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LET , S TALK POP ABOUT Das «Enthüllungs»-Buch des David Berger von Inge M. Thürkauf LET , S TALK POP ABOUT Ausserdem: Zeitschrift der Katholischen Jugendbewegung Nr.1/2011 34. Jahrgang Einzelpreis Eur 3.– CHF 5.–

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Page 1: Let s taLk about PoP - Katholische Jugendbewegung · neue Artikel macht uns stärker und hilft, die Priesterbruderschaft als feste Größe in Kirche und Gesellschaft zu etablieren

Let,s taLk

PoPabout

Das «enthüllungs»-buch des David berger von Inge M. Thürkauf

Let,s taLk

PoPabout

Ausserdem:

Z e i t s c h r i f t d e r K a t h o l i s c h e n J u g e n d b e w e g u n g N r . 1 / 2 0 1 1

34. Jah rgang Einzelpreis Eur 3.– CHF 5.–

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Let’s talk about pop musicvon Konstantin Stäbler Seite 22

EDITORIAL

4 Editorial des Herausgebers Matthias Schäppi

7 Interview mit Frieder Reusch, dem DGW-Journalistenpreisträger des Jahres 2010

9 Grußwort von Pater Jean-Jacques Udressy

10 Jahreslosung 2011: Wir glauben an die Liebe Gottes von Pater Firmin Udressy BREnnpunkT

12 Das innerliche Leben von Maria Rehm

17 Wahre Frömmigkeit – mehr als ein Gefühl von Dominik Witkowski

DGW-SpEzIAL

22 Let’s talk about pop music von Konstantin Stäbler

Das sogenannte „Enthüllungs“-Buch des David Bergervon Inge M. Thürkauf Seite 40

Die romanische Kirche – Burg und Festung Gottesvon Thomas Sponer Seite 42

Magandang umága! – von einem Missionsaufenthalt auf den Philippinenvon Volker Schultze Seite 32

kJB-AkTuELL

30 Weihnachskrippe der kJB Graz von Theresia Mayr

31 Winterlager 2010/11 von Theresia Mayr

32 Magandang umága! – von einem Missionsaufenthalt auf den philippinen von Volker Schultze

34 karmelgarten von Antonia Feuchtenberger

36 Arbeitstage Reichenstein von Christian Elser

FEuILLETOn

38 Die benediktinische Berufung – 6. und letzter Teil von Sr. Placide OSB

40 Das sogenannte „Enthüllungs“-Buch des David Berger von Inge M. Thürkauf

42 Die romanische kirche – Burg und Festung Gottes von Thomas Sponer

47 kleine Literaturempfehlung: Rebecca Gablé: Von Ratlosen und Löwenherzen von Maximilian Riegel

GESELLScHAFT

48 kolumne von Sperling: Facebook & Scientology

DIVERSES

49 Anzeigen

52 Witze

54 Sarto Werbung

55 Termine

inhaltIMPRESSUM Verleger und Herausgeber: Katholische Jugendbewegung e.V. Stuttgarter Str. 24 70469 Stuttgart Anschrift der Redaktion: Der Gerade WegMatthias SchäppiGuerickestr. 19D-80805 München

E-Mail

Privat: [email protected]: [email protected]: [email protected]: [email protected]

Redaktion: Hauptverantwortlicher: Pater Andreas Steiner, Stuttgart

Redaktionsleitung: Matthias Schäppi, München

Grafik: Christof Häfliger, art-paint.ch

Lektorat: Christina Brock M.A., München

Freie Mitarbeiter:Maximilian Riegel, Redakteur

Auflage: 1300 Stück

Einzelpreis: EUR 3.– / CHF 5.–

Die Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, ist nur mit der aus-drücklichen Genehmigung der Redaktion gestattet.

Jahresabonnement:

EUR 12.– / CHF 18.–

Erscheinungsweise: vierteljährlich

konten • für die Schweiz: Katholische Jugendbewegung Schweiz, Baden Postscheckamt Aarau Kto.-Nr.: 50-18722-8• für Österreich: Die Erste Österreichische Spar-Casse / KJB Kto.-Nr.: 310020-01008

• für Deutschland: Katholische Jugend- bewegung e.V. Landesbank Baden-WürttembergKto.-Nr.: 1193356 BLZ: 60050101

Bestellung: • für Deutschland: Manfred Pögl, Im Birkenmoos 10D-86444 Mühlhausen

• für die Schweiz: Marcel Suter, Dahlienstr. 3 CH-9533 Kirchberg

• für Österreich: Kath. Bildungshaus Distriktsitz A-3542 Jaidhof

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Liebe Leser,

Geschätzte Leser, liebe KJBler!Als am 19. Januar 2011 die Reportage über die

Piusbruderschaft „Revolte gegen Rom“ mit ei-nem Marktanteil von 5,1 % ausgestrahlt wur-de, konnte der interessierte Zuschauer zum ersten Mal feststellen, dass sich die Berichter-stattung über die Bruderschaft verändert hat. Es herrschte nicht mehr die aggressive Ah-nungslosigkeit wie noch vor zwei Jahren, son-dern es fand eine seriöse Auseinandersetzung mit unserer Haltung und unseren Ansichten statt. Der renommierte Journalist Günther B. Ginzel hat in seiner knapp 45-minütigen Re-portage die Bruderschaft unzensiert wiederge-geben und eine journalistische Qualitätsarbeit abgeliefert. Das ist nicht selbstverständlich und wäre noch vor zwei Jahren undenkbar gewesen, wie die meisten sicherlich wissen. Im vorliegenden Editorial zur Frühlingsausga-be möchte aus gegebenem Anlass über das Phänomen „FSSPX in den Medien“ berichten. Ich werde versuchen dazulegen, dass dies zwar mitunter für uns unangenehm, aber trotz allem ein notwendiges Übel ist.

Otto von Bismarck beschrieb das Wesen der Politik in einem sehr eindrucksvollen Bild: Man müsse „in der Halle der Geschich-te“ warten, bis Gott vorbeischrei-te, und dabei nach dem Mantel Gottes greifen und diesen zwei, drei Sekunden lang festhalten. Das sei alles. Dieses Bild enthält, was man braucht, um sich im po-litischen Geschäft zurechtzufinden: Es geht zum einen um das Ausnut-zen von Gelegenheiten, die sich im

Lauf der Zeit anbieten; zum anderen setzen alle großen Handlungen einen Ort voraus, an dem man sich zur rechten Zeit befinden muss – die „Halle der Geschichte“. Wer auf einer grünen Sommerwiese nach Luft schnappt, wird den Mantel Gottes nicht erfassen.

Will man also auf den Lauf der Geschich-te Einfluss nehmen, muss man in diese Halle. Und an deren Eingang steht – wie bei allen ma-gischen Orten – ein Türsteher. Schlichte Prä-senz kann Einlass gewähren – wie es etwa bei der Amtskirche der Fall ist, die in quasi jedem Dorf vor Ort ist und als großer Arbeitgeber wirtschaftliche Macht ausübt. Ebenso bei den politischen Parteien, den Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften, die über die staatlichen Institutionen und Gremien an der politischen Willensbildung mitwirken. Wer nicht über eine solche Basis verfügt, der muss seine Zutrittsbe-rechtigung erwerben. Und das geht nur über eine

Wahrnehmbarkeit in den Medien. Denn nur wer wahrnehmbar ist, der kann auch gestal-ten. Deshalb setzt jede Art von gesellschaftli-cher Einflussnahme auch die Anerkennung als Mitspieler voraus.

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. wird ihre sozialen Anliegen – etwa die Förderung von Familien, die Anerkennung einer christ-lichen Moralauffassung, einen effizienten Le-bensschutz oder eine katholische Auffassung von abendländischer Identität – nur dann vo-ranbringen können, wenn es ihr gelingt, im öffentlichen Diskurs als Diskussionspartner zugelassen zu werden und so an der gesell-schaftlichen Willensbildung teilzunehmen. Wer das „soziale Königtum Christi“ erreichen will, muss in die Gesellschaft und ihre Institu-tionen hineinwirken, sich bemerkbar machen und Verbündete suchen, statt sich auszuklin-ken und unter sich zu bleiben.

Eine solche Wahrnehmbarkeit ist immer auch mit Zumutungen verbunden. Denn so,

wie die Priesterbruderschaft an-dere kritisiert, ist sie auch selbst Gegenstand der Kritik. Und wenn uns gelegentlich Fehler unterlaufen und Stellungnah-men vielleicht einmal voreilig und vorlaut sein können, so geht es unseren weltanschau-lichen Gegnern nicht anders. Wer die geistige Auseinan-dersetzung sucht, der muss in Kauf nehmen, seinerseits kritisiert oder – was noch unangenehmer ist – auf ei-gene Fehler und Argumen-tationsschwächen hinge-wiesen zu werden. Hinzu kommt, dass die „Spielre-geln“ der Mediokratie ge-wöhnungsbedürftig sind. Schließlich steht die Bru-derschaft in den meisten Fragen weitgehend al-lein gegen zahlenmäßig überlegene Gegner. Die

katholische Amtskirche, die in Deutschland über eine beachtliche Medienmacht verfügt, wird selbst in den Fragen, in denen keine Differenzen zur Bruderschaft bestehen, nicht unsere Partei ergreifen. Die öffentliche Aus-einandersetzung ist also eine, in der die Bru-derschaft von vornherein die schlechtere Aus-gangsposition einnimmt.

Aber das alles darf uns nicht entmutigen und resignieren lassen, denn wir können uns Gottes Beistand sicher sein. Schon aus rein weltlicher Sicht ist es nämlich zunächst nicht entscheidend, was die Zeitungen schreiben, sondern dass sie überhaupt berichten. Natür-lich werden linke, liberale oder halbkonserva-tive Journalisten nicht von heute auf morgen ihre Ansichten ändern und nun „Hofbericht-erstattung“ für die Priesterbruderschaft be-treiben. Sie werden weiterhin darauf hinwei-sen, dass die Bruderschaft „erzkonservativ“, „umstritten“ und was sonst noch ist. Aber das sind Wertungen, die wir akzeptieren können, weil sie ja letztlich sogar stimmen. Aber in-dem die Presse so schreibt, akzeptiert sie uns als Mitspieler. Es handelt sich also um Kritik, oft auch harte Kritik, in der aber der Respekt mitschwingt, dass der Kritisierte wert ist, an-gehört zu werden.

4 DGW 1/2011 DGW 1/2011 5

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6 DGW 1/2011

Dieser Respekt ist es, der neu ist und den sich die Piusbruderschaft erworben hat. Die eingangs erwähnte Reportage untermauert diese These. Dieser Respekt ist die Zutrittsbe-rechtigung zur „Halle der Geschichte“. Mag der Türsteher uns auch nicht mögen, aber er lässt uns ein: Darum geht es. Deshalb müs-sen uns kritische Zeitungsartikel nicht stö-ren. Sie mögen oft boshaft und borniert sein, manchmal sogar berechtigt auf eigene Feh-ler verweisen; solange der Respekt durch-scheint, machen sie uns stärker. Die BUNTE wirbt mit dem Slogan „In ist, wer drin ist“, und das lässt sich auf alle Medien übertra-gen. Die Bruderschaft ist „drin“, und zwar als einzige Bewegung, die konsequent ka-tholische Positionen vertritt. Das verschafft Respekt auch über den Graben hinweg, der uns von Linken und Liberalen trennt, und ist durchaus ein Grund für Selbstbewusstsein im Auftreten.

Weil die Auseinandersetzung in der öffent-lichen Arena über die Medien für die Pries-terbruderschaft neu und mit Anstrengungen verbunden ist sowie auch Enttäuschungen und Verletzungen mit sich bringen kann, liegt die Versuchung nahe, sich dem zu ent-ziehen. Hochtrabende Argumente für einen solchen Rückzug ins Abgeschiedene lassen sich immer finden; und sei es, dass man sich für zu fein hält, sich öffentlich zu erklären und mit Andersdenkenden zu diskutieren. Auch diese Zurückgezogenheit ist ein Ort: das „Grand Hotel Abgrund“. Der Begriff stammt von dem Philosophen Georg Lukács und ka-rikiert die aus Angst, Schwäche und Unfähig-keit gespeiste Kampfesunlust aus Scheu vor Anstrengungen und Zumutungen und um den hohen Preis der Bedeutungs- und Wir-kungslosigkeit. Die Versuchung, aus der zugi-gen „Halle der Geschichte“ ins beschauliche „Grand Hotel Abgrund“ zu wechseln, ist im-mer da. Es war 1988 die Petrusbruderschaft, die so optiert hat und es bis heute vorzieht, Glauben und Frömmigkeit zu privatisieren und sich aus allem kirchenpolitischen und theologischen Streit herauszuhalten. Die Pi-usbruderschaft hat hingegen immer darauf hingewiesen, dass der Dienst an der Wahrheit auch das öffentliche Bekenntnis zu ihr erfor-dert. Mittlerweile ist die Öffentlichkeit bereit, uns anzuhören. Wir sind deshalb verpflich-tet, unsere Argumente über die bestehenden Kanäle – und nichts anderes sind die Medien – zu verbreiten. Wir haben dabei nichts zu verlieren, weil sich jeder Mensch guten Wil-lens überzeugen kann, dass die Priesterbru-derschaft St. Pius X. nichts anderes will, als Seelen zu retten. Deshalb können wir unse-ren Glaubensgeschwistern freimütig zurufen: „Fürchtet Euch nicht!“ und darauf vertrauen, dass unsere gute Absicht erkannt wird. Jeder neue Artikel macht uns stärker und hilft, die Priesterbruderschaft als feste Größe in Kirche und Gesellschaft zu etablieren.

Matthias Jean-Marie Schäppi

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Zwischen dem 15. und dem 31. Dezember 2010 hatte die Leserschaft des Geraden Weges die Möglichkeit, einen von der Redaktion vorgeschlagenen Autoren bzw. eine Autorin für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr auszuzeichnen. Die Wahl fiel überraschend deutlich zugunsten von Friedrich Reusch aus. 44 Prozent der Leser gaben ihre Stimme für den Artikel „Medjugorje – Lügennetz und Sündenpfuhl“ ab, den Frieder in zwei Teilen in den Ausgaben 4/2009 und 1/2010 im DGW publiziert hatte. An dieser Stelle möchte die Redaktion dem Gewinner ihre besten Glück-wünsche aussprechen; es gab auch Gelegen-heit, Frieder Reusch aus gegebenem Anlass kurz zu interviewen.

DGW: Frieder, was bedeutet Dir, das Prädikat „Sieger des DGW-Jounalistenpreises 2010“ nun innezuhaben?

Es freut mich sehr. Wichtiger als der Preis ist mir aber, dass durch den Artikel tatsächlich einige Leser zum Umdenken angeregt worden sind. Wie ich weiß, haben in der Tat manche Leser dem Spuk dank des Artikels ein persönli-ches Ende bereitet.

DGW: Selten waren Reaktionen auf Artikel im DGW größer als nach Deinem in zwei Teilen erschie-nenen Artikel. Kannst Du Dir diesen „Rummel“ erklären?

Zunächst einmal kann ich den „Rummel“ nur bestätigen. Ich habe sogar ein Postpaket aus Ka-nada infolge meines Artikels erhalten. Ich den-ke, Medjugorje ist nun schon seit einigen Jahren ein polarisierendes Thema unter praktizieren-den Katholiken. Während aber die Maschinerie der Befürworter seit Jahrzehnten ununterbro-chen (erfolgreich) läuft, hatte ich den Eindruck, dass die notwendige Stimme derjenigen, die einfach nur die brüskierenden Tatsachen nen-nen, welche bei jedem vernunftbegabten Men-schen eine weitere Diskussion überflüssig ma-chen, immer noch viel zu leise ist. Zudem woll-te ich mich gegen die vielen „Neutralitäts-“ (in Wahrheit: Gleichgültigkeits-)Fanatiker abgren-zen, die sich trotz der Fülle der demaskierenden Indizien einem eingehenden Studium des Falls mit Verweis auf dessen vermeintliche Unüber-sichtlichkeit entziehen wollen. Deshalb habe ich versucht, diese bedenklichen Fakten kompakt und fundiert zusammenzutragen. Und dies ist in dieser übersichtlichen Form wohl nicht oft zu finden, so ist mir jedenfalls gesagt worden.

Friedrich Reusch, KJB Schwäbisch Gmünd

mit Frieder Reusch, dem DGW-Journalistenpreisträger des Jahres 2010

Interview

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8 DGW 1/2011

DGW: Die Reaktionen waren nicht durchgehend positiv. Gerade kritische Leser haben Dir das Schlagwort „Fundamentalismus“ an den Kopf geworfen. Wie gehst Du damit um?

Nun, wer es für angebracht hält, als vorgebli-ches Argument gegen einen Artikel mit Dut-zenden von Belegen den Autor zu beleidigen, der sehe zu. Ich verstehe ja die aufgebrachten Gemüter, leider übersehen sie aber, dass es durchaus Konvention ist, wenn ein Autor sei-nen Lesern folgenschwere Schlüsse zumutet – die Frage ist hierbei immer die nach der Beleg-barkeit. Phrasendrescherei nach dem Motto: „Das mag jeder sehen, wie er will“, bedeutet jedenfalls das Ende jeder wahrheitszentrier-ten Diskussion und ist ein sicheres Signum geistiger Umnachtung. Ich empfehle unseren Lesern im Übrigen einmal, den Vorgänger-DGW des verehrten Dr. Fritz Michael Gerlich zu studieren. Von so manchem müsste sich Gerlich sicherlich heute anhören, er sei in sei-nem Stil zu „unbarmherzig“ und „fundamen-talistisch“ gewesen – machen wir uns da gar nichts vor. Dass man als Medjugorje-Kritiker den Großteil des etablierten (affektiert-) kon-servativen Spektrums gegen sich hat, bedau-ere ich – aber es ist doch auch heilsam zu wissen, aus welcher Ecke man Impulse zur wahren Erneuerung der Kirche erwarten kann und welche Kreise nur den nachkonziliaren Verkrustungen einen Heiligenschein verlei-hen wollen. Man bilde sich doch bitte nicht ein, mit ein bisschen gepfuschtem „good-will“ sei die tridentinische Messe mit dem „Hände zum Himmel“-Jugendfestival von Medjugor-je vereinbar, mit ein paar Kröten im Magen gehe die Muttergottes der Heiligen Schrift mit der Erscheinung von Medjugorje konform.

DGW: Probleme gibt es ja in der Weltkirche ge-nug, warum hast Du Dich so eingehend gerade mit dem Phänomen Medjugorje beschäftigt?

Weil es symptomatisch für ein Drama beson-deren Ausmaßes ist: nämlich für die Flucht

größtenteils gut meinender Katholiken in eine Scheinwelt. Da sie zurecht vor Ort – zumal in den Gebieten deutscher Zunge – mit vie-lem nicht einverstanden sind, was ihnen in der Kirche geboten wird, suchen sie dann eben Zuflucht in einem Phänomen wie Med-jugorje. Erzbischof Lefebvre verurteilte die-sen „Apparitionismus“ [Erscheinungssucht, Anm. d. Red.] – warum? Nicht nur wegen des Betrugs, der so oft damit verbunden ist. Ein weiteres Moment ist auch, dass durch dieses kitschige Schwelgen, dieses Vorgaukeln nach dem Motto: „ist doch alles halb so schlimm!“, dem notwendigen, aber schmerzhaften Pro-zess der Erkenntnis der Kirchenkrise und ih-rer heilsamen Überwindung Sand ins Getrie-be gestreut wird.

