medium gas 03 2013

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medium gas - Das Magazin der VNG-Gruppe

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Page 1: Medium gas 03 2013

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maxmin maxmin

AnAtomie der Wärme Wie Wir mit technologie, intelligenz und erdgas die Wärmeversorgung von heute und morgen gestalten.

Das Magazin der VNG-Gruppe

03 | 2013

Page 2: Medium gas 03 2013

20 Wissen marktverständnis statt Bauchgefühl

Schnelligkeit und ein gutes Marktverständnis sind heute Trumpf im Erdgashandel. medium gas erklärt, wie das Geschäft funktioniert und was Kunden vom Geschäft an den Großhandelsmärkten haben.

24 Porträt Power für die Wiege des sächsischen Automobilbaus

Mit der Zwickauer Energieversorgung kommen die Einwohner der ostdeutschen Automobilstadt sicher und zuverlässig durch den Tag.

28 hauPtstadtgesPräch Brauchen wir ein Leitbild für die energie-wende?

Dietmar Kokott vom WZGE ist der Meinung, dass der Energiewende ein Leitbild für verantwortliches Han-deln sehr gut tun würde.

impressum

medium gas Das Magazin der VNG-Gruppe | 21. Jahrgang | Ausgabe 3 | Dezember 2013 | VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft | Braunstraße 7 | 04347 Leipzig Postfach 24 12 63 | 04332 Leipzig | Telefon +49 341 443-0 | Fax +49 341 443-2770 | www.vng.de | redaktion Unternehmenskommunikation | Verantwortliche redakteurin Mandy Nickel | Telefon +49 341 443-2045 | [email protected] | Auflage 4.300 | Gestaltung, Herstellung, reproduktion Militzer & Kollegen GmbH druck Werbe- & Sofortdruck GmbH, Leipzig | Fotos Audi (S. 8), Udo Baier (S. 4), BAXI INNOTECH (S. 16), Dirk Brzoska (S. 2, S. 4, S. 20, S. 23–27), Thomas Deter (S. 5), Michael Fahrig (S. 29–30), Michael Handelmann (S. 3), Andreas Koslowski (S. 2, S. 21), pro I picture Ralph Köhler (S. 25), Jürgen Wassmuth (S. 31), fotolia: Kaarsten (S. 4), Superhasi (S. 5)

04 marKtBlicK Safety First – VNG-Gruppe macht den

Winter sicher | ÖkoEnergie – Die Ostseeküste wird „blau“ | LNG ahoi! | Partner im Norden | Auf dem Weg zum Petroleum-Geologen | Modelloffen sive geht weiter | Immer mehr Bio im Tank | Gelb powert! Im Gespräch mit Biogas-Experte Frank Stumpf

Warmwasser

RaumheizungWärmespeicherBrennstoffzelle

H

Gasaufbereiter

Erdgas

elektr. Strom

BrennstoffzelleBrennstoffzelletitelthema anatomie eines hightech-Künstlers

Wie technisch ausgeklügelt die Wärmeversor-gung von heute ist und welche rolle erdgastech-nologien dabei spielen. mit einem exkurs zum callux-Brennstoffzellenprojekt.

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INHALT

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was hat der Oberschenkel des Kenianischen Marathon-Läufers Wilson Kipsang mit einer Brennstoffzelle gemeinsam? Wie sehr ähneln sich der Energieeinsatz im menschlichen Körper und ineiner Heizung? Und wieso brauchen Menschenkörper und Heiz-technik gleichfalls einen gesunden Menschenverstand? Finden Sie es heraus in unserem Themenschwerpunkt zum Hightech-Wärmemarkt! Dort zeigen wir Ihnen mit einem anatomischen Blick, wie clever die Wärmeversorgung von heute funktioniert und was noch alles möglich ist. Kein Zweifel: Erdgastechnologien spielen dabei eine besondere Rolle.

Liebe Leserinnen und Leser,

Man sagt ja, dass der Mensch aus seiner Nahrung Energie schöpft. Beim VNG-Trading-Chef Marco Penzhorn kommen noch zwei weitere Komponenten hinzu: Ihn spornen auch seine Kollegen und die täglichen Herausforderungen im Großhandelsgeschäft an. In unserer Rubrik WISSEN erklären wir Ihnen, wie unser Tradingfloor funktioniert und was Kunden vom „schnellen“ Handel mit Erdgas haben.

Mit Schnelligkeit hatte auch unser Redakteur zu tun als er für das Porträt der Zwickauer Energie-versorgung (ZEV) unterwegs war – und zwar in zweierlei Hinsicht. In der sächsischen Autostadt konnte er sich im Horch-Museum, das von der ZEV mit Strom und Wärme versorgt wird, die schnellen Boliden aus früheren Zeiten anschauen. Auf dem Rückweg nach Leipzig hatte er seinen eigenen Boliden zu Höchstleistungen gebracht – und fuhr prompt in eine Radarfalle.

Dass Raserei nicht nur den Geldbeutel belastet, sondern auch wenig mit verantwortungsvollem Handeln zu tun hat, hätte Dietmar Kokott unserem Redakteur sicherlich mit auf den Weg gegeben. Im Hauptstadtgespräch spricht der Vorstand des Wittenberg-Zentrum für globale Ethik über Wirt-schaftsethik in der Energiebranche und erklärt, welche Vorteile ein Leitbild für das Mammutprojekt Energiewende bringen könnte.

Wir haben unser Leitbild indes bereits gefunden – und für uns und unsere Partner sichtbar festge-schrieben. Unser Leitbild zum Nachlesen finden Sie im Internet unter www.vng-gruppe.de/leitbild.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

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Bernhard Kaltefleiter, Direktor Unternehmenskommunikation

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Safety firSt – VNG-Gruppe macht deN WiNter Sicher

K lirrende Kälte und Schneegestöber – in den vergangenen Tagen hat der

Winter in Deutschland Einzug gehalten. Wie lange er bleiben wird, kann heute noch kein Meteorologe voraussagen. Sicher ist nur, dass die Wohnzimmer auch diesmal wieder warm bleiben werden. Grund ist das „Versorgungs-sicherheitspaket“, das die deutsche Gaswirtschaft „geschnürt“ hat: Erdgas wird aus verschiedenen Bezugsquellen, über zahlreiche Transportwege und von liquiden Großhandelsmärkten bezogen. Hinzu kommen 51 Speicheranlagen al-lein in Deutschland mit einer Kapazität von rund 23 Milliarden Kubikmetern.

Damit könnten mehr als ein Viertel der jährlich in Deutschland verbrauchten Erdgasmengen eingespeichert werden. Für den Transport und die Verteilung des Erdgases steht in Deutschland zu-dem eine moderne und hochkomplexe Netzinfrastruktur mit rund 477.000 km Ferngasleitungen und Gasverteilnetzen zur Verfügung.

In diesem deutschen „Sicherheitspaket für die Erdgasversorgung“ leistet die VNG-Gruppe einen entscheidenden Beitrag. Sie ist entlang der Erdgas-Wertschöp-fungskette bestens aufgestellt, be-schafft einen Großteil der Erdgasmen-gen über langfristige Lieferverträge mit

Produzenten aus Norwegen, Russland und Deutschland sowie über die liqui-den europäischen Großhandelsmärkte. Im Infrastrukturbereich halten der unab-hängige Transportnetzbetreiber ONTRAS und der Speicherbetreiber VNG Gasspei-cher ihre Netze und Speicher jederzeit in einem sicheren und betriebsbereiten Zustand. Und auch die Investitionen der VNG-Gruppe in die Exploration und Pro-duktion von Erdgas sind ein wichtiger Garant für Versorgungssicherheit, denn damit wird langfristig der Zugriff auf nor-wegische Erdgasreserven gesichert.

MARKTBLICK

die versorgungssicherheit

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ÖKO

ENERGIE: BLOCKHEIZKRAFTWERK

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www.hotel-strandhafer.de

ÖKO

ENERGIE – DIE OSTSEEKüSTE W

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LNG ahoi!

Seit März 2012 läuft an der Ostsee-küste das Pilotprojekt ÖkoEnergie

mit dem vorrangig Hotel- und Pensionsbe-sitzer in der Region Mecklenburg-Vorpom-mern vom Potenzial eines Mini-Blockheiz-kraftwerkes überzeugt werden sollen. Für die Hotel- und Gastro nomiebranche lohnt sich die effiziente Technologie besonders, da die Energiekosten, nach den Lohnkos-ten, die zweithöchste Position bei den Ausgaben in der Gesamtkalkulation ein-nehmen. Jetzt haben die drei Projektpart-ner Stadtwerke Rostock AG, Vaillant und VNG nach anderthalb Jahren ein erstes Fazit gezogen. Rund 60 Pensionen, Hotels und Restaurants haben die Beratungsleis-tungen in Anspruch genommen, in zwölf Häusern wurden bzw. werden gerade neue BHKW installiert. Weil ÖkoEnergie damit auf einem guten Weg ist, haben die drei Partner das Pilot-projekt um zwei Jahre verlängert und sich mit dem Hocheffizienzpumpenhersteller Wilo SE und dem Fachverband Sanitär, Heizung, Klima Mecklenburg-Vorpom-

mern zwei weitere „Heizexperten“ ins Boot geholt. Ziel des Pilotprojektes bleibt es weiterhin, die Verbreitung der KWK-Technologie in Mecklenburg-Vorpommern und damit eine nachhaltige Energiever-sorgung in der Küstenregion zu fördern.

Mit gutem Beispiel voran: Hotel Strandhafer

Das Hotel Strandhafer liegt in War-nemünde nicht nur an einem der

schönsten touristischen Gebiete der Ostseeküste, sondern es versorgt seine Gäste auch zukunftsfähig und kostenef-fizient mit Strom und Gas. In dem Gäs-tehaus wurden zwei erdgasbetriebene Mini-BHKW und ein Brennwertkessel der Firma Vaillant installiert. Die BHKW-Anlage im Strandhafer erreicht im Jahr mehr als 6.000 Benutzungsstunden und produziert rund 50.000 kWh Strom. Das entspricht einem Viertel des Gesamtstromverbrau-ches im Objekt. Der Strom wird zu 100 %

Im Schiffsverkehr zeichnet sich nach Angaben der Bundesregierung eine

mögliche Umstellung der Kraftstoffba-sis von Schweröl auf Diesel sowie auf verflüssigtes Erdgas (LNG) ab. Das Bun-desverkehrsministerium wird deshalb mit allen relevanten Akteuren eine Marktein-führungsstrategie für LNG als Alternati-ve zum Schweröl entwickeln. Im Fokus stehen dabei vor allem regionale und grenzüberschreitende Pilotprojekte. Ziel

ist die Harmonisierung von Sicherheits-standards und Genehmigungsverfahren.

lng – die zukunft der schifffahrt?Experten erwarten, dass sich LNG zu ei-nem bedeutenden Treibstoff in der Schiff-fahrt entwickelt. Laut einer Studie der dänischen Seeschifffahrtsbehörde wird allein der maritime Sektor in Nordsee, Ostsee und Ärmelkanal im Jahr 2020 rund vier Millionen Tonnen LNG verbrauchen.

im Hotel verbraucht und erzielt somit die höchste Einsparung an Kosten. Sollte der Strom nicht selbst genutzt werden, wird er ins öffentliche Netz eingespeist und dem Hotel mit 11 Cent/kWh vergütet – ein wichtiges Argument für den wirtschaftli-chen Betrieb und eine schnelle Amortisa-tion des kleinen Kraftwerkes.

