daher wohlfolgendermaßen übersetzt werden: "Sieh, weil ihm nur eine einzige Amalaka-Frucht gegeben worden
240 Lesestück II
-S^| ?v
war, hat der gesetzestreue König (dies) als gleichbedeutend mit (dem Leben seines) Sohnes (erachtet)!"1 Die nach ^13 " zu erwartende Partikel or ist aus metrischen Gründen ausgefallen.2 Nach indischer Vorstellung wird der Mond bei einer Mondfinsternis kurzfristig von dem Dämon
Rähu verschlungen.3 Dieser Stollen hat zwei Silben zuviel; am ehesten erscheint das Adverb E/^V entbehrlich.4 Nach V^argor^f' ist &T ausgefallen.5 Zum Gebrauch des Genitivs an dieser Stelle vgl. Lektion 14.3.b.6 ^ V metrisch für ^sp'^V.7 Das erste £fc*T|^ ist Subjekt, a f w | « ^ ' ist Prädikat.8 Der Ausdruck ^*J"^*, der grundsätzlich "völlige Befreiung, Lebenslauf" bedeutet und gewöhnlich
für die Vita eines Heiligen gebraucht wird, befremdet in diesem Kontext.
Aus den Sprüchen des Sa-skya Pandita: 3. Kapitel 241
-q-^-^q-v^
3. Kapitel
q-: Hiermit ist wiederum der nur Intellektuelle gemeint.2 Auch hier verwundert der Gebrauch des Begriffes JJ*T^V, vgl. oben die Anmerkung zu III.25.3 Wörtlich: "auch wenn man für Glas [seine] Farbe in einen Edelstein (d.h. in die Farbe eines
Edelsteines) verändert, ...", d.h.: "auch wenn man Glas als Edelstein färbt, ..."4 ciäfa" ist Subjekt, «ip«I^«I"q^q'Ii^ ist Prädikat.5 ^'fS^' "Jahre [und] Monate [lang]" steht umschreibend für "sehr lange Zeit",
ist direktes Objekt zu | V ^ \
242 Lesestück II
' | V
-5^'q-8faq]"q-§i^| ?o
©
1 Sa-skya Pandita spielt hier auf die ebenfalls bei Hindus wie bei Buddhisten beliebte Erzählung von
dem in einen Farbtopf gefallenen Schakal an. Aufgrund seiner blauen Farbe wird er von den anderen
Tieren für ein besonderes Wesen gehalten und zum König der Tiere gemacht. Durch seine Angehörigen
zu einem Geheul verleitet, wird er von den wilden Tieren als Schakal erkannt und zerrissen.
2 «qj-q^aj- steht hier metrisch für ««J]*q|Wq' (Attribut zu 3"^*).3 Übersetze: "Mit einem geraden Pfeil ...".4 3|R"§!" ist hier gleichbedeutend mit ^ ^ J ] " ^ ' .5 Der Kommentar erzählt hierzu die bekannte Legende von dem indischen Gott Visnu, der dem
Dämonenherrscher Bali in seiner Inkarnation als Zwerg das von jenem eroberte Universum ablistet:
Visnu erbittet sich von Bali soviel Land, wie er mit einem Schritt abmessen kann. Als Bali ihm daraufhin
großzügig drei Schritte zubilligt, durchmißt Visnu schon mit zwei Schritten die Erde und den Luftraum,
so daß Bali sein Versprechen nicht halten kann und vor Scham in der Erde verschwindet.
Aus den Sprüchen des Sa-skya Pandita: 3. Kapitel 243
-q'^q^-qgj ?v
?L
i?
244 Lesestück II
V)
rq ' "zu einer Herde vereint". — Die Erzählung im Kommentar des Dmar-ston berichtet
davon, wie von der Hitze gepeinigte Elefanten einen Teich aufsuchen, in dessen Nähe eine Schar kluger
Hasen lebt. Da die Elefanten deren Behausungen zertrampeln, überlegen die Hasen, wie sie die Elefanten
dauerhaft von ihrem Lebensraum fernhalten können. Der Klügste unter ihnen setzt sich auf die Spitze
eines Baumes, macht die Elefanten auf sich aufmerksam und gibt sich als Boten des Mondes aus. Er
droht ihnen an, daß der Mond eine große Hitze ausbreiten werde, wenn er, der Hase, sich aus seinem
Bauch entferne. Das könne nur verhindert werden, wenn sich alle an ihren ursprünglichen Wohnort
zurückbegäben. Die Elefanten glauben dies und verlassen das Gebiet des Teichs, wodurch die Hasen ihr
Ziel erreicht haben.2 Die Handschriften lesen q | = ^ T W bzw. q |R* rqq \ Die erste Lesart läßt sich gut als Dittographie
("Zweimalschreibung") des anlautenden *!- in | ^ " ^ " erklären, und *Ä* wäre dann eine sekundäre Ver-
derbnis von W .3 Hier ist in vielen Drucken und Manuskripten die lectio facilior p* statt ß" belegt. Aus der erhalte-
nen indischen Vorlage wissen wir aber, daß hier von einer Krähe die Rede ist: "Nicht einmal die Genuß-
objekte, die sie erlangt haben, vermögen Geizhälse infolge der Auswirkung ihrer eigenen (früheren)
Taten zu genießen; wenn die Weintrauben reifen, bekommen die Krähen eine Entzündung an ihrem
Aus den Sprüchen des Sa-skya Pandita: 3. Kapitel 245
^
1 Dies spielt wohl auf die indische Geschichte an, in der eine Schildkröte von zwei Gänsen (Krani-chen) an einem Stock von einem Teich zu einem anderen transportiert werden soll. Die beiden Gänsehalten den Stock an seinen Enden in ihren Schnäbeln, während die Schildkröte sich in der Mitte daranfestbeißt. Da sie unterwegs etwas sagen will, fallt sie herab und kommt um. Die Geschichte findet sichin der buddhistischen Literatur (Jätaka, Vinaya) ebenso wie in der hinduistischen (Tanträkhyäyika, Hito-
padesa).2 ^ ' 5 ^ ' ist adverbiell zu übersetzen.3 &nrc-.w-: "plaudert er es heimlich aus".
Aus den Sprüchen des Sa-skya Fandita: 3. Kapitel 245
tv f
f
Schnabel.' (Ravigupus Aryäkofa, Strophe 72)1 Wes s p w U v ^ auf (üe indische Gesctochte an, in ( t a e t e
eben) an etnem Stock von einem Teich zu einem anderen transportiert weiden soll. Die beiden Gänsehallen den Stock an seinen Enden in ihren Schnäbeln, wihrend die Schildkröte sich in der Mitte dannfestbeißt. Da sie unterwegs etwas sagen will, fillt sie herab und kommt um. Die Geschichte rindet sichin der buddhistischen Literatur (Jätaka, Vinaya) ebenso wie in der hindiiistisrhrn (Tantrtkkydyika, tUto-padeia).
ist adverbiell zu abersetzen.
f'- 'plaudert er es heimlich aus".
mDas Dardara-Jätaka
aus der Jätakamälä des Haribhatta
Dieses und das folgende Lesestück stammen aus der Jätakamälä ("Legenden-
kranz") des im Himälaya freiwillig aus dem Leben geschiedenen Königssohnes1 Hari-
bhatta.2 Dieses umfangreiche Werk, dessen Sanskritoriginal nur noch zu einem Drittel
erhalten ist, findet sich in der Jätaka-Sektion des tibetischen Tanjur. Wie der Ver-
fasser, der nicht später als zu Beginn des 5. Jh. n. Chr. gelebt haben kann, in den
Einleitungsstrophen selbst hervorhebt, hat er sich die berühmte Jätakamälä des Ärya-
süra zum Vorbild genommen und schildert ebenso wie dieser in 34 exemplarischen
Vorgeburtsgeschichten des Buddha verschiedene moralische Tugenden (päramitä). Die
Erzählungsstoffe scheinen sich alle - soweit ich es zur Zeit übersehe - in der buddhisti-
schen Literatur nachweisen zu lassen. Haribhatta hat sie jedoch nicht selten einschnei-
dend umgestaltet, um seine ethischen Intentionen klarer herauszuarbeiten.3 Sein Werk
zeichnet sich durch einen vollentwickelten Kävya-Stil aus, der im Sanskritoriginal zwei-
fellos beträchtliche Schönheiten mit durchaus treffenden eigenen Gedanken verband.
Die von Tshul-khrims 'byun-gnas sbas-pa (1107-90) gemeinsam mit Alankadeva
(= Alamkäradeva) angefertigte Übertragung ins Tibetische ist an vielen Stellen nicht
leicht zu verstehen; es lassen sich nicht selten Mißverständnisse und Übersetzungsfehler
nachweisen. Die Schwierigkeiten resultieren daraus, daß die beiden Übersetzer z.T. der
Vorlage in Wortwahl und Satzstellung zu sklavisch, d.h. unter Mißachtung guten
tibetischen Stils, folgen. Nichtsdestotrotz sind die Erzählungen nach Überwindung der
lexikalischen Probleme, die hier durch das beigegebene Glossar entfallen, aufgrund der
inneren Logik mit einigem Einfühlungsvermögen bis auf wenige Stellen übersetzbar.
Da es vor allem im Tanjur noch eine beträchtliche Zahl von Texten mit ähnlichen
Problemen gibt, stellen sie außerdem eine gute Vorübung für die selbständige Be-
arbeitung solcher Werke dar.
1 Dies sind die einzigen konkreten Angaben zur Person des Autors, die der Kolophon der Jätakamälä
des Haribhatta enthält.2 Über die in den letzten 25 Jahren geleisteten Arbeiten zur Erschließung von Haribhattas Werk
unterrichtet meine Arbeit Haribhatta and Gopadatta. Two Authors in the Succession ofÄryasüra. On the
Rediscovery of parts of their Jätakamäläs. Second edition. Thoroughly revised and enlarged. Tokyo1992. 76 pp. (Studia Philologica Buddhica. Occasional Paper Series. 1.)
3 In seiner Version der Geschichte vom Hausvater dByig-pa-can (vgl. Lesestück I) sind z.B. deut-liche antibrahmanische Tendenzen zu finden (was sicher nicht ohne Bedeutung für die Datierung Hari-bhattas ist), die der ursprünglichen Erzählung zweifellos fehlten; vgl. Haribhattas Jätakamälä Nr. 30.
Das Dardara-Jätaka 247
Das Dardara-Jätaka (Lesestück III) hat eine lockere Parallele im Daddara-Jätaka
(Päli-Jätaka Nr. 304), während sich der Grundgedanke des Udaya-Jätaka (Lesestück
IV) im Udaya-Jätaka (Päli-Jätaka Nr. 458) wiederfindet. Die moralische Quintessenz
einer jeden Erzählung wird in der Einleitungsstrophe ausgesprochen.
Zu beachten: Die oben erwähnten übersetzungs- und überlieferungstechnischen Probleme in den beidenLegenden aus der Jätakamälä des Haribhatta machen diese für einen Anfangerkurs doch recht schwierig.Wegen ihres rein indischen Hintergrundes sind sie auch eher für Leser mit Kenntnissen auf dem Gebietder klassischen Sanskritkunstdichtung geeignet, da andernfalls die Diktion und Idiomatik häufig unver-ständlich bleiben. Wer dennoch diese beiden literarisch hochwertigen und für ihr Genre typischen Erzäh-lungen lesen möchte und dabei noch zusätzliche Hilfe benötigt, möge entweder meine gegenüber der 5.Auflage des Lehrbuches verbesserte Textbearbeitung und Übersetzung mit beigefügtem Glossar konsul-tieren, die in der Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens (Band XXIII, 1979, S. 75-108, und BandXXIV, 1980, S. 99-128) erschienen ist, oder aber den im Vorwort genannten Schlüssel zum Lehrbuchbestellen. Eine weitere Legende Haribhattas findet sich in Das Mrgajätaka (Haribhattajätakamälä XI).Studie, Texte, Glossar. Von Michael HAHN und Konrad KLAUS, Bonn 1983 (Indica et Tibetica, Band 3).
- q ^
"dessen (aus dem Wasser ragende) 'Felsscheiben'(d.h. runde Steine) mit den Blumen der Uferbäume bedeckt waren".
2 Der von S^f bis ' ^ ' S ^ W ^ * ! * reichende Ausdruck ist eine vorangestellte Apposition zu *l3f'
3 Dieser längere Prosaabschnitt läßt sich am besten von hinten her auflösen; der Hauptsatz würdeverkürzt *l3f'Saj*?ar '" g ^ q ' Ü W ^ W '" fl^VJJV^f| lauten; alles, was davor steht, sind mit Hilfeder Soziativpartikel (vgl. 9.2.c) attributiv auf SJA 'S^P*! ' bezogene Nebensätze. Eine vollständige Über-
248 Lesestück III
^ s
'§q'3^VS<3^R'q5;qV^ ^
Setzung dieses Abschnittes lautet: "In einem großen See, dem Wohnsitz großer Schlangen, wurde[einmal] der Bodhisattva als eine Schlange mit dem Namen Dardara wiedergeboren, die in besondererWeise die Schar der [übrigen] Schlangen mit ihren Hauben aus makellosen Edelsteinen zierte - [in einemSee], in dessen wie eine ungetrübte Spiegelscheibe reinem Wasser die Lotusansammlungen durch dasHin- und Herschlagen [der Flügel] der überall das Wasser bevölkernden Vögel schwankend sich wiegten;an dessen heiligen Badeplätzen Asketen mit leidenschaftslosem Sinn wohnten; dessen Uferlinie sich miteinem Kranz von weißem Schaum mischte, welcher durch die von einem sanften Wind [in den See-spiegel] eingeschnittenen Wellenreihen herbeigetrieben wurde; dessen [aus dem Wasser ragende] Fels-scheiben mit den Blumen der am Ufer stehenden Bäume bestreut waren; der wie der Wandel guterMenschen jedermann im höchsten Maße Glück verschaffte."
1 q]^*rqv^-q^-q- gibt wahrscheinlich ein Präsenspartizip der Sanskritvorlage wieder. Zu 3 ^ " als
Verlaufsformbilder vgl. S. 170 (17.6).2 «J'GJ*r *J"sj" Baum; wörtlich "erdentsprossen"; vgl. skr. mahija, mahfruh.3 Zu erwarten wäre S'»J*rj]Wsr "mit Wasser benetzt"; anders läßt sich dieser Ausdruck auch kaum
übersetzen. Vielleicht geht ** hier auf eine vulgo-Aussprache der Genitiv- und Instrumentalpartikelzurück.
4 Dieser Satz ist eingeklammert, weil er höchstwahrscheinlich aus einer anderen Fassung der Legen-de in die Sanskritvorlage der tibetischen Übersetzung gelangt ist. Vgl. WZKS XXIII (1979), S. 85ff.
5 ysfö'^V*^' ist eine mechanische Wiedergabe des Sanskrit-Eigennamens Upadardara.6 ^ " a ^ ' V ^ " ^ " ist adverbiell oder als logisches Objekt zu ä^ 'a r^-q- zu übersetzen.7 Der gedankliche Einschnitt zwischen *" (&J]"*T und ^ ^ ' § ^ ' 5 ' '" könnte auch durch eine Semifi-
nalpartikel gekennzeichnet sein.
Das Dardara-Jätaka 249
3j-q^q^^q|'^^'Wq'q^^
^
1 "Es liegt in der Natur der Dinge, daß ..." bzw. "[Dies] ist eben die Natur der Dinge: ..."2 q^q|-<)«^*qs*r ist Subjekt, das folgende bis * ^ ^ " ^ ' ist Attribut.3 Metrisch verkürzt für *'*K*W.
Die Lokativ-II-Partikel °T kann auch - wie die Soziativpartikel *f^ - zwei Imperative miteinander
verbinden, vgl. Lektion 14.5.5 Bezug und Sinn des Ausdruckes 9ft«J"s&"aw^'^<V$^'*l| s m ^ n i c n t S a n z klar. Am besten bezieht
man es wohl auf *&'«J| «J' und faßt q| *T«&"0W "der Weg, auf dem man verweilt" als "den [ihm]
zugewiesenen Weg" auf. In Zeile d ist sinngemäß eine Negation zu ergänzen. — Eine vollständige
Übersetzung der Strophe lautet dann: "Wer den 'Zweizähner' (Elefanten) des Zornes mit dem Stachelstab
der Geduld für lange Zeit im Zaum hält, wenn [dieser] den [ihm] zugewiesenen Weg verlassen will, in
dessen Herz braucht niemals Reue zu entstehen, denn er wird auch in der folgenden [Existenz keine]
schlechte Wiedergeburtsform erlangen."
250 Lesestück III
"auch wenn [er] (vorher) gut war".q" ist - ohne selbst im Instrumental zu stehen - Subjekt der zweiten Strophenhälfte, in der wie-
derum metrische Verkürzung vorliegt. Nach den Regeln der tibetischen Grammatik wäre in 7cd etwa sozu lesen: "" |'^'S^-5J'5CJ]-q-^-[aj']| ^^•q-[^-]^^ 'q-q^-q-[a!-]^ '^^-[q^ ' ]ü^^-^^ ' [X]] .
3 ^q^I'q^'*J"^^"q' "'nicht in den Zustand der Zunahme geraten(d)', nicht zunehmen(d)". Die voran-
gehende Gerundialpartikel % ' muß hier wie die Nominalpartikel R' interpretiert werden, was in der tibe-
tischen Übersetzung von Haribhattas Jätakamälä häufig vorkommt.4 Dieser Strophe liegt das Bild des zur Geschenkzeremonie gehörenden Wassergusses zugrunde, das
den poetischen Kontrast zur Metapher vom Feuer des Zornes bildet.5 Lies S3^" (Futurstamm von ^|^"^') statt g^'! — "Fördere eine Gesinnung zutage, die auf (<*!") die
(völlige) Abgeklärtheit [gerichtet ist]!"
Das Dardara-Jataka 251
-fl^"qvq]T^"3^'^"^q;t^
?o
1 Alles, was nun folgt, sind z.T. längere Attribute zum Objekt des Hauptsatzes, zu si»"ä^"2f*/ kurz
vor Ende dieses Prosaabschnittes.2 Nach ^ ' W ergänze nj^*TW\3 ^ ^ " ^ ' Y ^ ' "dem, der gerade dabei war, einzutauchen" — Dieser ungewöhnliche Genitiv vor dem
Demonstrativpronomen findet sich mehrfach in der tibetischen Übersetzung der Jätakamälä des Hari-
bhatta; vgl. etwa Udaya-Jätaka (Lesestück 4), 2. Prosa-Sinneinheit nach Strophe 16 (S. 263, Zeile 5).4 ^ " ^ 1 '" ^*V^#ajl D*e Kasuspartikel wird wieder aufgenommen.5 Übersetze ^ 5 ^ ' ^ ' wie 0§«!"s&\6 ^'5EJj"Ij^"$^"^V'^" "bienenaugenbrauige Bäume", d.h. Bäume, die durch die sie umkreisenden
oder auf ihnen hockenden Bienenschwärme gleichsam Augenbrauen haben.7 Als Subjekt dieser Strophe fungiert sj3f"Ä)"§WJj*!«r§*J" aus der vorhergehenden Strophe weiter.
s"^Vgq*q^'§*T gemeint ist "mit dem Juwelenglanz [ihrer (juwelenbesetzten) Schlangenhauben]";
"auf diese Bitte hin".
252 Lesestück III
^
9S
^ q ' hier "angeboren, innewohnend".2 Beziehe ( ^ - o r ) » ! « ^ ' ^ ' auf 1^'«^'^^'^' und übersetze 14ab: "Was soll diese Geduld [mir
gegenüber] bei euch, bei denen doch auch Schlangentum (d.h. Boshaftigkeit) vorhanden ist, [dem ihr]verhaftet seid?"
3 ^o'^ '^n^ i"^* "das (unterseeische) Feuer am Eingang zur Hölle des Südpols"; zur Etymologievgl. das Glossar.
4 Der zweite Stollen - wörtlich "durch einen Zornigen bzw. durch Zorn (diese zweite Bedeutung abernur singulär durch Buddhacarita 6,15 abgesichert) verborgen, ein Beseitiger der Lebewesen" - bleibtproblematisch; mit der konjizierten Lesart j§V*T statt j § V w ließe sich "... welches [in Wahrheit]seinen Zorn [aber lediglich] verbirgt und ein Vernichter der Lebewesen ist" übersetzen. — Der Sinn derStrophe besteht aber zweifelsohne in der Behauptung, es gäbe keine wirklichen Asketen, sondern nur'Scheinheilige'.
Das Dardara-Jataka 253
9V
q ' ^ ^
?L |4
1 Im Gegensatz zu der 1979 veröffentlichten Übersetzung ist die erste Strophenhälfte wohl eher fol-gendermaßen zu verstehen: "Euch beiden, in denen das Feuer des Zornes [offensichtlich noch] vorhandenist und [die ihr] die Ursache des Leides der Lebewesen [seid], schenkt kein [noch so] geduldiges Lebe-wesen mehr Glauben."
2 Ü^"'5CT^* *st w°hl e m ausnahmsweise nachgestellter possessiver Genitiv.r "für mich, meiner Meinung nach" (Terminativus ethicusl)
4 Die "verwilderte" Syntax dieser Strophe stellt wiederum einen eklatanten "Sanskritismus" dar, d.h.die Wortstellung der Vorlage wird ohne Rücksicht auf die Konsequenzen im Tibetischen beibehalten; nurdie innere Logik ermöglicht eine Zuordnung der einzelnen Satzteile: vgl. folgende Übersetzung der Stro-phe mit einer Zuordnung der Satzteile: "Wenn ein Unedler (^*J"^"^^'^'ä'^^", Zeile 3), der voller Un-gestüm ist WJl*r*^"'i^"I^\ Zeile 1) und [andere] durch die Streitaxt des Wortes zu verletzen [pflegt](Xq]-8|"^qj-^«i"qRqi"«I^"3^"S^ Zeile 1), die Worte Edler (^*rsrjj*W"3"&^\ Zeile 1) [nur] von weitemvernommen hat ( ^ " N «TSwV, Zeile 2), ist er angesichts der Tugenden, dieser Gefolgsleute der Edlen,gleichsam von Furcht befallen (^t^^'^"^«^"q5^"^"^'Jj^^"5'^^" W ' ^ ' ^ ' ^ ^ ' 3 " 1 ^ , Zeile 2); ihnin seiner verwilderten Zucht solchermaßen gleichsam nackt erblickend ( y ^ ^ ' ^ ^ * g ' ^ ^ ' Y * i ^ ' ^ ' ^ W '
, Zeile 3), schämt sich die 'Hausfrau des edlen Herzens' (die personifizierte edle Gesinnung)
augenscheinlich ( ^ • q q ' ^ ^ ^ ' J - g ^ ' q ^ ' ^ ' ~ K ' a ^ ^ - q i ^ r q v q w , Zeile 4), obwohl es [für sie]
keinen Anlaß gibt, sich zu schämen (K'S1^'^^, Zeile 4)."
254 Lesestück III
^
^^'^§| 9Q |4
*o | 6
1 Übersetze das Subjektsattribut zu s ) " ^ " * ^ " ^ " von j§V*W bis a£^"%^' folgendermaßen: "..., wo-
bei er zornerschütterten Sinnes seine Zahnspitzen auf die Unterlippe preßte."2 ^ ^ ' "" *I*y)^*^| Die Konstruktion ist nicht völlig klar; das dritte ^ " hängt in der Luft: "Dieser
See dieser [Schlange] ist nicht [von ihr ?] gekauft, gepachtet!" Möglicherweise ist an einer Stelle die
instrumentale Endung am Demonstrativpronomen ausgefallen.3 sfqj-sjVSjÄf'|j*<-y^'*rq^' Besser wäre *fo|'*r^«r '": "Was diese von Anfang an Verschlagene
angeht ...".4 Übersetze die zweite Strophenhälfte: "Die Scharen großer Schlangen sind in ihrer Ausbreitung
durch das wie ein Blitzbündel [wörtlich: Fülle von Blitzen] gelblichweiße Giftfeuer zur Zähmung zu
bringen."5 g ' "*£3]"%^"*sj]"Hf|' "Es ist mehr als genug getadelt worden!" (skr. alam alam) — Sinngemäß
bedeutet dieser Satz: "Nun ist es aber wirklich genug mit dem Getadele gegenüber dieser Unglück-
lichen!"6 Übersetze die zweite Hälfte der Strophe mit "... von dem sagen die Edlen, daß [allein] er mit
wahrer Duldsamkeit (versehen) einhergeht." Man könnte ^ j " * ! * / allerdings auch genauso gut mit "in der
Welt" übersetzen: "von dem sagen die Edlen daß (allein) er in der Welt mit wahrer Duldsamkeit
ausgestattet sei". Dies ist möglicherweise vorzuziehen.
Das Dardara-Jätaka 255
^ ^
1 Ablativ des Vergleichs, vgl. Lektion 12.3.f.2 Die Verbform SV scheint aus |j*r oder JjjV verderbt zu sein; 3\Q[ scheint entsprechend aus ^^"
korrumpiert zu sein. Andernfalls müßte man mit einem ironisch gemeinten Imperativ rechnen: "Darumsprich [du] nur grundlos rohe Worte! Auch diese [Schlange], die den verblendeten Verstand unedlerWesen besitzt, ist von [ihrer eigenen] Schmach überwältigt worden."
3 Diese überzählige Wiedergabe einer Sanskrit-Vorsilbe ist allein schon aus metrischen Gründenauszuscheiden.
4 ^STIW' ist als Instrumental des Werkzeugs (vgl. 8.2.b) auf yqvS|*f^'§V zu beziehen.
256 Lesestück III
^ ^ - S ' ^
)-^- " a u s zuchtvollen Worten (bestehend)", was sich auf die Rede des Bodhisattvabezieht.
2 ^ ' ^ 1 '" ^ ' y ^ l "Welch ein Unterschied besteht zwischen ... und ...!" Skr. kva ... kva ...;vgl. das Glossar.
3 Das Dardara-Jätaka ist das erste Jätaka des dritten Zehnerzyklus der Jätakamälä des Haribhatta,also das 21. ingesamt.
IV
Das Udaya-Jätakaaus der Jätakamälä des Haribhatta
j ^
^
1 Zu Ü8W§-Ü*W vgl. das Glossar!2 ^ * ^ * * * ^ ^ ' '" ^^'y^^*!'^'Zirkumposition! "Edle Menschen, die das Fundament einer infolge
eines günstigen Geschickes sehr gefestigten geistigen Verfassung des Denkes besitzen, das [normaler-
weise] durch trügerische Vorstellungen verwirrt ist." — Die Interpretation bleibt schwierig.3 Zur Etymologie von Gj(q]3fä"gq|' (= Taksasilä) vgl. das Glossar.4 Übersetze %' wie I f ^ ' ^ ' ^ ' ; vgl. zur Stelle Lektion 14.8.5 Sia>^*W steht hier metrisch für *J^"^W«J'; diese Temporalbestimmung gehört zu Zeile 4!
Übersetze außerdem, als ob gsi 'WJI*/ nach ^ ' ^ " in Zeile 3 stünde!6 Diese einen vollständigen "Doppelsinn" (slesä) bildende Strophe enthielt in der Vorlage drei doppel-
deutige Ausdrücke:
a) «^'q-qXswg^', skr. etwa tamonud, "die (reale) Finsternis vertreibend" bzw. "die geistige Finsternis
vertreibend";
b) s j ^ ' J J W , skr. etwa pradosa, "Nacht" bzw. "sündhafte, schwierige Lage";
c) ^ '^s/cjs*! '^ skr> kalävant, "aus Scheibchen bestehend" (auf den Mond bezogen) bzw. "in Kunst-
fertigkeiten bewandert" (auf den Bodhisattva bezogen). Diese Doppeldeutigkeiten sind in der tibetischen
258 Lesestück IV
' M ^ f j B ' | ^ ' ^ ^
j ^ ^
Fassung nicht mehr bewahrt. Die vollständige Übersetzung der Strophe lautet: "Durch seinen die(geistige ) Finsternis vernichtenden Verstand bereitete (dieser) in (vielen) Kunstfertigkeiten Bewanderteden Menschen in schwierigen Lagen Freude so wie der aus Scheiben (unterschiedlicher Größe) bestehen-de Mond durch seinen die (reale) Finsternis beseitigenden Glanz den Menschen nachts Freude bereitet."
1 Auch hier ist jjf wie |f'«^*^*«r zu übersetzen. — Zur Wiederholung von *J^**T vgl. 17.10.2 q|q;5j*r ist Relativum zu ^ " im folgenden Satz.3 Die untibetische Relativkonstruktion "' 9*^1 \^*J*^" ""' statt des einfacheren *" 9*r*!| ist
möglicherweise ein Sanskritismus.4 " V Diese Finalkonstruktion ist - entsprechend der tibetischen Syntax - der folgenden durch $V
abgeschlossenen Finhalkonstruktion untergeordnet.
5 2fq|«r«K-lf qg^-sw- ist modaler Instrumental; vgl. 8.2.d.6 Man erwartet hier in Analogie zu 0?JVw in 4d den Instrumental <^*r.7 *i?*!#«rÜr ist eingeschobener Vokativ.8 S^]'1^^* ergibt hier weder als "Achse" (skr. aksa) noch als "Stab" (skr. yasti) einen guten Sinn.
Deshalb sollte man hier ein verderbtes *g "n " "Baum" als ursprünglichen tibetischen Text konjizieren.
Das Udaya-Jätaka 259
^
1 Direktes und indirektes Objekt folgen bemerkenswerterweise dem Prädikat! Ein solcher Verstoßgegen die strengen Regeln der tibetischen Syntax findet sich zu wiederholten Malen in der tibetischenÜbersetzung der Jätakamälä des Haribhatta.
2 ^aj-ajaj- u nd q^q-q|*iarq- sind Vokative; § ^ * w j ) « r ist Instrumental des begleitendenUmstandes.
3 \GT ist Lokativ des äußeren Objektes, vgl. 11.5.e.4 Es handelt sich hier um die Semifinalpartikel zur Ankündigung eines nachfolgenden Vergleichs,
vgl. 15.3.g(5).5 Diese Zeile enthält noch weitere Objekte zu äp*r^*T.6 *^"[W]fl^"^" n a t eigentlich die Bedeutung "aufgeben, entsagen" (skr. abhi-tyqj) und könnte
demgemäß auf S)*J|*T^5* bzw. das im nachfolgenden Prosastück folgende g c s ^ ' S w ^ W bezogenwerden; damit wäre die Strophe 8 nicht durch eine Prädikatskopula abgeschlossen, sondern ginge imfolgenden Prosateil noch weiter. — Eine andere Möglichkeit besteht darin, in *K^"]jt"«r eine Ver-schreibung von *lK *ö3Vq* zu sehen: "... näherte sie sich (dem von weltlichen Vergnügungen völligunbeeindruckten Udaya) ...", wodurch die Strophe zu einem Abschluß gebracht würde. Allerdings wirddas Verb öfe'q* sonst kaum in der tibetischen Übersetzung von Haribhattas Jätakamälä verwendet.