DGW: Eben ist von Dir ein Bericht über die Je-suiten erschienen, der große Beachtung fand. Du scheinst regelmäßig den „Nerv der Zeit“ zu treffen. Wie geht es weiter? Werden wir bald wieder einen Artikel von Dir lesen können?

Also momentan habe ich eindeutig zu viel zu tun, als dass es für einen Artikel dieser Größenordnung reichen würde – wir werden sehen. An dieser Stelle möchte ich aber un-sere KJBler ermutigen, aktiv beim DGW mit-zuarbeiten. Voraussetzung für einen gelun-genen Artikel ist in erster Linie das eigene Interesse am Thema, und ich bin mir sicher, dass da noch viele Talente in unseren Grup-pen schlummern! Bitte kommt auf Matthias Schäppi zu! Ich würde es auch für sinnvoll halten, mal eine Wochenendschulung z. B. in Porta Caeli zu veranstalten, wo Interessenten die notwendigen Fertigkeiten erlernen kön-nen, auf dass der DGW stetig zunehme an Weisheit wie Seitenzahl ...

DGW: Herzlichen Dank und nochmalige Gratula-tion zu Deinem Preis!

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GrusswortJ e a n - J a C q u e s u d r e s s y

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Liebe KJBler!Aus einer Biografie des Paters Ru-pert Mayer SJ ist mir eine Episo-de gut in Erinnerung geblieben, da ich sie sehr lehrreich fand. Die Eltern Ruperts waren eifri-ge Katholiken und trugen Sor-ge dafür, dass ihre Kinder gute Christen werden. Eines lag dem Vater in der Erziehung der Kinder besonders am Herzen: Er wollte, dass sie lernen, nicht mit Leichtsinn zu handeln, sondern mit Überzeugung. Wenn sie etwas taten, sollten sie sich immer über ihren Beweggrund bewusst sein. Deshalb fragte er sie jeweils, wenn sie etwas unternehmen wollten, was sie damit bezweckten. In dieser Biografie wird erzählt, wie die Kinder eines Tages ihren Vater baten, in den Zirkus gehen zu dürfen. Sie sagten zum Vater: „Die anderen Kinder gehen auch alle hin!“ Darauf antwortete ihnen der Vater: „Dann geht ihr eben nicht hin. Wenn ihr gesagt hättet, weil wir die Pferde oder die Clowns sehen wollen, dann hätte ich euch die Erlaubnis gegeben – nicht aber, weil andere Leute es auch tun.“ Eine Woche später kamen die Kinder wieder zum Vater und fragten ihn, ob sie in den Zirkus gehen dürften. Sie hatten aber aus der vergangenen Woche etwas hinzu-gelernt, und dieses Mal gaben sie dem Vater als Begründung: „Wir wollen die Pferde sehen!“ Sogleich erhielten sie die Erlaubnis.

Es geht hier um eine banale Szene aus dem Alltag. Aus dieser Erzählung ist aber eine wich-tige Lehre zu ziehen. Wir sollen immer mit Überzeugung handeln und uns davor hüten, etwas ohne Überlegung zu tun. Vor allem müs-sen wir aufpassen, dass wir nicht einfach der

Mehrheit folgen. Weil der Mensch ein soziales Wesen ist, neigt er dazu, sich seinen Mitmenschen an-zupassen, um in Harmonie mit ih-nen zu leben. Deshalb lässt er sich leicht vom Strom mitreißen und übernimmt gerne, was die Mehrheit tut. Er möchte nicht auffallen und

hat Angst vor dem Zeigefinger der anderen, wenn er anders ist als diese. Leider sind aber die Mitmenschen nicht immer gute Vorbilder und sind es also oft nicht wert, dass man ihnen folgt. Bevor man mitmacht ist es wichtig, sich zu überlegen, ob dies für einen Christen – für einen KJBler – vertretbar sei.

Was macht nun eine Handlung gut bzw. schlecht? Zunächst darf die Handlung nicht in sich schlecht sein. Zum Beispiel ist lügen im-mer schlecht, auch wenn man meint, es damit rechtfertigen zu können, dass es zu einem gu-ten Zweck dienen soll. Oder ein anderes Bei-spiel: Man darf nie Götzen anbeten und seinen Glauben verleugnen, selbst wenn es darum geht, sein Leben oder das Leben seiner Ver-wandten zu retten.

Damit eine Handlung aber gut sei, genügt es nicht, dass sie nicht in sich schlecht ist. Dies hängt zusätzlich noch von den Umständen ab. So kann sogar eine in sich sehr lobenswerte Handlung unter gewissen Umständen schlecht sein. Nehmen wir das Beispiel einer Familien-mutter, welche unter der Woche zur hl. Mes-se geht, dies aber auf Kosten ihrer Pflichten im Haushalt. Selbstverständlich ist es gut, die hl. Messe zu besuchen, aber ihre Standes-pflicht hat Vorrang. Vor allem muss auch die Absicht, mit welcher eine Handlung ausgeführt

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wird, gut sein. „In allem betrachtet den Zweck!“ Jemandem etwas zu schenken, ist in sich gut. Wenn ich aber einem Freund etwas schenke, da-mit er lügt, dann ist es gewiss kein gutes Werk. Fragen wir uns also stets, bevor wir etwas unter-nehmen: Ist es gut? Ist es das, was der liebe Gott jetzt von mir erwartet? Was ist meine Absicht?

Unser Glaube verlangt manchmal, dass wir ge-gen den Strom schwimmen, uns gegen die große Mehrheit entscheiden. Das ist oft sehr schwierig, es verlangt Überzeugung und Stärke. Da ist uns Erzbischof Lefebvre ein schönes Vorbild. Er hat oft den katholischen Glauben gegen praktisch alle Bischöfe und sogar gegen den Papst ver-teidigt. Woher hat er die Kraft dazu geschöpft? Aus seiner Überzeugung, aus seinem Glauben an die Liebe Gottes: „Wir haben an die Liebe geglaubt“. Gott hat uns seine Liebe gezeigt, in-dem er Mensch wurde und für uns starb, indem er uns die heilige Eucharistie und die Sakramen-te schenkte. Der Erzbischof konnte daher nicht akzeptieren, dass diese Liebe missdeutet wird, und wies den falschen Ökumenismus und die Religionsfreiheit zurück, da sie die Ungläubigen in ihren Irrtümern bestärken. Denn Juden und Moslems lehnen diese menschgewordene Liebe ab, die Protestanten dagegen die Kirche und ihre Sakramente.

Erzbischof Lefebvre setzte sich für die Königs-herrschaft Jesu Christi ein, da er überzeugt war, dass Christus wahrhaft König aller Menschen und aller Nationen ist. Er ist König von Natur aus, als Gott und als Haupt der Menschheit, hat sich diesen Titel aber auch verdient, indem er die Menschen durch sein Blut erlöst hat. Das ist das große Werk seiner Liebe: „Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh 15,13). Er ist der König der Liebe! Er ist unser König, ihm wollen wir in allem dienen! Diese Überzeugung soll unser Le-ben, unseren Alltag und alle unsere Handlungen leiten!

Von Herzen verbleibe ich mit priesterlichen Segensgrüßen,Pater Jean-Jacques Udressy

Liebe KJBler!Als Thema für das Jahr 2011 wurde „Erzbischof Lefebvre“ gewählt, da er vor 20 Jahren, am 25. März 1991, gestorben ist. Erzbischof Lefebvre haben wir die Ret-tung der Tradition, also das Überleben der Kirche zu verdanken, denn die Kir-che ist Tradition. Sein Werk, die Priester-bruderschaft St. Pius X., war und ist das Werk der Vorsehung Gottes. Es ist eine große Gnade, dass wir sie kennen, für sie arbeiten und leiden dürfen.Ein anderer Punkt, den ich hervorheben möchte und dessen wir uns im Allgemei-nen zu wenig bewusst sind: Erzbischof Le-febvre ist für uns durch seine Heiligkeit und seine Lehre ein außerordentliches Vorbild. Je mehr wir sein Leben studieren und seine Worte in uns vertiefen, desto mehr staunen wir über diesen Reichtum, den er uns überliefert hat. Dieses Jahr soll Euch also dazu verhelfen, diesen Schatz zu entdecken und daraus zu leben.Die Jahreslosung ist seinem Bischofswahl-spruch entnommen: „Et nos credidimus caritati“, aus dem Brief des hl. Johannes: „Und wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und an sie geglaubt. – Gott ist Liebe; wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“ (Joh 4,16).„Ich möchte, dass Sie sehen können, wie meine ganze Amtszeit als Bischof während dieser 40 Jahre von einem Licht erleuchtet war. Und welches Licht war das? Es lässt sich zusammenfassen in der Devise, die ich

anlässlich meiner Ernennung zum Bischof von Dakar unter mein Wappen geschrieben habe: Et nos credidimus caritati – ‚Und wir haben an die Liebe geglaubt‘(1 Joh 4,16). Was kann diese Liebe anderes sein als die Menschwerdung des Wortes Gottes, die Sen-dung, die Gott unter uns erfüllen wollte, die Sendung der Güte, der Liebe, der Barm-herzigkeit durch die Erlösung, durch das Kreuz, durch Sein heiliges Opfer? Das ist die Liebe, an die wir glauben, wir glauben an Jesus Christus, der geboren wurde, der am Kreuz gestorben ist, der für die Erlösung un-serer Seelen auferstanden ist“ (Predigt am 3.10.1987).Das Motto dieses Jahres soll uns helfen, ebenfalls in diesem Licht zu leben: „Wir glauben an die Liebe Gottes!“ – einen fes-ten und lebendigen Glauben an diese Lie-be zu haben, mit allen Konsequenzen bis in den Alltag hinein. Wenn man wirklich an diese Liebe Gottes zu uns glaubt, wenn man davon überzeugt ist: „Gott liebt mich

mit einer unendlichen Liebe“ – egal was kommen mag, in Freud und Leid, ob man in guter oder schlechter Stimmung und Verfas-sung ist, kurz, im Auf und Ab des Lebens – dann hat man automatisch den brennenden Wunsch, in der Abhängigkeit von Gott zu leben, ihn aus ganzem Herzen zu lieben und seinen Willen zu tun, „seine Magd zu sein“. Mit meinem priesterlichen Segen,Pater Firmin Udressy

Jahreslosung 2011: „Wir glauben an die Liebe Gottes“

Einige Bücherempfehlungen zur Jahres-losung:

Marcel Lefebvre: Geistlicher Weg-•weiser.

Mgr. Bernard Tissier de Mallerais: •Marcel Lefebvre (Biographie)

Marcel Lefebvre: Sie haben ihn •entthront (eher anspruchsvoll, aber wichtig – geeignet zum Selbststudium und für Vorträge)

Marcel Lefebvre: Offener Brief an •die ratlosen Katholiken (über die Kir-chenkrise, einfach)

Marcel Lefebvre: Die kleine Ge-•schichte meiner langen Geschichte (kurz, einfach und schön zu lesen)

Marcel Lefebvre: Das Geheimnis •unseres Herrn Jesus Christus (ideales Buch, um Jesus kennenzulernen)

R. P. Martin: Der kleine Weg der •geistlichen Kindschaft (einfach – für das innerliche Leben)

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12 DGW 1/2011 DGW 1/2011 13

im Inneren des Menschen und die Liebe, aus der es besteht, ist schließlich im Herzen ange-siedelt. Was aber macht ein innerliches Leben aus? Innerliches Leben meint die ständige, liebende Vereinigung mit Gott, sodass Chris-tus ganz in uns leben kann. Diese Wahrheit veranschaulicht uns Christus in dem Gleich-nis vom Weinstock (Joh 15,1–10), wo er u. a. sagt: „Bleibt in mir und ich bleibe in euch“ oder: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Der Christ kann also nichts ohne Christus, die Quelle der Gnaden, bewirken. Die Vereinigung mit Gott, das innerliche Le-ben, ist daher die notwendige Voraussetzung für ein christliches Leben, das uns zu Heiligen macht, und gleichzeitig auch für jedes tätige Leben und für jedes fruchtbare Apostolat. Das innerliche Leben steht deshalb auch höher als das tätige Leben, so wie auch das Geistige im Menschen vornehmer ist als das Leibliche. Al-lerdings heißt das nicht, dass das tätige Leben nicht verdienstvoll wäre, auch wenn Christus sogar einmal Martha, die ihn gerade eifrig be-diente und ihre Schwester Maria Magdalena für das „bloße Zuhören“ kritisierte, mit den Worten zurechtwies: „Martha, Martha, du machst dir Sorgen und Unruhe um vieles; ei-nes nur ist notwendig. Maria hat den guten Teil erwählt“ (vgl. Lk 10,38–42). Das tätige Leben ist Gott durchaus wohlgefällig, aller-dings vorausgesetzt, dass es mit dem inneren Leben verbunden ist und all unsere Tätigkei-ten sozusagen aus der Innerlichkeit fließen.

Dann stellt es nach Thomas von Aquin sogar die höchste Form des Lebens dar.

Wenn das innerliche Leben aber so wich-tig für unsere Heiligkeit ist, müssen wir uns ernsthaft darum bemühen. Schauen wir uns nun deshalb die Mittel an, die uns zur Inner-lichkeit führen.

Da ist in erster Linie das Gebet. Denn Gebet meint jede Erhebung der Seele zu Gott und was ist das anderes als die Vereinigung mit unserem Schöpfer? Deshalb fordert uns Chris-tus auch auf, allezeit zu beten (vgl. Lk 18,1 und 21,36).Das Gebet lässt sich in verschiedene Arten einteilen:

Das mündliche Gebet, das selbstverständlich immer auch innerlich sein soll, ist notwendig, um uns einen festen Rahmen zu geben und um uns in das innerliche Gebet einzuführen. Unterschätzen wir daher den Nutzen des äu-ßerlichen Gebetes nicht, gerade auch dann, wenn es uns schwerfällt, unsere Gedanken auf Gott zu lenken. Nehmen wir uns jeden Tag Zeit für ein gutes Morgen- und Abendge-bet und für den Rosenkranz oder wenigstens

Mit diesem Beitrag über das inner-liche Leben lade ich Euch ein, ge-meinsam mit mir zu betrachten,

was das christliche Leben bedeutet und wie wir es verwirklichen können. Denn wenn wir unseren Glauben wirklich ernst nehmen, müssen wir ihn auch leben, sonst können die Verheißungen Christi an uns nicht erfüllt werden. Wir sind in der Taufe zu Christen ge-worden und haben damit das Programm für unser Leben erhalten: Christ zu sein.

Betrachten wir dazu zunächst einmal kurz unser Ziel und den Zweck, zu dem wir er-schaffen sind. Unser Ziel ist die himmlische Herrlichkeit mit der Anschauung Gottes und der Vereinigung mit ihm; wir sind also zur Ehre Gottes erschaffen und allein in dieser unendlich erhabenen Bestimmung können wir unser Glück finden. Daraus folgt, dass wir danach streben müssen, heilig zu werden, denn nur dazu sind wir von Gott ins Leben gerufen worden. Der hl. Augustinus nennt die Heiligkeit die Gesundheit des Menschen, also den Normalzustand. Heiligsein ist deshalb nicht etwas für außergewöhnliche Menschen, sondern es ist die Pflicht von uns allen, und wenn wir sie nicht erfüllen, haben wir unser Ziel verfehlt und unser Glück vertan.

Lesen wir dazu, was der hl. Paulus im Rö-merbrief schreibt (8,5–8): „Denn die nach Art des Fleisches sind, trachten nach dem, was des Fleisches ist, die aber nach Art des Geis-tes sind, nach dem, was des Geistes ist. Das Trachten des Fleisches ist Tod, das Trachten

des Geistes aber Leben und Friede. (...) Die im Fleische sind, können Gott nicht gefallen.“ Wir ersehen daraus zweierlei: zum einen, dass es im Leben nur zwei Möglichkeiten gibt – wir können keinen Mittelweg, keinen Kom-promiss mit der Welt wählen, auch nicht den kleinsten, denn: „Niemand kann zwei Her-ren dienen“ (Mt 6,24). Wenn wir uns also für Gott entschieden haben, haben wir uns damit für die Heiligkeit entschieden. Zum anderen wird aus der Paulusstelle deutlich, dass das christliche Leben ein geistiges Leben ist, also ein Leben nach dem Heiligen Geist, dessen Führung wir folgen müssen.

Wann und wie erreichen wir aber nun die Heiligkeit? Die Heiligkeit besteht in der Voll-kommenheit der Liebe. Sinn und Ziel unseres Lebens ist die Vereinigung mit Gott und die-se Vereinigung erlangen wir durch die Liebe. Haben wir das erreicht, sind wir heilig. Das Gesetz, das uns Christus im Neuen Testament gibt, ist die Liebe. Es geht nicht wesentlich um die Befolgung von Vorschriften wie im Al-ten Testament, sondern um den Grad unserer Gottes- und Nächstenliebe. Deshalb genügt es zur Heiligkeit auch nicht, nur die Vorschrif-ten der Kirche zu befolgen, und andersherum betrachtet ist es aber auch nicht notwendig, ganz fehlerfrei zu sein – das waren auch die Heiligen nicht.

Wir haben gesehen, dass das christliche Le-ben, das uns zur Heiligkeit führt, ein geistiges Leben ist. Damit ist es aber notwendigerweise ein innerliches Leben, denn der Geist wirkt

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Das innerliche Lebenvon Maria Rehm

1. äußeres / mündliches

2. inneres / geistiges a) meditative Betrachtung b) kontemplative Betrachtung c) Herzensgebet

Gebet

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für einen Teil davon. Lernen wir die liturgi-schen Gebete, vor allem die der hl. Messe, wirklich lieben!

Es ist unmöglich, ständig das äußerli-1. che Gebet zu verrichten, aber in unserem In-neren können wir immer mit Gott verbunden bleiben und in seiner Gegenwart leben, auch wenn wir nicht in jedem Moment bewusst an ihn denken. Um diese Haltung, die das in-nerliche Leben ausmacht, zu erlangen, ist die Übung des inneren Gebetes die notwendige Voraussetzung. Beim inneren Gebet nehmen wir uns gewissermaßen eine bestimmte Zeit, in der wir die Verbindung mit Gott bewusst suchen. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen.

Die a) Meditation (von lat. meditari = „nach-, überdenken“) ist eine Art der Betrach-tung, die man als die liebende Erwägung von religiösen Wahrheiten bezeichnen kann. Es geht dabei also um das Nachdenken über eine Glaubenswahrheit (z.B. der Schöpfung, der Menschwerdung Gottes, der hl. Messe etc.) und die Überlegung, was diese Wahrheit für die Menschen und konkret für uns bedeutet. Das Ziel ist dabei nicht, mehr Wissen über den Glauben zu erhalten, sondern durch die Me-ditation sollen wir Gott in seinen Eigenschaf-ten und Werken besser kennenlernen, um ihn mehr lieben zu können. Es handelt sich um also eine Übung, die Zeichen der Liebe Gottes zu erkennen und dadurch zur Gegenliebe an-geregt zu werden. Die hl. Theresia von Avila sagte dazu: „Es geht nicht darum, viel zu den-ken, sondern viel zu lieben“.

