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Nr. 2 /2019 01 Zusammenfassung 03 Katastrophen 2018: Weltweiter Überblick 08 Sekundäre Natur- gefahren setzen erneut Massstäbe 21 Beachtliche Kapazitäten und zahlreiche Chancen für Versicherer 29 Fazit 30 Anhang Natur- und Man-made- Katastrophen im Jahr 2018: Sekundäre Naturgefahren auf dem Vormarsch

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Nr. 2 /2019

01 Zusammenfassung03 Katastrophen 2018:

Weltweiter Überblick08 Sekundäre Natur-

gefahren setzen erneut Massstäbe

21 Beachtliche Kapazitäten und zahlreiche Chancen für Versicherer

29 Fazit30 Anhang

Natur- und Man-made-Katastrophen im Jahr 2018:Sekundäre Naturgefahren auf dem Vormarsch

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Swiss Re sigma Nr. 2/2019 1

Zusammenfassung

Die Katastrophen des Jahres 2018 belegen, dass die von sekundären Naturgefahren verursachten Schäden alles andere als «sekundär» sind. Der wirtschaftliche Gesamt-schaden durch Natur- und Man-made-Katastrophen betrug im Jahr 2018 USD 165 Milliarden. Davon waren USD 85 Milliarden durch Versicherungen gedeckt. Das ist die vierthöchste bisher ausgezahlte Versicherungssumme für ein einziges Jahr und liegt über dem Durchschnitt der vorangegangenen zehn Jahre von USD 71 Milliarden. Von den versicherten Schäden des letzten Jahres waren insgesamt USD 76 Milliar-den durch Naturkatastrophen bedingt, und davon wiederum 60 % durch sekundäre Naturgefahren. Insgesamt verloren durch Katastrophen im vergangenen Jahr 13 500 Menschen ihr Leben.

Unter dem Begriff der sekundären Naturgefahren verstehen Versicherer zum einen unabhängige Schadenereignisse kleiner oder mittlerer Grösse und zum anderen sekundäre Effekte von primären Naturgefahren. Der beobachtete Anstieg der Schä-den aus solchen sekundären Gefahren ist auf die rasante Entwicklung von Gebieten zurückzuführen, in denen extreme Wetterbedingungen auftreten. In Anbetracht der fortschreitenden Verstädterung, zunehmenden Konzentration von Vermögenswerten in Risikogebieten und Prognosen zu den langfristigen Auswirkungen des Klimawan-dels erwarten wir eine Fortsetzung dieses Trends. Die globale Erwärmung führt zu häufiger auftretenden extremen Wetterbedingungen und damit verbundenen sekun-dären Naturgefahren (wie etwa Dürre und Waldbrände) sowie sekundären Effekten (wie Starkregen und Überschwemmungen durch Sturmfluten). Das grösste Schaden- ereignis durch eine Naturkatastrophe im Jahr 2018 war das Camp-Feuer in Kalifornien (USD 12 Milliarden) – eine sekundäre Naturgefahr.

Die Gesamtsumme der versicherten Schäden aus Naturkatastrophen in den Jahren 2017 und 2018 in Höhe von USD 219 Milliarden belegt einen deutlichen Trend: Es handelt sich um die höchste bisher verzeichnete Schadensumme für einen Zweijah-reszeitraum; mehr als die Hälfte der Schäden ging auf sekundäre Naturgefahren und Effekte zurück. Alle für die Entwicklung einer hohen Widerstandsfähigkeit entschei-denden Akteure – darunter auch Versicherer – wären gut beraten, dem steigenden Risiko durch solche Ereignisse mehr Beachtung zu schenken. Die weltweite Deckungslücke für alle Katastrophenereignisse der letzten beiden Jahre war mit USD 280 Milliarden ebenfalls auffällig gross; mehr als die Hälfte der Schäden ging auf unabhängig auftretende sekundäre Naturgefahren und Effekte zurück.

Das Paradoxe dabei ist, dass die Versicherungsindustrie über ausreichend Kapital verfügt, um dieses Risiko zu tragen. Schätzungen der Swiss Re zufolge belief sich das Gesamtkapital des Nichtleben-(Rück-)Versicherungsmarktes (einschliesslich des alternativen Kapitals) Ende 2018 auf mehr als USD 2000 Milliarden. Erklären lässt sich die Unterversicherung vor allem durch fehlendes Risikobewusstsein seitens der Verbraucher, ein ungenügendes Verständnis von Katastrophenversicherungen und zuweilen auch mangelnde Versicherungsbereitschaft aufgrund einer unsicheren Risikobewertung. In Anbetracht der besonderen Merkmale von sekundären Natur- gefahren, etwa ihrer lokalen Eingrenzung, erweist sich die Modellierung in diesen Fällen als schwierig – tatsächlich ist sie schwieriger als bei primären Naturgefahren, die in der Branche bisher mit Vorrang behandelt wurden.

Die derzeitige Versicherungslücke bietet der Versicherungsindustrie die Chance, zu wachsen und mehr Menschen auf der Welt dabei zu helfen, mit den finanziellen Folgen von Katastrophenereignissen umzugehen. Dazu gehören auch eine Schärfung des Risikobewusstseins der Verbraucher, die Erweiterung des Produktangebots und ein gezielter Vertrieb von Katastrophenversicherungen. Angesichts höherer Scha-densummen durch sekundäre Naturgefahren und Effekte müssen Versicherer sich stärker auf die Entwicklung regionaler Modelle zur Risikobewertung konzentrieren. Die Technologie dafür ist vorhanden, allerdings werden die Variablen in den Model-len aufgrund der wechselnden Landnutzung und steigenden Gefahr von extremen Wetterereignissen wohl einem stetigen Wandel unterliegen.

Die versicherten Schäden des Jahres 2018 belaufen sich auf insgesamt USD 85 Milliarden. Das ist die viert-höchste bisher registrierte Schaden-summe für ein einziges Jahr und liegt über dem Zehnjahresdurchschnitt von USD 71 Milliarden.

Wir beobachten eine Zunahme der Schäden durch sekundäre Naturgefahren und Effekte – ein Trend, der sich in Zukunft fortsetzen dürfte.

Der Gesamtschaden durch Naturkatastrophen für die Jahre 2017 und 2018 liegt bei USD 219 Milliarden – die höchste bisher verzeichnete Schadensumme für einen Zweijahreszeitraum.

Die Industrie verfügt über ausreichend Kapital, um diese Schäden aufzufangen, Unterversicherung bleibt jedoch ein wichtiges Thema in den Industrie- und Schwellenländern.

Versicherer müssen ihre Risikomodellierung für sekundäre Naturgefahren verbessern und ihr Produktangebot erweitern.

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2 Swiss Re sigma Nr. 2/2019

Zusammenfassung

Das grösste Leistungsversprechen einer Versicherung ist die Fähigkeit, Risiken zu tragen und zu mindern. (Rück-)Versicherer können auch durch ihre Investitionsaktivi-tät eine solide sozioökonomische Struktur aufbauen, vor allem durch die Fähigkeit, verstärkt in langfristige Infrastrukturprojekte zu investieren. Es gibt zahlreiche Beispiele für Schutzmechanismen gegen Katastrophenschäden, die im Zuge des Wiederaufbaus nach einem Unglück gestärkt wurden. Unter günstigeren regulato- rischen Gegebenheiten und Investitionsbedingungen könnten Versicherer eine wesentlich effektivere Rolle bei der Vorbereitung auf Katastrophenereignisse spielen. Schätzungen des Swiss Re Institute zufolge belaufen sich die Vermögenswerte der globalen (Rück-)Versicherungsindustrie auf rund USD 30 000 Milliarden. Selbst mit einem kleinen Teil davon könnten bereits langfristige Infrastrukturprojekte zur Ent-wicklung von besseren Präventivmassnahmen finanziert werden. Öffentlich-private Partnerschaften für Infrastrukturprojekte hätten darüber hinaus den Vorteil, dass die Kostenlast solcher Projekte für Regierungen reduziert und eine umfassendere Kultur der effektiven Risikoverteilung geschaffen werden könnte.

Unter günstigeren regulatorischen Bedingungen könnten Versicherer durch Investitionen in Infrastruktur noch viel mehr zu einer besseren weltweiten Widerstandsfähigkeit beitragen.

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Swiss Re sigma Nr. 2/2019 3

Katastrophen 2018: Weltweiter Überblick

Zahlen und FaktenZahl der Ereignisse: 304Im Jahr 2018 kam es zu 304 Katastrophen, was derselben Anzahl wie 2017 entspricht.1 Davon waren 181 Naturkatastrophen (gegenüber 184 im Vorjahr) und 123 Man-made-Katastrophen.

Zahl der Opfer: Über 13 500Weltweit kamen 2018 mehr als 13 500 Menschen bei Katastrophen ums Leben oder gelten seither als vermisst – das ist gemäss sigma-Auswertungen einer der niedrigsten Werte in einem einzigen Jahr. Naturkatastrophen forderten mehr als 9800 Opfer, während rund 3600 Menschen bei Man-made-Katastrophen starben, gegenüber 3000 Todesopfern im Jahr 2017.

1 Die Anzahl der Katastrophen wird nach den sigma-Schadenkriterien bestimmt. Näheres dazu finden Sie im Anhang.

Weltweit beliefen sich die versicherten Schäden aus Katastrophenereignissen im Jahr 2018 auf USD 85 Milliarden, gemäss sigma-Aufzeichnungen die vierthöchste bisher verzeichnete Summe in dieser Kategorie. Mehr als die Hälfte davon bestand aus akkumulierten Schäden infolge von kleineren und mittleren, sekundären Naturkatastrophen. Die Gesamtsumme lag deutlich unter den Spitzenwerten der Jahre 2017, 2011 und 2005, was auf das Fehlen von besonders folgenschweren Schadenereignissen zurückzuführen ist. Die kombinierten Versicherungszahlungen für Naturkatastrophen in den Jahren 2017 und 2018 erreichten USD 219 Milliarden – die höchste bisher verzeichnete Schadensumme für einen Zweijahreszeitraum.

In 2018 gab es 181 Naturkatastrophen.

Abbildung 1 Zahl der Ereignisse, 1970–2018

Quelle: Swiss Re Institute

Natural catastrophes

Man-made disasters

0

50

100

150

200

250

300

2015201020052000199519901985198019751970

181

123

NaturkatastrophenMan-made-Katastrophen

Naturkatastrophen forderten mehr als 9800 Opfer im vergangenen Jahr.

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4 Swiss Re sigma Nr. 2/2019

Katastrophen 2018: Weltweiter Überblick

Wirtschaftlicher Gesamtschaden: USD 165 MilliardenDer weltweite wirtschaftliche Gesamtschaden aus Katastrophen im Jahr 2018 wur-de auf USD 165 Milliarden geschätzt. Davon entfielen USD 155 Milliarden auf Na-turkatastrophen und der Rest auf Man-made-Katastrophen. Dieser Wert ist weniger als halb so hoch wie der im Jahr 2017 verzeichnete Schaden von USD 350 Milliar-den und liegt unter dem inflationsbereinigten Durchschnitt der letzten zehn Jahre von USD 220 Milliarden. Die geringeren Schäden des vergangenen Jahres sind auf das Fehlen eines besonders grossen Schadenereignisses zurückzuführen. Im Jahr 2018 machten die Schäden infolge von Katastrophenereignissen 0,19 % des welt-weiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus; dieser Anteil liegt ebenfalls unter dem Zehn-jahresdurchschnitt von 0,28 %.

Abbildung 2 Zahl der Opfer, 1970–2018

Anmerkung: Die Skala ist logarithmisch – von einem Band zum nächsten verzehnfacht sich die Opferzahl.

Quelle: Swiss Re Institute

1. 1970: Sturm in Bangladesch, Erdbeben in Peru

2. 1976: Erdbeben in Tangshan, China

3. 1991: Zyklon Gorki, Bangladesch

4. 2004: Erdbeben und Tsunami im Indischen Ozean

5. 2008: Zyklon Nargis, Myanmar

6. 2010: Erdbeben in Haiti

7. 2013: Taifun Haiyan, Philippinen

8. 2015: Erdbeben in Nepal

3 648

9 875

1 000

10 000

100 000

10 000 000

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

NaturkatastrophenMan-made-Katastrophen

1 2

34 5

6

7 8

Der wirtschaftliche Gesamtschaden durch Naturkatastrophen betrug USD 155 Milliarden.

Tabelle 1 Wirtschaftlicher Schaden 2018 nach Regionen, in USD Milliarden und als % des globalen BIP

Quelle: Swiss Re Institute

Regionen in USD Milliarden* in % des BIPNordamerika 80 0,36 %Lateinamerika/Karibik 5 0,08 %Europa 21 0,09 %Afrika 1 0,06 %Asien 55 0.18%Ozeanien/Australien 2 0,14 %Meer/Weltraum 1 0,00 %Gesamt 165Globaler Durchschnitt 0,19 %Zehnjahresdurchschnitt* 220 0,28 %* Inflationsbereinigt.

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Swiss Re sigma Nr. 2/2019 5

Versicherte Schäden: USD 85 MilliardenEtwa die Hälfte (USD 85 Milliarden) der wirtschaftlichen Schäden aus Natur- und Man-made-Katastrophen 2018 war versichert; dies entspricht dem vierthöchsten Versicherungsschaden in einem einzigen Jahr im Schadenregister von sigma. Damit lagen die Versicherungszahlungen niedriger als im Jahr 2017 (USD 150 Milliarden), aber über dem inflationsbereinigten Zehnjahresdurchschnitt von USD 71 Milliarden. Beim letztjährigen versicherten Schaden waren USD 76 Milliarden auf Naturkatast-rophen zurückzuführen; dieser Wert liegt über dem Zehnjahresdurchschnitt von USD 63 Milliarden. Die Forderungen für Schäden aus Man-made-Katastrophen erreich-ten knapp USD 9 Milliarden gegenüber USD 7 Milliarden im Jahr 2017. Die versi-cherten Schäden aus Naturkatastrophen machten 2018 0,09 % des weltweiten BIP und 4,3 % der weltweiten Erstversicherungsprämien für Sachwerte aus; auch diese Werte liegen über den entsprechenden Zehnjahresdurchschnitten von 0,08 % bzw. 3,9 %. Insgesamt belief sich der versicherte Schaden durch Natur- und Man-made- Katastrophen auf 0,1 % des BIP und 4,8 % der Erstversicherungsprämien.

Regionaler SchadenüberblickMutter Natur feuerte 2018 aus allen Rohren und sorgte in zahlreichen Regionen für Wetterextreme und Erdbeben. Die grössten Schäden gingen auf das Konto tropi-scher Wirbelstürme. Die am stärksten betroffene Region war Nordamerika (rund USD 53 Milliarden). Hier wurden die meisten Schäden durch Waldbrände, Gewitter und Hurrikans verursacht. Asien, und hier insbesondere Japan, war ebenfalls von tropischen Wirbelstürmen und Überschwemmungen betroffen. Starke Regenfälle, eine Reihe von Taifunen sowie Erdbeben führten hier zu einem versicherten Gesamt-schaden von USD 17 Milliarden. Die versicherten Schäden in Europa in Höhe von insgesamt EUR 8 Milliarden (rund USD 9 Milliarden) hatten diverse Ursachen, darun-ter Stürme, Überschwemmungen, Kälte/Frost und, am anderen Ende der Temperatur-skala, eine sommerliche Hitzewelle.

