leuchner, m..; ketzler, g. [hrsg.]: klimamessstation
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Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
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Leuchner, M., Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte
Ausgabe 492a - Nr. 13/2020 - ISSN 1861-3993
Ketzler, G., Leuchner, M.: Der Witterungsverlauf im Raum Aachen im Jahre 2020 im Kontext
langjähriger Klimatrends (S. 1-7)
----------------------------
außerdem in dieser Ausgabe:
Döscher, N., Ketzler, G., Leuchner, M.: Entwicklung der monatlichen Stickstoffdioxid Mess-
werte der Stadt Aachen 2019 und 2020 vor dem Hintergrund städtischer Luftqualitätsmaß-
nahmen und Corona-Pandemie (S. 8-12)
Ketzler, G., Leuchner, M.: Die klimatologische Normalperiode 1991-2020 in Aachen (S. 13-22)
Der Jahreswitterungsbericht der Klima-
messstation Aachen-Hörn gibt einen Über-
blick über den Witterungsverlauf für das
Jahr 2020. Wie immer werden dabei auch
einzelne Aspekte des Klimas und der Kli-
mavariabilität speziell im Großraum
Aachen und in den Nachbarregionen
exemplarisch dargestellt. Der tabellarische
Jahresbericht 2020 der Klimamessstation
Aachen-Hörn (am Ende dieses Beitrags) ist
Teil dieses Witterungsberichts.
Das Jahr 2020 weist das höchste bisher
gemessene Temperaturmittel für die Stati-
on Aachen-Hörn aus: 12,2°C. Dieser Wert
liegt um 2,5 K über dem Mittel der klimato-
logischen Normalperiode 1961-1990 für die
Station Aachen (Wetterstation). Er ist zu-
gleich auch deutlich höher als alles, was
sich aus – teils sehr unsicheren – Aufzeich-
nungen vor Beginn der Messungen nach
modernem Standard im Jahr 1901 und in
der Periode seitdem ergab.
Ein Temperaturrekord wurde 2020 auch in
weiten Teilen Europas registriert, z.B. war
das Temperaturmittel für Europa insge-
samt, eventuell auch global (KNMI, 2021a)
und für Belgien (IRM, 2021) höher als in
jedem anderen Jahr seit Beginn der Auf-
zeichnungen und in einem Gebiet am west-
lichen Rand Mitteleuropas insgesamt sehr
hoch (RTBF, 2021). In den Niederlanden
Abbildung 1: Jahresgang der Temperatur AC-Hörn im Jahr 2020 und im langjährigen Mittel
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war 2020 genauso warm wie 2014, das bis-
her wärmste Jahr (KNMI, 2021b). Im östli-
chen Mitteleuropa und auch in großen Tei-
len Deutschlands war das Jahresmittel
knapp unter dem letzten Höchstwert
(DWD, 2021a).
Alle Monate des vergangenen Jahres waren
in Aachen wärmer als normal. April und
August waren mit +4,6 K bzw. + 4,4 K be-
zogen auf den Normalwert besonders auf-
fällig, nach Jahreszeiten war die Abwei-
chung aber gleichmäßig verteilt (Winter
und Sommer je +2,9 K, Frühling +2,6 K,
Herbst +1,7 K). Bis auf den März waren al-
le Monate auch wärmer als das Dekaden-
mittel im Zeitraum 1991-2000 (siehe
Abb. 1).
Die höchste Temperatur des Jahres von
37,9°C wurde am 8.8.2020 gemessen. Auch
wenn der Extremwert von 40,0°C vom
Sommer 2019 deutlich nicht erreicht wur-
de, liegt dieser Wert doch auf Platz 2 vor
dem zuvor wärmsten Sommerereignis
(37,7°C in 2015). Der Trend zu höheren
Temperaturen setzt sich in 2020 insgesamt
fort und zwar auf gegenüber den Vorjahren
klar erhöhtem Niveau (siehe Abb. 2).
Insgesamt traten wie im Vorjahr 14 „Heiße
Tage“ auf (Temperaturmaximum ≥ 30°C;
normal: 3-4); 45 „Sommertage“ (Tempera-
turmaximum ≥ 25°C) kamen vor, 20 mehr
als normal. Die Anzahl der „Frosttage“
(Minimum < 0°C; normal: 54) betrug mit 27
nur die Hälfte des Normalwertes, Eistage
(Tage mit Dauerfrost) kamen gar nicht vor.
Auch in Belgien und den Niederlanden war
das Jahr 2020 in Bezug auf die besonderen
Tage überdurchschnittlich warm. Die Zahl
der Sommertage lag an der belgischen
Hauptstation Uccle mit 32 über dem Nor-
malwert von 28 (IRM, 2021), in den Nieder-
landen waren die Werte ähnlich (32 / 26 in
De Bilt; KNMI, 2021b). Die Zahl der heißen
Tage war in Belgien (Uccle) und den Nie-
derlanden (De Bilt) ebenfalls ähnlich groß
wie in Aachen (beide: 12 statt 4) (IRM,
2021; KNMI, 2021b). Die Zahl der Frost-
und Eistage fiel auch geringer aus als im
langjährigen Mittel (Belgien: 27 statt 44
Frosttage und 0 statt 7 Eistage; Uccle;
IRM, 2021; in den Niederlanden: 31 statt
58 Frosttage, 0 statt 8 Eistage; De Bilt;
Abbildung 2: Abweichungen der Jahresmittel der Lufttemperatur vom Mittel 1901 - 2000
(Aachen (Wetterstation) bis 2011, danach Aachen-Hörn); durchgezogene Linie:
7-jährig übergreifendes Mittel
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KNMI, 2021b).
Im Jahr 2020 sind wieder mehrere - und
zwar 5 - Tage mit einem Temperaturmaxi-
mum ≥ 35°C aufgetreten; zum Vergleich: in
der für 2020 noch maßgeblichen Normalpe-
riode von 1961-1990 gab es insgesamt nur
vier solcher Tage. Während einer Hitzewel-
le im August wurde dieser Wert an 4 Ta-
gen, davon an drei aufeinander folgenden,
überschritten; insgesamt lag während der
entsprechenden Wetterlage das Tempera-
turmaximum an 8 aufeinander folgenden
Tagen bei 30°C oder mehr. Solche Wetter-
lagen sind bioklimatisch sehr belastend.
Das Statistische Bundesamt stellt am Ran-
de einer Corona-Auswertung eine deutliche
Übersterblichkeitswelle im August 2020
fest, die – unter Verweis auf den Deutschen
Wetterdienst - mit dieser deutschlandweit
eingetretenen Hitzeperiode in Verbindung
gebracht wird (DESTATIS, 2020).
In den Niederlanden wurden noch nie so
viele aufeinanderfolgende heiße Tage ge-
messen; in De Bilt waren es 8 Tage mit ei-
nem Temperaturmaximum ≥ 30°C (vom
6.8. – 13.8.; mit 3 weiteren Tagen außer-
halb dieser Periode ergab sich der Rekord-
wert von 11 für 2020). Auch das Wochen-
mittel der Tageshöchsttemperatur lag in
dieser Zeit so hoch wie noch nie seit 1901
(33,2°C) und mit dem Extremwert der Peri-
ode von 34,6°C wurde auch die höchste
Temperatur des Jahres festgestellt (KNMI,
2020). Ähnlich verlief die Hitzewelle in
Belgien; in Uccle wurden ebenfalls 8 heiße
Tage registriert, allerdings nicht in unun-
terbrochener Folge, jedoch mit einem höhe-
ren absoluten Maximum von 35,9°C, der
bisher höchsten Augusttemperatur (IRM,
2020).
