modulare stationäre diabetesschulung; modular inpatient diabetes education;

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Prof. Dr. K.-D. Palitzsch ist Vorsitzender des Aus- schusses „Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW)“ der Deutschen Diabetes- Gesellschaft (DDG). Diabetologe 2014 · 10:307–312 DOI 10.1007/s11428-013-1183-3 Online publiziert: 12. Juni 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 R. Schiel 1, 2  · K.-D. Palitzsch 3  · Ausschuss Qualitätssicherung, Schulung und  Weiterbildung (QSW) der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) 1 Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Diabetes und Gesundheitsmanagement, Mathias Hochschule Rheine 2 Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Medigreif- Inselklinik Heringsdorf GmbH, Ostseebad Heringsdorf 3 Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Angiologie und Allgemeine Innere Medizin, Notfallzentrum, Klinikum Neuperlach, Städtisches Klinikum München GmbH Modulare stationäre  Diabetesschulung Die systematische Durchführung von Diabetesschulungen wird seit Mitte der 1980er-Jahre in Deutschland be- trieben. Hierzu wurden für verschie- dene Patientengruppen zielorientier- te strukturierte Behandlungs- und Schulungsprogramme entwickelt, evaluiert und implementiert, mit de- ren Hilfe eine Verbesserung der Dia- betesbehandlungsqualität erreicht werden konnte Nach einer Zeitspan- ne von über 30 Jahren der effektiven Anwendung derartiger Programme ergeben sich jetzt zunehmend neue Herausforderungen. Als Antwort da- rauf werden seit Anfang 2013 durch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) erstmals modulare Schulun- gen für den stationären Bereich vor- geschlagen. Status quo Für Patienten mit Diabetes mellitus (Typ- 1- und Typ-2-Diabetes) ist die Schulung heute ein integraler und obligater Be- standteil der Therapie. Sie sollte für al- le Diabetespatienten angeboten werden [4, 14, 23, 24]. In der Nationalen Versor- gungsLeitlinie Diabetes wird der Schu- lungsprozess folgendermaßen definiert [5]: Schulung für Menschen mit Diabetes ist ein systematischer und zielorientierter Prozess, in dem eine Person durch den Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten über die Er- krankung und deren Behandlung in die La- ge versetzt wird, auf der Basis eigener Ent- scheidungen den Diabetes bestmöglich in das eigene Leben zu integrieren, akute oder langfristige negative Konsequenzen des Diabetes zu vermeiden und die Lebensqua- lität zu erhalten. Schulung, d. h. die Teilnahme der Pa- tienten an evaluierten, strukturierten Be- handlungs- und Schulungsprogrammen, deren Inhalt u. a. Ernährung, Stoffwech- selselbstkontrolle, ggf. Medikamentenein- nahme, Insulindosisanpassung und -ap- plikation, Akut- und Langzeitkomplika- tionen der Erkrankung sowie soziale As- pekte umfasst, soll den Patienten theo- retisch und praktisch zur weitestgehen- den „Selbsttherapie“ befähigen. Der Pa- tient legt seine Behandlungsstrategie und -ziele selbst fest und „managed“ seine Be- handlung über weite Strecken optimal und selbst („Diabetesselbstmanagement). » Effektivität des „Empower- ment“-Ansatzes ist vielfach belegt Die Effektivität eines „Empowerment“- Ansatzes mit der Teilnahme der Patien- ten an entsprechenden Behandlungs- und Schulungsprogrammen wurde viel- fach belegt [7, 13, 18, 21, 25, 26, 30, 39]. Es wird geht von der Überlegung ausge- gangen, dass Menschen umso eher be- reit sind, Handlungen auszuführen und/ oder ihre Lebensweise zu verändern, je mehr ihr Tun selbstbestimmt ist und eige- ne, den bisherigen Lebensgewohnheiten nichtkonträre Ziele und Bedürfnisse rea- lisiert werden können [33]. Veränderte Rahmenbedingungen und Argumente für eine modulare Schulung In den letzten Jahren hat sich für das bun- desdeutsche Gesundheitssystem und die optimale Versorgung von Diabetespatien- ten eine Reihe neuer Herausforderungen ergeben. So wurde beispielsweise im sta- tionären Bereich eine deutliche Verkür- zung der Verweildauer von Patienten mit akuten Erkrankungen erreicht, und es er- folgte die Verlagerung von bestimmten medizinisch-therapeutischen Leistun- gen in den ambulanten Sektor oder die ambulante/stationäre Rehabilitation [12, 36, 38]. Weitere Veränderungen der Rah- menbedingungen des deutschen Gesund- heitssystems betreffen die Zunahme älte- rer Menschen in der Gesellschaft [37] so- Leitthema 307 Der Diabetologe 4 · 2014|