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HERKÖ

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LICHE ENERGIEVERSORGUNG

63 %ENERGIE-EFFIZIENZ

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PARTNER IM NORDENseit der unterzeichnung des ersten erdgasliefervertrags vor 20 Jahren verbindet die vng-gruppe und seine norwegischen Partner eine erfolgreiche und vor allem auch facettenreiche energiepartnerschaft im wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereich.

e in norWeger in leiPzigZu Ehren des wohl wichtigsten norwegischen Musikers Edvard Grieg wurde 1998 in Leipzig ein Grieg-Verein gegründet. Seit 2005 gibt es auch eine Gedenk- und Begegnungsstätte, die von der VNG unterstützt wird. In Leipzig hatte Grieg studiert und jahrelang gelebt

i nvestitionen in die zuKunftSeit 2006 investiert die VNG in die Erkundung und Erschließung von Erdgas und Erdölvorkommen auf dem norwegischen Konti-nentalschelf. Die VNG Norge ist heute, nur sieben Jahre nach ihrer Gründung, ein verlässlicher und vor allem auch anerkannter E&P-Spezialist in Norwegen.

d er „schrei“ in rostocKDer norwegische Expressionist Edvard Munch verbrachte 1907/08 in einem alten Fischerhaus in Warnemünde eine inten-sive Schaffensperiode. Heute ist das Haus restauriert und dient als kulturelle Begegnungsstätte für Deutsche und Norweger. Die VNG ist einer der Förderer des Munch-Hauses.

e s Waren einmal ein Paar sKi, …… die der Norweger Rolf Wiborg Thune mit nach Oberhof brach-te. Es waren die ersten in der thüringischen Stadt und sollten der Anfang einer engen Verbundenheit sein. Die Partnerschaft zwischen Oberhof und Lillehammer besteht seit 1993 und wird von der VNG unterstützt.

e nergetischer fall der mauer1993 schließt die VNG den ersten langfristigen Liefervertrag für norwegisches Erdgas ab. Seit Lieferbeginn hat sie rund 55 Mrd. Kubikmeter norwegisches Erdgas erhalten. Früher wie heute bilden diese langfristigen Lieferverträge mit den norwegischen Partnern die wirtschaftliche Basis unserer Partnerschaft.

s tudenten-„träume“ gehen in erfüllungDie VNG unterstützt mit ihrer Initiative VNG-Campus ein inter-nationales Forschungsnetzwerk. Mit dabei: Die norwegische Uni NTNU Trondheim, an der sich deutsche, tschechische und polnische Studenten ihren Traum vom Auslandssemester er-füllen können.

d as aus für die „dunstglocKe“Umweltfreundliches Erdgas – auch aus Norwegen – hat ein neues Versorgungszeitalter in Ostdeutschland eingeleitet. Es hat dabei geholfen aus einst kohleverschmutzten Großstädten attraktive Metropolen zu machen. Auch für das Gelingen der Energiewende ist „sauberes“ norwegisches Erdgas unverzichtbar.

KonsulatsangelegenheitenIm Hause der VNG in Leipzig befindet sich seit 1996 der Sitz des Honorarkonsulats des Königreichs Norwegen. Es ist zuständig für Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Der VNG-Vorstandsvorsitzende ist seit 1998 traditionell auch Ho-norarkonsul.

MARKTBLICK

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text Simone Höfer, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Andreas Miller, Geowissenschaftler an der Technischen Universität Bergaka-

demie Freiberg handelt am liebsten nach dem Motto: „Selbst mit Hand anlegen“. An der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) in Trond-heim, an der er seit September 2013 ein Auslandssemester absolviert, hat er die Möglichkeit dazu. „Hier gibt es neben den englischsprachigen Vorlesungen sehr viele übungen, bei denen die Stu-denten geophysische Daten bearbeiten und auswerten können. Oder sie erheben sie sogar selbst.“ Für seinen Kurs Mineral Exploration Geophysics, auf Deutsch Geo-physikalische Methoden im Bergbau, ist er zusammen mit seinen Kommilitonen und einem Magnetometer aufgebrochen, um die Schwankungen des Erdmagnetfeldes des Trondheim Fjords zu messen. Diese Werte können Hinweise auf bisher unent-deckte Erzlagerstätten liefern.

Es ist nicht sein erster Auslandsaufent-halt. Schon vor seinem Masterstudium an der TU Freiberg hat Andreas Miller ein Jahr lang an der University of Oklahoma stu-diert, um sich auf dem Spezialgebiet der Erdöllagerstätten-Technik fortzubilden. Später reiste er für seine Bachelorarbeit 2011 als Werkstudent nach Usbekistan und untersuchte dort im Auftrag des

deutschen Tochterunternehmens des rus-sischen Erdgasrunternehmens Gazprom eine Gaslagerstätte.

Kurz vor dem Abschluss seines Master-studiums krönt er seine Ausbildung mit einem Auslandssemester an der größten technischen Universität Norwegens: „Ich will weiter internationale Erfahrungen sammeln“, sagt Miller, „und Kurse auf dem Gebiet der Erdöl-Geologie absolvieren. Kurse wie zum Beispiel Petroleum-Geolo-gie oder Carbonat-Charakterisierung, die die auf Erze spezialisierte Freiberger Uni-versität nicht anbietet.“ Eine große Hürde waren die hohen Lebenshaltungskosten in Norwegen. Das Auslandsamt der TU Berg-akademie Freiberg riet ihm, sich bei der VNG-Stiftung für ein Stipendium zu bewer-ben. Sein Freiberger Professor konnte ihn aufgrund seiner guten Studienleistungen empfehlen und so wurde Andreas Miller als Stipendiat ausgewählt. Er ist der 300. Stipendiat des Förderprogramms VNG-Campus, das VNG schon im Jahr 1994 initiiert hat.

Seinem Berufswunsch Petroleum-Geolo-ge ist Andreas Miller mit dem Auslandsse-mester in Norwegen einen Schritt näher ge-kommen. Wenn er im kommenden Jahr sein Masterstudium in Freiberg abgeschlossen hat, möchte er bei einem Erdölförderun-ternehmen im Bereich Exploration und Produktion arbeiten. Dann wird es seine Aufgabe sein, neue Erdölvorkommen zu

suchen und zu beurteilen, ob sich eine För-derung für das Unternehmen lohnt. Sein Beruf wird ihn voraussichtlich weiter um die Welt schicken. Dafür ist er nicht nur fachlich gut gerüstet, auch seine interna-tionalen Kontakte und seine guten Sprach-kenntnisse werden ihm weiterhelfen.

Mit seinem Berufswunsch geht Andreas Miller zurück zu seinen Wurzeln. Der 28-jäh-rige wurde in der nordwestrussischen Stadt Uchta geboren. Eine mittelgroße Stadt in-mitten von Taiga und Tundra, die in den 30er Jahren eigens gegründet wurde, um die reichen Öl- und Gasvorkommen in der Region zu heben. „Mein Vater arbeitete in Uchta als Bohrarbeiter in der Erdölförde-rung. Das hat mich geprägt“, erzählt Miller.

VNG hat die Initiative VNG-Campus im Jahr 1994 ins Leben gerufen. Ziel ist es, jungen Studierenden internatio-nale Erfahrungen zu ermöglichen und den wissenschaftlichen Austausch zwi-schen den Technischen Hochschulen in Freiberg, Trondheim, Prag und Krakau zu fördern. Neben Auslandspraktika, Auslandssemestern, Sprachkursen und Forschungsprojekten werden über das Förderprogramm auch Gastvorlesungen sowie die Teilnahme junger Wissen-schaftler an internationalen Konferen-zen finanziert. www.vng-campus.de

Info

auf dem WeG zum petroLeum-GeoLoGeNvng-campus-initiative vergibt 300. stipendium seit 1994 | freiberger geologiestudent forscht mit vng-unterstützung an der technisch-naturwissenschaftlichen universität norwegens (ntnu) in trondheim.

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reichweitegrößere

immer mehr Bio im taNkNoch vor wenigen Jahren war Bioerdgas im Tank eine

Seltenheit. Inzwischen gibt es den grünen Kraftstoff an immer mehr Tankstellen. Laut des Branchenverbands „erdgas mobil“ bieten aktuell 170 der deutschlandweit 920 Erdgastankstellen reines Bioerdgas an. An weiteren 160 Zapfsäulen wird es beigemischt. Erdgas als Kraftstoff hat schon eine sehr gute Umweltbilanz, weil es bis zu 25 Prozent weniger CO2 als Benzin verursacht. Mit reinem Bio-erdgas sinkt der CO2-Ausstoß sogar um bis zu 97 Prozent. Im Vergleich zu Diesel entstehen rund 95 Prozent weniger Stickoxide. Feinstaub wird nahezu gar nicht emittiert.

übrigens: Auch die VNG-Erdgastankstellen GmbH bietet an allen Standorten 100 Prozent Bioerdgas als Kraftstoff an.

www.erdgastanken.vng.de

Auf der IAA in Frankfurt wurde eines ganz deutlich: Erdgasfahrzeuge

sind weiter auf dem Vormarsch. Sicht-bares Zeichen sind zum einen die stei-genden Zulassungszahlen: Im ersten Halbjahr 2013 wurden 4.250 Fahrzeuge zugelassen und damit 1.350 mehr als im Vorjahreszeitraum. Zum anderen steigt auch die Anzahl der Fahrzeugmodelle. Fiat bietet den Minivan 500 L mit Erd-gasantrieb an, Audi hat mit dem A3 sein erstes Erdgasfahrzeug überhaupt an den Start gebracht und auch Mercedes lässt seine E-Klasse mit Erdgasantrieb wieder

aufleben. Neu hinzukommen im Mittel-klassesegment auch der VW Golf und der Seat Leon. Auffällig bei allen Modellen: Die Gesamtreichweiten im kombinierten Erdgas- und Benzinbetrieb sind mittler-weile sehr hoch und liegen teilweise bei über 1.200 Kilometern. Auch wenn das Erdgastankstellennetz in Deutschland mit etwa 920 Tankstellen flächende-ckend ausgebaut ist, dürften die hohen Reichweiten der neuen Erdgasfahrzeuge damit für mehr Gelassenheit beim Tan-ken sorgen.

MODELLOFFENSIVE GEHT WEITERFahrzeugbranche bringt neue Modelle mit größerer Reichweite auf den Markt.

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gelB PoWert!

Die Schmack Biogas GmbHaus Schwandorf ist einer der führenden deutschen Anbieter von Biogasanla-gen. Seit 1995 setzt das Unternehmen den Standard für Biogasanlagen mit hoher Effizienz und Wirtschaftlich-keit. Weltweit wurden über 300 Anlagen errichtet. Seit Januar 2010 ist Schmack Biogas ein Unternehmen der Viessmann-Gruppe.

Schmack Biogas GmbH

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Woher stammt die idee, die „durchwachsene silphie“ als energiepflanze zu nutzen?Schon in den 70er Jahren wurde die Durchwachsene Silphie als Alternative in der Rinderfütterung in Feldversu-chen getestet. Die Erträge und Nährstoffgehalte der Silphie waren vielversprechend, lei-der haben die Kühe sie wegen ihrer Behaarung verschmäht. Da jedoch die Mini-Lebewe-sen im Biogas-Fermenter sehr gut mit diesem Futter zu Recht kommen, wird nun geprüft, ob sich Silphie als Energiepflanze eignet. Was macht die gelbe Powerblu-me so besonders?Wie der Mais zeichnet sie sich durch eine hohe Biomasse und eine hohe Biogasausbeute aus. Im Vergleich zum einjährigen Mais ist sie in ihrer Pflege aber weitaus unkomplizierter. Be-sonders an trockene Standorte

kann sie sich gut anpassen, da sie Wasser nicht nur über den Boden, sondern auch über ihre becherförmigen Blätter aufnimmt. Silphie ist eine sogenannte Dauerkultur und kann mindestens zehn Jahre lang regelmäßig geerntet wer-den. Sie verwertet Dünger sehr effektiv und kommt ab dem zweiten Jahr ganz ohne Pflan-zenschutzmittel aus. Zudem blüht Silphie sehr lange und ist damit als Bienenweide ge-eignet. Auf vielen Ackerflächen mit schlechten Bodenbedin-gungen muss man einen sehr hohen Aufwand betreiben, um überhaupt etwas zu ernten. Sil-phie kommt hier besser als an-dere Nutzpflanzen mit schwie-rigen Umweltfaktoren zurecht und ist somit eine wertvolle Alternative für den Landwirt.

Wenn sie besser als mais für die Biogasproduktion geeignet ist, warum wird sie dann noch nicht flächendeckend genutzt?Bisher ist der Anbau von Silphie meist auf Versuchsparzellen beschränkt. Langzeiterfahrun-gen in unseren Klimaregionen gibt es noch nicht. In Europa wird der Mais seit Jahrzehn-ten auf mehreren Millionen Hektar angebaut. Der Land-wirt weiß, wie man Mais sät, pflegt und erntet. Bei Silphie

eine gelbe Blume – die „durchwachsene silphie“ – könnte die energiepflanze der zukunft sein. sie hat genauso viel energie wie mais in sich gespeichert, ist aber wesentlich unkomplizierter in der „aufzucht und haltung“. Wir haben bei frank stumpf von der schmack Biogas gmbh nachgefragt, was es mit der Power-pflanze auf sich hat und wie aus ihr Bioerdgas wird.

muss man das alles erst noch erproben. Bisher müssen wir die Jungpflanzen auspflanzen, weil wir noch kein etabliertes Saatverfahren gefunden ha-ben. So wurden zum Beispiel die jungen, in einer Gärtnerei gezogenen Pflanzen im letzten Jahr noch per Gemüsepflanz-maschine mit viel Handarbeit ausgebracht.

