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Mitgliedermagazin der FDP Baden-Württemberg Liberales Baden-Württemberg Ausgabe 2/2010 Der neugewählte Landesvorstand im Überblick Goll: Integration gemeinsam schaffen Pfister, Rülke und Theurer zu Stuttgart 21 Bildungsland Baden-Württemberg Koch-Mehrin: Die FDP war, ist und bleibt die Europa-Partei Arnold: Liberale Erfolge in der Bildungspolitik Meinhardt: Für ein Liberales Bildungsland

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Liberales Baden-Württemberg 2/10, Mitgliedermagazin der FDP-BW, November 2010

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Page 1: Liberales Baden-Württemberg 2/10

Mitgliedermagazin der FDP Baden-Württemberg

Liberales Baden-WürttembergAusgabe 2/2010

Der neugewählte Landesvorstand im Überblick

Goll: Integration gemeinsam schaffen

Pfister, Rülke und Theurer zu Stuttgart 21

Bildungsland Baden-Württemberg

Koch-Mehrin: Die FDP war, ist und bleibt die Europa-Partei

Arnold: Liberale Erfolge in der Bildungspolitik Meinhardt: Für ein Liberales Bildungsland

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Liebe Mitglieder und Freunde der FDP,in diesem Herbst fallen wichtige Ent-scheidungen für die Menschen in unse-rem Land. Dafür haben uns die Bürge-rinnen und Bürger gewählt. Wir setzen das um, was wir vor der Wahl verspro-chen haben und schaffen damit bessere Chancen für alle.

Zu Beginn des Jahres haben wir die Fa-milien und Unternehmen u.a. bei der Erbschaftssteuer entlastet. 2010 war der „Steuerzahlertag“, der Tag, ab dem die Bürgerinnen und Bürger nicht mehr für das Finanzamt, sondern für sich ar-beiten, zehn Tage früher. Wir machen eine bessere Politik für die Mitte der Ge-sellschaft. Die Innovationsfähigkeit der Unternehmen und die tüchtigen Arbeit-nehmerinnen und Arbeitnehmer haben es vor dem Hintergrund der richtigen po-litischen Rahmenbedingungen geschafft, dass die Konjunkturkrise nicht zur dauer-haften Wirtschaftskrise wurde. Wir erle-ben momentan einen Aufschwung in der Wirtschaft, der alle Erwartungen über-trifft. In Deutschland sind weniger als 3 Millionen Menschen arbeitslos gemel-det. Arbeitsplätze sind nicht nur Statis-tik. Dahinter stehen Menschen und ihre Familien, die wieder eine Perspektive im Leben haben. Wir sind der Wirtschafts-motor Europas. Dies hilft uns jetzt dabei, die Staatsfinanzen weiter zu konsolidie-ren und dauerhaft stabil zu gestalten. Mit dem Energiekonzept haben wir zum

ersten Mal seit Mitte der 70er Jahre ein konsistentes Gesamtkonzept für den Wirtschaftsstandort Deutschland ver-abschiedet. Wir zeigen den konkreten Weg in das Zeitalter der Erneuerbaren Energien, statt wie andere nur davon zu träumen. Mit transparenten Regelsätzen bei Hartz IV und einer deutlich besseren Förderung von Teilhabe und Bildung bei Kindern und Jugendlichen machen wir den Sozialstaat treffsicherer.

Wir sind für die Landtagswahl gut vor-bereitet. Der Landesverband hat eine Werbelinie erarbeitet, die Sie mit dieser Ausgabe des Mitgliedermagazins erhal-ten. Das Programm zur Landtagswahl werden wir beim Dreikönigsparteitag verabschieden, der Entwurf dazu wurde in den vergangenen Wochen und Mona-ten unter Mitwirkung vieler sachkundi-ger Mitglieder erarbeitet.

Bei den vier Regionalkonferenzen auf Landesebene und der Regionalkonferenz des Bundesverbandes in Ulm haben wir Liberale intensiv miteinander diskutiert. Anregungen und Argumente aus den Diskussionen sind bereits in unsere Ar-beit eingeflossen, weitere Verbesserun-gen sind auf den Weg gebracht. Es hat sich gezeigt, dass die Mitglieder der FDP Baden-Württemberg konstruktiv disku-tieren und gemeinsam für eine liberale Zukunft arbeiten.

Das Rennen um die Landtagswahl ist völlig offen. Die Bundespolitik handelt und zeigt Gestaltungswillen. Mit einem

gelungenen Dreikönigstreffen Anfang Januar werden wir unseren Beitrag dazu leisten, dass die Stimmung im Land sich dreht und die Ausgangslage für die Wahl in Baden-Württemberg im März 2011 deutlich besser wird.

Über Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm ist in den vergangenen Wochen viel diskutiert worden. Die von der FDP vorgeschlagenen Vermittlungs-gespräche haben zur Versachlichung der Debatte beigetragen und gezeigt, dass viele Argumente für das Projekt spre-chen. Der eindeutige Kurs der FDP in dieser Frage zahlt sich aus. Dieses The-ma wird aber nicht alleine entscheidend sein. Wir werden deutlich machen, dass wir Baden-Württemberg weiter auf der Erfolgsspur halten wollen, indem wir die Innovationsfähigkeit stärken, Bildungs-chancen weiter verbessern, die Bürger-rechte schützen und die Chancen der künftigen Generationen in den Mittel-punkt stellen. Dabei werden wir deutlich machen, dass wir der Motor sind, der das Land voran bringt.