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Prof. Dr. K.-D. Palitzsch ist Vorsitzender des Aus-schusses „Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW)“ der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG).

Diabetologe 2014 · 10:307–312DOI 10.1007/s11428-013-1183-3Online publiziert: 12. Juni 2014© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

R. Schiel1, 2 · K.-D. Palitzsch3 · Ausschuss Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW) der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG)1 Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Diabetes und

Gesundheitsmanagement, Mathias Hochschule Rheine2 Fachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Medigreif-

Inselklinik Heringsdorf GmbH, Ostseebad Heringsdorf3 Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Angiologie und Allgemeine Innere Medizin,

Notfallzentrum, Klinikum Neuperlach, Städtisches Klinikum München GmbH

Modulare stationäre Diabetesschulung

Die systematische Durchführung von Diabetesschulungen wird seit Mitte der 1980er-Jahre in Deutschland be-trieben. Hierzu wurden für verschie-dene Patientengruppen zielorientier-te strukturierte Behandlungs- und Schulungsprogramme entwickelt, evaluiert und implementiert, mit de-ren Hilfe eine Verbesserung der Dia-betesbehandlungsqualität erreicht werden konnte Nach einer Zeitspan-ne von über 30 Jahren der effektiven Anwendung derartiger Programme ergeben sich jetzt zunehmend neue Herausforderungen. Als Antwort da-rauf werden seit Anfang 2013 durch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) erstmals modulare Schulun-gen für den stationären Bereich vor-geschlagen.

Status quo

Für Patienten mit Diabetes mellitus (Typ-1- und Typ-2-Diabetes) ist die Schulung heute ein integraler und obligater Be-standteil der Therapie. Sie sollte für al-le Diabetespatienten angeboten werden [4, 14, 23, 24]. In der Nationalen Versor-gungsLeitlinie Diabetes wird der Schu-lungsprozess folgendermaßen definiert [5]:

Schulung für Menschen mit Diabetes ist ein systematischer und zielorientierter Prozess,

in dem eine Person durch den Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten über die Er-krankung und deren Behandlung in die La-ge versetzt wird, auf der Basis eigener Ent-scheidungen den Diabetes bestmöglich in das eigene Leben zu integrieren, akute oder langfristige negative Konsequenzen des Diabetes zu vermeiden und die Lebensqua-lität zu erhalten.

Schulung, d. h. die Teilnahme der Pa-tienten an evaluierten, strukturierten Be-handlungs- und Schulungsprogrammen, deren Inhalt u. a. Ernährung, Stoffwech-selselbstkontrolle, ggf. Medikamentenein-nahme, Insulindosisanpassung und -ap-plikation, Akut- und Langzeitkomplika-tionen der Erkrankung sowie soziale As-pekte umfasst, soll den Patienten theo-retisch und praktisch zur weitestgehen-den „Selbsttherapie“ befähigen. Der Pa-tient legt seine Behandlungsstrategie und -ziele selbst fest und „managed“ seine Be-handlung über weite Strecken optimal und selbst („Diabetesselbstmanagement).

» Effektivität des „Empower-ment“-Ansatzes ist vielfach belegt

Die Effektivität eines „Empowerment“-Ansatzes mit der Teilnahme der Patien-ten an entsprechenden Behandlungs- und Schulungsprogrammen wurde viel-fach belegt [7, 13, 18, 21, 25, 26, 30, 39].

