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ANTONMICHEL

Professor an der Phil.vtheol, Hochschule Freising

DIE FOLGENSCH\tVEREN IDEENDES KARDINALS fIUMBERT

UND IHR EINFLUSS AUF GREGOR VII.

Den Schlüssel zu denSchriften Humberts und damit zurSchau seines gewaltigen Reformwerkes bietet erst eine sorgfäl-tige .D i k tat u n t e r sue h un g derverschiedensten päpst-lichen Bullen und anonym lautender Texte. Erst die mühsameKleinarbeit der Sprachvergleichung, die noch lange nicht amEnde ist,' kann den dichten Schleier lüften, der seit 9 Jahrhun-derten über dieser grossen Gestalt lagerte, die im Verborgenenfür 4 Päpste (Leo IX., Viktor 11., Stephan IX. und Nikolausn.) in den wichtigsten Angelegenheiten die Feder führte. DieZeitgenossen allerdings, die in die Kurie hineinsahen und dieoft stürmischen Synoden miterlebten, kannten sehr wohl die 'treibende Kraft der päpstlichen Reform. «Fast die ganze ,la-teinische Welt », erklärt Lanfranc, «musste bei der hervorra-'genden Stellung des' apostolischen Stuhles Humbert kennen, ', weil er bei seinen Konzilien und seinen Ratschlägen (conciliis

1 Die Diktatuntersuchungen habe ich in folgenden Schriften durchgeführt:1.) Humbert und KerullariOl. Quellen und Studien zum Schisma de, Xl. Jahrhun. ,derts, Paderborn 1924'30. I. 47-76; 11. 423: 2.) Die Fragmente Humberts «de!Romana ecclesia &. bei P. E. SCHRAMM, Kaiser, Rom und Renovatio, Leipzig 1929.I. 238·247; 11, 120'136. dazu aus der folgenden Nr. 6, S. 346 f.: 3.) Die ifccusatiodes Kanzlers Friedrich von Lothringen (Papst Stephan IX.) gegen die Griechen, inRöm. Quart. schr., 58. 1930. 157 f .• 204"208; 4.) Papstwahl und Königsrecht oder. das Papstuoahlkonkordat von 1059, München 1936. 6-24. 18"196: 5.) Die anti,i-monistischen Reordinationen und eine neue Humberf·Schrift, in Röm. Quart •. Ichr.,46. 1938. 29'39: 6.) Das Papstwahlpactum/VOfI 1059, in Hist, ]ahrb., '9, 1939. 2%-315. 346·549: 7.) Die Sentenzen des Kardinals Humberi, das erste Rechlsbuchder päpstlichen Reform: Sch,r. des Reichsinstitutes für ä. 8eutsche Gesch.-Kunde,Monum. Germ., VII (Leipzig 1943). 10-132: 8.) Lateinische Aktenstilcke undSammlungen %um griech, Schisma (1053"54). in Hist, [ahrb., 60, 1940. 47·60. DieSprachvergleiche fanden bisher allgemeine Zustimmung. .

5. Studi GregortRIII. Vol. I.

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et consiliis) allezeit führend dabei war (semper aderat et prae:erat) ».2 , '.

: Zu Moyenmoutier, in einem Tale der Westvogesen, wurdeHumbert im J. 1015 als Oblate des hI. Benedikt erzogen, waralso wohl Lothringer (Lanfranc), nichtBurgunder (Berengar)."Im J. 1044 widmete der MönchResponsorien auf Klosterheiligeseinem damaligen Bischof, Bruno von T oul, der ihn wohl alsseinen Sekretär zu sich nahm.' Als Leo IX. den Stuhl Petribestiegen hatte, führte er sofort seinen Vertrauten und Mitar-beiter mit sich nach Rom, ordinierte ihn im Frühjahr 1050zum Erzbischof von ganz Sizilien und bestellte ihn-noch 1050zum Kardinalbischof von Silva Candida. Als vertrautester, fastständiger Reisebegleiter des wandernden Apostolicus, als seinBriefsteller, Gesandter' zu Benevent (1051) und Konstantino-pel (1054), als sein Staatssekretär und selbst römischer VikarI (1051) konnte er eine gewaltige Wirksamkeit auf religiösemund kirchenpolitischem Gebiete entfalten, die ihn zum Säku-, larmenschen erhebt."

Der Kampfum den römischen Pr i m at, mit dem ergrundsätzlich seine Reformarbeit begann, sicherte dem rörni-,sehen Rechte die Alleinherrschaft, für alleZukunft. CregorVII. konnte in der Praxis die letzten Konsequenzen aus seinenTheorien ziehen. Die Eu c ha r ist i eIe h r e Hurnberts,die durch die Auseinandersetzung mit den Griechen christo-zentrisch geschliffen wurde, führte erst zur Anbetung desheiligsten Sakramentes ausserhalb des Opfers, zur sog. Taber-nakelfrömmigkeit. ~ enn 'der Kardinal die, W e ihen der

. I UNFRANC, De corp, et sang. domini, c. 2.'8 Die Biographie von Henn. HALFMANN, Card. Humbert, Göttingen 1883, dürfte

langst durch eine neue ersetzt werden, die der überall weithin fortgeschrittenenForschung entspricht. VgI. indessen Aug. FLICHE, La reforme Gregorienne, I, Löwen-Paris 1924, 264'308 [Humberts, ,

, 4. RICHBR, Chron. Senonense, 11,C. 18 (MG., SS., 2~, 280). Die Bischofs-UrkundenBrunoa von Toul aus den Jahren ca. 1030-1044 (MIGNE, PL., 143, 581-592) halteich für Humbertisch. Doch ist der Einfluss regionaler Schulen mit charakteristischenStilformen nicht ganz von der Hand zu weisen. ' " ,

Ii MICHEL, Humbert, I. 77 A. 5, 65 A. Die Nachricht des Chron. Senon., 1. c., dassHumbert von Leo IX. sofort nach Rom gezogen wurde, hat FLICHE, I, 267. abge-lehnt. Sie wird aber, durch die ersten Bullen des neuen Papstes vom 25.2.,-vom 26.3.und vom 134-1049 (JAFFli-L., 4~54, 4157, 4158; von MIGNE, 143, 591 f.) bestätigt,denen aber nur die dritte längere evident Humbertische Stilmerkmale erkennenlässt. Die, beiden ersten sind für den Nachweis zu kurz. Die Humbertische Federhat hier auch F. PELSTI!Il (Greg~rianum, 1942, 71) gewittert., "'

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DIE FOLGENSCHWEREN IDEEN DES KARD. HlJMBERT . 67, .

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Si mon ist en als ungültig verwarf, wühlte er zum' Un-glück zwar auf ein halbes .Säculum die Gemüter auf, stärkteaber dadurch ungeheuer den Reformwillen von der dogma-tischen Seiteaus. Die Neuordnung des VerhältnissesvonKir c heu nd S t a a t fasste er bei der Wurzel an, wenner das germanische Eigenkirchenwesen auszuheben suchte.H umbert hat damit die Hildebrandische Äia angebahnt undso das Hochmittelalter mitheraufgeführt. Die Neuordnung derPap s t w a hi, .die auf derselben Linie liegt, besteht in ihremletzten Grunde noch heute zu Recht. \.

Kaum irgendwo quillt eine so tiefe, alle Einreden weg-reissende Auffassung von der unerschöpflichen Machtfülle deshI. Petrus und der Schlüsselgewalt seines Nachfolgers hervorwie bei Humbert. Wie eine Posaune verkündet er den römi-schen P rim at' in den ökumenischen Briefen Leos IX:, be-sonders in der berühmten ersten Epistel Leos IX. an den byzan-tinischen' Patriarchen. Michael Kerullarios wie in den Frag-menten von der hI. römischen Kirche, die in leuchtender Spra-che geschrieben sind." \

Tiefer als Mt. 16,18 erschüttert ihn das Cebetdes Herrn_für « seinen » Petrus, dass sein G I a u b e nicht wanke, son-dern in satanischer Versuchung die Brüder stärke [Lk. 22, 31f.).,Als unabweisbare Folgerung daraus kehrt bei Humbert immerwieder der Gedanke, dass der rechte Glaubeauf dem ThronePetri in Ewigkeit nicht aufhören-werde, ein nicht loszureis-sender Anker.' «Von der Cathedra aus (cathedrae occasione) »,erklärt der Diktator Leos IX., «predigenwir naturnotwendig- (necesse) das Rechte », ein berühmtes Wort, aus dem das lehr-amtliche «ex cathedra » entstanderji sein soll," Undwie das

. inbrünstige Fragment De s. Romana ecclesia ausführt,'« blicken alle mit so grosser Ehrfurcht zu dem Gipfel des apo-

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8 Die Pracht der Sprache der Fragmente veranlasst 5CH'RAMM, 11. 242. die Wortedes Johannes von Salisbury auf Humbert anzuwenden:« Der Sprache' Werkzeugbrauchst du meisterhaft. wenn kluge Führung neu das Alte schafft ». H. X. ARQUIVLIEU, S. Gregoire VII, Paris 1934. 314 ff., nennt die Fragmente einen Hymnus.

T Die Christus-Privilegien für Petrus glänzen auf in der ep. 1. Leos IX. anKerullarios (ed. Corn. WILL, Acta et scripta... de controversiis saec. Xl, Llpsiae-Marpurgi 1861), c. -IS (76a,,): suo Petro specialiter; c. 32 (Anker). Die Stellen fürdie Irrtumslosigkeit des römischen Stuhles nach Luc. 22 bei ScHRAMM. 11, 136.

8 LEO IX, 1. C., c, '3~ (S3a,): quod bona dicimus, cathedrae (est). cuiut occasionenecess~ hal;emus recta proeäicare. J. LANGEN, Gesch, der rom. Kirche, Ill, Bonn1892, 475 A. 2. .

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stolischen Thrones empor, dass sie den alten Unterricht in derchristlichen Religion mehr' vom 1\1unde seines Vorsitzendenals von den hI. Schriften und den Überlieferungen der Vätererwarten ».' Allerdings bleibt die Möglichkeitbestehen, dassder Papst persönlich, nicht aber der Thronus als abirrend vom

. Glauben (a fide devius) ertappt wird." Aber auch die Fülle· des Pr i est era m't es, vor allem die Bussgewalt und dieStröme der Gnade fliessen beim hI. Stuhl: « Nach Gott ist hier(in Rom) die preiswerte Zuflucht der Gefallenen, die ihrer Ver-gehen demütig sich anklagen und die Verbrechen von Herzenzu fliehen suchen ».11 Wenn der Papst « die Wasser zurückhält,vertrocknet alles. Wenn er sie ausgiesst, unterwühlen sie dieErde. Wenn er niederreisst, ist niemand, der aufbaut. Wenner einen Menschen einsperrt, ist niemand da, der öffnet' (Job12, 14£.»).12 Nahe an die göttliche Allmacht, .gestejht der Frag- .mentist selbst, rückt er hier den Papst heran.Aber auch was derKardinal vom H ir ten a ID t e sagt, von Gesetzgebung undVerwaltung, hört sich an wie eine brausende Orgel. Wohl vonihm selbst gegossen ist der Kanon Agathos für alle Bischöfe (c. .183),18 der auch bei Gratian fortlebt: « So sind alle Sanktionen -des apostolischen Stuhles aufzunehmen wie durch die Stimmedes göttlichen Petrus selbst bekräftigt ». Den- strengsten Papa-lismus, der heute nur mehr von wenigen vertreten wird, weiler in den Bischöfen nur Beamte' des Papstes sehen will, ver-kündet das Gebot: «So sollen auf dem ganzen Erdenrund dieBischöfe den römischen Pontifex zum Haupte haben, wie dieBeamten (iudices) den König ».16 Der Kardinal übertreibt undübersteigert .noch dieses angebliche Gebot aus dem Constitu- /tum Constantinl mitder Behauptung dass alle ökumenischenSynoden einträchtiglich, mündlich und schriftlich den römi-