In der Zwischenzeit haben wir in allen Wahlkreisen hervorragende Kandidatin-nen und Kandidaten aufgestellt. Mit un-serem Spitzenkandidaten, Justizminister Prof. Dr. Ulrich Goll, werden wir offen-siv dafür kämpfen, dass die erfolgreiche Koalition in Baden-Württemberg fortge-setzt werden kann. Baden-Württemberg ist im Bereich Bildung, Wirtschaft und Lebensqualität ein erstklassiger Standort. Dafür werden wir uns weiter einsetzen.

Wir werden in Baden-Württemberg in-haltlich klar, personell geschlossen und mit einer eindeutigen Wahlaussage in den Wahlkampf ziehen. Mit dem Drei-königstreffen werden wir das politische Jahr eröffnen und zeigen, dass sich die Menschen in unserem Land auf die Kraft der Freiheit verlassen können. So wird es uns gelingen, viele Bürgerinnen und Bürger von uns zu überzeugen. Ich lade Sie schon jetzt ein, uns dabei zu unter-stützen!

Viele Grüße Ihre

Birgit Homburger

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Von Prof. Dr. Ulrich Goll MdL, Justiz-minister und Integrationsbeauftragter der Landesregierung

Die Integration von Menschen mit Mig-rationshintergrund stellt für die baden-württembergische Landesregierung eine zentrale politische Aufgabe dar. Die in der großen Mehrzahl erfolgreiche Inte-gration von Menschen mit Migrations-hintergrund als gesamtgesellschaftliche Leistung sowie das friedliche und ge-deihliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft sind ein we-sentlicher Vorzug Baden-Württembergs, auf den wir alle stolz sein können.

Im Mittelpunkt unserer Integrationspoli-tik steht das Prinzip des „Förderns und Forderns“. Genau dies spiegelt sich im Integrationsplan Baden-Württemberg wider, der im Jahr 2008 unter meiner Fe-derführung erarbeitet und vom Minister-rat beschlossen wurde. Unter dem Motto „Integration gemeinsam schaffen!“ wur-den die Weichen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Integrationspoli-tik und auch neue Ziele gesetzt.

Wie wichtig dabei die Zusammenarbeit aller Akteure ist, wird auch in meinem Tätigkeitsbericht für die Jahre 2008 bis 2010 deutlich: „Zusammenhalt stärken. Chancen ermöglichen“. Die Bilanz ist positiv, das „Projekt Integration“ wurde erfolgreich ein ganzes Stück vorange-bracht, neue Akzente wurden gesetzt – Akzente, die liberal geprägt sind: So ist beispielsweise die neu konzipierte Einschulungsuntersuchung mit Sprach-standserhebung auf Druck der FDP be-reits 2008 in Kraft getreten – geplant war dies erst im Jahr 2011.

Deutliche liberale Akzente werden auch im Projekt „Integration gemein-sam schaffen – für eine erfolgreiche Bildungspartnerschaft mit Eltern mit Migrationshintergrund“ im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg gesetzt. Das Projekt ist auf meine Initiative und gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung und der Breunin-ger Stiftung im Jahr 2008 mit dem Ziel gestartet, die Zusammenarbeit zwischen

Integration gemeinsam schaffen

Bildungseinrichtungen und Eltern mit Migrationshintergrund zu stärken. Im Verfahren des Runden Tisches ist es uns im November 2009 gelungen, eine um-fassende Konzeption mit konkreten Maß-nahmen zu entwickeln. 2.050.000 Euro stehen für die Umsetzung zur Verfügung, 1.000.000 allein vom Etat des Integrati-onsbeauftragten. Zwei Maßnahmen ste-hen dabei im Mittelpunkt: die Einrichtung eines landesweit agierenden Beraterpools und die Förderung von konkreten Maß-nahmen vor Ort. Der zum Zwecke der Um-setzung gegründete Verein „Netzwerke für Bildungspartner e.V.“ hat seine Aufgaben im Juni 2010 aufgenommen.

Die interkulturelle Öffnung der Verwal-tung, die Bekämpfung von Zwangsheirat und Genitalverstümmelung, die Einfüh-rung von „Bildungs-Coaches“ im Lehr-amtsstudium ab dem Wintersemester 2011/2012, die Vereinfachung des Ver-fahrens zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen, die Einfüh-rung eines ländereinheitlichen Integra-tionsmonitorings oder die Einrichtung der „Good-Practice“-Datenbank „Baden-Württemberg – aktiv für Integration“ sind weitere wesentliche Maßnahmen, die die FDP initiiert, mitgetragen oder umgesetzt hat.

Was ist noch zu tun? Eine besondere He-

rausforderung ist und bleibt die Schaf-fung von mehr Chancengleichheit im Bildungssystem. Eine Überprüfung der Grundschulempfehlung und die Senkung des Klassenteilers in Klassen mit hohem Anteil an Migrantenkindern und sozial Benachteiligten wären denkbar.

Weiterhin darf das „Fordern“ nicht zu kurz kommen. So sollte das Aufenthalts-gesetz im Hinblick auf das Integrations-kurssystem konsequent und ohne Ermes-sensspielraum Sanktionen für diejenigen vorsehen, die schuldhaft ihrer Teilnah-meverpflichtung am Integrationskurs nicht nachkommen oder Ehegatten an der Kursteilnahme hindern.

Schließlich ist es wichtig, dass auf allen Ebenen der Landesverwaltung eine ein-deutige Zuständigkeit für Integrations-themen besteht. In diesem Sinne plädiere ich dafür, dass das Justizministerium zu einem Ministerium der Justiz und für In-tegration fortentwickelt wird.

