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Gemeinsam Much gestalten!Öffentlichen Auftaktveranstaltungam Montag den 27.11.2017
- Dokumentation der Veranstaltung -
Ansprechpartner Gemeinde MuchThomas Maffei, Fachbereich 3Tel. 02245-6851E-Mail: [email protected]
Ansprechpartner plan-lokal Jürgen WeinertTel. 0231-952083-0E-Mail: [email protected]
Weitere Informationenwww.plan-portal.de/fnp-much
Fotos: Gemeinde Much
Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (FNP)der Gemeinde Much
Plan: Leaflet | © Mapbox © OpenStreetMap contributors
Gemeinde Much
Neuaufstellung des Flächennutzungsplans
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EINFÜHRUNG IN DIE VERANSTALTUNG
Am Montag den 27.11.2017 ab 19.00 Uhr fand in der Aula der Gesamtschule Much
die Auftaktveranstaltung zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplans (FNP) der Ge-
meinde Much statt. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßt Herr Bürgermeister Büscher
alle anwesenden Bürgerinnen und Bürger, die Mitarbeiter der Verwaltung und des Pla-
nungsbüros sowie insbesondere die Teilnehmer an der Dialogrunde.
In seiner Eröffnungsrede weist Herr Bür-
germeister Büscher auf die Notwendigkeit
der Neuaufstellung des Flächennutzungs-
plans sowie auf die daraus erwachsenen
Chancen für die zukünftige Gemeinde-
entwicklung Muchs hin. Er macht deut-
lich, dass der gesamte Planungsprozess
unter intensiver Beteiligung der Mucher
Bürgerinnen und Bürger erfolgen soll. Die
Neuaufstellung des Flächennutzungs-
plans stelle für die Gemeinde eine große
Planungsaufgabe dar, und könne nur ge-
meinsam mit der Mucher Bevölkerung gestaltet werden. Der Planungszeitraum werde
sich voraussichtlich auf ca. zwei Jahre erstrecken. Er bedankt sich für das zahlreiche
Erscheinen und wünscht allen eine interessante und informative Veranstaltung. Anschlie-
ßend übergibt er an Herrn Schäfer, seinen allgemeinen Vertreter und Beigeordneten der
Gemeinde Much.
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NEUAUFSTELLUNG DES FLÄCHENNUTZUNGSPLANS
Herr Schäfer begrüßt alle Anwesenden und verweist gleichfalls auf die grundlegende
Bedeutung des neuen Flächennutzungsplans für die Gemeinde Much und deren zukünf-
tige Entwicklung. Der rechtswirksame FNP stamme aus dem Jahr 1981 und habe seither
17 Änderungsverfahren durchlaufen, wobei die 18 und 19 Änderung in Kürze anstehe.
Die Vielzahl der Änderungsverfahren bewirke unter anderem, dass der Gesamtzusam-
menhang der räumlichen Planung in Much zusehends verloren gehe und damit auch
die Steuerungsfähigkeit des Instrumentes eingeschränkt sei. Eine Vielzahl der Reserve-
flächen für Wohnen und Gewerbe sei bereits aufgebraucht. Er verweist darüber hinaus
auf neue gesetzliche Vorgaben und rahmengebende Planungen wie die Landesentwick-
lungsplanung und das Verfahren zur Neuaufstellung des Regionalplans für den Regie-
rungsbezirk Köln. Zudem hätten sich im Laufe der Jahre die äußeren Rahmenbedingun-
gen für die Gemeindeentwicklung sowie die Anforderungen in den Bereichen Wohnen,
Wirtschaft, Einzelhandel und Verkehr deutlich verändert. In diesem Zusammenhang er-
wähnt er das aktuelle Einzelhandelskonzept und das Integrierte Handlungskonzept für
den Ortsteil Much, welche mit ihren fachlichen Entwicklungszielen wesentliche Grund-
lagen für die Bearbeitung des neuen Flächennutzungsplans darstellen würden.
Herr Schäfer macht noch einmal deutlich, dass die Gemeinde in dem Planungsprozess
auf die Anregungen aus der Bürgerschaft angewiesen sei. Er benennt mit Frau Zeilinger
als stellvertretende Fachbereichsleiterin für den Fachbereich 4 „Gemeindeentwicklung
und Bauen“ und mit Herrn Maffei die Verantwortlichen der Gemeindeverwaltung Much
für die Flächennutzungsplanung. Das Büro plan-lokal mit Herrn Scholle und Herrn
Weinert würden die Gemeinde bei der Bearbeitung des Flächennutzungsplans unter-
stützen und das Büro grünplan erstelle den Umweltbericht zum FNP.