Die enormen Auffälligkeiten des Tempera-
turverlaufs der letzten Jahre und ihr Zu-
sammenhang zum anthropogenen Treib-
hauseffekt veranschaulicht auch die Visua-
lisierung „Warming Stripes“ in Abbildung 3
(am Ende des Beitrags). Diese basiert ei-
nerseits auf der „Aachener Temperaturrei-
he 1829-2009“ (Ketzler, 2010) mit nach-
träglichen Ergänzungen und andererseits
auf historischen Treibhausgasrekonstruk-
tionen bzw. Messdaten (Meinshausen et al.,
2017).
Niederschlag, Sonne und Wind
Die Jahresniederschlagssumme von
706 mm liegt – wie 2018 – deutlich unter
dem Mittelwert der Jahre 1961-1990 an der
Station Aachen-Wetterstation (828 mm; -
126 mm = -15,2%), bei den hohen Jahres-
temperaturen bleibt es also bei einem Was-
serdefizit. Insgesamt wurde an 199 Tagen
Niederschlag mit einer Intensität von min-
destens 0,1 mm registriert (normal: 196).
Am 11.3.2020 fiel dabei der mit 23,0 mm
höchste in 2020 gemessene Tagesnieder-
schlag an der Station Aachen-Hörn, ein
sehr geringer Wert.
Auch der Jahreswert in Uccle (B) lag mit
731 mm deutlich unter dem Normalwert
(-121 mm); in De Bilt (NL) wurden mit
855 mm hingegen 11 mm mehr als normal
registriert (IRM, 2021; KNMI, 2021b).
Über dem Durchschnitt lag 2020 auch wie-
der bei der Sonnenscheindauer: als es an
der Station Aachen-Hörn Anfang Oktober
zu Messausfällen kam, war bereits eine
Jahressumme von 1820 h erreicht, 269 h
mehr als im ganzen Jahr normalweise. Be-
sonders fiel der Mai mit 310 h auf (=
+118 h). Ganz ähnlich ist die Jahresbilanz
für Uccle (B), wo es mit 1838 h sogar 294 h
mehr als normal gab, in De Bilt (NL) waren
es 1957 h (352 h mehr als normal; IRM,
2021; KNMI, 2021b).
Die höchste an der Station Aachen-Hörn
gemessene Windgeschwindigkeit lag bei
28,8 m/s (= 103,7 km/h, Windstärke 11).
Spitzenböen von Windstärke 8 und mehr
(ab 61,9 km/h) wurden 2020 an 29 Tagen
registriert (langjähriges Mittel: 47 Tage).
In Belgien wurde am 20.1.2020 der bislang
höchste Luftdruck in Uccle mit 1048,3 hPa
(bezogen auf Meereshöhe) gemessen. An
der Klimamessstation Aachen-Hörn betrug
der Luftdruck zu diesem Zeitpunkt
1019,8 hPa (auf Stationshöhe 222 m ü.
NHN; nach dem – bei dieser Ortshöhe
normalerweise nicht angewendeten - Nähe-
rungswert für die barometrische Höhenstu-
fe ergäbe sich ein ähnlicher Wert).
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Der folgende Beitrag „Entwicklung der mo-
natlichen Stickstoffdioxid Messwerte der
Stadt Aachen 2019 und 2020 vor dem Hin-
tergrund städtischer Luftqualitätsmaß-
nahmen und der Corona-Pandemie“ behan-
delt Trends der Luftqualität in Aachen.
„Die klimatologische Normalperiode 1991-
2020 in Aachen“ analysiert die auffälligen
Veränderungen während der mit dem ak-
tuellen Berichtsjahr zu Ende gegangenen
Normalperiode.
Gunnar Ketzler, Michael Leuchner
Quellenangaben
DESTATIS – Statistisches Bundesamt
(2020): Sterbefallzahlen und Übersterb-
lichkeit [Achtung: dynamischer Inhalt]; https://www.destatis.de/DE/Themen/Quersc
hnitt/Corona/Gesellschaft/bevoelkerung-
sterbefaelle.html; 29.12.2020
DWD – Deutscher Wetterdienst (2021a):
Pressemitteilung „Deutschlandwetter im
Jahr 2020“;
https://www.dwd.de/DE/presse/pressemittei
lun-
gen/DE/2020/20201230_deutschlandwetter
_jahr_2020.pdf?__blob=publicationFile&v=
3; 21.1.2021
IRM – Institut Royal Météorologique de
Belgique (2020): Bilans climatologique
mensuel - août 2020;
https://www.meteo.be/uploads/media/5f4f53
4d43065/bilan-climatologique-mensuel-
202008-
irm.pdf?token=/uploads/media/5f4f534d430
65/bilan-climatologique-mensuel-202008-
irm.pdf; 28.3.2021
IRM – Institut Royal Météorologique de
Belgique (2021): Bilans climatologiques de
2020;
https://www.meteo.be/fr/climat/bilans-
climatologiques/2020/annee; 21.1.2021
Ketzler, G.: Die Aachener Temperaturreihe
1829-2009; in: Klimamessstation Aachen-
Hörn – Monatsberichte, Ausgabe 359a - Nr.
13/2009 - ISSN 1861-3993, Jahresbericht
2009, Sonderausgabe zum 30-jährigen Be-
stehen der Klimamessstation Aachen-Hörn
des geographischen Instituts der RWTH
Aachen (zuzügl. Aktualisierungen)
KNMI – Koninklijk Nederlands Meteoro-
logisch Instituut (2020): Klimaatbericht –
rekordwarme week, 14.8.2020;
https://www.knmi.nl/over-het-
knmi/nieuws/recordwarme-week ; 8.3.2021
KNMI – Koninklijk Nederlands Meteoro-
logisch Instituut (2021a): Klimaatbericht -
Wereldtemperatuur 2020 op eerste of twee-
de plaats; https://www.knmi.nl/over-het-
knmi/nieuws/wereldtemperatuur-2020-op-
eerste-of-tweede-plaats; 21.1.2021
KNMI – Koninklijk Nederlands Meteorolo-
gisch Instituut (2021b): Jaaroverzicht van
het weer in Nederland, 2020;
https://cdn.knmi.nl/knmi/map/page/klimato
logie/gegevens/mow/jow_2020.pdf;
21.1.2021
Meinshausen et al. (2017): Historical
greenhouse gas concentrations for climate
modelling (CMIP6); doi:10.5194/gmd-10-
2057-2017) (zuzügl. Aktualisierungen)
RTBF - Radio-télévision belge de la Fédéra-
tion Wallonie-Bruxelles (2021): 2020 aura
été l'année la plus chaude jamais enregis-
trée en Belgique;
https://www.rtbf.be/info/societe/detail_2020
-aura-ete-l-annee-la-plus-chaude-jamais-
enregistree-en-belgique?id=10664384;
22.1.2021
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Abbildung 3: Warming Stripes – der „Barcode“ des Klimas für Aachen 1830 – 2019; Lufttemperatur in Aachen und globale CO2-Konzentrationen
Quellen: NOAA ESRL DATA, Meinshausen et al. (2017), Ketzler (2010), Leuchner et al. (2020)
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Döscher, N., Ketzler, G., Leuchner, M.: Entwicklung der monatlichen Stickstoffdioxid-
Messwerte der Stadt Aachen 2019 und 2020 vor dem Hintergrund städtischer Luftqualitäts-
maßnahmen und der Corona-Pandemie
Die Arbeitsgruppe Klimatologie befasst
sich auch mit Luftinhaltsstoffen bei groß-
räumigen und regionalen bzw. lokalen Fra-
gestellungen (Yuan et al., 2019; PMLAB,
2014). Seit Juli 2018 erhebt die Stadt
Aachen in Kooperation mit dem Lehr- und
Forschungsgebiet Physische Geographie
und Klimatologie (PGK) die mittlere mo-
natliche Stickstoffdioxidkonzentration mit-
tels Passivsammlern an 24 Standorten im
Stadtgebiet. Die Messwerte werden auf der
Internetseite der Stadt Aachen bereitge-
stellt (Stadt Aachen 2021). An dieser Stelle
soll die Entwicklung der Messwerte in den
Jahren 2019 und 2020 vor dem Hinter-
grund städtischer Maßnahmen zur Verbes-
serung der Luftqualität, sowie Beschrän-
kungen des öffentlichen Lebens im Zuge
der Corona-Pandemie betrachtet werden.
