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www.vbw-bayern.de Magazin 6,– Euro 01 2015 Interview: Dr. Jens Weidmann

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www.vbw-bayern.deMagazin 6,– Euro

012015Interview:

Dr. JensWeidmann

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Donau-Wald-Presse GmbHMedienstraße 5, 94036 Passau,Tel. 0851/802-594, www.pnp.de

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EDITORIAL

ie Euro-Schulden-Krise istlängst nicht überstanden. Sie ist nur ein wenig in den Hintergrund getreten. Die Situation ist aber unver -ändert angespannt. NiedrigerÖlpreis und schwacher Euroentschärfen wirtschaftlich die

Lage ein wenig. Aber das wird womöglich nichtso bleiben. Diese Zeit gilt es folglich zu nutzen,durch Klugheit und Fleiß die Weichen richtigzu stellen. Es lohnt, das Interview mit Bundes-bankpräsident Jens Weidmann (Seite 12) auf-merksam zu lesen.Eine von mehreren notwendigen Weichenstel-lungen wäre, endlich die energetische Gebäu-desanierung anzugehen und sie dabei als daszu verstehen, was sie in Wirklichkeit ist: ein

politisches Megaprojekt. Sie dient dem Klima-schutz, sie macht uns unabhängiger von fossi-len Energien und sie wäre ein Konjunkturpro-gramm erster Güte, wie unser Beitrag (Seite 18)zeigt. Doch die Politik reagiert zaghaft. Das istunverständlich.dBERTRAM BROSSARDT, Herausgeber

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INHALT

EINBLICKE

Drohnenhype

Unbemannte Flugobjekte sind dasSpielzeug der Zukunft. Ihre Kamerasliefern faszinierende Perspektiven fürFotos und Videos – und zudem neueMöglichkeiten in vielen Bereichen.

6INTERVIEW

Stabilität als Markenzeichen

Die Krise hat die Schwächen der Währungsunion offenbart. Bundesbankpräsident Dr. Jens Weidmannverweist im Gespräch mit dem vbwUnternehmermagazin dennoch auf die Erfolge des Euros.

12UMWELT

Energieverschwendung

Zwei Drittel aller Häuser in Deutschland müssten dringend saniert werden. Doch energetische Sanierungen werden bishernoch unzureichend gefördert.

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INHALT

PORTRÄT

Qualität gegen Kopie

Die fränkische Möbel -manufaktur Koinor stemmtsich gegen die Billig -konkurrenz aus Asien.

28ARBEITSMARKT

Win-win-Projekt

Bayerische Unternehmen bieten jungen Menschen aus Spanien, Bulgarien und Rumänien einen Ausbildungsplatz. Das Bildungswerkder Bayerischen Wirtschaft kümmertsich um eine Willkommenskultur fürdie Einwanderer.

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LIFESTYLE 32

EINE FRAGE NOCH ... 38

MACHTRAUM 10

STANDPUNKT 23IMPRESSUM

vbw Unternehmermagazin 01/2015

Herausgebervbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.

VR 15888 Amtsgericht MünchenHauptgeschäftsführer: Bertram Brossardt

Max-Joseph-Str. 5, 80333 München

Büro des Herausgebers: Konstanze LuegE-Mail: [email protected]

HerausgeberbeiratBertram Brossardt

Markus DrothKlaus LindnerThomas Schmid

Anna Engel-KöhlerHolger Busch

Dr. Peter J. ThelenWalter Vogg

GesamtkoordinationDr. Peter J. Thelen

Tel.: 089-551 78-333, E-Mail: [email protected]

ChefredakteurAlexander Kain (V.i.S.d.P.)Redaktion: Sandra Hatz

Autoren: Alexander Kain, Sandra Hatz, Regina Ehm-Klier, Simone Sälzer

Grafik: Alexandra Steiner

KorrespondentenbürosD – 10117 Berlin, Charlottenstraße 35/36,

Dr. Peter J. ThelenB – 1000 Brüssel, Rue du Commerce 31,

York TetzlaffUSA – 10020 New York, Suite 720, 10 Rockefeller

Plaza, Dagmar A. Cassan MBA

Verlagvbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft

Projektgesellschaft mbHHRB 106556 Amtsgericht MünchenGeschäftsführer: Peter Bockhardt

Kooperationspartner · Gesamtabwicklung · AnzeigenReiner Fürst, Donau-Wald-Presse-GmbH

Medienstraße 5, 94036 PassauTel.: 0851-802-237, Fax: 0851-802-772

Anzeigentechnik E-Mail: [email protected]

Titelfoto: Thomas Jäger

DruckPASSAVIA Druckservice GmbH & Co. KG

Medienstraße 5b94036 Passau

Tel.: 0851-966 180-0

Das vbw Unternehmermagazin erscheint sechsmal im Jahr mit einer Auflage von über 60.000 Stück.

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

ISSN 1866-4989

Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise,nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für die Zusendung unverlangter Manuskripte oder Bilder

wird keine Gewähr übernommen.

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Für den Umgang mit Drohnen gibt es klare Regeln,was Datenschutz und Haftung betrifft. Gewerbliche Nutzer benötigen zudem eine Lizenz.

Foto: T

yler Olson –Fotolia.com

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EINBLICKE

Mehr als Spielzeug

erglichen mit einerStubenfliege liefertdie Drohne eineplumpe Vorstel-lung. Weniger wen-

dig, weniger flink, weniger reaktions-schnell, kaum Ausdauer. Aber derMensch ist dran: Er lernt von den In-sekten. Die von ihm entwickeltenFlug roboter werden immer besser. Die Drohnen kommen. Bedrohen sieden Luftraum, unsere Privatsphäre,unsere Sicherheit?Pessimisten sagen bereits ein Hor-rorszenario voraus. Als Amazon ver-kündete, man wolle Pakete von klei-nen unbemannten Flugobjekten zu-stellen lassen, war die Aufregungperfekt. Schwirren uns bald überall

Pakete um die Köpfe? Die Meldungdes Internet-Riesen entpuppte sichals Marketing-Gag.Doch viel Phantasie braucht es fürdiese Fiktion nicht. Für die Postzu-stellung auf kleine Inseln oder denunkomplizierten Medikamententrans -port etwa gibt es bereits Tests. ImKatastrophenschutz, bei der Optimie-rung von Verkehrs- und Infrastruktur-systemen, in der Landwirtschaft oderbei Gebäudesanierungen könnten die wendigen Flieger wertvolle Datenliefern.Im privaten Bereich sind die meistenMenschen einfach nur fasziniert vonBildern aus ganz neuer Perspektive,von dem Spaß, die kleinen Modelleüber das Smartphone bedienen zu

können. Drohnen beziehungsweiseQuadrocopter sind offenbar das Spiel-zeug der Zukunft. Vom Minimodellbis zur leistungsfähigen Kamerareicht die Palette. Die unbemannten Flugobjekte könnenübrigens nicht einfach drauflosflie-gen. Privatleute benötigen für Geräte,die über fünf Kilo wiegen, eine Er-laubnis. Und für alles, was kleiner ist,sind klare Spielregeln vorgegeben.Kommerziell genutzte Drohnen unter-liegen der Luftverkehrsordnung undbenötigen in jedem Falle eine Geneh-migung. Auch dann dürfen sie nur bis100 Meter steigen. „Erstes Gebot sollte immer dasUnterlassen des Fliegens über Men-schenansammlungen, Unfällen und

VMit Kameras ausgestattete Multicopter bieten faszinierende Perspektiven –

und in vielen Bereichen neue Möglichkeiten

Drohnen gibt es in vielen Variationen wie

Rolling Spider von Parrot.

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sonstigen Aufläufen sein“, empfiehltDaniel Wolf vom Ratgeber-MagazinRC Quadrocopter. Die Gefahr einesAbsturzes sei immer gegeben und al-lein die Propeller schon gefährlich.Auch in Wäldern und Naturschutzge-bieten ist Modellfliegen meist verbo-ten. Zum nächsten Flugplatz ist einSicherheitsabstand von 1,5 Kilome-tern einzuhalten und die Droh-ne muss in Sichtweite des Pilo-ten bleiben. Als Faustregelgelten laut Wolf 300 Meterweit und 100 Meter hoch. DasBundesministerium für Ver-kehr und digitale Infrastrukturschreibt zudem einen „ausrei-chenden Versicherungsschutz“vor. Fotografen oder Kameraleute,die die Aufnahmen verkaufen,also gewerblich nutzen, müssensich für 250 Euro eine speziel-le Erlaubnis für zwei Jahre

kaufen. Die Lizenz vergeben die Län-der.In der Broschüre des Ministeriumsheißt es auch, dass mit dem „unbe-mannten Luftfahrtsystem“ nicht inden Bereich der privaten Lebensge-staltung Dritter eingedrungen werdendarf. Zu beachten ist also das Rechtam eigenen Bild und die Privatsphä-

re. Fotos von Menschen, die zu erken-nen sind, dürfen nicht ohne deren Er-laubnis gemacht oder veröffentlichtwerden. Was sich von außen nicht fo-tografieren lässt, darf auch die Droh-nenkamera nicht festhalten. Der Blicküber den Sichtschutzzaun und derEinblick ins Schlafzimmer sind alsotabu.

Quadrocopter werden nachdem Smartphone die Techniksein, die uns in den nächstenJahren begleitet. Weltweit ar-beiten Forscher an fliegendenMini-Robotern. Naturwissen-schaftler haben dabei Insektenim Blick. Sie wollen das Ner-vensystem der Insekten nach-bilden, untersuchten dazu etwadie räumliche Orientierung derWüstenameise. Was steckt hin-ter der Fähigkeit der Stuben-fliege, immer wieder zu ent-kommen? �

EINBLICKE

Mit einem iPod touch ist der Quadrocopter Parrot AR.Drone (um die 300 Euro) zu steuern.

Die Plexidrone steckt noch in der Entwicklungsphase. Sie sollbesonders leicht in einem Rucksack zu transportieren sein oderihrem Besitzer fliegend folgen.

Foto: p

icture alliance / dpa, Jens K

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Foto: D

ream

Qii, Michael Barker

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EINBLICKE

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Der Hexacopter Reely X 6 wiegt 59 Gramm und hat einen Durchmesser von 13 Zentimetern. Inklusive

Kamera kostet die Drohne rund 120 Euro.

Der WiFi-Quadcopter X-Spy von Revell beherbergt eine Kamera, die das Livevideo aus der

Luft direkt aufs eigene Smartphone streamt.

Die DJI Inspire 1 ist eine der angesagten Kameradrohnen mit GPS-Funktion. Inklusive Kamera gibt es sie für knapp 3.000 Euro beim Technikspezialisten Conrad.

Nicht viel größer als ein Fünf-Euro-Stück: Die NanoQuad von Revell (etwa 40 Euro)misst gerade einmal45 Millimeter.

Das Modell Hexatronvon Revell (etwa 130 Euro)

misst acht mal acht Zentimeter und fliegt ob seiner Größe ganz ruhig. Vier Geschwindigkeitsstufen und eine Loopingfunktion sorgen für Flug-Action. Fo

tos: Matthias O

tt –Fotolia.com

, Parrot, Revell, Conrad

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„Da bin ich dahoam“ – der Marktplatz Ampfing in

einer Darstellung desKünstlers Hans Prähofer.

Das goldene Schweinhat besondere Symbol-kraft: Seit zwölf Jahrenmacht der studierte Vete-rinär Politik, davor küm-merte er sich 22 Jahreunter anderem beim Tier gesundheitsdienst

Bayern um Nutztiere, vorallem als Fachtierarzt

für Schweine.

Das Modell-Feuerwehrautoist ein Geschenk seiner

Mitarbeiter: Huber war inAmpfing lange Jahre

Feuerwehrkommandant.Noch als Mitglied der

Staatsregierung rückte er bisweilen zu nächtlichen

Einsätzen aus.