Wird erdgas bald gelb? oder anders: Wie sieht ihre „sil-phie-Prognose“ für die nächs-ten fünf Jahre aus?Silphie muss sich jetzt in der Landwirtschaft beweisen. Wird sie die hohen Biomasse-erträge der Versuchsparzellen auch in der Praxis erreichen? Finden wir ein Verfahren für die Aussaat? Wird mit der Silphie im Biogasfermenter wirklich genauso viel Gas erzeugt wie mit Mais? Wenn wir in den nächsten fünf Jahren darauf zufriedenstellende Antworten finden, dann haben wir gute Ansätze, um das grüne Bio-erdgas aus Biomethananlagen noch ein bisschen bunter zu machen. Vor allem aus ökologi-schen Gesichtspunkten sehen wir die Durchwachsene Silphie als potenzielle Alternative zu den bisher gängigen Energie-pflanzen.

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WÄRME

maxmin maxmin

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TITELTHEMA

Mikro-BHKW

Smart Grid

ERDGAS

Brennstoffzelle

Hybrid-Gas-Brennwertgerät

Strom

Gas-Brennwertgerät

GAS-WÄRMEPUMPE SmArt Home

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aNatomie eiNeS hiGhtech-küNStLerS

Wie der menschliche Körper ist auch die Wärmever-sorgung heutzutage ein ausgeklügeltes System. Um leistungsfähig zu sein, setzt es Energie möglichst effizient ein. Ein anatomischer Blick zeigt, wie clever die Wärmeversorgung schon heute funktioniert und was noch alles möglich ist. Erdgastechnologien spie-len dabei eine besondere rolle.

Seine Entdeckung war einfach, seine Idee genial. Als der Müllermeister Richard Vetter aus Peine in den 1970er Jahren

Wasser beim Verdampfen beobachtete, stellte er fest: Sobald der Dampf kondensiert, wird Wärme frei. Dieses physikalische Gesetz nutzte er für die Konstruktion eines

völlig neuen Ofens. Vetter baute ihn so, dass er nicht nur die Hitze verwendet, die beim Verbrennen von Gas und Öl entsteht. Nein, der Ofen verwendete auch die 150 Grad heißen Abgase, die sonst ungenutzt durch den Schornstein gingen. Vetter leitete den Dampf über Wärmetauscher, ließ ihn abkühlen bis er kon-densierte und heizte so auch noch Wasser auf. Fünf Millionen Mark investierte er in seine Idee. Als seine Brotfabrik abbrannte, steckte er fast die ganze Versicherungssumme in das Projekt. Der Einsatz zahlte sich aus. Richard Vetter revolutionierte die Heiztechnik und ebnete der Brennwerttherme den Weg. 1982 ging der erste Vetter-Ofen in Serienproduktion.

maxmin maxmin

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Erdgas-solar-systEm

BrennwetrttechnikBrennwetrttechnik

müllermeister richard vetter: BrennWert statt BrotfaBriK

Richard Vetter verstarb im Jahr 2000, sein Vermächtnis ist gewaltig. Heute gilt die Brennwerttechnik als eine der effizientesten, umweltschonendsten und zuverlässigsten Heiztechnologien überhaupt. Sie setzt die Energie zu bei-nahe 100 Prozent um, spart gegenüber Niedertemperaturheizkesseln bis zu 30 Prozent ein und ist nach mehr als zwanzig Jahren auch technisch ausgereift. Heute basiert knapp ein Fünftel aller deutschen Heizungen auf der Brennwerttechnik. Bei den neu angeschafften Heizungen liegt die Brennwerttechnik sogar noch deutlicher vorn. Hier hat sie einen An-teil von 66 Prozent. Als Nummer eins unter den Brennwertheizungen hat sich die Gasbrennwertheizung etabliert. Im vergangenen Jahr sind rund 400.000 neue Geräte in die deutschen Keller ein-gezogen, das sind fast 60 Prozent aller neuen Wärmeerzeuger. Der Bundes-industrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) sieht die Brennwerttechnik als „Schlüssel-technologie“ im Wärmemarkt. Weil sie so viel aus dem Brennstoff herausholen, wird sich die Zahl der Brennwertgeräte BDH-Prognosen zufolge bis 2030 auf 10,6 Millionen fast verdreifachen.

Sind die technischen Möglichkeiten da-mit ausgereizt? Ja und nein. Mehr Wärme lässt sich aus einer Brennwerttherme zwar kaum herausholen. Allerdings lässt sich bei der eingesetzten Energie spa-ren – mit sogenannten Hybrid-Systemen.

hyBrid-systeme: denn auch der mensch leBt nicht vom Brot allein

Schon in der Bibel stand: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Bekommt ein Körper ausschließlich Kohlenhydrate, so ist er nicht ideal ernährt – und weniger leistungsfähig, als er sein könnte. Die Bi-bel empfiehlt neben dem Brot vor allem auch gesunde geistliche Nahrung. Ob das reicht, ist Glaubenssache. Unumstritten ist hingegen, dass der Körper auch Vita-mine, Mineralstoffe, Eiweiße und Fette braucht. Der richtige Mix macht’s.

Ähnlich ist es bei Heizungen. So kombi-nieren etwa Hybrid-Systeme verschiedene Wärmequellen miteinander – in der Regel herkömmliche Brennstoffe und erneuer-bare Energien. So speichern sie Wärme auf Vorrat. Die Techniken gibt es bereits in zahlreichen Varianten, wobei sich die Kombination aus Erdgas-Brennwert und Solar als Standard etabliert hat. Dabei erzeugen die Brennwertheizung und die

Brennwertgeräte nutzen nicht nur die Wärme beim verbrennen der ener-gierohstoffe, sondern auch die Kondensationswärme (latente Wärme) der verbrennungsabgase. damit setzt die Brennwerttechnik die energie zu fast 100 Prozent um.

die faKten ca. 30 Prozent energieersparnis ca. 15 Prozent mehr Wirkungsgrad Breite modellpalette für alle anwendungsbereiche ausgereifte technik Platzsparende geräte Kombination mit erneuerbaren möglichWarmwasser

RaumheizungWärmespeicherErdgasbrennwertkessel

Erdgas

BRENNWERTTECHNIK IST DIE SCHLüSSEL-

TECHNOLOGIE IM WÄRMEMARKT.

TITELTHEMA

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Erdgas-solar-systEm

Brennwetrttechnik

Solarkollektoren die Wärme gemeinsam. Im Sommer liefern die Kollektoren genü-gend Energie für Heizung und Warmwas-ser und der Brennwertkessel bleibt aus. Er springt erst an, wenn die Sonnenstrahlen nicht mehr ausreichen. In den letzten Jah-ren stieg die Zahl von Hybridheizungen in Deutschland stark, vor allem die Zahl solarthermischer Anlagen nahm enorm zu. Mittlerweile sind rund 1,8 Millionen solcher Heizungen auf den Dächern der Republik installiert. Die Gesamtfläche der Kollektoren beträgt 16,5 Mio. m². Zusam-men bringen sie eine Wärmeleistung von 11,5 GW – Tendenz steigend. Auch die erdgas- oder strombetriebene Wärme-pumpe spielt eine immer wichtigere Rolle. Immerhin zieht sie bis zu 75 Prozent ihrer Energie „kostenlos“ aus dem Erdreich, der Luft oder dem Grundwasser. Die restli-che Energie kommt aus der Erdgasleitung oder der Steckdose.

das BlocKheizKraftWerK: Wenn KöPfe rauchen und hotels heizen

Aus seiner Nahrung schöpft der Mensch Energie und setzt sie für verschiedene Zwecke ein. So muss er etwa seine Tem-peratur konstant halten, die Muskeln be-wegen, die Nerven auf Trab halten und das Gehirn versorgen. Auch dort wird ver-brannt. Nicht umsonst raucht einem nach angestrengter Denkleistung der Kopf.Ähnlich verhält es sich mit der Heiztech-nik. Auch hier ist es möglich, die einge-setzte Energie für verschiedene Zwecke zu

verwenden. Bestes Beispiel sind Block-heizkraftwerke (BHKW). Sie arbeiten ähn-lich wie industrielle Großkraftwerke nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Mit dieser Technik holen sie aus dem Brennstoff nicht nur Wärme heraus, sondern produzieren auch Strom. „Da-mit lassen sich 30 bis 40 Prozent Ener-gie gegenüber der getrennten Strom- und Wärmeerzeugung sparen“, sagt Marek Preißner, VNG-Experte aus dem Bereich Technische Dienstleistungen. Der Betrieb von BHKW ist mit verschiedenen Brenn-stoffen möglich, unter anderem mit Erd-gas, Flüssiggas oder Heizöl. „Betreibt man die Geräte mit umweltfreundlichemErdgas, reduziert sich auch der Kohlen-dioxidausstoß um mehr als 30 Prozent“, erklärt Preißner weiter.Die BHKW-Geräte gibt es in vielen Va-rianten – von so genannten Mini- und Mikro-BHKW bis zu Anlagen, die über ein Nahwärmenetz ganze Stadtteile oder Industriegebiete mit Strom und Wärme versorgen. Gerade im mittleren Leistungs-bereich sind sie seit vielen Jahren vor al-lem im Gewerbe im Einsatz. „Besonders für die Nahwärmeversorgung sind BHKW heute eine echte Alternative, etwa bei der Sanierung von Bestandsgebäuden, im Neubau von Wohnobjekten- und in Gewerbegebieten“, sagt Preißner. Die Möglichkeit, sich mit Strom und Wärme zu versorgen, komme immer besser an. Loh-nen würde sich die Technologie vor allem für diejenigen Verbraucher, die konstant viel Warmwasser verbrauchen. Für den Einsatz in Ein- und Zweifamilienhäusern

über 1.500 stunden scheint die sonne im Jahresdurchschnitt – ideale voraussetzungen also für die erdgas-solar-heizung. die solarkollektoren auf dem dach und der erdgas-Brennwertkessel sorgen gemeinsam für die Wärme im haus. der Kessel springt erst an, wenn die sonnenstrahlen nicht mehr ausreichen, um das Wasser zu erwärmen. die zentrale einheit im system ist der Wärmespeicher.

die faKten solar liefert rund 60 Prozent fürs warme Wasser und rund 20 Prozent

für die heizung schrittweiser ausbau der hybridheizung möglich vielzahl an fertigen systemlösungen Warmwasser

RaumheizungWärmespeicher

solarthermie-anlage

Erdgasbrennwertkessel

Erdgas

erDGAs-solAr-system

DIE KOMBINATION AUS ERDGAS-BRENNWERT UND SOLAR HAT SICH ALS STANDARD ETABLIERT.

BHKW HOLEN NOCH MEHR AUS DEM BRENNSTOFF HERAUS.

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seien die Anlagen dagegen heute noch zu preisintensiv, meint Preißner. Jährlich werden derzeit circa 3.000 kleine KWK An-lagen installiert. Steigende Strompreise würden die Geräte aber auch hier über kurz oder lang attraktiv machen. Preißner plädiert dafür, die Anreize für die Markt-einführungsphase deutlich zu erhöhen, um die Investitionskosten der Anlagen zu senken. Und auch das „Antragswesen“ müsse weiter vereinfacht werden.

die Brennstoffzelle: fit Wie KiPsangs oBerschenKel

Leistungssportler unterscheiden zwi-schen zwei Dingen: anaerob und aerob. Damit ein Muskel arbeiten kann, muss aus Glukose Energie gewonnen werden. Und dafür gibt es eben diese zwei Mög-lichkeiten. Die anaerobe kommt ohne Sauerstoff aus und hat einen Vorteil: Sie geht schnell. Der Haken: Sie ist wenig effizient – also eher etwas für 100-Meter-Läufer oder Gewichtheber. Sie brauchen sofort Energie, müssen aber nicht lange durchhalten. Anders ist es bei der aero-ben Energiegewinnung, für die Sauer-stoff nötig ist. Sie dauert zwar länger, ist aber wesentlich effizienter. Also eher et-was für Marathon-Läufer. Im September stellte der Kenianer Wilson Kipsang in Berlin mit 2:03:23 Stunden einen neuen Weltrekord auf. Wer es so weit bringt, kann ein Lied vom effizienten Umgang mit Energie singen.

