mikrobiologische belastung von hauptfutterkomponenten
TRANSCRIPT
Mikrobiologische Futterqualität,Ursache für Gesundheitsprobleme in Milchviehherden?
Dr. habil.agr. G. AnackerThüringer Landesanstalt für Landwirtschaft
Referat TierhaltungVortrag Generalversammlung des LKV Brandenburg e. V.
03.März 2010
Gliederung
1. Einleitung
2. Bewertung der Qualität
3. Mikrobiologische Gesamtqualität des Futters
4. Einfluss des Untersuchungsjahres auf die Qualität
5. Einfluss des Betriebes auf die Futterqualität
6. Futterqualität und Tiergesundheit
7. Zusammenfassung
Warum Bearbeitung dieser Aufgabenstellung??
Voraussetzung für eine niedrige Reproduktionsrate und somit für eine lange Nutzungsdauer und hohe Lebensleistung in Milchproduktionsbetrieben ist eine gute Tiergesundheit.Ein wesentlicher Faktor ist die Fütterung und damit verbunden die Futterqualität Es ist unzureichend die Qualität der eingesetzten Futtermittel ausschließlich anhand ihres Energie- und Nährstoffgehaltes zu beurteilen. Zur Beurteilung der Qualität gehört auch der hygienische Status des Futters spätestens mit Inkrafttreten der EU Futtermittelhygieneverordnung ab 2006 (VO EG Nr. 183/2005 vom 12.01.2005).Ist ein hohes Leistungsniveau erreicht, reagieren Kühe besonders empfindlich wenn Qualitätsmängel auftreten.Die Zusammenhänge zwischen Schadstoff- und Keimbelastung in der Ration , Schädigungen des Immunsystems und komplexen Stoffwechselerkrankungen von Kühen mit hoher Leistung werden zunehmend erkannt und bedürfen praktischer Konsequenzen.
Zu was führt eine ungenügende mikrobiologische Qualität?
Ein Besatz der Futtermittel mit Pilzen und deren Produkten, den Mykotoxinen, mit Bakterien und deren Zellwandbestandteilen, den Endotoxinen sowie Hefen und Clostridien ist nicht zu vermeidenAnstieg unspezifischer Erkrankungen. Zentrale Erscheinungsbilder sind vor allem Leistungsdepressionen und unbefriedigende ReproduktionsleistungenKonventionelle Untersuchungs- und Behandlungsmaßnahmen führen nicht zur Aufdeckung der Ursachen bzw. zur Beseitigung der StörungenOft können derartig unspezifisch verlaufende Erkrankungen mit einer hohen Toxinbelastung von Futtermitteln in Zusammenhang gebracht werden.Allen Toxinen ist gemeinsam, dass sie zu einer erheblichen Belastung des Leberstoffwechsels führen und sich negativ auf die Funktionsfähigkeit des Immunsystems auswirken. Nicht alle Tierarten sind für Toxinwirkungen gleich empfindlich..
Feststellung der mikrobiologischen Qualität
Bestimmung der Keimzahl an aeroben,mesophilen Bakterien, Hefen sowie Schimmel- und Schwärzepilzen .Ermittlung der Kolonienzahl(KBE/g Futter) durch Kultivierung auf festen Nährmedien unter definierten Kulturbedingungen im OberflächenverfahrenIndikatorkeime mit gleicher mikrobiologischer Bedeutung werden zu Keimgruppen zusammengefasstIdentifikation der Mikroorganismen als produkttypische und verderbanzeigende IndikatorkeimeFür die Keimgruppen eines Futtermittels sind vier Keimzahlstufen(KZS) festgelegt. Bewerten den Keimgehalt in Abstufungen von „normal“ bis „stark überhöht“Qualitätsbewertung eines Futtermittels durch die Festlegung der Qualitätsstufe(QS) die sich aus den ermittelten Keimzahlstufen ergibt.Bewertung der mikrobiologischen Qualität erfolgt in Anwendung des vom Arbeitskreis“Futtermittelmikrobiologie“ der Fachgruppe IV des VDLUFA vorgeschlagenen Orientierungswerteschemas zur Auswertung der Ergebnisse mikrobiologischer Untersuchungen zwecks Beurteilung von Futtermitteln nach Futtermittelgesetz.Orientierungswerte für die Beurteilung gängiger handelsüblicher Einzel-und Mischfutter
Mikrobiologische Futterqualität und Toxinbelastung
In Abhängigkeit vom qualitativen und quantitativen Nachweis bestimmter Mikroorganismen in einem Futtermittel besteht das Risiko einer Verunreinigung mit toxischen Stoffwechselprodukten mikrobiellen Ursprungs (Mycotoxine; Endotoxine)Die Bestimmung der mikrobiologischen Qualität durch Keimzahl und Keimgruppe erlaubt zwar eine komplexe Bewertung des Futters, einen sicheren Rückschluss auf das Vorkommen bestimmter Toxine erlaubt sie jedoch nicht.Trotz häufig guter Zusammenhänge zwischen Mikrobenbesatz und Toxinvorkommen in Futtermitteln gibt es immer wieder Abweichungen.Mit zunehmender Lagerungsdauer kann sich Mikrobenpopulation ändern.Fusarium als mycotoxinproduzierender Pilz an Getreide kann nach längerer Lagerungsdauer in der Keimzahl deutlich abnehmen.Von ihm gebildete Mycotoxine hingegen werden eher langsam abgebaut und bleiben möglicherweise lange Zeit in ursprünglichen Quantitäten nachweisbar.
