nuttenverschnitt (aus dem buch mau-mau)

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Dieser Roman beruht auf wahren Begebenheiten, und ist nach Interviews zwischen Januar 2009 und Mai 2013 entstanden. Da einige Personen noch leben, andere lange Haftstrafen verbüßen, sind die Namen, die beschriebenen Orte und Ereignisse so abgeändert, dass eine Identifizierung nicht möglich ist.

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Page 1: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)
Page 2: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

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Dieser Roman beruht auf wahren Begebenheiten.

Da einige Personen noch leben, sind die Namen, die

beschriebenen Ort und Ereignisse so abgeändert,

dass eine Identifizierung nicht möglich ist.

Page 3: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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Vierzehntes Kapitel

Nuttenverschnitt

1974

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Ich war jetzt zwanzig Jahre alt, und kannte alle

Puffs und Kneipen in meinem Revier. Die Luden und

Nutten grüßten mich mit einem Kopfnicken, oder

mit einem geflüsterten „haste wieder was?“ Es

begann sich in Szene herumzusprechen, dass es bei

mir immer etwas „unter der Hand“ gab. Jeder

wusste, woher die Sachen kamen. Mal waren es

scharfe Klamotten für die Weiber auf dem Strich,

Lederjacken, oder auch mal eine schöne Uhr. Aber

ich war nur ein kleiner Klauer und

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Gelegenheitsdealer und allenfalls geduldet.

Von Sex und was es da alles gab, und zu was

Frauen bereit sind zu tun, hatte ich noch wenig

Ahnung. Das änderte sich, als ich Sylvia

kennenlernte. Sylvia arbeitete als Animiermädchen

im Studio B an der Friedrich-Ebert-Straße. Sie sah

gut aus. Ihr herzliches und offenes Lachen gefiel

mir, und ich konnte mich gut mit ihr unterhalten.

Ich war fasziniert, wenn ihre kleine Zungenspitze

zwischen ihren blitzweißen Zähnen zu sehen war,

und sie hatte einen Blick drauf, der voll auf meine

Triebe traf. Nächtelang, oft bis in die frühen

Morgenstunden hing ich in dem Schuppen herum,

bis sie Feierabend hatte. Es macht mir nichts aus,

wenn sie mit anderen Männern verschwand, und

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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nach kurzer Zeit wieder neben mir saß. Ich spürte,

dass es ihr gefiel, wie ich ihr hinterherlief, und ich

fühlte mich in ihrer Gesellschaft wohl. Ich war blind

vor Liebe, und ich dachte, dass zwischen uns mehr

werden könnte. Was Sylvia gedacht hatte, kann ich

nur vermuten. Vielleicht hatte sie in mir einen

Begleiter mit Kohle gesucht, oder einen Beschützer

der in der Szene eine Rolle spielt.

Wenn man verliebt ist, setzt für eine kurze Zeit

auch der Verstand aus. Nicht ich, sie wollte es so.

Schon nach der zweiten Woche bin ich zu ihr

gezogen. Die Klamotten die ich besaß, passten in

zwei Einkaufstüten, und anfangs hatten wir auch

eine herrliche Zeit miteinander.

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Mit Sylvia hatte ich grandiosen Sex, jedenfalls

kam es mir so vor. Anfang der 70er waren die

abgefahrenen Sachen, die heute zum

Standardprogramm jeder Abiturientin gehören,

noch nicht so bekannt. Sylvia war eine kleine Sau

und mit ihr konnte man alles und noch viel mehr

machen. Eigentlich hat sie alles mit mir gemacht.

Außerdem hatte sie sich alle Haare an der Fotze und

unter den Armen entfernt. Das war damals noch

sehr selten, und als ich das das erstemal sah, dachte

ich, sie hätte eine Krankheit oder Haarausfall oder

so. Meine Schwestern und meine Mutter hatten

haarige Büsche zwischen den Beinen. Bei Sylvia sah

das alles so niedlich und sauber aus. Das hatte mich

ziemlich beeindruckt. Heute weiß ich, dass ich Sex

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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mit Liebe verwechselt hatte, und Liebe etwas

vollkommen anderes ist, als mit obszönem

Gestöhne garnierter Sex.

Wenn sie morgens, so zwischen vier und fünf

Uhr Feierabend hatte, und gut drauf war, ging es

zum Großmarkt zu Fröhlich. Das war damals eine

bekannte Frühkneipe, in der auch einige Tatorte mit

Hansjörg Felmy gedreht wurden. Da trafen sich die

Abgestürzten, die Nutten, die Luden, Zocker und

Schauspieler und alle die, die die Nacht überlebt

hatten. Sylvia trank nur Champagner und die

großen Sprüche gingen hin und her. Ich genoss es,

wie Sylvia alle Blicke auf sich zog. Ich war mit einer

wunderschönen Frau zusammen, und nicht die

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anderen - dachte ich.

Mein Glück hielt nicht lange an. Der Alltag fing

ganz harmlos mit kleinen Nörgeleien und

Sticheleien an. Es passte ihr nicht, wie ich mich gab,

wie ich mich anzog, und sie wollte nicht mehr, dass

ich nachts in der Bar herumhing.

„Ich fühle mich so beobachtet, und außerdem

ist das schlecht fürs Geschäft.“ Das sagte sie, und

ich versuchte es zu verstehen. Aber dann verlangte

sie auch noch, dass ich mir einen „anständigen“ Job

suchen sollte.

Das muss man sich mal vorstellen. Sie

arbeitete als Animiermädchen, ging in der Nacht mit

ich weiß nicht wie vielen Gästen ins Séparée und

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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hatte vielleicht fünf oder zehn Schwänze im Mund

gehabt, und von mir verlangte sie, dass ich mich

ändern und tagsüber ein anständiges Leben führen

soll - und wenn sie dann Feierabend hatte, den

eloquenten Beschützer mit einer schweineteuren

Rolex am Handgelenk gebe, mit ihr bis

Sonnenaufgang und noch länger durch die Lokale

ziehe und Champagner bezahle, und danach den

wilden Hengst mit großen Eiern spiele.

Ich weiß nicht mehr, wie ich mir die Zukunft

mit Sylvia gedacht, oder ob ich mir überhaupt etwas

dabei gedacht hatte. Vielleicht waren da Reste

meiner Sehnsucht nach einem stinknormalen Leben

mit Familie und geregelter Arbeit und solchen

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Sachen durchgekommen. Vielleicht wollte ich

damals meine Vergangenheit hinter mir lassen und

ein braver Bürger mit Lohn am Monatsende und

geregelter Arbeit werden.

In Duisburg fand ich einen Job als Helfer „zur

besonderen Verwendung“ bei einem

Bauunternehmen. Der Chef der Firma schwafelte

etwas von „großer Verantwortung“ und

„Aufstiegschancen“ und so einem Scheiß, und ich

bin darauf hereingefallen. Drei Mark die Stunde bar

auf die Hand war vereinbart. Dafür durfte ich von

morgens um sieben Uhr und dann zehn bis zwölf

Stunden am Tag auf dem Bau malochen, und meine

„besondere Verwendung“ bestand darin, dass ich

nach Feierabend noch der unbezahlte Laufhund für

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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den Chef war. Nach ein paar Tagen erzählte er mir:

„Meine Kunden zahlen nicht, du bekommst dein

Geld am Monatsende…“ Die Kohle bekam ich nie,

aber einige Jahre später bekam er Besuch von mir.

Seitdem fehlen im drei Zehen und im Ruhrgebiet

lässt er sich nicht mehr blicken. Ich denke, damit

war der gut bedient, und humpeln kann er überall.

Ich hatte gleich gerafft, dass der überall seine

Finger drin hatte. Die Poliere wurden von ihm

geschmiert, damit Betondecken dünner als

vorgeschrieben gegossen wurden. Da leben heute

noch Leute in Häusern, die einsturzgefährdet sind,

oder teuer saniert werden mussten, weil der überall

gedreht hatte. Nicht nur einmal hatte ich gesehen,

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wie dicke Geldkuverts für irgendwelche

Genehmigungen über die Tische gingen. Aber was

ging mich das an? Ich hatte Sylvia versprochen,

einer geregelten Arbeit nachzugehen, und

gleichzeitig Kohle ranzuschaffen.

Am Abend, wenn ich verdreckt und

hundemüde von der Arbeit kam, ging meine Sylvia

aufgedonnert im Glitzer-Minikleid zur Arbeit. Wenn

ich viel Glück hatte, sah ich sie auf der Treppe.

Danach hatte ich die Wohnung saubergemacht und

konnte nicht schlafen, weil ich immer an sie denken

musste.

Sie arbeitete bis früh am Morgen, und wenn

sie heimkam, war sie noch voll aufgedreht und

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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wollte reden und ausgiebigen Sex, oder ausgehen,

oder alles zusammen. Und immer öfter kam sie erst

gegen Mittag nach Hause und erzählte mir etwas

von „bin noch bei einer Freundin gewesen.“ Das

war auf Dauer der totale Stress, und Gift für unsere

Beziehung. Selbst der stärkste Hengst steht das

nicht durch. Sylvia war dabei, mich mit Haut und

Haaren aufzufressen, und meine Einzelteile wieder

auszuspucken.

Mir muss niemand mehr etwas über Liebe und

so einen Scheiß erzählen. Geld ist ein wichtiger,

wenn nicht der wichtigste Beziehungsgrund. Ich

konnte nicht genug Kohle heranschaffen, um an

ihrer Seite den „Beschützer“ zu spielen. Ständig gab

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es Zoff. Das ständige Ausgehen und ihre Klamotten

kosteten richtig Geld. Dabei verdiente sie gut. Sylvia

brachte an manchen Abenden fünfhundert oder

tausend Mark mit, wenn sie wieder einer in ihren

geilen Knackarsch ficken durfte, oder sie einen

perversen Gast angepisst hatte. Aber sie gab

ständig mehr aus, als sie einnahm, und überall hatte

sie Schulden. Heute weiß ich, dass sie sich das mit

mir irgendwie anders vorgestellt hat. Vielleicht hat

sie mit ihrem Spatzenhirn angenommen, dass ich

sie aushalten würde, oder sie hat sich gar nichts

gedacht, und war nur enttäuscht über mich.

Aus Angst sie zu verlieren und weil ich ihr mit

meinem kleinen Lohn nichts bieten konnte, fing ich

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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wieder mit kleineren Klauereien an. Aber mit Sylvia

hatte ich mir auch eine Pechsträhne eingefangen.

Von Holzbein (der hatte wirklich ein Holzbein)

bekam ich den Tipp mit dem Geldboten. Holzbein -

eigentlich hieß der Helmut - betrieb damals die

berüchtigte Spiegelbar in der Kastanienallee in

Essen.

Ich war öfter in der Bar und eines Tages fing

Holzbein an, sich an mich ranzuwanzen. Zuerst

dachte ich mir nichts dabei. Aber dann fing er

immer öfter an, mir einen auszugeben und von

angeblich heißen und todsicheren Tipps zu

erzählen. Ich hatte mir den Blödsinn angehört, aber

mir gedacht: „Arschloch, wenn deine Tipps so gut

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sind, warum ziehst das dann nicht selbst durch?“

Der hatte mächtig Druck, weil sein Laden nicht

lief, und ihm ein paar Leute im Genick saßen, denen

er Geld schuldete. Aber dann kam er mit etwas

rüber, was plausibel klang.

„Ich kenne einen Geldboten, der geht jeden

Tag zur gleichen Zeit zur Sparkasse.“

„Na und?“ antwortete ich.

„Da kannst du die Uhr danach stellen. Jeden

Tag zur selben Zeit, und der hat immer mehrere

Geldbomben in einer Plastiktüte.“

Ich tat, als ob mir sein Gerede links hinten am

Arsch vorbei gehen würde. Aber innerlich hing ich

fest am Haken. Sylvia kostete Geld, und ich musste

etwas tun. Ich fing an mir auszurechnen, dass

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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„mehrere Geldbomben“ in einer Einkaufstüte auch

mehrere tausend Mark bedeuteten.

Holzbein ließ nicht locker. Der hatte mich so

heiß gemacht, dass ich nur noch an die

Geldbomben dachte. Wir warteten dann tagelang in

seinem Wagen vor der Sparkasse in Bochum. Als ich

sah, wie der Geldbote immer pünktlich um zwanzig

Uhr die Geldkassetten bei der Bank einwarf, war ich

überzeugt, dass das eine leichte und risikolose

Sache sein könnte.

Aber plötzlich wollte Holzbein nicht mehr. Der

hatte in der Zwischenzeit einen Club in Hameln

aufgemacht, und der lief so gut, dass er genug Kohle

hatte. Allein wollte ich das nicht durchziehen. Ich

hatte keinen richtigen Bock drauf, mir die Finger zu

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verbrennen. Einerseits musste ich Kohle

ranschaffen, um Sylvia zu halten, aber ich war

immer misstrauisch, wenn zu laut und zu oft von

todsicheren Tipps geredet wurde. Dann wusste ich,

dass das in die Hose gehen musste. Die Zweifel

waren wieder da, und die Sache fing an im Sand zu

verlaufen.

Dann traf ich im Riverside in Werden einen

alten Kumpel. Der hatte Geldprobleme und mit

seiner Ehe lief es auch schlecht. Ganz beiläufig

erzählte der mir: „Die hat was mit einem von der

Kripo.“ Heute, mit den V-Leuten und den Junkies,

die einen schon für ein paar Euros verpfeifen, bin

ich vorsichtiger, aber damals war ich zu gutgläubig.

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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Ich verstand mich mit dem gut, und da sagte

ich ihm: „Du, ich habe da was. Das ist risikolos, und

du könntest mich doch fahren. Du bekommst einen

Tausender ab.“

Der war sofort einverstanden. Wir

vereinbarten einen Donnerstag und fuhren zu der

Stelle, wo man den Geldboten beim Einwerfen der

Geldbomben unauffällig beobachten konnte. Wie

immer kam der mit seiner schweren Plastiktüte an.

Da war für mich klar. Entweder machst du das

sofort, oder gar nicht.

Ich hatte immer darauf geachtet, dass

niemand verletzt wurde. Ich ging ganz locker auf

den Geldboten zu und hielt ihm meine Kanone

unter die Nase.

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„Gib mir die Tasche, dann passiert dir nichts.“

In dem Moment presste der Idiot den

schweren Beutel mit den Geldbomben an sich.

Dann fing er laut an zu lachen. Seine hysterische,

schrille Stimme klingt mir immer noch in den Ohren,

und den Satz: „Das Geld bekommst du Strolch

nicht“, werde ich nie vergessen.

Ich hielt ihm die Kanone an den Kopf, und mit

der anderen Hand riss ich an dem Plastikbeutel,

aber der ließ sie einfach nicht los. Ich musste etwas

tun, und schoss ihm ins Bein. Zuerst sah er mich

fassungslos an. Dann ließ er den Beutel los, und griff

nach seinem Bein. Der Beutel knallte scheppernd

auf den Boden, und ich denke noch: „Hoffentlich

fällt der jetzt nicht über den Beutel und verletzt sich

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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auch noch.“ So blöde Gedanken gingen mir durch

den Kopf.

Der knickt ein und fängt an zu schreien. Ich

blieb ganz ruhig und griff ich nach dem Plastikbeutel

der auf der Straße lag. Dann ging ich mit der Pistole

in der Hand weiter. Seltsamerweise hatten kaum

Fußgänger auf das was da passierte geachtet, so

schnell ging das. Mit einem großen Umweg lief ich

zu unserem Fluchtwagen, aber mein Kumpel war

nicht mehr da. Der hatte die Hosen voll gehabt, und

war stiften gegangen.

Das Tatütata der Polizeiwagen kam näher, und

in dem Moment sah ich eine Bushaltestelle und

einen wartenden Bus. Wie ein normaler Fahrgast

stieg ich ein. Ich hatte noch einmal Glück gehabt.

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Eine Tage später traf ich ihn im Riverside

wieder. Er fragt mich: „Wann bekomme ich meinen

Anteil?“ Ich hatte ihn nur angesehen und gesagt:

„Quatsch mich nie wieder an, und jetzt verpiss

dich.“

Ich weiß heute noch nicht, welche Kontakte er

zu den Bullen hatte, aber bald darauf wurde ich

geschnappt, und ich betrat die längste Straße von

Essen.

Wer in den Knast in der Krawehlstraße rein

kommt, der bleibt auch einige Monate oder Jahre

drin. Das was ich an der Backe hatte, war kein Spaß

mehr, das konnte ich auch nicht auf einer

Arschbacke absitzen. Ich begann über mein Leben

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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und was aus mir geworden war nachzudenken.

Damals im Knast hatte ich mir fest vorgenommen,

mein Leben in Ordnung zu bringen, aber dann kam

alles ganz anders.

Ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst,

was in einem Menschen vorgeht, der eingesperrt

ist. Im Knast drehen sogar die härtesten Typen

durch. Ganz schlimm wird es, wenn du draußen

eine Beziehung hast, die du aufrechterhalten willst,

oder etwas, was dir in deiner Situation Hoffnung

vermittelt und Halt gibt. Aber nach einiger Zeit im

Knast musst du dir eingestehen, dass du einer

Illusion hinterher jagst. Im Knast zerrinnt dir alles

was du dir aufgebaut hast, wie Sand zwischen den

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Fingern, und nur die Scheiße die du gemacht hast,

bleibt an dir Händen kleben, und du bekommst sie

nicht mehr los. Das Schlimmste ist, dass du

machtlos und auf Gedeih und Verderben dem

Gequatsche und den Gerüchten ausgeliefert bist.

Niemand sagt dir die Wahrheit. Die Wahrheit ist im

Knast tabu. Wenn du sagst: „Deine Alte fickt mit

einem anderen“, bekommst du was aufs Maul.

Dabei ist es nur die Wahrheit. Welche Frau kann

Jahrelang treu sein? Mutter Theresa vielleicht, und

wenn man genau hinsieht, dann war sie es ihrem

Jesus auch nicht.

Wenn du erzählst: „Ich habe mit der Frau

eines anderen gefickt“, dann bekommst du auch

was aufs Maul, weil die Träume von der Treue das

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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Einzige sind, was die im Knast besitzen.

Du glaubst, dass deine Frau dir treu ist und

immer zu dir stehen wird, weil du es glauben willst,

und solange deine Träume nicht zerstört werden,

hilft die der Glaube an Treue und Ehrlichkeit, hinter

den Gittern zu überleben. Aber wenn du wieder

allein in deiner Zelle hockst, grübelst du über die

kleinen Zeichen und das Ungesagte nach, und du

weißt, dass es so und nicht anders ist.

Am Anfang meiner Knastzeit hatte mich Sylvia

noch einigermaßen regelmäßig im Knast besucht.

Sie war immer schön geschminkt und dann hatte sie

immer geile Sachen an und sie roch gut. Wenn du

im Knast sitzt, wirken solche Sachen doppelt. Das

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hat am Anfang der Knastzeit die gleiche Wirkung

wie eine alles überlagernde Sucht. Deine Gedanken

drehen sich nur noch um die Frau, die draußen treu

auf dich wartet und sich vor Sehnsucht nach dir

verzehrt.

Die anderen Knackis hatten mitbekommen,

dass ich von einer gutaussehenden Frau besucht

wurde, und ich kann mich daran erinnern, dass es

sogar welche gab, die mich fragten, ob sie an mir

riechen dürfen, um etwas von ihrem Parfüm

einzuatmen, um sich danach einen runterzuholen.

Deine Sinne konzentrieren sich nur noch auf den

nächsten Besuchstermin. Später, wenn du im Knast

resigniert und du dir eingestehen musst, dass

draußen alles zerbrochen ist, lässt du wie ein

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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Zombie alles mit dir geschehen. Aber in dir wächst

eine unbeschreibliche Wut, und du willst denen die

dir das angetan haben, alles und noch viel mehr

zurückzahlen.

Sylvias erste Besuche waren theatralische

Auftritte. Schluchzend faselte sie von Heiraten und

ewiger Liebe. Ich wollte das glauben, weil ich mir

damals nicht vorstellen konnte, dass Worte nichts

bedeuten. Dann erzählte sie, dass sie schwanger

wäre - das sagte sie jedenfalls. Ich saß im Käfig, und

sie traf mich voll auf meinem Gefühlsnerv. Ich hatte

nie eine intakte Familie gehabt, und ich habe mich

ja danach gesehnt. Außerdem dachte ich, dass ihre

Schwangerschaft ein zusätzlicher Schutz für unsere

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Beziehung wäre.

Ich Blödmann bin voll auf ihre Gerede

reingefallen. 1975 heirateten wir im Knast. Aber es

war vorhersehbar. Die Heirat war der volle Griff ins

Klo. Am Anfang meine Knastzeit hatte sie mir immer

parfümierte Briefe mit aufgemalten Herzen und so

´nem sentimentalen Zeug geschrieben. Wenn du im

Knast sitzt, sind solche Dinge wichtig. Du hältst die

Briefe in der Hand, du wirst beneidet, dass du so

etwas bekommst, und du liest jedes Wort und du

wichst darauf, also ob sich eine geheimnisvolle

Botschaft dahinter verstecken würde. Briefe sind im

Knast wie ein Band in die Freiheit. Ich war

verheiratet, aber schon nach ein paar Wochen

kamen keine Briefe mehr, und ihre Besuche wurden

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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immer weniger. Nach drei Monaten kam nichts

mehr. Ich weiß nicht, ob du das mitempfinden

kannst. Es ist ein beschissenes Gefühl, wenn du

ahnst, dass draußen etwas vorgeht, das du nicht

beeinflussen kannst.

Ich saß immer noch in Haft und da konnte ich

nicht selber aus dem Knast telefonieren. Es gelang

mir, einen Sozialarbeiter zu beknien, und der hatte

dann mit Sylvia telefoniert.

„Das ist vorbei.“ Das hat sie ihm gesagt, und

dann den Hörer aufgelegt. Nichts von unserer Ehe,

nichts von unserer Liebe, nichts von

Schwangerschaft, überhaupt nichts. Nur dass es

vorbei ist. Ich war eine Episode in ihrem Leben, und

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obwohl wir gesetzlich verheiratet waren, aus ihrem

Hirn raus.

Zuerst konnte ich das nicht glauben, aber dann

ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Ich

fühlte mich benutzt und weggeworfen. Wir waren

doch erst wenige Wochen verheiratet und ich hatte

immer noch vollkommen verklärte Vorstellungen,

dass eine Ehe etwas Heiliges wäre und für ein Leben

halten müsste.

Noch in derselben Nacht wollte ich mich

umbringen. Mit einer stumpfen Rasierklinge schnitt

ich mir die Pulsadern am linken Arm auf. Vielleicht

waren die Schnitte auch nur Selbstmitleid, oder ich

wusste es nicht besser. Jedenfalls hatte ich das sehr

dilettantisch gemacht und als das Blut aus meinem

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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Arm tropfte, bekam ich Angst. Ich drückte den

Notruf Knopf neben der Zellentür und rief einen

Beamten, der mich in die Sani-Abteilung brachte.

Ich bekam Verbandmull und sollte es auf meine

Wunde drücken. Das dauerte ewig, bis der

Anstaltsarzt kam, und mir lief das Blut aus dem Arm

und auf den Boden. Der war wegen der Sauerei,

und dass man ihn wegen mir, einem

durchgedrehten Knastbruder aus dem Bett geholt

hatte, stinksauer. Ich weiß nicht, ob er es ernst

gemeint hat, als er mich anschnauzte: „Das nächste

Mal machst du es richtig.“

Dann erst sah er sich kurz die blutende Wunde

an, und sagte: „Das muss genäht werden.“

Er nahm eine Nadel und Faden und nähte die

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Wunde ohne Betäubung mit vier Stichen zu. Ich

schrie wie eine Sau die abgestochen wird. Der

Beamte, der dabei stand, traute sich zu sagen: „Der

Arm muss doch betäubt werden“, aber der fing sich

einen Riesen-Anschiss ein. Danach kam ich drei

Tage in eine Sonderzelle. Trotz meiner Verletzung

wurde ich die ganze Zeit mit Handschellen auf

einem Plastikbett gefesselt und konnte mich nicht

rühren. Nicht wegen der Schmerzen in meinem

linken Arm, sondern wegen der seelischen

Verletzungen hatte ich gelitten, und ich konnte

mich nicht wehren. Bis dahin hatte ich ohne

nachzudenken in den Tag hinein gelebt. Aber als ich

nach den drei Tagen wieder in eine normale Zelle

verlegt wurde, war mein Vertrauen dahin. Ich sah

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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Mehr unter www.raoulyannik.de Seite 33

überall nur noch Feinde.

Kurz vor Weihnachten 1975 wurde ich

vorzeitig entlassen. Mein erster Weg war zu Sylvia,

meiner Noch-Frau. Wo sollte ich auch hin?

Außerdem hatte ich eine Scheißwut im Bauch.

Von wegen liebende Ehefrau und so. Treue,

Vertrauen und solche Werte sind nichts wert, wenn

du deine Knastzeit abreißen musst.

In der Zwischenzeit hatte ich erfahren, dass

sich Sylvia mit einem Freier eine schöne Zeit

gemacht hatte, und vermutlich nur Gedanken wie

diese an mich verschwendet: „Hoffentlich kommt

der Arsch nicht so bald raus“, oder „hoffentlich

taucht der nie wieder auf.“

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Seite 34 dieser Text ist urheberrechtlich geschützt

Sylvia hatte in der Bunsenstraße in Essen eine

kleine Wohnung. Eigentlich eine ziemlich versiffte

Bude, aber wir waren immer noch verheiratet und

es war auch meine Wohnung.

Sie war nicht Zuhause, und ich wollte in

meiner Wut die Tür eintreten, aber dann fing mein

Verstand an zu arbeiten. „Du landest sofort wieder

im Knast, wenn du so einen Blödsinn machst.“

Ich hatte meine Strafe verbüßt. Im Knast hatte

ich mir geschworen, nie wieder vom Gesetz

abzuweichen. Als ich unschlüssig vor der Tür stand,

fiel mir ein, dass die Polizei dein Freund und Helfer

in Notlagen ist. Vor dem Haus gab es eine gelbe

Telefonzelle, und mit zwanzig Pfennigen habe ich

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[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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Mehr unter www.raoulyannik.de Seite 35

die Bullen gerufen. Die kamen auch, aber die hatten

nur die Köpfe geschüttelt. Erst als ich meine

Heiratsurkunde vorzeigen konnte, gaben die nach.

Außerdem war ich polizeilich immer noch da

gemeldet. Einbruch unter Polizeiaufsicht war das

Größte. Die Bullen haben dann jemand vom

Schlüsseldienst gerufen, und der hat die Wohnung

aufgemacht. An den Sachen im Bad sah ich sofort,

dass da noch jemand wohnen musste, und im

Schrank lagen Weihnachtsgeschenke die nicht für

mich waren.

Zuerst wollte ich aus der

Wohnungseinrichtung Kleinholz machen, aber

plötzlich war ich ganz ruhig.

Zwei Stunden hatte ich gewartet, und dann

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stand sie mit ihrem Neuen in der Wohnung. Was

sollte ich lange diskutieren? Ich hatte dem sofort

eine reingehauen. Dem ist die Lippe aufgeplatzt und

der ging sofort auf den Boden. Sylvia hatte sich im

Schlafzimmer versteckt, und ich wollte mit ihr

reden. Inzwischen ist der Typ zur Tür gekrochen,

und rannte dann plötzlich die Treppe runter. Ich

hinterher, aber ich konnte den nicht mehr einholen.

Als ich zurückkam, hatte sich Sylvia auch verdrückt.

Ins Studio B bin ich nicht mehr gegangen. Zwei

Jahre später kam von einem Anwalt ein Schreiben

wegen der Scheidung. Das ging dann auch

problemlos über die Bühne. Jahre später sah ich

Sylvia auf dem Straßenstrich. Ich wollte sie noch

Page 37: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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ansprechen, oder dafür sorgen, dass sie für mich

arbeitet. Sie sah schon ziemlich fertig aus, aber ich

hätte schon noch einen Platz gefunden, um sie als

Nuttenverschnitt aufzustellen. Aber den Ärger

wollte ich mir dann auch nicht einhandeln.

Nach der Sache mit Sylvia hing ich oft in einer

Zockerkneipe in Essen herum. Eines Morgens

kamen drei Mädels ins Lokal. Die hatten die Nacht

durchgemacht, und waren schon ziemlich

angesoffen. Die waren scharf drauf, und die Typen

mit denen ich gezockt hatte, fingen sofort an, die

Weiber anzumachen.

„Habt ihr keine Männer denen ihr einen

blasen dürft“ und solche Sprüche.

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[ N u t t e n v e r s c h n i t t ]

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Die antworteten sofort: „Nee, warum? Wir

haben doch unsere Finger.“

Ein Kumpel hat Sekt ausgegeben und es hat

nicht mal eine halbe Stunde gedauert, da hatten wir

die klar gemacht. Im Hinterzimmer haben wir die

drei dann reihum gefickt. Gegen Mittag bin ich in

meine Bude um mich aufs Ohr zu legen. Am Abend

ging bei mir das Telefon.

„He du Drecksau, du hast meine Alte gefickt.“

Ich hatte noch gepennt und keine Ahnung wer

dran war, und gab zur Antwort: „Wenn du Arsch

was von mir willst, komm vorbei.“

„Das brauch ich nicht, ich steh schon vor

deiner Tür.“

Ich dachte, da steht irgendein eifersüchtiger

Page 39: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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Ehemann und will mir eine Szene machen. Ich ging

runter und da standen vier Typen. Bevor ich was

sagen konnte, bekam ich eine verpasst und ging

sofort in die Knie. Einer von denen drosch mit einer

Waffe auf meinen Kopf ein, und ich versuchte

meine Birne so gut es ging mit beiden Händen

schützen. Nach ein paar Minuten war alles vorbei.

Ich lag am Boden und zum Abschied bekam ich noch

einen Tritt in den Bauch. Das war´s dann.

Wie ich ins Krankenhaus gekommen bin, weiß

ich nicht mehr, aber nach ein paar Stunden hatten

die mich schon wieder rausgeschmissen. Mit

verbundenem Kopf und Händen, und einem

Schädel, der sich anfühlte, als ob eine Horde Kühe

drüber getrampelt wäre, ging ich zu den Jungs in die

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Kneipe. Das war ein großes Hallo, denn an die

anderen hatten sich die Typen nicht ran getraut.

Die Jungs hatten dann sofort einen Rundruf

gestartet und mit fünf Autos sind wir los, um die

Schweine zu suchen. Wir hatten einen Tipp

bekommen, und fanden einen, der schlief besoffen

in einem Puff.

Wir sind in die Bude rein. Der wacht auf und

will türmen, aber ich griff mir eine Vase mit

Kunstblumen, und zerschlug die auf seinem Kopf.

Der ist sofort zu Boden gegangen. Überall lagen

Scherben und Kunstblumen rum, und dazwischen

saß der Typ und hielt sich die Birne. Der hat am

Kopf geblutet wie ein Schwein. Ich hab ihn am Hals

gepackt und ganz ruhig gesagt: „Du gibst mir bis

Page 41: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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morgen dreitausend Mark. Hast du das

verstanden?“ Der hat nur genickt.

Eigentlich hätte ich ihm noch eins aus Maul

hauen sollen. Am nächsten Tag kam kein Geld.

Einige Wochen später sehe ich ihn in seinem Taxi

auf dem Parkplatz vor dem Puff.

„Du Penner, was ist mit meinem Geld?“ schrie

ich den an.

Er tat als ob er sich nicht erinnern könne und

antwortete: „Was für Geld? Ich zahl nicht.“

Ich wollte dem schon eine reinhauen, aber in

dem Moment zieht er eine Gaspistole und schießt

mir voll in die Fresse. Ich ließ ihn los und rannte in

den Puff rein, um mir die Augen auszuwaschen.

Danach fuhr ich mit rot unterlaufenen Augen zur

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[ N u t t e n v e r s c h n i t t ]

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Luden-Kneipe Rüscher. Dort saßen meine Kumpels.

Wir in ein Auto und zurück zum Puff. Da stand der

noch mit seinem Taxi, als ob nichts gewesen wäre.

Als er uns kommen sah, machte er die Biege. Wir

hinter ihm her, über rote Ampeln in Richtung

Hindenburgstraße. Wir hatten so 100 Sachen

darauf, und das durch die Innenstadt von Essen.

Kurz vor der Brücke bin ich über eine Insel

drübergefahren, und hab ihm eine volle Breitseite

verpasst. Die war aber so heftig, dass sich sein Taxi

überschlug. Sein Wagen stand hochkant, und der

Arsch konnte nur noch von oben durch die kaputte

Windschutzscheibe aus dem Auto. Wir haben den

rausgezogen, und der lag noch nicht auf der Straße,

da zieht der eine scharfe Waffe und schießt mir mit

Page 43: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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einem Aufsetzer ins Knie. Ein paar Minuten später

war alles voller Schmiere und Krankenwagen. Die

hatten mit Scheinwerfern alles ausgeleuchtet und

ich kam zuerst ins Krankenhaus, und dann am

nächsten Tag nach Düsseldorf ins Knast-

Krankenhaus. Als ich wieder einigermaßen

zusammengeflickt war, wollte ein Staatsanwalt ein

richtiges Fass aufmachen um mich wegzusperren.

Wegen einer anderen Sache fing ich mir mal wieder

dreieinhalb Jahre Knast ein.

Page 44: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

[ N u t t e n v e r s c h n i t t ]

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Nachsätze

Verehrte Leserin, lieber Freund. Was ich hier,

auf diesen wenigen Seiten geschrieben habe,

stammt aus meiner privaten Schreib-Werkstatt. Ich

habe es mir in langen, einsamen Nächten, im Schein

einer Glühlampe, oft frierend, hungrig und durstig,

ausgedacht.

Vielleicht denkst du: „Das ist doch alles

dummes Zeug. Das stimmt doch nicht. Das kann

doch niemals so geschehen sein, was der da

geschrieben hat ...“

Ich muss dir zustimmen. Es stimmt nicht und

es kann nicht stimmen. Obwohl, manches ist

tatsächlich so geschehen. Darum schüttle nicht

Page 45: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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gleich mit dem Kopf, wenn es bei dir anders ist. Oft

ist das ist nur eine Laune des Zufalls. Wenn du aber

sagst: „Das ist es. Das muss ich Werner (oder wem

auch immer) schicken, dem Blödmann!“ dann fühle

ich mich reichlich belohnt ...

Übrigens: Falls du es noch nicht bemerkt hast, das Zitat ist frei

nach Kurt Tucholksky

Du möchtest mehr lesen?

Dann besuche meine Website

www.raoulyannik.de

Page 46: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

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Geboren im Oktober 1950 in der ehemals beschaulichen,

schwäbischen Kleinstadt Sindelfingen. Nach Abitur und Ausbildung

schloss sich ein längeres, aus heutiger Sicht ziemlich nutzloses

Studium in Berlin an. Heute, nach einer kurzen Ehe und anderen

Missgeschicken lebe ich aus Lebens- und Liebesgründen in Essen. Ich

schreibe für mich über die Abgründe der Seele, über das was sein

könnte und was ist, wenn wir es sehen können.

Page 47: Nuttenverschnitt (aus dem Buch Mau-Mau)

[Aus dem autobiografischen Roman „Mau-Mau“]

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