mediale und konzeptionelle mündlichkeit bzw. schriftlichkeit · universität bielefeld fakultät...
TRANSCRIPT
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Mediale und konzeptionelle
Mündlichkeit bzw. Schriftlichkeit
Der Einfluss medial schriftlicher Internetkommunikation
auf die Textproduktion in der Schule
Jan-Henning Nix & Guido Nottbusch
Universität Bielefeld
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Einführung
• Das Internet erlebt einen seit Jahrzehnten
andauernden Aufschwung.
• Es wird u. a. zur privaten Kommunikation (IBK,
CvK, cmc) benutzt, die normferne Anpassungen
der übermittelten Nachrichten erfordern kann.
• Die Frage nach den Auswirkungen dieser
Anpassungen bildet ein Desiderat
sprachwissenschaftlicher Forschung ebenso wie
ein Thema des öffentlichen Laiendiskurses.
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 2
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
EinführungForschungskontext
• Gegenüber der Sprachwissenschaft besteht die
Erwartung, die Frage der Wirkung der IBK zu
klären (vgl. u. a. Androutsopoulos 2007, Brommer
2007).
• Plester & Wood (2009) untersuchten die Aus-
wirkung von SMS auf die Schreibfähigkeit von
SchülerInnen.
• Dürscheid, Wagner et al. (in press) untersuchten
im Projekt Schreibkompetenz und neue Medien
den Zusammenhang zwischen IBK und
Schreibkompetenz von SchülerInnen.
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 3
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
EinführungMerkmale der Internetkommunikation
• Unterscheidung nach Dürscheid (2003):
Kommunikationsformen im
Kommunikationsmedium Internet:
• In den Kommunikationsformen (E-Mail, Instant-
Messaging, Chat etc.) gelten jeweils unter-
schiedliche Bedingungen, die den (Schrift-)
Sprachgebrauch auf unterschiedliche Art und
Weise beeinflussen.
• Generell besteht eine Tendenz zur konzeptio-
nellen Mündlichkeit (Koch & Oesterreicher 1994).
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 4
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
EinführungMerkmale der Internetkommunikation
Verändert nach Schlobinski (2006)
asynchron
synchron
orat literat
Skype (VoIP)
ICQ (IM)/ Chat
Online-
Netzwerke
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Theoretische Fragestellung
• Wie könnte die Annahme eines negativen
Einflusses der intensiven IBK-Nutzung auf die
orthographische Kompetenz theoretisch fundiert
werden?
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 6
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Registeraktivierung
Sprachliches WissenOrthographisches Output Lexikon
Außerschulischer
Produktionskontext
Schulischer
Produktionskontext
Normnahes,
normorientiertes
Schreibprodukt
Normfernes,
zweckorientiertes
Schreibprodukt
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Registeraktivierung
Außerschulischer
Produktionskontext
Schulischer
Produktionskontext
Normnahes,
normorientiertes
Schreibprodukt
Normfernes,
zweckorientiertes
Schreibprodukt
Sprachliches WissenOrthographisches Output Lexikon
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Registeraktivierung
Außerschulischer
Produktionskontext
Schulischer
Produktionskontext
Normnahes,
normorientiertes
Schreibprodukt
Normfernes,
zweckorientiertes
Schreibprodukt
Inp
ut
Sprachliches WissenOrthographisches Output Lexikon
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Registeraktivierung
Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon
<Versehen>
Normnaher Kontext
[+ Lehrerbewertung]
[+ Monologizität]
[+ mäßiges Zeitfenster]
[+ Planungsoption]
[+ Wohlgeformtheit]
<Versehen>
Normferner Kontext
[+ Peergroupbewertung]
[+ Dialogizität]
[+ geringes Zeitfenster]
[+ Spontaneität]
[+ Zweckmäßigkeit]
<versehn>
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Registeraktivierung
Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon
<Versehen>
Normnaher Kontext
[+ Lehrerbewertung]
[+ Monologizität]
[+ mäßiges Zeitfenster]
[+ Planungsoption]
[+ Wohlgeformtheit]
Normfernes Register
[+ Klein]
[+ Knappheit]
[- Korrektur]
[+ Spontanheit]
[+ Tilgung]
<Versehen>
Normferner Kontext
[+ Peergroupbewertung]
[+ Dialogizität]
[+ geringes Zeitfenster]
[+ Spontaneität]
[+ Zweckmäßigkeit]
Normnahes Register
[+ Groß/Klein]
[+ Ausführlichkeit]
[+ Korrektur]
[+ Geplantheit]
[- Tilgung]
<versehn>
-<e>
<V> <v>
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Registeraktivierung
Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon
<Versehen>
Normfernes Register
[+ Klein]
[+ Knappheit]
[- Korrektur]
[+ Spontanheit]
[+ Tilgung]
<Versehen>
Normnahes Register
[+ Groß/Klein]
[+ Ausführlichkeit]
[+ Korrektur]
[+ Geplantheit]
[- Tilgung]
<versehn>
-<e>
<V> <v>
Normnaher Kontext
[+ Lehrerbewertung]
[+ Monologizität]
[+ mäßiges Zeitfenster]
[+ Planungsoption]
[+ Wohlgeformtheit]
Normferner Kontext
[+ Peergroupbewertung]
[+ Dialogizität]
[+ geringes Zeitfenster]
[+ Spontaneität]
[+ Zweckmäßigkeit]
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Registeraktivierung
Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon
<Versehen>
Normfernes Register
[+ Klein]
[+ Knappheit]
[- Korrektur]
[+ Spontanheit]
[+ Tilgung]
<Versehen>
Normnahes Register
[+ Groß/Klein]
[+ Ausführlichkeit]
[+ Korrektur]
[+ Geplantheit]
[- Tilgung]
<versehn>
-<e>
<V> <v>
Normnaher Kontext
[+ Lehrerbewertung]
[+ Monologizität]
[+ mäßiges Zeitfenster]
[+ Planungsoption]
[+ Wohlgeformtheit]
Normferner Kontext
[+ Peergroupbewertung]
[+ Dialogizität]
[+ geringes Zeitfenster]
[+ Spontaneität]
[+ Zweckmäßigkeit]
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Registeraktivierung
Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon
<Versehen>
Normfernes Register
[+ Klein]
[+ Knappheit]
[- Korrektur]
[+ Spontanheit]
[+ Tilgung]
<Versehen>
Normnahes Register
[+ Groß/Klein]
[+ Ausführlichkeit]
[+ Korrektur]
[+ Geplantheit]
[- Tilgung]
<versehn>
-<e>
<V> <v>
Normnaher Kontext
[+ Lehrerbewertung]
[+ Monologizität]
[+ mäßiges Zeitfenster]
[+ Planungsoption]
[+ Wohlgeformtheit]
Normferner Kontext
[+ Peergroupbewertung]
[+ Dialogizität]
[+ geringes Zeitfenster]
[+ Spontaneität]
[+ Zweckmäßigkeit]
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
RegisteraktivierungSpill-over
Repräsentation im Orthographischen Output Lexikon
<Versehen>
Normfernes Register
[+ Klein]
[+ Knappheit]
[- Korrektur]
[+ Spontanheit]
[+ Tilgung]
*<versehn>
Normnahes Register
[+ Groß/Klein]
[+ Ausführlichkeit]
[+ Korrektur]
[+ Geplantheit]
[- Tilgung]
<versehn>
-<e>
<V> <v>
-<e>
<V> <v>
Normnaher Kontext
[+ Lehrerbewertung]
[+ Monologizität]
[+ mäßiges Zeitfenster]
[+ Planungsoption]
[+ Wohlgeformtheit]
Normferner Kontext
[+ Peergroupbewertung]
[+ Dialogizität]
[+ geringes Zeitfenster]
[+ Spontaneität]
[+ Zweckmäßigkeit]
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Hypothesen
• Bei der normungebundenen IBK bedienen sich
die SchreiberInnen normferner Register.