260 Lesestück IV
Q J5
^
" ist abhängig von
"q*I# i s t m^aler Instrumental.
' ^ßt sich an den vorausgehenden Nebensatz kausal ("weswegen Ihr anderswo Eurem
Vergnügen nachgeht") oder auch final anschließen ("so daß Ihr Eurem Vergnügen anderswo nachgeht").4 ü w J ' W q B f "das Wandeln in der Liebeskunst"; *J*wJ)'*r ist die tibetische Wiedergabe für skr.
manobhü "körperliche Liebe, Liebeskunst; Liebesgott" — |[*J|*r ist hier wie ^3 |*T zu übersetzen. —
Entgegen der Satzstellung ist S'jpi*!'*ra|«rs!'ar*l[sW'«r nicht als Attribut zu *J'^', sondern als Attribut
zu \ aufzufassen, worauf sich auch die zweite Zeile der Strophe bezieht, die wohl ein BahuvrThi-
Kompositum der Sanskritvorlage wiedergibt.
5 w « t a p w 3 * r S ^ | : Dieser letzte Satzteil ist sehr knapp ausgeführt. — Übersetze den zweiten Teil
der Strophe folgendermaßen: "Die Nachtlotusse, denen [neue] Staubfaden gewachsen sind, öffnen sich
[nur], wenn der zunehmende Mond strahlend seinen Platz [am Himmel] einnimmt; nicht ist [dies] durch
[den Schein von] (Butter-)Lampen [möglich]...".6 Auffalliger semifiniter Abschluß der direkten Rede.7 Das zweimalige adjektivische q^"*r bzw. ^ ^ ' s & ' in diesem Satzteil hat durative Funktion, d.h.
es bildet die Verlaufsform des vorangehenden Verbs, vgl. 16.7: das Haus der Bhadrä war "[gleichsam]
mit einem weißen Gewand versehen in Gestalt der durch die Wassermengen des [nahen] Flusses voll-
erblühten, sich neigenden und von Dienerinnen umhegt (seiend)en Uferbäume...". Alle folgenden
Attribute beziehen sich auf das Objekt des Hauptsatzes, ^3^"2Ä'j§*r, am Ende des Komplexes.
Das Udaya-Jätaka 261
q
g
|4
" dient normalerweise zur Wiedergabe von skr. vidüsaka "Spaßmacher, Hofnarr"; hier
entspricht es aber skr. vita "Kuppler, Lebemann". — ^"^"^fc"5'"^" "im Verein mit".2 5T ist vorangestellte Apposition zu ^a^"2rjg*T.3 Entgegen der Bemerkung auf S. 248 in der 5. Auflage dieses Lehrbuches ist an dieser Stelle viel-
mehr *!&" zu lesen, also "... mit einem betörenden Lächeln auf den zitternden Lippen". Dies ergibt hier
den präziseren und besser ins Bild passenden Sinn als die Lesart *" "... mit einem betörenden Lächeln
hatte sie [eine Schüssel voll] sich kräuselndem Wasser (zur Begrüßung) dabei."4 Die Zeilen b-d enthalten lediglich Modalbestimmungen zu dem auf |j*l"*J* | endenden Hauptsatz,
was wiederum einen auffalligen syntaktischen Sanskritismus darstellt.5 *J^*2r im Sinne von *M^"W" — Die Strophe erhält ihren intendierten Doppelsinn durch die
Annahme einer doppeldeutigen Vokabel in der Vorlage für l*)*!', etwa skr. pada, was sowohl "Wort"
als auch "Strahl" bedeuten kann, obwohl kathä "Mitteilung" die reguläre Entsprechung zu *^*r ist.6 ^Sf'or Min der Welt" — diese Zeile enthält auf jfV bezogene Vokative.
262 Lesestück IV
9* f
-^-^^#q^-?C^^'^q^^'^^
^ ^ "fiir lange Zeit".2 *i3fq|*S|'g^'i)^' "eine ausgezeichnete Frau" (skr. varä); Wortspiel mit skr. värä "Kurtisane", tib.
" "schön wie der 'makellos Strahlende', d.h. der Mond"; «^" ist hier nicht
Possessivpartikel, sondern Vergleichspartikel, vgl. Lektion 10.5.4 ^l^1^ }"9 1 entspricht skr. dvidhä kr "ent-zwei machen; durchbohren, spalten".5 Der Ausdruck von ^*1^^" bis 2*^" , an dessen Ende man einen instrumentalen oder genitivischen
Abschluß erwarten würde, bezieht sich auf ^"W'^JS'^T.6 Zu «irf^Sr vgl. Lektion 7.6.c.7 ^ • ^ q | - q ^ - ^ ^ ^ c g ' ^ q ] - § | - ^ ' " e in e Perlenkette im Wert von hunderttausend [Goldstücken]".8 J ^ W ^ " ^ ' : ungewöhnliche vorgezogene Stellung der Pluralpartikel.
Das Udaya-Jätaka 263
?v f
^ ist metrische Verkürzung von2 Übersetze JS[ " w ^ ^^" "als ob (er es nicht bemerkte)"! — Das Demonstrativpronomen ^*T nimmt
das Subjekt (^^*I"^5") vorweg; der Instrumental des Agens wird vom nachstehenden ^*T verlangt.3 Dieser ungewöhnliche Genitiv vor dem Demonstrativpronomen findet sich des öfteren in der
Jätakamälä des Haribhatta, vgl. etwa Dardara-Jätaka 20a.4 ^*l'»l^#qj¥'iSf JJ^"«I'^'^|^^^'Äq|*I#iJj "... [und] machte sich daran, ihn von der Anschuldigung der
vornehmen Kurtisane zu unterrichten." — SR"**" *st vielleicht eine Verschreibung von Jj "*T "Tadel".5 Eine Übersetzung dieser nicht ganz klaren Strophe lautet: "Ein Schamloser, der zu einem laster-
freien Menschen etwas Liebes sagt, um ihn anzulocken, der ist [wie] einer, der mit einem von Qualen
erfüllten Herzen in nutzloser Weise an einer wasserlosen Stelle eine Brücke baut."6 Y«T kommt hier nicht von %**!*!7 cj€^*g*cj^q|'^*: "für die Beurteilung von zu verkaufenden [Dingen], d.h. Waren (skr. panya)"'.8 *R"q^'«J]^"sj|ä|'^y^'q««r "mit dem Mangel der Unbeständigkeit (wörtlich: 'Wesensverände-
rung') behaftet".
264 Lesestück IV
11 f
1 Vor *fi«J"^^" ist sinngemäß GJ*J" \ aus Zeile b zu ergänzen.2 Modaler Akkusativ: "was das Schenken von Schmuck angeht, (so habe [ich] auch die Schmuck-
stücke geändert)".3 Übersetzung: "So wie ungeläutertes Gold durch das Feuer ausgeglüht wird, so tritt aus dem in ein
überaus hell brennendes Feuer Hineingekommenen die Unreinheit [deutlich] an den Tag."4 Dieser Vers, der im Sanskritoriginal das Stilmittel der Alliteration (anupräsä) enthalten haben
dürfte, vgl. das dreimalige y^V^?Q\ ist in der vorliegenden tibetischen Übersetzung kaum verständlich.
Eine deutsche Wiedergabe der Strophe lautet etwa: "Sobald etwas Angenehmes in sein Blickfeld gerät,
stürzt sich der Mensch darauf; genießt er [dann] das Erreichte, ist für ihn [davon] augenblicklich nur
noch die Hälfte übrig - wie bei einer welken Blume."5 Übersetzungsvorschlag für Strophe 22: Wenn eine Biene in eine weit geöffnete, mit Schmutz
behaftete Blume eingedrungen ist, läßt sie den [vorher schon angesammelten] Blütenhonig bedenkenlos
fahren; in der Regel hegt man Verlangen nach [immer] neuen Dingen, etwas absolut Befriedigendes gibt
es in dieser Welt überhaupt nicht.
Das Udaya-Jätaka 265
'«r ist ein problematischer Ausdruck, etwa als "beim Auge Erholung (Nachlassen,
Aufhören) (?) bewirkend, d.h. widerwärtig" zu verstehen.2 Übersetze Zeile c: "... was die Lebenszeit angeht, so überwindet einen ganz unerwartet der
'Endiger' (der Todesgott) ...H.3 Diese Auswahl vergänglicher Dinge mutet etwas seltsam an, insbesondere die Erwähnung von
"Speise"; hat der Dichter hier absichtlich heterogene Dinge zusammengestellt, um so zu zeigen, daß alles
dem Untergang geweiht ist?4 Übersetze Zeile cd: "Welche Vorzüge sieht der Tor [nur], wenn er dieses von Natur aus unreine
Knochenhaus - genannt 'Weib' - erblickt, daß er [ein solches] Verlangen hervorbringt?"5 Ü ^ ' ^ " steht hier im Sinne von "durch diese irrige Ansicht, törichte Meinung".6 Das auslautende I im tibetischen Text ist zu tilgen!
266 Lesestück IV
1 So lesen alle Drucke statt des korrekteren Futurstammes §^"-2 Das Udaya-Jätaka ist das erste Jätaka der vierten und letzten Dekade der Jätakamälä des Haribhatta
und damit das 31. Jätaka.
Glossar
T$* Oh! He!
^T« Lärm, Gebell; vgl. 5*5'
*n"5"y Nachtlotus [Transliteration von skr. kumuda]
alle, ganz [auch Kurzform für ^"J* und
allwissend; der Allwissende [Beiname verschiedener indischer Gott-
heiten]
(höchste) Freude, Wonne [Kurzform für ^ ' J ' ^ P ' ^ " ; skr. änanda]
Name des Lieblingsjüngers des Buddha [skr. Änanda]
Hain, Park, Lustgarten [der Hain "Wonne", etymologische und se-
mantische Wiedergabe von skr. äräma]
eintreten, eindringen in, eintauchen in; auftreten, sich betragen als
(qjft") [Kurzform für ^ y oder *p^«n^'q"; skr. a-yfvis, sam-ä-
yfvis]
überall, überallhin; [Wiedergabe von skr. ä-, sam- und sam-ä-]
trügerische Vorstellungen [Kurzform für W^^T* 1 "; skr. samkalpa]
von überallher, von allen Seiten, allseitig; ganz und gar, über alle
Maßen [Wiedergabe von skr. ä-, sam- und sam-ä-]
in jeder Hinsicht glücklich sein
in Aufregung, Verwirrung geraten [skr. sam-(pra-yfksubh, sam-
yfbhram]
ganz und gar durchdrungen, erfüllt von (Instr.) [skr. äpürna, sam-
channa]
über alle Maßen lieblich [skr. äramya]
herbeirufen [skr. {sam-)ä^[hvä]
herbeikommen [skr. {sam-)upa-^Jgam]
Qual, Leid, Schmerz; (karmische) Unreinheit, Befleckung
[skr. samklesa]
bewohnen; aufwarten, hegen und pflegen [skr. (sam-)ä^Jsev]
völlig vertraut mit, bewandert in (OT) [skr. samucita]
268 Glossar
sich überallhin) ausbreiten [skr. vi-Vsr, sam-Vsr]
entstehen, zutage treten, aufkommen [skr. sam-Vbhü, sam-ud-V garn]
völlig verwirrt, verblendet werden [skr. sam-Vmuh]
völlig verwirrt, verblendet [skr. sammüdha]
herbeikommen, herauskommen [skr. (sam-)ä-Vgam]
ergreifen, nehmen [skr. ä-Vdhr]; siehe 8J|*^'^"^*rq8^"W3^"5r
^ •^ •o j^ 'q* sich erheben, aufgehen [skr. ä-Vruh, sam-ud-Vi]
'JjV^f Kinn
JT Haken, Stachelstab (besonders zum Antreiben von Elefanten)
[skr. ankusa]; siehe I ^ ' J T
jJ'CO Oh! He! Holla! [kennzeichnet einen Vokativ]; Oh! Wehe! [Ausruf des
Schmerzes und Bedauerns]
3T (eine Art) Schlangendamon [skr. näga]
3 ' ^ ^ ' Herr der Schlangendämonen [skr. nägesa]
3 ^ ' Fluß
«^q'^q* Askese [skr. tapas]; Asket
Askese üben [skr. tapas Vtap]
'dessen Besitz in Askese besteht1, Asket, frommer Mann; asketisch,
fromm [skr. tapodhana]
schwer, schwierig (sein); Schwierigkeit; Askese ('das Schwierige1)
Askese üben
weiß sein
weiß
weißrot, hellrot [skr. svetarakta, pätala]
yfa"*l" selten
^ 3 ^ " Mitte, Zentrum; Scheibe, Ring; siehe i
^Tp* siehe q5 jw«r
^ ' (resp. für fff, ^ * T , X«3|") Wort, Rede, Befehl
^T]^"^^" Gunst, Freundlichkeit, Gnade
qTjq-gorq- (resp. für | '«O sprechen, reden
^'JW siehe '
^^' siehe 2.
Glossar 269
siehe 1. ^|3V«r
ehren, achten [verallgemeinerter Perfektstamm von 1. ^J3^"*n
siehe ^pJor«r
Heil [nur im Kompositum]
verschieden, bunt; schön; blühend
Unglück, Unheil
Glück, Heil, Segen
heilvoll
siehe <Mj)*rsr
hungrig (sein); Hunger; ausgemergelt, mager
Kurzform für ^"«T
'zwei Füße habend', Zweifüßler
'sechs Füße habend', Sechsfüßler [Beiname der Biene; skr. satpadä]
Fuß, Bein
'Fuß-Auge' [skr. Aksapäda, Beiname des indischen Philosophen Gau-
tama, des angeblichen Verfassers des Nyäyasutra]
stehlen, rauben
Dieb
Sandhiform für uj^"; vgl. 10.6.
graben, ausgraben
Ursache, begleitende Ursache, Nebengrund [skr. pratyaya; Gegensatz
zu|-J
infolge von, wegen [Postposition mit Genitiv]
Geheimnis
im geheimen, heimlich
Fettfalte, Nackenfalte
Worte, Sprache, Rede; Laute, Geheul
'durch die Stimme ersticken, an der Stimme ersticken', kein Wort
hervorbringen können
Moment, Augenblick
Augenblicksgerede
augenblicklich [Adverb; skr. ksanena]
270 Glossar
momentan, augenblicklich; vergänglich [skr. ksanika]
ein Geheul ausstoßen
Zeit, Zeitpunkt, Gelegenheit
Stern, Planet; siehe ä**^'
Los, Schicksal
'groß in bezug auf das Schicksal', vom Schicksal begünstigt [skr.
mahäbhäga]
'gut in bezug auf das Schicksal', vom Schicksal begünstigt, gesegnet
[skr. subhaga]; Glück; Schönheit [Kurzform für ^ai'«J3^'^', skr.
saubhägya]
Leiter, Trittstufen
" Faden; siehe ^"S1^"
*/q- PFI jH " segnen, weihen; siehe ^^'jHVST; senden, schicken, übergeben,
in den Bereich von ... bringen
aj*q* PF jN^" in Bewegung versetzen, vorantreiben [skr. praWlray, pra-Vcoday];
anfeuern, ermahnen
" " P Kj*J" F jjj" I j(j*r ernennen zu, einsetzen als (Term.); auferlegen; siehe 13^'-, ^N^*V-
V Durst
das Kinn auf ... ( T) stützend
durstig (sein); Durst [vgl. vorangehende Wendung!]
umgeben, einschließen; herumgehen um; (die geistige Einstellung)
verändern; siehe auch *$fjj^"^*
kochen
PF ztfw P (vorklassisch) ^jff^"
weißgrau, gelblich weiß; siehe ^"$T
1. gsw* Errettung
2. g **" siehe ^ ' ^ "
l)*^* glücklich (sein); Glück
g* " " eine saure Frucht; Zitrone
gqj-q- pj gqj I* ausstoßen, erbrechen
W*\*l' siehe m'W, ^*OT«"
Erbrochenes
Glossar 271
g*/q* PF ^fl^' werfen, schleudern
ä"^" (die drei) schlechte(n) Wiedergeburtsform(en); vgl. ft^*?" [Kurzform
für g*^"^"^, skr. durgati]
g*q|^*r Geburtsstätte, Geburtsform [skr. jäti]
%'**' 3**" geboren werden, wiedergeboren werden; Geburt, Wiedergeburt; Exi-
stenz; siehe K*rq*/JH"q#
g*^" Lebewesen, Mensch; anderer, fremder Mensch [skr. Jana]; siehe *f"
'Schlechtmenschentum1 [skr. durjanatä]
gute Wiedergeburtsform [Gegenstück zu ^ " ^ " und
skr. sadgati]
erzeugen, hervorbringen; siehe a ^ S ^ ' ^ "
Lustgarten, königlicher Park [skr. udyäna]
siehe |'«J* [Kurzform für $}«rg*]
belebt; Lebewesen [= %**'$]
'Genealogie der Vorgeburten des Buddha', Vorgeburtsgeschichte
des Buddha [skr. Jätaka]
Lebewesen
einer Sache (°r) müde, überdrüssig sein
beschützen; siehe *f**
g^*q* pp qg^' bewegen, hin und her bewegen, schütteln; siehe J
ä^" Fehler, Laster
g^'^^" fehlerhaft, lasterhaft; hier: Spieler, Falschspieler, Betrüger
[skr. dhürta]
g^*v5^"^" zum Fehler machen, als Fehler ansehen
«^•^•q* fehlerlos, ohne Laster
g^"^" retten, erretten, beschützen (mit Akk. und ^T)
P « i g w F ^g^* I g*W (P gelegentlich auch g^^')
g" Haar, Kopfhaar
gcj]*^c; *q' sich furchten
JW ' T sich furchten vor (Instr.)
272 Glossar
5^'q* pp q$K* vertreiben, verjagen
q i* siehe i'q#
q^f q* Diebstahl [Futuraomen zu
q$jarq* Ära, Zeitalter [skr. kalpa]
q|HV siehe %*"'^'
qjH^* siehe JS^q*
qjjjV siehe ^*q*
q|f«i- siehe jf q-
qg^' siehe ^ ' ^
qg^^I" siehe S^*^*
q |^ ' siehe ^'T
q ^ ' siehe jSV*r
1. p* Teil
2. p* Mund, Gesicht; Vorderseite, Oberfläche
3. p" Kurzform für P'^]"
P3' Kurzform für fl*y
P S^ ^ 'die Farbe verändern', (neu) färben
p'65|' einige
P"*" 'Mundwasser', Speichel
R' 5" Krähe
p'^'q* (mit der Vorderseite) zeigen auf, gerichtet sein auf
p X T F a r b e 5 vg1- ^K51!"p'^q]"«^" Farbe (zum Malen und Schminken) [skr. varnaka]
p"^# auf der Oberfläche von, auf [Postposition mit Genitiv]
P'JT Gesichtshaare, Barthaare
Glossar 273
p'H'^' geöffnet, aufgeblüht [skr. utphulla]
pj-qg^-q- den Mund öffnen; sich öffnen; aufblühen
pJ"3*T Nahrung, Speise
p ' W gestern
p ^ ' Haus
1. [W Hof, Residenz
2. [W Nadel
[qq-S^^ 'der Stein, der die Nadel anzieht', Magnet
pw Bereich
p v auf [Postposition mit Genitiv; vgl. p* ']
[q«j-3^-q- 'mündl ich (voraus)nehmen' , versprechen
ß ' ^ " Saft
B^" Loch, Höhle
[5^*9* Loch, Löchlein [Diminutivform zu ß^*]
[5^*3* Last, Bürde
(5* Gewinn, Profit
J5'|jq|«!" Gewinn, Profit
fi' er, sie, es [Personalpronomen der 3. Person]
jö^" nur, ausschließlich [stets nach dem Bezugswort stehendes Adjektiv]
f*T' " [Adverb zu j5^']
p'H" ich [maskuline Form]
p"^J" ich [feminine Form]
p v das Innere
fS^" ' Ärger, Zorn, Haß
j ^ - q ^ - q - Haß hegen, hassen
g^" Unterschied; Vorzug
0^'S" vorzüglich, besonders [Adverb]
B*V5"q]^*V*r verachten
ß^"^^" Unterschied; in besonderem Maße [Kurzform für B ^ ' ^ ' V ]
m besonderem Maße hervorragend, der Beste, Vorzüglichste (sein)
(er)füllen, durchdringen, umfassen; siehe
274 Glossar
| - Hund
j§*r Haus
Hausherr, Hausvater, Familienoberhaupt
Hausherrin
Nachbar
Herde
siehe q|^-«T
j§^" (resp. für 0^") du; ihr; Ihr
j§5* Knabe, (kleiner) Junge [Diminutivform zu j|f ]
§*v" siehe ^ j § * ^ '
0 ' Mann; Ehemann, Gatte
S^'l^'**' z u m Gatten machen, nehmen; Gatte sein
Falke
Blut
Steuern, Abgaben
Steuern auferlegen
Thron
schwarze Antilope [skr. krsnasära]
siehe
Gesetz, Norm, Regel; siehe
zornig (sein); Zorn
Haufen; Dickicht; Wald; siehe
Quelle, Brunnen; siehe ^ -
siehe ^ " ^ '
kundig, Kenner von ...; siehe
Himmel; siehe
Wohnsitz; Schloß; siehe
gebildet, gelehrt, weise, erfahren in (^T); gewitzt;
weise sein, weise werden
(resp. für ^^1*^") wissen, verstehen; siehe
Glossar 275
qp^-q*qra&rq* p qrasjsj*
qrasj«sT
2. *ßv«r
PF |3^", selten auch ^ V
verletzen, beleidigen, schädigen
ohnmächtig werden
siehe pW' T
Stab, Stock [auch *Jpvq* geschrieben]
seufzen, stöhnen; Seufzen, Stöhnen
ehren
tragen, forttragen
sich niedersetzen
Kreis, Umkreis; Gefolge
Gefolge
Gefolge
sich drehen, sich herumdrehen; umkreisen; Kreislauf der Existenzen
[skr. samsära]
§ ^ ^ 'mit dem Rad lenkend, regierend', Universalherrscher
[(falsche) Lehnübersetzung von skr. cakravartin]
P q^jor I p*r als Untergebenen, als Diener verwenden, anstellen;
siehe g^"V^j5or^"
umherwandern, herumziehen
P H " umarmen, umfassen (mit Ablativ I des Ortes)
PFI 0^*, ^ § ^ tragen, bringen, mitbringen; siehe y ^ V -
sich zusammenballen (Wolken)
^Üj" (?) fuhren, leiten; bringen, hinbringen; nehmen
erschüttert werden
siehe ^S5!]'^'
P ^^*I" F ^ " I H*T waschen, baden
P J§**' zornig sein, zürnen
276 Glossar
wer? was? [Interrogativstamm]
wo (ist)?
wo? wohin? wozu? wie könnte ...?
'das Wo-Sein', Aufenthaltsort
welcher? welcher [Interrogativ- und Relativpronomen]
wo? wann? wo, wann
wo ...? wo ...? [idiomatisch für "welch ein (himmelweiter) Unter-
schied besteht zwischen ... und ...!"; skr. kva ... kva ...]
wo? wo [interrogativ und relativ]
'das Wo-Sein', Aufenthaltsort
weswegen? weshalb? weswegen, weshalb; deshalb, nämlich, denn
[interrogativ und relativ; skr. yasmät, hi\
voll (sein)
wer auch immer, was auch immer
Eis, Gletscher
'Gletscherland' (gewöhnlich Beiname Tibets)
Gelächter; siehe ^fi'^fi"
wohin? wohin [interrogativ und relativ]
[euphonische Variante zu K{^\ vgl. 5"^"]
wenn, falls
vielleicht
Mitte; Mittag, Mitternacht
«Jl*r siehe 1. ^ *
sich respektvoll betragen; respektvoll; Respekt, Ergebenheit
respektvoll, ergeben [adverbiell]
Platz, Örtlichkeit
verstehen, begreifen; Verständnis
das Obere; das Frühere
das Obere, Höhere; das Frühere; höher, früher
Schritt, Fußbreit
geübt in, erfahren in (°V)
Glossar 277
W sich üben in
Gewand, Kleidung; siehe <
'der Gelbgewandete' [Beiname des indischen Gottes Visnu;
skr. pltämbara]
Gautama [der Stammesname des Buddha; Transliteration von skr.
Gautama]
siehe *l§^"*r
siehe ^ g v q #
das Obere [Ableitung von W "das Obere"]
aufwärts
Schwiegervater
Lärm, Kunde, Gerücht [Nebenform zu ^3Jq]'*n
siehe ^5J ]*q*
Kunde, Gerücht; (guter) Ruf, Ruhm; berühmt; siehe ^ " -
Zahl
zahllos, unzählig
Messer; siehe *«r§"
Schatten
klug, aufgeweckt, auf dem Posten, alert
siehe ^ ^ ' « T
ein Vollendeter, Heiliger [Angehöriger einer bestimmten Klasse von
Halbgöttern mit übernatürlichen Fähigkeiten; skr. siddha]
Ameisenhaufen [Wiedergabe des Sanskritnamens Vdlmlki, der den
Verfasser des Rämdyana bezeichnet]
Ameise [auch 9^1'^Tgeschrieben]
Freund, Helfer
?fc" Weiler, Dorf
3fc"Qv Stadt
}fi°r siehe ^^I#CJ'
3f*T Rat, Beratung; Plan; siehe jjf 5f*T
2j*T^yq- sich beraten, beratschlagen, Pläne schmieden
3*1" Moschus [3]"^" Moschustier, 1" Saft]
278 Glossar
jjp' Bulle, Ochse; siehe q"O4 '
g]^*J^' 'großer Bulle' [Umschreibung für den in Tibet unbekannten Elefan-
ten]
| )^ ' Insel; Gebiet, Land, Kontinent [skr. dvipa]; siehe J'*!®^"!)^',
Inselchen; Landchen
Blitz
siehe q3jw«r
freudvoll, freudig [Name eines buddhistischen Himmels; Lehnüber-
setzung von skr. Tusita]
erfreut, froh; sich freuen, sich erfreuen an; gerne mögen, lieben;
Freude; Liebesfreuden; Liebes (z.B. liebe Worte); siehe ;
Freundlichkeit, Aufmerksamkeit
Kurzform für ^ ' « I V
Winter
heil voll, tugendhaft; Tugend; verdienstvolles Werk
'der sich in der Tugend übt', Asket [skr. sramana]
'Kontakt mit dem Heilvollen', vollkommene Meditation
'der um der Tugend willen bettelt1, Bettelmönch [skr. bhiksu]
Bettelnonne [skr. bhiksuni]
(resp. für *l*J(*l)'*r usw.) denken; betrachten als; sich erinnern an
lachen, lächeln; Lachen, Lächeln
Einsiedelei
Einsiedler
notwendig (sein); Notwendigkeit, Zweck, Ziel; siehe «"(^"^jV
Feind
'der den Feind besiegt hat', Arhat [einer, der die vierte und höchste
Stufe des hinayänistischen Erlösungsweges erreicht hat — falsche
Lehnübersetzung von skr. arhant "wert, würdig", das als ari-han
"Feindvernichter" gedeutet wird; die richtige Etymologie war jedoch
ebenfalls in Tibet bekannt]
Glossar 279
Streitaxt [skr. parasu]
lachen, lächeln [Nebenform zu
Hindernis
qä|*q- pj qä|*r sich kleiden, (ein Gewand) anlegen; Kleidung
qäjV siehe R%\'R'
^3" siehe ^5)\*T
^3^*^ P ^ 3 ^ F ^ 3 I 3* 1 (eleg. für 5*V*O machen, tun, vollbringen; sagen, nennen
^3*J* siehe ^§y*T
qsjj 'q* P £J5] *J* zählen; zählen zu
R%yR' P sj jjV debattieren, (gemeinsam) überlegen, beraten
^9^* siehe 3*^"
*l^]*^" froh sein, sich freuen [sowie metrisch für SWTW^"*1" erfreuen]
Kopf, Haupt
'den Kopf verdrehen', umschmeicheln, durch Schmeichelei täuschen
Beschützer
ohne Beschützer, schutzlos
'der den Schutzlosen Speise gibt' [Name eines besonders gebefreudi-
gen Laienanhängers des Buddha; skr. Anäthapindada]
schnell [Adjektiv]
schnell [Adverb]
aufhören, enden
jeder (einzelne); irgendein; einige
irgendein(er), irgendwer
wer auch immer
Holzscheit [auch si3|rar*\*T geschrieben]
Holzscheit [auch *JCj] " * geschrieben]
widersprechen, im Gegensatz zu (<W oder ^") ... stehen
&J*q* p q|*r bersten, sich spalten
^FIW5*" herbeirufen, anlocken; sich beugen, sich neigen; siehe
p q w F J
280 Glossar
\ qqrsj'q' p *3isj", qni^W (eleg. für q® q") sterben
2. <ViW#q" töten, hinrichten
hemmen, hindern, beeinträchtigen
füllen
bedecken
P R7^]'
PI JV
Y F ^ fq]' F ^3
zerreißen, zerfleischen
" setzen, stellen, legen auf; übertragen auf
Äl" wegnehmen; siehe ^T"W"^3|q]"q"
Veränderung, Wechsel
sich verändern; werden, werden zu; siehe
verteilen, austeilen
q|oj-q- pi ga r taumeln, fallen
^ ^ ' ^ " bedauern, bereuen; Reue
j-q- p gjq](«i") tönen, ertönen; vernommen werden
^-q- p qqje;sr sich sättigen
siehe Q^'R"
Ufer
'Uferwasser', das in der Nähe des Ufers befindliche Wasser [skr.
tatajala]
Uferlinie, die durch das Ufer gebildete Linie [skr. tatalekha]
Uferbaum, am Ufer wachsender Baum [skr. tatavrksa]
beendet, vollendet werden; sich realisieren; siehe
siehe # y ^ * T
sich (auf der Erde) wälzen
niederlegen, ausbreiten
Kurzform für
Glossar 281
gehen, fortgehen; Gang, Lauf; Wandel; das, was geht, Lebewesen;
die Gesamtheit der Lebewesen, die Welt; werden zu, geraten in
(Term.); Wiedergeburtsform [skr. gati] — siehe *p"^*T-, **f'*J'-, *
vereint sein mit, sich vereinen mit (*^# oder Terminativ)
p Sfjor sich lösen, freikommen von («I«l")
Kurzform für 4|" *
alt (sein); Alter
Kurzform für *\*[%
alt; alter Mann, Alter
alte Frau, Alte
a ^ und jung1, Alter [analog zu ^**^"]
Qft'R' PF ^^|^* I 3f J" überschreiten, überklettern (mit Akkusativ, <T oder «J^')
^|^'^" gealtert, alt; Alter
^\S^' schwach, altersschwach werden; verfallen; in eine Notlage geraten
W" Wein, Weintraube
^ ' q 5 ^ ' Weintraube
3fr*r StuteJjjoj'q* pp q2fjOj* streiten, opponieren; Opponent
1. 5" Ausdehnung, Weite
2. 5* Kurzform für g'^*
J"5^' 'die weiße Ebene', Indien [^' steht hier im Kompositum für
J"23]^"^^" die Sprache Indiens, Sanskrit
5*^^" von großer Ausdehnung, groß, riesig
S"^" P 3*T weit, ausgedehnt sein
5'***' 'ausgedehnter See', Meer, Ozean
g**l*^*|)£/ 'Bereich des Ozeans', Ozean [pleonastisch für g"*!»']
