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Leuphana Universität Lüneburg, Institut für Stadt- und Kulturraumforschung Studiengang: Angewandte Kulturwissenschaften Fach: Kulturgeographie Dozenten: Dr. Luttmann, Prof. Dr. Pez Autor: Mathias Becker Alles für die Katz? Lehren aus der Entwicklungspolitik: Das Fallbeispiel Mali

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Leuphana Univers i tät Lüneburg, I nst i tut für Stadt- und Kulturraumforschung

Studiengang: Angewandte KulturwissenschaftenFach: Kulturgeographie

Dozenten: Dr. Luttmann, Prof. Dr. Pez

Autor: Mathias Becker

Alles für die Katz?Lehren aus der Entwicklungspolitik:

Das Fallbeispiel Mali

Leuphana Universität LüneburgInstitut für Stadt- und KulturraumforschungScharnhorststraße 121335 LüneburgDeutschland

Fon +49.4131.677-2691Fax +49.4131.677-2692www.leuphana.de/ifsk

Autor: Mathias BeckerTitelfoto: Robert Oschatz

Inhaltsverzeichnis1. Ursachen der Unterentwicklung - Das Fallbeispiel Mali 11.1 Die Sahelzone – naturräumliche Festsetzung von Armut? 2 1.2 Nomadentum: rückständige oder angepasste Lebensweise? 31.3 Das koloniale Erbe 3 1.4 Bevölkerungsexplosion 3 1.5 Wirtschaftliche Defizite und Abhängigkeiten 4

2. Entwicklung der Entwicklungszusammenarbeit 5

3. Entwicklungszusammenarbeit an Beispielen 73.1 Das ‚Office du Niger‘ 7 3.2 Mali Nord 9

4. Fazit 12

Literaturverzeichnis 14

AbbildungsverzeichnisAbb. 1: Mali’s Human Development Index 1Abb. 2: Der BTI für Mali 2Abb. 3: Die Sahelzone 2Abb. 4: Siedlungsgebiet der Tuareg 3Abb. 5: Projektgebiet des Office du Niger 8Abb. 6: Projektgebiet des Programms Mali Nord 10Abb. 7: Traditioneller Schachtbrunnen 10Abb. 8: Errichtung einer Bewässerungsanlage für die Landwirtschaft 11Abb. 9: Einer Bewässerungsanlage für die Landwirtschaft 11

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Alles für die Katz? Lehren aus der Entwicklungspolitik

Mali gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Welt-bank beziffert das BIP 2006 auf 6.1 Mrd. US-Dollar, das Pro-Kopf-Einkommen

betrug 440 US-Dollar (vgl. Weltbank 2008b, 388). 72 % der Bevölkerung leben unterhalb der internationalen Armutsgrenze von 2 US$ pro Tag (vgl. Weltbank 2008b, 391). Im ak-tuellen UNDP-Bericht über die menschliche Entwicklung verharrt Mali auf den hintersten Plätzen: zuletzt auf Rang 168 von 179 Ländern (vgl. UNDP 2008) .

Einen anderen Ansatz, die Entwicklung eines Landes zu messen, verfolgt der Bertelsmann Transformation Index BTI der Bertelsmann Stiftung. Der BTI versucht, zwei Komponen-ten zu erfassen: Zum einen die Berücksichti-gung des Schwierigkeitsgrades, der die Spiel-räume politischen Handelns beeinflusst. Diese Komponente, die erheblichen Einfluss auf das

Länder-Ranking hat, lässt Rückschlüsse auf die Möglichkeiten und Grenzen entwicklungs-politischer Interventionen zu. Zum anderen hat die Bewertung der Bereitschaft der poli-tischen Führungsgruppe zur Kooperation mit externen Akteuren und bei der Umsetzung von Reformpolitik viel mit der Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit zu tun (vgl. Nuscheler 2008, 11-12). Während UNDP und Weltbank Mali auf die hintersten Plätze ihrer Indizes verweisen, sieht der BTI das vielzitierte „Musterbeispiel für Demokratie in Afrika“ aufgrund seiner politischen Stabilität erheblich positiver (der Status-Index infor-miert über den im Frühjahr 2007 erhobenen Entwicklungsstand eines Landes auf dem Weg zu Demokratie und Marktwirtschaft, während der Management-Index die Qualität der Steu-erungsleistungen der politischen Entschei-dungsträger im Zeitraum von 2005 bis 2007 klassifiziert. Siehe auch Abbildung 2).