Nach einem kurzen Überblick der Messer-
gebnisse folgt eine zeitliche Gegenüberstel-
lung des NO2-Kurvenverlaufs mit Zeit-
punkten der Einführung von Luftquali-
tätsmaßnahmen auf der einen, sowie politi-
schen Entscheidungen im Zuge der Ein-
dämmung des Pandemiegeschehens auf der
anderen Seite.
Abbildung 1 vergleicht die mittleren mo-
natlichen Stickstoffdioxid-Messwerte der
Jahre 2019 und 2020 für jeden Monat ge-
mittelt über alle Stationen im Stadtgebiet
Aachen. In elf Monaten wurden im Jahr
2020 niedrigere Werte gemessen als im
Jahr 2019. Allein im September wird dieser
Trend nicht bestätigt. Besonders große Un-
terschiede, mit niedrigen Werten 2020 und
hohen Werten 2019, lassen sich in den Mo-
Abbildung 1: Monatlicher Vergleich der mittleren NO2-Konzentration in Aachen in den
Jahren 2019 und 2020
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naten Februar und Juli beobachten. Mona-
te mit weniger großen Unterschieden sind
der März, April und August.
Dieser Eindruck geht auch aus Tabelle 1
(am Ende des Beitrags) hervor, in der die
Veränderungen der Monatswerte aller Sta-
tionen von 2020 gegenüber den Werten von
2019 dargestellt werden. Es wird dabei
aber auch klar, dass sich die Werte im Sep-
tember 2020 nicht an jeder Messstation er-
höht haben. Bei einem Drittel der Statio-
nen (allerdings Standorte mit sowieso ho-
hen Konzentrationswerten an verkehrsrei-
chen Straßen am Rand der Innenstadt) wa-
ren die NO2-Werte im September 2020
niedriger als 2019 und bei zwei weiteren
unverändert. Die Häufung gestiegener
Werte im September sticht jedoch aus den
übrigen Werten der Tabelle heraus. Wäh-
rend im September 2020 an 14 Stationen
höhere Werte gemessen wurden als 2019,
ist dies für allen übrigen Monaten zusam-
men nur 6-mal vorgekommen und zwar in
den Monaten März, Juli und August.
Eine besonders deutliche Verringerung der
NO2-Werte von 2020 gegenüber denen aus
2019 konnte hingegen für die Monate Feb-
ruar und Juli festgestellt werden. In beiden
Monaten betrug die negative Änderung
zwischen 2019 und 2020 an 23 der 24 Sta-
tionen mehr als 20 %.
In den vergangenen zwei Jahren hat die
Stadt Aachen spezielle Maßnahmen zur
Verbesserung der Luftqualität beschlossen
(Rat der Stadt Aachen 2019a, 2019b). Un-
abhängig davon wurde das öffentliche Le-
ben im Zuge der Pandemiebekämpfung im
Frühjahr und Herbst 2020 teilweise herun-
tergefahren (Landesregierung Nordrhein-
Westfalen 2021). Ob es Hinweise darauf
gibt, dass sich die Schwankungen in der
mittleren NO2-Konzentration anhand die-
ser Maßnahmen erklären lässt, soll an die-
ser Stelle betrachtet werden.
Neben Regelungen, die darauf abzielten,
die Situation an einzelnen Standorten mit
einer besonders hohen NO2-Konzentration
zu verbessern, wurden auch Maßnahmen
getroffen, die zum Ziel hatten die NO2-
Werte im gesamten (Innen-)Stadtbereich
zu senken. Hier ist vor allem die Einfüh-
rung einer Geschwindigkeitsbegrenzung
Abbildung 2: Mittlere NO2 Konzentration in Aachen in den Jahren 2019 und 2020 mit
Zeitpunkten bzw. Zeiträumen der Einführung von Maßnahmen im
Zusammenhang mit Luftqualität und Covid-19 Pandemie
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auf 30 km/h auf vielen Straßen der Innen-
stadt sowie einigen Einfallstraßen zu nen-
nen, die ab Dezember 2019 wirksam wurde
(Stadt Aachen 2019). In Abbildung 1 lässt
sich besonders im Monat Februar ein gro-
ßer Unterschied der NO2-Konzentration
zwischen 2019 und 2020 feststellen. Im
Monat März ist der Unterschied jedoch
wieder deutlich geringer und an der Innen-
stadtnahen Messstation Kapuzinergraben
wurden sogar höhere Werte gemessen.
Nimmt man die im Zuge der Pandemie ge-
troffenen Maßnahmen in den Blick, fällt
auf, dass im Laufe des ersten Lockdowns
von März bis Mai 2020 die Werte zunächst
stabil blieben bevor sie bis Juli 2020 konti-
nuierlich abfielen. Im Juni und Juli waren
die Beschränkungen aus dem Frühjahr je-
doch schon wieder teilweise aufgehoben. Ab
Mitte Juni bis Mitte September gab es eine
Phase weitgehender Reisefreiheit, auch von
den und in die Niederlande und nach Bel-
gien. Dieser Zeitraum deckt sich zum Teil
mit dem starken Anstieg der NO2-Werte im
August und September 2020. Der Zweite
weitgehende Lockdown trat Ende Oktober
in Kraft. Die NO2-Konzentration sank im
Folgenden auf ein deutlich niedrigeres Ni-
veau.
Den zeitlichen Verlauf der NO2-Werte in
der gesamten Messperiode zeigt Abbil-
dung 2. Zunächst lässt sich innerhalb der
zwei betrachteten Jahre eine allgemeine
Tendenz hin zu geringeren NO2-
Konzentrationen erkennen. Andererseits
bleiben die teils erheblichen Schwankun-
gen erkennbar, die schon in Zusammen-
hang mit Abbildung 1 diskutiert wurden.
Besonders auffällig ist auch in diesem Zu-
sammenhang der starke Anstieg der mitt-
leren NO2-Konzentration im August und
September 2020, nachdem im Juli 2020
noch der tiefste Wert der betrachteten Zeit-
spanne gemessen wurde.
Abbildung 2 zeigt neben der mittleren NO2-
Konzentrationen der betrachteten Zeit-
spanne, Markierungen, welche die Zeit-
punkte bzw. Zeiträume anzeigen an denen
die Maßnahmen zur Verbesserung der
Luftqualität bzw. zur Bekämpfung der Co-
vid-19 Pandemie getroffen wurden. Es wird
klar, dass die NO2-Werte trotz der
Schwankungen, die möglicherweise zum
Teil mit den ergriffenen Maßnahmen er-
klärt werden können, einem allgemeinen
Trend hin zu niedrigeren NO2-folgen. Zu
diesem Schluss kommt auch das Umwelt-
bundesamt (UBA). Bundesweit registrierte
es – wie ansatzweise auch an einzelnen
Standorten in Aachen – teilweise deutliche
Rückgänge im Frühjahr 2020 (bis 30%;
UBA, 2021a). Insgesamt gibt es aber seit
etwa 2016 allgemein einen beschleunigten
Rückgang der NO2-Konzentrationen (UBA,
2021b).
