machen sie sich bereit zum Üben · 2012. 5. 28. · machen sie sich bereit zum Üben 1 in diesem...

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1 Machen Sie sich bereit zum Üben In diesem Kapitel Wärmen Sie sich auf Dehnen und entspannen Sie sich Kontrollieren Sie Ihre Haltung am Klavier Lernen Sie, wie Sie sich am Klavier richtig bewegen N ehmen Sie sich ein paar Minuten fürs Aufwärmen und Entspannen, bevor Sie mit dem Üben beginnen. Viele Musiker vertrauen auf Dehnübungen, Yoga, die Alexandertechnik und Fitnessübungen ganz allgemein, um dem rein körperlichen Aspekt des Musikmachens mit verbessertem Körperbewusstsein zu begegnen. Nach ein paar Dehnungen und Warm-ups werden Sie sich mit gutem Körpergefühl ans Klavier setzen. Die Warm-ups in diesem Kapitel konzentrieren sich auf die Teile des Körpers, die beim Kla- vierspielen am meisten beansprucht werden: Finger, Hände, Handgelenke, Schultern, Na- cken, Rücken und Hüften. Aufwärmen ohne Instrument Warum sollte man sich zunächst abseits des Klaviers aufwärmen? Hier sind zwei Gründe: Um die Muskeln auch im Stand und in liegender Position an- und entspannen zu können Um sich an das Gefühl von Lockerheit und Wohlbefinden zu gewöhnen, bevor die Übungs- einheit beginnt Außerdem können Sie die Übungen jederzeit und überall machen und sind daher räumlich unabhängig. Lockern Sie Ihre Muskeln und entspannen Sie Das Prinzip von Anspannung und Entspannung ist ein grundsätzliches beim Musikmachen, sowohl beim Spielen wie auch in der Musik selbst. Zum Klavierspielen gehört eine ganze Reihe von Bewegungen, vom Drücken der Tasten mit den Fingerspitzen bis zur Bewegung des ganzen Oberkörpers bei Arpeggien, Tonleitern oder Akkorden. Wenn Sie dann noch das Pedal treten, ist der ganze Körper im Einsatz. All diese Bewegungsabläufe sind mit Muskelan- und -entspannung und Drehbewegungen verbunden, und sie fallen leichter, wenn der Körper lo- cker ist. Da Sie sich beim Klavierspielen ganz schön konzentrieren müssen, ist die Gefahr groß, dass Sie sich verspannen: Die Muskeln in Nacken, Armen und Kiefer sind angespannt, die Schultern hochgezogen und die Fingergelenke fest. 29

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Page 1: Machen Sie sich bereit zum Üben · 2012. 5. 28. · Machen Sie sich bereit zum Üben 1 In diesem Kapitel g Wärmen Sie sich auf g Dehnen und entspannen Sie sich g Kontrollieren Sie

1Machen Sie sich bereit zum ÜbenIn diesem Kapitel

g Wärmen Sie sich auf

g Dehnen und entspannen Sie sich

g Kontrollieren Sie Ihre Haltung am Klavier

g Lernen Sie, wie Sie sich am Klavier richtig bewegen

N ehmen Sie sich ein paar Minuten fürs Aufwärmen und Entspannen, bevor Sie mit demÜben beginnen. Viele Musiker vertrauen auf Dehnübungen, Yoga, die Alexandertechnik

und Fitnessübungen ganz allgemein, um dem rein körperlichen Aspekt des Musikmachensmit verbessertem Körperbewusstsein zu begegnen. Nach ein paar Dehnungen und Warm-upswerden Sie sich mit gutem Körpergefühl ans Klavier setzen.

Die Warm-ups in diesem Kapitel konzentrieren sich auf die Teile des Körpers, die beim Kla-vierspielen am meisten beansprucht werden: Finger, Hände, Handgelenke, Schultern, Na-cken, Rücken und Hüften.

Aufwärmen ohne InstrumentWarum sollte man sich zunächst abseits des Klaviers aufwärmen? Hier sind zwei Gründe:

¡ Um die Muskeln auch im Stand und in liegender Position an- und entspannen zu können

¡ Um sich an das Gefühl von Lockerheit und Wohlbefinden zu gewöhnen, bevor die Übungs-einheit beginnt

Außerdem können Sie die Übungen jederzeit und überall machen und sind daher räumlichunabhängig.