Es wird geht von der Überlegung ausge-gangen, dass Menschen umso eher be-reit sind, Handlungen auszuführen und/oder ihre Lebensweise zu verändern, je mehr ihr Tun selbstbestimmt ist und eige-ne, den bisherigen Lebensgewohnheiten nichtkonträre Ziele und Bedürfnisse rea-lisiert werden können [33].

Veränderte Rahmenbedingungen und Argumente für eine modulare Schulung

In den letzten Jahren hat sich für das bun-desdeutsche Gesundheitssystem und die optimale Versorgung von Diabetespatien-ten eine Reihe neuer Herausforderungen ergeben. So wurde beispielsweise im sta-tionären Bereich eine deutliche Verkür-zung der Verweildauer von Patienten mit akuten Erkrankungen erreicht, und es er-folgte die Verlagerung von bestimmten medizinisch-therapeutischen Leistun-gen in den ambulanten Sektor oder die ambulante/stationäre Rehabilitation [12, 36, 38]. Weitere Veränderungen der Rah-menbedingungen des deutschen Gesund-heitssystems betreffen die Zunahme älte-rer Menschen in der Gesellschaft [37] so-

Leitthema

307Der Diabetologe 4 · 2014  | 

wie den Anstieg der Prävalenz des Typ-2- [6, 40], aber auch des Typ-1-Diabetes [19].

Durch diese veränderten Rahmenbe-dingungen können sich für die Durch-führung von strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogrammen, insbesonde-re im stationären Bereich, notwendige Modifikationen ergeben. Diese können folgende Bereiche umfassen:

1. Trotz der Forderung der DDG nach strukturierten Behandlungs- und Schu-lungsprogrammen für alle Diabetes-patienten [4, 14, 23, 24] sind derzeit in Deutschland gemäß großen populations-bezogenen Untersuchungen und mit er-heblichen regionalen Unterschieden nur 70–90% der Typ-1-Diabetes-Patienten und ca. 30–97% der Typ-2-Diabetes-Pa-

tienten strukturiert geschult [15, 20, 31, 32, 34]. Bei einer Zunahme von Diabetesin-zidenz und -prävalenz, verkürzter Liege-dauer im stationären Bereich und einer Verlagerung von Leistungen in den am-bulanten Bereich muss die Abnahme der Zahl „geschulter“ Patienten vermieden werden. Es sollte vielmehr das Ziel sein, dass der Prozentsatz „geschulter“ Patien-ten ansteigt. Durch die Etablierung von modularen Schulungen könnte diese For-derung unterstützt werden.

2. Patienten mit Diabetes werden heu-te zumeist nach Diagnosestellung nicht mehr unmittelbar stationär eingewiesen. Die stationäre Aufnahme erfolgt überwie-gend aufgrund von Akut- (z. B. Hypogly-kämie, hyperosmolares Koma, Ketoaci-

dose) oder Langzeitkomplikationen (z. B. diabetisches Fußsyndrom, Niereninsuf-fizienz). Patienten, die wegen des Vorlie-gens von Akut- oder Langzeitkomplika-tionen stationär eingewiesen werden, ha-ben aber bereits im Vorfeld oft an einem strukturierten Behandlungs- und Schu-lungsprogramm teilgenommen und be-sitzen dementsprechendes Basiswissen. Um Redundanzen zu vermeiden und den geänderten Rahmenbedingungen im sta-tionären Bereich (Verkürzung der Liege-dauer) gerecht werden zu können, werden hier häufig keine vollständigen struktu-rierten Behandlungs- und Schulungspro-gramme „lege artis“ mehr angeboten. Vor diesem Hintergrund sind Modulschulun-gen praktikabel und wünschenswert.