Der durch Katastrophen im Jahr 2018 verursachte versicherte Gesamtschaden ist gemäss sigma-Aufzeichnungen der vierthöchste bisher verzeichnete Verlust in dieser Kategorie.

Abbildung 3 Versicherte Katastrophenschäden, 1970–2018, in USD Milliarden zu Preisen von 2018

Quelle: Swiss Re Institute

0

20

40

60

80

100

120

140

160

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Erdbeben/Tsunami Wetterbedingte Katastrophen Man-made-Katastrophen

1 2 34

5

6

7

8

9

10

1. Hurrikan Andrew 2. Wintersturm Lothar 3. Terroranschläge vom 11. September 4. Hurrikane Ivan, Charley, Frances 5. Hurrikane Katrina, Rita, Wilma 6. Hurrikane Ike, Gustav 7. Erdbeben in Japan, Neuseeland,

Überschwemmungen in Thailand 8. Hurrikan Sandy 9. Hurrikane Harvey, Irma, Maria 10. Camp-Fire, Taifun Jebi

Die grössten versicherten Schäden entstanden 2018 in Nordamerika.

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6  Swiss Re sigma Nr. 2/2019

Katastrophen 2018: Weltweiter Überblick

Die teuersten versicherten Schadenereignisse des JahresDas kalifornische Camp-Feuer im November war mit einem versicherten Schaden von USD 12 Milliarden weltweit das teuerste Ereignis des Jahres. Auf Rang zwei stehen der Hurrikan Michael in den USA und der Taifun Jebi in Japan. Im vegagenen Jahr verursachten 17 einzelne Ereignisse, versicherte Schäden in Höhe von mindes-tens USD 1 Milliarde.

Globale Deckungslücke bei Naturkatastrophen: USD 80 Milliarden

Abbildung 4 zeigt die Differenz zwischen versicherten Schäden und wirtschaftlichen Schäden im Zeitverlauf, die sogenannte Deckungslücke. Dabei handelt es sich um fi-nanzielle Schäden aus Katastrophen, die nicht durch Versicherungen abgedeckt sind. Die Deckungslücke belief sich im Jahr 2018 weltweit auf etwa USD 80 Milliar-den, im Vergleich zu USD 199 Milliarden im Rekordschadenjahr 2017. Die Summe der wirtschaftlichen Schäden ist in den vergangenen 27 Jahren etwas rascher ge-stiegen als die der versicherten Schäden. Bezogen auf die gleitenden Zehnjahres-durchschnitte stiegen die wirtschaftlichen Schäden zwischen 1992 und 2018 um 5 %, die versicherten Schäden um 4,7 %. 

Tabelle 2 Anzahl Ereignisse und Opfer, Höhe der versicherten und wirtschaftlichen Schäden 2018 nach Region

Anmerkung: Rundungsdifferenzen möglich.Quelle: Swiss Re Institute

Versicherte Schäden Wirtschaftliche SchädenRegion Anzahl Opfer in % in USD Mrd. in % in USD Mrd. in %Nordamerika 68 329 2,4 % 52,9 62,5 % 80,5 48,8 %Lateinamerika/Karibik 20 959 7,1 % 1,3 1,5 % 4,9 2,9 %Europa 44 676 5,0 % 7,7 9,1 % 20,7 12,5 %Afrika 53 2488 18,4 % 0,2 0,2 % 1,3 0,8 %Asien 104 8823 65,2 % 20,4 24,0 % 54,7 33,2 %Ozeanien/Australien 9 216 1,6 % 1,6 1,9 % 2,3 1,4 %Meer/Weltraum 6 32 0,2% 0,6 0,7 % 0,7 0,4 %Welt 304 13523 100,0% 85 100,0 % 165 100,0 %

Ein Waldbrand in Kalifornien war das teuerste versicherte Schadenereignis des Jahres.

Die Deckungslücke im Jahr 2018 war weniger als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. 

Abbildung 4 Versicherte und nicht versicherte Katastrophenschäden, 1970–2018, in USD Milliarden zu Preisen von 2018

  Wirtschaftlicher Schaden = versicherter + nicht versicherter Schaden   Quelle: Swiss Re Institute

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Versicherte Schäden Gleitender Zehnjahresdurchschnitt der wirtschaftlichenGesamtschädenGleitender Zehnjahresdurchschnitt der versicherten Schäden

Nicht versicherte Schäden

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

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Swiss Re sigma Nr. 2/2019 7

Abbildung 5 unten zeigt die Entwicklung der Deckungslücke bei Naturkatastrophen nach Region im Jahr 2018 und über die vorhergehenden zehn Jahre.

Die fünf wichtigsten Beobachtungen des Jahres 20181. Die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen in Folge von sekundären

Gefahren machten 2018 zum viertteuersten Jahr in der Geschichte der Versicherungsindustrie.

2. Ersten Schätzungen zufolge war 2018 das viertwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.2

3. Mit den hohen Temperaturen traten auch lange Trockenperioden auf. Die ver- sicherten Schäden aus Waldbränden erreichten das zweite Jahr in Folge ein Rekordniveau. Die sommerliche Hitzewelle führte zu einer ausgedehnten Trockenperiode in Mittel- und Nordeuropa.

4. Weitere sekundäre Naturgefahren im Jahr 2018 waren ausserdem Über-schwemmungen infolge starker Regenfälle. Der Hurrikan Florence brachte rekordverdächtige Regenfälle nach North und South Carolina.

5. Die Gesamtsumme der versicherten Schäden aus Naturkatastrophen in den Jahren 2017 und 2018 erreichte USD 219 Milliarden – die höchste bisher verzeichnete Schadensumme in einem Zweijahreszeitraum. Die bis dahin höchsten Schäden über zwei Jahre (zu Preisen von 2018) beliefen sich auf USD 207 Milliarden in den Jahren 2011 und 2012.

2 The State of the Global Climate in 2018, World Meteorological Organisation, 29. November 2018, https://public.wmo.int/en/our-mandate/climate/wmo-statement-state-of-global-climate

Abbildung 5 Deckungslücke bei Naturkatastrophen nach Region, 2009–2018, in USD Milliarden zu Preisen von 2018)

Nordamerika

200

9

2010

2012

2013

2014

2016

2017

2018

2015

2011

0

100

200

Lateinamerika/Karibik

2018

200

9

2010

2012

2013

2014

2016

2017

2015

2011

0

20

40Uninsured losses in USD bn

Europa

2018

200

9

2010

2012

2013

2014

2016

2017

2015

2011

0

10

20

30

40

Asien

200

9

2010

2012

2013

2014

2016

2017

2018

2015

2011

0

100

200

300

Afrika

200

9

2010

2012

2013

2014

2016

2017

2018

2015

2011

0

1

2

Ozeanien/Australien

2018

200

9

2010

2012

2013

2014

2016

2017

2015

2011

0

10

20

30

Deckungslücke(i.e. Nicht versicherte Schäden)Versicherte Schäden

Quelle: Swiss Re Institute

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8 Swiss Re sigma Nr. 2/2019

Sekundäre Naturgefahren setzen erneut Massstäbe

Sekundäre Naturgefahren – Ein irreführender BegriffIm Hinblick auf Naturkatastrophen war das Jahr 2018 vor allem von zahlreichen klei-nen und mittleren sekundären Naturgefahren auf der ganzen Welt geprägt. Die Aus-wirkungen dieser Ereignisse dürfen keinesfalls unterschätzt werden – weder im Hin-blick auf die Todesopfer noch auf die (finanziellen) Folgen. Urteilt man nach finanziellen Verlusten, dann gab es im vergangenen Jahr keine aussergewöhnlich fol-genschweren Schadenereignisse. Dennoch beliefen sich die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen alleine auf insgesamt USD 76 Milliarden. Mehr als die Hälfte dieser Schäden wurde durch sekundäre Naturgefahren verursacht.

Es gibt keine formelle Definition für den Begriff der sekundären Naturgefahren; in der Branche hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass dies Ereignisse sind, die vergleichsweise häufig auftreten (häufiger als primäre Naturgefahren wie etwa Erdbeben und Wirbelstürme) und Schäden von geringem bis mittlerem Ausmass verursachen (im Vergleich zu den Schäden durch primäre Gefahren). Beispiele für sekundäre Naturgefahren, die unabhängig voneinander auftreten können, sind Fluss-überschwemmungen, Sturzfluten, Gewitter (Hagelstürme, Tornados und Sturmböen), Schnee- und Eisstürme, Dürre und Waldbrände. Oftmals treten diese Ereignisse je-doch auch als sekundäre Effekte von primären Naturgefahren in Erscheinung. So gingen beispielsweise im Jahr 2012 viele der Schäden, die Hurrikan Sandy (primäre Naturgefahr) zugeordnet wurden, auf eine von Sandy ausgelöste heftige Sturmflut zurück. Weitere Beispiele für sekundäre Naturgefahren sind sintflutartige Regenfälle bei tropischen Zyklonen sowie Tsunamis und Erdrutsche.

Die Kosten für Naturkatastrophen im vergangenen Jahr wurden vor allem von kleinen und mittleren Schaden-ereignissen in die Höhe getrieben.

Die grössten versicherten Schäden entstanden durch sekundäre Natur-gefahren.

Tabelle 3: Wesentliche Merkmale von primären Naturgefahren und sekundären Naturgefahren

Primäre Naturgefahren Spitzenrisiken mit einem bekannten, erheblichen Schadenpotenzial für die Versicherungsindustrie. Diese Risiken werden in den (Rück-)Versiche-rungs-märkten der Industrieländer in der Regel engmaschig überwacht.

Beispiele: Tropische Wirbelstürme, Erdbeben, Winterstürme in Europa

Sekundäre Naturgefahren Unabhängig auftretende sekundäre Risiken. Diese werden oft nicht modelliert und kaum von der Branche überwacht.

Sekundäreffekt eines Primärrisikos: werden in Modellierungen von primären Naturgefahren häufig nicht gut erfasst, zumindest im Hinblick auf ihr Schadenpotenzial.

Beispiele: Flussüberschwemmungen, Sturz-flu-ten, sintflutartige Regenfälle, Erdrutsche, Gewitter, Winterstürme ausserhalb von Europa, Schnee- und Eisstürme, Dürre und Waldbrände.

Bekannte Beispiele: Regenfälle bei Hurrikans, Sturmfluten, Tsunamis, Bodenverflüssigung und Brände nach einem Erdbeben.

Quelle: Swiss Re Institute

Im vergangenen Jahre beliefen sich die versicherten Schäden aus Natur- und Man-made-Katastrophen auf USD 85 Milliarden, die vierthöchste Summe in dieser Kategorie in einem einzigen Jahr. Mehr als die Hälfte dieser Schäden ging auf sekundäre Naturgefahren zurück. Warme Temperaturen und Trockenheit führten zu Dürreperioden und Waldbränden, jedoch gab es auch rekordbrechende Niederschläge. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Verstädterung und der damit verbundenen Konzentration von Vermögenswerten in Risikogebieten sowie der Prognosen zu den langfristigen Auswirkungen des Klimawandels erwarten wir einen weiteren Anstieg der Schäden aus sekundären Naturgefahren. Um das von solchen Ereignissen ausgehende Risiko besser einschätzen zu können, müssen Versicherer ihre Modellierung weiterentwickeln.

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Im Zeitraum seit 1970 entstanden die höchsten versicherten Schäden aus Kata- strophen in den Jahren 2005, 2011 und 2017 (siehe Abbildung 4). In diesen Jahren wurden die meisten Schäden durch primäre Naturgefahren verursacht: 2005 durch die in kurzer Abfolge auftretenden Wirbelstürme Katrina, Wilma und Rita, 2011 durch schwere Erdbeben in Japan und Neuseeland und 2017 durch die Wirbel- stürme Harvey, Irma und Maria, die ebenfalls kurz nacheinander auftraten und zu-sammen versicherte Schäden (einschliesslich der sekundären Effekte) in Höhe von knapp USD 94 Milliarden (inflationsbereinigt) verursachten.

Im Jahr 2018 gingen sigma-Daten zufolge knapp 62 % aller gemeldeten versicher-ten Schäden durch Naturkatastrophen (Man-made-Katastrophen wurden nicht be-rücksichtigt) auf sekundäre Naturgefahren sowie sekundäre Effekte von primären Naturgefahren zurück. Weitere Schlussfolgerungen lassen sich aus Abbildung 6 ziehen: (1) der Anteil der Schäden durch sekundäre Naturgefahren ist im Laufe der Zeit angestiegen; und (2) gerade in Jahren mit besonders hohen Schäden tragen sekundäre Naturgefahren und Effekte in grossem Umfang zu den Gesamtschäden bei. So entfielen 2017 etwa 50 % der gesamten Versicherungszahlungen für Natur-katastrophen auf Schäden durch sekundäre Naturgefahren und sekundäre Effekte von primären Naturgefahren. Die heftigen Regenfälle (sekundärer Effekt) nach Hurrikan Harvey führten im Raum Houston und in North Carolina zur Überflutung grosser Landstriche; diese Schäden machten einen Grossteil der gesamten ver- sicherten Schäden des Jahres aus. Und der Tsunami am 11. März 2011, der etwa 25 % des Gesamtschadens in Japan verursachte, wurde von dem Erdbeben der Stärke 9 ausgelöst, das die Inseln am frühen Nachmittag desselben Tages erschüt-tert hatte.

Sowohl im Jahr 2017 als auch 2018 machten sekundäre Naturgefahren und Effekte mehr als die Hälfte der versicherten Gesamtschäden durch Naturkatastrophen aus (siehe Abbildung 7). Damit trugen sie entscheidend zu der Schadensumme von ins-gesamt USD 219 Milliarden für Naturkatastrophen bei, dem höchsten bisher ver-zeichneten Wert in einem Zweijahreszeitraum. Sekundäre Naturgefahren gewinnen zunehmend an Bedeutung für die Schadenschätzungen in der Versicherungsindus-trie und deren Nachhaltigkeit. Bisher liegt der Schwerpunkt von Naturkatastrophen-versicherungen auf Spitzenrisiken, bei denen Kapital und Liquidität eine dominierende Rolle spielen. Im Hinblick auf die künftige Entwicklung des Klimas und der Land- nutzung sollten Versicherer den steigenden Schäden durch sekundäre Naturgefah-ren unserer Meinung nach mehr Beachtung schenken, da diese sich zunehmend auf die Ertragsvolatilität auswirken.

In Jahren mit besonders hohen Schäden gehen die meisten Verluste auf primäre Naturgefahren zurück.

Seit einiger Zeit machen sekundäre Naturgefahren jedoch einen immer grösseren Anteil der katastrophen-bedingten Schadenforderungen aus.