1. Ursachen der Unterentwicklung: Das Fallbeispiel Mali

Abb. 1: Mali’s Human Development Index (Quelle: UNDP 2008)

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Abb. 2: Der BTI für Mali (Quelle: BTI 2007, 1)

1.1 Die Sahelzone – naturräumliche Festsetzung von Armut?

„Sahel“ leitet sich aus dem arabischen Wort „as-sahil“ ab und bedeutet „Ufer“ oder „Küste“ – denn das war der Sahel für die Bewohner der Wüste: ein rettendes Ufer. Dort gab es Wasser, Getreide, dort begegneten sich hellhäutige, nomadische Viehzüchter und negride, sess-hafte Bauern und Stadtbewohner. In unserem westlichen Weltbild hingegen steht der Sahel

geradezu als Synonym für Dürrekatastrophen und Hungersnöte.

Naturgeografisch weist dieser Raum nirgend-wo klare Grenzen auf. Eine ungefähre Abgren-zung erfolgt meist durch die Isohyten (Linien gleichen Jahresniederschlags): den Nordrand bildet die 200mm-Linie und den Südrand die 600mm-Linie. Entscheidend für die Ökologie des Sahels ist jedoch nicht so sehr die absolute Niederschlagsmenge, sondern viel mehr die Niederschlagsschwankungen. In der Kernzone des Sahel beträgt die Niederschlagsvariabilität zwischen 20 und 30 % (vgl. Krings 1993, 130).

Abb. 3: Die Sahelzone (Quelle: Krings 1993, 131)

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Alles für die Katz? Lehren aus der Entwicklungspolitik

1.2 Nomadentum: rückständige oder angepasste Lebensweise?Die hohe Niederschlagsvariabilität verdeutli-cht die Labilität des Naturhaushaltes, eine der größten Herausforderungen für das Leben im Sahel. Sie bedingt, dass in den nördlichen Ge-bieten des Sahel (im Gegensatz zum feuchteren Süden) kein sicherer Ackerbau mehr betrieben werden kann, hier dominieren daher vielfäl-tige Formen der voll- und halbnomadischen Tierhaltung. Im Nordosten Malis sind dies die vollnomadischen Stämme der Tuareg, weiter südlich vor allem die halbnomadischen Fulbe (vgl. Krings 1993, 134-135).

Die Kolonialzeit brachte für die nomadischen Stämme Nord-Malis weniger das Problem der „Seßhaftmachung“ als vielmehr die sukzessive Einschränkung ihre Landrechte. Die Ausdeh-nung der Feldbauzonen gen Norden führte zu Konflikten über angestammte Weideare-ale und Wasserstellen zwischen den Tuareg und sesshaften Siedlern. Die willkürlichen Grenzen, die mit der Unabhängigkeit der Sahelländer zementiert wurden, sorgen für weitere Schwierigkeiten. Eine großräumige Wandertierhaltung ohne Grenzverletzungen ist nicht mehr möglich. Die nomadische Le-bensweise wurde in allen Sahelländern als rückständig und überkommen angesehen, die Seßhaftmachung der Stämme war (und ist) oft das erklärte Ziel. Nicht erkannt wird dabei meist, dass ihre nomadische Lebensweise die einzige ist, die in den Wüsten und Halbwüsten nachhaltig möglich ist. Die Stiefmütterliche Behandlung insbesondere der Tuareg führt bis heute immer wieder zu Spannungen und Konflikten.

Abb. 4: Siedlungsgebiet der Tuareg (Quelle: Care 2008)

1.3 Das koloniale ErbeDer labile Naturhaushalt ist allerdings nicht die alleinige Ursache für die destabilisierte Landwirtschaft im Sahel. Die naturräumlichen Gegebenheiten ließen durchaus eine Selbstver-sorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmit-teln zu. Verhindert wird dies im Wesentlichen auch durch die koloniale Ausrichtung auf den Export landwirtschaftlicher Güter anstatt auf agrarische Selbstversorgung. Diese Schieflage wurde wie in vielen Sahelländern so auch in Mali von den postkolonialen Eliten nicht be-seitigt. Hauptexportgüter Malis sind nach wie vor Baumwolle und Gold sowie Erdnüsse. Die Nahrungsmittelproduktion ist auf die Bedürf-nisbefriedigung urbaner Eliten ausgerichtet (vgl. Krings 1993, 136). Eine weitere Hypothek aus der Kolonialzeit für die Sahelländer sind die künstlich gezogenen Staatsgrenzen. Mali als Binnenland ohne Zugang zum Meer hat dabei zusätzlich mit dem Problem zu kämpfen, dass Importgüter höhere Transportkosten auf-weisen.

1.4 BevölkerungsexplosionDie Bevölkerung Malis hat in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark zugenommen. Im Schnitt lag der Bevölkerungszuwachs von 1990 bis 2006 bei etwa 3 % pro Jahr (vgl. Weltbank 2008). Dies bringt eine Reihe von Problemen mit sich. Zunächst führt die steigende Nach-frage nach Lebensmitteln zu einer Ausweitung der Ackerflächen und zunehmender Entwal-dung. Folge dieser Entwicklung ist zum einen die zunehmende Ausbreitung wüstenähnlicher Verhältnisse (Desertifikation). Zum Anderen werden gerade die ärmsten Bevölkerungsteile und insbesondere auch die Nomadenvölker in noch ungünstigere Räume abgedrängt, wo sie gezwungen sind, das Acker- und Weideland zu übernutzen, was wiederum die Desertifikation und Umweltzerstörung beschleunigt. (vgl. Krings 1993, 138-139). Konsequenz dieser Ursachenkette ist die Zunahme von Armut und Hunger, Armut und Hunger wiederum beschleunigen die Umweltzerstörung.