Fazit
Ob und in wie weit die vorgestellten Maß-
nahmen im Zusammenhang mit der Ver-
besserung der Luftqualität und Bekämp-
fung der Corona-Pandemie durchgängig ei-
nen Einfluss auf die Entwicklung der mitt-
leren NO2-Werte hatten, lässt sich auf Ba-
sis dieser Daten nicht eindeutig nachvoll-
ziehen. Dass einige große Schwankungen in
den Werten, wie die stetige Abnahme von
Dezember 2019 bis März 2020 oder der
starke Anstieg im August und September
2020, mit der Einführung von Tempo 30 in
weiten Teilen der Innenstadt bzw. einer
Phase der Reisefreiheit während der
Corona- Pandemie zusammenfallen, gibt
möglicherweise Hinweise darauf, dass ein
kausaler Zusammenhang bestehen könnte.
Im Allgemeinen ist die NO2-Konzentration
jedoch von einer ganzen Reihe Faktoren
abhängig. Beispielweise spielen andere
Stickoxid-Quellen als der Verkehr oder
wechselnde Windsituationen eine entschei-
dende Rolle, die für einige der Schwankun-
gen verantwortlich sein könnten. Bemer-
kenswert ist dabei auch der sich über die
beiden Jahre andeutende negative Trend
der NO2-Werte, der als Fortsetzung eines
ab etwa 2016 verstärkten, bundesweit ne-
gativen NO2-Trends nach Jahren nur ge-
ringer Rückgänge interpretiert werden
kann, dem die diskutierten aktuellen Er-
eignisse sicher nicht entgegengelaufen
sind.
Niels Döscher, Gunnar Ketzler, Michael
Leuchner
Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
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Quellenangaben
Landesregierung Nordrhein-Westfalen
(2021): Coronavirus (Covid-19);
https://www.land.nrw/de/tags/coronavirus-
covid-19?combine=&type=All; 4.3.2021
PMLAB Lehr- und Forschungsgebiet Phy-
sische Geographie und Klimatologie (hg.),
Belgische Interregionale Umweltagentur
(IRCEL – CELINE) (host) (2014): PM-LAB
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http://pmlab.irceline.be/index_de.html;
4.3.2021
Rat der Stadt Aachen (2019a): Auszug -
Luftreinhalteplan, Bericht der Verwaltung
zum Gerichtsurteil, Dritte Fortschreibung
des Luftreinhalteplans, Sofortmaßnahmen
akt. Tagesordnungsanträge der GRÜNE
Fraktion vom 07.08.19 und 14.08.2019;
https://ratsinfo.aachen.de/bi/to020.asp?TOL
FDNR=95029; 4.3.2021
Rat der Stadt Aachen (2019b): Luftreinhal-
teplan Aachen, Dritte Fortschreibung. Stu-
fenplan: Sofortmaßnahme Stufe 1 und Stu-
fe 2;
https://ratsinfo.aachen.de/bi/___tmp/tmp/45
081036971402008/971402008/00353593/93-
Anlagen/01/006TOP-Anlage1.pdf; 4.3.2021
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https://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/u
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Fragen und Antworten.
http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/ver
kehr_strasse/verkehrskonzepte/tempo_30_i
n_AC/fragen-und-antworten/index.html;
abgerufen am 05.03.2021
Umweltbundesamt UBA (2021a): Luftqua-
lität 2020: Nur noch wenige Städte über
Stickstoffdioxid-Grenzwert;
https://www.umweltbundesamt.de/presse/p
ressemitteilungen/luftqualitaet-2020-nur-
noch-wenige-staedte-ueber; 4.3.2021
Umweltbundesamt UBA (2021b): Luftqua-
lität 2020 - Vorläufige Auswertung;
https://www.umweltbundesamt.de/sites/def
ault/files/medien/5750/publikationen/hgp_l
uftqualitaet_2020_bf.pdf; 4.3.2021
Yuan, Ye; Ries, Ludwig; Petermeier, Han-
nes; Trickl, Thomas; Leuchner, Michael;
Couret, Cédric; Sohmer, Ralf; Meinhardt,
Frank; Menzel, Annette (2019): On the di-
urnal, weekly, and seasonal cycles and an-
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Zugspitze, Germany, during 1981-2016; in:
Atmospheric chemistry and physics; 19, 2,
999-1012; https://doi.org/10.5194/acp-19-
999-2019
Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
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Tabelle 1: Änderungen der NO2-Konzentration von 2020 gegenüber den Werten aus dem Jahr 2019. Positive Veränderung in Rot, keine Veränderung in Gelb markiert.
Messort Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember
Römerstraße 19 -14,58% -36,84% -15,56% -22,45% -32,00% -23,26% -39,58% -7,14% -6,38% -30,23% -25,00% -25,00%
Peterstraße 72/74 -19,15% -44,64% -12,20% -26,53% -23,81% -21,43% -39,13% -2,33% -4,55% -33,33% -31,82% -29,27%
Monheimsallee 25 -16,33% -37,50% -27,27% -28,89% -31,91% -27,27% -40,82% -17,02% -4,55% -27,50% -36,96% -34,88%
Jülicher Straße 34/36 -8,33% -32,20% -11,11% -28,85% -27,27% -24,44% -42,55% -13,04% -13,04% -33,33% -30,61% -29,79%
Roermonderstraße 27 -17,78% -46,30% -26,19% -36,36% -26,32% -27,78% -35,29% -20,51% -2,78% -16,13% -30,00% -30,77%
Seilgraben 1 -29,03% -32,26% -45,71% -15,15% -3,03% -36,84% -30,77% -28,95%
Junkerstraße 47 -3,45% -9,38% -12,50% -10,00% -27,27% 0,00% 24,14% 0,00% -18,75% -6,90%
Von-Coels-Straße 4 -11,90% -29,79% -7,69% -14,29% -16,28% -6,98% -25,00% 2,33% 10,00% -15,79% -21,43% -16,22%
Kapuzinergraben 15 -21,88% -33,33% 10,71% 3,23% -6,06% 0,00% -30,30% -7,14% 18,52% -13,64% -11,11% -8,33%
Kasinostraße 54 -16,67% -37,50% -21,88% -3,33% -17,65% -3,57% -26,47% -6,67% 13,79% -7,69% -20,00% -10,71%
Adalbersteinweg 274 -20,00% -30,61% -17,50% -10,26% -19,51% -7,69% -19,05% 4,76% 12,82% -2,78% -12,50% -5,41%
Vaalserstraße 67 -19,23% -48,39% 5,26% -16,00% -14,29% -5,56% -27,78% 0,00% 21,05% -26,32% -30,77% -18,18%
Napolensberg 138 -7,50% -5,13% 5,71% -3,13% -20,00% -25,71% -44,44% -16,67% -8,57% -40,63% -42,42% -15,63%
Horbacherstraße 88 -16,67% -55,17% -10,53% -26,09% -16,67% -29,41% -65,00% -38,89% 18,75% -29,41% -27,27% -19,05%
Trierer Straße 626 -23,68% -24,32% -15,63% -17,24% -21,88% -14,81% -33,33% -15,38% -10,34% -24,14% -10,34% -3,70%
Roermonderstraße 301 -6,90% -47,06% -4,35% -25,93% -29,17% -15,00% -47,83% -15,00% 0,00% -22,73% -35,71% -16,00%
