mitteschön magazin - ausgabe 31
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Neues aus Berlin MitteTRANSCRIPT
Neues aus BerliN Mitte
Ausgabe 31, März 2013
GlÜCKstaG Mit:NeW FOuND laND
tHe XX: sOuNDtraCK FÜr DeN PlÄNterWalD
BerliNer GesiCHter: MiC DONet
Mittes Monatsheft!
Musik
DeutsCH + eNGlisH
Tune in
DeutsCH + eNGlisH
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www.wimp.de
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The FallRhye
Woman
RHYE AUF
JOHaNNa rueBel
Johanna ist in Hamburg geboren und in Frankreich groß geworden. Nach dem Abitur ging sie nach London, um dort
Graphic Design am Central Saint Martins zu studieren. Heute konzentriert sie sich in erster Linie auf die Fotografie,
zeichnet und malt aber immer noch leidenschaftlich gern. Seit 2008 lebt Johanna in Berlin.
www.johanna-ruebel.com
Editorial 3
Mitte iNs Herz
Ein Freizeitpark eröffnet Ende der sechziger Jahre im Plänterwald und verzeichnet 1,5 Millionen Besucher jährlich. Als es nach der Wende nicht mehr so rosig läuft, setzt sich der in dubiose Machenschaften verwickelte Geschäftsfüh-rer samt Mitarbeiter und Fahrgeräte klammheimlich nach Südamerika ab. Übrig bleibt ein verwunschen anmuten-des Waldstück inklusive Attraktionen, die heute wie hingezaubert wirken...
Eigentlich ein Wunder, dass es dieser Stoff noch nicht auf die Leinwand geschafft hat. Dass sich der ehemalige Spree-park aber nicht nur als Film-, sondern auch bestens als Festivalkulisse eignet, der Meinung sind offensichtlich auch die drei Mitglieder der britischen Band The xx, die am 18. Mai mit ihrer europaweiten Festivalreihe Night + Day dort einen Abstecher hinlegen.
Außerdem in dieser Ausgabe mit dem Schwerpunkt Musik: Anna Roxenholt alias New Found Land streift mit uns durch die Sonnenallee, Katja Lucker, Geschäftsführerin der neu gegründeten Fördereinrichtung für Popmusiker Mu-sicboard Berlin, berichtet, was sie mit einem jährlichen Förderetat von einer Million Euro anstellt, und unsere Redak-teurin Sophia klärt über ihre Nachtschichten als DJ auf. Viel Spaß beim Lesen!
Eure MITTESCHÖN-Redaktion
Björn Lüdtke wohnt seit 2005 mitten in Mitte und bekommt jede kleine Veränderung hautnah mit. Gute Voraussetz ungen
also, um sich um unsere Rubrik Fundbüro zu kümmern. Außerdem lässt er sich jeden Monat von außergewöhnlichen
Menschen durch ihren Kiez treiben, dieses Mal mit der schwedischen Musikerin Anna Roxenholt alias New Found Land.
BJörN lÜDtKe
liaNNa DOra
Kinder, wie die Zeit vergeht, zum sechsten und letzten Mal ist Lianna nun MITTESCHÖNS Grafik-Gesicht. Im April lässt sie
mit dem Winter vorerst auch Berlin hinter sich, um in Hamburg ihr Studium zu beenden. In unserem grauen und bitter
kaltem Winter musste sie sich nicht selten anhören, dass sie sich da aber die falsche Jahreszeit ausgesucht habe. Für sie
ist klar, sie möchte auf jeden Fall irgendwann mindestens einen Berliner Sommer erleben. Also, auf ein Wiedersehen!
Herausgeber
Toni Kappesz
VeröffentlicHung
Vollstrudel GmbHSchröderstr. 1210115 Berlin, Germany
Projekt Manager
Anne Kammerzelt ([email protected])
artDirection
Dörte Lange ([email protected])
grafikDesign
Lianna Dora ([email protected])
Presse
Pelén Boramir ([email protected])
reDaktion
Anne Kammerzelt ([email protected])André Uhl ([email protected])
reDakteure
Paul Schlosser, Bettina Schuler, Björn Lüdtke, Sebastian Braschl, Pelén Boramir, Melissa Frost, Sophia Hoffmann, Silvio Neubauer, Oliver Janik, Jamal Al Badri, Kathrin Gemein
fotografen
Tina Linster, Sebastian Braschl, Stini Mimissonsdottir, Johanna Ruebel
Übersetzung
Nicholas Tedeschi ([email protected]), Robert Schlicht
lektorat
Katharina Geißler
anzeigenVerMarktung
Thorsten Karras ([email protected]) Bianca Welsch ([email protected])
Webseite: www.mitteschoen.com
Projekt Manager online
André Uhl ([email protected])
Druck
hofmann infocom Nürnberg
Coverfoto: Jessica Bossuyt, fotografiert von Stini Mimissonsdottir
4 Impressum
MittesCHöN NO 31
WeGWeiser MOMeNtMal: Brust raus
VeraNstaltuNGstiPPsEvents
MittesCHöN lieBliNGsstÜCKe
HaPPa HaPPa: HuNGry FOr COlOurs...
eNGlisCHe ÜBersetzuNGeNEnglish Translations
MittesCHöN VerlOsuNG: Pirates OF Mitte
staDtPlaNCity Map
KieztalK GlÜCKstaG Mit NeW FOuND laNDNothing’s gonna be okay?
FuNDBÜrO: WHateVer...
sOuNDtraCK FÜr DeN PlÄNterWalD
auGeNsCHMaus: JessiCa BOssuyt
iNterVieW Mit KatJa luCKer
Wir Mitte-Muttis: POPMusiK FÜr KiNDerWe Mitte Mums: pop music for kids
BerliNer GesiCHter: MiC DONet, sÄNGer Berlin Faces: Mic Donet, Singer
KOluMNe: ÜBer Das GerateWOHl
KulturGut illustratOr Des MONats: rita FÜrsteNau
Kill tHe DJKill the DJ
KuNsttiPPs VON eyeOutEYEOUT Art Events
FilMtiPPs Der FilMGalerie 451
BraVe NeW WOrlD: aBHörstatiON
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Inhaltsverzeichnis 5
iNHalt / CONteNt
My Waaaaaaaay. Wann immer mein Weg mich am Hal-leschen Tor zum Umsteigen zwingt, höre ich es schon auf der Roll-treppe. My Way. Und mir stellt sich die Frage: Hat der Herr mit dem
Akkordeon nur diesen einen Song in petto und auf Repeat – oder was für ein verrückter Zufall ist hier am Werk? Das diesmonatige Thema brachte die Idee, den My-Way-Musikanten zu fotografieren. Doch
dann: nichts. Auch beim zweiten Versuch, kein Musikus in Sicht. Nur eine alte Dame, an beiden Tagen. Tja. Und das Lied. Das hatte ich dann aber doch im Kopf. Poff! Pawlow. Sofort zur Stelle. Als wäre es
sowieso schon dort. Zumindest für mich; ob ich nun will oder nicht... Ursprünglich war das übrigens ein französisches Chanson: Comme d’habitude. Was das heißt? „Wie gewohnt. Wie gehabt. Wie immer“!
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8 Veranstaltungstipps von Sebastian Braschl, Translation P. 41
Eigentlich entspricht es nicht der Wahrheit das Atlas
Pancakes einfach nur als Café zu bezeichnen. Schon
in kürzester Zeit hat sich die Kreuzberger Location zu
einem Hotspot entwickelt, der neben kulinarischen
Angeboten wie den namensgebenden, geschmacklich
unvergleichlichen Pancakes sowie Gemüsegerichten
auch eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen be-
reithält. Von Donnerstag bis Sonntag kann ab 20 Uhr
zu frisch gemixten Drinks, Live-Musik oder den Sets
angesagter DJs die ganze Nacht durchgefeiert werden.
Mi bis So, 12 Uhr bis open end,
Forsterstraße 5, www.atlasberlin.com
CaFÉ:
atlas PaNCaKes
Ein in grünem Marmor eingefasster Kamin ziert die
Mitte der Räumlichkeiten, dessen stilvolles Interieur
in dunklen Tönen gehalten ist. Zwischen Blumenbou-
quets und minimalistischem Mobiliar schicken das
Mani und Chefkoch Martin Schanninger seine Gäste
auf einen kulinarischen Ausflug von Tel Aviv nach Pa-
ris. Die moderne israelische Küche, die durch arabische
und französische Elemente ergänzt wird, zeigt sich in
der außergewöhnlichen Kombination und Mixtur von
mediterranen Zutaten sowie orientalischen Gewürzen.
Täglich 19 bis 24 Uhr, Mo bis Fr, 12 bis 15 Uhr,
Torstraße 136, www.mani-restaurant.com
restauraNt: MaNi
Seit den Siebzigern galt er als einer der besten und
teuersten Fotografen weltweit. Der gebürtige Berliner
Helmut Newton war bekannt für seine legendären Mo-
defotografien, die er unter anderem in dem Bildband
World without Men präsentierte. Gezeigt werden darin
zwischen den Sechzigern und Achtzigern entstandene
Aufnahmen, die er für renommierte Modemagazine
und -häuser machte. Das Fotobuch wurde nun erst-
malig in eine Ausstellung verwandelt. Die Fotografien
werden durch Newtons Ausstellungsprojekt Archives
de Nuit und fotografische Porträts des französischen
Künstlers François-Marie Banier ergänzt.
MuseuM FÜr FOtOGraFie,
7. Dez 2012 Bis 13. OKt 2013
Di bis So, 10 bis 18 Uhr, Do bis 20 Uhr, Eintritt: 8 Euro /
erm. 4 Euro, Jebensstraße 2, www.smb.museum
ausstelluNG:
WOrlD WitHOut MeN
Nanna Bryndís Hilmarsdóttir, Ragnar Þórhallsson, Brynjar
Leifsson, Arnar Rósenkranz Hilmarsson, Árni Guðjónsson
und Kristján Páll Kristjánsson – was das ist? Das sind
die Namen des isländischen Erfolgssextetts Of Mons-
ters And Men, deren Song Little Talks im vergangenen
Sommer von allen Radiosendern bevorzugt in Dau-
erschleife gespielt wurde. Seit Veröffentlichung ihres
Debütalbums im April galten die Isländer mit ihrem
rockenden Folkpop als die sensationellsten Newcomer
des Jahres – eine Erfolgsgeschichte, die weit über die
europäischen Grenzen hinausgeht.
COluMBiaHalle, 14. MÄrz 2013
Beginn: 20 Uhr, Tickets im VVK ab 29 Euro, Columbiadamm
13–21, www.ofmonstersandmen.com, www.c-halle.com
KONzert: OF MONs-
ters aND MeN
Foto-Credits: Julia Schoierer (Atlas Pancakes), Benjamin Krieg (F.I.N.D. 2013) Sylvain Richard (C2C), Kirill Was Here (Nas)
Lewis Carolls Kinderbuchklassiker von 1865 wurde
in den knapp 150 Jahren seit seiner Veröffentlichung
in verschiedenartigster Weise und Interpretation auf
Leinwand und Bühne gebracht. Das Theater der kleinen
Form erzählt nun mit Puppen und Schwarzlicht die
bizarre Geschichte von Alice, die aus reiner Neugier
einem weißen Kaninchen mit Uhr nachläuft und dar-
aufhin seltsame Dinge erlebt, für Kinder ab fünf Jahren
nach. Am 4. und 5. März wird das Stück nochmals für
Kitas und Schulklassen ermäßigt aufgeführt.
tHeater Der KleiNeN FOrM, 3. MÄrz 2013
Beginn: 11 & 16 Uhr, Eintritt: 5 Euro, Gubener Straße 45,
www.theater-der-kleinen-form.de
tHeater: aliCe iM
WuNDerlaND
Das französische DJ-Kollektiv C2C besteht seit 1998. Al-
lerdings hat es weitere 14 Jahre gedauert, bis sein Debüt
Tetra im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde – dafür
mit umso mehr Erfolg. In seinem Heimatland belegte
das Quartett Platz eins der Charts und erhielt Platinaus-
zeichnung. Die genresprengende Mischung aus Hip-
Hop-Beats, Elektro-Blends, Soul und Blues, kombiniert
mit eingespielten Instrumenten wie Streicher, Bläser, Gi-
tarren und Pianos, sorgen für einen einmaligen Liveauf-
tritt, der den imposanten Heimathafen beschallen wird.
HeiMatHaFeN NeuKöllN, 20. MÄrz 2013
Beginn: 21 Uhr, Eintritt: VVK 22 Euro, AK 26 Euro,
Karl-Marx-Straße 141,
www.heimathafen-neukoelln.de
KONzert: C2C
Veranstaltungstipps von Sebastian Braschl, Translation P. 41 9
Matisyahu ist die jüdische Entsprechung des Vorna-
mens von Matthew Miller, den der US-Amerikaner
nach einer Israelreise auf der Suche nach seinen jüdi-
schen Wurzeln annahm. Die Auseinandersetzung mit
verschiedenen jüdischen Glaubensrichtungen zeich-
nete sich stark auf seinen früheren Alben ab. Bereits
vor Veröffentlichung von Spark Seeker kündigte er an,
sich musikalisch künftig wieder weltlichen Themen
zuzuwenden und seine Religion ins Privatleben zu
überführen. Seinem unverkennbaren Stil zwischen
Reggae, Rap und Rock ist er dennoch treu geblieben.
POstBaHNHOF, 3. MÄrz 2013
Beginn: 21 Uhr, Eintritt: ab 23,70 Euro,
Straße der Pariser Kommune 8,
www.postbahnhof.de, www.matisyahuworld.com
KONzert: MatisyaHu
Das Festival für aktuelle Musik zählt zu den wichtigs-
ten Deutschlands und lockt jährlich etablierte Künstler
sowie Newcomer aus aller Herren Länder nach Berlin,
um ein vielschichtiges Musikprogramm mit wechseln-
den Schwerpunkten zu präsentieren. In diesem Jahr
liegt der Fokus unter anderem auf islamisch geprägten
Ländern des Mittelmeerraums. Mit der breiten Palette
an Orchester- und Kammermusik, innovativem Mu-
siktheater bis hin zu experimentellen und medien-
künstlerischen Arbeiten wird für zehn Tage wieder die
Gegenwartsmusik zelebriert.
MaerzMusiK, 15. Bis 24. MÄrz 2013
Haus der Berliner Festspiele, Radialsystem V, Kino
Delphi, Kammermusiksaal der Philharmonie, gelbe
MUSIK, Berghain, Konzerthaus Berlin,
Tickets: 10–25 Euro, www.berlinerfestspiele.de
FestiVal: MaerzMusiK
Ein 30-jähriger Schriftsteller aus Rio de Janeiro, der nicht
erwachsen werden will, zwei Clowns in einem brasiliani-
schen Wanderzirkus oder ein schwarzer Banker in Salva-
dor, der in Konflikt zwischen religiöser Tradition und
wachsender Urbanisierung gerät. Zum 8. Mal kommt
Brasilien nach Berlin und führt im Rahmen des brasili-
anischen Filmfestivals mit dem diesjährigen Programm
wieder in die unterschiedlichsten Gebiete und Lebens-
weisen des 5. größten Landes der Erde, was beweißt, dass
Brasilien viel mehr als Fußball und Samba ist.