Lockern Sie Ihre Muskeln und entspannen SieDas Prinzip von Anspannung und Entspannung ist ein grundsätzliches beim Musikmachen,sowohl beim Spielen wie auch in der Musik selbst. Zum Klavierspielen gehört eine ganzeReihe von Bewegungen, vom Drücken der Tasten mit den Fingerspitzen bis zur Bewegung desganzen Oberkörpers bei Arpeggien, Tonleitern oder Akkorden. Wenn Sie dann noch das Pedaltreten, ist der ganze Körper im Einsatz. All diese Bewegungsabläufe sind mit Muskelan- und-entspannung und Drehbewegungen verbunden, und sie fallen leichter, wenn der Körper lo-cker ist. Da Sie sich beim Klavierspielen ganz schön konzentrieren müssen, ist die Gefahrgroß, dass Sie sich verspannen: Die Muskeln in Nacken, Armen und Kiefer sind angespannt,die Schultern hochgezogen und die Fingergelenke fest.

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Diese typischen Verspannungszeichen können sich ganz schnell festsetzen, wennSie viel und regelmäßig üben. Daher ist es sehr wichtig, dass Sie ein System ent-wickeln, Ihre Muskeln während des Spielens zu entspannen, und dass Sie diesesSystem auch jederzeit anwenden können. Hier liegt auch eine Verbindung zwi-schen der körperlichen und der mentalen Herausforderung beim Klavierspielen,denn um sich wohlzufühlen, müssen Sie ganz bewusst auf Ihren Körper achten.

Nutzen Sie die KreisatmungDie Atmung ist ein Modell für fließende Bewegung. Stellen Sie sich Ihre Atmung als ewigenKreislauf vor – das Ende des Einatmens ist der Beginn des Ausatmens. Wenn Sie Klavier spie-len, denken Sie sich die Musik, Ihren Körper und Ihren Geist als Teil dieser gleichmäßig flie-ßenden Bewegung.

Um den sanftesten, angenehmsten Atemzyklus zu erreichen, den Sie sich vorstellen können,gehen Sie folgendermaßen vor:

1. Stellen Sie sich aufrecht hin, die Schultern sind entspannt und die Arme hängen lockeran den Seiten herab, um den Atemzyklus zu beginnen.

2. Atmen Sie langsam durch die Nase ein und füllen Sie Ihre Lungen langsam und gleich-mäßig mit viel Luft.

3. Wechseln Sie vom Einatmen zum Ausatmen, ohne den Atem anzuhalten, wie bei derWende eines Schwimmers, der immer in Bewegung bleibt.

4. Atmen Sie vollständig aus, ohne zu pressen, und wenn Sie alle Luft sanft herausgelassenhaben, beginnen Sie wieder mit dem Einatmen.

5. Während dieses Atemzyklus entspannen Sie all Ihre Muskeln und passen sich demRhythmus des Atmens an.

Massieren Sie Ihre Hände und dehnen Sie Ihre FingerMassieren Sie die Gelenke, Muskeln und Knochen Ihrer einen Hand mit der anderen Hand(siehe Abbildung 1.1). Drücken Sie die Hände, reiben und kneten Sie sie – was immer Ihnenguttut. Beginnen Sie mit dem Handgelenk und arbeiten Sie sich bis zu den Fingerspitzen vor,indem Sie Handrücken, Handfläche und die Seiten sanft massieren, dann nehmen Sie sich dieandere Hand vor.

Gehen Sie folgendermaßen vor, um Ihre Hände effektiv zu dehnen:

1. Spreizen Sie Ihre Finger so weit es Ihnen angenehm ist, die Handflächen zeigen dabeinach unten.

2. Kreuzen Sie nun Ihren Daumen und kleinen Finger zu einem X unter den anderen Fin-gern, wie Sie es in Abbildung 1.2 sehen.

3. Spreizen Sie die Finger wieder.

4. Bringen Sie Daumen und kleinen Finger wieder zu einem X zusammen, der kleine Fin-ger liegt dabei unter dem Daumen, und lösen Sie die Spannung dann wieder.