• Kommuniziert jemand viel im Internet, kann es zu
einem "Spill-Over-Effekt" kommen, der sich als
Normabweichung in medial andersartigen,
normgebundenen Kontexten äußert.
• Dies ist messbar in Form einer Korrelation zwischen
in einer Schreibprobe aufgetretenen Fehlern und
dem Umfang der IBK-Nutzung.
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 16
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
MethodeVorgehensweise
• In einem Fragebogen erhobene Daten zur
Textproduktion im Internet wurden mit der
Fehlerzahl und -art aus Klassenarbeiten
verglichen.
• Die Fehlerkategorien wurden nach einerseits
durch IBK potentiell erklärbaren Fehlern gebildet,
andererseits nach häufig aufgetretenen Fehlern.
• Die untersuchte Textmenge betrug je 250 Wörter.
17DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
MethodeVorgehensweise
• Orthographische Fehler:
• R(g/k): mein lieblingsessen
• R(phon): weiß ich nich_
• R(g/z): mein lieblings_Essen
• R(sonst): Bestelung, einverne_mlich
• Interpunktionsfehler
18DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
MethodeVersuchspersonen
Untersucht wurden:
• 51 Versuchspersonen (26w, 25m).
• Durchschnittsalter: 15,8 Jahre (SD = 0,8).
• Je ein E-Kurs der 9. und 10. Klasse einer
Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen.
• 80% (n = 41) deutsche MuttersprachlerInnen.
19DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
MethodeDatenerhebung: Fragebogen
• Erhebung der Standarddaten (Alter, Geschlecht)
• Daten zur Textproduktion im Internet
• Tägliche Nutzdauer
• Art der genutzten Kommunikationsformen
• Bevorzugt genutzte Kommunikationsform
• Daten zum Schreibverhalten
• Beachtung von Rechtschreibregeln bei der computervermittelten
Kommunikation
• Schreibverhalten in der Freizeit (nicht schulisch motiviertes Schreiben)
• Bevorzugter Schreibmodus (Tastatur- oder Handschrift)
• Daten zur Selbsteinschätzung
• Einschätzung der Rechtschreibfähigkeiten
• Einschätzung, ob ein Einfluss der Internet- auf die Schulschreibung
besteht
• Daten zur Muttersprache
20DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
MethodeDatenerhebung: Schreibproben
• Freie Textproduktion in Aufsätzen
• Klasse 9 – Kommunikationsanalyse (n = 21).
• Klasse 10 – Erörterung in Briefform (n = 30).
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010 21
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
ErgebnisseHypothesengeleitete Ausschlusskriterien
• Die Schreibungen Jugendlicher, die das Internet
wenig bis selten nutzen, können nicht oder nur
wenig beeinflusst sein.
→ Analyse der Fälle Nutzungsdauer > 1½ h/Tag
• Diejenigen Jugendlichen, deren Orthographie-
leistung schon sehr gefestigt ist, werden durch
die Internetnutzung kaum noch beeinflusst.
