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NEW YORK. Der europäische Rüs- tungskonzern EADS schreibt den milliardenschweren Tankflugzeug- Auftrag in den USA endgültig ab. Die US-Regierung hatte den schwer umkämpften Auftrag Ende Februar an den Erzrivalen Boeing vergeben. EADS werde dagegen keinen Wider- spruch einlegen, teilte der Mutter- konzern von Airbus am Freitag in Washington mit. Branchenkenner gehen davon aus, dass EADS andere Aufträge aus dem Pentagon erhalten wird. „Der Konzern weiß nun, wie der kompli- zierte Bieterprozess funktioniert. Mit dem Gebot für den Tankflug- zeug-Auftrag hat EADS eine wich- tige Barriere durchbrochen und ist nun in einer guten Position“, sagt Moody’s-Analyst Robert Jankowitz. Die Europäer wollen am Ziel von zehn Milliarden Dollar Umsatz in den USA bis Ende 2020 festhalten. Zudem plant EADS Zukäufe in den USA. Der Konzern suche nach Übernahmekandidaten, vor allem nach Dienstleistern. Es könne schon bald konkrete Ergebnisse ge- ben, derzeit würden Bücher mögli- cher Kandidaten geprüft, sagte Nordamerika-Chef Sean O’Keefe. EADS appellierte an die Regie- rung, Boeings ehrgeizige Ziele beim Tankflugzeug-Auftrag genau zu prü- fen und Strafen aufzuerlegen, falls Boeing seine Versprechen nicht ein- halten könnte. „Versprechen und Verpflichtungen müssen Realität werden, sonst werden die Steuer- zahler getäuscht und die Streit- kräfte geschwächt“, sagte EADS- Chairman Ralph Crosby. Das Ange- bot von Boeing habe zwei Milliar- den Dollar unter dem von EADS ge- legen. asd Silke Kersting Berlin S ächsische Unternehmer las- sen sich etwas einfallen, wenn es um ihren Nach- wuchs geht. Schließlich drückt der Fachkräftemangel zu- nehmend auf den Arbeitsmarkt. Die Sachsen sollen in der Heimat ei- nen Job finden und nicht in andere Bundesländer abwandern. Darum hat ein findiger Informatiker die Idee entwickelt, dass sich Unterneh- men gegenseitig Bewerber empfeh- len, und das professionell über die Jobbörse Itsax.de organisiert. Diese Internetseite bündelt Stel- lenangebote von mittlerweile 21 klein- und mittelständischen Soft- wareunternehmen in Dresden, Chemnitz, Bautzen und Görlitz. Auf die können sich Interessierte on- line über Itsax.de bewerben oder per E-Mail beim Unternehmen. Die Besonderheit: Wenn ein Kandidat eine Absage erhält, weil er nicht hundertprozentig auf die ausge- schriebene Stelle passt, aber den- noch beim Vorstellungsgespräch fachlich und persönlich überzeugt hat, bekommt er von dem Unter- nehmen einen Empfehlungscode. Diesen kann er als Gütesiegel einset- zen, wenn er sich bei anderen Un- ternehmen des Netzwerks bewirbt. „Die Unternehmen bekommen jähr- lich etwa 4 500 Bewerbungen“, be- gründet Ideengeber Jörg Klukas sein Engagement. „Davon sind er- fahrungsgemäß zehn Prozent fach- lich und persönlich hochqualifi- ziert. Diese Leute wollen wir in der Region halten.“ Kleinstes Unternehmen der Ge- meinschaft ist die Subsist GmbH mit weniger als 20 Mitarbeitern, größtes die T-Systems Multimedia Solutions GmbH mit 900 Mitarbei- tern. „Für kleine Unternehmen ist Itsax.de eine hervorragende Lö- sung“, sagt Uwe Crenze, Geschäfts- führer der Interface-Business GmbH in Dresden mit 40 Mitarbei- tern. „Die Personalsuche ist für uns sehr viel effizienter geworden.“ Dank Empfehlungscode verkürzt sich der Einstellungsprozess, „weil einer unserer Partner aus der Com- munity den Bewerber schon begut- achtet hat“, sagt Werner Schady, Niederlassungsleiter des IT-Perso- naldienstleisters Dis AG in Dresden. Insgesamt ist der Code seit Grün- dung der Onlinebörse vor zwei Jah- ren 265-mal vergeben worden, be- richtet Klukas: „Damit unterstützen wir, dass der Bewerber den Job fin- det, für den er besonders gut geeig- net ist.“ Inzwischen klicken monatlich knapp 7 000 Besucher Itsax.de an. 280 Arbeitssuchende, so die Itsax- Statisik, haben im vergangenen Jahr über das Portal einen neuen Job gefunden. Selbst ein Unterneh- men der Größenordnung von T-Sys- tems Multimedia Solutions mit 600 Mitarbeitern in Dresden schätzt die Plattform: „Damit können wir un- sere Sichtbarkeit auf dem regiona- len Arbeitsmarkt erhöhen“, sagt Personalfachfrau Birgit Heuschkel. Aber besonders die kleineren Un- ternehmen fühlen sich erheblich ge- stärkt. Sie tun sich aufgrund tenden- ziell geringerer Personalentwick- lungs-Ressourcen schwerer, Kon- zepte zu erarbeiten. Dirk Röhr- born, Geschäftsführer der Commu- nardo Software GmbH in Dresden, einem 65-Mann-Betrieb mit jährlich zehn bis 15 neuen Mitarbeitern, schätzt, dass mit Itsax.de die Zahl der Bewerbungen in seinem Unter- nehmen um knapp die Hälfte zuge- nommen habe. „Mit unserer klei- nen Personalabteilung hätten wir das nicht geschafft.“ Auch nicht zu EADS schreibt US-Auftrag für Tankflugzeuge ab Fachkräfte hiergeblieben! IT-Unternehmen in Sachsen unterstützen sich gegenseitig bei der Suche nach Personal. 28 UNTERNEHMEN & MÄRKTE 29 MONTAG, 7. MÄRZ 2011, Nr. 46 ****** diesen Kosten: Für die Mitglied- schaft fallen zwischen 1 900 und 4900 Euro im Jahr an, abhängig vom Umsatz. Das Engagement in überregionalen Jobbörsen ist teu- rer – ein Grund, warum Unterneh- men wie die Salt Solutions GmbH ihre Präsenz dort reduzieren und auf den regionalen Focus schwö- ren. „Der Einsatz lohnt auf jeden Fall“, sagt Röhrborn. „Von Klukas kommen eine Menge Hilfestellun- gen und Anregungen, wie wir uns als Arbeitgeber attraktiver präsen- tieren können.“ Die Suche nach Personal läuft bei vielen Klein- und Mittelständlern nur ganz nebenbei“, begründet Klu- kas sein Engagement. Er pflegt für die Unternehmen auch Facebook- Accounts und berät sie, wie sie ih- ren Internetauftritt verbessern kön- nen. „Die Homepages vieler kleiner und mittlerer Unternehmen sind teilweise schon sehr gruselig“, fin- det der Informatiker mit einer Zu- satzausbildung im Personalge- schäft. Dabei hätten viele Unterneh- men in der Region schon heute oft große Probleme, ihre Stellen mit ge- eigneten Mitarbeitern zu besetzen. Silke Kersting Berlin S tefan Schönholz, Arbeitsdirek- tor und Geschäftsführer der Bombardier Transportation Deutschland, hat ein Problem: eine ungesunde Altersstruktur an den zehn deutschen Standorten – wie in vielen Unternehmen Folge einer jahrelangen Restrukturierung. Wie ihm ergeht es vielen Managern, die sich heute mit dem Thema Demo- grafiemanagement auseinanderset- zen müssen: Einerseits haben die Unternehmen zu wenig junge Leute, weil diese aufgrund von Sozi- alauswahl als Erste die Betriebe ver- lassen mussten. Andererseits ha- ben sie zu wenig ältere Mitarbeiter, weil diese über Jahre vorzeitig pen- sioniert wurden. Das Ergebnis: ein dicker Mittelbau, der im Gleich- schritt auf die Rente zusteuert. Schönholz arbeitet seit gut fünf Jahren dagegen an – trotzdem ge- lang es erst 2009, den Altersdurch- schnitt der mehr als 7 500 Mitarbei- ter zählenden Belegschaft auf jetzt 43,9 Jahre zu senken. „Wir sind stolz, dass wir es geschafft haben, den schweren Tanker zu stoppen“, sagte Schönholz dem Handelsblatt. „Die meisten Unternehmen sind noch in der Phase des Älterwer- dens.“ Daten des Statistischen Bun- desamts belegen das: Das Durch- schnittsalter aller Erwerbstätigen in Deutschland lag 2009 zwar mit 41,9 Jahren unter dem Wert von Bombardier, die Tendenz ist bis- lang aber steigend. Es sind drei Punkte, auf das sich Personalabteilungen nach Meinung von Experten jetzt konzentrieren müssen: erstens, die Anwerbung junger Leute, zweitens, die langfris- tige Bindung von Fachkräften an das Unternehmen, drittens, der Um- gang mit älteren Mitarbeitern. Stichwort junge Leute: Bombar- dier garantiert Azubis mit der Ab- schlussnote 2,3 und besser eine un- befristete Festanstellung. Guter Nachwuchs wird gebraucht, denn schon 2012 gilt bei Bombardier als Schlüsseljahr: Dann gehen viele Mit- arbeiter in Rente. Im vergangenen Jahr mussten 128 Stellen wegen Neu- ruheständlern ersetzt werden. „An vielen Standorten sind wir als größ- ter Arbeitgeber Leuchtturm der Re- gion. Das hilft uns, immer noch eine ausreichende Zahl von Bewer- bungen zu bekommen“, so Schön- holz. Doch der Demografiewandel stehe erst am Anfang. Stichwort Unternehmensbin- dung: Bombardier investiert in die Weiterentwicklung seiner Mitarbei- ter, darunter Weiterbildungsmaß- nahmen und drei Entwicklungsge- spräche pro Jahr. Neu ist das Zeit- wertkonto: Seit November 2010 können Mitarbeiter Teile ihres Ge- halts ansparen, um daraus eine spä- tere Freistellung zu finanzieren, sei es für eine persönliche Auszeit zwi- schendurch oder für einen Über- gang in die Altersrente. Vorteil: Das Geld wird unversteuert angelegt und verzinst. Erst bei einer späte- ren Entnahme in Form von Zeit fal- len Steuern an. Der Mitarbeiter ist weiter angestellt, erhält sein Gehalt und ist sozialversichert. Stichwort ältere Mitarbeiter: Auch für sie sind die Zeitwertkon- ten erdacht. Gesundheitstage in den Werken, die Erstattung von Fit- nesskursen, die Suche nach Schon- arbeitsplätzen – all das soll Bombar- dier für einen lebenslangen Job at- traktiv machen. Bombardier versucht, die Folgen der Überalterung in den Griff zu kriegen IT-Experten sind in Sachsen rar: Eine neue Stellenbörse soll sie in der Region halten. Strato „Die meisten Unternehmen sind noch in der Phase des Älterwerdens.“ Stefan Schönholz Bombardier Transportation © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].

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© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].

NEW YORK. Der europäische Rüs-tungskonzern EADS schreibt denmilliardenschweren Tankflugzeug-Auftrag in den USA endgültig ab.Die US-Regierung hatte den schwerumkämpften Auftrag Ende Februaran den Erzrivalen Boeing vergeben.EADS werde dagegen keinen Wider-spruch einlegen, teilte der Mutter-konzern von Airbus am Freitag inWashington mit.

Branchenkenner gehen davonaus, dass EADS andere Aufträge ausdem Pentagon erhalten wird. „DerKonzern weiß nun, wie der kompli-zierte Bieterprozess funktioniert.Mit dem Gebot für den Tankflug-zeug-Auftrag hat EADS eine wich-tige Barriere durchbrochen und istnun in einer guten Position“, sagtMoody’s-Analyst Robert Jankowitz.Die Europäer wollen am Ziel vonzehn Milliarden Dollar Umsatz inden USA bis Ende 2020 festhalten.

Zudem plant EADS Zukäufe inden USA. Der Konzern suche nachÜbernahmekandidaten, vor allemnach Dienstleistern. Es könneschon bald konkrete Ergebnisse ge-ben, derzeit würden Bücher mögli-cher Kandidaten geprüft, sagteNordamerika-Chef Sean O’Keefe.

EADS appellierte an die Regie-rung, Boeings ehrgeizige Ziele beimTankflugzeug-Auftrag genau zu prü-fen und Strafen aufzuerlegen, fallsBoeing seine Versprechen nicht ein-halten könnte. „Versprechen undVerpflichtungen müssen Realitätwerden, sonst werden die Steuer-zahler getäuscht und die Streit-kräfte geschwächt“, sagte EADS-Chairman Ralph Crosby. Das Ange-bot von Boeing habe zwei Milliar-den Dollar unter dem von EADS ge-legen. asd

Silke KerstingBerlin

Sächsische Unternehmer las-sen sich etwas einfallen,wenn es um ihren Nach-wuchs geht. Schließlich

drückt der Fachkräftemangel zu-nehmend auf den Arbeitsmarkt.Die Sachsen sollen in der Heimat ei-nen Job finden und nicht in andereBundesländer abwandern. Darumhat ein findiger Informatiker dieIdee entwickelt, dass sich Unterneh-men gegenseitig Bewerber empfeh-len, und das professionell über dieJobbörse Itsax.de organisiert.

Diese Internetseite bündelt Stel-lenangebote von mittlerweile 21klein- und mittelständischen Soft-wareunternehmen in Dresden,

Chemnitz, Bautzen und Görlitz. Aufdie können sich Interessierte on-line über Itsax.de bewerben oderper E-Mail beim Unternehmen. DieBesonderheit: Wenn ein Kandidateine Absage erhält, weil er nichthundertprozentig auf die ausge-schriebene Stelle passt, aber den-noch beim Vorstellungsgesprächfachlich und persönlich überzeugthat, bekommt er von dem Unter-nehmen einen Empfehlungscode.Diesen kann er als Gütesiegel einset-zen, wenn er sich bei anderen Un-ternehmen des Netzwerks bewirbt.„Die Unternehmen bekommen jähr-lich etwa 4 500 Bewerbungen“, be-gründet Ideengeber Jörg Klukassein Engagement. „Davon sind er-fahrungsgemäß zehn Prozent fach-

lich und persönlich hochqualifi-ziert. Diese Leute wollen wir in derRegion halten.“

Kleinstes Unternehmen der Ge-meinschaft ist die Subsist GmbHmit weniger als 20 Mitarbeitern,größtes die T-Systems MultimediaSolutions GmbH mit 900 Mitarbei-tern. „Für kleine Unternehmen istItsax.de eine hervorragende Lö-sung“, sagt Uwe Crenze, Geschäfts-führer der Interface-BusinessGmbH in Dresden mit 40 Mitarbei-tern. „Die Personalsuche ist für unssehr viel effizienter geworden.“

Dank Empfehlungscode verkürztsich der Einstellungsprozess, „weileiner unserer Partner aus der Com-munity den Bewerber schon begut-achtet hat“, sagt Werner Schady,

Niederlassungsleiter des IT-Perso-naldienstleisters Dis AG in Dresden.Insgesamt ist der Code seit Grün-dung der Onlinebörse vor zwei Jah-ren 265-mal vergeben worden, be-richtet Klukas: „Damit unterstützenwir, dass der Bewerber den Job fin-det, für den er besonders gut geeig-net ist.“

Inzwischen klicken monatlichknapp 7 000 Besucher Itsax.de an.280 Arbeitssuchende, so die Itsax-Statisik, haben im vergangenenJahr über das Portal einen neuenJob gefunden. Selbst ein Unterneh-men der Größenordnung von T-Sys-tems Multimedia Solutions mit 600Mitarbeitern in Dresden schätzt diePlattform: „Damit können wir un-sere Sichtbarkeit auf dem regiona-

len Arbeitsmarkt erhöhen“, sagtPersonalfachfrau Birgit Heuschkel.

Aber besonders die kleineren Un-ternehmen fühlen sich erheblich ge-stärkt. Sie tun sich aufgrund tenden-ziell geringerer Personalentwick-lungs-Ressourcen schwerer, Kon-zepte zu erarbeiten. Dirk Röhr-born, Geschäftsführer der Commu-nardo Software GmbH in Dresden,einem 65-Mann-Betrieb mit jährlichzehn bis 15 neuen Mitarbeitern,schätzt, dass mit Itsax.de die Zahlder Bewerbungen in seinem Unter-nehmen um knapp die Hälfte zuge-nommen habe. „Mit unserer klei-nen Personalabteilung hätten wirdas nicht geschafft.“ Auch nicht zu

EADS schreibtUS-Auftrag fürTankflugzeuge ab

Fachkräfte hiergeblieben!IT-Unternehmen in Sachsen unterstützen sich gegenseitig bei der Suche nach Personal.

28 UNTERNEHMEN&MÄRKTE 29MONTAG, 7. MÄRZ 2011, Nr. 46 ******

diesen Kosten: Für die Mitglied-schaft fallen zwischen 1 900 und4 900 Euro im Jahr an, abhängigvom Umsatz. Das Engagement inüberregionalen Jobbörsen ist teu-rer – ein Grund, warum Unterneh-men wie die Salt Solutions GmbHihre Präsenz dort reduzieren undauf den regionalen Focus schwö-ren. „Der Einsatz lohnt auf jedenFall“, sagt Röhrborn. „Von Klukaskommen eine Menge Hilfestellun-gen und Anregungen, wie wir unsals Arbeitgeber attraktiver präsen-tieren können.“

Die Suche nach Personal läuft beivielen Klein- und Mittelständlernnur ganz nebenbei“, begründet Klu-

kas sein Engagement. Er pflegt fürdie Unternehmen auch Facebook-Accounts und berät sie, wie sie ih-ren Internetauftritt verbessern kön-nen. „Die Homepages vieler kleinerund mittlerer Unternehmen sindteilweise schon sehr gruselig“, fin-det der Informatiker mit einer Zu-satzausbildung im Personalge-schäft. Dabei hätten viele Unterneh-men in der Region schon heute oftgroße Probleme, ihre Stellen mit ge-eigneten Mitarbeitern zu besetzen.

Silke KerstingBerlin

S tefan Schönholz, Arbeitsdirek-tor und Geschäftsführer derBombardier Transportation

Deutschland, hat ein Problem: eineungesunde Altersstruktur an denzehn deutschen Standorten – wie invielen Unternehmen Folge einerjahrelangen Restrukturierung. Wieihm ergeht es vielen Managern, diesich heute mit dem Thema Demo-grafiemanagement auseinanderset-zen müssen: Einerseits haben dieUnternehmen zu wenig jungeLeute, weil diese aufgrund von Sozi-alauswahl als Erste die Betriebe ver-lassen mussten. Andererseits ha-ben sie zu wenig ältere Mitarbeiter,weil diese über Jahre vorzeitig pen-sioniert wurden. Das Ergebnis: eindicker Mittelbau, der im Gleich-schritt auf die Rente zusteuert.

Schönholz arbeitet seit gut fünfJahren dagegen an – trotzdem ge-lang es erst 2009, den Altersdurch-schnitt der mehr als 7 500 Mitarbei-ter zählenden Belegschaft auf jetzt43,9 Jahre zu senken. „Wir sindstolz, dass wir es geschafft haben,den schweren Tanker zu stoppen“,sagte Schönholz dem Handelsblatt.„Die meisten Unternehmen sindnoch in der Phase des Älterwer-

dens.“ Daten des Statistischen Bun-desamts belegen das: Das Durch-schnittsalter aller Erwerbstätigenin Deutschland lag 2009 zwar mit41,9 Jahren unter dem Wert vonBombardier, die Tendenz ist bis-lang aber steigend.

Es sind drei Punkte, auf das sichPersonalabteilungen nach Meinungvon Experten jetzt konzentrierenmüssen: erstens, die Anwerbungjunger Leute, zweitens, die langfris-

tige Bindung von Fachkräften andas Unternehmen, drittens, der Um-gang mit älteren Mitarbeitern.

Stichwort junge Leute: Bombar-dier garantiert Azubis mit der Ab-schlussnote 2,3 und besser eine un-befristete Festanstellung. GuterNachwuchs wird gebraucht, dennschon 2012 gilt bei Bombardier alsSchlüsseljahr: Dann gehen viele Mit-arbeiter in Rente. Im vergangenenJahr mussten 128 Stellen wegen Neu-ruheständlern ersetzt werden. „An

vielen Standorten sind wir als größ-ter Arbeitgeber Leuchtturm der Re-gion. Das hilft uns, immer nocheine ausreichende Zahl von Bewer-bungen zu bekommen“, so Schön-holz. Doch der Demografiewandelstehe erst am Anfang.

Stichwort Unternehmensbin-dung: Bombardier investiert in dieWeiterentwicklung seiner Mitarbei-ter, darunter Weiterbildungsmaß-nahmen und drei Entwicklungsge-spräche pro Jahr. Neu ist das Zeit-wertkonto: Seit November 2010können Mitarbeiter Teile ihres Ge-halts ansparen, um daraus eine spä-tere Freistellung zu finanzieren, seies für eine persönliche Auszeit zwi-schendurch oder für einen Über-gang in die Altersrente. Vorteil: DasGeld wird unversteuert angelegtund verzinst. Erst bei einer späte-ren Entnahme in Form von Zeit fal-len Steuern an. Der Mitarbeiter istweiter angestellt, erhält sein Gehaltund ist sozialversichert.

Stichwort ältere Mitarbeiter:Auch für sie sind die Zeitwertkon-ten erdacht. Gesundheitstage inden Werken, die Erstattung von Fit-nesskursen, die Suche nach Schon-arbeitsplätzen – all das soll Bombar-dier für einen lebenslangen Job at-traktiv machen.

Bombardier versucht, die FolgenderÜberalterung in denGriff zu kriegen

IT-Experten sind in Sachsenrar: Eine neue Stellenbörse sollsie in der Region halten.

Strato „Diemeisten

Unternehmensind noch inder Phase desÄlterwerdens.“Stefan SchönholzBombardier Transportation

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