J^* das Weite, Ferne; Entfernung [= 3^'**']
in der Ferne
aus der Ferne, von fern
Ferne, Entfernung
'Entfernungsmaß1, Entfernung, Dauer (?)
282 Glossar
'weit hinsichtlich der Entfernung', weit entfernt
'hinsichtlich der Entfernung weit sein', weit entfernt sein
Schmuck
zum Schmuck machen, gemacht werden
Schmuckstück
Rücken, Rückseite
rückwärts gewandt, abgewandt
Sieg
königliche Residenz [Kurzform für gar^fä'pq']
König
königliche Residenz; die Stadt Räjagrha [Wiedergabe von skr. räja-
grha, der Bezeichnung für die indische Königsresidenz]
'kleiner König', Vasall
jemanden (<W) besiegen, übertreffen; Sieg; siehe ^"g^J"
Prinz, Königssohn
'der Siegreiche1 [Name eines Prinzen; skr. jetr]
'der Hain des Siegreichen' [Name eines Haines in der Stadt Srävastl;
skr. Jetavana]
'Siegeszeichen', Banner, Fahne [skr. dhvaja]
die Kaste der Könige und Soldaten [skr. ksatriya]
Königsherrschaft, Königreich [skr. räjya]
siehe §'^'
ausgedehnt, vollentfaltet, reichlich, ausführlich, verbreitet; Fülle
[Wiedergabe des Sanskritnamens Vyäsa (legendärer Verfasser des alt-
indischen Epos Mahäbhärata)]; siehe *^'5"-, ^J^Tgi*1"
verbreiten
(primärer) Grund, Hauptgrund, Ursache, Anlaß [skr. hetu; Gegensatz
'Wanderstern', Planet; Mondhaus [skr. naksatra]
wandern
grundlos [adverbiell]
Grund, Ursache [= äf]
G l o s s a r 2 8 3
v grundlos [adverbiell]
53!"^ laufen, rennen, galoppieren
p
Faden, Gewebe; Tantra [skr. tantra]; (hier:) Verknüpfung, Ge-
schlechterfolge; Existenzform [Nebenform zu brgyud; skr. gati]
die fünf Existenzformen (der Lebewesen) [nämlich als Gott (skr.
deva; tib. ty'), Mensch (manusya; S"), Tier (tiryafic; V^9"), Hun-
gergeist (preta; fl'^|*O und Höllenwesen (naraka; *i*I*r«^Sjar
^"); häufig wird als sechste Existenzform noch die der Halbgötter
oder Titanen (asura\ Ij**!"^") genannt, die zwischen der der Götter
und Menschen liegt]
das Fließen; Fluß, Strom
fortwährend, immer [Adverb]
i)^"*!* anmutig, kokett (sein); Anmut, Koketterie; siehe ^
I|" Tür, Tor; Eingang, Zugang
Sj' *T mit Hilfe von [Postposition mit Genitiv]
f^'Q' [auch ^I("^'] sagen (von Höhergestellten), Anweisungen erteilen
P if«!" F sitf' I i(il"jJ (sich) vorstellen, hervorbringen, meditieren
S* * Trug, Illusion [auch Name der Mutter des Buddha; skr. Mäyä]; siehe
g^-q- pp cjg^* verändern; drehen, wenden; lenken, regieren; siehe pT-, j5^"3T«l'-
^ ' Stimme
'von großer, d.h. lauter Stimme1 [Name eines Prinzen; skr. Mahä-
(pra)näda]
verdunkeln; geistig verdunkeln, verblenden; Verblendung; Sünde
F «!§«r I |q«I-
vollenden, ausfuhren, bewirken, erreichen
' F Wi? I »W
Feder; siehe
284 Glossar
rufen, herbeirufen; ausrufen, verbreiten; preisen, rühmen
Lampe, Laterne, Fackel
Kasten, Behälter
PF ^fj^" lösen, retten, befreien von (°W)
siehe S^q*
hundert
bedeutungslos, irrelevant [Kurzform für ^J'GW^" sehr selten, nir-
gendwann]
schmücken, ausstatten mit (Instr. ); siehe «AC^'W-, Jj*TW-
ohnmächtig werden
qjf siehe j jV
q|j*q* P q|j*r verunreinigen, beschmutzen; siehe auch |j*q"
q^*J* siehe J^'q' und ^'^'
q § ^ ' siehe §vq*
q|q«i* siehe |q#q*
q§q* siehe §^'^"
q§jq^* siehe S)q*q*
ich
'Ich-Priorität', Hochmut, Überheblichkeit
Wort, Rede
Charakter, Wesen
Gans; Flamingo [skr. hamsa]
Erbrochenes
Abfallgrube, Jauchegrube
schlecht, böse; siehe | ' ^ ' , ^«I'^# , JJ '^ ' ,
schlechte Wiedergeburtsform, vgl. Sfif [skr. durgati]
müde, erschöpft (sein); Müdigkeit, Erschöpfung
Glossar 285
'Kurieren der Müdigkeit1, Muße, Ruhe, Aufhören, Pausieren; Absti-
nenz [skr. virati, viramana]; auch ^GT äf" und ^WW geschrieben
P §«!' weinen
^' gelblichrot (die Farbe des buddhistischen Mönchsgewandes)
siehe §'R'
wir
Kurzform für *«T«I(*)-; siehe auch 3£*«T
gewiß, sicher, bestimmt (sein); Gewißheit, Sicherheit, Bestimmtheit;
siehe ^*TW-
bestimmt, gewißlich [häufig mechanische Wiedergabe der Vorsilben
ni und nis im Sanskrit]
" herauskommen [skr. *nir-ä~Vgam]
g *!*«!" zum Vorschein gekommen, daseiend [skr. nirjäta]
fortjagen, vertreiben aus (<W) [skr. nir-ä-Vkr, nis-Vkäray, nis-Vkr,
nih-Vsäray usw.]
fest verbunden (sein) mit, fest versehen (sein) mit (^"); gerichtet
(sein) auf ( J") [skr. ni-Vbandh, nibaddha]
Kurzform für ^«I'^'q^a|-q-
Gesicht, Angesicht; Aussehen, Haltung; siehe S|»jarK'
Wesen, wahre Natur; siehe S'g'K'^
'Gesichtshitze1, Scham, Schamgefühl
sich schämen
schamlos [metrisch für K'^c;garq-]
Überraschung, Wunder
in wunderbarer Weise, wunderbar [Adverb]
erstaunlich, wunderbar (sein)
Ufer, Flußufer; siehe q^q|'Kq|«I-
sich sättigen an, gesättigt sein von (Instrumental)
siehe X»T«r
angesichts von, in Gegenwart von [Postposition mit Genitiv]
Seite
erschrocken sein, sich furchten; siehe
286 Glossar
siehe
Silber; Geld
Sache, Gegenstand, Angelegenheit; Zustand, Erscheinungsform, -turn
[skr. bhäva]
(resp. für uj '*T) sein, vorhanden sein
Kurzform für *i^#«l(^)"
offenbar, sichtbar; gegenwärtig sein
offensichtlich, deutlich [Adverb; Wiedergabe von skr. abhi]
Gefallen finden(d) an (GQ [skr. abhi-yjnand; abhinandin]
schmücken [skr. abhy-alam-yfkf]
eintreten in, betreten [skr. abhi-ni-yfvis]
mitteilen, sprechen, aussprechen [skr. abhi-\[dhä\
preisen [skr. abhi-\[sams, abhi-yfstu]
bewohnen; bewohnt sein von [skr. adhi-yfsthä, abhi-yfsthä]; umgeben
von, befallen von; vgl. ^"W^«!"«!"
herankommen, herbeikommen [skr. (sam-)abhi->Ji]
verlangen nach [skr. abhi-yflas, abhi-yfvänch]
aufgeben, verzichten, entsagen [skr. abhi-\[tyaj] — [an einer Stelle
vielleicht auch "hineilen zu, sich nähern", möglicherweise als Ver-
schreibung für *i^'[W]öfc'q'; skr. abhi-yfsrj; vgl. die Anmerkung
zu Lesestück 4, Udaya-Jätaka, Strophe 8]
entstehen, zum Vorschein kommen [skr. abhi-\[jan\
sprechen, reden von etwas [skr. abhi-^fvad]
in vollkommener Weise die Erleuchtung erlangen, zu einem vollkom-
menen Buddha werden [skr. abhi-sam-yfbudh]
offenbar, offensichtlich, vor den Augen liegend
Trommel, Kesselpauke
mähen
Beleidigung, Demütigung [skr. avagayita, avamata; auch
geschrieben]
Schmerz; siehe $*[§'
jagen; Jäger
Glossar 287
qg/ siehe 5/q*
<gr fünf
§' das Frühere, das Erste
^•q- p «a*r als Erstes geschehen, vor sich gehen
|{**r das Frühere; früherer
frXor das Frühere, die Vorzeit
preisen, loben
Beschwörungsformel, Zauberspruch [skr. mantra; Nebenform zu
q^l*T; siehe ^ w ^ « ! " ]
'im Früheren', voran, voraus [Adverb]
früher, das Frühere
'V und ^"G-T vor, bevor [Postposition mit Genitiv]
Lob, Preis
müde, erschöpft, ohnmächtig (sein); siehe
Geschrei, Geheul, Lärm
irgendetwas, jedes Beliebige; (mit folgender Negation) überhaupt
nichts [Kontraktion von %"»J ', %^^*]
v o n guter Rasse, von edlem Geblüt (meist von Pferden) [etymologi-
sierende Wiedergabe von skr. äjanya, äjäneya]
nicht von guter Rasse, nicht von edlem Geblüt
welcher? was? warum? wie? wie könnte ...? [Interrogativstamm, bzw.
Interrogativpartikel - zu weiteren Besonderheiten vgl. 17.1-2]
wie, in welcher Weise [interrogativisch und relativisch]
wenn, falls
wie beschaffen [interrogativisch und relativisch]
288 Glossar
ein wie (auch immer) Beschaffener
Kurzform für %" «J"JTj "
aus welchem Grund auch immer; auf jeden Fall
wie, wieviel [interrogativisch und relativisch]
was, was für ein [interrogativisch und relativisch]
welche Notwendigkeit besteht, ... zu tun (mit dem Instrumental des
Verbalsubstantivs)
was soll man machen mit ...? was ist gewonnen durch ... (Instr.)?
was, wozu nützt ...?
was auch immer, irgendetwas
wie es passend, angemessen ist
in angemessener, passender Weise [skr. yathäyogam]
was ist ... wert? geht es etwa, daß ...?
wofür? wozu? zu welchem Zweck?
weswegen? warum?
(resp. für $$'§*") weswegen? warum?
Nebenform zu £^ ' in Komposita
ein wenig, ein bißchen; klein, gering
'falls einer so sagt' [wird meist am Ende einer Zwischenfrage oder ei-
nes hypothetischen Einwandes verwendet; oft nur als Fragezeichen
wiederzugeben; Veränderungen des Anlauts wie bei ^*T]
Schakal [auch ^ ' S ^ ' geschrieben]
so [5*T - oft gefolgt von einer Form von 3^"^" sagen, nennen - hebt
den vorangehenden Ausdruck hervor und steht in der Regel nach
wörtlicher Rede, nach einem Zitat sowie nach besonders betonten
Eigennamen oder Begriffen — Nach anderen Auslauten als *5|, \ R
geht ?«!' in ^«T über.]
so heißt es, bekanntlich (skr. kila)
so zu nennen, so zu bezeichnen, sogenannt [elegante Form
skr. iti]
siehe 'JY&, 5'T*
erfassen, ergreifen, begreifen; siehe
siehe
G l o s s a r 2 8 9
**] ^ry
qi%qrq*
qjtatf«r
^j*^"3"qj qj'q* p q^
njÄ'q* p qs
q^s*
q^ i*
q*«r
q&T
qlf*r
qlSVsr
!•|q-q- p | q f
^ F H|«5 ' I?
^ iS
eins; einer; einzig
mit einem Mal, plötzlich; in einzigartiger Weise; an erster Stelle,
zuerst, erstens
einzig, einzeln, allein [so gelegentlich für ^^"3"]
Alleinsein, Einsamkeit [skr. ekäkitä]; (Instrumental) 'mit Einsamkeit',
in Einsamkeit, allein, einsam
einzeln, allein
ein anderer; der andere (von zweien)
nackt
*>Q\' zerbrechen, zerschmettern
' " schneiden, abschneiden; entscheiden; siehe £ ^ * r - , ^GT*"-
siehe 3]*q]*q*
siehe ^"^'q*
versehen (sein) mit (^" oder Terminativ)
siehe ^$^*q*
zehn
siehe 2. ^^l'q"
siehe ^5]'«fif»l"«r, qK^^'q*
'der [über die Welt] hinaus gelangte Siegreiche' [Beiname des Bud-
dha; skr. Bhagavant]
siehe <W*rq*
Kurzform für qY*T*T
künstlich; verstellt, unaufrichtig
Eisen
eiserner Haken, Stachelstab (besonders zum Antreiben von Elefanten)
[skr. ankusa]
Eisenspäne
Zunge; siehe 5*^"
den Tod suchen; Selbstmord begehen
290 Glossar
Teil, Teilchen; Ding, Utensil; Scheibe, Scheibchen, (aus denen nach
indischer Auffassung der Mond besteht) [Lehnübersetzung von skr.
kalä]; Kunst, Kunstfertigkeit [ebenfalls Lehnübersetzung von skr.
kalä]', Los, Schicksal [Lehnübersetzung von skr. bhäga] — siehe g^*
äußere Aufmachung, Erscheinungsform
siehe 2. <**S|'«r
lieben, verlangen nach (°l"); Liebe, Leidenschaft, Verlangen; siehe
2. as|*r*r erzeugt werden, entstehen; siehe '
a*J|*rgGT leidenschaftslos
S^' Bier, Wein, alkoholisches Getränk
a^'X^" Bierausschank, Alkoholausschank
Gastwirtschaft, Kneipe
Gastwirtin
siehe ^5>*{^'
Strafe, Bestrafung
Regen, Regenschauer
'der nach Regenwasser verlangende Vogel' [Name eines Vogels, der
nach indischer Auffassung nur fallendes Regenwasser trinkt; skr.
cätaka]
Wasser; siehe auch die Zusammensetzungen mit a*' im Vorderglied
Fluß
'wassergeboren, aus dem Wasser wachsend' [Umschreibung für
Lotus; skr. abja usw.]
'Wasserpferd' [ein bestimmtes Wassertier]
N [nur teilweise richtige Etymologie der Tibeter für skr. vadabämukhä-
gni, wörtlich "Feuer des Stutenmaules", die Bezeichnung für das (un-
terseeische) Feuer am Eingang (dem sog. "Stutenmaul") zur Hölle des
Südpols, das kein Wasser zu löschen vermag]
Glossar 291
'der wasserklärende Edelstein' [ein Edelstein, der angeblich die Ei-
genschaft besitzt, trübes Wasser zu klären — vgl. Päli udakappa-
sädako mani]
'Wasser enthaltend', See, Ozean
Wassertropfen
Bach, Fluß
'Herr der Flüsse' [Flußgottheit; Umschreibung für See, Ozean; skr.
nadipati]
$'a£^*J* 'Wasserfilterer' [siebartiges Fischfanggerät]
S'ol^'sr 'Wasserträger' [gewöhnlich Umschreibung für Wolke; im Text steht
es jedoch poetisch für Gewässer — skr. jaladhara]
$ ' § W Welle, Woge
* ^ S^ " *m ^ a s s e r tebend, Wassertier; Wasser- [skr. jalecara]
S"§^" 'Wasserwurm', Delphin [skr. makara]
5 S i 3 5 ^ ^ ^ Delphinbanner; 'der ein Delphinbanner hat' [der indische Liebesgott
Käma trägt ein Banner mit einem Delphin darauf]
& " klein, gering [Kurzform für *^"§" und
§^*5* klein, gering, winzig [Diminutiv zu
*^'^" klein, gering (sein)
*^**T 'die Kleine', Frau, Ehefrau, Gattin
* '*J" eindringen in
§^"91*^"*1" verschwenden, vergeuden; aufwühlen
* s ' ^ " 'Wasserbehälter1, Gewässer, Teich, See [skr. jaläsaya]
3$,'^*]' 'Wasserstelle', Teich, See [skr. jalasthäna]
I^Jöl ' Wasserschlange [skr. jalavyäla]
** Kurzform für *'*T; siehe auch
^"0^" 'Größenmaß'; Größe
***^" 'groß und klein', Größe [analog zu J
^^l** Hauptmerkmal
*" T groß (sein); Größe; siehe :
*yy wegen, um ... willen [Postposition mit Genitiv]
£aj'*f' groß; siehe f'-, 2 | ^ # - , Ü»I«I'*^-, <%-
292 Glossar
S*s" in hohem Maße [einem Nomen nachgestellt, drückt es den adver-
biellen Komparativ und Superlativ aus]; siehe * w 8 v
*'*J|" allgemeine Verhaltensvorschriften, allgemeine Spielregeln; Regel,
Vorschrift
Ä"K*T Wehgeschrei, Gejammer
A ' £ . * ! ' Q ^ W * J * ein Wehgeschrei ausstoßen
**^*J|*J" Geschlecht, Familie
"£Q\' siehe 3J&|'«T
d&S|'*T genügen, ausreichen
« ^ ' siehe 3J5^'*r
S V Diebstahl, Raub
dbi' h^" Dieb, Räuber
**T Gesetz; Lehre; Religion; die buddhistische Lehre, Religion; (philoso-
phisch:) Daseinsfaktor, (Seins-)Gegebenheit [skr. dharma]
Gerechtigkeit, Tugendhaftigkeit; das Erfülltsein von der buddhisti-
schen Lehre oder Ethik [skr. dharmätmatä]
5|*r geistliches Gewand
5^" 'Gesetzeskönig' [ein König, der gemäß den sittlichen und religiösen
Geboten regiert — skr. dharmaräja]
| ^ " einen sittlichen, religiösen Lebenswandel führend [Gegensatz ^ *
ap|«T Religion
=1" P 5J**T (eleg.) kommen; gehen; sagen
•T siehe iS'ST
" " (eleg. für ÖJ '«T) sein, vorhanden sein
Lippe, Schnabel
*\*) 'Lippenkrankheit', ein bestimmter Ausschlag an den Lippen [skr.
ostha{prä)kopa, ostharoga]
^ * T 'zwei Stoßzähne (besitzend)' [Umschreibung für Elefant; skr. dvira-
da]
^' Fangzahn, Stoßzahn
) (resp. für tj^") Bruder, Geschwister (Singular)
1" der höchste, beste; vorzüglich, ausgezeichnet
Glossar 293
in höchstem Maße [Wiedergabe von skr. ut, pra]
völliges Vertrauen, völlige Ergebenheit, Gläubigkeit gegenüber (T)
[skr. prasäda]
springen
siehe *ßfc'q'
4 Verehrungsbehälter' [buddhistischer Reliquienbehälter bis zur Größe
eines Tempels; skr. st dpa]
ehren, verehren; Ehrung, Verehrung; Opfer
Verehrung bezeugen
Geschenk
Spazierengehen
2. ^6*J|*q* P $*J|" zerbrechen [intransitiv]
1. ^S^*q* P $Y zerschnitten werden
2. ^£^*q" PF ^ ^ " I ^\s) sagen, erzählen, aussprechen (Ausspruch); erklären, darlegen; nen-
nen, bezeichnen
aufgehen (Sonne)
sterben
binden, fesseln, zügeln; siehe »
versichern, versprechen; entscheiden - siehe
P 3^V entgleiten, entkommen; einer Sache verlustig gehen, etwas fahren
lassen
PF qYoj" I ¥or bestimmen, zuteilen, anvertrauen
P qY*T F qT* I **T machen, fertig machen, zubereiten, zusammenstellen
was [relative Nebenform zum Interrogativum V, vgl. 17.1-2]
wie beschaffen
294 Glossar
in welcher Weise, in welchem Maß auch immer [Korrelativum:
wie, in welcher Weise; wie zum Beispiel, nämlich, daß [zu Beginn
der wörtlichen Rede; skr. yathä]; so daß
als, während
so viel wie, so groß wie; sehr viel [adverbiell]; als, während
wie lange, wie weit, wie sehr [relativisch — Korrelativum: \ § ^ " ]
das Hintere [Kurzform für I ^ T T ]
Schwanzfeder
am Ende einer Reihe (von Menschen) gehen, deren Abschluß bilden
[Gegensatz: t j ' ^ ' ^ ' ]
Hinterteil, Schwanz
sanft, zart, mild (sein)
sanft, zart, mild
'milde Schönheit (besitzend)1 [tibetischer Name des Bodhisattva
Manjusri\
'Behälter des Vergänglichen1, Welt [(falsche) etymologisierende
Übersetzung von skr. loka]
1. qE,q]*£l* p (q)^*3|' zugrunde gehen
2. ^E>sj|'«r vernichten
P Q$F\' F Q$F\' I ^J|", (c')^ql"
Vernichtung, Untergang
^" 'zum Untergang gebracht werden', untergehen
sich fürchten vor (Instrumental, °T oder <W)
(heiliger) Badeplatz [skr. tlrtha]
*T eintreten, betreten; an eine Sache herangehen, mit etwas beginnen; auf
etwas einstürzen, zujagen; eintreten, geschehen; Eintritt, Beginn; sich
verhalten, betragen; Wandel, Verhaltensweise - siehe ^W
2. ^ 3 ] ' ^ " eintreten lassen; hineinstecken in ( °T); zu etwas (Term.) veranlassen
geizig (sein); Geizhals; Geiz, Habsucht
Glossar 295
melken; siehe (
setzen, stellen, legen auf (Term.)
P qÄ*3v F ^^i^* i VT I"
2. fii&l"*!" schneiden, hauen, behauen (Holz) [skr. Vtaks]
P q?\n]*I" F ^py'l" I (yT
Zerschneider, Behauer [skr. taksaka, taksan]
'der Felsen des Behauers1 [Name einer Stadt im Nordwesten Altin-
diens; skr. Taksasilä; moderner Name Taxila]
bezwingen, besiegen; vernichten
Vernichter
Herr, Herrscher; siehe %^l
Herr, Herrscher
vergessen
Spur, Fußabdruck; siehe §"I*T
Kurzform für t ^ ' ^ ^ ' q '
nachlaufen, folgen [Kurzform für t « r « f c i g W |
nach der Art von, nach, gemäß [Wiedergabe von skr. anu]
nachgehen, folgen [skr. anu-Vgam]
hineintreten in (Term.) [skr. anu-Vvis]; Nachfolge; Nachahmen,
Nachleben [skr. anugamana, anuvrtti]
'nacheinander hören1, hören, zu Ohren kommen; weitererzählen;
weitererzählt werden [skr. anu-Vsru]
übereinstimmen(d), harmonisieren(d) mit [skr. anuküla]
gnädig, wohlgesinnt sein gegen (a^"); beistehen [Lehnübersetzung von
skr. anu-Vgrah]
Gnade, Gunst, Beistand, Gefallen [skr. anugraha]
sich erfreuen an (GT)
sprechen, reden (über)
Baum
'Baumfelsen1 [skr. *Vrksasilä; an der Textstelle ist zweifellos ein
verlesenes oder verschriebenes Taksasilä für die Sanskritvorlage
296 Glossar
anzusetzen — zu Taksasilä vgl
^t^" Schein, Pracht, Glanz; siehe
fc^" siehe £ \*T
«fl[V siehe T\'*r
Fisch; Vollmond [skr. pürnä, pürnamäs]
hören, zuhören
Seele; Verstand; Starke
von geringer Kraft, schwach
dahinschwinden, verfallen, zugrunde gehen; Schaden, Schädigung;
siehe «T}W«r
(geistig) genießen, erfahren, wahrnehmen
sich hinlegen
Sonne; Tag
jeden Tag, täglich
gerade, eben, bloß, nur; auch; derselbe; -heit, -turn [Abstrakta bilden-
der Stamm — skr. -tä, -tva]
Tag
'Tagesmitte*, Mittag
am Tage
ein einzelner Tag
klein, gering, wenig (sein); wenig wert (sein)
jemandem oder etwas (^") nahe (sein); Nähe
[Eigenname einer Wasserschlange; auch y^fi'^V^'V geschrieben —
skr. Upadardara]
nahe, in der Nähe von; in die Nähe von, herbei [Wiedergabe von skr.
upa]
sich erheben; herankommen [skr. (sam-)upa-^ruh]
hinfuhren zu, in einen Zustand (Term.) versetzen [skr. upa^fnf]
Glossar 297
sich nähern, auf etwas zustürzen; treffen auf, erreichen; einen be-
stimmten Standpunkt erreichen (von Gestirnen) [skr. upa-yfgam]
sich aufhalten bei; aufwarten, verehren [in dieser Bedeutung Neben-
form zu ^*q^"^"q"; skr. upa-yfsev]
aufwarten, verehren [skr. upa-yfsev]
lehren, unterweisen; Lehrer, Unterweiser [skr. upa-\fdis, upadestr]
bei jemand sein, vorhanden sein; innewohnen; sich nähern, sich ein-
stellen [skr. upa-\Jsthä\\ weilen (in) [skr. upa-\fvas]
Betragen, Verhalten; Aufwartung, Bedienung [skr. upacära]
sich höflich, gesittet benehmen; Höflichkeit, gesittetes Benehmen [skr.
upa-yfcar, upacära]
versteckt, verborgen [skr. upagupta]
sich festhalten an, sich stützen auf; sich einer Sache befleißigen
[skr. upa-\Jrabh]
nahekommen, herbeikommen [skr. upa-yfgam, upä-\fgam]\ siehe fl *
schädigen; erschlagen [skr. upa-yfhan]
gequält, gepeinigt (werden)
falsch, sündhaft, schädlich (sein); fehlen, sündigen, zu Schaden kom-
men; Fehler, Vergehen, Sünde; Gefahr, Schaden
Kurzform für \R*'
kaufen
siehe
(karmische) Unreinheit, Befleckung; Leid, Qual [skr. klesa]; siehe
siehe " "q"
zwei
der zweite
an zweiter Stelle, zweitens
Verwandter; Freund
Verwandte, Gefolgsleute, Anhang
298 Glossar
die befreundete Partei
sich kümmern um; siehe i
Nebenform zu *)*{*?