Kurbrunnenstraße 5 -6,90% -44,44% -16,00% -17,86% -20,00% -20,83% -40,00% -8,70% 8,33% -16,00% -26,67% -15,38%
Boxgraben 63 -5,41% -32,61% -19,44% -26,47% -26,67% -17,24% -30,00% -9,09% 0,00% -22,22% -21,62% -17,65%
Schinkelstraße 1 -7,69% -55,88% -17,39% -4,17% -13,64% -11,76% -33,33% -34,78% 4,35% -31,82% -26,92% -25,00%
Monheimsallee (MS) -15,63% -35,00% -7,41% -3,45% -19,35% -3,70% -25,00% -14,71% 12,90% -7,41% -19,35% -20,00%
Bahnhofstraße 33 -10,71% -45,71% -16,00% -11,11% -19,23% -18,18% -37,04% -12,00% 12,00% -21,74% -11,54% -20,83%
Markt 42 -13,64% -55,56% -6,25% -5,00% -17,65% 0,00% -26,67% -20,00% 18,75% -20,00% -10,00% -21,05%
Elisengarten -9,52% -53,57% -5,88% -10,00% -18,75% -16,67% -35,71% -14,29% 20,00% -25,00% -20,00% -15,79%
Friedrich-Wilhelm-Platz 1 -12,50% -53,33% -5,26% -8,70% -10,00% -13,33% -42,11% -23,53% 16,67% -17,65% -100,00% -10,53%
Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
13
Leuchner, M., Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte
Ausgabe 492a - Nr. 13/2020 - ISSN 1861-3993
Ketzler, G., Leuchner, M.: Die klimatologische Normalperiode 1991-2020 in Aachen
Für die Klimamessstation Aachen-Hörn
des Geographischen Instituts ist die mit
dem Jahr 2020 zu Ende gegangene Nor-
malperiode die erste vollständige Normal-
periode im klassischen Intervall der Kli-
mastatistik; sie schließt an die vorausge-
henden Perioden 1901-1930, 1931-1961 und
1961-1990 an, für die zumindest für die
frühere Station Aachen (Wetterstation) in
nicht allzu großer Entfernung und ähnli-
cher Lage Daten vorliegen (siehe Abb. 1).
Somit kann für die stärkerer Streuung un-
terliegenden Klimaelemente davon ausge-
gangen werden, dass – wie diese Vorge-
hensweise unterstellt – die natürliche Va-
riabilität durch Mittelung hinreichend er-
fasst wird und somit verlässliche Aussagen
über den langfristigen Zustand der Atmo-
sphäre am gegebenen Ort möglich sind; bei
den sog. „konservativen“, also weniger va-
riablen Klimaelementen (z.B. der Lufttem-
peratur) ist dies schon nach 10 Jahren an-
zunehmen. Weitere Informationen zu den
Mess- und Auswertungsstandards sowie
speziell zu den Daten von Aachen (Wetter-
station) 1961-1990 siehe: Müller-
Westermeier, 1996; allgemeine Informatio-
nen zur Klimamessstation Aachen-Hörn
und Klimamessungen in Aachen finden
sich in den Jahres- und Monatsberichten
der Klimamessstation Aachen-Hörn
(Leuchner et al., 2021) bzw. in einer Son-
derausgabe im Rahmen des Jahresberichts
2009 (Schneider et al., 2010).
Trotz Veränderungen bei den örtlichen Sta-
tionen (z.B. durch Verlegung von Aachen
(Wetterstation) nach Aachen-Orsbach in
2011; siehe Abb. 1) bzw. durch Umstellung
von Messtechnik (s.u.), kann für Tempera-
tur und Niederschlag folgendes zusammen-
fassend vorab festgestellt werden.
Die Lufttemperatur lag in der Normalperi-
ode 1991-2020 im Mittel um 1,1 K über
Abbildung 1: Lage der in der Normalperiode relevanten Stationen in Aachen. AC-Hörn
1980 (Geographisches Institut der RWTH Aachen), AC (Wetterstation) 1901 – 2011
(DWD), AC Orsbach 2011 (DWD); Kartengrundlage: Geobasis NRW (tim-online.nrw.de)
Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
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dem 100-jährigen Temperaturmittel 1901-
2000 (9,6°C) und hat gegenüber der vor-
hergehenden Periode um 1,0 K zugenom-
men (siehe Abb. 2). Wie 1961-1990 (+0,1 K)
lagen auch die zwei ersten für Aachen vor-
liegenden Normalperioden (1901-1930 und
1931-1960) demgegenüber sehr nahe am
Mittel 1901-2000 oder waren etwas kälter
(-0,3 K und 0,0 K).
Innerhalb der letzten Normalperiode kann
bei der Lufttemperatur in 10-Jahresmittel
(Dekaden) differenziert werden (Abb. 2).
Die Abweichung des Dekadenmittels 1991-
2000 betrug gegenüber dem Mittel 1961-
1990 +0,7 K (+0,8 K gegenüber 1901-2000),
2001-2010 +0,9 K und 2011-2020 +1,4 K.
Bei den Sommertemperaturen (Juni, Juli,
August) lag die höchste Temperatur aller
Monate 1991-2000 im Mittel bei 30,6°C,
2001-2010 bei 31,3°C und 2011-2020 bei
33,7°C; zwischen der ersten und der zwei-
ten Dekade nahm dieser Wert demnach um
0,7 K zu, zwischen der zweiten und der
dritten Dekade um 2,4 K.
Die Niederschlagsmenge 1991-2020 lag in
Bezug auf die mittlere Jahressumme deut-
lich unter dem Wert der vorhergehenden
Normalperiode (Mittel 1991-2020: 778 mm
berechnet für die Station Aachen (Wetter-
station), gegenüber 1961-1990 gemessenen
830 mm). Allerdings war das nicht sehr
deutlich aus dem Bereich früherer
Schwankungen: 1901-1930: 839 mm, 1931-
1960: 797 mm. Der höchste Tageswert lag
1991-2020 bei 58,3 mm (Aachen-Hörn) ge-
genüber 63,7 mm Aachen (Wetterstation)
1961-1990 (1901-1930: 73,7 mm, 1931-
1960: 66,6 mm).
Insgesamt ist eine deutliche Zunahme der
Temperaturen, speziell auch in der letzten
Dekade bzw. in den Sommermonaten zu
verzeichnen; dem steht eine zuletzt rück-
läufige Niederschlagsmenge gegenüber.
Den für Aachen im Rahmen des „Anpas-
sungskonzepts an die Folgen des Klima-
wandels im Aachener Talkessel“ auf Basis
von regionalen Modellergebnissen abgelei-
teten Erwartungswerten für durch den
Klimawandel bedingte Temperaturzunah-
men (einschließlich Stadtklimaeffekten)
von 0,3 K bis 0,45 K pro Dekade im Zeit-
raum 2010-2030 steht eine gemessene
Temperaturzunahme im 10-Jahresintervall
Abbildung 2: Abweichungen der Jahresmittel der Lufttemperatur vom Mittel 1901 – 2000
nach Jahren und klimatologischen Normalperioden (Aachen (Wetterstation) bis
2011, danach Aachen-Hörn); Daten: DWD (2021a)
Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
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2011-2020 im Vergleich zu 2001-2010 von
0,5 K bzw. 0,6 K gegenüber, also etwa 0,2 K
bzw. 0,15 K mehr (+67% bzw. +33%).