9 ScHRAMM, 11.. 1~8,.,10 1. c., n. 129.~ Zur Häretiker-Klausel. 11. H6. .. : MICHEL, Sentenzen, S.

55: K. HOFMANN, Der Dictatus papae Gregors VII., Paderborn 1933. 21 ff .• 58.1l SOIRAMM, II. BO"s; MICHEL, Sentenzen, S. ,55.12 ScHRAMM, 11. 129.,.la MICHEL, Sentenzen, S. 54.,. LEO IX. ep. r ad Cerul., c. ] 0 (WILU' 70b ..): scilicet ut in toto orbe! Ja-

Ctlrdotes ita hunc caput habeant,licut omnes iudices regem. Nach Jo. SÄGMÜLLEIVKirchenrecht, Freiburg 1914. I. 385 A. 3. wurde dieses strengste Papalsystem. dasdie BIschofsgewalt nur Ills Ausfluss der päpstlichen erscheinen lässt. auch vom Va-tlcanum abgelehnt. SlchonAeneas von' Paris hat es aber Humbert überliefert. Vg).,Nachtrag. i 'i " • i

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sehen und apostolischen Stuhl als Haupt aller Kirchen Gottesfeierlich erklärt und ein scharfesAnathem über die VerächterihresGebotes verhängt hätten." Nur an den Überlieferungendes eigenen Stuhles müsse der Papst seine Schranken erken-nen." Humbert hält entschieden an der Metropolitanverfassungals « kanonischem Recht» fest." Aber die Sorge für die betref-fende Provinz erstreckt sich auf den Metropoliten nur in Ver-tretung des Apostolischen Stuhles (vice apostolicae sedis).18Allerdings entspricht dieser ungeheuren Machtfülle auch' eineungeheure Verantwortung. «Wenn der oberste Hirte in derSorge für sein und seiner Brüder Heil als nachlässig ertapptwird, als unnütz und schlaff in seinen Werken und überdies'vom Guten schweigt," dann führt er unzählige Völker hau-

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15 LEO IX. ep. I, c. 10 (WILL, 71a,.). Wenn Humbert dem' Nicänum einesolche Glorification des römischen Stuhles zuschreibt, so rührt es daher. dass dieKanones von Sardica unter Innocenz I. dem Nicänum beigeschrieben und mit ihmdurchgezählt wurden. E. US PAR, Papsttum, I. Tübingen 1930. 159 f.• 258 f.

16 Der Papst kann Lei Humbert die Tradition nicht antasten. Agatho wäreVon den Römern gar nicht gehört worden. hätte er das Trullanum bestätigt. Vgl.MICHEL, Papstuiahl, 220.. Nach Sent., c. 180. S. 45 f.•. kann er die Kanones nurmildem. bei Notlage. Er darfnach Sent., c. 266 f•• S. 78 f., nicht einmal einLandgut veräussern. Bei den grossen gregorianischen Kanonisten entsteht ein schwe-res Ringen um diese Fragen. Die meisten stehen noch bei Humbert. VgI. MICHEL,Sentenzen, S. 10 A. 2. Gregor VII. hält sich in dieser Frage vorsichtig zurück. kassierteinerseits päpstliche Privilegien. die nach seiner Ansicht zu den Vätern Im Wi·derspruch standen, bringt dann aber doch wieder formelhafte-Btndungen für seineNachfolger. Die Bindung späterer Päpste an die Privilegien ihrer Vorgänger schwin-det erst allmählich. HOPMANN. 74·80. W. WÜHR,Studien ;tU Gregor PlI., Kirdienre-form und Weltpolitik, Freihurg 1930. 117 A. 110.

17 Privileg VIKTORS 11. für Winimann von Embrun vom 7.7.10157(JAPFJI·L,4369; MIGNE, 143, 836b). das Humbert zugehört (MICHEL, Papstuiahlpactum, 348):'secundum omne ius, quod metropolitanis suis suffraganei canonice debtnt (Kon-sekration. Subjektion. Reverenz. Konvokation von Synoden. auctoritas). Die «Auto.rität des heiligen. römischen und apostolischen Stuhles,. wird in allem vorbehalten.Vgl. Lib. c. slmon., 3. 11 (MG., Libelli de lite, 1. 21111):.Haec rononictJ auctoritMsolido et specialis [electionem confirmand,) reseroata est Romanis pontificibus inomnibus metropolitanis, metropolitanis quoque omnibus in omnibus «orum ,ulfra.ganeis; cf. 211.. - .

18 Nach Sent., c. 7. S. 16. erstreckt sieh die Sorge filr die Provinz auf denMetropoliten in Vertretung des apostolischen Stuhles (vice apostolicae sedis). Ebenso -Lib, e. simoniaeos, 1, , (MG., Libelli de lite, I. 108,.): auctoritat« metropolitani,ad quem vice apostolicae sed is eura ipsius provinciae pertinet. VgI. MICHEL, Sent., S.19. Wenn nach Sent., c. 12. 13 (S. 13 A. 4) (Pseudo-Vigilius. Pseudo-Oregor IV.)auch die übrigen (kleinen) Kirchen auch nur die vices haben sollen, 10 wird dieForderung (Beamtensystem) von der heutigen Kanonistik abgelehnt. VgI. SÄGMÜllER,I. c. Die MetropolItanverfassung ist fiir Humbert vom römischen Stuhle sanktioniert., 19 Solche Päpste aus der Zeit vor der Reform nimmt Humbert im Kaiserbrief

(WILL, 87b..) scharf vor. Bei der Uberfülle : der Bosheit und dem Erkalten derLiebe sei die hl, römische Kirche und die apostolische Sedes überaus lange (nimiumdiu) nicht mit Hirten, sondern mit Mietlingen besetzt gewesen. Sie suchten das

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fenweise dem ersten K'necht der Hölle zu.cum mit ihm in vie-len Peinen in Ewigkeit geprügelt zu werden ».20

, Verschiedene Mit tel' und Wege sollen die Primatsidee,wie sie sich im Kopfe Humberts spiegelt, vor der ganzen Welt.aufleuchten lassen. Der Primatsglaube sollte ja zum Schwerteder Reform werden und ihr den Weg bahnen. Die ö k urne -n is c hen B r ie f e Leo s· I X . , die nach Form undInhalt als ein zusammengehöriges Ganzes bezeichnet werdenmüssen," sollen die Grundlagen legen, seirie Sentenzen sollen'als ausgesprochen' römisches' Rechtsbuch die römischen Nor-men überall verkünden, die römischen Legaten' haben dieseGesetze allerorts durchzuführen, die weltlichen Fürsten abermüssen Lehensträger des hl. Stuhles werden, um seine Zieleund Gebote mit dem weltlichen Arm zu schützen und zufördern. Die Welt soll wissen, dass der Papst regiert.

I Der berühmte Brief im Konstantin IX. Monomachos be-glückwünscht den Kaiser von «Neurom », weil er zu seiner.Mutter, der römischen Kirche zurückkehrt, die seinen Ahnen,den' grossen Konstantin, und damit auch ihn selbst gross ge-macht habe. Was er ihr gegeben -, auf die Schenkung ist hierabgezielt - solle der Kaiser in seinem Reiche mit all den ver-lorenen Patrimonien und Vikariaten zurückerstatten." Dererste Anlauf zur Wiedererrichtung des alten römischen Patri-

Ihrige, nicht was Christi Ist, und deshalb lag sie bis heute elend verwüstet dar-nieder (deva.ltata iacebat miserabiliter hactenus).. .

20 n. 129,f. Auf der Reise nach Moyenmourier im }. 1052 sah Humbertsdüsteres Oemüt in den Alpen eine Vision. Er sah (nach Chron. Senon., c. 19) eine'Schar von Reitern auf schwarzen Pferden. die sich auf seine Frage für Engel desTeufels ausgaben und den Bischof von Chalons mit sich führten. Die ausführliche,lebhafte Erzählung sieht so aus, als ob sie einer Aufzeichnung Humberts entnom-men wäre. Der Kardinal erzählte auch Othloh das Traumgesicht einesRömers,wie Kaiser Heinrich Ill. wegen seiner unzureichenden Sorge für die Armen bei einemGerichte Gottes vom Throne gestossen wurde. OrHLOH, Liber visionum, c. 15 (MG.,SS., 11. 384). HALFldANN, 5. IS f. . ,

J1 Paul KEHR nennt die ökumenischen Briefe Leas IX. das c Briefbuch Hum-berts ». Eine kritische Ausgabe derselben wäre längst wünschenswert. Zur handschrift-lichen Oberllefrung vgl. MICHEL, Akten, 60 f. Der Diktatnachweis ist bereits für alle7 bis auf den Brief nach. Istrien in MICHEL. Humbert, I. 47-76: 11, 423. erbracht.Mehrere sind gesammelt bei WILL, 6'-72. Der Brief an den byzantinischen Kaiser istnach Cod. Bern. 292. fol. 23. neu herausgegeben von C IlRDMANN. Ausgewählte BriefeaUI der Salierzeit: Texte %UrKulturgeschichte des Mittelalters, ed, Schneider, Rom1933.6, 14-19. Der Brieffür Petros von Antiocheia wurde mit der damaligen grie-chischen übersetzung und den" notwendigen Anmerkungen neu gedruckt in MI'CHEL. Humbert, II. 458-475. . ".,

2t Ep. ad imp. Constant, IX Monomachum, WILL, 86a... 88a" ff.

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DIE FOLGENSCHWEREN IDEEN DES KARD. HUMBERT 71

archates war schon mit der Ordination Humberts zum «Erz-. bischof für ganz .Sizilien » gemacht, das ja schon vor der ara-bischen Invasion gewaltsam an die Ostkirche angeschlossen

. worden war. Gleich dem «glorreichen Sohne» HeinrichlII.soll auch der Kaiser des Ostens die Gerechtsame der römischenKirche gegen die Normannen mit den Waffen verteidigen. Derbyzantinische «Mitbischof ?~ oder «Erzbischof» -müsse sichden einzigartigen Privilegien des römischen Stuhles, vor allemauch der Donatio Konstantins. dem grossen Schaustück, beu-gen." In dem beglückten Antwortschreibenan den Patriar-chen Petros von Antiocheia wird dessen Sedes als consocia derrömischen gerühmt 24 und durch diese alte, über Gregor VII.noch fortlaufende Idee von den 3 Stühlen, auf denen der einePetrus vorsitzt (Gregor d. Gr.), wird Byzanz dauernd elimi-niert. Die afrikanischen Bischöfe ernten hohes Lob, weil siedort Anschluss suchen, wo das Sacerdotium seinen Ursprungnahm. In allen schwierigeren Fragen sollen sie an den aposto-lischen Stuhl berichten." . . .

Die Sen ten zen 1Iumb~rts, dis erste Rechtsbuch derpäpstlichen Reform," waren grundsätzlich etwas Neues, weilsie ausschliesslich römisches Recht in systematischer Form dar-bieten. In Italien wie in Deutschland schwirrten alle möglichen, Kanones durch die Luft, römischen,' gallischen, westgotischen,angelsächsischen, irischen Ursprungs, Vorschriften von Pöni-tentiarien, selbst solche, dier der Unauflöslichkeit der Ehe imWegewaren oder dem Mosaismus das Wort redden. In den

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18 Ep, r ad Cerul., c. 1-42. c. 12-14 (Donatio) (bei WILL, 65-85); ep. 2 (p. 89'92).24 Ep. ad Petr., c. 4. bei MICHEL, Humbert, 11. 464. (WILL, 169b..): maxima ma-

ter dilectae sibi iitiae, imo con so cia e •. Über die Petrinische Patriarchenidee,die bis in das 12. Jahrhundert nachzuweisen ist. gedenke ich eine eigene Studie vor-zulegen.' . .'

