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Masern 2.9.15 CBF Hygienebeauftragte Pflegekräfte

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Masern

2.9.15 CBF Hygienebeauftragte Pflegekräfte

1. Erreger2. Infektionsweg3. Inkubationszeit/Ansteckungsfähigkeit4. Klinisches Bild und Diagnostik5. Komplikationen 6. Weltweite Perspektive und Wahrnehmung

der Masern (in Europa?)7. Prävention gegen Masern 8. Zusammenfassung

Masern

• Virus• Gehört zu Paramyxoviren• Sehr empfindlich gegenüber äußeren

Einflüssen( Temperaturen, UV-Strahlen, Desinfektionsmittel)

• Das natürliche Reservoir ist der infizierte und akut

erkrankte Mensch.• Das Virus besteht, solange eine ausreichende

Zahl an empfänglichen Individuen vorhanden ist.

1. Der Erreger

• Eine der ansteckendsten Krankheiten– Kontagionsindex nahe 100%– Kurze Exposition genügt– Löst bei ungeschützten > 95% klinische Symptome

aus = sehr hoher Manifestationsindex• Durch Tröpfcheninfektion

– Sprechen, Husten, Niesen• Durch Kontakt mit infektiösen Sekreten

– aus Nase oder Rachen

2. Infektionsweg

• 8 – 10 Tage bis zum Beginn des – Katarrhalischen Stadiums (Schleimhäute sind

betroffen)

• 14 Tage bis zum Ausbruch des – Exanthems

3. Inkubationszeit

• 3-5 Tage vor Auftreten des Exanthems

• Bis zu 4 Tage nach Auftreten des Exanthems

3. Ansteckungsfähigkeit

• Systemische Erkrankung in zwei PhasenA. ca. 10 Tage nach Ansteckung

– Zunächst Fiebern Konjunktivites, Schnupfen Husten

– Koplikflecken (Kalkspritzartig)

B. ca. 14 Tage nach Ansteckung– Makulopapulöse Masernexanthem

• Beginnt hinter den Ohren und bleibt 4-7 Tage bestehen

4. Klinische Symptomatik

4. Klinisches Bild

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

4. Klinisches Bild

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

4. Klinisches Bild

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

4. Klinisches Bild

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

• Durch die Maserninfektion bedingt entsteht eine– Transitorische Immunschwäche (T-Zellen

Supression)• 6 Wochen Dauer

– Erhöhte Empfänglichkeit für bakterielle Superinfektionen

4. Klinische Symptomatik/Immunschwäche

• Erhöhte Empfänglichkeit für bakterielle Superinfektionen– Otitis media, Bronchitis, Pneumonie

• Bei 0,1% der Fälle postinfektiöse Enzephalitis

– Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE)• Seltene Spätkomplikation (4-11 pro 105)• 6-8 Jahre nach Infektion• Verläuft stets infaust

4. Klinische Symptomatik/Komplikationen

5. Komplikationen : Kasuistik

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

• 7 Jahre alter Junge• Familie aus ehemaligem Jugoslawien• Impfstatus unklar• Mitte Januar 2015 an Masern erkrankt• Vorstellung Rettungsstelle der Kinderklinik, CVK im Februar

2015– hohes Fieber– seitendifferentes Atemgeräusch (re < li)– CrP 317

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N Mina et al, Science 2015

5. Komplikationen : Kasuistik

5. Komplikationen : Kasuistik

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

• Therapie: Thoraxdrainage und iv antibiotische Behandlung über 3 Wochen, dann 3 Wochen orale antibiotische Behandlung

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

Wer erkrankt?

3100 Masernpatienten in Berlin von Januar 2000 bis Dezember 2010• Ungeimpfte 87 %• 1 x geimpfte 7 %• 2 x geimpfte 1 %• Impfstatus unklar 4 %

Siedler, Grüeber, Mankertz, Bundesgesundheitsblatt 2013

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

Wo erfolgt die Ansteckung?

2433/ 3100 Masernpatienten in Berlin von Januar 2000 bis Dezember 2010 mit bekannter Infektionsquelle

• Kindergarten oder Schule (45%)• Familie (27%)• Freunde, Verwandschaft (6%)

• Masern sind zu 100% ansteckend und brechen in 100% der Ansteckungen aus!

Siedler, Grüeber, Mankertz, Bundesgesundheitsblatt 2013

Diagnostik

The Lancet, Volume 379, Issue 9811, 2012, 153 - 164

IgM

Positiv 4 Tage post Exanthem

Virusreplikation

Klinik

Immunologie

RT-PCR

RT-PCR und IgM-Bestimmung (wenn überhaupt) nur bei Erkrankung

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

Falldefinition des Robert Koch Institut

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

1. Fieber2. Generalisierter makulo-papulöser Hautausschlag

3. ...und ein Symptom der drei folgenden- Husten- Schnupfen- Bindehautentzündung

Weltweite Bedeutung und...

I Ebola: > 14 000 Tote (2014 – 2015)(1 – 2 Tote/ Stunde)

II Masern: > 150 000 Tote/ Jahr (durchgängig)(> 20 Tote/ Stunde)

III Tuberkulose: > 1 000 000 Tote/ Jahr (durchgängig)(> 150 Tote/ Stunde)

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

...europäische Wahrnehmung

U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N

„Gefahren gibt es vielleicht für kleine Kinder, aber nicht für größere Kinder.“

„Gefährlich sind die Masern ja vor allem in Afrika, aber so sehr nicht bei uns.“

„Es gibt durchaus kluge Menschen, die ihre guten Gründe haben, sich nicht gegen Masern impfen zu lassen und auch ihre Kinder nicht impfen zu lassen.“

„Der Aufruf, sich nun auch im Erwachsenenalter gegen Masern impfen zu lassen ist Panikmache.“

„Letztlich werden die Gefahren durch Masern übertrieben.“

Eine Deutschlehrerin der Sophie- Scholl – Schule in Schöneberg

A Municipal vaccine coverage of first measles, mumps, and rubella (MMR) dose (1996 birth cohort at 1 January 1999).

Susan van den Hof et al. J Infect Dis. 2002;186:1483-1486

Ziel: > 95% Durchimpfung

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Registrierte SSPE-Fälle/100.000 Einwohner

10

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50

60

SSPE

Masern

Impfkampagne gegen Masern (USA)

Impfstoff

• Wirksamste Maßnahme

Schutzimpfung gegen Masern– I. d R. kombiniert mit Mumps/Röteln– Bei Kindern

• Erste Impfung. : 11-14 Monate Zweite Impfung.: ca. 4 Wochen später

– Bei Erwachsenen• Eine Impfung bei allen nach 1970 Geborene mit

unklaren Impfstatus

7. Prävention

• Postexpositionsprophylaxe• Möglichst innerhalb von drei Tagen nach Exposition.

– Krankheitsschwere wird beeinflusst.

– Isolation in Gesundheitseinrichtungen• Bis zum fünften Tag nach Auftreten des Exanthems.• Personal sollte geimpft sein

7. Prävention

• Ab welchem (frühesten) Alter Lebendimpfungen?

• “(…) Masernimpfung bei Aufnahme in eine Kindertagesstätte auch vor vollendeten 11 Lebensmonaten, jedoch nicht vor dem 9. Lebensmonat”

• “Im Rahmen eines Ausbruchsgeschehens ist (…) die MMR-Impfung (…) ab dem 9. Lebensmonat zu empfehlen. Säuglinge vor dem 9. Lebensmonat sind durch Impfungen der Kontaktpersonen in der Umgebung zu schützen. Für eine aktive Impfung von Säuglingen vor dem 9. Lebensmonat fehlen umfassende Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit.” (???)

Robert-Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin Nr 34, 2014

6. Prävention - aktive Immunisierung

6. Prävention – FAQ - Praktisches • Wann bin ich sicher immun? - (In > 97%) nach zwei Impfungen

• Wie lange hält der Schutz? – (Fast immer) lebenslang

• Pflege nur durch immunes (=2 x geimpftes) Personal• zum eigenen Schutz• zum Schutz des Patienten – „Kein Erwachsener mit unklarem Impfstatus

nimmt einen ungeimpften Säugling auf den Arm“

Zusammenfassung1. Falldefinition Masern = Fieber und Makulopapulöses Exanthem und

Konjunktivitis oder Husten oder Schnupfen2. Masern sind tödlich (1-2 Kinder / 1000 Erkrankte)

3. Masern sind auf der gesamten Welt tödlich, denn Masern verursachen eine über Jahre anhaltende relevante Schwächung der Körperabwehr – auch in Europa!

4. Aktive Immunisierung ab dem 9. LM mit MMR5. Nachimpfung bei unklarem Impfstatus auch für Erwachsene!6. Pflegepersonal und ärztliches Personal MUSS geimpft sein!7. Zwei Impfungen schützen > 97% der Geimpften8. Das erreichbare Ziel: Masernimpfung wird Dank Elimination der

Masern überflüssig – keine vermeidbaren Todesfälle mehr durch Masern!