Korrelationen zwischen Pilzbesatz und Mykotoxinen
Mykotoxin Proben Pilze Gesamt
Produktt.Pilze
Verderbanz.Pilze
Zearalenon 15 0,77** 0,89**
Deoxynivalenol 20 0 0 0
Fumosin 1 18 0,55** 0,58**
Fumosin 2 18 0,59** 0,64
Empfehlungen zur Einordnung in Keimzahlstufen auf der Grundlage von
Orientierungswertüberschreitungen (Handelsübliche Einzel-und Mischfuttermittel)
Keimstufe Orientierungswert
KZS I Orientierungswert
KZS II Max. 5 fache des Orientierungswertes
KZS III Max. 10 fache des Orientierungswertes
KZS IV > 10 fache des Orientierungswertes
Qualitätsstufen und Beurteilung von Futtermitteln(VDLUFA 2002)
Qualitätsstufe Keimbelastung
Qualitätsstufe I Alle Keimgruppen mit KZS I bewertetQualitätsminderungen nicht erkennbarSoweit untersucht, keine Bedenken gegen sachgerechte Verfütterung
Qualitätsstufe II Maximal eine Keimgruppe mit KZS II bewertetGeringgradige oder mäßige QualitätsminderungSoweit untersucht, keine Bedenken gegen sachgerechte Verfütterung, ein geringes Risiko ist gegeben
Qualitätsstufe III Maximal eine Keimgruppe in KZS III; zusätzlich kann maximal noch eine KG mit KZS II bewertet sein; Qualität herabgesetzt oder deutlich herabgesetzt;Probleme bei Verfütterung sind nicht auszuschließen
Qualitätsstufe IV Wenigstens eine Keimgruppe mit KZS IV bewertetFortgeschrittener VerderbprozessVon einer Verfütterung ist abzuraten
Vorläufige Orientierungswerte zur Bewertung von Silagen normaler mikrobiologischer Qualität(EFMO
2004)
Keimgruppe(KG) OrientierungswertVorschlag (KBE / g Futter)
KG 1 Produkttypische Bakterien 1 Mio.KG 2 Verderbanzeigende Bakterien 1 Mio.KG 3 Streptomyceten 5 Tsd.KG 4 Produkttypische Schimmel –und Schwärzepilze
5 Tsd.
KG 5 Verderbanzeigende Schimmel-und Schwärzepilze
5 Tsd.
KG 6 Mucorales 1 Tsd.KG 7 Verderbanzeigende Hefen 1 Mio.
Vorläufige Orientierungswerte zur Bewertung von Einzelfuttermitteln (Bucher; Thalmann 2006)