Ewig kann Marcel Huber über dasBild des Künstlers Alexandervon Wagner reden. Es zeigt un -garische Graurinder, robuste

Steppenrinder, die in der Pusztaleben – und deren Ansiedelungheute wieder betrieben wird. DasGemälde ist eine Leihgabe derBayerischen Staatsgalerie – ein

Privileg der Mitglieder der Staats-regierung, sich für die dienst-lichen Büros aus deren Fundusbedienen zu dürfen. Es begleitetHuber seit seiner Zeit als Umwelt-

staatssekretär.

Vier Pilotenkoffer, gefüllt mit Akten, sind die ständigenBegleiter des Staatskanzleiministers. MinisterpräsidentHorst Seehofer selbst liest sich nur ungern durch dieUnmengen an Vermerken. Aber einer muss es halt tun.

Der Ranger-Hut von Marcel Huber: Er ist Ehren-Ranger imNationalpark Bayerischer Wald.

Fotos: Schmidhuber

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DER KOMMENTAR

von ALFRED GAFFALMACHTRAUM

ARCEL HUBER durftesich kürzlich ein ge -waltiges Lob von Minis -terpräsident Horst

Seehofer abholen: Huber sei „der Kri-senmanager des Freistaats“ – wann im-mer es irgendwo Probleme gebe, sei derStaatskanzleiminister für ihn, Seehofer,„unverzichtbar“. Manche bezeichnenden studierten Tierarzt aus dem ober-bayerischen Ampfing als „graue Emi-nenz“ – der Mann, der zwischen Staats-kanzlei und Ministerien, zwischen Bay-ern und dem Bund die weiß-blauenFäden zieht. Immer im Sinne Seehofers,der sich wiederum, so ist zu hören, stetsauf das Urteil von „Marzl“ (so sprichtSeehofer Hubers Vornamen aus) verlässt. Als im vergangenen Jahr Christine Haderthauer als Staatskanz-leiministerin zurücktrat, holte SeehoferHuber zurück in die Staatskanzlei.2007 hatte ihn der damalige Minister-präsident Günther Beckstein zumStaatssekretär im Umweltministeriumgemacht, Seehofer hat ihn nach der Regierungsübernahme 2008 als Staats-sekretär ins Kultus ministerium umge-setzt und dann im März 2011 schoneinmal zum Staatskanzleiminister er-nannt. Im November 2011 wurde HuberUmweltminister – wo er sich bereits alsKrisenmanager bewährte, als er dasJahrtausendhochwasser 2013 und seineFolgen zu bewältigen hatte. Grund ge-nug für Seehofer, ihn 2014 in dieStaatskanzlei zurückzuholen. Nicht nurSeehofer und seine eigene Partei, auchdie Opposition schätzt den ruhigen, ver-bindlichen, aber effizienten Huber. Magsein, dass Huber die Fähigkeit, in Kri-sen- und Stresssituationen besonnen zureagieren, als langjähriger Feuerwehr-kommandant in seiner Heimatregionentwickelt hat. Seinen persönlichenAusgleich findet er, ganz unspektaku-lär, beim Kripperlbauen. Sogar im UNESCO-Krippen museum in Bethle-hem steht eines seiner Werke. Ehrensa-che ist für ihn der Vorsitz des Katholi-schen Männervereins Tuntenhausen. �

Große konjunkturelle Unsicherhei-ten haben das Jahr 2014 geprägt.Auch 2015 wird es an Dynamikfehlen. Für Deutschland erwartenwir ein Wachstum des Bruttoin-landsprodukts (BIP) von 1,2 Pro-zent. Bayern wird sich mit einemZuwachs von 1,6 Prozent etwas dy-namischer entwickeln, da die welt-wirtschaftlichen WachstumstreiberUSA und China für Bayern ein grö-ßeres Gewicht haben als im Bund. Insgesamt spielt die Musik für diebayerischen Unternehmen weiter-hin im Ausland. Wir gehen für2015 von einem Anstiegder Exporte aus, denndie ökonomische Lagein vielen Abnehmer-ländern wird sich et-was verbessern. Posi-tive Impulse kommenvor allem von unseremgrößten Absatzmarkt, den USA. Der Trend zur Re-Industrialisierung der US-Wirt-schaft zeigt Wirkung, das dortigeBIP wird 2015 um rund 3,5 Prozent wachsen, nach gut zwei Prozent 2014. Die geopolitischen Krisen – insbe-sondere die Konflikte im arabi-schen Raum und die Russlandkrise– sind für die bayerische Wirt-schaft eine große Herausforderung.6.000 deutsche und 1.500 bayeri-sche Unternehmen sind in Russ-land aktiv. Die Sanktionen zeigenihre Wirkung – leider aber auf bei-den Seiten! Die Russen orientierensich notgedrungen in RichtungTürkei und China. Die bayerischenUnternehmen klagen über Ein -bußen im Russland-Geschäft vonbis zu 30 Prozent, Tendenz steigend.Angesichts der unsicheren weltpoli-tischen Lage sind wettbewerbsfähi-ge und innovationsfreundliche Rah-menbedingungen umso wichtiger.

Ein gutes Jahr ist die Große Koali-tion in Berlin im Amt. Wir habenviel Sozialpolitik erlebt, aber wenigWirtschaftspolitik. Das Rentenpa-ket macht die Erfolge vergangenerRentenreformen zunichte und führtzu dauerhaft hohen Kosten. Auch der gesetzliche Mindestlohnist falsch. Im laufenden Jahr fallenzwischen 3,7 und 4,5 Millionen Ar-beitsplätze unter die Mindestlohn-regelung. Die Folge: Arbeitsplätzewerden wegfallen. Denn überalldort, wo Kunden nicht bereit sind,

für eine Dienstleistung oderein hergestelltes Produkt

mehr zu bezahlen, wirdder Arbeitsplatz ver-schwinden. Das be-trifft gerade die ein-fachere Arbeit, diewir im Land brau-

chen. Angesichts der hohen

Zahl an Langzeitarbeitslo-sen und der steigenden Migran-

tenzahlen, die in den Arbeitsmarktintegriert werden müssen, ist dasein völlig falsches Signal. Wir brauchen beim Mindestlohnschnellstmögliche Nachbesserun-gen, vor allem hinsichtlich derAufzeichnungspflichten und Nach-unternehmerhaftung. Durch solcheMaßnahmen wird trotz aller Zusi-cherungen zum Bürokratieabbaumehr Bürokratie aufgebaut und dieWirtschaft stärker belastet.Die Bundesregierung muss 2015einen Kurswechsel vollziehen. Da-rum brauchen wir Rahmenbedin-gungen, die nicht nur sozial Sinnmachen, sondern die zugleich auchden Erhalt unserer Wettbewerbs -fähigkeit im Auge behalten.

Alfred Gaffal ist Präsident dervbw – Vereinigung der BayerischenWirtschaft e. V. �

2015: Schwieriges konjunkturelles Umfeld für die bayerischen UnternehmenM

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Herr Weidmann, ist man alsBundesbankpräsident ein Rockstar –oder besser ein langweiliger Typ?Der ehemalige Präsident der Bank of England, Mervyn King, hat mitBlick auf Notenbanker einmal gesagt: „Boring is best.“ Auf Deutsch heißtdas „langweilig ist am besten“. Es istnicht gut, wenn überzogene Erwartun-gen an die Geldpolitik gerichtet wer-den. Notenbanken besitzen ein klarumrissenes Mandat: Ihre Aufgabe istes, für Geldwertstabilität zu sorgen.Sie können nicht alle wirtschaftlichenProbleme der Gegenwart lösen undsollten nicht überfordert werden – nurso können sie ihren Blick klar aufGeldwertstabilität richten.

Sie sind das Gesicht der DeutschenMark in Zeiten des Euros. Was hatdie Deutsche Mark ausgemacht, dass sie heute noch so viele Fanshat?Als Präsident der Deutschen Bundes-bank vertrete ich eine Institution, diesich stets konsequent für Preisstabi-lität eingesetzt hat. Der von politi-schen Weisungen unabhängigenBundesbank ist es über mehr als vierJahrzehnte besser als vielen anderenNotenbanken gelungen, den Geldwert

stabil zu halten. Gerade diese Stabi-lität war ein Markenzeichen der Deutschen Mark. Diese konsequenteStabilitätsorientierung haben wir inunsere gemeinsame europäischeWährung, den Euro, eingebracht. Nunsetze ich mich dafür ein, den Euro alsstabile Währung zu bewahren.

Wie viele Deutsche Mark sind dennnoch in Umlauf? Und warum gibt es überhaupt noch immer so hoheD-Mark-Bestände?Ende November 2014 waren noch12,9 Milliarden D-Mark im Umlauf,davon 6,1 Milliarden D-Mark inBanknoten und 6,8 Milliarden D-Mark in Münzen. Von den ur-sprünglich umlaufenden D-Mark-Banknoten sind bislang nur vier Pro-zent nicht in Euro umgetauscht wor-den. Bei den Münzen beträgt dieserAnteil allerdings noch mehr als dieHälfte. Warum diese D-Mark-Bestän-

de noch nicht umgetauscht wurden,darüber kann ich nur spekulieren.Größere Mengen an D-Mark-Bargeldbefinden sich vermutlich im Ausland.Im ehemaligen Jugoslawien wie auchin anderen Teilen Osteuropas wurdedie D-Mark als Zweitwährung verwen-det. Aber auch in anderen Regionender Welt wurde sie als Transaktions-und Wertaufbewahrungsmittel ge-nutzt. Sicherlich spielen auch dasSammlermotiv oder das schlichte Vergessen und der Verlust eine großeRolle. Und letztlich können sich dieBürgerinnen und Bürger ja auch darauf verlassen, dass die Bundes-bank ihre D-Mark-Bestände auchheute noch jederzeit in Euro um-tauscht.

Sind Sie persönlich ein Fan derMark oder ein Fan des Euros?Ich bin ein Verfechter stabiler Wäh-rungen. Unser gemeinsames Geld inEuropa ist der Euro. Deshalb tue ichalles, damit der Euro stets eine stabileWährung ist. Hier kann der Euro be-trächtliche Erfolge vorweisen. Seit derEuro-Einführung betrug die Infla-tionsrate hierzulande im Schnitt nureineinhalb Prozent pro Jahr. Das istweniger als zu D-Mark-Zeiten – auch

„LANGWEILIG IST AM

BESTEN“

„Wer entscheidet,muss auch haften“

Bundesbankpräsident Dr. Jens Weidmannwill Bankkredite an Staaten weniger attraktiv machen

INTERVIEW

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wenn solche langfristigen Vergleicheimmer mit einer gewissen Vorsicht zugenießen sind. Die Vergangenheit hatgezeigt, dass sich Wohlstand undauch soziale Gerechtigkeit am bestenbewahren lassen, wenn die Noten-bank Geldwertstabilität garantiert.Dieses Bewusstsein sollte für unsRichtschnur sein bei allen geld -politischen Entscheidungen, die wirtreffen.

Wie würden Sie den aktuellen Zu-stand des Euros beschreiben?Der Euro ist eine stabile Währung.Die sehr niedrige Inflation, die wirderzeit sehen, ist vor allem Folge des geringen Ölpreises, aber auch der wirtschaftlichen Anpassungs -prozesse in manchen Euro-Ländern. Für die Verbraucher hat die niedrigeInflation durchaus Vorteile, denn ihre Kaufkraft wird gestärkt. Nach unseren Prognosen wird mittelfristigdie Inflationsrate übrigens wieder zunehmen, wenn auch nur allmäh -lich.

