neuartige bindemittel für dicht- und klebstoffe auf basis ... · pu magazin · september/oktober...

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309 PU MAGAZIN · SEPTEMBER/OKTOBER 2012 · JAHRGANG 12 * Melanie Roessing [email protected] Market Manager Tegopac & Polymer ST Evonik Industries AG, Essen 1. Einleitung Verfügbare Polymere im Markt nutzen für ihre Herstellung zumeist hochmolekulare Poly- ether, die entweder über eine Allylierungs- reaktion mit Silangruppen (MS-Polymere oder SPEs = silanmodifizierte Polyether) oder aber über eine Urethanverknüpfung mit ei- nem Silan terminal umgesetzt werden (SPURs = silanmodifizierte Polyurethane). NEW-SPs benötigen für den Aufbau der Poly- merkette keine Polyether als Rohstoffbasis, da das Polymerrückgrat jegliche und unter- schiedliche polymeren oder monomeren Bestandteile aufweisen kann, die in einem weiteren Schritt mit ein oder mehreren Bau- steinen in einer modifizierten Alkoxylierungs- reaktion umgesetzt werden. In der Alkoxylie- rungsreaktion können seitenständig silylgrup- penmodifizierte Alkoxylierungsmittel allein oder in Mischung mit nicht-silylgruppentra- genden Alkoxylierungsmitteln eingesetzt werden. Durch die Möglichkeit Teile des Poly- merrückgrats oder das ganze Polymer wäh- rend der Reaktion aufzubauen, ergeben sich vielfältigste Möglichkeiten das Polymer- rückgrat abweichend von reinen PPG (Polypropylenglykol)-Strukturen zu gestalten (Abb. 1). Aus der daraus resultierenden Variabilität des Polymerrückgrats lassen sich Steigerungen von Festigkeiten, Verklebungskräften und Anfangsklebrigkeiten ableiten. Aus der sei- tenständigen Modifikation mit Silangruppen lassen sich eine bessere Elastizität, verbes- serte Durchhärtung und eine höhere Stabili- tät der Polymere erklären. Um die Eigenschaften der neuen silanmodifi- zierten Polymere besser beschreiben zu können, wurden systematische Untersuchun- gen an entsprechenden Strukturen durchge- führt. Ziel der Untersuchungen war es, Struktur-Wirkungsbeziehungen aufzustellen und dadurch Vorteile der NEW-SP-Polymere besser beschreiben zu können. In ersten grundlegenden Untersuchungen wurden drei Charakteristika gefunden, durch die sich die NEW-SP-Polymere von marktüblichen Produk- ten abgrenzen lassen: 1. Verbesserte Elastizität für hohe Anforde- rungen an das Rückstellvermögen 2. Verbesserte Durchhärtung für tiefere Fu- gen oder große Flächenverklebungen 3. Verbesserte Beständigkeit gegenüber Kalt- und Kochwasser für langlebigere Dicht- und Klebstoffe. Da die hier vorgestellten NEW-SPs darauf ausgelegt sind, den Markt für Dichtstoffe und flexible Klebstoffe zu adressieren, wur- de eine umfassende Untersuchung mit Basispolymeren, die ein Molekulargewicht von >12 000 g/mol und einem Silylgruppen Anteil von 2,5 – 9 % bezogen auf das Poly- mer aufweisen, durchgeführt. Im Folgenden sollen die augenscheinlichsten Vorteile der NEW-SP-Technologie gegenüber marktübli- chen Produkten diskutiert werden. Die Vari- abilität des Polymerrückgrats sowie der Silylmodifizierung kann auch in anderen An- wendungsbereichen außerhalb der Dicht- und Klebstoffindustrie zukünftig vorteilhaft genutzt werden. Neuartige Bindemittel für Dicht- und Klebstoffe auf Basis seitenständig silanmodifizierter Polymere M. Roessing* Dieser Artikel stellt eine neue Klasse seitenständig silanmodifizierter Polymere vor, die im Weiteren als NEW-SPs bezeichnet werden soll. Dargelegt werden verschiedene Punkte, die die technische Neuerung der Polymere und deren Vorteile in verschiedenen Anwendungen beschreiben. Die NEW-SP-Polymere unterscheiden sich unter anderem durch Ihr Produkti- onsverfahren signifikant von allen bisher im Markt vertretenen silanterminierten Polymeren. Anteil / % Silanmodifiziertes Polymer 20 – 25 Füllstoff 45 – 55 Weichmacher 12 – 18 VTMO 1 – 3 Haftvermittler 1 – 3 TiO 2 /Pigmente ca. 0,5 Rheologieadditiv 1 – 3 Stabilisatoren ca. 1,5 Katalysator 0,1 – 0,4 EtO Si EtO EtO EtO EtO EtO Si Si EtO Si EtO EtO EtO EtO EtO Variables Design des Polymerrückgrats • Höhere Klebkräfte • Verbesserte Festigkeit • Hohe Anfangsklebrigkeiten Variable Anzahl an Vernetzungspunkten • Hohe Elastizität/gute Rückstellung • Verbesserte Stabilität gegenüber Wasserlagerung • Ausgezeichnete Durchhärtung Polymervariabilität in: • Molekulargewicht • Polarität • Kristallinität Polymerrückgrat Tab. 1: Basisformulierung NEW-SPs Abb. 1: Design und resultierende Vor- teile der NEW-SP-Technologie

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Page 1: Neuartige Bindemittel für Dicht- und Klebstoffe auf Basis ... · PU MAGAZIN · SEPTEMBER/OKTOBER 2012 · JAHRGANG 12 309 * Melanie Roessing melanie.roessing@evonik.com Market Manager

309PU MAGAZIN · SEPTEMBER/OKTOBER 2012 · JAHRGANG 12

* Melanie Roessing

[email protected]

Market Manager Tegopac & Polymer ST

Evonik Industries AG, Essen

1. Einleitung

Verfügbare Polymere im Markt nutzen für ihre Herstellung zumeist hochmolekulare Poly-ether, die entweder über eine Allylierungs-reaktion mit Silangruppen (MS-Polymere oder SPEs = silanmodifizierte Polyether) oder aber über eine Urethanverknüpfung mit ei-nem Silan terminal umgesetzt werden (SPURs = silanmodifi zierte Polyurethane).

NEW-SPs benötigen für den Aufbau der Poly-merkette keine Polyether als Rohstoffbasis, da das Polymerrückgrat jegliche und unter-schiedliche polymeren oder monomeren Bestandteile aufweisen kann, die in einem weiteren Schritt mit ein oder mehreren Bau-steinen in einer modifi zierten Alkoxylierungs-reaktion umgesetzt werden. In der Alkoxylie-rungsreaktion können seitenständig silylgrup-penmodifi zierte Alkoxylierungsmittel allein oder in Mischung mit nicht-silylgruppentra-genden Alkoxylierungsmitteln eingesetzt werden. Durch die Möglichkeit Teile des Poly-merrückgrats oder das ganze Polymer wäh-rend der Reaktion aufzubauen, ergeben sich vielfältigste Möglichkeiten das Polymer-

rückgrat abweichend von reinen PPG (Polypropylenglykol)-Strukturen zu gestalten (Abb. 1).

Aus der daraus resultierenden Variabilität des Polymerrückgrats lassen sich Steigerungen von Festigkeiten, Verklebungskräften und Anfangsklebrigkeiten ableiten. Aus der sei-tenständigen Modifi kation mit Silangruppen lassen sich eine bessere Elastizität, verbes-serte Durchhärtung und eine höhere Stabili-tät der Polymere erklären.

Um die Eigenschaften der neuen silanmodifi -zierten Polymere besser beschreiben zu können, wurden systematische Untersuchun-gen an entsprechenden Strukturen durchge-führt. Ziel der Untersuchungen war es, Struktur-Wirkungsbeziehungen aufzustellen und dadurch Vorteile der NEW-SP-Polymere besser beschreiben zu können. In ersten grundlegenden Untersuchungen wurden drei Charakteristika gefunden, durch die sich die

NEW-SP-Polymere von marktüblichen Produk-ten abgrenzen lassen:

1. Verbesserte Elastizität für hohe Anforde-rungen an das Rückstellvermögen

2. Verbesserte Durchhärtung für tiefere Fu-gen oder große Flächenverklebungen

3. Verbesserte Beständigkeit gegenüber Kalt- und Kochwasser für langlebigere Dicht- und Klebstoffe.

Da die hier vorgestellten NEW-SPs darauf ausgelegt sind, den Markt für Dichtstoffe und fl exible Klebstoffe zu adressieren, wur-de eine umfassende Untersuchung mit Basispolymeren, die ein Molekulargewicht von >12 000 g/mol und einem Silylgruppen Anteil von 2,5 – 9 % bezogen auf das Poly-mer aufweisen, durchgeführt. Im Folgenden sollen die augenscheinlichsten Vorteile der NEW-SP-Technologie gegenüber marktübli-chen Produkten diskutiert werden. Die Vari-abilität des Polymerrückgrats sowie der Silylmodifi zierung kann auch in anderen An-wendungsbereichen außerhalb der Dicht- und Klebstoffi ndustrie zukünftig vorteilhaft genutzt werden.

Neuartige Bindemittel für Dicht- und Klebstoffe auf Basis seitenständig silanmodifi zierter

Polymere

M. Roessing*

Dieser Artikel stellt eine neue Klasse seitenständig silanmodifi zierter Polymere vor, die im Weiteren als NEW-SPs bezeichnet werden soll. Dargelegt werden verschiedene Punkte, die die technische Neuerung der Polymere und deren Vorteile in verschiedenen Anwendungen beschreiben. Die NEW-SP-Polymere unterscheiden sich unter anderem durch Ihr Produkti-onsverfahren signifi kant von allen bisher im Markt vertretenen silanterminierten Polymeren.

Anteil / %

Silanmodifi ziertes Polymer 20 – 25

Füllstoff 45 – 55

Weichmacher 12 – 18

VTMO 1 – 3

Haftvermittler 1 – 3

TiO2/Pigmente ca. 0,5

Rheologieadditiv 1 – 3

Stabilisatoren ca. 1,5

Katalysator 0,1 – 0,4

EtOSi

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EtOEtO

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Variables Design desPolymerrückgrats

• Höhere Klebkräfte• Verbesserte Festigkeit• Hohe Anfangsklebrigkeiten

Variable Anzahl an Vernetzungspunkten

• Hohe Elastizität/gute Rückstellung• Verbesserte Stabilität gegenüber Wasserlagerung• Ausgezeichnete Durchhärtung

Polymervariabilität in:• Molekulargewicht• Polarität• Kristallinität

Polymerrückgrat

Tab. 1: Basisformulierung NEW-SPs

Abb. 1: Design und resultierende Vor-teile der NEW-SP-Technologie

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310 PU MAGAZIN · SEPTEMBER/OKTOBER 2012 · JAHRGANG 12

2. Elastizität und daraus resultierendes Rückstell-verhalten

Es wurden verschiedene Molekulargewichte und Vernetzungsgrade untersucht, um das optimale Produktdesign für Dichtstoffe und fl exible Klebstoffe zu fi nden. Für eine gute Mechanik ist es erforderlich, eine ausrei-chende Länge zwischen den einzelnen Ver-netzungspunkten einzustellen, um eine möglichst hohe Dehnung des Polymeren zu erzielen. Die Vernetzungspunkte werden jedoch, neben der Wechselwirkung zwi-schen den einzelnen Polymerketten, auch für den Festigkeitsaufbau benötigt. Es ist also zwingend notwendig, die richtige Ver-netzungsdichte einzustellen, um die optima-le Balance zwischen Dehnung und Festig-keit zu erzielen. Für die Evaluierung wurden Basisformulierungen gemäß Tabelle 1 ver-wendet.

Abbildung 2 zeigt ein niedermoduliges Poly-mer mit von P1 nach P4 abnehmender Zahl an Vernetzungspunkten. Mit abnehmender Anzahl an Vernetzungspunkten und somit auch ansteigendem Abstand zwischen den-selben, ist eine Steigerung der Dehnung zu sehen. Im Gegensatz dazu steigt die Festig-keit von P4 nach P2 an. Eine weitere Erhö-hung der Vernetzungspunkte hin zu P1 liefert jedoch einen Abfall der Festigkeit.

Dieses Verhalten lässt sich über einen Molekulargewichtsbereich von 12 000 – 20 000 g/mol im Basispolymer feststellen. Die optimale Dosierung von Vernetzungsein-heiten liegt im Bereich von 3,7 – 6,5 % an Vernetzungseinheiten pro Basismolekül. Alle Vernetzungseinheiten im Molekül können so-wohl di- als auch trifunktionell sein.

Sinkt der Anteil an Vernetzungspunkten lässt sich zwar, wie im Produkt P4 erkennbar, eine gute Dehnung erzielen, an der abfallenden Festigkeit ist aber zu erkennen, dass das Produkt Untervernetzungseigenschaften zeigt. Es ist zu erwarten, dass die entspre-chende Formulierung mit einem solchen Poly-mer ein plastisches Verhalten mit schlechten Rückstellungseigenschaften aufweist. Für eine gute Elastizität und eine daraus resultie-

rende gute Rückstellung ist die optimale Ausbildung eines Polymernetzwerkes mit ei-nem nicht zu großen Anteil an freien nicht in das Polymer eingebundenen Enden notwen-dig. Insbesondere Polymertypen wie die Poly-mere P2 und P3 eignen sich für die Formu-lierung elastischer Dichtstoffe mit hoher Rückstellung. Eine hohe Rückstellung bzw. eine gute Elastizität wird zum Beispiel für Dichtstoffe im Baubereich und für Vergla-

sungsanwendungen gefordert, die die Anfor-derungen nach ISO 11600-F&G-25LM bzw. ISO 11600-F&G-25HM erfüllen müssen.

Heutige Dichtstoffe auf Basis silanterminier-ter Polymere haben oftmals das Problem der Erreichung der notwendigen Rückstellung. Abbildung 3 zeigt eine Zusammenstellung von im Markt erhältlichen Formulierungen auf Basis silanterminierter Produkte.

1,20

1,36

1,29

1,14

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P1 P2 P3 P4

Span

nung

/ N

/mm

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200

300

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SpannungDehnung

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Kraf

t / N

Montagekleber IMontagekleber IIBaudichtstoff IMontagekleber III

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0 50 100 150 200

Dehnung / %

Span

nung

/ N

/mm

2

Dichtstoff II

Dichtstoff I

Abb. 2: Darstellung eines nieder-moduligen NEW-SP mit verschiedenen Anteilen an Vernetzungspunkten (Werte ermittelt mit S2-Prüfkörpern)

Abb. 3: Übersicht über erhältliche Marktprodukte auf Basis SPE/SPUR

Abb. 4: Spannungs-Dehnungsverhal-ten von NEW-SP-Formulie-rungen

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311PU MAGAZIN · SEPTEMBER/OKTOBER 2012 · JAHRGANG 12

Teilweise zeigen die aufgeführten Produkte bereits bei geringen Dehnungen deutliche plastische Anteile, was am nicht-linearen Kur-venverlauf zu sehen ist. Tritt das plastische Verhalten bereits bei geringen Dehnungen auf, ist das Rückstellvermögen eines Dicht-stoffes für anspruchsvolle Anwendungen im Baubereich und für Verglasungsanwendun-gen nicht geeignet. Damit ein Dichtstoff zum Beisp ie l d ie Anforderungen gemäß ISO 11600-F-25LM erfüllt, muss der Dehn-spannungswert (Modul bei 100 % Dehnung) <0,4 N/mm2 sein und gleichzeitig muss ein Rückstellvermögen von >70 % erreicht wer-den. Produkte wie der in Abbildung 3 auf-

Abb. 6: Festigkeitsverlust von silanmodifi zierten Polymeren in Koch- und Kaltwasserprüfungen

Abb. 7: Festigkeitssteigerungen durch gezielte Modifi zierungen im Polymerrückgrat der NEW-SPs

geführte Baudichtstoff I erreichen diese Werte nur knapp.

Abbildung 4 zeigt Formulierungen auf Basis der NEW-SP-Polymere. Hier ist im Bereich der Dehnung bis 100 % ein deutlich linearer Kurvenverlauf zu erkennen und somit ein hö-herer elastischer Anteil vorhanden. Dies ge-währleistet, dass eine ausreichend hohe Rückstellung erreicht werden kann. Produkte auf Basis der NEW-SP-Technologie zeigen jedoch aufgrund ihrer höheren Elastizität im direkten Vergleich mit Marktprodukten wie dem Baudichtstoff I eine insgesamt niedrige-re Dehnung.

3. Durchhärteverhalten der NEW-SPs

Die NEW-SPs besitzen Vernetzungseinheiten, die während der Aushärtung Ethanol abspal-ten. Aufgrund dessen sind sie im direkten Vergleich zu marktüblichen Polymeren jedoch keineswegs langsamer in Bezug auf Hautbil-dezeiten. Insbesondere gilt dies aber in Be-zug auf die Tiefenhärtung.

NEW-SP-Polymere zeigen im Gegensatz zu marktüblichen Produkten, die zumeist reine Methanolabspalter sind, eine vollständige Tiefenhärtung. Bei heutigen Systemen auf Basis silanterminierter Polymere sinkt die Durchhärtungsgeschwindigkeit ab einer Tiefe von ca. 6 – 7 mm gegen null, wohingegen im gleichen Zeitraum mit einem NEW-SP eine Durchhärtung von >10 mm erreicht werden konnte. Diese Messungen wurden an formu-

lierten Polymeren unter Nutzung von Tefl on-keilen durchgeführt. Diese besitzen eine Einkerbung von 1 – 10 mm Tiefe. Die Formu-lierung wird in den Keil eingefüllt und nach jeweils 24 h wird der Durchhärtungsfort-schritt aufgezeichnet.

Abbildung 5 zeigt die Auswirkung einer nicht vollständigen Durchhärtung auf die Ver-klebeleistung von Formulierungen. Es wurden vergleichbare Formulierungen auf Basis SPUR/SPE und NEW-SP vermessen. Hier ist deutlich zu erkennen, dass aufgrund der un-vollständigen Durchhärtung der Formulierung auf Basis SPUR/SPE ein nahezu vollständiger Festigkeitsverlust zu verzeichnen ist.

Erklären lässt sich die bessere Durchhärtung der NEW-SPs durch die offensichtlich besse-re Verfügbarkeit durch seitenständige Vernet-zungseinheiten und deren statistische Vertei-lung in den NEW-SPs. Eine unvollständige Durchhärtung wie sie in Abbildung 5 zu sehen ist, führt dazu, dass Flächenverklebun-gen bei der Montage von größeren Bauteilen nicht zuverlässig möglich sind. NEW-SP-ba-sierte Formulierungen können hier aufgrund ihres Durchhärteverhaltens im Bereich der Montagekleber deutliche Vorteile bieten.

4. Verbesserte Beständig-keiten gegenüber Kalt- und Kochwasserprüfungen

Mit der NEW-SP-Technologie auf Basis reiner Polyetherstrukturen wurden größere Ver-suchsreihen zum Verhalten in Koch- und Kalt-

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10

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NEW-SP1 NEW-SP 2 SPE/SPUR 1 SPE/SPUR 2

Kochtest, ca. 115 °C/6 hKaltwasserlagerung, 7 Tage

Fest

igke

itsv

erlu

st /

%

Prüfkörper = Zugscherprüfung – Buche/Buche, in Anlehnung an DIN EN 1465Polyether-referenz Modifizierte Polymere

0

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200

250

Zugf

esti

gkei

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v zu

Poly

ethe

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z /

% Verdopplung der Zugfestigkeit durch

Verdopplung der Zugfestigkeit durch

Modifizierung im Polymerrückgrat

Modifizierung im Polymerrückgrat

Verdopplung der Zugfestigkeit durch

Modifizierung im Polymerrückgrat

Abb. 5: Durchhärtungsverhalten der NEW-SP-Poly - mere gegenüber SPUR/SPE

Verklebungsprüfung nach DIN EN 1465auf Aluminium, Lagerung 21 Tage,

23 °C/50 % relative Luftfeuchtigkeit

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

NEW-SP SPUR/SPE

Fest

igke

it /

N/m

m2

Nicht vollständig gehärteter Kern eines SPUR/SPE nach 21 Tagen Lagerung auf Aluminium

Fast vollständigerVerlust von Klebkräften

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312 PU MAGAZIN · SEPTEMBER/OKTOBER 2012 · JAHRGANG 12

Visions become reality.

COMPOSITES EUROPE

7. Europäische Fachmesse & Forum für Verbundwerkstoffe, Technologie und Anwendungen

09.-11.10.2012 | Messe Düsseldorf

www.composites-europe.comVeranstalter: Partner:

wasser durchgeführt. Grundsätzlich ging es darum, zu zeigen, ob sich durch die seiten-ständige Anordnung und den vergleichsweise höheren Anteil an Vernetzungsstellen ein Vor-teil in Bezug auf die Beständigkeiten gegen-über den bekannten SPUR/SPE-Systemen ergibt. In verschiedenen Prüfungen, die mit marktüblichen Materialien im direkten Ver-gleich gemacht wurden, konnte der Nach-weis wie in Abbildung 6 beschrieben positiv geführt werden.

NEW-SP-Polymere zeigen im direkten Ver-gleich einen wesentlich geringeren Festig-keitsabbau als vergleichbare marktverfüg-bare SPE/SPUR-Materialien. Bei allen ge-prüften Produkten kam es ausschließlich zu Kohäsionsbrüchen. Daraus lässt sich ablei-ten, dass die vorwiegend seitenständige Anordnung der Vernetzungspunkte auch zu einer höheren Stabilität in Koch- und Kalt-wasserprüfungen führt.

Diese Prüfung zum Festigkeitsabbau ist bei-spielsweise besonders relevant für Anwen-dungen im Bereich der Holzverklebungen. Heute werden dort häufi g Polyurethankleb-stoffe eingesetzt, die aufgrund ökologischer Anforderungen ersetzt werden. Silanmodifi -zierte Produkte basierend auf NEW-SP-Tech-nologie können hier eine interessante Alter-native darstellen.

5. Ausblick

Über die genannten Produktvorteile der NEW-SPs hinaus, sollen zukünftig auch Anwendun-gen adressiert werden, bei denen Festigkei-ten von >6 MPa benötigt werden. Insbeson-dere soll dies durch Polymerstrukturen ab-weichend von Standard-Polyetherstrukturen geschehen. In verschiedenen Basisversu-chen konnte nachgewiesen werden, dass die Festigkeiten von Polymeren sowie Verklebun-

gen verdoppelt bis verdreifacht werden konn-ten. Als silanmodifi zierte Polymere bieten die NEW-SPs interessante Vorteile über die bis-her verfügbaren Polymere hinaus. Technisch anspruchsvolle Verklebungen oder Abdich-tungen können mit diesen Produkten sehr gut realisiert werden. Angesichts zunehmend strengerer regulatorischer Aufl agen bieten NEW-SP-Polymere zusätzlich die Möglichkeit sowohl zinn- als auch weichmacherfrei zu formulieren; außerdem sind sie isocyanat- und methanolfrei.

Darüber hinaus bietet die Technologie auch zukünftig breite Anwendungsmöglichkeiten durch die Ausschöpfung der Variabilität im Moleküldesign. Eine Adressierung von Märk-ten im Bereich Klebstoffe über das heutige Maß hinaus, eröffnet zusätzliche Möglichkei-ten in der Marktbearbeitung.