natura 2000 in der alpinen region - european...
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Natura 2000 in der alpinen Region
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Luxemburg: Amt für Veröff entlichungen
der Europäischen Union, 2010
© Europäische Gemeinschaften, 2010
20 – 16 S. – 21 x 29,7 cm
ISBN 978-92-79-13251-3
doi:10.2779/67521
Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. Die Fotos sind
urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne die vorherige
schriftliche Zustimmung der jeweiligen Fotografen nicht
verwendet werden.
Printed in Belgium
Gedruckt auf mit dem EU-Umweltzeichen für
grafi sche Papiere ausgezeichnetem Recycling-Papier
(siehe http://ec.europa.eu/environment/ecolabel).
InhaltDie alpine Region – auf dem Dach Europas ...................... S. 3
Die Pyrenäen .................................................................................. S. 5
Die Alpen ......................................................................................... S. 6
Natura-2000-Gebiete in der alpinen Region ..................... S. 8
Die Apenninen .............................................................................. S. 10
Die Skanden ................................................................................... S. 11
Die Karpaten ................................................................................... S. 12
Der Balkan und das Rhodopen-Gebirge ............................. S. 14
Bewirtschaftung der alpinen Region .................................... S. 15
Europäische Kommission
Die Generaldirektion Umwelt
Autorin: Kerstin Sundseth, Ecosystems LTD, Brüssel
Verantwortliche Herausgeberin: Susanne Wegefelt,
Europäische Kommission, Referat B2, Natur und biologische
Vielfalt, 1049 Brüssel, Belgien
Unter Mitwirkung von: Angelika Rubin, Mats Eriksson,
Marco Fritz, Ivaylo Zafi rov
Danksagungen: Wir danken dem Europäischen
Themenzentrum „Naturschutz und Biologische Vielfalt“
und der Spatial Applications Division der Katholischen
Universität Löwen (SADL) für die Bereitstellung der in den
Tabellen und Karten verwendeten Daten.
Grafi k: NatureBureau International
Fotos: Umschlag vorn: großes Foto: Nationalpark Triglav,
Slowenien, Joze Mihelic; kleine Fotos von oben nach unten:
Daphne, J. Hlasek, R. Hoelzl/4nature, J. Hlasek
Umschlag Rückseite: Abruzzen-Gämse, Apenninen,
Gino Damiani
Weitere Informationen zu Natura 2000 fi nden Sie unter
http://ec.europa.eu/environment/nature.
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Die meisten Länder Europas werden von mehreren großen
Gebirgsketten durchzogen. In der Europäischen Union werden
sieben der längsten und höchsten Gebirgszüge biogeografi sch der
alpinen Region zugerechnet.
Zur alpinen Region zählen die Alpen im Herzen der Europäischen
Union, die von Norden nach Süden ganz Italien durchziehenden
Apenninen, die Pyrenäen im spanisch-französischen Grenzgebiet,
die Skanden in Schweden, Finnland und Norwegen und die
Karpaten, die sich in einem Bogen von der Slowakei bis nach
Rumänien erstrecken. Mit dem Beitritt Bulgariens zur Europäischen
Union im Jahr 2007 zählen zwei weitere Gebirge zur alpinen
Region der EU: der Balkan und das Rhodopen-Gebirge.
Unabhängig von der geografi schen Lage sind diese Gebirge alle
durch ein verhältnismäßig kaltes und raues Klima, große Höhen
und eine häufi g komplexe vielfältige Topografi e gekennzeichnet.
Die fl acheren Hänge sind mit Wäldern und naturnahen Grasfl ächen
bewachsen. Mit zunehmender Höhe und sinkenden Temperaturen
werden die Bäume spärlicher, bis sie schließlich vollständig
von Matten, Fjälls und Heidegestrüpp abgelöst werden. In den
Gipfellagen beschränkt sich die Vegetation auf einige wenige hoch
spezialisierte Arten, die den extremen Wachstumsbedingungen im
Felsgestein und auf Schneefl ächen standhalten.
In der alpinen Region sind in allen Gebirgszügen vergleichbare
Vegetationszonen anzutreff en. Allerdings treten diese Zonen in
unterschiedlichen Höhen auf. Beispielsweise liegt die Baumgrenze
in den Skanden noch unter 1000 m. In den Pyrenäen dagegen
reicht die Bewaldung bis in Höhen noch deutlich über 2000 m.
Wegen der großen Steigungen weisen Gebirge im Allgemeinen
in horizontaler Richtung stark komprimierte Lebenszonen auf.
Entsprechend ist mit zunehmender Höhe eine rasche Änderung
der Lebensräume und Arten zu beobachten. Ein Aufstieg um
100 m im Gebirge entspricht im Flachland einer Strecke von
100 km in nördlicher Richtung. Die komplexe Topografi e und
die unterschiedliche Bewitterung auf geschützten Südhängen,
auf Schneefl ächen, auf windgepeitschten Felsen, auf Geröll und
Schutthalden usw. haben zur Entstehung einer Vielzahl von
Mikroklimata geführt.
Dieses große Spektrum an Mikroklimata erklärt die ausgeprägte
biologische Vielfalt der alpinen Region. In der alpinen Region
leben fast zwei Drittel aller Pfl anzen des europäischen Kontinents.
In den hohen Gipfellagen kommen viele endemische Arten vor.
In den tieferen Lagen ist der Artenmix entscheidend durch die
Berührung mit anderen biogeografi schen Regionen und durch die
lange Tradition der Bewirtschaftung durch den Menschen geprägt.
Von den in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie)
genannten Lebensraumtypen und Arten sind in der alpinen
Region insgesamt 119 Lebensraumtypen sowie 107 Pfl anzen- und
161 Tierarten vertreten.
Die Region hat sich zu einem wichtigen Rückzugsgebiet für viele
ursprünglich auch in tieferen Lagen in größerer Zahl heimische
Arten entwickelt. Großraubtiere (Wölfe, Bären und Luchse) und
Greifvögel (Adler, Falken und Geier) haben sich in die Bergwelt
zurückgezogen, weil dort anders als in den meisten sonstigen
Regionen noch größere zusammenhängende und vom Menschen
noch wenig berührte Gebiete existieren.
Einige Arten haben sich ideal an das Leben in der alpinen Region
angepasst. Dazu zählen Nager wie z. B. die Schneemaus (Microtus
nivalis), Huftiere wie etwa der Alpensteinbock (Capra ibex) und
viele wirbellose Arten. Käfer und Schmetterlinge kommen in
der alpinen Region ebenfalls in großer Zahl vor. Allein in Italien
ist etwa die Hälfte sämtlicher Schmetterlingsarten oberhalb der
Baumgrenze anzutreff en.
Wegen des rauen Klimas, der schweren Zugänglichkeit und der
kurzen Vegetationsperioden sind in den meisten Gebirgsregionen
eine Bewirtschaftung und Einfl üsse durch den Menschen nur in
geringem Umfang gegeben. Dies gilt insbesondere für Höhen
oberhalb von 1000 m (bzw. 500 m in den Skanden). Trotzdem
war die traditionelle Weidewirtschaft über Jahrhunderte der
wesentliche Wirtschaftszweig der Gebirgsregionen und hat
erheblich zur großen biologischen Vielfalt der alpinen Region
beigetragen. Wegen der Aufgabe von Flächen einerseits und der
Einführung intensiverer Bewirtschaftungsformen andererseits sind
diese Nutzungsformen jedoch in rapidem Rückgang begriff en.