KiNO BaBylON, 7. Bis 12. MÄrz 2013
Rosa-Luxemburg-Straße 30, www.cinebrasil.info,
www.babylonberlin.de
FilM: CiNeBrasil
Eine Nacht lang öffnen wieder knapp 80 Berliner Mu-
seen bei Dunkelheit ihre Türen und Tore, um dem Be-
sucher die Gelegenheit zu bieten, auf nächtliche Streif-
züge durch die Ausstellungs- und Sammlungsräume
zu gehen. Diese Museumsnacht steht unter dem Motto
Zerstörte Vielfalt, das der Zerschlagung der kulturellen
Landschaft durch den Nationalsozialismus vor 80 Jah-
ren gedenkt. Ausstellungen, Führungen, Konzerte, Le-
sungen und Workshops beleuchten die Zeit vor 1933 so-
wie deren Persönlichkeiten aus Musik, Literatur, Kunst
und Wissenschaft.
laNGe NaCHt Der MuseeN, 16. MÄrz 2013
18 bis 2 Uhr, www.lange-nacht-der-museen.de
ausstelluNG:
32. laNGe NaCHt
Der MuseeN
Sein Erstlings- und Meisterwerk Illmatic gilt als eines
der besten sowie einflussreichsten Rap-Alben aller Zei-
ten, in der Hip-Hop-Kultur zählt er zu den Top 5 der MCs:
Sprachakrobat Nasir bin Olu Dara Jones aka Nas hat
mittlerweile sein zehntes Studioalbum Life is good ver-
öffentlicht. Der New Yorker, der mit Künstlern wie unter
anderem Jay-Z und Kanye West zusammengearbeitet
hat, beehrt in diesem Jahr auch Berlin mit einem Kon-
zert, auf dem er neben seinem neuen Album auch Klas-
siker seiner bisher erschienenen Alben zum Besten gibt.
astra KulturHaus, 27. MÄrz 2013
Beginn: 21 Uhr, Tickets: VVK 30 Euro, AK 35 Euro,
Revaler Straße 99, www.astra-berlin.de
KONzert: Nas
Dieses Jahr steht F.I.N.D. im Zeichen des neuen Theaters
aus Europa. Theaterschaffende aus Italien, Spanien,
Griechenland, Ungarn und Island zeigen ihre Arbeiten
und schaffen einen Raum für gemeinsames Reflek-
tieren über Länder-, Sprach- und kulturelle Grenzen
hinweg. Workshop-Präsentationen und Gastspiele in-
ternationaler Ensembles runden die Veranstaltung ab.
Die Projekte und Inszenierungen, die ihm Rahmen des
Festivals Internationale Neue Dramatik entstehen, bil-
den die Schwerpunkte des Spielplans der Schaubühne.
sCHauBÜHNe aM leHNiNer Platz,
16. Bis 24. MÄrz 2013
Kurfürstendamm 153, www.schaubuehne.de
tHeater:
F.i.N.D. 2013
10 Mitte Streets
MittesCHöNlieBliNGsstÜCKeTexte Paul Schlosser
auF KraWall GeBÜrstetIst: leider geilKann: dir das visuelle Spektakel nach Hause bringenKostet: 19,90 Euro
„Impulsive Menschen kennen keine Grenzen“, und da das so ist, haben die sympathischen Knallköpfe von Deichkind gleich ein ganzes Buch herausgebracht. Deichkinds Hamburg-City-Hip-Hop mutierte im Laufe der Jahre zu einer Art Electroclash, Eurotrash, Punk oder wie auch im-mer die Schublade heißen mag, unterlegt mit Vorschlaghammer-Beats und hyperventilierenden Synthesizer-Sounds. Deichkind innovierte und etablierte diesen Stil auf der großen Bühne. Es folgten legendäre Bühnenshows mit Riesenzitze, Pyramiden-Helmen, Bierdusche und immer wieder Abriss und Chaos. Ewig in Erinnerung wird mir ihr Auf-tritt beim Melt! Festival 2006 bleiben, als die Fans die Bühne stürmten und sie erbarmungslos auseinandernahmen. Bis dahin gehen die Auf-nahmen von Nikolaus Brade zwar nicht zurück, aber der Fotograf hat die Band in den letzten fünf Jahren auf Tourneen und im Studio beglei-tet. Herausgekommen ist ein Fotobuch, das die wildesten und berau-schendsten Momente porträtierte. Deichkind: Eine Prise Mythos zeigt die Entwicklung von der Hip-Hop-Combo zum Gesamtkunstwerk.Gesehen bei: www.shop.gestalten.com
MiDNiGHt sNaCKIst: mit extra Käse Kann: den Appetit anregenKostet: ab 45 Euro
Einmal die Frikadelle im Cheeseburger sein und es sich zwischen zwei warmen Brötchenscheiben gemütlich machen... Wahrlich eine köstliche Vorstellung, wäre da nicht dieser fettige Geruch. Ab sofort muss es nie mehr hungrig ins Bett gehen, denn den spanischen Designer David Delfin scheinen ganz ähnliche Gedanken ge-plagt zu haben. Ob Bettwäsche mit Cheeseburger-Print, Pillen-Motiv oder im Stil von Pantone-Farbkarten – was auch immer hinter den Kulissen bei Davidelfin ab-geht, es scheint jede Menge Spaß zu machen. Und wenn Arbeit Spaß macht, ist das dem Ergebnis sofort anzusehen! Dieses Bettzeug ist so erfrischend anders, dass das Bettenmachen ab sofort zu den ersten Höhepunkten des Tages zählt. Gesehen bei: www.davidelfin.com
Mitte Streets 11
alle FarBeN BuNtIst: hübsch und nützlichKann: dein Smartphone vor Kratzern schützen Kostet: 157 Euro
Wenn es um Mode geht, kommt das Smartphone, unser inzwischen unverzichtbarer kleiner Begleiter, gerne mal zu kurz. Dabei braucht auch unser Handy gelegentlich einen modernen Anstrich. Anstatt irgendeine x-beliebige Hülle für mein Handy auszusuchen, habe ich mir Zeit gelassen (und dafür einige Kratzer in Kauf genommen), bis ich die rich-tige gefunden habe. Aber für das iPhone-Case von Stella McCartney hat sich das Warten mehr als gelohnt. Die englische Designerin setzt auf eine schillernde Farbpalette, die das Accessoire wortwörtlich zum Leuchten bringt. Die Schutztasche changiert zwischen ver-schiedenen Regenbogenfarben und wirkt raffiniert futuristisch. Gesehen bei: www.net-a-porter.com
MO’ MONey, MO’ PrOBleMsIst: ein PortemonnaieKann: idealerweise Geld in sich tragenKostet: 23 Euro
Ja, ich weigere mich, das Wort „Geldbeutel“ zu schreiben. Oder das schöne französi-sche Lehnwort nach der deutschen Rechtschreibung zu verstümmeln. Beides passt auch überhaupt nicht zu diesem Prachtexemplar an, Achtung, Portemonnaie. Aus dem Hause Calabrese, nicht zu verwechseln mit dem italienischen Pastagericht, kommt dieses zeitlose Modell aus Canvas und echtem Leder, bien sûr. Die Pouch passt dank ihrer praktischen Größe in jede noch so schmale Tasche und verkörpert dabei die für das Accessoire-Label Calabrese typisch schlichte Eleganz.Gesehen bei: www.togsandclogs.com
HaW-liNsPiriereNDIst: fast zu schade, um ihn auszulegenKann: Wohnungen zum Kunstwerk werden lassenKostet: Preis auf Anfrage
Möbel kommen an dieser Stelle oft zu kurz. Deshalb wollen wir mal den Themenbereich wechseln und stellen euch die Kollaboration des Schweizer Jungunternehmens Schön-staub mit den Jungs unseres Lieblings-Tumblrs Haw-Lin vor. Dahinter verbergen sich die in Berlin lebenden Designer Nathan Cowen und Jacob Klein, die für ihr digitales Mood-board, bespickt mit inspirierenden Bildern, bereits mit dem Lead Award ausgezeichnet wurden. Die warmen Töne des qualitativ hochwertigen Teppichs und das abstrakte De-sign helfen gegen den Winterblues und sorgen für gute Laune im Wohnbereich. Gesehen bei: www.cargocollective.com/schoenstaub
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Glückstag 13
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NOtHiNG’s GONNa Be OKay?
Wir treffen uns mit der schwedischen Musikerin Anna Roxenholt alias
New Found Land in Neukölln, um das Studio, in dem ihr neues Album
entstanden ist, und den Kiez, in dem sie wohnt, zu entdecken.
Text Björn Lüdtke Fotos Johanna ruebel
14 Glückstag
Im Februar den Glückstag für die März-Ausgabe zu machen ist immer ein biss-chen knifflig. Die Leser von MITTESCHÖN wissen, dass wir uns an diesem Tag immer gerne mit Persönlichkeiten, die das kreati-ve Gesicht unserer Stadt prägen, durch de-ren Kieze treiben lassen. Aber unsere Leser dürften auch wissen, dass die Straßen von Berlin im Februar nicht immer ganz so ge-mütlich sind.
So ist es auch heute. Der eisige Wind scheint direkt aus Sibirien zu uns zu wehen. Umso mehr freuen wir uns, dass uns Anna Ro-xenholt in das Studio einlädt, in dem sie Teile ihres neuen Albums eingespielt hat. Anna firmiert als Musikerin unter New Found Land und hat auch ihr im März er-scheinendes drittes Album mit dem glei-chen Titel versehen.
Das Studio Cherie befindet sich in einem Hinterhof auf der Sonnenallee und ist ausgestattet, wie ein typisches Berliner Aufnahmestudio eben so ausgestattet ist: mit jeder Menge abgewetzten Sofas vom Trödel an der Ecke, Equipment en masse und einem Kabelsalat, der alles miteinan-der verbindet. Tilman Hopf, der das Album mit produziert hat, setzt sich zu Anna und mir. Bevor ich anfange, Anna über ihre Musik und ihre Person auszuquetschen, wollen wir uns ein paar der neuen Songs anhören.
Jeder soll sich einen aussuchen. Anna ist gespannt, welchen Tilman wählen wird. Es ist Sweetness & Delight, eine eher akus-tische Nummer, die komplett live und an einem Stück hier im Studio aufgenom-
men wurde. Das wird heute nur noch sel-ten gemacht, denn wenn auch nur einer der Musiker Mist baut, muss man wieder ganz von vorne anfangen. Das ist aus Zeit- und somit aus Kostengründen heute meist nicht mehr drin. In der Regel werden alle Instrumente und Stimmen getrennt auf-genommen und hinterher zu einem Track „nachgebastelt“, wie Anna es nennt.
Ich frage, warum Tilman diesen Song aus -gewählt hat. „Das war ein heiliger Moment“, sagt er, „und eine der leisesten Aufnahmen, die ich je gemacht habe. Die akustischen Gitarren waren das Lauteste, Anna sang live und der Drummer musste ganz leise spielen, um den Rest nicht zu übertönen.“
Anna sagt über Sweetness & Delight, er verbinde den alten Sound von New Found Land mit dem neuen, die alte mit der neu-en Ära. Früher bestand die Band noch aus mehreren Mitgliedern, unter anderem ihrem Mann Moritz. Heute ist New Found Land Anna ganz allein.
Was es mit der alten und der neuen Ära auf sich hat, erklärt uns Anna anhand von It Would Mean the World to Me. Es ist der neueste Track, der auf das Album kam. Das Stück war auch schon auf dem ersten Al-bum, aber das hier ist eine neue Version. „Ich wollte was Frisches drauf haben“, sagt Anna. „Je weiter es mit dem Album ging, desto mehr kam ich in Tanzstimmung, ich wollte mehr Elektronik. Ich wollte die-sen Song live spielen und dabei Spaß auf der Bühne haben. Die Originalversion ist langsamer. Unser erstes Album war sin-ger-songwriter-mäßig, das zweite war zwar
schon mehr upbeat, aber immer noch recht folkig. Das hier ist elektronischer und tanz-barer. Und viel besser.“ Anna lacht stolz.
Wollte sie deswegen alleine weiter machen, weil sie den Sound verändern wollte? „Der Prozess hat schon vor einer Weile angefan-gen. New Found Land war immer schon mein Projekt. Es war aber immer etwas undefiniert, wer nun dabei war oder nicht und auch wo, in Schweden oder Deutsch-land. Ich wohne jetzt seit fünf Jahren hier und fand, es war an der Zeit, mich zu ent-scheiden.“ Sie hat ihre schwedischen Mu-siker dann nach Berlin ins Studio eingela-den, wo die ersten Songs aufgenommen wurden. Aber irgendwann hat sich die Musikerin zurückgezogen. Sie ging in das Haus ihrer Mutter, aufs Land in Schwe-den. „Als ich dann so für mich ganz allein gearbeitet habe, bin ich mehr in mich ge-gangen und es wurde deutlich, das ist ganz und gar meine Musik.“
Wie aber macht man seinem eigenen Mann klar, dass man sich – zumindest musika-lisch – von ihm trennen möchte? „Wir hat-ten einige Jahre zusammengespielt, was immer viel Spaß gemacht hat, vor allem auf der Bühne. Aber dazwischen wurde es zur Qual. Das hat wirklich unser Pri-vatleben negativ beeinflusst. Nach vielen Diskussionen haben wir uns entschieden, dass es wohl besser sei, getrennt Musik zu machen. Er hat ja auch seine Band, die sehr erfolgreich ist. Sie heißt 1000 Gram.“
Die beiden wohnen zusammen. Moritz kommt aus Deutschland. Sie haben sich 2007 in Berlin kennen gelernt, dann eine
Anna im Studio Cherie
Glückstag 15
Die Knüller Kiste
Annas neue Platte
Tillman Hopf Annas Lieblingscafé
Das Maybachufer
Weile in Schweden gelebt und jetzt wieder hier. Anna war nach Berlin gezogen, weil sie ein Erasmus-Stipendium hatte. Sie stu-dierte damals Jazz-Saxophon, bereits mit zwölf Jahren hatte sie angefangen, Saxo-phon zu spielen. Jazz gehöre irgendwie zu dem Instrument, meint sie.
Anna hat zwar fertig studiert, aber auf hal-bem Weg gemerkt, dass es nicht das ist, was sie gerne machen möchte. „Die Aus-bildung war gut für mich. Mein Gespür für Melodien hat sich da entwickelt. Aber Jazz... das war wie eine unglückliche Liebe. Es ist einfach alte Musik. Ich habe immer schon Pop gehört, das hat mich inspiriert.“ Also hat sie einfach angefangen eigene Musik zu schreiben.
Trotz der Kälte entschließen wir uns noch ein bisschen durch den Kiez zu laufen. Anna muss zur Post, will in die Knüller Kis-te nebenan, wo sie nach eigener Aussage immer etwas kaufen muss, und wir haben Hunger. Auf dem Weg zu ihrem Stammca-
fé Liberda, wo wir essen werden, frage ich sie, wie sich das Leben in Göteborg und Berlin unterscheidet. „Ich habe hier keine Familie und auch keinen großen Freun-des- und Bekanntenkreis und ich möchte auch, dass das so bleibt. Ich möchte mehr Zeit für mich und zum Arbeiten haben. Ich liebe Schweden in vielerlei Hinsicht, aber es ist nicht sehr inspirierend. Alle sehen gleich aus, jeder trägt die gleiche trendy Ja-cke. Alle sind gleich eingerichtet, ein paar Vintage-Möbel, ein bisschen Ikea. Aber alle denken, sie wären anders als die anderen. Alle wollen immer alles richtig machen. Hier fühle ich mich freier. In Neukölln gibt es zwar auch viele Hipster, aber auch viele andere, White Trash, türkische Familien... die Mischung gefällt mir besser.“
Ich hatte mir im Studio übrigens Mirror ge-wünscht, die erste Single aus dem Album. Anna erzählt uns, dass sie unter anderem von Depeche Mode beeinflusst ist. Sie ist 30 Jahre alt. Ich wundere mich, dachte, für ihre Generation wäre das genauso un-
cool wie für die Depeche Mode-Fans in den Achtzigern die Stones. Aber in der Tat, ihr Song Mirror baut sich genauso bombas-tisch auf wie zum Beispiel Never let Me Down Again von Depeche Mode und endet mit einem Riesenknall.