Eins darf man bei all diesen Maßnahmen nicht vergessen: Sie brauchen Zeit, um zu wirken. Voreiliges „Schlechtreden“ ist fehl am Platz. Handlungsbedarf wird immer bestehen, von Generation zu Generation, mit jedem Zuwanderer erneut. Integrati-on ist nichts, was man einmal erreicht hat und sich dann zurücklehnen kann.

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Für ein Liberales Bildungsland Baden-Württemberg

TERMINE

Samstag, 4. Dezember 2010, 11:00 Uhr, Europatag in Zusammenarbeit mit der ELDR (Liberale Partei Europa), Bad Mergentheim, Mittelstandszentrum

Dienstag, 4. Januar 2011, 14:00 Uhr Dreikönigsparteitag, Stuttgart, Liederhalle

Mittwoch, 5. Januar 2011, 10:00 Uhr, Dreikönigsparteitag, Stuttgart, Liederhalle

Mittwoch, 5. Januar 2011, 20:00 Uhr, Dreikönigsball, Stuttgart, Alte Reithalle

Donnerstag, 6. Januar 2011, 11:00 Uhr Dreikönigskund-gebung, Stuttgart, Staats-theater (Opernhaus)

Von Patrick Meinhardt MdB, bildungspoliti-scher Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion

Die FDP/DVP Baden-Württemberg will in diesem Landtagswahlkampf die Schüler, Eltern und Lehrer von einer modernen li-beralen Bildungspolitik überzeugen. Da-bei geht es um mehr Bildungsgerechtig-keit, dabei geht es um faire Startchancen und um mehr Eigenverantwortung für Kindergärten, Schulen und Hochschulen.

Mit unserem Perspektivpapier „Bildungs-land Baden-Württemberg“ setzten wir Liberale uns an die Spitze der Debat-te, wie Priorität für Bildung in Baden-Württemberg konkret politisch gelebt werden kann. Wir wissen, wie wichtig die frühkindliche Bildung ist. Deswegen wol-len wir Sprachstandstests und verbind-liche Sprachförderung schon im vierten Lebensjahr. Wer den Schulen mehr Ge-staltungsmöglichkeiten geben will, muss auch bereit sein, die Kultusbürokratie zurückzuschrauben und in der Folge den

Schulen auch eine deut-lich stärkere Entschei-dungskompetenz ein-räumen. Darüber hinaus gilt: Die FDP/DVP Baden-Württemberg ist Fürspre-cher von Schulen in freier Trägerschaft. Wir wollen hier eine faire Finanzie-rung erreichen. Statt ei-ner Diskussion um eine Einheitsschule in unse-rem Land setzten wir auf die Schule in Vielfalt. Li-berale stehen für Durch-lässigkeit und Flexibilität vor Ort, stehen für mehr Hochschulfreiheit, wol-len die Gleichwertigkeit von beruflicher und aka-demischer Bildung noch stärker durchsetzen und erkennen die Bedeutung von Weiterbildung und Lernen ein Leben lang.

Für die FDP/ DVP Baden-Württemberg bedeutet

Bildungspolitik zu gestalten, sich ohne Scheuklappen und präzise die Ergebnisse von PISA anzuschauen. Dabei wird sofort klar, dass massive Investitionen in die frühkindliche Bildung und in die Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern und Erzieherinnen und Erziehern zwei zentrale Punkte für eine Bildungs-offensive sind.

Deswegen war es auch ein großer Erfolg, dass die FDP/DVP in dieser Regierungsko-alition durchgesetzt hat, dass zusätzlich eine halbe Milliarde Euro in die Bildung fließen. Jedoch erkennen gerade wir Libe-rale, dass auch an der richtigen Stelle über dieses Geld entschieden werden muss.

Nicht die ferne Kultusbürokratie in Stuttgart, sondern die einzelne Bildungs-einrichtung vor Ort weiss am besten, wie die Schüler optimal persönlich gefördert werden.

Gerade auf dieser Grundlage wollen wir

Liberale uns auch verstärkt den Fragen der Inklusion stellen. Gemeinsamer Un-terricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung ist eine groß-artige pädagogische Chance; zugleich dürfen wir jedoch nicht verkennen, wie wichtig spezielle sonderpädagogische Unterrichtsangebote zur Förderung sein können.

Dies alles macht für uns Liberale eins deutlich: Die beste Bildungspolitik gibt es nicht auf dem Verordnungsweg. Die beste Bildungspolitik entsteht einzig und allein durch den Dialog von Schülern, El-tern, Lehrern und Politik. Und deswegen wollen wir Liberale für Baden-Württem-berg auch eine andere, vertrauensvolle Dialogkultur durchsetzen.

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Von Birgit Arnold MdL, bildungspolitische Sprecherin der FDP/DVP-Landtagsfraktion

Die Stärkung der Eigenständigkeit der Schulen ist für die FDP/DVP-Landtags-fraktion eine wesentliche Voraussetzung für die Sicherung und Steigerung der Un-terrichtsqualität. In diesem Sinne konn-ten wir in dieser Legislaturperiode die Einrichtung von Personalkostenbudgets für unsere Schulen, d.h. die Umwand-lung von Stellen in Mittel, durchsetzen. Auch haben wir darauf hingewirkt, dass die schulscharfe Ausschreibung mittler-weile der Regelfall bei der Lehrereinstel-lung ist. So können sich die angehenden Lehrer auf Schulen ihrer Wahl bewerben, und die Schulen sind weitgehend frei in der Personalauswahl. Unser langfristiges Ziel ist die Übertragung der Budget- und Personalhoheit auf die Schulen.