[Name einer indischen Stadt; skr. Srävasti, was die Tibeter falschlich
in irw, hören, und asti, ist, zerlegen]
gleich (sein) mit (^")J gleichend
weich, liebevoll (sein)
(resp. für ^^p*^") froh, zufrieden, glücklich (sein)
liebevoll (sein)
*q* alt (sein)
*q" P $^*l" alt werden, altern
^'q* erlangen, bekommen, finden
P q $ * r [gelegentlich | ^ ' für q|*T] F q |^'
^'q* aufgewühlt; Strudel
[ ^ " erzählen, berichten
(respektvoll für JJ*q*) Ohr
Ruhm
wohlklingend (sein); Ruf, Ruhm
Denken, Geist; denken, sich vorstellen
(bei sich) denken
Herz
Mitleid
mitleidslos (sein)
Wesen, Kern, Quintessenz; das Beste von einem; Vermögen; Nektar,
Blütenhonig [skr. sära]
(jemandes) Vermögen an sich reißen, (jemanden) ausnehmen
"q|"q* Liebe, Mitleid, Erbarmen (empfinden)
\ soviel(e); (nach Zahlen:) ungefähr; siehe ^"^"
(*q* PF q ^ # nähren, jemanden (Akk.) mit etwas (Instr.) füttern
W siehe qi^"^»W#
4'q* PF q^^' hinlegen, betten
*q* P q$*T von jemandem (W) borgen, sich ausleihen
Glossar 299
siehe q|'«r
jemanden (&T) mißachten, verachten; Mißachtung, Verachtung
siehe $^«r
siehe |^«T
siehe
siehe
s i e h e
Betel [Transliteration von skr. tämbüla]
Versenkung, Konzentration [metrisch für
siehe ff " *
Wort; Rede, Sprache
e i n e R e d e halten, reden
(geistige) Finsternis, Verblendung
Boden, Grund, Tiefe (eines Gewässers)
hitzig, wild (sein); Wildheit
^S** e m e hitzige Frau
^ * " Behälter, Speicher, Hort; Schatzkammer); siehe
f f " F ^l^' IY^' senden, schicken; geben, hineingeben, hineintreiben; durchlassen,
kommen lassen, freilassen; fortgeben, verlassen, aufgeben — siehe
siehe
siehe
siehe
siehe
Trinken; Getränk
siehe q^-«T
siehe « o i ^ -
Pferd; siehe auch *" "
300 Glossar
('ein Pferd, und zwar eine Stute'), Stute
ein ausgezeichnetes, edles Pferd, ein Pferd von bester Rasse
Pferdebesitzer
bestandig, immer
beständig, dauerhaft (sein); Beständigkeit
Kennzeichen, Merkmal; siehe
Stütze; Behälter, Schrein; siehe ^
sich stützen auf, beruhen auf (°r); bewohnen, wohnen in (°r);
siehe ^"W -, W ^ | ' q V -
kritisch prüfendes, diskursives Denken; Logik [skr. (vi)tarka —
Intensivbildung zu yT*T]
bedenken, überlegen; prüfen, prüfend betrachten; Zweifel, Skrupel;
siehe ^ ' ^ ' , ^ * ^ I ' , ^ l ' ^ X 5 1 * )
erkennen
um wieviel mehr; um wieviel weniger
sehen, erblicken; ansehen als, betrachten als («T)
gleich, gleichend; siehe \ ^ " 3 ' , ^'^"9"
Schauspiel
wie [nachgestellte Vergleichspartikel]; (nach Verben:) als ob —
siehe V ^ * \ t '^V, y ^ V , \ ^ ( V , ^ ' ^ '
Omen, Vorzeichen
schlechtes Vorzeichen
PFI ^ ' fallen, herabfallen, niederfallen
Nabel; Moschustasche (beim Moschustier)
Nahrung, Lebensmittel
satt (an Nahrung), gesättigt
'Bauchkriecher1, Schlange [skr. uraga]
Schlangentum [skr. uragatva]
Bauch, Magen
hungrig (sein); Hunger
siehe <^ '
Axt; siehe
Glossar 301
Tiger; siehe auch j
Tigerjunges
Tigerin
%*\ Matte, Sitzmatte, Kissen
^ " das Obere, auf etwas Befindliche; die Oberfläche
1^'S" auf, über (auch in übertragener Bedeutung) [Postposition mit Genitiv]
^•q* P F q^3)' sich auf jemanden, auf etwas (Akk.) stützen, verlassen; jemandem
aufwarten; siehe ;W^*J'-
^3" Beil [Diminutivform zu \fi')]
PF q ^ ' geben, schenken; gewähren,gestatten
(günstiges) Schicksal, Glück, Zufall
tausend
leer [skr. sünya]
PF q ^ ' loben, preisen; siehe «jX^W-
zeigen, erklären, lehren; Lehrer, Religionslehrer, Heilslehrer; siehe
Kraft, Stärke [skr. bala]
kräftig, mächtig [als Eigenname gebräuchlich; skr. Baiin]
verloren gehen
siehe "^1"^*
fest, beständig (sein); Festigkeit, Beständigkeit
Gelübde
einer, der sein Gelübde befolgt; Asket
siehe ^"^"
siehe *q*
siehe *q*
siehe ^*q*
'komponierte Erklärung, Darlegung', Lehrtext, Lehrschrift, Abhand-
lung; Wissenszweig, -gebiet [skr. sästra]
Lehre
siehe ^"^"
siehe ^"^"
Lob, Preis
302 Glossar
Kurzform für 3"*T
Weber [entstanden aus
der Jüngste, Kleinste (z.B. von drei Brüdern)
unterschiedlich, verschieden (sein)
ohne Unterschied, nicht verschieden (sein)
der, die, das letzte
ein Niedriger, Niedriggesinnter, Bösewicht
Entfernung, Abstand; siehe *T*3|'«T
Faden, Seil
Gewebe, Tuch
(die Richtung) gerade nach vorn, geradeaus
geradewegs auf ... zu [adverbielle Postposition mit Genitiv]
Mittel, Hilfsmittel, List, Trick; siehe ^«T-
seiner Mittel, Möglichkeiten beraubt (sein)
allesamt
geschlossen (Mund); siehe
Erlösung
erlöst werden, freikommen von
durchqueren
Handfläche
die Handflächen zusammenlegen (als Geste des Grußes und der Erge-
benheit) [skr. anjalim kr]
dunkel, dicht
erreichen, heranreichen an (QT); kurz vor ... stehen
(resp. für f^\ %\ 5*1*0 Geist, Verstand, Herz
(resp. für fj^i') Mitleid
(resp. für ^*^1"^') Liebe, Mitleid, Erbarmen (empfinden)
liebevoll [Adverb]
kurz (sein)
allgemein, gemeinsam (sein); gemeinsam mit (S^m)
können, vermögen; gleich sein an (Instr.); heilig; Asket, Heiliger
[skr. mini] - siehe
Glossar 303
'der große Weise' [Beiname des Buddha — skr. Mahämuni]
abwärts, nieder
nach unten
Löffel; siehe ^
Zweifel
Wagen, Fahrzeug, Reittier [skr. yäna]
das "Große Fahrzeug" [skr. mahäyäna]
das "Kleine Fahrzeug" [skr. hlnayäna]
Morgendämmerung, Tagesanbruch
die Zeit der Morgendämmerung; (im Kontext:) zur Zeit der Morgen-
dämmerung, bei Tagesanbruch [skr. pratyüsakäle]
das Obere
auf [Postposition mit Genitiv oder Akkusativ]
das Obere; Anfang, Ursprung
am Anfang, zuerst; bevor [Postposition mit Genitiv]
siehe Oq ]*!" "
behindert, beeinträchtigt, belästigt werden
siehe q^*W*T
erlangen, bekommen
hören, vernehmen; hören von (Akk.); das (vom Lehrer) Gehörte;
Bildung, Wissen — siehe 8«r«f5«rsr, f>q|'8|«rTft!-«r
von großer Gelehrsamkeit, Bildung (sein) [skr. mahäsruti; sonst
gewöhnlich SJ^'VW^T = skr. bahusruta]
Ende, Grenze; Außenbezirk(e) (einer Stadt)
am Ende, schließlich [Adverb]
'einer, der zum Ende (seines sittlichen Strebens) gelangt ist', ein Voll-
kommener, Heiliger; moralische Vollkommenheit
'der Endiger' [Beiname des indischen Todesgottes Yama; skr. antaka,
krtänta]
Kraft, Macht
Macht, Stärke; Machtanwendung
übereinstimmen(d), harmonieren(d) mit; sie
304 Glossar
* Ä N Daumen
«flf Kurzform für «SV
hoch (sein)
'die hohe Region', Himmel
sehen
weben
kämpfen mit <
Kampf, Schlacht
Streit, Streiterei
Kampfesstätte, Schlachtfeld
fest geschlossen bleiben (Mund)
trinken
packen, nehmen, mitnehmen; halten, tragen in (*j*O
herauskommen
sich einstellen [Nebenform zu Yq*q"; meist intransitiv]
jetzt, nun
jetzt [Adverb]
*{^ von nun an, zukünftig
^\'^' rein, klar, lauter (sein); siehe <
^ ' mit; und [Soziativpartikel]
akzeptieren, bereitwillig auf sich nehmen
der erste
rein, heilig (sein)
" rein, heilig machen
rein, klar, ungetrübt; siehe S"^**"^"^"
glauben, gläubig sein; gläubig; Glaube, Vertrauen [skr. prasäda];
siehe «
Glossar 305
gut, edel (sein); heilig (sein), geheiligt; Edler, Heiliger
unedel; ein Unedler [kurz für ^*r*rs^"*T|
sich unedel verhaltend [skr. asadvrtti]
Seide
Seidenfaden
[Eigenname einer Wasserschlange; skr. Dardara]
sanft, leicht [Adverb]
langsam, ruhig, sanft (sein) [Adjektiv]
'versammelt', viel, zahlreich; mehrere [von ^V**']
Gift
giftig
Muschel, Muschelhorn
'gebückt gehend', Tier [Lehnübersetzung von skr. tiryanc]
gebeugt, geneigt, gebückt; siehe ^JS^*^"
Stück
Stückchen, Bißchen, Splitter [Diminutiv zu W ] ; siehe q n p ' W
Grab
gezähmt, zahm, züchtig (sein); Zucht, gutes Benehmen
Zeit
die Zeit festsetzen (von der Sonne); die Zeit erfüllen, das Zeitliche
segnen, sterben, vergehen — siehe äfa'S*!'^'*!*
zur Zeit, zum Zeitpunkt des ... (Gen.) gelangen, die rechte Zeit für
... (Gen.) sein
jener, der
eben dieser, derselbe
soviel, so weit, so zahlreich [Korrelativum zu ^ " ^ 1
so sehr, in vollem Umfang
so beschaffen, derartig [Adjektiv]
in solchem Maße [Korrelativum zu ^"^'^'^^"]
'selbst wenn es sich so verhält', trotzdem
solcherart, solchermaßen; ebenso [Adverb]
306 Glossar
" " darin, dort
" *J" darauf, dann; da, damals [skr. tadä]
^"S3!'**{ danach, hierauf, später
^•«q*T^# darum, deshalb; zu diesem Zweck
^•sr^qj-y unmittelbar darauf
solchermaßen, so
'^er solchermaßen Gekommene bzw. Gegangene'; 'der zur Soheit,
d.h. zur absoluten Wahrheit (^"*$fa*^*) Gelangte' [Beiname des Bud-
dha; skr. Tathägata]
\ ^ ^ " jetzt, heute
\§Y so lange, so weit, so sehr [Korrelativum zu £'§^']
^ ' heute
^ " ^ H ^ # Karawanenführer, Handelskaufmann [skr. särthaväha]; zu ^ * vgl.
^ # 2' (^") zu jener Zeit
^•?Cq]*y darauf
^ V dort, dorthin
^*T*j' deshalb
^*J"*r zart, zurückhaltend (sein); Zartheit, Zurückhaltung
\ dieser [kaum gebrauchter Demonstrativstamm]
"^J]*T*r sich fürchten vor (Instr.)
^.' siehe < ^ W
^ * Sinn, Zweck, Ziel; Nutzen, Interesse; Sache [skr. artha]
M ^ * * ' 'realisiertes Ziel', Realisierung des (erwünschten) Zieles [sonst ge-
wöhnlich mit der Bedeutung "einer, der sein Ziel erreicht hat" als
Wiedergabe von skr. siddhärtha]
1fa'ql*)vq ' sich kümmern um (W)
^ • ^ s r q * das höchste, edelste Ziel; die absolute Wahrheit [skr. paramärtha]
^ " V wegen; um ... willen [kausale und finale Postposition mit Genitiv]
n"3\*T (jemandes) Nutzen bewirken
^ • ^ • q * nutzlos, wertlos (sein) [skr. anartha]
Xft*\^H' respektvoll für
Glossar 307
^yV siehe G?yVq-
"*yV " das Aufgeben, Zurückweisen [Nebenform zu q ? ^ " ^ ' ] ; verlassen von,
gekommen um (Instr.) [Perfekt zu q?^"q"] [s^r- tyakta, parityakta];
siehe a f e i r i f ^ w
S5!"^" Heftigkeit; Gemeinheit, Bösartigkeit
5^*5' stark, heftig [Adverb]
5F\'*r stark, heftig (sein); scharf, häßlich, gemein (sein)
5*J| N stark, heftig; scharf; häßlich, gemein [Adjektiv]
5 ^ N wahr, wahrhaftig, aufrichtig, aufrecht; hartnäckig; Geradheit
5 "§F>* heiliger Einsiedler, Eremit, Seher [skr. rsi, das (falschlich) von rju
"aufrecht11 abgeleitet wird]
5 W siehe P§^sr
5^'^" sich erinnern, denken an; Erinnerung
5" Geruch, Wohlgeruch, Parfüm
\%*\ duftend, wohlriechend
5"*T Unreinheit, Schmutz; moralischer Schmutz
5#*T53j' unrein
Unreinheit
fleckenlos, makellos [Kurzform für $"*r»^«r]
'makelloser Glanz, der makellos Glänzende' [Umschreibung für
Mond; skr. vimalämsu und ähnlich]
Wohlgeruch
Wohlgeruch
Freundlichkeit, Gunst, Gefälligkeit; Nutzen, Wohltat; siehe
siehe q j ^ #
das Naheliegende, die Nähe
in der Nähe von, in die Nähe von [Postposition mit Genitiv]
hochmütig, arrogant (sein); Hochmut, Stolz
warm (sein)
siehe P§^«r
Freude, Entschlossenheit, Mut [orthographische Variante zu ^ " ]
von geringer Entschlossenheit, von geringem Mut; Feigling
308 Glossar
5^"^" warm
9ffi' Sitz
^ ^ " ^ ' ^ " ^ ^ " ^ " B ^ " ^ " Platz nehmen lassen
S|^T siehe Q^W«T
^W**" giftig (sein); das Giftige, Gift
S]S^' Familie, Geschlecht, Stamm
^15^^" ^ ^R^**" brennen, sich erhitzen; sich grämen, sich verzehren; Gram, Beküm-
mernis; siehe :
SR^"5*" Balken
q|^«!"«r gepeinigt, gequält (sein) [auch Nebenform zu l
Q\^' siehe <W*TT
d]^*TT]" die Haube einer Schlange (mit der sie droht) [von ^ j ^ " ^ " drohen]
q |^*T5^' 'Haubenträger', Schlange [skr. phanin; im Text wohl auch an einer
Stelle für J
qlX^"(^") Gesicht
1- 1 n Dämon, böser Geist; siehe (
2. *JJ^" siehe q ^" C I "
1 l i ^^* gewißlich, sicherlich; notwendigerweise
5] aj"«I" Angehöriger einer niedrigen Kaste [skr. Candäla]
^ ^ ich; selbst [Kurzform für ^YT^T']
^Vl i B^"q" s^c^ m eigen machen, sich Untertan machen
^ 8 T ^ " Charakter, Natur, Wesen; siehe <
'vongroß(herzig)em Wesen', großherzig, edelgesinnt [skr. mahätman]
'das Wesensinnere', Seele, Selbst; Herz [skr. antarätman]
3|"*^" Ichlosigkeit
3]'H* Eigentümer, Herr; Gebieter; siehe |
3\'*t' Herrin, Gebieterin
V T P «J «J# forttragen; forttreiben
KT siehe ^ ' ^ "
Y sieben
Y ^ ' 'die sieben' (Tage), Woche
SV Glück
Glossar 309
glücklich (sein)
glücklich, heilvoll (sein); günstig, lieb, angenehm (sein); Glück,
Heil
günstiges Schicksal [skr. *sukhabhäga]
jemanden (°r) glücklich machen, beglücken
angenehm, bequem, leicht [Adverb]
wahr (sein); Wahrheit
Pfeil
Knoten
das Vordere, die Vorderseite
vor [Postposition mit Genitiv]
Versammlung, Versammlungsplatz [häufige orthographische Variante
zu der etymologisch richtigen Schreibweise *tö"*J"; vgl. ^V^"]
Vorderzahn
Lehrtext, Lehrrede [skr. sütra]
Farbe; vgl. p * ^ "
eine Reihe, Schlange von Menschen; siehe qpVq^q*
'gefiedertes Lebewesen', Vogel [skr. paksin]
'König der Vögel' [Bezeichnung für den mythischen Garuda, der
besonders als Feind der Schlangen bekannt ist; skr. paksiräja]
Blatt; Flügel
p q ^ w I q^*I«T wählen
CR' P q^*J" vorübergehen an, etwas (°W) meiden, aufgeben; vergehen, verstrei-
chen; die Zeit hinbringen mit (Instr.); überschreiten, übertreten
zittern
siehe (
dieser
folgendermaßen
so beschaffen, derartig [Adjektiv]
in solcher Weise, solchermaßen, derartig [Adverb]
derartig (sein)
P qS I* zusammenkommen, sich versammeln; siehe J
310 Glossar
^W*l' sitzen; (an einem Ort) sein, bleiben; weilen, wohnen; sein, etwas sein
q««q* p q*^- p s j | ^ ' I *J * sich beugen, sich neigen, sich veraeigen
siehe i
I 5^" zähmen, bezähmen, unterwerfen; Disziplin, Ordenszucht [skr. vi-
naya]
zuchtlos sein; Zuchtlosigkeit
siehe W^"
erheben, aufrichten
treiben
iTq* werfen, schlagen; stoßen, ausstoßen; befallen (Krankheit); hinein-
rühren in (Hefe); ausstreuen (Saat) - siehe *"K«T-, $*!"-,
anbinden, befestigen; siehe
r p *fi*l«T I "ft]«!'
^ gehen
Leidenschaft, Lust, Verlangen
'wünschemelkend' [Name der sagenhaften alle Wünsche erfüllenden
Kuh der indischen Mythologie; skr. kämaduh]
?^'^' wünschen, verlangen nach (GT); gelten als, bezeichnet werden als;
Wunsch, Verlangen - siehe «lKaj-qvapfrq\ W ^ ' 3 ( ä "
n' ^ ' begehrend, verlangend; Verliebter, Liebhaber, Freier [skr. kämin]
erwünschte Gaben, erwünschter Besitz
P q ^ ' F 51]^ I " hervorbringen, ausstoßen, vertreiben aus; siehe ^*rq*/<3?yyq'
PI^V zurückweisen, wegwerfen
jemandem oder etwas (^") ähnlich (sein); siehe «"-, ^ \ -
P 5^", W, 5^' zerreißen, in Stücke reißen
PI B J* fragen, ausfragen; siehe öfc*T*j'-
P B*1' vertraut (sein) mit, bekannt (sein) mit; siehe ^ ' ^ * -
PI ^l*1" sich vermischen mit (S^')
ziehen, ziehen an (flJ"); abschießen (Pfeil); fuhren, geleiten; siehe ^j"-,
' F 5 " I T ^ ' ^ ' 5 ' -
siehe Q&'R'
Glossar 311
besiegen; siehe l
5°T Staub
'zu Staub zerschlagen', in Stücke schlagen
Staubkorn
* q*T zu Boden werfen, hin- und herwerfen; (sich) niederwerfen
Stein; siehe pq'3^3^
Donnerkeil [tibetisches buddhistisches Ritualinstrument; skr. vajrä]
lecken
1" I ^](*0"
auf-, emporkommen, sich erheben; sich verbreiten
KT und «I «I" I äfc*T
versehen (sein) mit (^ # oder Term.); siehe i
schwimmen; schweben, fliegen; siehe «
unklar, unverständlich (sein)
rollen, grollen (vom Donner)
zurückkehren, sich verändern; Veränderung — siehe \
siehe Q{%^'
jemanden (°T) hassen
zitternd, furchtsam; Feigling
moralische Schlechtigkeit, Sünde
einen sündhaften Lebenswandel führend
siehe jW|#q*
Leid, Schmerz, Qual
leidvoll, schmerzvoll, qualvoll (sein); Leiden, Schmerzen, Qualen
empfinden, sich grämen
1. |W]#q' hübsch (sein); lieb (sein)
2. I^'q" leiden, sich grämen, sich quälen; Leid, Elend, Qual [skr. duhkha]
4u -q- p q«*j* p q«* j ««j* sammeln, horten, anhäufen; versammeln; beschließen, den Abschluß
bilden — siehe ^qI""
^ • q * pp q^Y bleiben, verweilen; warten; leben
V*TW (zusammen)binden
312 Glossar
^S*rq" (zusammen)binden
p q«aw und q5*w F Qf*r I ^Tw
q * Geste, Zeichen, Anzeichen; Wort
q^"|fc'q" erklären, darlegen
q^q*T siehe "i q*q*
q£S|*T siehe ffi'^'
q^2?]" siehe ^^'q*
q^^' siehe ^ ' ^ "
W siehe %*{**'
Äi" siehe ¥*r«l"
" Alter, Lebensalter [Kurzform für ^'R']
^"S^" 'von geringem Lebensalter', Mädchen, Jungfrau
*q* krank (sein); Krankheit
^Q]«!' Wald, Gehölz
^ " das Innere
^"^" in ... hinein [Postposition mit Genitiv]
5^'^' am folgenden Morgen
sf) Krankheit
^•qi^rq ' sich von einer Krankheit erholen
^ ' 3 ' Krankheit, Wehwehchen [Diminutiv zu ^*]
*f\ Druck, Gewalt
^"9*1" gewaltsam [Adverb]
1. ^ 1 ' wann? wenn [temporal], immer wenn
2. ^*T [im Kompositum für ^*I ' : ] Luftraum, Himmel
^*j#*ipiq* Luftraum, Himmel
^»|-5ipjq-^' 4 i m Luftraum fliegend' [Beiname des sagenhaften Garuda-Vogels, der
das Reittier Visnus ist und als Feind der Schlangen gilt]
^*T^S|' irgendwann
^*rajc/ jemals, wann auch immer; (mit nachfolgender Negation:) niemals
Glossar 313
siehe
Inzest
Getreide; Gerste
was ... angeht [Isolationspartikel]
jüngerer Bruder [von 3'^" saugen]
untergehen
können, vermögen, imstande sein zu (Akk. oder Term.); Können,
Fähigkeit
Höcker (Kamel)
Besitz, Eigentum; Reichtum, Vermögen
ein vermögender Mann
'kleiner Schatz', Edelstein, Juwel
Juwelenlöffel
'Schätzespender' [Beiname Kuberas, des indischen Gottes des Reich-
tums; skr. dhanada]
(resp.) gewähren, erlauben
Himmel
Ort, Platz
wohnen, weilen, leben; stehen, sich aufhalten, sich befinden; sein;
siehe
eine hohe Stellung, ein hoher Rang [skr. mahästhäna]
einen hohen Rang einnehmen
der Weg des Daseins, der Existenz
Anordnung, Aufbau
verletzen, schädigen; Verletzung, Schädigung
'Schadensstifter' [Bezeichnung einer bestimmten Klasse von Dämo-
nen; skr. yaksa]
drücken, pressen, stampfen auf (<*!"); überwinden, niederdrücken;
siehe 3or§«rq
siehe
leiden, gequält werden
(resp. für q]^'STq]-q') schlafen; Schlaf
314 Glossar
*'q# Ohr
'Ohrpfad', Hörbereich [skr. karnapatha]
in den Hörbereich gelangen, zu Ohren kommen [skr. karnapathe
ä-Vyä]
;q* p qj^cr im Halse stecken bleiben; ersticken an (Instr. ); siehe ^"5*1" Jj 5 ^'
r Kurzform für JJ«rq\ jj«r«Ä\ Jj*TW
durchdringend [Kurzform für J^rqvjgq'q*; skr. vyäpin]
'Gestaltveränderung1, Form, Gestalt, Äußeres, (Gesichts)ausdruck
Überlegung, Reflexion; Zweifel, Skrupel [skr. vikalpa, vikalpanä,
vicära, vitarka]
'völlige Erlösung'; Lebenslauf (der bei Heiligen zur vollkommenen
Erlösung führt), Lebensbeschreibung; Lebensweise, Verhalten, guter
Lebenswandel [Kurzform für j p r q v w q " ]
Abschnitt, Teil, Unterteilung; Art, Klasse, Spezies; Art und Weise;
Äußeres, äußere Erscheinung; Form, Gestalt
von mannigfacher Art, mannigfaltig (sein)
'von vielfacher Unterteilung', mannigfaltig
gänzlich, vollkommen; in besonderem Maße, besonders, speziell
[Adverb; häufig Wiedergabe der Sanskrit-Vorsilbe vi]
^qvq- sich verändern, sein Äußeres, sein(en) Gesicht(-sausdruck) verän-
dem, die Miene verziehen
(besonders) anmutig, kokett (sein); Anmut, Koketterie [skr. vi-Vkrid,
vi-Vlas, vikridita]
| *q# 'Koketterie ausüben1, kokettieren [skr. vi-Vkrid, vi-Vlälay, vi-Vlas]
(in besonderem Maße) geschmückt, ausgestattet (sein) mit (Instr.)
[skr. vibhüsita]
erwägen, bedenken, sich vergewissern [skr. vi-nis-Vci]
besonders rein, klar (sein) [skr. visuddhä]
weilen, leben, wohnen [skr. vi-Vhr]
voll erblüht [skr. vikasita]
hin- und herschlagen (Flügel) [skr. (paksau) vi-Vdhü]
(zer)brechen; auseinandertreiben [skr. vi-Vbhid]
Glossar 315
sich voll entfalten, voll erblühen [skr. vi-Vkas]
völlig frei werden von (^*)
nicht gestrauchelt, unbeeinträchtigt, unberührt [skr. aviskhalita]
schädigen; Schädigung [skr. vi-Vhethay, vihetha]
besonders schön sein, erglänzen, erstrahlen [skr. vi-Vräj]
sich beruhigen, zur (inneren) Ruhe kommen [skr. vy-upa-^[sam\
weilen in (<*!") [skr. vi-Vhr]
abwehren, abhalten, zurückweisen; sich einer Sache enthalten [skr.
vi-Vwy, vi-niWväray]
überlegen, bedenken, bei sich denken [skr. vi-Vcintay]
scharf, spitz
1. %' Art, Sorte, Gattung
2. ^j' das Ende; das nähere Ende, Vorderseite; Spitze
an der Spitze ziehen, anführen; Anführer
den Anführer machen, spielen
Jasmin [skr. jäii]
Jasmin, Jasminblüte [skr. jätikusuma]
mannigfaltig (sein)
strahlen, leuchten; scheinen, den Anschein haben, daß ...
Verletzung
PF ^%^\ I ^ j \ verletzen, schädigen
PF ^?^" schlagen (Trommel)
(resp. für ^R^'^r, S) "£T usw.) nehmen, ergreifen, packen
siehe
siehe
siehe
316 Glossar
Ziegel [auch «TSJT geschrieben]
Haut [auch fl*|«T(*O geschrieben]
V, sf\ Lotus [Transliteration von skr. padma]
siehe ^ %
unermeßlich (sein)
Kurzform für
tapfer, ein Held sein; Tapferkeit, Mut
tapfer; Held
Schönheit, Pracht; Glück, Segen [skr. srf\
schön, herrlich, gesegnet [skr. srfmant]
Heer, Armee
Schulter, Oberarm
messen, ausmessen, beurteilen
[und <^fsj*r] F ^ ^ ^ '
Nebenform zu ^«I5|«I", siehe
Kurzform für ^ S ^ f
als Regenten, Herrscher einsetzen
Regent, Herrscher werden
Herr, Herrscher, Meister
siehe ^ y « T
w^ ^ PF *^3^ prüfen, überlegen, bedenken; analysieren, auseinanderhalten; siehe T
Nebenform zu
siehe ^ ' « l -
Kopfhaar(e)
Kinder derselben Eltern, Brüder, Schwestern
Bruder [= ^ ' ]
1*1" Gewinn, Profit
W P 3 ^ ' F a^' I ^ ' aufgeben, meiden; siehe «iftfqv^-q-
' siehe ^ ^ *
" Räucherwerk, Duftstoff, Parfüm [skr. gandha]
Glossar 317
*- Wolf; siehe S'g^*
\«T Nebenform zu |^'«T; siehe ^ ^ ' g * ^ '
' ^ Spitze, Scheitel
jV PI | j * ! ' schelten, zanken
\*J" etwas ausüben, praktizieren; sich betragen, sich verhalten; gebrau-
chen, geniessen; Verhalten, Lebenswandel — siehe
Verhaltensweise, Lebensweise, Lebenswandel
'Wandelbereich', Bereich, Tätigkeitsbereich, Wirkungsbereich [skr.
gocara]; siehe ^ ^ ' y ^ ' ^ *
Wolke
verwandeln
Affe
'Affenhalter', Affendompteur
Äffchen, Affe [Diminutiv zu | ' ]
eine Neigung verspüren, entzückt sein über, Freude finden an (°J');
Freude, Entzücken
Neigung zu etwas hervorbringen; Freude über etwas hervorrufen;
anfeuern, ermuntern, auffordern
zusammenbringen; siehe
1. «T Vater
2 . *?" das Jenseitige, auf der anderen Seite Befindliche
«T*r 'Vater [und] Mut te r ' , Eltern
^ ' 3 ^ * Distanz, Entfernung; weiter
*p(ar die andere Seite, das Jenseitige; Gegenseite, Gegner, FeindfiJ£J]" etwas Verborgenes, Verstecktes, nicht Einsichtiges
«WT«T Schwein
«f^'^T nützlich (sein); Nutzen, Nützlichkeit; heilsamer Einfluß
«!^**l*yc!V^'*l* 'der einen das Nützliche, Passende lehrt ' ; Lehrer der Lebensklugheit
[skr. hitopadestr]
318 Glossar
*^"^# einander, gegenseitig
«IW Hefe
wäv gewöhnlich, meistens
W«T gewöhnlich, alltäglich (sein); ein Durchschnittsmensch
«f f älterer Bruder
g^|'Xi|' Taube
vollkommen, reich an, hervorragend (sein); Vollkommenheit [skr.
sampanna, sampad]
siehe <^V«T
Mann, männlich; siehe *£%'
Bote
Botin
Haus, Wohnsitz; Palast
siehe Q?ft|#«r
arm; [auch Q&WV geschrieben; siehe ^gGJ^fc*T*r]
[resp. für «Wj' T] Hand; Verehrung
Kehrricht
Kehrrichthaufen
Verehrung bezeugen, sich verneigen vor (°r)
das Hintere, Spätere; das außerhalb Befindliche
das Zukünftige
der Spätere, Darauffolgende, der Letzte
außerhalb [Adverb]
Nebenform zu 3^*; siehe ^9^"^"
danach, darauf, später [von §*]
verkehrt (sein)
[Eigenname eines Brahmanen; fehlerhafte Transkription von chin.
P'in-t'ou-lo-tuo-she, das seinerseits den Sanskritnamen Phidoladhvaja
mit chinesischen Silben wiedergibt]
3 **1" kommen, ankommen; gehen, gelangen zu (Term.); siehe *W*/3 **T
1. 5 ^ wegen; um ... willen [kausale und finale Postposition mit Genitiv]
2. g v zurück, wieder, wiederum; aus ... heraus, nach draußen
Glossar 319
gvgd|*J' nach draußen, hinaus [Kurzform für :
3 * ^ 9 ^ " herauskommen
§vft^fo|"«l" nicht wiederkehren; einer, der nicht wiederkehrt [Bezeichnung für
denjenigen, der die dritte und vorletzte Stufe des hlnayanistischen
Erlösungsweges erreicht hat — skr. anägämin]
Sjvu^- und außerdem, und zusätzlich
%**' darauf, später [von 3"]
g^'^T reich (sein); reich
JF1*1" Vieh, Rindvieh
9^" siehe ^|^"*T
1. 3" siehe ^§^"*r
2. 3* Kurzform für | ' * r
3 ' " " Staub, Puder
1. |*V die Hälfte; halb [volle Form: 3*VT]
2. 3^" siehe ^§^"*r
3*J" siehe ^9^**1'
3 v r Hälfte
5*J]*r Richtung, Himmelsrichtung; Seite, Partei; siehe **$*{-, 3^""» ^""»
5*5]«I'«I" drehen, wenden, sich wenden zu (<T oder Term.); siehe i
9*|' [Kollektivpartikel nach Zahlen, vgl. 18.3]
9*1"«!' Schulter
%*\' siehe ^g^"«r
^^"^' Zusammentreffen, Zusammenkunft
9^" klein; fein; Partikel — siehe j | ^ ' g ^ \ g ^ ' g ^ ' ,
| ^ ' auch ^ |^ ' , Botschaft
SK'^' Kranz, Girlande [auch ^ ^ ' ^ ' geschrieben; skr. mälä]
5*51*1" siehe ^ " « T
'aufragend siegreich' [Name einer indischen Stadt; skr. Ujjayini\
aufragend, hervorragend, ausgezeichnet (sein); j emanden ( < W ) über-
ragen; edel, heilig (sein) [skr. ärya] — siehe g ^ ' W -
'Sohn eines Edlen ' , Edelmann, Kavalier [skr. äryaputra]
siehe '
320 Glossar
zerbrochen, gesprungen [Wortbildung nicht ganz klar]
;q- p g v fliegen
werfen, wegwerfen, verlorengehen lassen; siehe
[•q- p ^oj* wachsen, gedeihen, zunehmen
rq- p qq*r i (q)2f*r (den Platz) wechseln, die Existenz wechseln, sterben; siehe
berühren, treffen; schlagen, verletzen
Nebenform zu q *!"*T
siehe Q&s?