25 Parallelen zu den Briefen nach Africa (difficiliores causae, exordium, rivuliab uno fOTlte) in den Sentenzen. S. 18 n. 4·6.

28 Meinen Nachweis für die Sentenzen als Humbertische Schrift hat Ed, EICH-MANN in der Zeitsehr. (Savigny) für Rechtsgesch., 64. 1944. Kanon. Abt., 33. S. 366 f.•.als «überzeugend ». anerkannt. «Die Untersuchungen sind so sicher und gründlichgeführt ..., dass dem Verfasser die uneingeschränkte Anerkennung ausgesprochen wer-den kann ». Die Sentenzen sind. bei ANSELM ed. Thaner unter veschiedenen TI- ,teln zerstreut zum grossen Teil gedruckt. Ich habe die Benützungen in Sent., 200 ff.• '

. aufgeführt.' Leider ist die Ausgabe Anse1ms durch Thaner, die kritischen Apparatführt. doch nicht verlässig. ,Eine Editio principalis der Sentenzenvdieser anonymenCollectio, wäre dringend zu wünschen. DieVorarbeiten sind geleistet. A. FLIeHE be-zeichnet ja die=Sentenzen als das «Programm Leos IX. )}

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72 A. MICHEL

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lSammlungen, in denen sie sichzusammenfanden, herrsch~eepiskopaler Geist. Dagegen entscheidet in den Sentenzen Hum-berts nur mehr das römische Prinzip, römischer Ursprungoder römischer Brauch über die Gültigkeiteiner Vorschrift.Humbert hat hier in der sachlichen Folge der 74 Titel und315 Kapitel auch systemarisch den Grund gelegt, auf dem diegrossen Kanonisten, Anselm von Lucca, Deusdedit, Bonizo,Gratian und ein zahlloses Volk kleinerer, reformfreudigerGeister weiterbauen konnte. Hildebrand-Gregor, der die Ab-fassung solcher Arbeiten betrieb," zog daraus Nutzen. An sei-nem Gerichtshof wurde das neue Rechtsbuch gebraucht, seineLegaten von 1077 brachten sie nach Deutschland, wo sie in .der schwäbischen Edition Bernolds von St. Blasien weitesteVerbreitung fanden," Die ersten 23 Kapitel. der Sentenzensind gebündelte Pfeile gegen die Feinde' des apostolischen-Stuhles. Ihr Nährboden sind hauptsächlich echte und falscheDekretalen aus Pseudo-Isidor.v ..I' I

Besonders hat der Autor Feuer gefangen an der Konstan-tinischen Schenkung, die er fast in vollem Umfange als einwahres Palladium dem byzantinischen Patriarchen zur Schaustellt undauch sonst immer wieder anzieht," Die Donatio mitihren unbegrenzten Möglichkeiten war wohl die ideale Grund-lage für das unglückliche militärische Unternehmen Leos IX.nach, Süditalien, das Petrus Damiani scharf missbilligte. Im.Juli-August 1059wurde sie dann wiederum zu Melfi die Grund-lage für die Le hen sn a h m e der Normannenfürsten,die von Nikolaus n. mit Unteritalien und Sizilien belehntwurderr.ohne dass der deutsche König erwähnt wurde." Wenn'dabei der Schutz jenes Papstes in den Eid aufgenommen wird,der von den« besseren Kardinälen» gewählt ist, dann weist

21 MICHEL, Sentemen, S. 5 f. Wenn Hildebrand-Gregor sich fast immer summa.risch auf die patre« beruft.werstehr er darunter regelrecht die Päpste. die reichlichstin der Sammlung zu Wort kommen. Sent., 134. "

118 MICHEL, Sent., 136 ff.• 141-154.211MICHEL, Sent., 11 f.• 97-104.80 MICHEL, Humbert, I. 47 f.• cf. Index.'81 MICHEL, Papstwahl, 53-55. Dazu G. B. BoRINO, Per la storia della riiorma

della Chiesa nel sec. Xl, in Archivio delta R. Soc. Romana di st, p., 38. 1915. 488.Zur Silditalienpolitik überhaupt vgl, Willi KÖI.MBL, Rom und der KircJ!enstaat imI? un~ U. ]ahrh. bis in die Anfäng« der Reform, Berlin 1935. 86'139. Kölmel will,die trelhenden Kräfte möglichst ausbalancieren (bes. S.· 93): «Sowohl-als auch »:

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DIE FOLGENSCHWEREN IDEEN DES KARD. HUMBERT 73

der Text deutlich genug auf den Kardinalbischof Humbert alsAutor hin, der die Papstwahl zunächst dem Gremium der Kar-dinalbischöfe anvertraute." Gregor VII. hat dann diesen Ge-danken der Lehensnahme vom hI. Petrus in ausgedehnten Zü-gen weitergeführt,"

Auch der Typus des sogenannten Gregorianischen' Leg a-ten hat sich schon «fast zwei Jahrzehnte vor dem Pontifikat»des grossen Papstes herausgebildet. Er «kann nicht als derSchöpfer des neuen Typus angesehen werden ».s. ,

Das ist also die Zeit, in der Humbert der einflussreichsteMann der Kurie war. Damals, im Februar des J. 1056 setzteder, Legat Hildebrand zu Chalon sur Saöne auf dem Konzilgleich 6 Bischöfe ex apostolicae sedis auetoritote ab." Wer wirdda nicht an die Gesandtschaft Humberts, des Erzbischofs Pe-trus von Amalfi und Friedrichs von Lothringen (Stephans IX.)erinnert, die am 16. Juli 1054 sogar ohne Synode den Patriar-chen Michael Kerullarios in seiner. eigenen Patriarchalkirchefeierlich bannten}. Die Legaten vollzogen ipso facto eineDrohung Papst Leos IX., .«mit der Autorität der hI. undunteilbaren Dreieinigkeit und des apostolichen Stuhle,cuiuslegatione fungimur ».86 Nur ein Unterschied besteht in Hin-sicht auf das Legatenwesen zwischen Humbert und GregorVII. Der Kardinal hat, das Metropolitansystern geachtet undes sogar zur Grundlage der Papstwahl gemacht" bei der dieKardinalbischöfe als « Quasimetropoliten » amten." Die Le-gaten zu Humberts Zeit kommen und gehen. Gregor dagegensetzt ständige Legaten ein, auch einfache Bischöfe über dieMetrcpoliten, und schafft damit da und dort die Metropolitan-rechte geradezu ab." So ist Hildebrand über Humbert .praktisch hinausgeschritten.,

82 MICHEL, papstwahl, 78·82.83 WiiHR, 52·62 (Hierokratismus). .U So Th, SCHIEFFER, Die päpstlichen Legaten in Frankreich (870'IIJo), Berlin

1935. 237· . " ..86 Die Quellen zur Synode bei ScHIEFFER, S. 55.86 Bannschrift. WILL,.,154a... .81 Oben, A. 18. ,BS Zum Legatenwesen Gregors VII. mit dem permanenten Rechte der Bischofs-

absetzung vgl. HOFMANN, 89-97, 107 f., bes. 94 f.: FLICHE, 11 (1926), 210'227: O.MEYER, Reims und Rom unter Gregor 1'11., in Zeitsehr. Sav. l- Rechtsg., 59, ;1939, 'Kan, Abt., 28. 418·452. Bernold von Konstanz half eifrig «jene Brücke, die bisherder Metropolit zwischen Papst und Bischof gebildet, niederbrechen ,. während c sl~~

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74 A. MICHEL

• Es leuchtet ein, dass ein so extremer Papalist, ein so hef-tiger Geist wie Kardinal Humbert sich nicht 'Zum Mittlerbei..der Uni 0 n s pol i t ik mit dem Osten eignete. Um( eineUnion' handelte es sich 1053-54, weil die Ost-und Westkircheschon seit Jahrzehnten, wohl seit Sergius 11., wie von selbstauseinandergefallen war." Der Patriarch Michael Kerullarioswar .schon erbittert, weil ihn die Legaten bei der Vorstellungnicht mit der Proskynese begrüssten, die selbst der Kaiser desöfteren im Jahre dem Patriarchen erzeigte." Sie hätten auch

".. nicht, sagt ervhinter den Metropoliten Platz nehmen wollen,wie es ihnen nach ihrem priesterlichen Range gebührte, son-dern diese Zumutung als eine Beleidigung zurückgewiesen."Vor allem aber empörte den Patriarchen ihre Erklärung, sieseien « nicht gekommen sich belehren zu lassen oder zu dispu-tieren, sondern vielmehr um zu lehren und ihnen, den Grie-chen, ihre Dogmen aufzureden ».42 Weim man den Patriarchenreden hört,« diktierten sie auch Reden voll Hochnäsigkeit undFrechheit 'gegen den orthodoxen Glauben, dass bei ihnen, den ~Griechen, das Orthodoxe verderbt sei »." Die Legaten hättensogar noch erklärt, dass sie noch mehr gegen den orthodoxenGlauben zu sagen hätten, als in der (ohnehin schon masslosen)ßannschrift geschrieben sei »." Aber der Patriarch gab auchseinerseits dem Kardinal an Heftigkeit in nichts nach, wie,seine Kampfreden beweisen, die Humbert ein gut Teil entlas-ten.": So ist der Versuch, den römischen Primat im Osten

, die Zeitgenossen... energisch gegen die Übergriffe des Papstes verteidigen». So OnoGREULlCH, Die kirchenpolitische Stellung Bemolds von Konstanz;, in Hist; [ahrb .•1935, S. 21. .

89 Die These, dass die Kirchen schon vor Michael Kerullarios getrennt waren,habe ich zuerst im Hist; [ahrb .• 42, 1922, 1-11, begründet. Sie hat sich durchgesetzt.Vg!. Em. HERMANN, Le cause storiche della separazione delta Chieta Greca secondole piu recenti ricerche (Roma 1940) (La Scuola Catt., 12-'14); M. JUGIB, Le schismebyzantin, Paris 1941. 170. 221_

'0 Epist, spec. ad Petr, AlItioch., c. 6 (WILL, 177.). ~. '1 1. c., 17711' Der unwissende Patriarch glaubt, es sei von jeher (oQxij{}ev)

be, Synoden nach den priesterlichen Graden gegangen. während doch die römischenLegaten. auch wenn sie nur Priester waren. immer an erster Stelle sassen.

42 1. C., c. 15. (183..). MICHE~ Humbert, I, 84 A. 4..8 CERlIL., Enc:ycl.• c. 3 (WILL, 185..)'. . '." Semeioma, WILL, 165....• ., ~ICHBL, Humbert; n. 41-281. Dazu: Die Echtheit der Panoplia des. Michael

Kerullarios, in Oriens christ., .36. 1941. 168-204; F. DöLGER, in der Byz: Zeitschr ..41, 1941, 242; K. HEILIG, in Deutsches Archiv. 6. 1943. 569. Zum Gegensatz derCharaktere vgl. MICHEL, Humbert. 11, 202-206. Humbert schneidet doch besser ab.

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DIE FOLGENSCHWEREN IDEEN DES KARO. HUMBERT 75

wieder zur, Geltung zubringen, gescheitert, obwohl dabeiHumbert mit grösster Aufopferung auch gleich mit zehn grös-seren oder kleineren Schriften hervortrat." Auf dieser Ausein-anderset.zung mit den Griechen beruht ein gutes Stück .desDictatus papae Gregors VII." .