Die alpine Region— auf dem Dach Europas
Gipfel des Kleinglockner, Nationalpark Hohe Tauern, Foto © Nationalpark Hohe Tauern
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Gebirgsregionen in der alpinen Region der EU
Anm.: Die Rhodopen bestehen aus einem Gebirgsmassiv mit drei eng beieinander liegenden Gebirgszügen: dem Rhodopen-Gebirge, dem Rila-Gebirge und dem Pirin-Gebirge. Das Rhodopen-Gebirge reicht über die Grenze bis nach Griechenland. Zur alpinen Region wird aber nur der bulgarische Teil gerechnet.
Außerdem wurde diese äußerst fragile Umgebung in den
letzten Jahren u. a. durch den Massentourismus, umfangreiche
Auff orstung und Abholzung und die Eindeichung und
Kanalisierung alpiner Flüsse sowie durch den Straßenbau
beeinträchtigt.
Auch der Klimawandel bedeutet eine erhebliche Gefährdung.
Wegen der schmalen ökologischen und klimatischen Zonen in
den Bergen können bereits geringe Änderungen die Fähigkeit der
Berge zur Aufnahme und zur Speicherung von Wasser katastrophal
beeinträchtigen. Der Rückgang der Gletscher ist belegt. Bei einer
Fortsetzung dieses Rückgangs werden in fl acheren Gebieten
häufi gere Trockenperioden und in den Bergen, insbesondere in
größeren Höhen, deutliche Änderungen der Vegetation erwartet.
Quelle: Europäisches Themenzentrum „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ (Europäische Umweltagentur), http://biodiversity.eionet.europa.eu, Oktober 2008.
% of EU
Region Countries involved territory
Atlantic Belgium, Germany, Denmark, 18.4 Spain, France, Ireland, Portugal, Netherlands, United Kingdom
Boreal Estonia, Finland, Latvia, 18.8 Lithuania, Sweden
Continental Austria, Belgium, Bulgaria, Czech 29.3 Republic, Germany, Denmark, France, Italy, Luxembourg, Poland, Romania, Sweden, Slovenia
Alpine Austria, Bulgaria, Germany, Spain, 8.6 Finland, France, Italy, Poland, Romania, Sweden, Slovenia, Slovakia
Pannonian Czech Republic, Hungary, 3.0 Romania, Slovakia
Steppic Romania 0.9
Black Sea Bulgaria, Romania 0.3
Mediterranean Cyprus, Spain, France, Greece, 20.6 Italy, Malta, Portugal
Macaronesian Spain, Portugal 0.2
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Natura 2000 in der alpinen Region
Region Betroff ene Länder
Anteil am Territorium der EU (%)
Atlantische Region
Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Niederlande, Portugal, Spanien, Vereinigtes Königreich
18,4
Boreale Region Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Schweden
18,8
Kontinentale Region
Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Slowenien, Tschechische Republik
29,3
Alpine Region Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien
8,6
Pannonische Region
Rumänien, Slowakei, Tschechische Republik, Ungarn
3,0
Steppenregion Rumänien 0,9
Schwarzmeer-region
Bulgarien, Rumänien 0,3
Mediterrane Region
Frankreich, Griechenland, Italien, Malta, Portugal, Spanien, Zypern
20,6
Makaronesische Region
Portugal, Spanien 0,2
AusdehnungHöchste
Erhebung
Pyrenäen 430 km 3404 m
Alpen 1200 km 4807 m
Apenninen 1350 km 2912 m
Skanden 1400 km 2469 m
Karpaten 1450 km 2665 m
Balkan 550 km 2376 m
Rhodopen 240 km 2191 m
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Die bewaldeten Hänge von Le Canigou, östliche Pyrenäen, Fotos © Peter Creed
Pyrenäen-Desman, Foto
© Daniel Heuclin/NHPA
Die Pyrenäen erstrecken sich von der Küste des Mittelmeers bis
zum atlantischen Ozean. Sie zählen zu den kleinsten Gebirgszügen
der alpinen Region. Die Pyrenäen sind nur 430 km lang und im
Osten nur 10 km breit. Im mittleren Abschnitt erstrecken sie sich
über eine Breite von 150 km. Der höchste Punkt der Pyrenäen ist
der 3404 m hohe Pic D’Aneto.
Im Schnittgebiet zwischen verschiedenen klimatischen Zonen
weisen die Pyrenäen ein komplexes Landschaftsgefüge auf. Im
Norden fallen die Berge nach Frankreich hin abrupt zu den weiten
Ebenen Aquitaniens und des Languedoc ab. Wegen der ständigen
Einwirkung des Atlantik kommt es zu hohen Niederschlägen.
Daher sind die Berge in weiten Teilen mit Buchen und Tannen
bewachsen.
Die Südhänge sind erheblich trockener und weniger steil. Dort
gedeihen eher Wald- und Bergkiefern sowie Wacholder und
in den tieferen Lagen immergrüne Eichen. Ebenfalls verbreitet
sind Flächen mit mediterraner Buschvegetation und mit
Pfriemenginster.
Oberhalb der Baumgrenze (2400-2900 m) ähnelt die Vegetation
sehr der alpinen Vegetation. Allerdings ist die Flora in den
Pyrenäen weniger vielfältig als in den Alpen. Krautweiden kriechen
unter alpinen Heiden, und undurchdringliche Gestrüppe mit
üppig wuchernden rostblättrigen Alpenrosen (Rhododendron
ferrugineum) wechseln mit windbewegten Grasfl ächen.
Insgesamt sind in der FFH-Richtlinie 60 Lebensraumtypen
für die Pyrenäen genannt, darunter das nur in dieser Region
vorkommende und von Festuca eskia (einer Schwingelart)
bestimmte Silikat-Grasland. In den Pyrenäen kommen reißende
Sturzbäche, Wasserfälle und Seen in großer Zahl vor. Allein ab
Höhen oberhalb von 1000 m liegen über 1500 Seen.
Ähnlich wie in den Alpen besteht auch in den Pyrenäen
eine außerordentlich vielfältige Flora. Etwa 3000 Arten von
Gefäßpfl anzen wurden in den Pyrenäen gezählt. Davon sind
mindestens 120 endemische Arten, darunter die in der FFH-
Richtlinie genannten Arten Alyssum pyrenaicum und Aster
pyrenaeus.
Auch in der Fauna (etwa bei Vögeln) besteht eine eindrucksvolle
Artenvielfalt. Über 40 Säugetierarten leben in den Pyrenäen
– unter anderem seltene endemische Arten wie der
eigentümliche Pyrenäen-Desman (Galemys pyrenaicus) oder der
Pyrenäensteinbock (Capra pyrenaica pyrenaica). Nach übermäßiger
Bejagung der Bestände kamen Rettungsversuche zu spät, um
den Pyrenäensteinbock vor der Ausrottung zu bewahren. Dem
Pyrenäensteinbock kommt die traurige Ehre zu, die erste in der
FFH-Richtlinie genannte Art zu sein, die als ausgestorben verbucht
werden musste.
Ebenso wie in anderen Gebirgszügen sind auch in den Pyrenäen
zahlreiche Vogel- und Schmetterlingsarten heimisch. Über den
Gipfeln der Pyrenäen zieht der seltene Lämmergeier (Gypaetus
barbatus) seine Kreise, und in den Höhlen alter Bäume nistet der
winzige Raufußkauz (Aegolius funereus).