Eines der wichtigsten Anliegen für uns Liberale war außerdem eine bessere Leh-rerversorgung. Im Rahmen der 528 Mil-lionen Euro umfassenden „Qualitätsof-fensive Bildung“ wird der Klassenteiler bis zum Schuljahr 2011/12 schrittweise auf 30 gesenkt, in den Grundschulen ab diesem Schuljahr sogar auf 28. Trotz sin-kender Schülerzahlen werden wir dafür rd. 4000 Lehrer zusätzlich neu einstel-len. Das ist bundesweit ein einzigarti-ger Kraftakt. Dabei haben wir auch hier die nötige Flexibilität durchgesetzt: Die Schulleitungen können die ihnen zuste-henden Lehrerressourcen eigenständig verwalten.

Bei der Konzeption der neuen Werkreal-schule haben wir intensiv mitgearbeitet und mehr Gestaltungsspielraum vor Ort erreicht. So kann die geforderte Zwei-zügigkeit durch die Verteilung auf zwei oder mehr kooperierende Standorte er-reicht werden. Nach unserer Auffassung gilt dies nicht nur für die Klassenstufen 5 bis 7, sondern auch für die Klassenstu-fen 8 und 9. Leider vertritt die Kultusver-waltung hier nach wie vor eine andere Auffassung. Wir haben uns außerdem in-tensiv dafür eingesetzt, das Ganztages-

Liberale Erfolge in der Bildungspolitik – Bilanz und Ausblick

schulangebot zügig und bedarfsgerecht auszubauen. 1353 Ganztagsschulen gibt es mittlerweile im Land. Wir wollen auch hier künftig mehr Wahlmöglichkeiten für Schulen und Schulträger: Die Verantwort-lichen vor Ort sollen selbst entscheiden, ob und in welcher Form sie Ganztagesan-gebote vorhalten wollen. Aufgabe des Landes wird es sein, dafür eine angemes-sene Lehrerversorgung vorzuhalten.

Ein besonderes Augenmerk unserer poli-tischen Arbeit galt und gilt der frühkind-lichen Bildung. Der Orientierungsplan im Kindergarten ist ein Meilenstein auf diesem Weg. Die Einigung zwischen Land und Kommunen im Umfang von rund 210 Millionen Euro zur Erhöhung des Betreu-ungsschlüssels in den Kinderbetreuungs-einrichtungen ist ein erster Schritt. Wir werden noch größere Anstrengungen unternehmen müssen, damit der Orien-tierungsplan flächendeckend umgesetzt werden kann.

Ein weiterer von der FDP/DVP-Fraktion mit Nachdruck durchgesetzter Meilenstein ist die Sprachstandserhebung im Rahmen der vorgezogenen Einschulungsuntersu-chung und der sich, wenn nötig, anschlie-ßenden Sprachförderung, die mittlerweile über den Landeshaushalt finanziert wird. Wir begrüßen sehr, dass diese zusätzli-

che Sprachförderung in kleinen Gruppen stattfinden kann, aber sie muss deutlich früher als bisher beginnen – nicht erst ein Jahr vor der Einschulung.

Die Sprachentwicklung bei Kindern, das Erkennen individueller Stärken und Schwächen sowie Möglichkeiten der individuellen Förderung müssen künftig wesentlicher Bestandteil einer – gerade im Hinblick auf die Kooperation von Kin-dergarten und Grundschule stärker ver-zahnten – Ausbildung von Erziehern und Grundschullehrern sein. Nur dann errei-chen wir unser wichtigstes bildungspo-litisches Ziel – jedes Kind gemäß seiner individuellen Voraussetzungen auch schulreif zu machen.

Unser größter Erfolg sei zum Schluss er-wähnt: Die FDP/DVP-Fraktion hat sich in schwierigen Verhandlungen über die Reform der Lehrerausbildung mit der Forderung durchgesetzt, den künftig ei-genständigen Ausbildungsgang für das Grundschullehramt auf acht Semester auszudehnen. Die hohen Anforderungen, die gerade auch an Grundschullehrkräfte gestellt werden, erfordern eine genauso gute Ausbildung wie für HS-/WRS- und Realschullehrer, die künftig ebenfalls in einem achtsemestrigen Studiengang ge-meinsam ausbildet werden.

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Der neu gewählte Landesvorstand der FDP Baden-Württemberg

Birgit Homburger MdB, Dipl. Verwaltungswissenschaftlerin, Landesvorsitzende

„Bodenständigkeit, Vernunft und Innovationskraft sind das Erfolgs-geheimnis Baden-Württembergs. Und unseres.„

Ernst Burgbacher MdB, Oberstudienrat a.D., stv. Landesvorsitzender

„Den Wind kannst Du nicht ab-schaffen, aber Du kannst Wind-mühlen aufstellen!“

Prof. Dr. Ulrich Goll MdL, Justizminister, Integrations- beauftragter und stv. Minister-präsident des Landes Baden-Würt-temberg, stv. Landesvorsitzender

„Fortiter in re, suaviter in modo.“

Michael Georg Link MdB, Übersetzer, Landesschatzmeister

„Mache Feuer, statt über die Dun-kelheit zu meckern“

Michael Theurer, Mitglied des Europäischen Parla-ments, stv. Landesvorsitzender

„Lebendige Demokratie erfordert aktive Mitwirkung: Für die Frei-heit einstehen!“

Jörg Brehmer, Gymnasiallehrer „Die Pflicht zum Widerspruch ist im Gehalt inbegriffen.“ (Theodor Heuss)

Kai Buschmann, Oberstudiendirektor, Schulleiter„Mir ist die gefährliche Freiheit lie-ber als eine ruhige Knechtschaft.“ (Rousseau)“

Wir stellen vor: Die gewählten Mitglieder des Landesvorstandes der FDP Baden-Württemberg, gewählt auf dem 106. Ordentlichen Landesparteitag am 17. Juli 2010 in Offenburg.