Leiser gehen Anna und ich auseinander. Ich finde einen Glücks-Cent auf der Straße und gebe ihn ihr als Glücksbringer für das neue Album. In Sweetness & Delight singt Anna Nothing’s gonna be okay. Ich glaube, das ist Quatsch. Das Album ist super. Alles wird okay sein.
New-found-land.se
1000gram.com
Knüller Kiste
Kottbusser Damm 72
Liberda Essen & Trinken
Pflügerstraße 67, 12047 Berlin
16 Glückstag
Die Knüller Kiste
Das Maybachufer
Blick aus dem Studio
Fundbüro 17
WHateVer...Text und Fotos Sebastian Braschl
Club Mate, Zeitschriften sowie Süßigkeiten an der Kas-se sucht man in dem Laden mit dem verheißungsvol-len Namen Whatever... vergeblich. Warum auch, denn zu der weißen Verkaufstheke im Landhausstil und den alten französischen Weinkisten passt die umfang-reiche Auswahl an guten Weinen, Champagner, Whis-key, Kognak und Grappa ohnehin viel besser. Eine Art Späti also mit der Devise Schampus statt Sterni? Dom Pérignon statt Pilsator? Nicht ganz: Die zehn Me-ter lange Kühlwand, eine Spezialanfertigung aus der Türkei, beherbergt knapp 200 Biersorten, wobei viele weitere noch auf dem Weg sind. „Besonders gut gehen die Biobiere, Dinkelbier zum Beispiel. Beliebt ist auch Whiskeybier und ganz besonders das Gingerbier“, er-klärt Ladenbesitzerin Gülcin Bayat. Augenmerk liegt auf den Biervarianten, die es nicht in jedem Laden zu kaufen gibt und die bisweilen schwer zu finden sind. Auch Sonderbestellungen nimmt sie gerne entgegen.
Trotz der offensichtlichen Dekadenz heißt das alles nicht, dass nicht auch hier der Mikrokosmos der Spät-kaufkultur seine nächtlichen Geschichten bereithält. Alle Spätischwärmer sind ebenso hier des Nachts auf Durchreise, um sich mit Alkohol einzudecken und dann in einer der umliegenden Szenebars unterzutau-chen. „Was mir hier in den knapp zwei Monaten schon
alles passiert ist, ist unglaublich. Ja, Alkohol eben... Wo man Alkohol verkauft, ist immer was los“, seufzt Ba-yat. Vor kurzem erst war es ein Mann, der hereinkam, um sich zwischen Weinregal und Bierkühlwand die Haare zu föhnen, ein anderer, der in Bierlaune begon-nen hatte, sich tanzend auszuziehen. „So etwas pas-siert vor allem freitag- und samstagnachts, wenn die Leute schon etwas intus haben“, erklärt sie, „aber ich nehme das mit Humor und weiß damit umzugehen.“ Klar weiß sie das: Gülcin Bayat ist in Mitte aufgewach-sen und hat zuvor in dem 24-Stunden-Supermarkt ihrer Eltern mitgeholfen, den sie seit 13 Jahren eben-falls auf der Torstraße betreiben. „Ich bin einfach ein Mitte-Mädchen“, grinst sie.
Zum Schluss drängt sich dann doch noch die Frage auf, um was es sich hierbei eigentlich handelt. Edelspäti, Getränkeladen oder Alkoholfachverkauf mit längeren Öffnungszeiten? „Nennt es, wie ihr wollt“, lacht Bayat. „Whatever, eben...“. Ab jetzt holt man sich kein letz-tes Mitternachtsbier vom Späti mehr, sondern eine Flasche Krug für 179 Euro von Whatever... Na dann: Cheers und gute Nacht!
P.S.: Sterni gibt’s im Übrigen auch!
Er ist die Perle der anonymen Nachbarschaftskultur, Dreh- und Angelpunkt für allseits
beliebtes Kiezgeflüster, der Garant für Wegbier, Tabak und Tiefkühlpizza rund um die Uhr
– der Spätkauf als moderner Tante-Emma-Laden gehört zu Berlin wie der Fernsehturm,
die Spree oder Open Airs im Sommer. Die Torstraße schmückt seit Anfang des Jahres eine
Luxusvariante davon, die alles andere als arm, aber verdammt sexy ist.
Whatever...
Torstraße 155
10115 Berlin
Öffnungszeiten:
täglich von 13 bis 1 Uhr
Das Maybachufer
sOunDTRACk FÜR Den PLÄnTeRWALD
Text Jamal Al Badri Fotos: Alexandra Waespi Illustration: Lianna Dora Translation P. 42
18 Kulturgut
Verlässt man Mitte entlang der Spree gen Südosten, erreicht man
kurz nach der Eisenbrücke bei der S-Bahnstation Treptower Park den
Spreepark Berlin. Auf diesem äußersten Teil des Plänterwaldes liegt
ein verlassener Freizeitpark. 1969 als VEB Kulturpark Berlin von der
DDR-Regierung als Geschenk an die Bevölkerung zum 20-jährigen
Jubiläum der Staatsgründung gebaut, hat der Park während
der vergangenen vier Dekaden so einiges erlebt. Nun soll er im
kommenden Mai als Kulisse eines von der britischen Band
The xx kuratierten Festivals dienen.
Der Kulti, so nennen ihn die Ossis liebevoll, soll sich von den anderen Rummelplätzen in der Volksrepu-blik abheben. Also werden einige Attraktionen von nichtsozialistischen Warengebieten bezogen. Auch muss es schnell gehen, bis die Tore zum Park geöffnet werden: Lediglich sieben Monate beträgt die Baupha-se, bis am 4. Oktober 1969 der Kulturpark für das ver-gnügungshungrige Publikum zugänglich werden soll. Zu DDR-Zeiten verzeichnet er jährlich bis zu 1,5 Millio-nen Besucher, vor allem während der Sommermonate boomt das Geschäft.
Und ja, er ist ein Prachtstück, der Kulti im Spreepark. Besonders, nachdem 1989 zum 40-jährigen Jubiläum des sozialistischen Staates das 40 Meter hohe Riesen-rad durch ein nochmals fünf Meter höheres Exemplar der Firma Vekoma ausgewechselt wird. Doch dann die Wende. Der Park wird an den Berliner Senat über-schrieben, aber der weiß nicht, was damit anzufangen ist. Mit einer öffentlichen Ausschreibung wird nach einem privaten Betreiber gesucht und mit der Spree-park GmbH und deren Geschäftsführer Norbert Witte 1991 dann schlussendlich auch gefunden. Witte und sein Team führen den Park bis 1999 mehr oder weni-ger erfolgreich weiter. Danach läuft das Geschäft nicht mehr so rund. Der Tiefpunkt wird 2001 erreicht: Der
erhöhte Eintrittspreis sowie fehlende Parkmöglichkei-ten halten Besucher davon ab, sich im Park zu vergnü-gen. Es droht die Insolvenz. Witte und seine Familie, die engsten Mitarbeiter sowie sechs Attraktionen der Parkanlage verschwinden unter dubiosen Umständen in Richtung Südamerika. In Lima in Peru sollen sie es nochmals mit einem Lunapark versuchen. Doch auch da scheitern der Schausteller und sein Gefolge.
In der Zwischenzeit beginnt die langsame Verwil-derung des mittlerweile verlassenen Spreeparks. Verschiedene Interessenten – darunter auch wieder Witte, der es nach einer abgesessenen Gefängnis-strafe wegen Drogenschmuggels doch noch einmal in Deutschland versuchen will – wittern unausge-schöpfte Möglichkeiten im Park, doch keiner kann sich durchsetzen. So beansprucht die Natur Grund und Boden sowie die verbliebenen Bahnen und Ge-bäude im Verlauf der nuller Jahre. Und so vegetiert heute noch auf einer Landzunge, die in die Rummels-burger See hinaus-ragt, ein zusehends verwunschener Ver-gnügungspark vor sich hin.
Verwunschener Vergnügungspark
Kulturgut 19
sOunDTRACk FÜR Den PLÄnTeRWALD
Tag und Nacht
Am 18. Mai dieses Jahres aber ist es nun endlich soweit: der ehe-malige Kulti wird wiederbelebt. Denn die dreiköpfige britische
Band The xx laden zu Night + Day, eine von ihnen kuratier-te Festival-Reihe, die in verschiedenen Städten jeweils 24 Stunden stattfinden soll. Neben dem Berliner Spree-park wird der Lisabonner Jardim Da Torres De Belëm, ein
Park am Ufer der portugiesischen Hauptstadt, sowie der großzügige Osterley Park im Londoner Borough
Hounslow zur Kulisse der Festivalserie werden. Die Idee des Trios ist, den Besuchern ein Erlebnis zu präsentieren,
das von der Musik über die Location bis zum Essen aufeinander abgestimmt ist. Dabei will die Band zeigen, wen und was sie über die Jahre schätzen gelernt hat.
Die Veranstaltung beginnt bereits bei Tageslicht, so dass The xx und Co. den Besucher vom Tag in die Nacht hinein begleiten kön-nen. Eine durchaus schöne Idee, die auch Hand in Hand mit dem Konzept hinter dem Zweitling von The xx – Coexist – geht: „Sieht man eine Öllache in einer Pfütze, so existierten Wasser und Öl einfach nebeneinander“, erklärt Romy Croft, eine von beiden Stimmen von The xx. Die beiden Flüssigkeiten können sich nicht verbinden, sind aber trotzdem nahe beieinander. So ist es auch
Kulturgut 19
20 Kulturgut
mit Tag und Nacht. Niemals werden sie eins sein und doch ko-existieren sie.
Past Future 50
The xx erscheint vor gut vier Jahren erstmals auf dem Radar der internationalen Musikszene. Und zwar, als das britische Maga-
zin NME die Band unter anderem mit La Roux, Little Boots, Omar Souleyman, Dizzee Rascal, The
Knife und Animal Collective an die Spitze ihrer Future 50-Rangliste
platziert. Mit der Veröffentlichung des Debütalbums kurz darauf gelingt
dann der große Wurf. xx, so der schlichte Name der Platte, findet beinahe ausnahms-los großen Anklang. Kein Wunder, denn wie
könnte auch jemand diese Melange aus Acht-ziger-Wave, R’n’B und UK-Bass nicht mögen?
Entsprechend folgt Beifall von allen Seiten. Und eine höchst erfolgreiche Tour. Und Re-
mixe von Post-Dubstep-Vordenkern à la Mount Kimbie, Pariah und Untold. Und Ruhe – zumindest
für Romy und Oliver Sim, der zweite Sänger der Band. Jamie Smith hingegen, der Dritte im Bunde, produziert fleißig weiter –
ob für andere Künstler (darunter Drake) oder, um seine Solokarrie-re in Fahrt zu bringen. Unter anderem veröffentlicht er ein Remix-
album des Soul-Poeten Gil Scott-Heron auf XL Recordings sowie sein offizielles, Steeldrum-befeuertes Solodebüt auf dem in der UK Funky-Szene hochangesehenen Label Numbers. Irgendwann fin-den sich Romy, Oliver und Jamie im Studio wieder und schreiben mit Coexist ihr zweites Album. Dieses klingt noch immer eindeutig nach The xx: die traurigen Stimmen von Romy und Oliver, deren souliges und gleichzeitig kaltes Gitarren- beziehungsweise Bass-spiel, Jamies einfallsreiche Produktionen. Doch man erkennt auch eine Weiterentwicklung: Stadionrock-Momente findet man etwa bei Missing oder clubbigere Beats bei Reunion.
Vorwärts gedacht
Mit Night + Day schlägt The xx nun ein neues Kapitel in der Band-geschichte auf. Und sie bringen nicht nur Leben an verwunsche-ne Orte, wie eben der Berliner Spreepark einer ist, sondern auch in die ansonsten verstaubte Konzertlandschaft. Gleichgesinnte fördern, selber spielen, den Besuchern ein außergewöhnliches Er-lebnis bieten – The xx schlagen mit Night + Day tatsächlich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe und beweisen, dass sie nicht nur musikalisch nach vorne blicken, sondern auch bestrebt sind für die Musikindustrie neue Wege zu gehen.
NiGHt + Day, 18. Mai 2013
Beginn: 13 Uhr, Eintritt: 49 Euro
Spreepark, Kiehnwerderallee 1-3, 12437 Berlin,
thexx.info/nightandday
Augenschmaus 21
arOuND tHe WOrlD
Von wegen Männerdomäne: Seit mehreren Jahren steht Jessica Bossuyt erfolgreich hinter den Plattentellern und hat schon sämtliche Tanzflächen dieser Welt zum Beben gebracht. Als Les Putafranges legte sie zusammen mit zwei anderen erfolgreichen Damen ihres Gebiets schon auf so ziemlich jeder nennenswerten Awardverleihung, Fashion-, Magazin- oder Launchparty zwischen Mailand und New York auf und gab mit ihren temporeichen Sets
bereits den Ton für die Laufstege von Louis Vuitton, Calvin Klein oder Tommy Hilfiger an. Seit sechs Jahren lebt das in Brüssel geborene Musikgenie nun schon in Berlin, wo sie ihr Musiklabel/ihre Booking- und Eventagentur Lessizmore betreibt und als Bookerin für Cadenza Music arbeitet. Wenn Jessica nicht mit ihrer Musik von sich hören macht, dann mit ihrem einzigartigen Kleidungsstil, den sie selbst als elegant mit verspieltem Twist beschreibt.
Text Paul Schlosser Fotos Stini Mimissonsdottir
LEGGINGS
Dazu trage ich eine
Leg gings mit floralem
Allover-Print von
Alexander Mcqueen.
HUT
Der Hut ist von Shadé,
einem bezaubernden
kleinen Laden in Paris. In
diesem Shop kann man
viele außergewöhnliche
Accessoires von be-
kannten, aber auch zahl-
reichen aufstrebenden
Designern finden.
www.lessizmore.com,
www.cadenza-music.com
TOP
Mein Top ist von
Alexander Wang. Seit
dem ich den ameri-
kanischen Designer vor
zwei Jahren entdeckt
habe, verfolge ich jede
sei ner Kollektionen.
JACKE
Wenn ich für Designer
aufgelegt habe, wurde ich
eigentlich immer mit ihren
Klamotten ausgestattet.
Viele der Teile durfte ich
behalten. Einige davon
waren Samples, die nie
in größeren Mengen pro-
duziert wurden, wie im Fall
dieser Paillettenjacke von
Sonia Rykiel.
shoppr.de
illustratOr Des MONats: rita FÜrsteNau
Rita Fürstenau arbeitet als freiberufliche Illustratorin und Oberflä-chengestalterin. Neben Auftragsarbeiten realisiert sie vor allem ei-gene Projekte und Publikationen, darunter Falthefte, Papierspiele, Plakate, Siebdrucke und Textildesigns. Rita Fürstenau wurde 1982 in Berlin-Neukölln geboren und wuchs in Frankfurt am Main auf. Seit 2001 lebt und arbeitet sie in Kassel. Sie studierte Visuelle Kom-munikation mit dem Schwerpunkt Illustration an der Kunsthoch-schule Kassel sowie Grundschullehramt an der Universität Kassel.
Während des Studiums gründete Rita Fürstenau gemeinsam mit den Illustratoren Lisa Röper und Michael Meier das Künstlernetz-werk Rotopol und den Verlag Rotopolpress, welcher sich mittlerwei-le zu einem aufstrebenden Independent-Verlag entwickelt hat. Das Verlagsprogramm reicht von Illustrationsbüchern über Comics, Zines, Postkarten und Kunstdrucke bis hin zu Papierspielen. Dabei ist Rotopol immer bestrebt, die Grenzen dessen, was Illustration leisten kann, abzutasten und hat sich der Liebe zum Projekt und der Qualität des fertigen Produkts verpflichtet. Rotopol hat seinen Sitz in einer Ladengalerie in Kassel, wo sich auch das gemeinsame Studio sowie eine Siebdruckwerkstatt befinden und in regelmäßig wechselnden Ausstellungen die Arbeiten nationaler und internati-onaler zeitgenössischer Illustratoren gezeigt werden.
Neben ihrer Arbeit als Zeichnerin und Verlegerin promoviert sie an der Universität Kassel zu der Frage nach Kindheitsvorstellungen von Kindern im Grundschulalter und arbeitet als freiberufliche Kunstpädagogin an der Kasseler Kinder- und Jugendkunstschule.
Die abgebildete Zeichnung ist ein Ausschnitt der Trilogie Perfectly Prepared, welche anlässlich der Gruppenausstellung The Folding Knife (The Book Shop, London 2011) entstand. Die Arbeit mit einem Gesamtmaß von 70 cm auf 3 m unterteilt sich in drei Bildteile, die sich wiederum in einzelne Bildräume aufgliedern und in dem Ne-beneinander verschiedener Episoden von der Nützlichkeit alltägli-cher Gebrauchsgegenstände erzählen.www.rita-fürstenau.de, www.rotopolpress.de
Kulturgut 23
Du bist Illustrator und möchtest mit deinem Artwork das nächste heraustrenn-bare MITTESCHÖN-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: [email protected].
Kulturgut 23
Kieztalk 27
eVeryboDy’s talking about PoPMusic
Interview mit Katja Lucker
einst zog man in den Prenzlauer Berg, um
es nicht weit in den nächsten Club zu haben.
Doch mittlerweile wohnen fast nur noch jun-
ge Kleinfamilien hier, die sich von dem lärm
der Clubs und ihrer Besucher gestört fühlen.
Weshalb immer mehr läden wie das »Ma-
gnet« oder »icon« sich eine neue Bleibe su-
chen mussten und die einstige szenige um-
triebigkeit, die den Bezirk ausmachte, einer
beschaulichen Kleinstadtidylle mit Biosuper-
markt und sauberen spielplätzen gewichen
ist. Dass die Clubs einen wichtigen teil des
Berliner Kulturlebens ausmachen, wird da-
bei von den durch lärm gestörten Nachbarn
gerne vergessen. Doch nach und nach scheint
der atmosphärische Verlust, der durch den
Wegzug der Clubs aus dem innerstädtischen
Bereich entsteht, auch in die Verwaltung vor-
zudringen.
Text Bettina Schuler Fotos Johanna ruebel Translation P. 43
Ein erstes Zeichen in die richtige Richtung ist der Bau einer neuen Bleibe für den le-gendären Knaack-Club in der unbenutzten Tram-Wendeschleife am Mauerpark, der vom Bezirksamt ausdrücklich unterstützt wird. Eröffnung ist voraussichtlich 2016.
Ein weiteres Zeichen ist die Ernennung von Katja Lucker zur ersten Musikbeauf-tragten Berlins, eine Aufgabe, für welche die 43-jährige Kulturmanagerin, die selbst jahrelang als Festivalmacherin und Kura-torin in der Szene arbeitete, wie geschaf-fen scheint. Seit 1. Januar 2013 ist Lucker im Amt und hat nun jährlich eine Millionen Euro Etat zur Verfügung, um den Musiks-tandort Berlin zu stabilisieren.
Was sie mit diesem Geld anstellen will und worin die Aufgaben der neu gegründeten Fördereinrichtung und Anlaufstelle für Pop musik, Musicboard Berlin, bestehen, darüber haben wir mit Geschäftsführerin Katja Lucker gesprochen.
Institutionelle Förderung und Popmusik: Geht das überhaupt zusammen?Warum denn nicht? Ich denke, die Zeiten, in denen Popmusik unweigerlich mit Re-bellion gegen das Establishment verbun-den ist, sind doch längst vorüber. Nenn mir noch eine neue Band, die in der Tradi-tion dieses Independent-Gedankens steht. Selbst Bands wie Ja, Panik!, die ja wirklich eher sperrig sind, haben sich schon darü-ber beschwert, dass es bei Filmemachern völlig üblich ist Förderung zu beantragen, dagegen Popmusiker alles alleine mit ih-rem Label stemmen müssen. Bei Klassik
oder Literatur stellt niemand in Frage, dass sie ein förderungswürdiges Kulturgut sind. Diesen Status muss sich die Popmusik noch schwer erarbeiten und ich sehe es unter anderem als eine meiner Aufgaben an, dafür zu kämpfen.
Aber wird die Popmusik nicht längst als Kulturgut gesehen? Es gibt zum Beispiel schon seit Jahren diverse Kooperationen zwischen Kulturinstitutionen und deut-schen Indiegrößen wie Schorsch Kamerun oder Rocko Schamoni...Nein, es gibt noch immer sehr viele Men-schen, die in Sachen Popkultur völlig un-gebildet sind und keine Sensibilität für diese Form der Kunst haben. Das vergessen diejenigen, die sich jahrelang in dieser Sze-ne bewegt haben, nur gerne. Mein Traum wäre eine Villa Massimo für die Popkultur. Und tatsächlich bin ich gerade mit dem Di-rektor des Hauses im Gespräch darüber. Es wäre toll, wenn das klappen würde. Ergeht es der Popkultur in diesem Punkt vielleicht wie dem Film, der in Deutschland auch lange dafür kämpfen musste, um als Kunst anerkannt und dementsprechend gefördert zu werden?Auf jeden Fall. Das Musicboard ist ja auch in Anlehnung an das Konzept des Medien-boards Berlin-Brandenburg geschaffen wor-den, um mit Hilfe eines Vermittlers zwi-schen den Kreativen und der Politik, Berlin musikfreundlicher zu gestalten. Weshalb es auch gut war, das Amt nicht mit jeman-dem aus der Politik zu besetzen, für den das Popbusiness völliges Neuland ist, son-dern mit einer Person, die durch die Arbeit
28 Kieztalk
„Uns war es wichtig, dass wir
mit dem Musicboard eine
Förderung schaffen, die es
noch nicht gibt. Und da Berlin
in punkto Einzelförderung
dank der Senatskanzlei für
kulturelle Angelegenheiten
oder z.B. der Initiative Musik...
in der Musikszene deren Probleme und Be-dürfnisse auch kennt. Wie zum Beispiel die Konflikte zwischen innerstädtischen Clubs und deren Anwohnern, die wir in Zu-kunft durch frühzeitige Gespräche und entsprechende Lärmschutzmaßnahmen di-rekt ver hindern wollen.
Ist der Neubau für den Knaack-Klub in dei-nen Augen ein Zeichen für den Beginn des Dialogs zwischen Bezirk und Kulturschaf-fenden?Ja, das ist erst mal eine sehr gute Nachricht, ohne genau zu wissen, in welche Richtung der Knaack dann inhaltlich gehen wird.
Was konkret sind nun deine Aufgaben?Zum einen fungiere ich als Moderatorin, zum Beispiel zwischen Clubs und der Ver-waltung, und trage im Idealfall sogar dazu bei, dass Konflikte erst gar nicht entste-hen. Zum anderen werde ich dafür sorgen, dass sich das neu gegründete Musicboard nicht nur zu einer Anlaufstelle für Musik-schaffende entwickelt, sondern, wenn nö-tig, auch eine Möglichkeit bietet, sich coa-chen, weiterbilden oder fördern zu lassen.
Dem Musicboard werden jährlich eine Milli-onen Euro zur Verfügung stehen. Was wollt ihr damit anstellen?Wir werden in jedem Fall keine Einzel-künstler, sondern nur innovative, vernet-zende Projekte fördern, die insbesondere den Standort Berlin berücksichtigen. Zu-dem wird der Förder-Schwerpunkt immer wechseln. So wird in diesem Jahr der Fokus auf der Nachwuchsförderung liegen
Bietet sich Einzelförderung da nicht an?Uns war es wichtig, dass wir mit dem Mu-sicboard eine Förderung schaffen, die es so noch nicht gibt. Und da Berlin in punk-to Einzelförderung dank der Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten oder z.B. der Initiative Musik auf Bundesebene, bei der man Geld für Touren und CD-Produk-tionen beantragen kann, schon gut aufge-stellt ist, haben wir unseren Fokus auf die Förderung der Infrastruktur und syner-getischer Projekte gelegt. Zudem möchte ich noch eine Art „Feuerwehrfonds“ ein-richten, der uns ermöglicht, ohne lange bürokratische Wege kurzfristig Geld in Vorhaben zu stecken, die keinen zeitlichen Aufschub zulassen.
Gibt es ein Projekt, das dir ganz besonders am Herzen liegt?Momentan liegen ja noch keine konkreten Projekte vor, da wir erst im März zur Ein-reichung von Konzepten aufrufen werden. Bis wir dann alle Projekte gesichtet, der Beirat getagt und über die eingereichten Ideen entschieden hat, wird wieder eine Weile vergehen. Das heißt, die ersten Pro-jekte werden aller Voraussicht nach erst im Mai bzw. Juni starten.
Prinzipiell würde ich mich aber ganz be-sonders über Vorschläge freuen, die für Berlin spezifisch sind und denen man an-merkt, dass sie nur hier, in einer bestimm-ten Konstellation zu realisieren sind.
Kieztalk 29
...auf Bundesebene, bei der
man Geld für Touren und
CD-Produktionen beantragen
kann, schon gut aufgestellt
ist, haben wir unseren
Fokus auf die Förderung der
Infrastruktur und syner-
getischer Projekte gelegt.“
30 Kulturgut
Text und Fotos Sophia Hoffmann
kiLL The DJ
In Berlin ist es mittlerweile normal sich als
DJ zu bezeichnen, sobald man mehr als einmal
in der Stammkneipe um die Ecke aufgelegt
hat. Viele träumen von einer großen Karriere,
davon, vor Tausenden von Menschen den Bass
zu droppen, oder wollen einfach gratis saufen,
Drogen nehmen und Groupies abschleppen.
Dabei geht es primär um etwas anderes: Sich
intensiv mit Musik auseinanderzusetzen,
Menschen damit zu unterhalten und natürlich
auch ein bisschen zu manipulieren. Das
ist manchmal harte Arbeit, trotz Alkohol
und Groupies. Oder vielleicht auch gerade
deswegen...
Als ich angefangen habe aufzulegen, gab es einfach noch nicht so viele von uns. Das war 2003 in München. Ich war ein Indie-Mäd-chen, und Superstar-DJs, die mir geläufig waren, gab es nur im Techno-Bereich, Sven Väth und so. Mich verschlug die Neugierde hinters DJ-Pult, der Drang Menschen zu unterhalten und die Lie-be zur Musik. Wenn ich zurückblicke auf diese letzten zehn Jah-re, zieht sich meine DJ-Tätigkeit wie ein roter Faden durch mein junges Leben: die Entwicklung meiner technischen Fähigkeiten, meines musikalischen Geschmacks und das, was ich über Men-schen und ihr Feierverhalten gelernt habe.
Technisch bin ich bis heute kein Meister meines Fachs, das gebe ich offen zu. Klar kann ich mit Plattenspielern und CD-Playern ohne Bpm-Anzeige vertretbare Übergänge mixen, aber ich war nie ambitioniert genug stundenlang zuhause an den Turntab-les zu üben bzw. mir überhaupt zwei Turntables in die Bude zu stellen. Am Anfang meiner Laufbahn haben mir zwei schlaue,
erfahrene DJs jeweils einen wertvollen Tipp mit auf den Weg ge-geben. Einer sagte, seine Mixkenntnisse bestünden nur aus Tricks, mangelnde Mixfähigkeiten zu vertuschen, diese aber habe er per-fektioniert. Der andere sprach: „Übergänge sind überbewertet, ent-scheidend ist am Ende, welches Lied du spielst!“
Auf dieser Grundlage (und glaubt mir, ich tiefstaple auf hohem Niveau) baute ich also auf. Aus dem Rock- und Indie-Gitarren-Kin-dergarten arbeitete ich mich über die Jahre vor zur Electro-High-school. Mittlerweile fällt es mir immer schwerer Genre-Grenzen zu ziehen („was legst du so auf?“), von Sixties Soul, Disco Tunes, Italo, altem Detroit House über neuen Minimal, Neunzigerjahre-Hip-Hop zu aktueller Musik ist alles möglich. Am selben Abend. Das ist ja gerade das Schöne, man nimmt die Leute mit auf die Reise und wenn sie erst mal betrunken sind, haben sie sowieso verges-sen, auf welches Boot sie am Anfang des Abends gestiegen sind. Ich könnte nun unzählige Anekdoten erzählen, von sexistischen
Kulturgut 31
Tontechnikern, die dir erstmal das Mischpult erklären, weil du eine Frau bist, oder Taxifahrern, die dich für eine Prostituierte halten, männlichen Groupies, die dir ihre Nummer und anderes zustecken, aber ich will versuchen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. (Tatsächlich gibt es auf Facebook eine geheime Gruppe unter dem Namen Dumme Fragen an den DJ mit über 100 Mitgliedern, dort kotzen wir uns regelmäßig aus, eine Art Online-Gruppentherapie. Aber dazu ein andermal...)
Die intensivsten Abende sind die, an denen ich richtig lange auf-lege. Alleine acht Stunden, das sind 480 Minuten. Bei einer durch-schnittlichen Songlänge von vier Minuten sind das 120 einzelne Songs. 120-mal überlege ich, was als nächstes passiert, Auswahl-faktoren gibt es viele. Mal nach Genre vorgehen, danach, was sich gut mixen lässt, einen Gästewunsch einbauen (wenn er cool ist, spricht nichts dagegen) oder einfach nur pure Lust auf das Lied. Ich kenne einige DJs, die Buch führen über ihre Playlists oder die
Sets aufnehmen. Ich bevorzuge es, wenn sich die verschwomme-ne Erinnerung an ein Set später anfühlt wie eine surreale Achter-bahnfahrt mit vielen Loopings, auch wenn ich mich nicht mehr an jeden einzelnen erinnern kann. Mit zunehmender Routine lernt man auch betrunken aufzulegen. Wenn man kaum mehr stehen kann, bleiben ja die Regler zum Festhalten. In den letzten Jahren habe ich meinen DJ-Alkoholkonsum allerdings deutlich gesenkt. Der Nachteil ist dann aber, dass die lallenden Gäste einem mehr auf die Nerven gehen.