Im Gegensatz zur Meditation, bei der b) wir mit unserem Verstand aktiv sind, ist die Kontemplation (von lat. contemplari = „sei-ne Blicke über etwas schweifen lassen“, „be-trachten“) eine eher passive „Beschauung“, bei der Gott in der Seele tätig ist. Im Gegen-satz jedoch zur übernatürlichen, eingegosse-

nen Beschauung, die als Art Verzückung von Gott gegeben wird, kommen wir zur natürli-chen Beschauung durch eigenes Tun, indem wir uns nämlich um das kontemplative Ge-bet bemühen. Bei der Kontemplation schau-en wir in unserem Geiste z. B. ein Ereignis aus dem Leben Jesu und führen mit Gott ein vertrautes Gespräch, wie mit einem geliebten Freund. Dieses vertraute Zusammensein mit Gott durch die Vergegenwärtigung eines be-stimmten Ereignisses braucht keine Regeln; es ist spontan und persönlich und fließt aus der Liebe heraus. Manchmal spricht die See-le, manchmal ist sie einfach still und hört auf ihren Geliebten.

Das c) Herzensgebet ist die höchste Form des Gebetes, die Gott am wohlgefälligs-ten ist, weil wir da ganz ihm gehören. Es ist nichts weiter als das Versenken in Gottes Lie-be und das bloße Verweilen in seiner Gegen-wart. Wir machen uns die Gegenwart Gottes als unser Vater, Schöpfer, Freund etc. in unse-rer Seele bewusst und vereinigen uns mit ihm und schenken uns ihm vollständig hin. Dazu müssen wir uns ganz in unsere Seele, den Tempel Gottes, zurückziehen und alle unsere Sinne und unseren Verstand auf ihn richten.

Eine weitere Art, die zum inneren Gebet gehört, ist das betrachtende Lesen. Wenn uns beim Lesen eines geistlichen Buches ein Gedanke anspricht, halten wir inne und er-wägen ihn in unserem Geiste. Diese Methode kann vor allem bei Trockenheit eine gute Hil-fe für die Betrachtung sein.

Wie schon erwähnt, soll die Betrachtung ganz persönlich sein; vor allem am Anfang jedoch, wenn man in der Betrachtung noch ungeübt ist, kann eine bestimmte Methode hilfreich sein. Viele geistliche Lehrer geben hierzu Anleitungen, deren wesentliche Punk-te hier kurz dargelegt werden sollen:

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Zunächst ist es wichtig, sich eine bestimmte Zeit – am besten ca. eine ¼ Stunde am Mor-gen – für die Betrachtung festzulegen und sie fest in den Tag einzuplanen. Die hl. Theresia von Avila gab Jesus mit den Worten wieder: „Versprich mir täglich eine Viertelstunde Be-trachtung, und ich verspreche dir den Him-mel.“ Zur Not sollten es wenigstens ein paar Minuten beim Morgengebet sein. Der Morgen eignet sich besonders gut dafür, weil wir uns dann noch leichter auf Gott konzentrieren und die Gedanken aus der Betrachtung in den Tag mitnehmen können.

Vorbereitung: Als ersten Schritt legen wir uns den Betrachtungsgegenstand fest. Dazu kann man als Ausgangspunkt und Hil-fe, eventuell schon am Abend vorher, einen Abschnitt aus der Hl. Schrift oder einem an-deren geistlichen Buch lesen, sich ein Gebet vornehmen oder ein Ereignis aus dem Leben Jesu bzw. eine bestimmte Glaubenswahrheit als Grundlage in Erinnerung rufen.

Dann suchen wir uns für die Betrachtung einen geeigneten Ort und eine passende Hal-tung aus. Dabei muss jeder zusehen, wie er am besten die innere und äußere Ruhe her-stellt.

Der Beginn der Betrachtung besteht im-mer darin, sich in Gottes Gegenwart zu ver-setzen. Man kann ihn in unserer Seele oder seine Allgegenwart in der Schöpfung erfassen oder man stellt sich einfach Jesus in seiner Menschheit vor. Anschließend folgt das Vor-bereitungsgebet mit der Bitte um Gottes und der Heiligen Beistand und eventuell unter Hinzufügung einer Bitte um eine besondere Gnade. Nun gehen wir zur eigentlichen Be-trachtung über, indem wir uns den Betrach-tungsgegenstand bewusst machen.

Betrachtung: Der Betrachtungsgegen-stand bestimmt häufig die Art der Betrach-tung, wobei es natürlich meist keine reinen

Formen gibt. So denken wir bei der Medi-tation, wie oben beschrieben, aktiv über eine Glaubenswahrheit nach. Wir staunen darüber und setzen Akte des Glaubens, der Verehrung, der Liebe. Bei der Kontemplation versetzen wir uns im Geiste an einen Schau-platz und sehen die handelnden Personen, betrachten ihr Tun und hören ihre Worte. Auch hierbei wecken wir in uns die Tugen-den des Glaubens, der Reue, der Liebe ... Gleichgültig, was wir betrachten, letztlich soll uns jede Betrachtung zum Herzensge-bet und zur liebenden Vereinigung mit Gott führen, weshalb die Betrachtung immer mit dem Zwiegespräch abschließen soll, in dem wir Akte der Liebe, Hingabe und Vereini-gung setzen. Das vertaute Zusammensein mit Gott ist das Ziel der Betrachtung, und wenn wir daher schon ganz zu Beginn der Betrachtung zum Herzensgebet übergehen können, tun wir es! Kehren wir nur zu dem Betrachtungsgegenstand zurück, wenn Zer-streuungen kommen.

Schluss: Als Abschluss sprechen wir ein Dankgebet, indem wir Gott die Betrachtung darbringen und ihn bitten, bestimmte Ent-schlüsse, die wir eventuell gefasst haben, zu segnen. Wir müssen nicht unbedingt Vorsät-ze entwickeln, denn es geht ja in erster Linie um die Ehre Gottes. Wenn es sich allerdings ergibt, so ist das durchaus in Ordnung. Sinn-voll ist es auf jeden Fall, konkrete Gedanken, z.B. in der Form eines Stoßgebetes, in den Tag mitzunehmen, damit wir so den ganzen Tag mit Gott in Verbindung bleiben. Wem es hilft, der kann seine Gedanken auch aufschreiben.

Ist die Betrachtung trocken, so dürfen wir nicht unruhig werden. Vertrauen wir auf Gott, der damit vielleicht unsere Beharrlichkeit prüfen will, und üben wir uns in der Demut. Man kann sich z.B. dann etwas mehr an ei-nem Buch oder einem bestimmten Gebet ori-

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Wahre Frömmigkeit –mehr als ein Gefühl

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entieren. Merken wir, dass wir zerstreut sind, so können wir ein kurzes Stoßgebet spre-chen, das uns wieder auf Gott zurücklenkt, wie z.B.: „Dir Gott opfere ich mich ganz hin“, „Alles zu Deiner Verherrlichung“, „Maria, mit dir will ich Gott anbeten“. Wenn wir trotz Trockenheit und Zerstreuung ausharren, wer-den unsere Verdienste umso größer sein.

Die Betrachtung soll uns also zur liebenden Vereinigung mit Gott führen, die dann auf unser ganzes Tun ausstrahlt und uns so zu einem innerlichen Leben führt, bei dem der Mensch ständig mit seinem Schöpfer und Er-löser vereint ist und alles mit und durch ihn tut. Bemühen wir uns daher mit ganzer Kraft um die Betrachtung, deren Wert wir gar nicht genug ermessen können!Die Betrachtung ist also eines der wichtigsten Mittel zu einem innerlichen Leben. Daneben gibt es aber noch weitere Hilfen. Dazu gehört vor allem der Empfang der hl. Sakramente. Gerade in der hl. Kommunion erfahren wir ja die Vereinigung mit Gott auf einer noch viel höheren Ebene, denn während wir uns in der Betrachtung auf geistige Weise mit Christus vereinigen, geschieht dies in der hl. Kommu-nion sogar auf leibliche Weise. Weiterhin ist die Schrift- bzw. geistliche Lesung sehr wert-voll, auch wenn es sich jeden Tag nur um einen kurzen Abschnitt handelt. Und dann stehen uns natürlich auch die Exerzitien of-fen, die uns helfen, unser Leben immer mehr auf Gott auszurichten.

Wir haben also alle Möglichkeiten, um heilig zu werden; Gott gibt jedem von uns unendlich viele Gnaden dazu, nur müs-sen wir selbst mitarbeiten und es vor allem wollen! Dann ist der Weg nicht so weit und schwer, wie er uns vielleicht auf den ersten Blick vorkommen mag. Und wenn wir für Christus kämpfen und seine Herrschaft vertei-digen wollen, dann geht das nur, wenn wir voll dabei sind und uns ganz einsetzen. Mit

halbherzigen Katholiken kann man nichts be-wirken! Außerdem gibt es davon heutzutage schon genug. Machen wir also ernst und fan-gen direkt damit an, denn es geht um unser ewiges Glück!

Der hl. Franz von Sales, die-ser einzigartige Wegbereiter der Heiligkeit des Laien, er-klärt, eröffnet und erschließt uns in seiner Philothea1 die wahre Frömmigkeit. Dieser Beitrag soll seine Leser an-regen, diesen katholischen Wegweiser für das Leben zur Hand zu nehmen und abzuwägen, wo man bei Gott steht, um schließlich den Lebensweg sicherer und zuversichtlicher be-schreiten zu können – der Ewigkeit entgegen.

Unsere Gefühlswelt im Leben ist sehr unbe-ständig, es geht immerzu auf und ab, etwa wie es eine Sinuskurve in der Geometrie anzeigt oder auch wie Ebbe und Flut die Gezeiten am Meeresrand prägen. Wenn wir aber das Haus unserer Frömmigkeit ins Watt bauen, dann wird es, kaum hat man das Fundament gelegt, gleich von der ersten Flut wieder weggespült. Die Frömmigkeit braucht einen festen Grund.

Deshalb wollen wir uns nicht nach unseren Gefühlen rich-ten, sondern uns in Beständig-keit und Treue üben. Welche Ratschläge der hl. Franz von Sales zur Festigung der Fröm-migkeit gibt, soll hier in Kürze dargelegt werden.

Franz von Sales hat sein Werk Philothea in fünf Teilen angelegt. Im ersten Teil legt er Anweisungen und Übungen vor, um eifrige Wünsche nach dem frommen Leben in einen festen Entschluss umzuwan-

deln. Der Heilige erklärt, was wahre Fröm-migkeit ist, welche Mittel und Hindernisse dazu vor uns liegen. Der erste Teil weist vor allem den Weg der Reinigung von der Sünde und will unsere Seelen auf das letzte Ziel aus-richten, welches nach dem hl. Thomas von Aquin die Anschauung Gottes im Himmel ist2. Der zweite, dritte und vierte Teil des Bu-ches sind der Erleuchtung der Seele durch die Übung der Frömmigkeit gewidmet. Dies soll

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aus dem Vortragszyklus 2010/11 der KJB Münchenvon Dominik Witkowski

Franz von Sales‘ Philothea:

Verwendete LiteraturChautard, Jean-Baptiste: Innerlichkeit. Die Seele allen Apostolates. Wien (Fassbaender) 2007.

Grialou, Marie-Eugen: In der Kraft des Geistes. Gebet und Apostolat. Leutesdorf (Johannes) ²2001.

Lefebvre, Marcel: Geistlicher Wegweiser. Über-setzung aus dem Französischen von Ferdinand Steinhart und Inge Köck. Sonderdruck III aus „Da-mit die Kirche fortbestehe“. Stuttgart (Vereinigung St. Pius X.) 1992.

Sales, Franz von: Philothea. Anleitung zum from-men Leben. Übersetzt und herausgegeben von Franz Reisinger. Eichstätt (Franz-Sales-Verlag) 1995, Taschenbuchausgabe 2009.

Spirago, Franz: Katholischer Volkskatechismus. Lingen 101927.

Weitere nützliche LiteraturKempen, Thomas von: Nachfolge Christi. Vier Bü-cher. Hrsg. und übersetzt von Wendelin Meyer. Durchgesehen von Lothar Hardick. Kevelaer (But-zon & Bercker) 2007.

Baudot, Prosper: Das Leben Jesu. Betrachtun-gen zu den Evangelien. Stuttgart (Vereinigung St. Pius X.) 2011.

Marmion, Dom Columba: Worte des Lebens. Ta-gesgedanken nach dem Meßbuch. Jaidhof (Rex Regum) 2004.

Martin, R. P.: Der kleine Weg der geistlichen Kind-schaft. Nach dem Leben und den Schriften der hl.Theresia vom Kinde Jesu. Stuttgart (Sarto) 2010.

Geschichte einer Seele. Selbstbiographie der hl. Theresia vom Kinde Jesu. Einsiedeln, Freiburg (Johannes-Verlag) 152003.

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durch beharrliches Gebet, häufigen Empfang der Sakramente, eifrige Übung der Tugend und mutigen Kampf gegen die Versuchun-gen des Teufels geschehen. Schließlich ist der fünfte und letzte Teil der Vereinigung der Seele mit Gott anbefohlen. Die Frömmigkeit will vertieft und gefestigt werden. Durch die Festigung der Frömmigkeit wachsen wir in der Liebe Gottes. Denn die Liebe Gottes ist Ursprung, Sinn und Ziel unseres ganzen Da-seins, unserer irdischen Wanderschaft. Die Philothea wie auch die gesamte Frömmigkeit des hl. Franz von Sales ist auf die Liebe zu Jesus Christus ausgerichtet. So handelt auch sein Folgewerk von der „Gottesliebe“3.

Wenn man von der Frömmigkeit etwas lernen möchte, so ist die Liebe zu Gott das eigentliche Thema. Die Liebe zu Gott ist der Selbstzweck der Frömmigkeit: Die Liebe genügt sich selbst. So geht es auch für uns darum, alles auf dieses eine Ziel des Lebens auszurichten, wie auch die himmlische Mo-narchie in Harmonie und Vollkommenheit auf die Allerheiligste Dreifaltigkeit ausgerich-tet ist, welche die Wahrheit, das Leben und die Liebe selbst ist. Wenn wir mit der Philo-thea nach der wahren Frömmigkeit streben, dann wollen wir die durch den Sündenfall entstandene Unordnung, die Abweichungen vom Weg der Makellosigkeit, die Unruhen der Sündhaftigkeit durch die Gnade des Hei-ligen Geistes in uns korrigieren lassen und alles wieder auf das letzte Ziel, die Liebe zu Gott, ausrichten. Durch die Frömmigkeit sol-len wir alles in Christus erneuern.

Die wahre Frömmigkeit ist also ein Mit-tel zur Ordnung des Seelenlebens, zur Hin-ordnung unseres Lebens auf die Gottesliebe, sodass wir immer mehr von der Liebe Got-tes verändert und schließlich selbst liebende Menschen werden, von denen die Liebe Got-tes dann wiederum in die Gemeinschaft der Heiligen fließt. Die Liebe zu Gott, die Fröm-

migkeit, soll uns also selbst zu liebenden Menschen machen.

Man kann sich jedoch fragen, warum denn die Liebe überhaupt das Wichtigste sei. Warum hat wahre Frömmigkeit nicht wesentlich zum Ziel, möglichst viele Abläs-se zu gewinnen oder möglichst viele Gebete zu sprechen? Der hl. Paulus sagt uns dazu, dass die auf Erden streitende Kirche, die ec-clesia militans, während ihrer Pilgerschaft durch Glaube, Hoffnung und Liebe geleitet wird, und führt dazu näher aus: „das Größ-te von diesen aber ist die Liebe“ (maior au-tem horum caritas est – 1 Kor 13,13), weil der unerschütterliche Glaube an die Wahr-heit der göttlichen Offenbarungen nach der Auferstehung der Toten übergehen wird in die Anschauung dieser Wahrheit und weil die Hoffnung auf das ewige Heil übergehen wird in den Besitz und in die Erfahrung des Heils.4 Die Liebe zu Gott aber bleibt im We-sentlichen dieselbe.

Unser Herr Jesus Christus lebte auf Erden in beständiger Gottesgegenwart, seine Seele befand sich in fortwährender Anschauung Gottes. So hatte unser Herr gewissermaßen keinen Glauben und auch keine Hoffnung, da er in der Gegenwart Gottes lebte – wohl aber dagegen eine vollkommene Liebe. Die Frömmigkeit treibt uns also dazu an, mög-lichst wie die Seele Christi in der Gegenwart Gottes und in der Liebe zu Gott zu leben.

Das Größte unter Glaube, Hoffnung und Liebe ist also die Liebe (caritas), weil sie be-stehen bleibt, weil sie im Himmel den Ver-diensten des eigenen Lebens und dem Maß der eigenen Liebe zu Gott entsprechend, vollkommen sein wird, wohingegen die an-deren beiden, Glaube und Hoffnung, in der Ewigkeit keinen Platz und keine Notwendig-keit mehr haben werden. Die Liebe ist der Sinn des irdischen und des ewigen Lebens: Die Liebe hört niemals auf. Richte das Ver-

gängliche auf das Ewige aus und du wirst fromm sein, sagt uns der hl. Franz von Sa-les. So ist die wahre Frömmigkeit nicht nur die größtmögliche Ausrichtung unseres Le-bens auf die Gottesliebe, sondern, die wahre Frömmigkeit ist nichts anderes als die Got-tesliebe selbst. Wahre Frömmigkeit ist wah-re Gottesliebe.

Der hl. Franz von Sales war ein glühen-der Verehrer des Heiligsten Herzens Jesu. In dem von ihm gegründeten Salesianerinnen-orden offenbarte sich das wunderbare Herz Jesu vor allem Margareta Maria Alacoque († 1690).

Nun kann man sich fragen, welche Art von Liebe gemeint ist und wie diese Liebe zu Gott denn wesentlich beschaffen sein soll. Ist womöglich eine sehr gefühlsmäßige, schwärmerische Liebe gemeint? Kann sie ungeordnet, flatterhaft oder gar leichtsinnig sein? Darf sie mehr darauf schauen, geliebt zu werden, als selbst zu lieben? Nein, denn wenn die Liebe nicht gelenkt wird, wenn sie nicht gehorcht oder sich an die Gesetze der Kirche und Erfordernisse der Frömmig-keit nicht halten will, dann wirkt sie sich leicht zerstörerisch aus. Sie bricht sich Bahn und weiß sich nicht zu helfen. Die wahre Frömmigkeit ist also gehorsam, gesetzmä-ßig, sie lässt sich bei Gebeten nicht von Stimmungen und Gefühlen beeinflussen, sie betet beständig, ist langmütig und geduldig. Die wahre Frömmigkeit stellt sich nicht zur Schau, sie prahlt nicht mit ihren Gebeten oder Andachtsübungen, sie ist nicht anma-ßend, d. h., sie tritt Gott gegenüber nicht fordernd auf. Die Frömmigkeit ist immer de-mütig. Auch benützt sie ihre Übungen nicht zum Verhandeln mit Gott nach einem do ut des („ich gebe, damit du gibst“), nach dem Prinzip eines Gebens und Nehmens, sondern sie ist großzügig und großherzig, opferbereit und großmütig. Sie schaut nicht auf ihren

Vorteil, sondern sie ist fromm aus reiner und selbstloser Liebe zu Gott, den sie um seiner selbst willen sucht, liebt und an dem sie un-bedingt ewigen Anteil haben will.

