netzhautbefunde bei katzen nach vergiftung mit Äthylenimin und 4,4′-diaminodiphenylmethan...

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82 Kurzreferate Tabelle. Versuch an Hunden in Pentobarbitalnarkose: Abnahme des Kininogengehal- tes des Plasmas nach Muskelarbeit (elektrische Ischiadicusreizung), temporhrer Isch~mie einer hinteren Extremit~t und allgemeiner Hypoxie. In Klammern die mittleren Fehler der Mittelwerte yon 3--4 Versuchen Reizung N. Ischiadicus 1 min (2 Hz, 20 mA, 1 m sek) (2 ttz, 20 mA, lm sek) 3rain Isch~mie durch 2 rain Unterbindung Ischkmie durch Unterbindung 10 mln Isch~mie durch Unterbindung 20 min 02-Mangelatmung 3--6min Kininogengehalt des Plasmas Bradykinin-Ytquivalent, vg/ml vorher arteriell ven6s 12,4(-~0,7) 11,3(±0,1) nachher arteriell ven6s 10,2(~ 0,9) 5,3(± 0,3) 1 6,8(± 0,5) 4,9(± 0,6) 1 13,7(i0,7) 13,8(~0,8) 11,1(~2,2) 4,7(~=2,5) 10,3(± 1,5) 4,7(± 1,7) 10,5(± 1,0) 3,2(± 0,2) 12,7(±0,8) 11,2(±1,5) 8,4(~0,8) 6,0(~0,9) 1 Die Mehrdurchblutung in der V. femoralis betrug 81 bzw. 70 °/0. Blur. -- Hypoxie durch Sauerstoffmangelatmung ffihrte zu einer Ab- nahme des arteriellen und ven6sen Kininogengehaltes. -- Unsere Ver- suche sprechen somit da/iir, daft bei erh6hter Muskeltiitigkeit und 02-Mangel ge/~iflerweiternde Kinine im Blutplasma gebildet werden. In Zusammenhang mit der Beobachtung, dab dutch Hypoxie die Gerinnung beeinfluBt wird, sind folgende Befunde interessant: nach 30 min langer Inkubation yon Meerschweinchenblut (denaturiert durch vorheriges 30 rain langes Erhitzen bei pH 5) mit Streptokinase (200 E/ml) oder Thrombin (2000 E/ml) entstehen darmerregende und blutdruck- senkende Kinine. Zusatz yon Trasylol (2000 KIE/ml) oder e-Amino- caprons~ure (40 mg/ml) hemmt die kininbildende Aktivititt der Strepto- kinase, w~hrend diejenige des Thrombins unbeeinflugt bleibt. Literatur I FREY, ]~. K., It. KRAUT U. ]~. WERLE: Kallikrein. Stuttgart: F. Enke 1950. 2 ]TIILTON, S. ~¢[., and C. P. LEwis: J. Physiol. (Lond.) 144, 532 (1958). 3 SCHAR~N-AGEL, K., K. GREEFF, R. L~'HR u. H. STROBACH: Naunyn-Schmiedebergs Arch. exp. Path. Pharmak. 250, 176 (1965). Prof. Dr. reed. K. GRE~FF, Pharmakologisches Institut der •edizinischen Akademie, 4 Diisseldorf, Moorenstr. 5 ~Netzhautbefunde bei Katzen nach Vergiftung mit ~thylenimin und 4,4'-Diaminodiphenylmethan (4,4'-Methylendianilin). Von B.v. SCHIL- LING~ H. TH. HOFMANN~ H. OETTEL und H. ZELLER 5 mg Athylenimin p.o. oder p.c. pro Kilogramm K6rpergewicht be- wirken bei der Katze nach 1--4 Tagen Mydriasis, progressive Verenge-

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82 Kurzreferate

Tabelle. Versuch an Hunden in Pentobarbitalnarkose: Abnahme des Kininogengehal- tes des Plasmas nach Muskelarbeit (elektrische Ischiadicusreizung), temporhrer Isch~mie einer hinteren Extremit~t und allgemeiner Hypoxie. In Klammern die

mittleren Fehler der Mittelwerte yon 3--4 Versuchen

Reizung N. Ischiadicus 1 min (2 Hz, 20 mA, 1 m sek) (2 ttz, 20 mA, lm sek) 3rain

Isch~mie durch 2 rain Unterbindung

Ischkmie durch Unterbindung 10 mln

Isch~mie durch Unterbindung 20 min

02-Mangelatmung 3--6min

Kininogengehalt des Plasmas Bradykinin-Yt quivalent, vg/ml

vorher arteriell ven6s

12,4(-~0,7) 11,3(±0,1)

nachher arteriell ven6s

10,2(~ 0,9) 5,3(± 0,3) 1

6,8(± 0,5) 4,9(± 0,6) 1

13,7(i0,7) 13,8(~0,8) 11,1(~2,2) 4,7(~=2,5)

10,3(± 1,5) 4,7(± 1,7)

10,5(± 1,0) 3,2(± 0,2)

12,7(±0,8) 11,2(±1,5) 8,4(~0,8) 6,0(~0,9) 1 Die Mehrdurchblutung in der V. femoralis betrug 81 bzw. 70 °/0.

Blur. - - Hypoxie durch Sauers toffmangelatmung ffihrte zu einer Ab- nahme des arteriellen und ven6sen Kininogengehaltes. - - Unsere Ver- suche sprechen somit da/iir, daft bei erh6hter Muskeltiitigkeit und 02-Mangel ge/~iflerweiternde Kinine im Blutplasma gebildet werden.

I n Zusammenhang mit der Beobachtung, dab dutch Hypoxie die Gerinnung beeinfluBt wird, sind folgende Befunde interessant: nach 30 min langer Inkuba t ion yon Meerschweinchenblut (denaturiert durch vorheriges 30 rain langes Erhi tzen bei p H 5) mit Streptokinase (200 E/ml) oder Thrombin (2000 E/ml) entstehen darmerregende und blutdruck- senkende Kinine. Zusatz yon Trasylol (2000 KIE/ml ) oder e-Amino- caprons~ure (40 mg/ml) hemmt die kininbildende Aktiviti t t der Strepto- kinase, w~hrend diejenige des Thrombins unbeeinflugt bleibt.

Literatur I FREY, ]~. K., It. KRAUT U. ]~. WERLE: Kallikrein. S tu t tga r t : F. Enke 1950. 2 ]TIILTON, S. ~¢[., and C. P. LEwis: J. Physiol. (Lond.) 144, 532 (1958). 3 SCHAR~N-AGEL, K., K. GREEFF, R. L~'HR u. H. STROBACH: Naunyn-Schmiedebergs

Arch. exp. Path. Pharmak. 250, 176 (1965). Prof. Dr. reed. K. GRE~FF,

Pharmakologisches Institut der •edizinischen Akademie, 4 Diisseldorf, Moorenstr. 5

~Netzhautbefunde bei Katzen nach Vergiftung mit ~thylenimin und 4,4 ' -Diaminodiphenylmethan (4,4'-Methylendianilin). Von B .v . SCHIL- LING~ H. TH. HOFMANN~ H. OETTEL und H. ZELLER

5 mg Athylenimin p.o. oder p.c. pro Ki logramm K6rpergewicht be- wirken bei der Ka tze nach 1 - -4 Tagen Mydriasis, progressive Verenge-

Kurzreferate 83

rung der Blutgef~Be im Augenhintergrund und irreversible Amaurose. Pathologiseh-histologiseh entspricht dieser Sch~digung der Zerfall der St~bchen und Zi~pfchen und der dazugeh6rigen Sehzellkerne in der iiuBeren KSrnerschicht der Retina. Vorfibergehend besteht in den gesch~digten Schichten eine leukocyt~re reaktive Infiltration. Nach 12 Tagen besteht endgiiltige Atrophie der neuroepithelialen Netzhautanteile. Die einzeinen Etappen des Schwundprozesses konnten naeh 24 Std, 3, 6, 10 und 12 Tagen sowie naeh 5, 10 und 23 Monaten beobachtet werden.

Auch 4,4'-Methylendianilin ffihrt nach 100 mg/kg p.o. zu Amaurose innerhalb yon 1--4 Tagen, zun~chst ohne Augenhintergrundver~nderun- gen. Gef~Bspasmen wurden bei zwei Katzen erst 22 und 42 Tage nach der Applikation festgestellt. Die Retina wurde 2, 3, 5, 7 Tage und 4 Jahre nach der Applikation untersucht. Trotz Erblindung zeigt die Netzhaut in den ersten 7 Tagen praktiseh keine Ver~nderungen (leiehte leukocyt~re Infiltration nur bei einem Tier). Nach der mehrj £hrigen Amaurose bestand aber das gleiche Atrophie-Bild des neuroepithelialen Retinaantefles wie nach J~thylenimin.

Dr. B. v. SCItILLING, Gewerbehyg.-Pharmakol. Institut der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik AG.,

67 Ludwigshafen/Rh.

Morphologische Probleme zur pharmakologischen Charakterisierung teratogener Wirkungen. Von W. SCHMIDT

Der Nachweis und die Klassifizierung der teratogenen Wirkung yon Pharmaka geschieht fast ausschlieBlich nach morphologischen Gesichts- punkten im makroskopischen, liehtmikroskopischen und in absehbarer Zeit vermutlieh auch im elektromikroskopischen Bereich. Damit hat ffir die pharmakologische Forschung insbesondere ffir die experimentelle Teratologie die Morphologie wieder an Bedeutung gewonnen.

Man weiB heute, wie aus dem Vortrag yon Herrn v. KREYBIG ein- deutig hervorging, dab die Noxen auf eine im einzelnen noch unbekannte Weise zu einem genau bestimmbaren Zeitpunkt an einem genau bestimm- baren primordialen Organsystem angreifen. Zur Erkennung der Wirkung ist deshalb eine eingehende morphologische Kenntnis dieser Systeme not- wendige Voraussetzung. Wir bezeichnen in der Embryologie solche Systeme als Prhblasteme oder Blasteme.

Als Prgblastem wird ein Gewebe des frfihen Keimes bezeichnet, das im weiteren Verlauf der Entwicklung ffir die Ausbildung einer ganzen K5r- perregion bzw. mehrerer Organsysteme zust£ndig ist.

Als Blastem bezeiehnen wit dagegen ein aus undifferenzierten embryo- nalen Zellen bestehendes abgesondertes Gewebe des Embryos, das bereits auf die Ausbildung eines bestimmten Organsystems oder Organs speziali- siert ist.

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