Wie real ist die Gefahr einer Defla-tion? Wie würde sie sich ankündigen –und was könnten Sie dagegen tun?Sie müssen unterscheiden zwischenniedrigen oder auch zeitweise negati-ven Inflationsraten einerseits und ei-ner gefährlichen Deflation anderer-seits. Eine gefährliche Deflation wäregekennzeichnet durch eine Abwärts-

spirale aus sinkenden Preisen, fallen-den Löhnen, Kaufzurückhaltung derKonsumenten und immer weniger In-vestitionen der Unternehmen. Einesolche Entwicklung beobachten wirderzeit nicht, und sie ist auch für dieZukunft nicht sehr wahrscheinlich.Denn im Gegenteil: Die Kauflauneder Konsumenten verbessert sichdurch die fallenden Kosten für Hei-

zen, Autofahren und selbst für denStrom. Der Energiepreisrückgang ent-spricht einem kleinen Konjunkturpa-ket, das ebenfalls dazu beiträgt, dasssich die wirtschaftlichen Aussichtenlangsam aufhellen. Aber auch einelange Zeit sehr niedriger Inflationsra-ten deutlich unterhalb dessen, wasder Rat der Europäischen Zentral-bank (EZB) mittelfristig anstrebt,kann die Geldpolitik vor Problemestellen. Deshalb wird im EZB-Ratderzeit intensiv diskutiert.

Halten Sie die Versprechen, die denDeutschen bei der Einführung desEuros gemacht wurden, noch immerfür erfüllt? Oder gilt: Versprochen –gebrochen?Auf die bisherige Stabilität des Euroshabe ich bereits hingewiesen. Aberrichtig ist natürlich auch, dass dieKrise im Euro-Raum Schwächen derWährungsunion offenbart hat, die esder EZB langfristig schwer machenkönnten, Preisstabilität zu gewährleis -ten. Bei den Defiziten in den Staats-

„DEFLATION IST NICHT SEHR

WAHRSCHEINLICH“

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INTERVIEW

haushalten und beim Schuldenstandverfehlen viele Mitgliedsländer zumBeispiel noch immer die vereinbartenZiele. Deshalb ist es wichtig, dass dieSanierung der öffentlichen Haushaltenicht aufgeschoben wird. Zugleichmüssen Regierungen und Parlamenteauch mit strukturellen Reformen vor-ankommen, damit alle Mitgliedslän-der die für die Währungsunion erfor-derliche wirtschaftliche Stärkewiedergewinnen.

Sie vertreten als Bundesbankpräsi-dent Deutschland im Euro-Gremiumbei der EZB. Wie viel Politik wirddort gemacht? Oder sind es tatsäch-lich immer nur sachliche Erwägun-gen, die dort zu Entscheidungenführen?Der Rat der EZB hat die Aufgabe, die geldpolitischen Entscheidungenzu treffen, die notwendig sind, umPreisstabilität im Euro-Raum zugewähr leis ten. Die Mitglieder desEZB-Rats sind dabei ausdrücklichnicht die Vertreter „ihres“ Heimat -

landes, sondern dem Interesse des gesamten Währungsraums verpflich-tet. Und deshalb besitzen die EZBund die nationalen Zentralbanken des Euro-Raums, also das sogenannteEuro system, ein hohes Maß an Unab -hängigkeit, das die Geldpolitik vorpolitischer Einflussnahme schützensoll. Natürlich werden die Mitglieder

des EZB-Rats trotzdem mit viel -fältigen politischen Wünschen undForderungen konfrontiert. Auch seitens der sogenannten „Märkte“gibt es oft überzogene Erwartungen. Entscheidend ist aber, dass wir diese Erwartungen zwar zur Kenntnis nehmen, uns bei unseren Entschei-dungen aber davon nicht leiten lassen.

Zwischen Ihnen und EZB-PräsidentMario Draghi soll es immer wiederStreit um das Thema Stabilität ge-ben. Ein falsches Bild? Oder Tat -sache?Wir fühlen uns beide der Geldwert-stabilität verpflichtet – über diesesgrundlegende Ziel gibt es zwischenuns keinen Dissens. Allerdings diskutieren wir einzelne Entscheidun-gen auf dem Weg, Preisstabilität zugewährleisten, eben auch schon ein-mal kontrovers. Angesichts derschwierigen Lage im Euro-Raum kön-nen die Bürgerinnen und Bürger aberauch von uns erwarten, dass alle Ar-gumente sorgfältig abgewogen wer-den. Oft führt diese Diskussion zu einer gemeinsamen Sicht der Dinge,manchmal bleiben jedoch Unter -schiede.

Kein EU-Land sollte die Schuldenanderer Länder übernehmen müs-sen, wurde im Rahmen der Euro-Einführung vereinbart – die soge-nannte No-Bail-Out-Regel. Sehen

„DEM GESAMTEN WÄHRUNGSRAUM VERPFLICHTET“

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Sie die vollumfänglich erfüllt? Oderist durch die EZB-Politik der ver-gangenen drei, vier Jahre eine Haf-tungsgemeinschaft über die Noten-bankbilanz eingeführt worden?In den Jahren 2010 bis 2012 hat dasEurosystem im Rahmen des soge-nannten Sondermaßnahmen-Pro-gramms Staatsanleihen einzelnerEuro-Länder gekauft, die an den Fi-nanzmärkten unter Druck geraten wa-ren. Dieses Programm habe ich kri-tisch gesehen. Das galt auch für dassogenannte OMT-Programm, das dannim Sommer 2012 angekündigt wurde.Mir ist es wichtig, sehr genau daraufzu achten, dass die Grenzen der Geld-politik im gemeinsamen Währungs-raum respektiert werden. Das istwichtig für unsere Unabhängigkeit,aber auch dafür, dass der auf fiskal-politischer Eigenverantwortung derMitgliedsländer basierende Ord-nungsrahmen funktioniert. Wer ent-scheidet, muss auch haften. Wenn

also weiterhin national über die Haus-haltspolitik entschieden wird, darf dieHaftung dafür nicht vergemeinschaf-tet werden.

Welche Folgen und Auswirkungenhat der Anleihenkauf der EZB? Undhaben Sie es nicht verhindern kön-nen?

Meine Kollegen im EZB-Rat warenmehrheitlich der Auffassung, diesessehr außergewöhnliche Instrumentjetzt einsetzen zu wollen, um die In-flationsrate im Euro-Raum wiederschneller nach oben zu treiben. Ichhielt das nicht für notwendig, weil die

sehr niedrigen Inflationsraten vor al-lem Folge des starken Ölpreisrück -gangs sind. Der aber führt auch zumehr Kaufkraft und zu stärkeremWirtschaftswachstum. Deshalb seheich im jüngsten Rückgang der Infla-tionsrate auch einen temporären Ef-fekt. Hinzu kommt, dass Staatsanlei-henkäufe aus meiner Sicht kein nor-males geldpolitisches Instrumentsind, denn mit ihnen sind viele Risi-ken und Nebenwirkungen verbunden,die die Vorteile aus jetziger Sichtüberwiegen. So wie das Programmjetzt ausgestaltet ist, wird die Bundes-bank aber in ihrer Bilanz nur die Ri-siken aus deutschen Staatsanleihentragen, so dass die Schuldenverge-meinschaftung über die Notenbankbi-lanz auf die Käufe der EZB begrenztbleibt, die nur einen geringen Teilausmachen. Außerdem wurden Ober-grenzen für den Kauf einzelner Papie-re festgelegt, so dass die Staatenweiterhin private Käufer ihrer Papierefinden müssen. Das soll die diszipli-nierende Wirkung der Kapitalmärktesichern. Das Programm als solchesaber konnte ich nicht verhindern,Mehrheit ist Mehrheit.

Ist der Rubikon überschritten?Mit dem Programm wird die Geldpoli-tik immer weiter mit den 19 nationa-len Wirtschafts- und Finanzpolitikender Mitgliedstaaten verwoben. Wirwerden schließlich zum größten Gläu-biger der Mitgliedstaaten. Eine zu-nehmende Verflechtung von Geld-und Fiskalpolitik erhöht die Gefahr,dass wir bei unseren geldpolitischenEntscheidungen eines Tages Rück -sicht auf die Fiskalpolitik nehmen –und zwar zu Lasten der Preisstabilität.Aber auch heute müssen wir uns be-reits fragen, ob wir nicht falsche An-reize setzen. Auch Mario Draghi hatsehr vehement betont, dass die Noten-bank tiefgreifende wachstumsfördern-de Strukturreformen nicht ersetzenkann. Ich kann ihm da nur zustim-

„PREISDYNAMIK BEI IMMOBILIEN WIEDER ETWAS

ABGESCHWÄCHT“

Fotos: Jäger

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INTERVIEW

men. Aber wird unser Ruf jetzt nochGehör finden?

Die Deutschen sind traditionell einLand der Sparer. Sind sie deshalbdie Gelackmeierten der Niedrigzins-politik?Ich verstehe die Sorgen deutscherSparer angesichts niedriger Zinsenauf risikoarme Anlagen. Aber gleich-zeitig ist die Inflationsrate außerge-wöhnlich niedrig. Es gab in der Ver-gangenheit – auch zu D-Mark-Zeiten– immer wieder Phasen, in denen diereale Verzinsung von Spareinlagennegativ war. Und außerdem sind dieDeutschen nicht nur Sparer. Wer jetztein Haus oder eine Wohnung finanzie-ren möchte oder eine größere An-schaffung, der freut sich über dienied rigen Zinsen. Auch unsere Unter-nehmen können sich günstig Gelderbeschaffen, und das hilft zum Bei-spiel, um Arbeitsplätze zu sichern.

Eine Auswirkung der Niedrigzins -politik ist, dass nach alternativenAnlagemöglichkeiten gesucht wird.Die sind dann bisweilen nicht dieklügs ten. Wie groß ist die Gefahrvon Blasenbildungen, etwa auf demImmobilienmarkt?Wir beobachten die Lage an den Ver-mögensmärkten sehr genau. In einzel-nen Ballungsräumen haben sich dieImmobilienpreise von dem entfernt,was sich mit den langfristigen Ein-flussfaktoren des Immobilienmarkteserklären lässt. Erfreulicherweise hatsich die Preisdynamik zuletzt aber et-was abgeschwächt. Jedem, der gegen-wärtig den Kauf einer Immobilieplant, sollte jedoch klar sein, dassseine finanzielle Belastung auch dannnoch tragbar sein muss, wenn die Zin-sen wieder steigen.

Wie lauten Ihre Prognosen für denEuro und das Zinsniveau?Ich bitte um Verständnis dafür, dassich weder eine Wechselkurs- noch

eine Zinsprognose abgeben kann. Wasich angesichts des auf längere Zeitgedämpften Preisdrucks im Euro-Raum aber sagen kann, ist, dass dieZinsen des Eurosystems auf absehba-re Zeit sehr niedrig bleiben werden.Wichtig ist mir, dass wir vor Zinserhö-hungen nicht zurückschrecken, wennsie geldpolitisch geboten sind, umPreisstabilität zu gewährleisten. Aberwann das sein wird, ist heute nochnicht absehbar.