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1.5 Wirtschaftliche Defizite und AbhängigkeitenNach wie vor hat die Landwirtschaft einen hohen Anteil an Malis Wirtschaftsleistung, obwohl dieser kontinuierlich abgenommen hat: von 46% im Jahre 1990 auf 37% in 2006, der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft liegt bei ca. 80 % (vgl. Broetz 1993, 304; Welt-bank 2008b, 394). Mit der Konzentration auf nur zwei Hauptexportgüter – Baumwolle und Gold – bleibt Malis Wirtschaft stark abhängig von externen Faktoren wie dem Weltmarkt-preis oder den Wetterbedingungen. Insbeson-dere in den 80er Jahren war der staatlich ver-waltete Agrarsektor durch kontraproduktive politische Entscheidungen geprägt. Die Preise für Nahrungsmittel wurden staatlich festgelegt und zugunsten der städtischen Eliten niedrig gehalten wohingegen die Erzeuger kaum ko-stendeckend arbeiten konnten. Erst die sonst

wenig erfolgreichen Strukturanpassungspro-gramme von IWF und Weltbank Anfang der 90er Jahre konnten dieses Ungleichgewicht beenden (vgl. Broetz 1993, 306-307).

Malis Außenhandel ist defizitär. 2007 standen Importen im Wert von 1,59 Mrd. Euro, Exporte von 1,32 Mrd. Euro gegenüber (vgl. Welt-bank 2008a). Der hohe Verschuldungsgrad, der Mali in den letzten Jahrzehnten fesselte, konnte durch weitreichende Schuldenerlass-maßnahmen 2006 deutlich verbessert werden. Betrug die Auslandsverschuldung 2005 noch 65% des BIP, so waren es 2006 nur noch 27 % (vgl. BTI 2008, 11). Nach wie vor gehört das Land zu den größten Empfängern internati-onaler Entwicklungshilfe. Pro Kopf beliefen sich die Leistungen 2005 auf 51 US$, während der Schnitt der Low-Income-Countries bei 17 US$ lag (vgl. ebda., 396-397).

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2. Entwicklung der Entwicklungszusammenarbeit

Die Geschichte der Entwicklungs-politik in Mali lässt sich, wie in vielen anderen Ländern auch, in verschiedene Etappen oder auch „Entwicklungsdekaden“ eintei-

len. In den 60er Jahren standen Industrialisie-rung, Modernisierung und Wohlstand im Mit-telpunkt aller Bemühungen. Die sogenannten Modernisierungsstrategien versuchten mittels massiver Kapitalspritzen das Wirtschafts-wachstum anzukurbeln, die Entwicklungs-länder sollten auf dem „vorgezeichneten Weg der Industrieländer“ die Unterentwicklung ablegen. Statt des erhofften trickle-down-Effekts brachten diese von oben nach unten gerichteten Ansätze aber meist nur eine Verschärfung der Disparitäten mit sich und führten die Entwicklungsländer tiefer in die Abhängigkeit (vgl. Nuscheler 2006, 78). Zwar besann sich Mali in dieser Zeit auf die Bedeu-tung seines Agrarsektors. Allerdings geschah dies vor allem, um mit den Exporterlösen aus der Landwirtschaft die Modernisierung der urbanen Zentren finanzieren zu können. Aus der Vernachlässigung des ländlichen Raumes folgte eine Verstärkung der Landflucht, ein weiterer Schritt im vielbeschworenen „Teufels-kreis der Armut“ war getan (vgl. Barth 1983, 321).

Anfang der 70er Jahre zog der damalige Präsi-dent der Weltbank Robert McNamara ein ver-nichtendes Fazit des Konzepts „Entwicklung durch Wachstum“. Er forderte eine Konzen-tration auf den Kampf gegen die Armut, Ent-wicklungsarbeit sollte an der Basis ansetzen, statt dem Ideal der Industrialisierung nach westlichem Vorbild hinterherzulaufen. Die Grundbedürfnisstrategien waren geboren. So orientierten sich an den Basisbedürfnissen der Bevölkerung. Aber nach wie verfolgte die Ent-wicklungszusammenarbeit einen top-down-Ansatz und war eurozentristisch geprägt, was zunehmend Misstrauen in den Entwicklungs-ländern hervorrief (vgl. ebda., 79-80).