Mitglieder des

Präsidiums

Beisitzer

Charlotta Eskillson, Bankbetriebswirtin

Stephen Brauer, Diplom-Handelslehrer„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Claudia Felden, Dipl. Wirtschaftsmathematikerin Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. (Bertolt Brecht)

„Ändere deine Gedanken und du änderst deine Welt“ (N.V. Peale)

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Der neu gewählte Landesvorstand der FDP Baden-WürttembergWir stellen vor: Die gewählten Mitglieder des Landesvorstandes der FDP Baden-Württemberg, gewählt auf dem 106. Ordentlichen Landesparteitag am 17. Juli 2010 in Offenburg.

Dr. Hans Freudenberg, Ministerialdirektor

„Auf mein Wort ist Verlass.“

Dr. Reinhard Klumpp, Steueranwalt und Unternehmer„Eine gesunde Gesellschaft braucht einen starken Mittelstand, ein gesun-der Mittelstand braucht Freiheit“.

Pascal Kober MdB, Pfarrer „Zünde lieber ein Licht an, als über die Dunkelheit zu meckern.“

Patrick Meinhardt MdB, Geschäftsführer„Bildung, Bildung, Bildung“

Ute Oettinger-Griese, selbst. Kauffrau„Chancengleichheit heißt nicht, dass je-der einen Apfel pflücken darf, sondern dass der Zwerg eine Leiter bekommt.“

Sascha Fiek, Fahrlehrer„Trotz des derzeitigen Gegenwinds gilt es, vereint für die liberale Sache zu streiten und nicht den Kopf in den Sand zu stecken.“

Prof. Dr. Erik Schweickert MdB Es ist mir wichtig, den Interessen und Sorgen unserer vielen Mitglieder Geltung zu ver-schaffen, damit unsere Partei eine lebendige Diskussions- und Mitmachplattform bleibt.

Leif Schubert, Student„Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe.“ (Keilschrift aus Ur um 2000 v. Chr.).“

Stefan Tritschler, Dipl.-Wirtschaftsing.„Geniale Menschen beginnen große Werke, fleißige Menschen vollenden sie.“ (Leonardo da Vinci)

Prof. Dr. Valentin Weislämle, Studiengangsleiter„Erfahren – Bewegen – Vernetzen: Mein berufliches Motto möchte ich auch für unsere freiheitlichen Ziele einsetzen.“

Hartfrid Wolff MdB, Rechtsanwalt„Jetzt wird liberale Politik gemacht“

Thomas Hesse, Beamter, Jurist und Kaufmann

„Menschen den Willen, die Fähigkeit und die Möglichkeit zur Eigenverantwortung erhalten - und die Freude daran!“

Armin Serwani, Fahrdienstleiter, Geschäftsführer „Nimm dich selbst nicht so wichtig., Niemand ist unersetzbar.“

Dr. Annette Tschmarke, Agrarökonom, Geschäftsführerin„Mit den Mitgliedern in unserem Land liberale Positionen stärken! „

Dr. Mechthild Wolber, Innovationscoach„Beruflich mache ich Unternehmen fit für die Zukunft – politisch möchte ich mich dafür engagieren, dass das Thema Inno-vation beim Mittelstand ankommt.“

Beatrix Ullrich, Apothekerin„Ich setze mich ein für die Erarbei-tung praxisnaher Regelungen und weiteren Bürokratieabbau.“

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lichkeitsdrang, ein negativ abgrenzender Aktionismus des Anti oder der Bedenken spürbar! Wer viel tut, tut noch lange nichts für Europa! Wir wollen das Beste für Europa! Aber ist das bei allen politi-schen Parteien so?

Nein: Denn die FDP war, ist und bleibt die Europapartei! Während Konserva-tive nach wie vor auf die Kraft der Na-tionalstaaten bauen, waren die linken Parteien ohne Konzept und Ziel nur der Vereinigung aller Proletarier verbunden. Wie keine zweite politische Kraft hat der deutsche Liberalismus letztlich seit der 1848er Revolution – wo es in der Ein-ladung zum Hambacher Fest auch ein „friedliches Beisammensein der europä-ischen Völker“, um ein Europafest ging – seine Aufgabe in positiven und zukunfts-orientierten Perspektiven verstanden. Wir haben vor allem alle Gelegenheiten für Frieden und Freiheit in Europa genutzt.

Beginnend mit den liberalen Außenmi-nistern der Weimarer Republik Walther Rathenau (1922) und Gustav Strese-mann (1923-1929) und auch mit dem

Die FDP war, ist und bleibt die Europa-Partei

Es ist Mode geworden, dass man chic, in und hipp, cool, elegant und mitten drin ist, wenn es darum geht, etwas anzu-zweifeln oder mit einer Distanz abzuleh-nen. Abwertende Kritik ist derzeit groß im politischen Geschehen. Das sehen wir in vielen Politikbereichen! Tagtäglich tref-fen die Menschen auf Europa. Die positi-ven Dinge wie der freie Binnenmarkt, der Euro, die Freiheit ein Land zu wählen, in dem man lebt, arbeitet oder sich ausbildet werden oft nicht mit der EU in Verbindung gebracht. Stattdessen überwiegen die ne-gativen Aspekte umso mehr. Sie haben ein misstrauisches Bild von Europa. Wie sieht es mit unserem Europabild aus?