'*T abwischen
•q* p q^«I* kriechen; siehe 3p*9"
•q* p qg*I* schwimmen
zusammentreffen mit
Nebenform zu §^'
sich ausbreiten; siehe
|"*T PI S21!^' wegnehmen, (aus)rauben, ausnehmen
«T Kuh
[Transliteration von skr. Väränasf bzw. Bäränasi, dem indischen
Namen der Stadt Benares]
Ochse [auch ^ ' g j ^ ' geschrieben]
[Transliteration von skr. Vasumitra, in der buddhist ischen Literatur
sonst nur als Name eines Lehrers bekannt]
Aufmerksamkeit , Sorge, Sorgfalt; Ergebenhei t
Braut
^ # c r zur Braut, zur Frau geben
sorglos, unachtsam (sein); Sorglosigkeit , Unachtsamkei t [skr. pra-
rnäda]
achtsam, aufmerksam, sorgfaltig (sein); ergeben (sein)
Glossar 321
^'(^") Lagerhaus, Speicher, Schatzkammer
q^'sj^* Schatzkammer
qq^sjy siehe ^WT^T
^ ' Zwischenraum
q^-qq|q- etliche Male, einige Male
WS^" 'Klemme', Gefahr, Lebensgefahr; Schaden
q * ^ ' innerhalb von; bis zu; zwischen, während [Postposition mit Genitiv]
qvsja£*W Zwischenraum
qv*w6*W*J^*q' ohne Zwischenraum, ununterbrochen (sein) [skr. anantara]
W Wolle
^W^" Nepal; Einwohner Nepals, Nepalese
qoj^fä"«^" Granatapfel [skr. dädima]
3" Kind, Sohn [dient auch als Diminutivpartikel, vgl. 17.7]
g'sJT Stöckchen, Schlegel
5**1" 'männliches Kind', Sohn
3'*T' 'weibliches Kind', Tochter; siehe (
3^"^' Biene
g^'»I^* Frau
gsj'^" Topf, Flasche
^3" ^a^t> [Diminutivform zu R']
^ * Tibet
^^"J^^* die Sprache Tibets, tibetisch
^•wjnj' (das Land) Tibet
^ " siehe «1*
^ " siehe <
W siehe (
3" siehe "g^"^'
3 ' Vogel; siehe |j*g*
g*^' 'das zu Tuende', Pflicht, Aufgabe; Tat, Handlung, Werk; Angelegen-
heit [skr. kärya]
3"*^ ' 'schwarzer Vogel', Krähe
3^" siehe ^g^"^"
g^**^" Erleuchtung [skr. bodhi]
322 Glossar
'Erleuchtungswesen', Bodhisattva, künftiger Buddha
gs/sr rein, geläutert (sein)
3^" siehe *"g \ , ^ ' 3 ^ '
Liebe [auch Name des zukünftigen Buddha; skr. Maitreya]
lieben
g v Kurzform für g*5^*
g*!* siehe 3^"**'
g' siehe ^3"^"
3 ' ^ ' 'durch Abwischen beseitigen' oder 'Kehricht beseitigen'; Abwischen,
Reinigung
3 i^"3^"*** reinigen, polieren, putzen
1. 3"^* das Ausgewischte, Zusammengefegte; Kehricht
2. 3*^" Maus, Ratte
3"«J*, 3*3* Katze
fj^" siehe |^"^"
3*1'^' kindlich (sein); Kind
g^ ' siehe ^g^ ' 5 ' '
3^5" Vögelchen [Diminutivform zu g']
3 ^ " machen, tun, vollbringen, bewirken; machen zu; zählen zu, ansehen
p gsj- F g* I g*I" als, halten für (Term.); sagen, nennen, benennen — siehe j
[Nebenform 3^"] 9*I"3^"^
3 ^ , ^ ^ 3 ^ ^ , q53fremdes Land, die Fremde
siehe | ^ ' ^ '
Felsen; siehe
'Felsscheibe', runder Stein
Brust
Halteplatz, Rastplatz, Unterkunft [auch ^^'geschrieben; sie
Untergebener, Diener, Sklave
als Untergebenen, Diener verwenden
'der gute Diener' [Name eines indischen Fürsten, Beiname des Men-
schenfressers Kalmäsapada — skr. Saudäsa]
Glossar 323
g^-q|9fq|- Diener, Sklave
g*ri" Brahmane
9°T siehe ^g^TT
gorq" frei (geworden) von (^#)
9 "*T selten, (viel) wert, kostbar (sein) [Ableitung von 1. ^9"^"]
5*T siehe 2. 1 ' ^ '
g^'q* arm sein, an etwas (Instr.) Mangel leiden
]f*r Geschmack
I*T siehe q§«r«r
1. fl' das Obere, Höhere; höher; besser (sein) [gewöhnlich mit dem Per-
fektstamm eines Verbs konstruiert]
2. 3 ' Seele; ominöses Symbol
3*q* besser, günstiger (sein)
J|'*r der Höhere; der Lehrer
SjS|" siehe -
SJ (*O" siehe <
a^'^T' Narr, Tor
*§' Verstand, Verständnis, Erkenntnis; Geisteshaltung, Gesinnung
jjf'S]^" Verstand, Verständnis
fl'9*'"*^1" v o n großem Verstand, verstandesbegabt; ein kluger Kopf
§"^"(q*) von schlechter Gesinnung, übelgesinnt
^ " ^ ' von geringem Verstand; Schwachkopf
Hb'!^' verständig, gewitzt; Verständiger, kluger Kopf
%*\% Minister
1. ^«J^' Kurzform för *ptfGm
2. ^ ^ " Macht, Gewalt; siehe ^^#I^«J^'
^q^'Ä^'q' (zum König) weihen
^q^**JSVq" Weihe; Weihwasser [skr. seka, abhiseka]
^q^#V^3^#q* in jemandes (Gen.) Gewalt geraten
^q^#V^9"q* in jemandes (Gen.) Gewalt geraten
^q^'^T Herr, Herrscher, Beherrscher; Sinnesorgan - siehe ^"^
'Indras Bogen1, Regenbogen [skr. indracäpa]
Macht ausüben, herrschen, regieren über (°r)
324 Glossar
Atem, Atmung
atmen, aufatmen; sich wieder erholen
Kurzform für ^P*"^, den Futurstamm von
'einer, dem (etwas) gegeben werden muß'; ein Armer
arm (sein); Armer [auch ^gaj'qSfwq* geschrieben]
Mitte
inmitten von [Postposition mit Genitiv]
Stimme, Klang; Wohlklang
Stock [skr. danda]
•Stockträger1 [Eigenname eines Brahmanen; skr. Dandin]
Stöckchen; (Trommel-)Schlegel [Diminutiv zu
Stock
Nebenform des Namens '
sich abmühen, sich anstrengen; bearbeiten, bebauen (Feld); Mühe,
Anstrengung
qqq-q- p qq(*jy i qqq* fallen, niederfallen auf; sich ergießen in; geraten an oder in; siehe
§q|-oj*qqq-q-
nur, bloß, ausschließlich [Adjektiv]
brennen
durchbohren, aufbrechen; siehe ^*rqvqq«l|*rq#
Ri- p *fio\' i $s]*r
hunderttausend
PI *p* F ^9^* (einem Höhergestellten) geben, überreichen
rufen, ausrufen, herbeirufen
werfen, fortwerfen; verlieren; aufgeben, verlassen
reinigen, läutern
an etwas (W) kleben
qg-q- p g^ gaj-^ g- ausfallen (Haar); ausgewischt werden
qg^"*T hervorbringen, zutage fordern; ausstoßen (Geheul); aussenden (Glanz,
P | ^ \ 3^ ' F * ^ ' I 3^«J' Strahlen) - siehe ^
^ 3 ^ ^ Wesen, Kreatur; Dämon, böser Geist
qg^-qq-q]^* e m schadenbringender Dämon
Glossar 325
'Dämonenvogel', Eule
^qcq- pi qc; werden, werden zu (Term.); entstehen; geschehen, eintreten; geboren
werden — siehe JW *J"-> *i^"W-, *^"5"-
^5 '**' öffnen; trennen, auseinanderhalten; siehe p"^9\*r, jprw^g^"*'"
*§*' Kurzform für ^ v q '
Reichtum, Besitz
aus dem Weg gehen, Platz machen
~^" P ( q ) g w I olgs; folgen, nachlaufen; siehe K*T( f ) 9^"( ")
3" P 3 ^ ' getrennt, frei sein von (^"); siehe JJ«I"«l ' g«I' '
Reis
Frucht; Gewinn
1. oQ'Q* PI 5' abnehmen, vermindert werden; selten, wertvoll werden
2. ^9"^" PI g*T zeichnen, malen, schreiben
'der Folgende1, der Nachfolgende, der Mittlere (von Dreien)
(einzelnes) Korn; Stück, Partikel; siehe 1$*<^'
Donner
Frucht; siehe ^ # ^ § ^ "
Verbindung, Kontakt, Umgang mit (^")
zusammenhängen, verbunden sein mit (^ # oder Instr.); siehe 5.*!"
yl 9^" fliehen, entfliehen
Auswuchs, Kropf
Schaum
siehe g 'Rm
anzünden, entfachen
WW Frosch, Krebs [auch 3^"^" geschrieben; siehe :
W siehe |^'«T
| \q # verbergen, verstecken, verstecken vor, verheimlichen; siehe
P %**' F $j" I ^*i" y^v^«i*q*
cq* P g^*I" F g^" I §^^' benetzen, naß machen; siehe *
dick, fett
326 Glossar
siehe jfc'T
vereinen, zusammenlegen; aufstellen zu; siehe
geben; Gabe — siehe *J'
|s/-T P g^*T F | j ^ ' üben, gebrauchen, anwenden
|^-q- pp gx,- verbinden, zusammenfügen; Verbindung, Vereinigung
%^'R' Biene
[j^'t" 'Bienensaft', Honig
|«rg# (ungeläutertes) Gold; siehe «r«|-j|«r
W*T Schlange
N ^ ' ^ " Schlangentum
1. «T Mutter; siehe *l'*r
2. *T das unten Befindliche
3. *T nicht [Negationsadverb, vgl. 10.3-4]
**'*!*' Unterlippe [skr. adharostha]
sr^si«!*qa nicht beschädigt, nicht beeinträchtigt, vollkommen (sein); nicht zu
beschädigen, unzerstörbar (sein); siehe ^ s r w s r ^ s w q "
^"^^"«l" keinen Abstand haben(d) zu, unmittelbar folgen(d) auf [mit vorange-
hendem Verbalstamm]
ohne zu überlegen; plötzlich, unerwartet [adverbiell; skr. acintita,
atarkita]
'(während) es sich nicht in ... (Term.) erschöpft, ...', nicht nur
'unziemlich', furchteinflößend, schrecklich (sein)
Jasmin [Transliteration von skr. mälati\
[Name eines Gebirges in Indien, das die Heimat des Sandelholz-
baumes ist; Transliteration von skr. malaya]
[fehlerhafte Schreibweise für $J'§i''Tn
'wo nichts übrig geblieben ist', restlos, alle, sämtliche; reichlich
restlos, vollständig [Adverb]
Glossar 327
^flJ'T Jasmin, Jasminblüte [Transliteration von skr. mallikä]
****[**' Schwiegersohn, Bräutigam
1^"V in großer Zahl, in reichlichem Maße [Adverb]
W N viel, zahlreich [Adjektiv]
*l^*q«rq^ivq" 'der von vielen Geehrte' [Name des ersten Königs der buddhistischen
Historiographie; skr. Mahäsammata]
w q * P W*T zahlreich, viel sein
W*5 |*r Menge, Masse
*J *T siehe *I "q*
W Butter, Öl
W * ) # 'Ölfeuer', Butterlampe, Lampe
1. $* Mensch, Mann
2. $ ' nicht [Negationsadverb, vgl. 10.3-4]
t^qjq'q* unfreundlich, roh (sein)
f|"*Äk"q# nicht sehend, blind (sein)
•t'q^"q* Unwahrheit, Lüge [skr. anrta, asatya o.a.]
* ' q^* 'Herrscher der Menschen', König [skr. narendra]
S"|T was nicht gesagt werden darf, was nicht aussprechbar ist [metrisch
für S*q^"^"3"^"; skr. aväcya]
f! Schmähung; Schande, Schmach [skr. avadyatä oder avadya(bhävä)]
*i*J|" Auge; siehe ^ j 1 ^ * * ^ " , 9 * * * ^ "
Hq]'qj*sjuq# Augenwinkel [skr. nayanäntä]
'mit dem Auge hörend' [Umschreibung für Schlange; skr. caksuh-
sravas]
'das Auge herauskommen lassen1, das Auge herausreißen
das Schließen der Augen
(etwas) nicht sein [Kontraktion von «I'^^'q*]
Perle [verstümmelte Transliteration von skr. muktikä bzw. mauktika]
Perlenschnur, Perlenkette [Transliteration von skr. muktikähära,
muktähära]
siehe ''fy £ T> l" 5f|* "
Finsternis, Verblendung
328 Glossar
S' Feuer, Flamme
5*^* Flammenzunge
S'^I* Blume
Ü'iJ l' Funke
Ü'äfc Spiegel
Ö'Sfc'^or Spiegelscheibe, runder Spiegel [skr. ädarsamandala]
* '*J* nicht sein, nicht vorhanden sein
¥' Frau; weiblich
2f '*T etwas in der Tat, wirklich sein; etwas in reichlichem Maße sein, in
reichlichem Maße dasein [emphatische Form für &| '*r und äff^T]
ÄT*T sich freuen, erfreut (sein); Freude; siehe S^W"^0*"
JJ"^* Kummer, Leid, Schmerz
*J"^"§^"*T sich grämen
'dem Leid entronnen (sein)', Nirväna [das buddhistische Erlösungs-
ziel; skr. nirväna]
siehe g1*"^"
klebend an, haftend an, überzogen von; schmutzig [skr. lipta]
schnell [Adverb]
schnell (sein)
etwas sorgfältig prüfen
F *p* schmecken, kosten, genießen, erfahren; siehe '
*W|" Armee, Heer
^*WT$# Soldat
^5j *q* niedrig, gemein [von J
^W*T niedrig sein [von *I#]
*f\*S%' rot
^x,-q* r ot s e j n . siehe
^S^*^' Hölle; siehe l
J|"3" Pfau [skr. mayüra]
$• Kurzform für fj'^'
|j*q' P $i*l' träumen
S'^^* Traum
G l o s s a r 3 2 9
Hufspur, Hufabdruck
U*T«r Huf
R«T siehe frq'
|jq|-«r P |j^I^f beißen
3jS|*T siehe gj9|"«T
jj^'q* P fS^K' (geistig) verdunkelt sein; sich irren; irre werden an (GT); siehe
siehe
verblendet, verwirrt, irre an (OT); Narr; siehe
ft' das Untere, Niedere, Niedrige [von 2. «T]; Kind, Sohn
J ' " tadeln; Tadel
j^" 1. Arznei, Medizin
2. (resp. für **[*) Nutzen
"«T reif; reif sein
"*J* Augenbraue
J q - P |f*r sagen, reden; siehe ^'Vjjir
^'«T tadeln
«r siehe jf q-
yq # P | « r I | « r sagen; siehe «ift(-qv|-q-f
| ^ ' siehe | ' q -
^ q l ' siehe $Xk"JqT
j ir siehe |*q'
Sandelholz, Sandelbaum [auch ^'^^* geschrieben; Transliteration von
skr. candanä]
bloß, ausschließlich, nur, nur noch; siehe Vtf*T
Nebenform zu i"^"
'Mangobaumland' [Name eines sagenhaften Landes]
Mangobaum [Transliteration von skr.
330 Glossar
5]^'^* rein (sein)
S|Ä'*T rein; siehe W S ^ ' T
Scheitel
Scheiteljuwel, Diadem [skr. cüdämani]
Q\£' s iehe ^3>"*T
0]%'^' das Qualen, Peinigen
*!]?*!* siehe oM'Q'
5J¥' Kurzform für 5|«'^# und flff'Sr
das höchste, beste; Herr, Herrscher
die höchste, beste; siehe *«r«Ä'*fP*r
V3" P ^£*T hervorbringen, gebären
siehe < fr*r«r und fw*T^"
siehe ^<V^'
^^"*^ vornehme Frau, Dame; Königin
siehe <UK" '
siehe Y T**"
W^.' siehe cöfe'^'
das zu Verkaufende, Ware
Kurzform für £*^'
von Grund auf
Wurzel; Ursprung; Grund, Grundlage, Basis [skr. müla]
Wurzel [= r * n
'von der Wurzel her abschneiden1, mit der Wurzel ausreißen,
ausrotten
Geschicklichkeit, Gewandtheit, Kunstfertigkeit; siehe *!§'$<*!'
Saft
Ginster; Flederwisch, die Federn eines Flederwisches [auch $'§^#
geschrieben]
F ^1" I l^T rechnen, zählen; zählen, gelten als (Term.); jemanden ( T) zu etwas
(Term.) zählen
Mauer, Außenmauer, Hauswand
Rechnung, Berechnung
Glossar 331
eine Berechnung anstellen, berechnen
§q**l' rauh, roh (sein)
t'(*O Spitze, Gipfel, höchster Punkt von etwas
'mit (nur) einem Ziel versehen', konzentriert auf (W) [skr. ekägra]
spielen, scherzen, sich vergnügen
verunreinigt, beschmiert (sein); zusammengekauert (?) [auch « J ^ ' T
geschrieben]
sich streiten um («T); disputieren
(mit etwas) beginnen, sich an etwas ( T) heranmachen;
Ifw siehe ^V^f*! '«! '
|P4" (resp.) geben, gewähren; siehe
siehe ^"«T
Q&W' siehe f*V*V
^t" siehe t"*T
^$"=5* lieben; Liebe, Zuneigung; siehe '
^ ^ 1 " ^ * unrein, beschmutzt (sein)
q<3fql"q3fql"q* über und über besudelt (sein)
qlf^" Nebenform zu ¥*{ und ^f^*
^ i f ^ ^ W ' Energie
q^"*l" strebsam sein, streben nach (<*!"); Anstrengung, Mühe
^if^'^^'B^*^" sich Mühe geben
heiß (sein); hitzig, heftig, böse (sein); Hitze, Fieber
Alaun
Sieb, Filter; siehe <
Nest, (Tier-)Behausung
:q* p afc«r voll, vollständig (sein); angefüllt (sein) mit, erfüllt (sein) von
y«T erfüllen
der indische Gott Brahman
332 Glossar
'von Brahman gegeben' [Name verschiedener legendärer indischer
Könige; skr. Brahmadatta]
Maß, Größe; siehe 5 = ^ '
unermeßbar, maßlos (sein)
Wald, Hain, Garten, Park; siehe ^Sw-rfor
Splitter, Holzsplitter
Wort
'durch Worte glänzend', wortgewandt, schlagfertig [skr. väkpatu,
sabdacatura]
zufrieden, satt, gesättigt (sein)
siehe 3f"X«r
das Diesseitige
1. siehe
2. siehe
Schaden zufügen
hierher
Art und Weise, Verhalten; siehe
'Verhaltensnorm', rechtes Benehmen, Zucht [skr. sila]
Zeit, Lebenszeit; Lebensdauer, Existenz; zur Zeit von ..., während,
als [nachgestellte Temporalkonjunktion mit Genitiv, verkürzt für S' "]
auf einmal, plötzlich
j j^ ehrwürdig (sein) [skr. äyusmant]
'die Existenz wechseln', sterben
Lebenszeit
'die (Lebens)zeit vollenden', sterben [skr. kälam kr]
Dorn; Widersacher [skr. kantaka]
Lunartag; siehe fl'2^1'
siehe ^^*aT"
Menge, Schar, Schwärm; Gesamtheit, Fülle; (als Schlußglied eines
Kompositums auch:) sehr groß; siehe ^TS
Handel, Gewerbe; siehe
Kaufmann
Glossar 333
(das rechte) Maß
das rechte Maß kennend, maßhaltend
Farbe, Farbstoff
das Eindringen von Farbe, das Durchtränktsein mit Farbe
bemerken, wahrnehmen; fühlen, empfinden
Imperativ und Nebenform zu (
Kurzform für *M^"*T und
Merkmal, Charakteristikum
Zeichen, Kennzeichen, Charakteristikum; siehe j
Nacht
Zwischenraum; siehe J
wunderbar (sein); siehe X"*Hfo"
sich wundern über, staunen über (°T)
gleich, ähnlich (sein) mit i
siehe |
See; siehe |
ein mit einer Spitze oder einer Schneide versehenes Gerät, Waffe
'Schneide- oder Stichgerät1, Schneide- oder Stichwaffe, Waffe
p *m£T (wieder) zu Besinnung kommen, sich erholen, erwachen
P q*far I Ä^T wünschen, verlangen; siehe g^'qafrarq", vgl. auch <w*rq*
sich einrichten, Fuß fassen
verletzen, schädigen; quälen, peinigen; siehe (
strahlen, glitzern
leben; ernähren, erhalten; Leben, Lebensunterhalt; siehe
PI 3bCj]*T sich versammeln
verkaufen
• p q*&* i Xk(*i)#
PF qtfflT, qUflT I Xaj" suchen, wünschen
334 Glossar
klug, weise (sein)
(resp. für $^#*O machen, tun, vollbringen; vgl. auch die übrigen
Bedeutungsangaben bei §\*T
befreundet sein, lieben (bei Freunden und Verwandten)
Geliebter
schön; Schönheit [als Kurzform für iÄ*T(«ft^]
schön sein, erstrahlen; schön, strahlend; Schönheit; 'der Schöne',
[Eigenname eines indischen Königs; skr. ursprünglich Ädarsamukha]
die Schöne, Strahlende [metrische Dehnung für das einfache *Ä*l'«r]
1. *8f\ Hort, Schatzkammer; siehe wdf^"
2. iSf\ siehe «Ä\«r
p 3* * dahinschwinden, verbraucht werden; sich erschöpfen in (Instrumental
der Sache oder Terminativ des Verbalnomens)
Rosenapfel [Transliteration von skr. jambu bzw. jambü]
'Rosenapfelkontinent* [buddhistischer Name für Indien; skr. Jam-
budvTpa bzw. Jambadvfpa]
ergreifen, fassen, halten; packen an, bei (^*O; anlegen (Schatzkam-
mer); geistig erfassen, begreifen; etwas (°V) ansehen als (Term.), sich
halten an (Akk.) - siehe
hineinstecken in; errichten, erbauen
die Augen schließen [gewöhnlich mit vorangestelltem W]"]; lächeln
p *&*(*)'y &r F q$*r,
^^ '«1* P q|^# F ^ 3 ^ ' I 3* ' Platz machen, sich verdrücken; jmd. oder etwas ( W ) aus dem Wege
gehen
£*T Sache, materieller Gegenstand
J-q- p q|^j- p ^t* I t«I# zertreten, zerstampfen
jfq]«r*T beendet, vollendet werden; vollendet, vollkommen, vollständig (sein);
Vollkommenheit, Fülle; siehe äfw«J:lfql«r«r
q 5^" Lüge
Glossar 335
Fuchs
Fuchs
die indische Stadt Väränasi, Benares [Nebenform zu
Tag
Schlinge
schwach
(resp. für ^ « T ) Fuß, Bein
(resp. für [*»') Mund, Gesicht
Entscheidung, Urteil [von *\ar(§IO**'q"» vgl.
eine Entscheidung, ein Urteil fallen
Richter
sich abklären, sich beruhigen, zur Ruhe kommen; ruhig, abgeklärt
(sein); siehe J|«r«!V?|-q\
abklären, beruhigen
[Sandhiform für die Indefinitpartikel % *; vgl. 6.1]; siehe ^'
Feld
Ackersmann, Bauer
wohlriechend, wohlschmeckend (sein); siehe 5" **"
wohlriechend, wohlschmeckend
1. Ä* * PI Ä*I* (zu Höhergestellten) reden; (eine Bitte) vortragen; sagen, mitteilen,
ausrichten
2. GW P ^««l- F ^«' I ««T schmelzen\i \i \i 4
^ r siehe 1.
336 Glossar
sich fürchten, verzagen
siehe 1. ^#CJ"
Neigung, Herz, Gesinnung
Haß
[Sandhiform für V^" nach anderen Auslauten als % \
durchdrungen werden von, durchtränkt sein mit; siehe
[Sandhiform für ^«1* nach anderen Auslauten als % \
siehe «J"g* '
Milch, Dickmilch
anderer; Änderung, Veränderung; siehe
ändern, verändern; anders handeln als
außerdem; weiterhin, ferner [skr. aparam]
Bogen; siehe ^^^"^"^1^"
jung; Jüngling [Beiname des Bodhisattva ManjusrT; Diminutivform zu
r 'zum Jüngling geworden' [Beiname des Bodhisattva Manjusn, der auf
seine Jugendlichkeit anspielt; skr. kumärabhüta]
jung (sein)
siehe flJ&|"«T
Lachen, Gelächter
lachen, verlachen
Spaßmacher [skr. vidüsaka]
IQftW lachen
q ^ w q - beruhigen, trösten
^ " vier
1. ^ ^ " Gesicht, Antlitz
2. RQff Wesen; gemäß, entsprechend [Postposition mit Akkusativ]
^^"S* gemäß, entsprechend, als ob; = 2. ofcff [adverbiell]
^(^'^3^*1' 'schön in bezug auf das Gesicht', schöngesichtig, hübsch; (als Anre-
de:) edler Herr [skr. bhadramukha]
(resp. für ^"«r, ^W«I") sitzen, weilen; siehe
Fahrzeug, Gefährt
Glossar 337
3*3* essen; siehe ;
P T«T, «13*r F ^3q* I !(*!)•
3^" 1. siehe :
2. siehe '
3^**^*1**1' 'kein Sichverbrauchen kennend', unaufhörlich, unerschöpflich (sein)
3^* Speise, Brei
W«T tief (sein); Tiefe
a«J' T tief
3**'£*' Damm, Brücke
3*1' Speise; siehe p"3*r, *MH$J3j*i *3*J'|ta*
3*T"3|^"*r 'reine Speise' [Name des Vaters des Buddha; skr. Suddhodana, "rei-
ner Reisbrei"]
1. s^'R' = a£^**T [in allen Stammformen]
2. 3^'*r beendet, fertig (sein)
^GT Glanz, Helligkeit, Pracht
überwinden [skr. abhisfbhü, pari-sfbhQ, ä-yfkram]
Schmerz, Qual [auch ^\^\' geschrieben]
siehe
Staubfaden
sagen
Splitter, kleines Stück; siehe
siehe B'R'
Kurzform für %'R'
Mond, Monat [auch Eigenname eines Prinzen]; siehe T'fl"
der zunehmende Mond
umkehren lassen, zurückschicken; abhalten, fernhalten; siehe
Planet; ein den Mond verschlingender Dämon [skr. Rähu]
Pracht, Glanz
338 Glossar
gepeinigt werden
Gestalt, schöne Gestalt
siehe <
Nagel
Kurzform für ^ \
gut, schön, edel, trefflich
gut, schön, edel, trefflich sein
Gutheit, Gutsein, edle Gesinnung [skr. bhadratva, bhadratä]
'die Gute, die Schöne' [Eigenname einer Kurtisane; skr. Bhadrä]
[alte Schreibweise für q3^", die sich hauptsächlich bei Namen oder
festen Ausdrücken erhalten hat - siehe g ^ q a w , q j f o - q a w ]
Essen, Speise, Nahrung
siehe «*^«r
Geduld, Nachsicht mit, Langmut gegenüber [skr. ksamatva, ksamatä]
ertragen, aushalten (Akk. oder W); verzeihen; geduldig (sein); Aus-
dauer, Geduld, Langmut; Verzeihung
Ausdauer
siehe
[Sandhiform der Konzessivpartikel »K', vgl. 10.6]
dieser [alter Demonstrativstamm]; [auch als Affirmativpartikel ver-
wendet:] ja, in der Tat
nun, wohlan
Milch
das Untere, unter etwas Befindliche; siehe *!'<&]"
unter [Postposition mit Genitiv]
kommen; sie
Glossar 339
W T siehe'
<5\ Licht, Helligkeit, Glanz
X^'l^" Lichtstrahl
^V83!*^"^" v o n strahlendem Glanz, strahlend, glänzend (sein); einer Sache
(Gen.) wert, würdig (sein); zu jemandem (Gen.) passen; angemessen
sein (mit dem Terminativ des Verbalnomens)
K*J"*T einer Sache wert, würdig (sein) (mit Term.)