In den 80er Jahren, die manchmal auch als „das verlorene Jahrzehnt der Entwicklungs-

politik“ bezeichnet werden (vgl. ebda., 80), begann in Mali ein Wandel hin zur Marktwirt-schaft. Gezwungen durch die zunehmende Verschuldung des Landes versuchte der Mi-litärdiktator Traoré, mit dem Internationalen Währungsfonds zusammenzuarbeiten. Die eingeleiteten Strukturanpassungsprogamme des IWF zielten auf eine vollständige Libera-lisierung der Wirtschaft: Im- und Exportmo-nopole wurden aufgelöst, unrentable Staats-betriebe geschlossen und rentable privatisiert, der öffentliche Dienst durch Entlassungen entschlackt und Sozialausgaben gekürzt (vgl. Broetz 1993, 307-308). Allerdings waren die durchgeführten Maßnahmen nur wenig erfolgreich und nutzten vor allem der poli-tischen Elite, was letztlich auch zum Sturz der Militärdiktatur beitrug (vgl. BTI 2007, 3).

Mit dem Sturz Traorés im Jahre 1991 begann ein umfangreicher Demokratisierungs- und Dezentralisierungsprozess in Mali. Unter Prä-sident Konaré wurde die Liberalisierung von Malis Wirtschaft weiter vorangetrieben: staat-liche Elektrizitäts-, Wasser-, Textil- und Tele-kommunikationsunternehmen wurden pri-vatisiert, staatliche Marktinterventionen und Preisfestsetzungen zurückgefahren. Letzteres nutzte vor allem der Landwirtschaft, die eine deutliche Produktionssteigerung verzeichnen konnte. Andere Wirtschaftszweige wie bspw. der Minenbergbau wurde für ausländische Investitionen geöffnet (vgl. ebda.) Konarés Nachfolger, General Touré (kurz ATT), führt die Reformpolitik seit 2002 fort. Lohn dieser Bemühungen waren weitreichende Schul-denerlässe durch den Internationalen Wäh-rungsfonds in den Jahren 2003 und 2006 (vgl. ebda.) Malis politischer Erfolg steht allerdings in starkem Kontrast zu der nach wie vor kata-strophalen wirtschaftlichen Lage des Großteils der Bevölkerung. Nach wie vor ist Mali stark von externer Hilfe abhängig. Diese wird seit Beginn der 90er Jahre verstärkt durch Nicht-regierungsorganisationen (NGOs) geleistet, die mit Unterstützung der Basis eine Wirkung von unten nach oben erzielen wollen. Der politische Reformkurs erlaubt es den Geber-

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ländern zudem, verstärkt Finanzielle Zusam-menarbeit (auch Budgethilfe genannt) in Mali zu leisten. Dabei werden unter Einforderung von Transparenz und Erfolgskontrollen finan-zielle Mittel vom Geberland in den malischen Haushalt eingestellt, die für die Förderung der eigenen Entwicklung verwendet werden. (vgl. BMZ 2009a). Deutschland gehört dabei mit Frankreich, den USA, Kanada und den Nie-derlanden zu den wichtigsten Gebern Malis. Die Bundesrepublik stellt für die bilaterale staatliche Entwicklungszusammenarbeit mit Mali von 2006 bis 2008 insgesamt 78 Millio-nen Euro zur Verfügung. Mit der malischen Regierung wurden die folgenden drei Schwer-punkte für die bilaterale Entwicklungszusam-menarbeit vereinbart:

■ Dezentralisierung und Kommunalent-wicklung

■ Landwirtschaft und nachhaltiges Ressour-cenmanagement

■ Trinkwasserversorgung und Abwasser- und Müllentsorgung

Diese Schwerpunkte entsprechen den Zielen der nationalen malischen Strategie zur Ar-mutsbekämpfung. Zusätzlich beteiligt sich die Bundesrepublik an der Bekämpfung von AIDS (vgl. BMZ 2009b).

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Alles für die Katz? Lehren aus der Entwicklungspolitik

3. Entwicklungszusammenarbeit an Beispielen

Der folgende Abschnitt gibt einen kurzen Überblick über zwei bekannte Beispiele vergangener und gegenwärtiger Enticklungs-projekte in Mali: zum einen wird

das Staudamm-Großprojekt ‚Office du Niger‘ (kurz: ON) vorgestellt, zum anderen das ‚Vor-zeigeprojekt‘ deutscher Entwicklungszusam-menarbeit, das Programm ‚Mali Nord‘.

3.1 Das ‚Office du Niger‘Mit seiner wechselvollen Geschichte geradezu beispielhaft für den Werdegang der Entwick-lungspolitik ist das größte Bewässerungspro-jekt Westafrikas, das „Office du Niger“ (ON). Das ON ist ein Gravitationsbewässerungs-system, d. h. Wasser gelangt ausschließlich über Niveauunterschiede auf die Felder. Der Staudamm bei Markala (1947), hebt den Wasserspiegel des Niger um 5,5 m über den niedrigsten Wasserstand. Über einen Zulei-tungskanal fließt Wasser aus dem Staubecken zur Schleuse A, wo es durch drei Hauptkanäle bzw. ehemalige Flussbetten des Niger in die Zonen des ON weitergeleitet wird. Weitere Schleusensysteme verteilen das Wasser in kleinere Verteilerkanäle (vgl. Etz 2007, S.29).