KeimgruppeKG
Extrakt.Schrote
Mais-Körner
WeizenRoggen
Eiweiß-konzentra
t
Mischf. Kühe
Mehlig
Mischf.Kühe
PelletsProduktt.Bakterien
1 Mio. 5 Mio. 5 Mio. 1 Mio. 10 Mio 1 Mio.
VerderbanzBakterien
1 Mio. 1 Mio 1 Mio. 1 Mio 1 Mio. 0,5 Mio
Produktt.Pilze
10 Tsd. 40 Tsd. 50 Tsd. 10 Tsd. 50 Tsd. 5 Tsd.
VerderbanzPilze
20 Tsd. 30 Tsd. 30 Tsd. 20 Tsd. 50 Tsd. 10 Tsd.
VerderbanzHefen
30 Tsd. 50 Tsd. 50 Tsd. 30 Tsd. 80 Tsd. 5 Tsd.
Leistungsniveau der Referenzbetriebe im Kontrolljahr 2007/2008
Betrieb A + BKühe
Milchkg
Fett %
Eiweiß%
F + Ekg
ECMkg
A 364,0 11.091 3,69 3,26 771 10.607
B 387,6 10.310 3,96 3,51 770 10.347
C 234,4 7.557 4,25 3,16 560 7.669
D 398,9 11.529 3,30 3,30 806 11.055
Untersuchte Futterproben nach Betrieben und Jahren
Jahr Betrieb A Betrieb B Betrieb C Betrieb D Gesamt1999 44 51 952000 45 52 972001 30 11 4 452002 38 41 792003 11 10 56 772004 14 61 66 63 2042005 62 60 59 1812007 54 542008 217 2172009 205 205Gesamt 182 723 223 126 1.254
Untersuchte Futterkomponenten
Futtermittel Anzahl Futtermittel Anzahl
Heu 70 Maisprodukte 62Grassilage 188 Biertreber 62Sonstige Silage
55 Zusatzstoffe 99
Maissilage 204 Zuckerrüben-produkte
73
Getreide 136 Lupinen 15Mischfutter 56 Malzkeime 19Rapsprodukte 116 Sonstiges 41Sojaprodukte 85 Gesamt 1.254
Anteil Grundfutterproben mit Keimzahlstufe IV für Bakterien und Pilze
63
2 4
11 10
36
4 3 4 6
0
10
20
30
40
50
60
70
Heu Grassilage Maissilage Sonstige Silagen Gesamtmaterial
Ant
eil i
n %
Pilze Bakterien
Anteil Kraftfutterproben in der Keimzahlstufe IV (für Bakterien und Pilze)
72 3 2
36
43
32
7
04 2 0
34
26
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
Getreide
Mischfutter
Rapsprodukte
Sojaprodukte
Maisprodukte
Biertreber
Malzkeime
Ant
eilin
%
Pilze Bakterien
Bakteriengehalt im Grundfutter der Keimzahlstufe IV(in Mio.KBE / g Futter)
105
44
551
5625
2
102
202
302
402
502
602
Heu Grassilagen Maissilage Sonstige Silagen Gesamtmaterial
Mio
.KB
E je
g F
utte
r
KZS IV
Bakteriengehalt in Kraftfutter der Keimzahlstufe IV (in Mio.KBE je g Futter)
52
1610
36
62
2
12
22
32
42
52
62
72
Getreide
Rapsschrot
Sojaschrot
Biertreber
Malzkeime
Mio
.KB
E je
g F
utte
r
KZS IV
Gehalt an Schimmel- und Schwärzepilzen in Grundfutter der Keimzahlstufe IV (in Tsd.KBE je g Futter)
2164
179356
1022
624
10
510
1010
1510
2010
2510
Heu Grassilage Maissilage Sonstige Silagen Gesamtmaterial
Tsd.