Eine gute Kondition ist Pflicht. Als ich noch in Wien gelebt habe, gab es den Rekordmonat April 2007. Da habe ich von 30 Tagen 15 Aben-de aufgelegt. Auch wenn es im Schnitt vielleicht nur drei Stunden pro Gig waren, käme man so auf 675 Songs à vier Minuten. Wer so viel auflegt, hat oft zuhause ein übergroßes Bedürfnis nach Stille. Es gab Phasen, da habe ich neu erworbene Platten das erste Mal im Club angehört. Aber wer Musik liebt, wird ihrer nicht überdrüssig.
Das Bezauberndste ist, dass sie die Fähigkeit
besitzt, uns in alle nur erdenklichen Stimmung-
en zu versetzen. Wir fühlen uns cool, verrucht,
sophisticated, albern, wild, schön, stark, ver-
liebt, geliebt, melancholisch, alt, jung, weise,
rebellisch, sexy, euphorisch!
Es ist weit nach Mitternacht. In den letzten Stunden habe ich alle im Raum Anwesenden dazu gebracht das Tanzbein zu schwingen. Den Kopfhörer am Ohr wähle ich den nächsten Track, grinse schon innerlich und freue mich über meine Wahl. Die Zeit des vorheri-gen Liedes ist fast abgelaufen, die Sekunden auf dem Display des CD-Players zählen den Countdown, die letzte Minute, 30 Sekunden, ich weiß, was jetzt kommt, habe es schon hundertmal erlebt. Nippe noch einmal an meinem Drink, ich kenne meine Abläufe im Schlaf, weiß, ob ich noch genug Zeit habe, die angefangene Zigarette vor dem Übergang fertig zu rauchen, noch ein Zug, noch ein Schluck...
Eine Hand am Regler, die andere am Play-Knopf, nur noch Sekun-den bis das Publikum das nächste Lied erkennen wird, volle Kon-zentration, jetzt bloß nicht zu früh oder zu spät einen der Knöpfe betätigen. Timing. Dann begeisterte Blicke, Freudenschreie, nach oben gerissene Hände, die im Takt wedeln. Ich singe mit. Jedes Wort. Verhexe die ausrastende, schwitzende Meute mit meiner pe-netrant guten Laune, verstreue Euphorie und werfe mich in Pose, paniere sie noch schnell routiniert mit einer Ladung Konfetti, dann bin ich schon wieder beim nächsten Schritt, der Hit nach dem Hit.
Nie Angst davor haben, Hits zu früh rauszuballern, es gibt mehr als genug Hits auf dieser Welt. Man muss sie nur kennen und dabei haben. Und genau das macht einen guten DJ aus.
32 Augen zu und Mund auf
HaPPa HaPPa!Hungry for colours: Regenbogen-Gratin mit Spinatsalat
Zutaten (für 4 Personen):
500 g violette Trüffelkartoffeln (gut sortierte
Supermärkte/ Wochenmarkt)
1–2 Süßkartoffeln, je nach Größe
250 g grüner Salbeikäse in Scheiben geschnitten
200 ml Rote-Bete-Saft
500 g frischer Spinat, ordentlich gewaschen
2 TL scharfer Senf
1 EL Weißwein- oder Apfelessig
4 EL Olivenöl
Muskat, Salz, Pfeffer
200 g Schmand
500 g frischer Spinat
Text Sophia Hoffmann Bilder tina Linster, Sebastian Braschl
Der Berliner Winter ist lang, grau und düster. Es dürstet uns nach Sonne, nach buntem Schubidu – Essen, das uns anlacht! Party auf dem Teller! Der Frühling steht schon fast vor der Tür und bis es soweit ist, sorgt dieses Rezept für kulinarisches Entertainment und zeigt, wie aus einem Beilagenklassiker ein veritables Haupt-gericht werden kann. Kartoffelgratin aus violetten Trüffelkartof-feln und Süßkartoffeln in schneller Rote-Bete-Soße, gratiniert
mit grünem Salbeikäse. Dazu passt Spinatsalat mit einer Senf-Vinaigrette und gehackten Kürbiskernen. Süßkartoffeln werden mittlerweile auch zunehmend in Europa angebaut, sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit und gelten als eine der nährstoff-reichsten Gemüsesorten überhaupt. Immer nur rein damit!
Süßkartoffeln und Trüffelkartoffeln schälen, eventuell mit Hand-schuhen, da die violetten Kartoffeln etwas abfärben. Beides in dünne Scheiben schneiden, die Süßkartoffeln eine Spur dicker, da sie schneller weich werden. Schmand und Rote-Bete-Saft in ei-nem Mixer aufschlagen und mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Den Boden einer mittelgroßen Auflaufform leicht mit Olivenöl einfetten, dann eine Schicht Kartoffel und Süßkartoffeln hinein, gleichmäßig mit der Soße bedecken. Nächste Schicht. Und Soße.
Und noch eine Schicht. Bis alles geschichtet ist. Bei 180 Grad Ober/Unterhitze für 20 Minuten ins Backrohr. Den Salbeikäse oben drauf verteilen und 5 Minuten weiter backen, bis es schön geschmolzen ist. Essig mit Senf und einer Prise Salz verrühren, Öl und Pfeffer dazu und mit dem Schneebesen cremig schlagen. Den Spinat damit anmachen. Kürbiskerne darüber und mit dem Gratin servieren. Guten Appetit!
Zubereitung:
Mitte für Kids 33
Einen Song, den meine Tochter über alles liebt und den sie stundelang schunkelnd mitsummt und schon so oft gehört hat, dass selbst unser Ka-ter mittlerweile mitsingt. Wer daran schuld ist? Leider nicht der Nubbel, sondern mein Mann, der sich im Februar natürlich mal wieder seiner Kar-nevalssentimentalität hingeben musste. Wodurch meine Tochter jetzt nicht nur einwandfrei Kölsch spricht, sondern auch für die nächsten zwölf Mo-nate musikalisch festgelegt ist. Warum sie die glei-che Begeisterung nicht für meine Lieblingsplatten – momentan das erste Album von Weezer und die neue Tocotronic – hegt, ist mir ein Rätsel. In jedem Fall schreit sie immer laut „Aus!“, wenn ich eine der beiden Platten auflege. Doch zumindest in-teressiert sie sich für Musik. Das ist ja schon mal lobenswert. Aber wie kann ich sie, abgesehen von dem üblichen Musikschulbesuch, in dieser Rich-tung fördern? Und am besten noch dahingehend, dass sie später nicht zu den Mädchen gehört, die How Much Is The Fish? von Scooter in Endlosschlei-fe hören?
Zum Beispiel, in dem ich mit ihr das experimen-telle Musiktheaterprojekt Der Ring. Next Genera-tion besuche, das 60 Berliner Jugendliche zusam-men mit DJs und Komponisten erarbeitet haben. Grundlage des Stückes ist, wie der Name schon suggeriert, Richard Wagners Ring-Epos. Im Mittel-punkt stehen dabei vor allem die jungen Helden Siegmund, Sieglinde, Siegfried, Brünnhilde und Hagen, die Next Generation eben, und die Frage: Was geschieht eigentlich nach der Götterdämme-rung? Wie sieht unsere Zukunft aus? Und gibt es einen ewigen Kreislauf aus Altem und Neuem?
Ebenfalls sehr spannend und auch für kleinere Kinder ab acht Jahren geeignet, sind die Work-shops der jungen Opern im Schillertheater, bei de-nen sich die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern thematisch auf eine Familienvorstellung vorbe-
reiten und durch Einfühlen in die Figuren, Singen und Musikhören an die Oper herangeführt wer-den. In diesem Monat auf dem Programm: die ko-mische italienische Oper L’Elisir d’amore, die sich mit ihren eingängigen Melodien perfekt für den ersten Opernbesuch eignet.
Allen, die noch auf der Suche nach einem span-nenden Ferienprogramm sind, seien wiederum die Osterferien-Workshops ans Herz gelegt, in de-nen Kinder von sechs bis zehn Jahren in die Welt der Oper eintauchen können.
Wem die ganze Klassik- und Kinderlied-Romantik jedoch schon tierisch auf die Nerven geht, der sollte mit seinem Kind eines der Kinderkonzerte im Roten Salon der Volksbühne besuchen, die be-weisen, dass Rockmusik durchaus auch etwas für Kinderohren ist. In diesem Monat auf dem Plan: ein Konzert der Kölner Band Pelemele, die es in ihrem aktuellen Programm Rockcircus ordentlich krachen lassen. Headbang-Muskelkater bei allen Besuchern vorprogrammiert.
Der Klassiker für Kindermusikunterhaltung ist na-türlich das Atze-Musiktheater, wo man nicht nur berühmte Kindergeschichten und Märchen wie Die kleine Meerjungfrau oder Ronja Räubertochter hören und sehen kann, sondern auch solche unge-wöhnlichen Stücke wie die musikalische Inszenie-rung von Johann Sebastian Bachs Leben und Werk.
Alles leider noch zu aufregend für meine Tochter, die sich schon beim Anblick der bösen Fee in Dorn-röschen unter dem Sitz versteckt. Aber immerhin haben wir gerade eben ein Lied im Radio gehört, mit dem ich sie nach zwei Monaten Endlos-Be-schallung von den Black Föös loseisen könnte: Candy von Robbie Williams. Es hätte schlimmer kommen können.
Wir Mitte-Muttis Popmusik für Kinder
Adressen:
Atze Musiktheater
Luxemburger Straße 20
13353 Berlin
Karten unter 030 81 79 91 88
www.atzeberlin.de
Veranstaltungen
Der Ring „Next Generation“
Deutsche Oper
Bismarckstraße 35
10627 Berlin
Karten unter 030 34 38 43 43
www.deutscheoperberlin.de
16. März, jeweils um 10 (8 bis 11 Jah-
re) und 14 Uhr (12 bis 14 Jahre)
Workshop für Familien –
L’Elisir d’amore
Schillertheater
Karten 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
Karten unter 030 20 35 45 55
www.staatsoper-berlin.de
27. März, um 11 Uhr
Workshop für Kinder in den Ferien
(6 bis 10 Jahre)
Schillertheater
Karten: 5 Euro
Karten unter 030 20 35 45 55
www.staatsoper-berlin.de
17. März, 15 Uhr
Milchsalon im Roten Salon
Pelemele – Rockmusiker für Kinder
Einlass: 14.30 Uhr
Karten: 9 Euro, ermäßigt 11 Euro
www.milchsalon.de
Text Bettina Schuler Illustration Lianna Dora Translation P. 44
Ich weiß ja nicht, wie es bei euch seit der Geburt des Kindes in Sa-
chen Musik aussieht. Aber während ich diese Zeilen schreibe, höre
ich im Hintergrund „Ich han’nen Deckel“ von den Black Fööss.
34 Kunsttipps von EYEOUT
KuNsttiPPs VON eyeOutText Melissa frost Translation robert Schlicht, P. 44
In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).
zeiCHNuNG OHNe zeiCHNuNG15. Februar – 28. März 2013Christian Ehrentraut, Friedrichstraße 123, U6 Oranienburger Tor, Di–Sa 11–18 h
+49-30-44 03 83 85, [email protected], www.christianehrentraut.com
Mit vier Künstlern aus verschiedenen Ländern untersucht die Ausstellung aus einer innovativen Per-
spektive die künstlerischen Funktionen der Zeichnung. Im Zusammenspiel der ausgewählten Künstler
analysiert Zeichnung ohne Zeichnung deren Bedeutung – als Entwurf, Skizze, Muster oder Graffito. Klaus
Jörres’ grafischer Einsatz von Acryl- und Sprayfarbe auf Leinwand trägt eine formale Untersuchung der
Linie zur Ausstellung bei, die ihr ungewöhnliches Gegenstück in David Murphys skulpturalen Stahl-
konstruktionen in Form vergrößerter traditionell geknüpfter Aalreusen findet. Einen doppelten Dialog
mit der linearen Formensprache dieser beiden Künstler gehen die Werke von Michael Bevilacqua und
Viktor Timofeev ein. Während Timofeevs Arbeit ähnliche Interessen wie Jörres’ und Murphys zu verfolgen
scheint, schlagen seine labyrinthartigen architektonischen Utopien eine Brücke zu Bevilacquas vom Pop
und der urbanen Subkultur inspirierten Gemälden.
Foto: Douglas Gordon – Sharpening
Fantasy (Ausstellungsansicht)
Courtesy BlainSouthern
DOuGlas GOrDON – sHarPeNiNG FaNtasy7. Februar – 28. April 2013 BlainSouthern, Potsdamer Straße 77–87, U1 Kurfürstenstraße, Di-Sa 11–18 h
+49-30-644 93 15 10, [email protected], www.blainsouthern.com
Douglas Gordons Ausstellung Sharpening Fantasy kreiert eine verschlungene Erzählung, in der die Gren-
zen zwischen Fantasie und Realität verwischt sind. Mit den für ihn typischen auf dem Boden stehenden
Monitoren und den doppelseitigen Projektionsleinwänden schafft er im Erdgeschoss eine Neuinterpre-
tation seiner Metapher von linker und rechter Hand, indem er Skorpione, eine 360-Grad-Stadtansicht
von Tanger und eine enigmatische Reihe von Vinyl-Textarbeiten präsentiert. Dualitäten werden auch im
oberen Stockwerk aufgegriffen, wo der Klang des Schärfens von Metall drei weitere Videoarbeiten unter-
malt, die mit Vorstellungen von Gefahr und Vertrautheit spielen und sie schließlich als ein und dasselbe
erscheinen lassen. Wie der Großteil von Gordons Arbeit polarisiert Sharpening Fantasy nicht, sondern
erschafft eine überwältigende audiovisuelle Meditation über das verstörende Nebeneinander von Gutem
und Bösem, Sicherheit und Gefahr, Fantasie und Realität sowie Entäußerung und Selbstreflexion.
BruCe HiGH Quality FOuNDatiON – tHe traNsuBstaNtial BruCe 16. Februar – 16. März 2013Contemporary Fine Arts, Am Kupfergraben 10, S3, S5, S7, S75 Hackescher Markt, Di–Fr 11–18 h, Sa 11–16 h
+49-30-288 78 70, [email protected], www.cfa-berlin.de
Die anonyme, wechselnde Gruppe von Personen, aus denen sich die Bruce High Quality Foundation
zusammensetzt, strebt seit der Gründung des Projekts im Jahr 2004 danach, „eine Alternative zu allem
zu fördern“; ihr vorgebliches Ziel ist die Präsentation der Arbeiten des verstorbenen sozialen Bildhauers
Bruce High Quality. Mit der Ausstellung The Transsubstantial Bruce stellt die Gruppe einen neuen Blick-
winkel auf das Œuvre ihres fiktiven Künstlers vor: das Religiöse. In der Beschäftigung mit dem allgegen-
wärtigen „Kreuzweg“ sowie einem Triptychon mit „Vater, Sohn und Heiligem Geist“ schafft Bruce High
Quality Foundation, ihrer Formulierung zufolge, „wahrhaft fromme Ikonen für ein wahrhaft säkulares
Zeitalter“. Zusätzliche Elemente (Reliquien aus Knetmasse, eine Reihe von Selbstporträts) vervollständi-
gen eine weitere faszinierende Ausstellung dieser Gruppe, die mit waghalsigstem Humor eine Neubewer-
tung der kunsthistorischen und zeitgenössischen Formen des Ausstellens fordert.