Auch der auff ällig gezeichnete Isabellaspinner (Graellsia isabellae)
kommt heute fast nur noch in den Pyrenäen vor. Diese früher bei
Sammlern sehr gesuchte Art war unmittelbar vom Aussterben
bedroht, beginnt sich dank strenger Schutzmaßnahmen
inzwischen aber langsam zu erholen.
Die Pyrenäen sind erheblich weniger dicht besiedelt als die Alpen,
wenngleich auch hier die Landwirtschaft und die Schafhaltung
noch bis in jüngste Zeit vorrangige Erwerbsquellen darstellten.
Auch in den Pyrenäen wurden Waldbestände in großem Umfang
zerstört. Spuren der Abholzung sind in fast allen Tälern zu
beobachten. Insbesondere Buchenholz wurde in Haushalten
sowie bei der Metallverhüttung in Industrieöfen als Brennmaterial
verwendet. Außerdem hat in letzter Zeit insbesondere in
Skigebieten der Fremdenverkehr stark zugenommen.
Die Pyrenäen
Die
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Die Alpen zählen zu den höchsten Gebirgen Europas. Als 1200 km
langer und 200 km breiter Halbmond ziehen sich die Alpen von
Frankreich über die Schweiz, Liechtenstein und Monaco bis nach
Italien, Deutschland, Österreich und Slowenien. Mehrere Gipfel
sind über 4000 m hoch, darunter mit 4807 m der Mont Blanc als
höchste Erhebung Europas.
Die Alpen sind aus dem gewaltigen Zusammenstoß der
afrikanischen und der eurasischen Kontinentalplatte
hervorgegangen. Unter der unerbittlichen Kraft mächtiger alpiner
Flüsse und unter der Einwirkung abschmelzender Gletscher
sowie durch Schneeschmelzen und Frost haben die exponierten
Felsformationen der Alpen tiefgreifende Veränderungen erfahren.
Dabei ist ein komplexes Netz an Gebirgszügen mit langen tiefen
Tälern und alpinen Flüssen entstanden. Einige der größten Flüsse
Europas wie z. B. Rhein, Po und Rhône entspringen in den Alpen.
Diese Flüsse sind lebenswichtige Trinkwasserquellen in Europa und
insofern nicht nur für die unmittelbar angrenzende Umgebung
von wesentlicher Bedeutung.
Außerdem fungieren die Alpen als Brücke zwischen dem
mediterranen Klima im Süden und der eher gemäßigten Witterung
im Norden. Diese Brückenfunktion der Alpen hat überall zu
einer Vielzahl an Lebensräumen und Arten geführt. Mehr als die
Hälfte des Alpengebiets ist bewaldet. Nach Norden hin sind die
fl acheren Hänge mit Laubwäldern bewachsen, während im Süden
immergrüne Wälder vorherrschen. Nadelgehölze bestimmen die
höheren und weiter landeinwärts gelegenen Gebiete, in denen die
Niederschlagsmengen deutlich niedriger sind.
Im Allgemeinen befi nden sich die Wälder auch heute noch in
einem verhältnismäßig natürlichen Zustand, insbesondere in den
höheren Lagen, und bieten vielen größeren Tierarten wie z. B.
Bären oder Greifvögeln wichtige Rückzugsgebiete. Außerdem
fungieren die Wälder für diese Tiere als ökologischer Korridor.
Weitere 25 % der alpinen Vegetation entfallen auf Grasfl ächen und
Bergwiesen. Größtenteils wurden diese naturnahen Flächen durch
jahrhundertelange extensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung
geschaff en. Viele dieser Flächen sind inzwischen jedoch
ernsthaft gefährdet, da immer mehr landwirtschaftliche Betriebe
aufgegeben werden.
In der FFH-Richtlinie werden insgesamt 84 Lebensraumtypen für
die Alpen genannt, darunter verschiedene Lebensraumtypen
oberhalb der Baumgrenze (z. B. alpine Heiden, Grasland auf
Silikatsubstraten oder verschiedene Typen von steinigen
Felsabhängen sowie Geröll- und Schutthalden).
Die Alpen zählen zu den Gebieten mit der vielfältigsten Flora in
ganz Europa. Etwa 40 % aller Pfl anzenarten Europas kommen
Weiße Alpenanemone in den Alpen, Foto © Attilio Venturato
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Gebirge: Reich der großen GreifvögelDie Berge der alpinen Regionen sind das Reich der Greifvögel. Viele haben hier Zufl ucht vor der
Verfolgung durch den Menschen gefunden und sich in die wenigen in Europa verbliebenen
abgelegenen Gebiete zurückgezogen, die noch hinreichend groß sind, um ihnen den benötigten
Lebensraum zu bieten. Ein typisches Beispiel ist der Lämmergeier (Gypaetus barbatus). Mit einer
Flügelspannweite von 3 m zählt er zu den größten Greifvögeln Europas. Er lebt hauptsächlich von
den Knochen toter Tiere, die er manchmal aus großer Höhe herabfallen lässt, um an das nahrhafte
Mark zu gelangen, das er mit seiner ungewöhnlich schlanken kellenartigen Zunge aus den Knochen
leckt.
Der Lämmergeier war um die Jahrhundertwende in den Alpen fast verschwunden, wurde dann aber
wieder angesiedelt. Bislang wurden etwa 130 Vögel ausgewildert, und inzwischen wird mit einem
koordinierten länderübergreifenden Programm versucht, diese gefährdete Art in Europa zu erhalten.
Die Alpen
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in den Alpen vor. Viele Pfl anzenarten schützen sich durch die
Ausbildung von fl achen Polstern, Rosetten oder Rasen vor Wind
und Schnee, andere bilden Haare oder tellerförmige Blüten, um die
Wärme besser speichern zu können. Typische Beispiele für diese
Arten sind Weiße Alpenanemone (Pulsatilla alpina) und Alpen-
Edelweiß (Leontopodium alpinum).
In der FFH-Richtlinie werden für die alpine Region 47 Pfl anzenarten
genannt, bei denen eine eingeschränkte Verbreitung oder ein
ungünstiger Erhaltungszustand festgestellt wurde. Dazu zählen
die hübsche Bertolonis Akelei (Aquilegia bertolonii), das Alpen-
Mannstreu (Eryngium alpinum) und der eindrucksvolle Mercantour-
Steinbrech (Saxifraga fl orulenta).
Die meisten Säugetierarten in den Alpen sind kleine Nagetiere,
Fledermäuse oder Huftiere. Ebenso wie in den übrigen
Gebirgsregionen bestehen auch in den Alpen verschiedene
eiszeitliche Relikte, aus denen sich getrennte Unterarten wie
z. B. die Bayerische Kurzohrmaus (Microtus bavaricus) oder der
Alpensteinbock entwickelten.
Die Alpen sind Lebensraum auch für eine schier unermessliche
Fülle an wirbellosen Arten. Manche dieser Arten sind so selten,
dass sie in die FFH-Richtlinie aufgenommen wurden, z. B. der
auff ällige Alpenbock (Rosalia alpina) oder der schillernde Carabus
olympiae, ein in Totholz oder in Baumhöhlen lebender Laufkäfer.
Auch eine Reihe seltener Schmetterlingsarten haben Strategien
zum Überleben in großen Höhen entwickelt. Manche Arten wie
z. B. Rätzers Mohrenfalter (Erebia christi) sind endemisch. Dieser
Falter kommt nur an etwa zwölf Stellen in der Schweiz und in
Italien vor. Bevorzugter Lebensraum dieser Art sind sonnige
Bergwiesen in Lagen zwischen 1300 und 2100 m.