Damals musste sich Humbert schon mit der S a k r a-men ten the 0 log i e befassen. Er _hat sich hier unzwei-felhaft .Lorbeeren geholt, aber auch viel Wirrnis angerichtet.Lassen wir seine teils geistreichen, teils boshaften symbolischen .Deutungen der lateinischen und der griechischen Opfermate-rie, der Azymen und der Enzymen, bei Seite. Wichtig ist aberseine ausdrückliche und wiederholte, «ehrfürchtige» Aner-kennung des «Herrenleibes auch im Sauerbrot ».'8 währendgriechische Fanatiker selbst konsekrierte Azymen zerstampf-ten." Das Opfer sieht 'er wesentlich in der [ractio, die er im-

, mer wieder betont." Aber als das Wichtigste folgte aus dem, wasscheinbar am Rande gesagt ist, dass die pneumatozentrische Be..trachtung der hI. Eucharistie der c h r ist 0 zen tri s ehe nweichen musste. Die damalige westliche Eucharistielehre hatteähnlich wie die östliche wenigstens für den Genuss des Sakra-mentes den hl.: Geist als heilswirkenden Faktor dazwischen-geschoben, weil er den Herrenleib erst mit Gnaden für den.Empfänger erfülle (pneumatozentrisch). Das war also einespiritualistisch-dynamische Ergänzung;. oder wenn man will,Abschwächung des Realismus in der Eucharistie, wie sie auchIsidor von Sevilla vertritt." In diesem Sinne hatte auch Leonvon Achrida 112 in seinem wüsten .Angriff .auf die Azymen

, ~ I :

46 MICHEL,Humbert, 1. 81.47 Darüber ausführlich Hon(ANN.' Dictatus papae, und meine Besprechung

Hofmanns in der Byz. Zeitschr., 37. 1937. 438 f. '. '8 .HUMB~R!, Di~lag., c. 29 (WILL, l06b,.): Salva ergo, ut dignum est, reverentiacorporIS dominI et '~ fermentato et in atymo. Weitere Belege in Byz, Zeitsehr.,36. 1936. 118 f. In d~esem Punkte ist die hier einschlägige Schrift zu berückslgtigen:J. R. ~EISELMANN,.Dle Abendm~hlslehre an der Wende der christl, Spätantike zumFrühmIttelalter. Isidor von Sevilla und das Sakrament der Eucharistie, München1933, 52 A. 71. 54 f., 70. Auch lind die Azymen sicher weit älter als das 8. Jahr-hundert wohl schon fnihchristlich. Vg\. MICHEL, Humbert, 11.112-122, und die zitierteRecension in der Byz; Zeitsehr., 36.

49 MICHEL, Humberi, 11. 142 f.so Dial., c. 31 (WILL, 108a,,): sola mors Christi in [ractlone eius et in usu

annuntiatur. .G1 GEISELMANN, 249.62 WILL, 57. Dial., c. 31 (WILL, 108a,I)' GEISELMANN, 76.

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76 A. MICHEL

erklärt, dass sie «nicht teilhaft seien des Vaters und des Sohnesund des hl, Geistes ». Nun erklärt Humbert dem Bulgaren,

, dass die Eucharistie bloss der einzigartige Leib (singularecorpus) des menschgewordenen Sohnes sei und die hI. Trini-tät (I) keinen anderen Anteil an dem Sakramente habe als dieVergegenwärtigung (consecratio,nur Prinzip der reptaesen-tatio) auf Grund der [idells invocatio totius Trinitatis." « Damitwar dieantike (griechische) Bestimmung des Sakramentsinhal-tes endgültig überwunden ».ft. Die ganze westliche Theologieerhielt 'von dieser relativ neuen, rein' christozentrischenGrundlage aus, die den Vater und Geist bei der unmittelbarenHeilswirkung ausscheidet und selbst schon die Ganzheit (To-talität) Christi im kleinsten Teile jeder Spezies nahelegt,"einen gewaltigen Auftrieb. «Die Einschränkung derWirkungdes hl, Geistes auf die Vergegenwärtigung von Herrenleib undHerrenblut schlechthin war erst das Werk Humberts, der da-mit die isidorische Sakramentsidee in der abendländischenTheologie überwindet ».a8 Ebenso christozentrisch ist auch dasumfangreiche, fast gleichzeitige Fragment des Kanzlers Frie-drich von Lothringen, des Mitlegaten Humberts, das Geisel-

, mann mit mir diesem späteren Papste Stephan IX. zuweist.".Da Humberts Polemik einen ungeahnten Nachhall in Dut-zenden von Schriften findet," führt sie die entscheidende Wen-de in der damaligen westlichen Eucharistielehre herbei. DieKonsequenzen für den eucharistischen Kult, der in den ver-schiedensten Formen erblühte, wurden unabsehbar.' Wohlwurde dem Corpus Christi schon in den ältesten Zeiten desChristentums beim Empfange tiefste Verehrung dargebr~cht.

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~8 Dial., c. 31 (WILL, 108a,.):twlite... aUq·uodparticipium .•, praeter solam 'con Sec rat i 0 11 e m concedere sanctae et impassibiii trinitatl, quia mOTS IOUUShumanitatis filii 'del in illo sacramenta visibili (recoUtur) (WILL, l08a,,). GEI'SELMANN, 249.

66 GI!ISELMANN. 76.35 HUMBERT, Adv. Nieetam, c. 23 (WILL, 144b..): flec dubltandum. in quan.

iulacumque portione eius fideles manducare sibi- tot a m vitam, id est Christum,in!ideles autem mortem.i, utpote qui rei [uerint corporis. et sanguinis domini.GEJSBLMANN, 79 f.

66 GEISELMANN, 250. I !5' Oben. A. 1. GEISBLMANN, 54 f.• 77. 78 A. 6.

, '38 Zur weit· verzweigten Benützung der Humbertschriften c. Graecos vg!. A.• MICHEL, Ama/!; und Jerusalem im griech, Kirellenstreit (1051'90). (Orient. ehrist.anat., '121). Rom 1939. Exkurs. 48'52: GEISELMANN, 58 ff.; dazu By". Zeitsehr .• 36.1936. 117 f.

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DlE FOLGENSCHWEREN IDEEN DES KARD. HUMBERT 77./

Aber nun erst, «im 11. Jahrhundert,nahm die Anbetung(ausserhalbder Kommunion) allmählich ihren Anfang undsteigerte sich durch die Einführung der Elevation (vor derKommunion), des Sakramentsfestes und seiner Prozession im-mer mehr ».611

Das Auftreten Humberts im 2. Ab end m a hIs s t rei-t e gegen die symbolhafte Deutung der Eucharistie ist be-kannt." Wohl auf Andringen seines vertrauten Freundes liessLeo IX. im Frühjahr 1050 auf der römischen Synode den BriefBerengars von Tours an Lanfranc verlesen, die Lehre desabwesenden und ungeladenen Schreibers verurteilen, und die-sen selbst ohne Verhör exkommunizieren. Im September 1050wurde auf der Synode von Vercelli die Lehre des Scotus Eriu-gena, also auch Berengars,' nochmals verurteilt," Aufder La- ,teransynode vom April 1059,die auch das von Humbert abge-fasste Papstwahldekret publizierte, legte der Kardinaldemnun erschienenen Scholasticus ein .Glaubensbekenntnis zurBeschwörung vor, das als stark realistisch, fast kapharnaitischempfunden wird." Humbert glaubte ja auch wirklich wie seinFreund, der Kanzler Friedrich von Lothringen, dass bei, der[ractio der Leib Christi selbst gebrochen werde, nicht dieGestalten." Vor sichhatte der Kardinal eine Formel des Au-gustinus, die an' Fronleichnam im Brevier gelesen wird. dassdem Unwürdigen der Leib des Herrn nichts nütze, licet pr e -m a t den t i bus sacramentum corporis et sanguinis Christi.Sacramentum, das auch die Accidentien umfasst, genügt <,

Humbert bewusst nicht. Berengar muss bekennen: licet car-'naliter et uisibiliter p rem a t den t i bus carnem et san-

311So Peter BROWl, Die Yerehrung. der Eucharistie ,im Mittelalter, München 1933.J1ortuort, , -

60 Zu Berengar vgl. A. _J. MACOONALD, Berengar and the Sacramental Doctrine,London-New York 1930; Diet, theol. cath., 11. 722-744: C\PPUYNS, in Diet. d'hist.et geogr. eccl, ~. 1935. 385-407i GEISELMANN, in Lex. f. Theol. u. Kirche. 11. 1931.179 f. Zur Schrift Bernolds Von Konstanz gegen Bereugar vgl. deren teilweise Editiondurch GEISELMANN (München 1936) und ihre rollständige durch H. WEISWEIUIR.1937 (Deutsches Archiv, 1938. 235 f.). Ferner Gerh. LwNER. Theologie und Politikvor dem Inuestiturstreit, Baden b. Wien 1936. 14,41. .'

61 MACDONALD, 80-98. 'ea MIGNB, lSO. 411 A (Lanfrane); MANSI. 19. 900. .63 I. e.: sensuallter non $olum in sacramenta, sed in writatlJ frangl (corpus do-

mim). Genau denselben Sakramentsrealismus spricht Humberts Freund. der KanzlerFriedrich von Lothringen. gegen den «Symbolismus» derer um Kerullarios aus.Accusatio. 9. 4 (So 169). GEISBLMANN. Abendmahlslehre, 78 A: 6; oben. A. 57.

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78 . A. MICHEL

guinem Christi. Das ist abgezielter strengster Realismus. DieKritik darf aber nie übersehen, dass der Kardinal es mit einemGegner zu tun hatte, der glatt wie ein Aal sich stets mit sym- .bolischen Ausdeutungen und Umdeutungen ~us dem Netzewand.

Die Forschurig ist indes weite~ fortgeschritten. Bisherwurde Hildebrand als ein stiller Parteigänger des -Häretikers .. betrachtet, der sich auf der Synode von 1059 nur :vor dem .Zorne Humberts zurückgehalten habe. Ein Brief, der 'an Hil-debrand gerichtet sein soll, wirft ihm· Furchtsamkeit undschmähliche Verheimlichung seines wirklichen (Berengar ge-neigten) Standpunktes vor, um ihn für den Schutz des. Scho-,lasticus auf der römischeri Synode aufzurufen. Der Brief kannaber frühestens 1080 verfasst sein, als bei Gregor. VII: nichtsmehrzu verderben war." Die vier Briefe Alexanders 11., denja Hildebrand beriet; in denen der Papst Berengar als [ra-ter nosier bezeichnet und ihnals «verfolgt um der Gerech-tigkeit willen» selig preist, sind eine Fälschung und deshalbfür Berengar, nicht aber für Hildebrand belastend. Ebenso istda~ angebliche Schreiben Gregors VII. eine Fälschung, das Be-rengar, .« den Sohn der römischen Kirche» schützt und alle

, mit dem Anathem belegt, nie ihm übles antun oder ihn Ketzernennen würden." In '\Virklichkeit hat Berengar, der seinen:'Irrtum vor dem Konzil .bekannte, Verzeihung erbeten .underhalten," « Soweit wir Hildebrands-Gregors Verhalten gegenBerengar erkennen können, war es von Anfang bis Ende, durch2~ Jahre hindurch; völlig einheitlich ». Im günstigsten Fallehat er ihn stets zum' Schweigen verpflichtet." «Niemals hat.er der Berengarschen Lehre irgend etwas nachgegeben. Woer Stellung nahm, fiel sie dagegen aus. Abet er war konsequentbemüht, eine Verknüpfung des Lehrstreites mit lokalen Ce-gensätzen. staatlichen wie kirchlichen, zu unterbinden. Dar-aus folgte mehrfach eine scheinbareMilde, die nicht ineige-ner Glaubensunsicherheit, sondern in kirchlicher Diploma-

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. ., Den Nachweis der Fälschungen verdanken wir der vorzüglichen Studie vonC. ERDMANN, Greg01" Yll. und Berengar von Tours, in Quellen u, Forsch. aus italie-nischen Archiven u. Bibliotheken, 1928. 48-74. hier S. 58.~u ERDMANN, 50. ., '-ee 1. C., 50. 49 A. 6." 1. e.• 74.