3. Duke et al. [11] publizierten 2009 eine Metaanalyse zur Schulung von Typ-2-Diabetes-Patienten mit dem Thema: „Individual patient education for people with type 2 diabetes mellitus“. Hier wur-de systematisch analysiert, inwiefern Pa-tienten von einer „individuellen Schu-lung“ profitieren. Allerdings ergab sich keine signifikante Verbesserung in Be-zug auf den HbA1c-Wert bei „individuel-ler Schulung“ über einen Zeitraum von 12 bis 18 Monaten [“weighted mean differen-ce“ (WMD) in HbA1c: −0,1%, 95%-Konfi-denzinterval (95%-KI): −0,3–0,1; p=0,33]. Andererseits zeigte sich aber durchaus ein Erfolg der „individuellen Schulung“ in der Subgruppenanalyse der Patienten mit schlechter Stoffwechseleinstellung und einem HbA1c-Wert >8%. Auch hier-aus könnte somit ein vorsichtiger Hinweis abgeleitet werden, dass mehr individuelle, modulare Schulungstypen für bestimmte Patientengruppen effektiv sind. Es muss aber betont werden, dass dieser Metaana-lyse folgend die vollständige strukturierte Behandlung und Schulung gemäß den zur Verfügung stehenden Schulungsprogram-men effektiver ist und derzeit keine Evi-denz für „individuelle“ Schulungen oder modulare Angebote vorliegt.

Konzeption modularer Schulungen

Die zur Verfügung stehenden und von der DDG empfohlenen strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogram-me sind vollständig evaluiert und inhalt-

Tab. 1 Module für Schulungen bei Patienten mit Typ-1-Diabetes

Modul Vorzuhalten

Grundlagen des Diabetes X

Ernährung X

Selbstkontrolle und Dokumentation X

Insulintherapie X

Injektionstechnik X

Hypoglykämie X

Ketoacidose und Hyperglykämie X

Kontrolluntersuchungen – Gesundheitspass Diabetes X

Folgeerkrankungen X

Psychosoziale Aspekte X

Insulinpumpentherapie X

Besonderheiten im Alltag X

Hypertonie X

Tab. 2 Module für Schulungen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne und mit Insulintherapie

Modul Vorzuhalten bei Typ-2-Diabetes-Patienten

Ohne Insulintherapie Mit Insulintherapie

Grundlagen des Diabetes X X

Ernährung X X

Selbstkontrolle und Dokumentation X X

Insulintherapie / X

Injektionstechnik / X

OAD-Therapie X X

Hypoglykämie X X

Hyperglykämie X X

Kontrolluntersuchungen – Gesundheitspass Diabetes

X X

Folgeerkrankungen X X

Psychosoziale Aspekte X X

Besonderheiten im Alltag X X

Hypertonie X XOAD oral verabreichte Antidiabetika und zu injizierende Antidiabetika außer Insulin.

308 |  Der Diabetologe 4 · 2014

Leitthema

lich in verschiedene Kapitel aufgeteilt [8]. Die einzelnen Kapitel sind für sich nicht evaluiert. Wird ein bestimmter logischer, didaktischer Zusammenhang eingehal-ten, erscheint es aber denkbar, dass einzel-ne Module bei Patienten, die bereits vor-her an einem kompletten strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm teilgenommen haben, gesondert und be-zogen auf einzelne Problembereiche ange-wendet werden können. Auch für Patien-ten, die bisher noch nicht an einem voll-ständigen strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm teilgenommen haben, können modulare Schulungen zum Einsatz kommen. Diese Patienten sollten nach der Entlassung aus der sta-tionären Behandlung allerdings ein voll-ständiges Programm absolvieren.

D Modulare Schulungen sollen ausschließlich in Kliniken angeboten werden.

