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I A ngebote von Dienstleistern für die Übertragung von Sprache per Internet-Protokoll (VoIP) sind vielfältig und kom- plex. Als ein gemeinsames Merkmal von VoIP-Services über einen Provider lässt sich die ständig aufgebaute Leitung zum Kunden benennen. Das kann entweder eine Festverbindung sein oder ein DSL-Anschluss (Digital Subscriber Line) zur An- bindung des Nutzers beispiels- weise über eine VPN-Verbin- dung (VPN, Virtual Private Net- work). Darüber hinaus ist die Art und Weise der Netzterminierung ein wichtiges Unterscheidungs- merkmal. So steht die Telefon- anlage nicht mehr im eigenen Keller, sondern beim Provider. Dort entscheidet sich der Um- fang des Dienstangebots. SIP-Provider (Session Initia- tion Protocol) wie Indigo Net- works oder Freenet, die IP-Te- lefonie hauptsächlich für End- kunden anbieten, setzen den Schwerpunkt auf die Telefonie und bieten darüber hinaus eini- ge wenige Funktionen, etwa einen Anrufbeantworter. Für professionelle Nutzer sollte es aber schon ein biss- chen mehr sein: Eine be- sonders gute Verfügbarkeit, Managementfunktionen und via Service Level Agreements (SLA) überprüfbare Dienstleistungen stehen in dieser Liga auf der Anforderungsliste. Die als Managed Services, Hosted PBX (Private Branch Ex- change) oder IP-Centrex be- zeichneten Dienstleistungen lassen sich diesen Anforderun- gen entsprechend zu ganz be- stimmten Konditionen bezie- hen. Die Preise richten sich nach der Verfügbarkeit der Dienste, der Bandbreite und nach bestimmten Leistungs- werten wie der zeitlichen Schwankung (Jitter) oder der Verzögerung der IP-Pakete (La- tenz). Der Nachweis erfolgt über SLAs, die die Qualität do- kumentieren. Das Auslagern der alten Telefonanlage im Unternehmen übernimmt ein Softswitch beim Provider. Der Begriff Softswitch rührt von der Software her, die eine zentrale Steuerung der Switches er- laubt. Funktionen wie Routen, Protokollumsetzung, Ressourcen- und Bandbreiten- management und Media-Gate- way-Steuerung lassen sich damit betreiben. Die Leistungs- merkmale und Terminierung der Anrufe übernimmt der Dienstleister. Er betreibt die Gateways zu den öffentlichen Netzwerke Netzwerke extra Ein Verlagsbeihefter der Heise Zeitschriften Verlag GmbH & Co. KG Schwerpunkt: Provider für den Mittelstand Sprachdienste vom Internet-Provider Telefonanlage over IP Seite I Richtfunkanschluss als Alternative zum Kabel Nischenofferte Seite VI Vorschau Mobility Schwerpunkt: Sichere Notebooks Seite VIII Veranstaltungen 4. – 6. September 2006, Frankfurt/Main Storage Networking World – Europe 2006 www.snweurope.com 11. – 14. September, Washington, Washington D.C. GridWorld www.gridworld.com 19. – 21. September, Boston, MA Storage World Conference Fall 2006 www.storageworldconference.com/boston/ 23. – 27. Oktober 2006, München Systems 2006 www.systems-world.de 31. Oktober – 3. November, Orlando, Florida Storage Networking World Fall 2006 www.snwusa.com 21. – 23. November 2006, Nürnberg Exponet 2006 www.exponet.de Telefonanlage over IP Sprachdienste vom Internet-Provider Statt eine Telefonanlage selbst zu betreiben, können Unternehmen Sprachdienste von ihrem Internet- Provider beziehen. Richtig durchgesetzt haben sich diese Centrex-Dienste hierzulande bisher nicht. Das könnte sich ändern: Pauschale Entgelte für Telefonanschluss und Verbindungen sowie die Konvergenz von IP-Diensten bieten die Chance für einen Durchbruch.

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Angebote von Dienstleisternfür die Übertragung von

Sprache per Internet-Protokoll(VoIP) sind vielfältig und kom-plex. Als ein gemeinsamesMerkmal von VoIP-Services übereinen Provider lässt sich dieständig aufgebaute Leitung zumKunden benennen. Das kannentweder eine Festverbindungsein oder ein DSL-Anschluss(Digital Subscriber Line) zur An-bindung des Nutzers beispiels-weise über eine VPN-Verbin-dung (VPN, Virtual Private Net-work). Darüber hinaus ist die Artund Weise der Netzterminierungein wichtiges Unterscheidungs-merkmal. So steht die Telefon-anlage nicht mehr im eigenenKeller, sondern beim Provider.Dort entscheidet sich der Um-fang des Dienstangebots.

SIP-Provider (Session Initia-tion Protocol) wie Indigo Net-works oder Freenet, die IP-Te-lefonie hauptsächlich für End-kunden anbieten, setzen denSchwerpunkt auf die Telefonieund bieten darüber hinaus eini-ge wenige Funktionen, etwaeinen Anrufbeantworter.

Für professionelle Nutzersollte es aber schon ein biss-chen mehr sein: Eine be-sonders gute Verfügbarkeit,Managementfunktionen und via

Service Level Agreements (SLA)überprüfbare Dienstleistungenstehen in dieser Liga auf derAnforderungsliste.