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DIE l!'OLGENSCHWEREN IDEEN DES KARD. IiUMBERT 79

tie ihren Grund hatte ».68 So dürfen wir auch in einer ande-ren dogmatischen Frage, die die Gemüter tief aufwühlte, nichtim voraus einen Gegensatz zwischen Humbert und Hildebrandvermuten. Sie betrifft die Gültigkeit oder Nichtigkeit der so'weit verbreiteten simonistischen \Veihen. ,

Den ersten Vorstoss gegen die Gültigkeit der;s i mon i.s t i s c hen W e i hen soll um das Jahr 1030 der bekannteMusiker Guido von Arezzo gemacht haben. Aus untrüglichensprachlichen und sachlichen Kriterien ergibt sich aber, dassder angebliche Brief aus der Feder Humberts geflossen ist,wohl um das .T. 1054-55gegen Heinrich den 1., «den Verder-ber Frankreichs x gerichtet." Wenn das Werk sehr häufig un-ter, dem Namen eines Papstes Paschasius segelt,erklärt sichdas leicht aus dem Bestreben, ihm eine grössere Autorität oderwenigstens ein' höheres Alter unterzuschieben. Wurde dochbald 'darauf einem verbreiteten' Traktat gegen, die schärfereCölibatsgesetzgebung die Flagge des hI. Ulrich aufgesteckt."Bei den Scholastikern erscheinen dann noch häufiger Schrif-ten unter falschemNamen, ohne dass jeweils überhaupt einGrund hiefür ersichtlich wäre." "',

Mit dem steigenden Einfluss Humberts, der also als Au-tor gesichert ist, wurde das Problem der Sirrionisten-Weihen

88 1. e., 74. . '6' Der Brief steht MG •• Libelll de lite, I. 1·11. Vgl. oben. A. 1 (Reordinationens,In der zeitgenössischen Literatur geht die Epistel. wie Reord .• 25 A. 25. zeigt. fastausschliesslich unter dem Namen eines Papstes Pascaslus, Pascalis oder Paschalis.Die Vertreter der .GÜltigkeit der Simonisten-Weihen, die sieh an Augustlnus hielten.suchten den Rigoristen die päpstliche Autorität zu entwinden. indem sie denBrief dem Musiker Wido aus unbekannten Gründen zuwiesen. So sagt (eine neue Stel-le) a. 1076 Bernhard bei BfRNOLD. De sacr.excomm. (MG., Libelli de lite, II. 92..).

, illu1 script~m music; JV i don is, quod sub nomirnt P a Ich a I i I pa/J(le hono:rastis, non an tantum attendere debemus (1084-1088). Damit dürfte sich das Beden-ken von Hans- WaIter Kuwl'rz [Zeitschr, Sav. f. Rechtsgesch., 61. Kan, Abt.,. 30. 1941.424) beheben. . ,

70 Diese älteste Kampfschrift der Antigregorianer (MG., Libelli de lite, I. 254-260) findet sich mit starken Abweichungen auch im Laurent. Plut. 19. 29. fol. 231h,235a. Gegen A. FUCHB, in Revue des sciences relig., 2. 1922. 127 ff .• und Lare/Of'me gfig., Ill. 1937. 1-21. der die Schrift Ulrich von Imola zuweist. wendetsich mit guten Gründen C iERDMANN, Studien zur Brie/literatur Deutschlands im 11.]ahrh •• Leipzig 1938. 246. Der alten Ansicht hängt auch A. FAusER an. Die Publl-zistilc des Inuestltusstreites, Würzburg 1935. 90. .

n M. GRABMANN. Gesch, der kath, Theologie, Freiburg 1933. 288. Vgl. A. LAND'GRAF, Ruga von St. Jliktor, in Lex. f. Theol. u. Kirche. V. 185. und Theol. Revue,1941. lli2. ,.,' . . .' .: , .

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80 A. MICHEL

~immer quälender." Es ist aber Berengar, der nun als Fälscherentlarvt ist, nicht zu glauben, dass der von ihm vielfach be-schimpfte Leo IX. unter dem Einfluss derer in Rom fortwäh-rend « reordinierte » und zwischenhinein doch wieder dierömische Synode von 1049 um Verzeihung gebeten hätte."!Der Papst stand zu sehr unter dem Einfluss Humberts, derenergisch eine: Handauflegung als (Wieder-) Weihe forderte."

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72 Zur Literatur vgl. L. SALTET,Reord., Paris 1907. 182 ff.; E. HIRSCH~DieAuffassung der simonist. u. schismat, Weihen, in Arch. f. Kirchenrecht, 137. 1907.49-~2i Al. SCHEBLER,Reord., Kan. Studien: Sammi. Königer, Bonn 1936. mit reichem.aber einseitig bearbeitetem Material; F. PELSTER,Die röm. Synode von I060 u. dievon Simonisten gespendeten Weihen (Gregorianum, 1942. 66.-90). dem aber «leiderdas Buch Scheblers nicht zur Verfügung stand ». Ich selbst habe für die Reformzeit. die ganze Frage in Reord, (A. 1) eingehend behandelt und reichliehst mit Quellenbelegt. die ich hier nicht wieder zu zitieren brauche. Nee est necesse eadem nostoties repetere (Humbert). , .' / .

78 BIlRENGAR,De s. coena, ed.' Vischer, 40. kennt eine Reiheder von Leo IX.reordinierten Bischöfe. die er namentlich aufführt. Die ganze Aussage. 'auch von demUmfall des Papstes. erscheint PELSTER, 73 A. 19. glaubhaft. während ich denRückfall und den erneuten Umfall (levitas) auf Andringen derjenigen. nach deren.Rat er die Reordinationen vorgenommen' hatte. als eine Verleumdung betrachte.FLICHE, Ref·, 1 (1924). 133. A. 2. verwirft sicher zu Unrecht den ganzen Bericht.PETRUS DAMIANI. ,,4ct. MedlOl. (MIGNE,P. L.. 145. 93) erzählt wiederum. Leo habeeine ganze Anzahl (plerosque) Simonisten und «schlecht Promovierte» wie von neuem(tanquam noviteT) ordiniert. Die Angabe gerade in dieser Form erklärt sich wohla~s kons-:kratorisch~n Han~au.ne~ungen. die Leo erneut vornah~ [vgl. unten).' V~neinem Rückfall werss Damiani nlchts. HUMBERT.Ep. ad Eusebium (ed. Francke, mN_eues Arcb., 7. 1882. 6~3). verwirft es im ]: 1~.51. dass der Papst jemals «reordi-mert ». also etwas kanonisch Verbotenes. getan hatte. Aber man muss ihn recht ver.stehen.« Wenn nach einem Häretiker ein katholischer (Bischof) weiht. so ist das erstdie richtige und einzige Ordination (recta et una ordinatio) und. überhaupt nichtreordinatio s: (Lib. c. simon, I. 8. MG., Libelli de lite, I. 113). Es ist aber nicht zuglauben. dass .der Papst über eine erneute und wirklich konsekratorische Handaufle-gung hinausgegangen wäre. wie Humbert sie forderte. und etwa auch die ganzeäussere Form der Weihe erneuert hätte. Wenn FLICHE, 1. ·C •• einwendet. dass Leo IX.in den Lib. c. simon, als Reordinator nicht praesentiert werde. so ist zu sagen. dassdie Libri nur schweres kanonisches Material unabweisbarer Art (vgl. oben. A. 16)vorführen.

H Humbert verlangt nach einer häretischen Weihe eine wirkliche konsekrato-rische H and auf leg u n g ( m a " us, imp 0 sit i 0 ) als« einzige' undrichtige Ordination It. Nach dem can. 221. der Sentenzen (S. 58;ANSELM, 9. 28)empfängt man vom Häretiker nur eine leere «Form ». nicht aber die «heiligendeKraft (foTmam sine 'tlnctificationis virtute) ». Erst durch die HandaufJegung eineskatholischen Bischofs wird die Gnade des Sakramentes gegeben. In diesem Sinnewird der Kanon der Sentenzen, der ursprünglich auf die Taufe geht. in den Libric. simon. immer wieder gegen die Häretiker-Weihe ausgeschlachtet. Die zahlreichenanalogen Stellen lind gesammelt bei MICHEL, Sent., S. 68. n. 24. Vgl. ScHEBLER,229'231. ,

Dass Leo I X. nur durch H and auf 1 e g u D g reordinierte. legt dierömische Synode Alexanders Il. vom J. 1063 nahe. E. soll dabei bleiben. ,icut asane.to papa Leone et a sanctae memoTiae papa Nicolao pr im u m(als c. I?) statutumest: «Kein Erbarmen mit den Simonisten ». Darnach wird die Synode von 1060

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DIE FOLGENSCHWEREN IDEEN DES KARD. HUMBERT 81In seinen inhaltsschweren Libri c. simoniacos aus den Jahren1054-56 (1. -Buch] und 'dann wieder 1058 (2.- und 3. Buch) 15

verficht der Kardinalbischof, von den Cyprianischen Theorienausgehend, mit schwerstem patristischem Material die These,dass die Simonisten -den hl, Geist nicht geben können, 'weil :sie ihn nicht haben. So konnte die römische Synode von 1060sich der Wucht seines Angriffes nicht entziehen. Sie verwarfdie schlimmere Sorte der Simonisten völlig,ordnete aber fürdie harmlosen, ' die umsonst von einem Simonisten geweihtwurden, eine neue Handauflegung (manus impositio) an. Die-se Handauflegung ist sicher im Sinne Humberts, 'der den.Text verfasste," als sakramentalkonsekratorish, also im Sinneeiner jetzt erst richtigen Erstweihe zu verstehen. Petrus Da-miani erkennt mit schwerem Herzen die Entscheidung an,erhofft Revision (enucleatius) und überarbeitet nun starkseinen Liber gratissimus." darf aber, auf Augustinus fussend,die Gültigkeit der Simonistenweihen weiter vertreten. Darausergibt sich der tutioristische Charakter der konziliaren Ver-fügung, die unter allen Umständen die Gültigkeit derSakramente sicher stellen wollte.." Kardinal Humbert hat-

in 3 Kapiteln wörtlich 'angeführt. also jene Synode, deren EinfiihrungsbuIJe dieHandauflegung vorschreibt (HARDUIN, VI. 1. 1137-39). Leo IX. und Nikolaus n.werden also auf dieselbe Linie festgelegt. Die Handauflegung lässt sich also auch.,für Leo IX. erwarten. PELSTBR. 79 f.; 70. will aber die Stelle Alexanders ausDAMJANI. Liber gratissimus. c. 37 (MG., Libelli de lite, 1. 70. ... ) erklären. Hiernachhätte Leo auf einer Synode (wohl 1049) alle Ordinationen der Simonisten alsnichtig erklärt. Darauf sei ein grosser Tumult ausgebrochen und nach vielem Hinund Her sei man auf eine Bestimmung K 1e men s I I. zurückgekommen, dienur 40 Tage Busse verordnete. Dassdieser Kompromiss bei Alexander aber nichtgemeint sein kann. ergibt sich daraus. dass auch Leo damals eine Busse von 40Tagen verlangt hätte. die aber bel Nikolaus 11. und Alexander 11. fehlt. Auchfehlt im ~ompromiss. wie Pelster selbst ausführt. die verschärfende Bestimmung.nach der ID Zuku~ft alle wissentlich von Simonisten Geweihten abgesetzt wurden.Vor allem aber, heisst es hier. dass das c erbarmungslose ~ Statut zuerst von Leo IX.getroffen worden sei. während bei Damiani Leo und jene SYnode bereits. einernStatut Klemens 11. gefolgt wären. Diesen hätte dann die Synode Alexanders dochvor Leo und Nikolaus nennen müssen. Leo IX. wird also durchaus Nikolaus 11.gleichgestellt und deshalb ist auch bei ihm die Handauflegung zu vermuten. DieVorschriflen drangen aber nicht immer auf den ersten Hieb durch.

fG MICHEL, Papstwahl,'57 f. _ '78 Der Diktatnachweis in Papstwahl, 16 f. PeIster kommt erst 'nach 11 Seiten auf

die Handauflegung zu sprechen. Die Praxis der römischen Kirche war immer nochnicht einheitlich. Das wollte die Syoode von 1060 aber erreichen.