Bekommt Europa die Probleme inden Griff? Oder droht die nächsteFinanzkrise?Wenn alle Länder entschlossen daranarbeiten, ihre private und öffentlicheVerschuldung zu reduzieren und wett-bewerbsfähige Wirtschaftsstrukturenzu schaffen, dann können wir die Kri-se im Euro-Raum überwinden. Einen

wichtigen Beitrag zur Stabilität derWährungsunion leistet auch die ver-schärfte Regulierung des Finanzsek-tors. Denken Sie nur an die wesent-lich strengeren Eigenkapitalanforde-rungen für die Banken und die neuegemeinsame Bankenaufsicht durchdie EZB. Aber wir sollten uns nichtder Illusion hingeben, dass sich Fi-nanzkrisen für die Zukunft gänzlichausschließen lassen. Wichtig ist des-halb, die enge wirtschaftliche Verbin-dung zwischen den Euro-Mitglieds-ländern und den heimischen Bankenzu lockern. Diese Verbindung hat sichin der Euro-Krise als besondereBelas tung erwiesen, als wankendeStaaten und taumelnde Banken sichgegenseitig nach unten zogen. Auchheute werden im Euro-Raum Bank-kredite an Staaten regulatorisch gese-hen noch immer besser behandelt als

Kredite an Private. Ausgehend vonder Annahme, dass Kredite an Staa-ten nicht ausfallen können, müssendie Banken für solche Ausleihungennämlich kein Eigenkapital vorhalten.Dieser Anreiz für die Banken, sich imgegenwärtigen Niedrigzinsumfeld mitvergleichsweise attraktiv verzinstenKrediten an finanziell hoch verschul-dete Staaten vollzusaugen, muss drin-gend beseitigt werden. Das würdedann die Widerstandskraft im Finanz-system weiter erhöhen.

Am Ende der Tage – und am Endedes Interviews – kommt die Master-frage: Wird der deutsche Steuerzah-ler die Zeche für die europäische Fi-nanz- und Haushaltspolitik der ver-gangenen Jahre zahlen müssen?Bei Gründung der Währungsunionwurde vertraglich vereinbart, dass dieFiskalpolitik in nationaler Hoheit ver-bleibt. Jedes Mitgliedsland entschei-det also eigenverantwortlich über sei-ne Staatsfinanzen. Insofern muss eskonsequenterweise auch für Folgenseiner Entscheidungen selbst haften.Hilfsprogramme können in diesemOrdnungsrahmen immer nur vorüber-gehenden Charakter haben. Im Fallvon Irland, Portugal und Spanien se-hen wir, dass Länder, denen geholfenwurde, durchaus willens sind, sich ih-rer Eigenverantwortung zu stellen.Und auch Griechenland hat umfang-reiche Anpassungsmaßnahmen vorge-nommen, die erste Erfolge zeigen.Aber klar ist auch, dass in diesemFall noch ein Gutteil der Wegstreckezu gehen ist. Hier hoffe ich auf dieEinsicht, dass dem Land langfristignur ein konsequenter Reformprozesshilft.

Der Volkswirt Dr. Jens Weidmannist seit 2011 Präsident der Deut-schen Bundesbank. Er sitzt im Vor-stand der Bank für InternationalenZahlungsausgleich in Basel. �

„ZINSERHÖHUNGENNOCH NICHT ABSEHBAR“

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Foto: K

ara –Fotolia.com

Jede Menge Energie könnte in Deutschland gespart werden: Zwei Drittel aller Wohngebäude sind aus energetischer Sicht renovierungsbedürftig.

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UMWELT

ünfzehn ZentimeterBeton. Außen Putz,innen Putz, etwasFarbe. So baute

man vor allem in den 1960er bis indie 1970er Jahre. Wohnungen, Ein -familienhäuser, Bürogebäude. Einenennenswerte Wärmedämmung?Fehlanzeige. Warum auch: 7,5 Centkostete der Liter Heizöl 1970 – einPreis, der auch im knackigsten Win-ter wohlige Wärme für die Massen er-schwinglich machte. Und selbst nachdem Ölpreisschock 1973/1974, alssich der Preis für Heizöl schlagartigauf 15 Cent je Liter verdoppelte undin der Folge weiter anstieg, saß kaum

jemand plötzlich im Kalten. Wärme-dämmung, das Wortspiel sei erlaubt,ließ die Menschen lange kalt.Heute wird das Thema anders gese-hen, in vielerlei Hinsicht. Die Stich-worte lauten: Preis, Nachhaltigkeitund Bewusstsein. Der Preis: 2012 erreichte der Heizöl-preis mit fast 97 Cent je Liter einenRekordwert, bundesweit stöhntenMieter über immense Nachzahlungen,bei manchem Eigenheimbesitzermachte sich nach dem nötigen Füllender Öltanks ein Anflug von finanziel-ler Panik breit. Immerhin: Seitdementspannen sich die Preise wieder et-was, am letzten Tag des vergangenen

Jahres lag der Heizölpreis bei 58Cent. Alleine: Dass dieses Preisni-veau auch in den künftigen DekadenBestand hat, erwartet niemand ernst-haft. Und auch wenn zunehmend Gas-heizungen die vor allem in den Nach-kriegsjahren in Mode gekommenenÖlheizungen ablösen: Die Gaspreisesind weitgehend an die Heizölpreisegekoppelt und die Versorgung ist –siehe Russland – nicht wirklich freivon politischen Krisen.Womit wir bei der Nachhaltigkeit wä-ren: Schon Anfang der 70er Jahreschockte der Club of Rome mit einerStudie über die Zukunft des Wirt-schaftswachstums, die unter anderem

F

Heiß. Kälter.Ganz kalt!

Deutschland verschwendet Unmengen an Energie, weil Gebäude

unzureichend gedämmt und Heizanlagen ineffizient sind.

Notwendig wäre eine energetische Sanierung in großem Stil.

Doch die Politik kommt nicht in die Gänge

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UMWELT

auch die Endlichkeit der Rohstoffre-serven berücksichtigte – und so erst-mals weiten Bevölkerungskreisen insBewusstsein rief. Auch wenn die Ex-perten mit ihren seinerzeitigen Pro-gnosen weitgehend danebenlagen: DieTatsache, dass fossile Energien überkurz oder lang zur Neige gehen, be-zweifelt heute niemand mehr. Kaumein junger Bauherr, der sich heutenicht die Frage stellt, wie er wohl imAlter seine vier Wände warm bekom-men wird.

umal – und hier kommtschließlich auch das Be-wusstsein ins Spiel – dasVerbrennen fossiler Ener-gien Einfluss auf das welt-

weite Klima hat. Dabei sei dahinge-stellt, ob schwankende Sonnenakti-vitäten oder das Kohlendioxid dengrößeren Einfluss auf die globale Er-wärmung haben. Fakt ist: Klimaer-wärmung findet statt – und hat enor-me Auswirkungen auf unsere Umwelt.Immerhin: Das Thema ist in der Poli-tik angekommen. Bis zum Jahr 2020sollen die Kohlendioxid-Emissionenum mindestens 40 Prozent im Ver-gleich zu 1990 sinken, um 80 Prozentbis zum Jahr 2050.Doch Ziele sind das eine. Das andereist die Frage, was die Politik tut, dasZiel zu erreichen. Mit den bisherigenMaßnahmen ließen sich statt der 40Prozent im Jahr 2020 bestenfalls zwi-schen 33 und 35 Prozent wenigerEmissionen erreichen, schätzen Ex-perten.Dass Gebäudesanierung einen maß-geblichen Anteil trägt, ist unter Ex-perten und in der Politik mittlerweileunumstritten: „Fast 40 Prozent desEnergieverbrauchs in Deutschlandgehen auf das Konto des Gebäudesek-tors. In Privathaushalten benötigen al-lein Heizung und Warmwasseraufbe-reitung 85 Prozent der Energie“, weißman im Bundesumweltministerium.Und die Landesbausparkasse (LBS)hat in einem Gutachten nachgewie-

sen: „Eine umfassende energetischeModernisierung kann den Energiever-brauch um bis zu drei Viertel sen-ken.“Gleichwohl: Die einschlägigen Maga-zine sind zwar voll mit Beiträgen rundum das Thema „Energetische Sanie-rung“. Doch trotz aller Diskussionenum Energiepreise, Versorgungssicher-heit und Nachhaltigkeit: Wirklichvoran geht es nicht. Im Zeitraum 2005bis 2008 wurden von den vor demJahr 1978 errichteten Gebäuden – da-mals trat die erste Wärmeschutzver-ordnung in Kraft – gerade mal 0,8Prozent energetisch saniert, insgesamtsind es derzeit etwa ein Prozent derGebäude, die jährlich energetischaufgemöbelt werden. Bleibt es beidem Tempo, wären erst in knapp hun-dert Jahren alle Gebäude durch.

och woran liegt das? „Diewesentlichen Hemmnissebei der Umsetzung vonenergetischen Sanie-rungsmaßnahmen stellen

fehlende finanzielle Mittel und/odermangelndes Interesse seitens der Ge-bäudeeigentümer dar“, heißt es in ei-ner Studie der Technischen Univer-sität (TU) München. Dabei drängt die Zeit: Gerade bei den„energetisch zumeist sehr ungünsti-gen Wohngebäuden der 1960er und1970er Jahre“, so die TU-Studie,stünden derzeit wegen Eigentümer-wechsel und Verschleißerscheinungenbauliche Sanierungsmaßnahmen an,und: „Werden die damit einhergehen-den Potenziale dieser Sanierungsfällenicht genutzt, werden wichtige Mög-lichkeiten zur Erzielung von Energie-einsparungen nicht wahrgenommen.“Heißt im Klartext: Private nehmenzwar Milliarden in die Hand, um alteGebäude baulich zu sanieren und um-zubauen, aber energetische Sanierungfindet nur so weit statt, wie es sichrechnet. Das Erreichen abstrakterKlimaziele spielt bei den Auftrags ge -sprächen sozusagen nicht die aller -

51 Prozent

Jederzweite

18 Millionen Wohngebäude und

1,5 Millionen Büros, Geschäfte und Verwaltungs-

gebäude gibt es in Deutschland.

der Wohnfläche in Bayern werdenmit Heizöl geheizt,

24 Prozent mitGas.

deutsche Mieterist bereit, für höhere Energie -standards zuzahlen.

Neu

nPr

ozen

t

halten eine zusätzliche Dämmung

für ungesund.

78 Proz

ent der Heizanlagen

gelten unter Experten als„nicht effizientbetrieben“.

80 €/m² betragen die durchschnittlichenSanierungskosten, um eine bessere Ener-gieeffizienz zu erzielen als unbedingt not-wendig, hat die Deutsche Energieagentur(dena) errechnet. Auf 200 Euro pro Qua-dratmeter durchschnittliche Kosten füreine energetische Sanierung kommt derDeutsche Mieterbund.

2/3 aller Wohngebäude sindaus energetischer Sichtmodernisierungsbedürftig.

1/6 der Wohngebäude in Bayern, also rund500.000, stammenaus der Zeit vor 1950.

Im Freistaat ist der Anteil von vor 1990gebauten Wohngebäuden in Niederbay-ern (69,5 Prozent) am niedrigsten, amhöchs ten in Oberfranken (78,2 Prozent).

27 Proz

ent der Deutschen

finden, dass ihreWohnung aus -reichend ge-dämmt ist.