Der eine glaubt vielleicht, er sei schon wahrhaft fromm, weil er sehr viele An-dachtsübungen vollzieht, dabei betet er lieblos und eigensinnig. Der andere führt eine strenge Lebensweise, fastet und bringt viele Opfer, ist aber heimlich dem Stolz und dem Eigensinn verfallen. Andere wiederum glauben, wahrhaft fromm zu sein, wenn sie viele mündliche Gebete sprechen, viele hl. Messen anhören, oft die Kirche besuchen und zu den heiligen Sakramenten kommen. So ist es jedoch nicht automatisch, denn alle diese Tätigkeiten sind nur Mittel der Fröm-migkeit, Werkzeuge der Frömmigkeit, durch welche wir uns Gott nähern sollen, der die Liebe ist.

Wenn wir also ein Mittel in einen Zweck verdrehen, dann wird unsere Frömmigkeit schief. Die Frömmigkeit und ihre Werkzeu-ge sollen nur die Liebe zu Gott in gesetz-mäßige Bahnen lenken, und wenn wir sie im richtigen Maß anwenden, dann wird uns die Frömmigkeit aufrichten, begradigen und formen. Sie wird uns inneren Halt in den Unwegsamkeiten der inneren Pilgerpfade geben, uns schützen und führen. Im rechten Maß gebraucht, wird uns die Frömmigkeit, wie der hl. Franz von Sales sagt, der göttli-chen Majestät wohlgefällig machen, unserer Seele Schönheit verleihen und uns die Kraft zum guten Handeln geben, sodass wir das Gute bald nicht nur erledigen, sondern es sorgfältig, häufig und rasch tun. Sie wird uns zu liebenden Menschen umgestalten.

So ist also die Frömmigkeit nach dem hl. Franz von Sales ein Mittel, ein Werkzeug, eine Tugend, welche die gebrechliche Staude unserer Gottesliebe stützen soll, sodass ihr niemals das Sonnenlicht der Gnade fehlt.

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Der hl. Franz von Sales betont in der Fröm-migkeit das richtige Maß und die richtige Anpassung an jeden Einzelnen. Sie muss je nach Alter, Beruf und Stand anders geübt werden sowie der Kraft, der Beschäftigung und den Pflichten eines jeden angepasst sein. Ein Bischof kann nicht so einsam leben wie ein Kartäuser, ein Verheirateter kann sich unmöglich so wenig um Geld kümmern wie ein Kapuziner, das würde eine unerträg-liche Zerrform ergeben. Die wahre Frömmig-keit macht dagegen alles vollkommen, weil sie alles durch die Gottesliebe heiligt.5 Wenn sich die Frömmigkeit nicht mit unserem Be-ruf verträgt, dann ist sie sicher nicht echt. Sie muss unserer Lebensform angepasst sein und uns darin zu größerer Liebe und Dank-barkeit antreiben.

Von großer Bedeutung ist dabei besonders die Beharrlichkeit, wie ja auch der Liebende vom Ehepartner nie genug haben kann. Die Liebe ist unersättlich. Deshalb wird der, der Gott liebt, auch immer fromm sein, wenn er sich völlig auf diese Liebe ausrichtet, Gott alles hinschenkt, alles aufopfert und hingibt, wenn er nur dafür Gott noch ein wenig mehr lieben darf.

Um das rechte Maß in der Frömmigkeit zu finden, ist die Unterscheidung von Mit-tel und Zweck eine gute Übung: Alles muss auf die Gottesverehrung, auf die Gottesliebe ausgerichtet sein, die Mittel dazu aber sind nicht absolut festgelegt.

Die Spuren Gottes in der Schöpfung zu suchen, ihm für die Schöpfung zu danken, kann auch sehr fromm sein. Unser Herr Je-sus Christus mochte die Lilien des Feldes. Es ist also nicht zu gewagt, zu sagen, sich im Urlaub Zeit zu nehmen, um die Natur zu be-trachten, das sei Nachfolge Christi. Das Lo-ben Gottes durch das Betrachten der Schöp-fung kann frommer sein, als ohne Unterbre-chung zu beten und dabei zu verkrampfen, weil man wegen des Staus und der Verspä-

tung keine Ruhe finden kann. In diesem Sinn braucht es für die wahre Frömmigkeit eine gewisse Feinfühligkeit, die eine Frucht der Gottesliebe ist.

Was immer uns innerhalb der Traditi-on zur größeren Gottesliebe antreibt, ist fromm, und so wird uns die wahre Fröm-migkeit selbst zum erstklassigen Mittel, das Gesetz zu erfüllen: unseren Herrn und Gott Jesus Christus aus ganzem Herzen, aus gan-zer Seele, mit allen Gedanken und mit aller Kraft zu lieben sowie unseren Nächsten als auch uns selbst (Mt 22,37–39). Darin immer mehr und mehr zu wachsen, ist der Sinn je-der Sekunde unserer Zeit, jeder Bewegung eines jeden Geschöpfs, auf dass die Liebe zunehme und immer mehr der Liebe Gottes ähnlich werde. Die Liebe zu Gott müssen wir uns auf Erden mit allen Kräften, nach bes-tem Wissen und Gewissen erkämpfen und immer wieder unseren Herrn Jesus Christus unterwürfig darum bitten. Je mehr es uns gelingt, während unserer Lebenszeit in der Liebe zu Gott zu wachsen, desto größer wird auch die Liebe in der Ewigkeit sein. Das Le-ben ist eine Vorbereitung auf die ewige Lie-be und unsere Frömmigkeit muss uns allein darauf vorbereiten, denn allein „die Liebe hört niemals auf“ (caritas numquam excidit – 1 Kor 13,8).

Dabei ist die wahre Frömmigkeit aber im-mer mehr als ein Gefühl, weil auch die wah-re Liebe mehr ist als ein Gefühl. Wenn je-mand zum Glauben kommt, dann bekommt er von Gott eine spürbare Anfangsgnade, genauso, wie das Verliebtsein etwas Spürba-res ist. Verliebtsein ist spürbar, es ist also ein Gefühl. Aber die Liebe ist mehr als dieses erste Gefühl des Verliebtseins, welches zwar sicher auch von Gott inspiriert und eingegos-sen ist, denn die Menschen werden von Gott einander geschenkt. Er beschenkt den einen mit der anderen. Damit aber aus diesem ers-ten Gefühl des Verliebtseins eine felsenfeste

Liebe wird, muss etwas dazukommen – und das ist der Wille. Einmal muss man sich ent-scheiden, sich vorbehaltlos hingeben. Die Frömmigkeit ist mehr als ein Gefühl: Wahre Gottesliebe heißt lieben wollen.

Aber auch das Wollen allein reicht nicht aus: Man muss auch dementsprechend handeln, sich verschenken, hingeben und verausgaben für Gott und die Menschen, die Kinder Gottes, weil „die Liebe drängt“ (2 Kor 5,14). Die Liebe ist unersättlich und deswegen drängt sie zur Tat: Lieben heißt handeln. Wir müssen fromm sein wollen und dazu die Werkzeuge der Frömmigkeit ergreifen. Die Tradition ist reich und daher beinahe unerschöpflich die Möglichkeiten, die Liebe zu vermehren. Weil es jedoch im-mer Schwierigkeiten gibt, die die Gebrech-lichkeit der menschlichen Natur uns entge-genstellt, weil es auch immer der schmale, steile und enge Weg ist, den der wahre Christ allein aus sich heraus nicht gehen kann, so muss auch geopfert werden. Die Opfer der Frömmigkeit wollen gebracht werden, und so beten und opfern wir mit dem Priester, damit unsere Liebe makellos und heilig wer-de: Lieben heißt opfern.

Alles also, was die Liebe eindämmt, was sie hindert, muss entfernt werden. Was die Liebe stört, was der Liebe im Weg steht, muss weggeopfert, muss hingeop-fert werden. Der Liebe hat alles zu dienen. Fromm sein heißt dementsprechend auch, zu opfern und zu verzichten. Opfern im hl. Messopfer, dem Zentrum unserer Fröm-migkeit, aber auch im alltäglichen Leben: Verzicht auf sich selbst in der Hingabe, Ver-zicht auf die Welt in der Askese, Verzicht auf die Sünde in der Liebe zu Gott. Ohne Opfer keine Frömmigkeit, ohne Opfer kein Christentum. Auch alles Wollen und Han-deln unseres geliebten Herrn Jesus Chris-tus hier auf Erden drängte auf das Opfer am Kreuz hin.

Lieben ist wollen, lieben ist handeln und lieben ist opfern. Dies alles ist felsenfest, es übersteht die Gezeiten der Gefühle, auf die man sich niemals verlassen kann, weil sie, wie Treibsand, trügerisch und unsicher sind. Die Frömmigkeit ist mehr als ein Ge-fühl, die Liebe ist mehr als ein Gefühl; sie ist Wille, sie ist Tat, sie ist Opfer. In der Nach-ahmung dieser drei wesentlichen Handlun-gen der Liebe findet sich auch das Geheim-nis der Frömmigkeit des hl. Franz von Sales, die nichts anderes ist, als das fortwährende Streben, unseren Herrn Jesus Christus im-mer mehr zu lieben.

Anmerkungen

1 Sales, Franz von: Philothea. Anleitung zum from-men Leben. Übersetzt und herausgegeben von Franz Reisinger. Eichstätt (Franz-Sales-Verlag) 2007

2 Thomas von Aquin: Summa theologiae: II. Buch, q. 4, a. 8.

3 Sales, Franz von: Abhandlung über die Gottesliebe. Theotismus. (= Reisinger, Franz / Nobis Anton (Obla-ten des hl. Franz von Sales, Hrsg.): Deutsche Ausga-be der Werke des hl. Franz von Sales in 12 Bänden (1959–1983). Nach der vollständigen Ausgabe der Oeuvres de saint Francois de Sales der Heimsuchung Mariä zu Annecy (1892–1931). Band 3–4, Eichstätt (Franz-Sales-Verlag) 1957

4 Thomas von Aquin: Summa theologiae: I. Buch, q. 12, a. 6. c.: „Größeren Anteil am Glorienlicht aber wird der haben, der eine größere Liebe hat; denn wo größere Liebe ist, da ist auch ein stärkeres Verlangen. Und das Verlangen ist es, das den Verlangenden be-reit und fähig macht, den Gegenstand des Verlangens zu empfangen. So wird also der, welcher mehr Lie-be hat, Gott vollkommener schauen und glückseliger sein.“ Vgl. auch, was der hl. Augustinus in seinem Buch über den Gottesstaat De Civitate Dei (XX. Buch, 21,20) sagt: „Hienieden glaubt ihr, dort werdet ihr schauen.“

5 Sales, Franz von: Philothea. Anleitung zum from-

men Leben. Eichstätt 2007, S. 30

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So lautete der Refrain des (äußerst primitiven) Chartstürmers „Pop Muzik“ der britischen Gruppe M aus dem Jahre 1979, und es ist tat-sächlich sehr vonnöten, dieses Thema anzu-sprechen, zumal man dieser Musik in unserer Gesellschaft kaum noch aus dem Weg gehen kann. Sie scheint allgegenwärtig: sei es im Su-permarkt oder in der Autowerkstatt, in öffent-lichen Verkehrsmitteln in Form von Handys oder zu lauten MP3-Playern, überall wird man beschallt, und es gibt wohl kaum jemanden, den dies vollkommen kalt ließe. Doch geht es nicht in erster Linie um den unfreiwilligen, sondern den freiwilligen Konsum von zeitge-nössischer Musik, die das Medium schlecht-hin geworden ist, um die neuen „Werte“ des entchristlichten Westens zu verbreiten. Was ist das für eine Musik? Pop-Musik leitet sich aus der englischen Kurzform von popular mu-sic („populäre Musik“) ab. Dieser sehr weit gefasste Begriff wird heute mit allen Musikar-ten assoziiert, die ihre Wurzel im Rock ’n’ Roll haben, wie etwa Heavy Metal, R&B, Rap, Reg-gae, aber auch elektronische Musik wie Tech-no. Aus diesen ist in den letzten 50 Jahren eine große Fülle von Subkulturen entstanden, die unsere heutige Gesellschaft nachhaltig

prägen, und zwar auf eine sehr negative Wei-se. Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch da-rauf, ein musikwissenschaftlicher Exkurs zu sein, sondern soll die Wirkung und Folgen der Popmusik sowie den ihr zugrunde liegenden Geist untersuchen.

Rock’n’ Roll („Schaukeln und Wälzen“ – eine Anspielung auf den Geschlechtsverkehr) entstand Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Musik der Afroamerikaner in den Südstaaten, dem Rhythm and Blues, wobei eine Vielzahl anderer musikalischer Einflüsse aus der ame-rikanischen Volksmusik dazu beitrug, dass bald ein undurchschaubares Sammelsurium von verschiedenen Stilrichtungen entstand, so etwa Northern Band Style, Hand-Jive, Doo-Wop, Rockabilly, um nur einige Beispiele zu nennen. Mit der Zeit überschnitten sich viele Spielarten, sodass man über die Variations-breite ganze Studien abfassen könnte. Eines haben aber alle Richtungen gemeinsam: Sie verkörpern den Protest gegen gesellschaftli-che Normen und vermeintliches oder tatsäch-liches Unrecht. Bald nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann der Rock’n’ Roll seinen Sieges zug auf beiden Seiten des Atlantiks an-zutreten. Besonders Elvis Presley machte ihn

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auch unter Weißen salonfähig, die diese Musik bis dahin aufgrund ihres afroamerikanischen Ursprungs eher

negativ bewerteten. Sie wurde zur Ausdrucksform einer Generation, die

die Werte ihrer Eltern ablehnte und sich nach der vielbesungenen Freiheit sehnte.

Verschiedene Subkulturen wie die Hippies, Rocker und Popper entstanden. Im Rahmen der 68er-Bewegung der USA, der New Left so-wie der Hippie-Bewegung wurde Rock zum Sprachrohr im Kampf gegen Krieg, Kapitalis-mus und die äußeren Relikte einer christlichen Gesellschaft. Der Höhepunkt des musikali-schen Protests, das Woodstock-Festival, mit dem man sich ein kommunistisches Utopia aus freier Liebe und Drogen geschaffen hatte und welches Hunderttausende Menschen im Sommer 1969 im US-Bundesstaat New York zu Exzessen aller Art hinriss, wird noch heu-te nostalgisch verklärt und als Fest der „Lie-be und des Friedens“ hingestellt. Tatsächlich hatte es einen Mord, zahlreiche Verletzte und eine so bedenkliche Versorgungslage zu ver-zeichnen, dass ironischerweise ausgerechnet die US-Armee Ärzte und Notversorgung zur Verfügung stellen musste.

Die Popmusik, die bis in die 1970er-Jahre von der älteren Generation kritisch beäugt und von katholischen Würdenträgern verur-teilt wurde, ist mittlerweile salonfähig gewor-den. Als John Lennon, Frontmann der Bea-tles, 1966 behauptete, die Band sei beliebter als unser Herr, verlangte der damalige Papst, Paul VI., eine Entschuldigung, die er auch er-hielt. Im Jahr 2010 hingegen kürte die vati-kanische Tageszeitung l’Osservatore Romano

„eine Liste der Top Ten Rock & Pop Alben aller Zeiten“, darunter Michael Jacksons „Thriller“ und „Revolver“ von den Beatles.1

Wie ist nun die Pop-Musik aufgebaut und was macht ihre Anziehungskraft aus? Trotz ihrer großen Bandbreite und den zahlreichen Stilen kann man feststellen, dass bei einem Großteil der Stücke der Rhythmus oder Beat der Melodie übergeordnet ist, wobei ein star-ker Bass dominiert. Noch dazu bestehen viele Lieder aus Samples, gleichbleibenden Teilen, die in gewissen Zeitabständen wiederholt wer-den. Dasselbe gilt für den Refrain, der meist sehr einfältig ist und oft nur noch aus einigen Schlagwörtern besteht, worin die Hauptbot-schaft des Textes, sofern eine vorhanden ist, wiedergegeben wird. Sofern tatsächliche Ins-trumente (gegenüber Synthesizern und Beat-computern) benutzt werden, lässt sich eine starke Disharmonie feststellen, etwa bei dem „Gejaule“ einer E-Gitarre. Den besonderen Einfluss der starken Basslastigkeit, die den Hörer oft zu einer wie auch immer gearteten körperlichen Reaktion veranlasst, charakteri-sierte Michael Matt, Chefredakteur der ame-rikanischen Zeitung The Remnant bei einem Vortrag über Pop-Musik an einer Schule der Priesterbruderschaft St. Pius X. in passender Weise: „Wenn eure Mutter ein Stück Fleisch richtig weich kriegen will, was benutzt sie dann? Einen Hammer. Genauso wird von den ständigen Bässen (von Rapmusik) der Körper weichgeklopft.“ Die ständige Wiederholung tut ihr Übriges, der Hörer lässt sich irgend-wann „gehen“. Auch die Lautstärke spielt eine Rolle: Ab 90 Dezibel beginnt das Bauchgewe-be zu vibrieren, ein angenehmes Körperge-

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Let’s ta lk about pop musicvon Konstantin Stäbler

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ohne Frage auch zahlreiche offen homosexu-elle Rocker gab, wie etwa Freddy Mercury, der Frontmann der englischen Gruppe Queen, der an AIDS starb.

Ein weiteres Thema der Popmusik ist die Gewalt. Seit den 1980er-Jahren existiert eine Spielart des Rap, der Gangsta-Rap, der scham-los den Lebensstil von Drogendealern, Zuhäl-tern, Mördern und Straßenräubern in Ame-rikas Ghettos verherrlicht und als legitimen Ausdruck der Selbstverwirklichung darstellt. So schürte N.W.A. („Niggaz Wit Attitudes“) mit „f*** da police“ (1988) den Hass gegen die Polizei, im Refrain von „Show Discipline“ (2001) von Jadakiss wird zum Mord an den nächsten Verwandten aufgerufen, um nur zwei Beispiele aus einer Vielzahl von teils noch ab-artigeren Texten zu nennen. Es geht sogar so weit, dass der

Lebenslauf eines solchen „Künst-lers“ frisiert oder eine tatsächliche kriminelle Vergangenheit ständig betont wird (mit dem Placet der Plattenfirmen), um ihn der Hö-rerschaft als hartgesottenen Verbrecher zu präsentieren, wovon man sich höhere Ver-kaufszahlen erhofft. Dies ist beispielsweise der Fall bei Plattenmillionär Curtis „50 Cent“ Jackson, einem ehemaligen Drogendealer aus

dem Stadtteil Queens in New York, dessen „Markenzeichen“ es ist, neun Mal angeschos-sen worden zu sein. Die Gewalt beschränkt sich tatsächlich nicht auf die Musik; in den letzen zwei Jahrzehnten sind Dutzende Rap-per ermordet worden, darunter Tupac Amaru Shakur und The Notorious B.I.G., denen eine märtyrerhafte Verehrung entgegengebracht wird. Auch im deutschsprachigen Rap gibt es immer mehr Interpreten, die sich einer kri-minellen Vergangenheit rühmen. Man den-ke auch daran, dass Graffiti, eine Form des Vandalismus, der jährlich weltweit wohl Mil-liardenschäden verursacht, als sogenanntes Element der Hip-Hop-Kultur zur Kunstform erhoben wurde.