TT M. MANlnus, Gesch, der lat. Literatur des Mittelalters, Ill. München1931. 22 f. .

f8 Darum geschieht auch der Subdiakone keine Erwähnung. die keine Sakra-mente zu spenden hatten. Die bedingte Spendung der Sakramente war damals wohl

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le :also unzweifelhaft die _Mehrheit der Synode aut seinerSeite. ;

Man darf sich nicht wundern, wenn bei der Schwierigkeitder Materie und bei demWiderstand 'der zahllosen Betroffe-nen die Frage dogmatisch offen gelassen wurde. Auch das Tri- ,dentinum hat die Entscheidung von Problemen zurückgestellt,bei denen' es aufzufliegen drohte, oder wie bei der Frage derImmaculata Conceptio zu sehr gehemmt worden wäre.

Alexander n. erneuerte wörtlich die Bestimmungen derSynodevon 1060, also wohl die Praxis der Handauflegung.79Ihm gelten die simonistischen Ordinationen als omnino irri-tae et uacuae, also dreifach ausgehöhlt. Vorgregorianische Kar-dinäle" sprechen von ihrer- völligen Nichtigkeit. Gregor VII.blieb bei der Entscheidung des Konzils und ausdrücklich beider Handau£legung stehen, die er aus der Einführungsbullesogar in das Dekret selbst einsetzte. Sein Legat Amatus schütte-, te das von einem Simonisten konsekrierte Chrisma aus, weil esbesser passe für die Salbung von Eseln als von Christen. Der be-deutendste Kanonist des Papstes, Deusdedit, der sich bei Gre-gor selbst als einer seiner engsten Freunde über jene Synodeunterrichten konnte, benützt schärfste Humbert-Texte und-hält unzweifelhaft die verfügte Handauflegung für konsekra-torisch, weil in der \simoniStischenWeihe «nichts von hI. Be-stellung sei ». Boriizo hört von «Reordinatlonen » (reordina-tos et reordinasse), die mit der «Autorität der römischen Kir-ehe» geschehen sind." Bruno von Segni, der ebenfalls ganzauf Humberts. Texten ruht," fordertfolgerichtig die Handauf-

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noch unbekannt. Wir stehen auch im Frühmittelalter. indem Damiani unter sei-nen 12 Sakramente noch nicht einmal unsere heutigen alle einbegreift.

78 Zur Synode von .1063 vgl,' vorher. A. 74. Der ganze Text der S'ynode .stammtnoch aus der Feder Humberts, der im J. 1061 schon gestorben war. Er beginnt mit

. dem Initium der Synodica generalis Vigilantia von 1059, die als Humbertischnachgewiesen ist (MICHEL,' Papstwahl, 13-15). dann folgen 3 Kapitel vom Syno-dalerlass 1060 (ibid •• 16-19), darauf kommen die Kapitel 3-12 der Synodica ge-neralis mit der Umstellung c. 7 nach 6. HARDUIN, Konz, VI, 1. 1137-39, entsprichtMG., Constitutiones, I (1893). 547. 550, 547. PElSTER, 61, konnte aus Cod. Vatic.lat. 3809 saec, XI mehrere Varianten zum Simonieerlass .1060 mitteilen. '

80 Die Namep dieser schismatischen Kardinäle bei P. KEHR, Zur Gesch. Wi·berts van Ravenna, in Sitz. preuss. Akad. Wiss., 1921. 977. ,

81 De vita christ., I. 44, ed. Perels,8J B. GIGAlSKI, Bruno von Segni, Münster 1898, 199 fl" rechnet ihn zu den

Vertretern der, Reordination. PElSTER, 85 'A. 51; gibt zu. dass Bruno die neueHandauflegung als «Wiederholung der Handauflegung bei der Weihe ... ansieht ».deutet sie aber um. Vg!. ScHEBlER, 259-264.

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legung als konsekratorisch. Die Vertreter der rigorosen Rich-. tung hatten bei Giegor entschieden grösseren Einfluss. DieSynode. von 1060 hat also doktrinelf wohl nichts entschieden,hat sich aber praktisch nach den Prinzipien Humberts gerich-tet, der nicht « konfus », sondern Cyprianisch denkt.

Um die Wende des 11.-12. Jahrhunderts findet sich dieerneute Handauflegung bei Kanonisten und Konzilien als Re-gel bezeugt, wird aber in der Folge re k 0 n z i 1i a tor is c him Sinn der Kirchenbusse umgedeutet. Diesen Sinn' hätte sienach F. Pelster von Anfang an gehabt. Humbert sei auf jenerSynode« unterlegen ».&8 Leider macht der Gelehrte keinen Ver-such, die wegwerfende Haltung der bedeutendsten Gregorianer .zu erklären. Er nennt sie lieber überhaupt nicht. Selbst Damia-ni schwächt nach dem Konzil von 1060 stark ab und will auchseinerseits die in Zukunft erteilten Simonisten-Weihen ver.abscheuen. Eine Handauflegung über Kleriker im Sinne derKirchenbusse hätte er sich nicht denken können. Augustinus,den er zu gut kannte, sah ja darin eine iniuria sacramenti,eine Beleidigung der ersten konsekratorischen Handauflegung.Deshalb schweigt sich der Eremit von Fonte Avellana überdie synodal bestimmte Handauflegung völlig aus. Auch mitder Handauflegung, die das Konzil von Nicäa für die nova-tianischen Kleriker verordnete; weiss er nichts anzufangen.Er deutet sie in Analogie zur Firmung und lässt sie bei' der

. Erwähnung des Kanons zweimal unter den. Tisch fallen. Kei-ne Rede bei ihm von Rekonziliations-oder Konversionsritus. 8'

Nachdrücklich verwerfen die Sentenzen des Kardinals Hum-.bert, dieses erste und weit verbreitete Rechtsbuch der päpstli-chen Reform, mit einem langen Kanon Isidors von Sevilla denIrrtum, dass gefallene Priester nicht mehr dienen können,

83 PELSTER, 77. mit starken Ausfällen gegen Humbert, der von unserer heutigenTheologie ~us b~~rt~ilt wird. P. P.eIsters anerkannte Stärke ·liegt bei der Scho-lastik und Im Spätmittelalter. Dass In der erneuten Handauflegung auch eine De-mütigung lag. sagt Humbert selbst mit (lern Ausdruck unica purgatio (Lib. c. si-mon. 1.8)_ '

84 MICHEL, Reord., 47 f. Wenn PELSTER; 81 A. 39. auf eine Handauflegungbeim K.o n ver s ion s - Ritus hinweist. die nicht von der poenitentia. publica,sondern einer poenitentia humilior begleitet war (Diet. theol., 14. 1398-1408).so frägt es sich, ob die damaligen Reformer solche rein lokale I Bräuche (Diet.archeol., VII, 1.· 405), solche Sonderbräuche in. die ·römische Praxis aufnehmenwollten. Wie die Sentenzen beweisen. die nur römisches Recht gelten lassen wollen.war das römische Selbstbewusstsein erwacht.

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auch wenn sie würdige Busse getan haben. Aber die Senten-zen kennen unter Ausschluss der schweren Fälle bei leichte-ren Vergehen' nur Suspension und private Bussleistungen, 85

Wann und woher ~die rekonziliatorische Deutung 'der, Hand-auflegung aufgekommen ist, gehört nicht hieher. Damiani,Humbert und den Gregorianern ist sie fremd, also keinesfallsursprünglich. Die übersättigung mit dem Streit und die Ver-lagerung des Kampfes auf die Frage «Imperium oder Sacer-dotium» mochte das Eindringeneines so unkanonischen Ge-dankens erleichtern." Wenn Fr. Pelster eitle dritte" Deutungder Handauflegung als «Ergänzung» der Simonisten-Weihe·versucht," so scheint mir auch diese' Interpretation bei derzeitgenössischen Auseinandersetzung keine Wurzel zu haben.

Den lautesten, aber' auch oft grollenden Widerhall in·der Geschichte fand Humberts Wirksamkeit auf k ir c hen-und s t a a t s pol i t i s c h e ID Gebiet." Indem er die Supe-riorität der Kirche über den Staat. verficht, will er eine neue,wahre Ordnung aufstellen, die das germanische Eigenkirchen-wesen hinwegfegt. ' " . ."

Kirche und Staat verhalten sich bei ihm wie Seele' und .Leib, wie Haupt und Glieder, wie Sonne und Mond." Beson-dere Ehrfurcht gebührt, wie er 'nach einer alten Vorlage dembyzantinischen Kaiser vor Augen führt, dem römischen Stuhle,dessen ganz besondere Höhenstellung Christus selbst gewolltund der nachfolgende Konsens der gesamten Kirche allezeit.gefeierthabe." Die heiden Kaiser des Ostens und des Westens

85 Sent., can. 199,202 (5. 41 f., 52 f.). "88 Damit dürften auch die Bedenken sich erledigen, die der um die scholastische

Sakramentstheologie verdiente H. WEISWEILER, e Noch» gegen den Tutiorismus,in Scholastik, 26, 1941, 12,2,geäussert hat. Warum sollte sich nicht eine Auffassungverlagern können, wie wir es in der Sakramentslehre Humberts sahen. noch dazubei der necessitas temporis? "

8T PELSTJl"Jt. S. 84: letzte Vollendung: 8S A. 51:' notwendige Ergänzung und·Vervollständigung des Weiheritus; 86 A. H:, irgendwie konsekratorisch; 81: höch-stens als Ergänzung der ursprünglichen '\yeihe. - Wie soll aber eine Bischofeweiheergänzt werden?

88 Vgl. Al. DEMPF, Sacrum Imperium, Geschiehts-und Staatsphilosophie des,Mittelalters, München 1929, 170 ff. (Einheit und Freiheit der Kirche), 118 f.(Humbert) (unbefangene Wilrdigung): Gerh, l.ADNER. a. a. 0., 42-88 (Kirc.henreformund Kirchenrecht); Elie VOOSEN, Papaute et Pouuoir civil ä l'cpoque de Gre·goire VII, Gembloux 1927.' '", 88 Lib. .c. simon., 3, 21 (MG., Libelll de lite, I, 225): Sentenun, S. 61. Zu den, bcidenluminaria in der ottonischenZeit vgl. !ScHRAMM, I. 124.

eo Senfenxtlrl>C. 228 (S., 68, 70, n. 27); ebenso ad imp. Const. (WILL, 86a..)•

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DIE FOLGENSCHWEREN IDEEN DES' 'KARD. HUMBERT 85

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vergleicht der Kardinal mit den beiden Armen- des Papstes."Vonder gelasianischen Gewaltentheorie fallen bei der Zitie-

, rung wichtige Sätze unter den Tisch, so die unmittelbare Be-stellung des Herrschers durch Gott." Der Ostkaiser verdanktseine Stellung Konstantin, den Altrom und die römische Kir-che so hoch erhoben habe," eine im weiteren Text offensicht-liche Anlehnung an die Ordination des Westkaisers durch.den Papst. Es ist Sache der Könige den Geistlichen zu folgen,wie es den Laien zukommt,den Königen nachzugehen. Nur.so gedeihen Kirche und Vaterland.w Die innerlich hohle welt-

- liehe' Gewalt erhält ein ganz anderes Gewicht; wenn sie Got-tes Stimme hört und der Kirche zuwillen ist." Diese Willfäh-rigkeit gegen die Kirche findet ihre Krone in dem Schutz-recht und der Schutzpflicht. Die weltlichen Könige würdenals Schützer und Verteidiger der Kirchen Gottes bezeichnet,ein Amt, das ihnen von oben übertragen sei. Als Diener Got-tes und seine Rächer trügen sie das Schwert zur Schau." Sieempfangen' das Schwert von den Priestern Christi,' deshalbwerden sit gesalbt, dass sie Kriegsdienste tun für die Verteidi-gung der Kirche Gottes." Herrscher wie Heinrich Ill., dieder Reform sich dienstbar machen, werden geradezu in denHimmel erhoben,« Versagen sich aber die Fürsten der Re-form,' dann rnussdas Volk aufgerufen werden, ein Gedanke,der zur, Revolutionierung der Massen in der GregorianischenReform führen musste.w, Ordnung muss herrschen, damit nicht alles umgekehrt ge-

. schieht (praepostero ordine) wie bisher.?". Darum fordert Hum-bert zuallererst freie Bischofswahl. Die Laieninvestitur ohne

81 Ad imp. cons«. (WILL. :S7b,.); MICHEL. Sent., 67 A. 4.9t Sent., c. 227.228 (S. 66). Lotte KNABB, Die gelasianische Z~eigewaltenlheorie

. bis zum Ende des Investiturstreits, Berlin 1936. 121 f.98 Ad imp. Const., 86a...H Lib. c. simon., 3. 21 (225..). ebenso 3. 9.e5 Ep. r ad Cerul., c .. 12 (WILL. 71 b). MICHEL, Sent., S. 25. 66 f..98 Lib. c. simon., 3. :5 (204,,). MICHEL, Sent., S. ·65 A. 6. .