Gerade die großen Parteien haben selbst zu dazu beigetragen, dass Europa ein undurchsichtiger Dschungel geworden ist, der sich durch Bürokratie und Par-teienherrschaft auszeichnet. Nahezu alle politischen Parteien in Deutschland wur-zeln in einem unterkühlten bis negativ-ablehnenden Europabild! Viele politische Parteien haben diese destruktive Haltung noch tief in sich eingegraben. Oft wird ein lauter und aktionistischer Öffent-

DVP-Mann Julius Curtius (1929-1931) haben in der Bundesrepublik Deutsch-land Walter Scheel (1969-1974), Hans Dietrich Genscher (1974-1992) und Klaus Kinkel (1992-1998) eine politisch integrierte EU mit gemeinsamer Außen- und Sicherheitspolitik modelliert und mit unserer liberalen Überzeugung erst Le-ben eingehaucht.

Und heute? Guido Westerwelle (seit 2009) setzt dieses Werk mit unseren Werten und Vorstellung von Europa fort. Wir wollen ein freies, ein friedliches und ein einiges Europa, in dem die Eigenar-ten und Besonderheiten der einzelnen Familienmitglieder erhalten bleiben. Und aus diesem Grund treten für eine poli-tisch handlungsfähige Union ein. Wir wollen vor allem aber ein Europa für die Menschen, mit den Menschen und durch die Menschen! 2004 hat die EU zehn neue Mitglieder bekommen und weitere werden folgen. Europa verändert sich in atemberaubender Geschwindig-keit – muss aber aufpassen, die Bürger bei diesen Entwicklungen nicht am Rand stehen zu lassen. Wir Freien Demokraten haben ein demokratisches Europa mit einem Parlament erst möglich gemacht, während größere Parteien immer nur Mi-nisterkungelrunden wollten.

Wir sehen Europa als Aufgabe seiner Be-völkerung an. Gerade der Südwesten, der mit seinen europäischen Nachbarn immer eng zu tun hatte, die stets Konfliktherde in der europäischen Geschichte waren, hat hier maßgebliches geleistet. Europa lebt aus Vielfalt, Chancengleichheit und per-sönlichem Verantwortungsbewusstsein. Es ist nach meiner festen Überzeugung wichtig, dass es eine Kraft in Deutschland gibt, die ein positives Bild von Europa zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger hat und dies auch qualitativ vertritt. Und das war, ist und bleibt die FDP.

Im Gespräch: Dr. Martin Bangemann, ehem. EU-Kommissar und Dr. Silvana Koch-Mehrin MdEP, stv. Vorsitzende des Europaparlaments

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Mit Stuttgart 21 sind Zehntausende von Menschen auf die Straße gegangen, um gegen oder für das Großprojekt zu de-monstrieren. Längst geht es um mehr als „nur“ einen Bahnhof oder eine Schnell-bahnstrecke. Im Brennpunkt steht, wie wir in unserer Demokratie Entscheidun-gen so treffen, dass sie die Akzeptanz der Bürger finden. Ein Blick auf unsere Nach-barn zeigt: alle Demokratien Europas und die Europäische Union selbst müssen sich dieser Herausforderung stellen.

Beachtet man in welch hohem Tempo die aufstrebenden Volkswirtschaften Latein-amerikas oder Asiens aufholen und Indus-trie- und Infrastrukturprojekte aus dem Boden stampfen, fragt man sich, wie wir unser bewährtes Demokratiemodell auch für die künftigen Generationen wettbe-werbsfähig machen können.

Das Verfahren zu Stuttgart 21 hat sich fast zwei Jahrzehnte hingezogen. Das Projekt durchlief sämtliche Instanzen, ist nach allen bisher gültigen Regeln unseres demokratischen Rechtsstaats genehmigt und rechtlich nicht mehr angreifbar. Jetzt wo es zur Realisierung ansteht, ruft es dennoch breiten gesellschaftlichen Pro-test hervor.

Ist die Distanz zwischen Bürgern und Entscheidungsträgern in unserer reprä-sentativen Demokratie zu groß (gewor-den)? Wie lässt sie sich überbrücken? Sind Volksentscheide die Patentlösung? Oder benötigen wir obligatorische Mediations- und Vermittlungsverfahren?

Bürgerinnen und Bürger wollen, das sind meine Erfahrungen, vor allem eins: ernst

genommen werden. Als mich die Bürgerin-nen und Bürger mei-ner Heimatstadt Horb am Neckar mit 27 zum jüngsten Oberbür-germeister Deutsch-lands wählten, stand für mich die aktive Mitwirkung der Bür-ger im Vordergrund. Wir luden die Bürger in die Stadthalle ein, um mit ihnen über die Zukunft zu diskutie-ren, formulierten ein Leitbild, vereinbarten konkrete Maßnah-men und packten sie an. Dies erzeugte Aufbruchstimmung und half, bestehende Konflikte zu lösen und neue zu vermeiden. Das kontroverseste Thema (Planung einer Bundesstraße) stellten wir in einem Bür-gerentscheid zur Abstimmung.

Auch die Europäische Union hat durch den Lissabon-Vertrag ein Instrument der direkten Mitwirkung, die Europäische Bürgerinitiative, geschaffen. Europäer können die Europäische Kommission zur Vorlage eines Vorschlags in einem in die Zuständigkeit der EU fallenden Bereichs auffordern. Voraussetzung ist jedoch, dass mindestens eine Million Staatsangehörige die Initiative unterstützt.

Auch in Baden-Württemberg sind Volks-entscheide heute schon möglich, wenn das nötige Quorum erfüllt ist. Sie sind jedoch kein Allheilmittel. Denn die Frage der Akzeptanz der getroffenen Entschei-dung stellt sich auch nach einer Volksab-stimmung. Die Diskussion darf sich daher nicht auf die Einführung von direkter De-mokratie verengen, sondern muss breiter angelegt sein.

