oiseau bleu

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«Das 20. Weihnachtsheſt von Yves Baer umfasst Reflexionen über die Liebe, die unerwartet, manchmal engelsgleich erotisch, unsichtbar, aber auch poetisch oder lautmalerisch sein kann, auf Deutsch, Französisch, Englisch und sogar auf Rätoroma- nisch. In Flims Dorf, auf Sursilvan Flem Vitg , ist das Blumengeschäſt schlicht mit Flureas angeschrieben, einem Wort vol- ler Musik, das während den Ferien in der Stiva Vorab zu einem stimmigen Text verarbeitet wurde. Und während man die Blumen der Liebe betrachtet, fliegt draussen der blaue Vogel der Dämmerung vorbei. In Form eines Kinderliedes und dem sympathischen Mädchen Risibisilily, das die Schneeflocken zählt und nach jeder Hundertsten eine andersfarbene aus ih- rem Lederbeutel zieht, legt sich Schnee über den Kollaps des Banksystems, den arabischen Frühling und die Schuldenkrise. Kleine Preziosen heisst es passend im Untertitel, wie das kleine Liebesgedicht, das mit einem Wort auskommt. Oder auch jene Liebesgedichte, die eigentliche Gebete sind – denn was sind Gebete anderes als ein Zeugnis der Liebe? Jean-Pierre Hugentobler über «l’oiseau bleu» » 023.1212.1 Yves Baer l’oiseau bleu kleine Preziosen

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Das 20. Weihnachtsheft von Yves Baer umfasst Reflexionen über die Liebe, die unerwartet, manchmal engelsgleich erotisch, unsichtbar, aber auch poetisch oder lautmalerisch sein kann, auf Deutsch, Französisch, Englisch und sogar auf Rätoromanisch. In Flims Dorf, auf Sursilvan Flem Vitg, ist das Blumengeschäft schlicht mit Flurettas angeschrieben, einem Wort voller Musik, das während den Ferien in der Stiva Vorab zu einem stimmigen Text verarbeitet wurde. Und während man die Blumen der Liebe betrachtet, fliegt draussen der blaue Vogel der Dämmerung vorbei. In Form eines Kinderliedes und dem sympathischen Mädchen Risibisilily, das die Schneeflocken zählt und nach jeder Hundertsten eine andersfarbene aus ihrem Lederbeutel zieht, legt sich Schnee über den Kollaps des Banksystems, den arabischen Frühling und die Schuldenkrise. Kleine Preziosen heisst es passend im Untertitel, wie das kleine Liebesgedicht, das mit einem Wort auskommt. Oder auch jene Liebesgedichte, die eigentliche Gebete sind – denn was sind Gebete anderes als ein Zeugnis der Liebe? Jean-Pierre Hugentobler über «L'oiseau Bleu»

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Page 1: Oiseau bleu

«Das 20. Weihnachtsheft von Yves Baer umfasst Reflexionen über die Liebe, die unerwartet, manchmal engelsgleich erotisch, unsichtbar, aber auch poetisch oder lautmalerisch sein kann, auf Deutsch, Französisch, Englisch und sogar auf Rätoroma-nisch. In Flims Dorf, auf Sursilvan Flem Vitg , ist das Blumengeschäft schlicht mit Flurettas angeschrieben, einem Wort vol-ler Musik, das während den Ferien in der Stiva Vorab zu einem stimmigen Text verarbeitet wurde. Und während man die Blumen der Liebe betrachtet, fliegt draussen der blaue Vogel der Dämmerung vorbei. In Form eines Kinderliedes und dem sympathischen Mädchen Risibisilily, das die Schneeflocken zählt und nach jeder Hundertsten eine andersfarbene aus ih-rem Lederbeutel zieht, legt sich Schnee über den Kollaps des Banksystems, den arabischen Frühling und die Schuldenkrise. Kleine Preziosen heisst es passend im Untertitel, wie das kleine Liebesgedicht, das mit einem Wort auskommt. Oder auch jene Liebesgedichte, die eigentliche Gebete sind – denn was sind Gebete anderes als ein Zeugnis der Liebe?