. 91 Lib. c. simon., 3. 15 (217.). .89 Lib. c. simon.,3. 7 (206.). Dazu MICHEL. Sent., S. 67 A. ,. Konstantin ist :

wegen seiner Schenkung We mirabilia vir (Ad imp. Cons"., WILL, 88a,.). .,89 Lib. c. simon., 3. 11 (212,,)j 3. 16 (218..). M!CHI!L, Papstwahl, 40. SI. 109 f.j

Sent., c. 267 (S. 81).10' Lib. c. simon •• 3. 6 (205.). Rechte Ordnung. kirchliche Freiheit. bei Gre-

gor VII. iustitla, ist alles dasselbe. Gerd TELLBNBACH. Libertas, Kirche und Welt-ordnung im Zeitalter des Investiturstreits, Stuttgart 1936.'

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kanonische '\Tahl,lOl die sich über Klerus, Volk und Metropolithinwegsetzt'(3 Kapitel), ist ihm ein Greuel.''" Der Metropolit f

stehe schweigend dabei und wage es nicht einmal sich zu räu-- spern. Die Herrschaft der Laien jn der Kirche ist dem Kar-dinal verhasst. Die Laien sollen das Ihrige, das Weltlichebesorgen, die Kleriker aber auch nur das Ihrige, die kirchli-:chen Geschäfte.':" .. . " ,

Aus diesem, Geiste heraus konnte die Reformkurie dieÜbermacht der deutschen Krone auch bei der Pap s t w a h 1nicht auf die ,Dauer ertragen. Wiederholt hatte Kaiser Hein-rich IlL,· aber stets in Fühlung mit den römischen Instan-zen/a' den apostolischen Stuhl besetzt. Aber schlimmer wurdenoch das Vorprellen des römischen Adels empfunden, So wardie «Ordnung» der Papstwahl .ein vordringliches Gebot.Aus Humberts Prinzipien heraus ist das Pap s t w ah I g e·set z von 1059 erflossen, dessen Text und Einführungs-Bullender Kardinalbischof auch verfasst hat.r". Zuerst wählen nachsorgfältigster Beratung (tractantes) die Kardinalbischöfe, denensich nach der Form konzentrischer Kreise die Kardinäle, Klerusund Volk von Rom anschliessen. Jede dieser nachfolgendenGruppen hat daswirkliche Recht der Ablehnung. Der rö-misch-deutsche König fällt aber die letzte Entscheidung. Das'ist. das ausgesprochene Führerprinzip. ohne dass die- Rechteder Nachfolgenden, verkürzt werden. Durch Wibert, denKanzler der «Lombardei », dessen Nennung schon dem Stro- 'phenbau des Papstwahldekretes entspricht,l:08 waren mit dem

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101P.' SCHMID, ]Jer Begriff der' kanon. Wahl iry. den Anfängen del! lnoesti-turstreits, Stuttgart 1926, 113-119 (Humbert). Weil der Kardinal ein wirklichesliberum iudicium der 3 Wahlfaktoren verlangt und die rein formal gewordeneMitwirkung verwirft. versteht Humbert die Wahl in einem «neuen. revolutio-nären S'inne ». Dem Fürsten bleibt aber noch der consensus. ,

102 Lib. c. simon., 3. 6 (205 ..): Sic enceniatus prius uiolentus invadit clerum, ple-bem et oulinem dominaturus, quam ab eis cognoscatur, quaeratur aut petatur; ,205.: taliter promoti... non sunt inter episcopos habendi,... pseudoepiscopus. .

108 Sent .• c. 260' (5. 79);, Lib. c. simon., 3. 9 (209..).la' SCHMID, 57-120. .

\ loa MICHEL, Papstuiahl, 13-15. Zum Begriff Kardinal vgl. MICHEL, papstwahlpa-dum, 345 f. (Exkurs). ' '

108 MICHEL, Papstuiahlpactum, 299.' Auf Grund des von mir erwiesenen Stro-phenbaues des Dekretes, der die Nennung «Wiberts. des Kanzlers der Lombardei serfordert. hält es Heinz ZATSCHEK, in Mitt. ästerr. Inst. f. Gesch., 54. 1942. S.466. für «erwiesen. dass die strittige Wibert-Stelle der ursprünglichen Fassungangehört hat ». PELSTER. 76 A. 30. glaubt: «Das Papstwahlpactum mus s Hum-bert .. in das Papstwahldekret einbetten. was ihm wenig zusagen konnte ». ' Der

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deutschen Hofe Verhandlungen gepflogen worden, so dasshier von einer einseitigen Verfügung der' römischen Synodekeine Rede sein kann. Das Dekret hat sich durchgesetzt, wennauch schon bald die Rechte mehrerer Wahlkreise geschmälertwurden. Der erste und der zweite Wahlkreis fielen in einenzusammen, der heute noch die Papstwahl ausübt. Die Votenvon Klerus und Volk schrumpften in einen formalen Beifallzusammen, das Königsrechtaber wurde durch' den Investi-turstreit liinweggefegt. .' .

.Bei diesem ausgesprochenen Führungsprinzip. das H um-bert beherrscht, ist es unmöglich, dass ihm der Traktat Deordinando pontiiice zugehört?" Hier soll der Papst demokra-tisch von allen Bischöfen der Welt gewählt werden, nicht abervon dem imperator nequissimus, wie Heinrich Ill. genanntwird. Die Wahlfaktoren sind also völlig andere. Wie hätteHumbert, seit 1044 in' engster Fühlung mit BrunovonToul(Leo IX.), wohl schon sein Sekretär, dessen Vetter und För-dererer Heinrich 111., der Bruno bald darauf zum Papsteausersehen hat, so beschimpfen können!' Auch die' sonstigenGrundsätze der Schrift sind andere. Die Ungültigkeit der si-monistischen Weihen ist nicht bestimmt ausgesprochen, wäh-rend Humbert sie hundertfältig verdammt. Die aus Gregord. Gr. angezogenen Stellen finden sich nicht irr.der Masse derGregorzitate, die die Libri c. simoniacos auftürmen. Ganzfehlt die Grundlehre Humberts von den 3 Kapiteln, der Wahl

. durch Klerus und Volk und der coniirmatio durch den' Me-tropoliten, eine Forderung, die von der ausschliesslichen Wahr. des Papstes durch alle' Bischöfe der Welt völlig geschnittenwird.!" Das letzte Wort liegt bei den sprachlichen Kriterien,'die u~zweifelha£t gegen Humbert als Autor entscheiden.v" So -,

Fürstenkonsens entspricht aber den Humbertischen Prinzipien. Der Idealpapst Hum.berts war Gregor d. Gr .• der das kaiserliche Bestätigungsrecht vollauf anerkannte,ja darum bat. seine Wahl nicht zu bestätigen. MICHEL,' Papstwahl, IS4 ff. BeiDingen. die man hasst, spielt man auch nicht mit Reimen.

101 MG., Libelli de lite, I. 8'14. Dazu F. PELSTER,Der Traktat «De ordinan.do pontifice» und sein Yerfasser Humbert von Moyenmoutier, in Hist. [ahrb., ..61, 1941. 88·115. ,

108 Die von Humbert so hoch geschätzten Metropoliten (Oben, A. 17) werdenauch bei der Beichte übergangen. Nach 13. soll nämlich das Volk dem Priester.der Priester dem Bischof. der Bischof aber dem «höchsten und allgemeinen Bi-schof ». dieser aber Gott allein beichten. . ,,. 109 Von 26 eigentlichen Väterzitaten wird kein einziges mit beatus ~er sanctus

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ist aus der Schrift F. Pelsters, die sonst manche dankenswerteAnregung gibt, kein Kapital für Humbert zu schlagen.

Der Ordnung, wie sie_Kardinal. Humbert erstrebt, stehtals schlimmster Stein des Anstosses das germanische E i gen ~kir ehe n wes en im Wege. Der freie Kauf und Verkauf.von Kirchen, deren. Erträgnisse dem Kirchenherrn gehörten,wiedie Vergebung von Klöstern an Laien, führte zu schamloserAusbeutung. .Hier lagen die Wurzeln der, Simonie und, na- \mentlich beiden Burgpfaffen, auch der Klerogamie. Das rö-mische Kirchenwesen dagegen war bis auf verschwindende Aus-nahmen nicht privat-, sondern öffentlich-rechtlich. Humbertsah mit eigenen Augen die angerichtete grauenvolle Verhee-rung, hatte aber auch schon durch die Lektüre des Abbo vonFleury den Hass gegen das Eigenkirchentum eingesogen.!" DieHabgier unddie Anmassung der potentes kennt bei ihm keineGrenzen. Sie plündern die Kirchen' bis auf das Letzte' aus,«,kein Tüchlein, kein Büchlein, kein. Böcklein, nur Tränenlassen sie zurück ».lU Ärger als Vandalen und Hunnen, schlim-mer als die verworfensten Häretiker; schändet der SimonistReliqui~n, Kirchen ~nd Friedhöfe bis zur völligen Verwüs-tung, rersst alles an sich und ackert auf den Gräbern. Mitteuflischen Verträgen (per diabolicos contractus) verkauft erim voraus schon bis an das Ende derWelt Zehnten und Obla-tionen für Lebende und Tote. Das letzte Mittel der Simo-

\ ,nie Herr zu werden, sieht der Kardinal in der alIgemeinenErhebung der Laien gegen die Räuber des Kirchengutes. 11'.,Humbert ist der erste, der schon im 1. 1051 in seinen Senten-zen entlegene frühere Verbote des Kirchenraubes in Bündel

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, .eingeführt, das bei Humbert emphatisch mit einer Masse anderer Epitheta ständigwiederkehrt, kein einziges wird mit dem beliebten Ecce s, N,... et tu quis es, qui ....abgeschlossen. Nie findet sich die bei Humbert achtmal nachweisbare Paarungutile et necessarium, sondern zweimal das nackte utile und eine andere Paarung.Fast umsonst suchtman die bei Humhert häufigen Paarungen mit Alliteration'und Reim zugleich (wie mirabilis et miserabilis), nie stösst man auf eine der beiHumbert , oft hoch gesteigerten Häufungen (das gleiche Wort sechsmalj, weil dasangeführte Beispiel (perversus) nur eine Sacherklärung ist. Den auffallend kurzenSätzen der einen Seite steht auf der anderen eine seltene Fülle, fast Schwulst derSprache gegenüber; Nie fand ich bei Humbert apercJius oder ab incepto, kaum .silere, sondern immer tacere oder obmutescere, nie ueritati reluctans, sondernmehrfach veritatem impugnare. Für weitere Beobachtungen fehlt der Raum.