Die als Managed Services,Hosted PBX (Private Branch Ex-change) oder IP-Centrex be-zeichneten Dienstleistungenlassen sich diesen Anforderun-gen entsprechend zu ganz be-stimmten Konditionen bezie-hen. Die Preise richten sichnach der Verfügbarkeit derDienste, der Bandbreite undnach bestimmten Leistungs-werten wie der zeitlichenSchwankung (Jitter) oder derVerzögerung der IP-Pakete (La-tenz). Der Nachweis erfolgtüber SLAs, die die Qualität do-kumentieren. Das Auslagernder alten Telefonanlage imUnternehmen übernimmt einSoftswitch beim Provider. DerBegriff Softswitch rührt von derSoftware her, die eine zentraleSteuerung der Switches er-laubt. Funktionen wie Routen,Protokollumsetzung,Ressourcen- und Bandbreiten-management und Media-Gate-way-Steuerung lassen sichdamit betreiben. Die Leistungs-merkmale und Terminierungder Anrufe übernimmt derDienstleister. Er betreibt dieGateways zu den öffentlichen

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KG

Schwerpunkt: Provider für den MittelstandSprachdienste vom Internet-Provider

Telefonanlage over IP Seite I

Richtfunkanschluss als Alternative zum Kabel

Nischenofferte Seite VI

Vorschau

Mobility

Schwerpunkt: Sichere Notebooks Seite VIII

Veranstaltungen4. – 6. September 2006, Frankfurt/MainStorage Networking World – Europe 2006www.snweurope.com

11. – 14. September, Washington, Washington D.C.GridWorldwww.gridworld.com

19. – 21. September, Boston, MAStorage World Conference Fall 2006www.storageworldconference.com/boston/

23. – 27. Oktober 2006, MünchenSystems 2006www.systems-world.de

31. Oktober – 3. November, Orlando, FloridaStorage Networking World Fall 2006www.snwusa.com

21. – 23. November 2006, NürnbergExponet 2006www.exponet.de

Telefonanlageover IPSprachdienste vom Internet-Provider

Statt eine Telefonanlage selbst zu betreiben, könnenUnternehmen Sprachdienste von ihrem Internet-Provider beziehen. Richtig durchgesetzt haben sichdiese Centrex-Dienste hierzulande bisher nicht.Das könnte sich ändern: Pauschale Entgelte fürTelefonanschluss und Verbindungen sowie dieKonvergenz von IP-Diensten bieten die Chance füreinen Durchbruch.

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Netzen, etwa Festnetz oderMobilfunk.

VoIP-Anbieter nutzen unter-schiedliche Verfahren für dieAnbindung der Kunden:

Gemanagte IP-Verbindun-gen über Multiprotocol LabelSwitching (MPLS): Diese Tech-nik erlaubt den gleichzeitigenBetrieb mehrerer Protokolle auf

einer Plattform und kann deneinzelnen Paketen Prioritäteneinräumen. Der Kunde kannseine VPN-Verbindungen übereine eigene Management-Kon-sole überwachen und konfigu-rieren. Für hochwertige Sprach-und Videodienste ist diese Tech-nik Stand der Dinge – allerdingszu einem hohen Preis. MPLS bil-det IP-Routing auf IP-Forwar-ding ab, indem sie jedem IP-Paket einen MPLS-Header(Shim-Header) hinzufügt. DerMPLS-Header besteht aus demLabel für das Forwarding, demClass-of-Service-Feld (CoS) zurUnterscheidung von Dienstklas-sen, dem Bottom-of-Stack-Feld(S) und dem Time-to-Live-Feld(TTL). Für MPLS-VPNs und Traf-fic Engineering kommen mehre-re Labels in Form eines LabelStack zum Einsatz. MPLS konfi-gurieren die Admins der Back-bone-Router.

Ungemanagte IP-Verbin-dungen (per DSL): Hier gilt BestEffort, also die bestmöglicheÜbertragungsqualität. Das be-deutet häufig nicht-garantierteBandbreiten und Antwortzeiten,sodass einige Telefonate anWalkie-Talkie-Verbindungen er-innern. Außerdem hängt dieQualität unvorhersehbar von derAuslastung der DSL-Netze ab.Für Unternehmen empfiehlt sichdiese Variante nicht, selbst wennder Preis relativ niedrig ist.

VoIP in Kabelnetzen kanneine Alternative für Unterneh-men mit Kabelanschluss sein,ist jedoch in der Regel eher fürEndkunden relevant.

VoIP via Funk: SpezielleLösungen auf Basis von GSM,WLAN oder Wimax gibt es zur-zeit erst für einige Großkonzer-ne oder lokal eng begrenzt.

Es gibt Anbieter, die als Ma-naged Services die kompletteTelefonanlage übernehmen undbetreiben. Dieser serviceorien-tierte Ansatz kommt besondersfür die Unternehmen in Frage,die ihre ganze Telekommunika-tion auslagern wollen. Dergrößte Teil der Anwender dürftein absehbarer Zeit SIP-Dienste

nutzen. Die Kunden erhaltenvon den Providern eine eigeneTelefonnummer und könnendamit anschließend per SIP-Telefon kommunizieren.

Die Anbieter sind entwederselbst Netzbetreiber oder habenKapazitäten angemietet. DasAbsetzen von IP-Telefonatenaus dem Daten- ins öffentlicheTelefonnetz erfordert ein PublicSwitched Telephony NetworkGateway (PSTN). Viele Providerbieten kostenlose Telefonate imeigenen IP-Netz an. Der Über-gang ins herkömmliche Fest-netz oder in die Mobilfunknetzekostet extra – üblicherweise soviel wie die im Festnetz üb-lichen Call-by-Call-Tarife.

Im Folgenden findet sicheine Auswahl von Providern,die Sprachdienste für Unter-nehmen anbieten.

Dienste zur Miete

Zu einem monatlich festenPreis pro Dienst und Port rech-net Computacenter seineVoice-on-Demand-Lösung ab.Statt für den Kauf einer Tele-fonanlage zahlt der Kunde fürden Service ein festes monatli-ches Entgelt und erhält eine IP-Telefonie-Infrastruktur – inklu-sive Monitoring, Wartung undAdministration. Sowohl die An-zahl und Art der Endgeräte alsauch die jeweils gewünschtenServices sind bei diesem Dienstindividuell anpassbar. Teile dervorhandenen TK-Infrastrukturlassen sich im Rahmen einer„weichen Migration“ erhalten.Einer der ersten Anwender die-ses Angebots ist der Call-Cen-ter-Anbieter Sellbytel, der zu-nächst 75 Nebenstellen auf dieTechnik umrüstet.