Für die Durchführung modularer Schu-lungen können einzelne Kapitel aus struk-turierten sowie evaluierten Behandlungs- und Schulungsprogrammen [8] als Mo-dule ausgewählt und angewendet wer-den. Voraussetzung für die Auswahl der entsprechenden Themen und die Kon-zeption der Module sollte dabei ein „As-sessment“ sein, das die Identifikation der spezifischen Diabetesprobleme des jewei-ligen Patienten, seines diabetesbezogenen Wissens sowie seiner kognitiven und so-zialen Struktur unter Einbeziehung von Kontextfaktoren (z. B. Lebenssituation des Patienten, familiäre und berufliche Situation) beinhaltet. Beispiele für Aspek-te eines derartigen Assessments sind in den Leitlinien „Diabetes mellitus im Al-ter“ [41] oder „Psychosoziales und Dia-betes“ [17] beschrieben. Idealerweise soll-ten derartige Entscheidungen im Team aller Therapeuten sowie der Pflegenden (Arzt, Diabetesberaterin DDG, Kranken-schwester etc.) getroffen werden. Möglich ist auch die Nutzung vorhandener Frage-bogen zum Stand des diabetesbezogenen Wissens oder psychologischer Aspekte.

Module für mögliche Schulungen von Patienten mit Typ-1-Diabetes so-wie für Patienten mit Typ-2-Diabetes oh-ne und mit Insulintherapie sind in den . Tab. 1 und 2 zusammengefasst.

Zusammenfassung · Abstract

Diabetologe 2014 · 10:307–312 DOI 10.1007/s11428-013-1183-3© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

R. Schiel · K.-D. Palitzsch · Ausschuss Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung (QSW) der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG)Modulare stationäre Diabetesschulung

ZusammenfassungFür Menschen mit Diabetes (Typ-1- und Typ-2-Diabetes) ist die Schulung obligater Be-standteil der Therapie. Die Patienten sollen durch die Schulung in die Lage versetzt wer-den, auf der Basis eigener Entscheidungen ihren Diabetes bestmöglich in das eigene Le-ben zu integrieren, akute oder langfristige negative Konsequenzen des Diabetes zu ver-meiden und ihre Lebensqualität zu erhalten („Diabetesselbstmanagement). In den letzten Jahren hat sich für das bundesdeutsche Ge-sundheitssystem eine Reihe neuer Herausfor-derungen ergeben. So wurde beispielswei-se im stationären Bereich eine deutliche Ver-kürzung der Verweildauer von Patienten mit akuten Erkrankungen erreicht, und es erfolg-te die Verlagerung bestimmter medizinisch-therapeutischer Leistungen in den ambu-lanten Sektor oder die ambulante bzw. sta-tionäre Rehabilitation. Weitere Veränderun-gen betreffen die Zunahme älterer Menschen in der Gesellschaft sowie den Prävalenzan-stieg des Typ-2-, aber auch Typ-1-Diabetes. Durch diese veränderten Rahmenbedingun-gen können im stationären Bereich vollstän-

dige strukturierte Behandlungs- und Schu-lungsprogramme häufig nicht mehr durchge-führt werden. Vor diesem Hintergrund lässt es die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) seit 2013 zu, dass im stationären Bereich mo-dulare Schulungen angeboten werden. Zur Durchführung können einzelne Kapitel aus strukturierten und evaluierten Behandlungs- und Schulungsprogrammen als Module aus-gewählt und angewendet werden. Voraus-setzung für die Auswahl entsprechender The-men und die Konzeption der Module sollte ein sog. Assessment sein. Selbiges beinhal-tet die Identifikation des spezifischen Diabe-tesproblems des jeweiligen Patienten, sei-nes diabetesbezogenen Wissens sowie seiner kog nitiven und sozialen Struktur unter Einbe-ziehung von Kontextfaktoren. Diese modula-ren Schulungen müssen allerdings dringend evaluiert und auf wissenschaftlich fundierte Grundlagen gestellt werden.

SchlüsselwörterTyp-1-Diabetes · Typ-2-Diabetes · HbA1c · Hypoglykämie · Lebensqualität