U. ZU Abbo vgl. MICHEL, Sent.; S. 23 f.; Reord., 27 A. 30. .an Lib. c. simon.,' 2, 36 (184.. ff.); MICHEL, Sent., S. 80. . •111 Lib. c. limon., " 11 (212,,); " 16 (218..). MICHEL, Papstwahl, 40, 51.

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zusammenfasst und damit wirksam macht. Laien haben durch-aus kein Verfügungsrecht überKirchengut. Wer Oblatio-nen und Kirchengüter Gott entfremdet, begeht Sakrileg. EinGeistlicher, der. Kirchengut beansprucht oder Ansprüche hin-gehen lässt, wird gebannt. Was zum allgemeinen Nutzen ge-geben wurde, ist nicht für eigenen Gebrauch zu verwenden.Sakrileg ist es, das zurückzubehalten, was an hI. Stätten ver-erbt wurde u s. w. (can. 260-270). 111 Alles Kirchengut ist Got-tes Besitz. Kirchenamtund Kirchengut gehören wesenhaftzusammen wie Seele und Leib.?" Darum musste auch von hieraus, weil die Könige die Bistümer als Eigenkirchen betrach-teten, der Kampf gegen die Investitur entbrennen. .

So hat Kardinal Humbert, der nach rastloser Arbeit am5~Mai 1061 ins Grab sank,m einer der grössten Söhne des hl.Benedikt, der Kirche einen mächtigen, bis heute anhaltendenAuftrieb auf dog m a t i s c hem, ku 1t is c h em, j u r i s-t i s ehe m , kir c.hen - und s t a a t s pol i t i s ehe mGebiete gegeben. Viele Bäche und Wasser hat dieser Bergstromin sich aufgenommen,' bis er unter anderem Namen in die.Ebene hinaustrat und das Letzte vollendete. Es wäre verloc-kend, das Charakterbild dieses gewaltigen _Geistes herauszu-meisseln, aber gerade die feineren Züge können doch' erst bei ei-ner grösseren Biographie, die er längst verdient hätte. nach denQuellen belegt werden. Ein paar Striche dürften hier genügen.

_ Humbert ist aufgewachsen und verwachsen mitder hl.Schrift, deren Ursprachen er kennt, deren Worte und Bildergleich den Aussprüchen der Väter ihm unerschöpflich in' dieFeder flies~en. Ein überlegener, scharfsinniger Kopf, wie erbesonders m der Azymenfrage (Todestag Christi) hervortritt,offenbart er auch eine seltene Freiheit des Urteils und erhebt

11' MICHEL, Sent., S. 77-83 .. 11" Lib. c. simon., 3. 26 (231 ..): sicut anima et caro unus est homo. ita clericalls

.ordo ntque ecclesiastica posse!sio una est domini sanctiiicatio, Ebenso in der Ep.adv. Sim. MICHEL, Reord., H. n. 28. Hildebrand nahm später in seinem berühmtenGebet an den Apostelfürsten nicht bloss das Kirchengut. IOndem auch alles Pri-valgut für den hI. Petrus in Anspruch. .

111 RICHER, Chron. Senonen. c. 19 (MG., .sS., 25. 280). gibt keinen Todestag an.-woh] aber JOH. DBSAYONO,2. 55 (HALFMANN,41 A. 3). Der Laurent. cod. 5. plut,XIX., fol. 163 sq. (BANDINbIV, 5~O). bestätigt im Nekrolog saec, XI den Tag: Ill.N. (anti!' nonas Mai,) Obiit Humbertus Archiepiscopus et monachus de SanctaRufina.

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dem ängstlichen griechischen Brauchtum und Symbolismusgegenüber «seine Stimme hell und .klar für die ,christlicheFreiheit und das Recht, den Geist des Christentums in einer '/Mannigfaltigkeit und Fülle individueller Formen zur Erschei-nung zu bringen ».111 Nach der dogmatischen Seite sind wirzwar heute über den gefürchteten Ketzerhammer da und dorthinausgewachsen, vor allem in der Cyprianischen Ideologie,aber Humbert hat doch für die heute blühende eucharistischePraxis die dogmatische Grundlage erst gewonnen. Seine stärk-ste Seite liegt aber im Kirchenrecht. Der Kardinal verstandes sein reiches kanonistisches und patristisches Material nachseinem römischen Prinzip zu sichten und zu ordnen. In seinenSentenzen hat er damit auch die erste Grundlage für unserheutiges Kirchenrecht geschaffen. Hierinzeigt er allerdings,dem damals übermächtigen Staate gegenüber ein unfreundli-ches Gesicht, wird' zum Staatsmann oder besser Kirchenpoli-tiker grossen Stils, ein Mann des Systems, nicht aber ein ge-schickter Politiker in konkreten Fragen.

Sein ganzes Herz gehört dem Papsttum, in dem er die Kir-che selbst sieht, dem Erben des hI. Petrus. Alle seine reichen. Geistesanlagen ,mid Kenntnisse, all sein Können als Meisterder Sprache, der unbewusst ganze Strophen inseine Prosa ein-

, baut" seine unerschöpfliche Arbeitskraft stellt er selbstlos undnamenlos als der treueste Diener dem apostolischen Stuhleund der Reform zur Verfügung. Mit Leo IX. war er ein Herzund eine Seele, ihre Werke und Ideen, hingen ineinander.Nach dem Tode Viktors II.selbst Papabile, tritt er sofortzurück, und schlägt Friedrich von Lothringen, seinen vertrau-ten Freund (Stephan IX.) zum Papste vor, wieer überhauptseine,Reformfreunde mächtig, fast gewaltsam förderte undschützte.!" Mit Nikolaus 11:, dem zweiten « Lothringer» Papst,derihm auch die Wahl zu danken hatte.?" war er so verbun-den" dass er und Bonifaz von Albano « die ganz scharfen und

111R. BAXMANN, Politik der Päpste, Elberfeld 1869, Il, 243. 'Uf Chron. Casin., 2911, 92 (MG., SS., VII, 692). BoRINO, Rijorma, 48Q fll. Zur

Hilfefür «seinen liebsten Mitbruder », den Mitlegaten Petrus von Amalfi, derals Reformer SChwierigkeiten hatte, vgI. A. MICHEL, Amalfi im griech. Kirchenstreit(1050-1090), in Studi Bizantini, Rom 1939, 36 f. .

111MICHEL, Papstwahlpactum, Exkurs, 349 (in der letzten und vorletzten Zeilelies ·1058, nicht 10~9). BENZO bei HALFMANN. 22.

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DIE FOLGENSCHWEREN IDEEN DES KARD. HUMBERT 91, I '. I

durchdringenden Augen» des Papstes Nikolaus genannt wur-den. u, Hildebrand hat von H umbert gelernt und sich ihm ge- (beugt, ohne dass sich aber hier ein näheres persönliches Ver-hältnis nachweisen liesse; Gregors Primatsauffassung ist ele-mentar, im Sinne einer eingegossenen Idee.

Aus tiefster Innerlichkeit quillt bei Humbert, da und dortin wahren Ausbrüchen, ein lange anhaltendes Flehen zu Jesus,dem guten Hirten, oder zum hl.. Geist hervor und offenbarteine tiefe, mystische, selbst visionäre Veranlagung.v" Begeistertfür das Mönchtum, kann er die Klöster nicht genug schützen. III

Die weithin auf der Kirche lagernden Übelstände, Simonie \und Klerogamie, pressen ihn in" einen wahren Weltschmerzhinein. Omne caput languidum, stöhnt er öfter mit dem Pro-pheten (Is. 1,5. 6), selbst bei seiner Rechtssammlung hervor.i" 'Die allgemeine Verderbnis führt ihn zu masslosen Übertrei-bungen. Immer wieder findeter einen Grund, warum die Si-monisten noch schlechter sind als der ,Teufel. Er sieht gera-dezu eine Aufgabe darin, als «Hofhund des himmlischenHausvaters» (Is. 56,lOf.), der schon auch zu beissen vermag,

- seine Gegner zu zerfleischen.i" Ein Häretiker ist eben, wieauch sonst im Mittelalter, kein Mensch, sondern ein reissendesTier. So wird Humbert zum Sturmvogel der Reform. Diese'Heftigkeit verleitet ihn öfter zu Widersprüchen und zu fahr-lässigen Behauptungen, die er nicht zuibeweisen vermag.v" ,So ist mitunter, wie im Osten, der Erfolg seiner heroischenArbeit geradezu tragisch. ,

Noch manches Licht würde auf ihn fallen, wenn durchsorgfältige, beweiskräftige Literarkritik die ihm gleichzeitigen

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~".P~TR. DAMI~Nl, ep. I. 7 (~fIGNB, 144, 211 d) ad Nicolaum II.~ qui vestriQCutlSslm. et persptcaces sunt oculi, " '

120 Ep. r ad Cerul., c. 4 (WILL, 67a..); Lib. 'c. simon., Initium, 102; Rationes,~. 10 am ~.hluss (MICHEL, Humbert, I, 86. 111); Bulle Leos IX, für Heilig Kreuzm Donauworth, dievon Humbert stammt. MICHEL; Sentenun, Exkurs H., S. 191-196. n, 15. '..

111 MICHEL, Sent., S. 19 f.; Papstwahl, 49; Papstwnhlpactum, 298; die Bullefür Montecassino schrieb Humbert sogar persönlich. •

122 MICHEL, Sent., S. 32. 35.128 Zu den heftigen Ausfällen gegen -den Mönch Niketas vgl. MICHEL, Hum-

bert, 11. 205 (mit Charakteristik). Zu canis vgl. Lib. c. simon., 3, 20 (223.. f.), .dazudie Parallelen in MICHEL, Humb., I. 5,2-67 n. 22. in denen sich Humhert ausdrück-lich zu mordete und mordax bekennt. FAUSER, 17 f.. sieht bei dem Kardinalnur diese eine Seite: • Wahre Grösse der Gesinnung und des Geistes fehlen ihm s,

12' MICHEL, Sent., S. 87 f.; 50.

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Heiligenleben von' Moyenmoutier.l" die BischofsurkundenBrunos von Toul und so manchePapstbriefe späterer Reform-päpste als sein Gut gesichert wären. Hier hat die Zukunft nochmanche dankenswerte Aufgabe.

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125 M. PFISTER, Les It!gendesde S. Die et de S. Hidulph« '(Annales de l'Esi,Ill. 1898. 538 f.), der wenigstens 3 Viten aus Moyenmoutier Humbert zuschreibenwill. trifft wohl das Richtige, bedarf aber von der textkritischen Seite her derentscheidenden Ergänzung.

Zu Anm. 14. ( Na c h t rag. den der freie Raum erlaubt). Humbert hat denGedanken an die Kirche als Beamtenmonarchie, den bei ihm Kaiser Konstantinausspricht. wohl aus Aeneas von Paris (t 870). der ihn gegen Photios vorbringt(Contra Graecorum opposite, e.' 209, MTGNB, P. L., 121 758b). Nachdem der fränkischeBischof die Konstantinische Schenkung in kurzen Strichen hervorgehoben hat. erklärter: Konstantin wollte besonders (specialiter). dass den Gipfel des gesamten Prinzipates(apicem omnis principatus) der römische Papst über die gesamte Kirche und ihreBischöfe allezeit wie mit k ö n i g 1ich em' Re c h te innehabe (perenniter oeuui ure re g i 0 retineret). Hieraus ..w.urde...wohldaß .Oebot Konstantins bei Humbert,ut in toto orbe sacerdotes ita hunc caput habeant, sicut omnes . iu cl ice s re gem.Denn der fränkische Kardinal hat den Bischof von-Paris kn mehreren Stellenbenützt. wie ich in Humbert, I, 76. gezeigt habe. Auf (,di~se Verschärfung derPrimatsauffassung wies schon ScHRAMM. I. 24 A. 1. hin'fit!' Idee vom Papst alsKaiser h~t also. auf seine, Stellung als Kirchenhaupt stark bgefärbt,

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