Bei keiner der Methoden wird etwas verbrannt, beide gehen auf chemische

Reaktionen zurück. In der Heiztechnik lässt sich ebenfalls mit chemischen Re-aktionen arbeiten – und die Effizienz ist genau so wie in Kipsangs Oberschen-keln. Denn auch wenn BHKW-Anlagen die derzeit beste Technologie zur flexi-blen und klimafreundlichen Strom- und Wärmeerzeugung mit Erdgas sind und einen hohen Wirkungsgrad haben. In Sa-chen Effizienz ist immer noch Luft nach oben. Möglich machen das Heizungen mit Brennstoffzellen. Mit Gesamtwir-kungsgraden von mehr als 95 Prozent gelten sie besonders für Ein- und Zwei-familienhäuser als die Heiztechnik und Energiequelle der Zukunft. In ihnen fin-det wie im Muskel keine Verbrennung mehr statt, sondern eine elektroche-mische Reaktion. Neben ihrer Effizienz haben Brennstoffzellen noch weitere Vorteile. Sie arbeiten völlig ohne Mecha-nik und ohne Lärm. Hinzu kommt, dass ihre elektrische „Ausbeute“ gegenüber herkömmlichen KWK-Systemen deutlich höher ist. Während KWK-Systeme zwi-schen 15 und 25 Prozent der im Erdgas enthaltenden Energie in Strom umwan-deln, schaffen Brennstoffzellen je nach Typ elektrische Wirkungsgrade von 30 bis 60 Prozent. „Das ist ökonomisch und ökologisch besser, weil Strom im Vergleich zu Wärme aufgrund seiner aufwendigen Erzeugung die wertvollere Energieform ist“, erklärt Dr. Marc-Simon Löffler vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Würt-temberg in Stuttgart (ZSW). Seit Jahren testen ausgewählte Gerätehersteller und

im BhKW wird erdgas in einem motor verbrannt und damit ein generator angetrieben. der generator liefert den strom, die verbrennungswärme wird in den heizkreislauf überführt. KWK-anlagen können aber nicht nur Wärme erzeugen, sondern auch Kälte. dabei treibt die Wärme aus der KWK-anlage während der sommermonate eine Kältemaschine an. die kühlt nicht nur die räume, sondern erhöht auch die auslastung der KWK-anlage in zeiten schwacher Wärmenachfrage.

die faKten ca. 90 Prozent gesamtwirkungsgrad ca. 30 Prozent energieersparnis gegenüber der getrennten erzeugung

von strom und Wärme vielzahl an geräten mit unterschiedlichen leistungsklassen

Warmwasser

BHKW Wärmespeicher

Erdgas

elektr. Strom

Raumheizung BhkwBHKW

DIE CHEMIE STIMMT UND DIE EFFIZIENZ ERST RECHT.

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Energieversorger die Brennstoffzellen für das Eigenheim, beispielsweise im bundesweit größten Praxistest „Callux“. Und auch im Aktionsbündnis Initiative Brennstoffzelle (IBZ) haben sich eine Vielzahl an Unternehmen und Initiativen zusammengeschlossen, um die Brenn-stoffzellentechnologie voranzubringen. Lange ließ der Erfolg auf sich warten. Doch jetzt hat der erste Hersteller ein serienreifes Geräte auf den Markt ge-

BrennstoffzelleBrennstoffzelle

in der Brennstoffzelle kommt es zu einer direkten umwandlung der che-misch gebunden energie des Brennstoffs in strom und Wärme. dabei fin-det keine verbrennung mehr statt wie im BhKW. grundvoraussetzung für die Brennstoffzelle ist Wasserstoff, dar aus wasserstoffreichem erdgas gewonnen wird.

die faKten elektrische Wirkungsgrade je nach typ von 30 bis 60 Prozent Kaum schadstoff- und geräuschemissionen Kein mechanischer verschleiß ca. 30 Prozent energieersparnis gegenüber der getrennten erzeugung

von strom und Wärme vorrangiger einsatz in ein- und zweifamilienhäusern und gebäuden

mit niedrigem Wärmebedarf. es gibt aber auch Brennstoffzellen für das gewerbe.

bracht. Weitere Anbieter werden im Laufe des nächsten Jahres folgen. Bis solche Brennstoffzellen-Erfolge wie in Japan auch in Deutschland Realität werden, wird es aber sicher noch dauern. Im Land der aufgehenden Sonne sind bereits über 20.000 Brennstoffzellen-Heizgeräte in Eigenheimen installiert. Grund dafür ist unter anderem eine staatliche Förderung und eine gemeinschaftliche Vermark-tung der unterschiedlichen Geräte.

Warmwasser

RaumheizungWärmespeicherBrennstoffzelle

H

Gasaufbereiter

Erdgas

elektr. Strom

Brennstoffzellen-heizung: fit für die masse?

Brennstoffzellen sind große Hoffnungsträger für eine saubere, dezentrale Energieversorgung. Doch während die Nutzung der Brennstoffzelle im Auto trotz wiederkehrender Ankündigungen der Automobilhersteller bis heute nur in Ansätzen realisiert ist, bewegt sich im Bereich der Brennstoffzellen-Heizgeräte für Eigenheime und Gewerbeeinheiten Einiges. Hersteller erzielen mit Praxistests erstaunliche Fortschritte bei Größe, Gewicht oder Nutzungsgrad. Eine breite Markteinführung in den kom-menden Jahren wird zum realistischen Szenario.

Text Martin Jendrischik

Fünf Jahre nach dem Start von Callux, dem großen Praxis-test „Brennstoffzelle fürs Eigenheim“ sind die Fortschritte in der Effizienz-Technologie, die sowohl Strom wie auch Wärme erzeugt, unverkennbar. „Callux ist ein äußerst wichtiger Mei-lenstein auf dem Weg zur Serie“, berichtet Jens Wichtermann, Unternehmenssprecher von Vaillant. Der Remscheider Hei-zungsbauer gehört zu den Herstellern, die mit der Brenn-

stoffzelle den Heizungsmarkt umkrempeln wollen – in den kommenden Jahrzehnten.

Im Rahmen vom Callux-Projekt testen fünf Energieversorger, darunter die VNG, bis heute mehr als 360 Brennstoffzellen-Heizgeräte von Vaillant, Baxi Innotech und Hexis im Feld. Bis 2016 sollen ca. 200 weitere Anlagen hinzukommen. Ergeb-nis? „Bis heute wurden Erfahrungen aus mehr als 2,9 Mio. Betriebsstunden gesammelt“, weiß Ute Scholz, Hauptrefe-rentin Technische Dienstleistungen bei der VNG. Sinkende Investitionskosten, höhere Anlagenverfügbarkeit, niedrigerer Wartungsaufwand, weniger Platzbedarf und eine deutliche Verbesserung der Nutzungsgrade wurden beispielsweise realisiert.

„Wir erleben derzeit, dass auch die Handwerker sich für die neue Technologien öffnen“, erzählt Scholz von einer weiteren Veränderung am Markt. Doch trotz der positiven Entwicklung, kostet der Übergang vom Feldtest zur breiten Marktreife wei-terhin noch Zeit. Mitte 2016 läuft das Callux-Projekt aus. Da-mit die erheblichen Preisunterschiede zur heute alltäglichen Brennwerttechnik vermindert werden, sind sowohl höhere

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Stückzahlen und Förderprogramme notwendig. Hier haben Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen inzwischen die ersten Schritte gemacht. Läuft die weitere Markteinführung optimal, könnte der Absatz laut Marktstudien auf ca. 70.000 Geräte pro Jahr in 2020 steigen.

Für die Energiewende ist die Brennstoffzelle im Keller von besonderer Bedeutung: „Im Callux-Projekt testen wir mit der Callux-Box eine standardisierte Kommunikationsschnittstel-le“, erklärt Dr. Marc-Simon Löffler vom Zentrum für Sonnen-energie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg

Philipp Klose, Geschäftsleitung Technik BAXI INNOTECH

„Brennstoffzellen-Heizgeräte zählen zu den Hocheffizienz-Tech-nologien der Heizungsbranche. Die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme mit Gesamtwirkungsgraden von über 95 % führen zu höchsten Primärenergieeinsparungen.“

Dr. Jens Wichtermann, Unternehmenssprecher Vaillant

„Nahezu alle Hersteller verfolgen eigene Konzepte und Kooperationen mit Stack-Her-stellern, um mehrere Brennstoffzellen in Reihe zu schalten. Hier liegen Potenziale für Kostensenkungen.“Hinweis der Redaktion: Von einem Stack spricht man, wenn mehrere Brennstoffzellen in Reihe zusammengeschaltet werden.

Andreas Ballhausen, Sprecher der Initiative Brennstoffzelle

„Für eine erfolgreiche Markteinführung der namhaften europäischen Heizgerätehersteller ist die Förderung der innovativen Technologie durch entsprechende Marktanreize und Programme eine wichtige Voraussetzung.“

(ZSW), das Callux wissenschaftlich begleitet. Neben der Er-fassung relevanter Gerätedaten sowie der Fernwartung wird hiermit auch erprobt, wie mehrere Geräte zu virtuellen Kraft-werken zusammengeschaltet und je nach Bedarf gesteuert werden können.

Ziel von Callux ist es, Heizungen auf Basis von Brennstoffzel-len bis 2016 marktfähig zu machen. Der nächste Schritt ist der Aufbau von Lieferketten sowie die Schulung der Marktpartner. Damit aus dem erfolgreichen Feldversuch bald die Effizienz-Revolution im Heizungskeller wird.

DAS SAGEN DIE EXPERTEN zur Brennstoffzelle

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die Kluge verteilung: eine Baderegel der heiztechniK

Kinder lernen schon für das Seepferd-chen die wichtigsten Baderegeln. Eine heißt: Nach dem Essen zwei Stunden nicht ins Wasser. Und warum? Weil die Blutbahn des Körpers aus vielen ver-schiedenen Kreisläufen besteht, die je nach Bedarf zu- und abgeschaltet wer-den. Wenn der Verdauungsapparat zu tun hat, wird er vorrangig mit Blut ver-sorgt. Andere Organsysteme bekommen dann weniger ab, Hochleistungssport und Badespaß sind also Tabu. Der Körper ist ein Meister darin, dieses System zu steuern und die Versorgung der einzel-nen Systeme aufeinander abzustimmen.

Auch das lässt sich auf die Heiztech-nik übertragen. Denn wie gut die Geräte auch immer sind, ohne eine kluge Wär-meverteilung sind sie wenig wert. „Die Heizkreispumpe bringt die Wärme an ihren Bestimmungsort und ist somit ein wichtiger Teil für die Wirtschaftlichkeit und Effizienz einer Heizungsanlage“, sagt Ute Scholz, die bei VNG für inno-vative Gasanwendungen zuständig ist. „Ohne die richtige Verteilung der Wärme können auch die modernsten Heizungs-systeme ihre Effizienzwerte nicht errei-chen.“ Besonders wichtig ist hierbei der so genannte hydraulische Abgleich. Da-bei werden die einzelnen Komponenten der Heizanlage exakt aufeinander abge-stimmt, so dass die erforderliche Wärme nur dorthin gelangt, wo sie auch benötigt wird. Dazu gehört auch die Installation einer Hocheffizienzpumpe und das An-bringen von voreinstellbaren Ventilen an

den Heizkörpern. „Leider wird der hyd-raulische Abgleich selten durchgeführt“, sagt Scholz, „womit sich die Effizienz der gesamten Heizungsanlage deutlich re-duziert.“

zeolith: der WärmesPeicher für Kalte zeiten

Auch beim Speichern von Energie geht der Körper klug vor. In „guten Zeiten“ la-gert er nicht verbrannte Nahrungsfette als Depotfette ein und wappnet sich so für schlechte Zeiten.

Genauso klug wie die Energiespeicher im Körper könnten bald auch Speicher in Heizungsanlagen sein. Insbesondere an Langzeitspeichern wird derzeit intensiv geforscht. Wie die Depots des Körpers speichern sie Wärme, die etwa durch die Solarheizung im Sommer erzeugt wird und geben sie erst im Winter wieder frei. Eine sehr vielversprechende Möglichkeit bietet ein Material namens Zeolith. Es ist ein Silikat, das natürlich vorkommt und auch künstlich hergestellt werden kann. Seine besondere Eigenschaft: Bei Wär-mezufuhr kühlt es ab, bei Wasserzufuhr setzt es Wärme frei. Für die Langzeitspei-cherung ist das Prinzip ein Segen. Denn im Sommer kann das Material die Wärme der Solaranlage aufnehmen, die nicht gebraucht wird, weil die Heizung nicht läuft. Umgekehrt funktioniert es im Win-ter. Durch die Zufuhr von Wasser wird die gespeicherte Wärme wieder freigesetzt. Dieser Vorgang lässt sich beliebig oft wiederholen. Bisher können die Forscher viermal so viel Energie speichern wie in

OHNE EINE KLUGE VERTEILUNG SIND DIE BESTEN HEIZGERÄTE WENIG WERT.

ZEOLITH IST EIN SEGEN FüR DIE LANGZEIT-SPEICHERUNG.

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Pufferspeichern vergleichbarer Größe, theoretisch ist eine bis zu zehnmal so große Speicherfähigkeit möglich.

smarte steuerung: der stoff zum denKen

So wie es bei Heizgeräten und Speicher-möglichkeiten immer mehr effiziente Lö-sungen gibt, sind in jüngster Zeit auch Entwicklungen vorangekommen, die mehr Intelligenz in den Wärmemarkt bringen. Diese laufen unter Bezeich-nungen wie Smart Home, Smart House oder Smart Living. Das sind Systeme, die das Haus und alle technischen Geräte mit einander vernetzen und via Smartphone, Tablet oder PC steuerbar machen. Als Vorbild dient das „schlaue“ Stromnetz (Smart Grid), das in den ver-gangenen Jahren in immer mehr Städten und Regionen entstanden ist und mit dem sich Energieflüsse in Echtzeit kon-trollieren und messen lassen. Auch die interne Vernetzung im Haus hilft dabei, das Energiemanagement zu steuern. So können zum Beispiel das Licht im Haus oder die Temperatur in den Räu-men geregelt werden. Zukunftsvisionen gehen sogar so weit, dass die Geräte die Verbrauchsgewohnheiten ihrer Nut-zer erlernen oder die Heizung oder die Waschmaschine dann anspringen, wenn die Energiepreise niedrig sind oder man mit seiner eigenen KWK-Anlage Strom produziert.

so WirKsam Wie steinKohle: das virtuelle KraftWerK

Während solche umfangreichen Smart Home-Pakete noch Zukunftsmusik sind, sorgt ein anderes cleveres „System“ bereits jetzt für die schlaue Vernetzung von Strom- und Wärmewelt: Das virtuelle Kraftwerk. Es steht für ein simuliertes Zusammenschalten von vielen kleinen, dezentralen BHKW-Anlagen, Speichern und steuerbaren Energieverbrauchern. Die Energie vieler Anlagen wird so ge-schickt gebündelt, dass sie wie ein gro-ßes Kraftwerk agieren und konstant und vorhersehbar Strom produzieren kann. Im Klartext heißt das: Falls Windkraft- und Solaranlagen wetterbedingt ausfallen, werden die im virtuellen Kraftwerk ange-schlossenen BHKW zu Stromlieferanten. „Jeder Haushalt mit einem Mikro-BHKW kann Wärme und Strom produzieren und überschüssigen Strom ins Netz einspei-sen“, sagt Dr. Joachim Seifert vom Institut für Energietechnik der TU Dresden. „Wür-den wir zehn Millionen erdgasbetriebene Mikro-BHKW mit einer Leistung von vier kWel verbinden, hätten wir eine Leistung von 40 Gigawatt.“ Das entspräche etwa der Leistung aller deutschen Steinkohle-kraftwerke. Seifert forscht an einem der wenigen regionalen virtuellen Kraftwer-ke, die sich nicht nur auf den Strombe-reich konzentrieren, sondern auch das Wärmemanagement im Haus intelligent integrieren. Aus technischer Sicht ist die Vernetzung der KWK-Geräte in den heimi-schen Kellern problemlos machbar, so Seifert. Die entscheidende Frage bestehe

SMARTES HOCHHAUS

WIE SMART HOME HEUTE SCHON IM GROSSEN STIL FUNKTIONIERT, ZEIGT DER NEW YORK TIMES TOWER IN MANHATTEN. DAS GEBÄUDE WIRD MIT EINER ERDGASBETRIEBENEN KWK-ANLAGE BEHEIZT UND üBER EINE INTELLIGENTE GEBÄUDE AUTOMATION GESTEUERT. SO PASSEN SICH BEI-SPIELSWEISE BEWEGLICHE KERAMIK-ELEMENTE DEM SONNENLICHT AN UND CO2-SENSOREN ERKENNEN, OB SICH PERSONEN IM RAUM BEFINDEN. DANACH STEUERN SIE LICHT UND HEIZUNG. SO ERZIELT DER WOL-KENKRATZER BIS ZU 30 PROZENT ENERGIEERSPARNIS GEGENüBER VERGLEICHBAREN GEBÄUDEN.

innovativer WärmesPeicher und noch mehr der Begriff zeolith (griech. „zeo“ ich siede, „lithos“ stein) wurde vom schwedischen mineralogen freiherr axel frederick cronstedt geprägt. zeolith gilt nicht nur als Basis für die Wärmespeicher der zukunft. Weil es flüssigkeiten und gas adsorbieren, also in sich binden kann, wird es auch zum entgiften und zum schutz vor radioaktiven strahlen genutzt. so wurden beispielsweise die menschen in hiroshima und nagasaki mit zeolith gegen die folgen der radioaktiven verstrahlung behandelt. um den reaktor in tschernobyl baute man Betonbarrieren mit zeolith, um die strahlung abzuschirmen. in der landwirtschaft und tierhaltung werden zeolithe auch als dünge- und futtermittel verwendet. und selbst die hightech-industrie hat das mineral für sich entdeckt. so nutzt die firma vaillant zeolithe für ihre zeolith-gaswärmepumpe, Bosch und siemens entwickeln damit unter anderem einen schnell trocknenden geschirrspüler.zeolithZeolith

SCHLAUE STEUERUNG BRINGT MEHR INTELLIGENZ

IN DEN WÄRMEMARKT.

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jedoch darin, wie sich die Mikro-KWK im Vergleich zur klassischen Heizung unter wirtschaftlichen und funktionalen Krite-rien etabliert.

der menschliche verstand: ohne ihn geht gar nichts

Auch der gesunde Menschenkörper braucht immer einen Partner: Den gesun-den Menschenverstand. Denn was nützen all die anatomischen Raffinessen oder die guten Ideen der Heiztechnik, wenn sie kei-ner nutzt? Deshalb spielt der Mensch in der nachhaltigen und effizienten Wärmewelt eine mindestens ebenso große Rolle wie Hightech-Geräte oder smarte Verknüpfun-gen. Immerhin ist es der Mensch, der die Energie nutzt, den Verbrauch steuert und mit seinem Verhalten Energie sparen oder verschwenden kann. Bis zu 30 Prozent an Energie ließe sich im Haushalt einsparen, wenn Menschen ein energiebewussteres Verhalten hätten. Einfache Maßnahmen wie das Abschalten elektrischer Geräte oder das Abschalten der Heizung, wenn man tagsüber nicht zuhause ist, könnten einen unnötig hohen Energieverbrauch verhindern.

Der Faktor Mensch ist übrigens auch das entscheidende Kriterium bei den Diskus-sionen um die Heizungsmodernisierung in Deutschland. Drei Viertel aller Hausbe-sitzer mit alten, ineffizienten Heizgeräten, wollen derzeit nicht in die Modernisierung ihrer Anlagen investieren – und das, ob-wohl eine neue Heizung immer sparsamer ist als die alte Heizung. Deshalb, so das

einstimmige Credo von Energieexperten, müssen die Hauseigentümer auch bei der Heizungsmodernisierung von den Vortei-len des Austausches überzeugt werden. „Um ihn dafür zu gewinnen, muss man ihm einen Mehrwert vermitteln und das enorme Einsparpotenzial durch Infor-mation und Kommunikation sichtbar machen“, sagt Werner Willmes Vorstand vom Verein Zukunft ERDGAS. Ein Ansatz für mehr Sichtbarkeit der Effizienz wird spätestens ab 2015 starten. Dann werden alle Heizgeräte und Warmwasserbereiter mit der Effizienzklasse und einer Farbska-la von Grün bis Rot versehen. „Das neue Energielabel wird die Wahl nach der spar-samen Heizung wesentlich erleichtern“, sagt Willmes. Es könne wesentlich dabei helfen, dass Haushalte mehr über die Wirtschaftlichkeit moderner Heiztechni-ken erfahren. Die bunten Effizienzplakette werde die Wärmewelt zwar nicht in dem Maße energetisch revolutionieren wie es die Hightech-Heizungen geschafft haben. „Aber“, so Willmes, „sie ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.“

Farbplakette hin oder her, eines ist Fakt: Effiziente, klimafreundliche und flexible Erdgastechnologien haben ein ganzes Paket an Leistungen für den Wärmemarkt und machen die Energiewende im ener-gieintensivsten Bereich schon heute zum Alltag. Ihren Einsatz zu verstärken - auch das wäre ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

maschine mensch

der mensch als maschine war der ansatz für die gestaltung unseres covers und des schwerpunkt-beitrags. in unseren Bildern haben wir dafür zwei stränge angelegt. die menschliche intelligenz und die technische intelligenz. Beides spielt im Wärmemarkt eine zentrale rolle. grundlage unseres covermotives war übrigens eine real existierende Buderus-Brennwerttherme. stilis-tisch inspiriert wurden wir von giuseppe arcimboldo, Julien offray de la mettrie und fritz Kahn.

unter allen lesern verlosen wir drei exemplare vom Buch „fritz Kahn – man machine / maschine mensch“. das Buch erschien zu Kahns 125. geburtstag und enthält mehr als 350 eindrucksvolle illustrationen aus seinen Büchern sowie texten des universalgelehrten der Weimarer republik.

senden sie uns einfach eine e-mail an [email protected] oder eine Post-karte an vng – verbundnetz gas ag | Braunstraße 7 | 04347 leipzig | Stichwort mensch-maschine. die gewinner werden benachrichtigt.GewinnspielGewinnspiel

DER MENSCH SPIELT IN DER NACHHALTIGEN WÄRMEWELT EINE EBENSO GROSSE ROLLE WIE HIGHTECHGERÄTE.

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marktver ständnis statt BauchgefühlHohes tempo bestimmt den Arbeitsalltag von Händlern, die Erdgas an den Spot- und terminmärkten kaufen und verkaufen. Aber: nicht nur Schnelligkeit ist trumpf, son-dern auch ein gutes marktverständnis und ein gewisses Gespür für den richtigen Kurs. VnG-„Cheftrader“ marco Penzhorn erklärt, wie sich der Energiehandel bei VnG entwickelt hat und worauf es beim Geschäft an den Großhandelsmärkten ankommt.

text Claudia Koslowski

Regelmäßig ist Marco Penzhorn in den europäischen Hauptstädten

unterwegs, um sich mit seinen Handels-partnern zu treffen. Für den Leiter des Be-reiches Trading bei der VNG sind diese Termine in London, Berlin, Brüssel oder Paris unerlässlich im elektronischen Han-delsalltag. „Geschäftsbeziehungen neh-men eine andere Qualität an, wenn man sich von Angesicht zu Angesicht kennen lernt und so auch neue Geschäftsmög-lichkeiten ausloten kann“, sagt er. Das er-höhe das Vertrauen, insbesondere wenn man Handelstransaktionen originär nur vor bunt flackernden Bildschirmen oder am Telefon abwickele.

tägliche zahlenflutDer eigentliche Arbeitsalltag von Ener-giehändlern wie Marco Penzhorn ist die „virtuell-digitale“ Welt aus elektroni-schen Broker- und Börsensystemen und klingelnden Telefonen. Im Tradingfloor, einem Großraumbüro, wo er mit seinen Kollegen arbeitet, fließen rund um die Uhr Informationen über Preise, Kurse oder Marktentwicklungen zusammen, die sie sichten, einordnen und bewerten müs-

sen. Sie filtern aus der Flut von Zahlen und Kurven heraus, was relevant ist und was Märkte bewegen wird. „Oft haben unsere Trader einen Broker am Telefon, schließen gleichzeitig per Mausklick einen Deal ab und schauen zusätzlich noch auf aktuelle Marktdaten“, erzählt Penzhorn. Das sei zwar sehr herausfordernd, biete aber auch jeden Tag wieder neue Situationen. Besonders spannend gehe es zwischen zehn und zwölf Uhr zu, wenn die meisten Transaktionen abgeschlossen werden.

optimieren statt spekulierenWie aber wissen Gashändler, wann sie kaufen oder verkaufen müssen? Und: Braucht man als Gashändler nicht auch eine gewisse „Zockermentalität“ und ein gutes Bauchgefühl? „Nein“, sagt Marco Penzhorn, „mit Spekulationen und Bauch-entscheidungen hat unser Geschäft zu-mindest bei der VNG nichts zu tun.“ Ent-scheidend für die Arbeit als Gashändler sei vielmehr, den Markt zu verstehen, seine verschiedenen Einflussfaktoren zu kennen und eine gewisse Handelsmen-talität zu haben. Bei den Geschäften des Bereiches Trading ist zudem in aller Regel eine physische Lieferung vorhanden, so dass kein Risiko besteht. „Bei uns heißt

Erdgas zu handeln ganz klar, wirtschaft-lich zu optimieren und dabei Gegenwart und Zukunft im Auge zu behalten“, fasst er den Grundsatz im Unternehmen zusam-men. Deshalb stehen alle Nachrichten, die Angebot und Nachfrage beeinflus-sen können, im Fokus. Das können zum Beispiel Daten über die Verfügbarkeit von Transportkapazitäten sein, die Wirt-schaftsentwicklung, das Wetter und die politische Lage.

Einfach sind die Kauf- und Verkaufsent-scheidungen in keinem Fall, schließlich sind die preisbildenden Faktoren am Markt sehr komplex. Marktpreise setzen sich unter anderem aus Speichermög-lichkeiten, Strukturierungen, Mengenfle-xibilitäten, Temperaturen, Ölpreisen oder globalen Entwicklungen beim Wirtschafts-wachstum zusammen. Wenn beispiels-weise Wartungsarbeiten auf Feldern in Norwegen stattfinden, dadurch die Gas-produktion gedrosselt werden muss und weniger Gas zur Verfügung steht, hat dies eine preissteigernde Komponente. „Um Preisentwicklungen in einem bestimmten Markt zu verstehen, ist es wichtig, die An-gebots- und Nachfragesituation zu ana-lysieren, den Fokus globaler zu setzen, ein Stück rauszuzoomen und zumindest

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virtueller handelspunkt: Der VHP ist ein fiktiver lieferpunkt bzw. überga-bepunkt für Erdgas.

hub: zentraler marktplatz für Erdgas, oftmals in der nähe eines Pipelinekno-tenpunktes gelegen (z. B. zeebrügge Hub).

flansch: Physischer Pipelineknoten-punkt bzw. übergabe- und messpunkt für Erdgas. Hier werden bzw. wurden auch teilweise Gasmengen gehandelt (flansch-basierter Gashandel).

otc: over-the-Counter steht für den bilateralen, außerbörslichen nicht-standardisierten Handel.

Glossar

die europäische Karte im Blick zu haben“, erläutert Marco Penzhorn.

von Beginn an dabeiIn den vergangenen zwölf Jahren hat die VNG die Entwicklung des Gashandels in Deutschland und Europa hautnah miter-lebt. Das Unternehmen gehörte zu den Händlern der ersten Stunde und auch Marco Penzhorn spürte damals die Auf-bruchsstimmung. Deshalb tauschte er seine Arbeit bei einer Bank gegen eine neue Herausforderung bei der VNG ein. Dort legte er auch den Grundstein für ers-te Handelsaktivitäten. „2002 haben wir erste Transaktionen zumeist im Ausland durchgeführt. Das Gas mussten wir dabei durch bis zu vier Systemen transportieren, bis es dann unseren Kunden zur Verfü-gung stand“, erzählt er von den Anfän-gen. Eine große Erleichterung sei 2006 die Einführung des Entry-Exit-Modells auch in Deutschland gewesen, womit sich das Abrechnungssystem für Transportkapa-zitäten wesentlich vereinfachte. Im Zuge dieser Entwicklung konnte die VNG die ersten Gashändler einstellen und den Trading floor aufbauen. Heute besteht das Team aus sechs Händlern und vier Mitar-beitern, die sich um die Verhandlungen

von Rahmenverträgen, Börsenzulassun-gen, den IT-Bereich und Reportingpflich-ten kümmern.

ein- und verkauf an vhPs und hubsWie und wo können Penzhorn und seine Trading-Kollegen das Erdgas jetzt aber kaufen und verkaufen? „Wir haben ver-schiedene Möglichkeiten und können beispielsweise an den Spot- und Termin-börsen, wie der EEX oder am OTC-Markt, also direkt mit unseren Handelspartnern handeln. Bei VNG sei der Handel auf je-den Fall stark vom OTC-Geschäft und damit außerbörslich dominiert. Dabei einigen sich Käufer und Verkäufer bilateral auf eine Transaktion. Der Geschäftsabschluss kommt telefonisch oder über Brokerplatt-formen zustande. Die Handelstransakti-onen werden auf Grundlage von Rah-

„Mit Spekulatio­nen und Bauch­entscheidungen hat unser Geschäft zumindest bei der VNG nichts zu tun.“

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at Austrian Virtual Trading Point | Be ZBT (Zeebrugge Hub) | de GPL (GASPOOL), NCG (NetConnect Germany) | dK GTF (Gas Transfer Facility) | fr PEG Nord/PEG Sued (Point d’Echange de Gas) | nl TTF (Title Transfer Facility) | gB NBP (National Balancing Point) | it PSV (Punto do Scambio Virtuale)

Erdgas wird in Europa in verschie-denen marktgebieten gehandelt, jedes ein zusammenschluss meh-rerer fernleitungsnetzbetreiber und nachgelagerter netzbetreiber. Die marktgebiete haben virtuelle Han-delspunkte, VHP genannt. nur wenn eine Vielzahl von marktteilnehmern wie Produzenten, Händler und Banken entsprechende mengen im marktge-biet zur Verfügung stellen, gilt das marktgebiet als liquide. In Europa ist derzeit der national Ba-lancing Point (nBP) in Großbritannien der liquideste Handelspunkt. Inner-halb Kontinentaleuropas gewinnt der niederländische Handelspunkt ttf weiter an Bedeutung. Der deutsche Handelsmarkt mit den VHP GASPool und nCG ist der drittgrößte Handels-markt in Europa.

Gashandel in Europa Die wichtigsten virtuellen Handelspunkte in Europa

menverträgen, meist auf Basis des EFET General Agreement Gas, an physischen Flanschen oder an virtuellen Handels-punkten beziehungsweise Hubs abge-wickelt. Typische OTC-Handelsprodukte sind Bandlieferungen mit Lieferzeiträu-men von einem Tag („Day Ahead“) bis zu Kalender- oder Gaswirtschaftsjahren. Darüber hinaus werden „Over The Coun-ter“ auch strukturierte Produkte gehan-delt. „VNG arbeitet mit einer Vielzahl an europäischen Marktpartnern zusammen und ist an allen virtuellen Handelspunk-ten und an den bedeutenden physischen Import- und Exportpunkten in Europa als Gashändler aktiv“, erzählt Penzhorn. Zu ersteren zählen unter anderem die deutschen Handelspunkte Gaspool und NCG, der belgische Zeebrugge Hub, der

niederländische TTF oder der NBP in Groß-britannien.

Eine weniger große, aber nicht minder wichtige Ein- und Verkaufsmöglichkeit stellen für Penzhorn und seine Kollegen auch die Energiebörsen dar. Hier können Produkte am Spot- und Terminmarkt ge-handelt werden. Käufer und Verkäufer bleiben dabei anonym. „VNG nutzt die Möglichkeiten des Börsenhandels mit Erd-gas im Rahmen des täglichen Handelsge-schäftes“, so Penzhorn. Die dominierende Börse für Gashandel in Deutschland sei die EEX (European Energy Exchange) in

„Der Erdgashandel an den OTC­Märkten und Börsen ist eine wichtige Voraussetzung, um den Kunden wettbe­werbsfähige Produkte und Lösungen anbieten zu können.“

Leipzig, mittlerweile plane die VNG aber auch die Registrierung an der Londoner Börse ICE (Intercontinental Exchange). Hier sehe das Unternehmen großes Han-delspotenzial, schließlich ist der britische Erdgasmarkt in der Liberalisierung bereits weit fortgeschritten und die Liquidität ver-gleichsweise hoch.

Preissicherung und marktzugang An den OTC-Märkten und Börsen bewe-gen Marco Penzhorn und seine Kollegen täglich viele tausend Megawattstunden – und das ganz im Sinne der Kunden des

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Unternehmens. „Mit dem Geschäft an den Großhandelsmärkten optimieren wir vor allem das VNG-Portfolio aus Einkaufs-, Verkaufs-, Transport- und Speicherver-trägen. Das ist wiederum eine wichtige Voraussetzung, um den Kunden wett-bewerbsfähige Produkte und Lösungen anbieten zu können“, erklärt Penzhorn. Die Kunden würden sogar zweifach vom VNG-Geschäft an den Großhandelsmärk-ten profitieren. Erstens durch die Absi-cherung von Preisschwankungen, die VNG für sie übernimmt. Und zweitens durch den Marktzugang, den die Kunden durch die VNG erhalten. Für den Handel an den OTC-Märkten und Energiebörsen müssen Unternehmen nämlich bestimmte Sicher-heit vorweisen, die nicht alle haben. Vor allem kleinere Stadtwerke und mittlere Industriebetriebe brauchen deshalb ei-nen Händler wie die VNG, der ihnen den Marktzugang und Gas zu Marktkonditio-nen bietet.

von leipzig aus agierenFür Marco Penzhorn macht die Vielschich-tigkeit seiner Arbeit einen besonderen Reiz aus. „Was mich anspornt ist die täg-lich neue Herausforderung, im europä-ischen Energiehandelsmarkt als relativ kleiner Händler unter ‚Global Playern‘ erfolgreich mitzuspielen und mit einer kleinen und feinen Mannschaft zu arbei-ten. Genauso spannend ist es aber auch, von Leipzig aus international aktiv sein zu können.“

Seine nächste Geschäftsreise nach Lon-don ist übrigens schon geplant. Noch vor Weihnachten wird er sich in der britischen Metropole mit einigen Handelspartnern treffen, um neue Geschäftsmöglichkeiten auszuloten.

Vertrauen ist gut in der virtuellen Gas-handelswelt, persönlicher Kontakt eben noch besser!

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Die EnErGIEUnIon ist ein deutsch-landweit tätiger Energiehändler für Strom und Erdgas sowie handelsna-he Dienstleistungen. Das Schweriner Unternehmen bietet zudem auch Port-foliomanagement für Gas und Strom sowie über ihr tochterunternehmen Energiefinanz GmbH dazugehörige finanzielle Produkte an. Kunden sind Weiterverteiler, Kraftwerksbetreiber und Großabnehmer. Die EnErGIE-UnIon gehört zur leipziger VnG-Gruppe. www.energieunion.de

ENERGIEUNION

Welche chancen haben stadtwerke und industrieunternehmen durch den handel mit erdgas an den großhan-delsmärkten?In erster Linie können sie ihren Kunden damit wettbewerbsfähige Angebote un-terbreiten. Außerdem können sie ihre Be-schaffung optimal anpassen, wenn die Preise schwanken, sich ihre Kundenan-zahl oder ihre Kundenstruktur verändert. Mit unseren Handelsplattformen bieten wir gerade kleineren Marktteilnehmern auf einfachste Weise die gesamte Pro-duktvielfalt der Großhandelsmärkte an.

gibt es für ihre Kunden auch risiken bzw. Probleme im großhandel? Ja, vor allem die Einschätzung der Marktsi-tuation ist oftmals ein Problem, besonders dann, wenn zu lange mit der Entscheidung gewartet wird. Auch die internen Abstim-mungsprozesse zwischen der Einkaufs- und Vertriebsabteilung sind manchmal ein Risiko. Kundenangebote spiegeln oft nicht mehr die aktuelle Beschaffungssitu-ation wieder und Einkaufsmengen werden meist zu spät mit den Daten der Kunden-wechselprozesse abgeglichen.

Wie finden stadtwerke die richtige Balance zwischen chance und risiko?Hier gibt es natürlich nicht die eine Lö-sung. Aber die Erfahrung mit unseren Stadtwerkekunden hat in den vergange-nen 13 Jahren gezeigt, dass gerade eine Definition der wesentlichen Schnittstel-len im Unternehmen für ein hohes Maß an Sicherheit in den täglichen Informati-onsprozessen sorgt. Gemeinsam haben wir Beschaffungsstrategien entwickelt, die ein ausgewogenes Verhältnis zwi-schen langfristiger Absicherung und täglicher Optimierung herstellen. Bei standardisierten Prozessen, wie dem Tageshandel, der Nominierung oder der Portfolio- und Risikoüberwachung, können diese Aufgaben auch an Dienst-leister vergeben werden. Unsere Kunden sind sehr zufrieden mit dem Service der ENERGIEUNION.

SCHWANKUNGEN AUSGLEICHEN FüR WETTBEWERBSFÄHIGE ANGEBOTE

dr. steffen rothe, geschäftsführer der energieunion gmbh, über die vorteile durch den handel von erdgas an den spot- und terminmärkten.

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Viele hundert PS

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aditionsreichen Autogeschichte

text Martin Hainbucher

Im Advent ist es im sächsischen Zwickau besonders anhei-melnd: Die Altstadt ist festlich geschmückt, in den Einkaufs-

straßen und auf dem Markt duftet es nach Schmalzgebäck und Mandeln, unzählige Lichter brennen. Die große Weihnachts-pyramide mit den Bergmannsfiguren ist hier der Mittelpunkt, den die erzgebirgische Weihnacht so besonders macht.

Wenn André Hentschel früh morgens die wenigen Meter von seiner Wohnung zu seinem Büro in einem gründerzeitlichen Geschäftshaus in der Bahnhofstraße zurücklegt, ist die Stadt gerade erst am Erwachen. Noch vor halb acht kommt die Ta-gespost auf den Tisch, dann ein kurzer Check, was sich an der Energiebörse tut, verbunden mit Entscheidungen über den Zu-kauf von Gas oder Strom, sofern die Preise günstig sind. Die Zwickauer Energieversorgung GmbH (ZEV) zählt eher zu den mittelgroßen deutschen Stadtwerken. André Hentschel, seit August als Geschäftsführer für Technik und Beschaffung be-stellt, handelt daher nicht selbst an der Börse. „Das erledigen unsere Partner über spezielle Handelsplattformen für uns“, erklärt der Manager.

Aber die Entscheidung trifft er selbst – immer in Abstimmung mit seinem kaufmännischen Geschäftsführer-Kollegen Volker

zwickau atmet über-

all historie, sagt der neue geschäftsführer der zwickauer energieversorgung. und: die

sächsische stadt ist ein auto-mobilmekka mit ganz viel

„Power“.

POWER FüR DIE WIEGE DES SÄCHSISCHEN AUTOMOBILBAUS

Schneider. Als Geschäftsführer des Kommunalversorgers muss Hentschel letztlich das Ergebnis verantworten, wenn die Un-ternehmenszahlen bilanziert werden. Denn für die Holding der Stadt sowie die Stadt Zwickau selbst ist der überschuss im Millionenbereich aus den Lieferungen von Gas, Strom und Fern-wärme ein Finanzierungsbeitrag zum Betrieb der Straßenbahn, der Busse und Bäder. Dazu muss Hentschel in diesem und im kommenden Jahr noch einmal jeweils rund fünf Millionen für Investitionen erwirtschaften, plus Geld für das breit angelegte Sponsoring. Der richtige Einkauf, das hat er schon als Student der Kommunal- und Energiewirtschaft in Zittau eingeimpft be-kommen, entscheidet ganz wesentlich über den Erfolg eines Unternehmens. Doch wie man damit umgeht, dass sich der deut-sche Energiemarkt so rasch verändert und viele Lehrsätze von gestern heute schon wieder falsch sein können, das konnte und musste er erst später im Alltag erlernen, als er seine Karriere in den städtischen Versorgern von Görlitz und Weißwasser begann.

Acht Uhr beginnt täglich die Besprechung mit den Abteilungs-leitern. Sie berichten, wie es auf den Baustellen vorangeht, was benötigt wird, wie die Anlagen laufen und welche Probleme ab-sehbar sind. „Das geht an vielen Tagen recht zügig, weil ich kein

PORTRÄT

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ZEV im überblick

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Zwickau

„Powert“ für Zwickau: André Hentschel

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aditionsreichen Autogeschichte

die zev wurde 1991 gegründet und

hatte sich anfangs nur auf die fernwär-melieferung beschränkt. 1995 ist sie in die

stromversorgung eingestiegen, drei Jahre später auch in die gasversorgung. heute hat

die zev im stromsektor rund 57.700 Kunden. im gasbereich sind es 12.554 abnahmestellen. 2012 wurden 403 gWh strom, 899 gWh erd-

gas und 204 gWh fernwärme im netzgebiet transportiert. das Jahresergebnis 2012 lag

bei 5,3 mio. euro (2011: 6,5 mio.). die zev beschäftigt 175 mitarbeiter.

www.zev-energie.de

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aftwerk ist ein „Stück der Zukunftssicherung“

Freund von langen Reden und auch nicht von einem übermaß an Papier bin“, sagt André Hentschel. Aber das, was die Inge-nieure und Techniker berichten ist für ihn zugleich ein wichtiger Erfahrungsschatz: „Ich lese natürlich so oft wie möglich die Fachzeitungen, bin mit den Verbänden im Dialog oder auch auf Tagungen, wo man sich mit Experten und Kollegen austauschen kann. Aber viel erfahre ich eben auch durch die Gespräche mit meinen Mitarbeitern, in deren kompetente Meinungen ich größ-tes Vertrauen habe“, erzählt er.

Noch am Vormittag geht es nach draußen. Zunächst steht eine Besprechung mit Lutz Loos auf dem Programm, Bereichsingeni-eur für Fernwärme und Gas. Unter dessen fachlicher Aufsicht ist das derzeitige technische Glanzstück der ZEV Ende vergangenen Jahres ans Netz gegangen. Ein Biomassekraftwerk, das sowohl Fernwärme für die Stadt liefert als auch Strom erzeugt. Die weit-gehend automatisierte Anlage verbrennt Holzhackschnitzel und Grünschnitt. Die Investition zahlt sich bereits für die Kunden aus. Vor einem Jahr konnten die Fernwärmepreise in Zwickau gesenkt werden. Loos spricht nur kurz mit seinem Chef, weist auf ein paar fällige überprüfungen hin, ansonsten läuft alles rund. „Wenn ein neuer Chef kommt, sind natürlich im Vorfeld

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immer einige skeptische Stimmen zu hören. Aber ich schätze die Kompetenz von Herrn Hentschel inzwischen sehr, er ist fit in technischen Fragen und entscheidet schnell“, sagt Loos.

Für André Hentschel ist das Biomassekraftwerk ein Stück der Zukunftssicherung, allerdings nur ein Teil von vielen. „Wir haben natürlich noch andere Technik für die Energieerzeugung, wie zum Beispiel ein Blockheizkraftwerk, das mit Biomethan betrieben wird. Schließlich hängen fast die Hälfte der Wohnun-gen und auch öffentliche Gebäude am Fernwärmenetz. Und wir haben auch in andere Formen der erneuerbaren Energien investiert, indem wir uns an größeren Projekten mit Partnern beteiligt haben“, sagt er. Sogar eine Solartankstelle gibt es in der Stadt, zwei rein elektrisch getriebene VW up! sollen ab dem kommenden Frühjahr rollen. Doch das alles sei schließlich vor seiner Zeit auf den Weg gebracht worden, jetzt treibe ihn längst etwas anderes um: „Ich will als nächstes ein Contracting-Modell auf den Markt bringen, wie ich es schon aus meinem früheren Unternehmen kenne“, erzählt er. Spätestens bis Mitte nächsten Jahres soll dazu das Konzept stehen. Hentschel denkt unter anderem an Blockheizkraftwerke, die im autarken Inselbe-trieb aus Gas besonders umweltschonend Wärme und Strom

erzeugen. „Das ist, wenn man die richtigen Bedingungen hat, letztlich auch ein durchaus profitables Geschäft“, versichert André Hentschel.

Kurz nach Mittag steht ein ganz wichtiger „Antrittsbesuch“ auf dem Programm. Geschäftsführer Rudolf Vollnhals wartet schon im Foyer des August-Horch-Museums. Spätestens seit dem Neubau des Ausstellungs-Gebäudes gehört es zu einer der wichtigen kulturellen Institutionen in Zwickau. An den restaurierten Horch und DKW aus den Anfangsjahren kommt auch Hentschel bei seinem Geschäftsbesuch nicht ganz ohne gelegentliches Stehenbleiben und Staunen vorbei. Im Museum stehen absolute Raritäten wie ein Horch 930 S Stromlinie mit ausklappbarem Waschbecken. Und gleich nebenan, der blau lackierte H3A-Lkw aus den frühen 50er Jahren: Das weckt bei dem 43-jährigen sogar eine Erinnerung an die eigene Jugend: „Der sieht ja fast so aus wie der, auf dem ich mit 15 meinen Lkw-Führerschein gemacht habe“.

Die Stadtwerke liefern von Anfang an Strom und Gas an das Museum, zu sehr guten Konditionen, wie Vollnhals bestätigt. Aber jetzt geht es um ein neues Projekt: Ein Erweiterungsbau ist bereits geplant, ein größerer Gasanschluss wird dafür ge-

Zwickau ist die Geburtsstadt von Ro-

bert Schumann. überall erinnert die Stadt an ihren bekanntesten

„Sohn“.

Der Zwickauer

Dom wurde um 1180 erbaut – und ist damit

fast so alt wie die sächsische Stadt.

Am Zwickauer Rat-haus hängt prunkvoll

das Wappen der Stadt.

ZWICKAU – DIE PERLE SüDWEST-SACHSENS

PORTRÄT

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Was macht für sie den reiz von zwickau aus?Zwickau atmet überall Historie, was man sowohl an der großartigen Architektur als auch am Horch-Museum sehen kann. Zugleich verbindet sich hier das Alte mit Neuem, zum Beispiel durch das große, ständig wachsende VW-Werk oder dem studenti-schen Leben durch die Hochschule.

also ist zwickau sogar eine kleine reise wert?Ich denke schon. Wer an Autos interessiert ist, der wird sich im Horch-Museum sicher einige Stunden begeistern können, aber auch im Theater gibt es lohnenswerte Aufführungen. Wir haben auch zahl-reiche sportliche Highlights. Die Stadt hat den gro-ßen Vorteil, im Umfeld großer kultureller Zentren wie Chemnitz und Leipzig zu liegen, gleichzeitig aber haben wir die Berge des Vogtlandes und das Westerzgebirge vor der Tür.

haben sie bereits einen lieblingsort?Ich lebe erst seit vier Monaten hier, und die Aufga-be als neuer Geschäftsführer lässt natürlich wenig Raum, die Stadt in allen Facetten kennenzulernen. Aber ich mag besonders den Park am Schwanen-teich zum Ausspannen oder auch die Altstadt, in der es viele kleinere Geschäfte und gute Restau-rants gibt.

Wie beurteilen sie die Perspektiven der stadt?Zwickau hat wie viele andere Mittelstädte natürlich ein demografisches Problem. Die Zahl der Einwoh-ner ist deutlich gesunken, die Bevölkerung altert. Aber anders als in vielen anderen Orten gibt es hier wirtschaftliches Wachstum, gut bezahlte Arbeit und Studienplätze. Damit wird sich die Bevölkerungs-entwicklung, wie schon in den letzten Jahren, weiter stabilisieren.

Zwickau ist das

Tor zum Erzgebirge. Die Holzschnitzkunst ist

gerade zu Weihnach-ten allgegenwärtig.

75.000 Besucher pro Jahr

kommen ins Horch-Museum. Es erinnert an die Anfänge der säch-

sischen Automobil-industrie.

braucht. „Der Gasanschluss mit 500 kW ist für uns schon eine sehr gute Größe, wir werden das schnell prüfen und dann auch realisieren, wenn alles so weit ist“, sagt Hentschel. Doch solche Entscheidungen fallen heute noch nicht, es geht erst einmal um ein grobes Kennenlernen der Pläne und Wünsche, aber auch der Entscheider.

In den ersten Wochen als Geschäftsführer hat Hentschel viele Klinken geputzt, hat sich nicht nur mit der Oberbürgermeisterin und Chefin des Aufsichtsrates Pia Findeiß über die Strategie abgestimmt, sondern auch Beigeordnete und Unternehmer getroffen. „In einer Position als Geschäftsführer wird man natür-lich von allen Vereinen, Schulen und auch vielen Unternehmen ständig umworben, weil wir einer der wichtigsten Sponsoren sind“, sagt Hentschel. Das Geld ist für die Handballfrauen (2. Bundesliga), das Zwickauer Stadtfest oder das große Kinder-fest gut angelegt, denn auch dadurch erleben die Bürger die Verwurzelung des Unternehmens in der Stadt. „Wir liefern ja keine bessere Energie als andere, aber die Kunden wissen, dass wir einen möglichst großen Teil des verdienten Geldes hier in der Stadt belassen“, so Hentschel.

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„Jedes Unternehmen sollte nach innen und außen zei­gen, nach welchen Prinzipien es arbeitet, wofür es steht und welche Werte das Handeln bestimmen.“

Brauchen wir ein Leitbild für die energiewende?

das fragten wir dietmar Kokott, den vorstandsvorsitzenden vom Wittenberg-zentrum für globale ethik (Wzge) im hauptstadtgespräch. er ist davon überzeugt, dass unternehmen ohne ethische Prinzipien nicht wettbewerbsfähig sind und dass das deutsche mammutprojekt mehr emotionalität braucht.

herr Kokott, wie würden sie ihren enkeln erklären, was ethisches handeln ist?(Lacht). Das musste ich meinen Enkeln tatsächlich schon erklären, als sie mich gefragt haben, was ich den ganzen Tag so mache. Dabei ist es eigentlich ganz ein-fach: Ethisches Handeln ist glaubwürdiges Handeln. Man sollte nichts versprechen, was man nicht halten kann. Auch Lügen sind ethisch nicht korrekt. Dieses Verhal-ten schadet der Glaubwürdigkeit und lässt das Vertrauen sinken. Kinder verstehen das, weil für sie Vertrauen der wohl wich-tigste Wert im Umgang miteinander ist. Das ist übrigens in der Wirtschaft nicht anders. Die besten Wirtschaftsbeziehun-gen bauen auf Vertrauen auf.

sie sprechen hier aus erfahrung… Ja… und ich habe wirklich sehr viele Ge-schichten erlebt, die beweisen, welche Wertigkeit es im Geschäftsalltag hat, ethisch zu handeln und damit Vertrauen zu schaffen.

zum Beispiel?Spontan fällt mir ein Ereignis ein, das ich bei BASF Ende der 1990er Jahre erlebt habe. Wir hatten gerade ein Joint Venture mit Petronas unterschrieben, dem führen-den Chemieunternehmen in Malaysia. Auf

einem Meeting wurde der damalige Chef von Petronas gefragt, warum er das Joint Venture gerade mit der BASF eingegan-gen ist. Seine Antwort: „Wir sind nicht mit der BASF zusammengegangen, sondern mit dem Partner, dem wir am meisten vertrauen“. Wir hatten damals bereits ein weltweit etabliertes Wertemanage-ment etabliert, dass auf den Grundwer-ten „Integrität“, „Gegenseitiger Respekt

und offener Dialog“ und „Interkulturelle Kompetenz“ basierte.

so gesehen heißt das: Kein ethisches handeln, kein vertrauen, kein wirtschaft-licher erfolg. Wenn Sie so wollen, ja! Erfolg und das Handeln auf der Grundlage von Unter-nehmenswerten sind unabdingbar mit-einander verknüpft und ohne artikulierte Ethik und ohne Wertemanagement erhöht sich auf Dauer die Wahrscheinlichkeit des Misserfolges. Deshalb sollte jedes Unter-

nehmen nach innen und außen zeigen, nach welchen Prinzipien es arbeitet, wofür es steht und welche Werte das Handeln bestimmen. Das bringt nicht nur Punkte bei Kunden und Anteilseignern, sondern auch bei den Mitarbeitern.

Wie meinen sie das?Ein Unternehmen ist erfolgreich, wenn es eine ausgeprägte Innovationskultur

hat und seine Produkte und Leistungen besser gestaltet als der Wettbewerber. Um das zu schaffen, brauchen Unterneh-men aber auch die besten Köpfe. Wenn sie jedoch auf den hintersten Plätzen der Reputationsskala der Republik stehen, dann werden sich die Spitzenabsolven-ten nicht bei ihnen bewerben. Und nur mit der zweiten oder dritten Garnitur wird man im Wettbewerb auf Dauer nicht bestehen. Zugegeben, das mag weit hergeholt sein. Aber selbst Meinungsforschungsinstitute haben bewiesen, dass sich viele Absol-

HAUPTSTADTGESPRÄCH

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... hat lange Jahre bei Exxon und BASF gearbeitet. Als studierter Verfahrens-techniker war er für die industrielle Wasserwirtschaft zuständig, entwickel-te Patente u. a. für die Erdgasaufberei-tung und vertrat die Chemieindustrie zu Grundwasserumweltfragen. Spä-ter übernahm er als Personalchef der BASF die Personalverantwortung für die Obere Führung, Führungskräfteentwick-lung und Führungsstrategien. Parallel dazu war er auch Vice Chairman des „Human Resources Global Council“ in New York. Seit 2008 ist er Vorstandsvor-sitzender des Wittenberg-Zentrums für Globale Ethik.

Dietmar Kokott...

venten bei ihren Bewerbungen am Anse-hen und Ruf der Unternehmen orientieren. hat sich eigentlich das Werteverständnis in den unternehmen im laufe der Jahre verändert?Ein klares Ja. Wir merken in unseren Ge-sprächen mit Unternehmen, dass das The-ma wesentlich präsenter ist als früher. Vie-le Unternehmen haben sich mittlerweile ein nachhaltiges Leitbild gegeben und es in alle relevanten Führungsprozesse integ-riert, angefangen beim Recruiting über die Weiterbildung bis hin zur Führungskräfte-entwicklung. Dass die Bedeutung von Un-ternehmenswerten gewachsen ist, liegt sicherlich auch daran, dass für die Ge-neration, die jetzt in den Beruf einsteigt, das Werteverständnis ein ganz relevanter Aspekt ist. Nehmen Sie nur das Beispiel der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das war früher kein Thema in Unterneh-

men, weil ein Großteil der Frauen zuhause geblieben ist. Heute arbeiten meist beide Partner, deshalb ist die Vereinbarkeit für sie ein essentieller Wert. Sicherlich haben aber auch die vielen Korruptionsfälle der vergangenen Jahre dem Thema Werte-management einen wichtigen Anschub gegeben und ein neues Werteverständnis in Unternehmen beeinflusst.

Kommen wir einmal auf die energiewirt-schaft zu sprechen. Wie steht es hier ihrer meinung nach um das thema ethik und vertrauen?

Alles in allem nicht so gut. Die Branche ist in einer Situation, in der sie täglich Ne-gativnachrichten über sich ergehen lassen muss. Sie wird eng mit den Folgen ihres Handels verknüpft und steckt in dem Di-lemma, dass das falsche Handeln einzel-ner Unternehmen auf die ganze Branche übertragen wird. Brent Spar, Deepwater

Horizon oder Fukushima sind dafür si-cherlich die besten Beispiele. Auch bei der Energiewende wird die Energiewirt-schaft – insbesondere die Stromversor-ger – noch nicht als kompetenter Partner wahrgenommen.

Woran liegt das?Ich stelle mir die Frage: War die Strom-wirtschaft immer transparent genug und hat sie immer offen und ehrlich kommuni-ziert? Ich denke nicht. Anders ist es nicht zu erklären, dass ihre Glaubwürdigkeit bei den Regierenden in Berlin nach der Katastrophe von Fukushima nicht mehr so ausgeprägt war und kein Vertreter der Energiewirtschaft in der Ethikkom-mission vertreten war. Jene Kommission immerhin, die über nicht mehr und nicht weniger als ein neues Energiekonzept für Deutschland entschieden hatte. Im Grunde war die Nicht-Berücksichtigung

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VNG hatte im Mai 2011 das „Leitbild für verantwortliches Handeln in der Wirtschaft“ beim WZGE unterzeichnet und sich damit verpflichtet, nachhaltigund verantwortungsvoll zu handeln. Mittlerweile hat die Unternehmensgrup-pe auch ein eigenes festgeschriebenes Leitbild. Nachzulesen unter: www.vng-gruppe.de/leitbild

Das Leitbild der VNG-Gruppe

in dieser Ethikkommission der Verlust der „Betriebslizenz“ – der Sachverstand der Energiewirtschaft war nicht mehr gefragt.

und nun ... ... werden der Energiewirtschaft nicht nur die politisch ausgelösten Veränderungen und vor allem Kosten zugeordnet, sondern sie muss auch noch einen Kraftakt beim Umbau der deutschen Energieversorgung bewältigen. Vor allem rückt jetzt auch die soziale Frage der Energiewende immer stärker in den Mittelpunkt: Energie wird durch die Förderung der erneuerbaren Energien teurer, viele Menschen können sich das nicht mehr leisten. Aber sie neh-men gar nicht wahr, dass die Mehrkosten staatlich auferlegt sind und nicht von den Energieunternehmen als Gewinn einge-nommen werden. Hier müsste die Ener-giewirtschaft meines Erachtens anders kommunikativ agieren.

Welche Kommunikationsstrategie aus ethischer sicht schlagen sie vor?Dass die Energiewende von der Politik ver-ordnet wurde, hilft nicht weiter. Gejammert wurde jetzt zwei Jahre lang, jetzt muss ge-handelt werden. Alle Prozesse, Kosten und Maßnahmen, die für die Umstrukturierung notwendig sind, müssten offen und trans-parent vermittelt werden – und zwar im positiven Sinne. Mittlerweile haben die großen Stromversorger damit begonnen, Werbung für die Energiewende und für ihre

Leistungen zu machen. Das ist sicherlich ein erster Schritt. Aber das reicht bei wei-tem nicht aus.

Was fehlt denn noch?Insbesondere die Eigeninitiative der Ener-giebranche. Wenn früher etwas teurer wur-de, dann haben wir uns überlegt, wie man das kompensieren könnte – beispielsweise durch Technologien, Sparmaßnahmen oder durch andere Alternativen. Diesen Gedan-kenschritt haben die meisten Energiever-sorger noch nicht gemacht, obwohl sie es eigentlich leisten müssten und sicherlich auch könnten. Die Chemiebranche kann hierfür Pate stehen: Sie war in den 1980er Jahren aufgrund vieler Unfälle, reputations-mäßig absolut im Keller. Wir haben damals mit den anderen Chemieunternehmen entschieden, dass wir hier etwas ändern müssen. Also haben wir zunächst sichtbare Maßnahmen getroffen und die Missstände beseitigt. Wir sind dann auch neue Wege in der Öffentlichkeitsarbeit und der Verbände-arbeit gegangen, haben mit den Behörden kooperiert und die internationale Initiati-ve „Responsible Care“ vereinbart. So ist Schritt für Schritt sichtbar geworden, dass wir uns komplett umgekrempelt haben.

Brauchen wir ein leitbild für die energie-wende – mit einer mission, einer vision und gewissen grundwerten wie Bezahl-barkeit und Wirtschaftlichkeit?Das ist gar nicht so abwegig, denn es fehlt meines Erachtens wirklich an einer Vision und einer Begeisterung für die Energiewen-de. Von Werten wie Bezahlbarkeit ganz zu schweigen. Wenn ich die Menschen für eine so große Sache wie den Umbau der Energieversorgung gewinnen möchte, dann muss ich bei ihnen das Feuer entfa-chen und sie emotional binden. Das ist bei der Energiewende bisher ein weißer Fleck, den es noch zu besetzen gilt. Technolo-gisch wissen die Unternehmen sicherlich alle, was machbar ist und was nicht. Aber auf emotionaler Ebene muss noch mehr geschehen.

noch hat das Wzge aber keinen regie-rungsauftrag erhalten, ein solches leit-bild zu entwickeln?Nein. Das ist aber vielleicht auch nicht not-wendig, denn das WZGE arbeitet bereits sehr eng mit einer Vielzahl von Energie-versorgern zusammen. Viele von Ihnen, darunter E.ON, RWE und auch die VNG, haben das Leitbild für ethisches Handeln unterschrieben. Was jetzt notwendig ist, ist eine Initiative von Energieversorger, die die Menschen davon überzeugt, dass der Umbau zwar vorgegeben wurde, aber auch notwendig ist. Und dass das Handeln nicht nur mit Kosten verbunden ist, sondern mit vielen Werten, die uns wichtig sind und unsere Zukunft bestimmen. Die Energie-wende kann zu einem Innovationsschub in Deutschland führen, der uns einen ge-waltigen Schritt im weltweiten Wettbewerb nach vorne bringt. Davon bin ich überzeugt und davon müssen auch alle anderen Menschen überzeugt werden. erlauben sie uns noch eine abschließen-de, persönliche frage: Welches motto ha-ben sie persönlich im täglichen umgang mit ihren mitmenschen?Ich nehme bei allen Menschen, denen ich begegne, keine Differenzierung vor. Ich versuche jeden Menschen so zu behan-deln, dass seine Persönlichkeit gewahrt bleibt und zwar unabhängig vom Status. Jeder Mensch hat eine eigene Persönlich-keit und man darf jemanden nicht danach einstufen, was er ist und wie nützlich er sein könnte.

HAUPTSTADTGESPRÄCH

3 0

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d =

3.80

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m

Bahnbreite ≤ 1.200 mm

Seite

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r Bah

n ≥

500

mm

m ≤ 390 kg (2er)m ≤ 630 kg (4er)

Helmpflicht

Spitze Vorder- bis Ende Hinterkufe

2er ≤ 2.700 mm, 4er ≤ 3.350 mm

Bahnlänge

≥ 1.200 m bei Kunst-Eis ≥ 1.500 m bei Natur-Eis

V max. 160

km/h

Spurbreite = 670 mm

g ≤ 6

min. 8 %

m

ax. 15

%

aNatomie im eiSkaNaLtermine 2013/2014 WeltcuP 24.11./30.11. CALGARY (CAN) | 02.12./07.12. PARK CITY (USA) |

10.12./15.12. LAKE PLACID (USA) | 31.12./05.01. WINTERBERG (D) | 07.01./12.01.

ST. MORITZ (SUI) | 14.01./19.01. IGLS (AUT) | 21.01./26.01. WeltcuP UND em

KÖNIGSSEE (D) | XXii. olymPische sPiele 07.02./23.02. (RUS)

H2O –16°C

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Mit flexiblen Gasprodukten sowie unserem Engagement für moderne Geräte und innovative Technologien ma-chen wir die Energiewende im Wärmemarkt zum Alltag.

UnSer erdGAS das gen für die geniale heizung