Modular inpatient diabetes education

AbstractFor patients with type 1 and type 2 diabe-tes mellitus structured teaching is an essen-tial part of therapy. Following participation in a structured teaching program, patients should be able to find the best way for suc-cessful integration of diabetes in their own day-to-day life, to prevent negative acute or long-term consequences of diabetes and to guarantee an optimal quality of life (diabetes self-management). During recent years there were many changes in Germany with respect to the healthcare system. In hospitals the du-ration of inpatient treatment was shortened and more and more therapies are carried out in the outpatient sector or during ambulatory or inpatient rehabilitation. Additional chang-es concern an increase in the number of el-derly people in the population and an in-crease in the prevalence of types 1 and 2 di-abetes mellitus. Against the background of these changes it is often no longer possible to offer complete structured teaching pro-

grams during an inpatient stay of diabetic pa-tients. Hence, the German Diabetes Associa-tion (Deutsche Diabetes-Gesellschaft, DDG) has allowed hospitals to offer structured in-patient teaching programs using modules since 2013. The modules consist of chapters out of well-evaluated structured treatment and teaching programs. Before choosing a specific topic and conception of the module patients should take part in an assessment during which the problems and needs, cog-nitive and social structure and factors of the context should be assessed. In the future in-patient teaching programs using modules need to be evaluated and performed on a sci-entific basis.

KeywordsType 1 diabetes mellitus · Type 2 diabetes mellitus · HbA1c · Hypoglycemia · Quality of life

309Der Diabetologe 4 · 2014  | 

Sicherstellung von Struktur-, Prozess-und Ergebnisqualität

Um den Patienten die optimale Therapie und Schulung gemäß den Richtlinien der DDG anbieten zu können, die strukturier-te Behandlungs- und Schulungsprogram-me für alle Diabetespatienten fordern [4, 14, 23, 24], hat die DDG nach ausführli-chen Diskussionen im Ausschuss „Qua-litätssicherung, Schulung und Weiterbil-dung (QSW)“ Eckpunkte beschlossen und auf ihrer Homepage publiziert [9]. Diese müssen in einen inhaltlichen Kontext ein-gefügt werden, der die Behandlung der je-weiligen Zielgruppe (z. B. Menschen mit intensivierter Insulintherapie, Menschen mit Typ-2-Diabetes ohne Insulintherapie, Menschen mit Typ-2-Diabetes und sup-plementärer Insulintherapie) beinhaltet. Daraus ergeben sich folgende Grundsätze:

1. Bei Patienten, die mit akuten Prob-lemen (z. B. Hypoglykämie, diabetisches Fußsyndrom) stationär eingewiesen wer-den, kann bei Vorliegen und Identifika-tion bestimmter Problembereiche sowie je nach Wunsch des Patienten/Einweisers auf bestimmte Schulungsmodule zurück-gegriffen werden. Es ist nicht erforderlich, dass diese Patienten während des aktuel-len stationären Aufenthalts an einem voll-ständigen strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm teilnehmen. Auch für Patienten, die mit einer Diabe-teserstmanifestation stationär behandelt werden, besteht diese Möglichkeit.

2. Alle Diabetespatienten (Typ-1- und Typ-2-Diabetes) sollten an einem evalu-ierten, strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogramm vollständig teilneh-men. Bei Kindern und Jugendlichen soll-ten auch die Eltern/Erziehungsberechtig-ten in das strukturierte Behandlungs- und Schulungsprogramm einbezogen werden (Elternschulung, [4, 14, 23, 24]). Das heißt, Patienten, die mit akuten Problemen sta-tionär aufgenommen und modular ge-schult wurden, sollten vorher oder bei er-heblichen Wissensdefiziten nach dem sta-tionären Aufenthalt ambulant an einem vollständigen strukturierten Behand-lungs- und Schulungsprogramm teilneh-men. Patienten mit Diabetesmanifestation und initialer modularer Schulung im sta-tionären Bereich sollten nach der Entlas-sung aus der Akutbehandlung ambulant

ein vollständiges Behandlungs- und Schu-lungsprogramm absolvieren.

3. Alle Kliniken, die eine Anerkennung als „Schulungs- und Behandlungseinrich-tung für Patienten mit Diabetes mellitus“ haben oder eine solche beantragen, soll-ten in mindestens 2 von 4 Quartalen voll-ständige strukturierte Behandlungs- und Schulungsprogramme (gemäß den An-erkennungsrichtlinien QSW) durchfüh-ren. So soll gewährleistet werden, dass al-le von der DDG anerkannten „Schulungs-und Behandlungseinrichtungen“ ausrei-chende Erfahrung und Kompetenz in der Durchführung strukturierter Behandlun-gen und Schulungen besitzen. Weiter-hin sollten die genannten Einrichtungen in den restlichen 2 Quartalen regelmäßig mindestens 4 Module aus dem modula-ren Schulungsangebot anbieten/angebo-ten haben. Eine Vorgabe, welche Module dies sind, sollte nicht gestellt werden, da die jeweiligen Module von Einrichtung zu Einrichtung und dem jeweils behandelten Patientenklientel abhängig sind und so er-heblich differieren können.

4. Modulare Schulungen sollen von qualifizierten Mitarbeitern (z. B. Diabe-tesberaterinnen DDG) des Diabetesteams erarbeitet und mit den Teammitgliedern abgestimmt werden. Es muss sorgfältig auf zielgerichtete, didaktisch adäquate und inhaltlich logisch aufeinanderfolgen-de Strukturen geachtet werden. Weiterhin sollten die Schulenden in der Lage sein, Probleme und Defizite, die sich während der Durchführung der Schulung ergeben, zu erkennen und wirkungsvoll zu interve-nieren. Modulare Schulungen müssen so-mit nicht nur von qualifizierten Mitarbei-tern erarbeitet, sondern auch konsequent von diesen durchgeführt werden.

» Evaluationen müssen den Richtlinien der „evidenzbasierten Medizin“ gerecht werden

5. Da bisher keine wissenschaftliche Eva-luation modularer Schulungsmodel-le zur Verfügung steht, sollte es das Be-streben der Kliniken und Einrichtungen sein, die derartige Schulungskonzepte an-wenden, in absehbarer Zeit entsprechen-de Evaluationen durchzuführen, die den Richtlinien der „evidenzbasierten Medi-

zin“ gerecht werden und diese Ergebnis-se zu pub lizieren. Bis zum Vorliegen der-artiger Daten sollten auf der Grundlage empirischer Wissensgenerierung fortlau-fende Diskussionen bezüglich der Durch-führung und Effektivität der modularen Schulungen stattfinden.

Ausblick

Die systematische Durchführung von Diabetesschulungen wird seit Mitte der 1980er-Jahre in Deutschland betrieben. Sukzessive wurden für verschiedene Pa-tientengruppen zielorientierte struktu-rierte Behandlungs- und Schulungspro-gramme entwickelt, evaluiert und imple-mentiert [8]. Eine Verbesserung der Be-handlungsqualität der betroffenen Pa-tienten konnte erreicht werden [11]. Nach einer Zeitspanne von über 30 Jahren der effektiven Anwendung derartiger Pro-gramme [1-3, 21] ergeben sich jetzt zu-nehmend neue Herausforderungen. Auf der Grundlage dieser Änderungen wer-den seit Anfang 2013 durch die DDG erst-mals modulare Schulungen für den statio-nären Bereich vorgeschlagen. Diese mo-dularen Schulungen müssen aber drin-gend baldigst evaluiert und auf wissen-schaftlich fundierte Grundlagen gestellt werden. Neue didaktische Gesichtspunk-te, die sich aus Erkenntnissen neuerer und kürzlich erst evaluierter Behandlungs- und Schulungsprogramme ergeben [10, 13, 18, 22, 27], müssen ebenfalls berück-sichtigt werden. Weitere Modifikationen der Schulungen könnten zukünftig auch das Einfließen von „E-learning“ und ent-sprechender Computerprogramme sein. Auch hierzu wurden gerade in den letzten Jahren neue und erfolgversprechende An-sätze vorgelegt [16, 28, 29, 35].

Fazit

F  Schulung ist obligater Bestandteil der Diabetestherapie.

F  Bedingt durch die veränderten Rah-menbedingungen können heute im stationären Bereich vollständige strukturierte Behandlungs- und Schu-lungsprogramme häufig nicht mehr durchgeführt werden. Seit 2013 sind daher im stationären Bereich modula-re Schulungen möglich.