Ebenso wichtig sind die Alpen als Lebensraum für Vögel. In den
Alpen brüten mindestens 200 Arten. Weitere 200 Arten ziehen
über die Alpen oder überwintern in der alpinen Region. Manche
Vögel haben sich gut an die Gebirgsumgebung angepasst und
leben dort heute vorwiegend in den Höhenlagen als Standvögel,
z. B. Alpenschneehuhn (Lagopus muta), Alpenkrähe (Pyrrhocorax
pyrrhocorax) und Mornellregenpfeifer (Charadrius morinellus). Viele
weitere Vogelarten rasten auf ihrem Zug in den Alpen.
Im Hinblick auf die Artenvielfalt sind die Alpen vielleicht einer der
reichsten Gebirgszüge in Europa. Allerdings zählen die Alpen auch
zu den am intensivsten genutzten Gebirgen. Mehr als 11 Millionen
Menschen leben in den Alpen, meist in den von zunehmender
Verstädterung geprägten Tälern. Weitere 100 Millionen Menschen
kommen als Touristen oder zur Erholung in die Alpen. Dies alles
stellt eine gewaltige Belastung für das empfi ndliche Ökosystem
Alpen dar.
Alpe Veglia, Italien, Foto © Station Alpine, Joseph Faurier
Der Alpenbock (Rosalia alpina)In den Alpen lebt eine der auff älligsten Käferarten Europas: der Alpenbock. Dieses kleine Insekt
hat einen Panzer von auff älliger stahlblauer Farbe mit großen schwarzen Flecken. Auff ällig
sind auch die gestreiften Fühler, die doppelt so lang werden können wie der Körper der Tiere.
Das Vorkommen dieser Art beschränkt sich zwar nicht auf die alpine Region. Am häufi gsten ist der
Alpenbock aber in Gebirgsregionen in Buchenwäldern anzutreff en, deren verhältnismäßig off enes
Blätterdach für das Sonnenlicht durchlässig ist.
Der Alpenbock ist ein Indikator für einen guten Erhaltungszustand des Waldes, da er ausschließlich
dort auftritt, wo der Waldbestand auch ausgewachsene, tote und absterbende Bäume umfasst. Sich
wandelnde waldwirtschaftliche Verfahren sowie die umfangreiche Abholzung und der Mangel an
alten ausgewachsenen Bäumen haben dem Käfer derart zugesetzt, dass er wegen seines
schlechten Erhaltungszustandes inzwischen in der FFH-Richtlinie geführt wird.
Foto
© J
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Natura 2000 in der alpinen Region
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Natura-2000-Gebiete in der alpinen Region Die Liste der Natura-2000-Gebiete in der alpinen Region
wurde im Dezember 2003 angenommen und anschließend im
Januar 2008 und im Dezember 2008 überarbeitet. Insgesamt
umfasst die alpine Region 1496 Gebiete von gemeinschaftlicher
Bedeutung (GGB) gemäß der FFH-Richtlinie und weitere 365
besondere Schutzgebiete (BSG) gemäß der Vogelschutzrichtlinie.
Häufi g bestehen beträchtliche Überschneidungen zwischen
Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung und besonderen
Schutzgebieten. Daher würde die einfache Addition der Zahlen
einen falschen Eindruck vom Umfang der Schutzgebiete
vermitteln. Trotzdem dürften die Schutzgebiete insgesamt etwa
40 % der Landfl äche der alpinen Region einnehmen.
Quelle: Europäisches Themenzentrum „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ (Europäische Umweltagentur), http://biodiversity.eionet.europa.eu.
Die Zahlen können nicht kumuliert werden, da viele Lebensräume und Arten gleichzeitig in –zwei oder mehr biogeografi schen Regionen vorkommen. Die in Anhang I der Vogelschutzrichtlinie genannten Vögel werden hier nicht genannt, da bei –den Vögeln keine Unterscheidung nach biogeografi schen Regionen vorgenommen wurde.
Region Habitat types Animals Plants
Atlantic 117 80 52
Boreal 88 70 61
Continental 159 184 102
Alpine 119 161 107
Pannonian 56 118 46
Steppic 25 25 14
Black Sea 58 79 6
Mediterranean 146 158 270
Macaronesian 38 22 159
Anzahl der in Anhang I der FFH-Richtlinie genannten Lebensraumtypen und der in Anhang II der FFH-Richtlinie genannten Arten und Unterarten
Quelle: Europäisches Themenzentrum „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ (Europäische Umweltagentur), http://biodiversity.eionet.europa.eu, Oktober 2008. Wegen beträchtlicher Überschneidungen können die Flächen der GGB und der BSG nicht einfach addiert werden. –Die Gebiete liegen teilweise am Übergang zwischen zwei Regionen. Da in der Datenbank die Möglichkeit einer Aufteilung nach Regionen nicht vorgesehen ist, werden manche Gebiete u. U. doppelt gezählt. –Der Prozentanteil der Meeresgebiete ist nicht bekannt. –Die BSG wurden nicht nach biogeografi schen Regionen ausgewählt – .
RegionN°SCI
Total area covered
(km²)
Terrestrial area covered
(km²)
% of total terrestrial
areaN°
SPA
Total area covered
(km²)
Terrestrial area covered
(km²)
% of total terrestrial
area
Atlantic 2,747 109,684 68,794 8.7 882 76,572 50,572 6.4
Boreal 6,266 111,278 96,549 12.0 1,165 70,341 54,904 6.8
Continental 7,475 150,014 135,120 10.8 1,478 147,559 128,432 12.4
Alpine 1,496 145,643 145,643 39.7 365 93,397 93,397 31.1
Pannonian 756 15,858 15,858 12.3 100 19,965 19,965 17.5
Steppic 34 7,210 7,210 19.4 40 8,628* 8,628 24.4
Black Sea 40 10,243 8,298 71.8 27 4,100 3,561 30.8
Mediterranean 2,928 188,580 174,930 19.8 999 147,358 142,350 16.0
Macaronesian 211 5,385 3,516 33.5 65 3,448 3,388 32.3
TOTAL 21,612 655,968 568,463 13.3 5,004 486,571 429,615 10.5
Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB)
Besondere Schutzgebiete (BSG)
BSG und GGB
Die Karte wurde im Oktober 2008 nach den von der Europäischen Kommission übermittelten Koordinaten der betreff enden Standorte von der Spatial Applications Division der Katholischen Universität Löwen (SADL) erstellt.