Abbildung 6 Versicherte Schäden aus primären und sekundären Naturgefahren seit 1970, in USD Milliarden zu Preisen von 2018

Quelle: Swiss Re Institute

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Primäre Naturgefahren Sekundäre Effekte durch primäre NaturgefahrenSekundäre Naturgefahren

Auch die sekundären Effekte von primären Naturgefahren tragen zu den Schäden bei.

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Sekundäre Naturgefahren setzen erneut Massstäbe

Die Welt wird wärmer2018 war ein weiteres heisses Jahr. Ersten Schätzungen der Weltorganisation für Meteorologie zufolge wird es als viertwärmstes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen in die Geschichte eingehen; somit waren die vergangenen vier Jahre (2015, 2016, 2017 und 2018) die wärmsten je gemessenen. Zwanzig der wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen liegen innerhalb der letzten 22 Jahre3 Grosse Schäden aus sekundären Naturgefahren entstehen häufig durch Wasser. Damit sind sie anfällig für die Auswirkungen höherer Temperaturen, die mit dem Klimawandel einhergehen.4 Gemäss der Clausius-Clapeyron-Gleichung erhöht sich das Wasserhaltevermögen der Atmosphäre bei jedem Temperaturanstieg von 1 °C um rund 7 %. Folglich steigt bei höheren Temperaturen auch das Niederschlagspotenzial. Noch gibt es nicht ge-nügend Beweise für einen kausalen Zusammenhang, doch war die Stärke der Sturm-flut nach Hurrikan Sandy 2012 vermutlich auch auf den durch schmelzende Polkappen gestiegenen Meeresspiegel zurückzuführen. Klimaprojektionen deuten auch auf im-mer stärkere Niederschläge im Zusammenhang mit tropischen Wirbelstürmen hin. Dies könnte die Intensität der sintflutartigen Regenfälle bei Hurrikan Harvey 2017 und Hurrikan Florence 2018 erklären.

Höhere Temperaturen könnten auch für einen Teil der Schäden durch Hitzeereignisse verantwortlich sein; entsprechende Hinweise liefern die Katastrophen mit den höchsten Schäden der letzten zwei Jahre. Höhere Temperaturen sorgen für trocke-nere Böden und Vegetation und steigern so das Risiko von Waldbränden und Dürre. Die gesamten versicherten Schäden aus Waldbränden betrugen 2018 weltweit USD 17 Milliarden – das ist ein neuer Rekord. Da es im Jahr 2018 keine primären Naturkatastrophen gab, war das Camp-Feuer in Kalifornien das teuerste Schadener-eignis des Jahres und stellte die in der Branche übliche Einordnung von Waldbränden als sekundäre Naturgefahr in Frage.

Und wieder brennt KalifornienDie Waldbrandsaison im vergangenen Jahr in Kalifornien war die bisher tödlichste und verheerendste und verursachte Schäden in Rekordhöhe. Der Juli war der heis-seste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen und schuf ideale Voraussetzungen für eine Serie von Waldbränden, darunter das Carr-Feuer und das Mendocino-Complex-

3 Ibid.4 Global warming of 1.5 °C. A special report on the impacts of global warming of 1.5 °C above pre-

industrial levels and related global greenhouse gas emission pathways, in the context of strengthening the global actions on climate change, sustainable development, and efforts to eradicate poverty, IPCC, 2018, https://www.ipcc.ch/sr15/

Abbildung 7 Versicherte Naturkatastrophen- schäden aus primären und sekundären Naturgefahren sowie sekundären Effekten 2017 und 2018, in USD Milliarden zu Preisen von 2018

Quelle: Swiss Re Institute

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20182017

Primäre Naturgefahren Sekundäre Effekte durch primäre Naturgefahren

Sekundäre Naturgefahren

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Wärmere Luft bedeutet stärkere Niederschläge ...

... und mehr Hitzewellen, Dürren und Waldbrände.

Die Waldbrandsaison 2018 war die bisher tödlichste und verheerendste in Kalifornien.

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Feuer im Norden des Staates.5 Das Carr-Feuer wurde durch einen mechanischen Schaden an einem Fahrzeug entfacht; innerhalb von rund fünf Wochen verbrannte das Feuer eine Fläche von beinahe 930 Quadratkilometern und zerstörte mehr als 1600 Gebäude.6 Einige Tage später brach das Mendocino-Complex-Feuer etwas weiter im Süden aus. Anhaltende Winde und Trockenheit liessen die Feuer beinahe zwei Monate lang auf knapp 1860 Quadratkilometern brennen – ein neuer Flächenrekord in Kalifor-nien. Die Grösse der verbrannten Fläche übertraf bei Weitem den bisherigen Rekord von rund 1140 Quadratkilometern beim Thomas-Feuer im Jahr 2017.7

Im November brach das Camp-Feuer in Nordkalifornien aus, das innerhalb von 17 Tagen 86 Menschen das Leben kostete und mehr als 18 800 Gebäude in Butte County zerstörte. Es war der tödlichste und verheerendste Einzelbrand in der Ge-schichte des Staates.8 Trockene Nadelgehölze, geringe Feuchtigkeit und hohe Wind-geschwindigkeiten sorgten dafür, dass das Feuer sich innerhalb von 24 Stunden nach dem Ausbruch über mehr als 280 Quadratkilometer ausbreitete. Im Februar 2019 wurde der versicherte Gesamtschaden aus dem Camp-Feuer auf USD 12 Milli-arden geschätzt – die höchste je verzeichnete Schadensumme für einen einzelnen Waldbrand. Nur Stunden nach Ausbruch des Camp-Feuers folgte das Woolsey- Feuer in Südkalifornien. In der trockenen Chaparral-Landschaft und unterstützt von warmen Temperaturen und kräftigen Winden verbrannte es innerhalb von 24 Stun-den eine Fläche von rund 140 Quadratkilometern. Trotz seiner geringeren Ausbrei-tung wurde in den Medien mehr über das Woolsey-Feuer als über das Camp-Feuer berichtet, da Ersteres zahlreiche luxuriöse Anwesen im Los Angeles County und im Ventura County zerstörte.

2018 war das dritte Jahr in Folge, in dem in Kalifornien grosse Waldbrände wüteten. Abbildung 8 zeigt den starken Anstieg der versicherten Schäden aus Waldbränden seit 1980; mehr als 70 % dieser Schäden wurden alleine in den vergangenen drei Jahren verursacht. Laut sigma-Aufzeichnungen entstanden sechs der zehn weltweit grössten versicherten Waldbrandschäden in den letzten drei Jahren, und fünf in den letzten zwei Jahren.

5 J. Samenow, On fire: July was California’s hottest month ever recorded, The Washington Post, 9. August 2018, https://www.washingtonpost.com/news/capital-weather-gang/wp/2018/08/09/on-fire-july-was-californias-hottest-month-ever-recorded/

6 Carr Fire Incident Update, Cal Fire, 30. August 2018, http://cdfdata.fire.ca.gov/admin8327985/cdf/images/incidentfile2164_4121.pdf

7 Thomas Fire, Cal Fire, 14. März 2019, http://cdfdata.fire.ca.gov/incidents/incidents_details_info?incident_id=1922

8 Camp Fire, Cal Fire, 4. Januar 2019, http://cdfdata.fire.ca.gov/incidents/incidents_details_info?incident_id=2277

Im November brach das Camp-Feuer aus – mit versicherten Schäden von USD 12 Milliarden das bisher teuerste Einzelereignis dieser Art.

In den vergangenen drei Jahren sind die versicherten Schäden aus Waldbränden enorm gestiegen.

Abbildung 8 Globale versicherte Schäden durch Waldbrände seit 1980 nach Jahr- zehnt, in USD Milliarden zu Preisen von 2018

Quelle: Swiss Re Institute

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2010–20182000–20091990–19991980–1989

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Sekundäre Naturgefahren setzen erneut Massstäbe

Die immer grösseren und tödlicheren Waldbrände in Kalifornien sind auf ein Zusam-menspiel mehrerer Faktoren zurückzuführen. Ein wichtiger Faktor sind Veränderun-gen in der Risikoexposition, in diesem Fall das Wachstum der Bevölkerung und die zunehmende Konzentration von Vermögenswerten an der Schnittstelle von Wald und Siedlungsraum («wildland-urban interface», WUI). Die WUI bezeichnet Regionen, in denen Gebäude am Rande oder innerhalb von unberührten Naturräumen errichtet werden. Wenn ein Feuer in der WUI ausbricht, kann es sich schnell ausbreiten und ist dann schwerer zu löschen. Seit 1990 wurden 60 % der neuen Häuser in den USA in der WUI erbaut.9 Kein Wunder also, dass die meisten Gebäude, die bei den kalifor-nischen Waldbränden im letzten Jahr zerstört wurden, in der WUI standen.

Ein weiterer Faktor ist die Zunahme von natürlichen Brennmaterialien (Biomasse) und Bedingungen, die Waldbrände begünstigen. Im Dezember 2017 schätzte der USDA Forest Service, dass 129 Millionen Bäume auf über 36 000 Quadratkilome-tern Fläche in Kalifornien infolge von Trockenheit oder Borkenkäferbefall abgestorben waren.10 Darüber hinaus argumentieren einige, dass das Waldbrandrisiko in den USA durch die Feuerbekämpfungsmethoden noch verschärft wurde, zum Beispiel durch das Löschen von Feuern, die ein relativ geringes Risiko für Menschen und Ge-bäude darstellen. Durch das frühzeitige Löschen von Bränden hat sich im Laufe der Zeit mehr brennbare Biomasse angesammelt, was das Risiko grosser, unkontrollier-barer Waldbrände ansteigen liess.

Dürre im Jahr 2018: Hohe Verluste durch eine weitere hitzebedingte sekundäre NaturgefahrDie hohen Temperaturen des Jahres 2018, verbunden mit geringen Niederschlags-mengen, hatten schwerwiegende Folgen für die Wasserreserven und die Landwirt-schaft auf der ganzen Welt. Nach spärlichen Niederschlägen in den vorangegange-nen Jahren litt die Provinz Kapstadt in Südafrika in der ersten Hälfte des Jahres unter akutem Wassermangel.11 In Argentinien mussten Sojabauern aufgrund der Trocken-heit hohe Ernteverluste hinnehmen12, und die Staaten im Osten Australiens, vor allem New South Wales, litten in der zweiten Jahreshälfte unter einer Dürre.13

Die Hitze und der Niederschlagsmangel waren besonders verheerend für die Land-wirte in Europa, die über den gesamten Sommer hinweg mit schweren Dürren zu kämpfen hatten. Der Sommer 2018 war gekennzeichnet von langen Schönwetter-phasen mit hohen Temperaturen, die ab April über dem Durchschnitt lagen, sowie einem dramatischen Rückgang der Niederschlagsmenge. Der Zeitraum von Juli bis September war einer der wärmsten und trockensten in den vergangenen 70 Jahren und führte zu grossen Ernteverlusten in Frankreich, den Benelux-Staaten, Deutsch-land und Polen.

9 Wildfire, Wildlands, and People: Understanding and Preparing for Wildfire in the Wildland Urban Interface, United States Department of Agriculture, Januar 2013, https://www.fs.fed.us/openspace/fote/reports/GTR-299.pdf

10 Record 129 Million Dead Trees in California, USDA Forest Service, 12. Dezember 2017, https://www.fs.usda.gov/Internet/FSE_DOCUMENTS/fseprd566303.pdf

11 Cape Town drought declared a ’national disaster’, BBC, 13. Februar 2018, https://www.bbc.com/news/world-africa-43047833

12 Argentina soybean production forecast down 13%, World Grain, 14. März 2018, https://www.world-grain.com/articles/9536-argentina-soybean-production-forecast-down-1

13 K. Braganza, Australia’s 2018 in weather: drought, heat and fire, The Conversation, 9. Januar 2019, http://theconversation.com/australias-2018-in-weather-drought-heat-and-fire-109575

Die zunehmende Bautätigkeit an der Schnittstelle von Wald und Siedlungsraum setzt mehr Menschen und Vermögenswerte dem Waldbrandrisiko aus ...

... und grössere Mengen an brennbarer Biomasse führen zu immer stärkerer Waldbrandaktivität.

Im Jahr 2018 litten viele Regionen unter akutem Wassermangel.

Der Sommer 2018 war einer der wärmsten und trockensten, die je in Nordeuropa verzeichnet wurden.

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Zum Vergleich: Obwohl die Sommertemperaturen 2018 nicht die Spitzenwerte von 2003 erreichten, fiel die Temperaturanomalie dank der langen Schönwetterphase mit überdurchschnittlichen Temperaturen im gesamten Sommer wesentlich stärker aus. Ebenso war das Niederschlagsdefizit im letzten Jahr weniger extrem als im Re-kordjahr 1976, jedoch wurden die Auswirkungen der Trockenheit durch wesentlich höhere Sommertemperaturen verschärft. Abbildung 10 zeigt die Wiederholungs- perioden14 von Niederschlags- und Temperaturanomalien in Nordeuropa in den Jahren 1950 bis 2018 als Abweichung vom Mittelwert. Wie bereits erwähnt, fielen die Abweichungen für Niederschläge und Temperaturen im Spätsommer 2018 am höchsten aus.

14 Statistische Kennzahl für die durchschnittliche Zeit bis zum Wiederauftreten einer Naturkatastrophe.

Es kam zu einer aussergewöhnlich langen und schweren Dürre.

Abbildung 9 Entwicklung von Temperatur- und Niederschlagsanomalien im Zeitraum April bis September 2018 in Europa, gegenüber dem Vergleichszeitraum 1981 bis 2010

Anmerkung: Es sind keine Daten zu Niederschlagsanomalien für Italien verfügbar.