KB
E je
g F
utte
r
KZS IV
Gehalt an Schimmel- und Schwärzepilzen in Kraftfutter der Keimzahlstufe IV (in Tsd. KBE je g Futter)
16866 71 97
363
1.009
30
230
430
630
830
1030
1230
Getreide
Mischfutter
Rapsprodukte
Sojaschrot
Maisprodukte
Biertreber
KZS IV
Anteil Futterproben in der Keimzahlstufe IV für Hefen
19
96
24
49
58
0
10
20
30
40
50
60
Heu Grassilage Maissilage SonstigeSilagen
Biertreber Malzkeime Gesamt
Ant
eil i
n %
KZS IV
Gehalt an Hefen in Futterproben der Keimzahlstufe IV (in Mio.KBE je g Futter)
4 5
23
16
52
1
11
21
31
41
51
61
Heu Grassilage Maissilage Sonstige Silage Biertreber
Mio
.KB
E je
g F
utte
r
KZS IV
Mikrobiologische Gesamtqualität der untersuchten Futtermittel
Futtermittel QS 1 QS 2 QS 3 QS 4
Grundfutter Anzahl517
308 80 55 74
% 59,6 15,5 10,6 14,3Kraftfutter Anzahl
638401 82 89 66
% 62,9 12,9 13,9 10,3Futterzusätze Anzahl
9977 9 12 1
% 77,8 9,1 12,1 1Gesamt Anzahl
1.254786 171 156 141
% 62,7 13,6 12,4 11,2
Mikrobiologische Qualität von Futtermitteln hinsichtlich Bakterien, Pilze und Hefen(Anteile in %)
Grundfutter Kraftfutter Zusatzstoffe
Bakterien KZS III 12,3 11,3 5,1
KZS IV 7,8 5,3 1,0
Pilze KZS III 7,3 13,5 14,1
KZS IV 12,1 9,7 1,0
Hefen KZS III 13,2 12,5 2,0
KZS IV 10,9 7,2 1,0
Schlussfolgerungen
14 % der Grundfutter- und 10 % der untersuchten Kraftfutterproben weisen eine starke Beeinträchtigung der Mikrobiologischen Gesamtqualität auf.Grundfutter wird hauptsächlich durch Hefen und Schimmelpilze belastet, während bei Kraftfutter die Schimmelpilze dominieren.Zwischen den Einzelfuttermitteln gibt es erhebliche Unterschiede in der hygienischen Qualität. Mit Bakterien sind insbesondere Heu, Biertreber und Malzkeime belastet.Mit Schimmelpilzen sind vor allem Heu, Ganzpflanzensilage, Maisschrot., Biertreber und Malzkeime belastet.Hefen finden sich vor allem in Biertreber, Ganzpflanzensilage und HeuInsbesondere Futter mit der Note 4 gehört keinesfalls auf den Futtertisch unserer Milchkühe.
Mikrobiologische Futterqualität von Silagen nach Untersuchungsjahr (KZS IV für Pilze und Bakterien)
9
12
0 0 0 01
5
2
12
9
12
0 01
32
4
0
2
4
6
8
10
12
14
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2008 2009
Untersuchungsjahr
%
Bakterien Pilze
Mikrobiologische Futterqualität der Konzentratfuttermittel nach Untersuchungsjahr (KZS IV für Bakterien und Pilze)
6
1714
4 4 30
9
3
10
24
29
1513
11
75
10
5
10
15
20
25
30
35
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2008 2009
Untersuchungsjahr
%
Bakterien Pilze
Mikrobiologische Futterqualität (Hefen)von Kraftfutter und Silagen in KZS IV nach Untersuchungsjahren
11
6
1917
46
24 4
3
18
23
17
0
78
108
0
5
10
15
20
25
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2008 2009
Untersuchungsjahr
%
Kraftfutter Silagen
Anteil Futterproben in Qualitätsstufe IV nach Jahren
Kontrolljahr Grundfutter Kraftfutter Zusatzstoffe Gesamt
1999 20 16 0 172000 29 17 0 222001 28 21 0 242002 4 15 0 102003 9 11 9 102004 10 13 0 112005 5 6 0 52007 0 9 0 62008 16 7 0 112009 13 1 0 7Gesamt 14,4 10,4 1 11
LSQ Werte der Gesamtqualität des Futters nach Jahren(Faktoren: Prüfjahr,Betrieb,Hauptfuttergruppe )
2,2
2,42,5
1,51,6 1,6
1,41,3
1,7
1,9
1,81,9
2,2
1,91,8
1,4
1,8
1,5 1,51,5
1,31,2
1,7
2,1
1,4
1,2 1,2 1,2
1,9
1,11
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
2,4
2,6
2,8
3
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2007 2008 2009
LSQ
Not
e
Grundfutter Kraftfutter Zusatzstoffe
Mikrobiologische Futterqualität von Grundfutter nach Untersuchungsmonat (KZS IV für Pilze und Bakterien in %)
9,8
6,5
9,1
6,57,7
8,57
18,2
8,8
5,9
2,8
17,6
10,9
15,9
13
4,3
18,6
6,5
12,3
5,9
8,3
0
10,3
20
0
5
10
15
20
25
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12Prüfmonat
Ant
eil i
n %
Bakterien Pilze
Mikrobiologische Futterqualität des Kraftfutters nach Untersuchungsmonat (KZS IV für Pilze und Hefen in %)
4,85,8 6,1
43,3
10,2
4,4
6,2
12,9
10,711,5
14,8
4
9,8
16,9
4,4 4,1
7,1
1,81,41,9
14,3
9,210,2
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Prüfmonat
Ant
eil i
n %
Bakterien Pilze
LSQ Werte der Gesamtqualität des Futters nach Prüfmonaten(Faktoren: Prüfjahr,Betrieb,Hauptfuttergruppe, Monat)
2 2
1,9 1,9
1,6
1,7
1,9 1,9
1,7 1,7
1,8
1,5
1,8 1,8
1,7
1,8
1,6
1,7
1,6
2,1
1,7
1,6 1,6 1,6
1,4
1,5
1,6
1,7
1,8
1,9
2
2,1
2,2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Prüfmonat
Ges
amtq
ualit
ät
Grundfutter Kraftfutter
Schlussfolgerungen
Es besteht ein signifikanter Einfluss des Untersuchungsjahres auf die Grundfutter- und Kraftfutterqualität.