Stationsänderungen in der Normalperiode
und Analyse der Zeitreihe
Die Vergleichbarkeit zu älteren Daten von
Aachen (Wetterstation) ist allerdings nur
gegeben, soweit die Reihen homogen sind.
Die Klimamessstation Aachen-Hörn ist im
fraglichen Zeitraum nicht verlegt und mit
i.w. unveränderter Messtechnik betrieben
worden. Die Station besteht seit 1980 und
wird seit 1990 vollelektronisch bzw. digital
betrieben (Schneider et al., 2010). Das di-
rekte Stationsumfeld in einem Hoch-
schulcampusbereich unterlag in dieser Pe-
riode einzelnen Veränderungen, wobei hier
der Abriss des sog. Verfügungszentrums in
ca. 100 m Entfernung erheblich war. Am
gleichen Standort sind aber kurz danach
zwei insgesamt etwas kleinere Gebäude
(„ICT Cubes“) und an einem anderen, ähn-
lich weit entfernten Standort noch der Er-
weiterungsbau E3 des Informatik-
Zentrums zusätzlich entstanden, sodass
das Bauvolumen netto insgesamt ähnlich
geblieben ist.
In den Monaten April bis Juni 2011 ist al-
lerdings die ehemalige Klimahauptstation
Aachen (Wetterstation) des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) von der Kuppe des
Wingertsbergs (bei Errichtung 1901 außer-
halb, nach und nach infolge Stadterweite-
rungen zuletzt im in der Stadt gelegenen
Aachener Kurpark) nach Aachen-Orsbach
als „Klimareferenzstation“ an einen Stand-
ort weit außerhalb jeden direkten Sied-
lungseinflusses verlegt worden. Dadurch
ist es zu einer Veränderung der Standort-
bedingungen gekommen, die eine direkte
Vergleichbarkeit bei einem Teil der Klima-
elemente unmöglich macht. Um zu über-
prüfen, ob sich zumindest für die Lufttem-
peratur eine nachvollziehbare Vergleichs-
möglichkeit ergibt, wurden die Jahresmit-
teltemperaturen der Stationen im Zeitraum
1991-2020 verglichen (siehe Abb. 3)
Für den Zeitraum 1991-2010 ergibt sich bei
den Jahresmitteltemperaturen zwischen
der Station Aachen-Hörn und Aachen (Wet-
terstation) eine Differenz von 0,2 K. Dabei
Abbildung 3: Jahresmitteltemperaturen AC-Hörn, AC (Wetterstation) bzw. AC-Orsbach
(oben, linke Skala) und Temperaturdifferenzen AC (Wetterstation - AC-Hörn bzw. AC-
Orsbach-AC-Hörn (unten, rechte Skala); Daten: DWD (2021a)
Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
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weisen beide Stationsreihen weitgehend
gleichsinnige Schwankungen von Jahr zu
Jahr und einen fast identischen Trend auf;
die Differenzen zwischen ihnen verändern
sich wenig (sie nehmen tendenziell um
0,6 K / 100 Jahre ab; wenn 1991, das erste,
auffällig stark abweichende Jahr der voll-
elektronischen Datenerfassung an der Sta-
tion Aachen-Hörn nicht berücksichtigt
wird, sogar nur um 0,1 K / 100 Jahre; siehe
Abb. 3). Auch sind die Dekadenmittel der
beiden Stationen für die Perioden 1991-
2000 (10,6°C bzw. 10,4°C) bzw. 2001-2010
(10,8°C bzw. 10,6°C) konsistent. Hinzu
kommt, dass bei fast gleicher Höhenlage
eine ähnliche Geländesituation in Kuppen-
lage allerdings mit mehr Bebauung bei
Aachen-Hörn und demgegenüber einer
stärkeren Leelage zur städtischen Wär-
meinsel bei Aachen (Wetterstation) vor-
liegt, was diesen geringen und nahezu kon-
stanten Differenzwert sehr plausibel er-
scheinen lässt. Es ergibt sich somit kein
Hinweis darauf, dass eine Inhomogenität in
diesem Zeitraum vorliegt; in Bezug auf die
Jahresmitteltemperatur wird deshalb bis
zum Ende der Normalperiode 1991-2020
die Temperaturreihe Aachen (Wetterstati-
on) mit diesem nach der Differenzenmetho-
de ermittelten Korrekturwert (TAC-Hörn =
TAachen(Wetterstation) + 0,2 K) weitergeführt.
Die Temperaturreihe Aachen-Orsbach ver-
hält sich hingegen deutlich anders und ist
für eine vergleichbare Korrektur (noch)
nicht geeignet (siehe Abb. 3). Die Differenz
zur Station Aachen-Hörn ist deutlich grö-
ßer (Jahresmittel 2012-2020: 11,3°C ge-
genüber 10,6°C), was aufgrund der Lage
von Aachen-Orsbach deutlich außerhalb
der Stadt zu erwarten und an sich kein
Hinderungsgrund ist; die Station liegt auf
231 m ü. NHN und damit auch nur wenige
Meter höher als der frühere Standort auf
etwa 202 m ü. NHN (was bei einem mittle-
ren Höhengradienten der Lufttemperatur
von -0,65 K / 100 m einer mittleren Tempe-
raturdifferenz von 0,2 K entspräche). Al-
lerdings weist die Reihe einen deutlich an-
deren Trend als die der beiden anderen
Stationen auf: die Differenzen zur Station
Aachen-Hörn nehmen – hochgerechnet -
um 1,4 K / 100 Jahre zu. Auch dies ist nicht
verwunderlich, denn im städtischen Um-
feld überlagert sich der großräumige Kli-
matrend mit zunehmenden Stadtklimaef-
fekten: „Besonders schlecht durchlüftete,
dicht bebaute und versiegelte urbane Flä-
chen heizen sich bei intensiver Sonnenein-
strahlung tagsüber stark auf. Das führt zu
Temperaturwerten, die in großen Städten
bis zu 10 Grad über denen des Umlandes
liegen“ (DWD, 2020). Bei linearer Zurück-
rechnung dieses Trends wären für die Sta-
tion Aachen-Hörn in den 1960er Jahren
ähnliche Verhältnisse wie in Aachen-
Orsbach zu erwarten, was grundsätzlich
der Stadtentwicklung in dieser Periode
entspricht, denn damals lag der Standort
praktisch am Stadtrand. Aufgrund der Tat-
sache, dass diese Daten aber noch nicht
einmal für eine komplette Dekade vorlie-
gen und der Trend entsprechend unsicher
ist, werden diese Daten hier nicht für eine
Korrektur herangezogen.
Temperaturtrends
Bei der Lufttemperatur liegt mit den aktu-
ellen Daten auch eine lange Reihe der
Normalwerte von 1901 – 2020 vor (Abb. 2).
Die Normalwerte der Mitteltemperatur für
die ersten drei dieser Normalperioden wei-
chen nur geringfügig (zwischen -0,3 K und
+0,1 K) vom langjährigen Mittel ab. Dabei
ist die erste Periode dieser drei die kälteste
und die letzte die wärmste. Die vierte
Normalperiode (1991-2020) weicht hinge-
gen deutlicher und nach oben vom langjäh-
rigen Mittel ab (+1,1 K). Innerhalb der letz-
ten Normalperiode ergibt sich außerdem
noch eine Differenzierung nach den Deka-
denmitteln: die Temperaturzunahme ge-
genüber der vorhergehenden Normalperio-
de schreitet in allen 10-Jahresperioden fort,
in der ersten (1991-2000; +0,7 K) und in
der letzten (+0,5 K) relativ stark, in der
mittleren weniger (+0,2 K). Bei den Som-
mertemperaturen (Juni, Juli, August) liegt
der Wert in der letzten Dekade (2011-2020)
bei +0,6 K.