Mein Fazit: jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine Diskussion darüber, wie wir uns lebendige Demokratie in Zukunft vorstel-len. Gerade Liberale sollten die Anliegen der Bürger aufgreifen und einen Moder-nisierungsprozess anstoßen. Emotionale Aufwallungen sind oft von kurzer Dauer, die zugrunde liegende Akzeptanz- und Legitimationskrise aber erfordert eine dauerhafte Lösung.

Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich: bei der jüngsten Erweiterung des Frank-furter Flughafens hat professionelle Me-diation die aktive Beteiligung der Bürger erfolgreich sichergestellt. In Kanada wur-de die künftige Außenpolitik in hunderten Veranstaltungen mit den Bürgern disku-tiert. Australien bindet ihre Bürger mit Hilfe von Bürgermoderatoren in wichtige Entscheidungsprozesse ein.

Kurzum: Die Diskussion um Stuttgart 21 ist eine riesige Chance! Nutzen wir sie, um eine bessere Demokratie zu wagen.

Stuttgart 21 – bessere Demokratie wagen!

Michael Theurer MdEP demonstriert pro Stuttgart 21

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Von Ernst Pfister MdL, Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg

Wenn Sie mir heute sieben Milliarden Euro Zukunftsinvestitionen für Baden-Württemberg anbieten würden, dann würde ich sie ohne eine Sekunde zu zö-gern, genau in dieses Projekt investieren. Denn Stuttgart 21 ist entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung Baden-Württembergs.

Wirtschaftsstandorte leben heute mehr denn je von ihren Entwicklungsperspek-tiven. Kein heute hervorragender Stand-ort hat ebenso wenig wie ein heute her-vorragend wirtschaftendes Unternehmen ein dauerhaftes Abonnement für seine Spitzenstellung, wenn er nicht in seine Zukunftsfähigkeit investiert.

Eine moderne, international eingebunde-ne und verlässlich geplante Infrastruktur ist eine ganz entscheidende Bedingung für eine dauerhaft gesunde Wirtschafts-entwicklung. Jeder dritte Arbeitsplatz in

Baden-Württemberg hängt am Export. Auch am Export von Know-How von Infrastrukturplanung und Ingenieurtech-nik. Der Wirtschaftsstandort ist eine Regi-on, die mit Erfindergeist, Innovationskraft, hoher Arbeitsproduktivität bei gleichzeitig großer sozialer Sicherheit wirbt.

Mit einem Anteil von 4,4% am Brut-toinlandsprodukt investiert die Region weltweit am meisten in Forschung und Entwicklung. Stuttgart 21 ist eine inno-vative Investition und passt somit zum Wirtschaftsstandort und Technologieland Baden-Württemberg. Denn Stuttgart 21 ist ein wichtiges Referenzprojekt für die technologische Führungsrolle Deutsch-lands und Baden-Württembergs.

Wir werden uns im Ausland fragen las-sen müssen, ob wir unserer eigenen Technologie nicht trauen – oder gäbe es sonst einen Grund, sie daheim nicht zu nutzen? Wenn wir auf Stuttgart 21 ver-zichten, wird ein wichtiges Referenzpro-jekt für die technologische Führungsrolle

Deutschlands und Baden-Württembergs entfallen. Wir werden uns im Ausland fragen lassen müssen, ob wir unseren eigenen Ingenieuren und deren Planung nicht trauen? Warum sollten wir dann un-sere Technologien, von denen unser Land lebt, ins Ausland exportieren können?

Wenn bei der rechtlich einwandfreien Planung von großen und langwierigen Infrastrukturprojekten die Verlässlichkeit und Durchsetzbarkeit der Entscheidun-gen in Frage gestellt wird, ist dies ein Alarmsignal für Investoren, aber auch in besonderem Maße für alle die Unterneh-men, die bereits hier im Lande etabliert sind und sich weiter entwickeln wollen. Viele Unternehmen werden sich fragen, ob sie hier überhaupt erwünscht sind und sich mittel- und langfristig hin zu anderen Standorten orientieren – mit einer fatalen Wirkung auf unsere Wirt-schaftsstruktur.

Uns stehen in naher Zukunft weite-re große Investitionsvorhaben in der Infrastruktur bevor, bei der die Bürger-akzeptanz von zentraler Bedeutung ist: Der Ausbau der erneuerbaren Energi-en bringt den Bau neuer Kraftwerke, Windkrafträder, neuer Stromnetze oder Speicheranlagen. Die Voraussetzung für die Umsetzung all dieser Projekte sind verlässliche politische Verfahren und Rechtssicherheit. Viele dieser Projekte sind sehr komplex und für die meisten Bürger nur mit großem Aufwand nach-zuvollziehen. Diese Themen transparen-ter zu machen, daran werden wir sicher arbeiten müssen. Dennoch wird es die Politik nicht von der Aufgabe entbinden können, Entscheidungen für komplexe und große Infrastrukturprojekte zu tref-fen und ihre Umsetzbarkeit dann auch zu gewährleisten.

Fortschritt setzt Investition voraus. Und Fortschritt heißt für mich, heute die Ent-scheidungen zu treffen, von denen auch unsere Kinder und Enkel noch profitieren werden. Darum sollten wir nicht länger zögern, mit Stuttgart 21 in die Zukunft Baden-Württembergs zu investieren.

In die Zukunftsfähigkeit investieren!Stuttgart 21: Fortschritt und moderne Infrastruktur sichern eine dauerhaft gesunde Wirtschaftsentwicklung.

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Wir wachsen mit erneuerbaren Energien

Die Energiefragen der Zukunft stellen uns vor große Herausfor-derungen - die wir gerne annehmen. Die EnBW will an ihrem Ziel festhalten, in den nächsten Jahren insgesamt rund drei Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu investieren. Aktuell hat die EnBW mit Baltic I den ersten kommerziellen Wind-park in der deutschen Ostsee fertiggestellt. Weitere Offshore-Pro-jekte sollen folgen. Darüber hinaus hat die EnBW im letzten Jahr ihre Stromerzeugung mit Onshore-Windparks deutlich ausgebaut, in den Bau von Fotovoltaik- und Biogasanlagen investiert und mit dem Neubau des Wasserkraftwerks in Rheinfelden sowie dem Ausbau des Wasserkraftwerks in Iffezheim Zeichen gesetzt.

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Stuttgart 21 - Schamloser Populismus und Kommunikationsmängel politisieren die Bevölkerung

Von Dr. Hans-Ulrich Rülke MdL, Vorsit-zender der FDP/DVP-Landtagsfraktion

Stuttgart 21 erhält unverändert bundes-weite Aufmerksamkeit. Ganz Deutsch-land wurde Zeuge von okkulten Baum-schutz-Gelöbnissen unter Aufsicht von Fernsehschauspielern, von „Montags-demonstrationen“, Sitzblockaden gegen Baufahrzeuge auf dem von den Demons-tranten so getauften „Platz des himmli-schen Friedens“ (Kurt-Georg-Kiesinger-Platz) am Nordflügel des Hauptbahnhofs und leider auch von heftigen Ausein-andersetzungen zwischen Polizeikräf-ten und aggressiven Demonstranten im Stuttgarter Schlossgarten.

Während ein harter Kern der Protestge-meinde offenkundig aus Berufsdemons-tranten und Öko-Fanatikern besteht, findet auch eine wachsende Zahl der Bürgerinnen und Bürger aus der Mit-te der Gesellschaft Gefallen am „Kampf gegen die da oben“. Animiert werden sie jedoch gerade von denen „da oben“, nämlich von den Grünen, die die Proteste mit maß- und schamlosem Populismus antreiben. Da schwingt sich ein Tübinger OB in den Medien zum Retter Stuttgarts auf, obwohl er es in seiner eigenen Stadt nicht einmal zustande bringt, dass die Busse aneinander vorbei kommen. Da geißelt Cem Özdemir täglich die angeb-liche Geldverschwendung bei Stuttgart 21 und überwindet für Termine in Stutt-gart die Kurzdistanzen auch gerne mal

zu werben und allen Bürgerinnen und Bürgern Stuttgarts, aber auch Baden-Württembergs die immensen Vorteile dieses Konzepts näherzubringen.

Die SPD-Vorschläge zu einem Volksent-scheid sind indes jedoch nicht nur auf-grund ihrer mangelnden Verfassungs-mäßigkeit völlig untauglich, diesen Geburtsfehler von Stuttgart 21 nach-träglich zu korrigieren. Der Vorstoß ist schlicht ein erbärmlicher Versuch, sich unter dem Deckmantel der Bürgerbetei-ligung aus der Verantwortung zu stehlen und den grünen Populisten nachzueifern. Die Rückgratlosigkeit der Sozialdemo-kratie setzt sich so nach dem Rückzieher bei der Rente mit 67 und der Mehrwert-steuerlüge von 2005 im Bund nun auch bei uns im Land fort.

Die FDP-Landtagsfraktion wird sich ihrer Verantwortung für dieses Land stellen. Politik darf zwar nicht die Ohren vor Vol-kes Stimme verschließen, sie darf aber auch nicht vor dem Protest der Straße zurückweichen, wenn Dinge demokra-tisch legitimiert beschlossen sind und man von deren Richtigkeit unverändert überzeugt ist. Rechtstaat und Demokra-tie bedingen einander und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wer sich diesem Prinzip verpflichtet fühlt und offen ist für Fortschritt und Veränderung auf allen Gebieten, nicht nur in der Ver-kehrsinfrastruktur, dessen Wahl muss im März klar sein: FDP.

mit dem Hubschrauber. Und da werden Gutachten bestellt, die das einzige Ziel verfolgen, dass Projekt schlecht zu reden, Ängste zu schüren und deutsche Ingeni-eurskunst herabzuwürdigen. Dies haben vor allem die Schlichtungsgespräche ein-mal mehr gezeigt.

Jahrelang wurde stets beklagt, dass zu wenig Bundesmittel in die Infrastruktur unseres Landes Baden-Württemberg flie-ßen. Jetzt haben wir nach jahrelangem Aufbau Ost die Chance, dass Bund und Bahn rund drei Milliarden im „Ländle“ investieren und damit tausende Arbeits-plätze schaffen und sichern. Wer Stutt-gart-Ulm zu Fall bringen will, dem muss klar sein, dass andere Bundesländer alles daran setzen werden, die freiwerdenden Mittel für eigene Projekte einzuwerben und die Gelder von Bund und Bahn im Zweifel nicht in Baden-Württemberg verbleiben. Was ein Scheitern des Pro-jekts für unseren Innovationsstandort Baden-Württemberg bedeuten würde, kann sich indes jeder selbst ausmalen.

Gleichwohl müssen wir eingestehen, dass der Grad der Politisierung und Po-larisierung in Bezug auf dieses Projekt in der Bevölkerung auch einem Kommuni-kationsversäumnis der Projektträger ge-schuldet ist. Viele Menschen reagieren auf Veränderungsprozesse mit Angst und verfallen in eine natürliche Abwehrreak-tion. Bahn, Bund und Land haben ver-säumt, früh und offensiv für das Projekt

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Liberales Baden-Württemberg 2/2010