ZD

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UMWELT

erste Rolle, Neues wie enorme Puffer-speicher gelten vielen als technolo-gisch komplex und sind zudem meistsündhaft teuer – entsprechend werdenInvestitionen hier gescheut. Trotz deshistorisch niedrigen Zinsniveaus (waswomöglich auch an der Schlagkraftweiterer Kreditprogramme des Bun-des, etwa durch die Kreditanstalt fürWiederaufbau (KfW), zweifeln lässt).Doch wie die Menschen in Deutsch-land dazu bewegen, mehr zu tun? ZweiMöglichkeiten stehen der Politik offen:Zwang und Anreiz. Immerhin: DerZwang soll sich in Grenzen halten, ein„Verzicht auf Zwangssanierungen“ istim schwarz-roten Koalitionsvertrag von2013 ausdrücklich ausgeschlossen.Bleiben die Anreize. Die hören sich imKoalitionsvertrag erstmal recht properan: „Wir werden das energieeffizienteBauen und Sanieren als entscheiden-den Beitrag zur Energiewende weiterfördern“, heißt es dort.

och was liefert die Poli-tik? Derzeit diskutierenBund und Länder einModell, das, verteilt aufzehn Jahre, einen Abzug

von zehn Prozent der Investitionskos -ten von der Steuerschuld gestattet. Klingt gut? Nun, nachgerechnet dürf-te es anders aussehen: Wer beispiels-weise 20.000 Euro in die energetische

Sanierung eines Wohngebäudes inves -tiert, bekommt zehn Jahre lang eineSteuererleichterung von 200 Euro imJahr. Macht unter dem Strich also2000 Euro, die der Staat übernimmt.Ob das die Begeisterung bei den Im-mobilienbesitzern weckt? Eher nicht,sagen Experten, und befürchten, dassnur diejenigen das Programm in An-spruch nehmen, die ohnehin eineenergetische Sanierung vorhaben. Daswäre dann ein klassischer Mitnah-meeffekt. Wenn es richtig ist, wasmanche Politiker behaupten, dassnämlich das Steuersparen die Triebfe-der der Deutschen ist, müsste die Po-litik hier deutlich nachlegen – zumales hier auch noch das Dilemma gibt,dass, im Falle älterer Immobilien undälterer Immobilienbesitzer, durch eineenergetische Sanierung der Verkehrs-wert einer Immobilie steigt und damitwomöglich anfallende Erbschafts -steuern.Auch der Freistaat Bayern ist skep-tisch: Die Energieeinsparpotenzialewürden derzeit nicht im notwendigenUmfang genutzt, um einen nachhalti-gen Beitrag zum Erreichen der deut-schen Klimaschutzziele zu leisten,heißt es in einem weiß-blauenBundesratsantrag, der im vergange-nen Dezember eingebracht wurde.„Hierzu müsste die Modernisierungs-

quote von derzeit einem Prozent aufzwei Prozent des Gebäudebestandespro Jahr verdoppelt werden.“ WelchesModell dem Freistaat konkret vor-schwebt, geht aus dem Antrag nichthervor – stattdessen soll die Bundes-regierung einen Vorschlag vorlegen.Der Antrag wurde in die Ausschüsseverwiesen.

xperten indes haltenselbst das im Bundesrats-Vorschlag formulierte Zielvon zwei Prozent nicht fürausreichend. Um die Kli-

maziele bis 2050 zu erreichen, seieine Sanierungsquote von drei Pro-zent nötig. Dafür wiederum sei eindeutlich höherer steuerlicher Anreiznotwendig, findet man bei der vbw –Vereinigung der Bayerischen Wirt-schaft und fordert „volle Absetzbar-keit der Kosten für energetische Mo-dernisierungsinvestitionen mit jähr-lich zehn Prozent über zehn Jahre“.„Oder als Alternative ein Abzug vonder Steuerschuld in Höhe von 50 Pro-zent der Investitionskosten, verteiltauf zehn Jahre“, so vbw Präsident Alfred Gaffal. Bei einer Investitionvon 20.000 Euro wären das dannimmerhin 1.000 Euro im Jahr, mit de-nen sich der Staat beteiligen würde.Wolfgang Schäuble (CDU) dürfte überdiese Vorschläge indes wenig be -

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Florian Pronold, Staatssekretärim Bundesumweltministerium.

Handwerkskammerpräsident Georg Schlagbauer.

Bundesfinanzminister WolfgangSchäuble.

Alfred Gaffal, vbw Präsident.

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undesregierung/Sandra Steins

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ichael Schuhmann

Foto: Ilja C. H

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Foto: vbw

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geistert sein. Weil sich der Bundes -finanzminister ohnehin dauernd fi-nanziell klamm fühlt, wird in Berlinderzeit erwogen, als Gegenfinanzie-rung für das Bund-Länder-Modell(200 Euro weniger Steuerschuld imJahr bei Investitionskosten von20.000 Euro) die steuerliche Absetz-barkeit von kleinen Handwerkerrech-nungen zu streichen.

eorg Schlagbauer, Präsi-dent des BayerischenHandwerkstages (BHT),ist wenig begeistert:„Der Steuerbonus auf

Handwerkerleistungen ist für die Be-kämpfung der Schwarzarbeit äußerstwichtig und hat sich über Jahre be-währt. Er ist einfach anzuwenden undsozialverträglich, da neben Hausbe-sitzern auch Mieter profitieren.“ Bei

einer Kürzung, macht Schlagbauerklar, „droht mehr Schwarzarbeit“. Zu-dem würden bei der steuerlichen För-derung der energetischen Gebäude -sanierung „vollkommen andere Zieleverfolgt, nämlich, die Klimaziele zuerreichen und die Energiewende vor-anzubringen“, so der Handwerksprä-sident. „Eine Aufrechnung mit demSteuerbonus verbietet sich daher.Außerdem finanziert sich die steuerli-che Förderung der energetischen Ge-bäudesanierung durch verstärkte In-vestitionen und daraus resultierendeSteuereinnahmen quasi von selbst.“Entsprechendes Unbehagen gibt esdazu auch bei der vbw. „Das hätte dieWirkung einer Steuererhöhung“, fin-det vbw Präsident Alfred Gaffal. Zu-dem sei nach seiner Einschätzungeine Gegenfinanzierung für die ener-

getische Gebäudesanierung gar nichterforderlich – schließlich sei sie einregelrechtes Konjunkturprogramm,das wiederum für höhere Steuerein-nahmen sorge.

arum tut sich diePolitik so schwer,ein gewichtigesProgramm aufzu -legen? Florian

Pronold, Chef der Bayern-SPD undals Staatssekretär im Bundesumwelt-ministerium zuständig für Bau undStadtentwicklung, macht deutlich,Berlin müsse „auch darauf achten,dass die Kosten für die gesamte Öf-fentlichkeit nicht ins Maß lose gehen“.Er findet: „Mit rund einer MilliardeEuro pro Jahr für die nächsten fünfJahre haben wir hier einen großzügi-gen Rahmen gesetzt.“ �

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STANDPUNKT

s ist unbestritten, dassFrauen in Führungs -positionen in der Wirt-schaft noch unterreprä-sentiert sind. Hier sind

wir lange nicht da, wo wir sein solltenund könnten. Doch es ist ein Umden-ken spürbar und sichtbar. Ob inmittelständischen Unternehmen oderin Konzernen – die Geschäftsführun-gen, Vorstände und Aufsichtsräte sindgemischter als noch vor wenigen Jah-ren. Eine positive Entwicklung, diesich aber noch verstärken muss undwird. Nicht erst seit Politik und Öffentlich-keit so intensiv über die Frauenquotedebattieren, beschäftigen wir uns beiHenkel mit der Förderung von Frauenin Managementpositionen. Diversity,also die Förderung von Vielfalt inner-halb der Belegschaft, ist fester Be-standteil unserer Unternehmensstra-tegie. 2007 haben wir dafür einen ei-genen Bereich Diversity & Inclusionetabliert, der das Thema strategischvorantreibt. So ist es uns gelungen,den Anteil von Frauen in Füh-rungspositionen von rund26 Prozent im Jahr 2008auf rund 32 Prozent zusteigern. Unser Ziel ist es, denAnteil weiblicherFührungskräfte stetigweiter zu erhöhen –allerdings nicht übereine bindende Quote.Entscheidend dafür ist,dass wir die notwendigenRahmenbedingungen schaffen, die esunseren Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern ermöglichen, ihre Karriere mitihrer privaten Lebensplanung zu ver-einbaren. Dazu gehören flexible Ar-beitsbedingungen. In Zeiten von Job-Sharing-Modellen, Teilzeitarbeitsmög-lichkeiten, Heimarbeit und derNutzung mobiler Kommunikation wirdunser Arbeiten immer flexibler undunabhängiger von Zeit und Ort. Wir

wollen weg von einer veralteten Prä-senzkultur hin zu einer ergebnisorien-

tierten Leistungskultur. Als glo-bales Unternehmen können

wir es uns nicht leisten,auf das Potenzial hochqualifizierter Mitar-beiter zu verzichten.Das gilt für Frauenwie für Männer. Dennwir sind davon über-zeugt, dass die Einbin-

dung von Menschen mitihren unterschiedlichen

Erfahrungen, Ideen und Na-tionalitäten entscheidend für dieWettbewerbs- und Zukunftsfähigkeiteines globalen Unternehmens ist.Die jeweilige Qualifikation ist für unsdabei das einzige Kriterium – es gibtbei der Stellenbesetzung den Aus-schlag. Fachliche und persönlicheKompetenz stehen an oberster Stelle,Leistung muss an objektiv messbarenParametern festgemacht werden kön-nen. Wenn wir heute eine Stelle be-

setzen, haben wir dennoch eine klareVorgabe: Eine Person unter den letz-ten drei zur Auswahl stehenden Kan-didatinnen und Kandidaten muss dieVielfalt-Kriterien im Hinblick auf Ge-schlecht, Alter oder Nationalität erfül-len. Doch den Job bekommt immerder oder die Beste. Denn: Geschlechtdarf nicht als Qualifikation gelten.Keine Frau will eine Quotenfrau sein.Für mich geht es nicht darum, dassFrauen sich gegen Männer durchset-zen. Das Ziel ist, dass Frauen ihreChancen erhalten und diese anneh-men, um beruflich voranzukommen.Dazu gehört auch, sich seiner Fähig-keiten und seiner Wünsche bewusstzu sein und Karrierechancen selbst-bewusst zu ergreifen.

Simone Bagel-Trah ist die ersteFrau an der Spitze des Aufsichtsratseines DAX-Unternehmens. Die pro-movierte Biologin ist Ururenkelindes Firmengründers Fritz Henkel. �

Qualität vor

QuoteGeschlecht darf nicht als Qualifikation gelten, findet SIMONE

BAGEL-TRAH. Der oder die Beste muss den Job bekommen

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„Es war eine der besten Entscheidungenin meinem Leben, nach Deutschland

zu gehen“, findet Joaquín Franch Porcar.

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ARBEITSMARKT

ie sind jung, gut qualifi-ziert, motiviert, enga-giert – und oft arbeits-los. Während in Bayernder Fachkräftemangel

beklagt wird, finden junge Menschenin anderen Ländern Europas keinenJob. Bayerns Unternehmen heuerndeshalb zunehmend Lehrlinge ausBulgarien, Rumänien oder Spanien an.In den Ausbildungsprojekten career(BY) und career(me) der bayme vbm –der bayerischen Metall- und Elektro-Ar beitgeber sowie der vbw – Vereini-gung der Bayerischen Wirtschaft be-treut das Bildungswerk der Bayeri-schen Wirtschaft die Zuwanderer.Junge Erwachsene aus Spanien etwastarteten eine Ausbildung in verschie-denen Unternehmen. Einer von ihnen ist Joaquín FranchPorcar. Der junge Mann aus Ibiza

packte vor ein paar Monaten seineKoffer, floh vor der Wirtschaftskrisein seinem Land und wanderte nachMarktredwitz aus. „Ich habe Arbeitgesucht und das Angebot in einemInternet-Portal gefunden“, erzählt er.„Dann habe ich gedacht: Das ist eineneue Chance in meinem Leben, ichmuss das probieren.“ Seit Septemberabsolviert er nun eine Ausbildung alsIndustriemechaniker bei der ScherdelGmbH in Marktredwitz. Im Sommerdavor hat er bereits in einem zweimo-natigen Praktikum alles kennenge-lernt. „Deutschland hat die besteTechnologie in Europa, die ScherdelGmbH ist ein führendes Unternehmenin der Branche“, sagt der 30-Jährige.Er möchte erst Industriemechanikerund Deutsch lernen. Wenn er dieAusbildung abgeschlossen hat, strebter eine Weiterbildung als Elektroni-

ker an. „Das ist mein großes Ziel,denn das sind einfach meine beidenLeidenschaften“, schwärmt er. SeinBetreuer Sandro Hertwig ist sehr zu-frieden mit ihm, auch wenn Spracheund Berufsschule bisweilen eine gro-ße Herausforderung sind. „Die Be-treuung ist aufwändiger, wir nehmenihn manchmal an die Hand und erklä-ren Dinge auch separat“, sagt er. Den-noch: Das Unternehmen habe bishernur Positives erlebt. Mit im Gepäckhat der junge Spanier nämlich eineMenge Erfahrung. Er hat in seinemHeimatland zwar noch keine Ausbil-dung gemacht, aber er hat viele Jahrein Betrieben als Elektroniker gearbei-tet, dort Maschinen, Computer undFernseher repariert. Die neue Chance ermöglicht habenJoaquín Franch Porcar die Aus -bildungsprojekte career (BY) und