Übungsbuch Piano für Dummies

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5. Wiederholen Sie diese Übung einige Male und versuchen Sie dann, Ihren Daumen zu-nächst unter und dann über dem Ringfinger, dem Mittelfinger und dem Zeigefinger zukreuzen.

Abbildung 1.1: Nutzen Sie eine Hand, um die andere zu massieren.

Abbildung 1.2: Kreuzen Sie Daumen und kleinen Finger zu einem X.

Fahren Sie mit dem Aufwärmen fort, indem Sie Ihre Hände zusammenziehen:

1. Machen Sie eine feste Faust und legen Sie den Daumen vor die anderen Finger(siehe Abbildung 1.3).

2. Strecken Sie Ihre Finger, sodass Platz zwischen allen Fingern ist.

3. Schließen Sie die Faust wieder, dieses Mal liegt der Daumen unter den Fingern.

4. Wiederholen Sie die Übung mit beiden Händen und wechseln Sie die Daumenpositionjedes Mal.

Abbildung 1.3: Machen Sie eine Faust.

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Warm-up für die HandgelenkeDas Aufwärmprogramm für Ihre Handgelenke sieht so aus:

1. Strecken Sie die Arme nach vorne aus, die Handflächen zeigen von Ihnen weg, so als obSie ein Stoppzeichen geben würden (siehe Abbildung 1.4).

2. Drehen Sie Ihre Hände langsam mit und entgegen dem Uhrzeigersinn, die Handgelenkesind dabei locker.

Abbildung 1.4: Strecken Sie Ihre Hände nach vorne und kreisen Sie langsammit den Handgelenken.

3. Bringen Sie Ihre Hände vor dem Körper zusammen wie beim Gebet, Handflächen undFinger liegen aneinander, und strecken Sie die Ellbogen zur Seite.

4. Drehen Sie Ihre Handgelenke langsam, sodass Ihre Finger einmal zu Ihnen zeigen, ein-mal von Ihnen weg und einmal in Richtung Boden, wie Sie es in Abbildung 1.5 sehen.

5. Lösen Sie die Hände und wiederholen Sie die Übung einige Male.

Abbildung 1.5: Drehen Sie Ihre Handgelenke, um sie aufzuwärmen.

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a b

Schwingen und drehen Sie Ihre ArmeProbieren Sie diese Übung aus und genießen Sie das Gefühl, wenn Ihre Arme ganz lockersind.

1. Winkeln Sie Ihre Unterarme seitlich an, sodass Sie die Daumen auf der Schulter ablegenkönnen (siehe Abbildung 1.6 a).

2. Lassen Sie die Unterarme nun sanft fallen und bis hinter Ihren Körper schwingen(siehe Abbildung 1.6 b).

Abbildung 1.6: Schwingen Sie Ihre Unterarme ganz kontrolliert.

Fahren Sie folgendermaßen mit Dehnübungen für Ihre Arme fort:

1. Stellen Sie sich im Abstand von einer Armlänge mit dem Gesicht zu einer Wand.

2. Strecken Sie die Arme gerade durch und legen Sie die Handflächen auf Augenhöhe an dieWand. Die Finger zeigen nach oben und die Handfläche und die Finger liegen auf derWand auf (siehe Abbildung 1.7).

3. Gehen Sie nun in kleinen Schritten langsam zurück und strecken Sie Ihre Arme so weitwie möglich.

4. Entspannen Sie und lassen Sie die Arme locker am Körper herunterhängen.

5. Wiederholen Sie diese Dehnung, aber drehen Sie jetzt die Hände so, dass die Finger erstzueinander zeigen, dann nach außen und schließlich nach unten zum Boden.

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Abbildung 1.7: Strecken Sie Ihre Arme und drücken Sie die Handflächen sanft an die Wand.

Die Dehnung Ihrer Arme endet mit folgender Übung:

1. Stellen Sie sich im Abstand von einer Armlänge im rechten Winkel zur Wand, die rechteSeite des Körpers ist vorne.

2. Strecken Sie Ihren rechten Arm zur Wand aus und legen Sie die Handfläche an die Wand.Die Finger zeigen nach oben.

3. Drehen Sie Ihren Kopf vorsichtig nach links, während Sie den rechten Arm durchstre-cken (siehe Abbildung 1.8).

4. Massieren Sie mit Ihrer linken Hand verhärtete Stellen an Schulter und Schlüsselbein.

5. Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.