Mit diesen Dekadenmittelwerten der Luft-
temperatur liegen erstmals für Aachen
auch gemessene Temperaturtrends vor, die
mit neuerdings in der Praxis verwendeten
Klimaprojektionen aus Regionalisierungen
globaler Klimamodellrechnungen vergli-
chen werden können. Danach hat die ge-
messene Lufttemperatur in den letzten drei
Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
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Dekaden im Mittel um 0,47 K / 10 Jahre
zugenommen, in der letzten Dekade 2011-
2020 um 0,5 K (Sommermittel: +0,6 K).
Demgegenüber war auf Basis einer Aus-
wertung von Klimaprojektionen mit mehre-
ren Klimamodellen für das A1B-Szenario
(Buttstädt et al., 2014: das [ältere] A1B-
Szenario beinhaltet insgesamt etwas opti-
mistischere Annahmen als das [neuere]
RCP8.5 Szenario) für Aachen großräumig
eine mittlere Temperaturzunahme von
0,5 K (Sommermittel: 0,6 K) für die Periode
2010-2030 ermittelt worden. Diese Projek-
tionen wurden auch für das „Klimaanpas-
sungskonzept für den Aachener Talkessel“
verwendet (siehe: Erläuterungen zum
Klimaanpassungskonzept für den Aachener
Talkessel; Ketzler et al., 2013). Pro Dekade
wären danach +0,25 K bzw. +0,3 K zu er-
warten gewesen.
Die verfügbaren Klimamodelle berücksich-
tigten allerdings keine lokalen Stadtklima-
effekte, die für das „Anpassungskonzept an
die Folgen des Klimawandels im Aachener
Talkessel“ über Annahmen zur flächenhaf-
ten Nachverdichtung bzw. zu Erweite-
rungsvorhaben mit vorliegenden geostatis-
tischen Temperaturmodellierungen hoch-
gerechnet wurden; hier wurden Tempera-
turzunahmen im Zeitraum 2010-2030 von
örtlich bis ca. 0,3 K, flächig meist unter
0,1 K berechnet (Ketzler et al., 2013). Dies
bedeutet, dass 0,05 K bis örtlich 0,15 K pro
Dekade zu erwarten waren. Basierend auf
dem jetzt für die letzte Dekade durchführ-
baren Vergleich der gemessenen Jahres-
temperaturen von AC-Hörn und AC-
Orsbach zeichnet sich in Aachen (für eine
Situation am Rand der Innenstadt) ein
vermutlicher urbaner Temperaturtrend von
etwa +1,4 K / 100 Jahre oder +0,14 K / De-
kade ab (siehe oben). Dies würde bedeuten,
dass die tatsächlichen Temperatureffekte
von zwischenzeitlichen Veränderungen im
städtischen Raum eher im ganz oberen Be-
reich des seinerzeit angenommenen Wer-
tebereichs oder darüber liegen statt – wie
im Konzept aufgrund nur stichprobenarti-
ger Erhebungsdaten z.B. zur Nachverdich-
tung angesetzt – im unteren. Demnach wa-
ren für Aachen auf Basis der damaligen re-
gionalen Modellergebnisse zuzüglich der
eingetretenen Stadtklimaeffekte Tempera-
turzunahmen von 0,30 K (= 0,25 K +
0,05 K) bis 0,45 K (=0,30 K + 0,15 K) pro
Dekade im Zeitraum 2010 – 2030 erwart-
bar, die gemessene Temperaturzunahme
2011-2020 gegenüber 2001-2010 betrug
demgegenüber 0,5 K bzw. 0,6 K, also etwa
+0,20 K (+67%) bzw. +0,15 K (+33%) mehr.
Theoretisch wäre zwar für die nächste De-
kade eine Stagnation oder auch ein Rück-
gang der Temperaturen möglich, so dass es
für die Periode 2010-2030 dann insgesamt
bei dem angenommenen Temperaturan-
stieg bliebe. Es gibt derzeit allerdings kei-
nerlei Hinweise für solche Entwicklungen,
sondern vielmehr einen erwarteten weite-
ren Anstieg, wobei der DWD (2021b) in den
neuen 1-10-Jahresvorhersagen konkret von
Temperaturzunahmen im Großraum
Aachen zwischen 1,0 K bis 1,5 K (2020-
2024) sowie 1,5 K – 2,0 K (2025-2029) ge-
genüber 1981-2010 ausgeht (= +0,3 K –
+0,8 K bzw. +0,8 K - +1,3 K gegenüber der
Dekade 2011-2020).
Niederschlagstrends
Die Niederschlagsdaten der Stationen
Aachen-Hörn und Aachen (Wetterstation)
können im System der Normalperioden
zumindest für die 30-Jahres-Periode 1981-
2010 verglichen werden, als beide Statio-
nen parallel betrieben wurden. In diesem
Zeitraum wies Aachen-Hörn eine mittlere
Jahressumme des Niederschlags von
908 mm auf, Aachen (Wetterstation)
840 mm; im Mittel waren die Jahressum-
men also an Aachen-Hörn um 68 mm
(Buttstädt et al., 2010) also um 8,1% grö-
ßer. Auf Basis der mittleren Jahressumme
für Aachen-Hörn von 772 mm für den Zeit-
raum 2011-2020 kann mit der Quotienten-
methode das Dekadenmittel dieser Periode
für die dann nicht mehr bestehende Station
Aachen (Wetterstation) zu 714 mm abge-
schätzt und daraus – zusammen mit den
gemessenen Dekadenmitteln 1991-2000
und 2001-2010 beider Stationen (874 mm
und 792 mm bzw. 932 mm und 832 mm) -
das Jahresmittel für die ganze Normalperi-
ode 1991-2020 an Aachen (Wetterstation)
zu 779 mm hochgerechnet werden. Aus die-
sem Wert und dem Normalwert für
Aachen-Hörn im Zeitraum 1991-2020 von
852 mm ergäbe sich eine Niederschlagsdif-
ferenz der Stationen von 73 mm (9,4%); die
Niederschlagssumme hätte für Aachen
Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
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(Wetterstation) danach um 22 mm zuge-
nommen (+3% gegenüber 1961-1990:
830 mm). In Bezug auf die Jahresnieder-
schlagssummen wurden im „Anpassungs-
konzept an die Folgen des Klimawandels
im Aachener Talkessel“ (Ketzler et al.,
2013) – ebenfalls auf Basis regionaler
Klimamodellierungen – im Raum Aachen
für die Periode 2010 – 2030 nahezu unver-
änderte Niederschläge erwartet, im Som-
mer mit eher geringeren Niederschlags-
summen; aufgrund der großen Variabilität
der Niederschläge kann hier noch nichts
Definitives festgestellt werden, die Messda-
ten widersprechen den Modellannahmen
bislang jedenfalls nicht.
Die Station Aachen-Orsbach kann auf-
grund der kurzen Betriebszeit noch nicht
sicher mit Aachen-Hörn verglichen werden;
im Zeitraum 2012-2020 lag hier jedenfalls
die mittlere jährliche Niederschlagssumme
bei 787 mm und damit nur wenig (+15 mm;
+1,9%) über dem Wert von Aachen-Hörn
für den gleichen Zeitraum.