Die Verherrlichung von Gewalt beschränkt sich aber nicht nur auf das Genre Rap, sondern ist auch ein Element des Hard Rock. Man betrachte nur einmal die Bühnenshow einer x-beliebigen Rockband. Dabei werden Gitarren zerschmettert, Boxen eingetreten etc. Selbst-verständlich schlägt sich diese Zerstörungswut auch hier in den Texten nieder. Die Band-mitglieder von Marylin Manson tragen alle die Namen von Se-rienmördern, darunter auch die der Mitglieder der berüchtigten Manson Family, die in den spä-ten 1960er -und frühen 1970er-Jahren in Kalifornien Angst und Schrecken verbreiteten und einen bleibenden Eindruck

in der linken Bewegung und der Popmusik Amerikas hinterließen. Die Gewalt reicht in manchen Fällen bis zur Selbstzerstörung. So wird der Selbstmord in Liedern von zahlrei-chen Künstlern wie etwa Ozzy Osbourne oder Grateful Dead glorifiziert. Eine morbide, den Tod glorifizierende Subkultur ist die Folge. Grunge-Musiker Kurt Cobain ist wohl der pro-minenteste in einer langen Liste von Popmu-sikern, die Selbstmord begangen haben.

fühl stellt sich ein. All diese Faktoren spielen zusammen, um die Selbstbeherrschung, die jeder Katholik wahren soll, gänzlich abzubau-en.2

Man darf in diesem Zusammenhang natür-lich auch einen wesentlichen Aspekt der Pop-musik nicht außen vor lassen, und zwar den Tanz. Wenigen Katholiken selbst ist bewusst, dass acht Konzilien jeglichen Tanz, selbst bei Hochzeiten, unter die Strafe der Exkommu-nikation gestellt haben.3 Der hl. Augustinus sagte sogar, dass „die Männer besser daran täten, am Sonntag zu pflügen, und die Mäd-chen, zu spinnen, als auf den Tanz zu gehen; das Übel wäre geringer“4. Daher geht von der Popmusik eine noch größere Gefahr für das Seelenheil aus, da sie unweigerlich zum Tanzen animiert. Kaum ein Mensch kann sich basslastige, schnelle Popmusik anhören, ohne dabei irgendeinen Teil des Körpers rhyth-misch bewegen zu wollen und sei es bloß durch Kopfnicken. Betrachtet man einmal, wie Disco-Gänger zu Electro, sprich Techno, tanzen, so stellt man schnell fest, dass es sich dabei nur noch um ein zombiehaftes Zucken zum Beat handelt, welches von sporadischem Gejohle begleitet wird. Der Rock ’n’ Roll-Tanz mit seinen sehr anzüglichen Bewegungen ist sogar als Sportart etabliert. Der Tanz poten-ziert die Wirkung der Popmusik und so ist es leicht zu erklären, warum so viele Tanzbe-kanntschaften später zu Verstößen gegen das 6. Gebot führen.

Eine unterschätzte Gefahr stellen auch die Texte dar, besonders in unserer Zeit, in der immer mehr Menschen Englisch, die Lingua franca des Pops, verstehen. Bei ruhigeren Soul- oder R&B-Stücken wird zu romantischen Träumereien oder Melancholie eingeladen, die Beziehung zwischen Mann und Frau wird als niemals endendes Verliebtsein präsentiert,

wobei Gefühle und Sexualität klar in den Vor-dergrund gerückt werden. Die Gefahr, dass ein Katholik, der diese Musik konsumiert, sich ein vollkommen falsches Bild von der Ehe macht und falsche Kriterien bei der Gattenwahl an-wendet, liegt auf der Hand. Was allerdings viel schwerer wiegt, ist die Gefahr für die Keuschheit, die von solchen Texten ausgeht. So etwa beschreibt Soulsänger Marvin Gaye in dem Stück „Sexual Healing“ (1982), dass er eine bestimmte Dame Tag und Nacht anrufen kann, um durch Geschlechtsverkehr seine De-pressionen zu „heilen“. Allerdings stehen die weiblichen Popstars den Männern in nichts nach – „Sex sells“ ist schließlich eine der Losungen der Popbranche, und emanzipierte Frauen, die ihre Se-xualität ausleben, sind gewünschte Vorbilder. Je we-niger sie in Videos oder bei Konzerten tragen und je ver-ruchter die Lieder sind, desto besser. Besonders weibliche Künstler betonen häufig, dass sie voll-kommen unabhängig sind und Männer nur für den Geschlechts-akt brauchen. Die Ge- schlechterrol-len werden durch die Musik vollkommen per-vertiert, in Hardrock- oder Rap-Liedern sind Frauen nur noch Sexualobjekte, oft nimmt der Musiker die Rolle eines Zuhälters an. Das andere Extrem ist, dass Künstler sich betont weiblich geben, wie etwa Prince, der gar singt „I’m not a woman, I’m not a man“, und es

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Ein Mittel der Selbstzerstörung, das von den meisten Künstlern in allen Sparten der Pop-musik verherrlicht wird, ist der Drogen- und Alkoholkonsum. So sagte John Lennon, dass er nach eigenen Schätzungen auf über 1000 LSD-Trips war. Auch die Boulevardpres-se weiß ständig zu berichten, welcher „Star“ nun wieder in einer renommierten Entzugs-klinik eingecheckt hat. In manchen Liedern werden Drogen sehr offensichtlich besun-gen, so etwa in „Heroine“ von Velvet Under-ground, während die Botschaft bei anderen Liedern kryptisch verschlüsselt ist, wie etwa „Mary Jane“, Rick James‘ Ode an Marihuana. Je nach Genre unterscheidet sich der Drogen-konsum der Hörer und Interpreten in den be-vorzugten Sub stanzen: Rocker greifen oft zu Kokain, Heroin oder LSD, während Techno stark mit Ecstasy assoziiert wird; bei Rap und anderen afroamerikanischen Musikrichtun-gen wird meist Marihuana konsumiert. Durch bestimmte Musikgenres haben manche Dro-gen gar eine ungeahnte Verbreitung gefun-den; so zum Beispiel in den südlichen USA, wo der Konsum von verschreibungspflichti-gem codeinhaltigen Hustensaft von dortigen Rappern propagiert wird. Das als Rauschmit-tel missbrauchte Medikament, dessen Kon-sum zum Tod durch Herz- und Atemstillstand führen kann, haben nach offiziellen Angaben 8 Prozent aller texanischen Highschool-Schü-ler bereits einmal konsumiert.5 Nicht zuletzt gibt die große Zahl von Personen aus der Mu-sikbranche, die an den Folgen von Drogen-missbrauch verstorben sind, Zeugnis von der engen Verbindung zwischen moderner Musik und Drogenkonsum.

Besonders auf Konzerten sind die Folgen der Indoktrination erkenntlich: So geben 15 Prozent der Personen, die schon über fünf Rockkonzerte besucht haben, Drogenprob-

leme an. Rock-„Ikone“ David Bowie sagte einmal: „Das Dritte Reich war wie ein Rock-Konzert“6. Dies mag zwar eine grobe Über-treibung sein, doch handelt es sich auch bei den Rockkonzertteilnehmern um eine gleich-geschaltete Masse, die ihren Einpeitschern, den Interpreten, bedingungslos gehorcht. So springen Zehntausende bei Festivals wie „Rock im Park“ auf und ab, wenn es auf der Bühne vorgemacht wird. Man denke auch an das vollkommen besinnungslose Gekreische junger Mädchen, wenn sich ihr vergöttertes Idol von der Bühne zu ihnen herunterbeugt. Die Bühnenshow wird genutzt, um die Musik visuell zu verstärken, sie ist oft surreal und dämonisch. Die Band Rammstein (benannt nach der Katastrophe bei der Flugschau auf der gleichnamigen US-Airbase) verwendet beispielsweise massive Flammenwerfer, die allen Bandmitgliedern vor den Mund (!) ge-schnallt werden, sodass es aussieht, als wür-den sie Feuer spucken. In vielen Fällen ent-lädt sich die Spannung je nach Genre auch in Gewaltexzessen, so bilden sich bei Rock-konzerten sogenannte Moshpits, kreisförmige Ansammlungen von Konzertteilnehmern, die sich gegenseitig anspringen und herumschub-sen, was nicht selten in Schlägereien endet. Die Neuauflage des Woodstock-Festivals im Jahr 1999 musste wegen heftiger Ausschrei-tungen abgebrochen werden. Aber auch die Musiker selbst halten sich in der Regel nicht zurück; so werden Fans, deren Benehmen dem Künstler missfällt, oft beleidigt oder mit Gegenständen beworfen. Der französische Rap-Star Booba warf eine Whiskeyflasche auf einen Konzertgast, der ihn mit Pfiffen und Be-leidigungen provoziert hatte. Aber oft geht es noch viel weiter: So belästigte Schock-Rocker Marylin Manson im Jahr 2000 einen Security-Guard während eines Konzerts sexuell.

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Ein anderes visuelles „Hilfsmittel“ zur Ver-breitung der modernen Musik sind Videos, die ihren Siegeszug in den späten 1970ern be-gannen und deren Produktion heute zum Teil mehrere Millionen Euro pro Video verschlingt. Sie stellen in aufwendiger Weise eine vollkom-men überzeichnete Scheinwelt da, die je nach Genre eine hedonistische, depressive oder ge-walttätige Stimmung erzeugt. So darf in den

meisten Rap-Videos nicht der obligato-rische Pulk von so gut

wie un-

b e -kleideten Frauen feh-len, die sich auf schlimmste Weise selbst erniedrigen. Luxuskarossen, überbor-dender, stark funkelnder Schmuck (Bling-Bling genannt), teure Spirituosen und vollkommen enthemmtes Verhalten gehören zum guten

Ton, und so liegt es nahe, dass viele Fans nach eben diesen Gütern streben oder sich so verhalten, wie es ihre Idole vormachen. Zur Verbreitung dieser Propaganda haben sich in den letzten drei Jahrzehnten zahlreiche große Musiksender mit zahlreichen Ablegern entwi-ckelt, angeführt von MTV, welcher neben Mu-sikvideos auch höchst unmoralische Reality-Sendungen ausstrahlt.

Wie eingangs schon erwähnt, ist die Pop-musik alles andere als unpolitisch. Musik wurde von jeher als Mittel für politische Zwe-

cke genutzt, man denke nur an Kriegs-lieder oder Parteihymnen. Die Popmusik war seit ihrer Er-findung stets das Sprachrohr der Revolution. „Imagine“ von John Lennon transportiert nach seinen eigenen Worten die Botschaft des Kommunisti-schen Manifests, und zwar „in Zuckerwatte verpackt“. Die links-extreme amerikanische Rockband Rage against the Machine (RATM) verbrennt die US-Flagge auf der Bühne. Sie zieht ihre Inspiration aus den Werken des linken Gurus Noam Chomsky und gibt sich auch sonst betont antikapitalistisch, wäh-rend sie gleichzeitig von der Plat-tenfirma Epic Records Millionen kas-siert. Sicher nehmen nicht alle Bands ähnlich extreme Positionen ein, doch gibt es genug Popstars, die mit ihrem politischen Engagement stets linke Po-sitionen vertreten. So sprach sich eine schier endlose Liste von Musikern in den Medien für die Präsidentschaft von Ba-rack Obama aus. Politiker bedienen sich auch gerne selbst der Massenwirkung von Popmusik. In Deutschland gibt es die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands

(APPD), eine obskure Kleinpartei, die aus der Punk-Subkultur entstanden ist. Die FDP machte während ihres „Spaßwahlkampfes“ Werbung unter den Besuchern der Berliner

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Love-Parade, die man als „ein bedeutendes kulturelles Ereignis und eine eindrucksvolle Jugenddemonstration für Frieden und Frei-heit“7 bezeichnete. Horst Seehofer, seines Zei-chens bayerischer Ministerpräsident, traf mit dem Rapper Bushido, dessen Alben teilweise auf dem Index stehen, zusammen, um eine neue Hymne für die Christlich Soziale Union (CSU) zu texten. Allein dieses Beispiel reicht, um die Korrelation zwischen Popmusik und Werteverfall zu verdeutlichen.

Betrachten wir zuletzt die Position der Popmusik und ihrer Interpreten zur Religion, insbesondere zum Christentum. Ohne Zwei-fel gibt es zahllose Popmusiker, die sich als „Christen“ bezeichnen und dies auch in ihren Liedern thematisieren. Kanye West, ein Rapper aus Chicago, singt in „Jesus walks“ (2004) „I ain‘t here to argue about his facial features, But here to convert athe-ists into believers” („Ich bin nicht hier, um über Sein Aussehen zu streiten, sondern um Atheisten zu Gläubigen zu machen“). Gleichzei-tig legt West – wie viele sogenannte Christen in der Musikbranche – einen alles andere als christlichen Lebenswandel an den Tag. Diesem zumindest nominel-len Christentum steht der zum großen Teil antichristli-che Rest der Popwelt gegen-über. Madonna, der mittlerwei- le betagte Popstar der 1980er- und 1990er-Jahre, wurde in eine katholische Familie geboren, fiel vom Glauben ab und machte später häufig mit ih-ren blasphemischen Videos und Bühnenshows auf sich aufmerksam, sodass Papst Johannes

Paul II. Katholiken den Besuch ihrer Konzer-te verbot. Heute gehört sie der obskuren jü-dischen Kabbalah-Sekte an. Die Beatles läs-terten Christus und behaupteten überheblich, dass das Christentum untergehen würde, dass Christus zwar nett war, seine Apostel aber alles langweilige, normale Kerle gewesen sei-en. Der Wu-Tang Clan, eine New Yorker Rap-Gruppe, die sich vor allem aus Mitgliedern der pseudoislamischen Sekte Five Percent Nation rekrutiert, stellte während des Pontifikats Jo-hannes Pauls II. die krude Verschwörungsthe-orie auf, der Papst wolle sie ermorden lassen. Zahlreiche Rapper bekennen sich zum Islam oder einer der vielen afroamerikanischen Ab-wandlungen, die in den 1960er- und 1970er-J a h r e n entstanden. Der

berühmteste mus-limische Musiker ist wohl der Brite Cat Stevens, nach seiner Konversion als Yusuf Islam bekannt, dem Sympathien für islamische Ter-roristen nach-gesagt wer-den. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Bands, be-sonders in der Sparte

Heavy Metal, die eindeutig satanistisch inspiriert sind. Dies geht sehr

deutlich aus Bandnamen wie Black Sabbath, Deicide oder Judas Priest hervor, um nur einige zu nennen. Der Teufel wird von diesen Bands verherrlicht, schreckliche Wahrheiten wie die ewige Verdammnis werden verlacht oder gar als wünschenswert dargestellt.

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Anmerkungen1 http://www.polkarobot.de/2010/02/18/die-top-10-

rock-alben-aller-zeiten-vom-vatikan/ ; Matt, Michael J.: L’Osservatore Romano. An Inter-

national Scandal, in: http://www.remnantnewspa-per.com/Archives/2010-02-mjm-popes-newspa-per.htm, 12.3.2010

2 Miehling, Klaus: Gewaltmusik – Musikgewalt: Po-puläre Musik und die Folgen. Würzburg (Königs-hausen & Neumann) 2006, S. 425

3 Couvert, Abbé H.: Der Sonntag und die Woche in Ars zur Zeit des sel. Vianney – samt einer Studie über seine Predigtweise. Freiburg/CH (Canisius Druckerei) 1914, S. 93

4 Ebenda, S. 92

5 Leinwand, Donna: DEA warns of soft drink-cough syrup mix, in: http://www.usatoday.com/news/nation/2006-10-18-lean_x.htm?csp=34, 19.10.2006; zugegriffen am 25. August 2010, 11.49 Uhr

6 Miehling, Klaus: Gewaltmusik – Musikgewalt: Po-puläre Musik und die Folgen. Würzburg (Königs-hausen & Neumann) 2006, S. 330

7 Leuschner, Udo: Die FDP mutiert zur „Spaßpartei“. Ein neoliberaler Einpeitscher entwirft für Mölle-mann und Westerwelle die neue Wahlkampfstra-tegie, in: Geschichte der FDP (37), 14. Bundes-tag 1998–2002, in: http://www.udo-leuschner.de/liberalismus/fdp37.htm, zugegriffen am 25. August 2010, 11.59 Uhr

8 http://www.orden-online.de/wissen/w/wolf-not-ker/, zugegriffen am 25. August 2010, 12.04 Uhr

Was all dies jedoch weit übertrifft, ist der Einzug der Popkultur in die Kirche. Der Welt-jugendtag erinnert zunehmend an ein gigan-tisches Woodstock, jede Papstaudienz wird von schreienden und weinenden Mädchen begleitet. Am diesjährigen Ministrantentag in Rom (über 50.000 Teilnehmer) machten die Messdienerinnen und Messdiener eine Po-lonaise über den Petersplatz oder übten die Laola-Welle. Rock- oder Disco-Messen gehö-ren mittlerweile zum „ganz normalen“ No-vus Ordo-Repertoire, sodass sich mancher Kardinal nicht scheut, sie zu „zelebrieren“. In St. Louis, USA steht eine „Rock-Kirche“, St. Alphonsus Liguori, die sich auf die Rock-Liturgie spezialisiert hat. Der Erzabt der Be-nediktiner von St. Ottilien, Notker Wolf, hat gar eine eigene Rockband gegründet und be-kennt freimütig, dass „Highway to Hell“ von AC/DC eines seiner Lieblingslieder sei, da der Aufstand gegen das Establishment in solchen Liedern sehr nah am Evangelium sei.8 Die postkonziliare Kirche hat zwar nicht Christus in die Welt gebracht, es dafür aber geschafft, die Verkommenheit der Welt in die Kirche zu holen.

Wie sollte man sich als Katholik nun ge-genüber Popmusik verhalten. Angesichts der überaus großen Gefahren für das Seelenleben kann ich nur aus eigener Erfahrung als Kon-vertit raten, sich davon fernzuhalten – und zwar völlig. Es mag zwar das eine oder an-dere Lied geben, das harmlos scheint, doch kommt man schnell in den überaus mächti-gen Bann dieser Musik, die einer zutiefst anti-christlichen Bewegung entstammt. Man kann sich nicht vorstellen, dass große Heilige wie der Pfarrer von Ars oder Theresia von Lisieux sich zur Zerstreuung Popmusik angehört hät-ten. Sie hätten darin wohl das Sprachrohr der Hölle gesehen. Es ist eine Krankheit der heu-tigen Menschen, immer den Lärm zu suchen und die Stille zu meiden, wenngleich diese für das geistige Leben notwendig ist. Man darf sich als Katholik nicht der Welt anpassen und schon gar nicht als Werkzeug in der Massen-

bewegung der Popmusik dienen, die in solcher Weise zum moralischen Verfall der westlichen Welt beigetragen hat. Man kann als Katholik vielmehr mit Stolz auf eine lange musikali-sche Geschichte zurückblicken, die Gregori-anik, eine darauf folgende reiche Palette ver-schiedenster Gattungen geistlicher, vom wah-ren Glauben getragener Musik, altehrwürdige Kirchenlieder usw. Seien wir keine Heuchler, die den Modernismus und den allgemeinen Werteverfall anprangern und gleichzeitig im stillen Kämmerlein die Propaganda der Welt konsumieren. Besinnen wir uns lieber auf die zwei Jahrtausende katholischer Kultur, die keiner überflüssigen, wie auch immer gearte-ten Ergänzung durch Popkultur bedarf!

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Nach sorgfältiger Planung und großartigem Einsatz konnten wir dieses Jahr den Gläu-bigen von Graz zu Weihnachten eine große Freude bereiten. Zu den neuen Krippenfigu-ren gestalteten wir eine Krippenlandschaft, die die gesamte Seitenkapelle (5,7 Meter Brei-te!) einnimmt.

Voll Eifer machten wir KJBler uns an das Werk, ein Konzept der Landschaft zu entwer-fen: Das Fundament der Berge wurde mit Sty-ropor gelegt, dem folgte eine Schicht Kleister, welchen wir zusammenmischten und auf das Styropor klatschten. Während die einen alle Steine einzeln auf die Plastikunterlage für den entstehenden See und Wasserfall klebten, wurden die Berge von anderen gegipst und bemalt. Nachdem das Rohgerüst stand, wurde die Werkstätte in die Kirche verschoben, wo es nun an die Feinarbeit ging. Dort kreierten wir mit Moos die Wiesen, legten Wege und gestalteten den Wald. Auch die elektrische Beleuchtung wurde eigens entworfen und an Ort und Stelle ausprobiert. Zuletzt wurden die Figuren in die Landschaft eingebettet.

Zentrum des ganzen Geschehens bildet die Krippe mit der Heiligen Familie. Im Stall befinden sich aber nicht nur Ochs und Esel – in Österreich dürfen auch Schwalben, Katzen und Tauben das geheimnisvolle Mysterium der Geburt Christi hautnah miterleben.

Eine Hirtengruppe, umgeben von Scha-fen, wird plötzlich von einer Stimme aus dem Schlaf gerissen: Ein Engel verkündet die fro-he Botschaft der Geburt unseres Herrn. Die Hirten springen auf und machen sich auf den Weg, das Jesuskind in der Krippe zu suchen, nur ein Hirte kämpft noch mit dem Schlaf.

Ob wir auch so ein schlafender Hirte wären, wenn Christus uns riefe?

Neben den selbst gebastelten Bergen, Wie-sen und Wäldern bildet der Wasserfall mit echt fließendem Wasser, welches in einen Teich mündet, einen besonderen Anziehungs-punkt. In und am Wasser tummeln sich Tiere wie Frösche, Enten und Biber. Aber auch der Wald birgt seine Schönheiten: Erst bei genau-erem Hinsehen kann man das Eichhörnchen am Tannenwipfel und den Uhu am Baum her-vorlugen sehen sowie den Fuchs, der seine Beute in Sicherheit bringt, erspähen.

Doch auch anderes kleines und großes Ge-tier bringt den Betrachter zum Staunen – da-nach muss man jedoch zunächst suchen! Denn ob Maus mit Käse oder Maulwurf, Schnecke oder Igel – alles ist gut in die Landschaft ein-gebetet und nur nach genauerem Hinschauen zu entdecken.

Ob Ihr die Tiere wohl auch auf den Fotos erblickt? Wenn nicht, dann besucht uns doch einfach nächstes Jahr zu Weihnachten – dann kann die Entdeckungsreise losgehen!

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Weihnachtskrippeder KJB Graz

von Theresia Mayr

Winterlager2010/11

enn das neue Jahr beginnt,Ist man in Lienz geschwind.

Nicht zu glauben, 16 an der Zahl!Treue, lebensfrohe KJBler aus Österreichs Alp’ und Tal.Etliche Skipisten wurden in rasender Geschwindigkeit ausprobiert,Ruhmvoll wurde der Beste beim Wettrennen gekürt.Längst geht dem Pater die Puste aus,Aber wir Österreicher halten aus!Geschosse um die Ohren brausen,Einige Schneemänner flüchtend die Piste hinuntersausen.Ruhe kehrt erst am Abend ein, wo wir bei Spiel und Spaß beisammen sein.

Lobsingend ziehen wir mit Fackeln zur Marienbergkapelle,Ist sie doch die Mittlerin der Gnade und der Lebensquelle.Ein jeder Tag mit dem heiligen Messopfer begann,Natürlich man durch Rosenkranz und Vortrag viele Gnaden gewann.Zum Schluss noch einen herzlichen Dank,

dem Pater Suter aus dem Schweizer Land!

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von Theresia Mayr

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Warum um alles in der Welt auf die Philippinen? Kurz vor meinem Seminareintritt wollte ich noch einmal etwas ganz Großes unternehmen. Zu dieser Zeit hielt der Distriktobere von Asi-en, Pater Daniel Couture, in unserem Priorat einen Vortrag über das Wirken der Priester-bruderschaft St. Pius X. in Asien. Dieses Wir-ken besteht weitestgehend in Missionsarbeit. Eigentlich kann man sagen, dass Asien gleich Mission sei. Anschließend fragte ich ihn, ob ich dort auch mal hinkönnte. Wo könnte man mich gebrauchen? Die Antwort war: in Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Dort gibt es ein me-dizinisches Hilfsprogramm, das sich Rosa Mysti-ca nennt. Dieses wird von gläubigen Laien der Priesterbruderschaft organisiert, von Ärzten und Krankenschwestern. Verantwortlicher Leiter ist der französische Arzt Jean-Pierre Dickès. Nach einer anschließenden Korrespondenz mit Pater Couture per E-Mail zur Klärung noch verbliebe-ner Fragen, entschloss ich mich dann zur Teil-nahme an diesem Programm, buchte den Flug und flog am 23. Juli 2010 Richtung Manila. Nach ca. 19 Stunden Flug und einer Übernachtung in Katar (in der Nähe Saudi-Arabiens) landete ich am Sonntagmorgen in Manila. Während ein paar weiteren Stunden Wartens schloss ich Bekannt-schaft mit einem philippinischen Jugendchor, der mit mir geflogen war, schließlich wurde ich dann von der Sekretärin von Rosa Mystica abge-holt. Und nun begann das Abenteuer ...

Ich wurde sofort raus aus Manila ins nördli-che Bergland gefahren, in das kleine Dorf Sam-paloc. Es war bereits dunkel. Meine Unterkunft war ein kleines Zimmer in einem Haus, in dem

die Priester und Seminaristen schlafen. Aber ich war doch noch gar kein Seminarist! „Macht nichts!“, antwortete man mir. „Du willst es doch werden, oder?“ In Sampaloc teilt man sich das Zimmer in der Regel mit Hunderten oder auch Tausenden anderer Bewohner, und zwar mit der herrlichsten Fülle aller Arten tropischer Insek-ten, von winzigen Ameisen angefangen bis zu handtellergroßen Kakerlaken. Nun ja, es war je-denfalls nicht langweilig. Nach ein paar Tagen bekam ich dann einen menschlichen Mitbewoh-ner ins Zimmer zugewiesen, einen jungen Mann aus Südkorea. Gleich am ersten Tag wurde ich in meine Aufgaben in der Mission eingeführt: Da ich keine medizinische Ausbildung hatte, bekam ich einen relativ leichten Job: Ich wurde der Aufse-her für das Eingangsareal des Missionsgeländes. Als so einfach erwies sich diese Aufgabe aber dann doch nicht, denn es mussten der Eingang kontrolliert, die Warteplätze organisiert und der Fluss der Patienten zu den Ärzten koordiniert werden. Ich bekam ein kleines Team von Leuten zugeteilt, mit denen gemeinsam diese Aufgabe zu meistern war. Zur Herausforderung wurde sie, wenn einer der für die Philippinen in dieser Jahreszeit typischen Regengüsse einsetzte. Dann hieß es, schnell die Patienten umzusetzen und Regenplanen aufzuspannen. Wir müssen täglich mehrere Hundert Patienten gehabt haben, und zwar kranke Kinder, Zahnkranke, Augenkranke und „gewöhnliche Kranke“ (also Fälle für den Allgemeinmediziner) sowie einige Notfälle. Die Ärzte (Franzosen, Amerikaner, Koreaner und Philippinen) waren jeden Abend total fertig. Der Arbeitstag dauerte von 8 Uhr morgens (nach der

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hl. Messe) bis ca. 7 Uhr abends. Danach war gemeinsames Abendessen mit Besprechung und gemütlichem Ausklang im Kreis der „Missiona-re“. Das medizinische Hilfsprogramm dauert je-weils zehn Tage. An mehreren Tagen war Pater Couture selber tatkräftig dabei. Neben dem me-dizinischen Programm nutzten die Schwestern der Bruderschaft und einige Priester die Warte-zeiten der Patienten, um ihnen Katechese zu er-teilen oder das Skapulier aufzulegen. Interessant war zu bemerken, wie sich die kleine Kapelle jeden Morgen zur hl. Messe immer mehr füllte. An den letzten Tagen mussten die Einwohner vor der Kapelle stehen, weil drinnen alle Plät-ze bereits belegt waren. Man merkte deutlich, wie diese Mischung aus medizinischer Hilfe und Apostolat Frucht brachte und die Menschen zum Glauben führte.

An einem der Tage fuhr eine kleine Gruppe von uns zu einem „Einsatz“ ins tiefere Bergland zu einem Eingeborenenstamm namens Etas. Dieser wurde vor ca. 20 Jahren von einer ein-zigen Ordensfrau missioniert. Diese Eingebore-nen waren vorher alle heidnisch. Dank der Ar-beit von Schwester Eva aber sind mittlerweile 80 Prozent der Stammesbewohner getaufte Ka-tholiken. Obwohl die Schwester zur Amtskirche gehört, hat sie ein gutes Verhältnis zu unseren Missionaren. Sie fahren regelmäßig dorthin und zelebrieren dort die hl. Messe für sie und die Einheimischen, vor allem für die Kinder, die in der Nähe eine kleine von Schwester Eva gegrün-dete Schule besuchen.

Nach diesen zehn Tagen durfte ich den Rest meines Philippinen-Aufenthaltes im Priorat in Manila verbringen. Das war dann mehr Erho-lung. Mir wurde diese riesige Stadt ein wenig gezeigt (20 Millionen Einwohner allein in der In-

nenstadt) und ich hatte Zeit, Freunde zu finden. Während einer Woche reiste ich noch mit einigen Bekannten auf die benachbarte Insel Bohol zum Vorseminar, das die Bruderschaft dort unterhält. Auch hier durfte ich interessante Menschen ken-nenlernen. Die Schwestern der Bruderschaft, die auf dieser Insel ihr Haus haben, zeigten mir an einem Tag die Hauptstadt der Insel, in der es auch eine wundertätige Muttergottesstatue gibt. Während ich dort war, organisierte die Bru-derschaft eine größere Wallfahrt zu einer etwa 20 Meter hohen Muttergottesstatue mit integrier-ter Kapelle, wo der Regens des Vorseminars, ein Südafrikaner, ein Hochamt zelebrierte.

So war mein Aufenthalt auf den Philippinen eine Mischung aus Mission und Urlaubsreise, während aber auch Letztere sehr lehrreich war. Die Laien der Bruderschaft sind dort unglaub-lich aktiv und eifrig im Apostolat. Es gibt mehre-re nationale katholische Jugendorganisationen. Für die erwachsenen Männer gibt es die Ritter Unserer Lieben Frau, die für das soziale Christ-königtum kämpfen. Der Glaube auf den Philippi-nen ist sehr lebendig. Die einflussreichste Grup-pe ist wohl die Legio Mariae, die es mittlerweile im Rahmen der Tradition schon auf mehreren Kontinenten gibt (leider noch nicht in Europa). Durch ihre intensive missionarische Tätigkeit hat die Legio Mariae auf den Philippinen bereits mehrere Gemeinden gegründet. Es ist der aus-drückliche Wunsch Bischof Fellays, dass dieses Werk auf der ganzen Erde verbreitet werde.

Abschließend kann ich nur noch jedem an-raten, dem Zeit und Kraft zur Verfügung stehen, auch einmal in die Mission zu gehen. Es ist eine Erfahrung, die für das Leben prägt. Jesus hält so viel für uns bereit, wir müssen es nur anneh-men.

Von einem Missionsaufenthalt auf den Philippinen – von Volker Schultze

Magandang umága! – Guten Tag!

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Unkraut wächst nicht nur im eigenen Garten und muss dort entfernt werden, sondern – man höre und staune – in einem Klostergarten genau-so gern oder vielleicht sogar noch lieber?

Da es meistens nicht genügend Ordensleute gibt, benötigen Klöster Hilfe von sogenannten Wohltätern/innen. In unserem Fall war das der Karmel St. Josef in Brilon-Wald.

Da es für uns das erste Mal war, waren wir leider noch nicht sonderlich zahlreich. Um noch weiteren KJBlerinnen ein bisschen Mut zum Mit-helfen zu machen, hier nun der folgende kurze Bericht:

Irgendwie war es schon spannend, die fol-gende Woche an einem Ort zu verbringen, den man nur von außen oder von Erzählungen her kannte, und selbst dann sind die meisten Berich-te sehr unterschiedlich – ein Ort der Askese, der Stille, ein Garten Gottes.

Ich persönlich stellte mich irgendwie auf all das ein, wobei mir der letzte Vergleich am bes-ten gefällt, denn schließlich traf ich mich in Bri-lon-Wald mit anderen fleißigen Händen, um den Karmelschwestern bei der Pflege ihres Grund-stücks zu helfen.

Am Bahnhof angekommen, wurde eine jede von uns ganz herzlich von Sr. Maria Magdale-na, der einzigen Außenschwester des Karmels, am Bahnhof von Brilon-Wald abgeholt und be-grüßt.Diese freundliche Außenschwester war es auch,

welche die gesamte Zeit unseres Aufenthalts für alle unsere Bedürfnisse und die vielen wissbe-gierigen und dringenden Fragen, welche sie alle gerne beantwortete, zuständig war.

Unter munterem Plaudern erreichten wir das Kloster. Als ich die Türe meines mir zugewiese-nen Zimmers öffnete, staunte ich nicht schlecht, denn es stand dort auf dem Schreibtisch ein herrliches duftendes und farbenprächtiges Blu-mengesteck! Was für ein lieber Willkommens-gruß!

Überhaupt – das sollten wir in den nächsten Tagen noch merken – hätte man sich keine auf-merksameren Gastgeber denken können als die Karmelitinnen.

Man fühlte sich von allen Seiten umsorgt, die Mahlzeiten waren reichlich und fein, die Betten warm und Freizeit und Pausen gab es natürlich auch, wo man die Ruhe und die Landschaft z.B. bei einem Spaziergang genießen konnte, ein Mittagschläfchen machte oder einfach nett zu-sammensaß.

Brilon-Wald liegt sehr idyllisch und – wie der Name vermuten lässt – tatsächlich auch in einer sehr bewaldeten Gegend.

Hinter der Kapelle fließt ein munterer Bach, welcher auch durch die Klosteranlage plätschert. Der feuchte Boden ist ein idealer Ort für junge Pflänzchen aller Art und auch die Brombeerran-ken gedeihen dort bestens. So begaben wir uns

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auch voller Tatendrang gleich nach dem Früh-stück in den Garten, welcher sich als durchaus weitläufig erwies.

Zuvor hatten wir um 8 Uhr die Gelegenheit genutzt, zur hl. Messe zu gehen, und manch eine Frühaufsteherin hatte bereits sogar an der Prim, das heißt dem kirchlichen Morgengebet der Schwestern teilgenommen – eine sehr schö-ne Erfahrung, leiten die jeweiligen Psalmen den neuen Tag doch auf eine ganz eigene und erha-bene Weise ein.

Unser Wirkungskreis im Garten befand sich auf der anderen Seite des Baches. Zu unserer Freude ließ sich dort das Unkraut auch nahezu mühelos entfernen, was zu ersten Erfolgserleb-nissen führte. Wäre der Garten im Verhältnis zu unserer bescheidenen Anzahl nicht ganz so groß gewesen, wir wären im Nu fertig gewesen. So aber legten wir die Philosophie „gut Ding will Weile haben“ an den Tag und näherten uns ste-tig unserem Ziel, welches das andere Ende des Gartens war und welches wir bei dieser Garten-aktion leider nicht erreichen sollten …

Während unsere Hände mit Zupfen und Rup-fen beschäftigt waren, plätscherten munter un-sere Unterhaltung, der Bach oder gelegentlich ein erfrischender sauerländischer Regen, der ei-nem unter den Bäumen jedoch nichts anhaben konnte und unsere gute Laune in keinster Weise zu trüben vermochte. Kaum waren jedoch die ersten Tropfen gefallen, kamen zwei aufmerk-same Schwestern und geleiteten uns sicher ins Trockene.

Und so gelangten wir aus dem Klausurbe-reich der Karmelschwestern über die sogenann-te Schleuse zu Sr. Maria Magdalena und heißem Tee zurück.

Es würde wirklich den Rahmen dieses Kurz-berichts sprengen, wenn ich alles im Detail be-richten wollte. So sei nur noch kurz über die anderen Tage gesagt, dass zum Beispiel nicht

nur der Garten, sondern auch das Priesterhaus von den Schwestern in Schuss gehalten werden muss und angesichts der ungewissen Wetterlage die Fenster des Hauses dank unserer Mitarbeit bald wieder in neuem Glanz blinkten.

Hauptsächlich waren wir jedoch an der fri-schen Luft, wo wir zum Beispiel den Umgang mit der Sense erlernten, beinahe in den Bach fie-len und wegen allem und nichts lachen mussten. Denn Klosterluft, das muss man wissen, macht absolut leicht ums Herz!

Es gäbe noch so viel zu berichten, angefangen von dem treuen Klosterhund über gute Gesprä-che bis hin zu der tiefen Verbundenheit mit den Schwestern, welche unsere eigenen Anliegen im Gebet zu den ihrigen machen – aber alles wollen wir Euch nun auch wieder nicht verraten.

Vielleicht findet ja die eine oder andere von Euch Gefallen bei dem Gedanken an eine schöne unbeschwerte Zeit mit Gleichgesinnten an frischer Luft – alle, die bereits dabei waren, können bestätigen, dass so eine Karmelgarten-Woche etwas ganz Besonderes ist.

Zudem wäre es schön, wenn der Garten die-ses Jahr unkrautfrei werden würde, d. h., dass wir tatsächlich das andere Ende des Gartens er-reichen würden.

Doch dafür sollten wir etwas mehr Helfer sein!

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen sowie auf jeden neuen grünen Daumen.

Bis zum Sommer!

P. S.: Der genaue Termin wird noch bekannt ge-geben, aber den August kann man sich schon einmal vormerken! Genauere Informationen gibt es zudem bei Antonia Feuchtenberger, der Ihr gerne unter [email protected] schreiben könnt.

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Wer will fleißige KJBlerinnen seh’n,

der muss mit zum Jäten geh’n!von Antonia Feuchtenberger

K A R M E L G A R T E N

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Eine Woche lang kamen letzten Sommer acht KJB-Männer nach Reichenstein in der Eifel. Dort gab es im wahrsten Sinne des Wortes Berge zu versetzen. Denn es ist noch viel zu tun, damit die Mönche aus Bel-laigue bald einziehen kön-nen. Die ursprünglich von Prämonstratensern genutzte Anlage wurde nach der Sä-kularisierung unter Napole-on zu einem größeren Guts-hof umfunktioniert. Über die Jahre verfiel ein großer Teil. Daher muss an allen Ecken und Enden saniert werden. Die vielen Hände von KJBlern waren da eine willkommene Hilfe.

Arbeitstage Reichenstein

Auch 2011 werden auf Gut Reichen-stein wieder viele Aufgaben anstehen. Eifrige Männer werden dringend ge-sucht, um die Arbeiten in dem zukünf-tigen Benediktinerkloster voranzubrin-gen. Die KJB organisiert deshalb vom 25. Juli bis 14. August 2011 wieder die „Arbeitstage Reichenstein“. Dabei sol-len die Teilnehmer möglichst gut auf die Tage verteilt werden. Am 15. Au-gust wird schließlich das Patrozinium gefeiert, wozu alle eingeladen sind.

Möchtest auch Du am Aufbau des Reiches Christi in dieser Welt mitwir-ken? Dann solltest Du Dir diese einma-lige Gelegenheit, ein Kloster mit aufzu-bauen, keinesfalls entgehen lassen!

infos und Anmeldung:E-Mail: [email protected] Tel.: 07145-909884

Alles rund um Kloster Reichenstein findet sich auf der Homepage:www.kloster-reichenstein.de

Helft mit!

von Christian Elser

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Liebe KJBler,

es ist wieder einmal etwas später geworden als vorgesehen. Nachdem wir gemeinsam verschiedene Aspekte des benediktinischen Lebens betrachtet haben, wie das Leben in Gemeinschaft und ihre Hierarchie, das ganz der Liturgie geweihte Gebetsleben, die Not-wendigkeit der Handarbeit als körperlicher Ausgleich zum geistigen Leben, die benedik-tinische Askese und die Kontemplation selbst, wollen wir nun zum Abschluss über unsere Muttergottesverehrung zu sprechen kommen.

Diese Verehrung ist wesentlich, weil die Muttergottes ja im übernatürlichen Sinn auch wahrhaft unsere Mutter ist; sie möchte alle getauften Christen zum ewigen Leben „gebä-ren“. „Jesus ist wohl der Erstgeborene, jedoch nicht der einzige Sohn“, sagte die Muttergot-

tes zur hl. Gertrud, um diese ihre Mutterschaft über uns zu behaupten.

Die Gnade unserer Berufung verdanken wir ihrer Mittlerschaft und wir schulden ihr daher als ihre treuen Kinder Dank und Verehrung.

Zur Zeit des hl. Benedikt war diese Vereh-rung noch sehr begrenzt. Erst seit dem Mit-telalter erlaubte die göttliche Vorsehung, dass die Muttergottes immer mehr ins Licht gestellt werde. Nicht zuletzt auch dank verschiedener Offenbarungen an bevorzugte benediktinische heilige Nonnen, wie die hl. Gertrud von Helfta und die hl. Mechthild von Hackeborn.

Für unsere Zeit wissen wir, dank der Er-scheinung in Fatima, dass die Verehrung ihres Unbefleckten Herzens das letzte große Mittel ist, die Seelen zurück zu Gott und zur Wahr-

heit zu führen – wozu wir gerne das Unsri-ge tun, damit diese Verehrung sich weltweit ausbreitet und den ersehnten Triumph herbei-führt.

Die Deklarationen (Statuten), die wir hier im Kloster als praktische Auslegung der hl. Re-gel verwenden, legen uns diese Muttergottes-verehrung mit folgenden Worten wärmstens ans Herz:

„Die Nonnen haben eine grenzenlose Lie-be und ein grenzenloses Vertrauen zur aller-seligsten Jungfrau Maria. Sie setzen sich mit großem Eifer für ihre Ehre und die Verherrli-chung ihrer Größe und ihrer Vorrechte ein“ (Verneuille, 1888).

Die Muttergottes ist uns nicht nur eine der wichtigsten Hilfen in unseren Kämpfen und in unserem Streben nach dem klösterlichen Ideal, sondern nach Christus auch das höchs-te Vorbild allen religiösen Lebens und ganz besonders des benediktinischen Lebens, denn nach Christus hat kein Geschöpf ein reineres und heiligeres Loblied gesungen.

„Im Anbeginn, vor aller Zeit, ward ich er-schaffen und werde nicht aufhören bis in alle Ewigkeit; in der heiligen Wohnung diente ich vor Ihm“ (Sir 24,9–10).

So beten wir im Kapitel jeden Samstag in den Laudes des Offiziums der Muttergottes, wenn kein Fest dieses Offizium verdrängt. Und wir bitten sie dabei inständig, uns die-se ihre Innerlichkeit, ihre Demut und ihren

Gehorsam zu lehren – „um in allem Gott so würdig wie möglich zu verherrlichen“ (vgl. hl. Regel, Kap. 57).

Unser hl. Gründervater Benedikt wollte ja in seiner „Schule des Dienstes Gottes“ nichts anderes als ganze Christen heranziehen, d. h. Seelen, die die Taufgnade ganz leben, die Christus in sich tragen. Und wer hat Christus tiefer in sich getragen als diese Unsere liebe Frau und Mutter – diese überaus würdige Mut-ter Gottes und Braut des Heiligen Geistes?

„Wer sie findet – findet das Leben“, das Christus selber ist.

So wünschen wir Ihnen allen, liebe KJBler, eine ganz kindliche Liebe, voll vertrauender Hingabe an Unsere liebe Frau in allen Ihren verschiedenen Tätigkeiten und in Ihrem Apos-tolat, damit sie es fruchtbar mache und Ihnen helfe, das soziale Königtum Christi auszubrei-ten, auf dass sie alle Menschen glücklich zum ewigen Leben führen kann. Mit der Versicherung unseres Gebetes für Sie alle,

Ihre Benediktinerinnen von Notre-Dame de Toute Confiance

von Sr. Placide OSB

die benediktinische Berufung6. und letzter teil

Monastère Notre-Dame de Toute ConfiancePerdechat F - 63330 VirletTel: +33 (0) 4 73 52 31 50 (in deutsch)

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Unter großem medialem Inter-esse erschien im Ullstein-Verlag letzten November – laut An-kündigung im Klappentext – ein „sehr persönliches Buch“ des ka-tholischen Theologen Dr. David Berger mit dem Titel „Der heilige Schein“. Durch seine zahlreichen Publikationen zu Thomas von Aquin hat Berger in der Fachwelt einen respektablen Bekanntheits-grad, der ihm u. a. dazu verhalf, sich in der renommierten polni-schen Universität Lublin zu habilitieren. Auch wurde er in Anerkennung für seine „Verdiens-te um die Fruchtbarmachung der Lehre des Thomas von Aquin in traditionell katholischen Kreisen“ in den illustren Kreis des Ritterordens von Jasna Góra aufgenommen. Er war korre-spondierender Professor der Päpstlichen Aka-demie des heiligen Thomas, Vizepräsident der Deutschen Thomas-Gesellschaft, Herausgeber des Internationalen Thomistischen Jahrbuchs Doctor Angelicus und der in traditionellen Krei-sen geschätzten Zeitschrift Theologisches. Vor diesem intellektuell hoch dotierten Hintergrund konnte man durchaus annehmen, dass auch ein „persönliches“ Buch des namhaften Tho-misten das geistige Niveau seiner bisherigen wissenschaftlichen Publikationen hochhält. Kaum jemand hätte eine Lektüre erwartet, die sich in Sprache und Inhalt an den Niederun-gen der Boulevard-Medien orientieren würde. Auf den beinahe 300 Seiten seines neuen Opus

stellt Berger nicht nur seine homo-sexuelle Lebensweise verteidigend ins Rampenlicht, sondern sieht vor allem die Notwendigkeit, „das per-fide Unterdrückungssystem schein-heiliger Kirchenoberen“ und „die heuchlerische, bigotte Haltung der katholischen Kirche zur Homosexu-alität“ zu entlarven. Für die in den letzten Monaten durch die Miss-brauchskandale gegen die katholi-sche Kirche aufgeheizte Leserschaft ein willkommenes Unterhaltungs-

programm.Die Behauptung Bergers, die Scheinheilig-

keit der Kirche im Hinblick auf Homosexualität hätte ihn dazu bewogen, „als Herausgeber und Chefredakteur der konservativen Zeitschrift ‚Theologisches’ zurückzutreten“, kann nur als ein Vorwand betrachtet werden, der Entlassung aus diesen ehrenamtlichen Diensten durch den Vorsitzenden der Fördergemeinschaft Theologi-sches, Prof. Dr. Manfred Hauke, zuvorzukom-men, denn Professor Hauke konnte anhand von Facebook nachweisen, dass Berger Beziehungen zum „homosexuellen Milieu“ unterhält. Nach anfänglicher Leugnung dieses Sachverhalts trat Berger die Flucht nach vorne an und bekannte sich im April 2010 in der Frankfurter Rundschau mit dem Artikel „Ich darf nicht länger schwei-gen“ zu seiner Homosexualität. Im November 2010 erschien dann sein Buch „Der heilige Schein“, gewissermaßen als ein „Schwarzbuch der katholischen Kirche“, in dem er seine An-

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schuldigungen gegen die Kirche wiederholt und sie im Stil einer Apologie seiner eigenen homo-sexuellen Befindlichkeit mit bisweilen anstößi-gen Details von Begegnungen mit bekannten, ihm wohlgesonnenen Persönlichkeiten des tra-ditionellen Lagers unter Nennung ihrer Namen ausschmückt – nicht unbedingt die Art des fei-nen Mannes von „vornehmer Intellektualität“.

Die Anklage Bergers konzentriert sich auf die „hierarchisch strukturierte, absolutistisch regierte Kirche“ und dabei im Besonderen auf die tridentinische Liturgie, „die das Heilige in einer Überbetonung des Ästhetischen zu fin-den sucht“, von dem sich, wie er behauptet, gerade homosexuelle Männer – Priester wie Laien – magisch angezogen fühlen. Ehemals im konservativ-katholischen Raum beheimatet, stellt er heute die lateinische Liturgie als „Pro-dukt homosexueller Sublimierung“ dar, derer sich gerade homosexuelle Priester bedienen, die ihre Sexualität aufgrund des Zölibats nicht wagen, auszuleben. Was ihn einst so faszinie-rend anzog, „die lateinische, tridentinische Li-turgie“, überzieht er nun mit Bezeichnungen wie „religiöse Märchenwelt“ und „Parfüm- und Operettentraditionalismus“.

David Berger dürfte es nicht unbekannt sein, dass seit der Freigabe der alten Messe durch das Motu Proprio Summorum Pontificum, zu-nehmend vor allem junge Priester und Gläubi-ge jeden Alters sich für diese Form der Litur-gie beginnen zu interessieren. Soll ihnen nun suggeriert werden, es sei in den meisten Fällen eine homosexuelle Neigung, die sie die Nähe der Tradition suchen lässt, da es ihnen lediglich um die Ästhetik dieser „disneyhaften Kulisse tridentinischer Subkultur“ gehe? Es ist offen-sichtlich, dass hier eine Verknüpfung geschaf-fen werden soll zwischen der seit Jahrhunder-ten gefeierten römisch-katholischen Messe und der Homosexualität. Berger geht sogar so weit, einen Zusammenhang „zwischen Homosexu-alität und der Vorliebe für den Thomismus“ herzustellen, denn „die Art, wie der Aquinate denke“, komme „vielen homosexuellen Tho-

misten persönlich zustatten“. Dadurch wür-de das Doppelleben mancher homosexueller Theologen „gewissermaßen eine mit höchsten Weihen ausgestattete programmatische Veran-kerung“ finden.

Die im Sprachduktus des Alten Testaments als „die Sünde Sodoms“ charakterisierte Ho-mosexualität (sie wird heute ganz zwanglos mit dem einst „obszön“ genannten Begriff „schwul“ umschrieben), wird von Berger als eine „typisch mittelalterliche“ Denkweise des Aquinaten bezeichnet und als nachrangig-zeit-bedingt eingeordnet. Im Hinblick darauf wäre es „einsichtig, daß man denkerisch durchaus Thomist und zugleich schwul sein könne“. Au-genscheinlich hat Berger im Eifer der Vertei-digung seiner Lebensführung übersehen, dass sich Thomas in seinem Werk an die Aussagen der Bibel gehalten hat, und diese sind – gera-de in diesem Aspekt – weder nachrangig noch zeitbedingt, auch wenn die heutige Exegese die praktizierte Homosexualität noch so vehement als eine in der westlichen Welt anerkannte Le-bensform verteidigt. Denkt der Thomist Berger daran, dass auch seine Haltung zur Geschlecht-lichkeit einmal als „zeitbedingt“ angesehen werden könnte? Die Orientierung an der ewi-gen Wahrheit der Lehre der Kirche schützt vor den Verirrungen des Zeitgeistes, denn Christen sind, wie in der frühesten Kirchenordnung der Christenheit, der Didache, zu lesen ist, „einfach anders, sie tun nicht, was ‚man’ so tut.“

Die maßgebenden Texte im Alten Testament für die Beurteilung der Homosexualität stehen bei Lev 18,22 und Lev 20,13, und eine der dies-bezüglich wichtigsten Aussagen im Neuen Tes-tament finden wir im Römerbrief. Der hl. Pau-lus beschreibt dort Menschen, die, obwohl sie von Gott wussten und ihn erkannt hatten, sich von IHM abgewandt haben. Gott hat sie dar-aufhin sich selbst überlassen. Bei Paulus ist ho-mosexuelles Verhalten nicht Ursache, sondern Folge und Ausdruck der Apostasie vom Dreifal-tigen Gott. In den angeführten Texten wird die homosexuelle Praxis als mit dem Willen Gottes

von Inge M. Thürkauf

Das sogenannte „Enthüllungs“-Buch

des David Berger

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Romanik (800–1250)

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Die zeitlichen Grenzen der Romanik lassen sich wie fast alle Baustile nicht eindeutig festlegen. Sie variie-

ren von Land zu Land. So gab es meist eine Übergangsphase von 50 bis 100 Jahren, bis sich ein neuer Stil durchsetzte und verbrei-tete. Ganz grob kann man die Romanik in Deutschland etwa in den Zeitraum von 800 bis 1250 datieren und in die Vorromanik (800–900), die Frühromanik, die Hochro-manik und die Spätromanik einteilen. Ent-sprechend den herrschenden Kaiserhäusern dieser Zeit spricht man auch von karolingi-scher, ottonischer, salischer und staufischer Romanik. Geografisch erstreckte sich die „romanische Welt“ von Skandinavien und Island bis nach Sizilien, vom Atlantik bis zur Weichsel (Polen) und Siebenbürgen (Rumä-nien). Geeint war das ganze Gebiet durch die lateinische Sprache und die römische Kirche.

nicht vereinbar bezeichnet. Paulus beschreibt sie eindeutig als Verirrung und Täuschung, als Verlust der Wahrheit.

Auch der „Katechismus der Katholischen Kirche“ stützt sich auf die Heilige Schrift und spricht unter Punkt 2357 von der Homosexu-alität als einer „schlimme[n] Abirrung“. Ho-mosexuelle Handlungen sind in sich nicht in Ordnung … und „in keinem Fall zu billigen“. Bei Punkt 2359 wird deutlich darauf hingewie-sen, dass homosexuelle Menschen zur Keusch-heit gerufen sind. „Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich … durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.“ Die Aussagen der Bibel und des Katechismus wollen auch in Be-zug auf Menschen mit homosexueller Neigung nichts anderes zum Ausdruck bringen als das, was Augustinus in unmissverständlicher Klar-heit schrieb: Liebe den Sünder, aber hasse die Sünde.

Beim Lesen dieses „Insiderberichts“ über-kommt einen ein großes Erbarmen mit diesem zweifellos intelligenten und begabten Theolo-gen, der seine eigenen Probleme in – gelinde gesagt – unwürdiger Weise versucht auf andere zu projizieren. Seine Behauptung, die Kirche nütze die sexuellen Verfehlungen der Priester als Instrument der subtilen Erpressung und Machtausübung aus, um die Sünder zu Gehor-samsleistungen gefügig zu machen „bis hin zur Selbstaufgabe“, wirft die Frage auf, wer ihn zu einer solch bedauerlichen Verteidigungs- und Anklageschrift überredet haben mag, um ihn selbst „gefügig zu machen“?

Im Vorwort seines Buches unternimmt Ber-ger eine Gewissenserforschung und stellt fest, dass es im Leben Augenblicke gebe, da einem „schlagartig bewußt“ wird, dass etwas ganz entschieden falsch gelaufen ist. Es ist zu hof-fen, dass es ihm in nicht zu ferner Zeit erneut „schlagartig bewußt“ werden möge, dass in sei-ner gegenwärtigen Lebensführung etwas ganz entschieden falsch läuft.

So wuchs um das Jahr 1000 eine Fülle von Domen und Kathedralen in allen Ländern Europas empor, gewaltig in den Ausmaßen und zur Zeit der Spätromanik reich in der Ausschmückung. Diese großartige und sa-krale Bautätigkeit wurde besonders ergänzt und gefördert durch die monastischen Klos-terreformen, ausgehend vom Benediktiner-kloster Cluny (Burgund) und dem Orden der Zisterzienser (hl. Bernhard von Clairvaux). Von beiden Orden gingen entscheidende Anregungen aus. Ihre Äbte waren nicht nur religiöse Reformatoren, die das Ideal ihres Ordens wiederherstellten, sie machten ihre Klöster neben dem religiösen Leben auch zu Stätten des wirtschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Lebens. Die Werke der roma-nischen Kunst sind fast ausschließlich Wer-ke der kirchlichen Kunst, die Bauten fast alle Sakralarchitektur. Wenn auch von Land zu

Land einige wenige regionale Unterschiede feststellbar sind in der Gestaltung verschie-dener Bauelemente, so kann man sagen: Die Romanik war der erste länderübergreifende,

Die romanische KircheBurg und Festung Gottes

Erscheinung und StilHauptkennzeichen romanischer Kirchen sind:

massive, dicke burgähnliche Mauern •(Massivbauweise),Rundbogenfenster,•Rundbogenportale,•Stützenwechsel (Pfeiler und Säulen),•Würfelkapitelle als Säulenabschluss,•Vierungsturm,•gedrungene viereckige und runde Tür-•me mit stumpfen, flächigen Sattel-/Faltdächern,Krypta.•

von Thomas Sponer, Heidelberg

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gesamteuropäische Architekturstil im christ-lichen Abendland.Der Rundbogen ist das bestimmende Ele-ment der Romanik: Rundbogenportale im Eingangsbereich, Rundbogenfenster, Rund-bogenfries um die Kirche herum als Zier-werk.

In der Frühromanik hielt man im deutsch-französischen Raum noch sehr am Grundriss und an der Grundform der dreischiffigen, römischen Basilika fest. Später wurde diese Form immer mehr ergänzt mit Elementen, wie Querschiff, Westchor mit Apsis (vgl. die Dome von Mainz 1081, Worms 1125, die Ab-tei Maria Laach (Eifel) 1093, St. Michael in Hildesheim 1010) sowie Vierungsturm und mehreren Flankentürmen.

Wurde in romanischen Kirchen zwischen Mittelschiff und Chorraum ein Querschiff eingeschoben, so bilden seine Schnittstellen das für das ganze Mittelalter typische Vie-rungsquadrat. Es wird durch einen eigenen Vierungsturm zusätzlich betont.

Sein meist quadratischer Grundriss galt fortan als Maß für die Einteilung des Mit-telschiffes in gleich große Raumabschnitte. Sehr oft entspricht die Breite der Seitenschif-fe jeweils der Hälfte des Vierungsquadrates und somit der Breite des Mittelschiffes.

Mittelalterlicher Symbolik nach ist der Westen die Himmelsrichtung, die dem Heil der aufgehenden Sonne entgegengesetzt ist, die Gegend des Bösen, der Sitz dämonischer Mächte. Der mit einem oder mehreren wehr-haften Flankentürmen ausgestattete West-teil großer romanischer Kaiserdome (Mainz, Worms, Speyer) ist diesen dunklen Mäch-ten entgegengestellt und symbolisiert in seinem festungsähnlichen Aufbau Abwehr und Kampf gegen diese Mächte. Den dämo-nischen Mächten tritt nach mittelalterlicher Vorstellung der Erzengel Michael entgegen. Ihm ist im Westteil meistens ein Altar oder eine eigene Kapelle geweiht. Aus diesem Blickwinkel wird klar, dass man die Kirche nicht nur wegen ihrer dicken burg- und fes-tungsähnlichen Mauern als Trutzburg und uneinnehmbare Festung Gottes gegen das Böse ansah.

Der Westen steht ebenfalls für die weltli-che Gewalt (Sitz des Kaisers in der Empore), der Osten dagegen für die geistliche Gewalt des Klerus. Das Hauptportal liegt im Westen und verkörpert das Dunkle. Chorraum und Altar liegen im Osten, der für Licht und da-mit für Christus steht. Man tritt also symbo-lisch aus der Dunkelheit ins Licht (Deutung der waagrechten Symbolik).

Wie sich der Gegensatz von weltlicher und geistlicher Gewalt symbolisch in Dun-kelheit und Licht widerspiegelt, ist auch

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die Beziehung zwischen Krypta und Vie-rungsturm (in der senkrechten Deutung) eine Besondere: Beide Wege, von West nach Ost, also vom Dunkel zum Licht, und von unten nach oben, vom Irdischen zum Himm-lischen, kreuzen sich im Vierungsquadrat. Dem Vierungsturm selbst kommt eine wich-tige Bedeutung zu: Er steht im Schnittpunkt des Grundriss-Kreuzes, weist wie ein Finger nach oben, himmelwärts, und verkündet für die darunter in der Krypta begrabenen Per-sonen die Auferstehung und die Hoffnung auf das ewige Leben.

Waren die Krypten anfangs noch recht niedrig und klein, wurden sie im Laufe der Zeit zu großen Säulenhallen ausgebaut.

Eine der größten und höchsten ist die drei-schiffige Hallenkrypta im Dom zu Speyer, in der viele deutsche Kaiser und Kaiserinnen bestattet sind. 1041 geweiht, war sie schon damals so beindruckend, dass sie zum Vor-bild für die Krypta im Dom zu Lund in Süd-schweden wurde. Ebenfalls sehr groß ist die Krypta von St. Maria in Kapitol in Köln (um 1015). Sehr schön, wenn auch bedeutend kleiner ist die Krypta in der Dominikaner-kirche St. Andreas in Köln mit dem Grab des hl. Albertus Magnus, des Lehrers des hl. Thomas von Aquin.

Die Mittelschiffwände romanischer Kir-chen waren reich mit Freskenmalereien ausgeschmückt. Im westlichen Teil (Ein-

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Wie oft hört man Menschen über das Mittelalter erzählen: Der eine malt es in den finster-sten Farben, der andere lobt es als die Zeit, in der „alles noch gestimmt hat“. Wer sich mit einem derart einseitigen Bild einer für unsere Kultur doch so prägenden Zeit nicht zufriedengeben will, wird sich schon mit dem Gedanken ge-tragen haben, sich selbst zu informieren. Doch wo anfan-gen? Die Literatur über das Mittelalter ist sehr reich und vielfältig, und selbst wenn man gute „Einführungen“ in den Themenkomplex findet, sind diese meist sehr lang-weilig geschrieben, sodass die interessierte Freizeitbeschäf-tigung schnell in richtige Ar-beit ausartet. Wem das zu an-strengend ist, kann auf Werke wie diese Kurzfassung des englischen Mittelalters von Rebecca Gablé zurückgreifen. Auf lediglich 230 Seiten fasst sie höchst unterhaltsam und gleichzeitig sehr informativ eintausend Jahre zusammen. Bewusst wird die trockene Wissenschaftssprache der Hi-storiker gegen einen lockeren, leicht verständlichen Stil, der fast schon an Umgangsspra-che grenzt, ausgetauscht, was

das Lesen nicht nur ungemein erleichtert, sondern dem Buch sogar romanähnliche Span-nung verleiht. Oft kann man sich beim Lesen ein Schmun-zeln oder Lachen nicht ver-kneifen. Religion – so erkennt man in ihrem Buch recht schnell – hat bei Gablé keinen hohen Realitätsanspruch. So findet sich durchaus die eine oder andere Bemerkung, die beim katholischen Leser nicht ge-rade auf Begeisterung stoßen wird, da sie beispielsweise die Stimmen der Jeanne d’Arc als psychotisch interpretiert und in so manchem göttlichen Zei-chen eher einen politischen Winkelzug erblickt. Dessen ungeachtet versucht sie aber nicht, historische Tatsachen zu verfälschen, und ihre Hal-tung bleibt klar durchschau-bar.Insgesamt stellt „Von Ratlo-sen und Löwenherzen“ daher eine angenehme Alternati-ve zur eher trockenen For-schungsliteratur dar, weil das Buch die Prozesse und Denk-weisen des Mittelalters leicht verständlich vermittelt und einen guten Überblick über das sehr turbulente englische Mittelalter verschafft.

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gangsbereich) waren meist Szenen aus der Schöpfung sowie Urväter, Propheten und Könige des Alten Bundes dargestellt. Das war der Bereich ante legem („vor dem Ge-setz“).

Im mittleren Bereich vor der Vierung war die „Zeit des Gesetzes“ (sub legem) mit Szenen und Gestalten aus dem Neuen Testament sowie die Apostel, Märtyrer und Heilige dargestellt.

Im Chorraum und in der Apsis waren die Heilsgeschichte („Zeit des Heiles“) und die Offenbarung („Zeit der Gnade“ – sub gratia) durch Christus dargestellt.

Leider ist von den Malereien in den meisten Kirchen und Kathedralen nichts mehr erhalten geblieben. Besonders se-henswert und im Original erhalten sind

aber die Fresken in der ehemaligen Stifts-kirche St. Georg in Oberzell auf der Boden-seeinsel Reichenau um 990.

Vor allem in kleineren Kirchen und Krypten sind einige Wandmalereien erhal-ten geblieben, so auch in der ehemaligen Benediktinerabteikirche St. Andreas in Ful-da-Neuenberg.

Gegen 1100 gelang es, den Innenraum einzuwölben. Die bisher verwendete Flachdecke war Zimmermannsarbeit. Der Speyrer Dom ist der erste Bau des Abend-landes, der seit der Antike wieder einen so großen völlig überwölbten Raum auf-weist. Hier wurde erstmalig das Kreuz-gratgewölbe verwendet. Die Seitenschiffe wurden gleich um 1030 eingewölbt. Das Mittelschiff bekam erst unter Heinrich IV. (Gang nach Canossa) das große Kreuzgrat-gewölbe. Deutschland war hier im 11. Jh. führend und viele Kirchen im Norden sind von Speyer inspiriert, so z.B. die Dome in Viborg in Dänemark, Bergen in Norwegen und Lund in Südschweden.

Romanische Kirchen in Deutschland sind: St. Michael in Hildesheim, St. Cyri-akus in Gernrode, der Dom in Paderborn sowie die Bartholomäuskapelle, die Klos-terkirche St. Vitus in Corvey (Westfalen), der Dom in Essen, die Ruine der Stiftskir-che in Bad Hersfeld, St. Michael in Fulda (gegenüber dem Dom), die Abteikirche Maria Laach, die Kaiserdome in Mainz, Worms und Speyer, der Dom in Bamberg, St. Georg in Oberzell auf der Insel Reiche-nau (Bodensee) mit innen erhaltenen herr-lichen Malereien sowie die Kirchen in Mit-tel- und Unterzell.

Zu bestellen bei www.sarto.de Rebecca Gablé: Von Ratlosen und Löwenherzen. Eine kurzwei-lige, aber nützliche Geschichte des englischen Mittelalters. Ber-gisch Gladbach (Bastei Lübbe) 2008ISBN: 9783404642427Preis: 9,99 €

Rezension aus http://www.buchhandel.de: „Schluss mit dem Mythos über die düstere Zeit willkürlicher Kriege, blutrün-stiger Hexenverfolgungen und hygienischer Katastrophen – her mit dem Mittelalter, wie es auch war. In ihrem ersten Sachbuch erzählt uns die Bestsellerautorin Rebecca Gablé die Geschichte des englischen Mittelalters neu: kompetent und informativ, herr-lich farbenprächtig – und immer mit einem Schmunzeln. Mitrei-ßend wie ein Roman!“

Von Rat losen und LöwenherzenRebecca Gablé

Kleine Literaturempfehlung:

Abbildungen (S. 44-46):Binding, Günther: Architektonische Formenlehre. Darmstadt (WBG) 42009

Koch, Wilfried: Baustilkunde. Das Standardwerk zur europäischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart. Gütersloh (Bertelsmann Lexikon Ver-

lag) 272006

von Maximilian Riegel

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Wanderwochefür Mädchen und junge Frauen

von 16 bis 28 Jahren

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Alpen Osttirols7. – 13. August 2011

Kraftholen in der alpinen BergweltAbenteuer erlebenAustausch mit Gleichgesinntentäglich heilige Messe und RosenkranzWeiterbildung im Glauben

Die geistliche Begleitung übernimmt der KJB-Priester Pater Firmin Udressy.Unsere Herberge ist das Haus der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Lienz, inklusive Hauskapelle. In Tagesausflügen werden wir die Osttiroler Bergwelt erkunden.Gesamtkosten (Vollpension): 80,– €

Anmeldung und weitere Informationen bei Theresia Salowsky:[email protected] oder Tel.: +49 (0) 351/ 41 37 001Anmeldeschluss: 9. Juli 2011(Bitte meldet Euch rechtzeitig an, denn die Übernachtungsplätze sind begrenzt!)

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Wer heute nicht bei Facebook ist …, naja, ich erspare mir jegliche Bewertung. Ist doch egal, ob man da drin ist, könnte man einwenden – wäre da nicht der Börsengang von Facebook im vergangenen Jahr. 50 Mrd. US-Dollar soll das Unternehmen wert sein, welches von Ba-rack Obama neben Google zum „Vorbild für die Zukunft der amerikanischen Wirtschaft“ geadelt wurde. Das investierte Geld wollen die Aktionäre von Facebook selbstverständ-lich mit möglichst hohen Zuwachsraten ein-mal wiedersehen, und genau da fängt das Problem an.

Ein „Social Network“ als Wirtschaftsunter-nehmen? „Wie verdient man mit Facebook Geld?“, werdet Ihr mich fragen.

Ganz einfach: Das sogenannte „Wahrheits-spiel“ generiert Fragen über Freunde, die der Nutzer beantworten soll. Je häufiger man bei dieser Datensammlung – man könnte es auch „Erstellung eines Persönlichkeitsprofils“ nen-nen – mitspielt, desto mehr Privates und zu-tiefst Persönliches lässt man sich über seine Freunde entlocken, die einen eben besonders gut einschätzen können. Und diese Informa-tionen werden gesammelt und für teures Geld verkauft.

Und das soll funktionieren? Facebook ist nach eigenen Angaben seit dem Börsengang im Jahr 2010 um 20% gewachsen und hat

mittlerweile 60 Mrd. US-Dollar Marktwert erreicht. Dass Facebook dabei mit Methoden arbeitet, die denen der „Scientology-Kirche“ frappierend ähneln, scheint weiten Benutzer-kreisen nicht klar zu sein.

Wenn man dann noch bedenkt, dass Ba-rack Obama im selben Jahr in seiner Rede vor Studenten der Kairoer Universität ver-sprach(!), im Herbst 2011 einen autonomen Palästinenserstaat in der UNO-Vollversamm-lung begrüßen zu können, dann gewinnt es doch an Brisanz, zu sehen, in welch gewalti-gem politischen Umbruch sich die arabische Welt zurzeit befindet. Ohne Netzwerke wie Facebook wäre das schlichtweg unmöglich gewesen!

Der Friedensnobelpreisträger Barack Hus-sein Obama schafft, was keiner vor ihm er-reichte: Er erobert die Köpfe der Menschen mithilfe des massenpsychologisch interes-santen Werkzeuges Facebook – mit fried-lichen Mitteln. Warum also in Zukunft ein Land militärisch erobern, wenn man die Hoheit über die Gedanken seiner Einwohner auch über das Internet erringen kann? Nein, manipuliert und überrumpelt wird dabei nie-mand, alle machen ihre Angaben freiwillig, und Facebook hat keinen kommerziellen Hintergrund, sonst hätte der doch nie den Nobelpreis bekommen …

Die Kolumne von SperlingFacebook & Scientology – Mit friedlichen Mitteln

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WitzeSokrates über die Ehe„Heirate oder heirate nicht, du wirst beides bereuen.“„Heirate auf jeden Fall! Wenn du eine gute Frau bekommst, wirst du glücklich.Wenn du eine schlechte Frau bekommst, wirst du Philosoph.“

* * *Tünnes reist nach Rom. Als er die vielen Kirchen besucht, muss er doch an seine vielen Sünden denken. Er sucht deshalb nach einem deutschen Beichtvater und ist froh, als er in einer großen Kirche einen Beichtstuhl mit dem Hinweis „Deutsch“ entdeckt.

Er kniet nieder und beginnt: „Sinjore …“Der Priester unterbricht ihn: „Wenn Sie auf Italienisch beichten wollen, müssen Sie in einen anderen Beichtstuhl gehen.“Tünnes beginnt erneut: „Sinjore …“Der Priester, nun schon ungeduldig: „Ich habe ihnen doch gesagt, Sie müssen in einen anderen Beichtstuhl gehen, wenn Sie auf Italienisch beichten wollen.“Darauf Tünnes ungehalten: „Nu losse Se moch doch emal usrede! Sin Johre her, dass ich dat letzte Mal gebicht han …!“

Wer dumm fragt … Die Bibel antwortet trotzdem

Was sagte Gott, als er das Ruhrgebiet erschuf?Essen ist fertig!

* * *Wer war die erste Fußballmannschaft?Jesus und seine Jünger, denn in der Bibel steht:„Jesus stand im Tor von Nazareth und seine Jünger standen abseits.“

* * *Der sehr abergläubische pischel hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Morgen die Bibel aufzuschlagen und das Schriftwort, auf das sein erster Blick fiel, als Devise für den kommenden Tag zu nehmen. Am Freitag, dem 13., stieß er auf Mt 27,5: „Und Judas ging hin und erhängte sich.“Verwirrt schlug Pischel die Bibel an einer anderen Stelle auf. Sein Gesicht wurde ganz blass, als er bei Lk 10,37 las: „Dann geh und handle genauso.“Zitternd versuchte Pischel es ein drittes Mal. Vor seinen Augen verschwimmt die Schrift, als er

Joh 13,27 aufschlägt: „Was du tun willst, das tue bald!“Seitdem hält Pischel nichts mehr von Orakeln.

* * *An einer belebten Straßenkreuzung stößt das Auto des katholischen Pfarrers mit dem des evangelischen Pastors zusammen.Der Pfarrer steigt aus und meint: „Lieber Amtsbruder, es ist nur ein Sachschaden. Wir wollen dankbar sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Ich habe da noch eine Flasche Messwein in meinem Wagen, damit sollten wir uns erstmal beruhigen.“Gesagt, getan, der evangelische Pastor setzt an und nimmt einen kräftigen Schluck. Dann reicht er die Flasche seinem Kollegen. Doch der meint nur: „Danke, ich trinke erst, wenn die Polizei da war …“

* * *Ein pfarrer konsultiert einen psychiater. Dieser fragt ihn unter anderem: „Reden Sie im Schlaf?“„Nein“, antwortet der Pfarrer, „ich rede nur, wenn andere schlafen.“

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Wann? Was? Wo?5. / 6. März Bildungswochenende Mädchen Wil11./ 12. März Gruppenleitertreffen der KJB-Deutschland Stuttgart26. / 27. März Bildungswochenende Jungen Wil25. April Ostertreffen der KJB-Schweiz Basel25.–30. April KJB-Schulung in Porta Caeli Schwarzwald21./ 22. Mai KJB-Deutschlandtreffen Saarbücken21./ 22. Mai Gruppenleiterschulung der KJB-Schweiz Littau11.–13. Juni Wallfahrt Chartres-Paris Frankreich

25./ 26. Juni Ministranten-Wochenende der KJB-Schweiz Rigi

2. Juni Priesterweihen Zaitzkofen

9./ 10. Juni Fußballturnier für die Jungen und Mädchensportreffen der KJB-Deutschland ?

24.–30. Juli KJB-Berglager für Jungs Lienz26.–28. Juli Fußwallfahrt nach Mariazell Österreich30.–7.8. Juli/Aug. Chorwoche Saarbrücken/Paris7.–13. August KJB-Berglager für Mädchen Lienz13. August Wanderung der KJB-Schweiz Schweiz20.–27. August Romwoche (von KJB-Graz organisiert) Italien21.–27. August KJB-Berglager für Jungs im Wallis3./4. September D-Nationalwallfahrt Fulda10. September Sportturnier der KJB-Schweiz Oberriet24. September Stabstreffen der KJB-Schweiz Oensingen25. September Gruppenleiter- und Kerntreffen Oensingen30. Sept./1. Okt. Jugendtreffen der KJB-Österreich Jaidhof29./ 30. Oktober Internationales Christkönigstreffen Schweiz5./ 6. November Bildungswochenende Mädchen Wil19./ 20. Nov. Gruppenleitertreffen der KJB-Deutschland Memmingen12./ 13. Nov. Bildungswochenende Jungen Wil14./ 15. Januar Dreikönigstreffen der KJB-Schweiz Schweiz

KJB-Termine 2011

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Omnia instaurare in Christo Alles erneuern – in Christus!

Sarto Verlag Stuttgarter Straße 24 70469 Stuttgart Tel.: 0711/89 69 29 79 www.sarto.de

Buch des Monats

Michael Fiedrowicz

Theologie der Kirchenväter & Handbuch der Patristik

Wer in das faszinierende Studium der Kirchenväter einsteigen will und einen verlässlichen Führer sucht, dem sei dieses neue Werk Theologie der Kirchenväter empfohlen. Diesem Lehrbuch geht es um eine die gesamte patristische Epoche umfassende Darstellung der theologischen Methode der Kirchenväter.

Dazu empfehlen wir als zweites die Textsammlung Handbuch der Patristik, die sich auf die Theologie der Kichenväter bezieht. Es bietet über 800 Auszüge aus griech., latein. und syrischen Autoren sowie frühchristlichen Konzilien und vermittelt so ein differenziertes Bild des Glaubensdenkens der frühen Kirche.

Die Kirchenväter der ersten Jahrhunder-te sind und bleiben die frühesten und unmittelbarsten Zeugen der Lehre des Herrn und der Apostel. Sie haben den apostolischen Glaubensschatz für alle Zukunft urkundlich festgehalten.

„Ein grandioses Werk, das jeder gebildete und engagierte Christ gelesen haben sollte.“ Dr. Heinz-Lothar Barth

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EUR 38,–

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