Relativ gering war die Pilzbelastung des Grundfutters ab 2002. Gleiches trifft auf die Belastung mit Bakterien zu. Relativ hoch war zu Beginn der Untersuchungen die Belastung mit Hefen. Seit 2004 liegt der Anteil stark mit Hefen belasteter Proben konstant bei ca. 8 bis 10 %.
Der Pilzbefall des Kraftfutters ist von 29 % in KZS IV im Jahr 2001 auf 1 % im Jahr 2009 zurückgegangen. Auch im Gehalt an Hefen ist ein deutlicher Rückgang stark belasteter Kraftfutterproben zu verzeichnen.
Insgesamt ist eine positive Entwicklung in der mikrobiologischenFutterqualität zu verzeichnen.
Mikrobiologische Belastung von Silagen mit Schimmelpilzen und Bakterien nach Betrieben (Anteil in KZS IV)
4 4
2
0
10
32 2
0
2
4
6
8
10
12
Betrieb A Betrieb B Betrieb C Betrieb D
%
Bakterien Pilze
Mikrobiologische Belastung von Konzentratfuttermitteln mit Schimmelpilzen und Bakterien nach Betrieben
(Anteil in KZS IV)
6
4
0 0
14
4
16
2
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
Betrieb A Betrieb B Betrieb C Betrieb D
%
Bakterien Pilze
Mikrobiologische Belastung von Silagen und Kraftfuttermitteln mit Hefen (KZS IV)
(nach Betrieben)
10
4
0
4
17
9
4
8
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
Betrieb A Betrieb B Betrieb C Betrieb D
%
Kraftfutter Silagen
Anteil Futterproben in Qualitätsstufe IV nach Betrieben
19
24
0
15
7
0
7
15
3
9
20
0
5
10
15
20
25
30
Grundfutter Kraftfutter Futterzusätze
%
Betrieb A Betrieb B Betrieb C Betrieb D
LSQ Werte der Gesamtqualität des Futters nach Betrieben(Faktoren: Betrieb, Prüfjahr, Hauptfuttergruppe)
Betrieb Grundfutter Kraftfutter Zusätze Gesamt
A 2,0 2,0 1,0 2,0
B 1,8 1,7 1,2 1,7
C 1,5 1,8 1,7 1,7
D 1,6 1,3 1,0 1,5
Gesamt 1,8 1,7 1,2 1,7
Signifikanz ++ +++ +++ +++
Schlussfolgerungen
Zwischen den Betrieben gibt es erhebliche Unterschiede in der Belastung des Grundfutters bzw. des Kraftfutters mit Pilzen Bakterien und Hefen.
Es ist daraus abzuleiten, dass die Milchproduktionsbetriebe selbst große Reserven haben mikrobiologisch unbelastetes Futter zu erzeugen und zum Einsatz zu bringen.
Es ist anzunehmen, dass somit die Tiergesundheit und damit die Nutzungsdauer nicht unwesentlich beeinflusst werden kann.