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Die Projekte career (BY) und career(me) ermöglichen

jungen Spaniern, Bulgaren und Rumänen eine Ausbildung in Deutschland

Gekommen,um zu bleiben

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ARBEITSMARKT

career(me) für junge Erwachsene ausSpanien. Die bayerischen Metall- undElektro-Arbeitgeberverbände baymevbm und die vbw – Vereinigung derBayerischen Wirtschaft sind im Sep-tember gemeinsam mit den Landkrei-sen Cham, Nürnberger Land undTraunstein in die zweite Staffel desProjekts gestartet. „Eine Win-win- Situation für beide Seiten“, findet derHauptgeschäftsführer der bayerischenMetall- und Elektro-Arbeitgeberver-bände bayme vbm und der vbw, Bertram Brossardt, beim Erfahrungs-austausch im Haus der BayerischenWirtschaft in München. Der Fach-kräftemangel in Bayern steige, dieFachkräftesicherung sei eine der gro-ßen Herausforderungen für Politikund Wirtschaft. Man brauche eine anden Bedürfnissen des heimischen Ar-beitsmarktes orientierte Zuwanderungund ein besseres Zusammenspiel dereuropäischen Arbeitsmärkte. „Bayernist ein Zuwanderungsland. Wir bietenden jungen Menschen ein Stück Zu-kunft, zugleich werden die Unterneh-men dabei unterstützt, den Fachkräf-tebedarf zu decken. Damit die Zuwan-

derung gelingt, müssen wir die Kulturan die spanischen Auszubildendenherantragen und Barrieren so früh wiemöglich abbauen.“ Die dritte Staffelsei bereits in Planung. Ein Novumsollen dabei Bewerber aus Rumänienund Bulgarien sein.

ie Krise in ihrem Landhat Olga Aragòn Preilund Jesus Gutierrez insoberbayerische Traunreutverschlagen. Dort ma-

chen die beiden eine Ausbildung imAltenheim Pur Vital. „Es war einesehr gute Entscheidung, nachDeutschland zu gehen“, sagt JesusGutierrez. In seinem Land sei die Ar-beitssituation im Moment äußerstschwierig. Der 27-Jährige aus Santan-der hat nach dem Abitur als Body-guard in Spanien gearbeitet. Seit Sep-tember betreut er nun alte Menschen.„Die Arbeit gefällt mir sehr gut. Ichhabe viel Kontakt zu Menschen undlerne so auch schnell Deutsch.“ DieLeute seien sehr nett. Auch wenn ersich an die bayerische Sprache undMentalität noch gewöhnen müsse. Essei aber sehr schön, eine andere Per-

spektive kennenzulernen. Für ihnsteht jetzt schon fest: „Ich möchteauch nach meiner Ausbildung hier inDeutschland bleiben.“Ob sie sich in Bayern oder in einemanderen Land eine Zukunft aufbaut,das weiß Olga Aragòn Preil nochnicht so genau. Doch zu Deutschlandhat sie schon wegen ihres Großvaterseine besondere Beziehung. „MeinOpa ist in Leipzig geboren“, erzähltsie. „Deshalb haben wir zu Hause im-mer viel über Deutschland gespro-chen.“ In Spanien hat die 26-Jährigebereits als Altenpflegerin gearbeitet,doch wegen der Krise keine Zukunftgesehen. Eine Freundin hat ihr dannvon dem Projekt berichtet. „Ich habegedacht, warum nicht? Deutschlandist ein wichtiges Land, es gibt so vielArbeit und ich kann die Sprache ler-nen.“ Seit sieben Monaten ist sie nunhier, seit vier in Traunreut. Die Arbeitfindet die junge Frau aus Malaga su-per. „Alle sind so nett hier und dieUmgebung ist sehr schön.“ Und wenn sie eine Frage oder ein Problemhabe, sei immer jemand für sie da. Sogenannte Projektkümmerer helfen

Zu Hause haben sie keine Perspektive – bayerische Unternehmen bieten ihnen Ausbildungsplätze. Junge Spanier und Unternehmensvertreter trafen sich zum Informationsaustausch im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München.

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ARBEITSMARKT

den jungen Spaniern in allen priva-ten und beruflichen Fragen. „Wirwollen alles so gestalten, dass sichdie Auszubildenden von Anfang anwohlfühlen“, sagt Projektkoordinato-rin Janine Mayr. Schon vor Beginnder Ausbildung lernen die jungenLeute Deutsch in ihrem Heimatland,später auch projektbegleitend. Dasbestätigt Frank Richartz, Bereichs-leiter für Wirtschaftsförderung imLandkreis Nürnberg. „Das Projekt istkein Weg, billige Arbeitskräfte zu be-kommen. Die Unternehmen müssensich über die Zusatzleistungen klarsein.“ Bisher seien die Beteiligtensehr zufrieden. Und auch die Integra-tion in der Bevölkerung funktionieresehr gut. Bei einem Aufruf in derPresse nach Fahrrädern für die spa-nischen Auszubildenden seien doppelt so viele als nötig gespendetworden.

icht nur bei den Auszu-bildenden, sondern auchbei den Politikern derbeteiligten Landkreisekommt das Projekt äu-

ßerst positiv an. Die Menschen aufbeiden Seiten fühlten sich sehr wohl,sagt Armin Kroder, Landrat des Land-kreises Nürnberger Land. „Wir wollendie jungen Menschen aber nicht ohneHerz und Verstand herlocken, son-dern sie gut darauf vorbereiten. Wirmüssen eine Willkommenskultur eta-blieren.“ Auch die stellvertretendeLandrätin des Landkreises Traunstein,Resi Schmidhuber, sieht das Projektals große Bereicherung. „Wir spürendie gefühlte Mitte Europas und denStrukturwandel“, sagt der ChamerLandrat Frank Löffler. Die Arbeits-platzzahlen seien rasant gestiegen,der Fachkräftebedarf ein nie gekann-tes Thema der Zukunft. Man müssedie Zuwanderung auf breite Füße stel-len. „Wenn wir Europa leben wollen,dürfen wir nicht daran vorbeischau-en.“ Die Migranten sollten aber kei-nesfalls als Lückenbüßer gesehen

werden, sondern müssten die höchsteAnerkennung in der Gesellschaft finden. Bereits seit vier Jahren holt der Land-kreis Deggendorf Bulgaren zur Aus-bildung in Unternehmen der Region.Das Bundesministerium für Arbeitund Soziales hat nach diesem Vorbildein Förderprogramm entwickelt, dasdas Bildungswerk der BayerischenWirtschaft inzwischen umsetzt. Deg-gendorfs Unternehmen beteiligen sichinzwischen auch am Projekt career(BY).Die Entscheidung, einen neuen Wegin Deutschland zu gehen, hat JoaquínFranch Porcar in Marktredwitz keineSekunde bereut. Die Arbeit gefälltihm sehr gut. Seine Kollegen, seinChef seien sehr nett und würden ihmjederzeit helfend zur Seite stehen.„Die Krisensituation hat mich moti-viert, die Ausbildung ist für mich einegroße Chance, ein anderes Land, eineneue Sprache gut für meine Zukunft.“

er junge Mann lebt mitseiner Freundin hier. Ervermisst zwar seine Fa-milie, die spanischeSonne, frischen Fisch

und das späte Abendessen, aber erliebt die bayerische Kultur, Würstesowie Bier und macht oft Städterei-sen. „Meine Familie hat mich immerin allem unterstützt“, sagt er. Sie fin-det es gut, dass er sich in Deutsch-land eine neue Zukunft aufbauen will.Halten will ihn hier aber auch dieScherdel GmbH. „Unser Ziel ist es,die Auszubildenden nach Ende derAusbildung in die Firma zu überneh-men“, sagt Sandro Hertwig. „Die Inte-gration läuft dabei fast wie vonselbst.“ Joaquín Franch Porcar willdie ihm gebotene Chance wahrneh-men: „Ich möchte mein Maximum ge-ben. Deutschland ist ein schönesLand, um hier zu leben. Spanien zwarauch – aber ich weiß nicht, was dieZukunft bringt.“ �

In vielen Branchen fehlen Fachkräfte. Ein Projekt des Bildungswerks unterstützt junge Arbeitssuchende, unter anderem aus Spanien.

Foto: G

ina Sanders –

Fotolia.com

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Ganz klein anfangen: Designerin Tamara Härty baut jedes Modell, das sie entwirft, zunächstals Miniatur. Es ist die Vorlage für den Prototyp. Dabei achtet die Designerin auch darauf,dass die Technik, die für Bequemlichkeit sorgt, fast unsichtbar integriert wird. Kommt dasModell bei den großen Messen an, geht es schließlich in Serie.

Die Koinor-Spitze: Gerd Bissinger (l.)

und Michael Schulz.

Fotos: Koinor

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Spitzen-Plätzeaus Franken

ichelau, einStadtteil vonLichtenfels inOberfranken.Auf dem Wegdorthin ist im-

mer noch unübersehbar, dass hiereinmal die westliche Welt zu Endewar – zumindest für 40 Jahre. Aberwas ist das im Vergleich zu einer 800Jahre alten Tradition? Im nördlichenOberfranken blühte einst das Hand-werk der Flechter, wovon das Korb-machermuseum gleich am Ortsein-gang von Michelau stolz zeugt. Ausdieser Handwerkertradition imDreieck zwischen Bamberg, Coburgund Bayreuth entwickelte sich diePolstermöbelindustrie. „Oberfranken ist das Mekka für Pols -termöbel“, schwärmt Christian Dahm,Geschäftsführer des Verbands derHolzwirtschaft und Kunststoffverar-beitung Bayern-Thüringen, des Ver-bands, in dem 170 Möbelhersteller –von Büro- über Küchen- bis hin zuWohn- bzw. Polstermöbel – beiderBundesländer organisiert sind, und

fasst das in Zahlen: 22.000 Menschenarbeiten in der gesamten Branche, diejährlich nahezu vier Milliarden Euroerwirtschaftet. Noch 20 Polstermöbel-Hersteller gibt es in Bayern, mit einerAusnahme (Himolla in Taufkirchenbei München) sind alle anderen inOberfranken ansässig.Um die 300 Polstereien gab es nochvor wenigen Jahrzehnten im nörd-lichen Bayern. Und unbestritten ist,dass auch die jetzt noch existentenHersteller nicht alle das Überlebens-rezept gefunden haben. Einen Spit-zenplatz hat sich jedoch Koinor erar-beitet. Die Edel-Sitzmöbel aus demoberfränkischen Michelau („Sofa forfriends“) finden sich oft als Vorbilderin Wohnzeitschriften, das frech-gelbeLedersofa aus der aktuellen Kollek-tion ist der Werbeträger der Saison.Das Unternehmen hat nicht nur denberühmten Diamanten „Koh-i-Noor“aus der Krone der Queen als Namens -paten, es gehört zu den Top-Marken,wie Christian Dahm vom Verband be-stätigt: „Firmen wie diese machenrichtig Spaß.“

Aber Qualität, die ein hochwertigesMöbelstück auszeichnet, hat ihrenPreis, was mancher Kunde gern über-sieht und denkt, Couch ist Couch undLeder ist Leder. Weit gefehlt, wie manspätestens nach einem Rundgangdurch den 3.000 Quadratmeter großenShowroom von Koinor am Heimat-standort Michelau weiß, wo man dicke, man möchte fast sagen fette,Ledergarnituren gestreichelt und ge-testet hat. Dennoch: „Gerade imPreiseinstieg tun wir uns schwer“, er-klärt Kristina Kroße, Marketingleite-rin bei Koinor, die beim Rundgangdie Finessen der Sofas erklärt. Sie be-schreibt den Aufwand der perfektenNaht, lässt „ungeteiltes“, also richtigdickes Leder fühlen und erzählt, dassNähen nicht nur exaktes, sondernauch körperliches Arbeiten bedeutet.Aber alles ist „Made in Germany“,betont sie nicht ohne Stolz. Nur: „DerHandel betont allzu oft allein denPreis“, bedauert sie, so dass die Mö-belhäuser selbst nicht unschuldig amgnadenlosen Preiskampf seien, weiloftmals eben auf billig, also auf Masse

MDer Sofa-Hersteller Koinor behauptet sich im schwierigen Markt

PORTRÄT

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gesetzt wird.Dabei lohnt es sich, ange-

sichts einer durchschnittlichen Le-bensdauer für eine Couch von achtbis zwölf Jahren, beim Kauf genauerhinzuschauen.„Made in Bavaria, Germany“, wirbtKoinor für seine Produkte. „Oberfran-ken ist ein guter Standort“, betontKristina Kroße. Drei weitere Koinor-Werke befinden sich im engeren Um-kreis des Stammsitzes Michelau. 390Mitarbeiter sorgen dafür, dass täglich600 Sofas oder Sessel in aller HerrenLänder versandt werden können.Manche Familien arbeiten schon indritter Generation beim Unterneh-men. Ebenso seien viele Zulieferer inder Region ansässig. „Da kennt mandie Qualität“, nennt Kristina Kroßeeinen Grund, warum eine Verlagerungin Billiglohnländer nicht in Fragekam und stattdessen 2001 neu amStandort investiert wurde. Ein weite-rer sind die kurzen Wege, die Raumfür Flexibilität geben. Wer in Asienfertigen lässt, muss den Kundenschon mal Monate auf die neue Ein-richtung warten lassen, „wir schaf -fen’s in wenigen Wochen“, versprichtKristina Kroße stolz, und dabei könneman sämtliche Kundenwünsche erfül-len, selbst ausgefallene. Die Frankenkönnen nicht nur schnell und flexibel,sie können auch schön, wovon diversePreise zeugen. Gerade erst wurdenzwei Produkte der aktuellen Kollek-tion wieder für den Design-Award2015 nominiert.Gegründet wurde Koinor Anfang der50er Jahre von Horst Müller. Für Fu-rore sorgte schon früh der Cocktail-

sessel, es folgte in den 60ernDeutschlands erster Fernseh-sessel, der – wie die Sofas –seit Mitte der 70er vornehm-lich in Leder gekleidet ist.Alles Innovationen von Koinor, wo heute jährlich600.000 Quadratmeter Le-

der verarbeitet werden, dazu 200.000laufende Meter Stoffe und Mikrofaser.Rund 55 Millionen Euro Umsatzmacht Koinor jährlich. Gründer Müller ist seit 2001 als Na-mensgeber der Firmenstiftung ver-ewigt, die sich vornehmlich regionalkaritativen Zwecken zuwendet. Als er sich zur Ruhe setzte, entschied ersich, seinen Diamanten Koinor nichtzu versilbern, sondern verkaufte dasUnternehmen 1992 als „Management-buy-out“-Modell an leitende Mitarbei-ter. Michael Schulz und Gerd Bissin-ger verantworten noch heute die Ge-schäfte, weshalb Koinor weiterhin zuden „inhabergeführten Unternehmen“zählt. Und die Chefs halten das Ohr amKunden. An diesem Tag ist einer vonihnen, geschäftsführender Gesell-schafter Gerd Bissinger, gerade unter-wegs auf der Brüsseler Möbelmesse.Die kleinere Fachmesse richtet sichinsbesondere an Handelskunden ausBenelux, Frankreich und Großbritan-nien. Wichtig ist die internationaleMöbelmesse in Köln. Hier gehört der1.100-Quadratmeter-Stand der Fran-ken zu den größten Einzelpräsenta -tionen. Schließlich ist das der Treff-punkt für Einkäufer aus der ganzenWelt. Im September und Oktober warOberfranken hingegen Reiseziel fürTrendscouts und Einkäufer großerEinrichter aus dem In- und Ausland.„Ein wichtiger Gradmesser für dieSaison“, wie Verbands-Geschäftsfüh-rer Christian Dahm die traditionellenHausmessetage beschreibt, die er„durchwegs positiv“ bewertet. AlleUnternehmen präsentierten in ihrenShowrooms ihre neuen Kreationen.

Nach den Hausmessetagen ist manbei Koinor noch vorsichtig mit Pro-gnosen. „Obwohl wir mit der Haus-messe zufrieden sind, war 2014 wie-der ein eher durchwachsenes Möbel-jahr“, konstatiert Kristina Kroße.Zuletzt sei man 2006 und 2007 über-durchschnittlich gewachsen, maßgeb-lich bedingt durch das neue Segmentder „Dinner Sofas“, auch das eine Koinor-Erfindung. Warum 2014 eherverhalten verlief? VerbandsvertreterChristian Dahm schiebt’s aufs schöneWetter, „da werden keine Sofas ge-kauft“; und wegen der Fußball-Welt-meisterschaft sei eher ein neuer Fern-seher als eine neue Couch auf derPrioritätenliste ganz oben gestanden.Dennoch, die Polstermöbelindustriein Oberfranken sei auf einem gutenWeg, meinen sowohl Koinor-Ge-schäftsführer Bissinger als auch Ver-bandsvertreter Dahm. Besonders diegelungene Kombination aus Traditionund Innovation sei unschlagbar.Immerhin hat die bayerische Möbel-industrie im ersten Halbjahr ein Plusvon 2,9 Prozent Wachstum eingefah-ren. „Nach dem schlechten Vorjahr istdas besser als nichts“, zeigt sichDahm optimistisch nach einem Vier-Prozent-Minus 2013. Die deutsche Möbellandschaft habesich in den letzten Jahren so schnellund gravierend verändert wie nochnie in ihrer Geschichte, berichtet Kristina Kroße. Die Kunden sparen,Märkte und Absatzkanäle wandelnsich – das Internet gewinnt auch inder Einrichtungsbranche an Bedeu-tung. Darauf gelte es sich einzustel-len, heißt es bei Koinor. „Nur wer inder Lage ist, sich anzupassen, wirdauf Dauer bestehen können.“ So gehört nach Aussagen von Gerd Bissinger, einem der beiden Firmen-chefs, unter anderem die Erschlie-ßung neuer Märkte zu den langfristi-gen Zielen des Unternehmens.Dazu braucht es innovative Produkte.Aber was macht eine Couch innova-

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tiv? „Natürlich“, lacht Kristina Kroßevon Koinor, „in erster Linie ist einSofa zum Sitzen da.“ Doch Formen,Funktionen, Details und Bezüge, aberauch Elemente, die nach Lust undLaune zusammengestellt werden kön-nen, unterliegen der Mode. DieseTrends müssen rechtzeitig erkanntund interpretiert werden. Nicht zuvergessen das Innenleben: Das be-stimmt nicht nur den Sitzkomfort,sondern besteht häufig auch aus raffi-nierter Technik, die im Idealfall nichtzu sehen ist, aber echte Mehrwerteschafft. „Auf dem Sofa von heute wirdgelebt“, kennt Kristina Kroße die An-sprüche der Kunden: Lesen, am Lap-top E-Mails checken, fernsehen,schlafen – vieles lässt sich auf wei-chen Polstern, die sich jeder Lebens-lage anpassen, besser erledigen.Die Marketingleiterin lässt sich in einlindgrünes Sofa fallen und demons -triert, wie lässig Bequemlichkeit ge-worden ist: Im Seitenteil verstecktsind die Knöpfe, die man drückt undder gesamte Sitz bewegt sich lautlosin die Horizontale – ein Fußteil fährtaus dem bodenfreien Sitzteil unter die Beine und der Rücken macht es

dem „Besitzer“ in lese- oder fernseh-freundlicher Position bequem. Aufden ersten Blick ist die Technik un-sichtbar, ganz im Gegensatz zu kon-ventionellen Polstermöbeln, bei de-nen die Funktionssteuerung bis heutean einem unübersehbar hässlichenund unübersehbaren Spiralkabelhängt. Am Anfang eines jeden Kunststückssteht eine Idee, die zunächst gezeich-net und dann von Designerin TamaraHärty eigenhändig als Miniatur ge-baut wird. Nach dieser Vorlage ferti-gen die Fachleute im Musterbau denPrototyp, ein Einzelstück also. Den-noch entstehen bereits in diesem Sta-dium die Schablonen für die Teileund die Schnitte für die Bezüge; eswird getestet, ob sich die Technik in-tegrieren lässt, welches Gestell erfor-derlich ist, welche Füllung und wel- che Naht. Und dann kommt es darauf

an, ob die Idee ankommt. Das stelltsich bei den Messen heraus, bei de-nen jeder Prototyp auf seine Markt-tauglichkeit getestet wird. Erst wennsich diese bestätigt, erfolgt die Frei-gabe für die Serienproduktion.Kundschaft aus Asien und Russlandliebt Produkte aus Oberfranken, wei-tere Hauptabnehmerländer sind dieSchweiz, Österreich, Holland und na-türlich Deutschland. Andererseitssind es die asiatischen Länder, diedem deutschen Hersteller das Lebenschwer machen. Oft dauert es nur we-nige Monate, bis nach einer Vorstel-lung bei einer Messe schon der Nach-bau aus China auf den Markt kommt.Es ist wie in der Mode, wo sich dieBilligkonkurrenz Entwurf, Schnitt undDesign spart. „Aber komplexe Funk-tionen lassen sich eben nicht so leichtkopieren“, freut sich Koinor-Marke-tingleiterin Kroße, „ebenso wenig wiedie Qualität der Materialien, hand-werkliche Verarbeitungsdetails undhochwertige Bezüge“, wie sie anfügt.Und was sowieso unkopierbar ist, istdas Markenzeichen, „Made in Bava-ria, Germany“. �

600.000 Quadratmeter Leder verarbeitetKoinor im Jahr. Zwischen vier und zwölf Ki-logramm wiegt eine einzelne Lederhaut, diegesichtet, geschichtet und verarbeitet wird.

Das Material wird per Hand angezeichnet.Die Schablonen werden zuvor aufgelegt undbestmöglich in der Haut verteilt, wobei vorallem die Naturmerkmale des Leders beach-tet werden müssen. Mit einer „pneumatischenHandschere“, so der Fachausdruck, wird dasLeder geschnitten.

Für die perfekte Naht sorgen spezielle Indus -trienähmaschinen. Für Zier- oder Montage-naht verwenden die Näherinnen unterschied-liche Material- und Nähgarnstärken.

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Ende der 1980er Jahre schien die Zeit der Schall-platte abgelaufen. Ganz totzukriegen war sie nie.Noch immer werden rare Scheiben zu Höchstprei-sen versteigert. Das moderne Klangerlebnis auf Vinyl ist mit der Urform in punkto Tonqualität nichtmehr vergleichbar. Und eine größer werdende

Gemeinschaft von Musikfans legt zudem Wert aufdie Haptik, also das edle Material, die Verpackung,das Cover. Auf die digitale – und mobile – Formdes Albums muss der Hörer deshalb nicht verzich-ten. Der LP sind zumeist CD und MP3-Downloadder jeweiligen Titel beigelegt.

Die Schallplatte erlebt ein aufsehenerregendes Comeback.

Kenner schw

ärmen von dem besonderen Klang auf Vinyl.

LIFESTYLE

Alte Klassiker werden neu aufgelegt. Der einzigartigeKlang macht die Schallplatte so beliebt. Alle Titel beirareblackgold.de oder jpc.de.

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Brandneu: Die LP-Box von Led Zeppelin „Physical Graffiti“ enthält laut Warner Music „High-Definition Audio Download-Card“ sowie ein „Limited Edition Super Deluxe Box-Set“.

Undsie dreht sich noch

Foto: rgvc – Fotolia.com

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LIFESTYLE

Bereits stillgelegte Presswerke werden reaktiviert. Ein führender Hersteller von Vinyl-Schallplatten ist die Pallas Group in Diepholz. Schallplatten-Liebhaber fragengezielt nach Produkten dieses Herstellers.

Einer der bekanntesten Schallplattenhersteller sitzt in Erlan-gen: Clearaudio (clearaudio.de) verweist auf eine jahrzehnte-lange Tradition und kontinuierliche Weiterentwicklung. Eben-falls „Made in Bavaria“ ist der Schallplattenspieler „Bauer Audio dps 2“, den der Münchner Spezialist Willibald Bauer(bauer-audio.de) herstellt. Einsteiger investieren je nach An-spruch gut 1.000 Euro in einen guten Schallplattenspieler –ohne Verstärker und Lautsprecher – wie etwa „Concept“ vonClearaudio. Das luxuriöse Laufwerk „Statement“ von Clear -audio (rechts) allerdings kostet über 100.000 Euro.

Fotos: W

arner Music, C

learaudio Elektonik, W

illibald Bauer, P

allas

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SZENE

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Die Talkrunde.Dr. Harald Schwartz (CSU), Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Medien,

Infrastruktur, Bau und Verkehr, Energie und Technologie.Arif Tasdelen, integrationspolitischer Sprecher der SPD im Bayerischen Landtag.Dr. Michael Böhmer, Chefökonom der Prognos AG.Thomas Mütze, finanz- und wirtschaftspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion

von Bündnis 90/Die Grünen.

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Blick in die ZukunftWie sieht Bayerns Wirtschaft 2040 aus? Welche Weichen müssenheute gestellt werden, um im globalen Markt weiterhin gut zu beste-hen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die vbw und diskutiertedas Thema beim Kongress „Vorsprung Bayern“ im Dezember mit Politikern. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt begrüßte die ge-ladenen Gäste in der Metropolregion Nürnberg, einem „der wirt-schaftlichen Powerzentren unseres Freistaats“.

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Erziehungswissenschaftlerin Professor Dr. Bettina Hannover.Professor Dr. Dieter Kleiber (v. r.), Universitätsprofessor für Public Health: Prävention und

psychosoziale Gesundheitsforschung, Georg Eisenreich, Staatssekretär Bayerisches Staatsministe-rium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Josef Kraus, Präsident Deutscher Lehrer-verband, Moderator Sven Astheimer, Bertram Brossardt, Dr. Ernst Dieter Rossmann, MdB,Sprecher AG Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Anke Pielsticker, Psycho-therapeutin, Institut für Gesundheit in Pädagogischen Berufen (IGP) des BLLV, München.

Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer.Professor Dr. Dieter Lenzen, Vorsitzender Aktionsrat Bildung, Präsident Universität

Hamburg.

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Motivierte Lehrer – bessere BildungEngagierte Lehrer sind der Motor für ein leistungsstarkes Bildungssystem undder Garant für eine hohe Bildungsqualität. Über Möglichkeiten der Gesund-heitsförderung und Prävention psychischer Erkrankungen diskutierte die vbwbeim Termin „Burn-out im Bildungssystem – eine Zwischenbilanz“. Im Rah-men dieser Veranstaltung wurde ein Monitoring-Bericht vorgestellt, der dieMaßnahmen der Länder zur Gesundheitsförderung im Bildungsbereich zu-sammenfasst.

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Alfred Gaffal, vbw Präsident (v. l.), Gerda Hasselfeldt MdB, Vorsitzendeder CSU-Landesgruppe, Alexander Dobrindt, MdB, Bundesverkehrsminis ter,und Bertram Brossardt, vbw Hauptgeschäftsführer.

Angelique Renkhoff-Mücke, Vorstandsvorsitzende WAREMA RenkhoffSE, und Gerda Hasselfeldt.

Bertram Brossardt, Alfred Gaffal und Andreas Scheuer, MdB, CSU- Generalsekretär.

Dr. Markus Rieß, Vorsitzender des Vorstands Allianz Deutschland AG,und Alexander Dobrindt, Bundesverkehrsminister.

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vbw trifft CSUZu einem Informationsaustausch traf sich das Präsidium dervbw mit der CSU-Landesgruppe in Berlin. Die Unternehmernutzten die Gelegenheit, aus Sicht der bayerischen Wirt-schaft Bilanz zur bisherigen Arbeit der Großen Koalition zuziehen.

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Dr. Eberhard von Kuenheim, vbw Ehrenpräsident.Dr. Michael Schlesinger, Prognos AG.Michael Kühne (v. l.), Geschäftsführer, Betonwerk Kühne GmbH & Co. KG, und Paul-Alexander

Wacker, Geschäftsführender Gesellschafter, Wacker Innovation GmbH.3

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Für ein tragfähiges Energiekonzept Die vbw fordert ein tragfähiges Gesamtkonzept für die Energiewende. Bei der Vorstellung des dritten Monitorings zur Energiewende waren sich Arbeit -geber und Experten einig, dass die Energiewende nach wie vor lahmt. Umdie Versorgungssicherheit weiterhin zu gewähr leisten, müssen notwendigeVoraus setzungen geschaffen werden.

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Fotos: vbw

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Mehr als 6.000 junge Patienten behandelt das Dr. von Haunersche Kinderspital jedes Jahr stationär.

Fotos: Klinikum

LMU

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BENEFIZ

Wie viele Patienten behandelt dieHaunersche Kinderklinik?Wir behandeln stationär über 6.000Kinder und Jugendliche im Jahr imDr. von Haunerschen Kinderspital.Dazu kommen auch noch die ambu-lanten Fälle, das sind jährlich ca.50.000 Patienten.

Wie groß ist das Einzugsgebiet?Viele unserer Patienten kommen ausdem Großraum München zu uns. Aberwir behandeln auch Kinder und Ju-gendliche aus ganz Bayern, Deutsch-land und dem weltweiten Ausland.Wir sind sehr stolz darauf, dass wirinternational einen guten Ruf in derKinderheilkunde haben. Das ist füruns gleichermaßen Verpflichtung undAnsporn.

Worin ist das Krankenhaus be-sonders stark?Wir sind die größte Münchner Uni-versitätskinderklinik. Das bedeutet,dass wir auch darauf vorbereitet sind,sehr diffizile oder seltene Fälle erfolg-reich zu behandeln. Dafür ist natür-lich eine höchst anspruchsvolle Me-dizintechnik ebenso notwendig wiehervorragende Ärzte. Glücklicher-weise sind alle Fachbereiche der Kin-dermedizin im Haunerschen durchausgewiesene Experten vertreten. Wirsind daher auf alles vorbereitet.

Warum brauchen wir das neue Hauner?Das Dr. von Haunersche Kinderspitalist seiner Tradition verpflichtet: Wirbieten eine umfassende Behandlungvon Kindern und Jugendlichen. Dasdenkmalgeschützte Klinikgebäudewird den Anforderungen modernerKindermedizin aber nicht mehr ge-recht. Daher ist das neue Hauner un-bedingt notwendig, um auch in Zu-kunft medizinische Versorgung, aberauch Wissenschaft und Forschung aufhöchstem internationalem Niveau zuermöglichen. Daneben ermöglicht dasneue Hauner eine noch engere Zu-sammenarbeit mit den Spezialistender anderen Fächer gerade bei Inno-vationen zum Beispiel in Neurolo-gie/Neurochirurgie, Herzchirurgie etc.

Um wie viel Geld geht es?Der Neubau ist dank einer großzügi-gen Spende der Regierung des Sul -tanats Oman gesichert. Nun stehenwir vor der nächsten großen Heraus-forderung: Wir müssen die dringend

notwendigen zusätzlichen For-schungsflächen im neuen Haunerverwirklichen. Nur so können wirweiter dazu beitragen, Fortschritte inder Diagnose und Behandlung vonchronischen und akuten Erkrankun-gen zu entwickeln.

Wie viel fehlt noch?Bisher konzentrierte sich unsereSpendenkampagne nur auf den ei-gentlichen Neubau des neuen Hau-ner. Erst durch die gesicherte Baufi-nanzierung seit Ende 2014 wurde derWeg frei für den nächsten wichtigenSchritt. Die Verwirklichung der neuenForschungsflächen kostet rund 16Millionen Euro. Dafür benötigen wirweiterhin jede Unterstützung, die wirbekommen können.

Wer sind Ihre Unterstützer?Unsere Unterstützer kommen ausganz verschiedenen Bereichen. Zumeinen haben wir viele Privatleute, diemit Spenden einen wichtigen Beitragfür unser Projekt leisten. Aber natür-lich sind auch Unternehmen ein be-sonders wichtiger Pfeiler unsererSpendenaktion. Zudem arbeiten wirauch eng mit einigen sehr engagiertenVereinen und Stiftungen zusammen.All den Menschen, die uns bei unse-rem Projekt unterstützen, sind wir zugroßem Dank verpflichtet. �

Professor Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktordes Klinikums der Universität München.

Der Gesundheit verpflichtet

Infos unter der

Internetadress

e

dasneuehaune

r.com.

SPENDENKONTO

Stiftung Das neue

Hauner

Stadtsparkasse

München

IBAN:

DE44 7015 0000

0000 8008 88

BIC: SSKMDEMM Eine große Spendenkampagne soll das neue Hauner als zeitgemäße und

kindgerechte Universitäts-Kinderklinik ermöglichen – Sogar die Regierung

des Sultanats Oman hat Millionen für den Neubau gespendet – Nun fehlt noch

Geld für zusätzliche Forschungsflächen

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LETZTE SEITE

malltalk hat denetwas negativenRuf eines kur-zen, oberfläch-

lichen Gesprächs. Aber was ist ei-gentlich ein Smalltalk? Man hat nichtviel Zeit, möchte knapp Informationenaustauschen und im besten Falle et-was Ergebnisbringendes mit aus demGespräch nehmen. Es gibt für einen

Smalltalk nur ein Rezept, wie er ge-lingen kann. Und das heißt: Zuhören.Nicht weghören, nicht abschweifen,sondern die volle Aufmerksamkeitschenken. Nur ein guter Zuhörer istauch ein guter Gesprächspartner. Nurwer gut zuhört, wird auch gern gehört.So gelingt nicht nur ein Smalltalk –sondern auch ein Talk. Als ich nochmehrfach wöchentlich Gesprächssen-

dungen geleitet habe, war meine Be-rufsbezeichnung Talkmaster. Eigent-lich ein Irrsinn. Listen-Master wärekorrekt gewesen. Denn Reden istnicht die eigentliche Kunst.Sondern Zuhören.

Johannes Baptist Kerner ist deut-scher Fernsehmoderator und Talk-master. �

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Eine Frage noch ...... JOHANNES B. KERNER, worauf kommt es beim Smalltalk an?

Foto: Z

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