Foto
© M
arc
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ritz
Foto
© T
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ese
nic
nik
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9Julische
Alpen
Foto © Majella
National Park
12 Mercantour-Nationalpark
Foto
© F
lore
nt
Flav
ier
Foto © Peter Creed
14
Foto
© B
ob
Gib
bo
ns
Foto © Alejandro Torés
13 Vallée d‘Eyne
Foto
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Pe
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Natura 2000 in der alpinen RegionNationalpark Aigüestortes
Region Lebensraumtyp Tiere Pfl anzen
Atlantische Region 117 80 52
Boreale Region 88 70 61
Kontinentale Region
159 184 102
Alpine Region 119 161 107
Pannonische Region
56 118 46
Steppenregion 25 25 14
Schwarzmeer-region
58 79 6
Mediterrane Region 146 158 270
Makaronesische Region
38 22 159
Region Anzahl GGB
Geschützte Gesamtfl äche
(km²)Geschützte
Landfl äche (km²)
In % der gesamten
Landfl äche Anzahl BSG
Geschützte Gesamtfl äche
(km²)Geschützte
Landfl äche (km²)
In % der gesamten
Landfl äche
Atlantische Region 2 747 109 684 68 794 8,7 882 76 572 50 572 6,4
Boreale Region 6 266 111 278 96 549 12,0 1 165 70 341 54 904 6,8
Kontinentale Region 7 475 150 014 135 120 10,8 1 478 147 559 128 432 12,4
Alpine Region 1 496 145 643 145 643 39,7 365 93 397 93 397 31,1
Pannonische Region 756 15 858 15 858 12,3 100 19 965 19 965 17,5
Steppenregion 34 7 210 7 210 19,4 40 8 628* 8 628* 24,4
Schwarzmeer region 40 10 243 8 298 71,8 27 4 100 3 561 30,8
Mediterrane Region 2 928 188 580 174 930 19,8 999 147 358 142 350 16,0
Makaronesische Region
211 5 385 3 516 33,5 65 3 448 3 388 32,3
INSGESAMT 21 612 655 968 568 463 13,3 5 004 486 571 429 615 10,5
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Foto © J. Hlasek
Foto © PCNC/Spencer Coca
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Foto © Stoyan Beshkov
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Foto © Jože Mihelič
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Pirin-Gebirge
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Die Apenninen bilden das Rückgrat Italiens. Sie wirken zwar
weitgehend bergig. Nur der mittlere Abschnitt ist jedoch so hoch,
dass er biogeografi sch zur alpinen Region zu rechnen ist. Mehrere
Gipfel sind über 2000 m hoch. Höchster Punkt ist der Corno Grande
(2912 m). In den Apenninen liegt auch der Calderone – Europas
südlichster Gletscher.
Die Apenninen bestehen vorwiegend aus Kalkstein und Dolomit.
In diesem geologischen Material sind viele Karstgebiete mit
typischen Senken, Höhlen, unterirdischen Wasserläufen und tiefen
Schluchten entstanden. Mit sanften Gipfeln und ausgedehnten
Hochplateaus, gelegentlich unterbrochen von jähen Abgründen
und schwindelerregenden Felswänden, ist diese Landschaft von
wildromantischer Schönheit.
Das Klima ist erheblich durch die Einfl üsse aus den fl achen
Mittelmeerregionen und durch die Winde von der Adria geprägt
und bietet ideale Bedingungen für die typischen Buchenwälder
der Apenninen. Die Buchenwälder bedecken weite Teile der
Berge in Höhenlagen von 1000-1800 m. Häufi g bilden die Buchen
Gemeinschaften mit anderen Arten wie z. B. Weißtanne (Abies
alba), Stechapfel (Ilex sp.) und Europäische Eibe (Taxus baccata).
Die Wälder sind größtenteils noch in verhältnismäßig natürlichem
Zustand. In den höheren Lagen sind oberhalb der Baumgrenze
zwischen den weiten Bergwiesen und fl achem Buschwerk
Reliktbestände von Hakenkiefer (Pinus mugo) und Zwergwacholder
(Juniperus nana) anzutreff en.
Insgesamt kommen hier 44 in der FFH-Richtlinie genannte
Lebensraumtypen vor. Entsprechend hoch ist die Bedeutung
dieser Region für die Flora. Mehr als 2000 Pfl anzenarten wurden
in den Apenninen gezählt, darunter viele endemische Arten wie
etwa Apenninischer Mannsschild (Androsace mathildae) und
Adonisröschen (Adonis distorta). Beide Arten wurden wegen ihrer
Seltenheit in die FFH-Richtlinie aufgenommen.
Die ApenninenIn den Apenninen haben sich vereinzelte Bestände des
Apenninen-Wolfs und des Abruzzen-Braunbären gehalten. Diese
Arten mussten in der letzten Eiszeit vor der sich vorschiebenden
Eisdecke in das heutige Italien ausweichen. Nach dem Rückzug der
Eisdecke wurden kleine Populationen von ihren weiter im Norden
lebenden Verwandten abgeschnitten und begannen sich zu
eigenen Unterarten zu entwickeln.
Eine dieser Arten ist die Abruzzen-Gämse (Rupicapra pyrenaica
ornata). Diese Art stand infolge intensiver Bejagung Anfang des
20. Jahrhunderts vor der Ausrottung. Nach der Einführung strenger
Gesetze zum Schutz der Gämsen erholen sich die Bestände
inzwischen wieder. In den 1930er Jahren war die Population
auf nur noch 20 Tiere geschrumpft. Dieser erschreckende
Befund hat die Naturschutzbehörden veranlasst, ein intensives
Zucht- und Auswilderungsprogramm einzuführen. Heute leben
schätzungsweise wieder etwa 450 Tiere in den Apenninen.
Aber auch diese Population ist immer noch so klein, dass die
eingeschränkte Widerstandsfähigkeit infolge des kleinen Genpools
sowie auftretende Erkrankungen katastrophale Folgen für den
Fortbestand der Art haben können.
Weitere typische Arten der Apenninen sind der endemische
Brillensalamander (Salamandra terdigitata) und die seltene
Wiesenotter (Vipera ursinii), die auf grasbewachsenen Hochebenen
oberhalb von 1700 m vorkommt.
Wie andere abgelegene Bergregionen sind auch die Apenninen
dünn besiedelt, und aus den ohnehin dünn besiedelten
Gebieten wandern die Menschen ab. Mit der Abwanderung der
Menschen geht auch die traditionelle Weidehaltung zurück. Da
die zentralen Apenninen inzwischen aber in ein Netz miteinander
verbundener Nationalparks einbezogen wurden, wird nun
versucht, die Bergdörfer durch sorgfältig geplanten Ökotourismus
wiederzubeleben.
Abruzzen-Gämsen am Gran Sasso, Foto © Gino Damiani
Brillensalamander,
Foto© Leonardo Ancillotto
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Die SkandenDie Skanden sind in mehreren aufeinander folgenden Eiszeiten
entstanden. Sie sind das älteste Gebirge der alpinen Region. Die
Skanden erstrecken sich über 1400 km durch ganz Skandinavien
vom Norden Finnlands bis in den Süden Schwedens und
Norwegens. Im Durchschnitt sind die Skanden nur 500 m hoch;
einzelne Gipfel erreichen allerdings auch Höhen von über 1000 m
und gelegentlich sogar über 2000 m. Das mit einer Fläche von
8000 km² größte Hochplateau Europas – die Hardangervidda –
liegt ebenfalls in den Skanden.
Die Witterung ist im Allgemeinen sehr rau. Die meiste Zeit des
Jahres bewegen sich die Temperaturen um den Nullpunkt.
Der Westen steht unter der Einwirkung des Ozeans und des
Golfstroms, während der Osten eher von kontinentalem Klima mit
schwächeren Winden und geringeren Niederschlägen geprägt ist.
Wegen dieser schwierigen Lebensbedingungen existiert auf mehr
als der Hälfte der Fläche der Skanden kein Baumbewuchs. Dort
herrscht die durch typische Moorpfl anzen wie z. B. Heide, Gräser
und Seggen geprägte Vegetation der Fjälls vor.
In vereinzelten nährstoff reichen und feuchten Bodentaschen
siedeln sich gelegentlich Hahnenfußgewächse wie etwa
Lappländischer Hahnenfuß (Ranunculus lapponicus) und
Laestadius-Mohn (Papaver laestadianum) an. Diese Pfl anzen
wachsen häufi g in Gesellschaft mit der nur 5-15 cm hohen
Lappland-Alpenrose (Rhododendron lapponicum). In
Permafrostgebieten kommen vereinzelt Palsa-Moore vor. Wegen
der extremen klimatischen Bedingungen ist der Kern dieser Moore
ständig gefroren. Dieser Permafrostkern wächst mit den Jahren
ständig, bis die Torfdecke schließlich reißt und das Hochmoor in
sich zusammensackt.
In größeren Höhen wird die Vegetation so spärlich, dass
die Landschaft weithin nur noch von kahlen Felsen und
Gesteinsbrocken bestimmt wird. Nur wenige Gefäßpfl anzen
wie z. B. der Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis) können
hier überleben. In tieferen Lagen, um die Baumgrenze, tauchen
Wäldchen mit Krüppelbirken und subarktischem Weidengestrüpp
auf. Darunter sind die Hänge mit Fjäll-Birken (Betula pubescens
czerepanovii) bewachsen. Diese Birkenwälder sind der
vorherrschende Waldtyp in den Skanden.
Im Vergleich zu Gebirgen der alpinen Region besteht in den
Skanden nur eine geringe Artenvielfalt. Trotzdem sind die Berge
schon allein wegen ihrer Ausdehnung und ihrer Unberührtheit von
wesentlicher Bedeutung für die biologische Vielfalt in Europa. Die
Gebirge zählen zu den wenigen Gebieten in Europa, in denen die
Natur noch wirklich unverfälscht ist.
Insgesamt 44 Lebensraumtypen, 29 Pfl anzen und 18 Tierarten der
Skanden sind in der FFH-Richtlinie erfasst. Diese Tiere kommen
häufi g nur in der Polarregion vor. Dies gilt z. B. für Polarfuchs
(Alopex lagopus), Vielfraß (Gulo gulo), Schneeeule (Nyctea
scandiaca) und Gerfalke (Falco rusticolus).
In der Europäischen Gemeinschaft beschränken sich die
Vorkommen des Polarfuchses auf Schweden und Finnland,
und auch dort ist die Population bedenklich geschrumpft (auf
nur noch 150 Exemplare). Der Lebenszyklus des Polarfuchses
hängt in hohem Maße vom Vorkommen des Echten Lemmings
(Lemmus lemmus) ab. Die Bestände dieses wichtigsten Beutetieres
des Polarfuchses nehmen in Zyklen von gewöhnlich 3-5 Jahren
regelmäßig zu und wieder ab. In besonders guten Jahren mit
vielen Lemmingen können Polarfüchse Würfe mit 12-20 Welpen
aufziehen. In anderen Jahren überleben wegen des geringeren
Nahrungsangebots nur wenige Jungtiere die ersten Monate. Dies
ist um so bedenklicher, als diese Art binnen weniger Jahre auch
erheblich vom Klimawandel betroff en sein dürfte.
In Anbetracht der vorherrschenden Lebensbedingungen
überrascht es nicht, dass die Skanden sehr spärlich besiedelt
sind. Gewisse Eingriff e wie z. B. die Eindeichung von Flüssen zum
Bau von Wasserkraftwerken, die verstärkte Rentierzucht und die
rückläufi ge Sommerbeweidung haben lokal begrenzte Schäden
verursacht. Die Berge sind aber immer noch vom Menschen
weitgehend unberührt und zählen
daher zu den größten natürlichen
Gebieten in Europa.
Großes Foto, Sarek, Nordschweden, im Vordergrund: Schneehuhn, Fotos © Keijo Taskinen
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Gletscher-Hahnenfuß,
Foto © Keijo Taskinen
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Bäumchen-Seidelbast Um dem griechischen Gott Apollo zu entkommen, verwandelte eine Nymphe sich in einen
wunderschönen Busch. Vom Namen dieser Nymphe leitet sich die lateinische Bezeichnung
Daphne arbuscula ab, und der Bäumchen-Seidelbast ist in der Tat eine ungewöhnliche Pfl anze.
Sie ist eine der wenigen uralten Arten, die sich sogar noch vor Entstehung des Karpatengebirges
entwickelt haben. Dieser attraktive, immergrüne Busch mit seinen korallenroten Trieben und
seinen leuchtenden Blüten kommt heute nur noch in einem kleinen Gebiet in den slowakischen
Karpaten vor. Da die Ursprünge dieser Art so weit zurückliegen, weist diese gegenüber
Umweltschäden und klimatischen Veränderungen äußerst empfi ndliche Pfl anze kaum mehr
Gemeinsamkeiten mit anderen Pfl anzen der Region auf. Trotz des strengen Schutzes im Rahmen
der FFH-Richtlinie ist der Bäumchen-Seidelbast durch unachtsames Zertreten sowie durch
Entnahmen, Pilzbefall und ökologischen Wandel weiterhin in hohem Maße gefährdet.
Die Karpaten sind der jüngste und östlichste Gebirgszug der
alpinen Region. Sie erstrecken sich in einem gewaltigen Bogen
über eine Länge von 1450 km von der Slowakei bis nach
Rumänien. Sie sind halb so breit wie die Alpen, und die Gipfel sind
halb so hoch. Die höchsten Erhebungen befi nden sich im Tatra-
Gebirge in den westlichen Karpaten.
Auf den äußeren Hängen besteht der Fels aus Sandstein
und Schiefer („fl ysch“); im Inneren verläuft eine Gebirgskette
vulkanischen Ursprungs. Der gesamte Gebirgszug steht unter dem
ausgeprägten Einfl uss des Kontinentalklimas der angrenzenden
Regionen. Auf die Einwirkung des Kontinentalklimas sind die
großen Temperaturunterschiede zwischen Wintern und Sommern
zurückzuführen (von - 21 °C bis zu + 35 °C).
Weil die Karpaten verhältnismäßig fl ach sind, fehlen im
Allgemeinen die obere alpine Zone und die Schneezone. Nur 5 %
der Landfl äche liegen oberhalb der Baumgrenze. Teilweise ist der
Gebirgszug zu über 50 % bewaldet. Am Fuß der Hänge herrschen
Eichen wie z. B. Traubeneichen (Quercus petraea) vor. Mittlere
Höhen sind eher von Buchenwäldern bestimmt.
Die KarpatenIn den höheren Lagen gehen die Buchenwälder in Mischwälder
mit Tannen und Fichten über, die schließlich von begrenzten
Lärchen- und Zirbelkieferbeständen abgelöst werden. Diese
natürlichen Bergwälder zählen zu den ausgedehntesten der
Europäischen Gemeinschaft. Hier befi nden sich die größten
verbliebenen Bestände an Bergsüdbuchen und an Mischwäldern
aus Buchen und Nadelgehölzen des europäischen Kontinents und
die ausgedehntesten ursprünglichen Wälder außerhalb Russlands.
Diese bis heute vom Menschen unberührten Wälder weisen mit
Bäumen jeglichen Alters zwischen umherliegendem totem und
moderndem Holz eine beeindruckende Vielfalt auf.
In den Karpaten sind auch zahlreiche Feuchtgebiettypen
anzutreff en. Wichtige Flüsse wie z. B. Dnjestr, Weichsel und Theiß
entspringen in den Karpaten. Wie die meisten alpinen Flüsse
schwellen auch diese Flüsse im zeitigen Frühjahr und im frühen
Sommer mit der Schneeschmelze zu teilweise gefährlichen
Gewässern an, welche die tiefer liegenden Flächen überfl uten.
In Höhen zwischen 1350 und 1970 m liegen etwa 450 kleine
Bergseen, meist glazialen Ursprungs.
Weitere Lebensräume in den Karpaten wie z. B. die Bergwiesen
und die Matten werden seit Jahrhunderten vom Menschen als
Weidefl ächen für Schafe und Rinder genutzt. Diese Grasfl ächen
sind zwar kleiner als die Waldfl ächen; für Flora und Fauna,
insbesondere für Pfl anzen und wirbellose Arten, sind diese Flächen
aber nicht weniger wichtig.
Malá Fatra, Slowakei, Fotos © Jozef Šibik
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Im Allgemeinen sind die Karpaten außerordentlich artenreich.
Die große biologische Vielfalt ist teilweise darauf zurückzuführen,
dass die Berge einen wichtigen Korridor für Ausbreitung und
Wanderungsbewegungen in Nord-Süd- und in Ost-West-Richtung
bilden. Mehr als 3500 Pfl anzenarten wurden in den Karpaten
nachgewiesen, darunter 481 endemische Arten wie z. B. der
Bäumchen-Seidelbast (Daphne arbuscula).
Diese Pfl anze zählt zu den 48 Pfl anzenarten der Karpaten, die
wegen ihres prekären Erhaltungszustandes in die FFH-Richtlinie
aufgenommen wurden. Außerdem leben in den Karpaten starke
Populationen von Großraubtieren sowie zahlreiche kleinere
Säugetiere wie z. B. die endemische Tatra-Wühlmaus (Microtus
tatricus) und das Tatra-Murmeltier (Marmota marmota latirostris).
Über 300 Vogelarten brüten oder überwintern in den Karpaten
bzw. durchqueren die Karpaten auf ihrem Zug. Einige Beispiele
sind der Habichtskauz (Strix uralensis), der Weißrückenspecht
(Dendrocopus leucotus) und der Schwarzstorch (Ciconia nigra).
30 % der gesamten europäischen Population des
Weißrückenspechts leben in den Karpaten; der Pommernadler
(Aquila pomarina) ist hier mit 40 % der europäischen Population
vertreten.
Typische alpine Arten sind Alpenbraunelle (Prunella collaris) und
Mauerläufer (Tichodroma muraria). Wie die Alpen sind auch die
Gletschersee im Tatra-Gebirge, Foto © Ján Šeff er
GroßraubtiereMit die größte Bedeutung für die biologische Vielfalt kommt den Karpaten möglicherweise
als Rückzugsgebiet für Großraubtiere zu. Die Bergwelt ist eines der letzten Gebiete in Europa,
in denen sich Großraubtiere in lebensfähigen Populationen gehalten haben. Etwa 8000
Braunbären (Ursus arctos), 4000 Wölfe (Canis lupus) und 3000 Luchse (Lynx lynx) streifen auch
heute noch durch die Wälder. Dies sind über 40 % der gesamten Population in der Gemeinschaft.
Die verhältnismäßig großen Populationen sind zweifellos darauf zurückzuführen, dass hier noch
relativ große zusammenhängende natürliche Waldbestände existieren. Außerdem kommt den
Wäldern eine wesentliche Bedeutung als Verbindung zwischen Populationen im Norden und
Populationen im Westen und im Südwesten zu. Großraubtiere im übrigen Europa stammen vor
allem aus diesen Wäldern, und diese Wälder fungieren als wichtiger ökologischer Korridor.
Karpaten mit einer Vielzahl an Kulturen und Völkern in Berührung
gekommen. 16-18 Millionen Menschen leben in diesem Gebiet
und betreiben weiterhin eine extensive Weidewirtschaft. Durch
die in letzter Zeit erfolgte Hinwendung zur Marktwirtschaft ist
der Bestand von Höfen und Dörfern in der Tatra jedoch erheblich
gefährdet.
Karpaten-
Murmeltier, Foto
© Pavel Ballo
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Der Balkan und das Rhodopen-Gebirge
Die durchschnittliche Höhe des Balkans liegt bei 900 m bei einer
Breite von 19 bis 32 km. Trotz der strategisch bedeutsamen Lage
und der Nähe zu Sofi a (weniger als 100 km) ist der Balkan ein von
größeren Eingriff en verhältnismäßig unberührter Gebirgszug
geblieben.
Weiter im Süden bilden drei getrennte, aber nahe beieinander
liegende Gebirge das Rhodopen-Massiv: das Rila-Gebirge, das
Pirin-Gebirge und die eigentlichen Rhodopen. Letztere erstrecken
sich über die Grenze bis nach Griechenland hinein. Zur alpinen
Region zählt allerdings nur der in Bulgarien befi ndliche Teil. Mit
mehr als 80 schneebedeckten Gipfeln mit Höhen von über 2500 m,
176 smaragdgrünen Seen und zahlreichen hoch gelegenen
zauberhaften Gletschertälern und Firnfeldern ist vor allem das
Pirin-Gebirge durch einen alpinen Charakter gekennzeichnet.
Die Rhodopen dagegen sind zwar ebenso hoch, hinsichtlich des
Artenspektrums aber deutlich mediterran geprägt. Allerdings sind
auch die Rhodopen eine durchaus abgelegene und wilde Region,
die vom Menschen nur spärlich besiedelt wurde.
In diesen beiden Gebirgszügen kommen über 60 in der FFH-
Richtlinie genannte Lebensraumtypen vor. Besonders stark
vertreten sind verschiedene Waldtypen, die sich nahezu im
gesamten Gebirge über ausgedehnte zusammenhängende
Gebiete mit alten Baumbeständen erstrecken. Viele Bäume in
diesen Beständen sind endemische Arten des Balkans. Dazu zählen
etwa die Mazedonische Kiefer (Pinus peuce), die Bulgarische Tanne
(Abies borisiiregis) und die Bosnische Kiefer (Pinus heldreichii).
Außerdem ist in den Bergen eine Fülle von Pfl anzen heimisch.
Allein in den Rhodopen wurden bislang über 1900 Arten
nachgewiesen. Ein erheblicher Anteil dieser Arten sind endemische
Arten, z. B. die Rhodopen-Lilie (Lilium rhodopaeum) oder die
Haberlee (Haberlea rhodopensis). Dank der Ursprünglichkeit der
Berge existieren dort auch heute noch erhebliche Bestände an
Großraubtieren und zahlreiche seltene Greifvögel. In den Östlichen
Rhodopen dürften die größten Populationen an Taggreifvögeln
in Europa leben, darunter große Bestände des Kaiseradlers (Aquila
heliaca), des Wanderfalken (Falco peregrinus), des Gänsegeiers
(Gyps fulvus) und des Schmutzgeiers (Neophron percnopterus).
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Stara Planina, Balkangebirge, großes Foto © Evgeni Dinev/www.evgenidinev.com, im Vordergrund: Mauerläufer © Mladen Vasilev/www.neophron.com
Seit dem Beitritt Bulgariens zur Europäischen Union im Jahr 2007
werden zwei weitere Gebirgszüge zur alpinen Region gezählt: der
Balkan und das Rhodopen-Gebirge.
Der Balkan verläuft durch das Kernland Bulgariens. Wenngleich
keine unmittelbare Verbindung besteht, zählt auch
dieser Gebirgsabschnitt zum Karpatengebirge, das in den
transsylvanischen Alpen in der Nähe des Eisernen Tores, eines
eindrucksvollen Taldurchbruchs im Grenzgebiet zwischen Serbien
und Rumänien, seinen Anfang nimmt. Von dort erstreckt sich der
Gebirgszug durch Zentralbulgarien und teilt das Land auf einer
Länge von 560 km bis zum Schwarzen Meer in zwei Teile.
Skakavitsa-Wasserfall, Rila-Gebirge
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Die Gebirgsregionen in Europa sind trotz ihrer schwierigen
Topografi e und des unwirtlichen Klimas seit der Jungsteinzeit
besiedelt. Extensive landwirtschaftliche Verfahren, die
Wanderbeweidung und in kleinem Maßstab betriebene
Waldwirtschaft haben zur Entstehung eines komplexen Gefüges
unterschiedlicher Kulturen und Landschaften beigetragen, welche
die Ausprägung der ohnehin reichen biologischen Vielfalt in der
Region zusätzlich unterstützt haben. Bis in die jüngste Zeit waren
diese Bewirtschaftungsformen die wesentliche Erwerbsquelle für
die in den Gebirgen ansässige Bevölkerung.
Diese Traditionen sind jedoch in raschem Rückgang begriff en.
Da eine Ausweitung oder Intensivierung der praktizierten
Nutzungsformen in größeren Höhen nicht möglich ist, werden
die Höfe in den Höhenlagen allmählich aufgegeben. Der
Fremdenverkehr hat einen beträchtlichen Aufschwung erlebt.
Dies kann allerdings ebenfalls eine erhebliche Belastung für
die Bergwelt darstellen. Im Vordergrund steht gewöhnlich der
Skisport, der die Schaff ung einer umfangreichen Infrastruktur
erfordert.
Mindestens 10 % der Alpen wurden bereits in Wintersportgebiete
umgewandelt, und die Auswirkungen des Wintersports in Bezug
auf Umweltverschmutzung, Bodenverdichtung, Veränderungen
der lokalen Vegetation usw. sind weit über die Grenzen der
Skigebiete hinaus zu spüren. Ähnliche Entwicklungen beginnen in
den Pyrenäen sowie in den Karpaten und in Bulgarien im Pirin- und
im Rila-Gebirge.
Ebenfalls problematisch ist der zunehmende Verkehr. Bestehende
und neu angelegte Straßen stellen wesentliche Hindernisse für
wandernde Arten dar. Etwa 150 Millionen Menschen dürften
jährlich die Alpen durchqueren. Zu 83 % erfolgt dieser Verkehr auf
der Straße. Die Gebirgszüge stellen wichtige Verkehrskorridore in
Europa dar.
Bewirtschaftungder alpinen Region
Ein weiteres erhebliches Problem in den Bergregionen ist die
Eindeichung und Kanalisierung der meisten größeren alpinen
Flüsse zum Bau von Wasserkraftwerken oder zur Intensivierung
der Landwirtschaft. Dadurch hat sich die natürliche Umwelt
sowohl innerhalb der alpinen Region als auch über die Grenzen
der alpinen Region hinaus gewandelt. Dies hat zu unerwünschten
Nebeneff ekten wie etwa der Absenkung der Grundwasserspiegel
sowie zu Bodenerosionen und Ablagerungen geführt.
Viele dieser Probleme werden dadurch verschärft, dass in den
Gebirgsregionen insgesamt ein koordinierter Ansatz für die
Flächennutzung fehlt. Die meisten Gebirge liegen im Grenzgebiet
zwischen verschiedenen Ländern und werden häufi g als
abgelegen oder von untergeordneter Bedeutung betrachtet.
Daher wurden inzwischen verschiedene Initiativen gestartet, um
einen kohärenteren Bewirtschaftungsansatz jeweils für bestimmte
Gebirgszüge zu entwickeln. Diese Initiativen haben z. B. zur
Vereinbarung der Alpen- und der Karpatenkonvention geführt.
Gebirge: die „Wassertürme“ EuropasDer europäische Kontinent bezieht einen erheblichen Anteil
des benötigten Süßwassers aus den Bergen. Die Berge nehmen
Feuchtigkeit aus der Luft auf und speichern die Feuchtigkeit im
Schnee oder in Seen und Gletschern, bevor das Wasser schließlich
über einige der wichtigsten Flüsse Europas (Rhein, Po, Theiß
usw.) in die fl acheren Regionen abfl ießt. Besonders im Frühjahr
und im Sommer kommt den Bergen wesentliche Bedeutung
für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und für die
Trinkwasserversorgung weiter Teile Europas zu.
Die meisten alpinen Flüsse wurden inzwischen jedoch kanalisiert,
vertieft, eingedeicht oder begradigt, um Überschwemmungen
zu verhindern, um Strom zu erzeugen und um Agrarfl ächen
in den Tälern zu schaff en oder zu schützen. Dies hat nicht nur
verheerende Folgen für die natürliche Umwelt gehabt, sondern
sich auch in verschiedener Hinsicht nachteilig auf die lokale
Wirtschaft ausgewirkt. Die Störung der natürlichen Abläufe hat u. a.
zu einem unerwarteten Abfall der Grundwasserspiegel sowie zum
Austrocknen landwirtschaftlicher Flächen, zu unberechenbaren
Überschwemmungen und zur Entstehung von Schlammlawinen
geführt. Verschiedene Wasserschutzbehörden bemühen sich nun
um umweltverträglichere technische Lösungen für den Umgang
mit alpinen Flüssen, um diesen Problemen entgegenzuwirken.
Naturpark Lechtal, Österreich, Foto © www.lechtal.at
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Weitere Veröff entlichungen in dieser Reihe:
Die Europäische Union umfasst neun biogeografi sche Regionen, die sich in ihrer Vegetation sowie hinsichtlich
der klimatischen und geologischen Gegebenheiten unterscheiden. Ausgehend von nationalen Listen der jeweils
zu einer Region zählenden Mitgliedstaaten werden für die einzelnen Regionen Gebiete von gemeinschaftlicher
Bedeutung ausgewählt. Unabhängig von politischen und verwaltungstechnischen Grenzen erleichtert die
Zusammenarbeit auf dieser Ebene länderübergreifende Maßnahmen zum Erhalt von Arten und Lebensraumtypen,
die auf vergleichbare natürliche Bedingungen angewiesen sind. Das aus den Gebieten von gemeinschaftlicher
Bedeutung (GGB) und den gemäß der Vogelschutzrichtlinie ausgewiesenen besonderen Schutzgebieten (BSG)
bestehende Netz der Natura-2000-Schutzgebiete erstreckt sich inzwischen über alle 27 Mitgliedstaaten der EU.
Natura 2000 in the Alpine Region
Natura 2000 in der alpinen Region
Natura 2000 in theAtlantic Region
Natura 2000 in der atlantischen Region
European Commission
Natura 2000 in the Black Sea Region
Natura 2000 in der Schwarzmeerregion
Natura 2000 in the Boreal Region
Natura 2000 in der borealen Region
Natura 2000 in theContinental Region
Natura 2000 in der kontinentalen Region
Natura 2000 in the Macaronesian Region
Natura 2000 in der makaronesischen Region
Natura 2000 in der mediterranen Region
Natura 2000 in der pannonischen Region
Natura 2000 in der Steppenregion
ISBN 978-92-79-13251-3
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