»I" das oben, oberhalb Befindliche
» T * W 'Oberklasse', Aristokratie, Oberschicht
»l*är Oberzahne
»!'ir$^* mit Oberzähnen versehen
1. »4^* auch, wieder, wiederum [Adverb]
2. »J .* auch, aber, jedoch, sogar, selbst wenn [Konzessivpartikel, vgl. 10.6];
... auch immer [Indefinitbilder, vgl. 17.3]; sowohl ... als auch; (ne-
giert) weder ... noch [bei Mehrfachsetzung] — siehe
[metrisch für
richtig; wirklich [skr. samyak]
in rechter Weise, ganz und gar; in der Tat [Wiedergabe von skr.
sam-, samyak-]
herbeikommen, sich nähern [skr. sam-upa-sfgam, sam-upä-%Jgam]
sich stützen auf; gegründet sein auf, verhaftet sein
wieder und wieder, zu wiederholten Malen [skr. muhur muhuh]
leicht (sein); Leichtigkeit
Leichtheit, Leichtigkeit, Leichtfertigkeit [skr. laghutva, laghutä]
wieder und wieder [=
Glied, Körperglied
340 Glossar
(resp. für «T) Vater
Buchstabe, Silbenzeichen, Wort [skr.
verzweifeln [$ ' ist Kurzform für * \ , fp\' för
sich freuen
kontrahierte Kurzform für »l*3|-
Schriftkundiger
Sinn, Herz, Geist
'sinnesgeboren' [Beiname des indischen Liebesgottes Käma; skr. ma-
nobhava]
'den Sinn raubend', betörend [skr. manohara]
'zu Herzen gehend', lieblich [Kurzform für ^"Vfc"^'; skr. mano-
rama]
Nebenform zu fl^fc
(im Herzen) betrübt, verwirrt (sein)
'im Herzen bewegen', den Sinn richten auf, denken an, sich gut
merken
sich zu Herzen nehmen; den Sinn richten auf
sein, etwas sein
ein Stück Tuch; siehe *«TWj*|"
Gelbwurz, gelber Ingwer [skr. kätlcarii, haridrä]
Zeit
'lange in bezug auf die Zeit', langewährend
seit langem
(resp. für ^T) Mutter
Bereich, Gegend, Gebiet, Land; Sinnesbereich; Sinnesgenuß [skr.
visaya] — siehe ^ w j - w j a r , ^ ^ '
Land, Königreich
Landkreis, Landstrich
Gebiet, Landstrich
Anschuldigung, Beschuldigung
anschuldigen, beschuldigen
Dinge, Gegenstände, Utensilien des täglichen Gebrauchs
Glossar 341
kommen
ganz, völlig, all [Adjektiv]
völlig, ganz und gar [Adverb; Wiedergabe von skr. pari]
etwas ganz und gar aufgeben [skr. pari^Jhä]
sich völlig vertraut machen mit [skr. pari-yfci]
vollkommen ausgestattet (sein) mit, ganz und gar erfüllt (sein) von
[skr. paripürna]
sein, vorhanden sein; siehe <
Gabe, Geschenk; siehe <
Tugend; Vorzug [skr. guna]
rechts
Schlacht
Schlachtbeginn
Betrug
sich bewegen; bewegt werden, erschüttert werden
Kurzform für 3|öfa]#2r
bedecken, zudecken
Diener, Bediensteter; siehe qfSk#q]öfq]*
Dienerin, Sklavin; siehe R«r§'q]öfq|'3f
siehe <qäjq]'q-
links
Schwiegervater
Hörn; Stachel
ein von einer Umfriedung (Mauer) begrenztes Gebiet; Hof, Garten,
Park — siehe ^V^^P"-
Ziege
selbst, eigen
'persönlich nehmen', sich aneignen
342 Glossar
die eigene Partei, die eigenen Leute
sich freuen; siehe (I«r«f)fl'^-q-
selbständig, autonom; Selbständigkeit, Autonomie; das Selbst, die
eigene Persönlichkeit, Wesen, Charakter; das Wesen von etwas
(Gen.) besitzend, aus ... bestehend [skr. -maya]
von Natur aus
Wesen, Wesenheit, Charakter [skr. svabhävatä]
'ein anderes Wesen; Wesensveranderung1, Unbeständigkeit [skr.
anyathäbhävä]
'das eigene Land', Heimatland
gerade den rechten Augenblick für etwas erreicht haben
der höchste, erste
höchst, überaus, sehr [Adverb; Wiedergabe von skr. prä]
höchst erfreut, höchst beglückt (sein) [skr. pramudita, prahrstd]
dahinziehen [skr. pra-Vsr]
voll entwickelt, voll entfaltet, voll erblüht (sein) [skr. praphulla]
entsenden, senden zu (Term.) [skr. pra-Vsrj]
wärmen, erhitzen; ausglühen, läutern [skr. pra-Vtap]
Sektion, Kapitel [Lehnübersetzung von skr. prakarana; häufig auch
W V ^ I ^ r geschrieben]
übergeben, überreichen, aushändigen [skr. pra-Vdä]
(in die buddhistische Mönchsgemeinde) eintreten [skr. pra-Vvrqß
sprechen zu, mitteilen, verkünden [skr. pra-Vvac, pra-Vvad]
ergreifen; mit sich fuhren [skr. pra-Vgrah]
völlig abgeklärt werden [skr. pra-Vsam]; völlige Abklärung
besprengt, benetzt (sein) [skr. proksita]
siehe wycfc^q-
Geschlecht, Herkunft, Genealogie; siehe
'Zerreiß-Messer', Schwert
zerrissen, (mit dem Messer) zerlegt, zerschnitten (sein)
Baumwolltuch
Glossar 343
ein (ganzes) Stück Baumwolltuch
Berg
Tiere, wilde Tiere, Jagdwild; Gazelle [auch *"^J]*T geschrieben]
'der König der Tiere', Löwe
' Bergesel', Hase
'mit einem Hasen versehen1 [Umschreibung für den Mond; skr.
sasin]
Strich, Linie, Zeichnung, Bild [skr. lekhä]; siehe qgj*r5)'^'2f
wissen, verstehen; Wissen, Verständnis
'das Wissen ergreifend, haltend' [Name bestimmter Genien der indi-
schen Mythologie; Lehnübersetzung von skr. vidyädhara]
Art, Geschlecht, Kaste; siehe 3f' S]*T
'von schlechter Kaste', Henker
von gleichem Geschlecht, von gleicher Art (sein)
passend, angemessen (sein); Angemessenheit
in gebührender Weise [modaler Instrumental]
Kurzform für *^"N und *^"^'; siehe ^**^"
in die Ferne
aus der Ferne, von fern
lang, lange; weit, weit entfernt; siehe (
'ohne daß viel Zeit verstrichen ist', nach kurzer Zeit
lang sein; weit (entfernt) sein von
lange Zeit hindurch, eine ganze Weile
mager, ausgemergelt (sein)
Wert, Preis
'von großem Wert', Juwel, Edelstein
'Edelsteinbehälter' [Umschreibung für Meer, Ozean; skr. ratnanidhi
usw.]
Wert, Preis
'von großem Wert', Kostbarkeit, Juwel, Edelstein
344 Glossar
die sieben Arten von Kostbarkeiten [nämlich Gold, Silber, Katzen-
augenedelstein, Bergkristall, Rubin, Smaragd, Amethyst — skr. su-
varna, rüpya, vaidurya, sphatikä, lohitamukti, asmagarbha, musära-
galba]
Dienerin [skr. paricärikä]
^*l*5)*j* der Reihe nach, allmählich
^*rzf Reihe, Reihenfolge
* W Fieber
**w5«T<^q«rq# vom Fieber befallen werden, an Fieber erkranken
*GTq* rund (sein); runder Körper
^«T Gebiet, Region; siehe «flf $«T
^*q* passend, angemessen, wert (sein); siehe *"^ #
yr*T Knochen, Gebeine; Stein, Kern (bei Früchten)
^*J*3' Knöchelchen, Knochen [Diminutiv zu y rq*]
^Tfp* 'Knochenfrosch', Schildkröte
1. ^* siehe ^"^"
2. V ein einzelner
*q* hoffen auf (°T)
^Opi' einmal, irgendwann einmal
^#xv" jeder einzelne
^ ' q * sein [ = 3)^#q*]
^*J" Mal (einmal usw.)
*>*r*r Kurtisane, Hetäre [Lehnübersetzung von skr. värä]
'die Beste der Kurtisanen', Kurtisane von besonderer Schönheit und
Klugheit [skr. väramukhyä, värastrT]
'Kurtisanenmutter1, Kurtisanenbetreuerin
X«!]"2r schwarz; siehe 3 * ^ 1 '
^^" siehe JJPT^^"
Xoj' Seite; siehe |*Xoj-, fXw
Xoj'q" Vergnügen, Ergötzen
a^oj'q'g^'q* sioh vergnügen, sich ergötzen, sich amüsieren
Glossar 345
Welle, Woge; siehe $ " S W
Wind
zerschlagen, vernichten
^ ' q * feucht, frisch, roh (sein)
^S*!" siehe Ifa"^
einige
'Handwerkszeug', Werkzeug, Gerät; Hand (in übertragener Bedeu-
tung)
Hand, Arm
[nach einem Vokativ verwendete Respektspartikel]
(resp. für ^"^T) sein, etwas sein
Nebenform zu jj]^' im Kompositum; siehe q*^"
sich erheben, aufstehen; siehe W^«I'OI^"q", V ^ ' ^ ' ^ ' ^ ' 8 ! '
Jugend, Jugendlichkeit
siehe ^1^"^"
Mal (einmal usw.); Antwort, Erwiderung, Vergeltung
'der nur noch einmal wiederkehrt, wiedergeboren wird' [einer, der
die zweite Stufe des hinayanistischen Erlösungsweges erreicht hat;
skr. sakrdägämin]
wohl = §^*S'^3]'«J'
in Erwiderung zu, von ... , wieder, zurück-
eine Antwort erteilen, erwidern
Weg; siehe j ^ ' G W , fj'WT, q|^«r«&'<W
'Nicht-Weg', unrichtiger, falscher Weg [skr. amdrga]
Tat, Werk; Karma (Vergeltungskausalität) [skr. karma\
Art und Weise, Sitte; siehe 3f«J'ap|«J'
2. op]*T das Schmelzen (von Metall und Butter); siehe ''
346 Glossar
Leib, Körper
'einen Körper besitzend1, Lebewesen, Mensch [skr. dehin]
übrig bleiben; übrig (sein); siehe *raj«r«r
Trägheit, Faulheit
'(jer trefflich Gehende' [Eigenname eines Handelskaufmanns; skr.
Udaya]
gut, trefflich, vorzüglich (sein); das Gute; gute Tat
in guter, vortrefflicher Weise [Adverb; Wiedergabe von skr. su]
"Du bist willkommen!H [formliche Anrede bei der Aufnahme in den
buddhistischen Mönchsorden]
schöner, treffender, passender Ausspruch, Sentenz [skr. subhäsita]
Kurzform für a)q|*rqvq^*q-
I af«;«r nehmen, an sich nehmen, an sich ziehen, ergreifen; siehe
3(J" Kapitel [Diminutiv zu T* Bericht]
1. 9f Jahr
2. 9f Blatt [Kurzform für af»T]
Aussaat; Jahresertrag, Ernte [die ältere und etymologisch genauere
Schreibweise lautet SfKfq]'; "ft]# Frucht, Produkt]
Jahre und Monate lang [umschreibend für: sehr lange Zeit]
aft]' Kurzform für aw]'«T und aft |-W
1. af^'q- sich abwenden von ( W ) ; umkehren
2. aTq|'«r umgekehrt; verkehrt, falsch [Perfekt zu
aT 'q s* in verkehrter, falscher Weise
blind sein; blind [auch Nebenform zu
Nebenform zu ^^^'; siehe
Genuß
genießen
verstreichen (Zeit); siehe
Glossar 347
**\' Fleisch
"T T T T e m bestimmter Baum [skr. säkhotaka]
^*Tijq*r Untergewand [skr. niv
*\*' Osten
^ ' siehe(
«qv*T Aufgang (von Gestirnen)
1. ^°T siehe *»£pr
2. ^°T Ohrläppchen; siehe ^ 1 " ^ ^ "
+\' siehe ^«*q*
**^' gestorben (sein); Sterben, Tod; das Totsein
S)^" Holz, Baum; siehe ^ " ^ " , ^ 1 " ^ ^ '
^^•sipaj* 'holzkundig', Zimmermann
^^'^* 'Holzpferd', Wagen
^^*^'S^*q* [Eigenname eines indischen Königs; skr. Mahäratha]
^ • q a r Baumwolle
2^"äf Baumblätter
^^*y sehr, äußerst [Wiedergabe von skr. su]
3fo"yq5^*rq" wohlgezügelt (sein) [skr. su(sam)baddha]
^ta #5"5^" [Verbalsubstantiv zu ^ ^ ' V ^ ^ ' ^ " ]
n^"5"^B3!"^" jemanden anlocken, an sich ziehen [skr. sam-ä-yfkrs]
'^'S'S'y^pr 'guter Tätigkeitsbereich', Bereich, Sphäre des rechten Verhaltens
[skr. *sugocara]
vollkommen abgeklärt [skr. susänta]
überaus lieblich, reizend [skr. sumanorama]
Glück, Heil, Segen; siehe q^]'(^'>^^'(q")
glücklich, heil voll (sein)
Macht, Kraft, Gewalt
Glas, Kristall
Bergkristall [skr. sphatikamani]
wissen, zu tun wissen; verstehen, kennen, erkennen; siehe 3b ' «I*q"
348 Glossar
das zu Wissende, Wissenswerte; Wissensstoff
Erkenntnis, Einsicht, Verstand [skr. prajflä]
einsichtig, verständig
geh! komm! [gewöhnlich fe"^* zugeordnete Imperativform, die je-
doch zweifellos zu 5f| q]*I" r gehört]
siehe W ' ^ '
der andere (von zweien); siehe flj$5|"2j*r
gut, angenehm, passend (sein); siehe *l *!'G|3^"«r
der Todesgott [skr. Yama]
Toter
P S$*T schmähen; jemanden (W) beschimpfen
" und J\Q\' (resp. für ?fl" "» X 'ST) gehen, fortgehen; kommen; siehe ^"^^"
S$*r siehe 5]
Flügel
siehe <
^^'^T das Gesagte, Ausspruch, Darlegung
Boden, Erdboden; Ort, Platz, Stätte; Welt; siehe < W * I \
Ort, Gebiet, Landstrich
Same, Saat
was sich unter der (Erd-)Oberfläche befindet, unterirdisch
'erdgeboren', Pflanze, Baum [skr. mahija]
reines, geläutertes Gold
die drei Welten, die Dreiwelt (bestehend aus der Unterwelt, der Men-
schenwelt und der Götterwelt)
siehe tä^'Q'
ein Buddha werden
'erwacht-entfaltet' [Wiedergabe von skr. Buddha ('der Erwachte')]
Glossar 349
erwacht
erwachen
neu, frisch [Nebenform zu ^WST]
wer? was? [Interrogativpronomen, vgl. 17.1]
[Transliteration von skr. subhäsitaratnanidhinämasästra, die Lehr-
schrift mit dem Titel 'Juwelenbehälter (d.h. Ozean) schöner Aussprü-
che']
^J"^*3]" wer? welcher? wer auch immer, irgendein [interrogativ und relativ]
*J#WI^" w e r auch i m m e r , j e d e r
1. *J«T s i ehe *i&j#«l*r
2 . *j«T N e b e n f o r m zu *J|*J*T in Kompos i ta ; s iehe «j^'*
«J*T§* dreißig
*JT§*^ST neununddre iß ig
^*^5"Y3'**' ^er neununddreißigste
5(J" Granatapfel [auch 5^"^9"1
5^'^" Löwe [korrumpiert aus skr. simha]
*tW*T Nebenform zu S«W«r
5*1*1" Sinn, Gedanken, geistige Verfassung; siehe ''
i)sici'^asia Liebesgott; Liebe, Liebeskunst [skr. manobhü]
«JsWjj 'Sw die geistige Verfassung des Sinnes, des Denkens [skr. cittacaitasika;
eigentlich: 'der Geist und die Verfassung des Geistes']
i|*W"5^" 'beseeltes Wesen', Lebewesen
'großes Wesen' [Name eines Prinzen; skr. Mahäsattva 'ein
groß(artig)es Wesen besitzend']
denken, bedenken, sich vorstellen; etwas ansehen als (Term.);
siehe '
'von heldenhaftem Sinn', Wesen, Natur [skr. sattva]; siehe
Freude finden an (°J")
gelblichweiß, hellgelb, rötlichgelb
Geiz, Habsucht
350 Glossar
gelb
Hagel
«N* Kurzform für J
ijaj-q* P F q*JGT I Sfai* beseitigen (besonders Unreinheit); reinigen, durch Reinigen entfernen
1. V' Nebenform zu *Jp im Kompositum; siehe 5flr3r
2. 3f Zahn; siehe Wff", »T*f'(*T)
häusliche Angelegenhei t , Haushalt
sich häuslich einrichten, seinen Haushalt einrichten
r Sf* e inzeln, gesondert [Adjektiv; Wiedergabe v o n skr. prthak, prati]
gewöhnl icher Mensch; Laie ( im rel igiösen Sinn) [skr. prthagjana]
Laienstand [skr. prthagjanatä]
behüten, beschützen [skr. prati-Vraks]
• « i • 'gesonderte Sammlung' [vielleicht ungewöhnl i che Übersetzung v o n
skr. pratipatti oder praüpad(ä) 'ethisch gutes Verhalten1]
w e g n e h m e n , beseit igen, abwehren [skr. prati-yfsidh\ [^3jq|"q" steht an
der betreffenden Textstel le wohl im Sinne v o n (
anschauen, ansehen als [skr. praty-ava-VJks]
sammeln, anhäufen
Kurzform für orifa|«rq- usw.
*fc" siehe ^«ffq"
*SV siehe
Zahnspitze [skr. dantägra]
Kohle
siehe *J]*rq*
Waagebalken
fest, standfest, ausdauernd (sein); siehe
(resp. für 3") Sohn; siehe
Länge; siehe ^"fj^#, \ S ^ #
Herrschaft; siehe J^'S^*
sein; möglich sein; zuteil werden
herrschen, regieren
Glossar 351
Wurm; Seidenraupe; siehe ^*f}^*
bewachen, beschützen
I«^«I* F ^51^" I *p*T
J" verbrennen
5J*V*T Durst; Verlangen, Gier [skr. trsnä]
*FT Leben; siehe S ' 5 * ] \ %**'%**[
ifqpw|ir Lebewesen
§ an das Leben gehen, in Lebensgefahr geraten
Lebensbaum; (an der Textstelle:) Baum
?F^" begradigen, aufrecht machen; aufrecht; siehe
jj|"^' leicht; leicht, einfach sein
1. gft" (eleg. für §*O das Hintere
2. gfi" Kurzform für %*{^
wegen; um ... willen [Postposition mit Genitiv] — siehe
hinter, nach [Postposition mit Genitiv]
verderben, schlecht behandeln
hinterher
(eleg. für §V) wieder, wiederum; zurück; wegen, um ... willen (?)
wiederum, wiederholt [Verstärkung von
|<W Gefolge
p - P RQW F qgj" I ^ ' täuschen, betrügen
^"CJ* ankommen, gelangen zu
%fc siehe ^ 3 j ' ^ ' [zu 2.
1 • ^'^" aufrichten, zustande bringen, hervorbringen, erzeugen [transitive Ent-
P qjJJW F R^' I ^ ' sprechung zu o*W]
2. §^"^" bitten um, sich wünschen, betteln; Bettler
P q g | W F ^g^' I g^«J'
S^ unterrichtet, belehrt (von ^ ' y ^ l ^ ' ^ ' , vgl. 16.11)
lernen, studieren
Kurzform für
352 Glossar
geheime Beratung
magische Formel (von unterschiedlicher Wirkkraft) [skr. dhäraru]
in magischen Formeln (vollkommen) versiert, bewandert
etwas verbergen; verborgen, geheim (sein); Geheimnis
siehe S]^**r
(resp. für ^"*T, "ftl' T) hören
2. 5]*I "q" siehe ^"'"|*^"q"
neu, frisch [von 9|Wq* neu, frisch (sein)]
klar, deutlich, hell, rein, strahlend (sein)
'Leuchtfisch' [vielleicht Wiedergabe von skr. svetakolaka, sveta-
matsya (= Cyprinus Sophore) oder von svetä (Otterköpfchen)]
(resp. für fj" ") sagen, sprechen, verkünden
siehe 3]*J #^"
drei
die drei (da); Dreiergruppe
die drei (da); Dreiergruppe
'einige drei', drei
Gold
heilen, ausbessern; beenden, beseitigen (Not, Gefahr, Krankheit); aus
einer Notlage befreien; ernähren, aufziehen
[ ^ " töten; siehe 0^"^"^^"^", ^'WS]3f^'*T
leben, lebendig sein; lebend, lebendig
(zu einer höhergestellten Person) sprechen, reden; bitten [ i | i w -
ohne Finalpartikel! - nach dem Terminativ des Verbalstamms drückt
die höfliche Bitte aus]; Bitte
eine Bitte vortragen, aussprechen
siehe S]äf"q#
siehe ÜT«J|(«l)'«r
siehe *3|iJ 'q*
Kurzform für ^W^T
'vom (menschlichen) Denken nicht durchdrungen, erreicht (werden)',
undenkbar, unvorstellbar (sein)
Glossar 353
qsjsj'q* Denken, Gedanke, Gedanken
«W*W* siehe Ü«!(«!)"q"
q * W siehe ^^l'q"
« A o w kalt, kühl (sein)
q*f^"^*W* Almosen, Bettelgang
qiJ^W heilvolles Geschick, religiöses Verdienst, Werk [skr. pupya]
qST 'q" erfreulich (sein)
qSf*T siehe Sj f'q"
q«c.*r siehe S^"^'
qS^"^" sanft, mild [auch S^"^"]
q^1^" siehe 5JS]'*T
qQ^'^J^*!" 'durch Verbrennen geschmolzen', Schmelzbutter (für das Opferfeuer),
Ghee [skr. ähuti]
q$}*5]"fcp|*r3'q' 'Schmelzbutterverzehrer', Feuer, Opferfeuer
q§cj|*j# siehe S^'^'
^H^Y siehe ^'^'
^fflW siehe ^"«T
^ « ' siehe ^ '
Perlenkette [Transliteration von skr. härd\\ siehe
Gott; König, Herr [skr. deva]
'großer Herr' [Name eines Prinzen; skr. Mahädeva]
Königin [skr. devi]
Königin [skr. devt\
'Göttertochter' [Beiname der Apsarasen, einer Art himmlischer Nym-
phen; skr. devaputrf]
göttliches Auge [skr. devacaksus; die Buddhisten kennen neben dem
gewöhnlichen Auge noch das göttliche, das Erkenntnis-, das Reli-
gions- und das Buddha-Auge]
354 Glossar
%**[ Kurzform für %*[**', %^'^\ %*[**'
^^'«T übertreffend, hervorragend, mehr seiend als
^ 3 | * W mehr als ( ° W ) , noch mehr, um so mehr, in höchstem Maße, reich-
lich [Wiedergabe von skr. adhi] — [mit Hilfe der Ablativ-II-Partikel
° W und ^ ' W wird der Komparativ im Tibetischen gebildet, vgl.
12.3.f]
<3«!|-w3jar«r beleidigen [skr. *adhi^[vOday; vgl. adhivädin]
seinen Aufenthalt haben ia, sich befinden in, bewohnen [skr. adhi-
y[sthä\\ vgl. ai%<IVSJfl*r*r
*mehr machen', sich steigern
das Übrige, Rest
gemeinsam, zusammen mit ( ^ ' )
angeboren, ererbt [skr. sahaja]
flattern
siehe <|^«r
Almosenschale [skr. päträ]
schlaff werden, erschlaffen; schlaff, entspannt (sein)
Mangofrucht [Transliteration von skr. amra, ämra]
(blauer) Lotus [Transliteration von skr. utpala]
Oh! Oh weh! (Ausruf des Bedauerns)
Oh! Ah! (Ausruf der Freude, der Überraschung, des Staunens und des
Bedauerns)
Register
Zu beachten: Die Anordnung des Registers folgt dem lateinischen Alphabet. Tibetische Begriffe wurdenentsprechend ihrer Form in der in diesem Lehrbuch gebrauchten Transliteration eingeordnet. TibetischeWörter mit dem Anfangsbuchstaben ' ('a chun) finden sich am Ende des Registers. Ein ' in einem tibeti-schen Wort wurde bei der alphabetischen Anordnung ignoriert, ebenso wie die Diakritika der trans-literierten tibetischen Zeichen, so daß man z.B. "he'u cag" zwischen "hespar" und "Nezessitativ" findet.Die Unterstichworte sind nicht mehr alphabetisch, sondern nach inhaltlichen Gesichtspunkten angeordnet.Ein A hinter einer Seitenzahlangabe bezieht sich auf eine Anmerkung auf der entsprechenden Seite.
Ablativ 97, 105ffAblativ I
partitiver 105temporaler 105modaler 106der terminierten Erstreckung 106fbei Postpositionen und Adverbien 107nach dem Verbalstamm 139, 169
Ablativ IIdes Vergleichs 107, 109der Trennung 108beim Verbalsubstantiv 108fbei Verben 109
Ablativ I und IIlokaler 110der Herkunft 110der Materie 110des Grundes 111des Mittels 111
Ablativpartikeln 105Ablaut
bei der Diminutivbildung 186fbei den Verbstammformen 210f
additive Verbindung bei Kardinalzahlen 194Adjektiv
possessives 84fAdjektivbilder 35, 37
AdverbAdverbialpartikeln 188Adverbbilder 92, 107, 119f,
124ff, 152, 169Adverbialstämme 181ffModaladverbien 62, 124ff
Agens 29, 60f, 65
Akkusativdes äußeren Objekts 54des inneren Objekts 54temporaler 54fder Beziehung 55ff, 62, 65proleptischer 56, 63
allgemeingültiger Sachverhalt-> generelle Handlungen und Sachverhalte
Alpha privativum 84Alphabet lff.
alphabetische Anordnung 28Anreihung 86Apposition
Zustandsapposition 127Aufbau von Appositionen 140
Aspekt 33, 69, 73A, 164Aspirations verlust lOf, 16Assimilation 187Attribut
Stellung 43Genitivattribut 81fZustandsattribut 127Aufbau von Attributen 140ffkoordinierte Attribute 142f
Ausfallder Finalpartikeln 45ffder Nominalpartikeln 125der Lokativ-I-Partikel vor derKonzessivpartikel 137f, 138der Kasuspartikeln nach Verbal-stämmen 139fder Imperativpartikel nach Sog 172von Stammauslauten vor derDiminutivpartikel 187
356 Register
von Präfixen 21 lffvon Präfixen und Stammauslautenbei der Bildung intensiver Formen 188fbei Neben- und Kurzformen derKardinalzahlen 194faller Partikeln in metrischen Partien 224fder Possessivpartikel und von besitz-anzeigenden Adjektiven 85
Auslaut 207ff~ Veränderungen bei Verbalformen 2O8ff
auslautende Grapheme 18ffAussprache 2ff
b- im Anlaut von Partikeln (Aussprache) 24ba s. pa2ta/*wvn/H-Kompositum 55
Wiedergabe eines ~ 55bar du 106fbas s. KomparativpartikelBasisbuchstabe 207Veränderungendes ~n 213ffbcas pa 84fbdag 99, Ulf
reflexives ~ 180fbgyldpa 166fbla 157bo s. poBruchzahlen 200bu s. Diminutivpartikel
Aussprache 23, 23Abyedpa 166ff
periphrastische Funktion 167fkausative Funktion 168
byuh 171bii &ad 25bzin 170bzugspa 168
chig $adchodcici ste1. cig (Indefmitpartikel)
24188
45f, 177ff135f, 152
42, 157
Cadcagcanceschachadehe ge moched duchig
18850ff, 113
84f32, 32A
200186A, 188
180, 189121f
24, 180, 194
2. cig (Finalpartikel des Befehls-satzes) 43f, 47, 74Ausfall von cig 74
ein s. Koordinationspartikelcog 50f
-dals zweiter Auslaut s. da dragals instabiler Auslaut bei Verbal-stammen 209fals Nominalsuffix 122
da drag 20, 31,44, 153,210dag
als Plural- bzw. Kollektiv-partikel 50, 52, 113, 157als Dualpartikel 52als metrisches Expletivum 52, 225
Daktylus 222fdan -> Soziativpartikel
danpo 34, 199dan por 199fdb-
Aussprache 16dbu 25dbu can 1dbu med 11. de -* Semifinalpartikel)2. de (Demonstrativpronomen) 42f, 113de nid 124ADehnung
metrische 225Demonstrativpronomina 42f, 113Desiderativ 173dgar mthun pa 98dgos ched 98dgos pa 172fdgu (als mengenbezeichnende Partikel) 201Diminutivpartikel 186ffDisjunktivpartikel
-> 'am 46Dissimilation 44
Register 357
distributive ZahlenDistributivitätdhosdodon dudrundu -> TerminativpartikelDual 52dubitative Frage 46Durativ 69, 73, 161f, 168f, 170dus (als temporale Postposition) 54fdus su s. dusdza (Aussprache) 3A
e -+ InterrogativadverbEinschub
von metrischen Füllwörtern 225fElativ 108elegante Formen 98ff, 166felegante Redeweise -• elegante FormenEllipse 84, 202
elliptische Konstruktionen 84engerer Lokativ
-> Lokativ I
19974, 199
Ulf42
121f157
Genitivsubjektiverobjektiverpossessiverattributiverpartitiverqualitativer
60A, 61, 79ff61, 79f
8080
80, 81f80f81
des Nutzens und des Schadens 81erklärender 81vor Postpositionen 82erstarrter 82nach Verbalstämmen 132f, 169, 202als Futurbilder 202
Genitivpartikel 43, 79, 133fHerkunft 156
Genusindikatoren 36Genusneutralität
des tibetischen Verbs 64fGerundialpartikeln 31
Herkunft 156Gerundium 32
-> auch Verbalsubstantivgi -• Genitivpartikelgin -• Verbindungspartikel für
FemininbilderFigura etymologicaFinalpartikeln
Ausfall von ~Herkunft der ~
Futureinfachesnezessitativesvollendetesfuturische Bedeutungsehen Nezessitativs
Futurstamm
ga -> kaan op rnn
gal tegahgeig
Iteration von geiggda' ba
34f54
30, 43ff45ff47f
164, 202164164
des periphrasti-172
71, 73, 124, 202
31, 37f, 42, 180180, 189
135f, 152177ff
42, 180, 181181168
generelle (allgemeingültige) Handlungenund Sachverhalte 69, 73, 162f
Hilfsverbengis -• InstrumentalpartikelGleichzeitigkeitgnas gzignas pagfiis als Numerusindikatorgftis $adGraphemgsol ba
73, 96, 13598
168f5124
2A, Uff, 17ff47
gsum (als mengenbezeichnende Partikel) 201gu -+ Diminutivpartikelg.y- (Aussprache)gyi -+ Genitivpartikelgyin -• Verbindungspartikelgyis -+ Instrumentalpartikel
ha (als Subskript)ha canHervorhebungHilfsmittel
metrische
16
für Hilfsverben
25ff10886
224ffHilfsverben 126f, 155f, 161ff
358 Register
Hortativhypothetische Konstruktionen
ipoImperativImperativpartikel -> 2. cigImperativstammIndefinitpartikelIndefinitpronomenInstrumental
des Agens
172165f
15674, 165, 71A
44, 47, 71, 7442, 179f
179f60ff, 80, 202
60f, 80des Mittels oder Werkzeugs 61des Grundes 61des begleitenden Umstands (modalerInstrumental) 62der Kompensation 62bei Verben 63nach Verbalstämmen 133als Futurbilder 202
Instrumentalpartikel 60f, 79, 133Herkunft 157
Intensivbildungen 180, 189Intensivpartikel 188fInterjektion 53Interrogativadverb 46fInterrogativpronomina 177, 180
als Bilder von Indefinit-pronomina 136f, 177, 180
Interrogativsätze in Verbindung mit ge-rundialem na 136
introduktive Funktionder Isolationspartikel 63fder Lokativ-I-Partikel 138der Semifmalpartikel 15lf
Inversion von Schriftzeichendes Vokalzeichens für i 25ffder Dentale 26fder Dentale als Kürzel für denAuslaut -gs 20Ades Sa 26f
Isolationspartikel 56, 63f, 113nach der Lokativ-I-Partikel 134nach der Ablativ-I-Partikel 139als metrisches Expletivum 225
Iteration 74, 189f, 199
ka 31als geschlechtsneutralerSubstantivbilderin deiktischer Funktionals Kollektivpartikel
KardinalzahlenKasusKasuspartikeln
nach VerbalstämmenHerkunftAufeinanderfolge zweier
, 37ff, 42, 197
3737
37f, 197194ff31A
52f, 156f132ff156f201f
ß 177
Kasusrektion 61f, 80, 96f, 109, 181ffbei Postpositionen 181ff
Kausativ 168, 172mit byedpa 168mit 'jugpa 172
kha^ka 31,37kha cig 180kho 38f, l l l f fkhobo Ulfkhoma Ulfkhomo Ulfkho na 113khopa Ulfkhon l l l f fkhyed 99, l l l f fkhyod 99, l l l f fko 31,37ff, 42
als geschlechtsneutraler Substantiv-bilder 37in deiktischer Funktion 37
Kollektivbezeichnungen 37f, 42, 50f, 197Komparativ 107f, 201, 108Komparativpartikel 201Kongruenz 37, 167Konjunktion 72
Mehrfachkonjunktionen 86Kontraktion 225Konzessivpartikel 86f, 87A, 136ff, 169, 179
bei Indefinitpronomina 179Konzessivsatz -• Nebensatz
hypothetischer 137Koordinationspartikel 148, 153ff
in koordinierender Funktion 153ffin subordinierenden Funktionen 155temporal 155
Register 359
modal 155zwischen Verb und Hilfs-verb 155, 162, 168Herkunft 157
koordinierende Funktionder Lokativ-II-Partikel 138fder Semifinalpartikel 149fder Koordinationspartikel 153ff
Kopulativpartikel -+ 'am 46hin nas 203hin tu 203Kurzformen der Kardinalzahlen 194ff, 194Akyan -* Konzessivpartikelkyi -+ Genitivpartikelkyin -+ Verbindungspartikel für Hilfsverbenkyis -* Instrumentalpartikel
la 91, 93ff, 122, 180-+ auch Lokativ IIHerkunft 157in la la (?) 180
la la 180lags 100lagspa 161flan 200las 105, 106A, 107ff
-> Ablativ IIHerkunft 157
Idan pa 84flegs par 203Lehnübersetzungen aus dem Sanskrit 34flhagpar 108lhan cig tu 72, 184Lhasa-Dialekt 2Ligaturen 7ff., 27Lokativ
Lokativ I 91 ff, 134ff, 186, 200, 226des Ortes 91, 121fder Zeit 91der Richtung 92als Adverbbilder 92pleonastischer 92fnach Verbalstämmen 134ffals Wortbilder 186bei Zahladverbien 200als metrisches Expletivum 226
Lokativ II 91, 93ff, 118, 127f, 138fdes entfernten Objekts 93des Nutzens und desSchadens 93fdes Ziels 94der beteiligten Person 94des äußeren Objekts 94fder Richtung 95der Beziehung 95bei Verben 96fbeim Verbalsubstantiv 96in ablativischer Funktion 97des Ortes 95der Zeit 95Verhältnis zum Terminativ 118durch Terminativ ersetzt 127fnach Verbalstämmen 138f
Lokativpartikeln 91lu -* Diminutivpartikel
1. ma (Nominalpartikel) 31, 34fals Femininbilder 34fals geschlechtsneutraler Adjektiv-bilder 35
2. ma (Negationsadverb) 47, 83f3. ma (Postpositionalstamm) 186mchis pa 162mchog tu 108mdzadpa 166fmed pa 84metrische Valenz 221ffmi (Negationsadverb) 83fmi thun dgar ba 105min pa 84mna'ba 162mnon par 203mo (Nominalpartikel) 31, 35ff
als Bilder von Nomina agentis 36als Genusindikatoren bei Nominal-stämmen , 36als geschlechtsgebundener Adjektiv-bilder 37als geschlechtsneutraler Substantiv-bilder 37
modpa 169fModalverben 161ff
360 Register
Modus 33, 71, 164, 168mra (Aussprache) 9multiplikative Verbindung bei Kardinal-
zahlen 195fMultipl ikati vpartikel
-+phrag 197myon 171
-/!1. Nominalsuffix 372. verkürzte Lokativ-I-Partikel 1863. instabiler Verbal Stammauslaut 208f
-n (Nominalsuffix) 156, 177na -+ Lokativ I
in dan 157ha 99, lllffnayah 136ff, 137nah 105, 156han bu 112Anas -»• Ablativ I
Herkunft 157nasalpräfigierte Mediae 9, 16Nasal vokale 19fie bar 203Nebenformen
der Kardinalzahlen 194ffNebensatz
kausaler 61, 70, 73f, 109, 133, 149temporaler 70, 73f, 91, 96, 108f,
133ff, 139, 148, 153, 155konditionaler 70, 134ffkonzessiver 70, 87, 134, 136f, 167, 169f
hoNomina actionisNomina agentisNominalisierung ganzer Sätze
1127136
123, 178
finaleradversativeradverbieller
hedNegationsadverbien
Stellunghes parhe'u cagNezessitativni -+ Isolationspartikelfiid
als Reflexivpronomenüis §ad
94133
134, 149lllff,
Ulf,
113,
, 120, 149, 155112A
83f83f203
112A71
180f180f
25
Nominalpartikeln 31, 31 ff, 189Herkunft 38fnach der Intensivpartikel 189
hos U l fnu -> Diminutivpartikelhu -*• DiminutivpartikelNumeruspartikeln 50ff
Stellung 51Syntax 51fAusfall 52
nuspa 173
Objekt 54, 56fdirektes 57äußeres 54, 94f, 122finneres 54verbales 122f, 126f
Optativ 71, 165foptativischer Charakter
des Imperativstammes 71des periphrastischenImperativs 165, 17 lfdes periphrastischen Futurs 171des periphrastischen Nezessitativsl72
Ordinalzahlen 34, 199
pa 31ff, 38fals Nominalisator von Adverbien 32als Bilder des Verbalsubstantivs 32als Bilder des Verbaladjektivs 33als Partikel der Zugehörigkeit 33als Possessivpartikel 33fals Ordinalzahlbilder 34
PartikelnÜbersicht 30fAusstoß von 85
Partizip 33-• auch Verbaladjektiv
pas -+ KomparativpartikelPerfektstamm 44, 69f, 73, 135
beim vollendeten Futur 164periphrastische Konstruktionen beim
tibetischen Verb 161ff
Register 361
periphrastisches Futur 171periphrastisches Nezessitativ 172periphrastisches Perfekt 161, 170fperiphrastisches Präsens 161Personalpronomina 11 lff
einfache Formen 11 lffzusammengesetzte Formen 113
pha (Postpositionalstamm) 185fphan tshun 181, 185Phonemtabellen 5, 10, 12, 16fPhonetik des Lhasa-Dialektes 2ffphrag 50, 197phyed 198fphyed ka 198f, 200phyi (Postpositionalstamm) 185fphyir 12 lfphyogs su 12lfPluralis maiestatis 52Pluralis modestiae 52Plusquamperfekt 165, 170po 31, 35ff
als Bilder von Nomina agentis 36als Genusindikator bei Nominal-stämmenals geschlechtsgebundener Adjektiv-
36
bilderals Kollektivpartikel
Possessivkompositaverkürzte
Possessivpartikelcanpa als
Possessivpronomina
3737f, 197
85, 201A31, 33f, 84f
84f33f
80, 114Postpositionen 53, 82, 106f, 119f, 181ff
Postpositionalstämme 181 ffPrädikat 56fPräfixveränderungen bei Verbal-
formen 21 lff-+ auch Ausfall von ~
Präsensstamm 69, 73in imperativischer Funktion 139
Präskripte 7, 14ffAussprache 24
Präskription 7, 14ffProhibitiv 70Prolepsis 56, 63f
pu -• Diminutivpartikel
- r -• Terminativpartikelals Nominalsuffix 185f
rab tu 108Rahmenkonstruktionen der wörtlichen
Rede 56ran 11 lff, 180f
bei Personalpronomina 11 lffals Reflexivpronomen 180f
rdzogspa 111red pa 156Reduplikation 189fReflexivpronomina 180fRelativpronomina 177fRelativsätze als Übersetzungsmittel 141Respektsformen 98ff, 166fReziprokpronomina 181rgyu (als Nezessitativbilder) 172rhetorische Frage 46rjes su 203rnam par 203rnams 5 0 , 5 1 , 5 2 , 1 1 3rtsa (Additivpartikel) 195f, 198ru
1. -• Terminativpartikel2. -• Diminutivpartikel
ruh babei Indefinitpronomina 179
-s1. als zweiter Auslaut 202. -• Instrumentalpartikel3. als Nominalsuffix 157, 1864. als instabiler Verbalstamm-auslaut 208ff
§ad 17, 24fSandhiregeln
phonetische 23f1. cig (Indefinitpartikel) 422. cig (Imperativpartikel) 43f'am 43f, 45f'o 43f'o cog 50fto 44tarn 44Instrumentalpartikel 60
362 Register
GenitivpartikelKonzessivpartikelTerminativpartikelSemifinalpartikelKoordinationspartikel
7986f118148153
Verbindungspartikel für Hilfsverben 156Sanskritpassiv
Wiedergabe des ~ 166Sas 180Satzteile 29sbrul Sad 24Semifinalpartikel 148ff
in temporaler Funktion 148in kausaler Funktion 149in adversativer Funktion 149in modaler Funktion 149in koordinierender Funktion 149fin finalisierender Funktion 150in introduktiver Funktion 15lfals Adverbbilder 152nach Kausalpartikeln 152fHerkunft 157zwischen Verb und Hilfsverb 169
semspa 173sgo nas 111Sig -* 1. und 2. cigSilbentrenner s. tshegSilbenzahl tibetischer Verse 221fSin -• KoordinationspartikelSin tu 108skabs (als temporale Postposition) 54fskabs su -> skabssla 157, 185slad 122, 184sladdu 121slan 122, 185slar 122, 185slas 122, 185snan ba 173so sor 203Sog 47, 17 lfson 171Soziativ(partikel) 72ff, 85, 121, 127f, 198f
Herkunft 157spuns Sad 24Stammformen des tibetischen
Verbs 33, 68ff, 207ffStammveränderungen 35A, 37
-> Ausfall-• Stammformen des tibetischen Verbs
ste -* SemifmalpartikelBasis der Semifinalpartikel 157
Steigerung 87steh (Herkunft) 157stimmlose Mediae 3A, 8A, 18fStollen 22 lf
Aufbau 22 lfStrophen 221ff
Aufbau 221ff1. su
-* Terminativpartikelals metrisches Expletivum 226
2. su (Interrogativpronomen) 177, 179fSubjekt (logisches - ) 29, 56f, 60f,
64f, 79f, 123Subjektskasus 29, 56f, 60, 64f
bei intransitivem Prädikat 56fbei transitivem Prädikat 60f
Subordination 70-> auch: Nebensatz
Subskript 7, 25ffSubskription 7ff, 25ffSubstantivbilder 37Superlativ 81, 108, 108Superskript 7Superskription 7, lOff
tarnte -* Semifinalpartikelte porTerminativ
des Ortesder Zeit
44
108118ff
119119
bei Adverbien und Postpositionen 119fdes entfernten Objekts 120des Nutzens und des Schadens 120des Ziels 120ff, 120des äußeren Objekts (nominalesObjekt) 122des äußeren Objekts (verbalesObjekt) 122fstatt Lokativ II 122, 127f
Register 363
der Richtung 123der Beziehung 123ffbei zusammengesetztenVerben 126f, 169ffder Zustands- und Eigenschafts-beschreibung 127des Entwicklungs- und Handlungs-ergebnisses 127statt Soziativ 127fbei Zahladverbien 199f
Terminativpartikel 118Herkunft 157
thad 112Athampa 198thamscad 188thens 200thubpa 173to 44Tonemik -> TonverlaufTonhöhe 2ffTonlosigkeit 23fTonverlauf 2ff, 7ff, 21Transkription der Phoneme 2ffTransliteration
der tibetischen Buchstaben lffdes Devänagarl-Aiphabetes 25ff
Trochäus 222ff1. tshar (periphrastisches Perfekt) 1702. tshar (Zahladverb) 200Atshe (als temporale Postposition) 54ftshe na -> tshetsheg 17, 24, 44tsher 200Atsho 50, 113tshu 185tshun s. phan tshuntu -> Terminativpartikel
Umlautung 19fUmschreibung
des Soziativs 72des Terminativs 121, 126-> auch: periphrastische Konstruktionen
Verb 29, 32f, 56f, 64fGenusneutralität 33Transitivität 56f, 60f, 64f
Intransitivität 56f, 64fkausatives 60,64fpassives 65Stammformen und ihre Verände-rungen 68ff, 207ff
Verbaladjektiv 33,60fVerbalkomposita mit adverbiellem
Vorderglied 203fVerbalsubstantiv 32,60f
und Instrumentalpartikel 61und Soziativpartikel 73und Lokativ-I-Partikel 91und Lokativ-II-Partikel 96und Ablativ-II-Partikel 108fund Terminativpartikel 125ff
Verbindungspartikel für Hilfsverben156, 162, 169
Herkunft 157Verb-Verb-Verbindungen 161ff
-• auch: periphrastische KonstruktionenVerdoppelung der Vokalzeichen für e
und o 25ffVergleichspartikeln 85verkürzte Sätze 30Vers 221AVokal längung 18ffVokalphoneme 17ffVokalveränderungen 207f, 210f
-* auch: AblautVokalzeichen 17
für ai und au 25ffVokativ 53vollendete Handlungen 69f, 73vollendetes Perfekt 165Voluntativ 71Vorzeitigkeit 73, 96, 135
Weiterer Lokativ -> Lokativ IIWortarten 29fWortstellung 30, 43, 51, 56,
63f, 83f, 177f, 194ff, 200fVerstöße gegen die ~ 30des Attributes 43der Demonstrativpronomina 42f, 177fder Numeruspartikeln 51bei der Prolepsis 56
364 Register
der Isolationspartikeldes Negationsadverbsder Relativpronominader Indefinitpartikeldes Multiplikatorsder Ordinalzahlen
ya (Postpositionalstamm)yan -+ Konzessivpartikelyan dag paryas 185,yi -* Genitivpartikelyinpa 84, 156, 161f, 169
bei Indefinitpronominayodpa 84, 156, 162f, 169
bei Indefinitpronominayon ba
yons su
ZadZahladverbienZäsurZehnerpotenzenZeichensetzungZeitstufe 69, 73, 165, 168fzes -+ ceszig -> 1. und 2. cigzinzin -• KoordinationspartikelZirkumpositionzl- (Aussprache)zu ba
'- (Präfix)'a
in orthographischer Funktion
5683f
177f179f196
199ff
185f
203185A
,179179
, 179179171
2U3
188199f22619624f
170f
1429, 15
47
180
19
als Vokalträger21als Subskript 25ff
'am 43f, 46ff'ah -> Konzessivpartikel'di Ali, 113'dodpa (Desiderativ)'dug pa
'ga' iig'gro ba'grub pa'gyur ba
generelles Präsenseinfaches Futurnezessitatives Futurvollendetes Futurvollendetes Perfektperiphrastischer Imperativperiphrastische Optativkonstruk-tionenWiedergabe des Sanskritpassivs
1. 'i-* Genitivpartikel2. 7 (Demonstrativstamm)'is -* Instrumentalpartikel
173156
IQQfl O O l
180171171
163ff163164164164165165
165f166
156
1721. 'o (Finalpartikel) 43f, 45, 47f2. 'o (Demonstrativstamm)'o cog'o na'o skol'oh ba'on te'u -• Diminutivpartikel
'u bu cag'u cag
11250
152Ulf171152
Ulflllff
Anhang
A: Vorwort zur ersten Auflage (1971)
Das hiermit vorgelegte Lehrbuch der klassischen tibetischen Schriftsprache geht aufdas Vorlesungsmanuskript einer zweisemestrigen Einführung in das klassische Tibetischezurück, die der Verfasser seit dem Wintersemester 1969/70 an der Universität Hamburgabhält. Das Buch verfolgt zwei einander zum Teil widersprechende Ziele: zum einen solles das Eindringen in eine auf den ersten Blick recht spröde Materie durch eine didaktischeDarbietung des Stoffes so weit wie möglich erleichtern und damit als Lehrbuch für denakademischen wie für den Selbstunterricht dienen; zum anderen soll es als eine im Verhält-nis zu anderen Werken dieser Art relativ vollständige Grammatik den an der tibetischenLiteratur Interessierten auch noch über den Anfangsunterricht hinaus begleiten.
Das erste Ziel bedarf kaum einer Begründung, da ein nach Lektionen gegliedertesund mit Übungen ausgestattetes Lehrbuch bisher nicht existierte und da weiter die all-gemeine Erfahrung gezeigt hat, daß nach dem bloßen Studium einer der vorhandenenGrammatiken des Tibetischen die Anfangsschwierigkeiten bei der Lektüre ungebührlichgroß sind.
Das zweite Ziel wird verständlich, wenn man sich den augenblicklichen Stand derDarstellung der tibetischen Grammatik vergegenwärtigt. Da es bis zum heutigen Tag keinewirklich umfassende und wissenschaftliche Beschreibung des klassischen Tibetischen gibt,ist derjenige, der sich über irgendein Problem der Lautlehre, Morphologie oder Syntaxinformieren will, gezwungen, in Werken sehr verschiedener Art nachzuschlagen:
a) in Grammatiken nach europäischem Muster;b) in einheimischen tibetischen Grammatiken bzw. deren europäischen Über-
setzungen und Bearbeitungen;c) in sonstigem Schrifttum, z.B. Aufsätzen und Abhandlungen zur Grammatik,
tibetischen Wörterbüchern, Spezialglossaren, Textbearbeitungen, Dialektgram-matiken usw.
Die unter b) und c) genannten Möglichkeiten scheiden für den Anfänger ganz und garaus und sind auch für den Fortgeschrittenen sehr aufwendig und zeitraubend. Was leistennun die unter a) einzuordnenden Grammatiken von Alexander CSOMA DE KÖRÖS (1834),Isaac Jacob SCHMIDT (1839), Philippe Edouard FOUCAUX (1858), Heinrich August JÄSCH-
KE [bearbeitet von Heinrich WENZEL] (1883), Palmyr CORDIER (1908), Herbert BruceHANNAH (1912), August Hermann FRANCKE/Walter SIMON (1929) zu JÄSCHKE/WENZEL,
Jacques BACOT (1946-8), Marcelle LALOU (1950) und George Nikolayevich ROERICH/
Lobsang Phuntshok LHALUNGPA (1957)?1
1 Die auf japanisch geschriebenen Grammatiken von Shoju INABA (1954, 19662) und Enga TERAMO-TO (1922, 19292) können hier außer Betracht bleiben. Vgl. noch Yurij Michailovic PARFIONOVIC,Tibetskij pis'mennyj jazyk, Moskva 1970; dass. Englisch: Y. M. PARFIONOVICH, The Tibetan WrittenLanguage, Moscow 1982.
366 Anhang
Zunächst sei betont, daß sich in fast allen genannten Werken wertvolle Beobach-tungen oder wenigstens nützliche Materialsammlungen finden. Dennoch befriedigt hiervonallein das Manuel ilimentaire de tibitain classique von Marcelle LALOU, da es auf knap-pem Raum viel Material in geordneter und übersichtlicher Form bietet. CSOMA DE KÖRös,SCHMIDT und z.T. FOUCAUX sind in der Darstellung stark veraltet; die Grammatik vonJÄSCHKE ist viel zu kurz und unübersichtlich; die Addenda von FRANCKE/SIMON helfendiesem Mangel z.T. ab, sind aber ungleich in ihrem Wert; auch CORDIER bringt zu wenig,wenngleich manches Bemerkenswerte; HANNAH beschäftigt sich überwiegend mit dermodernen Sprache, während BACOT ZU sehr von der tibetischen Nationalgrammatikbeeinflußt ist, die er zudem ungleich besser in seinem Werk Une grammaire tibitaine dutibitain classique, Les üokas grammaticaux de Thonmi Sambhota, avec leurs commentaires,Paris 1928, behandelt hat; sein als Materialsammlung (mit Stellenangaben!) sehr wertvollerIndex morphologique, der zweite Teil seiner Grammatik, ist leider nicht hinreichend geglie-dert; ROERICH schließlich bietet zwar eine ausgezeichnete Übersicht über das Tibetischeallgemein, seine Sprachstufen und Dialekte, ist jedoch im Detail für praktische Unterrichts-und Nachschlagezwecke entschieden zu kurz.
Da nun von den aufgeführten Grammatiken ausgerechnet die mit Abstand stoff-reichste (LALOU) seit längerem vergriffen ist1, wird versucht, auch diese Lücke durch dasvorliegende Lehrbuch zu schließen, indem nicht nur gleich viel, sondern nahezu diedoppelte Menge an grammatischem Material geboten wird.
Für die Auswahl und Darstellung waren folgende Gesichtspunkte ausschlaggebend:
a) Es soll im wesentlichen nur eine Sprachstufe beschrieben werden, nämlich dasklassische Tibetische, wie es vorzüglich in der kanonisierten Version des Kanjur undTanjur, aber auch in der sich daran anschließenden Gelehrtenliteratur zu finden ist.Vorklassische, epische und umgangssprachliche Erscheinungen sind nur am Rande behan-delt.
b) Bei der Beschreibung des klassischen Tibetischen stehen die Probleme der Syntax— die Funktionen der Partikeln, Wortstellung, Satzanalyse — im Vordergrund, da sie fürdas richtige Übersetzen zunächst von größerer Bedeutung sind.
c) Da zu einer umfassenden Darstellung der Morphologie nicht nur der Raum,sondern auch der derzeitige Wissensstand noch nicht ausreicht, kann dieser wichtigeKomplex der tibetischen Grammatik nur gestreift werden. Wegen seiner Bedeutung für dienoch in den Kinderschuhen steckende Etymologie und Wortbildungslehre sind jedochgenügend Hinweise eingestreut, um auf die damit zusammenhängende Problematik auf-merksam zu machen.
d) Mit Rücksicht auf die Gliederung in Lektionen und auf die notwendigen Übun-gen, die möglichst schnell an die Textlektüre heranführen sollen, kann der grammatischeStoff nicht in allen Fällen streng systematisch vorgetragen werden.
1 Erhältlich sind z.Zt. nur CSOMA DE KÖRÖS und SCHMIDT (beide als sehr teure Nachdrucke) sowieJÄSCHKEAVENZEL, die wohl schwächste aller Grammatiken.
Vorwort zur ersten Auflage (1971) 367
Dennoch läßt sich Zusammenhängendes durch Querverweise oder mit Hilfe des Regi-sters schnell auffinden. Aus den genannten Gründen sich auch kleinere Wiederholungennicht zu vermeiden.
e) Die Beispielsätze bzw. -Satzteile sind teils aus den Werken anderer Autoren —europäischer wie tibetischer — übernommen worden, teils wurden sie vom Verfasser selbstaus der Literatur gesammelt. In einigen Fällen mußten sie behutsam gekürzt oder modifi-ziert werden, damit sie dem Studierenden bei seinem jeweiligen Stand grammatischerKenntnisse verständlich sind. Die Quellen anzuführen ist aus Platzgründen nicht möglich.
f) Für die relativ ausführliche Beschreibung der modernen Aussprache tibetischerWörter in den Lektionen 1-4 lassen sich drei gewichtige Gründe anführen:
1) Nicht selten finden sich in tibetischen Blockdrucken und Manuskripten Verschreibun-gen der Art, daß eine Silbe durch ein homophones Äquivalent ersetzt wird, Nurderjenige, der weiß, daß im modernen Lhasa-Tibetischen can und spyan, bcad undbcas, phyon und mchon usw. gleich ausgesprochen werden, ist in der Lage, solcheFehler zu verbessern bzw. solche Varianten zu erklären.
2) Die Kenntnis der modernen Aussprache erleichtert das Erlernen des Neutibetischenbeträchtlich. Dies ist auch für den hauptsächlich an der klassischen Literatur Inter-essierten von großer Bedeutung, da
3) im Gegensatz zu früher heute auch in Europa vielfach gelehrte tibetische Mönche inFragen der klassischen Literatur konsultiert werden können.
Trotz der unter a) bis d) aufgeführten Beschränkungen bei der Auswahl des Stoffesund der Art seiner Darstellung sind in diesem Lehrbuch eine nicht unbeträchtliche Zahlgrammatischer Phänomene erstmalig beschrieben, und es wurde - im Rahmen der selbst-gesteckten Grenzen - angestrebt, das System der Beschreibung gegenüber den vorhandenenGrammatiken zu straffen und zu verbessern.
Zu Dank verpflichtet bin ich einer großen Zahl von Autoren, die Beiträge zurGrammatik des klassischen Tibetischen in der einen oder anderen Form veröffentlichthaben; nur ein Teil von ihnen konnte im Buch namentlich genannt werden. Besonderswertvoll war für mich die Möglichkeit, alle Probleme mit dem tibetischen Lektor amSeminar für Kultur und Geschichte Indiens, Universität Hamburg, dem gelehrten LamaGeshe Gedün LODRÖ [= dGe-b$es dGe- 'dun blo-gros] alias Geshe Lharampa KaramKyorpön [= dGe-b$es Lha-rams-pa bka'-ram skyor-dpon], zu besprechen, der auch dieFreundlichkeit hatte, die Beispiele auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen.
Hamburg, d. 1.5.1971
M. H.
368
B: Nachwort zur fünften Auflage (1985)
1. Zum Wesen der ersten bis fünften Auflage dieses Lehrbuches
Es ist jetzt fast auf den Tag genau 15 Jahre her, seit ich das Manuskript meinesLehrbuches der klassischen tibetischen Schriftsprache abschloß, das dann im Juli 1971erstmalig in einer Auflage von 300 Exemplaren erschien. Das Buch verdankt seine Ent-stehung weder sorgfältiger Planung noch irgendwelcher Unterrichtserfahrung. Der äußereAnlaß seiner Abfassung war vielmehr der folgende: als Prof. Dr. Franz BERNHARD, unterdem ich damals als Assistent am Seminar für Kultur und Geschichte Indiens tätig war, sichim Wintersemester 1969/70 auf eine längere Forschungsreise nach Nepal und Indien begab,bat er mich, an seiner Stelle den Kurs "Einführung in das klassische Tibetische" zuübernehmen. In Kenntnis der Tatsache, daß kein Lehrbuch des Tibetischen existierte, aufdas ich hätte zurückgreifen können, arbeitete ich daraufhin innerhalb von sechs Monatenein Skriptum für meinen eigenen Unterricht aus. Viel von meinem bis dahin gewonnenenVerständnis vom Wesen der tibetischen Sprache verdankte ich der überaus sorgfältigenBetreuung, die mein Marburger Doktorvater, Prof. Dr. Claus VOGEL (jetzt Bonn) meinerDissertation über JflänaSrTmitras Vrttamälästuti hatte angedeihen lassen. Darüber hinaushatte ich jedoch bereits seit meiner Studentenzeit extensive Textlektüre getrieben (vor-wiegend des tibetischen Tanjur, daneben aber auch verschiedener orginaltibetischer Werke)und außerdem versucht, möglichst alle Monographien und Aufsätze zum Bau des Tibeti-schen zu lesen, derer ich in Marburg und später in Hamburg habhaft werden konnte.Hierbei beeindruckten mich vor allem die Arbeiten von SCHIEFNER, LAUFER, WOLFENDEN,
LI, BACOT, SIMON und URAY. Diese Namensliste ist natürlich nicht vollständig. Aus derFülle der bei dieser Beschäftigung gewonnenen Informationen galt es nun, ein einiger-maßen konsistentes System der tibetischen Sprache zu entwickeln und dieses dann in dasdidaktische Korsett eines nicht mehr als zwei Semester umfassenden Lehrganges zupressen. Dies verursachte nicht geringe Entscheidungskonflikte zwischen dem, was aussprachwissenschaftlichen Gründen noch interessant war, und dem, was aus didaktischenGründen bereits zu speziell für ein Einführungsbuch war. Zudem waren noch geeigneteÜbungen zu den Lektionen sowie einige Lesestücke für den weiterführenden Unterrichtauszuwählen.
Dies ist die Genese des vorliegenden Lehrbuches, das somit meinen unter Zeitdrucksystematisierten Wissensstand von vor 15 Jahren widerspiegelt. Es wäre nun als dernormale Lauf der Dinge zu erwarten gewesen, daß das so entstandene Lehrbuch mit derkontinuierlichen Verbreiterung des Fachwissens und ständig wachsender Unterrichtserfah-rung von Auflage zu Auflage modifiziert und verbessert worden wäre. Daß dies nichtgeschehen ist hat im wesentlichen folgende Gründe. Zum Sommersemester 1972 wechselteich von der Universität Hamburg, wo die Tibetologie innerhalb des Seminars für Kulturund Geschichte Indiens betrieben wird, an das Indologische Seminar der Universität Bonnüber. In Bonn hat die Tibetologie aber ihre Heimstatt in dem institutionell (und auch sonst)unabhängigen Seminar für Sprach- und Kulturwissenschaft Zentralasiens, wo sie — wie
Nachwort zur fünften Auflage (1985) 369
auch die Mongolistik — von einer ganzen Reihe international angesehener Wissenschaftlerin Lehre und Forschung vertreten wird. Zu meinem hauptsächlichen Arbeitsgebiet wurdehingegen seit dieser Zeit die Erforschung der altindischen, speziell der buddhistischenLiteratur. Das Tibetische ist von mir seitdem zwar nicht völlig vernachlässigt worden, aberes dominiert weiterhin das Studium von Werken, die aus indischen Sprachen übersetztwurden und deren Originale mittlerweile nicht mehr erhalten oder zugänglich sind. Hinzukommt die Beschäftigung mit solchen Texten, in denen ein Weiterwirken indischer Stoffeund Formen zu beobachten ist, etwa die Spruchdichtung, die sie begleitende Kommentarli-teratur und das tibetische Schauspiel.
Zu dieser Verlagerung des Arbeitsschwerpunktes hin zur Indologie trat noch einzweiter "Störfaktor". Seit 1970 läuft in Nepal das von der Deutschen MorgenländischenGesellschaft betriebene und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell geförder-te Nepal-German Manuscript Preservation Project, eine umfassende Mikrofilmierung derin Nepal noch erhaltenen Handschriften und anderer schriftlicher Dokumente. Im Rahmendieses Projektes wurden viele wertvolle und meine eigene Arbeit betreffende buddhistischeSanskrithandschriften erstmalig bequem zugänglich, und während der vergangenen zehnJahre, von 1975 bis 1985, hat mich die Arbeit mit Handschriften aus Nepal in der einenoder anderen Form zeitlich sehr stark in Anspruch genommen. Dies war natürlich wederfür die Verbesserung der deutschen Fassung des Lehrbuchs noch für die etwas voreilig alsbald erscheinend angekündigte englische Ausgabe sehr forderlich.
Diesem Mangel an Zeit für die beiden eben genannten Aufgaben steht nun der Druckeiner regelmäßigen Nachfrage nach dem Lehrbuch gegenüber, welcher es mir von Mal zuMal schwerer macht, es als eine bloße Jugendsünde oder als eine Arbeit zu betrachten, diesich durch den weiteren Gang der Forschung inzwischen erledigt hat und die einen dahernicht weiter berührt. Da das Buch offensichtlich weiterhin den Zweck erfüllt, für den es ur-sprünglich gedacht war, besteht auch die Verpflichtung, die bis jetzt erkannten Fehler undanderen Mängel nach Kräften zu beheben. Für die vorliegende 5. Auflage wurde derfolgende praktische Weg gewählt:
a) Die seit der 2. Auflage (1972) am Ende des Buches (S. 355-60) beigefügte Liste vonVerbesserungen und Ergänzungen wurde in dem Maß, wie es der Satzspiegel erlaub-te, direkt in den Haupttext des Buches oder aber als Fußnote auf der betreffendenSeite eingearbeitet. Mit Absicht habe ich dabei eine andere Schrifttype als im Origi-nalmanuskript verwendet, um vor allem die nach dem Buch Lehrenden auf dieinzwischen erfolgten Änderungen aufmerksam zu machen. Bei Passagen in tibetischerSchrift ist allerdings dieselbe Schrift verwendet worden.
b) Seit 1972 von mir selbst bemerkte oder mir zur Kenntnis gebrachte Fehler sind inder gleichen Weise eingefügt worden, wiederum nach Maßgabe des vorhandenenPlatzes. Nicht in allen Fällen sind diese Änderungen sofort als solche zu erkennen,z.B. bei einfachen Tilgungen von Wörtern oder Texten.
c) Korrekturen oder Ergänzungen, die den vorgegebenen Satzspiegel sprengten, wurdenin begrenztem Maß als "Weitere Nachträge zur Grammatik" auf den Seiten 210a und
370 Anhang
210b an das Ende der "Nachträge zur Grammatik" (S. 207-210a) gestellt. Somitfinden sich nun alle diese Ergänzungen an einer zusammenhängenden Stelle im Buch.Außerdem wurde im Haupttext an all den Stellen, zu denen die Nachträge Ergänzun-gen bieten, ein entsprechender Hinweis eingefügt.
d) Grundsätzliche Änderungen, die Umformulierungen ganzer Passagen des Buchesbedeutet und eventuell auch noch andere, sich darauf beziehende Teile beeinflußthätten, mußten unterbleiben. Sie sind der nächsten Auflage, die in neuem Satz undLayout erscheinen soll, vorbehalten. Einige Einzelheiten dieser beabsichtigtenNeugestaltung werden weiter unten umrissen.
e) Eine der Änderungen in dieser Auflage konnte allerdings nicht mit letzter Konse-quenz durchgeführt werden, die Ersetzung der heute nur noch wenig gebräuchlichenUmschrift des Tibetischen nach dem "Hamburger" Transliterationssystem durchdiejenige, die m.E. gute Aussicht hat, sich als wissenschaftliche Transkriptiondurchzusetzen. Im Hauptteil des Buches wurde diese Ersetzung zwar — hoffentlich— vollständig durchgeführt, nicht jedoch im Index, der für diesen Zweck hätte neugeschrieben werden müssen. Durch die am Fuß der Registerseiten gegebenen Ent-sprechungen sollte aber jeder Benutzer des Buches dennoch in der Lage sein, jedesvon ihm gesuchte Wort schnell zu finden. Es sind ja ohnehin nur wenige Buchstabenvon diesen Änderungen betroffen.
Die 6. deutsche Auflage soll in drei bis vier Jahren in neuer Gestalt erscheinen. Siewird die grundsätzlichen Neuerungen enthalten, die in Teil 2 dieses Nachwortes angedeutetsind. Durch die im Interesse der Lesbarkeit der tibetischen Schrift erforderliche Verklei-nerung des Satzspiegels, durch die Hinzunahme einiger weiterer Lesestücke und durch dieVervollständigung des Glossars wird eine Aufteilung in zwei Bände nicht zu umgehen sein.Die weiterhin geplante und bereits in Arbeit befindliche englische Fassung wird in Formund Inhalt mit der überarbeiteten deutschen Fassung übereinstimmen, die sie nicht ersetzen,sondern nur ergänzen soll.
Ich möchte noch einmal meinen Dank an alle die Kollegen erneuern, die es mir durchHinweise auf offensichtliche Fehler und durch konstruktive Kritik ermöglicht haben, wenig-stens einen Teil dieser Mängel dieses Buches zu beheben. Zusätzlich zu den bereits in der2. bis 4. Auflage genannten Kollegen1 möchte ich mich noch bei den Herren VETTER (Lei-den) und VOGEL (Bonn) für die Übermittlung ihrer Verbesserungsvorschläge bedanken. Dieeingehendste Belehrung verdanke ich einem langen Brief meines verehrten ungarischenKollegen Dr. G£za URAY (Budapest), den ich im Frühjahr 1973 von ihm erhielt. Darinsind neben vielen wertvollen Einzelheiten die meisten der grundsätzlichen Problemeangesprochen, um deren Klärung ich mich in der nächsten Auflage bemühen möchte. Es
1 Es waren dies die Kollegen Prof. Dr. Jan Willem DE JONG, Prof. Dr. Walter tSlMON, Dr.Hartmut-Ortwin FEISTEL, Dr. Dr. Gerhard fMElER und Prof. Dr. Lambert SCHMITHAUSEN.
Nachwort zur fünften Auflage (1985) 371
versteht sich von selbst, daß ich auch weiterhin für Hinweise und Kritik von Seiten allernach diesem Buch Lernenden und Unterrichtenden dankbar sein werde.1
2. Zu einigen allgemeineren Kritikpunkten
Wie bereits angekündigt, sollen an dieser Stelle verschiedene grundsätzliche Kritik-punkte genannt werden, die im Hauptteil des Buches nicht angesprochen, geschweige denngründlich behandelt werden konnten. Ich werde dabei auch andeuten, ob und in welcherForm in der nächsten Auflage auf sie eingegangen werden soll.
Der erste Punkt betrifft die hier beschriebene Sprachstufe. Ich habe seinerzeitversucht, mich an dem guten Standard derjenigen Werke zu orientieren, die zu Beginn des14. Jh. zu den beiden großen Sammlungen des Kanjur und Tanjur vereint wurden. Dieseca. 4500 Texte sind im wesentlichen im Zeitraum vom 9. bis 14. Jh. übersetzt worden,wobei der seltene Glücksfall vorliegt, daß am Anfang dieser gigantischen Übersetzungs-tätigkeit die große Konferenz steht, die unter dem tibetischen König Khri-sron lde-btsaneinberufen worden war. Auf dieser Konferenz wurde nicht nur ein umfangreiches termino-logisches Wörterbuch geschaffen, sondern es wurden auch detaillierte Prinzipien zurWiedergabe fremdsprachlicher Texte festgelegt. Der Zweck dieser Vereinbarungen war es,dem bis zu diesem Zeitpunkt herrschenden Sprachwirrwarr bei der Übersetzung indischerTexte ein Ende zu bereiten und einen einheitlichen, allgemein verständlichen literarischenStil zu schaffen. Selbstverständlich ist das zu jener Zeit formulierte abstrakte Ideal nichtvon jedem Übersetzergespann und auch nicht bei jedem Werk erreicht worden, aber ohneZweifel ist eine ganz beträchtliche Zahl von indischen wie von chinesischen Schriften dochin einer so guten bis ausgezeichneten Weise ins Tibetische übertragen worden, daß dasgroße Ansehen, das diese Übersetzungen hinsichtlich ihres klaren Stils wie auch der Treuegegenüber ihrer jeweiligen Vorlage genießen, nicht unbegründet erscheint.
Natürlich sind diese später als sogenannte "kanonische Schriften" in Kanjur undTanjur zusammengefaßten Übersetzungstexte nicht die einzigen Werke, die während dieserFrühzeit der tibetischen Literatur verfaßt wurden. Werke einheimischer Autoren aus dieserZeit fanden gelegentlich sogar Eingang in den buddhistischen Kanon (ich erinnere nur andie tibetische Nationalgrammatik oder an die zur Zeit Khri-sron lde-btsans verfaßtenBriefe, die kürzlich von Siglinde DIETZ herausgegebenen wurden), und seit dem 10. Jh.wird der Anteil der autochthonen tibetischen Literatur in quantitativer wie in qualitativerHinsicht immer bedeutsamer. Bildet so die kanonische Literatur auch nicht den einzigmöglichen Ausgangspunkt für die Beschreibung des komplexen Gebildes "KlassischesTibetisch", so ist es andererseits auch nicht unsinnig, sich zunächst anhand dieses stan-dardisierten (und darum auch einfacheren) Stils ein gewisses Grundgerüst an grammati-schen Kenntnissen zu verschaffen, von dem ausgehend man sich dann mit den Besonderhei-ten anderer Gattungen der tibetischen Literatur vertraut machen kann.
1 Herrn Kollegen BUDDRUSS (Mainz) danke ich für einige wertvolle Hinweise bei der Darstellungder Phonetik des Lhasa-Tibetischen und einige andere Korrekturen.
372 Anhang
Der einzige wesentliche Nachteil, der aus der Orientierung am kanonischen Sprach-standard erwachsen ist, besteht m. E. darin, daß die tibetischen Beispielsätze und Texteinhaltlich zu stark auf Indien bezogen sind. Außerdem sind Studierende mit Vorkenntnissenim Sanskrit durch die zahlreichen Verweise auf Sanskritentsprechungen gegenüber demjeni-gen bevorzugt, der allein am Tibetischen interessiert ist - dies ist in meinen Augen auchder Hauptnachteil des ansonsten ganz ausgezeichneten Skriptums von CORDIER aus demJahr 1908. Diesem Mangel läßt sich in künftigen Auflagen nur graduell abhelfen, durchAustausch und Ergänzung bei den Beispielen und Lesestücken, nicht jedoch prinzipiell, dadies eine völlige Neukonzeption des Lehrbuches bedeutete. Man kann aber auch in dieserEigenart des Buches einen zusätzlichen Wert für indologisch vorgebildete Studenten sehen,die nach wie vor einen großen Teil der Benutzer dieses Lehrganges ausmachen.
Bei der Behandlung der Orthographie fehlen Hinweise und Beispiele zu der in vielenTexten schwankenden Schreibweise. Nur selten findet man Ausgaben, die in allen Einzel-heiten dem abstrakten Standard des Wörterbuchs und der Grammatik entsprechen. Eskommen zahlreiche regionale und anders zu erklärende Sonderschreibungen vor, danebenviele phonetisch oder graphisch bedingte Verschreibungen. Für phonetisch bedingte Fehlerkommen selbstverständlich neben dem Lhasa-Dialekt auch alle anderen Dialekte Tibets alsFehlerquelle in Frage, so daß man deren Besonderheiten zu einem späteren Zeitpunktebenfalls zur Kenntnis nehmen sollte. Über die Verschreibungen und ihre Bedeutung fürdie Textkritik hat in jüngster Zeit Helmut EIMER wertvolle Beobachtungen in seinenStudien zur Überlieferung des Kanjur beigesteuert. Dieser ganze Themenkomplex, sowichtig er auch im weiteren Verlauf des Studiums sein mag, gehört aber wohl doch nichtin ein Elementarbuch.
Ein weiterer Kritikpunkt waren die an verschiedener Stelle eingestreuten Etymo-logien. Neben unzweifelhaft richtigen Ableitungen finden sich auch einige umstrittene undz.T. nicht länger haltbare. Mit Recht ist gesagt worden, daß dies den Anfänger eherverwirrt als es ihm weiterhilft. Hilfreicher wäre zweifellos eine zusätzliche Lektion, in derdie Grundgesetze der tibetischen Wortbildung in systematischer Form dargestellt werden.Ein solches zusätzliches Kapitel ließe sich durchaus rechtfertigen, wenn man den zweise-mestrigen Grundkurs — wie schon vorher beabsichtigt — als mit Lektion 18 beendetbetrachtet und allen weiteren Stoff parallel zu der sich daran anschließenden Textlektüredurchnimmt. Eine erste elementare Übersicht dieser Art habe ich in meinem 1973 ver-öffentlichten Vortrag "Grundfragen der tibetischen Morphologie" (in: ZentralasiatischeStudien 7, S. 425-442) gegeben.
Auf die Bedeutung der Untersuchungen von Claus OETKE und W. South COBLIN füreine Neufassung der Kapitel 16 und 19 habe ich bereits im Hauptteil des Buches hingewie-sen. Ebenso habe ich schon im Nachwort zur 2. Auflage angedeutet, daß ich mit einigenPunkten der Behandlung der Kasuspartikeln nicht zufrieden war. Eine mehr äußerlicheFrage ist hierbei die der Terminologie. Die Zusammenfassung der Partikeln &' und OJ"einerseits sowie der Partikeln «$r und O|$T andererseits erscheint mir nicht länger sinnvoll,da sonst alle anderen Kasuspartikeln einen eigenen Namen erhalten haben. Es spricht nichtdas geringste dagegen, SCHIEFNERS vorzügliche (sich wohl am Finnischen orientierende)
Nachwort zur fünften Auflage (1985) 373
Terminologie zu übernehmen. Er bezeichnet das durch die Partikel &' ausgedrückteVerhältnis als "Inessiv" (mein "Lokativ-I"), das von ar als "Allativ" (mein "Lokativ-II"),das von £$T als "Elativ" (mein "Ablativ-I") und das von ojsj' als "Ablativ" (mein "Ablativ-II"). Wie leicht zu zeigen ist, geben diese Bezeichnungen die charakteristischen Funktionendieser Partikeln wieder. — Das durch die Gesamtheit der Terminativpartikeln ausgedrückteVerhältnis bezeichnet SCHIEFNER übrigens als "Illativ", was auch keine schlechte Wahldarstellt.
Der eigentliche problematische "Kasus" ist, was seine Darstellung angeht, derpartikellose Kasus; in etwas präziserer Terminologie sollte man eher von der Funktion des"Zero-Suffixes" reden. Es vereint scheinbar die Funktionen dreier indogermanischer Kasusin sich, die des Nominativs, des Vokativs und des Akkusativs. Da es wenig logisch istanzunehmen, die Tibeter hätte ein und dieselbe Form für zwei so grundverschiedeneFunktionen wie die des Nominativs und des Akkusativs verwendet, hatte ich versucht, mitder Funktion des Akkusativs allein auszukommen. Dies geht jedoch nicht ohne Wider-sprüche, und so hatte ich schon bereits vor zehn Jahren ein neues einheitliches Konzeptverwendet, das des "Kasus absolutus". Dieses Konzept deckt sich weitestgehend mit derAuffassung Prof. URAY, die er mir in seinem schon erwähnten Brief mitteilte und die imGrunde auch schon in dieser Form bei SCHIEFNER ZU finden ist. Die Funktion dieses"Kasus absolutus" entspricht (mit wenigen kleinen Einschränkungen) der des indogermani-schen Nominativs, und man kann so letztlich alle Funktionen des partikellosen Nomesnominativisch deuten. Ich möchte das an einem Beispiel illustrieren, in dem der "Akkusativdes direkten Objekts" nominativisch interpretiert wird; das Beispiel wirft gleichzeitig einLicht auf den Charakter der Stammabstufungen des tibetischen Verbs.
1. 5jar£f'q&r "Der Minister ist gestorben" (von qq&rq*, Perfekt *J15J\ "sterben", in-
transitiv).
2. g s ' q ' q i w "Der Minister wurde zum Sterben gebracht, wurde getötet" (von Q£[}&r
q \ Perfekt q>W, "sterben lassen, töten", transitiv).
3. ^sjjsi'qajarcr^'T]*!' "Der Minister wurde vom Feind (als Agens oder Mittel) zum
Sterben gebracht, getötet".
Diese Interpretation hat den Vorzug, daß der gleiche "Kasus" (d.h. der gleiche Parti-kelgebrauch) immer durch die gleiche Funktion erklärt wird, auch wenn man dabei einen"GenusWechsel" beim Verb in Kauf nehmen muß. Ebenso lassen sich auch alle anderenFunktionen des partikellosen Nomens "nominativisch" deuten. Entsprechend werden dieAbschnitte 7.4-6 des Lehrbuchs umzuformulieren sein.
In ähnlicher Weise befriedigt mich die traditionelle Terminologie zur Bezeichnungder — maximal — vier Stammformen des tibetischen Verbs nicht. Insbesondere halte ichdie Bezeichnungen "Präsens" und "Futur" nicht für adäquat. Statt "Präsens" möchte ich"Tempus generale" (o. ä.) vorschlagen und statt "Futur" den schon im Lehrbuch ver-
374 Anhang
wendeten Ausdruck "Nezessitativ". Beim Letzteren werden die Einwände von Claus OETKE
gebührend zu berücksichtigen sein, die mich allerdings nicht völlig überzeugt haben.
Das Glossar des Lehrbuchs war ursprünglich nur als Wörterbuch zu den LesestückenI bis IV angelegt worden. Es enthält daher nicht alle in den Lektionen 1 bis 20 auftauchen-den Wörter, was für den Benutzer, insbesondere für den Anfanger, zweifellos ein Nachteilist. Für die künftigen Auflagen wird ein vollständiges Glossar aller im Lehrbuch auf-tretenden Wörter angestrebt.
Nicht selten wurde beklagt, daß die tibetischen Buchstaben für den Anfanger zu kleinund darum zu schwer zu lesen seien, vor allem die zusammengesetzten Buchstaben.Diesem Mangel soll in zweifacher Weise abgeholfen werden: zum einen soll der Satz-spiegel so verändert werden, daß beim Druck keine Verkleinerung mehr erforderlich seinwird, die tibetischen Buchstaben werden also um ca. 25 % vergrößert erscheinen; zumanderen soll für die Lektionen 1 bis 10 die Umschrift aller tibetischen Wörter beigefügtwerden.
Gelegentlich wurde auch um eine Bibliographie der wesentlichen Arbeiten zur tibeti-schen Sprachwissenschaft gebeten. Dieser Bitte ist nicht ganz leicht zu entsprechen, undzwar aus folgenden Gründen: 1) Die Zahl der in Frage kommenden Arbeiten ist bereitsjetzt sehr groß. 2) Diese Arbeiten sind ungewöhnlich weit verstreut und in vielen Fällensehr schwer zugänglich. 3) Viele der in diesen Arbeiten mitgeteilten Theorien und Ansätzehaben noch rein hypothetischen Wert, sind noch kein gesicherter Wissensbestand. Richtigesist oft mit schwer zu Akzeptierendem gemischt. 4) Bei dem jetzigen Stand der tibetischenSprachforschung würde eine solche Bibliographie einer ständigen Überwachung undAktualisierung bedürfen. 5) Schließlich sollte man an ein in erster Linie auf den prakti-schen Spracherwerb ausgerichtetes Lehrbuch nicht die Anforderungen eines Handbuchs fürden Sprachhistoriker stellen. — Dennoch möchte ich auf die folgenden vier Werke hinwei-sen, die erst nach der Veröffentlichung des Lehrbuchs erschienen sind bzw. abgeschlossenwurden und die einen umfassenderen Anspruch erheben: Robert SHAFER, Introduction toSino-Tibetan, Part 1 to 5, Wiesbaden 1966-73; Paul K. BENEDICT, Sino-Tibetan: AConspectus, Cambridge 1972; Heinz ZIMMERMANN, Wortart und Sprachstruktur imTibetischen, Wiesbaden 1979; Austin HALE, Research on Tibeto-Burman Languages, Berlin1982. Keines dieser vier Werke erscheint mir ohne hinreichende Kommentierung alsBegleitlektüre für den Anfanger geeignet zu sein. Dieser Vorbehalt entfallt bei den WienerVorlesungen zur Sprach- und Kulturgeschichte Tibet des ungarischen Kollegen AndräsRÖNA-TAS entfallen, welche 1985 in Wien in Buchform erschienen sind.
Zum Schluß noch ein Wort zur Lage der Primärquellen und der Sekundärliteratur aufdem Gebiet der Tibetologie. Sie hat sich seit dem Ende der sechziger Jahre grundlegendgewandelt. In Indien wurde eine schier unübersehbare Zahl von tibetischen Handschriftenund Blockdrucken fotomechanisch nachgedruckt. Umfangreiche Listen lieferbarer Texteerhält man auf Anfrage von indischen Exportbuchhändlern, z. B. Biblia Impex, 2/18Ansari Road, New Delhi 110 002. Im deutschsprachigen Raum gibt es mittlerweilemehrere wissenschaftlichen Reihen mit einem hohen Anteil tibetologischer Publikationen,z.B. Asiatische Forschungen, Indica et Tibetica, Opuscula Tibetana, Wiener Studien zur
Nachwort zur fünften Auflage (1985) 375
Tibetologie und Buddhismuskunde sowie die verschiedenen Serien, die der VHG Wissen-schaftsverlag, St. Augustin, veröffentlicht. Informationen zu diesen Reihen und weiterentibetkundlichen Werken entnehme man den Fachkatalogen der großen Orientbuchhandlun-gen, in Deutschland etwa Otto Harrassowitz, Buchhandlung und Antiquariat, Asienabtei-lung, Taunusstr. 5, 65019 Wiesbaden. Diese konkreten Angaben mache ich deshalb, weilmich immer wieder Anfragen erreichen, wo man nach der Durcharbeitung des Lehrbuchsweitere Studienmaterialien beziehen kann.
Swisttal-Odendorf, 1.10.1985
Michael Hahn
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Schreibanleitung
Die folgende Schreibanleitung ist mit Genehmigung des Autors aus dem empfehlens-werten Büchlein Kleine Phraseologie der tibetischen Umgangssprache, Deutsch-tibetisch,mit Glossarien, 2. Auflage, Rikon 1981, des tibetischen Gelehrten Champa ThuptenJONGCHAY (= ZONGTSE) entnommen. Herr Zongtse lehrt Tibetisch am Seminar fiir In-dologie und Buddhismuskunde der Universität Göttingen. Er hat sich nicht nur als Wis-senschaftler und Didaktiker, sondern auch als Kalligraph von hohen Rang hervorgetan.
Indica et Tibetica VerlagSteinbachstr. 30 D-53913 SwisttalTelefon: 02255-8944 Federal Republic of Germany
Verzeichnis lieferbarer Titel • Stand: 1.9.1996
1: Nägärjuna's Ratnävall Vol. 1. The Basic Texts (Sanskrit, Tibetan, Chinese) By Michael Hahn.Bonn 1982. xxxiv, 208 pp. DM 36,00. ISBN 3-923776-00.-4
2: Das Maitrakanyakävadäna (Divyävadäna 38). Sanskrittext und deutsche Übersetzung. VonKonrad KLAUS. Bonn 1983. 108 S. DM 24,00. ISBN 3-923776-01-2
3: Das Mrgajätaka (Haribhattajätakamälä XI). Studie, Texte, Glossar. Von Michael HAHN undKonrad KLAUS. Bonn 1983. 108 S. DM 24,00. ISBN 3-923776-02-0
4: Five Buddhist Legends in the Campü Style. From a Collection Named Avadänasärasamuccaya.Edited and translated with an introduction. By Ratna HANDURUKANDE. Bonn 1984. (63), 234pp. DM 64,00. ISBN 3-923776-03-9
Band 5: In Vorbereitung/Under preparation [Candragomin's Sisyalekha]
6: Nächtliches Wachen. Eine Form indischen Gottesdienstes. Von Monika THIEL-HORSTMANN.Bonn 1985. 126 S., 3 Tabellen. DM 38,00. ISBN 3-923776-05-5
7: Die Sighrabodhininämamälä des Pundanka Vitthala. Ein synonymisches Wörterbuch des Sanskritaus dem 16. Jahrhundert. Herausgegeben und übersetzt von Ardo SCHMITT-ROUSSELLE. Bonn1985. 160 S. DM 36,00. ISBN 3-923776-06-3
8: Ärya-Süra's Compendium ofthe Perfections: Text, Translation and Analysis of the Päramitäsa-mäsa. By Carol MEADOWS. Bonn 1986. xii, 372 pp. DM 72,00. ISBN 3-923776-07-1
9: Die altindische Kosmologie. Nach den Brähmanas dargestellt. Von Konrad KLAUS. Bonn 1986.198 S. DM 48,00. ' ISBN 3-923776-09-8
10: Lehrbuch der klassischen tibetischen Schriftsprache. 6., überarbeitete und neugesetzte Auflage.Von Michael HAHN. Swisttal-Odendorf. 1994. xv, 376 S. DM 64,00. ISBN 3-923776-10-1
11: Vicitrakusumänjali. Volume Presented to Richard Othon Meisezahl on the Occasion of hisEightieth Birthday. Edited by Helmut EIMER. Bonn 1987. xiv, 146 pp. DM 48,00.
ISBN 3-923776-11-X
12: Towards a New Edition ofÄryasüra 's Jätakamälä. By Peter KHOROCHE. Bonn 1987. 76 pp. DM20,00. ISBN 3-923776-12-8
13: Indology and Indo-Tibetology. Thirty Years oflndian and Indo-Tibetan Studies in Bonn. Editedby Helmut EIMER. Bonn 1988. 192 pp. DM 48,00. ISBN 3-923776-13-6
14: Emendationen zum Jaiminiya-Brähmana (Zweites Buch). Von Gerhard EHLERS. Bonn 1988.xxxvi, 135 S. DM 48,00. ' ISBN 3-923776-14-4
15: The Supriyasärthavähajätaka. Edited with an introduction. By Ratna HANDURUKANDE. Bonn1988. 108 pp. DM 28,00. ISBN 3-923776-15-2
16: Das Kathinävadäna. Eingeleitet, herausgegeben und übersetzt von Almuth DEGEN ER. Bonn1989. vi, 103 S. DM 32,00. ISBN 3-923776-16-0
17: Der Tantra-Katalog des Bu ston im Vergleich mit der Abteilung Tantra des tibetischen Kanjur.Studie, Textausgabe, Konkordanzen und Indices. Von Helmut EIMER. Bonn 1989. 213 S.DM 54,00. ISBN 3-923776-17-9
18: Hundert Strophen von der Lebensklugheit. Nägärjunas Prajnäsataka tibetisch und deutsch.Eingeleitet, herausgegeben und übersetzt von Michael HAHN. Bonn 1990. 124 S. DM 36,00.
ISBN 3-923776-18-7
19: Nägärjuna's Ratnävall. Vol. 2. Die Ratnävalltlkä des Ajitamitra. Herausgegeben und erläutertvon Yukihiro OKADA. Bonn 1990. xxxv, 198S. DM 64,00. ISBN 3-923776- 19-5
20: Däkinis. Zur Stellung und Symbolik des Weiblichen im tantrischen Buddhismus. Von AdelheidHERRMANN-PFANDT. Bonn 1992. xvi, 564 S. DM 120,00. ISBN 3-923776-20-9
21: Frank-Richard Hamm Memorial Volume. October 8, 1990. Edited by Helmut EIMER. Bonn1990. 216 pp. DM 64,00. ISBN 3-923776-21-7
22: Studien zur Indologie und Buddhismuskunde. Festgabe des Seminars für Indologie und Buddhis-muskunde für Professor Dr. Heinz Bechert zum 60. Geburtstag am 26. Juni 1992. Herausge-geben von Reinhold GRÜNENDAHL, Jens-Uwe HARTMANN und Petra KIEFFER-PÜLZ. Bonn 1993.326 S., 1 Foto, 4 Tafeln. DM 64,00. ISBN 3-923776-22-5
23: Der Lobpreis der Vorzüglichkeit des Buddha. Udbhatasiddhasvämins Visesastava mit Prajnä-varmans Kommentar. Nach dem tibetischen Tanjur herausgegeben und übersetzt von JohannesSCHNEIDER. Bonn 1993. 333 S. DM 64,00. ISBN 3-923776-23-3
24: Dvävimsatyavadänakathä. Ein mittelalterlicher buddhistischer Text zur Spendenfrömmigkeit.Nach zweiundzwanzig nepalesischen Handschriften kritisch herausgegeben von Mamiko OKADA.Bonn 1993. xxii, 239 S. DM 64,00. ISBN 3-923776-24-1
25: Tibetan Studies. Jan Willem DE JONG. Swisttal 1994. xi, 254 pp. DM 64,00.ISBN 3-92377625-X
26: Unterscheidung der Gegebenheiten von ihrem wahrem Wesen (Dharmadharmatävibhäga). EineLehrschrift der Yogäcära-Schule in tibetischer Überlieferung. Von Klaus-Dieter MATHES.Swisttal-Odendorf. 1996. viii, 296 S., 11 Falttafeln. DM 64,00. ISBN 3-923776-26-8
27: Sukrtidatta Pantas Kärtavlryodaya. Ein neuzeitliches Sanskrit-Mahäkävya aus Nepal. [Von]Johannes SCHNEIDER. Swisttal-Odendorf 1996. 430 S. DM 84,00 ISBN 3-923776-27-6
28: Suhrllekhäh. Festgabe für Helmut Eimer. Herausgegeben von Michael HAHN, Jens-Uwe HART-MANN und Roland STEINER. Swisttal-Odendorf 1996. xxiii, 283 S. DM 84,00.
ISBN 3-923776-28-4
Mahäyäna Texts Translated into Western Languages. A Bibliographical Guide. Compiled byPeter PFANDT. Bonn 1986. XXII, 208 pp. DM 48,00. ISBN 3-923956-13-4
Arbeitsmaterialien zur Religionsgeschichte
2: Schamanismus als Problem religionswissenschaftlicher Terminologie. Eine Untersuchung vonHarald MOTZKI. Bonn 1977. viii, 144 pp. DM 28,00. ISBN 3-923956-01-0
3: Die Bildersprache des Manichäismus. Dargestellt von Victoria ARNOLD-DÖBEN. Bonn 1978.Bonn 1978. xiv, 184 pp. DM 28,00. ISBN 3-923956-02-9
4: Yoga. Grundlagen, Methoden, Ziele. Ein bibliographischer Überblick. Herausgegeben von PeterSCHREINER. Bonn 1979. 144 pp. DM 28,00. ISBN 3-923956-03-7
6: Women's Status in the Muslim World. A Bibliographical Survey. Compiled by Inger MarieRUUD. Bonn 1981. 144 pp. DM 28,00. ISBN 3-923956-05-3
7: Zur Deutung des Göttertanzes in Indien und Griechenland. Eine Betrachtung von UlrichWÖSSNER. Bonn 1981. xvi, 184 pp. ISBN 3-923956-06-1
8: Literarkritische Beiträge zum Problem christlich-buddhistischer Parallelen. Von Norbert KLATT .Bonn 1982. xxxviii, 202 pp. DM 32,00. ISBN 3-923956-07-X
9: Weibliche Züge im Gottesbild israelitisch-jüdischer Religiosität. Eine Untersuchung von RenateLAUT. Bonn 1983. xxii, 96 pp. DM 24,00. ISBN 3-923956-08-8
10: Rulers and Dynasties of East Asia. China, Japan, Korea. Chronological Tables compiled byKarl-Heinz GOLZIO. Bonn 1983. xxiv, 160 pp. DM 28,00. ISBN 3-923956-10-X
11: Kings, Khans and Other Rulers of Early Central Asia. Chronological Tables compiled by Karl-Heinz GOLZIO. Bonn 1984. xxii, 128 pp. DM 28,00. ISBN 3-923956-11-8
12: Regents in Central Asia Since the Mongol Empire. Chronological Tables compiled by Karl-HeinzGOLZIO. Bonn 1985. xxii, 178 pp. DM 32,00. ISBN 3-923956-12-6
13: Die Bildersprache der Gnosis. Dargestellt von Victoria ARNOLD-DÖBEN. Bonn 1986 xxxvi,222 pp. ISBN 3-923956-14-2
14: Texte und Welten. Eine Anthologie zur jüdischen Esoterik. Ausgewählt und bearbeitet vonChristoph DROGE. Bonn 1988 xxxvi, 154 pp. ISBN 3-923956-15-0