Toxine und Tiergesundheit
Die durch Endo- und Mykotoxine hervorgerufenen Vergiftungserscheinungen zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:Sie treten wahrscheinlich oft auf, werden aber nicht als solche erkannt (unspezifische Erkrankungen aufgrund der Schwächung des Immunsystems, Minderleistung, Reproduktionsstörungen)Gesundheitsstörungen sind nicht auf andere Tiere übertragbar.Behandlung mit Antibiotika und anderen Medikamenten bleibt erfolglos.Saisonales Auftreten von Krankheitsausbrüchen.Meist klare Beziehungen zu kontaminierten Futterchargen, wobei das Futter meist bereits eingesetzt wurde.Akute Vergiftungserscheinungen werden durch relativ hohe Mykotoxinkonzentrationen im Futter hervorgehoben (Chlostr. Butolinum)Einlagerung von Endotoxinen im Fettgewebe der Kühe. Anflutung im Körper erfolgt wenn Körperfett zur Energieversorgung eingeschmolzen wird. Daher besondere Empfindlichkeit der Frischabkalber.
Mittlere Qualitätsstufe des Futters und Erkrankungen in Betrieb A
Merkmal 1999 2000 2001 2002
BehandlungenJe Kuh
4,8 7,5 6,0 4,9
Notschlachtungenu. Verendungen% der Abgänge
6,2 6,7 31,0 13,8
Zellzahl Tsd./ml 167 188 227 232
QS Grundfutter 2,2 2,7 2,5 1,6
QS Kraftfutter 1,9 2,0 2,4 2,4
Futterqualität und Erkrankungen in Betrieb B (2008)
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 MW
KZSBakt.
2,2 2,5 2,0 1,9 2,0 2,3 2,4 2,0 2,0 2,0 2,1 2,1 2,1
KZSPilze
1,8 1,6 1,6 1,7 1,8 1,6 1,8 1,6 1,9 1,9 1,7 2,0 1,7
KZSHefen
2,1 1,8 1,8 1,8 1,7 1,8 1,7 1,8 2,1 1,8 1,8 1,7 1,8
Erkr.In %
32 28 29 28 30 26 32 41 42 31 38 34 35
Klauen
3,3 5,3 6,7 6,3 5 3,4 8,5 8,3 5,6 0,8 2,1 2,1 4,7
Euter 14,1 11,1 11,4 10,1
14,6
10,5 15,3 19,3 17,8 15,8 16,2 12,4 14
Fruchtb.
14,1 11,1 10,4 10,7
8,8 11,1 7,7 12,1 16,8 13,4 16,3 12,9 12,2
Stoffw.
0,8 0,8 0,5 1,1 1,9 0,6 0,6 0,9 1,3 0,9 0,5 1,5 0,9
Futterqualität und Erkrankungen in Betrieb B (2009)
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 MW
KZSBak
1,9 2,1 2,1 1,9 1,7 2,1 2,4 2,4 2,2 2 2,3 2,3 2,1
KZSPilz
1,6 1,9 2,1 1,8 1,6 1,9 1,6 1,6 1,6 1,7 1,9 1,8 1,9
KZSHefe
1,6 1,8 2 1,9 1,7 1,7 1,9 2,2 1,9 2 2,2 2 2
Erkr.In %
29 30 24 30 27 33 36 34 33 35 27 32 30
KlauEn
1,3 1,8 1,1 1,1 0,5 3,4 10,4 5,7 5,9 4,9 0,8 2,7 3,2
Euter
8,4 13,3 10,5 12,7 14,4 15 16,2 15,3 9,4 12,4 14,6 9,8 12,7
Fruchtb.