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Leitthema

F  Dazu werden einzelne Kapitel aus strukturierten und evaluierten Be-handlungs- und Schulungsprogram-men als Module ausgewählt und an-gewendet. Die Auswahl erfolgt auf der Grundlage des spezifischen  Diabetesproblems des jeweiligen  Patienten, seines diabetesbezogenen Wissens sowie seiner kognitiven und  sozialen Struktur.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. R. SchielFachklinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Medigreif-Inselklinik Heringsdorf GmbHSetheweg 1117424 Ostseebad [email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. R. Schiel und K.-D. Palitzsch ge-ben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Der Beitrag enthält keine Studien an Menschen oder Tieren.

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Magenverkleinerung als Maßnahme gegen Typ-2- Diabetes

Adipositas schadet nicht nur dem Bewe-

gungsapparat, dem Herz-Kreislauf-System

oder der Psyche, sondern kann auch zu Typ-2-

Diabetes führen.

Als Behandlung gegen Adipositas steht

neben den konservativen Maßnahmen

wie Diäten und Bewegungstherapie auch

eine bariatrische Operation zur Verfügung.

Durch die Verkleinerung von Magen und

eventuell Darm werden weniger Nährstoffe

aufgenommen. Die bariatrische Operation

hat im Vergleich zu konservativen Methoden

den Vorteil, dass eine deutliche Gewichts-

abnahme erreicht werden kann, die auch für

längere Zeit gehalten wird. Laut Angaben der

Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie

(DGE) konnte mit der bariatrischen Operation

bei 160.000 Patienten der Body-Mass-Index

5 Jahre nach der Operation von durchschnitt-

lich 46 auf 29-35 gesenkt werden.

Zusätzlich senkt sie das Risiko für bestimmte

Krebserkrankungen bei Frauen, wirkt sich

positiv auf die Darmflora und den Hormon-

haushalt aus und kann Diabetes von Typ-2-

Diabetikern deutlich verbessern oder sogar

verschwinden lassen.

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei der Ope-

ration um einen komplizierten Eingriff, durch

den es zu Komplikationen und unerwünsch-

ten Nebenwirkungen kommen kann. Daher

ist eine intensive Nachbetreuung unerlässlich.

Literatur:

Benedix F, Meyer F, Klose S et al (2014) Welche

Rolle spielt die Chirurgie bei der Therapie

des Diabetes mellitus Typ 2? Dtsch. Med. Wo-

chenschr. 1390: 207–212.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissen-

schaftlichen Medizinischen

Fachgesellschaften (AWMF),

http://awmf.org

Fachnachrichten

Entstehung von Typ-1-Diabetes

Vor einer Diagnose von Typ-1-Diabetes

zirkulieren Autoantikörper gegen die Insulin-

produzierenden Inselzellen im Blut. Wissen-

schaftler des Helmholtz Zentrums München

und der Universität Cambridge fanden nun

Hinweise, dass Erkrankungen der oberen

Atemwege zur Entstehung von Typ-1-Diabe-

tes beitragen könnten.

Kurz bevor Autoantikörper erstmalig auf-

traten, konnte ein vorübergehender Anstieg

in der Expression von Genen nachgewiesen

werden, die mit einer antiviralen Interferon-

Immunantwort einhergingen. Dabei stand

die Interferon-Immunantwort oft mit einer

zuvor gemachten Atemwegserkrankung im

Zusammenhang.

Die gewonnenen Erkenntnisse könnten

zukünftig dabei helfen, eine Strategie zur

Vorbeugung von Typ-1-Diabetes zu finden.

So lässt sich beispielsweise eine Impfung

gegen spezielle Krankheitserreger als Ansatz

vorstellen.

Literatur: Ferreira R, Guo H, Coulson R et al

(2014) A type I interferon transcriptional

signature precedes autoimmunity in children

genetically at-risk of type 1 diabetes. Diabe-

tes, doi: 10.2337/db13-1777

Quelle: Helmholtz Zentrum München,

www.helmholtz-muenchen.de

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