Jean-Pierre Hugentobler über «l’oiseau bleu»

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023.1212.1

Yves Baerl’oiseau bleu

kleine Preziosen

Page 2: Oiseau bleu

Lauschen Sie schon auf Twitter dem Lied des blauen Vogels? Tauschen Sie sich auf Facebook mit anderen Lesern und Yves Baer über seine Lyrik aus? Kennen Sie schon «Elefanten nagen» auf Slideshare? Sind Sie über alle Neuigkeiten auf Vzfb.ch informiert?

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Yves Baerl’oiseau bleukleine Preziosen

Page 3: Oiseau bleu

What if it rained?We didn’t care.She said that someday soon the sun was gonna shine.And she was right, this love of mine…… My valentine.

Paul McCartney: «My Valentine»; 2012

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»

Rechtlicher HinweisTitelbild: «Eisvogel und Hortensie» von Hiroshige © Public Domain

Alle Texte: Yves Baer, © 2004 – 2012 VzfB

Illustrationen: Hiroshige, Vögel; Hokusai, alle Anderen © Public Domain

Übersetzung «Flurettas d’Amur»: Marina Wyss, Lia Rumantscha, Coira

«My Valentine» © 2012 MPL Communications Ltd/Inc, auf «Kisses On The

Bottom»; «Live Kisses» & «Complete Kisses»; «On The Run Tour in Zürich»,

26. März 2012

Dank an Rolf Bachmann von Printoset für das Umschlagpapier (Z Offset) und

toolbox Design & Kommunikation GmbH für den Drucker (Canon)

Jegliche Weiterverwendung und Publikation darf nur mit der schriftlichen

Genehmigung des Verlages geschehen.

Yves Baer’s Verlag zum froehlichen Baeren VzfB

Riedhofstrasse 60, CH-8049 Zürich

www.vzfb.ch © dieses Heftes 2012

Komfortzone

Irgendwann packt es dich wieder und du möchtest deinen Wert wissen.Irgendwann juckt es dich wieder und du fühlst dich angestachelt.Irgendwann wirfst du dein Gewicht in die Waagschale und du hast genügend Argumente abgewogen.

Manchmal hast du genug von dir und du möchtest aus der Haut fahren.Manchmal widert dich dein Spiegelbild an und dein Schatten verfolgt dich mehr als nötig.Manchmal brauchst du Ferien vom Ich und du möchtest von vorn beginnen.

Auf einmal fühlst du das Prickeln und es läuft dir eiskalt den Rücken hinab.Auf einmal kribbelt es in deinem Magen und deine Härchen richten sich langsam auf. Auf einmal strahlst du wie eine Sonne und du singst wie eine Nachtigall.

Dann ist die Welt wieder eine Kugel.Dann zeigt das Panorama eine neue Perspektive und du trittst aus deiner Komfortzone.

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Page 4: Oiseau bleu

komm und küss mich noch einmal

Komm und küss mich noch einmalmeine süsse kleine Muse.Ich möchte wieder den Geschmack deiner Lippen spürenund mich erneut verlieben.

Das liebende Feuer deiner Lippenlodert als poetischer Brandin meinem Gedicht.Warum brennt es einem Zündholz gleich,statt wie die Sonneewig zu scheinen?

Streift mich deine Zärtlichkeitwie ein Flügelschlag eines Schmetterlings,spornt sie mich einen Roman zu schreiben an. Warum hauchst du mir nur den Ansatz einer guten Ideein mein Ohr?

Komm und küss mich noch einmalmeine süsse kleine Muse.Ich möchte wieder den Geschmack deiner Lippen spürenund mich erneut verlieben.

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Ich schreibe dir ein Schlaflied,wenn mich deine Honig süssen Lippenzärtlich berühren.Warum treff ’ ich dich nur im Traumund am anderen Morgen bist du wieder fort?

Komm und küss mich noch einmal,meine süsse kleine Muse.Ich möchte wieder den Geschmack deiner Lippen spürenund mich erneut verlieben.

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Page 5: Oiseau bleu

l’oiseau bleu

Le soleil se reveille dans la brume matinale.L’oiseau bleu chante son premier signal.Bonjour beau jour!Bonjour beau jour!La lumière s’éplayedès que l’oiseau bleu batte ses ailles.

Tu te tournes encore dormantpendant que je me lève en chantant.Bonjour beau jour!Bonjour beau jour!Un levant à l’arôme du cafépendant que l’oiseau bleu s’envole.

L’étoile du berger brille au cieldans un crépuscule multicolore.Bonsoir beau soir!Bonsoir beau soir!La nuit retournaen remorque de l’oiseau bleu.

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der blaue Vogel

Die Sonne erwacht im Morgendunst,der blaue Vogel gibt sein erstes Zeichen.Guten Morgen, schöner Tag!Guten Morgen, schöner Tag!Das Licht breitet sich aus,alsbald der blaue Vogel seine Flügel schwingt.

Du drehst dich nochmals umwährend ich singend aufstehe.Guten Morgen, schöner Tag!Guten Morgen, schöner Tag!Der Tag bricht mit Kaffeeduft an,während der blaue Vogel davonfliegt.

Der Abendstern hell leuchtend am Himmel steht,mitten im bunten Farbenmeer des Sonnenuntergangs.Guten Abend, schöner Abend!Guten Abend, schöner Abend!Die Nacht kehrt zurückim Schlepptau des blauen Vogels.

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Page 6: Oiseau bleu

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Frühlingsregen

Grauer Himmel kümmert mich nicht.Dunkle Wolken mit schweren Bäuchenverkünden das Ende der kalten Zeit.

Es ist Reinigungszeit.

Sonne schmilzt den Schnee dahin,Regen wäscht die Resten fort.Die Saat ist ausgebracht.

Es ist Wachstumszeit.

Die Sonne ist fürs Leben.Regen ist die Nahrung.Leben regt sich im ersten warmen Frühlingsregen.

Es ist Blütezeit.

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Quell’ meiner Kraft

Du bist die Quell’ meiner Kraft.Du bist die Muse meiner Inspiration.Du gibst mir Geborgenheitund die Gewissheit, nicht allein zu sein.

Du bist die Quell’ meiner Kraft.Du bist die Medizin meiner Seele.Du verleihst mir neue Kraftund die Gewissheit, nicht allein zu sein.

Amen

Page 7: Oiseau bleu

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… und plötzlich ein Gedicht

Ich erwacheund fühle mich gut.Regen trommelt ans Fenster,so gönne ich mir die doppelte Glut des Kaffees.

Unterwegs im Dorf, um einzukaufenund den leeren Tank aufzufüllen.Mit Einkäufen beladen,schaue ich durch das Schaufenster.

Du sitzt hinter dem Tresen,vertieft in ein Buch,die Umgebung vergessen habend,einfach wunderbar lesend.

In mir steigt die Sonne auf,Mir wird warm ums Herz,der Tag beginnt zu strahlen,Mir fehlen die Worte…

… und plötzlich ein Gedicht.

kleines Liebesgedicht

Wir.

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Page 8: Oiseau bleu

Sternenkind

Sternenkind, Sternenkind, wann hast du Zeit für mich?Warum weichst du meinem Blick aus?Dein feuriger Kuss verzehrt mich.Siehst du denn nicht, dass ich mich nach dir sehne?

Sternenkind, spiel mit mir,ich möchte dein Freund sein.Mit dir die Zukunft bauenund gemeinsam dorthin reisen.

Sternenkind, gewiss kommst du vom Himmel.Der einsame Stern, der dort oben leuchtet,der bist bestimmt du.Hast du schon erfasst, dass du mir den Weg weist?

Sternenkind, warum schweigst du sooft?Erzähl mir deine Geschichte.Ich möchte dir für immer zuhörenund wissen, wie es mit dir ist.

Sternenkind, Sternenkind, wann hast Du Zeit für mich?Warum weichst du meinen Blicken aus.Dein feuriger Kuss verzehrt mich.Siehst du denn nicht, dass ich dich liebe?

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Working Blues (Blues in E)

Intro

I was digging in the groundworking blues got me bound. I was digging in the ground it’s about time to find the right way out.

I was surfin’ the netfor less bucks than a lumpy pet.I was surfin’ the netgonna slightly reach the point of no regret.

Solo 1

No matter what I do, no matter what you pay, working makes me blue –guess I need a holiday! I was digging in the ground working blues got me bound.

So I talked to my master, Geez it was a desaster! He played the poor man’s show. Gosh you really don’t know! I was surfin’ the net gonna sligthly reach the point of no regret.

Solo 2

Working blues got me hard he’s tearing us apart. Working blues got me hard I feel just like a labour’s tart.

Solo 3 & Fade out

Page 9: Oiseau bleu

Ozean der Gedanken

Der Ozean der Gedanken fliesst an die Küste meines Geistes.Eine weit entfernte Erinnerung wird als zarte Brise hinübergetragen.Wie der Gutenachtkuss meiner Mutterund das Streicheln meiner Liebsten,umspülen Gedanken meine nackten Beineund tilgen die Spuren der Vergangenheit aus dem Sand.

Die Küste des Geistes mit ihren unbekannten Gestaden,die zu einer Expedition in unbekannte Tiefen lädt,lässt mich Zittern und Schaudernund kehrt mein Innerstes nach Aussen.Denn ich bin auf der See verloren,gefangen vom Eindruck des ersten Tages.

Ich möchte es nochmals sehen,dein engelsgleiches Lachen,das über den Ozean der Gedanken strahltund meinen Geist durchströmt.

Der Ozean der Gedanken umspült die Klippen meines Selbst,gekräuselte Wellen verspielt in der Brandung des Seins.Flüssige Gedanken verwöhnen mich sanft.Der Glanz des entfernten Lichts vom Ende der Zeiten,projiziert dein zauberhaftes Lachen,diese unsichtbare Krone des ersten Tages.

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Die Sonne reflektiert Lichtblitze auf dem Ozean der Gedanken,Erinnerungen tanzen als Treibgut auf den Wellen,zähflüssiger als Blut, bunter flimmernd als Öl.Es bringt mich zum Weinen,es bringt mich zum Lachen,das Echo deines Lachens vom ersten Tag.

Ich möchte es nochmals sehen,dein engelsgleiches Lachen,das über den Ozean der Gedanken strahltund meinen Geist durchströmt.

Page 10: Oiseau bleu

niemand weiss es

Heute bin ich genial…… mir ist egal, was du denkst.Stolz betrachte ich mein Werk.Es ist das beste, was ich je gemacht habe…

… Niemand weiss es.

Schreibe ich heute besser?Habe ich früher besser gedichtet?Sind die Texte gut oder schlecht?Manchmal sind sie ein Hit, manchmal ein Flop…

… Niemand weiss es.

In einem Jahr…… bin ich in den Ferien,mögen die Worte nicht mehr passen,ist die Erde flach…

… Niemand weiss es.

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du bist wunderbar

Lache und steh auf,der Tag bricht strahlend an.Versorg’ die bösen Erinnerungen in einer Schuhschachtelund versenk sie in der Tiefe des Geistes.

Streck dich und mach dich auf,das Licht funkelt im Morgentau.Die Monster sind mit den Schatten der Nacht verschwunden.Unerforschtes und Bekanntes erwartet dich.

Du bist wunderbar, wunderbar, wunderbar,weisst du nicht?Du bist wunderbar, wunderbar, wunderbar,ein Gedicht!

Auf dem Meer und in den Himmeln,sicher getragen von den vier Winden,warten Abenteuer und neue Freundehinter exotischen Gestaden.Sie rufen deinen Namen.Sie rufen dich beim Namen.

Singe und lass es dir gut gehen,hier hast du viel erreicht.Was nicht ist, wird auch nicht mehr sein.Die Erinnerung teilen wir ganz allein.

Mach dich auf, wohl gelaunt,geh’ festen Schrittes voran.Der Weg ist weit, schau nicht zurück,denn dorthin bist du nicht unterwegs.

Du bist wunderbar, wunderbar, wunderbar,weisst du nicht?Du bist wunderbar, wunderbar, wunderbar,ein Gedicht!

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Page 11: Oiseau bleu

der grosse Schlaf

Und nach all demrealisiere ich,dass ich lebendig binund bloss geschlafen habe.

Alles in allemdreht sich die Welt noch immer,die Sonne scheintund das Eis beginnt zu schmelzen.

Ich danke euch allendie mit mir waren,welche die Tränendes ersten Herbstes mit mir geteilt haben.

Eines Tages habe ich Lao Tse getroffen.«Der Weg ist das Ziel», sagte er.«Wenn du recht hast», antwortete ich,«so gönn’ mir eine Bank, ich brauche eine Rast.»

Solltest du eines Tages den Ruf des grossen Schlafes hören,ist es an dir zu entscheiden,ob du schläfst,oder als lebender Toter vegetierst.

Und nach all demrealisiere ich,dass ich lebendig binund bloss geschlafen habe.

Alles in allemdreht sich die Welt noch immer,die Sonne scheintund das Eis beginnt zu tauen.

von einem Engel geküsst

Deine Lippen:zärtlich, süss und rot,verführerisch fleischig wie die Piemontkirsche aus der Werbung.

Deine Zunge:vordringend, schlängelnd und einnehmend,neugierig forschendwie die pensionierte Nachbarin hinter dem Vorhang.

Dein Atem: rosig, heiss und sandig,tobend verändernd wie der schöpferische Habub in der Wüste.

Deine Umarmung:sanft, innig und fordernd,gebend festhaltendmit der momentanen Ewigkeit eines Missionars.

Ich bin von einem Engel geküsst worden,das ist noch nie zuvor geschehen.Ich glaube, ich beginne an Engel zu glauben,um noch einmal geküsst zu werden.

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Page 12: Oiseau bleu

Risibisilily

Am Ende der Bäumeläutest du die vergessene Glocke,die in den Büschen hängt.Lass uns die Sonne festnagelnund den Mond in Dosen abfüllen.Die Sterne verkaufen wir als Funkeln auf dem Abendkleid.

Es ist kein Geheimnis, dass alle guten Kinder in den Himmel kommenund die Bösen sonst wohin gesteckt werden.Es ist kein Geheimnis, dass Werte wie ein edler Wein im Keller reifenund dem Rausch das gewisse Etwas fehlt.

Ein Schoggibrot und ein Apfelschnitz,Schnitzel mit Pommesfritessowie Einhörner in Eldoradomachen Risibisilily froh.

Risibisilily sitzt auf ihrem Astund zählt die reinen Schneeflocken nur.Bei jeder Hundersten greift sie in ihren Lederbeutelund mischt eine andersfarbene hinzu.

Am Ende der Bäumeküsst du die vergessenen Träume,welche bei den Wurzeln vergraben sind.Um ein neues Kapitel zu schreiben,musst du dir ein Glied abschneiden.Der Weg von hier zu dort ist von Mauern umgeben.

Es ist kein Geheimnis, dass die Sterne vom Himmel fallenund dass Liebe alles verändert.Es ist kein Geheimnis, dass der Kapitalismus güldene Rettungsschirme brauchtund dem Sozialismus ein roter Anstrich fehlt.

Hier strandet ein Leben,dort kollabiert eine Bank,drüben impolidert ein Systemund überall gehen Staaten Pleite.

Risibislily sitzt auf ihrem Astund zählt die reinen Schneeflocken nur.Bei jeder Hundersten greift sie in ihren Lederbeutelund mischt eine andersfarbene hinzu.

Heute war es eine Gelbe,morgen wird es eine Grüne sein,rot und blau, dicker als Blut,stiller Frieden eines sonnigen Wintertages.

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Page 13: Oiseau bleu

Sommernachtstraum

Ich wünschte ich wäre unsichtbar,um immer bei dir zu sein.Meine Gedanken sind deine treuen Begleiter,auf all deinen Wegen.

Ich bete zu Gott, dass er dich behüte,wo immer auch du sein magst.In meinem Herz strahlt ein kleines Licht.Du hast mir das Singen beigegebracht.

Du hast meine Seele berührt.Denke, dass es Liebe ist.Ich werde alles tun,damit du mein wirst.

Ich wünschte, ich wäre unsichtbar.Du hättest mich immer bei dir,so wie den Lavendel farbenen Sommernachtstraum,den man das ganze Jahr im Herzen trägt.

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Mann im Fenster

Schau dir den Mann im Fenster an,was ist sein Geheimnis?Geheimnisvoll steht er hinter der Tür und blickt versonnen hinaus.Sieht er mich?Sieht er meine Welt?Oder ist er in seiner eigenen gefangen?Während sein Zug in seine Richtung weiter fährt,entfernt sich meiner meinem Ziel entgegen.

Schau dir die Frau im Fenster an,was wohl in ihr vorgeht?Die Arme verschränkt, stützt sie sich auf dem Sims ab.Sucht sie mich?Oder möchte sie entdeckt werden,um aus ihrem dunklen Zimmer auszubrechen?Während sie in meine Richtung blickt,gehe ich ihr entgegen, ihr Blickfeld verlassend.

All die Leute in den Fenstern,die von innen nach aussen schauen –ihre Geschichten füllen wohl Bibliotheken –was sehen sie?Sie beobachten die Weltohne von ihr wahrgenommen zu werden.Sind sie bloss meine Kulisse?Oder bin ich der Statist in ihrem Leben?

Page 14: Oiseau bleu

Flurettas d’amur

Quellas flurettas d’amurcun lur splendur che fa concurrenza al suleglempleinan la stiva cun lur odur dultschinache lai emblidarche ti eis buca cheued jeu spetgel tiu retuorn.

Quellas flurettas d’amuren lur trucs da crapretilan lur energia dall’aua, turnar el tratsch san ellas buc.Jeu flureschel, sche jeu patratgelche ti tuornas beingleiti puspei.

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Blumen der Liebe

Diese Blumen der Liebe,die mit der Sonne um die Wette strahlen,füllen die Stube mit ihrem lieblichen Duft,der vergessen macht,dass du nicht da bistund ich auf deine Rückkehr warte.

Diese Blumen der Liebein ihrem steinernen Topf,beziehen ihre Energie aus dem Wasser;zurück in die Erde können sie nicht.Ich blühe beim Gedanken auf,dass du bald wieder zurückkehrst.

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Page 15: Oiseau bleu

Sendet die Clowns rein, der Zirkus verlässt die Stadt

Schickt die Clowns rein, die Show muss weitergehen. Die Party ist zu Ende. Lasst den Vorhang fallen und zieht eure Gummimasken aus. Nichts ist real. Schau, wie sie unter ihrem Gelächter weinen. Schau, sie lachen unter ihrem Weinen. Lass dich von deren Magie berühren. Schickt die Clowns rein, die Show muss weitergehen. Spielt mir nochmals ihre letzte Nummer. Sie schlagen einen anderen Rhytmus an. Sie singen eine andere Melodie. Du denkst, du wärst einsam. Du denkst, du wärst verloren. Doch auf einmal verändert sich alles, verändert sich dein Herz und dein Geist. Sendet die Clowns rein, der Zirkus verlässt die Stadt. Die Karawane zieht weiter, bloss noch eine Staubwolke hinter sich herziehend. Das Gelächter erschallt in der nächsten Stadt. Sendet die Clowns rein, der Zirkus verlässt die Stadt. Fang dir dein Stück der Magie und bewahr sie in deinem Herzen. Denn hier ist nichts real. 28 29

Schickt die Clowns rein, die Show muss weitergehen. All die grossen Tiere ziehen weiter, derweil die Nummerngirls noch kokett lächeln und all die Artisten nochmals durch die Manege fliegen. Ist es nicht unfair, dass die Trapezkünstler lächelnd ins Netz fallen und der Dompteur seinen Kopf aus des Löwen Rachen zieht? Während unsere kleine Welt unterzugehen scheint, der Magier noch schnell eine Jungfrau halbiert. Schickt die Clowns rein, die Show muss weitergehen. Habt vertrauen in mich, denn nun folgt Vivienne auf ihren weissen Pferden. So unschuldig und rein wie bloss Künstler können sein. Vorbei ist die Zeit der Hasen und der Tauben, das vergossene Herzblut versucht zu gerinnen. Können wir je vergeben? Sendet die Clowns rein, der Zirkus verlässt die Stadt. Die Karawane zieht weiter, bloss noch eine Staubwolke hinter sich herziehend. Das Gelächter erschallt in der nächsten Stadt. Sendet die Clowns rein, der Zirkus verlässt die Stadt. Fang dir dein Stück der Magie und bewahr sie in deinem Herzen. Denn hier gehörst du hin.

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Page 16: Oiseau bleu

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den Tag zum Gebet machen

Der Morgenstern hell am blauen Himmel steht.Die Sonne langsam über dem Horizont aufgeht.Du lässt den Morgenstern in meinem Herzen aufgehenund bald wird ihm die Sonne folgen.Du lässt die Nacht und ihre dunkle Schatten weichenund stellst des Tages Weichen.

Der Wind bewegt die grünen Blätter.Ich verlange nicht mehrund lausche der Vögel munt’rer Lieder.Mein Herz erfreut sich ob der Sonne Strahlen.Meine Seele quillt über vor Lachen.Dir zu Ehren werde ich den Tag zum Gebet machen.

Amen

Jean-Pierre Hugentoblers Sichtungen des blauen Vogels

Komfortzone

Textkatalog No. 540, 27. & 30. Juni 2011

komm und küss mich noch einmal

Textkatalog No. 516, 30. Juli 2010

l’oiseau bleu

Textkatalog No. 507, 17., 18., 19., 22. & 24. März 2010

Frühlingsregen

Textkatalog No. 506, März 2010 & 5. August 2010

Quell’ meiner Kraft

Textkatalog No. 294, 27. März 2004

… und plötzlich ein Gedicht

Textkatalog No. 555, 25., 27. Mai 2012 & 7. Dezember 2012

kleines Liebesgedicht

Textkatalog No. 551, 24. April 2012

Sternenkind

Textkatalog No. 424, 26. & 30. Juli 2007

Working Blues

Textkatalog No. 536, 26. Mai 2011

Ozean der Gedanken

Textkatalog No. 545, 11. Dezember 2011

niemand weiss es

Textkatalog No. 539, 21. Juni 2011

du bist wunderbar

Textkatalog No. 553, 2. Mai 2012

der grosse Schlaf

Textkatalog No. 520, 30. August 2010

von einem Engel geküsst

Textkatalog No. 525, 24. November 2010 & 26. Januar 2012

Risibisilily

Textkatalog No. 548, 10., 11. Januar & 22. August 2012

Sommernachtstraum

Textkatalog No. 541, 13. Juli 2011

Mann im Fenster

Textkatalog No. 528, 18. März 2011 & 7. November 2012

Flurettas d’Amur

Textkatalog No. 564, 28. September 2012

Sendet die Clowns rein, der Zirkus verlässt die Stadt

Textkatalog 451. 7. April 2008

den Tag zum Gebet machen

Textkatalog No. 500, 10. Januar, 28. Februar, 5. & 6. März 2010