Abbildung 1.8: Massieren Sie Verhärtungen in Ihrer Schulter.

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Dehnen Sie Ihre Schultern und Ihren NackenIhre Schultern und Ihren Nacken dehnen Sie so:

1. Stellen Sie sich aufrecht hin, der Kopf ist gerade und die Hände liegen seitlich an.

2. Heben Sie Ihre Schultern bis auf Kinnhöhe an (siehe Abbildung 1.9) und senken Sie siewieder ab.

3. Kreisen Sie mit Ihren Schultern von vorn nach hinten und umgekehrt, während Sie dieSchultern gleichzeitig heben und senken.

Abbildung 1.9: Heben und senken Sie Ihre Schultern.

Und so geht’s weiter mit dem Aufwärmtraining für Schultern und Nacken:

1. Legen Sie Ihre rechte Hand hinter der rechten Schulter ans Schulterblatt.

2. Führen Sie die linke Hand in Höhe der Taille hinter Ihren Rücken und greifen Sie dierechte Hand.

Wenn das nicht klappt, können Sie sich mit einem Band oder einem Gürtel behelfen, denSie mit beiden Händen greifen (siehe Abbildung 1.10).

3. Wiederholen Sie diese Übung mit der linken Hand am Schulterblatt.

Fahren Sie folgendermaßen mit den Übungen für Nacken und Schultern fort:

1. Legen Sie die rechte Hand auf den Kopf und die linke Hand auf die linke Schulter.

2. Wie Sie es in Abbildung 1.11 sehen, ziehen Sie Ihren Kopf mit der rechten Hand ganzsanft in Richtung rechter Schulter.

3. Gleichzeitig ziehen Sie mit der linken Hand die linke Schulter vorsichtig nach unten, so-dass Ihre Nackenmuskulatur ordentlich gedehnt wird.

4. Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.

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Abbildung 1.10: Nehmen Sie bei dieser Übung ein Band zu Hilfe.

Abbildung 1.11: Dehnen Sie Ihren Nacken ganz vorsichtig.

Synchronisieren Sie Ihre Dehnübungen mit Ihrer Atmung; Ihre Bewegungensollten entspannt und fließend sein, nicht verkrampft.

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Tun Sie etwas für Ihren RückenMit den folgenden Übungen dehnen Sie Ihren Rücken:

1. Stellen Sie sich gerade hin, die Füße sind hüftbreit auseinander. Verschränken Sie IhreArme und greifen Sie Ihre Ellbogen mit der entgegengesetzten Hand.

2. Richten Sie Ihren Blick auf den Boden, beugen Sie die Knie und gehen Sie in die Hocke.Legen Sie Ihre Ellbogen vor den Füßen auf dem Boden ab.

3. Führen Sie Ihr Kinn zur Brust, sodass Sie Ihre Knie ansehen und Ihr Rücken rund ist(siehe Abbildung 1.12).

4. Richten Sie sich langsam auf, dabei halten Sie die Ellbogen weiter fest, und führen Siedie Arme über den Kopf, um die Wirbelsäule ganz lang zu machen und zu dehnen.

Abbildung 1.12: Machen Sie einen runden Rücken, bevor Sie sich für die Dehnung aufrichten.

Wenn Sie an weiteren Dehnübungen für Ihren Rücken interessiert sind, empfehleich Ihnen zwei Yoga-Positionen: die Katze und die Kind-Position. Werfen Sieauch einmal einen Blick in Yoga für Dummies von Georg Feuerstein und LarryPayne.

Dehnen Sie Ihre OberschenkelSitzen kann ganz schön anstrengend sein! Wenn die Muskeln an der Oberschenkelrückseiteverhärtet sind, kann es sehr unangenehm werden, am Klavier zu sitzen. Die Muskeln ziehenan der Rückseite des Beckens und Sie müssen sich ziemlich anstrengen, um die richtige Ba-lance auf Ihren Sitzknochen zu finden (mehr dazu lesen Sie im nächsten Abschnitt). DehnenSie also Ihre Oberschenkelrückseite und zwar auf die folgende Art:

1. Stellen Sie sich aufrecht hin, Beine und Rücken sind gerade, und beugen Sie sich nachvorne.

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2. Berühren Sie nun mit Ihren Händen den Boden, um die Oberschenkelrückseite zu deh-nen.

Wenn Sie nicht bis zum Boden kommen, nehmen Sie stattdessen ein kleines Bänkchenoder Ähnliches (siehe Abbildung 1.13).

Abbildung 1.13: Beugen Sie sich in Richtung Boden.

Beenden Sie Ihr Warm-up mit Übungen zur korrektenHaltungGehen Sie zunächst ganz natürlich an die richtige Sitzposition heran: Ihr Ziel sollte eine sta-bile, ausbalancierte Haltung mit genügend Bewegungsspielraum sein, in der Sie gut Musikmachen können. Das Problem ist, dass Pianisten oft so sehr mit Noten, Tonarten, Fingersät-zen, Rhythmen und Dynamik beschäftigt sind, dass sie ihren Körper dabei völlig vergessen.Daher ist es eine gute Sache, von Zeit zu Zeit an die richtige Körperhaltung zu denken unddiese, wenn nötig, zu korrigieren.

Am Klavier: Höhe des Stuhls und richtiger WinkelWenn Sie zu nah am Klavier sitzen, sind Ihre Arme eingeengt und Ihre Schultern zusammen-gezogen. Wenn Sie hingegen zu weit weg sitzen, müssen Sie sich zu sehr strecken, wasanstrengend für Becken, Oberarme und Nacken ist (das sind die Teile des Körpers, die dieüberstreckten Körperteile stützen müssen). Sie wollen jedoch locker und ohne Anspannungsitzen und sich bequem bewegen können, ohne dass Oberkörper und Nacken belastet werden.

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Sie sollten Ihre Finger ohne Probleme weit nach rechts oder links auf der Tastatur bewegenkönnen, falls Sie in ganz hohen oder tiefen Registern spielen.

Überprüfen Sie, ob Ihr Klavierhocker oder Ihre Bank die richtige Höhe hat. Das ist der Fall,wenn sich Ihre Ellbogen auf Höhe der Tastatur befinden, wenn Sie am Klavier sitzen und dieFinger auf den Tasten liegen. Ihr Unterarm sollte einen leichten Bogen beschreiben vom Ell-bogen hoch zum Handgelenk und wieder ein wenig herunter zur Hand auf den Tasten. Es istauf jeden Fall sinnvoll, sich einen höhenverstellbaren Klavierstuhl zu besorgen.

Gute Haltung hat im Wesentlichen mit Unterstützung zu tun. Bauen Sie die Stütze von untennach oben auf:

1. Der Boden und Ihr Klavierstuhl sind Ihre Basis. Darauf richten Sie sich so ein, dass IhrRumpf, Ihre Schultern, Ihr Nacken und Ihr Kopf von unten vollständig abgestützt wer-den.

2. Bringen Sie beide Füße fest auf den Boden, die Knie befinden sich über den Füßen, undsetzen Sie sich gerade auf Ihre Sitzknochen, sodass sich Ihr Oberkörper stabil anfühlt.

3. Lassen Sie sich nicht zurückfallen. Das Becken sollte sich aufrecht über den Sitzkno-chen befinden und mit der Wirbelsäule eine gerade Linie bis zum Kopf bilden.

Ihre Wirbelsäule hat vier Krümmungen; sie sorgt für das Gleichgewicht in der Körpervor-der- und -rückseite und für die Balance im Oberkörper.

4. Ihr Kopf sollte fest auf der Wirbelsäule sitzen; lassen Sie ihn nicht in die eine oder ande-re Richtung hängen.

Wenn Sie krumm und schief dasitzen, beanspruchen Ihre Muskeln unnötige Energie, umdiese Unausgewogenheit auszugleichen.

5. Lockern Sie Ihre Schultern und lassen Sie die Arme seitlich herunterhängen.

6. Atmen Sie tief ein und spüren Sie die volle Länge Ihres Oberkörpers von den Sitzkno-chen bis zum Scheitel.

7. Atmen Sie aus und spüren Sie, dass sich Ihr Körper im Gleichgewicht befindet.

Haben Sie ein Händchen für die richtige HandstellungIhre Hände sollten von den Schultern und den Armen gestützt werden und entspannt sein,damit sie sich so leicht wie möglich bewegen können. Das Handgelenk sollte so hoch sein,dass die Finger leicht gebogen sind, wenn die Fingerspitzen auf den Tasten liegen, allerdingsnicht so hoch, dass die Beweglichkeit der Finger eingeschränkt wird. Ihre Hand sollte eineleichte Rundung aufweisen mit weichen Fingerspitzen und weicher Handfläche, so wie IhreHand aussieht, wenn Sie sie um die zur Faust geballte andere Hand legen (siehe Abbil-dung 1.14).

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1runter

Zählen:Handgelenk:

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2runter

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3runter

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4runter

undhoch

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4runter

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Abbildung 1.14: Machen Sie mit der einen Hand eine Faust und legen Sie die andere Hand darüber.

Wenn Sie Ihre Hände über die Tastatur bewegen, versuchen Sie, abgesehen von einem leich-ten Drehen des Handgelenks, diese Stellung beizubehalten.

Hände auf dem Klavierdeckel: Zählen Sie laut und klopfen Sie denRhythmusSchließen Sie den Klavierdeckel und legen Sie Ihre Hände in Spielposition darauf ab, wie iches im vorigen Abschnitt beschrieben habe. Zählen Sie auf Grundlage eines 4/4-Taktes gleich-mäßige Achtelnoten »eins und zwei und drei und vier und . . . « (siehe Abbildung 1.15). Klop-fen Sie nun mit einer leichten Auf-und-ab-Bewegung des Handgelenks mit den Fingern aufden Deckel: Auf den Zählzeiten gehen die Finger runter, auf den »unds« wieder hoch.

Abbildung 1.15: Zählen Sie Achtelnoten.

Diese »Trockenübung« ist ein wichtiger Schritt zum Klavierspielen; erinnern Sie sich daran,wenn Sie sich an die Übungen aus diesem Buch oder an andere Stücke heranwagen. Sie zäh-len und bewegen sich im Rhythmus, Ihre Handgelenke sind locker und die Finger sind schöngerundet. Wichtig ist es, den Fluss der Musik zu verinnerlichen, der sich aus dem Notenlesenund dem gleichzeitigen Spielen der musikalischen Phrasen im richtigen Tempo und Rhyth-mus ergibt. Diese Kombination aus Lesen, Zählen und Spielen mag sich kompliziert anhören,wird aber einfacher (und das Ergebnis wird musikalischer), wenn Sie alles als Einheit betrach-ten.

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Hände auf dem Klavierdeckel: Formen Sie einen Bogen mit IhrenHändenBei dieser Übung gewöhnen Sie sich an den Bewegungsablauf, wenn Sie Ihre Hand zunächstbogenförmig zusammenziehen und dann die Finger wieder locker strecken. Gehen Sie folgen-dermaßen vor:

1. Legen Sie Ihre Handflächen auf den Klavierdeckel.

2. Ziehen Sie die Handgelenke hoch, bis sich die Fingerspitzen treffen (siehe Abbil-dung 1.16). Die Fingerspitzen berühren dabei nach wie vor das Holz des Deckels.

3. Spreizen Sie Ihre Finger und senken Sie das Handgelenk langsam wieder, bis die Hand-fläche wieder auf dem Klavierdeckel aufliegt.

4. Wiederholen Sie die Übung einige Male.

Abbildung 1.16: Ziehen Sie die Handgelenke nach oben, die Fingerspitzen bleibenauf dem Klavierdeckel.

Hände auf dem Klavierdeckel: Drehen Sie Ihre Handgelenke underweitern Sie Ihren Radius nach links und rechtsIn der folgenden Übung lernen Sie, wie sich kleine Drehbewegungen des Unterarms anfühlen.Diese Bewegung nutzen Sie, wenn Sie beispielsweise den Alberti-Bass aus Kapitel 11 spielen.Und so geht es:

1. Legen Sie Ihre Hände in Spielposition auf den Klavierdeckel, die Handgelenke sind ziem-lich hoch (siehe Abbildung 1.17).

2. Drehen Sie Ihre Handgelenke langsam nach links und dann nach rechts; spüren Siedabei die Gewichtsverlagerung in Ihrer Hand: in Ihrem Handgelenk, in den Fingergelen-ken und in den Fingerspitzen.

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Abbildung 1.17: Legen Sie Ihre Hände in Spielposition auf dem Klavierdeckel ab.

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es sich anfühlt, wenn Sie auf der gesamten Tastaturspielen – und das möchten Sie, wenn Sie die Tonleitern aus Kapitel 7 üben –, versuchen Siees mit dieser Übung:

1. Legen Sie Ihre Hände in Spielposition auf den Klavierdeckel, die Fingerspitzen berührendas Holz.

2. Bewegen Sie Ihre Hände, Ihre Unterarme und Ihre Ellbogen gleichmäßig nach außenund wieder zurück und lassen Sie sie dabei auf einer Höhe, wie in einem Fahrstuhl, derin horizontaler Richtung fährt (siehe Abbildung 1.18).

Abbildung 1.18: Bewegen Sie Ihre Hände auf dem Klavierdeckel, als ob Sie aufden Tasten spielen würden.

Hände auf den Tasten: Erzeugen Sie KlangNachdem Sie die Übungen aus den vorherigen Abschnitten durchgearbeitet haben, ist es nunso weit: Heben Sie den Deckel des Klaviers und betrachten Sie die 88 Tasten, die sehnsüchtigdarauf warten, von Ihnen bearbeitet zu werden. Sie werden jetzt bei dieser Übung ungewöhn-

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liche Klänge erzeugen, aber versuchen Sie es einfach: Übertragen Sie alles, was Sie bisher ge-lernt haben, auf die Tasten. Klopfen Sie mit den Fingern, drehen Sie Ihre Handgelenke und er-kunden Sie die Tastatur, ganz egal, welche Tasten Sie dabei herunterdrücken oder wie esklingt. Versuchen Sie einfach, locker zu bleiben und das entspannte Gefühl, das Sie sich indiesem Kapitel angeeignet haben, zu bewahren.

Vermeiden Sie mögliche ProblemeAchten Sie auf Anzeichen von Verspannung: hochgezogene Schultern, Schmerzen in denArmen, nervöse Tics, ein steifer Hals oder steife Finger. Diese Probleme sind vielleicht nureine indirekte Folge mangelhafter Stütze, sie können aber gelindert werden, indem Sie dieentsprechenden Problemzonen bewusst in den Wechsel von Anspannung und Entspannungeinbinden – in Ihren fließenden Bewegungsablauf.

Wenn Sie Spannung abbauen, befinden Sie sich auf dem richtigen Weg, eine Lösung für Ihretechnischen Probleme zu finden. Probleme mit schwierigen Stellen, die Sie einfach nicht hin-bekommen, werden nicht dadurch gelöst, dass Sie die Stelle wieder und wieder spielen, in derHoffnung, dass sie irgendwann klappt. Sie müssen mental dazu bereit sein, Korrekturen oderAnpassungen vorzunehmen, und über richtige Körperarbeit zu neuen Lösungen kommen.

Achten Sie darauf, dass nicht das Instrument die Ursache des Problems ist. Viel-leicht sitzen Sie zu hoch oder zu tief und können die Höhe des Stuhls nicht ver-stellen. Oder es gibt ein mechanisches Problem und die Tasten sind zu schwer-gängig, sodass das Spielen anstrengend ist, oder das Klavier klingt nicht gut.Wenn Sie sich unwohl fühlen, benötigen Sie mehr Pausen und haben keinenSpaß am Üben!

Wenn Sie an einem Keyboard oder an einem E-Piano üben, seien Sie besondersvorsichtig, dass Sie sich keinen Schaden zufügen. Haben Sie die Lautstärkewegen der Nachbarn oder der Familie sehr weit heruntergedreht, schlagen Siedie Tasten vielleicht zu kräftig an, weil Sie sich selbst gut hören wollen. SpielenSie stattdessen mit Kopfhörern, dann können Sie die Lautstärke auf das richtigeMaß, das heißt auf die Lautstärke, die ein Klavier tatsächlich hat, einstellen.

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