ABLAUF DER VERANSTALTUNG UND DES PLANUNGSPROZESSES
Herr Scholle begrüßt alle Anwesenden und stellt das Büro plan-lokal vor. Neben Herrn
Scholle als geschäftsführender Gesellschafter sind Herr Weinert als Projektleiter und
Herr Hamborg von plan-lokal anwesend. Herr Scholle erläutert, dass die frühzeitige
Einbindung der Mucher Bürgerinnen und Bürger ein wesentliches Ziel der Veranstaltung
sei. Die Information zum Flächennutzungsplanverfahren sowie eine erste Einschätzung
seitens der Bevölkerung würden wichtige Hinweise für die Bearbeitung des Flächennut-
zungsplans liefern.
Herr Scholle erläutert, das Verfahren zur Neuaufstellung des FNP und die Möglichkeiten
der Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung, wobei er insbesondere auf die Online-Beteili-
gung über PLAN-PORTAL hinweist. Die Möglichkeit bestehe bis zum 31.01.2018. Da-
nach diene die Website über den gesamten Planungszeitraum als öffentliche Informati-
onsplattform. Im ersten Halbjahr 2018 würden noch fünf weitere öffentliche Ortsteilfo-
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ren stattfinden, deren Veranstaltungsorte und Termine zu gegebener Zeit bekannt gege-
ben würden. Alle Anregungen aus der Bürgerschaft würden als Entscheidungsgrundlage
in den Planungsprozess einfließen. Die Anregungen die im Rahmen der formellen Betei-
ligungsschritte „Frühzeitige Beteiligung“ und „Öffentliche Auslegung“ eingebracht wür-
den, müssten seitens der Gemeinde schriftlich abgewogen werden.
Abhängig von den gemeindlichen Zielsetzungen stelle nach Auskunft von Herrn Scholle
der Flächennutzungsplan insbesondere Flächen für Wohnen, gewerbliche Nutzungen,
Gemeinbedarfseinrichtungen, Landwirtschaft und Forst ab einer bestimmten Größe dar.
Grundsätzlich sei der Flächennutzungsplan behördenbindend und entfalte für die Bür-
gerinnen und Bürger keine direkte Rechtswirkung.
Auf die Frage was in den Vorentwurf alles einfließe, führt Herr Scholle aus, dass insbe-
sondere die Vorgaben der überregionalen Planung maßgeblich seien, aber auch die
Konzeptionen der einzelnen gemeindlichen Fachressorts fänden im Flächennutzungs-
plan Berücksichtigung.
Zur inhaltlichen Vorbereitung auf die „Dialogrunde“ werden von Herrn Scholle Parame-
ter zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung erläutert und erste Einschätzungen zum
Wohnungsmarkt und zur gewerblichen Entwicklung aufgezeigt.
DIALOGRUNDE ZU DEN ASPEKTEN DER GEMEINDEENTWICKLUNG
An der Dialogrunde nehmen für den Themenschwerpunkt „Wirtschaftsstandort Much“
Herr Stefan Hagen (Präsident IHK Bonn/Rhein-Sieg) und Herr Dr. Hermann Tengler
(Amtsleiter im Referat „Kreiswirtschaftsförderer, Rhein-Sieg-Kreis), für den Themen-
schwerpunkt „Wohnen in der Gemeinde Much“ Herr Matthias Wirtz (Leiter Research,
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Kreissparkasse Köln – Immobilien GmbH), für den Themenschwerpunkt „Landschaft,
Natur und Umwelt“ Herr Jan Dirk Schierloh (FlächenAgentur Rheinland GmbH) und
Herr Karsten Schäfer (allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters und Beigeordneter der
Gemeinde Much) teil. Jeder dieser Teilnehmer legt zu Beginn der Dialogrunde seine
Einschätzung zur künftigen Entwicklung der Gemeinde Much dar.
Themenbereich „Wirtschaftsstandort Much“ (Stefan Hagen, IHK Bonn/Rhein-Sieg)
Einstiegsfrage: „Wie bedeutend ist die wirtschaftliche Entwicklung in Much und wel-
chen Einfluss hat die Flächenverfügbarkeit?“
Herr Hagen findet das deutlich negative Pendlersaldo auffällig, was u.a. zu Verkehrs-
problematik auch in den ländlichen Regionen führe. In diesem Zusammenhang sei es
wichtig wohnortnahes Gewerbe anzubieten und entsprechende Fläche für Gewerbebe-
triebe seitens der Kommune bereit zu stellen. Die Flächenentwicklung müsse so gelenkt
werden, dass dies konfliktfrei mit den Wohnnutzungen im gewerblichen Umfeld erfolgen
kann.
Themenbereich „Wohnen in der Gemeinde Much“ (Matthias Wirtz, Kreissparkasse Köln – Immobilien GmbH) Einstiegsfrage: „Worin besteht die Bedeutung des regionalen Wohnungsmarktes im
Hinblick auf die Nachfragesituation in Much?“
Grundsätzlich sei nach Einschätzung von Herrn Wirtz eine Prognose für die zukünftige
Entwicklung schwierig. Wichtig sei neben den erforderlichen Quantitäten auch auf Qua-
litäten zu achten. Der FNP schaffe die Grundlage für eine ausgeglichene Wohnraum-
versorgung für die Bevölkerung vor Ort. Hierbei unterstrich Herr Wirtz auch noch einmal
das von Herrn Scholle formulierte „Recht auf bleiben“, welches insbesondere die Haus-
halte mit älterer Bevölkerung betreffe, die sich in der Regel kleiner setzten wollen. In
diesem Zusammenhang sei auch die Anpassung im Bestand ein wichtiges Thema.
Grundsätzlich sei anzumerken, dass Much nicht mehr aus sich heraus wachse. Alleine
schon um den Bevölkerungstand zu halten benötige nach Einschätzung von Herrn Wirtz
die Gemeinde Much Zuwanderung. Hierbei stelle die gewerbliche Entwicklung mit ei-
nem ausreichenden Arbeitsplatzangebot einen wichtigen Standortfaktor für das Wohnen
dar.
Themenbereich „Wirtschaftsstandort Much“ (Dr. Hermann Tengler, Kreiswirtschaftsför-
derer, Rhein-Sieg-Kreis)
Einstiegsfrage: „Wie verläuft die wirtschaftliche Entwicklung für die Gemeinde Much
in Zukunft und sind mit den Chancen die die Region bietet nicht
gleichzeitig auch Verpflichtungen für die Gemeinde Much verbun-
den?“
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Herr Dr. Tengler gibt zu bedenken, dass eine Prognose für die wirtschaftliche Entwick-
lung in der Region von vielen Faktoren abhängig sei. Vor sechs Jahren sei man auch
noch nicht davon ausgegangen, dass sich die Reurbanisierung so deutlich auf die Um-
landkommunen auswirken würde. Diese positive Entwicklung im Umland von Köln und
Bonn werde auch in der Empirica-Studie zur „Regionalen Wohnraumbedarfsanalyse für
den Rhein-Sieg-Kreis“ aufgezeigt. Der „Überschwappeffekt“ treffe nicht nur die größeren
Städte im direkten Umfeld der Zentren, sondern indirekt auch die ländlichen Bereiche
im Rhein-Sieg-Kreis. Diese Entwicklung setze ein ausreichendes Arbeitsplatzangebot am
Ort voraus.
Nach Einschätzung von Herrn Dr. Tengler bedinge selbst eine konstante Bevölkerungs-
entwicklung einen zusätzlichen Flächenbedarf für die zukünftige Wohnraumversorgung.
Dies sei auch darin begründet, dass die Zahl der Haushalte zunehme und die älteren
Haushalte sich bei gleichbleibend großer Wohnfläche verkleinern. Um die jüngeren
Haushalte in der Region zu halten, sei zusätzlicher Wohnraum erforderlich.
Der Druck auf die Zentren und die dortige Flächenknappheit böten für die ländlichen
Regionen Entwicklungschancen und könnten die ländliche Infrastruktur langfristig stabi-
lisieren. Weitere Faktoren zur Stützung des ländlichen Raums bestünden in der zuneh-
menden Digitalisierung der Arbeitswelt und dem Wachstum im Dienstleistungsbereich.
Es biete sich die große Chance Arbeiten und Wohnen auf dem Land miteinander zu
verbinden.
Herr Scholle fasst zusammen, dass in Hinblick auf eine ausreichende Wohnraumversor-
gung in Much in Zukunft weitere Flächen zur Verfügung gestellt werden müssen. Die
Entwicklung von Wohnbauflächen und gewerblichen Bauflächen müsse parallel erfol-
gen.
Themenbereich „Landschaft, Natur und Umwelt“ (Jan Dirk Schierloh, FlächenAgentur
Rheinland GmbH)
Einstiegsfrage: „Wie wichtig ist Landschaft und Natur für die Gemeinde Much?“
Nach Aussage von Herrn Schierloh sei Fläche nur einmal zu vergeben und damit nicht
vermehrbar. Zu einer lebenswerten Umgebung zähle neben dem Arbeitsplatz- und
Wohnraumangebot als wesentlicher Standortfaktur die hochwertige landschaftliche und
naturräumliche Ausstattung des Gemeindegebietes. Dies stelle gerade im ländlichen
Raum einen wichtigen Zuzugsgrund dar.
Die Neuaufstellung des FNP biete eine große Chance, Landwirtschaft und Naturschutz
im Einklang zu entwickeln. Die Verteilung der Ausgleichsflächen sei sinnvoll zu steuern,
was im Einvernehmen mit der Landwirtschaft erfolgen solle.
Herr Scholle bekräftig noch einmal, dass die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle in
der Gemeinde Much spiele, und dies nicht nur als „Flächenlieferant“ für Wohnen und
Gewerbe.
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Für die Gemeinde Much (Herr Schäfer, Beigeordneter)
Einstiegsfrage: „Worin bestehen die besonderen Herausforderungen für die zukünf-
tige Entwicklung der Gemeinde Much?“
Nach Aussage von Herrn Schäfer bestehe für Much als ländliche Gemeinde der Span-
nungsbogen hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung aus dem Einklang der drei tragen-
den Säulen „Wirtschaft“, „Wohnen“ und „Landschaft“.
Es sei wichtig die Bedarfe der Wohnbevölkerung zu decken, gleichzeitig aber auch die
Lebensqualität zu erhalten. Much nehme eine zentrale Lage im ländlichen Raum ein und
weise eine gute Infrastruktur u.a. mit Kindergärten und Grundschulen auf. Von dieser
guten Gemeindegrundstruktur würde die gesamte Bevölkerung profitieren, was auch für
den Breitbandausbau gelte. Die Berücksichtigung aller Belange einer zukunftsfähigen
Gemeindeentwicklung stelle eine „sportliche Herausforderung“ dar.
Herr Scholle merkt an, dass eine ausgeglichene Entwicklung in allen Bereichen nicht
Selbstzweck sei, sondern grundlegende Voraussetzung für ein funktionierendes Gemein-
wesen.
DISKUSSIONSRUNDE MIT DEN BÜRGERINNEN UND BÜRGERN
Aus der Bürgerschaft wird darauf hingewiesen, dass trotz gleichbleibender Bevölkerung
ein hoher Bedarf an Wohnbaufläche von 58 ha entstehe. Hierin sehe man eine Über-
versorgung. Aufgrund der freiwerdenden Immobilien durch den Generationenwechsel
stünde genug Wohnraum zur Verfügung, der genutzt werden solle.
Herr Wirtz macht deutlich, dass sich der Bedarf aus unterschiedlichen Komponenten,
wie beispielweise dem Ersatzbedarf zusammensetze. Außerdem würde die Verkleinerung
der Haushalte zu einem Anstieg des Wohnflächenverbrauchs führen. Wenn einst vier
Personen ein großes Haus bewohnt hätten, seien es heute nur noch zwei und teilweise
eine Person, allerdings bei gleich großer Grundfläche. Im Hinblick auf den Generatio-
nenwechsel müssten zeitnah attraktive Alternativen angeboten werden, um die ältere
Bevölkerung am Ort zu halten und die Mobilität auf dem Wohnungsmarkt zu fördern.
Bisher stelle der Wohnungswechsel aber eher eine theoretische Überlegung dar, die
meisten älteren Menschen blieben in ihren Häusern in der Regel wohnen. Da es sich um
individuelle Entscheidungen handele, sei eine Prozessgestaltung schwierig und der hohe
Bedarf an neuen Wohnbauflächen auch weiterhin gegeben. Die Nachfrage ergebe sich
auch aus dem „Speckgürtel“ von Köln und Bonn.
Herr Dr. Tengler ergänzt, dass bereits in Siegburg die Nachfrage nach Bauland groß sei
und Firmen ihre Erweiterungsabsichten nicht mehr realisieren könnten. Dies wirke sich
auch auf das ländliche Kreisgebiet und somit auf die Gemeinde Much aus. Größere
Einsparungspotentiale bei der Neuausweisung von Wohnbauflächen bestünden in der
Mobilisierung von selbstbewohnten Ein- und Zweifamilienhäusern älterer Menschen.
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Diese an den Markt zu bekommen sei aber schwierig. Herrn Wirtz zufolge stelle die
Realisierung von Geschosswohnungsbau auf dem Land häufig auch ein monetäres
Problem dar. Die Baufertigstellungskosten seien überall gleich, ob nun auf dem Land
oder in der Stadt. Die Herausforderung bestehe in der Realisierung von bezahlbaren
Wohnraum. Die wirtschaftlichen Risiken lägen bei den Entwicklern.
Herr Schäfermerkt an, dass der von der Bezirksregierung Köln errechnete Wohnbauflä-
chenbedarf von 58 ha nicht zwangsläufig im Flächennutzungsplan umgesetzt werden
müsse.
Seitens der Bürgerschaft wird nachgefragt, ob Umzugswillige die sich kleiner setzten
wollen den Flächenverbrauch weiter antreiben.
Herr Wirtz erwidert, dass die Umsetzung im Sinne des Flächenrecyclings ein sinnvoller
Gedanke sei. Es würde bereits versiegelte Fläche freigesetzt, die qualitativ weiterentwi-
ckelt werden könne. Auch Abriss und Nachverdichtung sei in einem solchen Fall denk-
bar.
Much wolle nicht „übergeschwappt“ werden, lautet eine weitere Aussage aus der Bür-
gerschaft. Ob es nicht möglich sei, das Bevölkerungswachstum so zu lenken, dass die
vorhandene Infrastruktur optimal ausgenutzt werde.
Herr Hagen erwidert, dass die Flexibilität bewahrt werden müsse und „Atmungsflächen“
für die kommunale Entwicklung nötig seien. Dies gelte für das Wohnen wie für das
Gewerbe. Prognosen könnten nie so exakt sein, was auch an der Entwicklung der letzten
Jahre eindeutig abzulesen sei. Vor einigen Jahren habe man die ländlichen Bereiche
abgeschrieben, jetzt würden sie wichtige Ausgleichsfunktionen in der Gesamtregion er-
füllen.
Ein gewisser Bruch sei auf dem Mucher Immobilienmarkt zu verzeichnen. Nicht nur in
den Zentren, sondern auch in Much würden nach fachlicher Einschätzung aus der Bür-
gerschaft die Miet- und Immobilienpreise steigen. Der Trend, dass sich Haushalte im
Zuge des Generationenwechsels kleiner setzen wollen, sei auch in Much spürbar. Ge-
fragt seien in diesem Zusammenhang Wohnungen in zentraler Lage Muchs mit guter
Nahversorgung. Entsprechende Angebote seien aber nicht im ausreichenden Maße vor-
handen.
Herr Scholle ergänzt, dass gerade in Hinblick auf eine „Stadt der kurzen Wege“ die
Standortfrage von ausschlaggebender Bedeutung sei.
Es wird die Frage aufgeworfen, inwieweit eine Ergänzung der Ortschaften und Flächen-
recycling, oder die Schaffung von Neubaugebieten sinnvoll sei?
Im Ortsteil Much sei zudem die Siedlungsentwicklung vornehmlich in Richtung Süden
bzw. Westen erfolgt, so dass das Zentrum nicht mehr in der Mitte läge. In diesem Zu-
sammenhang wird die Frage aufgeworfen, ob eine weitere Siedlungsentwicklung nörd-
lich der Schmerbachstraße möglich sei?
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Im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Baugebiete wird die Frage gestellt, ob
die Gemeinde Much noch genügend finanzielle Mittel für Infrastrukturausbau wie den
der Verkehrswege und den digitalen Breitbandausbau zur Verfügung stellen könne?
Herr Schäfer führt aus, dass die Nachverdichtung im Vordergrund stehe, allerdings die
Flächenverfügbarkeit diesbezüglich einen reglementierenden Faktor darstelle. Der
Hauptort solle gestärkt und eine willkürliche Zersiedlung verhindert werden. Eine Ent-
wicklung der Außenbereiche müsse sich auf den Eigenbedarf beschränken.
Eine weitere bauliche Entwicklung nördlich der Schmerbachstraße würde sich Herrn
Schäfer zufolge aufgrund der ungünstigen Topografie nicht empfehlen. Die Lage am
Nordhang würde zudem eine Vermarktung der Grundstücke erschweren und wirke sich
kostentreibend auf die Abwasserentsorgung aus.
Die finanziellen Mittel einer Kommune seien nach Ausführungen von Herrn Schäfer im-
mer begrenzt. Die Gemeinde Much befinde sich aber bisher in einer vergleichbar guten
Situation. Die bauliche und infrastrukturelle Weiterentwicklung der Gemeinde sei natür-
lich mit Kosten verbunden. Der Markt entwickle sich zurzeit uneinheitlich. Vor diesem
Hintergrund sei es ratsam in Stufen zu entwickeln. Der Breitbandausbau werde aber
erfolgen und sei finanziell auch darstellbar. Hiervon profitiere die ganze Gemeinde.
Eine Bürgerin merkt an, dass Much für ältere Menschen nicht attraktiv sei. So sei bei-
spielweise der Öffentliche Personennahverkehr schlecht ausgebaut.
Wie werde im Rahmen der FNP-Neuaufstellung mit den Ortsabgrenzungssatzungen ver-
fahren, lautet eine weitere Frage.
Im Rahmen der Neuaufstellung des FNP sei das Agglomerationskonzept für die Region
Köln Bonn, sowie Vorgaben aus der Regionale Bergisches Rheinland 2022/2025 zu
berücksichtigen. Die Realisierungen im Rahmen der Regionale würden zu größeren In-
vestitionen in der Region führen.
Die Ortsabgrenzungssatzungen seien nach Auskunft von Herrn Schäfer kein generelles
Thema bei der FNP-Neuaufstellung. Dies werde im Nachgang zum FNP im Rahmen der
verbindlichen Bauleitplanung behandelt.
Im Hinblick auf die Attraktivität der Gemeinde Much auch für ältere Menschen, unter-
streicht Herr Scholle die Bedeutung und die Chancen für den Hauptort.
Herrn Wirtz zufolge weise der Hauptort die meisten Angebote und die größte Nachfrage
auf. Um dies zu halten, müsse der Hauptort weiter gestärkt werden. Die Wohnortwahl
sei eine individuelle Entscheidung. Much sei allerdings nicht so groß, dass ein Wohnor-
twechsel z.B. ins Zentrum das soziale Umfeld beeinflussen müsse. Eine ausgewogene
Entwicklung soll aber auch in den Dörfern stattfinden.
Herr Dr. Tengler ergänzt, dass er sich weniger Sorge um den Hauptort mache. Vielmehr
gehe es darum, die vielen kleinen Dörfer im Gemeindegebiet solide zu entwickeln. Im
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Rahmen der Regionale 2022/2025 solle auch in den Öffentlichen Personennahverkehr
investiert werden.
Da der FNP die Rahmenbedingungen für annähernd 20 Jahre schaffe wird hinterfragt,
ob ein Hauptort aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung, der virtuellen sozialen
Netzwerke, des zunehmenden Online-Handels und dem Wandel in der Mobilität in Zu-
kunft überhaupt noch erforderlich sei?
Die Ortskernentwicklung sei für die Gemeinde Much sehr wichtig. Dieser stelle nach
einer fachlichen Einschätzung aus der Bürgerschaft für viele Menschen den Lebensmit-
telpunkt dar, was auch gerade für ältere Menschen gelte. Allerdings kranke die Entwick-
lung im Zentrum an der Verfügbarkeit von Schlüsselflächen. In diesem Zusammenhang
ergeben sich die Fragen, ob die Gemeinde Much aktiv Flächenvorratspolitik betreibe
und die Gründung einer Entwicklungsgesellschaft in Zusammenhang mit der FNP-Neu-
aufstellung gesehen werde?
Nicht nur Kontakte in der virtuellen Welt, sondern reale soziale Kontakte seien Herrn
Hagen zufolge auch in Zukunft für die Menschen wichtig. Deshalb seien alltägliche Be-
gegnungen beim Einkauf oder im Café auch weiterhin von großer Bedeutung. Die Zu-
kunft lasse sich allerdings nur schwer vorhersagen, deshalb seien Flexibilität und Ent-
wicklungsspielräume gefragt.
Der technische Fortschritt werde nach Einschätzung von Herrn Wirtz noch viele Neue-
rungen bringen, die unser alltägliches Leben beeinflussen werden. Vor dem Hintergrund
von Nachhaltigkeit und Achtsamkeit seien die technischen Trends zu hinterfragen und
gesellschaftlich zu diskutieren. Für die Menschen die nach Much ziehen, seien vielleicht
andere Sichtweisen und Werte, wie gute soziale Kontakte, wichtiger. Unumstritten sei,
dass z.B. die Telemedizin einen wichtigen Versorgungsbeitrag hinsichtlich des Fachärz-
temangels im ländlichen Raum liefere.
Herr Schäfer unterstreicht, dass der Mensch mit seinen sozialen Kontakten bei der ge-
meindlichen Planung im Mittelpunkt stehe. Aber nicht alle Bedarfe können von der Ge-
meinde bedient werden. Wichtig sei es, die Entwicklungsplanung flexibel zu gestalten.
Eine Entwicklungsgesellschaft für die Gemeinde Much sei in Gründung um die Hand-
lungsfähigkeit der Gemeinde zu stärken. In diesem Zusammenhang werde auch die
Entwicklung von Schlüsselgrundstücken thematisiert. Allerdings sei der gemeindliche Zu-
griff eine wesentliche Voraussetzung um die kommunalen Interessen entsprechend ein-
bringen zu können. Bei der Entwicklung seitens der Kommune stehe nicht das Investment
im Vordergrund, sondern die Deckung der kommunalen Bedarfe.
Herr Scholle gibt zu bedenken, dass die weitere Siedlungsflächenentwicklung eng im
Kontext mit der Entwicklung der Natur und der Landschaft stehen solle.
Herr Schierloh führt aus, dass eine klare Ortsabgrenzung für den Naturschutz wesentlich
sei. Die Siedlungsentwicklung solle konzentriert werden um so die naturnahen Räume
zu schützen. Die Freiräume und die Siedlungsabgrenzungen seien bewusst zu planen.
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Im Nahbereich von Siedlungen seien Flächen für Freizeit und Naherholung vorzuhalten
und im Sinne einer Zonierung weiter abgelegene und ökologisch wertvolle Flächen dem
Naturschutz vorzuhalten.
Wird den umzugswilligen Unternehmen auch von außerhalb die Möglichkeit zur Be-
triebsverlagerung nach Much geboten, heißt eine weitere Frage. Bei der Umwandlung
von Flächen seien regelmäßig die landwirtschaftlichen Flächen betroffen. Diese würden
zwar auch industriell für Maisanabau und den Betrieb von Biogasanlegen genutzt, aber
im Vordergrund stehe immer noch die Nahrungsmittelproduktion.
Würde landwirtschaftliche Flächen in Anspruch genommen, seien diese auf Dauer für
die landwirtschaftliche Nutzung verloren, erwidert Herr Schierloh. Zwar müsse ein Aus-
gleich hinsichtlich der baulichen Inanspruchnahme erfolgen, wodurch sich im Hinblick
auf den Landschafts- und Naturschutz viel steuern ließe, allerdings weniger auf Ebene
der Flächennutzungsplanung. Die Flächen für den Ausgleich seien gezielt auszusuchen.
Auf Ebene der Bebauungsplanung werde bereits jetzt der intensive Kontakt der Ge-
meinde zu den betroffenen Landwirten gesucht. Der Betrieb von Biogasanlagen wird
wegen des Maisanbau in Monokultur seitens des Naturschutz nicht gerne gesehen. Auf
Ebene des FNP bestehe aber keine Möglichkeit zur Steuerung. Allerdings seien 7 % der
landwirtschaftlichen Flächen ökologisch zu bewirtschaften, was eine gewisse Handhabe
im Sinne des Landschafts- und Naturschutzes bedeute.
Herr Dr. Tengler führt noch einmal die positive wirtschaftliche Entwicklung in der Ge-
meinde Much an, die in den letzten Jahren zu einem Arbeitsplatzzuwachs von 18 %
geführt habe. Dies bedeute auch, dass in der Gemeinde Much sehr leistungsfähige Un-
ternehmen angesiedelt seien. Das produzierende Gewerbe bilde mit einem Anteil von
rund 40 % immer noch den Schwerpunkt der kommunalen Wirtschaft, sorge gleichzeitig
aber auch für die Ansiedlung von produktionsorientierten Dienstleistungsbetrieben. Ein
weiterer Bedarf an zusätzlichen Gewerbeflächen bestehe. Die Gemeinde Much könne
im Hinblick auf die Bereitstellung gewerblicher Entwicklungsflächen eine wichtige Funk-
tion in der Region übernehmen. Die damit verbundenen Arbeitsplätze könne die Ge-
meinde Much auch für jüngere Fachkräfte als Wohn- und Arbeitsort interessant machen.
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SCHLUSSSTATEMENTS DER DIALOGRUNDE
Herr Scholle merkt an, dass eine komplexe Debatte mit der Bürgerschaft und den Fach-
teilnehmern der Dialogrunde geführt wurde. Der Flächennutzungsplan sei damit auf den
Weg gebracht und er bittet die Teilnehmer der Dialogrunde um eine Schlussempfehlung
zur Ausrichtung des neuen Flächennutzungsplans.
Es sei wichtig vernetzt und regional zu denken, führt Herr Hagen aus. Eine regionale
bzw. überregionale Verteilung und Entwicklung von Gewerbeflächen sei erforderlich. In
diesem Zusammenhang müsse auch der Verkehr – insbesondere der Öffentliche Perso-
nennahverkehr – in den Fokus genommen werden. Die Entwicklung der Gemeinden sei
nach ihren jeweiligen Stärken zu fördern.
Herr Wirtz sieht in der Weiterentwicklung von Stärken und Qualitäten der Gemeinde
Much einen Schlüssel für eine zukunftsfähige Entwicklung. Die Neuaufstellung des FNP
biete die Möglichkeit steuernd einzugreifen und Möglichkeiten für ein diversifiziertes
Wohnungsmarkangebot zu schaffen.
Nach Aussage von Herrn Dr. Tengler biete der neue Flächennutzungsplan die Möglich-
keit, die komplexen Anforderungen an die Fläche zu koordinieren. Wohnen, Arbeit und
Landschaft hingen eng zusammen. Die Lebensqualität – inkl. der Natur – müsse im
Fokus stehen und die gemeindliche Entwicklung daran ausgerichtet werden.
Herr Schierloh sieht die Belange von Landschaft und Natur insgesamt im Spannungsfeld
der gesamtgemeindlichen Entwicklung. Hier sei der Dialog gefragt, wobei die Landwirt-
schaft und der ehrenamtliche sowie berufliche Naturschutz in die Planung einzubinden
sei. Die Entwicklung könne so gesteuert werden, dass Qualitäten für Generationen ge-
schaffen werden.
Herr Schäfer bedankt sich für die rege Teilnahme an der Veranstaltung. In der Gemeinde
Much seien bereits wichtige Planungen angestoßen bzw. bereits umgesetzt. Der Flächen-
nutzungsplan sei für die Gemeindeentwicklung ein weiterer wichtiger Meilenstein.
ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK AUF DIE WEITERE PLANUNG
Abschließend weist Herr Scholle auf die Bedeutung der Auftaktveranstaltung gerade
auch im Hinblick auf die frühzeitige Einbindung der Bürgerinnen und Bürger hin. Im
nächsten Jahr würden auf Ortsteilebene weitere öffentliche Veranstaltungen folgen.
Herrn Scholles Dank gilt allen Bürgerinnen und Bürgern sowie insbesondere den Teil-
nehmern der Dialogrunde.
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SCHLUSSWORT BÜRGERMEISTER BÜSCHER
Herr Bürgermeister Büscher stellt fest,
dass viele wichtige Themen angespro-
chen und unterschiedliche Sichtweisen
sehr deutlich wurden. Im Rahmen der
Planung gehe es jetzt darum, die un-
terschiedlichen Belange gerecht abzu-
wägen und in die Planung aufzuneh-
men. Die Planung stehe noch ganz am
Anfang und insbesondere die regio-
nalplanerische Vorgabe hinsichtlich
des Flächenbedarfs müsse noch ein-
gehend beraten werden. Eine gewerbliche Entwicklung in Zusammenarbeit mit den
Nachbarkommunen und unter Wahrung der Landschaft sei für die Gemeinde Much
wichtig. Dies würde auch dazu beitragen, dass die Bevölkerungszahlen stabil gehalten
werden.
Herr Bürgermeister Büscher bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen wobei sein be-
sonderer Dank an die fachlich hochwertig besetzte Dialogrunde gerichtet ist. Er verab-
schiedet die Anwesenden und bittet weiterhin um rege Teilnahme.
Weitere Informationen sowie Materialien seien auf der für das FNP-Verfahren geschal-
teten Internetseite www.plan-portal.de/fnp-much einzusehen. Hier bestehe auch die
Möglichkeit bis zum 31.01.2018 der Gemeinde Much weitere Anregungen online mit-
zuteilen.
Dortmund, den 18.12.2017
Jakob Hamborg, Jürgen Weinert, plan-lokal