Vergleich der Normalperioden im Detail
Die Mitteltemperatur an der Klimaesssta-
tion Aachen-Hörn im Zeitraum 1991-2020
betrug 10,9°C (siehe auch Tabelle 1 und 2
am Ende des Beitrags). Im Vergleich zur
Normalperiode 1961-1990 an Aachen (Wet-
terstation) von 9,7°C sind das 1,2 K mehr,
unter Berücksichtigung der im Mittel 0,2 K
höheren Lufttemperatur an Aachen-Hörn
als an der jetzt nicht mehr betriebenen Sta-
tion Aachen (Wetterstation) (siehe oben)
entspricht das einer Temperaturzunahme
von 1,0 K im Verlauf der letzten 30 Jahre
in einer solchen Randlage zur Innenstadt
von Aachen.
Diese deutliche Zunahme der Mitteltempe-
raturen drückt sich auch in praktisch allen
besonderen Temperaturwerten aus. Das
absolute Temperaturmaximum lag 1991-
2020 mit 40,0°C um 4,6 K über dem
Höchstwert der Normalperiode 1961-1990,
das absolute Minimum von -15,7°C fiel
auch aber nicht so viel höher aus als im
vorhergehenden Zeitraum (-17,4°C). Der
wärmste Monat war in beiden Normalperi-
oden der Juli mit 1991-2020 im Mittel
19,2°C (1961-1990: 17,3°C), der kälteste
blieb der Januar mit im Mittel 3,4°C (ge-
genüber 2,4°C). Der absolut wärmste Mo-
nat 1991-2020 war der Juli 2006 mit im
Mittel 23,9°C, der Dezember 2010 war mit
im Mittel -1,5°C der kälteste Monat; das im
Mittel wärmste Jahr war 2020 mit 12,2°C,
das kälteste 1996 mit 9,1°C.
Die Zahl der Frosttage (Tagestiefsttempe-
ratur < 0°C) betrug im Zeitraum 1991-2020
(Aachen-Hörn) 44,0, 1961-1990 waren es
51,7 (Aachen(Wetterstation)); 1996 kamen
85 Frosttage vor (2010 immerhin auch 84),
2014 waren nur 18. Der Trend bei den
Frosttagen ist auf Jahresbasis rückläufig
(-24,8 Tage / 100 Jahre), bei den meisten
der Monate mit Frosttagen (Okt-Feb) auch,
nicht aber im März und April; hier liegt ei-
ne leichte Zunahme vor (+7 / 100 Jahre
bzw. +3 / 100 Jahre). Eistage (Tage mit ei-
ner Höchsttemperatur < 0°C; „Dauerfrost“)
gab es zuletzt im Durchschnitt 7,8, in der
vorhergehenden Normalperiode waren es
im Mittel 12,5 pro Jahr; solche Tage kamen
im Zeitraum 1991-2020 maximal 51 in ei-
nem Jahr vor (2010), 2020 gab es keinen
Eistag.
Im Zeitraum 1991-2020 wurde durch-
schnittlich an 34,5 Tagen eine Temperatur
von 25°C erreicht oder überschritten
(„Sommertag“), in der Normalperiode davor
war dies an 24,1 Tagen der Fall (maximal
waren es im Zeitraum 1991-2020 erhebli-
che 71 (2018), minimal 15 (1996)). Tage mit
einer Höchsttemperatur von 30°C oder
mehr („heiße Tage“) traten 1991-2020 im
Durchschnitt 7,6 pro Jahr auf, in der Peri-
ode 1961-1990 waren es 3,5; maximal gab
es davon 16 pro Jahr (1994), 1993 kam kein
solcher Tag vor. Mit zunehmenden Tempe-
raturen sind Überschreitungen von 35°C
nicht mehr ungewöhnlich, so dass auch sie
jetzt in den Monats- und Jahresberichten
der Klimamessstation Aachen-Hörn routi-
nemäßig aufgeführt werden sollen (eine of-
fizielle Bezeichnung für diese Tage gibt es
in der deutschsprachigen Meteorologie
noch nicht); 1991-2020 gab es in Aachen
durchschnittlich 0,9 dieser sehr heißen Ta-
Leuchner, M..; Ketzler, G. [Hrsg.]: Klimamessstation Aachen-Hörn - Monatsberichte / Jahresbericht 2020
19
ge pro Jahr, 2019 und 2020 traten 5 solcher
Tage auf, jeweils mehr als in der ganzen
Normalperiode 1961-1990 überhaupt (4).
Der mittlere Jahresniederschlag in der Pe-
riode 1991-2020 betrug an der Station
Aachen-Hörn 852 mm, 1961-1990 waren es
830 mm - allerdings liegen nur für Aachen
(Wetterstation) Daten für diese Periode
vor. Wenn nach der Quotientenmethode der
um 8,1% höhere Niederschlag an Aachen-
Hörn zugrunde gelegt wird (s.o.), wären an
Aachen (Wetterstation) 1991-2020 788 mm
zu erwarten gewesen; damit wäre die Nie-
derschlagssumme in der aktuellen 30-
Jahresperiode dort um 42 mm (5,1%) ge-
ringer ausgefallen als 1961-1990.
2007 war das Jahr mit der höchsten Nie-
derschlagsmenge in der aktuellen Normal-
periode (1136 mm; Aachen-Hörn), im ext-
remen Trockenjahr 2018 wurden dort nur
660 mm registriert. Maximal fielen an ei-
nem Tag 58,3 mm Niederschlag
(28.7.2014); dies war etwas weniger als
beim Starkregenereignis 7.10.1982
(63,7 mm), dem maximalen Tagesnieder-
schlag in der Periode 1961-1990. Die Zahl
der Tage mit einem Niederschlag von min-
destens 0,1 mm betrug 1991-2020 durch-
schnittlich 199 pro Jahr (Aachen-Hörn; 196
in 1961-1990 Aachen (Wetterstation)). Ins-
gesamt ist bezogen auf die wesentlichen
Eckdaten zum Niederschlag eine Abnahme
der Menge festzustellen (-5,1%), die unter
Berücksichtigung der – vor allem: sommer-
lichen – Temperaturzunahme eigentlich ei-
ne sehr deutliche Tendenz zu mehr Tro-
ckenheit beinhaltet. Die Intensität der
stärksten Niederschläge hat nicht erkenn-
bar zugenommen, damit ist allerdings
nichts über eine mögliche Veränderung der
Verteilungsfunktion von Starkregenereig-
nissen ausgesagt, zumal die Wiederkehr-
zeiten bei Extremniederschlägen auch
deutlich über 30 Jahren liegen können.
Bei weiteren Klimaelementen können die
Normalperioden nicht bzw. nicht ohne wei-
teres verglichen werden. Bei der Sonnen-
scheindauer sind die Reihen nicht homo-
gen; generell fand um das Jahr 1990 eine
Umstellung der Messtechnik von analogen
Sonnenscheinautographen (z.B. vom Typ
Campbell-Stokes) auf elektronische Mess-
technik (Pyranometer) statt, 1990 – 2010
wurde an der Station Aachen-Hörn zudem
noch eine spezielle Messtechnik betrieben.
Bei der Globalstrahlung liegen aus der Zeit
vor 1990 gar keine kontinuierlichen Mes-
sungen vor. Beim Wind sind ebenfalls kei-
ne homogenen Messreihen gegeben; die
Messung der Windgeschwindigkeit reagiert
empfindlich auf Veränderungen im Umfeld,
z.B. auch auf den Baumschnitt.
Gunnar Ketzler, Michael Leuchner
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