Der Provider Interoute ver-spricht seinen Kunden 55 Pro-zent Einsparung bei internatio-nalen Verbindungen. Unterneh-men bietet er einen VPN-Ser-vice für geschützte Daten- undSprachdienste an. Dieser ge-managte Dienst baut auf MPLSauf. Unternehmen können her-kömmliche oder IP-fähige Tele-

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Netzwerke

SERVICE-PROVIDER FÜR VOIP UND ANDERE SPRACHDIENSTE

Die folgende Übersicht hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Provider Website1&1 www.1und1.deAOL www.aol.deArcor www.arcor.deBritish Telecom www.bt.comBroadnet www.broadnet.deColt www.colt.deComputacenter www.computacenter.deDns:Net www.dns-net.deFreenet www.freenet.deGMX www.gmx.netHost Europe www.hosteurope.deIndigo Networks www.sipgate.deInteroute www.interoute.deLycos www.lycos.deNextiraone www.nextiraone.comPironet www.pironet-ndh.comQSC www.qsc.deSchlund + Partner www.schlund.comSkype www.skype.comStrato www.strato.deTelefonica www.telefonica.deTiscali www.tiscali.deT-Online www.t-online.deToplink www.toplink.deT-Systems www.t-systems.deVerizon www.verizonbusiness.comWeb.de www.web.de

ANBIETER IM BEREICHSPRACHERKENNUNG

Provider WebsiteArcor www.arcor.deArvato www.arvato.comCommuncation Center Nürnberg www.ccn.bizCrealog www.crealog.deDanet www.danet.comDns:Net www.dns-net.deDTMS www.dtms-solutions.deIBM www.ibm.comNextiraone www.nextiraone.deQSC www.qsc.deSikom www.sikom.deSoftlab www.softlab.comSpeak Up www.speak-up.deT-Com mwl.t-com.deTelenet www.telenet.de

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fonanlagen sowie vollständigkonvergente Netze anschlie-ßen. Neben VoIP bietet Inte-route die Unterstützung vonVideo over IP. Der Carrier setztin seinem Netz Softswitches ein.Sie übernehmen die Sprachver-bindungen zwischen den unter-schiedlichen Netztypen sowiedie Verbindungssteuerung. EinRessourcen- und Bandbreiten-management soll die notwendi-ge Quality of Service (QoS) ge-währleisten, SLAs legen die ge-wünschte Verfügbarkeit fest.

Arcor hat sein Managed-Service-Angebot auf den NamenArcor-Company IP-Telefonie ge-tauft. Die gesamte innerbetrieb-liche Kommunikation einschließ-lich Telefonverkehr erfolgt überdas IP-VPN des Providers. Diegängigen Leistungsmerkmalevon klassischen Telefonanlagenwie Rufumleitung, Anrufliste,Rufnummern- und Namensan-zeige bleiben erhalten. Darüberhinaus lassen sich firmeninterneAdress- und Telefonbücher aufdem Unternehmensserverhinterlegen. Das MPLS-Netz

dient auch der Videokommuni-kation. Arcor argumentiert miteinem Zugang für Daten undSprache.

Bestehende Telefonanlagenlassen sich über die Vorschal-tung von Gateways migrierenund mit neuen Diensten versor-gen. Keine Investitionen in Hard-ware, überschaubare Kosten viaFlatrates sowie webbasiertesManagement der Nebenstellen,beispielsweise für die Einrich-tung neuer Anwender, sind dieVorteile des gemanagten Diens-tes. Die Centrex-Lösung kommtvor allem für kleinere und mitt-lere Unternehmen in Frage, diesich von ihrer Hardwareabhän-gigkeit lösen wollen. Selbst fürSmall Offices/Home Offices(SOHO) lässt sich der gemanagteDienst einsetzen, beispielsweisemittels standortübergreifenderTeamfunktionen. BestehendeRufnummern können erhaltenbleiben. 30 bis 50 Leistungs-merkmale sollen die Funktionender Telefone umsetzen.

Der Frankfurter Internet-Provider Toplink verfügt über

ein VoIP-Produkt für Geschäfts-kunden. Mit Tplpbx sollen klei-nere oder mittelständischeUnternehmen Voice-over-IP-Te-lefonate führen können, ohneauf Komfort und Funktionenverzichten zu müssen. Zur Ver-fügung stehen Varianten mit 5,10, 25, 50 oder 100 Nebenstel-len. Für die Version mit fünf Ar-beitsplätzen fallen einmalig79 Euro für das Setup und an-schließend 39 Euro monatlichan. Neue Nebenstellen könnenjederzeit hinzukommen, sodassdie Telefonanlage mit demUnternehmen wächst. Betriebemit Heimarbeitsplätzen undAußendienstmitarbeitern kön-nen sich über das Internet ander Telefonanlage anmelden,sodass die Kosten für eine Ruf-umleitung entfallen.

SIP-Provider fürUnternehmen

Telefonate zwischen der Fir-menzentrale und den einzelnenNiederlassungen eines Unter-nehmens sind kostenlos. DieTelefonanlage steht im Rechen-zentrum mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Voraussetzung fürden Betrieb ist ein ADSL-, SDSL-oder anderer schneller An-schluss. An den Dienst lassensich alle SIP-fähigen Telefoneanschließen. Der Provider be-treibt im zentralen Internet-Aus-tauschknoten DE-CIX in Frank-furt einen Softswitch als Über-gang ins öffentliche Telefonnetz.Insgesamt können 180ˇ000 Teil-nehmer über die Plattform SIP-Telefonate führen. Der Providergarantiert, dass ab dem Überga-bepunkt beim DE-CIX die Verzö-gerung (Delay) unter 10ˇms liegtund weniger als 0,01ˇ% der Da-tenpakete verlorengehen.

Nach einem ersten Versuchmit Siemens als Ausrüster setztder Anbieter Colt jetzt auf eineKooperation mit Avaya. Die IP-Telefonie-Lösung Colt IP Voicebasiert auf Produkten wie demCommunication Manager,SBS3000-Shared-Blade-Ser-vern, IP-Softphone, IP-Telefonen

4625 und 4621, Digitaltelefonen3616 und einem Voice-Mail-System, sodass alle gewohntenFunktionen einer Telefonanlage,auch als Flatrate, zur Verfügungstehen. Die gemanagte Telefon-anlage steht in den Rechenzen-tren des Providers oder am Kun-denstandort. Das Angebot um-fasst mehrere hundert Telefonie-funktionen und IP-Funktionenwie Softphones für Anrufe überden Computer oder die Möglich-keit, an beliebigen Standortenüber dieselbe Durchwahl er-reichbar zu sein (Hot Desking).Zusätzliche Services wie Video-telefonie, digitale Sprachauf-zeichnung (Voice Recording)oder Lösungen zum Verbindenvon Festnetz und Mobilfunk sindderzeit in Entwicklung. Kundenwie der FinanzdienstleisterWCWB in Großbritannien, dieBank of Maertelaere in Belgienoder die Stadt Amsterdam nut-zen bereits das Voice-Angebotvon Colt.

Senkungen der Telekommu-nikationskosten um bis zu 30Prozent sollen Lösungen wieHosted IPT von British Tele-com erreichen. Der Providernutzt vor allem Telefone undProgramme von Cisco. Spra-che, Video und Daten transpor-tiert die IP-Plattform. Es stehenverschiedene Serviceoptionenzur Wahl, darunter Multimedia(MM) VoIP und VoIP Port. In MMVoIP nutzen Voice-, Multime-dia- und Collaboration-Applika-tionen die IP-Infrastruktur,während VoIP Port die beste-hende TK-Infrastruktur weiterbetreibt und die IP-Infrastrukturdes Kunden mit der IPT-Hos-ting-Plattform von BT verbin-det. Dadurch lassen sich neueDienste nutzen und die bisheri-gen Investitionen schützen. Zu-sätzlich kann schrittweise aufIP-Technik migriert werden, umbeispielsweise an einem Stand-ort weiterhin die bestehendeTK-Infrastruktur zu nutzen,während andere Abteilungenbereits Telefonie-Hosting ver-wenden. Telefoniefunktionenwie Voice-Messaging, Warte-

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Netzwerke

Sprache im NetzDas Internet bringt Standards wie VoiceXML und SALT (Extensi-ble Markup Language, Speech Application Language Tags)hervor. Sprachdialogsysteme, die darauf fußen, erleichtern dieIntegration von Datenbanken und webbasierten Systemen.Sprachdialogsysteme und Interactive-Voice-Response-Systeme(IVR) sind ein wichtiges Werkzeug für den Kundenkontakt. Siearbeiten rund um die Uhr und verrichten ihre Arbeit kostengüns-tig und zuverlässig. Die Technik kommt bereits mit großemErfolg in Banken, Call Centern und Ämtern zum Einsatz. Unter-nehmen wie Intervoice haben die Technik bereits in 23ˇ000 Sys-temen weltweit installiert. Produkte von IBM sind bei mehr als2000 Kunden mit mehr als 260ˇ000 Telefonleitungen im Einsatz.Über eine standardkonforme Technik lassen sich die Systemeweiterentwickeln, und der Anwender profitiert von einer großenAuswahl an Lösungen von Drittherstellern. Außerdem kann derKunde seine Lösungen besser an seine Erfordernisse anpassen,ohne dafür die Programme neu schreiben zu müssen.

VoiceXML erweitert den Internet-Standard XML um Befehle fürdie Steuerung der Sprachanwendung. Die Next-Generation-IVR-Systeme kommunizieren mit den Anwendungen auf dieselbeWeise wie ein Mensch – über den Browser. Die Programment-wickler können Umgebungen wie Java (J2EE) oder .Net einset-zen. Dagegen handelt es sich bei SALT um einen relativ jungenStandard, den unter anderem Microsoft initiiert hat und der mul-timodale Ausgaben wie Daten, Text oder Sprache erlaubt. Diesebasieren auf offenen Standards wie Java und VoiceXML.

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funktion, Anrufweiterleitung,Rufnummernportierung undAnruferidentifizierung verbes-sern die Erreichbarkeit der mo-bilen Teilnehmer.

VoIP aus dem MPLS-Netz

Der Kölner SDSL-ProviderQSC nennt sein Angebot Virtu-os, die Abkürzung für VirtualOffice Suite. Das Büro auf Abrufermöglicht Unternehmen einAnrufmanagement ohne größe-re Investitionskosten. Das Ba-sispaket bietet Applikationenwie die Gesprächssteuerung(Personal Routing), eine inter-aktive Spracherkennung (Inter-active Voice Response, IVR) undein Zusatzmodul für Telefon-konferenzen. Alle ankommen-den Gespräche lassen sichnach Anrufergruppen zeit- oderursprungsabhängig auf unter-schiedliche Anschlüsse leiten.Auf diese Weise ist der Teilneh-mer unter einer einzigen Ruf-nummer erreichbar. VIP- oderSperrlisten ermöglichen dasbevorzugte Durchstellen oderdas komplette Sperren von An-rufern. Das soll Belästigungendurch Werbeanrufe (Spam overInternet Telephony, SPIT) inGrenzen halten.

In Zusammenarbeit mit Com-putacenter geht Telefonica anden Start. Die bestehende Com-putacenter-Anwendung wird umTelefonica-Module erweitert, so-dass sich einzelne Unterneh-mensstandorte in das Telefon-netz integrieren lassen. Der Pro-vider verwaltet die erweiterbareTelefonanlage zentral und bietetden notwendigen Support an.

Der Hamburger NetzbetreiberBroadnet Mediascape beginntmit seiner Lösung dataVoIP be-reits ab fünf Teilnehmern und 24Monaten Vertragslaufzeit. Vorteilist etwa, dass sich Hardware-Updates bei einer virtuellen IP-Centrex-Anlage allein auf die An-zahl der Endgeräte beschränken.Alles andere, vom Telefon-Clientbis zum Firmware-Update derTelefone, steuert die Software

zentral und ohne Einsatz exter-ner Servicetechniker. Die IP-Centrex-Telefonanlage des Pro-viders benötigt weder ISDN-An-lagenanschlüsse noch sonstigeTelefon-Infrastruktur, sondernsetzt auf symmetrische DSL-Verbindungen. Neben normalenTelefonfunktionen bietet der Pro-vider Messaging-Dienste an.

Verizon ist erst im letztenJahr mit seinem VoIP-Angebotgestartet. Mit dem Produkt Glo-bal Voice VPN soll eine globaleVPN-Lösung für die Anbindungvon privaten TK-Anlagen (PBX)mit traditionellen Formen der na-tionalen und internationalen Ge-schäftskommunikation ver-bunden werden. Das Herzstückvon Global Voice VPN ist eineDatenbank, die eine ganze Reihevon Ruf- und Routing-Funktio-nen für Sprach-, Fax- und ge-schaltete Datendienste unter-stützt. Sie versorgt die Telefon-anlagen, mobile Nutzer undHeimarbeitsplätze mit Telefonie.

Der Provider Dns:Net stattetsein Centrex-Angebot VoIP:Cen-trex mit Unified-Messaging-Funktionen, IVR-Funktion, CallCenter sowie Video- und Tele-fonkonferenzen aus. Die Ge-spräche laufen über das lokaleNetz (LAN) oder bei größerenUnternehmen über die VPN-Ver-bindungen. Der Kunde benötigtnur eigene oder gemietete IP-Telefone an seinen Standorten;tragbare Telefone finden An-schluss in einem abgesichertenWLAN, das auch den Zugriff perWireless-LAN-Karte mit demNotebook erlaubt. Über eine IP-Anbindung an das Netz des Pro-viders laufen die Telefongesprä-che und die Internetverbindung.Der Provider betreibt zwei iden-tische IP-Telefonanlagen. BeideCall-Manager-Softswitchesstammen von Cisco und sind inunterschiedlichen Rechenzen-tren in Deutschland unterge-bracht. Wegen des redundantenAufbaus soll ein Ausfall einesder beiden Systeme oder einzel-ner Komponenten keinen Ein-fluss auf die Stabilität desDienstes haben.

IP als Marktöffner für Centrex?

Trotz aller Vorteile müssensich Managed Services erst amMarkt behaupten. Hier habeneinige Anbieter, die etwas zuschnell vorgeprescht waren,Verwirrung ausgelöst. Stattgleich auf die Preisschraube zudrücken, wären einige Anbieter

gut beraten, den Unterneh-menskunden gut zuzuhörenund die Produkte dementspre-chend auszugestalten. Dannkönnte der seit fast zehn Jah-ren erwartete Durchbruch fürdie Technik in greifbare Näherücken.

Hans-Jörg Schilderist freier Journalist in

Wessobrunn.

Netzwerke

Internet

ISDNPSTN

DSL

Company NetFestanschluss fürgroße Fialenund Zentralen

ArcorIP Backbone

Company NetFestanschluss mitredundanterAnschaltung

Internet-Zugang- WWW Proxy- FTP Proxy- SAP Proxy- Mail Proxy

CN News CN Mail

Kunden VPNCompany DialogDial-In onlyEinwahl für kleine LANs

CN Manager

CN Monitor

Company RemoteUniversal

Company DialogEin- und Auswahlfür kleine LANs

Company Dialog DSLBreitband Festanschluss

Company RemoteEinwahl für Teleworkerund SOHO (auch DSL)

Company Netmit ISDN-

Backup

Intelligentes NetzT-Com

Voice Web Portal(Sprachverarbeitung)

Voice Browser(ASR, TTS)

IhrUnternehmen

Web-Sever (Anwendungen):Web Applikation HTML

Voice Applikation Voice XML

Festnetz oderMobilfunk

Web-BrowserInternet

Internet oderDatenverbindung

CRM Kundendaten ERP

MPLS-Netz von Arcor: Auch der gehostete VoIP-Service erfolgtüber das Companynet des Providers (Abb. 1, Quelle: Arcor).

Lösungen vom Dienstleister: Das Voice Web Portal von T-Comhat Telenet entwickelt (Abb. 2, Quelle: T-Com).

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Netzwerke

Wenn allein T-Com alsMarktführer bei DSL-An-

schlüssen (Digital SubscriberLine) in Deutschland von einemVersorgungsgrad von 91 Prozentder Bevölkerung spricht unddazu noch die Offerten weitererAnbieter kommen, klingt dasenorm. Es bedeutet aber gleich-zeitig, dass trotz diverser Alter-nativen wie TV-Kabel oder Sa-tellit der Wunsch zahlreicherInternet-Nutzer nach einemschnellen Anschluss unberück-sichtigt bleibt. Große Hoffnun-gen schürte deshalb Wimax. Inden letzten Jahren haben meh-rere regionale Betreiber solcheFunknetze installiert, davon aberauch einige schon wieder einge-stellt. Die Gründe sind vielfälti-ger Natur: schleppende Stan-dardisierung, verzögertes Ange-bot von standardgerechtemEquipment, unklares Geschäfts-modell, Weiterentwicklung derKonkurrenztechnologien.

Einer schnellen Verbreitungstand bisher auch die offene Li-zenzfrage im Wege. Ursprüng-lich plante die Bundesnetz-agentur (BnetzA) für die Vergabeder sogenannten Broadband-Wireless-Access-Frequenzenim 3,5-GHz-Band ein „Licen-sing Light“. Potenzielle Netzbe-treiber sollten sich untereinan-der einigen, wer wo welcheFrequenzen für welche Dienstenutzt. Nun sind bei der BnetzAaber mehr als 1200 Anträge

von 102 Bewerbern eingegan-gen, von denen nach Auskunftvon Pressesprecher Rudolf Bollacht, eventuell sogar neun An-bieter Interesse an einerbundesweiten Wimax-Versor-gung zeigen. Deshalb wird esnun doch eine Auktion geben,wobei das Ziel sei, „die Fre-quenzvergabe noch in diesemJahr durchzuführen“.

Als primärer Anwendungsbe-reich schält sich der feste Inter-netzugang heraus. Ihn könnteman – aus Kundensicht – vorallem in ländlichen Gegendenanbieten. Doch selbst wenn sichMatthias Kurth, Präsident derBnetzA, im März über die Zahlder Frequenzanmeldungen fürbisher DSL-freie Regionen freut:Der Schwerpunkt der heutigenoder in naher Zukunft geplantenAngebote wird in urbanen Re-gionen liegen.

Zahlreiche Wimax-Inseln

Derzeit gibt es wenigeWimax-Angebote am Markt,dazu einige Betriebsversucheoder Vorstufen zu kommerziel-len Wimax-Netzen: etwa vonArcor in Kaiserslautern, von T-Com in St. Augustin und Swisttaloder ein Projekt in Düsseldorf.

Für die Telekom ist Wimax„ein weiterer, zentraler Schlüs-sel in unserem Engagement füreine flächendeckende Breit-

bandversorgung in Deutsch-land“, wie T-Com-Vorstand Wal-ter Raizner während der Cebitformulierte. So setzt das Unter-nehmen in seinem Mitte letztenJahres gestarteten PilotprojektWimax als klassische DSL-Er-gänzung ein. Das neue Verfah-ren soll dort zum Einsatz kom-men, wo eine DSL-Leitung viaKupferkabel entweder technischunmöglich ist (etwa wegen einerzu großen Entfernung zur nächs-ten Anschlusszentrale) oder wirt-schaftlich nicht vertretbar (etwabei zu umfangreichen Bauarbei-ten).

Im T-Com-Pilotprojekt, dasbis März befristet war, erhieltjeder der 100 ausgewähltenKunden eine quadratische An-tenne (ca. 20ˇcm x 20ˇcm) zurInhouseverstärkung. Der Down-link überträgt rund 1 Mbit/s,was etwa einem DSL-Stan-dardanschluss entspricht. T-Com machte nach Aussage vonPressesprecher Rüdiger Grävegute Erfahrungen mit der Tech-nik; einzelne Kunden ohneDSL-Versorgung würdenWimax gerne weiter nutzen.Das Unternehmen verfügt nochnicht über Wimax-Lizenzen füreinen Regelbetrieb und hat siebei der BnetzA beantragt.

Als weiterer großer Netzbe-treiber hat Arcor in Kaiserslau-tern seit Dezember 2005 einWimax-Netz in Betrieb, das

etwa die Hälfte des Stadtge-biets – in dem Glasfaserleitun-gen statt Kupferkabel liegen –mit einem drahtlosen Breit-bandzugang inklusive VoIP-Zu-gang versorgen soll. Die An-wender empfangen die Wimax-Signale mit 1 Mbit/s perModem, von wo aus sie perWLAN in die Computer gelan-gen. Im monatlichen Pauschal-preis von 40 Euro für das Air-max genannte Angebot sindeine Flatrate für das Surfen undeine Flatrate für bundesweiteTelefonate ins Festnetz enthal-ten. Ob es ein Wimax-Angebotvon Arcor auch anderswogeben wird, kann oder will dasUnternehmen noch nicht sagen.

Die größte PR-Maschineriebezüglich Wimax hat die Deut-sche Breitband Dienste GmbH(DBD) in Gang gesetzt. Unter derMarke DSLonair ist man seit ge-raumer Zeit schon mit inzwi-schen rund zwei Dutzend kleine-ren Wimax-Netzen vor allem aufdem flachen Land präsent. Unterder Marke MAXXtelekom starteteDBD im Sommer 2005 in Heidel-berg ein Geschäftskundenange-bot und Anfang November 2005in der „DSL-Wüste“ Berlin-Pan-kow ein Privatkundenangebot.Hier sei die Übertragung von biszu 3,5 Mbit/s nebst Internet-Te-lefonie ab 33,99 Euro pro Monatmöglich. Dass allerdings schonin einem Jahr ganz Berlin wie

NischenofferteRichtfunkanschluss als Alternative zum Kabel

Die anfängliche Euphorie um den Wimax-FunkstandardIEEE 802.16 als DSL-Alternative hat sich etwas gelegt.Privat- und Unternehmenskunden, die nicht in denGenuss eines schnellen DSL-Anschlusses kommenkönnen, müssen sich zumeist länger als erhofft inGeduld üben. In einigen Regionen gibt es Wimaxzumindest schon als Angebot in der Nische.

Internet

Telefon

Access-Modem

Computer 1 mit WLAN-Adapter

DVG-G1402SBroadband VoIPWireless Router

Telefon/FaxComputer 2 mit Ethernet-Adapter

Für Kunden in Süd- und Ost-bayern hat die Televersa-OnlineGmbH Pakete zur Nutzung von DSL für Telefonie und Internet auf der Basis von WLL/Wimax geschnürt.

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Netzwerke

geplant mit Wimax erschlossenist, steht unter anderem wegentechnischer Probleme noch inden Sternen.

Ein Insider und Innovations-ingenieur eines großen Netzbe-treibers formuliert es so:„Wimax funktioniert am bestenin Holzhäusern. In Massivbau-ten wird es mit der Inhousever-sorgung schwierig.“ Wegen derLizenzpflicht sei auch die Netz-planung knifflig. All das kommteinem seit Jahren vom zellula-ren Mobilfunk (GSM, UMTS) be-kannt vor, bei dem für jedenAntennenstandort eine Bauge-nehmigung vorliegen muss.Verzögerungen sind darumauch für Wimax zu erwarten.

Das zeigte sich in der Praxisetwa beim Aufbau des Wimax-Netzes in Dresden. Hier planteman, es bis Ende Juni in Be-trieb nehmen zu können, bisdie Standortproblematik einenStrich durch die Rechnungmachte. Wie DBD-SprecherinDaniela Gutfleisch erläutert,müsse man neben einer Rah-menvereinbarung mit einer gro-ßen Wohnungsgesellschaft fürdie einzelnen Liegenschaftenzusätzlich Verträge aushandeln,zudem sei noch die Denkmal-schutzbehörde involviert. Indiesen Tagen soll das Netz abernun in Betrieb gehen, und auchhinsichtlich eines Netzes inLeipzig sei man zuversichtlich,es noch in diesem Jahr zuschaffen.

Immerhin verfügt die DBDbereits über Frequenzen ausWLL-Zeiten (Wireless LocalLoop), die sich auch für Wimaxnutzen lassen. In Heidelberg seifür die Versorgung des Stadtge-bietes nur ein einziger Sende-mast erforderlich gewesen; hierkommt Intels Wimax-ChipsatzRosedale zum Einsatz. AproposIntel: Die Amerikaner greifen derDBD finanziell kräftig unter dieArme, damit der neue Operatorden für den Netzaufbau notwen-digen dreistelligen Millionenbe-trag aufbringen kann. Im Gegen-zug setzt die DBD Wimax-Equip-ment aus dem Hause Intel ein.

Im Juli ordnete die DBD dasErscheinungsbild ihrer Wimax-Angebote neu: Während das fürden ländlichen Raum vorgese-hene Angebot DSLonair unterdiesem Namen weitergeführtwird, heißt das bisherige Ange-bot MAXXtelekom nun MAXXon-air. Diese beiden Marken sollender Öffentlichkeit jetzt in „eineraggressiven Kampagne“ unterdem Slogan „DSL pur“ präsen-tiert werden als „das erste entbündelte DSL-AngebotDeutschlands, das den Kundeneine DSL-Alternative bietet, diesie auch ohne Festnetzan-schluss nutzen können.“

Ein brandneues Wimax-An-gebot ist das der Televersa On-line GmbH in Südostbayern. Siehat dort nach eigenen Angabenein Funknetz als Kombinationvon WLL und Wimax errichtetund startet damit als Ergänzungzu bestehenden DSL-Angebo-ten. Das Netz von Televersa soll„das erste flächendeckendeWLL/Wimax-Netz in Deutsch-land für eine Großregion“ sein.Das Einzugsgebiet umfasst eineFläche von mehr als 20ˇ000km2 mit ca. 2,5 Mio. Einwoh-nern. Televersa will somit 95Prozent aller Haushalte undUnternehmen und 98 Prozentder Fläche erreichen, währenddie DSL-Versorgung in dieserRegion heute nur je 60 Prozentder Haushalte und der Flächebetrage. Zudem soll es für denKunden nicht kompliziertersein, per Funk statt mit einerKombination aus Splitter, DSL-Modem und Router ins Internetzu gehen. Hinsichtlich der Prei-se will man sich an den Tarifenund Lösungen auf DSL-Basisorientieren, aber unter denPreisen von T-Com bleiben.

Televersa hat in seinem Fly-ing-DSL genannten Angebotverschiedene Pakete geschnürt,unterteilt für Privat- und Ge-schäftskunden. Letzteres nenntsich Flying-DSL Business undteilt sich nochmals auf in Busi-ness Class mit Bandbreiten zwi-schen 2 und 6 Mbit/s und FirstClass mit Bandbreiten von 4 bis

Wimax und dieStandardisierung

Zu unterscheiden sind bei Wimax vor allem die zwei StandardsIEEE 802.16-2004 für so genanntes Fixed WMAN und IEEE802.16-2005 für Mobile WMAN. Das Wimax-Forum (www.wimax-forum.org) hat die ersten Produkte gemäß 802.16-2004 bereitszertifiziert. Das sind Komponenten, die zum Beispiel eine kabel-lose Verbindung zwischen einer Basisstation und einem unbe-wegten Client ermöglichen. Eigentlich sollten schon im zurück-liegenden Jahr die ersten Produkte zertifiziert werden, jedochänderte das IEEE im November 2005 noch einmal die Spezifika-tionen, was Verzögerungen nach sich zog. „Ein Standard ist einDokument, das einer gewissen Evolution unterworfen ist“, soRon Resnick, Präsident des Wimax-Forums und MarketingManager bei Intel, „es ist eine lebendige, atmende Reflexiondessen, was der Markt will.“ Die getesteten Wimax-Produkte vonAperto Networks, Redline Communications, Sequans Communi-cation und Wavesat arbeiten mit einer Frequenz von 3,5 GHz, dievor allem in Europa recht verbreitet ist.

Im Dezember 2005 verabschiedete das IEEE schließlich denStandard für mobiles Wimax, 802.16-2005. Vor allem Motorolaund Intel, bei WLAN und Wimax sehr engagiert, drängen darauf,dass Komponenten für die nomadische Wimax-Nutzung schnellerals beim stationären Wimax das für die Vermarktung wichtigeSiegel des Wimax-Forums erhalten.

WIMAX-PROVIDER UND -PILOTPROJEKTE

Die folgende Übersicht hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Provider WebsiteArcor www.arcor.deDBD www.maxxtelekom.deT-Com www.t-com.deTelcomm www.telcomm-net.deTeleversa www.televersa.com

Wimax in KürzeDer Begriff Wimax (Worldwide Interoperability for MicrowaveAccess) steht, wenngleich nicht ganz korrekt, im allgemeinenSprachgebrauch inzwischen für den IEEE-Standard 802.16.Ursprünglich 2001 von der Working Group on Broadband Wire-less Access (BWA) des IEEE (Institute of Electrical and ElectronicsEngineers) verabschiedet, sollen sich mit IEEE 802.16 WirelessMetropolitan Area Networks (WMAN) aufbauen lassen. Ebenfalls2001 gründete sich aus Herstellern und Institutionen das denNamen prägende Wimax-Forum, das sich um die Kompatibilitätund Interoperabilität von 802.16-Ausrüstung kümmern will.

Wimax soll Entfernungen von 20 bis 30ˇkm – in Feldversuchengar 50 bis 70ˇkm – überbrücken können. Es überträgt bis zu70 Mbit/s. Das gegenwärtig kommerziell verfügbare Wimax-Equipment bietet jedoch weder eine große Mobilität noch solcheinen hohen Durchsatz. So gelten unter Idealbedingungen (Sicht-verbindung zwischen Wimax-Sender und -Empfänger, keineInterferenzen mit anderen Funktechniken usw.) heute 20 Mbit/sund Reichweiten bis zu 6ˇkm in der Praxis als erreichbar.

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10 Mbit/s als SDSL, fester IP-Adressierung für Netzwerklö-sungen und zeitlich unbegrenzteDauerverbindung. Hierfür wirbtman auch mit der Möglichkeitindividueller Lösungen und mitService Level Agreements (SLA).

Wenig Equipment,hohe Preise

In früheren Jahren nahmensich vorwiegend kleinere Her-steller des Themas Wimax an.Das größte Angebot besteht fürWimax-Ausrüstungen im 3,5-GHz-Bereich, da dieses Band inden meisten europäischen Län-dern zuerst verfügbar ist odersein wird. Bereits zertifizierteGeräte sind für den IEEE-Stan-dard 802.16-2004 (FixedWimax) erhältlich. Zu den wich-tigsten Herstellern zählen unteranderem Alvarion, Airspan undAperto. Für IEEE 802.16-2005(Mobile Wimax) nimmt sich dieAuswahl noch bescheiden aus.Bei Redaktionsschluss erfülltenur das WiBro von Samsungeinen Subset davon.

Neben den kleinen Herstel-lern haben jetzt aber auch diegroßen der Branche die nochjunge Breitbandtechnik für sichentdeckt. Etliche kooperieren mitIntel, darunter Alcatel, Siemensund Nokia. Siemens bietet seitMitte März eine entsprechendeWimax-Lösung an. Das Gigaset461 ist ein Wimax-Modem mitintegrierter Router-Funktion undbildet neue Dienste wie Video onDemand, Videostreaming oderVoIP im Datenstrom ab.

Um die Intel-Dominanz einwenig zu mindern, hat der ja-panische Hersteller FujitsuEnde April 2005 den System-on-Chip (SoC) MB87M3400 zurRealisierung von Wimax-Basis-und Client-Stationen vorge-stellt. Er ist mit dem Rosedale-Chipsatz von Intel vergleichbar.Beide kosten ab Stückzahlenvon 1000 Exemplaren um die45ˇ$ und sollen die Ausliefe-rung erschwinglicherer Wimax-Endgeräte beschleunigen, dieimmer noch zwischen 300 und

500 US-$ kosten. Als anvisierteGrenze gelten 200 Dollar.

Die vergleichsweise hohenPreise, vor allem im Verhältniszu WLAN-Ausrüstungen, brem-sen die Nachfrage. Und so fal-len die Prognosen zu Wimaxhöchst unterschiedlich aus.Eine euphorische Analyse desMarktforschungsunternehmensTelecomView sagt einen Markt-wert von 53 Mrd. US-$ für dienächsten fünf Jahre voraus. Imgleichen Zeitraum sollen 65Mrd. Dollar in Aufbau und Ver-marktung von Wimax-Dienstenfließen. In Asien soll Wimax garzur Schlüsseltechnologie auf-steigen. Bei der Betrachtungvon Europa folgt aber promptdas erste „Aber“. Hier seiennämlich die Investitionen inUMTS und HSDPA (künftig auchnoch HSUPA) so hoch, dassWimax kaum eine marktbeherr-schende Rolle bei der drahtlo-sen oder mobilen Breitbandver-sorgung spielen werde.

Die OECD warnt in ihremBericht von Mitte März voreiner allzu großen Wimax-Eu-phorie. Aufgrund der langwieri-gen Frequenzvergabe und derin vielen Ländern bereits beleg-ten Frequenzen sei es fraglich,welche Rolle diese Technikschließlich spielen werde. Den-noch könne Wimax im Marktder mobilen Breitbandlösungeneine Nische finden, etwa zur

Versorgung dünn besiedelterGebiete, in denen sich das Ver-legen neuer Kupfer- oder Glas-faserkabel nicht lohne. Auchzur Verknüpfung von WLAN-In-seln soll sich Wimax recht guteignen; den Ersatz von WLANsdurch Wimax hält man hinge-gen für unwahrscheinlich, dasie lokal gut funktionierten.

Wimax ist keinMobilfunk

Besonders die Erwartungenan das mobile Wimax nachIEEE-Standard 802.16-2005waren groß. Manche Marktbe-obachter sprachen vor zweiJahren gar von einem UMTS-Ersatz und stellten die Investi-tionen in die 3G-Technik inFrage. Ian Keene, ResearchVice President bei der Gartner-Group, dämpft dagegen allzugroße Hoffnungen und meint,

dass Mobile Wimax „eher einTraum“ sei. Als technische Her-ausforderungen an diese Vari-ante sind die Wärmeentwick-lung in den Empfängern, derenStromverbrauch sowie die Ver-schiebung der Wellenlängeüber den Dopplereffekt bei be-wegten Empfängern zu nennen.Hinzu kommt erschwerend dieInkompatibilität zwischen Gerä-ten mit Support für FixedWimax und Mobile Wimax.

Weitere Stolpersteine bildendie Standardisierung der End-geräte, der Handover zwischenWimax-Zellen, Roaming-Fragensowie die internationale Freiga-be bestimmter Frequenzen. Ge-rade hier erwartet der deutscheWimax-Markt Impulse von derAuktion der Wimax-Frequenzendurch die Bundesnetzagentur.

Rüdiger Sellinist freier Autor und Trainer in

Utzenstorf (Schweiz).

VIII iX extra 9/2006

Netzwerke

ANBIETER VON WIMAX-AUSRÜSTUNG

Die folgende Übersicht hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Provider WebsiteAirspan www.airspan.comAxxcelera www.axxcelera.comNortel www.nortel.comSequans www.sequans.comSiemens www.siemens.comweitere Anbieter www.wimaxforum.org

Der Absatz von Notebooksnimmt seit Jahren zu, und fastjeder beruflich Reisende ist miteinem unterwegs. Für Individuenund Firmen werfen die kleinen

Rechner jedoch neue Sicher-heitsprobleme auf: vom Dieb-stahl des Geräts und der auf ihmabgelegten Daten bis zum Ein-dringen von Schädlingen ins Fir-

mennetzwerk. iX extra beschreibtdie nötigen Abwehrmaßnahmen.

Erscheinungstermin: 14. September 2006

In iX extra 10/2006: Mobility – Sichere Notebooks

DIE WEITEREN IX EXTRAS:

Ausgabe Thema Erscheinungstermin

11/06 IT-Security Datenrettung und Forensik 12. 10. 0612/06 Storage Bandtechnik heute 9. 11. 0601/07 Netzwerke VoIP: Professionelle Endgeräte 14. 12. 06

ix.0906.x.01-08 07.08.2006 17:12 Uhr Seite VIII