Das „Office du Niger“ mit Sitz in Segou als halbstaatliche Gesellschaft wurde 1932 von der französischen Kolonialverwaltung ins Leben gerufen. Ziel war es, innerhalb von 50 Jahren 960.000 ha Bewässerungsland. Zu gewinnen. Angebaut werden sollten vor allem Baum-wolle, um die französische Textilindustrie zu stützen und Reis zur Ernährungssicherung. Dafür sollten bis zu 800.000 Arbeitskräfte im Projektgebiet angesiedelt werden. Zusätz-lich sollte eine Trans-Sahara-Eisenbahn von Abidjan nach Algier den Abtransport der Ernteprodukte sicherstellen, die allerdings nie realisiert wurde (vgl. Barth 1983, 322-323). Bereits in der Anfangsphase zeigte sich die Unzulänglichkeit der Planungen. Es mangelte an nötigen Arbeitskräften, da sich die sess-haften Ackerbauern nicht freiwillig auf eine ungewisse Zukunft im Projektgebiet einlassen

wollten. So wurden kurzerhand Arbeiter aus der Umgebung und aus ganz Französisch-Westafrika zwangsrekrutiert (vgl. Etz 2007, 30). Im Jahre 1947 wurde schließlich der Hauptdamm bei Markala fertig gestellt. Die Erwartungen der französischen Verwaltung konnten aber bei weitem nicht erfüllt werden.

„Die Investitionen für die bis dahin nur 25.000 ha bewässerten Felder waren enorm (2,3 Milliarden €). Durch Mechanisierung der Anbaumethoden und Verpflichtung der ange-siedelten als Lohnarbeiter versuchte man die Kontrolle über die Arbeiter noch zu erhöhen und die Produktion anzutreiben, doch dies misslang. Die koloniale Vision des delta mort als Baumwolllieferant für die französische Tex-tilindustrie und als Reisversorger für Westafri-ka musste ständig nach unten redimensioniert werden. Als Mali 1960 die Unabhängigkeit erlangte, wurden nur 35-40.000 ha bewässert, weniger als 5 % der geplanten Fläche“ (ebda., 31).

Nach der Unabhängigkeit Malis wurde der ON zum Staatsbetrieb und die Reisprodukti-on in Kollektiven nach sowjetischem Vorbild umorganisiert. Der Anbau von Baumwolle im Delta wurde aufgrund zu geringer Erträge auf-gegeben, stattdessen kam Zuckerrohr hinzu. Aber selbst massive Subventionen konnten die Zunahme der Armut unter den Bauern nicht verhindern. Die strenge staatliche Kontrolle sorgte zudem für Unmut unter den Siedlern (vgl. ebda.) Unter der Militärregierung Traorés konnten zwar einige Produktionsverbesse-rungen erreicht werden, aber die grundsätz-lichen Probleme des Projekts nicht beseitigt werden. Die Erhöhung des Outputs stand in keinem Verhältnis zu den dafür notwendigen Kosten in dem zentralistischen und monopo-listischen Großprojekt (vgl. Barth 1983, 329). Das Office du Niger war unrentabel, der ge-sunkene Preis für Reis deckte kaum noch die Produktionskosten, um 1980 es kam zu einem Einbruch der Agrarproduktion im ON (vgl. Etz 2007, 31-32).

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Abb. 5: Projektgebiet des Office du Niger (Quelle: Etz 1997, 30)

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In den 80er Jahren wurden in Zusammenarbeit mit den wichtigsten Geldgebern (Weltbank, Frankreich, Niederlande) Reformen des bis dato gescheiterten Großprojektes eingeleitet. Der Anbau wurde diversifiziert, die Bauern in-tensiv beraten und stärker beteiligt. So wurden ab 1984 Produzentenvereinigungen einge-richtet, die viele frühere Aufgaben des Office du Niger übernehmen und so eine stärkere Selbstbestimmung der Produzenten ermögli-chen und ihre Position stärken sollten.

„Liberalisierung der Vermarktung und Ver-arbeitung der Produkte, Restauration des Be-wässerungsnetzes und die daran anknüpfende Ausweitung der Anbauflächen, Integration der Bauern und Dorfverbände in Entschei-dungs- und Durchführungsprozesse sowie Diversifizierung, Intensivierung und Kredit-möglichkeiten machten ab 1982 den Office du Niger wieder zu einem Immigrationszentrum für die Bevölkerung der Region und, in gerin-gerem Ausmaße, ganz Malis. Die Reisernte des Gebietes konnte bis zum Jahr 1994 verdrei-facht werden und die Einnahmen der Bauern stiegen um 30 bis 70 % […]. Eine umfassende Restrukturierung des Office du Niger erfolgte allerdings erst ab 1994“ (ebda. S. 33).

1994 wurde das „Office du Niger“ in eine öffentlich-rechtliche Anstalt umgewandelt und ist seither nur noch für das Management der Wasserzufuhr sowie den Unterhalt des Wassernetzes zuständig. Die Kosten hierfür werden komplett aus den Wasserabgaben der ansässigen Bauern gedeckt. Zusätzlich stellt die Regierung Gelder für einige öffent-liche Dienstleistungen (z.B. Bauernberatung, Infrastrukturverbesserungen, Landverwal-tung) bereit. Außerdem wurde der malische Reismarkt liberalisiert und die daraus re-sultierenden Preissteigerungen sorgten in Verbindung mit Verbesserungen im Anbau für Ertragssteigerungen Mitte der 90er Jahre. Eine intensive Beteiligung der Bauern (z.B. über die sog. „Comités Paritaires“ oder die Wassernutzerorganisation OERT1) an allen Planungs- und Entscheidungsprozessen sorgt für Akzeptanz des Projektes und ermöglicht so eine nachhaltige Steigerung der Effizienz (vgl. Etz 2007, 34).

1 Organisation des Exploitants pour l’Entretien du Réseaux Tertiaire.

Bis 2020 soll das Office du Niger finanziert durch private Investoren von heute 70.682 ha auf ca. 200.000 ha ausgeweitet werden. Der ON soll in Zukunft das Werkzeug der Nahrungssicherung Westafrikas und der Sa-helzone werden, in dem es etwa 100.000 ha Anbaufläche den Sahelländern zur Verfügung stellt (vgl. ebda., 27).

3.2 Mali NordDie bereits beschriebenen Konflikte zwischen den nomadischen Tuareg und den sesshaften Siedlern bzw. der malischen Regierung und der unerfüllte Wunsch nach Selbstverwaltung gipfelte Anfang der 90er Jahre in einer Rebelli-on der Tuareg mit bürgerkriegsähnlichen Aus-maßen. Mehr als 100.000 Menschen flüchteten zwischen 1990 und 1994 aus der Region (diese und folgende Angaben über das Projekt Mali Nord stammen, wenn nicht anders vermerkt, aus Mali Nord 2009). Seit 1995 versucht das Programm „Mali Nord“ (ein Gemein-schaftsprogramm von GTZ und KfW), die be-waffneten Konflikte mit den Tuareg im Gebiet um Timbuktu zu überwinden.

Das Projekt Mali Nord umfasst eine Vielzahl verschiedene Kleinprojekte, die mehrere Schwerpunkte der Entwicklungsarbeit ab-decken. Hauptaugenmerk liegt auf der wirt-schaftlichen Förderung der Region. Zunächst sollten die lokalen Wirtschaftskreisläufe wiederbelebt werden. Waren und Dienstlei-stungen sollten dabei nicht von außerhalb importiert werden, sondern die Betroffenen sollten die Werte nach Möglichkeit selbst schöpfen. Entwicklungsgelder wurden dabei für die Löhne der lokalen Handwerker be-reitgestellt, die bspw. die Unterkünfte für zu-rückkehrende Flüchtlinge errichteten. Ebenso wurden Mittel als Startkapital bzw. als Kredit an Gewerbetreibende vergeben. In einigen Dörfern konnten die geförderten Handwer-ker bereits Ende 1996 wieder selbständig wirtschaftlich arbeiten. Ein Schwerpunkt liegt dabei insbesondere auch auf der Förderung der Erwerbstätigkeit der Frauen. Des Weiteren unterstützt das Programm die nomadischen bzw. halbnomadischen Viehzüchter insbeson-dere durch eine Verbesserung der Gesundheit der Viehherden. Bspw. wurden ab 1995 jähr-lich Impfkampagnen durchgeführt, die von Jahr zu Jahr stärker und ab 2001 gänzlich von den Hirten selbst finanziert werden.

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Abb. 6: Projektgebiet des Programms Mali Nord (Quelle: Mali Nord 2009)

Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Siche-rung der Wasserversorgung in der Region dar. Dafür wurden alte, versandete Brunnen wieder instandgesetzt und neue Brunnen errichtet. Dies geschah hauptsächlich durch lokale Brunnenbauer, die lediglich von Mitarbeitern der GTZ beraten und angeleitet wurden. Für die Versorgung der Viehherden dienen dabei die traditionellen Schachtbrunnen, in den das bis zu 60 Meter tiefe Grundwasser gefördert wird. Die begrenzt Fördermenge verhindert dabei, dass umliegende Weideflächen veröden. Der Zugang der Herden und Tierarten zu den Brunnen ist genau geregelt. Die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser übernehmen neu errichtete mit Solarpumpen versehene Tief-bohrbrunnen.

Das Programm Mali Nord fördert zudem den Ausbau der kleinbäuerlichen Bewässe-rungslandwirtschaft. Unter anderem auch im Rahmen der Budgethilfe werden Gelder für die Errichtung von Bewässerungssystemen be-reitgestellt. In Kooperation mit dem malischen Beratungsdienst für Landwirte werden dabei fast ausschließlich lokale Arbeitskräfte einge-

setzt, für Betrieb und Unterhalt der Anlagen sind die lokalen Produktionsgemeinschaften selbst verantwortlich. Im Rahmen des Pro-gramms wurden bislang 380 Motorpumpen zur Förderung der Bewässerungslandwirt-schaft installiert, die Kosten für diese Anlagen müssen die Nutzergemeinschaften zu einem Drittel selbst tragen.

Abb. 7: Traditioneller Schachtbrunnen (Quelle: Mali Nord 2009)

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Um die Dezentralisierung der Verwaltung zu fördern, unterstützt das Programm Mali Nord außerdem die 1999 neu konstituierten Land-gemeinden. Gefördert werden Projekte zum Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung, die von den Gemeinden selbst initiiert wurden, z.B. Wegebaumaßnahmen, Straßenreinigung, Müllabfuhr oder Ausbau der lokalen Märkte.

Abb. 8: : Errichtung einer Bewässerungsanlage für die Landwirtschaft (Quelle: Mali Nord 2009)

Abb. 9: : Eine Bewässerungsanlage für die Landwirt-schaft (Quelle: Mali Nord 2009)

Das BMZ zieht eine durchweg positive Bilanz seines Programms Mali Nord. Rund einhun-derttausend Menschen sind an ihre Herkunfts-orte zurückgekehrt und bestreiten heute selb-ständig ihren Lebensunterhalt. 80 öffentliche Gebäude sind in 45 ländlichen Gemeinden neu entstanden oder wurden vollständig instand gesetzt, daneben 200 offene Schachtbrunnen und 13 Wasserversorgungsanlagen (elektrisch oder solar betriebene Bohrbrunnen). Von 1996 bis 2007 sind 380 Diesel betriebene Mo-torpumpen importiert worden, die heute rund 10.000 Hektar bewässern, auf denen rund 40.000 Kleinbauern und -bäuerinnen arbeiten, die etwa 200.000 Familienangehörige unmit-telbar ernähren und im Jahr 2006 mehr als 60.000 Tonnen ungeschälten Reis produziert haben. Fünf ländliche Kleinbanken (Mikro-finanzinstitutionen) sind gegründet worden und operieren bereits erfolgreich.

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4. Fazit

Während unserer Exkursi-on hatten wir Gelegenheit eine ganze Reihe lokaler Entwicklungsprojekte zu besichtigen und mit zahl-

reichen Entwicklungs-Koordinatoren auf na-tionaler Ebene zu sprechen. Ansatzpunkt für die aktuelle Entwicklungszusammenarbeit ist eindeutig an der Basis, d. h., man finanziert keine monolithischen Großvorhaben, die an den Interessen der Betroffenen vorbei gehen, sondern fördert kleine, klar abgegrenzte Pro-jekte. Dabei wird die lokale Bevölkerung sehr intensiv mit einbezogen bzw. die Projekte zum Teil von den Menschen vor Ort selbst initiiert und organisiert. Durch die Einbindung der örtlichen Bevölkerung wird deren Identifikati-on mit dem Projekt und damit dessen Aussicht auf Erfolg entscheidend verbessert. Darüber hinaus unterstützt dieses Vorgehen auch die nationale Strategie der Dezentralisierung der Verwaltung und der Entwicklung kommunaler Strukturen und trägt so dazu bei, das Leitbild von „Good Governance“ (auch gegen nach wie vor bestehende Widerstände) umzusetzen1.

Aber nicht nur auf lokaler Ebene setzen Nicht-regierungsorganisationen verstärkt auf die Eigenverantwortlichkeit der lokalen Bevölke-rung. Auch im Rahmen der internationalen Entwicklungspolitik hat sich die sog. Owner-ship der Zielländer als allgemein anerkanntes Prinzip durchgesetzt. Die Empfängerländer tragen dabei selbst die Verantwortung für die durchgeführten Projekte, denn wirklich nach-haltiger Wandel lässt sich nicht von außen er-zwingen. Da allerdings die ODA (Official Dev-

1 Eine gewisse Sonderstellung nimmt das oben be-schriebene Kooperationsprogramm „Mali Nord“ ein: aufgrund seiner Ausmaße – das Interventionsgebiet umfasst 45 Landgemeinden (vgl. Mali Nord 2009) – und seines umfassenden Programminhaltes sehen einige Kritiker die Gefahr der Untergrabung der staatlichen Autorität im Projektgebiet. In gewissen Kreisen nennt man die Leiter des Programms auch „die Könige des Nordens“. Allerdings soll das Projekt seitens der GTZ 2011 auslaufen und dann in die Zuständigkeit des Land-wirtschaftsministeriums eingegliedert werden.

lopment Assistance) insbesondere westlicher Geberländer nach wie vor an Bedingungen gebunden ist, befürchten einige Akteure, dass sich die Verantwortlichen der Empfängerlän-der mehr an den Interessen der Geber als an den eigenen Interessen ihres Landes orientie-ren.