Foto: Bruce High Quality Foundation –
The Transubstantial Bruce
(Ausstellungsansicht)
Courtesy Contemporary Fine Arts, Berlin
Foto: Zeichnung ohne Zeichnung
(Ausstellungsansicht)
Courtesy Christian Ehrentrau
Filmtipps von der Filmgalerie 451 35
»HeNry, lalO, BerNarD & JOHN«
Text Silvio Neubauer
Der Fleißigste, der Römer Ennio Morricone, hat bisher über 500 Filmscores geschrieben – am bekanntesten aber bleiben wohl die sechs, die das Werk seines ehemaligen Klassenkameraden Sergio Leone kongenial ergänzen, der mit den Italo-Western (Spiel mir das Lied vom Tod) und dem Mafia-Epos Es war einmal in Amerika Filmge-schichte schrieb.
Eine ähnlich fruchtbare Zusammenarbeit verband den Mailänder Nino Rota, der Popularität erlangte für die Musik der Pate-Trilogie von Francis Ford Coppola, über lange Zeit mit Italiens Kinolegende Federico Fellini (La Dolce Vita, Achteinhalb, Casa-nova).
Von dort in die USA eingewandert waren die Eltern von Henry Mancini, dem die Begegnung mit Re-gisseur Blake Edwards die populärsten Momente seiner erfolgreichen Karriere bescherte (wie etwa die Oscars für Frühstück bei Tiffany und Victor/Victoria), die ihren Gipfel fand in der kultigen Ti-telmelodie der Pink-Panther-Kinoserie.
Auch für John Barry wurde ein „Franchise“ zum prägenden Erlebnis: In Mittelengland als Sohn ei-nes Kinobetreibers und einer Pianistin geboren, wurde ihm seine Berufung zwar quasi in die Wie-ge gelegt, aber erst das Arrangement des Titelthe-mas zu einem neuen Agentenfilm geriet 1962 zur spektakulären Initialzündung seiner Karriere.
Zwar gewann er später noch Oscars, unter ande-rem für Jenseits von Afrika und Der mit dem Wolf tanzt, doch unsterblich blieb das Thema für den Kino-Agenten. Sein Name: Bond, James Bond.
Erkennungsmelodien sind erst recht das A und O einer TV-Serie: So bekam der Argentinier Lalo Schifrin, der vor dem Krieg beim Vater von Da-niel Barenboim Klavierspielen gelernt hatte, die Gelegenheit in den Sechzigern sein Talent in eine Erkennungsmelodie zu investieren, die sich un-auslöschlich einprägen sollte: Mission Impossible („Cobra übernehmen Sie“).
Wenn es jemanden gegeben hat, der, ganz ohne eine (Kino-)Serie produziert zu haben, unsere Vor-stellung von Kino geformt hat, ist es sicherlich Al-fred Hitchcock. Es wundert daher nicht, dass auch ihn in der Hochphase seines Schaffens ein konge-nialer Partner als Komponist ergänzte: Bernard Herrmann gilt als einer der unverwechselbarsten (Film-)Komponisten überhaupt, dessen Karriere von den Meilensteinen Citizen Kane (1941) und Taxi Driver (1976) eingerahmt wurde und der auch für Der unsichtbare Dritte, Vertigo und Psycho wahrlich einschneidende Soundtracks lieferte.
Apropos Kino und Musik: Der erste Film, dem ein eigenes Soundtrack-Album spendiert wurde, war das britische Underground-Teenie-Drama Beat Girl von 1960. Der Komponist: John Barry.
Wenn im Kino das Licht ausgeht, sind sie es oft, die unsere Fantasie zuerst entfachen
– die Komponisten der Filmmusik. Es ist nicht das Bild, es ist die Melodie, das Thema,
das mehr sagt als tausend Worte. Die Musik wird so zum Kern, zur Triebfeder der
universellen Kinosprache. Sie wird selbst zum Kino – in den Köpfen der Menschen
rund um den Globus. Gespeist von dem, was die unzähligen Magier des Metiers
im Laufe der Filmgeschichte an Prägendem und Unvergänglichem geschaffen
haben. Es sind so viele, dass hier nur eine kleine, aber hoffentlich aufschlussreiche
Auswahl von modernen „Klassikern“ gewürdigt werden kann.
Film-Tipps der Filmgalerie 451
Filmgalerie 451
Torstraße 231
10115 Berlin
www.filmgalerie-berlin.de
Text Kathrin Gemein
36 Brave New World
ABHörStAtioN
Flächige WeltliteraturKrieg und Frieden von Tolstoi ist einer der Weltklassiker, deren Titel die meisten schon einmal gehört, aber sicher nicht halb so viele zu Ende gelesen haben. Musiker Sascha Ring hat sich intensiv mit den vier Bänden des russischen Romans auseinandergesetzt: Der Mann hinter Apparat wurde von Theaterregisseur Sebastian Hartmann gefragt, ob er im Rahmen der Ruhrfestspiele seine Inszenierung des Werks vertonen möchte. Ring sagte ja und machte sich auf eine ihm ungewohnte Art ans Komponieren – und war selber überrascht vom Ergebnis, das nun auch veröffentlicht wird. Weniger Beat und mehr Flächen ist bei den zehn Stücken die Devise. Instrumentiert von Geigen, Klavier und Cello, lauern unter der Oberfläche der Songs sanfte Ausbrüche, werkgetreu in Melancholie getaucht. Apparat-Fans, die die Klangfarbe der vorherigen Veröffentlichungen Rings erhoffen, werden enttäuscht sein – wer sich auf Neues einlassen will, erlebt angenehme Überraschungen.
Dezentes KonfettiDieses wehmütig aufgekratzte Gefühl, wenn man sich fürs Ausgehen fertig macht. Diese Euphorie-Bomben, die bestenfalls mitten auf der Tanzfläche platzen. Und der Wunsch nach mehr Konfetti, einfach so. Im Kern macht die Musik der Shout Out Louds nach wie vor diese Grundelemente aus, die im letzten Jahrzehnt regelmäßig die Indie-Tanzflächen anzündeten. Doch ist das vierte Album der Schweden eine Spur dezenter gehalten, vielleicht passt hier auch das böse klingende, aber nicht so gemeinte Wort „reifer“. Der Synthiepop der zwölf Stücke wird mit Streichern, Posaune, Trompeten und Flöten angereichert, die Stimme von Adam Olenius klingt nach wie vor ein wenig nach Robert Smith und das Herz mag gar nicht aufhören zu hüpfen inmitten all dieser großen und kleinen Pop-Momente, die auf Optica versammelt sind.
Meisterwerk des AnzugträgersSo. Mit 55 Jahren hat Nick Cave mit seiner Band The Bad Seeds sein 15. Studioalbum rausgebracht. Die Fans des Australiers werden jubeln, die anderen werden wahrscheinlich diese News registrieren und denken: „Ach, wieder ein Cave-Album”. Aber Halt. Push The Sky Away erschließt sich auf eine andere Art, als man es von Cave gewohnt ist. Die neun Balladen, die laut Cave unbedingt in der angegebenen Reihenfolge gehört werden sollen, strahlen eine Erhabenheit aus, die einen gefühlt drei Meter über der Anlage schweben lässt. Warm, schwermütig und ungewohnt sanft kommt das Album daher – mit Unterstützung von Streichern und Loop-Klangteppichen. Und es kommt sogar ein Kinderchor zum Einsatz. Dabei singt Cave von Meerjungfrauen, Miley Cyrus und Quantenphysik. Ein kleines Meisterwerk.
Brave New World 37
Verschwurbelte HymnenWas diese großen und kleinen Internet-Erfolge immer anstoßen können: Nachdem die Songs Ghosts und The Hunter von den Musikern der Band On and On online gestellt und weit über 100000 Mal angeklickt wurden, entschloss sich das Trio nun doch mal ein ganzes Album aufzunehmen. Das Video von The Hunter passt gut zu den zehn Songs des Debüts: Hier wird geknutscht und geheadbangt, es fliegen Gegenstände in die Luft und während alles aus den Fugen gerät und brennt, wird ausgelassen gefeiert. Auf Give in überlappen sich diverse Songstrukturen: Indie der Neunziger- und Nullerjahre reicht dem Elektronika von heute die Hand. Es wird getanzt und sinniert, Verschwurbeltes trifft auf großen Pop. Und so ist ein sehr zeitgeistiges und hymnisches Debüt entstanden, das imstande ist, so einiges aufzuwirbeln.
Träumerisches AufbäumenEs ist ein altbekanntes Sujet: der besondere Kreativitätsantrieb in den tiefsten Stimmungslagen. Elena Tonra kann ein Lied davon singen. Die Sängerin und Gründerin der Band Daughter verarbeitete eine Trauerphase in zehn Songs, die wunderbare Brücken schlagen. Mal hat das Debütalbum If you leave eine Unbeteiligtheit à la The xx inne, dann gibt es Warpaintsche flirrende Gitarrenwände – und dazwischen Tonras Stimme, die Dringlichkeit und Verletzlichkeit verkörpert und nicht in Depression stagniert. Im Gegenteil: Erleben, Verarbeiten, dagegen Aufbäumen ist hier Programm. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern Igor Haefli und Remi Aguilel hat die Britin so ein Album geschaffen, das träumerisch und dynamisch, schmerzhaft und optimistisch daherkommt. Und ganz und gar einnehmend ist. (VÖ: 15. März)
Isländischer GrenzgängerJa, es ist ein Klischee, diese Verbindung der bezaubernden, kühlen und einsamen Vegetation Islands mit den Kompositionen, die dem kleinen Inselstaat entspringen. Und doch: Es spulen sich, wenn man um die Herkunft Ólafur Arnalds weiß, bei seinem aktuellen Album For Now I Am Winter ebensolche Landschaften vor dem inneren Auge ab. Und es wirkt so durchaus stimmig, dass der isländische Multiinstrumentalist auch Soundtracks geschaffen hat. Die Stücke auf For Now I Am Winter wirken entrückt und auf den Punkt, fragil und orchestral – und grundsätzlich genreüberschreitend. Ob Klassik oder Minimal-Elektro, experimentelle Klänge, Ambient oder Post-Rock – die Klangwelt Arnalds lässt diverse Stile so organisch zusammenfließen, dass es scheint, als hätten sie schon immer zusammen gehört. (VÖ: 22. März)
Berliner Gesichter 39
Schon als Kind war ich verrückt nach Musik. Was ei-gentlich auch kein Wunder ist, da mein Vater ebenfalls gerne Musiker geworden wäre. Dementsprechend hat die Musik in meiner Familie auch immer eine wahn-sinnig große Rolle gespielt, und nicht selten haben mein Vater, mein Bruder und ich dreistimmig mitei-nander gesungen.
Mein erstes Instrument war eine Blockflöte. Doch ich habe recht schnell gemerkt, dass ich eigentlich ans Klavier gehöre. Ich habe auch schon immer gerne getanzt, aber als Kind war es mir peinlich das zuzu-geben. Doch als meine Mutter mich eines Tages mit weißen Handschuhen verkleidet zu den Beats von Michael Jackson tanzen sah, wusste sie, wohin meine Reise gehen würde. Überhaupt hatte ich das Glück, dass meine Eltern mich in meinem Wunsch, Musiker zu werden, immer unterstützt haben.
Bevor ich meinen Fokus jedoch endgültig auf die Musik gelegt habe, war ich zehn Jahre lang als Break-dancer unterwegs. Vor allem mit den Jungs der Mün-chener Crew Step 2 Diz, mit denen ich in ganz Deutsch-land unterwegs war und selbst bei jedem Wetter auf der Straße getanzt habe. Während einem unserer Auf-tritte wurde ich dann von einem Labelscout entdeckt und ehe ich mich versah, hielt ich meinen ersten Plat-tenvertrag in den Händen.
Leider war meine erste Platte nur ein Kritiker- und kein kommerzieller Erfolg. Weshalb das Label mich dazu drängte, mich musikalisch in eine andere, main-streamigere Richtung zu verändern. Dickkopf, der ich war, habe ich das natürlich nicht eingesehen, denn ich wollte in jedem Fall mein eigenes musikalisches Ding durchziehen.
Deshalb bin ich dann trotz laufenden Plattenvertrags mit einem One-Way-Ticket in die USA abgehauen. Ir-gendwie hatte ich die Hoffnung, dass man mich und
meine Musik dort besser verstehen würde. Und das war dann auch so. Dort bin ich mit keinem Geringeren als Carlos Santana auf Tour gegangen, der so begeis-tert von mir war, dass er mich sogar fast in seine Band aufgenommen hätte.
Schlussendlich musste ich nach einem halben Jahr nach Deutschland zurückkehren, weil mir das Geld ausging. Dort habe ich dann unter alles einen Schluss-strich gezogen und fern von allen Ratschlägen und Trends meine zweite Platte Plenty of Love aufgenom-men. Doch als wir 2008 endlich damit fertig waren, hat sich kein Label für das Album erwärmen können. Selbst unsere Versuche durch Live-Auftritte auf uns aufmerksam zu machen, funktionierten nicht. Wes-halb ich mich dann dazu entschieden habe bei The Voice of Germany mitzumachen, obwohl ich über-haupt kein Fan von Castingshows bin. Aber es war ein-fach die einzige Chance, um die notwendige mediale Aufmerksamkeit für mein Album zu bekommen. Die-ser Plan ging schließlich auf. Auch wenn Xavier Nai-doo, mittlerweile mein Kumpel und Mentor, sich am Ende nicht für mich als Finalisten ausgesprochen hat, bin ich ihm sehr zu Dank verpflichtet, da ohne seine Unterstützung mein Album nie veröffentlicht worden wäre. Das werde ich ihm nie vergessen.
Ob ich Castingshows aufgrund meiner Erfahrungen als Weg ins Showgeschäft empfehlen kann? Nicht unbedingt, denn für Künstler, die noch nicht gefes-tigt sind, ist die mediale Aufmerksamkeit, die ihnen durch eine solche Show zuteil wird und mit der sie noch nicht umgehen können, sehr gefährlich. Aber für jemanden, der bereits einige Erfahrungen mit der Musikindustrie gesammelt hat, kann The Voice eine absolute Chance sein. Zu all meinem Glück bin ich jetzt sogar noch für den Echo nominiert. Was kann man sich als Musiker noch mehr wünschen?
Mic Donet, 33 Jahre alt, Musiker und Sänger
BerliNer GesiCHterText Bettina Schuler Foto tina Linster
Aktuelles Album:
Plenty of Love,
Universal Music Group
2012.
www.micdonet.com,
www.facebook.com/
micdonet.music
NewAr r i va l s
mongrelsspring / summer 2013
shop I tieckstraße 29 I 10115 berlin I mongrelsincommon.com I
events (p. 8)
ATLAS PANCAKES
Restaurant
Open Wednesday to Sunday,
12 noon, open end
It’s not true that Atlas Pancakes is just a café. This Kreuz-
berg location has become a hotspot in no time at all not
only because of their eponymous and wonderfully deli-
cious culinary offering, but because they also have ve-
getable dishes and a gallery with changing exhibitions.
Party all night long from 8 pm Thursdays to Sundays
with freshly mixed drinks, live music and hip DJ sets.
Forsterstraße 5, www.atlasberlin.com
MANI
Restaurant
Open daily from 7 pm to
midnight, Monday to Friday,
12 to 3 pm
A fireplace trimmed in green marble graces the center
of the space. The stylish interior is decorated in dark
tones. Between bouquets of flowers and minimalist
furniture Mani and its cook Martin Schanninger trans-
port their guests on a culinary journey from Tel Aviv
to Paris. The modern Israeli cuisine, complemented by
Arabic and French elements is tasted in the unusual
combination and mix of Mediterranean ingredients
and oriental spices.
Torstraße 136, www.mani-restaurant.com
MATISYAHU
Concert
14 March 2013
Show begins: 9 pm,
Tickets: from 23.70 euros
Matisyahu is the Jewish equivalent of Matthew Miller’s
first name, which he took on after a trip to Israel in
search of his Jewish roots. How this American artist
dealt with various Jewish faiths was a major influence
on his earlier albums. Even before the release of Spark
Seeker he announced that he would be returning to
musically secular themes and keep his religious beliefs
from public life. In any case, he has remained true to
his distinctive style of reggae, rap and rock.
POSTBAHNHOF,
Straße der Pariser Kommune 8,
www.postbahnhof.de, www.matisyahuworld.com
OF MONSTERS AND MEN
Concert
17 February 2013
Show begins: 8 pm, Tickets: 32
euros /concs 26 euros
Nanna Bryndís Hilmarsdóttir, Ragnar Þórhallsson, Bryn-
jar Leifsson, Arnar Rósenkranz Hilmarsson, Árni Guðjóns-
son and Kristján Páll Kristjánsson – what’s this? These
are the names of the Icelandic success sextet Of Mons-
ters and Men, whose song Little Talks was played last
summer on all radio stations non-stop. Since the re-
lease of their debut album in April, the Icelanders are
considered the sensational newcomer of the year with
their rocking folk pop – a success story that goes far
beyond the borders of Europe.
COLUMBIA HALLE,
Columbiadamm 13–21,
www.ofmonstersandmen.com, www.c-halle.com
32. LANGE NACHT DER
MUSEEN
Museum
16 March 2013,
6 pm to 2 am
Nearly 80 Berlin museums will open their doors and
gates to offer visitors the opportunity to go on night-
time walk through the exhibitions and grounds. On
this night the museums are dedicated to 2013’s theme,
“Ruined Diversity“, which commemorates the destruc-
tion of the cultural landscape by the Nazis 80 years
ago. Exhibitions, tours, concerts, readings and work-
shops illuminate the period before 1933, and includes
personalities from music, literature, art and science.
www.lange-nacht-der-museen.de
MÄRZMUSIK
Music Festival
15 to 24 March 2013
Tickets: 10–25 euros
The contemporary music festival is one of the most
important in Germany. It attracts established artists
and newcomers from all corners of the world to Berlin,
and offers a multi-faceted music program with chan-
ging topics. This year’s focus includes Islamic Mediter-
ranean countries. You have ten days to enjoy contem-
porary music with all its wide range of orchestral and
chamber music, from innovative musical theater to
experimental and media art.
VENUES: Haus der Berliner Festspiele, Radialsystem V,
Kino Delphi, Kammermusiksaal der Philharmonie,
gelbe Musik, Berghain, Konzerthaus Berlin,
www.berlinerfestspiele.de
ALICE IM WUNDERLAND
THEATER
3 March 2013
Begins at 11 and 4 pm,
Tickets: 5 euros
Lewis Carroll’s classic children’s book from 1865 has
often been interpreted for the screen and stage in the
nearly 150 years since it was published. The Theater der
kleinen Form tells the bizarre story of Alice who runs
after a white rabbit with a backwards-running cock
using puppets and black light. The production is for
children aged five and above. The piece will be presen-
ted a second time on 4 and 5 March for day care centers
and schools at a reduced price.
THEATER DER KLEINEN FORM,
Gubener Straße 45,
www.theater-der-kleinen-form.de
CINEBRASIL
Film
7 to 12 March 2013
A 30-year-old writer from Rio de Janeiro who doesn’t
want to grow up, two clowns in a traveling Brazilian
circus or a black banker in Salvador who gets involved
in a conflict between religious tradition and growing
urbanization. For the eighth time in Berlin, the Brazi-
lian Film Festival reinforces the diversity of life in the
5th largest country in the world, and proves that Brazil
is much more than football and samba.
KINO BABYLON,
Rosa-Luxemburg-Straße 30,
www.cinebrasil.info, www.babylonberlin.de
English Translations 41
F.I.N.D. 2013
Theater
16 to 24 March 2013
F.I.N.D. stands for new theater in Europe this year. The-
ater artists from Italy, Spain, Greece, Hungary and Ice-
land will be presenting their work and creating a com-
mon space that reflects national, linguistic and cultural
borders. Workshop presentations and performances
by international ensembles round off the event. The
projects and productions, which are created within the
framework of the International Festival of New Drama,
will provide the basis of the theater program.
SCHAUBÜHNE AM LEHNINER PLATZ,
Kurfürstendamm 153,www.schaubuehne.de
WORLD WITHOUT MEN
Exhibition
7 December 2012 to
13 October 2013
Tuesday to Sunday, 10 to 6,
Thursday until 8,
Tickets: 8 euros / consc. euros
He has been considered one of the best and most ex-
pensive photographers since the seventies. The Berlin-
born Helmut Newton was known for his legendary
fashion photography, which he presented in his book
World Without Men. The tome includes photographs
from the sixties to the eighties, the work that he did for
renowned fashion magazines and labels. The book has
now been transformed into an exhibition for the first
time. The photographs are complemented by Newton’s
exhibition project Archives de Nuit and photographic
portraits by French artist François-Marie Banier.
MUSEUM OF PHOTOGRAPHY,
Jebens Straße 2, www.smb.museum
C2C
Concert
20 March 2013
Show starts: 9 pm,
Tickets: Presale 22 euros,
Box office 26 euros
The French DJ collective C2C has existed since 1998.
However, it took them 14 years to release her debut
Tetra last year – but with all more success at home. It
occupied four number ones on the charts and received
platinum award. The genre-busting blend of hip-hop
beats, electro-blends, soul and blues, combined with
imported instruments like strings, brass, guitars and
pianos provide a unique live performance, which you
can experience in Heimathafen Neukölln.
HEIMATHAFEN NEUKÖLLN,
Karl-Marx-Straße 141, www.heimathafen-neukoelln.de
NAS
Concert
27 March 2013
Show starts: 9 pm,
Tickets: Presale 30 euros,
at the door 35 euros
His debut and masterpiece Illmatic is considered one of
the best and most influential rap albums of all time. In
the hip-hop culture he is one of the top 5 MCs: voice-ac-
robat Nasir bin Olu Dara Jones aka Nas. He’s just now re-
leased his tenth studio album Life is good. This New Yor-
ker, who has worked with artists such as Jay-Z and Kanye
West, is honoring Berlin this year with a concert where
performing classics and songs from his new album.
ASTRA KULTURHAUS,
Revaler Straße 99, www.astra-berlin.de
Nothing’s gonna
be okay? (p.12)
We meet up with the Swed-
ish musician Anna Roxen-
holt aka New Found Land in
Neukölln in the studio where
she recorded her new album,
and to discover the neighborhood where she lives. It’s
always a little tricky planning the March issue of this
column in February. Our readers know that Glückstag
always visits personalities who shape the creative vi-
sion of our city while getting to know their neighbor-
hoods. And our readers also know that the streets of
Berlin in February aren’t always very cozy.
And that’s true for today. The icy wind seems to be
blowing directly from Siberia, which is why we’re all
the more delighted that Anna Roxenholt has invited
us to the studio where she recorded parts of her new
album. Anna works as a musician under the name New
Found Land, and that’s also the name of her third al-
bum, which was released in March.
Studio Cherie is located in a courtyard in the Sonnenal-
lee. It is typically furnished as Berlin recording studios
are: lots of worn-out sofas from the thrift shop around
the corner, technical equipment everywhere, and
thousands of cables that seem to connect everything.
Tilman Hopf, who co-produced the album, joins us. Be-
fore I begin to ask Anna about her music and her per-
son, we want to listen to some of the new songs.
Everyone should choose one. Anna is excited about
which one Tilman will choose. It is Sweetness & Delight,
an acoustic number that was recorded completely live
and in one take here in the studio. That’s rarely done
nowadays because if even just one of the musicians
screws up, you have to start all over again. This is unaf-
fordable due to time and costs. In general, all instru-
ments and vocals are recorded separately and after-
wards are “tinkered together” as Anna calls it.
I ask Tilman why he chose this song. “It was a sacred
moment,” he says, “and one of the quietest recordings
I’ve ever made. The acoustic guitars were the loudest,
Anna sang live and the drummer had to play very
softly so as not to drown out the rest.” Anna says of
Sweetness & Delight that it combines the old sound of
New Found Land with the new, the old era with the new
one. The band used to be made up of several members,
including her husband Moritz. Today New Found Land
is just Anna alone.
Anna explains what’s up with the old and the new era
with It Would Mean the World to Me. It was the last
track to make it on the album. The piece was already on
the first album, but this one is a new version. “I wanted
something fresh on it,” says Anna. “The further along
I got on the album, the more I got into the mood for
dancing, I wanted more electronics. I wanted to play
this song live and have fun doing it on the stage. The
original version is slower. Our first album was singer-
songwriter-like, while the second was already more up-
beat, but still quite folky. This is electronic and dance-
able. And a lot better.” Anna laughs proudly.
Is that why she wanted to go solo, because she wanted
to change the sound? “The process started a while ago.
New Found Land has always been my project. But it
was always something undefined: who was part of the
process, and where, whether in Sweden or Germany.
I’ve lived here for five years and thought it was time
for me to decide.” She invited her Swedish musicians
to the studio in Berlin where the first songs were re-
corded. Eventually, the musicians returned. She went
to her mother’s house in the Swedish countryside.
“When I was working all alone, I reflected, and it be-
came clear to me that it’s entirely my music.” But how
does one make it clear to one’s own husband that one –
at least musically – wants a separation? “We had played
42 English Translations
English Translations 43
together for several years, which has always had a lot
of fun, especially on stage. But in the meanwhile it be-
came a pain. It really had a negative affect on our life
at home. After much discussion, we decided that it was
probably better to make music separately. He also has
his band, which is very successful. They’re called 1000
Gram.”
They live together. Moritz is from Germany. They met
in Berlin in 2007, then lived in Sweden for a while and
are now here again. Anna came to Berlin on an Eras-
mus scholarship. She studied jazz saxophone, having
started to learn how to play it at age twelve. Jazz some-
how belongs to the instrument, she says. After gradu-
ating she realized that the saxophone wasn’t what she
wanted to play. “The training was good for me. It de-
veloped my sense of melody. But jazz... It was like un-
requited love. It’s just old music. I’ve always listened
to pop, and it inspires me.” So she just started to write
her own music.
Despite the cold, we decide to go for a walk through
the neighborhood. Anna has to go to the post office.
She wants to stop at Knüller-Kiste, bargain store where
she always has to buy something, and we’re hungry.
On our way to her favorite café Liberda, where we will
eat, I ask her how life differs in Gothenburg and Berlin.
“I don’t have any family here, nor a large circle of
friends and acquaintances. I’d also like it to stay that
way. I want time for myself and for work. I love Swe-
den in many ways, but it’s not very inspiring. Everyone
looks the same, everyone wears the same trendy jacket.
Everyone has the same furnishings, a couple of vin-
tage pieces of furniture, a little Ikea. Yet they all think
they’re different from each other. They always want to
do everything right. Here I feel free. There are lots of
hipsters in Neukölln, but there are also many others,
White Trash, Turkish families... The mix suits me.”
I’d requested the song Mirror when we were in the stu-
dio, the first single from the album. Anna tells us that
she was also influenced by Depeche Mode. She is 30
years old. I wonder, if ever she thought, would that be
just as uncool as for her generation for Depeche Mode
fans as for the Stones in the eighties. But in fact, her
song Mirror builds as bombastically as Depeche Mode’s
Never Let Me Down Again and ends with a bang.
Anna and I quietly go our own ways. I find a lucky pen-
ny on the street and give it to her for good luck for the
new album. In Sweetness & Delight, Anna sings Noth-
ing’s gonna be okay. I think that’s nonsense. The album
is great. Everything will be okay.
New-found-land.se, 1000gram.com,
Liberda Essen & Trinken, Pflüger Strasse 67, 12047 Berlin
Knüller-Kiste, Kottbusser Damm 72
Kill the DJ(p. 30)
People In Berlin it’s normal
to refer to yourself as a DJ if
you’ve spun records more
than once in the pub around
the corner. Many dream
about the big career dropping the bass in front of
thousands of people, drinking free booze, doing drugs
and taking groupies home. But it’s really about some-
thing else: intensively getting into the music in order
to entertain people, and to make a difference. Some-
times it’s hard work, despite the alcohol and groupies.
Or perhaps exactly for that reason...
When I started working as a DJ there weren’t many of
us. That was in 2003 in Munich. I was an indie girl and
the only superstar DJs I knew were in the techno scene:
Sven Vath and co. It was curiosity that lured me into DJ-
ing, the need to entertain people and my love of mu-
sic. When I look back on the last ten years of my work,
being a DJ is a theme that runs throughout my young
life. I developed technical skills, my musical taste and
learned something about people and how they party.
Technically, I’m still not a master of my art, I admit it. I
can mix acceptable transitions with turntables and CD
players without bpm displays, but I was never ambi-
tious enough to practice for hours at home on turnta-
bles in my apartment.
Early in my career, two, smart, experienced DJs gave
me valuable tips for my journey. One said he used
tricks to cover up poor mixing skills, but that he had
perfected this. The other said: “Transitions are over-
rated. In the end, what matters is the song you’re play-
ing!“ This became my foundation (and believe me, I’m
understating at a high level).
I worked my way from the rock and indie-guitar-kin-
dergarten over the years to electro-high school. I find
it increasingly difficult to draw boundaries between
genres (“What do you play?”). Everything from Sixties
Soul, Disco Tunes, Italo, old Detroit house to new mini-
mal, nineties hip-hop to the latest music. All on the
same evening. That’s the beauty: you take the crowd
on a journey, and when they’re drunk, they’ll forgot
anyway what kind of boat they got into at the begin-
ning of the evening.
I could you tell countless anecdotes of sexist sound
engineers who first want to explain to you how the
console works because you're a woman, or taxi drivers
who think you're a prostitute, and male groupies you
smuggle their number and other things to you. But I
want to try me to concentrate on what’s important.
(Indeed, there is a secret group on Facebook under the
name Silly questions for a DJ with over 100 members
where we regularly purge ourselves. It’s a kind of on-
line group therapy. But that’s for another time...)
The most intense evenings are when I play really long.
By myself, eight hours, 480 minutes. With an aver-
age song length of four minutes, that’s 120 individual
songs. 120 times I think about what’s going to hap-
pen next. There are many factors to consider: genre,
what mixes well, a guest request (if it’s cool, there’s no
reason not to) or just pure pleasure for a song. I know
some DJs who keep records of their playlists or sets. I
prefer it when the vague memory of a set later feels
like a surreal roller coaster ride with lots of loops, even
if I can’t remember every detail. With more routine
you learn how to mix when you're drunk. When you
can hardly stand anymore, and have to hold onto the
console. In recent years, I’ve lowered my DJ alcohol
consumption considerably however. The disadvantage
is that the slurring guests are more annoying.
You have to be in good shape. When I was still living
in Vienna I had a record month in 2007. That April I
worked 15 out of 30 nights. Even if it’s only an average
of three hours per gig that’s still 675 at four minutes
each. People who do this often have a massive need
for peace and quiet at home. There were times when I
tried out new records for the first time in the club. But
you never get tired of it if you love music.
The most enchanting thing about music is that it has
the ability to put us in every conceivable mood. We can
feel cool, wicked, sophisticated, silly, wild, beautiful,
strong, in love, loved, melancholy, old, young, wise, re-
bellious, sexy, euphoric!
