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Neues Infrastrukturrecht unter dem TKG 2012
Dr. Martin Geppert, JUCONOMY Rechtsanwälte
München, 14. Februar 2012
TKG 2012 (oder: ….gut Ding will Weile haben….)
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o 18.12.2009: EU-Richtlinien im ABl. EU veröffentlicht; zeitgleich GEREK-VO
o 19.03.2010: Eckpunkte des BMWi für eine TKG-Novelle
o 23.09.2010: Gesetzentwurf des BMWi („Referentenentwurf“)
o 02.03.2011: Regierungsentwurf / Kabinettsbeschluss
o 15.04.2011: Stellungnahme Bundesrat
o 12.05.2011: 1. Lesung Bundestag
o 25.05. 2011: Ende Umsetzungsfrist der RL
o 08.06.2011: Anhörung im BT-Wirtschaftsausschuss
o 27.10.2011: Gesetzesbeschluss Lesung Bundestag
o 25.11.2011: Anrufung V-Ausschuss durch Bundesrat
o 09.02.2012: Zustimmung Bundestag zu V-Ergebnis
o 10.02.2012: Zustimmung Bundesrat zu V-Ergebnis
o demnächst: Unterzeichnung Bundespräs., Verkündung BGBl., Inkrafttreten
Pro NGA: deutliche gesetzliche Veränderungen
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Differenzierung zwischen “Regulierungszielen” (§ 2 Abs. 2)
“die Beschleunigung des Ausbaus von hochleistungsfähigen öffentlichenTelekommunikationsnetzen der nächsten Generation,”
und “Regulierungsgrundsätzen” (§ 2 Abs. 3) für die Arbeit der BNetzA
“den Wettbewerb zum Nutzen der Verbraucher schützt und, soweit sachgerecht,den infrastrukturbasierten Wettbewerb fördert,”
“effiziente Investitionen und Innovationen im Bereich neuer und verbesserterInfrastrukturen auch dadurch fördert, dass sie dafür sorgt, dass bei jeglicherZugangsverpflichtung dem Risiko der investierenden Unternehmen gebührendRechnung getragen wird, und dass sie verschiedene Kooperations-vereinbarungen zur Aufteilung des Investitionsrisikos zwischen Investoren undZugangsbegehrenden zulässt, während sie gleichzeitig gewährleistet, dass derWettbewerb auf dem Markt und der Grundsatz der Nichtdiskriminierung gewahrtwerden,”
Pro NGA: deutliche gesetzliche Veränderungen
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Bemühen um Planbarkeit / Rechtssicherheit
§ 15a: Regulierungskonzepte und Antrag auf Auskunft über denRegulierungsrahmen für Netze der nächsten Generation
Abs. 2:
die grundsätzlichen regulatorischen Anforderungen an die Berücksichtigung vonInvestitionsrisiken sowie an Vereinbarungen zur Aufteilung des Investitionsrisikoszwischen Investoren untereinander und zwischen Investoren undZugangsbegehrenden bei Projekten zur Errichtung von Netzen der nächstenGeneration (Risikobeteiligungsmodelle) beschreiben
Abs. 4:
Auf Antrag eines Betreibers öffentlicher Telekommunikationsnetze erteilt dieBundesnetzagentur beim Auf- und Ausbau von Netzen der nächsten Generation fürdie in dem Antrag konkret bezeichnete Region des Bundesgebiets Auskunft überdie zu erwartenden regulatorischen Rahmenbedingungen oder Maßnahmennach diesem Teil.
Pro NGA: deutliche gesetzliche Veränderungen
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Eine Frage der Definition - was sind “Netze der nächsten Generation”?
Im TKG selbst NICHT definiert.
Laut Begründung Regierungsentwurf soll sich Definition der sog. “NGA-Empfehlung”der EU-Kommission entnehmen lassen (2010/572/EU)
Nr. 11 der NGA-Empfehlung:
„Zugangsnetze der nächsten Generation“ („NGA-Netze“) sind leitungsgebundeneZugangsnetze, die vollständig oder teilweise aus optischen Bauelementenbestehen und daher Breitbandzugangsdienste mit erweiterten Leistungsmerkmalen(z. B. mit einem höheren Durchsatz) ermöglichen, die über das hinaus gehen, wasmit schon bestehenden Kupferkabelnetzen angeboten werden kann. In den meistenFällen sind NGA-Netze das Ergebnis der Aufrüstung bereits bestehender Kupfer-oder Koaxialkabel-Zugangsnetze.
keine funkgestützten Netze
HFC-Netze, FTTC-Netze sind ebenfalls von der Definition umfasst
Die neuen Regelungen im Überblick
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§ 77a Gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen durch Betreiber öffentlicherTelekommunikationsnetze
§ 77b Alternative Infrastrukturen
§ 77c Mitnutzung von Bundesfernstraßen in der Baulast des Bundes
§ 77d Mitnutzung von Bundeswasserstraßen
§ 77e Mitnutzung von Eisenbahninfrastruktur
§ 68 Abs. 2 Alternative Verlegetechniken
§ 76 Beeinträchtigung von Grundstücken und Gebäuden
§ 2 Nr. 15 b) der Betriebskostenverordnung
Offen: Forderungen nach einem “Infrastrukturgesetz” (Bundesrat Mai 2011)
Mehrzahl der Infrastrukturrechtlichen Regelungen erst in Schlussphase desGesetzesgebungsverfahrens aufgenommen Noch Bedarf an Verständnis undBewertung der Möglichkeiten
Die neuen Regelungen im Überblick
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§ 77a Gemeinsame Nutzung von Infrastrukturen durch Betreiber öffentlicherTelekommunikationsnetze
Norminhalt Anordnungsbefugnis für BNetzA, zur gemeinsamen Nutzung von Ver-kabelungen oder Kabelkanälen in Gebäuden oder bis zum ersten Kon-zentrations- oder Verteilpunkt
Verpflichtete TK-Netzbetreiber mit bestehendem Wege- bzw. Grundstücksnut-zungsrecht (z.B. Nutzungsvertrag, Gestattungsvertrag)
TK-Netzbetreiber mit Ansprüchen auf Grundstücksnutzung Eigentümer von Verkabelungen und Kabelkanälen
Berechtigte Betreiber öffentlicher TK-Netze (auch für Netze außerhalb NGA!)
Verfahren Stellungnahmemöglichkeit „aller interessierten Kreise“; Beteiligung desBKartA sowie Entscheidung durch Beschlusskammer
Rechtsfolge Anordnung bei „wirtschaftlicher Ineffizienz“ oder „praktischer Unmöglich-keit einer Duplizierung; angemessenes Entgelt mit Risikoanpassung.
Die neuen Regelungen im Überblick
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Fragen zum § 77a
Entscheidungen im jeden Einzelfall oder „Allgemeinverfügung“?
Formulierung des § 77a deutet auf Einzelfallprüfungen hin („Maßnahmen“, „verhältnis-mäßig“, „praktisch unmöglich“, „folgenden Personen gegenüber“)
Begründung des Entwurfs: „Adressaten potenzieller Anordnungen…“
Dann aber wohl verfahrenstechnisch äußerst schwerfällig
Einfluss auf den Gestattungswettbewerb? (vgl. LibertyGlobal-Entscheidung BKartA)
jedoch: mögliche Überschneidung zwischen § 77a und Kartellrecht derzeit nur für„Mehrnutzerverträge“ und überregionale Marktabgrenzung
Laut BKartA ist „enge Exklusivität“ (Verbot paralleler Infrastrukturen) sowie Laufzeiten> 2 Jahre (ohne erhebliche Investition) „kartellrechtlich problematisch“.
Die neuen Regelungen im Überblick
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§ 77b Alternative Infrastrukturen
Norminhalt Gesetzesunmittelbare Verpflichtung; Angebot zur Mitnutzung von Ein-richtungen zu unterbreiten, die zum Auf-/Ausbau von NGA-Netzen ge-eignet sind gegen angemessenes Entgelt / Verhandlungspflicht.
Verpflichtete Unternehmen und juristische Personen des öffentlichen Rechts
mit „Einrichtungen“, die zum Auf- und Ausbau von NGA-Netzen ge-nutzt werden können; § 3 Nr. 33b sehr weitgehende Definition.
Berechtigte Betreiber öffentlicher TK-Netze (für den NGA-Ausbau)
Verfahren schriftliche Anfrage des Berechtigten; bei fehlender Einigung Schlich-tungsverfahren bei der BNetzA, Frist: vier Wochen ab Zugang der An-frage
Rechtsfolge Nicht-Verbindlicher Schlichterspruch bei Nichteinigung, Anwendung derBNetzA Schlichtungsordnung (die für diese Art von Auseinandersetzun-gen aber nicht konzipiert ist).
Quelle
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§ 77c Mitnutzung von Bundesfernstraßen in der Baulast des Bundes
Norminhalt Gesetzesunmittelbare Verpflichtung, die Mitnutzung der Teile von Bun-desfernstraßen zu gestatten, die zum Auf-/Ausbau von NGA-Netzen ge-eignet sind gegen kostendeckendes Entgelt; Zugang zum Bestand
Verpflichtete Bund als Träger der Straßenbaulast
!Für Ortsdurchfahrten von Bundesstraßen sind Gemeinden > 80.000Einwohner Träger der Straßenbaulast!
Berechtigte Betreiber öffentlicher TK-Netze (für den NGA-Ausbau)
Verfahren schriftliche Anfrage des Berechtigten; bei fehlender Einigung Streitbeile-gungsverfahren gem. § 133 TKG bei der BNetzA; keine Fristenregelungfür Dauer der bilateralen Verhandlungen
Rechtsfolge Verbindliche Entscheidung der BNetzA (Beschlusskammer) bei Nichtei-nigung.
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§ 77d Mitnutzung von Bundeswasserstraßen
Norminhalt Gesetzesunmittelbare Verpflichtung, die Mitnutzung der Teile von Bun-deswasserstraßen zu gestatten, die zum Auf-/Ausbau von NGA-Netzengeeignet sind gegen kostendeckendes Entgelt; Zugang zum Bestand
Verpflichtete Bund als Eigentümer der Bundeswasserstraßen
Berechtigte Betreiber öffentlicher TK-Netze (für den NGA-Ausbau)
Verfahren schriftliche Anfrage des Berechtigten; bei fehlender Einigung Streitbeile-gungsverfahren gem. § 133 TKG bei der BNetzA; keine Fristenregelungfür Dauer der bilateralen Verhandlungen
Rechtsfolge Verbindliche Entscheidung der BNetzA (Beschlusskammer) bei Nichtei-nigung.
Die neuen Regelungen im Überblick
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§ 77e Mitnutzung von Eisenbahninfrastruktur
Norminhalt Gesetzesunmittelbare Verpflichtung, die Mitnutzung der Teile der Ei-senbahninfrastruktur zu gestatten, die zum Auf-/Ausbau von NGA-Netzen geeignet sind gegen kostendeckendes Entgelt; Zugang zum Be-stand
Verpflichtete Eisenbahninfrastrukturunternehmen, die sich überwiegend in der Handdes Bundes oder eines mehrheitlich dem Bund gehörenden Unterneh-mens befinden
Berechtigte Betreiber öffentlicher TK-Netze (für den NGA-Ausbau)
Verfahren schriftliche Anfrage des Berechtigten; bei fehlender Einigung Streitbeile-gungsverfahren gem. § 133 TKG bei der BNetzA; keine Fristenregelungfür Dauer der bilateralen Verhandlungen
Rechtsfolge Verbindliche Entscheidung der BNetzA (Beschlusskammer) bei Nichtei-nigung.
Die neuen Regelungen im Überblick
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§ 68 Abs. 2 Alternative Verlegetechniken
Norminhalt Antragsrecht bezüglich der Verlegung von Glasfasern oder Leerrohren,die der Aufnahme von Glasfaserleitungen dienen, im Micro- oder Mi-nitrenchingverfahren
Verpflichtete Träger der Straßenbaulast - Ausnahme: Bundesautobahnen und auto-bahnähnlich ausgebaute Bundesfernstraßen
Berechtigte Nutzungsberechtigte Betreiber öffentlicher TK-Netze (für den NGA-Ausbau)
Verfahren Antrag beim Straßenbaulastträger; Rechtsanspruch auf stattgebendeEntscheidung, falls keine Beeinträchtigung des Schutzniveaus, Erhö-hung Verwaltungsaufwand sowie Kostenübernahme Antragsteller
Rechtsfolge Zustimmung zur Verlegung in Abweichung von den sonst geltenden Re-geln der Technik.
Die neuen Regelungen im Überblick
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§ 76 Gebäudeanschluss
Norminhalt Gebäudeanschluss für NGA-Netze auch gegen den Willen des Eigen-tümers, wenn
1. durch Recht gesicherte Leitung oder Anlage für TK-Zwecke „aufge-rüstet“ werden kann und Nutzbarkeit des Grundstücks wird nichtdauerhaft zusätzlich eingeschränkt oder
2. Grundstück einschließlich der Gebäude wird nicht unzumutbar be-einträchtigt.
Verpflichtete Eigentümer
Berechtigte Errichter und Betreiber von TK-Linien
Verfahren Zivilrechtliche Durchsetzung
Rechtsfolge Durchsetzung des Gebäudeanschlusses (Durchsetzung auch einesHFC-Anschlusses?)
Die neuen Regelungen im Überblick
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§ 2 Nr. 15 b) der Betriebskostenverordnung
„b) des Betriebs der mit einem Breitbandnetz verbundenen privaten Verteilanlage, hierzugehören die Kosten entsprechend Buchstabe a, ferner die laufenden monatlichenGrundgebühren für Breitbandanschlüsse;“
Begründung zu § 2 Nr. 15 b) der BetriebskostenVO:
Die geltende Betriebskostenverordnung ermöglicht mit § 2 Nr. 15 die Umlage von Kostenfür eine TV-Grundversorgung, die über Breitbandkabelnetze angeboten werden. Mit derÄnderung wird klargestellt, dass die Umlagefähigkeit der Kosten für den Betrieb, die War-tung und die monatlichen Entgelte für die Grundversorgung mit Fernsehen und Hörfunk al-le leitungsgebundenen Breitbandinfrastrukturen erfasst.
Die technologieneutrale Ausgestaltung der Regelung erfolgt mit Blick auf die technischeFortentwicklung, die entsprechende Angebote sowohl über herkömmliche klassischeTelekommunikationsnetze als auch über neue moderne Breitband-infrastrukturenwie zum Beispiel Glasfasernetze ermöglicht.
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VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT
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