Zudem befindet sich die internationale Entwicklungspolitik in einer Umstrukturie-rungsphase. Ziel dieser Reform im Rahmen der „Pariser Erklärung“ ist eine bessere Koor-dination unter den Geberländern. Die bereits angesprochene Budgethilfe wird von den Akteuren in Mali als nicht erfolgreich einge-schätzt. Insgesamt sei der Koordinations- und Verwaltungsaufwand bei dieser Art der Zu-sammenarbeit viel zu hoch, sie sei zu statisch und zu teuer und damit ineffektiv.

Die besichtigten Projekte arbeiten allesamt in den Schwerpunktbereichen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (Dezentralisie-rung, Landwirtschaft und Ressourcenschutz, Trinkwasserversorgung und Abwasser- bzw. Müllentsorgung). Im Hinblick auf den Tuareg-Konflikt und das damit zusammenhängende Nomadenproblem lautet die offizielle Strategie zwar nicht Sedentarisierung zur Befriedung. Aber insbesondere im Raum von Timbuktu (dem Projektgebiet von „Mali Nord“) ist die zu-nehmende Sesshaftwerdung der nomadischen Stämme deutlich sichtbar. Dies geschieht aber weniger durch staatlichen Druck als vielmehr aufgrund immer schwieriger werdender Über-lebensbedingungen in den Wüstenregionen. Die soziokulturellen Umwälzungen, die dieser Lebenswandel mit sich bringt, stellen eine zu-sätzliche Herausforderung dar, die es zu lösen gilt.

Bleibt abschließend die Frage nach dem Sinn oder Unsinn von Entwicklungszusammenar-beit. Entwicklungshilfe für Afrika wird massiv und radikal kritisiert – und zwar von Ver-tretern des „Nordens“ sowie von Afrikanern selbst. Die Entwicklungspolitik der Geber-länder treibe die afrikanischen Nehmerländer

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Alles für die Katz? Lehren aus der Entwicklungspolitik

in eine neue Abhängigkeit und behindere die Entwicklung eines afrikanischen Selbstver-trauens. Das daraus resultierende Anspruchs-denken auf afrikanischer Seite ebenso wie die Entwicklungszusammenarbeit zum Selbst-zweck der Europäer ist in der Tat problema-tisch. Ist also alles für die Katz?

Bundespräsident Horst Köhler wies jüngst darauf hin , dass eine Partnerschaft auf glei-cher Augenhöhe angestrebt werden sollte, eine Partnerschaft mit und nicht für Afrika2. Denn vor dem Hintergrund einer globalisierten, zunehmend vernetzten Welt, sind wir gera-dezu auf eine Kooperation in wechselseitigem Interesse angewiesen. Es gilt globale Probleme wie Klimawandel, Armut und aus fehlenden Perspektiven vor Ort resultierende Migration, gemeinsam entgegen zu treten.

2 ZEIT FORUM POLITIK: „Ein neuer Blick auf Afrika?“ Horst Köhler im Gespräch mit Prinz Asfa Wossen Asserate und Unomwinjo Katjipuka-Sibolile Moderation: Bartholomäus Grill (DIE ZEIT); Sonntag, 19.04.2009, Thalia-Theater Hamburg.

Es ist sicherlich falsch, die bestehende Asym-metrie der Partner zu verleugnen. Wichtiger ist es hingegen, zu einem fairen Umgang zwischen Afrika und Europa zu finden. Ent-wicklungszusammenarbeit vor diesem Hin-tergrund ist notwendig und sinnvoll, wenn sie eine partnerschaftliche Basis hat und im Geiste der Gleichberechtigung geleistet wird. Aber Entwicklungszusammenarbeit ist nicht in der Lage, die verheerende Armut grundsätz-lich und auf Dauer zu beseitigen. Hier muss vielmehr auf Ebene von Handelsverträgen angesetzt werden, denn wir können unseren Wohlstand in Europa unmöglich weiterhin auf Basis niedriger Preise halten. Eng verbunden ist hiermit auch das Thema Regierungsfüh-rung, der so genannten ‚Good Governance’ sowie der Zugang zu Bildung in afrikanischen Ländern.

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Leuphana Universität Lüneburg, Juni 2009

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Alles für die Katz? Lehren aus der Entwicklungspolitik