Quelle: Analyse der Swiss Re auf Grundlage des E-OBS-Datensatzes aus dem EU-FP6-Projekt ENSEMBLES (http://ensembles-eu.metoffice.com) und Daten aus dem ECA&D-Projekt (http://www.ecad.eu)

Temp.-Anomalie Apr. bis Jun. 2018 (Vergleichszeitraum: Apr. bis Jun. 1981–2010)

Temp.-Anomalie Jul. bis Sep. 2018 (Vergleichszeitraum: Jul. bis Sept. 1981–2010)

Nied.-Anomalie Apr. bis Jun. 2018 (Vergleichszeitraum: Apr. bis Jun. 1981–2010)

Nied.-Anomalie Jul. bis Sep. 2018 (Vergleichszeitraum: Jul. bis Sep. 1981–2010)

Temp.-Anomalie Mai bis Jul. 2018 (Vergleichszeitraum: Mai bis Jul. 1981–2010)

Nied.-Anomalie Mai bis Jul. 2018 (Vergleichszeitraum: Mai bis Jul. 1981–2010)

Durchschn. Temp.-Anomalie (in °C)Durchschn. kumul. Nied.-Anomalie (in mm)

Nied.-Anomalie Jun. bis Aug. 2018 (Vergleichszeitraum: Jun. bis Aug. 1981–2010)

Temp.-Anomalie Jun. bis Aug. 2018 (Vergleichszeitraum: Jun. bis Aug. 1981–2010)

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Sekundäre Naturgefahren setzen erneut Massstäbe

Die Deckungslücke bei Dürreschäden in EuropaDie lange Dürre und die sommerliche Hitze hatten schwerwiegende Folgen für das Wachstum vieler Nutzpflanzen in Europa, darunter Weizen, Gerste, Mais und Gras als Futterpflanze. Die physiologische Entwicklung von Weizen und Gerste wurde beschleunigt, während Kornfüllung und Blüte durch die klimatischen Bedingungen beeinträchtigt wurden.15,16 Aufgrund der beschleunigten Reifung blieben die Körner klein und ihr Proteingehalt niedrig. Landwirte mussten sowohl bei der Erntemenge als auch bei der Qualität der Getreide deutliche Einbussen hinnehmen.17

15 S. Fahad, A. Bajwa, U. Nazir et al., Crop Production under Drought and Heat Stress: Plant Responses and Management Options, Frontiers in Plant Science, Vol. 8, Nr. 1147, 29. Juni 2017, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5489704/

16 Dürre führt zu erheblichen Ernteausfällen, Deutscher Bauernverband, 18. Juli 2018, https://www.bauernverband.de/duerre-fuehrt-zu-erheblichen-ernteausfaellen

17 French Wheat Battered by Weather Worries, New Competition, Gro Intelligence, 11. September 2018, https://gro-intelligence.com/insights/french-wheat-battered-by-weather-worries-new-competition

Abbildung 10 Wiederholungsperioden für Temperaturanomalien in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Polen und Niederschlagsanomalien in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreiche

Anmerkung: Für Polen sind keine Niederschlagsdaten verfügbar. Quelle: Analyse der Swiss Re auf Grundlage des E-OBS-Datensatzes aus dem

EU-FP6-Projekt ENSEMBLES (http://ensembles-eu.metoffice.com) und Daten aus dem ECA&D-Projekt (http://www.ecad.eu)

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2.5 Temperaturanomalie (in °C)

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Überschreitungswahrscheinlichkeit (in %)

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1009080706050403020101

Überschreitungswahrscheinlichkeit (in %)

2018

2003

1976

Temperaturanomalie (in °C), Juli bis September, 1950 bis 2018

Niederschlagsanomalie (in mm), Juli bis September, 1950 bis 2018

Die lange Wetterphase mit warmen Temperaturen und geringem Nieder-schlag wirkte sich auf die Entwicklung zahlreicher Nutzpflanzen aus.

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Swiss Re sigma Nr. 2/2019 15

Laut Schätzungen des Swiss Re Institute erreichten die wirtschaftlichen Schäden für die Bauern in Deutschland, Frankreich und Polen eine Höhe von insgesamt EUR 6 Milliarden (USD 6,9 Milliarden). Den weitaus grössten Teil davon mussten die Landwirte selbst tragen, da nur ein geringer Teil der Schäden versichert war.18,19,20 In Deutschland belief sich der wirtschaftliche Gesamtschaden auf ge-schätzte EUR 3 Milliarden, von denen lediglich EUR 5 Millionen versichert waren. In Frankreich erreichten die Schäden in der Grünfutterproduktion (Gras) eine Höhe von EUR 1,5 Milliarden, wovon EUR 11,6 Millionen durch Versicherungen gedeckt waren. Die Ernteverluste für Maisbauern schlugen mit einem wirtschaftlichen Scha-den von EUR 650 Millionen zu Buche; davon waren EUR 195 Millionen versichert. In Polen schätzte das Landwirtschaftsministerium den wirtschaftlichen Gesamt- schaden durch die Dürre auf EUR 0,8 Milliarden. Die versicherten Schäden aller drei Länder erreichten zusammen einen geschätzten Wert von EUR 269 Millionen (USD 308 Millionen), also nur 4 % des gesamten wirtschaftlichen Schadens.

Die geringe Verbreitung privater Agrarversicherungen in den genannten Ländern ist durch hohe Prämien, hohe Selbstbehalte und vor allem durch ein Missverhältnis zwi-schen den verfügbaren Versicherungsprodukten und den tatsächlichen Anforderun-gen der Landwirte bedingt. Hagelversicherungen sowie kombinierte Ernteausfallver-sicherungen («multi-peril crop insurance», MPCI) sind die am häufigsten verkauften Produkte. In Deutschland machten MPCI-Versicherungen, die auch Dürreschäden abdecken, lediglich EUR 1 Million der gesamten Ernteversicherungsprämien des Jahres 2018 aus; die anderen EUR 200 Millionen entfielen auf Prämien für Hagelver-sicherungen. In Frankreich ist das Versicherungsangebot breiter aufgestellt: Etwa 50 % der bewirtschafteten Fläche sind gegen Hagel und 25 bis 30 % gegen kombi-nierten Ernteausfall (MPCI, alle Klimagefahren) versichert, aber nur 2 % der Grünfutter-flächen sind durch MPCI-Versicherungen (in Form von Indexlösungen) abgedeckt. Zur Erklärung: 50 % der landwirtschaftlichen Fläche bestehen aus Ackerland, die anderen 50 % werden für die Viehhaltung genutzt. In Polen gibt es Standard-Ernte-versicherungen ähnlich der MPCI, die sich jedoch nicht auf Schäden durch Dürre erstrecken. So war keiner der dürrebedingten Ernteschäden im letzten Jahr durch die Prämien für Ernteversicherungen von insgesamt EUR 150 Millionen abgedeckt.

18 A. Nelsen, Crop failure and bankruptcy threaten farmers as drought grips Europe, The Guardian, 20. Juli 2018, https://www.theguardian.com/environment/2018/jul/20/crop-failure-and-bankruptcy-threaten-farmers-as-drought-grips-europe

19 V. D’Agostino, Drought in Europe Summer 2018: Crisis Management in an orderly Chaos, Farm Europe, 2. Oktober 2018, https://www.farm-europe.eu/blog-en/drought-in-europe-summer-2018-crisis-management-in-an-orderly-chaos/

20 2018 harvest shows significant falls in production of wheat and barley, Farminguk, 28. Oktober 2018, https://www.farminguk.com/News/2018-harvest-shows-significant-falls-in-production-of-wheat-and-barley_50579.html

Die meisten Verluste infolge der Dürre waren nicht versichert ...

... wobei der Anteil versicherter Schäden je nach Land variierte.

Tabelle 4 Dürrebedingte Schäden und staatliche Hilfe in ausgewählten Ländern

Anmerkung: Die Angaben zu Schäden in Frankreich basieren auf Schätzwerten. Quelle: Swiss Re Institute

Land Wirtschaftliche Schäden

Versicherte Schäden

StaatlicheUnterstützung

Polen 0,8 0 0,35Deutschland 3 0,005 0,34Frankreich 2,2 0,264 0,6Belgien N/A N/A 0,055

Niederlande N/A N/A 0Gesamt 6 0.269 1,345

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Sekundäre Naturgefahren setzen erneut Massstäbe

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union verfolgt das Ziel, den Landwirtschaftssektor marktorientierter zu gestalten. Das Risiko von Preisschwan-kungen für ihre Produkte müssen die Landwirte selbst tragen – eine Belastung, die bei Dürren oder anderen Naturkatastrophen besonders schwer ins Gewicht fällt.21 Versicherungen sind ein effektives Werkzeug zur Minimierung finanzieller Schäden infolge von wetterbedingten Katastrophen. Die Herausforderung für die Politik und für Versicherer besteht darin, Anreize für den Kauf von Agrarversicherungen zu schaffen (siehe Staatliche Hilfe ist ein Anfang, aber reicht sie aus?).

Staatliche Hilfe ist ein Anfang, aber reicht sie aus? Die europäische Agrarpolitik wird zentral durch die GAP der EU-Mitgliedstaaten geregelt, die einen Rahmen von verbindlichen und optionalen politischen Massnah-men vorgibt.22 Das GAP-Budget für den Zeitraum 2014 bis 2020 beträgt etwa EUR 410 Milliarden; davon geht der Grossteil als jährliche Direktzahlungen an Land-wirte. EUR 2,2 Milliarden sind für die Bezuschussung von Agrarversicherungsprämien in den Mitgliedstaaten vorgesehen.23 Der Anreiz für Landwirte zum Abschluss von Ernteversicherungen ist stark von der Höhe der Subventionen und den Regeln des Mitgliedstaates hinsichtlich der Bezuschussung von Versicherungsprämien abhän-gig, mit der das Einkommen der Bauern gesichert werden soll. Gemäss Artikel 37 der EU-Verordnung über die Förderung der ländlichen Entwicklung können Mitglied-staaten im Rahmen der GAP einen Teil ihres Budgets für die Bezuschussung von Ver-sicherungsprämien (bis zu 65 %) einsetzen, sofern die Schadengrenze für die durch-schnittliche Jahresproduktion bei 30 % liegt. Frankreich, die Niederlande und Polen nutzen dieses Instrument, wohingegen die Landwirte in Deutschland und Belgien keine Zuschüsse erhalten.24,25

Im Zuge der Dürre 2018 implementierte die Europäische Kommission mehrere Massnahmen, darunter die vorzeitige Auszahlung jährlicher Direktsubventionen so-wie Ausnahmeregelungen bei bestimmten Umweltauflagen, um die betroffenen Landwirte zu unterstützen. Manche Länder führten auch Reformen durch, um ihren Landwirten zu helfen. Die staatlichen Reaktionen waren jedoch weder koordiniert, noch boten sie das gleiche Mass an Unterstützung für die Bauern. In Deutschland beispielsweise sagte die Regierung nach einer Forderung des Deutschen Bauernver-bands in Höhe von EUR 1 Milliarde eine Summe von EUR 340 Millionen als Direkt- hilfe zu.26 Diese rückwirkende Hilfe stand allerdings nur Landwirten zur Verfügung, die ihre finanzielle Notlage auch beweisen konnten. Bis Ende 2018 waren lediglich etwa EUR 40 Millionen der versprochenen Summe ausgezahlt worden.27,28,29 In Polen unterstützte die Regierung die Landwirte dagegen mit einer Sofortzahlung von insgesamt EUR 350 Millionen.

21 https://ec.europa.eu/agriculture/sites/agriculture/files/markets-and-prices/market-briefs/pdf/12_en.pdf< Risk Management schemes in EU agriculture – Dealing with risk and volatility, Europäische Kommission, September 2017, https://ec.europa.eu/agriculture/sites/agriculture/files/markets-and-prices/market-briefs/pdf/12_en.pdf

22 A.R. Rota, Masterarbeit: Influence of the European CAP Reform on the Agricultural Insurance Sector, ETHZ, 2015.

23 Europäische Kommission, op. cit.24 A. R. Rota, op. cit.25 Europäische Kommission, op. cit.26 Sécheresse: l’agriculture gravement touchée dans trois départements sur quatre, L’info durable, 12.

November 2018, https://www.linfodurable.fr/secheresse-lagriculture-gravement-touchee-dans-trois-departements-sur-quatre-7228

27 V. D’Agostino, op. cit.28 Informationen aus einem Kundengespräch zwischen Swiss Re und dem Gesamtverband der Deutschen

Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) zum Thema Versicherungsprodukte für die deutsche Landwirtschaft, 21. November 2018.

29 R. Brackett, Drought Has Europe’s Farmers Fearing Crop Failures and Bankruptcies, The Weather Channel, 2. August 2018, https://weather.com/news/news/2018-08-02-drought-crop-failures-europe-farmers

Versicherungen können von Dürre betroffenen Landwirten helfen, besser vorbereitet zu sein.

Die Prämiensubventionen für Agrarversicherungen variieren von einem EU-Staat zum nächsten ...

... ebenso wie die Höhe anderer staatlicher Hilfen.

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In Belgien wurde die Dürre zu einer Katastrophe erklärt, und die Regierung richtete einen Hilfsfonds von EUR 55 Millionen ein. Landwirte mussten finanzielle Hilfe aus diesem Fonds beantragen (maximale Auszahlung pro Landwirt: EUR 62 400), und bis Ende letzten Jahres waren etwa 2000 solcher Anträge gestellt worden. In den Niederlanden wurde die Dürre hingegen nicht als Katastrophe, sondern als seltenes Naturereignis (Häufigkeit: einmal in 20 Jahren) gewertet. Die Regierung ging davon aus, dass die Landwirte ihre Verluste mit bestehenden Risikomanagementlösungen und den üblichen MPCI-Versicherungen selbst tragen konnten. In Frankreich wurde ein staatlicher Fonds zum Risikomanagement in der Landwirtschaft (Fonds national de gestion des risques en agriculture, FNGRA) eingerichtet, um Bauern nach schwe-ren Naturkatastrophen zu unterstützen.30 Von Dürre betroffene Verwaltungsregionen müssen einen Antrag auf rückwirkende Hilfszahlungen stellen, der anschliessend vom Nationalen Ausschuss für landwirtschaftliches Risikomanagement (comité nati-onal de gestion des risques en agriculture, CNGRA) geprüft wird. Die letzten Anträge im Rahmen der Dürre 2018 wurden im Januar/Februar 2019 erwartet.31 Noch steht nicht fest, wie hoch die Zahlungen ausfallen werden. Nach der Dürre 2003 zahlte der FNGRA rund EUR 600 Millionen an Hilfsgeldern aus.

Bei Ernteausfällen infolge von Dürre werden europäische Bauern zumindest teilweise durch staatliche Zahlungen entschädigt. Oft müssen sie jedoch schwierige Kriterien erfüllen, um sich für Hilfsleistungen zu qualifizieren; dies zeigt die Notwendigkeit für den Aufbau eines gut funktionierenden Marktes für Agrarversicherungen in Europa. Angesichts steigender Temperaturen, die zu immer häufiger auftretenden Hitzewellen und Dürren führen, werden diese Versicherungen künftig weiter an Bedeutung ge-winnen.

Die Deckungslücke bei sekundären NaturgefahrenIm letzten Jahr beliefen sich die wirtschaftlichen Schäden aus sekundären Natur- gefahren (mit Ausnahme von sekundären Effekten) auf insgesamt USD 81 Milliarden; etwa die Hälfte dieser Summe war versichert. Die Deckungslücke bei sekundären Naturgefahren lag demnach bei etwa USD 39 Milliarden. Unterversicherung gegen sekundäre Gefahren ist nichts Neues. Wie aus Abbildung 11 ersichtlich ist, wird diese Deckungslücke seit 1990 stetig grösser.

30 A. R. Rota, op. cit.31 Sécheresse: le Gouvernement vient en aide aux agriculteurs, Alim’agri, 29. Oktober 2018,

https://agriculture.gouv.fr/secheresse-le-gouvernement-vient-en-aide-aux-agriculteurs

In Belgien wurde die Dürre 2018 zu einer Katastrophe erklärt, in den Niederlanden nicht.

Europa benötigt einen gut funktionieren- den Markt für Agrarversicherungen als Komplement für staatliche Zahlungen.

Nur etwa die Hälfte der im vorigen Jahr aufgetretenen sekundären Naturgefahren war versichert.

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18 Swiss Re sigma Nr. 2/2019

Sekundäre Naturgefahren setzen erneut Massstäbe

Die Temperaturen steigen – ist der Klimawandel schuld?Es gibt nicht genügend Beweise für eine alleinige Verantwortung der globalen Er-wärmung für den Anstieg nicht versicherter Schäden aus sekundären (und primären) Naturgefahren seit 1990. Das Risiko von Waldbränden und Dürren hat sich infolge häufigerer und ausgeprägterer Hitze- und Trockenperioden in den letzten Jahren er-höht. Waldbrände beschleunigen ihrerseits den Klimawandel, da durch das Verbren-nen von Bäumen und anderen Pflanzen Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen – ein Teufelskreis.

Im Zuge des Klimawandels erwarten wir häufigere Waldbrände und Dürren und möglicherweise auch stärkere tropische Wirbelstürme. Jedoch ist der Klimawandel nicht alleine für die enormen Schäden durch solche Ereignisse verantwortlich. Wich-tiger sind das Bevölkerungswachstum und die fortschreitende Verstädterung: Extre-mes Wetter und andere Ereignisse werden erst dann zu Katastrophen, wenn sie in dicht besiedelten Gebieten auftreten.32 In Asien beispielsweise ist die Verstädterung in den letzten 20 Jahren besonders schnell vorangeschritten, vor allem an den Küsten. Aus diesem Grund ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein tropischer Sturm in Asien auf ein Ballungszentrum trifft (beispielsweise an der chinesischen Küste) heute wesentlich höher als noch vor einigen Jahren. Auch die Wahrscheinlichkeit hoher Schäden steigt zusehends, da immer mehr Vermögenswerte in dicht besiedelten (Gross-)Städten konzentriert sind.

Bei extrem starken Regenfällen kann das Wasser durch die rapide Verstädterung nicht mehr in ausreichendem Mass versickern, was oftmals zu schweren Über-schwemmungen führt. Dies war der Fall in Mumbai, wo heftige Regenfälle 2005 zu grossflächigen Überschwemmungen und einem der grössten Versicherungsschäden in der Geschichte Indiens führten (USD 0,9 Milliarden gemäss sigma-Daten). Ähnli-ches geschah in Houston 2017, als weite Teile des Ballungsraums nach sintflutarti-gen Regenfällen (sekundärer Effekt) im Zuge von Hurrikan Harvey überschwemmt wurden. Auch in den beiden vorangegangenen Jahren waren viele Gebiete im Grossraum Houston nach starken Regenfällen überflutet worden, mit versicherten Schäden in Höhe von USD 1,1 Milliarden im Jahr 2016 und USD 1,6 Milliarden im

32 Nach Angaben der Vereinten Nationen leben heute 55 % der Weltbevölkerung in Städten. Dieser Wert wird voraussichtlich bis 2050 auf 68 % ansteigen, wobei 90 % des Anstiegs auf Asien und Afrika entfallen werden.

Abbildung 11 Versicherte und nicht versicherte Schäden durch sekundäre Natur- gefahren (ohne sekundäre Effekte), in USD Milliarden zu Preisen von 2018

Quelle: Swiss Re Institute

0

20

40

60

80

100

120

140

160

2018

2015

2010

200

5

200

0

199

5

199

0

198

5

198

0

1975

1970

Versicherte Schäden Gleitender Zehnjahresdurchschnitt der wirtschaftlichenSchädenGleitender Zehnjahresdurchschnitt der versicherten Schäden

Nicht versicherte Schäden

Wärmeres und trockeneres Wetter erhöht das Risiko von Dürren und Waldbränden

Wir erwarten, dass extreme Wetter-bedingungen künftig häufiger auftreten und die damit verbundenen Schäden weiter ansteigen, vor allem infolge der Verstädterung und der zunehmenden Bautätigkeit in Risikogebieten.

Die Verstädterung reduziert die Fläche, auf der Wasser versickern kann, und erhöht so das Über-schwemmungsrisiko.

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Jahr 2015. Die Stadt ist besonders hochwassergefährdet, weil die Vorstadtgebiete im Verlauf der letzten 15 Jahre auf die umliegenden Schwemmebenen ausgedehnt wurden. Durch die zunehmende Versiegelung der Bodenflächen in diesen Gebieten kann das Regenwasser nicht mehr versickern, sondern verbleibt an der Oberfläche und staut sich dort auf.

Auswirkungen auf die VersicherungsindustrieDie Preise von Katastrophenversicherungen richten sich in erster Linie nach den Schäden, die von primären Naturgefahren (vor allem von besonders folgenschweren Grosskatastrophen) verursacht werden. Die Entwicklungen des Jahres 2018 zeigen jedoch, dass auch versicherte Schäden aus sekundären Naturkatastrophen beachtli-che Ausmasse erreichen können. Vor dem Hintergrund einer steigenden Bevölke-rungsdichte, der zunehmenden Konzentration von Vermögenswerten und einer hö-heren Risikoexposition in Küstengebieten müssen Versicherer ihre Aufmerksamkeit stärker auf die Häufung kleiner und mittelgrosser Katastrophenereignisse richten. Wie das Beispiel des Camp-Feuers im letzten Jahr zeigt, werden sekundäre Naturge-fahren, darunter auch Flussüberschwemmungen und Sturmfluten, schon sehr bald zu den verlustreichsten Ereignissen eines jeden Jahres gehören.

Das bedeutet, dass (Rück-)Versicherer effektivere Methoden der Risikomessung, -überwachung und -modellierung entwickeln müssen, um mit einer anderen Art der Ergebnisvolatilität im Zusammenhang mit natürlichen Gefahren umgehen zu können: einer, die eher durch Häufigkeit als durch die Höhe der Schäden bedingt ist, aber aufgrund von Veränderungen in Umwelt und Gesellschaft – insbesondere durch die Verstädterung – in beiden Bereichen einen starken Aufwärtstrend zeigt (siehe Kom-plexität der Risikobewertung und das Fehlen zuverlässiger Werkzeuge). Eine Feh-leinschätzung der Bedeutung solcher Schadenereignisse und ihrer zunehmenden Häufung wird im Laufe der Zeit zu immer stärkeren Marktverwerfungen führen.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Branche verstärkt auf immer komplexe-re probabilistische Schadenmodelle verlassen, die die Auswirkungen von primären Naturgefahren, etwa Erdbeben, vorhersagen. Die Fähigkeit, mögliche Schäden zu-verlässig einzuschätzen und damit Profitabilität nachhaltig zu sichern, hängt jedoch nicht alleine von der Nutzung verfügbarer Modelle ab. Unserer Meinung nach ge-winnen bisher nicht modellierte sekundäre Naturgefahren in der Schadenschätzung zunehmend an Bedeutung, auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Versiche-rungsindustrie.

Komplexität der Risikobewertung und das Fehlen zuverlässiger WerkzeugeMit wenigen Ausnahmen (etwa Modellen zum Überschwemmungsrisiko in den USA) konzentrieren sich Versicherer bislang hauptsächlich auf besonders folgen-schwere primäre Naturgefahren, beispielsweise Wirbelstürme im Nordatlantik. Die Modellierung von sekundären Naturgefahren hat eine geringere Priorität. Darüber hinaus ist sie auch wesentlich komplexer:

Die für primäre Naturgefahren anfälligen Gebiete sind klar abgegrenzt, etwa Ge-biete in der Nähe von geologischen Verwerfungslinien (Erdbeben) und Küstenge-biete (tropische Wirbelstürme). Viele sekundäre Gefahren können hingegen über-all auftreten (zum Beispiel starke Regenfälle in grossen Ballungszentren im Inland oder abseits von Flussebenen).

Während primäre Naturgefahren eher homogene Auswirkungen haben, die sich auf grosse Gebiete erstrecken, sind viele sekundäre Naturgefahren (etwa Hagel-stürme) lokal begrenzt. Um die Wahrscheinlichkeit eines wiederholten Auftretens im selben Gebiet zu modellieren, sind enorme Datenmengen und Rechenleistung erforderlich.

Versicherer müssen ihre Aufmerksamkeit stärker auf sekundäre Naturgefahren richten.

Und zwar vor allem im Hinblick auf eine bessere Risikoeinschätzung.

Dies ist ein wichtiger Faktor für die Sicherung langfristiger Profitabilität im Versicherungssektor.

Die Modellierung von sekundären Naturgefahren gestaltet sich schwieriger als jene von primären Gefahren ...

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Sekundäre Naturgefahren setzen erneut Massstäbe

Darüber hinaus können viele sekundäre Naturgefahren auch durch unvorher-seh-bare Eingriffe des Menschen beeinflusst werden. Das Ausmass von Wald-bränden beispielsweise ist stark abhängig von menschlichen Aktivitäten wie Brandschutzmassnahmen, Eindämmung und Löschung von Bränden sowie Aktivi-täten, die Feuer entfachen können (wie etwa der mechanische Schaden an einem Fahrzeug, der das Carr-Feuer auslöste). Und obwohl die atmosphärischen Konditi-onen und die Bodenbedingungen, die die Entstehung und Ausbreitung sowie eine lange Brenndauer von Waldbränden begünstigen, mittlerweile wissenschaftlich gut belegt sind, lässt sich aus Rauch-/Glutemissionen, -Verteilung und -Konzentra-tion nur schwer auf eine Schadensumme schliessen.

Diese Erwägungen erklären das Fehlen geeigneter Versicherungslösungen in einigen Fällen, und in anderen (etwa bei Ernteversicherungen in Europa) das Missverhältnis zwischen verfügbaren Versicherungen und den tatsächlichen Anforderungen der Verbraucher. Um solche Probleme zu lösen und bestehende Deckungslücken zu schliessen, muss die Versicherungsbranche ein besseres Verständnis für häufig auftretende sekundäre Naturgefahren entwickeln und diese in ihrer Schaden-über-wachung, Risikobeurteilung, Preisfindung und in ihrem Risikomanagement berücksichtigen.

... was dazu geführt hat, dass es keine angemessenen Versicherungslösungen gibt.

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Beachtliche Kapazitäten und zahlreiche Chancen für Versicherer

VersicherungskapazitätDie (Rück-)Versicherungsbranche ist ausreichend kapitalisiert, um selbst Verluste aus extremen Schadenereignissen zu absorbieren. Das Kapital der Industrie ist im Laufe der Jahre gewachsen und übertrifft bei Weitem die Summe der katastrophenbe-dingten Schäden. In den meisten Jahren war die Absicherung von Katastrophen- risiken nicht durch mangelnde Kapazitäten auf der Angebotsseite eingeschränkt;33 etwaige Engpässe des Versicherungsangebots für bestimmte Risiken wurden erfolgreich beseitigt. Beispiele sind die von Hurrikan Andrew (1992) und Hurrikan Katrina (2005) ausgelösten Störungen des Marktes. Nach jeder Störung wurden Finanzlücken zügig mit frischem Kapital aufgefüllt, das infolge niedriger Eintritts-bar-rieren problemlos auf den Rückversicherungsmarkt für Naturkatastrophen strömen konnte. Darüber hinaus wurde die Risikomodellierung nach beiden Ereignis-sen deutlich verbessert und der Markt mithilfe neuer und alternativer Finanzmittel rekapitalisiert.

Kapitalstruktur im VersicherungsmarktDas Gesamtkapital des Nichtlebenmarktes ist im Laufe der Zeit stetig gewachsen – seit 1999 um durchschnittlich 5,7 % pro Jahr – und lag Ende 2018 laut Schätzungen der Swiss Re bei mehr als USD 2000 Milliarden. Der grösste Anteil (80 %) stammt von Erstversicherern, während 16 % auf Rückversicherer und die restlichen 4 % auf alternatives Kapital («alternative capital», AC) entfallen.

33 T. Holzheu, G. Turner, The Natural Catastrophe Protection Gap: Measurement, Root Causes and Ways of Addressing Underinsurance for Extreme Events, Geneva Papers on Risk and Insurance – Issues and Practices, Vol. 43, Nr. 1, Januar 2018, S. 37–71.

Nach Schätzungen der Swiss Re belief sich das gesamte Kapital des Nichtleben-(Rück-)Versicherungsmarktes Ende letzten Jahres auf mehr als USD 2000 Milliarden. Die versicherten Schäden von 2017 und 2018 erreichten zusammen zwar eine rekordverdächtige Summe von USD 219 Milliarden; daneben bestand im gleichen Zeitraum jedoch auch eine Deckungslücke von insgesamt USD 280 Milliarden – Zeichen einer deutlichen Unterversicherung. Für die Versicherungsindustrie ist dies eine Chance, ihre gesellschaftliche Rolle als Risikoträger noch besser wahrzunehmen. Versicherer können auch durch langfristige Investitionen vor allem in Infrastrukturprojekte eine solide sozioökonomische Struktur aufbauen.

Die Versicherungsindustrie ist selbst auf extreme Schadenereignisse bestens vorbereitet.

Ende 2018 belief sich die gesamte Kapitalbasis auf mehr als USD 2000 Milliarden.

Abbildung 12 Entwicklung des globalen Nicht- leben-(Rück-)Versicherungskapitals und der Höhe versicherter und nicht versicherter Schäden seit 1999, in USD Milliarden

Source: Swiss Re Institute

0

500

1 000

1 500

2 000

2 500

Alternative capital

Trad. Reinsurance

P&C insurance

Non-insured cat

Insured cat

2018

2017

2016

2015

2014

2013

2012

2011

2010

200

9

200

8

2007

200

6

200

5

200

4

200

3

2002

2001

200

0

1999

Globales VersicherungskapitalGlobale traditionelle Rückversicherung

Versicherte SchädenNicht versicherte Schäden

Alternatives Kapital

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22 Swiss Re sigma Nr. 2/2019

Beachtliche Kapazitäten und zahlreiche Chancen für Versicherer

Eine bedeutende Marktentwicklung seit 2011 ist der Zufluss von AC. Der Hauptvor-teil des AC liegt in der Erhöhung der Versicherungskapazität und der Verbriefung von Risiken. Nach der globalen Finanzkrise von 2008/09 war AC zunächst ein Nischen-bereich. Doch schon bald danach wurde institutionellen Anlegern bewusst, dass Versicherungsverbriefungen (Insurance-Linked Securities, ILS) Diversifizierungsvor-teile und attraktive Renditen wie ähnlich bewertete Unternehmensanleihen boten. Auf diese Art entwickelten sich Katastrophenrisiken zu einer eigenständigen Anlage-klasse.

Laut Schätzungen der Swiss Re war der Anteil des AC bis 2018 auf etwa 25 % der Gesamtversicherungskapazität für katastrophenbedingte Sachschäden angewach-sen. Vor 2017 bezweifelten einige Analysten, dass das AC-Niveau auch nach einer grossen Naturkatastrophe unverändert hoch bleiben würde. Doch der ILS-Markt blieb das ganze Jahr 2017 hindurch liquid, trotz der enormen Schäden durch die Wirbelstürme Harvey, Irma und Maria, und das investierte Kapital konnte wieder aufgestockt werden. Eine Mischung aus erfahrenen und opportunistischen neuen Investoren trug zum kontinuierlichen Wachstum des Segments bis in das Jahr 2018 bei. Die Entwicklung der Spreads im ILS-Markt und die Preise traditioneller Rück- versicherungen ab Januar 2018 waren zwar enttäuschend, blieben aber dennoch attraktiv im Vergleich zu ähnlich bewerteten hochverzinslichen Unternehmensan- leihen.

Insgesamt schien das Interesse der AC-Investoren an der Übernahme neuer Risiken 2018 leicht zu sinken. Grund hierfür waren geringe Preissteigerungen, die langsam eskalierenden Kosten von Hurrikan Irma und weiteren Katastrophen des Jahres 2017 sowie die Rekordschäden durch Waldbrände in Kalifornien. Die Ausweitung der Spreads bei hochverzinslichen Unternehmensanleihen war vermutlich ein weiterer Faktor, der AC für Investoren weniger attraktiv machte. Daher entschieden sich eini-ge ILS-Fonds dazu, ihre Mittel nicht mehr in neue Projekte für die Katastrophen- saison 2018 zu investieren. Erste Daten aus den Vertragsverlängerungen im Januar 2019 deuten ebenfalls auf ein schwindendes Interesse institutioneller Anleger hin, verursacht durch die erlittenen Verluste und die stagnierende Preisentwicklung bei den Vertragsverlängerungen im Januar.34

Langfristig gesehen glauben wir jedoch, dass AC der Industrie erhalten bleiben wird. Es hat sich zu einem festen Bestandteil des wachsenden Marktes für Katastrophenri-siken entwickelt. Die Nachfrage nach (Rück-)Versicherungen wird schneller als die Wirtschaft wachsen, bedingt durch eine dynamische industrielle Entwicklung und Verstädterung in den Schwellenländern sowie die Zunahme von Vermögenswerten in durch Naturgefahren bedrohten Küstengebieten der Industrieländer.

Schadenrekord über zwei Jahre – wer bezahlt?Die kombinierten versicherten Schäden aus Naturkatastrophen in den Jahren 2017 und 2018 erreichten USD 219 Milliarden (inflationsbereinigt) – die höchste bisher verzeichnete Schadensumme für einen Zweijahreszeitraum. Die (Rück-)Versiche-rungsindustrie hat daher ihren Beitrag zur Finanzierung dieser Schäden erhöht. Die Schadenforderungen aufgrund von Naturkatastrophen in den Jahren 2017 und 2018 machten 6,7 % bzw. 3,6 % des weltweiten Nichtleben-Versicherungskapitals aus. Dem gege nüber steht ein Anteil von 2 % des Kapitals in einem «normalen» Jahr.

34 Sharpening Focus Through Adaptation, Reinsurance Renewal, Guy Carpenter, Januar 2019.

AC leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesamtrückversicherungskapazität.

Das AC blieb auch nach den Rekordschäden der letzten beiden Jahre weitgehend stabil ...

... doch nun gibt es Anzeichen dafür, dass das Interesse der Investoren leicht nachlässt.

Dennoch bleibt AC ein fester Bestandteil der Versicherungsbranche.

Die Katastrophenschäden des Jahres 2018 machten 18 % der globalen Sachversicherungsprämien aus.

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Die versicherten Schäden der letzten beiden Jahre wurden von Erstversicherern in den betroffenen Gebieten und der (internationalen) Rückversicherungsindustrie ge-meinsam getragen. Zum ersten Mal leistete auch der AC-Sektor einen bedeutenden Beitrag zu den Schadenzahlungen. Schätzungen der Swiss Re zufolge kam AC bei-spielsweise für etwa 25 bis 30 % der versicherten Schäden aus der nordatlantischen Wirbelsturmsaison 2017 auf.

Die Schäden der vergangenen zwei Jahre waren hoch, wurden von dem stark kapita-lisierten (Rück-)Versicherungsmarkt jedoch gut absorbiert – ein Beleg für den Nutzen der Industrie als wichtigste Massnahme für mehr Widerstandsfähigkeit. AC ist eine neue Versicherungskapitalquelle, vor allem im Rückversicherungsmarkt für kata- strophenbedingte Sachschäden. Ein Vorteil des AC ist der leichtere Zufluss des Kapitals auf den Markt. Mithilfe dieses Kapitals kann die Volatilität des Rückversiche-rungszyklus reduziert und die Stabilität des Versicherungsmarktes insgesamt erhöht werden.

Warum gibt es eine Deckungslücke? Trotz der hohen Verfügbarkeit von Risikokapital im Markt bleibt die Unterversiche-rung von Naturkatastrophen ein weltweit verbreitetes Phänomen. Die Häufigkeit von Schäden durch Katastrophen, ebenso wie die Höhe dieser Schäden, ist im Laufe der Zeit immer weiter angestiegen; die entsprechenden wirtschaftlichen und versi-cherten Schäden nehmen seit 1999 um durchschnittlich etwa 5 % im Jahr zu. Im letzten Jahr beliefen sich die wirtschaftlichen Schäden aus Naturkatastrophen auf USD 155 Milliarden, die versicherten Schäden auf USD 76 Milliarden; das entspricht einer Deckungslücke von USD 80 Milliarden. Der wirtschaftliche Gesamtschaden aus Naturkatastrophen für die Jahre 2017 und 2018 lag bei USD 497 Milliarden und der versicherte Schaden bei insgesamt USD 219 Milliarden35 – dies führte zur höchsten je verzeichneten Versicherungsauszahlung in einem Zweijahreszeitraum. Nichtsdestotrotz war auch die Deckungslücke bei Naturkatastrophen in diesen zwei Jahren mit USD 280 Milliarden sehr gross.

35 In Tabelle 5 wird die Summe der versicherten Schäden im Jahr 2017 (USD 140 Milliarden) zu Preisen von 2017 angegeben. Zu Preisen von 2018 würde die Summe sich auf USD 143 Milliarden belaufen, wodurch sich in den zwei Jahren ein versicherter Schaden von gesamt USD 219 Milliarden ergibt.

Tabelle 5 Schäden aus Naturkatastrophen (nicht inflationsbereinigt)

Anmerkung: Das Nichtleben-(Rück-)Versicherungskapital ist die Summe aus Erstversicherungen, traditionellen Rückversicherungen und alternativem Kapital. Die Angaben in der Tabelle sind nicht inflationsbereinigt.

Quelle: Swiss Re Institute

Schäden (in USD Mrd.)

in % des Kapi-tals

in % der Prämien für Sachversicherungen

2017 140 6,7 % 36,8 %2018 76 3,6 % 18,6 %Median: 20 Jahre 2,2 % 11,1 %

Zum ersten Mal leistete AC einen bedeutenden Beitrag zu den Schadenzahlungen.

Mit AC kann die Versicherungskapazität schnell und einfach erhöht werden – das reduziert die Volatilität des Versicherungszyklus.

Die Unterversicherung von Katastrophenrisiken bleibt ein weltweites Problem.

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Beachtliche Kapazitäten und zahlreiche Chancen für Versicherer

Herausforderungen und Chancen für Versicherer Der Anteil nicht versicherter Katastrophenschäden variiert nach Region. In der Regel ist er besonders hoch in Schwellenländern, wo der Aufbau von Infrastruktur und die Implementierung risikomindernder Massnahmen hinter dem Wirtschaftswachstum hinterherhinken. Jedoch gibt es auch in Industrieländern unterversicherte Bereiche, und zwar sogar dort, wo eine bekannte mittlere bis hohe Exponierung gegenüber bestimmten Risiken besteht. Ein Beispiel ist die geringe Anzahl von privaten Erdbeben-versicherungen in Italien, trotz des vergleichsweise hohen Risikos von Erdstössen. Und obwohl Gewerbeflächen in der Regel besser geschützt sind als Wohnimmobili-en, weisen gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) grosse Deckungslücken auf, trotz eines gut etablierten Versicherungsmarktes in ihren Heimatländern. So er-litten im letzten Jahr zahlreiche japanische KMU, die 99 % der industriellen und ge-werblichen Basis des Landes ausmachen, hohe nicht versicherte Schäden durch eine Serie von Naturkatastrophen. Im Zuge dieser Katastrophen gründete die Behörde für mittelständische Unternehmen (Small and Medium Enterprise Agency) eine Arbeitsgruppe für höhere KMU-Widerstandsfähigkeit (SME Resilience Study Group), mit dem Ziel, auch mittels Risikofinanzierung für eine höhere Versicherungsdurch-dringung mehr Stabilität aufzubauen.36 Die Behörde hält die Durchdringung für «nicht unbedingt ausreichend» und zitiert eine Umfrage des Research Institute of Economy, Trade and Industry (RIETI) aus dem Jahr 2015, laut der lediglich 47 % der KMU ausreichend versichert sind.37

36 The Small and Medium Enterprise Agency (nur in japanischer Sprache verfügbar). Siehe http://www.chusho.meti.go.jp/keiei/antei/2018/181121kyoujin04.pdf

37 Ibid.

Abbildung 13 Versicherte und nicht versicherte Schäden nach Risiko und Region in den Jahren 2017 und 2018, in USD Milliarden zu Preisen von 2018

Quelle: Swiss Re Institute

02468

1012

Nicht versicherte Schäden, in USD Milliarden

050

100150200250

WeltÜberschwem-mungen

2017

2018

2017

2018

2017

2018

2017

2018

Erdbeben SonstigeStürme

Versicherte Schäden, in USD Milliarden

050

100150200250

NordamerikaÜberschwem-mungen

2017

2018

2017

2018

2017

2018

2017

2018

Erdbeben SonstigeStürme

Lateinamerika/KaribikÜberschwem-mungen

2017

2018

2017

2018

2017

2018

2017

2018

Erdbeben SonstigeStürme

0.00.51.01.52.02.53.0

Ozeanien/Australien

Überschwem-mungen

2017

2018

2017

2018

2017

2018

2017

2018

Erdbeben SonstigeStürme

05

1015202530

AsienÜberschwem-mungen

2017

2018

2017

2018

2017

2018

2017

2018

Erdbeben SonstigeStürme

EuropaÜberschwem-mungen

2017

2018

2017

2018

201

72

018

Erdbeben SonstigeStürme

201

72

018

02468

1012

In Schwellenländern ist die Deckungs-lücke oft besonders gross.

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Swiss Re sigma Nr. 2/2019 25

Die weltweite (Rück-)Versicherungsindustrie hat reichliche Kapazitäten, um die mit primären und sekundären Naturkatastrophen verbundenen Gefahren zu tragen. Mit-hilfe des Poolmechanismus von Versicherungen können diese Risiken über Bevölke-rungen und Regionen hinweg diversifiziert werden. Das globale Wesen der (Rück-)Versicherungsmärkte ermöglicht darüber hinaus eine Risikodiversifizierung über Landesgrenzen hinweg und reduziert damit die lokal erforderliche Risikotragfähig-keit.38 In der Vergangenheit wurden Risiken auf der Grundlage historischer Schaden-verläufe bewertet, doch in einer von zunehmender Verstädterung und Klimawandel geprägten Welt reicht dies nicht mehr aus. Um die Häufigkeit, die Schwere und das steigende Risiko von Gefahren abzubilden, müssen Versicherer heute neue Wege gehen: Unter anderem müssen sie verstärkt moderne Technologien einsetzen (etwa Satellitenbilder, Daten aus den sozialen Medien), um stabilere und effektivere Model-lierungswerkzeuge zu entwickeln, die Trends und Umweltveränderungen in Echtzeit statt im Rückblick erfassen (siehe Lösungsbeispiel: Die Deckungslücke bei Über-schwemmungen in den USA und die Rolle des privaten Marktes).

Es ist schwer, Anreize für den Kauf von Versicherungen gegen seltene Gefahren wie Erdbeben zu schaffen, deren Eintreten von Verbrauchern als sehr unwahrscheinlich gesehen wird. Gefahren durch extreme Wetterbedingungen, darunter Stürme und Überschwemmungen, könnten dagegen die Chance zur Schliessung von Deckungs-lücken bieten, da ihre relative Häufigkeit sie für Verbraucher und die Politik eher als zeitnahe Bedrohung begreifbar macht. Versicherungen gegen sekundäre Naturge-fahren (wie etwa Starkregen oder Erdrutsche) könnten ein erster Schritt sein, um Kunden die Vorteile einer Versicherung nahezubringen und Anreize für den späteren Kauf einer umfassenderen Naturkatastrophenversicherung zu schaffen, die auch seltenere Gefahren abdeckt. So könnte gerade in weniger entwickelten Märkten eine gute Versicherungskultur aufgebaut werden.

Die Swiss Re hat zahlreiche Versicherungslösungen gegen sekundäre Naturgefahren entwickelt, darunter auch Produkte für die Caribbean Catastrophe Risk Insurance Facility (CCRIF) zur Absicherung von Schäden, beispielsweise durch Starkregen (in Verbindung mit Wirbelstürmen) und Wind, sowie Versicherungen gegen Erdrutsche für den Kreis Mao in China. Angesichts der steigenden Nachfrage nach massge-schneiderten Rückversicherungen sind neue Methoden und Werkzeuge notwendig, damit das Risiko verstärkt im Hinblick auf die Häufigkeit und nicht die Schwere be-wertet werden kann. Zuverlässige Risikobewertungen werden von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung von neuen Produkten zur Deckung von Häufigkeitsri-siken und zur effizienteren Nutzung von Versicherungskapital sein.

Lösungsbeispiel: Die Deckungslücke bei Überschwemmungen in den USA und die Rolle des privaten MarktesLaut den Katastrophenmodellen der Swiss Re wird sich der wirtschaftliche Schaden durch Überschwemmungen in den USA auf jährlich USD 15 Milliarden belaufen. Da hiervon nur USD 5 Milliarden versichert sind, ergibt sich eine jährliche Deckungs-lücke von USD 10 Milliarden. Aufgrund der geografischen Ausdehnung des Landes und der verschiedenen Klimazonen ist die Gefahr von Überschwemmungen in den USA sehr hoch. Dennoch besitzt nur jeder sechste Haushalt eine Hochwasserver- sicherung. Viele Amerikaner halten eine Versicherung für unnötig, andere glauben, das Risiko sei durch ihre Hausratversicherung gedeckt, und wieder andere finden die Versicherung zu teuer.

Die Gefahr wird durch weitere Faktoren verschärft: sintflutartige Regenfälle, steigen-de Meeresspiegel, schwerere Stürme und Sturmfluten sowie zunehmende Bautätig-keit – privat und gewerblich – in hochwassergefährdeten Gebieten. Bis vor Kurzem bestand in der Industrie wenig Interesse, Überschwemmungsrisiken in den USA zu

38 The Contribution of Reinsurance Markets to Managing Catastrophe Risk, OECD, 2018, oecd.org/finance/the-contribution-of-reinsurance-markets-to-managing-catastrophe-risk.pdf

Wir brauchen eine neue Art der Risiko- modellierung und einen verstärkten Einsatz neuer Technologien, wenn der Poolmechanismus von Versicherungen effektiver werden soll.

Versicherungen gegen sekundäre Naturgefahren lassen sich vermutlich einfacher verkaufen als umfassende Naturkatastrophenversicherungen.

Die Swiss Re hat eine Reihe von Lösungen für sekundäre Naturgefahren entwickelt.

Das Überschwemmungsrisiko in den USA wird selten versichert.

Das Hochwasserrisiko kann heute sehr zuverlässig modelliert werden ...

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Beachtliche Kapazitäten und zahlreiche Chancen für Versicherer

versichern. Dies ändert sich durch technologische Fortschritte, die nun den Aufbau eines Marktes für private Hochwasserversicherungen ermöglichen.

Noch vor einer Generation hatte die Industrie kaum Möglichkeiten, das Über-schwemmungsrisiko in einer bestimmten Region akkurat einzuschätzen. Selbst die Gefahrenkarten des National Flood Insurance Program (NFIP) erlaubten keine Rück-schlüsse auf die sehr unterschiedliche Risikoverteilung, die unter Umständen sogar innerhalb desselben Überschwemmungsgebiets auftrat. Heute liefern durchgehend probabilistische Hochwassermodelle für die USA, die die spezifische Gefahrenan- fälligkeit, Werteverteilung und Versicherungsbedingungen berücksichtigen, konkrete Daten in Echtzeit und ermöglichen es damit den Versicherern, Risiken auch bei indi-viduellen Expositionen und besonderen Merkmalen besser einzuschätzen. Mit dem Flood-Toolkit von Swiss Re können Versicherer in den USA sowohl im privaten als auch im gewerblichen Sektor massgeschneiderte Versicherungslösungen für Über-schwemmungsrisiken anbieten.Das Tookkit bietet die Möglichkeit, Überschwem-mungsrisiken zu evaluieren und auszupreisen. Ausserdem werden dadurch die Deckungsbedingungen vereinfacht, wodurch ein Mehrwert für Immobilieneigen- tümer entsteht.

Die Verhaltensökonomie liefert wertvolle ErkenntnisseEinige Gründe für eine Unterversicherung liegen auf Seite der Nachfrage; hier kön-nen Versicherer wertvolle Erkenntnisse zum Kaufverhalten der Verbraucher aus der Verhaltensökonomie gewinnen. Es gibt viele verschiedene Ursachen für Unterversi-cherung, darunter mangelndes Wissen um Versicherungsprodukte und ihre Verfüg-barkeit sowie mangelndes Risikobewusstsein der Verbraucher. Die traditionelle Wirt-schaftslehre geht davon aus, dass Menschen, sofern sie ausreichend informiert sind, rational handeln und die Option wählen, die ihren Nutzen maximiert. In der Realität sind Menschen jedoch häufig irrational, und ihre Meinung zu bestimmten Themen ist durch unbewusste Vorurteile verzerrt. Das kann beim Kauf einer Versicherung sehr relevant sein. Eine Versicherung ist ein abstraktes Produkt, dessen Akzeptanz stark vom Vertrauen der Kunden abhängt, dass die Versicherungsgesellschaft künftige Schäden tatsächlich zahlt. Katastrophenversicherungen wiederum sind aufgrund ihrer Komplexität für Laien besonders schwer einzuschätzen. Die meisten Menschen haben keine eigene Erfahrung mit Katastrophen und den damit verbundenen Schäden.

Die sogenannte Verfügbarkeitsverzerrung («availability bias») ist ein weiterer wichti-ger Faktor. Üblicherweise schätzen wir die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignis-ses danach ein, wie schnell uns entsprechende Beispiele und Fälle aus der jüngeren Vergangenheit einfallen. Wenn der Ort, an dem wir leben, in den vergangenen zehn Jahren nicht überschwemmt wurde, sehen wir vermutlich keine Notwendigkeit, eine Hochwasserversicherung abzuschliessen. Ein zweites Problem ist, dass die Erinne-rung an ein Katastrophenereignis schnell verblassen kann. Eine Studie in den USA ergab, dass direkt nach einer Überschwemmung vermehrt Versicherungen abge-schlossen wurden und dass dieser Anstieg noch weitere neun Jahre lang statistisch relevant blieb.39 Danach sanken die Abschlussraten wieder, so als hätte es nie eine Überschwemmung gegeben. Die Verhaltensökonomie ist ein aktives Forschungsfeld in der Versicherungsbranche. Ein fundiertes Verständnis der Präferenzen von Ver-brauchern, ihres Kaufverhaltens und ihres Risikobewusstseins ist ein guter Ausgangs-punkt für die Produktentwicklung und Preisfindung in allen Geschäftsbereichen, so auch bei Naturkatastrophenversicherungen.

39 J. Gallagher, Learning About an Infrequent Event: Evidence from Flood Insurance Take-Up in the US, Case Western Reserve University – Weatherhead School of Management, 31. Oktober 2013, https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3078097

... was die Entwicklung innovativer Einzelkundenversicherungen ermöglicht.

Mangelndes Risikobewusstsein ist weiterhin eine der Hauptursachen der Unterversicherung ...

... vor allem bei Gefahren, die selten auftreten, aber schwere Folgen haben.

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Die Rolle von Versicherungen im Aufbau einer robusten InfrastrukturUm die Deckungslücke zu schliessen, müssen nicht nur mehr Verluste versichert, sondern auch die wirtschaftlichen Schäden insgesamt reduziert werden. Das erfor-dert ein koordiniertes Handeln des öffentlichen und privaten Sektors. Öffentlich- private Partnerschaften (ÖPP) haben in der Vergangenheit bereits erfolgreich Lösungen zur Minderung von Katastrophenrisiken gefunden. So boten Versicherer in Grossbritannien Policen für Hausbesitzer in überschwemmungsgefährdeten Ge-bieten an, während die Regierung im Gegenzug in den Hochwasserschutz investierte. In Italien geniessen Hausbesitzer seit 2017 Steuervorteile, wenn sie eine Erdbeben-versicherung abschliessen und ihre Häuser erdbebensicher nachrüsten. Wir begrüs-sen diese Entwicklungen (siehe «Special sigma 2/2019 feature: LAquila, 10 years on» [nur in englischer Ausgabe verfügbar]).

Eine hochwertige, solide Infrastruktur begünstigt die wirtschaftliche Entwicklung und die gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit. Es gibt zahlreiche Beispiele für Schutzmechanismen gegen Katastrophenschäden, die nach einer Katastrophe ge-stärkt (oder überhaupt erst eingerichtet) wurden. Zum Beispiel trugen die nach den katastrophalen Überschwemmungen entlang des Jangtse-Beckens in China 1998 gebauten Hochwasserbarrieren dazu bei, die wirtschaftlichen Schäden einer weite-ren, potenziell katastrophalen Überflutung 2016 einzudämmen. ÖPP können jedoch noch viel mehr Präventionsarbeit leisten, um Bevölkerungszentren, vor allem jene mit einer besonderen Anfälligkeit für häufige Wetterextreme, durch den Aufbau einer ri-sikomindernden Infrastruktur zu schützen. Hier können Versicherer als Langzeitinves-toren einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung solcher Massnahmen leisten.

ÖPP bieten im Infrastrukturbau mehrere Vorteile. So beläuft sich zum Beispiel (1) das Kapital des weltweiten privaten (Rück-)Versicherungsmarktes auf etwa USD 30 000 Milliarden.40 Schon eine Erhöhung um wenige Milliarden könnte beachtliche Sum-men für Investitionen in die Infrastruktur zur Verfügung stellen, so die Kostenlast von Staaten mit geringen Steuereinnahmen senken und die wirtschaftliche Belastbarkeit insgesamt stärken. Privat finanzierte Infrastrukturinvestitionen kurbeln das Wirt-schaftswachstum an und senken die Produktionskosten für Unternehmen. Gleichzei-tig wirken sich gut entwickelte private Märkte mit vielfältigen und nachhaltigen Fi-nanzierungskanälen (unter anderem für Investitionen in die Infrastruktur) positiv auf die finanzielle Stabilität und die wirtschaftliche Belastbarkeit insgesamt aus;41 (2) ÖPP sorgen in der Regel für eine höhere Effizienz der Projekte und tragen zu einer effektiven Risikoverteilung bei; und (3) vor dem Hintergrund anhaltend niedriger Renditen sind Infrastrukturprojekte für Langzeitinvestoren eine attraktive Option.

Trotz ihrer Vorteile sind ÖPP eher die Ausnahme als die Regel. Im Allgemeinen sind Infrastrukturprojekte noch immer intransparent und schwer zugänglich für institutio-nelle Anleger, darunter auch Versicherer. Aufgrund des Mangels an standardisierter Dokumentation zur Schuldenfinanzierung und an Berichtsvorlagen sowie an harmo-nisierten Streitschlichtungssystemen sind die «Rechte» der Investoren in Infrastruk-turprojekten häufig stark eingeschränkt. Dazu kommt ein weiterer Nachteil: Infra-struktur ist illiquid, was Langzeitanleger daran hindert, grössere Teile ihres Kapitals in die Anlageklasse zu investieren.

Für die Entwicklung eines dynamischen Infrastruktursektors unter Beteiligung von ÖPP müssen die Rahmenbedingungen für Investoren verbessert werden. Es müssten Best Practices gelten, die vom öffentlichen und privaten Sektor gemeinsam entwickelt werden. Hier würde eine Referenztransaktion von ÖPP auf der Grundlage von Best Practices einen positiven Präzedenzfall schaffen, an dem sich Investoren bei zukünf-tigen Transaktionen orientieren könnten. Eine wichtige Voraussetzung ist der richtige regulatorische Rahmen: Die Vorgaben sollten klar, einheitlich und harmonisiert sein, um die Bereitstellung von Kapital durch Langzeitinvestoren zu fördern.

40 Laut Schätzungen des Swiss Re Institute.41 Infrastructure Investing. It Matters, Swiss Re and Institute of International Finance, 2014, https://www.

swissre.com/dam/jcr:513b66a1-0ea5-485a-8ef8-eaaec27b6749/Infrastructure_Investment_IIF.pdf

Die Deckungslücke kann nur mithilfe von öffentlich-privaten Partnerschaften geschlossen werden.

Der Weg zu mehr Widerstandsfähigkeit führt über eine Reduzierung künftiger Schäden.

Versicherer können mehr Kapital in langfristige Infrastrukturprojekte zum Aufbau von Widerstandsfähigkeit investieren.

Der Mangel an eindeutigen Anlageklassen und -standards ist ein Hindernis für verstärkte Investitionen in kritische Infrastruktur.

Regulatorische Klarheit würde auch Investitionen in Infrastruktur fördern.

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Beachtliche Kapazitäten und zahlreiche Chancen für Versicherer

Der politische Weg hin zu einer handelbaren Infrastruktur und einer höheren Beteili-gung von ÖPP scheint frei – das ist vielversprechend. Der Bericht der «G20 Eminent Persons Group» beispielsweise unterstreicht die Notwendigkeit einer handelsfähi-gen Infrastruktur-Anlageklasse.42 Im selben Bericht machen die Autoren konkrete Vorschläge, darunter die Minderung von Projektrisiken unter Einsatz der Bilanzen von multilateralen Entwicklungsbanken (Multilateral Development Banks, MDBs). Alter-nativ könnten MDBs auch Einzelprojekte bündeln und an Langzeitinvestoren verkau-fen, um so in ihren Bilanzen Kapazitäten für Infrastrukturdarlehen zu schaffen. Der European Financial Services Roundtable, eine Vereinigung grosser europäischer (Rück-)Versicherer und Banken, hat darüber hinaus eine Vorlage für Finanzdokumen-tation im Sinne eines Best-Practice-Modells vorgeschlagen.43

42 Making the Global Financial System Work For All, Global Financial Governance, 2018, https://www.globalfinancialgovernance.org/report-of-the-g20-epg-on-gfg/

43 Facilitating European Infrastructure Investment , European Financial Services Round Table, April 2018, http://www.efr.be/documents/news/117.1.%20Updated%20EFR%20paper%20on%20Infrastructure.pdf

Der politische Wille zur Veränderung scheint gegeben.

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Fazit

Das vergangene Jahr gönnte der globalen (Rück-)Versicherungsindustrie keine Atempause, auch wenn besonders folgenschwere Grosskatastrophen ausblieben. Die versicherten Schäden durch Natur- und Man-made-Katastrophen erreichten mit insgesamt USD 85 Milliarden den vierthöchsten bisher von sigma verzeichneten Wert für ein einzelnes Jahr. Mehr als die Hälfte dieser Schäden ging auf sekundäre Naturgefahren, darunter Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen nach starken Regenfällen, zurück.

Versicherer überwachen normalerweise vor allem primäre Naturgefahren wie nord-atlantische Wirbelstürme, Erdbeben und Winterstürme in Europa sowie die daraus entstehenden Schäden. Wir erwarten einen steigenden Anteil sekundärer Gefahren an den gesamten Naturkatastrophenschäden, ob als Einzelereignis oder als sekun-därer Effekt von primären Naturgefahren. Gründe hierfür sind vor allem die schnelle Verstädterung und damit verbunden die höhere Konzentration von Vermögenswer-ten in Gebieten mit häufigen Wetterextremen sowie die in Zukunft zu erwartenden wärmeren und trockeneren Wetterbedingungen.

Im Vergleich zur Situation vor zwanzig Jahren haben sich die potenziellen Schäden durch extreme Wetterereignisse in dicht besiedelten und stetig wachsenden Bal-lungszentren signifikant erhöht. Wir erwarten auch einen schnelleren Anstieg der Schäden durch sekundäre Naturgefahren als bisher, verursacht durch die fortschrei-tende Verstädterung in hochwassergefährdeten Gebieten (zum Beispiel an Küsten oder in ehemaligen Schwemmebenen) und das zunehmende Waldbrandrisiko (WUI) sowie die prognostizierten Langzeitfolgen des Klimawandels. Noch steht nicht fest, ob und inwiefern der Klimawandel für die extremeren Ausprägungen von Katastro-phen wie Wirbelstürmen verantwortlich ist; Wetterextreme und eine zunehmende Häufung entsprechender sekundärer Überschwemmungen, Dürren und Waldbrände sind aber bereits heute in vielen Teilen der Welt Realität.

Die Versicherungsindustrie muss diese Risiken verstehen lernen und der Gesell-schaft helfen, sich gegen sie zu wappnen. Die versicherten Schäden aus Naturkatas-trophen beliefen sich im Zweijahreszeitraum 2017 bis 2018 auf USD 219 Milliarden. Selbst bei derart hohen Schadensummen ist noch reichlich Versicherungskapazität in der Branche vorhanden. Um dieses Kapital effektiver zu nutzen, sollten (Rück-)Ver-sicherer häufig auftretende sekundäre Naturgefahren in ihrer Schadenüberwachung, Risikobeurteilung, Preisfindung und ihrem Risikomanagement stärker berücksichtigen. Darüber hinaus gilt es, das Risikobewusstsein der Verbraucher zu schärfen, das Versicherungsangebot um geeignete Policen zu erweitern und diese gezielter zu ver-treiben.

Auch der öffentliche Sektor spielt bei der Handhabung von Katastrophenrisiken eine wichtige Rolle. Hier können Versicherer ebenfalls einen Beitrag leisten, indem sie re-levante Informationen an Behörden weitergeben. Dieses Wissen kann dann genutzt werden, um geeignete staatliche Massnahmen zur Risikominderung und zur Mini-mierung der finanziellen Schäden sowie der Todesfälle infolge von Katastrophener-eignissen zu entwickeln. Unter günstigeren regulatorischen Bedingungen könnten Versicherer auch durch Investitionen zum Aufbau globaler Widerstandsfähigkeit beitragen, vor allem durch die Finanzierung von langfristigen Infrastrukturprojekten.