14 11,5 8,6 10,2 8,7 10 6,7 11,5 15,9 13,2 9,5 12,2 11
Stoff 1,5 1,3 0,8 0,5 0,8 2,1 2,4 1,1 0,8 0,8 1,6 0,5 1,2
Einfluss der Qualitätsstufe des Futters auf Leberenzymwerte in Betrieb A
2,4 2,4
1,9
2,5
1,81,7
2,2
2,4
1,4
1,7
2,32,5
1437 13881509
1590
13311454
1646
217 272 333 305208 254 246
345249 298
13151425
1552
1321
1499
247
422
1
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
2,4
2,6
2,8
3
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Kontrollmonat
Qua
lität
sstu
fe
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
n ka
t/l S
QS Futter ASAT GLDH
Einfluss des Pilzgehaltes im Futters auf Leberenzymwerte ( Betrieb B 2008)
1,8
1,6 1,61,7
1,8 1,81,9 1,9
2
1,71,61,6
1776
12021288 1315
219328 331
492 442 505 452 436513
12421370
11791282
1288
1
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Kontrollmonat
Qua
lität
sstu
fe
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
nkat
/l S
KZS Pilze ASAT GLDH
Einfluss des Pilzgehaltes im Futter auf Leberenzymwerte ( Betrieb B 2009)
1,71,72,1
2,3
1,9
553
298 275415 452
1372
1551
11881230
1143
1
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
2,4
2,6
2,8
3
1 2 3 4 5
Kontrollmonat
Qua
lität
sstu
fe
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
nkat
/lS
KZS Pilze ASAT GLDH
Einfluss des Bakteriengehaltes im Futter auf Leberenzymwerte( in Betrieb B 2008)
2,6
2 22,1
2,42,5
2,12
2,12,2
2,12,3
1242 12021282 1288
11791315 1370
219328 331
492 442 505 452 436513
1288
1760
1
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
2,4
2,6
2,8
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Kontrollmonat
Qua
lität
sstu
fe
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
n ka
t /l S
KZS Bakterien ASAT GLDH
Einfluss des Bakteriengehaltes im Futter auf Leberenzymwerte ( Betrieb B 2009)
1,9
2,12,2
1,9
1,8
1372
1188 12301143
553
298 276415 452
1551
1
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
2,4
1 2 3 4 5
Kontrollmonat
Qua
lität
sstu
fe
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
n ka
t/l S
KZS Bakterien ASAT GLDH
Mikrobiologische Qualität des Futters und Eutergesundheit in Betrieb B (2008)
325
282292
270
304
236
313
345 345
361
333
373
2,2
2,5
21,9
2
2,32,4
2 2 2
2,1 2,1
1,8
1,6 1,61,7
1,8
1,6
1,8
1,6
1,9 1,9
1,7
2
200
220
240
260
280
300
320
340
360
380
400
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12Prüfmonate
Zellz
ahl
1
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
2,4
2,6
Kei
mza
hlst
ufe
Zellzahl KZS Bakterien KZS Pilze
Mikrobiologische Qualität des Futters und Eutergesundheit in Betrieb B (2009)
282292
270
304
236
313
345325
373
345361
333
2,1 2,1
1,9
1,7
2,1
2,4 2,4
2,2
2
2,3 2,3
1,6
1,9
2,1
1,8
1,6
1,9
1,6 1,6 1,6
1,7
1,9
1,8
1,9
200
220
240
260
280
300
320
340
360
380
400
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12Prüfmonate
Zellz
ahl
1
1,2
1,4
1,6
1,8
2
2,2
2,4
2,6
Kei
mza
hlst
ufe
Zellzahl KZS Bakterien KZS Pilze
Mikrobiologische Qualität des Futters und Eutergesundheit in Betrieb D (2005)
189
214
177 173
234
280 280
183
161
120
377
1 1
1,4
1,5
1,6
1,2
1 1
1,2
1,2
1
1,6
100
150
200
250
300
350
400
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
Monate
Zellz
ahl i
n Ts
d.
1
1,1
1,2
1,3
1,4
1,5
1,6
1,7
Ges
amtn
ote
Futte
r
2005 ZZ 2005 Note
Schlussfolgerungen
Aus den durchgeführten Erhebungen lässt sich ableiten, dass es einen Zusammenhang zwischen der Mikrobiologischen Qualität des Futters und der Gesundheit der Kühe gibt.
Deutlich wird der Zusammenhang zum Zellgehalt der Milch, wobei sich zeigt, dass eine Erhöhung erst im Folgemonat zu beobachten war.
Im Betrieb A erhöhte sich der Anteil Behandlungen wegen Erkrankung der Klauen und wegen Stoffwechselstörungen mit Verschlechterung der Futterqualität. Insgesamt ist die Anzahl Behandlungen je Kuh und Jahr erheblich angestiegen.
Die Erhöhung des Gehaltes an Schimmelpilzen im Futter führt in der Regel zeitversetzt zu einem Anstieg der Leberenzymwerte ASAT und GLDH . Damit bestätigen sich Annahmen aus der Literatur. Gleiches trifft auch für Bakterien zu.