It is well past midnight. In the last hours I’ve managed
to get everyone on the dancefloor. Wearing my head-
set, I select the next track, already smiling inwardly,
and pleased with my choice. The previous song is al-
most up, the seconds on the display of the CD player
are a countdown, the last minute, 30 seconds, I know
what's coming; I’ve experienced it a thousand times
before. Sipping my drink again, I know my routines
in my sleep. I know I still have enough time to finish
my cigarette before the mix is finished, another puff,
another sip...
44 English Translations
With one hand on the console, the other on the play
button, there’s only seconds before the crowd recog-
nizes the next song; concentrate, don’t turn the dial
too early or too late. Timing. And then come the in-
spired looks, shouts of joy, hands go up in the air, wav-
ing to the beat. I sing along. Every word. I put a spell on
the freaking-out, sweaty crowd with my assertive good
mood, scatter euphoria and take a pose. I quickly douse
them with a load of confetti because I’ve already taken
the next step, hit after hit. Never be afraid to shoot hits
early, there are more than enough hits in this world.
You only need to know them and have them with you.
And that's what makes a DJ good.
We Mitte Mums (p.33)
I don’t know what it’s like for
you in terms of music since
becoming a parent. But as I
write this, I can hear a song
by Black Fööss in the back-
ground. A song that my daughter adores; that she
rocks and hums to for hours, and has heard so often
that even our cat sings along now. Whose fault is it?
Unfortunately, not Nubbel schnapps, but of course my
husband who succumbed to some carnival madness in
February. So now my daughter not only properly
speaks the Köln dialect, but is musically set for the
next twelve months. It’s beyond me why she doesn’t
share the same enthusiasm for my favorite records –
currently Weezer’s first album and the new Tocotronic.
She just screams loudly “Off!” when I put one of them
on. Well, at least she’s interested in music. That’s com-
mendable. But how can I promote it apart from the
usual music schools? And how can I make sure that she
doesn’t later become one of those girls who listens to
Scooter’s How Much Is The Fish? over and over?
Perhaps by taking her to the experimental music
theater project Der Ring, Next Generation, which 60
teenagers from Berlin developed together with DJs and
composers. As the name suggests, the basis of the
piece is Richard Wagner’s epic Ring. The focus is on the
young heroes: Sigmund, Sieglinde, Siegfried, Brün-
nhilde and Hagen. They are the next generation, and
the question is asked: what happened after the “Twi-
light of the Gods”? What is their future? Is there an
eternal cycle between old and new? The youth opera
workshops at the Schiller Theater are also very exciting
for children eight years or older. Participating in fami-
ly constellations provide a thematic introductions for
children and their parents to the production. Empathy
with the characters, singing and listening to opera mu-
sic is created. This month’s program: the comic, Italian
opera L’elisir d’amore, which with its catchy melodies is
perfect for a first visit to the opera. To all who are still
looking for something exciting to do during the next
school vacation, take the Schiller Theater’s Easter holi-
day workshops to heart. Kids from six to ten years of
age can immerse themselves in the world of opera.
If the whole classical/romantic songs for children gets
on your nerves, check out one of the children’s con-
certs in the Roten Salon at Volksbühne. They prove that
rock music is also something for children’s ears. This
month includes the Cologne band Pelemele who let
rock it with their concert, Rock Circus. From all the
headbanging you’ll do, muscle cramps are inevitable.
The classic for kids’ music entertainment is of course
the Atze Music Theatre. Here you can not only listen to
and watch famous children’s stories and fairy tales
such as The Little Mermaid and Ronja, but also such
unusual pieces like the musical staging of Bach’s life
and work. Unfortunately this is all too exciting for my
daughter who goes into hiding even at the sight of the
evil fairy in Sleeping Beauty. But after two months of
listening to Black Fööss, we’ve at last finally heard a
song on the radio with which I can tear her away from
Black Föös: Candy by Robbie Williams. It could have
been worse.
eyeOut art events (p. 34)
Bruce High
Quality Foun-
dation – the
transubstantial
Bruce
16 February to 16 March 2013
Tuesday to Friday 11–18 h
The anonymous, rotating group of people who consti-
tute the Brooklyn-based Bruce High Quality Foundation
has striven since the project’s 2004 formation “to foster
an alternative to everything,” working under the guise of
presenting the works of a late social sculptor, Bruce High
Quality. With The Transubstantial Bruce, presented at
Contemporary Fine Arts, the group unveils a new angle
to their fictional artist’s oeuvre: the religious. Tackling
the ubiquitous “Stations of the Cross” as well as a “Father,
Son, and Holy Ghost” triptych – the later including the
inflatable scab rat used in previous works – Bruce High
Quality Foundation creates what it calls “truly devoti-
onal icons for a truly secular age.” Additional elements
(play-doh reliquaries, a series of self-portraits) round out
another challenging exhibition from the group that de-
mands, in the most daringly humorous of ways, a reas-
sessment of the art historical and contemporary modes
of exhibition.
Contemporary Fine Arts, Am Kupfergraben 10
www.cfa-berlin.de
zeichnung ohne
zeichnung
15 February to 28 March 2013
Tuesday to Saturday 11–18 h
Taking four artists from dif-
ferent countries – and who-
se work spans a breadth of different styles and media
– Christian Ehrentraut’s new exhibition examines
the artistic functions of drawing from an innovative
perspective. Zeichnung ohne Zeichnung (Drawing Wi-
thout Drawing) breaks down the meaning of drawing
through the interplay between the selected artists, con-
sidering drawing in the form of a draft, sketch, pattern
or graffiti. Klaus Jörres’ graphic use of acrylic and spray
paint on canvas lends a formal assessment of line to
the exhibition, unusually matched by David Murphy’s
sculptural steel structures in the form of enlarged tra-
ditional woven eel traps. Providing a cross-dialogue to
the linear formality of these two artists are works by
Michael Bevilacquas and Viktor Timofeev. Although
Timofeev’s work could be considered to have similar
interests as Jörres’ and Murphy’s, his labyrinthine ar-
chitectural utopias – frequently interspersed with floa-
ting cloud-like forms – form a bridge to Bevilacqua’s
pop and urban subculture-inspired paintings.
Christian Ehrentraut, Friedrichstraße 123
www.christianehrentraut.com
Douglas Gordon –
sharpening Fan-
tasyPaul Cowan
7 February to 28 April 2013
Tuesday to Saturday 11 – 18 h
Douglas Gordon’s new exhi-
bition, Sharpening Fantasy at BlainSouthern, creates a
winding narrative that blurs the lines between fantasy
and reality while exploring many of the artist’s recur-
ring themes. Using his signature floor-level monitors
and double-sided projection screens in the foyer and
main gallery, Gordon reinterprets his metaphor of the
left and right hand through the presence of scorpions,
a 360-degree cityscape of Tangier, and an enigmatic
series of vinyl text pieces that underscore the duality
running between them. Dualities are picked up again
in the upstairs gallery space, where the sound of shar-
MittesCHöN VerlOsuNG
Vivienne Westwoods erster Concept Store in Mitte erinnert an ein englisches Landhaus: einzigartige Mode, dunkles Inte-rieur und klassische Musik. The World’s End ist nicht nur ein legendärer Shop, die gleichnamige Kollektion vereint auch die persönlichen Lieblingsstücke Vivienne Westwoods. Das Angebot reicht von Jacken, Hemden und Hosen über Hüte und Taschen bis hin zu Schmuck und Schuhen.
Ein echter Westwood-Klassiker ist der Pirate Boot. Entwor-fen im Jahr 1981 war er Bestandteil der Kollektion Pirate und zeichnete den Übergang von Punk zu Westwoods historisch inspirierten Arbeiten der darauf folgenden Jahre. Die Boots werden seit 30 Jahren in London handgefertigt und gehören zu der Sorte Schuh, die erst durch Gebrauch und Alterung ihre volle Ausstrahlung entwickeln.
Ab dem 1. März verlosen wir den Pirate Boot in sandfarbenem Wildleder
(Gr. 37–44) im Wert von 475 Euro auf www.mitteschoen.com
PIRATES OF MITTE
pening metal accompanies three further video works
that play with the notions of danger and familiarity,
ultimately making them one and the same. Sharpe-
ning Fantasy – like most of Gordon’s work – does not
polarize, achieving instead a stunning audio-visual
meditation on the rather uneasy co-existence of good
with evil, safety with danger, fantasy with reality, and
externalization with self-reflection.
BlainSouthern, Potsdamer Straße 77–87
www.blainsouthern.com
Berlin Faces:
Mic Donet,
33-years-old,
musician and
singer (p.38)
I was crazy about music even
when I was a kid. Which re-
ally isn’t surprising because my father also wanted
to become a musician. Music just naturally played
an incredibly important role in my family. My father,
my brother and I often sang together. My first instru-
ment was a recorder. But I realized very quickly that
the piano was for me. I always liked to dance, but I was
embarrassed to admit it when I was young. My mother
knew my fate the day she saw me wearing white gloves
dancing to Michael Jackson. In fact, I was lucky that my
parents always supported me in my desire to become
a musician.
Before finally deciding on music I spent ten years as a
break dancer. Mostly with the guys in the Munich crew
Step 2 Diz. We toured throughout Germany and danced
on the street in all sorts of weather. I was discovered
by a label scout during one of our performances and
before I knew it I had my first record deal.
Unfortunately, my first album was a critical but not
commercial success. Which is why my label urged me
to change to another music, more mainstream. I was
stubborn, and of course didn’t agree because I wanted
to do my own thing. That’s why I went to the States
with a one-way ticket even though I had a record con-
tract here. I somehow hoped that they would under-
stand me and my music better. And they did. I was on
tour with none other than Carlos Santana who was so
excited about me that he almost put me into his band.
After half a year I finally had to come back to Germa-
ny because I ran out of money. But while I was there, I
put the past behind me, ignored advice and trends and
recorded my second record, Plenty of Love. But when
it was finally finished in 2008 the label didn’t have
any money. Even our attempts to get publicity from
live performances didn’t work out. So I decided to join
The Voice of Germany, although I’m not a fan of talent
shows. But it was the only chance to get the necessary
media attention for my album. The plan eventually
worked, even though Xavier Naidoo who’s now my
buddy and mentor didn’t choose me as a finalist. I’m
very grateful because without his support, my album
would never have been released. I’ll never forget him.
If I can recommend casting shows recommend as a
way to get into show business? Not necessarily. The
media attention that artists are exposed to on such a
show, and the fact that they don’t know how to deal
with it can be very dangerous for those who are not
well grounded. But for someone who has already gai-
ned some experience with the music industry, The
Voice can be an absolute chance. I’ve even been nomi-
nated for an Echo. What more can a musician ask for?
Mic Donet’s album is titled Plenty of Love,
Universal Music Group, 2012,
www.micdonet.com
English Translations 45
46 Kolumne
Ich persönlich finde ja, dass wir viel zu wenig über Müll-strudel sprechen. Zum Beispiel der Great Pacific Ocean Garbage Patch – wie die Müllstrudel-Experten ihn nennen – ist geschätzte X Quadratkilometer groß (das weiß ehrlich gesagt niemand so genau, die Schätzungen liegen zwischen „doppelt so groß wie Texas“ und „ein Prozent der Fläche von Texas“) und dümpelt da so vor sich hin, im Nordpazifik, irgendwo zwischen Kalifornien und Hawaii. Ganz neben-bei: Dass der ausgerechnet da ist und nicht woanders, liegt an sogenannten Meeresdriftströmungswirbeln, auch so ein Ungetüm wie der Müllstrudel, wenn auch eher ein Wortun-getüm. In einen Strudel „gerät“ man ja, man taucht da eher sel-ten absichtlich hinein, und das gilt sicherlich auch für den Müll im Müllstrudel, das hat er sich nicht ausgesucht, es ist einfach so passiert. Golfstrom da, Gezeiten hier und schon treibt die von einer mexikanischen Strandschönheit acht-los über die Reling der 19-Meter-Yacht geworfene Evianfla-sche neben der alten Windel und der verbeulten Sprite-Do-se, die gerade noch ein paar kalifornischen Halbstarken als Fußball diente. Der reinste Melting Pot, so ein Müllstrudel, eine krude Mischung aus Zivilisationsabfällen unterschied-lichster Provenienz. Und jetzt strudeln die da so nebenein-ander her, wären möglicherweise auch lieber entweder in Kalifornien ODER in Hawaii und nicht im Niemandsland, oder besser Niemandsmeer, dazwischen und vor lauter Langeweile verwesen die einen, weil sie das Glück hatten biologisch einigermaßen abbaubar zu sein, die anderen bleiben länger bis ewig und zerfallen durch die Gezeiten zu immer kleineren Teilchen, was sie leider kaum weniger um-weltschädlich macht, ganz im Gegenteil. Wie erwähnt, unterstellt ja ein „irgendwo hineingeraten“ per se keinen Vorsatz, eher Schicksal, und nur selten ist man froh darüber. Nahezu nie also gerät man in etwas wirk-
lich absichtlich, weder in einen Stau, noch in ein Unwetter, meist auch eher ungern in Verstrickungen und noch we-niger in Krisen. Apropos Krise: Nehmen wir mal das The-ma Christian Wulff, was – zugegeben – kein Mensch mehr hören kann, aber da gerät jemand erst in Schwierigkeiten, dann in Verstrickungen, dann in einen Strudel und dann in eine handfeste Krise. Also alles auf einmal und kurz hinter-einander, wie in einem Bad-News-Teilchenbeschleuniger. Und ehe man sichs versieht, heißt der Bundespräsident Joachim Gauck und die Gattin vermarktet die Geschichte literarisch. Und apropos Geschichte: das ist dann ruck, zuck auch das Klinkerhaus in Großburgwedel, weil da jetzt die Frau Wulff mit den Kindern wohnt und man selbst eben nicht mehr, sondern alleine irgendwo anders.
Es gibt ja diese wunderbare deutsche Wendung „aufs Gera-tewohl“, die in meinen Augen damals, als „Habseligkeiten“ zum schönsten aller deutschen Worte gewählt wurde, bös-artig übergangen wurde. Laut Duden bedeutet sie „auf gut Glück“, „ohne zu wissen, wie es kommt“, oder frei übersetzt: „sich voller Hoffnung und Optimismus in etwas hinein-stürzen und am Ende sehen wir ja dann“. Irgendwie erinnert das bedenklich an den Baufortschritt von Elbphilharmonie, Stuttgart 21 und unserem Hauptstadtflughafen. Empirisch betrachtet ist es daher naheliegend, dass die finanziellen wie technischen Planungen unter dieser sehr optimisti-schen Prämisse vonstatten gegangen sein müssen.
Bei allem, was eingangs über „geraten“ gesagt wurde, ist kaum verwunderlich, dass es so geraten ist, wie es bis heute geraten ist. Wie heißt es doch: Der Pessimist ist der Opti-mist mit Erfahrung.
Text oliver Janik Illustration Lianna Dora
ÜBer Das GerateWOHl
„Was ich noch sagen wollte…“
– Hinweise auf Missstände und andere Belanglosigkeiten.
Volkspark am WeinbergsWeginValidenstrasse
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Unter den linden
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03. Filmgalerie 451, Torstraße 231
04. Christian Ehrentraut, Friedrichstraße 123
05. Contemporary Fine Arts, Am Kupfergraben 10
06. BlainSouthern, Potsdamer Straße 77–87
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Out of Mitte08. Astra Kulturhaus, Revaler Straße 99
09. Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Straße 141
10. Museum Für Fotografie, Jebensstraße 2
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13. Columbiahalle, Columbiadamm 13–21
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