Mehr als die Hälfte der versicherten Schäden im letzten Jahr entstand durch sekundäre Naturgefahren.

Wir erwarten auch weiterhin einen Anstieg der Schäden durch sekundäre Naturgefahren ...

... denn steigende Temperaturen führen bereits heute in vielen Teilen der Welt zu häufigeren Überschwemmungen, Dürren und Waldbränden.

Die (Rück-)Versicherungsbranche hat ausreichend Kapital, um diese zunehmenden Risiken zu tragen, muss sie jedoch besser verstehen lernen.

Versicherer können auch durch Langzeitinvestitionen globale Widerstandsfähigkeit aufbauen.

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Begriffe und SelektionskriterienNaturkatastrophenUnter einer Naturkatastrophe wird ein durch Naturgewalten ausgelöstes Ereignis verstanden. In der Regel hat ein derartiges Ereignis viele Einzelschäden zur Folge, welche zahlreiche unterschiedliche Versicherungsverträge betreffen. Das Schaden-ausmass einer Katastrophe hängt nicht allein von der Stärke der Naturgewalten ab, sondern auch von menschlichen Faktoren wie der Bauweise oder der Effizienz des Katastrophenschutzes in der betroffenen Region. sigma unterteilt Naturkatastrophen in folgende Kategorien: Überschwemmungen, Stürme, Erdbeben, Dürren/Waldbrän-de/Hitzewellen, Kältewellen/Frost, Hagel, Tsunamis und übrige Naturkatastrophen.

Man-made-KatastrophenAls Man-made- oder technische Katastrophen bezeichnet die Studie Grossereignis-se, die im Zusammenhang mit menschlichen Aktivitäten stehen. Betroffen ist zu-meist ein grosses Objekt auf eng umgrenztem Raum, das von wenigen Versiche-rungsverträgen gedeckt ist. Kriege, Bürgerkriege und kriegsähnliche Ereignisse sind ausgeschlossen. sigma unterteilt Man-made-Katastrophen in folgende Kategorien: Grossbrände und Explosionen, Luft- und Raumfahrtkatastrophen, Schiffskatastro-phen, Bahnkatastrophen, Gruben-/Minenunglücke, Einstürze von Gebäuden/Brücken und diverse Grossschäden (inklusive Terrorismus).

Wirtschaftlicher SchadenAls wirtschaftlicher Schaden gelten in der vorliegenden sigma-Studie alle direkt einem Grossereignis zurechenbaren finanziellen Schäden, also Schäden an Gebäuden, Infrastruktur, Fahrzeugen usw. Hinzu kommen Schäden durch Betriebsunterbre-chung bei direkt durch die Sachschäden betroffenen Betrieben. Versicherte Schäden verstehen sich vor Rückversicherung, ob im Rahmen von kommerziellen oder von staatlichen Programmen. Eine als Gesamtschaden oder wirtschaftlicher Schaden aufgeführte Zahl umfasst alle Schäden, einschliesslich der versicherten. Nicht be-rücksichtigt werden indirekte Schäden wie beispielsweise Einkommensausfall bei den Zulieferern direkt geschädigter Betriebe. Ebenfalls nicht eingeschlossen sind Schätzungen zum Ausfall des Bruttoinlandsprodukts oder nicht ökonomische Schäden wie beispielsweise Reputationsverlust oder Verlust an Lebensqualität.

Allgemein gilt, dass die Schätzungen für Gesamtschäden (oder wirtschaftliche Schäden) sehr unterschiedlich erfasst und kommuniziert werden. Ihre Vergleichbarkeit ist dadurch eingeschränkt, und die genannten Schadenhöhen sind als Richtgrössen zu sehen.

Versicherte SchädenUnter Schäden sind alle versicherten Schäden mit Ausnahme der Haftpflichtschä-den zu verstehen. Die Nichtberücksichtigung von Haftpflichtschäden erlaubt einer-seits eine relativ schnelle Beurteilung des Versicherungsjahres, führt andererseits jedoch meist zu einer Untergewichtung der Schäden aus Man-made-Katastrophen. Ebenfalls ausgeschlossen sind Schadenzahlungen im Rahmen von Lebensversiche-rungspolicen.

NFIP-Flutschäden in den USADie sigma-Katastrophendatenbank umfasst auch durch das NFIP gedeckte Über-schwemmungsschäden in den USA, sofern sie den sigma-Selektionskriterien ent-sprechen.

sigma publiziert seit 1970 Grossschadenlisten. Das zusätzliche Kriterium der Perso-nenschäden – Todesopfer, Vermisste, Schwerverletzte und Obdachlose – erlaubt es zudem, auch Ereignisse in unterdurchschnittlich versicherten Regionen zu erfassen.

Eine Naturkatastrophe wird durch Naturgewalten ausgelöst.

Man-made- oder technische Katastrophen werden durch menschliches Handeln verursacht.

Zu den Schäden zählen auch direkt einer Katastrophe zurechenbare Sachschäden und Betriebs-unterbrechungen.

Die Höhe der wirtschaftlichen Schäden ist als Richtgrösse zu sehen.

Anhang

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Für das Berichtsjahr 2018 galten als untere Schadengrenzen:

Versicherte Schäden (Forderungen):Schiffskatastrophen USD 20,8 MillionenLuftfahrtkatastrophen USD 41,7 MillionenAndere Ereignisse USD 51,8 Millionen

oder wirtschaftlicher Schaden: USD 103,5 Millionenoder Personenschäden:

Tote oder Vermisste 20Verletzte 50Obdachlose 2000

Inflationsbereinigung, Änderungen, Auskünftesigma rechnet alle Schäden des Ereignisjahres, welche nicht in USD beziffert sind, zum Jahresendkurs in USD um. Zur Inflationsbereinigung werden diese USD-Werte mit dem Konsumentenpreisindex der USA auf den aktuellen Preisstand (zurzeit 2018) hochgerechnet.

Zur Illustration dient der versicherte Sachschaden der Überschwemmungen in Grossbritannien vom 29. Oktober bis 10. November 2000:

Versicherter Schaden zu Preisen von 2000: USD 1046,5 Millionen

Versicherter Schaden zu Preisen von 2018: USD 1526,1 Millionen

Würde man alternativ die Schäden in Originalwährung (GBP) um die Inflation berei-nigen und anschliessend zum aktuellen Wechselkurs in USD umrechnen, ergäbe sich ein versicherter Schaden zu Preisen von 2018 in Höhe von USD 1302,4 Millio-nen. Dies entspräche einem Rückgang von 15 %, verglichen mit der sigma-Standard-methode. Die Differenz entsteht, weil der Wechselkurs des GBP im Verhältnis zum USD im Zeitraum zwischen 2000 und 2018 um 15 % gesunken ist. Der Inflationsun-terschied zwischen den USA (45,8 %) und Grossbritannien (45,7 %) im selben Zeit-raum ist vernachlässigbar.

Falls Änderungen bezüglich der Schadenhöhe von publizierten Ereignissen bekannt werden, berücksichtigt sigma diese in der Datenbank. Swiss Re ist jedoch nicht ver-pflichtet, diese sigma-Studie zu revidieren oder zu aktualisieren.

Grenzwerte für versicherte Schäden und Personenschäden 2018

Schäden werden zu Wechselkursen per Jahresende bestimmt und danach inflationsbereinigt.

Abbildung 14 Alternative Methoden zur Inflationsbereinigung im Vergleich

Quelle: Swiss Re Institute

Überschwemmungen in Grossbritannien Wechselkurs US-Inflation29. Oktober bis 10. November 2000 GBP Mio. USD/GBP USD Mio. USD Mio.Originalschaden 700.0 1.495 1046.5 1046.5

Stand Konsumentenpreisindex 2000 72.7 100.0Stand Konsumentenpreisindex 2018 105.9 145.8Teuerungsfaktor 1.457 1.458

Bis 2018, inflationsbereinigt 1020.0 1.277 1302.4 1526.1Comparison 85 % 100 %

Änderungen bezüglich der Schaden-höhe von publizierten Ereignissen berücksichtigt in der sigmaDatenbank.

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Anhang

QuellenAls Quelle dienen Tagespresse, Erst- und Rückversicherungszeitschriften, gedruckte oder elektronische Fachpublikationen sowie Meldungen von Erst- und Rückversiche-rern. Aus den aufgeführten Informationen können keinerlei Rechtsansprüche gegen-über Swiss Re abgeleitet werden (siehe Copyright-Informationen auf der Rückseite).

Zugrunde liegender Wechselkurs44, Landeswährung pro USD

Land Währung Wechselkurs per Jahresende 2018Australien AUD 1,4205Kanada CAD 1,3652Schweiz CHF 0.9853China CNY 6,8776Eurozone EUR 0,8746Grossbritannien GBP 0,7851Indonesien IDR 14430,0144Indien INR 69,4444Japan JPY 109,7815Kenia KES 101,8600Laos LAK 8551,3939Sri Lanka LKR 181,8182Madagaskar MGA 3540,7004Neuseeland NZD 1,4910Oman OMR 0,3850Philippinen PHP 52,5210Schweden SEK 8,8652Tonga TOP 2,3321USA USD 1,0000Vietnam VND 23 201,8561

44 Die Schäden von 2018 wurden zu diesen Kursen in USD umgerechnet. Es wurden keine Schäden in anderen Währungen angegeben.

Als Quelle werden Zeitungen, Erst- und Rückversicherungszeitschriften, Fachpublikationen und andere Berichte herangezogen.

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Neuere sigma-Publikationen

2019 Nr. 1 Schwellenländer: Lichtblick in einer schwierigen Wirtschaftsphase Nr. 2 Natur- und Man-made-Katastrophen im Jahr 2018: Sekundäre Naturgefahren auf

dem Vormarsch

2018 Nr. 1 Natur- und Man-made-Katastrophen im Jahr 2017: Ein Jahr der Rekordverluste Nr. 2 Zukunft gestalten: Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Technischen Versicherung Nr. 3 Globale Assekuranz 2017: Solide, aber reife Lebensversicherungsmärkte bremsen

Wachstum Nr. 4 Rentabilität der Nichtlebenversicherung: Vorsicht, Lücke! Nr. 5 Global economic and insurance outlook 2020 (nur in Englisch verfügbar) Nr. 6 Verbesserung der Sterblichkeit: Vergangenheit verstehen und Zukunft antizipieren

2017 Nr. 1 Cyber: Bewältigung eines komplexen Risikos Nr. 2 Natur- und Man-made-Katastrophen im Jahr 2016: Ein Jahr mit weitgefächerten

Schäden Nr. 3 Globale Assekuranz 2016: Der chinesische Wachstumsmotor läuft auf Hochtouren Nr. 4 Versicherung: Mehrwert für die Entwicklung in Schwellenländern Nr. 5 Gewerbeversicherung: Erweiterung der Versicherbarkeit durch Innovation Nr. 6 Bestandsmanagement in der Lebensversicherung: höherer Kundennutzen und

verbesserte langfristige Realität

2016 Nr. 1 Natur- und Man-made- Katastrophen 2015: Massive Schäden in Asien Nr. 2 Versicherung in den Grenzmärkten Nr. 3 Globale Assekuranz 2015: Anhaltendes Wachstum trotz regionaler Unterschiede Nr. 4 Versicherung auf Gegenseitigkeit im 21. Jahrhundert: Zurück in die Zukunft? Nr. 5 Strategische Rückversicherung und Versicherung: zunehmender Trend zu

massgeschneiderten Lösungen

2015 Nr. 1 Gesundheit in Schwellenländern: Versicherungen können helfen Nr. 2 Natur- und Man-made-Katastrophen 2014:

Massive Schäden durch starke Konvektionsgewitter und Winterstürme Nr. 3 Fusionen und Übernahmen im Versicherungswesen: Beginn einer neuen Welle ? Nr. 4 Globale Assekuranz 2014: Zum «Leben» erwacht Nr. 5 Unterversicherung von Sachrisiken: Die Deckungslücke schliessen Nr. 6 Lebensversicherung im digitalen Zeitalter: Ein grundlegender Wandel steht bevor

2014 Nr. 1 Natur- und Man-made Katastrophen 2013: Massive Schäden aus Überschwemmungen und Hagelstürmen; Haiyan verwüstet die Philippinen Nr. 2 Digitaler Vertrieb von Versicherungen: Eine stille Revolution Nr. 3 Globale Assekuranz 2013: Auf Erholungskurs Nr. 4 Schadentrends in der Haftpflichtversicherung: Neue Risiken und Erholung der

wirtschaftlichen Einflussfaktoren Nr. 5 Wie sieht die Pflege in Zukunft aus ? Die Suche nach nachhaltigen Pflegelösungen für eine alternde Welt

2013 Nr. 1 Partnerschaften für Ernährungssicherheit in Schwellenländern Nr. 2 Natur- und Man-made-Katastrophen 2012: Ein Jahr der extremen Wetterereignisse

in den USA Nr. 3 Assekuranz Global 2012: Auf dem langen, beschwerlichen Weg zur Erholung Nr. 4 Navigation durch die Welt der Transportversicherungen und der Versicherung für

Fluggesellschaften – Neueste Entwicklungen Nr. 5 Urbanisierung in Schwellenländern – Fluch und Segen für die Versicherer Nr. 6 Lebensversicherung – Fokussierung auf den Konsumenten

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Erkunden und visualisieren Sie sigma-Daten zu Naturkatastrophen und den Weltversicherungsmärkten unter www.sigma-explorer.com

© 2019 Swiss Re. Alle Rechte vorbehalten.

Diese Ausgabe wurde am 22. Februar 2019 abgeschlossen.

sigma ist in englischer (Originalsprache), deutscher, französischer, spanischer, chinesischer und japanischer Sprache erhältlich.

sigma ist unter https://www.swissre.com/institute/research/sigma-research/ verfügbar.

Die Internetversion kann geringfügig aktualisierte Informationen enthal-ten.

Übersetzungen:Deutsch: Diction AGFranzösisch: ithaxa Communications SARLSpanisch: Traductores Asociados Valencia S.L.

Gestaltung und Produktion:Corporate Real Estate & Logistics/Media Production, Zürich

Druck: Multicolor Print AG, Baar

© 2019 Swiss Re Alle Rechte vorbehalten.

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Autoren:Lucia BevereAnna EhrlerVineet KumarRoman LechnerAlexandra SchelbertMarla SchwartzRajeev Sharan

EditorPaul Ronke

Chefredaktoren:Dr Jerome Jean HaegeliSwiss Re Group Chief Economist Dan RyanLeiter Insurance Risk Research

Page 40: Natur- und Man-made- Katastrophen im Jahr 2018: Sekundäre ...8a3caa1b-7f2b-4c7b-a805-6be0674b2043/... · tät eine solide sozioökonomische Struktur aufbauen, vor allem durch die

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