→ Analyse der Fälle Fehler ≥ 5 Fehler/250 Wörter
22DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
ErgebnisseVerhältnis Nutzungsdauer vs. Anzahl Fehler
23
0
5
10
15
20
25
30A
nza
hl F
eh
ler
0 1 2 3 4 5 6 7 8
Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h
Y = 10,746 + ,815 * X; R2 = ,043
Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
ErgebnisseVerhältnis Nutzungsdauer vs. Anzahl Fehler
24
0
5
10
15
20
25
30A
nza
hl F
eh
ler
0 1 2 3 4 5 6 7 8
Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h
Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd
Wenignutzer
viele Fehler
Wenignutzer
wenige Fehler
Vielnutzer
viele Fehler
Vielnutzer
wenige Fehler
Vielnutzer
Vielnutzer
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
ErgebnisseGruppen: Privates Schreibverhalten (ohne Internet)
25
0
5
10
15
20
25
30A
nza
hl F
eh
ler
0 1 2 3 4 5 6 7 8
Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h
Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd
Wenignutzer
viele Fehler
Wenignutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
wenig Fehler
Wenignutzer
schreibe
gelegentlich
bis sehr oft
private Texte
n = 7
schreibe selten
oder nie
private Texte
n = 11
1 : 1,57
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
ErgebnisseGruppen: Privates Schreibverhalten (ohne Internet)
26
0
5
10
15
20
25
30A
nza
hl F
eh
ler
0 1 2 3 4 5 6 7 8
Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h
Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd
Wenignutzer
viele Fehler
Wenignutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
schreibe
gelegentlich
bis sehr oft
private Texte
n = 4
schreibe selten
oder nie
private Texte
n = 9
Internet-Vielnutzer schreiben
seltener auch außerhalb des Internets private Texte
1 : 1,57 1 : 2,25
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
ErgebnisseGruppen: Beachtung von Orth.-Regeln im Internet
27
0
5
10
15
20
25
30A
nza
hl F
eh
ler
0 1 2 3 4 5 6 7 8
Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h
Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd
Wenignutzer
viele Fehler
Wenignutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
wenig Fehler
Wenignutzer
beachte
Regeln nicht
n = 2
beachte
Regeln teilw.
n = 11
beachte
Regeln
n = 0
2 : 11 : 0
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
ErgebnisseGruppen: Beachtung von Orth.-Regeln im Internet
28
0
5
10
15
20
25
30A
nza
hl F
eh
ler
0 1 2 3 4 5 6 7 8
Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h
Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd
Wenignutzer
viele Fehler
Wenignutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
wenig Fehler
Vielnutzer
beachte
Regeln nicht
n = 9
beachte
Regeln teilw.
n = 8
beachte
Regeln
n = 1
Internet-Vielnutzer beachten die
Orthographieregeln bei der Textproduktion im Internet seltener
9 : 8 : 12 : 11 : 0
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und LiteraturwissenschaftFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
ErgebnisseGruppen: Nutzungsdauer vs. Anzahl Fehler GKS
29
An
zah
l Fe
hle
r G
KS
Tägliche Internet-Nutzungsdauer für Textproduktion in h
0
2
4
6
8
10
12
0 1 2 3 4 5 6 7 8
Y = 1,308 + ,533 * X; R2 = ,099; F (1, 29) = 3.182; p < 0.1
Regression PlotInclusion criteria: >1,5 h Dauer UND > 5 Fehler from gesamtdaten.svd
DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Ergebnisse
• Keine erkennbaren Tendenzen bezüglich
• der hauptsächlich genutzten
Kommunikationsformen (IM, Social
Networking, Mail, etc.)
• des bevorzugten Schreibmodus (Handschrift
vs. Tastaturschrift),
• der Zahl der phonologisch plausiblen Fehler
(*<nich_>) → treten kaum auf (n = 12),
• der Zahl der Kommafehler.
30DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Ergebnisse
• Die Einschätzung "die Art, wie du im Internet
schreibst beeinflusst die Art, wie du in der Schule
schreibst" vertreten nur vier Jugendliche, die alle
zu der Gruppe mit vielen Fehlern zählen.
• 27 Jugendliche glauben nicht an einen Einfluss.
31DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Diskussion
• Ein signifikanter Effekt der IBK-Nutzung auf die
orthographische Kompetenz ist nicht
nachweisbar. Es findet sich allenfalls eine
schwache Tendenz.
• Beschränkt man die Untersuchung auf
diejenigen Fälle, bei denen am ehesten ein
Effekt zu erwarten ist, findet sich bei der Groß-
und Kleinschreibung ein schwacher Effekt.
32DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Diskussion
• Kritische Punkte der Untersuchung:
• Der zeitliche Umfang der IBK-Nutzung ist eine
zentrale Variable der Untersuchung. Daher ist
die Erhebung dieses Datums aufgrund einer
spontanen Selbsteinschätzung methodisch
gesehen ein Schwachpunkt.
• Möglicherweise sind die Vpn im Schriftsprach-
erwerb bereits so gefestigt, dass sie für einen
Einfluss nicht mehr anfällig sind.
33DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Diskussion
• In der gesprochenen Sprache gibt es ebenfalls
verschiedene Register, die ohne Interferenzen(?)
nebeneinander existieren können.
34DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Ausblick
• Wenn SchreibanfängerInnen (wie etwa die
gegenwärtigen GrundschülerInnen) früher als
unsere ProbandInnen und mit noch größerer
Selbstverständlichkeit die internetbasierte
Kommunikation nutzen, könnte der Effekt stärker
ausfallen.
• Ein stärkerer Effekt könnte ggf. in einer
homogenen Gruppe mit noch nicht gefestigter
orthographischer Kompetenz und gleichzeitiger
intensiver Nutzung der IBK nachgewiesen
werden.
35DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Ausblick
• Dazu müsste die tatsächliche Nutzung der IBK
genau ermittelt werden: Welche Normabwei-
chungen treten in welcher Frequenz auf und
finden sich in den schulischen Schreibungen
wieder?
• Eine solch detaillierte Erhebung stößt daten-
schutzrechtlich an Grenzen.
36DGfS 2010, Berlin +++ Nix & Nottbusch: Internetkommunikation und schulische Textproduktion +++ 26.02.2010
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
ENDE
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit!
Universität BielefeldFakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
Literatur
• Androutsopoulos, J. (2007). Neue Medien - neue Schriftlichkeit? Mittelungen des Deutschen Germanistenverbandes, 54 (1), 72-97.
• Brommer, S. (2007). Ein unglaubliches Schriftbild, von Rechtschreibung und Interpunktion ganz zu schweigen: Die Schreibkompetenz der Jugendlichen im öffentlichen Diskurs. Zeitschrift für germanistische Linguistik, 35, 315-345.
• Dürscheid, C. (2003). Medienkommunikation im Kontinuum von Mündlichkeit und Schriftlichkeit: Theoretische und empirische Probleme. Verfügbar unter: http://www.uni-koblenz.de/~diekmann/zfal/zfalarchiv/zfal38_2.pdf [2.2.2010].
• Dürscheid, C., Wagner, F. & Brommer, S. (in Press). Schreibkompetenz und neue Medien.: Theoretische und empirische Aspekte. Berlin: de Gruyter.
• Günther, H. & Ludwig, O. (Hrsg.). (1994). Schrift und Schriftlichkeit. Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft: Bd. 10.1. Berlin; New York: de Gruyter.
• Koch, P. & Oesterreicher, W. (1994). Schriftlichkeit und Sprache. In H. Günther & O. Ludwig (Hrsg.), Schrift und Schriftlichkeit (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 1, S. 587–604). Berlin; New York: de Gruyter.
• Plester, B. & Wood, C. (2009). Exploring Relationships Between Traditional and New Media Literacies: British Preteen Texters at School. Journal of Computer-Mediated Communication, 14, 1108-1129. Verfügbar unter: http://www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/122530875/PDFSTART [7.2.2010].
• Schlobinski, P. (2006). Die Bedeutung digitalisierter Kommunikation für Sprach- und Kommunikationsgemeinschaften. In P. Schlobinski (Hrsg.), Von *hdl* bis *cul8r*. Sprache und Kommunikation in den Neuen Medien (Thema Deutsch, S. 26–37). Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.
• Schlobinski, P. (Hrsg.). (2006). Von *hdl* bis *cul8r*: Sprache und Kommunikation in den Neuen Medien. Thema Deutsch: Bd. 7. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag.