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Noch einmal εἷςµíαἕν Author(s): Leo Meyer Source: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen, 8. Bd., 2. H. (1859), pp. 129-147 Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40844627 . Accessed: 23/05/2014 21:50 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.108.29 on Fri, 23 May 2014 21:50:36 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Noch einmal εἷςµíαἕνAuthor(s): Leo MeyerSource: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen,Griechischen und Lateinischen, 8. Bd., 2. H. (1859), pp. 129-147Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40844627 .

Accessed: 23/05/2014 21:50

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Leo Mew noch tinroal il: ufa Fr. l%§

Noch einmal dg fiía ¿V.

Als ich vor etwa drei jähren in dem kleinen aufsatz, der im fünften bande dieser Zeitschrift (s* 161-166) abge- druckt ist, die entdeckung der völligen Übereinstimmung des griechischen Stammes fév mit dem altind. sama nieder«, legte, wufste ich noch nicht, dafs dieselbe Zusammenstel- lung bereits mehr als zehn jähre früher von herrn director Ahrens in seiner recension des Behfeyschen wurzellexikons, die sich in der Zeitschrift für die alterthumswissenschafi vom jähre 1844 (no. 7 und 8; Seite 52 bis 61) findet, ver- öffentlicht war, worauf mich später zuerst herr prof. Ben- fey aufmerksam machte. In jener verhältnifsmäfsig sehr kurzen recension werden von einzelnheiten des überreichen Benfeyschen Werkes nur zwei ein wenig genauer bespro- chen, die den schlufs des ganzen bildende allzuumfassende und auch vielgescholtene wurzel dhvr und vorher das was unter dem pronominalstamm i, den Eenfey schon auf der ersten seite uns entgegentreten läfst, gesammelt ist. Dar- unter befindet sich eben auch unser eíg fita Iv, deren mitt- lere form, weil ïa daneben bestehe, auf eia altes ¿ia. schlie- fsen lasse, das als verkürzt aus oifia angesehen wird, wäh- rend der stamm iv am wahrscheinlichsten aus dem altin- dischen sächlichen êvàm mit Übernahme des sächlichen m in die grundform entstanden sei, woneben indeis auch als möglich angegeben wird, dafs ïv aus êvana (einer nur theoretisch gebildeten altindischen form) oder auch aus êna entstanden sei. Ahrens weist alle jene erklärungsver- suche (die nebenbei bemerkt von hrn. prof, ßcnfey, der mit unserer erklärung des eî^ [tía %v jetzt völlig einverstanden ist, längst selbst aufgegeben sind) mit recht zurück, indem er zunächst hervorhebt, dafs dg nie ein digamma gehabt habe, für das nach Benfey II, 332 das epische éetg ent- schiede, eine form, die sich nur in dem unechten und si- cher verderbten 145» verse der Théogonie dos Hesiodos findet, und giebt dann die „ganz einfache und natürliche etymologie* des griechischen Zahlworts, die mit der unsri-

VIII. 2. 9

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130 Leo Mcy ei-

gen übereinstimmt. Unter den stammen s am und sa, die aber doch nicht völlig identificirt werden durften, werden von ihm mehrere formen aufgeführt, die den begriff der einheit bezeichnen (kretisch àuáxiç, woraus anal; verun- staltet sei, ccTiXóoç, semel, simplex, singulti s und alt- indisch sakrt, einmal), die für indefinita gelten (áfióçj das richtiger sei als ¿/¿oc, in ¿uov, ovôauov, ovdauoí - ovôéveç, goth. sums, jemand, ahd. sumhwelich und sumalih, jemand), die den begriff der Vereinigung enthal- ten (äpa, ¿¿nag, äko^og, ò[iov, si mui, goth. sama na, zu- sammen), die zur bezeichnung der gleichheit oder ähnlich- keit dienen (o/âÓç, opoioc, o#p/£, similis, altind. samá, ähnlich, goth. sama, derselbe) und endlich für die unun- terbrochene einheit der zeit, das ist die ewigkeit (sem- per, altind. sá d â und sana, immer, altsächsisch sim- lum, immer), gebraucht werden. Dais äna^ aus ápáyag entstanden sei, wird schwerlich jemand für richtig halten. Das letztere für „einmal" bringt Ahrens (de dialecto do- rica s. 95 und 282; beide male a¡uaxig ohne den scharfen hauch) aus dem Hesychios als eine kretische form und da- neben das gleichbedeutende tarentinische apariç* das er für entstellt aus äfxaxig hält. Ist die form wirklich zuver- lässig, so hat man guten grund an einen engen Zusammen- hang mit samá, semel zu denken, jedenfalls aber ist ânctÇ, von ihr zu trennen und in ä-na'* zu zertheilen, mag man nun bei dem schlufstheile mit Pott (I, 130 und II, 515, wo auch einfach, simplic verglichen wird) an nay, m)yvvf,u, fügen, denken, oder mit Benfey (II, 91) es ganz entspre- chend halten dem altind. pâça, m. strick, band, das hin- ter Wörtern, die „haar" bedeuten, „fülle" bezeichnet (Ben- fey glossar s. 190), oder, was mir das richtigste scheint, Ti«!, plec (simplec, duplec) und wohl auch unser fach (einfach, zweifach), mit einander zum altind. parc 7p, verbinden, stellen, dessen liquider laut in der griechischen und deutschen form eingebüfst wurde, während in unserm falten, einfalt, einfältig, das gewifs nicht davon ge- trennt werden darf, goth. fai > an, falten, zusammenlesen

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noch einmal' fîç p(a fV. 131

(für TiTvoaeiv, vom buch, Lukas IV, 20) in der lautgruppe lj> der kehllaut ausgedrängt wurde, womit man vergleichen mag, dafs man im lat. ultus für ulctus sagt. Jenes ä(.ia- xig oder wie Ahrens später schreibt à/Acexiç aber würde be- sonders noch deshalb für uns wichtig sein, weil seine be- deutung so genau sich anschliefst an &/, das wir ja eben auch auf samá zurückführen, obwohl immer das hauptge- wicht für diese Zusammenstellung, wie ich schon früher (zeitschr. V, 165) bemerkte, in dem lat. sem (semel; und sim in simplex, singulus) ruht, das auf der einen sei te der bedeutung nach völlig mit dem griech. %v überein- stimmt, mit dem es auch lautlich leicht zu vereinigen ist, auf der andern seite aber unzweifelhaft auf das alte samá zurückleitet. Wenn wir die formen simplex, singulus mit semel in bezug auf ihren ersten vocal vergleichen, so scheint fast das umgekehrte gesetz gewaltet zu haben, als z. b. in artifex - artificis, princeps - principis, praeceps - praecipitis, abreptus - abripio, con- spectus - conspicio, effectus - efficio, die in geschlossener silbe das e zeigen, in der offnen aber die noch weitere Schwächung des ursprünglichen a zu i eintre- ten liefsen. Gerade aber vor folgendem nasal mit anderm consonanten finden wir diesen Übergang von a zu i im la- teinischen mehrfach, zum theil in Wörtern, denen genau entsprechende formen im griechischen e zeigen, so in quin- qué = news (altind. páncan), in intus = èvróg (altind. **antas); dann in contingere von tangere, in con- fringere von frangere, in compingere von pangere. Nicht zu übersehen aber ist, dafs in simul, das niemand von jenem samá trennen wird, der nämliche lautübergang auch eintrat ohne die genannten bedingungen. Möglich ist allerdings, dafs hier der enge Zusammenhang mit dem adjectiv simili einwirkte, das völlig identisch ist mit dem

griech. òpalo, gleich, eben. Ganz wie in h um il i in ver- hältnifs zu dem damit identischen ##«,««¿0 trat auch dort, vielleicht durch einfache vocalschwächung die im lateini-

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132 I^eo Meyer

sehen beliebte adjectivendung li ein, deren i dann auf die vorhergehenden vocale assitmürend einwirkte.

Ebenso wenig als in den angeführten lateinischen for- men kann die Schwächung des ursprünglichen a zu i auf- fallen in dem auch noch hieher gehörigen goth. si m lê, einst, das mehrere male in den pauliniseben briefen vor- kömmt für ?rer¿, das Job. IX, 7 durch faurjns übersetzt ist und einige andere male durch suman. Jenem s im lê Eunächst liegen wohl das ags. sim le, simble, altsächs. simia, simbla und simlon, simblon, ahd. simbles, 8Ímblum,simblun (Graff VI, 26) „immer", die also ia der bedeutung mit dem wahrscheinlich auch hiehergehörigen l&t. semper genau übereinstimmen. Möglich ist allerdings, dafs im lat, semper das m erst durch den folgenden lip- penlaut für ursprüngliches n herbeigeführt wurde, dann also das wort sich zunächst an das altind. sana, immer, und goth. sin-teinô (s. zeitschr. VII, 402) anschliefst. Wegen der so nahen berührung der bedeutung „einsta un<J „immer" kann man unser j e vergleichen, das wir ja in be- stimmter beschränkung nur für „einst" gebrauchen, wäh- rend es im mittelhochdeutschen, in der form ie, gewöhn- lich „immer" doch nur in hinblick auf die Vergangenheit bis zur gegen wart her bezeichnet, wie wir es eben in im- mer (aus ie-mer) bewahrt haben.

Die zweite im gothischen so sehr gewöhnliche Schwä- chung eines ursprünglichen a, die wir besonders häufig durch nachstehende liquide laute veranlafst sehen, die Schwächung zu u haben wir in der form suma, irgend einer, einer, die auch von Ahrens genannt wurde, die sich in Bopp8 glossar (s. 369) unter sama findet und die zu meinem frühern auftatz herr prof. Kuhn so freundlich war in einer anmerkung nachzutragen nebst der althochdeut- schen sum (Graff VI, 44-47) und euglischen form some* Auch in andern deutschen mundarten begegnen wir ihm wieder, und zwar auch mit der nämlichen bedeutung. Was diese anbetrifft, so mag hier zunächst genügen, auf eine "nrührnng mit dem dg uicx «V, auf das es uns hier doch

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noch einmal fiç /</« ïv. 133

besonders ankömmt, hinzuweisen; wenn nämlich Wulfila Mark. XIV, 43 elg rcov dwSexa übersetzt durch sums J>ize tvalibê oder Luk. XV, 15 évi xuJv tzoIltcüv durch su- niamma baurgjanê, und sonst ähnlich. Eng an unsere form schliefst sich im gothischeu noch das bereits erwähnte adverb suman, einst, einmal, noré, das in seiner bildung genau übereinstimmt mit dem an den demonstrativstamm sich anschliefsenden goth. ]?an, dann, darauf, aber, und dem fragenden und darin auch unbestimmten h van, wann, einmal. Ist auch nicht sogleich klar, welche alte casus- bildung in den genannten wörtchen vorliegt, so liegt doch auf der hand, dafs sie aus den zu gründe liegenden stam- men sama, ]>a, hva zunächst hervorgingen durch eine weitere bildung mittels des suffixes na, mit der wir einige altindische bildungen in unmittelbaren Zusammenhang brin- gen dürfen, die ßenfey in seiner grofsen sanskritgrammatik s. 238 angiebt. Es sind das ablativische san at, immer, beständig; die instrumentalformen ad hú na, jetzt, nun; vinä, ohne, sanä, immer, beständig (woran sich das ahd. sin, immer, anschliefst), vielleicht nana, verschieden, man- nigfach, und die alten weiblichen accusative tad an im, alsdann, nun, und i darum, jetzt, nebst dem vedischen viçvadanîm, zu aller zeit. Am wahrscheinlichsten ist mir, dafs die genannten suman, hvan, fan und das nach dem althochdeutschen nur in Zusammensetzungen erhalte- nen (Graff VI, 25 und zeitschr. VII, 402) sin anzusetzende gleichlautende goth. **sin, immer, auf alte instruméntalo samanâ, kanâ, tana, sana zurückkommen, deren aus- lautende vocale später geschwächt, weiterhin aber ganz ab- geworfen wurden. Mit dem goth. hvan stimmt der erste theil des lat. quando, wann, vielleicht genau überein, des- sen schlufstheil doch auf die altindischen bildungen (Bcn- fey §.572) anyadä, zu andrer zeit, bisweilen, ekada, auf ein mal; bisweilen; einst, vedisch ida, jetzt, kadá (vediseli auch kádâ), zu welcher zeit, wann, tada, als- dann, dann, yadä, zu welcher zeit, wann, als, so bald als, vedisch sádâ, immer, stets, und sa r vada, zu allen zeiten, immer, hinzuweisen scheint.

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Das goth. 8 um a zeigt klar, dafs seiner bedeutung nach wir zu dem altind. sama mit Âhrens sehr wohl auch noch das gríech. ápóc, irgend ein, würden stellen können, das einfach in àpóasV) (irgend) woher (Odyss. I, 10), ¿énrç, auf irgend eine weise, âucSç, irgend wie, ¿pol, irgend wohin, und áuovy irgendwo, vorkömmt, sonst aber mit vorausge- hendem ovS- sehr oft verbunden wird : ovöauog, auch nicht einer, keiner, ovSafiov, nirgend, ovõauojç, auf keine weise, ovõafAf}, nirgend, ovoapoaev, von keinem orte her. Ist die angäbe zuverlässig, dafs die ursprüngliche form mit hartem hauch anlautet, Ahrens sagt (s. 53) ^àfióç (weniger richtig auog)u und schreibt doch gleich darauf wieder „ai¿ot)tf, so ist an ihrer Übereinstimmung mit der angege- benen altindischen form wohl nicht zu zweifeln und der gedanke an eine möglichkeit der Zusammensetzung von uo mit dem pronominalstamm ¿, wie sie Benfey (II, 30) auf- stellt, eben sowohl aufzugeben, als der an irgend eine nä- here beziehung zu der altind. pronominalform amú (ami, ama), jenes, die, abgesehen vom singularnominativ asáu, na. f. jener, jene, und ad ás (auch acc.) n. jenes, vollstän- dig flectirt wird (Benfey's kurze sanskritgramm. s. 336).

Die mehrfach nachgewiesene bedeutungsentwicklung des „ein, einige tf aus dem alten pronominalstamm samá liefs mich in dem früheren aufsatz (s. 166) auch die zu- rückfohrung des griech. évioi, einige, auf ein gemuthmafs- te8 durch suffix ya aus sama gebildetes "samya wagen, die mir doch noch immer viel glaublicher scheint, als hrn. dr. Ebels (in d. zeitschr. V, 71), der Bopps erklärung aus anyá, Potts aus ivtl oí', Benfeys von eïg zurückweist, der klassischen filologie entnommener künstlicher Zusammenbau des ëpioi aus évi oí', „es sind einige darunter, welche". Dagegen sträubt sich doch wohl schon èvíore, einigemal, zuweilen, und noch mehr ivicr/ov^ an einigen orten, bis- weilen, kviaxi'u zuweilen (schon bei Herodot I, 199), èvia- xiç, einige male (bei spätem), die eine ganz einfache grund- form èvio anzusetzen verlangen. Was nun jenes geinuth- mafste "samya als ableitung aus dem einfachen samá

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betriftt, so mögen wir hervorheben, dais z. b. schon im althochdeutschen neben dem einfachen sum, irgend ein, ein gewisser, das weitergebildete in der bedeutung mit je- nem übereinstimmende sumalîh, su m eli h , sum il ìli (Graff VI, 46. 47) häufiger gebraucht wird, und dais z. b. in niederdeutschen sprachen, so im al tí ries, so m mi eh, ei- nige (von liichthofens Wörterbuch s. 1039), im holländi- schen som m ige, einige, ableitungen aus der einfacheren form mittels des alten suffixes i- g a beliebt sind.

Der völlige verlust des anlautenden s, den unsere er- klärung des griech. 'émoi voraussetzen würde, ist im grie- chischen nichts ungewöhnliches, und ja namentlich bekannt aus den formen ccÖshfo, bruder, aXo%oq, lagergenossin, gat- tin, cixoiTiç, gattin , áy.o¿Ti]g, gatte, Ödoi±, gleichhaarig, oTtdTQoç, ¿TiárwQ, von demselben vater, ccráíccvToç, gleich-, wiegend, in deren aniangsgliedern (ò-, ex) längst das altin- dische sa-, einer, derselbe, erkannt ist. Bei der form sania selbst, und dergleichen bedarf immerhin einer be- sonder»! beachtung, haben wir, abgesehen von den oben besprochnen, immer noch nicht völlig sichere neben einan- derliegenden formen cc.uóç und átuáç allerdings diesen Ver- lust noch nicht bemerkt. Ich zweifle aber nicht, dafs wir noch mit Sicherheit eine form hieher ziehen dürfen, die ei- nes ursprünglich anlautenden s letzte spur auch eingebüfst hat. Benfey stellt in seinem wurzellexikon (1,227), das trotz aller dagegen gerichteten angriffe für griechische Wortforschung doch noch immer eine der reichsten fiind- gruben bildet, gewifs mit vollem recht das griech. cûdyxioç, ähnlich, gleich, neben das altind. sad r'ça, ähnlich, gleich, von dem es sich nur durch das neue suffix: lo und dann den nasal, der von geringerer bedeutung hier im augen- blick nicht weiter erwogen zu werden braucht, unterschei- det; man hat längst das griech. i)?Jxog dem altind. y ad r'ça, TijXixoç dem altind. tâdr'ç a, gegenübergestellt. Nun folgt, ohne besondere erklärung, das dem aXtyxiog gleichbedeu- tende èvciïJyxioçi das die homerische spräche noch lieber anwendet, als jenes. Man darf wohl auch jenes èva- für«

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eine aus samá hervorgegangene wortgestalt halten, und so tritt das griech. èvaUyxio dem goth. sama-leika, gleich, übereinstimmend, wunderbar nah, das Mark. XIV, 56 und 59 für das griech. ïaog gebraucht wird, sonst aber häufiger ist in der adverbiellen form sa m alei ko, gleich- falls, für ófioíwç, tooavTiûç und auch einmal xatà tá avrà (Luk. VI, 26). In der entstehung des innern v aus ur- sprünglichem m, das im griechischen ja im auslaut, wo es nicht ganz abfällt, regelmäfsig zu v zugespitzt wird, wür- den nach unserer erklärung évioi und èva- (in kvctXíyzió) also genau mit ïv (aus ¿i/ó, éftó) übereinstimmen, in deren weiterer begründung für das letzte genannte riv ich ebenso wie früher Ahrens auf dieselben nächst liegenden beispiele y&óv = altind. kshamä, f. erde, und %iòv = hi má (aus hyamá), n. frost, kälte, schnee, winter, gerathen war. Wei- terhin können dafür noch angeführt werden ipna^ f. zügel, von yam, hemmen, zurückhalten, zügeln, £i/oç, jähr = alt- ind. sarna, f. jähr, worauf ohne zweifei auch èviccvróç, m. jähr, zurückgeht, und wohl %'a"iva (aus %káiu-a) neben #A«- fivõ, f. oberkleid, vielleicht noch mit Kuhn (zeitschr. II, 319) das lateinische suffix neo = ¿leo, dann ßaivco aus gamy arni und aufser dem dem letzteren genau entspre- chenden ven i o aus dem lateinischen noch gener = yatu- ßgo (aus yotftçó) und tenebrae, neben dem altind. tamas, n. finsternifs, und unserem dämmer ung.

Die genaueste Übereinstimmung mit dem altind. sama, ganz, gleich, eben, finden wir in der gothischen grundform sama, derselbe, der nämliche, die meist mit dem artikel verbunden wird, dessen männliche form sa, der, dem gleich- bedeutenden altind. sá ja auch noch ganz und gar gleich sieht. Das dürfen wir einmal ganz besonders hervorheben, da bei aller alterthümlichkeit des gothischen die anzahl derjenigen seiner formen, die den uralten indischen noch ganz genau gleich sind, doch nur sehr gering ist. Wie schon oben bei dem suma so können wir auch hier wie- der bei dem sama als für die bedeutungsentwicklung des griech. ïv {(xla) nicht unwichtig bemerklich machen, dafs

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noch einmal tlq fäa ?v. Ì2F1

Mark. X, 8 x»i éaovrca oi ôvo eiç aáçxa píiav übersetzt ist durch jah aijaina 'b tva du leika eamin, Lukas XVII, 34 ¿aovxai avo ènì TeXivqg piãç durch tvai vair- }>and ana ligra Barain, EfeserlI, 14 ó noitfaag t« áu- (fOT£Qa & durch saei gatavida ]>o ba du samin und noch Filipper II, 2 r¿ êv cpoopovvreg durch samafraj>jai. Abgeleitet von sama sind noch die goth. samaj>, zusam- men, an denselben ort, und 8 am ana, zusammen, an dem- selben orte (sam ana liban, zusammenleben, ò'%ijv, Kor. 11,7,3, nah vorher ist mitsterben, avvano&avuv , über- setzt durch mi]>gasviltan, dessen m'' aber in einer hand- schriil fehlt; samana arbaidjan, zusammen arbeiten, avpa&keïVj Filipper I, 27), durch welches letztere meist das griech. apa übersetzt wird, dessen Zusammenhang mit dem altind, sama ja auch längst erkannt ist. Wir brauchen nur noch kurz zu erwähnen, dafs während der Engländer noch the same, derselbe, bewahrt bat, wir das entspre- chende einfache pronomen nicht mehr gebrauchen, wohl aber eng damit zusammenhängende formen wie zu -s ani- men, sammeln, sammt, allesammt, sämmtlich. Aus dem griechischen sind, da der Zusammenhang mit sama auf der hand liegt, auch schon früh herbeigezogen ó flog ^ ähnlich, gleich, derselbe, nebst den nah angehöri- gen olioVj am selben orte, zugleich, ápolog, ähnlich, oua- Aoç, gleich, eben, "glatt. Von sia vischen hi ehergehörigen formen nennt Bopps glossar (s. 369) das alte sam, selb, das im russischen samü, selb, und böhm. sám, s a in y „selb", und auch „allein* bedeutet. Was unser selb, das goth. silba, dag in Zusammensetzungen ganz so gebraucht vorkommt wie das slav. samo (russ. samo-vólinyi ist freiwillig, eigenmächtig, böhmisch samo-wolnjf; Wulfila übersetzt av&aÍQerog^ freiwillig, Kon II, 8, 3 durch silba- vilja, Kor. II, 8, 17 durch silba-viljanda), betrifft, so ist vielfach angenommen eine deutung, die Jakob Grimm in der grammatik (II, 6) nur ganz unsicher fragend aus- spricht, „silba aus si-liba, das in sich bleibende, behar- rende?", die ich nie für möglich gehalten habe, da ich

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silba für ein unzusammengesetztes ganz einfaches wort halte, das genau übereinstimmt mit dem altind. sárv«, all, ganz, vollständig, das ia seiner flexion sich bekannt- lich den fürwörtern ganz anschliefst. Da ich diese Zusam- menstellung wohl ein ander mal weiter ausführe, so mag für jetzt genügen, einmal auf unser sämmtlich und das slav. samo, selb, hinzuweisen, die aus demselben pronomea sich entwickelten, und dann aùtoaidrjoog (Euripides He- lene 356), ganz eisern, neben das lat. solli-ferreus, ganz eisern, zu stellen, in denen avrò in einfachem zustande die bedeutung „selbst" hat, solli aber formell mit sárva und nach unserer deutung mit unserm selb übereinstimmt.

Da Benfey (glossar s. 355) gewifs nicht mit unrecht die altindische ad ver bielle form 8 ma, die sehr häufig dem präsens, ganz wie ein frei stehendes augment, die bedeu-

tung der vergangenen zeit giebt, als eine Verkürzung aus samá ansieht, und offenbar auch die Tedische proposition smát, mit, an unsern pronominalstamm sama steh an-

schliefst, also in beiden formen eine Verkürzung eintrat durch ausstofsung des vocals zwischen den lauten s und m, so dürfen wir nicht zweifeln, dafs auch das griecb* pia zunächst aus einem apice (weiter aep(ar ceiü' s ami) ent- stand durch die nämliche Verkürzung und nicht zunächst aus épia wie ich früher (zeitschr. V, 165) aussprach und auch Ahrens (s. 54) für möglich, wenn auch minder wahr- scheinlich hält. Dieselbe lautveränderung haben wir höchst wahrscheinlich im grieeb. pnce, das dem goth. mi}>, un- serm mit genau entspricht. Benfey (11,30), der wie auch

Bopp (vergi, gramm., aufl. 1, 8,397) das goth. mij> mit dem altbaktr. mat, mit, identificirt, mit unrecht, weil ur-

sprüngliche t-laute im gothischen abgeworfen werden, stellt es nebst dem griech. perd zum pronominalstamm ma, den er auch aus der präposition ama, mit, herauslöst. Der hinblick auf das alte ind. s m at, mit, aber und die Leich-

tigkeit, mit der die bedeutung des „mit" sich aus dem pro- uomiualstamm sarna entwickeln konnte, wie ja z. b. auch unser sammt daher entsprang, macht den engen zusarn-

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noch einmal tlq pía fV. 139

rnenhang des [¿sta und unsers mit damit sehr wahrschein- lich. Wir dürfen wohl eine beiden zu gründe liegende alte form ** s mat h a annehmen. Auf das suffix th a weist auch schon Benfey im wurzellex. (II, 30); es findet sich mit verschiedenen casuszeichen in einigen altindischen pro- nominellen adverbiem táthâ, auf diese weise, so; yáthâ, wie (relativ); vedisch kathä, neben k at h am, wie, auf welche weise (fragend), aus welchem grund; itthám, ve- disch itthä, auch itthät, auf diese weise, so, lat. ita; átha, darauf, dann; imáthâ, wie hier, wie jetzt; prat- náthâ, wie vor zeiten, purváthâ, wie früher; viçvá- thâ, wie immer; ûrdhvâthâ, aufwärts, aufgerichtet; rtutha, regelrecht, gehörig, deutlich, genau (Benfey s gram- matik §§. 572 und 579). Es ist bekannt, wie häufig die anlautsgruppe sm, die im altindischen gar nicht ungewöhn- lich ist, ihres s beraubt wird; das goth. mêrjan, verkün- digen, ist längst als eine causalbildung des alten s mar, sich erinnern, erkannt, über die geringen reste des s m im lateinischen sprach noch neulich (zeitschr. VII, 225 - 228) herr dr. Ebel, im griechischen tragen auch nicht gerade sehr viele Wörter das g/a an der spitze; das ähnliche gv findet sich nirgend mehr. Die Verengung von sama in s m a ist ganz ähnlich, wie in «x/,<?;r, unermüdlich, von xcifjM, in ¿<5¿i?;r, ungebändigt, dfAijreiQa^ bandigerin, von óa/r, &vi]TÓ) sterblich, von &ocv, und in altindischen Wörtern wie gnä, frau, aus ganä = j'i/w?, kshmä, f. erde, aus kshamä und anderen. Diese entstehung nun aber des (ila aus opta (aepia) mufs den gedanken an eine noch weitere Verstümmlung zu l'a, wie sie Benfey (I, 3) und auch Ahrens (s. 54), der das letztere äolisch nennt, annimmt, entschieden zurückstofsen. Gegen diese erklärung mufste doch schon bedenklich machen, dafs Homer auch das männliche ióç, eins, gebraucht Hi as VI, 422: oì {azv atívreç iqí xíov ri^axi ¿ifiòoq eÏGto. Anfserdem begegnen bei ihm

allerdings nur die weiblichen formen ïa IliasIV, 437; XIII, 354; XXI, 569; Üjc XVI, 173; XXIV, 496; 1// IX, 319; XI, 174. XVIII, 251. XXII, 477 und nur ein einziges mal

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140 Leo Meyer

XIV, 435) in der Odvssee der accusati? iav. Wie im la- teinischen neben dem gewöhnlichen un us der stamm sem in semel, simplex, aingulus lebendig blieb, ao kann es auch nicht auffallen, dafs im griechischen^ das die form °lfog, oïoç, die im altbaktrischen aêwa, ein, einfaches zahlwort ist, wenn auch in der etwas beschränkten bedeu-

tung „allein" sich bewahrte, in der alten dichterspracbe neben eig ¡da Iv, über deren vermeintliche Stammverschie- denheit mau sich früher doch* auch wenig wunderte, noch die besonderen ïoç, ia für das erste zahlwort zeigt. Wir haben darin einen ganz andern pronominalstamm zu su- chen und höchst wahrscheinlich den, derimlat, is, e a, id

lebendig blieb und den wir auch im gothischen noch an- treffen in ïs, er, 'ita, es, woneben nur im weiblichen sin-

gularnominativ das si, sie, anderswoher entlehnt wurde, während hieran sich schliefsende formen im neuhochdeut- schen das leben jenes Stammes poch weiter beschränkten. Der gothische weibliche accusativ ïja, çam, entspricht dann

jenem griech. tav so genau als nur gothische formen grie- chischen entsprechen können; die ifj und irjg treten von den gotb. ïzai und ïzôs etwas weiter ab, weil hier erst mittels des Zischlauts die casusendung antrat.

Die venmithung Pott's (I, 223), der sich auch Benfey (I, 198) und Ahrens (s. 54) anschliefsen, dais in fiaxelka, schauifi, hacke (eig. einzaek), das Stammwort von fiia^ wie in ÖtxsXAa, /weizackige hacke, das zweite zahlwort enthalten sei, als anfangsglied einer Zusammensetzung, deren schlufs- theil im griechischen selbstständig gebraucht nicht vorkömmt, verliert an Wahrscheinlichkeit, wenn man neben pattila ^ das in der homerischen spräche, in der òIxeIAcc gar nicht be-

gegnet, nur einmal vorkömmt, nämlich Ilias XXI, 259: "/soai uáxeUav tycov, die ebenso ausgehenden apúÀa, aula, i'tieMci, und auch -AvnsU.ov-9 bêcher; xvipêllov, höhlung, luftige Umhüllung, und (fáxeX?>oçy m. bündel, ruhig betrach-

tet, in denen das cAAo, sklct offenbar eine suffixform ist, der eine verbalwurzel vorausgeht, als die wir dort ein fiax würden anzusetzen haben. Das von ßenfey vermuthungs-

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nodi einmal *[<,• [¿(a fV. 141

weise aufgestellte **xélla, hacke, ist in ¡naxella durchaus unwahrscheinlich auch wegen der nebenform pccxélij, die Hesiodos hat werke und tage 470 und Apollonios aus Rhodos IV, 1533. Wenn die Verstümmlung eines selbst- ständigen xklla in xela hier bedenklich erscheinen müfste, so ist in den Suffixen das nebeneinanderstehen der formen ella - élrj, ello - elo durchaus nichts so sehr auffallendes, baben wir doch z. b. neben (páxellog auch die form cpccxeloç. Jenem /Liaxth] aber wieder ganz gleich scheinen die bil- dungen áyélrj, heerde; vecpeli], wölke; &uiuélìi opferstätte; ãiune?.oçJ f. weinstock, und auch axánei.oq, m. fels, und andere. Jenes pctx dürfte man vielleicht zusammenstellen mit /LiaxaiQa, das schneidende schwert, goth. mêkja, n. schwert, lat. mactare, schlachten, neben denen Benfey (II, 43) auch f,i(xxelov = /uáxellov, uãxeloç m., (stechende) dornhecke, hecke, aufführt. Selbst wenn in ötxella wirk- lich das zahlwort di, oft steckt, sind wir noch nicht ge- zwungen, das „ein" in dem ähnlich ausgehenden uctxella, jLiaxéli] zu suchen, da weit weniger grund war, bei einer hacke hervorzuheben, dafs sie nur eine schneide oder spitze hat, als bei dem andern Werkzeug das zweispitzige.

Noch lehnt sich Ahrens (s. 54) gegen die deutung des exaróvj aus év-xaróv, ein hundert, auf, wie sie sich findet bei Bopp (vergi, gramm. s. 456; auch in der neuen auf- läge 2, s. 87), bei Pott (II, 203; früher s. 162 hält er auch entstehen aus êkaçatam für möglich), und Benfey (I, 6 und II, 215), weil die Zusammensetzungen dwcxooioi, tqlcc- xoaioij dorisch ôiaxaT<oi, tqiccxcctloi ff. auf ein älteres cixa- Tov hinweisen (durchaus nicht! niemand wird tst(jccxo6iol, nevxaxÓGioi zerlegen in revQ-áxóacoi^ nevr-ãxÓGioi, statt in

TeTQct'XOöcoi, nevTct-xóoiOL) und dann weil im eleischen dia- lekt der hauch fehle, wobei auf s. 549 des dorischen dia- lekts verwiesen wird. Hier aber lesen wir, dafs bei den Eleern und in der übrigen alten spräche wahrscheinlich èxccróv den lenis gehabt habe, weil kaum zu bezweifeln sei, dafs das e eufonischer zusatz sei; die sache wird also ge- rade auf den köpf gestellt. Es heifst, dafs bei einer zu-

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142 Leo Meyer

sammensetztmg aus tv und xctxóv die erste silbe nicht habe verkürzt werden können; wir wissen aber - und gerade í-xaxóv , diaxáoioi) nevraxóuioi 9 das altind. çatá, neben dera lat. centum und unserm hundert sind treffende bei- 8piele dafür; noch treffender XbÓ-tuxqõoç (für keóv-naçòoç, XsovT-naçÕoç) neben keovvo-naQdoc, leopard, xiá-xoãvov (fût yüw-XQävov) neben xTovo-xqõpov, säulenknauf, und zahl- reiche Zusammensetzungen mit n auslautender grundform, wie sie als erstes glied einer Zusammensetzung der altin- dischen regel gemäfs ihr n einbüfsen, wie in râja-putra, königssohn (rajan), 'ATtolko-owcoc ÇAnoXiwv), homi-cîda (hömön), goth. guma-kunda, männlich {guman, mann); ein %io-ßh}roq, schneebeworfen, wäre sehr wohl denkbar neben %iovo-ß?>rjToc - dais nasale überhaupt häufig vor folgenden consonan ten ausgedrängt werden, wozu in exarar noch eine besondere Veranlassung in dem vorge- rückten accent lag. Wenn im gegensatz zum einfachen altind. çatá und lat. centum, der Grieche für das einfa- che, das erste hundert vielmehr ein zusammengesetztes é-xccTÓv gebraucht, so ist dem im deutschen sehr wohl vergleichbar, dafs der Gothe neben tva-hunda, zweihun- dert, fimf-hunda, fünfhundert, ff. kein einfaches h und, hundert, gebraucht, sondern statt dessen das schwerfällige tailinntaihund (Luk. XVI, 6 und 7, taihuntêhund Luk. XV, 4). Das lebt noch im ahd. zehanzug (Graff V, 629) und mhd. zë hen zie, die lautlich allerdings nicht

ganz genau entsprechen. Daneben macht sich früh, im altsächs. h un der od (nicht im Heliand belegt), im altnord. hundrad, im altfries. hundred, hunderd, hundert, im ags.hundred, hundrid, im althochdeutschen verein- zelt hundert geltend, wohl abgeleitete und nicht zusam-

mengesetzte f£*«îen, denen dann auch unser hundert ent-

spricht. Das ungenügende der Ahrensschen erklärung des s oder a in èxoctóv als Vorschlags mit unorganischem hauch fühlt man leichiy und dafs sie durch die zugegebenen bei-

spiele ixelvog für xúvog, òxêXXa) für xellco^ axçoáoucti zum altind. pru, gar nicht gestützt wird, sieht jeder.

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noch einmal el^ fita tv. 143

Die von Benfey (I, 4) besprochene form övog für „ass auf dem würfel" wird als aus einer falschen lesart bei Pol- lux IX, 95*) hervorgegangen ganz weggeworfen und dann der stab gebrochen über Benfeys deutung des uavog aus älterem jróvoç, aus dem eben auch jenes ovoq hatte her- vorgehn sollen, die aber II, 332 des gälischen mhain we- gen wieder in zweifei gezogen wird. Ahrens hält den Zu- sammenhang des póvoç mit sa m nicht für unmöglich, doch bleibe dabei das ovvog der ionischen form povvog räthsel- haft. Dadurch kann indessen der Zusammenhang mit samá durchaus nicht zweifelhaft gemacht werden, man würde einfach ein ursprüngliches smánva apovjro anzusetzen ha- ben, aus dem sowohl povvog als mit gänzlichem verlust des v, wie z. b. in o'Xog = sárva, póvog hervorgehen konnte. Jenes va trat zunächst an eine form s m an a (sa- man a) als neues suffix, wie ganz ähnlich im altind. pur va, der frühere, vordere, das auf ein einfacheres pura hinweist, wie es noch im adverb puras, vor, vorn, früher, steckt. Auch Pott I, 223 führt póvo neben pía auf, allerdings in der etwas bunten reihe „,«/« (ua-KfiAA«), ¿c<r, povo, tV, oivi], oto", die er neben lit. wienas, einer, lat. ûno, als erstes beispiel aufstellt, um wahrscheinlich zu machen, dais der scheinbare wegfall eines anlautenden p meist eigentlich darauf beruhe, dafs ursprünglich an seiner stelle ein w stand. Jene formen erscheinen jetzt wesentlich anders, als Pott damals vermeinte: pía steht für a pia (uáy.-stâa tren- nen wir davon), la steht für sich, povo für apávfo, rév für aep, oìo für ot/ro, und otV??, ass auf dem würfel, ist im griechischen die einzige form, die sich eng anschliefst an das lat. ûno, das nicht ursprünglich den laut u oder v enthielt, sondern aus älterem o e n ö , o i n tf , hervorging und

*) Es heifst an der bezeichneten stelle, dafs der ausclruck y.vßns nicht allein für würfel, sondern auch für den wurf, besonders die geworfene eins gebraucht werde, wie es auch im Sprichwort heifse rj tjhc; t'i í¡ toííç y.vßut,. Statt der worte y.al fiáXiexct r¡ y* fiovàq ff. (in Wilhelm Dindorfs ausgäbe von 1824 und dann der von Immanuel Bekker 1846) hiefs es früher sinnlos

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14*4 Leo Meyer

identisch ist mit unserm ein, goth. ai na und dem altindi- schen pronominalstamm êna, dieser, jener. Dafs hieran sich auch die keltischen formen für unser zahlwort an- schliefsen, mochte nach unserer früheren anführung (zeitschr. V, 163) noch zweifelhaft bleiben; mit Sicherheit geht es hervor aus den von Zeufs in seiner keltischen grammatik s. 308 beigebrachten altirischen formen ó en, óen, zu de- nen dann das altbritannische un (s. 322), das kambrische un, die kornischen un, on, die armorischen un, vng und neuarmorischen eun, eunn, eur in einem ganz regelmä- fsigen lautverhältnifs stehen.

Potts vermuthung (II, 324 und 137), dafs das griech. /.ici/, welchem ôé (von övo) gegenüberstehe, zu rév zu zäh- len sei, also ursprünglich „einerseits" sage, ist bestimmter ausgesprochen von ßenfey, der (I, 4) fiév als aus dem neutralaccusativ êvám«, „eins", hervorgegangen ansieht und (II, 219) ôé als mit der grundform des zweiten Zahlwortes d va übereinstimmend, eigentlich „zweitens", dann „ande- rerseits" erklärt. So ansprechend diese erklärung auf den ersten blick erscheinen mag, so unwahrscheinlich und halt- los ist sie doch im gründe. Wir müssen erwägen, wie un- geeignet die starre Zählung „eins - zwei": denn so müfs- ten wir nach jener deutung zunächst übersetzen, sein würde, jene partikeln wirklich zu erklären, von denen die eine gar nicht selten ohne die andre vorkömmt, und namentlich in der älteren zeit, in der doch das frappantere hervortreten jener als ursprünglich angenommenen bedeutung zu erwar- ten sein sollte. Wer möchte Ilias I, 18 i'uiv /ntv &eol ôuïev - Ttctïôa d* è{iioì Ivaai auch nur versuchsweise über- setzen „euch erstens mögen die götter verleihen; die toch- ter zweitens löset mir" oder die folgende stelle hfr* cillai (.dv 71CCVTSÇ inEVcpi'iiuiGctv yJ^caoi - «/U* ovx LdvyBfioij jrávdctvz, da stimmten erstens alle andern Achäer bei, aber dem Agamemnon gefiels nicht. Alle ähnlichen gegensätze wie qui dem - sed, zwar - aber werden überall an- ders bezeichnet, als einfach zählend; jede partikel entwik- kelt sich zunächst ganz selbstständig und erst später tre-

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noch einmal *U ftl* $*- H5

ten geläufigere Wechselbeziehungen unter ihnen ein. Es ist nicht denkbar, dafs man ursprünglich sagte „erstens - zweitens" und später jedes dieser wörtchen auch selbstän-

diger, wie irgend welche andre partikel gebraucht hätte, Ahrens tritt s. 54 jener erklärung, wenn auch nicht mit voller entschiedenheit, entgegen; nur die deutung des ¡iiv aus êvám, an die jetzt wohl auch niemand mehr denkt, weist er bestimmt zurück. Man müfste, meint er, wieder an die Wurzel s am denken. Dann aber fahrt er fort mit der flüchtigen behauptung, dafs unzweifelhaft fiév aus 'nr¡v abgeschwächt sei und Sé höchst wahrscheinlich aus Stj. Mag wirklich mehrfach in den griechischen werken eine

unrichtige Verwechslung des (iêv und jU/;y, vielleicht auch des Sé und drj eingetreten sein, so kann doch niemandem, der auch nur einigenaafsen besonnen etymologisch verfahrt, einfallen jene formen geradezu aus einander herzuleiten. Es müfste doch wenigstens ein wenig versucht werden, jene scheinbar so bequeme lautabschwächung im griechischen zu begründen. Wo wird griech. ?;, das erst verhältnUfh

mäfsig spät aus a hervorging, in e umgewandelt? Wenig- stens der versuch einer deutung des yii]v und örf hätte ge- macht werden müssen, ehe behauptet wurde, daraus seien uév und Sé hervorgegangen, formen, die reichlich ebenso

alt, vielleicht noch viel älter sind, als jene. Wir glaubten die deutung des pkv - Sé als „erstens - zweitens" als höchst unwahrscheinlich abweisen zu müssen, die dagegen gestellte erklärung aber als abgeschwächter formen aus un- erklärtem ftijv - Sì] ist ganz werthlos. Vornehmlich die

ungewöhnliche starre Zählung „eins - zwei" machte uns

jene erklärung bedenklich, ein zusammenbang des ¡xkv mit dem pronominalstamme sama, sma mag aber sehr wohl

richtig sein, dabei bleibt aber zu bedenken, dafs die ent-

wicklung des bestimmten zahlbegriffs eben für jenen pro- noniinalstamm im griechischen verhältnifsmäfsig jung ist, dafs formell noch verwandte bildungen neben -úg pila ïv bestehen können, ohne den nämlichen begriff zu enthaltene

vili. 2. 10

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]46 Leo Meyer

Bestimmter zu entscheiden über die ältere gestalt des tutv wagen wir noch nicht. Selbst bei betrachtung der gleich- ausgehenden adverbiellen wörtchen möchte man behutsam sein; hv ist ans évi verstümmelt, aus dem auch ein elv sich entwickelte; evexev steht neben hnxet , wie ionisches etrev neben ar«, darauf, 'énsirev neben 'énura, das „woher" be- zeichnende -&ev entstand wohl aus dem altindischen gleich- bedeutenden -tas, nó&ev = kútas, vielleicht aìév aus aléç, es wäre ganz wie (pÍQoaev (dorisch cpéooueç) = altind. b h aramas. Das griech. ylv, xk steht für altes kam, dar- nach könnte ¡aív aus s m am entstanden sein (also dem Zv aus s am am sehr nahe stehen) und ursprünglich vielleicht bedeuten „selbst, gänzlich" oder „ähnlich"; dafs kein u¿, wie vá neben y.év, daneben stände, konnte die Verwechslung mit dem ¡lis, mich, verhindern. Gewifs liegt dem ¡.lèv for- mell auch met (egomet, nosmet, temet ff.) sehr nah, das den begriff des fürworts verstärkt, gleichsam „selbst" ausdrückend; es steckt noch im franz. même, ital. me- desimo.

Mit leugnung der bedeutung „erstens" für jlUv fällt auch die hanptstütze der bedeutung von „zweitens" für <U; wie oft muíste es auch „drittens, viertens" ff. heifsen, wie oft wäre schon das eine „zweitens" völlig unpassend. Zu anfang der Ilias würden wir haben „Achilleus, der den Achäern viele schmerzen bereitete, zweitens viel tapfere heldenseelen zum Ades sandte, zweitens den hunden und vögeln sie zur beute machte; zweitens wurde des Zeus wille vollendet ff." Ohne zweifei sagte öe ursprünglich nichts als „dann, darauf" und schliefst sich wahrscheinlich an den einfachen demonstrativstamm; man darf es vielleicht geradezu mit dem ganz ähnlichen altind. tu, aber, ferner, identificiren, für das man etwa eine ältere form tva (Ben- fey führt §. 786 seiner grofsen grammatik unter den inde- clinabilien die formen tvâ, tve, tvâi auf, doch ohne ihre bedeutung anzugeben; derselbe lehrt §.91, dafs tu vor folgendem vai, nicht, wie man erwartet tu vai, sondern

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noch einmal e*s ,"¿« ïtv. 147

tvâi bildet) anzunehmen wagen möchte. Von mehrfachen Schwächungen eines ursprünglichen t zu d habe ich an einem andern orte mehr gesagt. Das õé entspräche altem tu (tva), wie yê dem altind.ha, vedischem gha, rt dem alten ca,

(Fortsetzung folgt.)

Leo Meyer.

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