Einflussfaktoren auf die Mykotoxinbelastung von Futtermitteln
Pflanzenproduktion
Bodenbearbeitung
Fruchtfolge
Fungizideinsatz
Sortenwahl
Lagerung von Futtermitteln
Konservierung
Temperatur
Feuchte
Dauer
Feldpilzflora Lagerpilzflora
Mykotoxinkontamination von Futtermitteln
Mykotoxinbelastung der Tiere
Fusarium
Deoxynivalenol
Zearalenon
Fumonisin
Aspergillus
Penicillium
Aflatoxine
Ochratoxin A
Ursachen für Befall mit Fusarium
Feuchtes Wetter in der Wachstumsperiode, vor allem während der Blüte sowie regenreiche Sommer bei mäßigen bis warmen Temperaturen
Enge Mais- Getreide Fruchtfolgen
Pfluglose Bodenbearbeitung
Übermäßige Stickstoffversorgung
Hohe Kontaminationsraten und erhebliche Fumonisin Konzentrationen im mg Bereich bei Importmais aus warmen Ländern
Fusarientoxine kommen in allen Getreidearten besonders bei Mais und Weizen vor
Maßnahmen zur Verhinderung des Schimmelpilzwachstums bei Silagen
Präventive Massnahmen
Anbau von Grünfuttersorten mit einer hohen Resistenz gegen Schimmelpilze
Etablierung ausgewogener Fruchtfolgen
Vermeiden einer pfluglosen Bodenbearbeitung für Silofutter
Einsatz effektiver Fungizide
Optimale Nährstoffversorgung der Futterpflanzen
Wahl des Erntezeitpunktes
Silierung
Schneller Luftabschluss bei Silobefüllung und während der Lagerung
Zusatz organischer Säuren(Essig- Propion- Benzoe- undSorbinsäure) und deren Salze zur schnellen pH Wert Absenkung)
Einsatz Milchsäurebakterienpräparate (Bilden aber auch Essigsäure so dass es zu Problemen der Futteraufnahme kommt)
Schlussfolgerungen für die Praxis
Insgesamt ist den Betrieben zu empfehlen, der hygienischen Qualität des Futters mehr Beachtung zu schenken. So mussten 12 % der untersuchten Proben (156) Futtermittel) in die Qualitätsstufe III und 11 % (141 Futtermittel) in die Qualitätsstufe IV eingestuft werden.Unbefriedigende Qualitäten waren insbesondere bei Maisschrot, Biertreber, Ganzpflanzensilage und Heu festzustellen.Generell sollte bei Silowechsel eine Beprobung vorgenommen werdenWerden äußerliche Qualitätsmängel festgestellt, sollte auf jeden Fall eine Untersuchung vorgenommen werden, um zu vermeiden, dass hochgradig belastetes Futter in die Rationen der Hochleistungstiere gelangt.Solange nicht ausreichend bekannt ist, welches Gefahrenpotenzial für Wiederkäuer von Toxinen oder den vielfach gefundenen Toxincocktails ausgeht, muss das Hauptaugenmerk auf die Verhinderung des Schimmelpilzwachstums gerichtet sein.
Schlussfolgerungen für die Praxis
Präventive Maßnahmen beginnen schon auf dem Feld, lange bevor das Futter geerntet wird.Sortenwahl (hohe Resistenz gegen Schimmelpilzbefall)Etablierung ausgewogener Fruchtfolgen usw.Luftabschluss bei der Silobefüllung möglichst schnell erzielen und im gesamten Verlauf der Lagerung sichern.Silo sollte mindestens 4 bis 6 Wochen verschlossen bleiben, um den natürlich einsetzenden Prozess der Selbstentkeimung zu nutzen.Bei der Entnahme darauf achten, dass der Vorschub dem zu versorgenden Tierbestand angepasst ist und der Silagestock nicht unnötig aufgelockert wird.Sorgfältig auf sichtbar verschimmelte Silagepartien achten, um sie von der Verfütterung auszuschließen.Zusatz geeigneter Siliermittel um die Bildung zusätzlicher Mycotoxine im Verlauf der Lagerung und Entnahme aus dem Silo wirksam zu verhindern (Essig-, Propion-, Bezoe- und Sorbinsäure und deren Salze)
Eine abschließende Bewertung des Gefahrenpotenzials von Mikroben und deren Stoffwechselprodukten den Myko- und Endotoxinen für Milchkühe ist derzeit noch nichtmöglich. Dafür reichen die bisher vorliegenden Ergebnissenicht aus. Aufgrund der physiologischen und wirtschaftlichenBedeutung des Grundfutters in der Wiederkäuerernährung wärees wünschenswert, dass von der Agrarforschung weitere Studien zum Einfluss der Toxine in Grund- und Kraftfutter auf dieLeistung und Gesundheit dieser Tiere durchgeführt werden.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit