megafon nr. 292
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Schwerpunkt ‹Europa›TRANSCRIPT
mega fonmit P R O g r a m mZeitung aus der Reithalle Bern
Preis € 3.25Nr. 292 Februar 2006
www.megafon.ch
ENTREE
3 CARTE BLANCHE D’UVM
3 EDITORIAL
4 ENTREE
SCHWERPUNKT
5 WAS IST EUROPA?Schwerpunkt Einleitung
8 LASS UNS ZUSAMMENRÜCKENGrossmachtsträume, Euronationalismus und die lieben Linken
10 DIE EUROPÄISCHE VERFASSUNG UND DIE LINKEScheitern der EU-Verfassung und Frage nach Alternativen
12 DER SCHÖNE SCHEIN DER BEWEGUNGSFREIHEITNeue Befugnisse für Grenzkontrollen – auch neben der Grenze
14 «JA UND NEIN»Blick auf Europa
16 HIGHWAY THROUGH HELLSquat-Tourismus
18 WÜSTENCAMPS UND WASSERLEICHENDas Mittelmeer ist der Burggraben Europas
20 KING KONG AN DEN BLUTIGEN STRÄNDEN DER ZIVILISATIONSchauplatz International am Limes der Festung Europa
INNENLAND
23 MEBIF – MEDIZINISCHE BERATUNG FÜR ILLEGALISIERTE FRAUENUnterstützung für und von…
24 … UND DER GOLDENE PHALLUS GEHT AN…Sexismus und Frauendiskriminierung in der Werbung
INTERNATIONALISTISCHE
26 AFRIKA ALS COMPUTER-MÜLLHALDEExport von Elektroschrott
KULTUR ET ALL
28 COMIX
29 DIE ALLERLIEBSTEN PLATTEN VON TOMAZOBI
30 PROGRAMM
KINODACHSTOCKTOJOSOUSLEPONTGROSSE HALLEFRAUENRAUM
38 STORY OF HELL
IM FEBRUAR
2 megafon Nr. 292, Februar 2006
INHALT
IMPRESSUM
Redaktion AG megafon | Postfach 7611, CH-3001 [email protected] | Fon 031 306 69 66
Layout megafon Plakat #tt Umschlag & Bilder tectonics/Mich MeienbergDruck Kollektiv Druckwelle, ReitschuleIn dieser Nummer Ruth Ammann (tut), Ursula Häni (ush), Tom Hänsel(#tt), Agnes Hofmann (ans), Christa Kläsi (cdk), Zacharias Krumm (zak),Heiko Morf (hako), Urslé von Mathilde (uvm), Markus Züger (maz).
Redaktionsschluss 11. Januar 2006 näxter 8. Februar 2006 | Erscheint monatlich Auflage ca. 1300 Ex.; Jahresabo (mind. Fr. 54.–) beiobenstehender Adresse.
Die in den Beiträgen wiedergegebene Meinung muss sich nicht mit der Meinung der Redaktiondecken. Die Schwerpunkt-Beiträge dokumentieren die Entwicklung von Kunst- und Jugend- und Po-litszenen. Weder mit bildlichen noch textlichen Inhalten sollen die LeserInnen dazu aufgerufenwerden, Straftaten zu begehen.Für unsignierte Beiträge ist in der Regel die jeweilige AG verantwortlich.
CARTE BLANCHE D’UVM
EDITORIAL
ALLES WIRD EINFACHER, ÜBERSICHTLICHER & SCHÖNER!
Konzerne fusionieren, Verarbeitungsket-ten werden vollautomatisiert, sogar die«fehlerbehafteten» Billetverkäuferinnenwerden durch Automaten wegrationali-siert – das Tolle dabei: sie selbst machenaktiv Werbung für ihre «Konkurrenz»[Hinterwitzige könnten nun einflechten,dass diese Stellen ja im «Maschinenbau»wiederbesetzt werden; diesen Naivdüm-peln empfehle ich einen Werksbesuch bei«Daimler-Chrysler» (o.ä. …), + s.o.] –und auch diese lustige Gegend, von derMaas bis hinter die Memel, von der Etschbis über den Belt, rückt wirtschaftlich,politisch, ja sogar militärisch zusammen.Und vielleicht gibts ja dann auch baldwieder eine «Einheitspartei».
S O O O O S C H Ö N !
Das «Soziale» bleibt zwar «vorerst» aufder Strecke, doch was solls, erstens: NIXneues; zweitens: wenn DABEI doch o.g.Wirtschaft gedeiht…
Sklaven und Zwangsarbeiter sind vonjeher der beste «Wirtschaftsmotor», oder eben, viiiel besser: Vollautomaten!
Ich plädiere für letztgenannte, auch an allen «Aussengrenzen»!Nicht nur der Vorteil der fehlerfrei-serienmässig eingebautenSchnellfeuerwaffen, Nachtsichtgeräte oder des ferngesteuertenHandelns, auch die Gewissenlosigkeit tritt strahlend hervor.
Menschen SIND fehlerbehaftet. NICHTNUR die mittlerweilegänzlich degenerierte DNA, auch dieser nicht zu vertreibendeIrrtum der Selbst- oder Eigenständigkeit birgt «Fehlerquellen».
Also: mit «Festung Europa» ist wieder ein Schritt in die «richti-ge» Richtung gemacht, vielleicht erweitert es sich mittelfristigganz zufällig zu Eurasien, «Amerika» kolonialisiert noch einbisschen «seinen» Süden, Afrika wird wegen Seuchengefahrgesprengt und Australien wischt ein Hurrican hinweg. War da noch was?
Genau. Falls ihr das auch alles zum Schreien findet, und noch einbisschen eigenständig & selbstbestimmt handeln könnt, findetihr – diesem «Europa»-Heftchen beigelegt – Unterschriftenbö-gen für ein Referendum «gegen das unmenschliche Asyl- undAusländerinnengesetz». Vielen Dank für die An- & Teilnahme, und viel «Spass» beim Lesen:
> #tt <
megafon Nr. 292, Februar 2006 3EDITORIAL
4 megafon Nr. 292, Februar 2006
ENTREE
Wer weffelt was in den Bergen? Einige. Nicht gut.Wer hält dem Grauen im Mittelland stand?Viele. Ansichtssache.Wer wäscht sich die Hände? Fast alle. Hier geht’s lang.
Unbemerkt, nur gerade hier kurz vermerkt,ist der «nationale Tag der Händehygiene» anuns vorbeigegangen oder vorbeigewaschen.Diese Waschungen jedoch keineswegs uner-heblich, sind sie doch ein zentrales Elementdes Zusammenlebens, des längeren Zusam-menlebens.
Max Josef von Pettenkofer ist der eigentli-che Begründer der Hygiene. 1847 ernannteman Pettenkofer zum Professor für medizini-sche Chemie an der Universität München.1865 wurde er, ebenfalls in München, ersterdeutscher Professor für Hygiene. Er setztedie Hygiene als eigenständigen Bereich derMedizin durch, sah aber auch den damit ver-bundenen wirtschaftlichen Aspekt. Dahersprach er auch Verwaltung und Ingenieurean und entwickelte eine Gesundheitstechnik.So widmete er grosse Aufmerksamkeit demdurchdachten Ausbau der Kanalisation, wasim Zusammenhang mit seinen Beobachtun-gen zur Eindämmung der Cholera stand, wieauch die Einführung von Schlachthöfen seinVerdienst war. Dass die Medizin in jener Zeitden Waschungen sehr zwiespältig gegenüberstand, belegt das Leben von Ignaz Semmel-weis. Semmelweis arbeitete von 1846 an alsAssistenzarzt an der Klinik für Geburtshilfe inWien. Mit Erstaunen stellte er fest, dass inder einen Abteilung, wo Medizinstudentenarbeiteten, die Sterblichkeitsrate der Frauenviel höher lag als in jener, in der die Hebam-menschülerinnen ausgebildet wurden. Alsein Kollege sich beim Leichen sezieren mitdem Skalpell verletzte und kurz darauf einerBlutvergiftung erlag, dämmerte Semmelweisein Zusammenhang. Der Krankheitsverlaufeiner Blutvergiftung ist jener des Kindbettfie-bers ähnlich und so folgerte er, dass die ausder Leichensektion kommenden Studentendie Frauen infizierten. Das Kindbettfieberauch «Frauentod aus Männerhand» genannt,
entstand fast durchwegs bei der Untersu-chung durch die Hand des Arztes. Allein sei-ne Anweisung, nach der Leichensektion dieHände mit Chlorkalk zu desinfizieren senktedie Sterblichkeit der Wöchnerinnen um einVielfaches. Später erkannte er, dass nichtnur Leichen Gift für die Frauen waren, son-dern auch lebende Personen ansteckendsein können. Die Praxis, vor jeder Untersu-chung die Hände zu desinfizieren, ist alsoSemmelweis’ Verdienst. Doch statt Anerken-nung erntete er die Feindschaft seiner Fach-kollegen. Ihre Ablehnung war verständlich:Hatten sie sich doch gerade erst die Ge-burtshilfe aus den Händen der Frauen er-obert. Und die Ärzte wehrten sich nun Todes-engel zu sein. Semmelweis’ Leben ging in ei-ner Irrenanstalt zu Ende, es werden Intrigenvermutet, die ihn dorthin beförderten. So soll er doch im Jahre 1862 der Ärzte-schaft angedroht haben alle geburtshelfen-den Ärzte, die nicht seine Hygienevorschrif-ten anwandten, als Mörder anzuklagen. Genug der Engel. Nach diesem kleinen Ausflug in die Vergan-genheit zurück zum «nationalen Tag der Hän-dehygiene». An diesem Tag werden alle Bet-ten eines grossen Spitals mit einer Desinfek-tionsflasche ausgestattet. Quasi zu EhrenSemmelweis’. Doch auch die betriebsinternentwickelte Halterung mag eine Rolle ge-spielt haben. Keine Rolle spielen mehr dieKlinikhosen, umgspr. Unterhosen genannt.Sie werden den PatientInnen aus Kosten-gründen nicht mehr verabreicht. Wie weit dieunterhosenfreie Erfahrung im Spital auch dieGewohnheiten des Alltags verändern wird,werden wir spätestens im Sommer sehen.Sicher ist, dass heute der Hygiene grosseAufmerksamkeit geschenkt wird. Also vor allem der künstlichen Geruchshygiene. Diese Produktemaschinerie bricht jedoch oft eigenartig an der Realität heimischeroder intimer Haushaltsführung. Dort wo inden unzugänglichen Ecken verschiedensteKulturen und Stämme sich weidlich nieder-lassen und kein Scheuer- oder Waschlappendem bunten Treiben zu Leibe rückt. Dort sind vielleicht die heimischen Fluchtendes sich im globalen Ringen wohlriechendzur Schau stellenden Menschen.
In der globalisierten Welt wird Heimat gerneals ruhender Pol gepriesen, und nicht seltengleich auch auf das fruchtbare Spannungs-verhältnis von global und Heimat verwiesen.So gesellt sich «calvin klein» zu Grauschim-mel und die Liebe zu den kleinen Haustierenmacht auch vor den kleinsten Sporen nichthalt. Denn: wer weltweit schnell reagieren,deodorieren, parfümieren muss, braucht einwohlig Heim, in das zurückkehrt er, sich zuentspannen. Die zurückbehaltenen Spannun-gen, die dann entweichen vielleicht nichtdem eignen Ruhm gereichen, doch sich einwenig gehen lassen, die Gedärme baumelnlassen, gratis sozusagen.Ein gewisses Maß an körpereigenen Gerü-chen ist jedoch gesund und natürlicher Be-standteil unserer nonverbalen Kommunika-tion. Denn die Geruchsrezeptoren nehmenauch Gerüche unterhalb der Wahrnehmungs-schwelle wahr und senden diese direkt andas Stammhirn. Instinktiv antwortet derMensch auf die vielen Gerüche. Ob bei einergewissen Sensibilität das Diktum: «Und Geldstinkt doch…» instinktiv wahrgenommenwird, bleibt vorerst offen, doch Sympathieoder Antipathie wird schon auch über denGeruch gebildet. Die eigene Hautflora aber auch natürlichesAbwehrschild und ein Zuviel an Hygiene dasZiel ins Gegenteil verkehrt. So zeigen Unter-suchungen, dass Kinder aus Bauernfamilienseltener an Asthma, Niesanfällen währendder Pollensaison, Heuschnupfen und Ekze-men leiden als Kinder aus Nichtbauern-Fami-lien. Ob der häufige Kontakt mit Nutztierendamit zu tun hat, und was dahinter steht,wurde untersucht aber noch nicht publiziert.Als Trend lässt sich jedoch folgende Aussagemachen: je weiter die Globalisierung fort-schreitet, desto heimeliger und tierreicherwird das Zuhause. Die Rückkehr auf das Land wird global im Kleinen kultiviert und jene, die sich aus was für Gründen auch immer, nicht waschen wollen, sollten malwieder Dackelblut hören. Auch Killer müssen waschen gehen.
> HAKO <
ENTREE
SCHWERPUNKT EINLEITUNG
WAS IST EUROPA?
Wie der Kontinent Europa im Zu-sammenhang mit der mythologischenFigur Europa steht, war zwar schon inder Antike unklar – das Bild von Zeus,der Europa nach Kreta entführt, hatsich aber immerhin bis heute gehalten.Andere Definitionen sind nicht wenigerschwammig: «Europa ist der einzigeunter den Kontinenten, der nicht vonaussen, sondern von seinen Bewoh-nern definiert wurde.» (Wüstefeld)1
Definitionen sind aber per se immernormativ, das heisst massgebend – undMassgebende kennen meistens aucheine Absicht hinter ihren Erklärungen.So war in den letzten Monaten vor allem eine Frage zu hören: «Gehört dieTürkei zu Europa?» Und – gehört sie zuEuropa?2
GEOGRAFIE GIBT KEINE ANTWORT
Unumstritten ist eigentlich nur dieWestgrenze Europas, das atlantischeMeer. Auch noch ziemlich klar ist dieNordgrenze: sie liegt vier Kilometerwestlich vom Nordkap. Südlich wird esschon schwieriger: Zwar bildet auch im
Süden das Meer die Grenze. Aber dieseist zu Afrika im Südwesten mit derStrasse von Gibraltar nur gerade 14 Ki-lometer breit; im Südosten, beim Bos-porus in Istanbul, sind es sogar nur 700Meter. Im Vergleich dazu: Zwischendem Festland und England liegen 30Kilometern und zwischen Festland undIsland sogar 800 Kilometer. Sind dieStrasse von Gibraltar und der Bosporusalso tatsächlich Kontinents-Grenzen?
Gänzlich umstritten wirds im Osten:Zwar wurde die Grenze seit der Antikeimmer weiter in den Osten verschoben,mindestens seit den Boden- und Pflan-zenuntersuchungen von Alexander vonHumboldt (1769-1859) war jedoch klar,dass es einen Erdteil Europa im geo-morphologischen Sinne überhauptnicht gibt. Der Begriff «Eurasien» fasstzusammen, dass Europa eigentlichnicht mehr ist, als eine halbinselartigeVerlängerung des Kontinents Asiens...3
Eine andere geographische Theoriebesagte, dass Europa eine «feuchte In-sel, umgeben von den TrockengebietenAsien und Afrika» sei, mit den sich dar-aus ergebenden Möglichkeiten des«Regenfeldbaus».
Am Beispiel von Russland zeigt sichaber, dass viel mehr als die Geografieselber, die Politik die Geografie be-stimmte: «Nach dem Erstarken Mos-kaus im 15. Jahrhundert wurden dieRussen bald als ein den Türken (Osma-nisches Reich) nicht unähnlicher Feindbegriffen. Ironischerweise mussten dieeuropäischen Mächte Russland dann inihren Kreis aufnehmen, um sich derTürkengefahr zu erwehren. Währenddie römische Kirche an diesem Prag-matismus festhielt, wurde auf politi-scher Ebene bald wieder von der russi-schen Gefahr gesprochen, als das Mos-kauer Reich erfolgreiche Kriege gegenseine westlichen Nachbarn führte. DieReformen Peters des Grossen, der dieEuropäisierung seines Landes uner-bittlich vorantrieb, machten dann wie-der eine Europadefinition möglich, dieRussland einschloss. Die aus dieserZeit stammende, scheinbar rein geo-graphisch motivierte Grenzziehungentlang des Ural, die bis heute das Bildvieler Europäer bestimmt, ist also poli-tisch-kulturell fundiert.»
Wenn es weder der Regenfeldbaunoch die Geografie sind – was hält Eu-ropa denn zusammen? >
DIE SUCHE NACH EUROPA WIRD SCHNELL SEHR
AUFWÄNDIG. EUROPA IST EIN VÖLLIG UNKLARER
BEGRIFF. DEFINITIONEN SIND GETRÄNKT VON
POLITISCHER INTERPRETATION – SOGAR DIE GEO-
GRAPHISCHEN. WAS EUROPA IST, VISION ODER
ILLUSION – MEHR DAVON IN DIESEM MEGAFON.
megafon Nr. 292, Februar 2006 5SCHWERPUNKT
Wüstefeld unterscheidet zwei gros-se Definitionsgruppen: die historisch-normativen sowie die organisations-bezogenen Definitionsversuche.
Landwirtschaft mag europaweit vie-lerorts ähnlich betrieben werden oderworden sein – und doch besitzt sie heu-te keine kulturelle Prägekraft mehr. Dasind andere kulturelle und sozialeKomponenten stärker.
GRIECHEN UND RÖMER
Zum einen gibts das antike Grie-chenland. Von dort stammen nicht nurMythologie und Philosophie. Weil sichdie griechischen Stadtstaaten aufkleinstem Raum gegenüberstanden,mussten neue Modi der Konfliktbewäl-tigung gefunden werden: Diese geltenals Frühformen der Demokratie, dieVorbildfunktion für spätere politischeSysteme hatten.
Nach den Griechen die Römer: «Dasrömische Imperium übertrug Rationa-lität und Systematik des Denkens, die inGriechenland oft noch auf das Philoso-phische beschränkt geblieben waren,vermehrt auf den Aufbau des Staatswe-sens. Dank der hohen Konstanz des politischen Systems und seiner gros-sen räumlichen Ausdehnung entstan-den kulturübergreifende Berührungs-punkte.»
CHRISTENTUM
Und dann das Christentum: «Dergemeinsame Glaube, der die unter-schiedlichsten Kulturen des Mittel-meerraumes, später auch weiter nörd-lich gelegener Gebiete zusammenfas-ste, vermittelte über diese pluralisti-sche Integration ein Zusammengehö-rigkeitsgefühl.»
Im Jahr 1054 ist die christliche Kir-che in zwei Teile zerbrochen. Die katho-
lischen Christen im Westen: Zahlreichekleine Herrschaftsgebiete mit feudalerOrganisation, die ständig miteinanderum die Vormacht rangen – und folglichempfänglicher waren für die Trennungvon Kirche und Staat – deuteten in derFolge den Begriff Europa neu; sie be-zeichneten damit sich selbst in Abgren-zung zu den Orthodoxen, dem Oströmi-schen Reich. Die Grenze zwischen derlateinischen und der orthodoxen Chri-stenheit bildet seither eine der dauer-haftesten Zivilisationsgrenzen über-haupt.
Die katholische Kirche suchte aberauch andererorts die Konfrontation: Ab1096 begannen für fast zweihundertJahre die Kreuzzüge. Für Europa «inte-grationsfördernd wirkte dabei die na-tionenübergreifende Verbündung ge-gen einen gemeinsamen Feind. ‹[E]innicht geringer Teil [sic!] seiner betontchristlichen Identität hat Europa erstdurch die Abwehrbestrebungen gegenden Islam herausgebildet.›»
«Das Christentum blieb bis insMittelalter hinein das entscheideneMerkmal Europas. Erst zu Beginn derNeuzeit beschnitten Humanismus undRenaissance die Kirche in ihrer Macht,indem sie ihr weltliches Interpreta-tionsmonopol durchbrachen. Die euro-paweite Gründung von Universitätenspiegelte das gewachsene Verlangennach wissenschaftlicher Erkenntnis,die sich nicht nur auf die Theologie be-schränkt, wider. Die zunehmende Auto-nomie der Wissenschaft wurde zur Be-drohung der kirchlichen Lehrmei-nung.»
NEUE GESELLSCHAFTSMODELLE
Aber auch gottgegebene Monar-chenherrschaft wurde in Frage gestellt– fortschrittliche Gesellschaftsmodellestützten sich im wesentlichen auf dasin verschiedenen Gebieten Europasentstehende Bürgertum. Und: «Das Sy-stem von Territorialstaaten, das sichseit Mitte des 17. Jahrhunderts in Euro-pa etabliert hatte, wandelte sich in Fol-
ge der französischen Revolution zu ei-nem System der Nationalstaaten. Auchwenn sich dieser Prozess in weiten Tei-len Europas erst nachholend oder ver-spätet vollzog (Deutschland und Italiendienen hier klassischerweise als Bei-spiel), wurde der Nationalstaat – späterin seiner demokratischen Ausprägung– zu einem Bestimmungsmerkmal desKontinents.»
Zwei weitere historisch-normativeElemente dienen oft der Definition vonEuropa: Der Kapitalismus und der Ko-lonialismus! Neben den christlichenTraditionen speisten auch die entwi-ckelte und angenommene «Universa-lität der europäischen Werte» die Ge-fühle der Überlegenheit gegenüber denkolonialisierten Völkern.
«Das positive Selbstbild der Euro-päer, ihr Überlegenheitsgefühl wurdevon den nationalistischen Exzessen derersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu-tiefst erschüttert. Spätestens der Zwei-te Weltkrieg führte die Verwundbarkeitder ehemaligen Führungsmächte derWelt in aller Deutlichkeit vor Augen.Diese Erfahrung verdeutlichte aberauch in noch nie da gewesener Schärfe,wie eng die Schicksale der europäi-schen Staaten miteinander verwobensind. Sie wurde so zum Gründungsim-puls der bis heute anhaltenden Ein-igungsbewegung.»
ORGANISATIONS-BEZOGENEDEFINITIONSVERSUCHE
Schon seit dem 19. Jahrhundert gabes eine Reihe meist privater Initiativen,die europäische Verbände oder Bünd-nisse zum Ziel hatten. Erst nach denZerstörungen des zweiten Weltkriegesund der nachfolgenden wirtschaft-lichen Probleme war der Druck auf dieeuropäischen Staaten gross genug,sich erneuten Integrationsvorschlägenoffener zu zeigen.
«Den Durchbruch brachte der Vor-schlag Jean Monnets und Robert Schu-mans zur Gründung einer Europäi-schen Gemeinschaft für Kohle und6 megafon Nr. 292, Februar 2006
SCHWERPUNKT
1 Der Artikel basiert
weit gehend auf der
Arbeit «Was ist Euro-
pa?» Jens Wüstefeld,
Europäische Akademie
Berlin, 2005. 2 Nur drei Prozent der
Türkei liegen geomor-
phologisch auf dem
Kontinent, aber auch
Russland, dessen Zuge-
hörigkeit zu Europa
zumindest zeitweise
unumstritten war, liegt
überwiegend in Asien.
Im Oktober 2005 wurde
überdies entschieden,
dass mit der Türkei Ver-
handlungen über einen
Beitritt zur Europäi-
schen Union aufgenom-
men werden. Nicht sel-
ten wird Europa gleich-
gesetzt mit den Mit-
gliedsstaaten der Euro-
päischen Union.3 http://nibis.ni.schu-
le.de/%7Evdsg/Sei-
ten/sin/sin_24/medien
/karte1.gif
Quellen:
Was ist Europa? Jens
Wüstefeld, Europäische
Akademie Berlin, 2005.
Wikipedia (Europa
(Mythologie). NZZ vom
7. Januar 2006.
megafon Nr. 292, Februar 2006 7SCHWERPUNKT
Stahl von 1950. Zunächst aus der Ideeheraus geboren, Deutschland könnenur durch eine feste Einbindung inwestliche Strukturen dauerhaft von Ag-gressionen gegen seine Nachbarn ab-gehalten werden, entwickelte sich derZusammenschluss für alle Teilnehmerzu einem derartigen Erfolg, dass dieGründung der Europäischen Gemein-schaft für Atomenergie (EURATOM) so-wie der Europäischen Wirtschaftsge-meinschaft (EWG), später deren Zu-sammenfassung zur Europäischen Ge-meinschaft und dann der Übergang zurEuropäischen Union mit immer mehrMitgliedern folgten.
SCHWERPUNKT EUROPA
Die Europäische Union, deren Mit-gliedsstaaten heute nicht selten gleich-gesetzt werden mit «Europa», ist auseinem Wirtschaftsbündnis entstanden– und wird als solches von vielen nochso verstanden. Dass eine EU viele an-dere zum Beispiel kulturelle und sozia-le Ansprüche hat, und als Auflösungder Nationalstaaten begriffen werdenkönnte, wird etwa dann klar, wenn manrechte Politiker irgendeines Landes ge-gen die EU donnern hört, weil diese die«nationalen Werte und den nationalenZusammenhalt» zersetze.
Ein Zusammenschluss aller europä-ischer Staaten ist aber auch kein linkesEuropa ohne Grenzen, und schon garnicht ein Europa ohne Aussengrenzen.
Viele Fragen, viele Antworten in folgen-den Schwerpunkt: Was ist Europa?
> ANS <
MEHR DEFINITIONEN
Wortursprung: Das Wort Europa stammt aus dem assyrisch-phönikischen «ereb» Sonnenuntergang/Westen) im Gegensatz zu «açu» (Sonnenaufgang/Osten = Asien). Wie der Kontinent im Zusammenhangmit der mythologischen Figur Europa (siehe unten)steht, war schon in der Antike unklar…
Griechische Mythologie: Europa ist die Tochter desphönizischen Königs Agenor und der Telephassa. Zeusverliebte sich in sie und verwandelte sich wegen seinerargwöhnischen Gattin Hera in einen Stier. Sein BoteHermes trieb eine Herde in die Nähe der spielendenEuropa, die der Zeus-Stier auf seinem Rücken entführ-te. Über das Meer brachte der Stier schwimmend seineBeute auf die Insel Kreta, wo er sich zurückverwandel-te. Der Verbindung entsprangen drei Kinder: Minos,Rhadamanthys und Sarpedon. Aufgrund einer Verheis-sung der Aphrodite wurde der heimatliche Erdteil nachihr benannt.
Geografisch: Bis in das 18. Jahrhundert hinein galt inAnlehnung an antike Gelehrte der Fluss Don als Verlän-gerung des Asowschen Meeres fast bis zum WeissenMeer hin als Grenze zwischen Europa und Asien. DieDefinition des Schweden Strahlenberg, der den Ural1730 als Kontinentalgrenze definierte, hält sich bis heu-te hartnäckig im allgemeinen Bewusstsein. Allerdingserkannte bereits Alexander von Humboldt, dass es ei-nen Erdteil Europa im geomorphologischen Sinn über-haupt nicht gibt. Nichtsdestotrotz wurden auch in derFolgezeit Versuche unternommen, den Kontinent geo-morphologisch abzugrenzen. Ritter, Reclus und Wisotzkiwaren im 19. Jahrhundert der Auffassung, die konti-nentale Grenze könne nicht mit einem geographischwenn auch nicht sehr bedeutenden, so doch immerhineinheitlichen Gebirge (nämlich dem Ural) zusammenfal-len, und verlagerten die Grenze kurzerhand etwas wei-ter nach Osten.
GROSSMACHTSTRÄUME, EURONATIONALISMUS UND DIE LIEBEN LINKEN
LASST UNS ZUSAMMENRÜCKEN
Die Gründung der europäischen Ge-meinschaft kann als Reaktion auf dieGlobalisierung verstanden werden.Weltweite ökonomische Veränderun-gen in der zweiten Hälfte des 20. Jahr-hunderts führten zu Funktionsdefizitender Nationalstaaten. Dem verstärktenglobalen Standortwettbewerb und derVerwertungskrise wurde mit dem hand-lungsfähigeren Zusammenschlusszum Standort Europa begegnet. Die EUhat den Anspruch weltweit produktiv-ster und konkurrenzfähigster Wirt-schaftsraum zu werden. Zur Umset-zung dieser Ziele, ist auch zunehmendseine politische Organisation nötig.Nach der Verwirklichung von Binnen-markt und Währungsunion und derDurchsetzung von Repressionsinstru-menten (Schengen…) und rassisti-schem Grenzregime (Melilla…), soll dasProjekt Europa nun weiter ausgebautwerden. Nicht nur wirtschaftlich, auchmilitärisch und identitätspolitisch gehtEuropa in die Offensive. In allen sozia-len und wirtschaftlichen Bereichen(Handel, Bildung, Dienstleistungen,Sozialstaat) wird liberalisiert und flexi-bilisiert und es soll eine gemeinsameArmee geschaffen werden. Europa hatAmbitionen in Konkurrenz zur zur Welt-macht USA, aufzusteigen. Trotz eigent-lichem Selbstverständnis als Zivil-macht soll die Möglichkeit einer nöti-genfalls gewaltsamen Interessen-durchsetzung nicht ausgeschlossenbleiben. Für die Schafftung von neuenAbsatzmärkten, den Zugang zu Roh-stoffen oder die Stabilisierung von Kon-
flikten, die für die westliche Welt be-drohlich werden könnten, dürften künf-tig auch die Mittel von militärischerIntervention und indirekten Eingriffenzu Hilfe genommen werden. Das ist nureine Frage der Zeit.
Diese Ausweitung des Handlungs-bereichs bedarf jedoch einer ideologi-schen Unterstützung durch die Bevöl-kerung. Der abstrakt und bürokratischerscheinenden EU wird eine subjektiveBezugsebene zugeordnet als Grundla-ge einer massenhaften Identifikationmit der im Entstehen befindlichen eu-ropäischen Grossmacht.
NATION BUILDING
Die Herausbildung einer europäi-schen Identität kann verglichen werdenmit dem Aufkommen der Nationen unddem nationalem Bewusstsein in derModerne, welches nicht ausserhalb deshistorischen Kontextes von Aufklärung,Industrialisierung und Veränderung derSozialstruktur zu verstehen ist. Der Na-tionalstaat übernahm die ökonomischeAufgabe der Bereitstellung einer Infra-struktur für das Funktionieren des Ka-pitalismus (Regulierung des Wettbe-werbs) und bot auf sozialer Ebene zu-gleich die Voraussetzung zur kollekti-ven Identifikation. Scheinbar bietensich in einer diffusen Welt, in der dieMenschen der abstrakten Logik desKapitals unterworfen sind, ideologischeKonstrukte an, mit deren Hilfe sichIndividuen in die Gesellschaft einglie-dern und dadurch ihren eigenen Platzfinden können. Nicht nur der Sozial-staat, sondern vor allem die nationaleIdentität, legitimiert durch die Schaf-fung von Mythen, sicherten dem Staatdie Loyalität der BürgerInnen vom Be-ginn an. Es galt ein Gemeinschaftsbe-wusstsein zu fördern, durch das dieMenschen die negativen Folgen derDurchsetzung des Kapitalismus akzep-tieren konnten und welches Bedürf-nisse nach Geborgenheit, Sicherheitund Ordnung befriedigte.
Heute zeigt sich in Europa eine ähn-liche Situation. Die Globalisierung kannmit der Industrialisierung verglichenwerden. Aus stärkerer politischer undkultureller Verflechtung durch weltwei-te Vernetzung und erhöhte Moblilitätinnerhalb und zwischen den Gesell-schaften resultiert, dass ehemals na-tional definierte Elemente, wie bei-spielsweise Kultur, nicht mehr für dieKonstituierung einer Gesellschaft aus-reichend sind. An dieser Stelle bietetsich die weiter gefasste europäischeIdentität an. Und weil sich das Individu-um der heutigen ausdifferenzierten Ge-sellschaft meist mehreren Gruppen zu-gehörig fühlt, haben regionale, nationa-le und europäische Identität gut neben-einander Platz.
EURONATIONALISMUS
Um die kulturelle Gemeinsamkeit,die eine politische Gemeinschaft legiti-mieren soll, plausibel zu erklären,muss vieles erfunden und anderes ver-gessen werden; kulturelle Tradition,gemeinsame Werte und Normen sindnicht einfach da und Konsens, wie dasbehauptet wird. Die europäische Iden-tität beruft sich auf die Griechen, Römi-sches Recht, Christentum, Huma-nismus und natürlich die Aufklärung.Linksliberale Intellektuelle wie Derridaund Habermas spielten bei der öffent-lichen Debatte um diese Identität einemassgebende Rolle, in dem sie die«Wiedergeburt Europas» deklariertenund sich dabei auf Europas zivile Kon-fliktlösung als Gegensatz zur militari-stischen US-Aussenpolitik beriefen.Der europäischen Tradition des Wohl-fahrtsstaates stellten sie den räuberi-schen Neoliberalismus gegenüber; dieantiamerikanische Abgrenzung istgrundlegend für die europäische Iden-tität. Alles Schlechte, Kulturindustrie,Konzernkapitalismus, Umweltzerstö-rung kommen aus den USA, so dieProjektion.
VIELE ZEICHEN DEUTEN DARAUF HIN, DASS EURO-
PA EINE WELTPOLITISCHE GROSSMACHTSSTELLUNG
ANSTREBT. PARALLEL LASSEN SICH EURONATIONA-
LISTISCHE TENDENZEN BEOBACHTEN. WIE KÖNNTE
EINE SOLCHE IDENTITÄTSBILDUNG AUSSEHEN? UND
WELCHE ROLLE SPIELEN LINKE AKTEURE DABEI?
EINIGE THESEN ZUM PROJEKT EUROPA.
8 megafon Nr. 292, Februar 2006
SCHWERPUNKT
Bisher hat sich die Europäisierunginnerhalb der Bevölkerung erstschleppend vollzogen, was auf die feh-lende Existenz einer gemeinsamenÖffentlichkeit und das Sprachproblemzurückgeführt werden könnte. Wichtigist dabei aber auch, Identitäten als er-folgsabhängig und nicht-statisch zubetrachten. Dabei könnten die Ausein-andersetzungen um den Irakkriegoder das ungelöste Verfassungspro-blem genannt werden. Noch scheintder Nationenbezug in der Krise siche-rer zu sein oder sogar wieder im Trendzu liegen (Neofaschismus in ganz Eu-ropa). Dennoch deuten die beschriebe-nen identitären Notwendigkeiten undpolitischen Entwicklungen auf einenbreiteren Durchsetzungserfolg der eu-ropäischen Identitätsbildung hin. Sozi-ale Bewegungen machen es derweilenschon vor.
OLD EUROPE
Nicht nur Intellektuelle, auch vieleLinke scheinen ihre Liebe zu Europaund Nationen entdeckt zu haben. Gutbeobachten liess sich das bei der Be-wegung gegen den Irak-Krieg, welchedie Massen zu mobilisieren vermochteund auch von linker Seite euphorischunterstützt wurde. Die notwendige Kri-tik an der verheerenden Kriegspolitikund den gesellschaftlichen Verhältnis-sen, die eine solche produzieren, ver-kam zum europäischen Kulturkampf,
basierend auf einem massivem Anti-amerikanismus in verschiedenstenFacetten. Frankreich und Deutschlandwurden als Verbündete betrachtet, dasfriedfertige «alte Europa» zum Gegen-pol der aggressiven US-Politik stili-siert. Dass diese beiden Nationen ge-nauso Krieg geführt hatten in den vori-gen Jahrzehnten und der innereuropä-ische Dissens blieben dabei ausge-blendet. Als weiteres Beispiel könntedie Kritik in der antiimperialistischenVariante genannt werden, welche dieAngelegenheit auf einen Hauptfeind«Busharon», der imperialen MachtUSA und ihrem wichtigsten Verbünde-ten Israel, reduzierte. Bei Kritikern desNeoliberalismus waren ausserdemvermehrt positive Bezüge zu National-staaten anzutreffen. Die Nähe zu natio-nalistischen Kreisen, wenn der Wohl-fahrtsstaat und die Befreiungskämpfeder «Völker» der Globalisierunggegenüber gestellt werden, wird leidernicht erkannt. Allgemein kann einefehlende Sensibilität für kulturkonser-vative Reflexe festgestellt werden,wenn linke positive Utopien in Europaund/oder Nationalstaaten projizieren.
LINKS IST DA WO KEINE HEIMAT IST
Es wird kein anderes Europa geben,als das liberalisierte, militarisierte, aufWettbewerb getrimmte. Die Visioneines «anderen Europa» ist eine Illu-
sion, die identitäre Projektion auf Euro-pa ist vergleichbar mit Nationalismus.Eine linke Berufung auf historischeGegebenheiten und kulturelle Identitätist aber fragwürdig, da es sich von die-sen zu emanzipieren gilt. Unreflektier-te Geschichtsbetrachtung lässt vielNicht-Identisches und vor allem Nega-tives weg, wie der Umgang mit dauer-haften Erscheinung von Antisemi-tismus, aber auch mit der Kolonialzeitbelegt. Europa lässt keinen positivenBezug zu.
Eine emanzipatorische Politik sollteden institutionellen Rassismus an denEU-Aussengrenzen angreifen und denAusbau der EU zur global agierendenMilitärmacht denunzieren. Eine Stra-tegie könnte sein, sich gegen die Ver-suche richten, Europa zum wettbe-werbfähigsten Standort zu transfor-mieren, verbunden mit einer Kritik anStaat und warenproduzierender Ge-sellschaft. An vorderster Stelle mussdie Kritik des Projekts Europa und einvehementer Antinationalismus stehen.
> ZAK <
megafon Nr. 292, Februar 2006 9SCHWERPUNKT
Phase 2.11: Wer macht
Europa? – Über die
Nationalisierung des
Kontinents und die Pro-
jektionen der Linken.
2004. www.phase-
zwei.org
SCHEITERN DER EU-VERFASSUNG UND FRAGE NACH ALTERNATIVEN
DIE EUROPÄISCHE VERFASSUNG UND DIE LINKE
Das Projekt sieht auf dem Papier wenigspektakulär aus: Die europäische Ver-fassung ist im Wesentlichen eine Wei-terführung des bisherigen Vertrags-werkes der EU in kleinen Schritten.
EUROPÄISCHE VERFASSUNG –DIE FAKTEN
Was bisher Vertrag war soll nun Ver-fassung heissen. Die Verfassung hätteden zur Zeit gültigen Vertrag von Nizzaablösen und in eine neues Dokumentüberführen sollen. Umstritten ist dabeischon, ob man hier von einer Verfas-sung im traditionellen Sinne redenkann, da für die Modifikation des Ver-trageswerkes immer noch die Zustim-mung aller EU-Länder notwendig istund damit ein wesentliches Elementeiner Verfassung fehlt (das wäre etwaso, als wenn in der Schweiz alle Kanto-ne jeweils einer Revision der Bundes-verfassung zustimmen müssten). Aberimmerhin versucht man der EU gewis-se Elemente von Staatlichkeit beizufü-gen, die bisher noch nicht existierten.Die wesentlichen Neuerungen lassensich wie folgt zusammenfassen:• Unionsbürgerschaft und Grund-
rechte. Innerhalb der EU soll eineUnionsbürgerschaft geschaffen wer-den, welche die nationale Bürger-
schaft ergänzt, nicht aber ersetzt.Zusätzlich definiert die VerfassungGrundrechte, die in der EU garan-tiert sind.
• Präzisierung der Politikziele undKompetenzen der EU. Hauptziel isteine kompetitive soziale Marktwirt-schaft, die Vollbeschäftigung undsozialen Fortschritt und hohen Um-weltschutz anstrebt. Die Kompeten-zen der EU sind umfassender in einem Katalog festgehalten, wobeieinige Kompetenzen auch mit denMitgliedsländern geteilt werdenkönnen oder die EU nur eine «unter-stützende» Funktion hat.
• Stärkung der europäischen Aussen-und Sicherheitspolitik. Zwar verfügtdie EU bereits jetzt über eine ge-meinsame Aussen- und Sicher-heitspolitik, diese soll gestärkt wer-den, indem man einen Aussenmini-sterposten schafft sowie gemeinsa-me militärische Interventionen ermöglicht. Für die Leitlinien istweiterhin die Zustimmung allerLänder erforderlich.
• Anpassung der politischen Struktu-ren. Darin enthalten sind unter an-derem ein Vollzeitpräsidium anstelleder bisherigen rotierenden Präsi-dentschaft, ein modifiziertes Ent-scheidsystem innerhalb des Mini-sterrates sowie erweiterte Kompe-tenzen des EU-Parlamentes. DasParlament darf in sehr viel mehr Po-litikbereichen mitreden, als dies bis-her der Fall war.
• Bürgerbegehren. Wenn eine MillionMenschen ein Bürgerbegehren un-terzeichnen, dann muss die EU-Kommission im Rahmen ihrer Be-fugnisse einen Gesetzentwurf dazuvorlegen.
DER RATIFIKATIONSPROZESS
Die EU-Verfassung muss von sämt-lichen Ländern ratifiziert, das heisstangenommen werden, wobei sichunterscheidet, wer die Ratifikation vor-nimmt. In den meisten EU-Ländern
wird in den nationalen Parlamentenüber die Verfassung abgestimmt. In an-deren Ländern ist eine Volksabstim-mungen zur Ratifikation vorgesehen,wobei nicht in jedem Fall die Abstim-mung für die Ratifikation bindend ist (inden Niederlanden hatte das Referen-dum nur konsultativen Charakter).Nachdem im Mai und Juni letzten Jah-res die Bevölkerungen Frankreichs mit55 Prozent Nein und der Niederlandemit über 60 Prozent Nein die Ratifizie-rung abgelehnt haben, ist der Ratifizie-rungsprozess in vielen Ländern, darun-ter Grossbritannien, Polen und Schwe-den, sistiert worden bis klar ist, wie esmit der europäischen Verfassung ins-gesamt weitergehen soll. Da es die Zu-stimmung aller Länder braucht, damitdie Verfassung in Kraft tritt, ist zur Zeitvöllig unklar, ob die Verfassung je inKraft treten kann. Möglich sind zweiSzenarien. Entweder geht der Ratifika-tionsprozess weiter und jene Staatendie eine Ratifikation abgelehnt habenwerden am Schluss nochmals ent-scheiden. Oder aber die Verfassungwird neu verhandelt, beziehungsweisebestimmte Neuerungen wie etwa dieGrundrechte werden von der Verfas-sung gelöst und als Ergänzung zumVertrag von Nizza umgesetzt. Möglichist beides, etwas wahrscheinlicher istwohl die zweite Möglichkeit. Damit wä-re das Projekt einer EU-Verfassung aufunbestimmte Zeit verschoben.
LINKE KRITIK
Die Verfassung sei unsozial, un-demokratisch und führe zu einer Milita-risierung der EU, so lässt sich die linkeKritik an der EU-Verfassung zusam-menfassen. Unsozial sei die Verfas-sung, weil die Grundrechte zu allge-mein definiert seien und Sozialrechtenicht in der Verfassung konkretisiertsind. Marktwirtschaft mit freiem Wett-bewerb ist der oberste Zweck der EU,konkrete Rechte für ArbeiterInnen feh-len. Die Wirtschaftslastigkeit der EUwerde mit der Verfassung nicht über-
DIE EU WILL SICH EINE VERFASSUNG GEBEN.
SEIT JEDOCH IM SOMMER 2005 DIE BEVÖLKERUNG
IN FRANKREICH UND DEN NIEDERLANDEN MEHR-
HEITLICH NEIN ZUR EU-VERFASSUNG GESAGT HAT,
IST DAS VERFASSUNGSPROJEKT INSGESAMT INS
STOCKEN GERATEN. ES IST IN VIELEN LÄNDERN
DIE LINKE, WELCHE DIE VERFASSUNG ZU FALL
GEBRACHT HAT, MEIST IN KOMBINATION MIT DER
NATIONALISTISCHEN RECHTEN. OB DIE VERFAS-
SUNG JE IN KRAFT TRETEN WIRD, STEHT IN DEN
STERNEN. DA FRAGT MAN SICH: WAS HAT ES DER
LINKEN GEBRACHT?
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SCHWERPUNKT
wunden sondern geradezu zementiert.Undemokratisch sei die Verfassung,weil eine längst überfällige Demokra-tisierung und grössere BürgerInnen-nähe in der Verfassung fehlen. In derEU gibt es mit der neuen Verfassungimmer noch keine klare Gewaltentei-lung und die Forderung nach mehr direkter Mitbestimmung der Bürgerin-nen und Bürger wurde durch ein zahn-loses BürgerInnenbegehren und nichtdurch echte Volksrechte umgesetzt.Schliesslich führe die Besserstellungder Aussen- und Sicherheitspolitik zueiner stärkeren Militarisierung in derEU.
Kritik kommt allerdings nicht nurvon Links. Religiöse Kreise stossensich daran, dass die Verfassung nichtauf christlichen Wurzeln basiere.Rechte und nationalistische Parteienbekämpfen die europäische Integra-tion seit jeher aus prinzipiellen Grün-den, da die Souveränität der National-staaten gefährdet würde und eine Ver-mischung der Völker stattfinde.
ARGUMENTATIVE VIELFALT
Betrachtet man die konkreten Änderungen, dann ist die Kritik nichtimmer direkt verständlich. Zwar mages richtig sein, dass die EU-Verfassunglinken Ideen eines umfassendenSozialstaatsmodells kaum gerechtwird. Das war jedoch auch in der EUbisher nicht der Fall und eine solcheVerfassung gibt es auch in den meisten Nationalstaaten nicht. In der EU mö-gen zwar Demokratiedefizite beste-hen. Hier gilt jedoch auch: das war eigentlich schon immer so. Und
schliesslich ist die gemeinsameAussen- und Sicherheitspolitik keineneue Erfindung und es ist bei der gros-sen politischen Vielfalt innerhalb derEuropa kaum zu erwarten, dass die EUin absehbarer Zeit eine Aussen- oderSicherheitspolitik machen wird, wel-che über die Wahrung eigener Han-delsinteressen hinausgeht. Wozu alsodie ganze Aufregung? Warum ist alsodie Europäische Integration genau zudiesem Zeitpunkt zu einem Zwischen-halt gezwungen worden?
Betrachtet man die Abstimmungenin Frankreich und den Niederlanden sofällt die Vermischung verschiedenerEbenen auf. Die Vermischung rechtermit linker Opposition ist noch verzeih-lich, schliesslich ist es politischstumpfsinnig, nur deshalb für die Ver-fassung zu sein, weil die andere Seitedagegen ist. Analysen haben auch gezeigt, dass die linke Opposition ge-gen die Verfassung in beiden Länderndeutlich stärker war als die nationali-stische rechte Opposition. Ideologischwird es schon schwieriger. Eine altelinke Forderung ist die Überwindungnationalistischer Grenzen. Die europä-ische Integration vereint zwar nicht dieganze Welt, aber immerhin die Länder Europas, was auf friedlichem Wegeschon seit sehr langer Zeit nicht mehrgeschehen ist. Erschwerend für einReferendum ist, dass in den einzelnenLändern ein Referendum immer auchein Votum für oder gegen eine Regie-rung bedeutet. Viele Menschen habenNein eingelegt, weil sie mit der eige-nen Regierung zur Zeit unzufriedensind.
Hauptsächlich ist die Verfassungvon linken Wählern jedoch abgelehntworden, weil die EU insgesamt denMenschen offenbar keine soziale Per-spektive bieten kann. Die EU hat ohneZweifel zu einer hohen politischen Sta-bilität in Europa beigetragen. Allenfallsist sie auch ein wirtschaftliches Erfolgsmodell. Innerhalb der EU ist esjedoch weder gelungen, die sozial-staatliche Absicherung der Menschenzu verbessern, noch hat man es geschafft, die Arbeitslosigkeit zu senken.
Bei aller, vielleicht berechtigtenKritik, fällte es schwer, die real existie-renden Alternativen besser zu finden. Ohne Verfassung gilt in der EU derStaus Quo. Damit sind einige Verbes-serungen, wie etwa die Festlegung vonGrundrechten, ebenfalls nicht umge-setzt. Ob nach dem endgültigen Schei-tern der Verfassung jene Forderungen,welche linken Staatvorstellungennäher kommen, in einem nächstenVertrag Eingang finden werden, istmehr als fraglich. Und ebenso fraglichist, ob ein Rückfall in Nationalstaat-lichkeit für die Menschen mehr Le-bensqualität bringt als ein vereinigtesEuropa.
> GEORG LUTZ <
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NEUE BEFUGNISSE FÜR GRENZKONTROLLEN – AUCH NEBEN DER GRENZE
DER SCHÖNE SCHEIN DER BEWEGUNGSFREIHEIT
«Die Binnengrenzen dürfen an jederStelle ohne Personenkontrollen über-schritten werden.» Vor sieben Monatenhaben die Schweizer Stimmberechtig-ten diesem Satz zugestimmt. Es han-delt sich um den ersten Absatz im zwei-ten Artikel des Schengener «Durch-führungsübereinkommens». Auf demPapier ist er der Kern des Schengener«Besitzstandes», also der Gesamtheitder Schengen-Regelungen, die voraus-sichtlich im kommenden Jahr auch fürdie Schweiz in Kraft treten werden.
Zweifellos ist es ein schöner Satz. Erverspricht, dass im Schengen-Raum,der demnächst von Gibraltar bis zumBug (dem Fluss zwischen Polen undder Ukraine), von Lampedusa bis zumNordkap reicht, eine zentrale Kompo-nente der Nationalstaaten aufgehobenwird: Grenzkontrollen und damit letzt-lich auch die Grenzen selbst würden fürden überwiegenden Teil Europas ver-schwinden. Die Überprüfung der Iden-tität einer Person anhand ihrer Papiere(Pass, ID, Visum) und die Durchsu-chung ihrer Sachen ohne jeglichen Ver-dacht, nur weil sich diese Person amEnde des staaatlichen Territoriums be-findet, wäre eine Angelegenheit derVergangenheit.
Das Problem ist nur, dass dieserSatz erstens nicht alleine dasteht unddass er zweitens keine Entsprechung inder Wirklichkeit hat. Das SchengenerÜbereinkommen hat 142 Artikel. Einerenthält Definitionen, die für den ge-samten Vertrag gelten sollen. 140 be-ziehen sich mehr oder weniger auf sogenannte Ausgleichsmassnahmen, die
den angeblich durch die Aufhebung derBinnengrenzkontrollen entstehendenSicherheitsverlust wettmachen sollen –von der Aufrüstung der Aussengrenzenund der Verschärfung der Asyl- und Visumspolitik über die verstärkte poli-zeiliche Zusammenarbeit bis hin zumAufbau eines gemeinsamen Fahn-dungssystems. Seit 1990 haben sich dieSchengen-Staaten respektive die EUdarauf konzentriert, die Sicherheitssei-te des reichlich ungleichen Tauschsauszubauen.
Nur ein einziger Artikel dieses Ab-kommens, nämlich besagter Artikel 2,bezieht sich auf die Binnengrenzen undder endet eben nicht mit dem oben zitierten schönen Absatz: «Wenn die öf-fentliche Ordnung und die nationale Si-cherheit es indessen erfordern», sogeht es weiter nach dem ersten Absatz,dann können die Grenzkontrollen wie-der eingeführt werden. Öffentliche Ord-nung und nationale Sicherheit sind das,was die JuristInnen als «unbestimmteRechtsbegriffe» bezeichnen, allgemei-ne Klauseln, über deren Inhalt die Poli-zei und ihre politischen Helfershelfernach eigenem Gutdünken entscheiden.
Am selben Tag im März 1995, als dasÜbereinkommen zwischen zunächstsieben Staaten in Kraft trat, nahm diefranzösische Regierung diese Ausnah-meklausel bereits in Anspruch. Hinter-grund war eine Serie von schweren An-schlägen. Ende 1995 war der mut-massliche Kopf der Gruppe, ein jungeralgerischer Immigrant, bei der Festnah-me erschossen und die Anschlagsseriebeendet. Dennoch liess die französi-sche Regierung einen Teil der Staats-grenzen weiter kontrollieren: Im Nor-den – genauer: in den Niederlanden –lokalisierten Polizei und Sicherheitspo-litiker nun eine neue Bedrohung. Umdie Vergiftung der französischen Ju-gend mit dem in Holland freizügig(er)gehandelten Hanf zu verhindern, lies-sen sie nun die Grenzen zu Belgien undLuxemburg kontrollieren. Wer in Lu-xemburg den aus Brüssel kommenden
und nach Basel gehenden Zug besteigt,darf sich auch heute nicht wundern,wenn sich das Grossraumabteil plötz-lich mit den blauen Uniformen derGrenzpolizei (PAF) füllt. Frankreich istaber nicht der einzige Schengen-Staat,dem jede Begründung recht ist: 1996verzögerten Deutschland und Frank-reich die Aufhebung der Grenzkontrol-len zum Schengen-Neuling Italien, andessen Küsten kurz zuvor Schiffe mitkurdischen Flüchtlingen aus dem Irakgestrandet waren. Spanien drohte Por-tugal 1998 mit der Wiedereinführungder Kontrollen, weil ein LissabonnerGericht die Auslieferung eines ETA-Mit-glieds verweigert hatte. Der spanischeStaat lässt auch regelmässig die Bahn-Grenzen zu Frankreich kontrollieren,um den Zustrom «illegaler Einwande-rer» aus Rumänien und Bulgarien zuverhindern…
Aus der Ausnahme ist längst ein regelmässiger Bestandteil polizei-lichen Handelns geworden. Anlässlichvon grösseren Demonstrationen oderFussballspielen ist die Wiedereinfüh-rung der Kontrollen der Normalfall. Sieist fester Bestandteil der Konzepte despolizeilichen Umgangs mit solchenMassenereignissen, auf die sich dieEU-Polizeiarbeitsgruppen seit den1990er Jahren verständigt haben –nachzulesen in den jeweiligen «Ent-schliessungen» und «Handbüchern».
Damit aber nicht genug: Fast alleEU-Staaten haben den (nur teilweisen)Wegfall der Binnengrenzkontrollen ge-nutzt, um die Kontrollen im Inland aus-zuweiten. In Frankreich und Spanienwar das problemlos möglich, weil indiesen Staaten ohnehin eine Ausweis-tragepflicht besteht. Man muss nichtnur eine ID haben, man muss sie auchimmer vorweisen, wenn einem Vertre-ter der bewaffneten Staatsmacht da-nach ist. In Deutschland, wo – wie auchin der Schweiz – diese Pflicht nichtexistiert, haben die Parlamente seit An-fang der 1990er Jahre die Polizei mitneuen Befugnissen zur «Schleierfahn-
EUROPA IST MIT DEM SCHENGENER ABKOMMEN EIN«RAUM OHNE BINNENGRENZEN» GEWORDEN – WERSGLAUBT! IMMER NEUE AUSNAHMEN VERLEGEN IMMERMEHR KONTROLLEN INS LANDESINNERE.
1 Die männliche Form
ist hier durchaus ernst
gemeint: die Polizei
kontrolliert tatsächlich
häufiger Männer als
Frauen.
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SCHWERPUNKT
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dung», das heisst zur «verdachts- undereignisunabhängigen Kontrolle» aus-gestattet: • 1992 dehnte der Bundestag den bis
dahin geltenden «Zollgrenzbezirk»von acht Kilometern hinter derGrenze zu einem «rückwärtigenGrenzraum» von 30 Kilometen aus.In diesem Raum war es nun demBundesgrenzschutz, der neuer-dings «Bundespolizei» heisst, er-laubt, ohne jeglichen Verdacht Per-sonen und ihre Sachen zu kontrol-lieren. Verglichen mit der Zeit vorSchengen hat sich das Personal derBundespolizei an den Westgrenzen,das heisst an den Grenzen zu denbisherigen Schengen-Staaten, ver-doppelt.
• Im Dezember 1994 – zwei Wochenbevor Österreich der EU beitrat –beschloss der bayerische Landtag,«zur Bekämpfung der grenzüber-schreitenden Kriminalität» die Lan-despolizei mit vergleichbaren Be-fugnissen auszustatten. Die Poli-zistInnen des Bundeslandes durf-ten nun auch im «Grenzraum» undzusätzlich auf überregionalen Ver-kehrswegen kontrollieren. Inzwi-schen haben alle Bundesländer,auch solche ohne Grenze, entspre-chende Regelungen in ihren Poli-zeigesetzen verankert. Einzige Aus-nahme ist Berlin. Dort sind ver-dachtsunabhängige Kontrollen «nur»an «gefährdeten Orten» erlaubt. DieListe dieser Orte ist aber geheim.
• 1998 änderte der Bundestag dasBundesgrenzschutzgesetz und er-laubte den BundespolizistInnen nunauch, auf sämtlichen Zügen undBahnhöfen quer durch die Republikohne Verdachtsmomente und ohnesonstigen Anlass zu kontrollieren.Die Bundespolizei ist übrigensgleichzeitig Bahnpolizei.
Theoretisch kann die Polizei nun jede x-beliebige Person anhalten undnach ihrer Identität befragen. Prak-
tisch muss sie hingegen eine Auswahltreffen. Sie kann das nur anhand vonäusserlichen Kriterien tun: Wer jungist und wie ein Demonstrant, ein Fuss-ballfan1 oder einE KifferIn aussieht,wer die falsche Hautfarbe hat oder«fremdländisch» wirkt, kommt eher inden Genuss polizeilicher Aufmerk-samkeit.
Für die Schweiz haben der Bundes-rat und die kantonalen Polizeidirekto-ren vor der Abstimmung im Juni letz-ten Jahres deutlich gemacht, dass sieerstens die weiter bestehende Befug-nis der Warenkontrolle an den Grenzenauch zu Personenkontrollen nutzenund zweitens eine «Schleierfahndung»nach deutschem Muster praktizierenwollen. Die Notwendigkeit, die Inlands-kontrollen rechtlich zu verankern, sehen Bund und Kantone nicht.
Von dem Versprechen des grenzen-losen Europas ist also nicht viel übriggeblieben. Der Europäische Binnen-markt, der «Raum ohne Binnengren-zen, in dem der freie Verkehr von Wa-ren, Personen, Dienstleistungen undKapital gewährleistet ist», ist einMarkt. Für Personen gilt die Freizügig-keit nur, soweit ihr die Polizei keineGrenzen setzt.
> HEINER BUSCH <
BLICK AUF EUROPA
«JA UND NEIN»
Ein verregneter Abend im Januar vorder Reitschule. Ich bin auf der Suchenach einer Interviewperson für meinenArtikel. Das Thema: Was denken dievielen schwarzen, vorwiegend Männer,die sich täglich auf dem Vorplatz oderim I-Fluss aufhalten, von Europa, wel-che Bilder haben, hatten sie…
Das I-Fluss hat leider schon zu, dorteine Person dunkler Hautfarbe anzu-sprechen wäre mir leichter gefallen. Soversuche ich nun, mit den paar einzeln
herumstehenden, dann sich wieder inGruppen formierenden SchwarzenKontakt aufzunehmen und sie für einGespräch zu gewinnen. Aber so einfachist das gar nicht. Eher spüre ich ein ab-lehnendes Verhalten, vielleicht auch einMisstrauen oder ein Unverständnis,was denn eigentlich genau mein Anlie-gen ist.
Zwei müssen in fünf Minuten aufden Zug, einer hat gerade ein Taxi be-stellt, das jeden Moment kommt… undeiner findet, vielleicht auch zu Recht:«Eine Stunde für ein Gespräch? Wenndu wüsstest! Da müsstest du dir Stun-den nehmen, um meine Geschichteund meine Meinung zu verstehen.»
Trotzdem wurde ich fündig, meinGesprächspartner, nennen wir ihnMarc, stammt aus Guinea, Conakry, istetwa Ende Zwanzig und seit September2002 in der Schweiz.
megafon: Warst Du ausser in derSchweiz noch in andern LändernEuropas?
Marc: Nur einen Tag in Italien.
Wolltest Du von Anfang an in dieSchweiz kommen oder war es eherZufall?
Ich konnte über Freunde und Ver-mittlung nach Europa gelangen, ichwusste nicht wohin, in welches Landwar mir egal.
Weshalb bist Du von Guinea weg-gegangen?
Ich will keine Details erzählen. Ichmusste einfach weg. Ich hatte, sagenwir mal, sozial-politische Probleme, eine private Geschichte, die politischeFolgen hatte… aber ich wollte nicht wegvon dort, ich habe dort Recht studiertund es ging mir gut.
MARC GEHT GERNE INS I-FLUSS, WEIL ES DORT
RUHIG IST. ER IST 2002 AUS GUINEA IN DIE
SCHWEIZ GEKOMMEN. ZUR SCHWEIZ UND ZU EUROPA
HAT ER EIN GEMISCHTES VERHÄLTNIS. SIE ZU
IHM AUCH.
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Wie ist deine Situation in derSchweiz?
Ich bin seit November 2005 mit ei-ner Schweizerin verheiratet und wir le-ben zusammen in Bern. Ich habe denB-Ausweis. Meine Frau arbeitet, ichhabe bis jetzt noch keine Arbeit gefun-den. Im 2002 hatte ich ein Asylgesuchgestellt, das dann aber abgelehnt wur-de. Rekurriert habe ich nicht, weil ichkeine Unterstützung und kein Geldhatte. Dann habe ich bis zur Heirat ille-gal hier gelebt.
Was bedeutet für Dich Europa?Europa hat beides für mich, positive
und negative Aspekte. Bei Europa den-ke ich an Frankreich, das Guinea kolo-nialisiert hat. Für mich bedeutet dasauch Gutes: Ich konnte zur Schule ge-hen, ich habe lesen gelernt, sprechefranzösisch, konnte in meiner Heimatstudieren… Europa ist aber auch kalt,ablehnend. Ich dachte zuerst, es seiwegen der fehlenden Papiere, dass ichoft Probleme habe. Das hat sich aberdurch die Heirat nicht einfach geän-dert.
Hat sich dein Bild von Europaverändert, seit Du hier bist?
Ja, ich hatte ein besseres Bild vor-her als jetzt. Ich glaubte, dass es mög-lich ist, hier in Ruhe zu leben. Ich dach-te, vielleicht könnte ich hier weiterstu-dieren, ich möchte nicht einfach wie-der bei Null anfangen. Aber wie kannman leben ohne Arbeit, mit so wenigGeld? Ich sage ehrlich: Ich verstehe,dass einzelne aus diesem GrundSchweinereien machen, Dinge, die siein einer besseren Lebenssituationnicht machen würden. Ich dachteauch, dass man in Europa empfangenwird und sich jemand um einen küm-mert. Die Realität war anders, es ka-men eher immer neue Probleme dazu.
Denkst Du, dass die Schweiz einrassistisches Land ist?
Ja und nein, aber nicht anders alsüberall. Rassismus gibt es auch inAfrika. Rassenprobleme, Diskriminie-rungen und Probleme wegen dem Ge-schlecht und der Religion sind die dreiGrundprobleme der Welt, sage ich, unddie gibt es überall. Wenn mir hier Leu-te «Nigger» sagen, höre ich gar nichthin und gehe weiter.
Wie wünschst Du Dir Europa?Ich wünsche mir ein offenes, sozia-
les, wirklich demokratisches Europa.Für mich heisst Demokratie, die Machtdes Volkes gegenüber dem Volk undfür das Volk. Und das ist in Europanicht die Realität. In einem offenen Eu-ropa könnte ich weiter studieren. DieBildung hier ist viel besser als in Gui-nea. Vielleicht könnte ich so, wenn icheinmal wieder zurückgehen kann,mein Wissen weitergeben. Eigentlichmöchte ich einfach ohne Problemeleben können – auch ohne finanzielleProbleme. Europa ist reich und hiergäbe es Möglichkeiten für alle. Es gehtmir aber auch gut hier, ich bin eine offene Person und kenne dadurchauch viele Leute – auch Schweizerin-nen und Schweizern.
Hierher, also ins I-fluss kommeich, weil es hier ruhig ist und ich michmit Freunden treffen und eins rauchenkann.
> INTERVIEW: USH <
SQUAT-TOURISMUS
HIGHWAY THROUGH HELL
z: Anfangs meiner Besetzerzeit tauchteeines Tages eine Gruppe netter Leuteaus Polen auf, die dann eine Zeit langbei uns im Squat wohnten. Wir began-nen miteinander zu quatschen, sie be-richteten von ihren Erfahrungen mitdem Besetzen in Polen, Freundschaf-ten wurden geknüpft. Wir haben siedann auch in ihren Projekten besucht,bei ihnen gelebt, bei der Hausrenova-tion geholfen…
i: Die meisten, die so rumreisen,besetzen selbst oder sind mit der Sze-ne verknüpft, sonst kennst du dieseMöglichkeit, in einem andern Land beieinem Squat anzuklopfen und auchaufgenommen zu werden, kaum.
z: Teil einer Subkultur, mit ihren ei-genen Dresscodes zum Beispiel, an-hand derer du auch weisst, wen dureinlassen darfst. Daraus ergeben sichdann die Connections in andere Länder.
j: Nicht nur Connections, das ist eineeigene Art zu Reisen oder Aufenthalts-orte zu finden, innerhalb dieses Milieus.
n: Unterwegs lernst du neue Leutekennen. «Woher kommst du? Ich binvon dem Haus oder jenem Wagen-platz.» Bei der Abreise lässt du deineAdresse zurück, «kommt uns doch be-suchen!» Und die Adressen werdenauch an Freunde weitergegeben.
j: Es ergeben sich informelle Netz-werke, ein emotionaler Zusammen-hang, basierend auf persönlichen Kon-takten.
z: Bei den Konzerttouren von Bandsist das schön zu sehn. Eine spanische
Crust-Band kennt jemanden aus derSchweiz, der für sie eine Tour durcheinige Schweizer Squats organisiert, imGegenzug kann dann eine Band ausZüri in Spanien spielen. So werden gan-ze Europatourneen gemacht.
i: Die Musik, Konzerte oder «zusam-men saufen» sind sowieso ein verbin-dender Bestandteil dieser Szene.
n: Gerade die Festivals sind einwichtiger Treffpunkt. Es gibt Viele, diereisen den ganzen Sommer über vonPunkfestival zu Tekknival.
•••
i: Schön finde ich dieses Grundvertrau-en und die Offenheit, die bestehen. Je-denfalls solange du dich an die Regelnhältst. Wobei es natürlich auch Miss-brauch davon gibt und Grundsatzver-stösse, wie Sexismus.
n: Kommt aber auch fest drauf an,wo du hingehst. In den grossen Städtengibts mehr Stress, weil da auch vielmehr Leute hinreisen.
i: In den Zentren Barcelona, Berlin,Amsterdam, vielleicht Zürich, triffst duauch eher Häuser, wo die Leute dieSchauze voll haben von den dauerndenGästen.
j: Aber auch dort kommst du unter,die Leute sind vielleicht etwas skepti-scher.
z: Es gibt vielleicht sowas wie Gast-freundschaft, wie man es sonst kaumnoch antrifft in Europa. Du ziehst ein-fach mal los in eine Stadt, kannst gratiswohnen, essen, brauchst kein Hotel imVoraus zu buchen.
i: Wir gehn aber auch selten aufsGeratewohl in eine fremde Stadt ohneuns vorher zu informieren, bei welcherAdresse wir vorbeischauen könnten.
z: Der Squat könnte unterdessen ge-räumt worden sein.
n: Dann gehst du halt zum Bahnhof
und fragst die ersten Punks, die du fin-dest, wo der nächste Squat ist.
•••
z: Wir haben alle nicht allzu viel Stutzund wollen trotzdem reisen, die be-schränkten Mittel erlauben zwar kaum,Europa zu verlassen, doch innerhalbEuropas ist es nicht so ein Ding irgend-wohin zu kommen mit Autostopp undSchwarzfahren zum Beispiel.
n: … oder Gruppenreisen mit demeigenen Bus, Kind und Kegel.
j: Da spielen die ökonomischen Ver-hältnisse sicher eine wichtige Rolle, esgäbe bequemeres. Für die Wahl desAufenthaltsortes sind für mich aber an-dere Gründe entscheidend, nicht dasses gratis ist.
z: Aber das Trampen gehört dochauch ein bisschen dazu.
i: Das ist auch eine Lebenshaltung,wir leben in einem reichen Land, ichkönnte mehr Kohle verdienen gehn undmir dann mehr leisten.
n: Dafür hast du mehr Zeit fürs Rei-sen und weisst, innerhalb der nächstenvierundzwanzig Stunden wirst du schonmal ankommen.
z: Selbstbestimmt gewählt? i: Die Grenze ist fliessend, manch-
mal kotzt es auch an, kein Geld für denZug zu haben.
z: Vieles lässt sich doch gratis oderbillig beschaffen und machen, auchbeim Reisen. Containerfood und malunter einer Brücke schlafen, vielleichtetwas Geld verdienen mit Strassen-musik.
i: Da gibts Unterschiede zwischenuns aus der Schweiz und Hausbesetze-rInnen aus Polen oder Spanien, die ha-ben diese Wahlfreiheit viel weniger. Dassind andere Verhältnisse.
z: … als wir Mittelschichtkids siehaben.
NINA, JOSEPHINE, ISABEL UND ZAK LEBEN IN
BERN UND REISEN IN EUROPA, VON BESETZTEM
HAUS ZU BESETZTEM PLATZ. EUROPA? ÄHM…
COLLAGE EINES GESPRÄCHS.
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SCHWERPUNKT
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z: Zwei Standarddestinationen sindBarcelona und Berlin. Sonst war ich inWroclaw, Zagreb, Prag, Amsterdam…
n: … oder in der Schweiz: Zürich,Luzern, Basel, Lausanne, Genf.
j: Barcelona und Berlin sind Gross-städte, wo eh was läuft, in kleinereStädte geh ich vielleicht eher, wennwas Spezielles los ist, eine Räumung,oder für ein Projekt.
i: Es gibt ja doch auch Unterschiedezwischen den Städten und Ländern.
z: In Barcelona kommen die Copsmal Hallo sagen, wenn du ein Haus be-setzt, während die Leute in Kroatienoder Polen damit rechnen müssen,nach einem halben Tag rausgeprügeltzu werden.
i: Man kann schon von Unterschie-den zwischen Ost- und Westeuropasprechen. Das sind verschiedene poli-tische und geschichtliche Hintergrün-de.
z: Es gibt auch Länder, wo es keineSquats gibt, zum Beispiel Schweden.
n: In Österreich gibt es gerade maleinen Ort.
z: In Deutschland ist es auch kaummöglich zu besetzen, es gibt aber nochdie legalisierten Hausprojekte und so-ziale Zentren.
i: Das scheint ein Trend in ganz Eu-ropa zu sein. Ich glaub, bis 2012 soll eskeine Squats mehr geben, wenn esnach der EU geht. Auch in Barcelona,wo es über hundert Squats gibts, ist esschwieriger geworden zu besetzen.
z: Die Repression nimmt zu, für dasEU-Image unpässliche Subkulturenwerden an die Peripherie gedrängt undsollen ganz verschwinden. Die Schweizwird da mitziehen. i: Ist das das Ziel der EU?
z: Ich weiss nur von den Massnah-men der EU zur Bekämpfung des Ter-
rorismus, worin Hausbesetzungen alsTerrorismus vierten Grades deklariertwerden, was doch ziemlich eindeutigeAbsichten vermuten lässt.
•••
z: No Border, No Nation!? Effektiv gibtsda aber Grenzen in und um Europa?
i: Innerhalb Europas merkt mannach Schengen nicht mehr soviel vondiesen Grenzen. Die Gesetze unter-scheiden sich geringfügig, vielleichtdarfst du dein Bier nicht mehr auf derStrasse trinken.
j: Sprachliche Barrieren sind oftschwierig zu überwinden.
n: Andererseits gibts in BarcelonaHäuser mit zehn verschiedenen Natio-nalitäten, aber keine aus Spanien, unddie Leute kommen klar miteinander.
z: Da findet auch ein Grenzabbaustatt.
j: … Sans-Papiers werden aufge-nommen.
i: Ich sehe eher innerhalb der Sub-kultur verschiedene «Szenen» mit ver-schiedenen Inhalten, Zielen. Es gibteher aktivistische Gruppen, die an so-zialen Bewegungen teilnehmen oderdann die Crusties, wo es mehr umDrogen geht und so weiter. Das«denk:mal» ist auch was anderes alsunser Haus.
•••
z: Diese Art zu reisen scheint sich aufEuropa zu beschränken.
j: Vielleicht aus geografischenGründen.
z: Ich denke, das ist nicht nur dieräumliche Nähe, sondern vor allem diekulturelle.
j: Wenn du Europa verlässt, hast dudiesen vertrauten Background nichtmehr.
i: In Europa habe ich nicht dieErwartung viel neue Inhalte zu entde-cken, ich freue mich in anderen Städ-ten Menschen zu treffen, die ähnlichgesinnt sind und mitzubekommen,was bei ihnen so abgeht. Wenn ich ausEuropa rausgehe, dann gibts dort kei-ne Squatterszene und ich will andereSichtweisen kennen lernen.
z: Squat-Tourismus ist also eineeuropäische Angelegenheit?
j: Insofern er sich in einem europäi-schen Rahmen abspielt, ja.
i: Inhaltlich aber gegen Europa,antirassistisch und antinationalistischheisst auch gegen «Fortress Europe».
j: Das Squattermilieu ist aber völligheterogen und lässt sich nicht aufeinen politischen Nenner festschrei-ben. Die Vernetzung trägt aber zu einerInternationalisierung bei.
i: Die Integration von aussereuropä-ischen Menschen funktioniert aberauch da nicht gut.
n: Und es gibt oft auch ein Unver-ständnis dieser Leute uns gegenüber,zum Beispiel weil wir auf ein StückWohlstand verzichten und in unserenversifften Häusern leben.
j: Linke von anderen Kontinentenhaben andere Ansprüche und Per-spektiven.
> GEBASTEL: ZAK <
megafon Nr. 292, Februar 2006 17SCHWERPUNKT
Glossar:Containerfood:
Geniessbares Essen,
dass wegen abgelaufe-
nem Verkaufsdatum im
Abfall landet.
Crust: Ein Subgenre
des Hardcore-Punk.
Squat: Besetztes Haus.
Tekknival: Gratis-Festi-
vals auf dem Land mit
vorwiegend elektroni-
scher Musik.
VoKü: Volxküche, gratis
oder billiges Essen für
viele Leute.
Im Herbst 2005 bestürmten an dernordafrikanischen MittelmeerküsteTausende von MigrantInnen die Hochsi-cherheitszäune der spanischen Exkla-ven Melilla und Ceuta — und wurdenvon spanischen und marokkanischenMilitär- und Polizeieinheiten brutal zu-rückgeschlagen.
An Silvester 2005 griffen in KairoTausende von ägyptischen Polizistenein von etwa 3000 sudanesischenFlüchtlingen vor den Büros des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR errichte-tes Protestcamp an — mindestens 26Menschen kamen ums Leben.
Wer sich über diese oder andere Ge-schehnisse an den Grenzen Europasund Nordafrikas informieren will, demoder der sei die Sondernummer 110des «Flüchtlingsrat» empfohlen.
Die Zeitschrift für Flüchtlingspolik inNiedersachsen – herausgegeben vomFlüchtlingsrat Niedersachsen, demKomitee für Grundrechte und Demo-kratie und der ForschungsgesellschaftFlucht und Migration – hat unter demTitel «AusgeLAGERt – Exterritoriale Lager und der EU-Aufmarsch an derMittelmeergrenze» einen spannendenReader über die Entwicklung und Mili-tarisierung der europäischen Migra-tionsverhinderungspolitik publiziert.Recherchen über die Flüchtlingsab-wehrpolitik, Chronologie und Konzepteder EU-Lagerpläne und -modelle undeine Dokumentation von Gegenaktio-nen von kämpferischen Betroffenenund solidarischen AktivistInnen gebenInteressierten ein breites Bild – wel-ches zusammen mit der dem Buch bei-liegenden Karte über «MigrantInnen-Lager in Europa und in den Ländern
des Mittelmeerraums» die Dimensionder Menschenverachtung der migra-tionsstrategischen Pläne der europäi-schen (und nordafrikanischen) Politi-kerInnen aufzeigt.
INTERNIERUNG UND ISOLATION
MigrantInnen, die die Überfahrt überdas Mittelmeer überleben (allein für dieMeerenge von Gibraltar wird geschätzt,dass im Zeitraum von 1991-2004 etwa12 000 bis 14 000 Menschen ertranken)und auf europäischem Staatsgebietlanden beziehungsweise stranden,werden vermehrt von der Bevölkerungisoliert. In speziellen Lagern soll derKontakt zu der teilweise freundlich undsolidarisch gesinnten Umgebung(ausser der Tourismusindustrie) unter-bunden werden.
«Die zweite Konstante, auf die manbei der Ankunft grosser Flüchtlings-schiffe trifft, sind die staatlichen Macht-demonstrationen. NotstandsähnlicheMassnahmen werden eingeleitet odergar der Notstand ausgerufen. Damitübernehmen Polizei, Küstenwache undMarine das Kommando in der jeweili-gen Hafenstadt, flankiert vom RotenKreuz und anderen Organisationen. InGrosseinsätzen werden die Flüchtlingevon der lokalen Bevölkerung getrenntund vorzugsweise in Fussballstadieneingesperrt. Polizisten und Helfer be-handeln sie auf Distanz, tragen Hand-schuhe und vielleicht sogar Mund-schutz. Versorgungsgüter werden engros ausgegeben. Die Trennung derFlüchtlinge von der Bevölkerung erfolgtim Rampenlicht der Medien. Politikerkommen mit ihrer flüchtlingsfeind-lichen Hetze ausführlich zu Wort, dieFlüchtlinge selbst oder die helfendenEinheimischen dagegen nie.»
In gewissen Lagern (zum Beispielauf Lampedusa) ist es nicht malAnwältInnen oder Menschenrechts-organisationen möglich, die Flüchtlingezu sehen. Überbelegung, zu wenig Toi-letten, alle sechs Stunden Appell,
nächtliche Ausschaffungen im Schnell-verfahren sind dort Alltag.
KONTROLLE UND LAGERPOLITIK
Zur Verhinderung der Migrationüber das südliche und östliche Mittel-meer – dem Burggraben der FestungEuropa – haben die europäischen Staa-ten in den letzten Jahren neben derHightech-Überwachung der Seewegeund Küstengebiete, Isolationslagernund der klammheimlichen Ausschaf-fung auch vermehrt die Überwachungder nordafrikanischen Küste und Ein-richtung von «Wüstencamps» in Nord-afrika in Angriff genommen.
Lager ausserhalb Europas habenunter anderem den «Vorteil», dass dieMigrantInnen sich nicht im europäi-schen Rechtsraum befinden – so dieHaltung des ehemaligen deutschenInnenministers Schily im August 2004:
«Es wird dort (in Nordafrika) eineAufnahmeeinrichtung geben und eineInstitution, die aus Beamten der Asyl-behörden der EU-Mitgliedsstaaten zu-sammengesetzt ist. Diese Behördeprüft: Haben die Flüchtlinge einenGrund nach der Genfer Flüchtlingskon-vention, der einer Rückkehr ins Hei-matland entgegensteht? Wenn sie kei-nen haben, müssen sie zurück. (…) Einegerichtliche Kontrolle muss es nichtzwangsläufig geben. Wir sind ausser-halb des Rechtsgebietes der EU.»
Doch so kaltherzig ist Europa danndoch nicht: «Der europäische Rat stelltfest, dass unzureichend regulierteWanderungsbewegungen zu humanitä-ren Katastrophen führen können» ist ineinem EU-Papier zu lesen. Sprich: BoatPeople ertrinken im Mittelmeer. Und:Mehr staatliche «Kontrolle» der Wan-derungsbewegungen würde wenigerTote bedeuten... Doch auch diese «humanitären» sind nur vorgeschobe-ne Gründe – Unter anderem auchwegen den terroristischen Anschlägenin Nordafrika, versuchen westeuropäi-sche Länder (und die USA) ihren poli-18 megafon Nr. 292, Februar 2006
SCHWERPUNKT
DAS MITTELMEER IST DER BURGGRABEN EUROPAS
WÜSTENCAMPS UND WASSERLEICHENDER MITTELMEERRAUM WIRD VERSTÄRKT ÜBERWACHT
UND NEUE MASSNAHMEN UND KOALITIONEN VER-
SCHÄRFEN DIE MIGRATIONSVERHINDERUNGSPOLI-
TIK. DER NEUE READER «AUSGELAGERT» DOKUMEN-
TIERT DIE KATASTROPHALE SITUATION.
Mehr zum Thema in
«AusgeLAGERt».
Eine Kurzversion dieses
Artikels erschien im
Vorwärts vom 20. Janu-
ar, 2006.
AusgeLAGERt. Exterri-
toriale Lager und der
EU-Aufmarsch an den
Mittelmeergrenzen,
Flüchtlingsrat, Zeit-
schrift für Flüchtlings-
politik in Niedersach-
sen, Heft 110, Septem-
ber 2005.
Ein PDF-Version der Nr.
110 gibt es unter:
www.ndsfluerat.org/
rundbr/index.htm
Weiterführendes:
Spannender Artikel zum
faschistischen Italien in
Libyen:
www.zeit.de/2003/21/
A-Libyen?page=1
zeilichen Einfluss bis nach Nordafrikaauszudehnen. Die USA behauptenschon lange, (Al-Kaida-)TerroristInnenwürden sich mit afrikanischen Migrant-Innenströmen fortbewegen. Die G5(Deutschland, Frankreich, Grossbritan-nien, Italien und Spanien) treffen sichseit Mai 2003 dreimonatlich, um unteranderem über Antiterrorismus und dieBekämpfung der heimlichen Fluchtund Migration nach Europa zu debattie-ren. 2003 gab es daher auch die erstengemeinsamen US-amerikanisch-ma-rokkanischen und spanisch-marokka-nischen Patrouillen vor der Küste Marokkos. Der nächste Schritt sind dieLager in Nordafrika.
ZUM BEISPIEL LIBYEN
Libyen hat grausame Erfahrungenmit Lagern: 1930 errichtete dasfaschistische Italien Internierungslagerim damals besetzten Libyen zwecksAufstandsbekämpfung – die libyscheGuerilla hatte mit Hilfe der Bevölke-rung Massenexekutionen, Bombardie-rungen, Giftgas und Strafexpeditionenstandgehalten. Der Grossteil der Be-wohnerInnen der zu entvölkernden Re-gionen wurde zusammengetrieben undmusste in entbehrungsreichen Mär-schen den Weg in die Wüsten-KZs an-treten. In zwei Jahren Lagerhaft star-ben über 50 000 der Deportierten anHunger und Krankheiten.Ausgerechnet im libyschen StaatschefGhadaffi fand Europa über siebzig Jah-
re später ihren wichtigsten Helfershel-fer. Nachdem Regierungsvertreter-Innen aus halb Europa zum geläuterten«Revolutionsführer» pilgerten und sichim Schatten der sprudelnden Ölquellendavon überzeugten, dass auch Libyenfür die Kontrolle der Grenzen zu habenwar, starteten die ersten Lieferungenvon Booten, Jeeps, Radargeräten undHubschraubern für die moderne Grenz-überwachung – samt italienischen Aus-bildnern und Beratern. Italien lieferteebenfalls Zelte und anderes Materialfür drei Aufnahmezentren. Libyen hatte schon eigene Erfahrungenmit Wüsten-Camps, in diesen wurdenschon länger missliebige «Nicht-LibyerInnen» zwecks Ausschaffungjenseits der Sahara gefangengehalten.
Im Auftrag der EU-Kommission rei-ste im November 2004 die «TechnicalMission to Libya on Illegal Immigra-tion» nach Libyen, um sich vor Ort einBild der Situation und Perspektiven zumachen und dieses in einem Berichtfestzuhalten.
«Sie berichteten von Lagern, in de-nen Abschiebekandidaten in Gemein-schaftsräumen für 200 Personenuntergebracht sind, wobei Männer,Frauen, Familien, Minderjährige ohneBegleitung zusammengepfercht wer-den. Sie berichten von libyschen Beam-ten, die direkt vor dem Besuch dieCamps haben reinigen lassen; trotz-dem aber seien nicht einmal niedrigstehygienische Standards erfüllt. Sie be-richteten von Lagerküchen, die offen-
bar schnell mit Obst und Gemüse auf-gefüllt wurden – während die Gefange-nen erzählten, dass sie mit Wasser undBrot ernährt werden. In manchen La-gern sei die Zahl der Insassen vor demBesuch schnell von 700 auf 250 ge-senkt worden.»
Libyen und das restliche Nordafrikasind zu einem (nicht nur) europäischenExperimentierfeld für Migrationskon-trolle und –verhinderung, Antiterror-kampf und grenzüberschreitende mili-tärisch-polizeiliche Zusammenarbeitgeworden.
> TOM LOCHER <
megafon Nr. 292, Februar 2006 19SCHWERPUNKT
SCHAUPLATZ INTERNATIONAL AM LIMES DER FESTUNG EUROPA
KING KONG AN DEN BLUTIGEN STRÄNDEN DER ZIVILISATION
Im BungalowA: Also, wir diskutieren schon hier
drin, oder?M: Also das ist ja unser Thema, wie
wir Integra... äh, Migration, wie wir daseinfangen.
AL: Unter anderem. Wir gehen hierja nicht die Migration einfangen, son-dern wir gehen eigentlich hier, vor die-ser Kulisse den Film spielen.
A: Eine Adaption von Kong! Wir sinddie Künstlergruppe. Das ist der Plot,den hast du selber geschrieben! DerPlot ist, eine Künstlergruppe sagt: Uhcool, wir nehmen King Kong, wir neh-men die Costa del Sol und schauen, wiealles zusammen kommt. Also, die Ge-wächshäuser zum Beispiel, da wo wirjetzt herkommen, wir fressen diese To-maten, die die hier machen und diebrauchen ja die illegale Immigration,damit das überhaupt alles finanzierbarist.
AL: Oder die Touristen, die hier run-terkommen, die europäische Binnen-migration. Die kommen ja zur Erholungher.
L: Die andern ja auch irgendwie. Undso weiter.
M: Genau, so kommt alles zusam-men.
Im BungalowM: Wollen wir nicht mal an den
Strand?
L: Hättest du denn Schiss, wenn ausdem Meer dann so Stimmen kämen?
M: Ja.L: Du würdest denken, das seien
Migranten.A: Wir würden es einfach geil finden,
nachts mit der Taschenlampe amStrand…
L: Das ist schon klar.A: …zu schauen: Huhu, wie das
schaurig ist: Und vielleicht kommt dieGuarda Civil. Und dann kommt sie ver-mutlich wirklich und wir schalten aus.
L: Wir können doch hier filmen solange wir wollen. Ob wir King Kong ma-chen oder nicht.
A: Ja aber du musst dich ausweisenkönnen.
L: Ja aber da kann ich sagen... Ihrhabt so Schiss.
A: Ja ehm, wollen wir gehen?M: Nein.
Im BungalowA: Komm, wir machen mal die Sze-
ne am Strand, wo wir die Eingeborenensehen. Zur Probe.
AL: Super, schau mal. Hast du diegesehen dort hinten?
L: Schau mal. Was ist das denn?M: Ganz ein…AL: Keine Ahnung.M: …farbiger…AL: Was ist das?M: Sonnenschirm.A: Ich glaube es ist, es sind keine
Flüchtlinge auf jeden Fall.L: Das sind keine Flüchtlinge.A: Aber es ist farbig.M: Dort hinten verkleiden sie so
ehm, verkaufen sie soAL: Wen wen wen meinst du…M: Kleider.AL: …jetzt?L: Ja, die die vor uns sitzt die ganze
Zeit.AL: Können wir nicht ein bisschen
näher hin?A: Nein, komm pass auf.AL: Ou schau, schau, scheisse, jetzt
hat einer gewinkt.L: Sie haben uns entdeckt.
AL: Scheisse. Ich glaub, das ist nichtso gut, komm wir gehen eher wiederzurück.
A: Sag mal, warum spielst du eigentlich so schlecht?
AL: Ja, also gut, dann können wirsgleich nochmal machen.
A: Nein, es ist wirklich unglaublich.M: Aber Flüchtlinge hats keine,
oder?A: Eben, darum müssen wir das
nehmen, was wir sehen, das ist der Dialog.
L: Was ist denn jetzt nicht so gewesen.
A: Der Dialog ist rauskommen undsagen: Ok, es sind keine Flüchtlinge,aber es ist exotisch, wir nehmens trotz-dem. Ich muss doch jetzt nicht spielen:Oooohhh…
L: Hier stinkts sehr nach Geschisse-nem.
A: …Ooohhh, schau mal dort hinten,ich mein, ich spiele doch nicht so einenScheiss.
AL: Also, wir machens nochmal.
Im BungalowL: Fahren wir jetzt in die Stadt?AL: Und wenn die uns nicht filmen
lassen, weil sie Angst haben?A: Wenn wir filmen und es ist so ein
wild gewordener Marokkaner, derAngst hat, wenn er gefilmt wird, dass erausgewiesen wird, kann ich ihm sagen:«Hey, wir, das ist ein Projekt, in dem eseigentlich um meine Angst geht und dumusst keine Angst haben, du bist nichtim Bild. Oder, es ist King Kong. Kongseid ihr…» Gut, das ist vielleicht einheikler Punkt.
L: Aber King Kong ist eine Inspira-tion für uns, oder? Wir machen jetztnicht eine Bühnenadaption von KingKong.
AL: Also ich weiss nicht. Irgendwie…M: Es geht um unsere Angst. Wirk-
lich nur darum. Wie im Film.A: Ja.
LANGE BEVOR PETER JACKSON SEINE NEUVERFIL-
MUNG VON «KING KONG» HERAUSBRACHTE, HABEN
WIR, DIE FREIE THEATERGRUPPE SCHAUPLATZ
INTERNATIONAL, UNS AUFGEMACHT, EINE WIRK-
LICH ZEITGEMÄSSE ADAPTION DES KLASSIKERS
VORZULEGEN. DABEI DREHEN WIR DEN FOKUS UM
UND RICHTEN IHN NICHT AUF DEN AFFEN, SON-
DERN AUF JENE, DIE SICH VON IHM FASZINIEREN
LASSEN UND IHN GLEICHZEITIG FÜRCHTEN. AUS-
SCHNITTE AUS DEM DREHBUCH VON «KING KONG AN
DEN BLUTIGEN STRÄNDEN DER ZIVILISATION».
20 megafon Nr. 292, Februar 2006
SCHWERPUNKT
Im BungalowA: Und dann wäre ich so an der
Küste, an einem Felsen und würde sorufen, ganz laut: «Schau mal, einSchuh! Ich habe einen Schuh gefun-den!»
Im BungalowM: Zeig mal die Karte. Hier, El Ejido,
wo die Unruhen waren, da ist es gut. Mitden Gewächshäusern.
AL: Das ist sehr schön. Hier machenwirs.
A: Wir fesseln dich an einen Zaun.Die weisse Frau.
AL: Ja, würd ich. Mitten in den Ge-wächshäusern.
L: Wenn uns jemand fragt, dann sagich, wir suchen den Campingplatz amMeer.
A: Ok, das ist gut. Genau.M: Hättest du denn da Angst?L: Die kommt vielleicht dann gleich,
meine Angst.AL: Soll ich schreien?A: Ja, du könntest schreien. Und
dann machen wir einen Gang um sierum vielleicht. Das wäre geil.
Im BungalowM: Könnten wirs nicht so machen?
Wir haben doch jetzt immer überlegt,was die weisse Frau ist. Jetzt habe ichgerade in der griechischen Mythologiegelesen, wegen dieser Personifikationvon Europa.
AL: Mhm.M: Das können wir doch überneh-
men. AL: Ah?M: Also wenn man so diese Anzie-
hung von Zeus zum Beispiel für Euro-pa…
AL: Mhm.M: …ist ja wie die Anziehung von
Kong für Europa. Und die Eingeborenenim Film opfern ja die Eingeborenen,oder gut, sagen wir die Menschen, nein,ehm, die Werte, die Werte von Europawerden hier geopfert von den Eingebo-renen
AL: Mhm, mhm.
M: Wie im Film halt. Also, die weisseFrau, das ist Europa.
Im BungalowAL: Wenn wir etwas finden würden,
das wäre auch gut.M: Schlimm, das wäre sehr
schlimm, glaub ich.A: Ja?M: Wenn wir ganz viele Kleider fin-
den würden. Und so Rastplätze, wo siegeschlafen haben.
AL: Kleider wären echt bedrückend.M: Es müsste so einen Sack haben,
der noch so halb zugeklebt wäre, wowahrscheinlich die andern Kleider drinwaren. So Jeans und Hemden, die sozerknittert aussehen würden, wie wennsie nass gewesen wären. Schlimm.
A: Mir geht es gar nicht darum, daszu sehen. Ich glaube es auch so.
AL: Aber es gäbe einem gewisse Informationen, die man sonst nicht hat,wenn man es nicht gesehen hat.
A: Das wird dir doch in jedem Be-richt geschildert, wie sie an Land kom-men und ihre Kleider ausziehen. Nein,ich meine, das ist so eine Aufladung,die du jetzt vornimmst irgendwie, dassdu dich in diese Leute rein versetzt.
L: Ja aber, die Aufladung, die brau-chen wir natürlich jetzt auch…
A: Ja, ich brauche sie halt einfachnicht.
L: Nein, aber die, die uns dann zu-schauen, die brauchen das. Die brau-chen diese Aufladung.
A: Ja, das sind aber armi Sieche,oder, eigentlich.
L: Aber das ist doch egal. Wir müs-sen einfach eine geile Arbeit machen.
Am FlughafenL: Was heisst: Mir ist nicht wohl?AL: Ich habe mir überlegt, ob ich
überhaupt nicht mitmachen soll. Ichfinds schon ein Problem. Wir sind tota-le Nutzniesser dieser Situation, dass esdenen einfach schlecht geht. Die wer-den eh schon ausgebeutet und wir beu-ten die Situation noch einmal aus, in-dem wir diese Bilder holen gegangen
sind und dann zeigen wirs dort obenirgendeinem Superschicki–Publikum,wo auch immer, irgendwie und das istin einer superbequemen Situation undkann sich so etwas anschauen und ändern tut sich eh nichts.
L: Ja, da musst du gar nicht anfan-gen, weisst du. Das kann man überallsagen.
AL: Das kann man nicht überall sagen, überhaupt nicht. Es kommtganz darauf an, was man für ein Themaaufgreift. Und wenn man so ein heiklesThema aufgreift, das…
A: Wie willst du denn dein Geld ver-dienen?
L: Was ist heikel an dem Thema? Wirsind zehn Tage hier unten gewesen undhocken im Bungalow, wir reden wahn-sinnig viel und haben keine Ahnung,was eigentlich abgeht hier. Es gehtüberhaupt nicht um das Leid von die-sen Leuten. Überhaupt nicht. Wir ha-ben keinen einzigen von denen drauf.Keinen einzigen.
A: Aber du wohnst auch in Berlinund hast keinen Schimmer, was in Ber-lin läuft, oder?
L: Ich habe… Ich weiss ganz genau,was dort los ist.
A: Ach, du hast doch keine Ahnung,komm.
L: Ich weiss in meinem Bereich genau, was los ist.
A: Ah, ja.L: Und ich weiss auch, wenn ich das
wollte…A: Könnte ich jetzt nicht behaupten.L: Könnte ich das auch recherchie-
ren.M: Aber dass wir Gewinn aus der
Misere von anderen ziehen…AL: Das habe ich dir versucht zu
erklären vorhin.M: …das ist das Problem. Das geht
mir auch so. Ich merke, wie dekadent
megafon Nr. 292, Februar 2006 21SCHWERPUNKT
>
das ist, hin und zurück zu fliegen, fürzehn Tage…
A: ZwölfM: …oder für zwölf Tage. Ich bin
ziemlich froh darüber, dass mich dasso anscheisst, hier runter zu fliegenund jetzt wieder zurück.
A: Aber hör mal zu, ich habe auchlangsam Schwierigkeiten, mit diesemArgument. Jeder von uns hat ein Dachüber dem Kopf. Was soll ich? Soll ichmich ständig mit mir auseinanderset-zen? Das ist ein Totschlägerargument:Wir dürfen von dieser Misere nicht pro-fitieren. Dann können wir nichts ma-chen. Über was kannst du dich dann…
AL: Nein, nein nein nein.A: Dann kannst du dich über
Segeln, über Segeln kannst du dichdann unterhalten. Was soll man ma-chen? Du kannst so ein scheiss Thea-terstück, ich weiss es nicht, du kennstmehr Theaterstücke, das kannst dudann machen.
> DER MANN MIT DEM REH <
Anmerkung: Der Film war sehrgünstig, ca. 3000 Franken. Wir flogenmit Easy Jet beziehungsweise Air Ber-lin nach Alicante dann Mietwagen FordFocus C-Max, toller Wagen in den Kur-ven, aber ein wenig zu klein. Wir hatteneine Praktikantin, die umsonst filmte.
Premiere war an den Kammerspie-len in München (Etat: 40 Millionen Eu-ro) an der Maximilianstrasse, linksPrada, rechts Hermes, oder umge-kehrt. Handtasche 4000 Euro. Wir wa-ren aber nur auf der Hinterbühne.Baumbauer, der Chef, hat uns als er-ster als Kollektiv bezeichnet, es standin der Theaterzeitung. Egal. Film ausdem Spielplan gestrichen, schade.
Das Tojo Theater zeigte «ChâteauEurope II – King Kong an den blutigenStränden der Zivilisation» Anfang Sep-tember 2005.
Nächste Schauplatz InternationalProduktion: «Atlas of Catastrophes –The Beauty of Desaster» ab 22. Febru-ar im Schlachthaus Bern und Fabrik-theater Rote Fabrik, Zürich. Kontakt:[email protected]
22 megafon Nr. 292, Februar 2006
SCHWERPUNKT
UNTERSTÜTZUNG FÜR UND VON…
MEBIF – MEDIZINISCHE BERATUNG FÜR ILLEGALISIERTE FRAUEN
Der Verein MeBiF1 bietet Frauen ohnegültige Aufenthaltsbewilligung seit fünfJahren medizinische Beratung an undvermittelt bei Bedarf ärztliche Dienst-leistungen. Jeden Montag Nachmittagvon 14-17 Uhr betreibt der Verein dieSprechstunde in den Räumen der neueröffneten Berner Beratungsstelle fürSans-Papiers2. Die Mitarbeiterinnenvon MeBiF sind ausgebildete Fachfrau-en im Gesundheits- oder Sozialbereichund stellen ihr Fachwissen ehrenamt-lich zur Verfügung. Während in den ersten Jahren die Sprechstunden imTurnus von Vereins-Mitarbeiterinnenübernommen wurden, hat der Vereinvor einem Jahr beschlossen, dieSprechstunde von einer MeBiF-Pflege-fachfrau durchführen zu lassen, die fürdie kontinuierliche Tätigkeit entschä-digt wird. Diese Änderung hat sich aus-bezahlt: Die Klientinnen haben immerdie gleiche Ansprechperson. Auch beiVerhandlungen mit den Krankenkassenstellte sich die Tatsache, dass immerdie gleiche Person verhandelt, als gros-ser Vorteil heraus, versuchen dochKrankenkassen mit allerlei Tricks,Sans-Papiers nicht versichern zu müs-sen.
Andere anfallende Arbeiten werdenweiterhin ehrenamtlich geleistet. Diesebeinhalten beispielsweise die Weiter-gabe des Fachwissens an andere Bera-tungsstellen, an Studierende; die Teil-nahme an oder das Durchführen vonWeiterbildungen zum Thema Sans Pa-piers und Gesundheit. Weiter gehörendazu die Erstellung von Dokumenten,Artikeln für Zeitschriften, das Führenvon Verhandlungen mit Spitälern beider Behandlung von Sans-Papiers, Ver-netzungs- oder administrative Arbeit.
MeBiF verfügt über eine Kartei mitÄrztInnen, TherapeutInnen, Hebam-men und ZahnärztInnen, die Patientin-nen ohne gültige Aufenthaltsbewilli-gung zu einem reduzierten Tarif behan-deln. MeBiF übernimmt eine Triage-funktion. Die Mitarbeiterin klärt im ers-ten Gespräch die gesundheitliche Si-tuation der Beratung suchenden Frauab, leitet die notwendigen Schritte einund stellt den ersten Kontakt zu einermedizinischen Fachperson oder zu einer Behandlung im Spital her. Die Be-handelnden ihrerseits verlangen für dieKonsultation in der Regel eine beschei-dene Entschädigung oder behandelnkostenlos. Eine Frau berichtete kürz-lich, die Ärztin habe ihr die mitgebrach-ten fünfzig Franken wieder zurück gegeben, damit sie die Medikamentefür ihre kranke Tochter in der Apothekebezahlen konnte.
Die gesundheitlichen Probleme derweiblichen Sans-Papiers bewegen sichoft im Bereich der Gynäkologie; sie ha-ben beispielsweise Probleme im Zu-sammenhang mit der Menstruations-blutung, leiden unter genitalen Infektenoder klagen über Schmerzen im Rü-cken, im Kopf, im Bauchraum. Sie wen-den sich an MeBiF, weil die Periodeausgeblieben ist, weil sie möglicher-weise schwanger sind und nicht wis-sen, an wen sie sich wenden können,wenn sie die Schwangerschaft nichtbehalten können. MeBiF vermitteltSchwangerschaftskontrollen und unter-stützt illegalisierte Schwangere, damitsie ihr Kind in Sicherheit gebären kön-nen.
VERNETZUNG
In den vergangenen Jahren hat derVerein MeBiF Vernetzungsarbeit gelei-stet, er hat ein gut funktionierendesNetz3 von ÄrztInnen, TherapeutInnen,
Hebammen aufgebaut. MeBiF ist beianderen Beratungsstellen im Sozial-und Migrationsbereich bekannt. Auchdie Beratungsstelle für Sans-Papiersnützt das Angebot rege und überweistdem MeBiF Klientinnen, die gesund-heitliche Probleme haben, oder fragtum Unterstützung bei medizinischenFragen ihrer männlichen Klienten. Me-BiF leistet Empowerment-Arbeit undunterstützt damit in der Schweiz leben-de illegalisierte Frauen, die einenschlechten Zugang zum Schweizer Ge-sundheitswesen haben und nicht aufstaatliche Hilfe zählen können.
Grund- und Menschenrechte undsomit auch das Recht auf Gesundheitsind nicht einsparbar und auch nichtteilbar; deshalb füllt das Angebot vonMebiF in Bern eine wichtige Versor-gungslücke. Vorläufig finanziert sichder Verein MeBiF über Spenden undMitgliederbeiträge. Auch Sie könnendie Arbeit von MeBiF unterstützen. DerMitgliederbeitrag beträgt für natürlichePersonen 50 Franken pro Jahr, für juri-stische Personen 150 Franken pro Jahr– einzuzahlen auf das PC 30-331396-9.Sie ermöglichen so die Weiterführungeines im Kanton Bern einmaligen An-gebots.
> CHRISTINE SIEBER <
SEIT 2001 FÜHRT MEBIF JEDEN MONTAG NACHMIT-
TAG EINE SPRECHSTUNDE FÜR FRAUEN OHNE GERE-
GELTEN AUFENTHALT DURCH. DIE GESUNDHEIT-
LICHEN PROBLEME DER FRAUEN BEWEGEN SICH OFT
IM BEREICH DER GYNÄKOLOGIE. PROBLEMATISCH
KANN SICH AUCH DER ABSCHLUSS EINER KRANKEN-
VERSICHERUNG GESTALTEN.
1 MeBiF, Medizinische
Beratung für illegali-
sierte Frauen, Schwarz-
torstrasse 124,
3007 Bern,
Tel. 079 666 95 72,
www.mebif.ch,
PC 30-331396-9,
Montag 14-17 Uhr.2 Berner Beratungsstel-
le für Sans-Papiers,
Schwarztorstrasse 124,
3007 Bern,
Tel. 031 385 18 27.
www.sans-papiers-
contact.ch,
beratung@sans-
papiers-contact.ch,
PC 30-586909-1,
Montag 15-20 Uhr,
Freitag 15-20 Uhr,
1. Samstag im Monat
14-17 Uhr.3 Aufgrund der zuneh-
menden Anfragen bei
Zahnproblemen sucht
MeBiF noch ZahnärztIn-
nen, die bereit sind,
Sans-Papiers zu kosten-
günstigen Tarifen zu
behandeln.megafon Nr. 292, Februar 2006 23INNENLAND
SEXISMUS UND FRAUENDISKRIMINIERUNG IN DER WERBUNG
… UND DER GOLDENE PHALLUS GEHT AN…
17. Dezember 2005. Der Himmel istgrau, es geht ein eisiger Wind. Die Ber-ner Innenstadt platzt aus allen Nähten.Die Menschen auf der Strasse versu-chen krampfhaft die letzten Weih-nachtseinkäufe zu tätigen. Mitten imKaufgewühl geht eine Gruppe von rund30 Menschen. Sie trägt ein Seil mit un-zähligen Plakaten, auf welchen halb-nackte Frauen abgebildet sind. Beglei-tet wird die Gruppe von einer Lautspre-cheranlage, aus der Musik mit frauen-feindlichen Texten ertönt.
Es handelt sich um eine Aktion von«Dafne – das feministische Netz» ge-gen sexistische Werbung. Dem Umzugdurch die Marktgasse wird die Preis-verleihung auf dem Kornhausplatz fol-gen. Verliehen werden ein bronzener,ein silberner und ein goldener Phallusan die drei Firmen mit den sexistisch-sten Werbeplakaten. Der Phallus,weihnachtlich dekoriert mit Engelsflü-geln, dient als Symbol der männlichenDominanz und der weiblichen sexuel-len Verfügbarkeit.
Dafne und ihre FreundInnen sindsich bewusst, dass zwischen Sexismusund Sexualität grosse Unterschiede be-stehen.
FRAUEN ALS BLICKFANG
In der Werbebranche dienen Frauenfür fast jedes Produkt als Blickfang.Der Zugriff auf Frauenkörper in einervon Männern dominierten Grafiker-Do-mäne gilt als normal und wird von der
Gesellschaft, welche sich an männ-lichen Normen orientiert, durchaus ge-duldet.
Werbung ist ein Spiegelbild gesell-schaftlicher Einstellungen. Sie bildetaber wiederum die gesellschaftlichenEinstellungen. Daher hat sie auch eineVorbildfunktion. Werbung mit Bildern,egal, ob in Zeitungen, Fernsehen, Pla-katsäulen oder Illustrierten ist einerder mächtigen Sozialisationsfaktoren.Sie ist ungeheuer einflussreich, weilMenschen «Augentiere» sind, durchBilder lernen (Kinder und Erwachsene)und diese Werbebilder jeden unüber-sehbar begleiten, gar verfolgen. DasFrauenbild, das dabei vermittelt wird,ist völlig reduzierend. Alte Rollenbilderwerden als witzige und ironische Dop-pelbotschaften verkauft. Da dies derlaufende Trend in der Werbebranche istund die Konsumenten sich bereits dar-an gewöhnt haben, wird die sexistischeStruktur darin gar nicht mehr erkannt.Werbung vermittelt also auf subtile Artund Weise fixe Ideen. So erstaunt esnicht, dass in der Schweiz 44 Prozentder jungen Frauen zwischen 15 und 24Jahren untergewichtig sind und teil-weise sogar weiter abnehmen möch-ten. Darstellungen von perfekten undüberschlanken Körpern in der Werbung(beispielsweise die Werbeaktion vonSloggi für die Stringtangas) dürftenwohl massgebend an der Entwicklungsolch krankhaften Gedankenguts betei-ligt sein.
Eine interessante Tatsache ist, dassvon der Gesamtkaufkraft einer Bevöl-kerung (beispielsweise von Europa)79.2 Prozent der Kaufentscheidungenvon Frauen bestimmt werden! Somit istes umso erstaunlicher, dass sich dieFirmen überhaupt wagen, frauenfeind-liche Werbung zu produzieren. Aber sexistische Werbung wird, auch vonFrauen, geduldet.
DREI FIRMEN AUFS PODEST
Unterdessen schneit es. Die Gruppemit den sexistischen Plakaten ist am
Kornhausplatz angekommen. Nomi-niert für das Podest sind unzählige Fir-men und Event-Veranstalter wie bei-spielsweise Virgin-Cola, der Internatio-nal Students Club (ISC), das Bierhübeli,IWC (Luxusuhren), Tally Weijl, VW, dieModeboutique Metro, Siemens, Sloggi,YB, das Ausgehlokal Guayas, der Korn-hauskeller in Bern und viele mehr. AlleNominierten haben etwas gemeinsam.Sie bedienen sich der Darstellung vonFrauen als Sex- und Serviceobjekte fürMänner, um damit für ihre Produkte zuwerben.
«Das Leben ist sexy, das Lebenmacht Spass». Das ist Tally Weijls Arbeitsphilosophie. Auf den Werbepla-katen ist eine Frau auf allen Vieren ab-gebildet. Sie trägt ein Oberteil mit tie-fem Ausschnitt, welches in dieser Posi-tion den Hintern knapp nicht bedeckt.Ihr Kopf ist nach hinten gedreht, derMund halb geöffnet und eine wildeMähne umgibt ihr Haupt. Die Positionund die Haltung der Frau deuten daraufhin, dass in der nächsten Sekunde einMann sie von hinten begatten könnte.Im Hintergrund sind poppende Hasen-paare zu erkennen. Der Werbespruchlautet: «Tally Weijl – totally sexy».
Die Frau wird mittels provokantenPosen von der Werbung auf ihren Kör-per und ihre Sexualität reduziert. Derweibliche Körper wird zum Objekt,dient als Blickfang und garantiert Auf-merksamkeit. Sexy und verfügbar zusein, wird für junge Frauen zur gesell-schaftlichen Anforderung.
Tally Weijl, die Inhaberin des gleich-namigen Modeunternehmens, sagt vonihren Kollektionen, sie hätten mit Ver-führung, mit dem Begehrenswertseinund mit Gefallen zu tun. Es gehe da-rum, Spass zu haben – mehr leidernicht. Es gehe bei ihren Kollektionennicht um Sex, sondern um «sexiness».
Die offensiven Plakate deuten aberin die pornografische Richtung. Wennes da nicht um Sex geht…
Solch eine Einstellung hat es ver-dient, belohnt zu werden. Der bronzenePhallus geht somit unter Trommelwir-
BEI EINER AKTION GEGEN SEXISTISCHE WERBUNG
GEHT ES NICHT DARUM, PRÜDE ZU SEIN ODER DAS
MÄNNLICHE GESCHLECHT ABZUWERTEN. ES GEHT
DARUM, DARAUF AUFMERKSAM ZU MACHEN, WIE UND
AUF WESSEN KOSTEN GROSSE FIRMEN SEXISTISCHE
UND FRAUENDISKRIMINIERENDE WERBUNG IM ALL-
TAG PLATZIEREN UND SOMIT WERTE UND IDEN-
TITÄTEN STIFTEN.
24 megafon Nr. 292, Februar 2006
INNENLAND
megafon Nr. 292, Februar 2006 25INNENLAND
bel und tosendem Applaus des Publi-kums an Tally Weijl.
Den silbernen Phallus gewinnt derBSC Young Boys (YB) für seine laufen-de Kampagne «Glaube an YB» und fürdie Aktion, Frauen das Fussballspieletwas näher zu bringen. Bei letzteremorganisierte YB ein Fussballspiel fürFrauen. Zu gewinnen gab es ein pinki-ges Handy sowie ein Treffen mit demaktuellen Mister Schweiz, Renzo Blu-menthal. In der Pause konnte frau sichmit fett- und kalorienarmer Nahrungstärken.
Die Haltung von YB ist sehr para-dox. Einerseits will YB den Frauen dasFussballspiel näher bringen, anderer-seits machen sie Werbung mit soge-nannt typisch weiblichen Interessens-gebieten. Frauen, die sich ernsthaft fürFussball interessieren, interessierensich während dem Fussballspiel nichtfür pinkige Handys, Mister Schweizund kalorienarme Nahrung. So wiesich beim Fussballspiel auch keinMann für die Miss Schweiz interes-siert! Diese Haltung gegenüber demFrauenfussball erstaunt jedoch kei-neswegs, da im Verwaltungsrat vonYB, bis auf die Sekretärin, nur Männerpositioniert sind.
… UND DER GOLDENE PHALLUS GEHT AN…
… Siemens. Siemens macht Wer-bung für männliche und weiblicheHandys. Auf den Plakaten ist ein rosa-
rotes, mit Blümchen versehenes, eherweibliches neben einem grauschwar-zen, eher männlich aussehenden Handy zu sehen. Die zwei Telefonekommunizieren miteinander. In derSprechblase des weiblichen Handyssteht: «Mich kann man auch auf laut-los stellen». Das männliche Handy er-widert: «Erstaunlich!».
Dabei steht natürlich der Firmen-name, der Slogan «designed for life»und ein Verweis auf die Internetseitewww.derkleineunterschied.ch.
Im ersten Moment wirkt das Plakatamüsant und entspricht voll und ganzdem momentanen Trend der ironi-schen und witzigen Werbung. Beimweiteren Hinsehen stellen sich jedochmehrere Fragen. Wer entscheidet, wieein weibliches Handy aussehen soll?Ist es nicht etwas vermessen, von sichzu behaupten, (für) das Leben zu de-signen? Und was findet sich unter derangegebenen Internetseite?
Auf der oben genannten Internet-seite sind noch zahlreiche Variantender Sprüche zwischen männlichemund weiblichem Handy zu finden sowieein genauer Beschrieb der beiden Telefone. Das weibliche CL75 ist «envogue», «beautiful», mit raffiniertenDetails wie intergriertem Schmink-spiegel versehen und wird als State-of-the-art-feature angepriesen. Dasmännliche M75 ist robust, stossbe-ständig (kotz!), wasserabweisend, mitGummischutz versehen und natürlichauch ein State-of-the-art-feature.
Mit dieser Art von Werbung werdenVorstellungen produziert, wie Männerund Frauen «sind». Im Fall Siemensbedeutet dies: Technik und Abenteuergehören den Männern, Haushalt,Schönheit und Erotik den Frauen.
Siemens betont mit ihrer Handy-kreation den Unterschied zwischenFrau und Mann und verankert mit ihrerWerbekampagne die geschlechtlichenUnterschiede in der Gesellschaft. Zudem übernimmt Siemens den Titeldes 1975 erschienen Buches «Derkleine Unterschied und seine grossenFolgen» von Alice Schwarzer – einStandardwerk der neuen Frauenbewe-gung. Ist das nicht etwas paradox?
Würden sich Firmen statt überFrauen, über Menschen anderer Kul-turen und Hautfarben lustig machen,heulten sofort alle Alarmsirenen auf,es handle sich um rassistische Wer-bung. Sexistische Werbung wird jedochstill, eventuell mit einem Lächeln, ge-duldet. Sie gilt allerhöchstens als Ka-valiersdelikt.
Sollen Frauen wirklich auf «sexi-ness», Schönheit und Erotik reduziertwerden, damit einige wenige auf Ko-sten des Frauenbilds in der Gesell-schaft profitieren können? Nein danke!
> DAFNE – [email protected] <
Mehr Infos zum Thema
unter: www.terre-des-
femmes.ch
EXPORT VON ELEKTROSCHROTT
AFRIKA ALS COMPUTER-MÜLLHALDE
Lagos, Nigeria: Monatlich kommenhier im Hafen geschätze 500 Containermit alten Computern an. Ein Containerenthält etwa 800 Computer, macht400000 Computer monatlich, die Re-cyclingfirmen aus den Industrieländernunter dem Motto «Schaffung einer digi-talen Brücke in die ärmeren Länder»zur Weiterverwendung nach Lagos ex-portieren. Nur: Das meiste davon istElektroschrott (laut dem Verband dernigerianischen Computerhändler Cap-dan rund drei Viertel), sie sind weder zugebrauchen, noch zu reparieren. Dennsie wurden vor dem Export nicht auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft.
Das meiste davon kann also nicht imBüro oder im Klassenzimmer zum Ein-satz kommen, sondern landet auf demMüll. Nigeria hat, wie auch andere Län-der des Südens, nicht die Möglichkei-ten, diese Giftmüllberge aus dem Nor-den sachgerecht zu entsorgen. So lan-den sie auf Deponien im Strassengra-ben oder auf Feldern, wo die Berge anElektroschrott, wenn sie nicht einfachverrotten und ihre giftigen Stoffe insGrundwasser abgeben, verbrannt wer-den und giftigen Rauch entwickeln.Denn Computer enthalten Schwer-metalle wie Blei, Kadmium und Queck-silber sowie weitere giftige Substanzenwie bromierte Flammschutzmittel, undhaben, wenn sie nicht sachgerecht ent-sorgt werden, katastrophale ökologi-sche und gesundheitliche Auswirkun-gen. Folgen können zum Beispiel
Atemwegsinfektionen, Lungenkrank-heiten, Krebs und Entwicklungsstörun-gen sein. In Dörfern in China, wo sichder Elektronikschrott ebenfalls amStrassenrand stapelt und unter schrecklichen Bedingungen zerlegtwird, leiden 80 Prozent der Kinder anAtemproblemen und Hautkrankheiten.Und die Verschmutzung mit bromier-tem Flammschutzmittel ist weltweitbereits so gross, dass es im Fleisch vonEisbären und Walen nachgewiesenwerden kann.
BASLER KONVENTION
Das «Basel Action Network» (BAN),eine Nicht-Regierungs-Organisation(NGO) aus Seattle hat mit ihrem Bericht«The Digital Dump: Exporting Re-Useand Abuse to Africa» im Oktober 2005die Situation in Nigeria öffentlich ge-macht. Bereits 2002 deckten sie die Be-dingungen auf, unter denen ArbeiterIn-nen in China, Indien und Pakistan un-geschützt in Strassengräben und aufReisfeldern, den Elektroschrott aus denUSA zerlegen und auf offenem Feldverbrennen. Laut BAN wird zwischen50 und 80 Prozent des US-amerikani-schen elektronischen Abfalls in die armen Länder des Südens exportiert.
Der Name «Basel Action Network»geht auf die Basler Konvention von1989 zurück, die nach Skandalen überGiftmülltransporte aus reichen in ärmere Länder verabschiedet wurdeund den Export von Giftmüll aus den In-dustriestaaten in den Süden verbietet.BAN hat es sich zur Aufgabe gemacht,die Durchsetzung dieser Vereinbarungzu überwachen und sich für eine ökolo-gischere und sozialere Produktions-weise einzusetzen.
IST EUROPA BESSER?
Die USA ist die einzige Industrie-nation, welche die Basler Konventionnicht ratifiziert hat. Entsprechend häu-fig steht sie im Zentrum der Kritik. Derneue Bericht von BAN zeigt allerdings,
dass es offenbar auch in Europa mit derDurchsetzung der Basler Konventionnicht so rosig aussieht. BAN gelang es,mittels Angaben auf den Computern,die Herkunft einiger Elektroschrottteilein Lagos zu ermitteln. Davon stammenetwa gleich viele aus Europa wie ausden USA. Die strengeren Gesetze in Europa nützen nichts, wenn ihre Ein-haltung nicht genügend kontrolliertwird. BAN fürchtet gar, dass mit derdieses Jahr in der EU in Kraft tretendenWEEE-Richtlinie («Waste Electrical andElectronic Equipment») die Exporte ausder EU noch zunehmen werden. DieWEEE-Richtlinie regelt die Rückgabevon Elektroschrott zu Entsorgungs-zwecken und soll, und wird wohl auch,zu einer Zunahme der zurückgegebe-nen defekten Elektronikgeräte führen.BAN rechnet nun vor, dass, wenn mehrzurückgegeben wird (statt im Haus-haltkehricht oder Sperrmüll entsorgt),und von diesem Mehr ein gleichblei-bender Prozentsatz exportiert wird,faktisch mehr exportiert werden wird.
In der Schweiz gibt es schon längerdie Verordnung über die Rückgabe, dieRücknahme und die Entsorgung elek-trischer und elektronischer Geräte(VREG). Diese schreibt vor, dass Händ-lerInnen, HerstellerInnen und Impor-teurInnen die Geräte, die sie in ihremSortiment führen, gratis zurückneh-men müssen. Die VREG verbietet dieEntsorgung solcher Geräte per Abfall-sack oder Sperrmüll. Dieses Sammel-system gilt als ziemlich umfassend,und Schweizer Firmen, die elektroni-schen Abfall verarbeiten, brauchen lautBundesamt für Umwelt, Wald undLandschaft (Buwal) eine Entsorgungs-bewilligung vom Kanton, und werdenauch kontrolliert. Wie genau diese Kon-trollen sind, weiss ich nicht. In Lagoswurden auf alle Fälle auch ComputerSchweizer Herkunft gefunden.
LAUT DEM UNO-UMWELTPROGRAMM UNEP FALLEN
JÄHRLICH 20 BIS 50 MILLIONEN TONNEN ABFALL
AN ELEKTROGERÄTEN AN. TENDENZ RAPIDE STEI-
GEND. DER GRÖSSTE TEIL DAVON WIRD IN DIE
ÄRMEREN LÄNDER IM SÜDEN EXPORTIERT DORT
SOLLEN SIE RECYCLED WERDEN ODER WEITERVER-
WENDET. MEIST IST ES ABER WEDER DAS EINE
NOCH DAS ANDERE, SONDERN SCHLICHT «GIFT-
STOFF-TERRORISMUS».
26 megafon Nr. 292, Februar 2006
INTERNATIONALISTISCHE
megafon Nr. 292, Februar 2006 27INTERNATIONALISTISCHE
GIFTSTOFF-TERRORISMUS
Für Oblade Osibanjo, Chemiepro-fessor und Regionaldirektor des nige-rianischen «Basel Convention Koordi-nationszentrum», ist es ganz einfach«Giftstoff-Terrorismus», was der Wes-ten da macht. Und auch Ovie Oghene-kekaro, Manager eines der Warenlagerin der Nähe des Containerhafens inLagos, wo sich Berge dieses Giftmüllsstapeln, sagt: «Die entwickelte Weltsollte uns nicht als Müllhalde an-sehen.»
Das Problem der Müllhalde wäre imÜbrigen auch nicht gelöst, wenn all dieTonnen an Elektrogeräten noch einpaar Jahre funktionstüchtig wären.Irgendwann gehen sie alle kaputt. Unddann? Mit den alten Geräten müsstezumindest auch die Entsorgungstech-nologie mitgeliefert werden. Das einzi-ge Angebrachte wäre allerdings, dassdie Recycling-Firmen aus dem Nordendie exportierten Geräte, sobald sie un-brauchbar sind, zurücknähmen.
Für tatsächlich nachhaltige Lösun-gen gilt es aber an viel früheren Stellenanzusetzen: Giftige Stoffe wie Schwer-metalle gehören gar nicht in einenComputer. Teilweise wären sie einfachzu ersetzen: Bleifreie Lötverfahren
zum Beispiel oder Leiterplatinen ohnebromierte Flammschutzmittel sindnämlich erhältlich. In der EU verlangtdie RoHS-Richtlinie über die Be-schränkung gefährlicher Substanz eine Reduktion giftiger Stoffe, wennauch noch nicht sehr weit gehend. Einige Firmen* verpflichten sich selbst-ständig, auf giftige Stoffe so weit wiemöglich zu verzichten. Was das im De-tail heisst, ist allerdings von Unterneh-men zu Unternehmen unterschiedlich.
Ausserdem gilt es, die Lebensdauerder Computer zu verlängern. Die kur-zen Produktionszyklen, wo nach zweibis drei Jahren die Rechner veraltet,wenn nicht gar schon defekt sind, sindnicht nur der Hauptgrund für die Bergean Elektroschrott, sondern bedeutenauch einen immensen Energiever-brauch. Verschlingt ein Computerdoch bei der Herstellung das Zehnfa-che seines Gewichts an Chemikalienund fossilen Energieträgern. Eine Er-höhung der Lebensdauer von Compu-tern bedeutet dabei einerseits, dassbei der Herstellung auf längeres Funk-tionieren geachtet wird, andererseitsaber auch, dass neue Software so her-gestellt wird, dass sie keine neueHardware erfordert, sondern mit altenGeräten kompatibel ist.
POLITISCH KORREKTE COMPUTER?
Wer sich nun einen fairen und grü-nen Computer anschaffen will, hat esschwierig. Verschiedene Öko-Labelswie der Blaue Engel oder TCO habenrecht unterschiedliche Kriterien (einenVergleich gibt es auf der Homepageder Silicon Valley Toxics Coalitionwww.svtc.org). Ausserdem verhaltensich viele der Unternehmen nur punk-tuell ökologisch und sozial (was auchzeigt, wie ernst es ihnen damit ist). Soist zum Beispiel Fujitsu-Siemens mitdem Blauen Engel ausgezeichnet undein Partner von WWF Deutschland,weil sie weitgehend bleifreie Computerproduzieren und in Deutschland ein eigenes Recyclingcenter führen, wäh-rend sie auf obenstehender Liste vonGreenpeace Südostasien betreffendder allgemeinen Reduktion giftigerStoffe schlecht abschneiden.
Also: Computer selber bauen.
> JANN KRÄTTLI <
*) Liste siehe:
www.greenpeace.org/
seasia/en/campaigns/
toxics -campaign/
hi-tech-highly-toxic
weitere Infos unter:
www.ban.org
www.computertake-
back.com
www.svtc.org
Greenpeace-Magazin
4/05
Tages-Anzeiger vom
18.11.2005
Eine Container-Ladung Computer wurde auseinandergebaut im IbruWarehouse in der Nähe des Hafens von Lagos, Nigeria.
Elektroschrott am Strassenrand beim Alaba-Markt in Lagos. Der Müllwird routinemässig hier verbrannt.
Kinder stehen vor schwelendem Elektromüll ausserhalb des Alaba-Markts von Lagos. Beim Verbrennen werden verschiedenste giftigeSubstanzen freigesetzt. Diese Kinder leben neben der Müllhalde.
Bilder: © Basel Action Network 2005
28 megafon Nr. 292, Februar 2006
KULTUR ET ALL
OSAMU TEZUKA: ADOLF
DREIMAL ADOLF UND EIN GEHEIMDOKUMENT
Unter seinen Nägeln finden sich ei-genartige Gipsspuren. Dieser Umstanderinnert Sohei an einen anderen Mord,der sich im gleichen Jahr in Japan er-eignete: Bei Kobe wurde eine jungeGeisha tot aufgefunden; auch sie hatteSpuren von Gips unter ihren Fingernä-geln. Und es kommt noch schlimmer:Angebliche Polizisten lassen erst IsaosLeiche verschwinden, dann gerät Soheiins Visier von Nazi-Schergen. Er wird überwacht und sogar gefoltert.Schliesslich gibt der Journalist auf undreist zurück nach Japan.
Szenenwechsel. In Kobe ist sich dermit dem Mordfall der Geisha betraute Polizist sicher, dass der DiplomatKaufmann der Mörder. Dieser geniesstallerdings diplomatische Immunitätund ist deshalb nicht angreifbar. Langsam wird klar, dass beide Mordeim Zusammenhang mit einem mysteri-ösen Dokument stehen, dass angeblichHitlers jüdische Abstammung belegensoll.
Kaufmanns Sohn Adolf erfährt perZufall davon, ebenso sein bester
Freund, ein jüdische Junge der eben-falls Adolf heisst. Klar, dass die Nazisauch in Japan alles daran setzen, die-ses verhängnisvolle Dokument in dieFinger zu kriegen…
PLATTE BÖSEWICHTE
«Adolf – Mord in Berlin» ist eine ver-schachtelte Agentengeschichte, die al-les enthält, was zum Genre gehört:Mord, Verrat, schöne Frauen, einsameLandhäuser und tragisches Helden-tum. Die Serie ist in Japan bereits vorüber zwanzig Jahren erschienen. Imvergangenen Herbst veröffentlichte nunCarlsen den ersten Band auf Deutsch,der zweite soll in Kürze folgen.
Altmeister Osamu Tezuka liess sich1983 von einer Zeitungsmeldung übereine angebliche jüdische AbstammungHitlers zu der Serie inspirieren. Haupt-rollen spielen die beiden Jungen Adolf,der Nazi-Sprössling und Halb-Japaner,der seinen Vater hasst, sowie Adolfsbester Freund Adolf Kamil, der einerjüdischen Immigrantenfamilie ent-stammt. Laut dem Strapazin haben diebeiden Figuren mit dem dritten Adolf inder Geschichte – Adolf Hitler – einige
charakterliche Gemeinsamkeiten: Sosoll sich Adolf Kaufmann im Verlauf derStory zu einem brutalen Nazi entwik-keln, während Adolf Kamils als Er-wachsener im neu gegründeten StaatIsrael schonungslos gegen Palästinen-ser vorgeht.
Bei aller Spannung: Leider fallen dieBösewichte recht eindimensional aus,sie entsprechen allen Nazi-Klischees,ohne je Tiefe zu erreichen. Irritierendauch eine Szene im ersten Teil, als deransonsten vernünftige Sohei eine Fraubrutal misshandelt.
Der 1989 mit 60 Jahren verstorbeneOsamu Tezuka der sich mit Serien wie«Astro Boy» quasi unsterblich gemachthat, gilt als einer der Urväter des japanischen Comics. Nicht von unge-fähr trägt er in Japan den Ehrentitek«Gott der Manga». Sein Gesamtwerkumfasst über 80 000 Seiten oder 400Taschenbücher,Osamu-Trickfilmekönnten 60 Abende füllen. Für die Serie«Mitteilung an Adolf» erhielt er denPreis des renommierten Verlagshau-ses Kodansha.
> CDK <
DEUTSCHLAND 1936. IN BERLIN FINDEN DIE
OLYMPISCHEN SPIELE STATT. MIT DABEI IST
AUCH DER JAPANISCHE JOURNALIST SOHEI TOGE.
EINES TAGES KRIEGT ER EINEN ANRUF VON SEI-
NEM BRUDER ISAO, DER ALS AUSTAUSCHSTUDENT
IN BERLIN LEBT. ISAO BITTET SOHEI VERZWEI-
FELT UM EINEN BESUCH. DOCH ALS SOHEI VER-
SPÄTET EINTRIFFT, IST ISAO TOT.
megafon Nr. 292, Februar 2006 29KULTUR ET ALL
Tobi, Maze und Obi sind Tomazobi, dieschnucklig-wüsten Beastie Boys der BernerTroubadours. Nick Werren, aka das Tomazo-büro, ist das vierte Mitglied von Tomazobi. Erhat Nerven aus Stahl und die Geduld einesEngels. Wann immer Tomazobi was versiffen(und das ist oft), hält er den Kopf hin. Er hältauch die Hand hin, aber nur wenn es Gagegibt.
Klar, machen wir doch, Nick! Für das Februar-megafon? Shit, kein Problem! Wennsschon um Musik und sogar um die Lieblings-musik – ja, gar um die besten, liebsten undam-meisten-ans-Herz-gewachsenen Plattengeht: Sowieso! Wir werden erzählen, wienach dem siebenhundertdreiundsechzigstenAnhören von «Apache Rose Peacock» mandie «Blood, Sugar, Sex, Magik»-Platte alsSonnenbrille brauchen konnte, weil die Vinyl-schicht schon so dünn war. Wir würden unsstundenlang streiten können, ob wir «Revol-ver», «Rubber Soul», das weisse Album oderdoch «Abbey Road» ins Blatt jassen. Wir hät-ten bestimmt auch ein paar Lieblings-Albenaus der Schweiz gefunden; über «Bümpliz-Casablanca», das gelbe Album oder «Aloha»hätten wir diskutiert und am Schluss be-schlossen, dass wir vielleicht doch lieberdem Nachwuchs eine Chance geben und dergeneigten LeserInnenschaft zum Beispiel Ba-gatello, eine junge, lustige Sängertruppe ausunserer Heimat, vorstellen würden. Die pro-fitierten bestimmt davon und könnten schonbald darauf mal im Bierhübeli spielen.
Denkste. Erstens kommts anders und zwei-tens als man… aber äbe. Na gut, der Mazespielt ja grad mit dem Trummer in Holland,der Tobi ist eine Dixie Dick-Rindshälfte undspielt mit Dean Moriarty rum, und der Obi,ähm, der ist sowie immer vielbeschäftigt. Ich bin übrigens das Tomazobüro, manchmalauch der Obi, öfter der Tobi, selten der Mazeund meistens aber schon der Nick. Das To-mazobüro wurde ich, weil ich als einziger(ausser dem Tobi, aber der kann das 10-Fin-ger-System nicht) pünktlich bin und mich anabgemachte Sachen erinnern kann. Womit mir ein wunderbarer Übergang zurückzum eigentlichen Thema beziehungsweiseProblem gelingt: Dass die Tomazojungs wieversprochen Kurztexte über ihre Lieblings-platten mailen würden, konnte man eigent-lich von vornherein vergessen, und weil vor-gestern schon Redaktionschluss gewesenist, langts natürlich eh nicht mehr für einTreffen um gemeinsam unsere Lieblingsplat-ten zu besprechen. Wir hätten uns ja auchnur die Gringe eingeschlagen und ewig füreine Liste von mindestens 67 Scheiben ge-habt, die u-n-b-e-d-i-n-g-t reinmüssten:Me’Shell, Jimi oder D’Angelo von Maze,Earth, Wind & Matter von Tobi, Kilometer Dä-vu oder Hans Kaltzug von Obi. Die Jungs hät-ten nur ihre allercoolsten Platten drinhabenwollen. Aber das haben sie jetzt wiedermalvernüsselt und das Tomazobüro stellt drumdafür drei Platten von extra uncoolen Künst-lern vor.
The Beach Boys – Pet SoundsDer Einstieg ins Brian Wilson-Universum.Das musikalische Genie, auf einem Ohr taub,schafft 1965 praktisch im Alleingang das viel-leicht erste richtige Album der Pop-Geschich-te. Die Jungs singen auf dem fertigen Albumnur noch ein paar Chöre ein. Ohne PetSounds kein St. Pepper. Danach hätte «Smile» kommen sollen, doch Wilson gingkurz vor Fertigstellung lieber ein paar Jahrezu Bett und frönte dem Wahnsinn und aller-hand Drogen.
George Michael – Ladies & GentlemenDas Beste für die Füsse und das Herz. DieDoppel-CD, die auf der einen Seite tanzt undauf der anderen schmust. 29 perfekte Pop-songs. «You Have Been Loved» muss an mei-ner Beerdigung gespielt werden.
Nik Kershaw – 15 MinutesJa, auch diesen Namen wollen wir hier le-sen! Das Konzept-Album über seine 1980er-Karriere, das niemand kennt. Der talentierteehemalige Fusion-Gitarrist schreibt schnuftiSongs mit intelligenten Texten und die Bandspielt einfach fantastisch. Die 1999 aufge-nommene Scheibe ist aus einem Guss, nurder Wecker am Schluss nervt.
«Chue», das aktuelle Album von Tomazobi,kann unter www.tomazobi.ch bestellt wer-den. Live gibts Tomazobi am Samstag,11. März 2006 im SousLePont (10 Jahre Radio RABE). Hilfreiche Links zum besseren Verständnis:www.tomazobi.ch, www.trummeronline.ch,www.dixie-dicks.com, www.sugarhornz.ch.
DIE ALLERLIEBSTEN PLATTEN VON TOMAZOBI
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megafon Nr. 292, Februar 2006
STORY OF HELL
Wie immer um diese Zeit, versam-melt sich auch dieses Jahr eine Rei-he von gestandenen und gesessenenPersönlichkeiten aus der global be-trachteten Wirtschaft und Politik,sich gemeinsam um das Geschick des Planeten zu bekümmern, in ei-ner immer komplexer, kaputter undabsurder werdenden Welt den Über-blick nicht zu verlieren, gleichzeitigbelegend, dass die Politik immermehr zum Teil des Unterhaltungsge-werbes wird. Im Zuge der globali-sierten Umverteilung von untennach oben treffen sie sich in eini-ger Höhe, in den Bergen des die dieBurg umgebenden Stadt umgeben-den Landes, an einem Ort, welcherfür etliche Zeit vor, während, undnach ihrer viertägigen Zusammen-kunft nicht von Menschen, die überden Schnee brettern, sondern vonSicherheitsvorkehrungen für denAnlass geprägt wird, denn eine derartige Ansammlung von Gutmen-schen, deren hehre Absicht es ist,ihre Privilegien nicht aufzugeben,wird den Zorn derjenigen auf sichziehen, welche mit der Umvertei-lung von unten nach oben nicht einverstanden sind, denjenigen Angriffsfläche bieten, welche dieOrdnung, die ihnen ihre Privile-gien erhält, anzweifeln, ja, mit allen Mitteln bekämpfen. Es ist bekannt, dass diese Kreise vornichts zurückschrecken.
Zu ihrer Beschwichtigung ist seiteiniger Zeit der Brauch, dass sichdie globale Gemeinschaft von Leu-ten, deren Gewerbe die Unterhal-tung der Massen in aller Welt ist,die Leviten lesen lässt, jene in dieStellung der mittelalterlichen Hof-narren rückend. Zudem wurde fürdieses Jahr gutes Wetter bestellt.
Derweil ist das Leben in der Burggeprägt von emsiger Betriebsam-keit. Während noch immer Budget-Fragen diskutiert werden, sind dieArbeiten am ersten von der Burg-belegschaft produzierten Musical,mit dem Arbeitstitel: «Die Suchenach dem allgemeingültigen Mani-fest», schon so weit im Gange, dassProbeaufnahmen gemacht werden,die Band ihre drei Akkorde beherr-scht, die Theatergruppe am Einstu-dieren einzelner Szenen, das Skriptsoweit ausgefeilt ist. Die Kulissensind gebaut, eine dicke Frau ist aufdem Rücken eines Stiers eingerit-ten, zuvor im Hinterhof der Burgeinem hölzernen Pferd entstiegen,die grünen Wesen vom Roten Plane-ten versuchen, sich mit ihren selt-samen Kostümen anzufreunden, wel-che sie in der tragikomischen Farce,die das Musical einmal darstellensoll, tragen werden. Und nun ist gutes Wetter eingekehrt, und allessteht still. Das Hochdruckgebiet,welches sich aus dem zentralenStellwerk des internen Netzes umdie Neujahrsnacht verbreitet hat,führt zu einem Stillstand der Luft-massen, welche ständig mit demAusstoss von Kaminen, Auspuffroh-ren und anderen Fürzen angerei-chert wird, der den Aufenthalt imselben Raum unerträglich macht.Wie beim Rauchen am Tisch neben-an, wirkt sich das Atmen der Luftrund um die Burg, laut der nächstenMessstation, früher oder spätertödlich aus, wie das Leben an undfür sich.
Es begibt sich, dass eine neue alteGruppe auftaucht, die sich «StrictlyStupid» nennt, deren Anliegen esist, sich und der Welt zu beweisen,dass alles Scheisse ist, insbesonde-re Treffen global tätiger Gutmen-schen, und die Burg und deren Be-legschaft. Wie die Burgbelegschaftgegen die Umverteilung von untennach oben, wollen sie der Welt ein-mal beweisen, was ein werbewirk-samer Auftritt ist. All die fried-lichen Proteste können noch sophantasievoll sein, sie kriegen allenfalls die Aufmerksamkeit, wie sie Leuten, deren Gewerbe die Unterhaltung der Massen in aller Welt ist, zuteil wird. Etwasanderes ist das schon, wenn da Gewalt im Spiel ist, wenn etwasbrennt, Geschosse hin und her flie-gen, psychoaktive Gase die Atemluftbenebeln, die die Aggression vonFeinstaub noch übersteigen. Alleskann süchtig machen. Frag nur maldie grünen Wesen vom Roten Plane-ten. Deshalb sind Krawalle im Um-feld der Burg angesagt, um derenscheues Einstehen für ihre Politikendlich mit einer mediengerechtenVersion ins Gespräch zu bringen, sodie Meinung der «Stupids», wie siekurz genannt werden. Nachdem sieauch um Beteiligung am Musical umdie «Suche nach dem allgemeingül-tigen Manifest» nachgefragt haben,ihren Chorus «Alles ist Scheisse»einzubringen, wünscht ihnen dieBurgbelegschaft nur eines: Eine ge-wisse, eher interne Umverteilungvon unten nach oben.
In der nächsten Folge: Obenaus ist Luft
STORY OF HELL – C.A. POETISCH-ANALYTISCHSTE FOLGE
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diese Folge wird ihnen präsentiert unter dem Motto «Kreativer Imperfekt»
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Preis € 3.25Nr. 292 Februar 2006
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